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Bei der Behandlung chronischer Wunden hat die - Werner Sellmer

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5<br />

!<strong>Bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>chronischer</strong> <strong>Wunden</strong> <strong>hat</strong> <strong>die</strong><br />

so genannte feuchte Wundbehandlung einen beson<strong>der</strong>en<br />

Stellenwert. Lesen Sie alles Wissenswerte<br />

über <strong>die</strong> zahlreichen unterschiedlichen Verbandmaterialen,<br />

<strong>die</strong> hier zum Einsatz kommen.<br />

In <strong>der</strong> letzten Folge in Ausgabe<br />

6 <strong>der</strong> PODOLOGIE<br />

wurden Verbandmaterialen<br />

von Aktivkohle bis hin zu<br />

wirkstofffreien hydrophoben<br />

Wundauflagen dargestellt. Im<br />

Folgenden finden Sie weitere<br />

mo<strong>der</strong>ne Verbandmaterialen:<br />

5 Hydropolymere<br />

Material: zu Schaum verarbeiteter<br />

Kunststoff.<br />

Eigenschaften: strukturbeständige<br />

hydrophile (wasserbeziehungsweiseexsudatbindende)<br />

Schwammgerüste.<br />

Nicht durchlässig für Wasser,<br />

Bakterien und (Wund-)Gerüche,<br />

Temperaturerhaltung bei<br />

35–38 °C. Mechanischer Schutz<br />

<strong>der</strong> Wunde, ohne mit dem<br />

Wundgrund zu verkleben.<br />

Wirkungsmechanismus: Aufquellen<br />

durch Speichern von<br />

Wundsekret. Dadurch mechanischer<br />

Reiz auf den Wundgrund,<br />

<strong>der</strong> <strong>die</strong> Gewebsneubildung<br />

anregt = För<strong>der</strong>ung von<br />

Granulation und Epithelisation.<br />

Aufrechterhalten des<br />

feucht-warmen Wundmilieus.<br />

Indikation: mäßig bis stark exsu<strong>die</strong>rende<br />

<strong>Wunden</strong>, Ulcus cruris<br />

in Kombination mit<br />

Kompressionsverband, Ver-<br />

heilungsstörende Faktoren,<br />

schützt außerdem <strong>die</strong> körpereigenen<br />

Wachstumsfaktoren<br />

und unterstützt <strong>die</strong> Bildung<br />

neuen Gewebes.<br />

Indikationen: chronisch sekundär<br />

heilende <strong>Wunden</strong> ohne<br />

sichtbare Zeichen einer Infektion,<br />

chronisch stagnierende<br />

<strong>Wunden</strong>.<br />

Kontraindikationen: nekrotische<br />

und infizierte <strong>Wunden</strong>.<br />

Komplikationen: Verklebt bei<br />

Feuchtigkeitsmangel mit dem<br />

Wundrand.<br />

Verweildauer: Da das Material<br />

von <strong>der</strong> Wunde resorbiert<br />

wird, richtet sich <strong>die</strong> Verweildauer<br />

des Abdeckmaterials<br />

nach dem Wundzustand.<br />

Zu beachten: Kollagene sind<br />

Eiweiße. Sie dürfen nicht zusammen<br />

mit jod- o<strong>der</strong> silberhaltigen<br />

Substanzen und Desinfektionsmitteln<br />

verwendet<br />

werden, da solche Produkte<br />

das Material schädigen beziehungsweise<br />

zersetzen können.<br />

5 Nasstherapie<br />

Material: Saugkissen mit superabsorbierendenPolyacrylat,<br />

gebrauchsfertig mit Ringerlösung<br />

aktiviert bezie-<br />

Ausbildung<br />

Basiswissen Wundversorgung – Grundlagen/Teil X:<br />

Aus podologischer Sicht:<br />

Chronische <strong>Wunden</strong><br />

Von Heidi Heinhold, Engelskirchen, in Zusammenarbeit mit Andreas<br />

Holtmann und Günter Westkamp, Alte Michaelsschule, Rheine<br />

Bereiten Sie sich mit unserer Ausbildungsserie<br />

außerdem auf Ihre Prüfung vor! O<strong>der</strong> frischen<br />

Sie Ihr Wissen auf! Anhand <strong>der</strong> Fragen und Antworten<br />

können Sie Ihre Kenntnisse testen.<br />

brennungen, Spalthautentnahmestellen.<br />

Kontraindikationen: klinisch<br />

infizierte <strong>Wunden</strong>, trockene<br />

<strong>Wunden</strong>, Verbrennungen 3.<br />

und 4. Grades, frei liegende<br />

Knochen, Sehnen, Muskeln.<br />

Verweildauer: drei bis sieben<br />

Tage, je nach Wundsituation.<br />

Zu beachten: Das Material ist<br />

vollflächig klebend, mit selbstklebendem<br />

Rand (Bor<strong>der</strong>), aber<br />

auch ohne Kleber erhältlich.<br />

<strong>Bei</strong> Letzterem ist eine Fixierung,<br />

zum <strong>Bei</strong>spiel mit einer<br />

Binde, erfor<strong>der</strong>lich. Spezielle<br />

Produkte <strong>die</strong>ser Gruppe sind<br />

auch für saubere Wundhöhlen<br />

geeignet (cavity, packing).<br />

5 Kollagen<br />

Material: Wundauflagen aus<br />

Schweine- o<strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>korium<br />

(= Dermis <strong>der</strong> Schweine- beziehungsweise<br />

Rin<strong>der</strong>haut).<br />

Eigenschaften: Wird von <strong>der</strong><br />

Wunde resorbiert. Die poröse<br />

Struktur mit hoher Kapillaraktivität<br />

bindet das Wundsekret.<br />

Dient <strong>der</strong> Blutstillung<br />

und bindet außerdem überschüssige<br />

Proteasen (= heilungsstörende,eiweißauflösende<br />

Enzyme) sowie weitere<br />

entzündungsför<strong>der</strong>nde und<br />

Der hydroaktive Kollagenschwamm<br />

Suprasorb ® C besteht<br />

aus sterilem, nicht vernetztem<br />

Rin<strong>der</strong>kollagen.<br />

hungsweise muss vor <strong>der</strong> Anwendung<br />

mit Ringerlösung<br />

aktiviert werden.<br />

Eigenschaften: Gibt <strong>die</strong> Ringerlösung<br />

an <strong>die</strong> Wunde ab<br />

und nimmt bakteriell belastetes<br />

Wundsekret auf.<br />

Indikationen: exsudative<br />

Wundreinigungsphase, infi-<br />

zierte <strong>Wunden</strong>, tiefe, zerklüftete<br />

Wundhöhlen.<br />

Kontraindikationen: nicht<br />

beschrieben.<br />

Komplikationen: Bildung von<br />

„feuchten Kammern“, wenn<br />

kein vollständiger Kontakt<br />

zum Wundgrund besteht. Diese<br />

bieten einen idealen Nährboden<br />

für Bakterien. Rötung <strong>der</strong><br />

Wundumgebung auf Grund<br />

verstärkter Durchblutung infolge<br />

<strong>der</strong> Wundreinigung.<br />

Verweildauer: je nach Produkt<br />

12 bis 24 Stunden.<br />

Zu beachten: Das Material<br />

muss beim Erstverband/Verbandwechsel<br />

sehr sorgfältig<br />

dem Wundgrund angepasst<br />

werden.<br />

5 Polyurethanfolie, semipermeabel,<br />

transparent<br />

Material: Kunststoff, <strong>der</strong> zu<br />

Folien, Schaumstoffe und Fäden<br />

verarbeitet werden kann.<br />

Eigenschaften: Gut hautverträglich,<br />

selbstklebend, durchlässig<br />

für Wasserdampf, Wärme<br />

und Gase von <strong>der</strong> Wunde<br />

an <strong>die</strong> Umgebung ( = nur von<br />

innen nach außen = semipermeabel,<br />

also halbdurchlässig).<br />

Transparenz ermöglicht das<br />

Beobachten von Wunde und<br />

Wundumgebung. Undurchlässig<br />

für Wasser und Keime<br />

von außen, daher guter Infektionsschutz.<br />

Fortsetzung auf S. 26<br />

© Podologie, LVII, Heft 7 /2006 25<br />

(Foto:s Lohmann & Rauscher GmbH)


Fortsetzung von S. 25<br />

Ausbildung<br />

Indikationen: Wundabdeckung<br />

an Lokalanästhesie<br />

(beispielsweise<br />

EMLA – Creme zur<br />

Schmerzbekämpfung),<br />

<strong>Wunden</strong> nach Spalthautentnahme,epithelisierende<br />

<strong>Wunden</strong>, sowie<br />

hier speziell: Fixierung<br />

von Wundauflagen;<br />

allgemein Fixieren<br />

von Verweilkanülen,<br />

zentralen Venenkathetern.<br />

Kontraindikationen:<br />

klinisch infizierte <strong>Wunden</strong>,<br />

unterminierte, tiefe<br />

<strong>Wunden</strong>, stark exsu<strong>die</strong>rende<br />

o<strong>der</strong> blutende<br />

<strong>Wunden</strong>.<br />

Komplikationen: Allergie,<br />

Risiko <strong>der</strong> Hautschädigung<br />

(Ursache:<br />

zu starke Haftung), Bildung<br />

einer „feuchten<br />

Kammer“.<br />

Verweildauer: Ist abhängig<br />

vom Zustand<br />

<strong>der</strong> Wunde.<br />

Zu beachten: Polyurethanfolien<br />

sind SchutzbeziehungsweiseSekundärverbände<br />

und<br />

nehmen selbst kein<br />

Wundsekret auf.<br />

5 Proteasenmodulierende<br />

Matrix<br />

Material: gefriergetrocknete<br />

Matrix ( = Struktureiweiße<br />

unter an<strong>der</strong>em zum<br />

Zellaufbau) aus speziell aufbereiteter<br />

Zellulose (so genannte<br />

oxy<strong>die</strong>rte regenerierte<br />

Cellulose = ORC) und Kollagen;<br />

wird vollständig vom<br />

Körper resorbiert.<br />

Eigenschaften: Bindung und<br />

Inaktivierung von überschüssigen<br />

Proteasen (Enzyme, <strong>die</strong><br />

im Überschuss <strong>die</strong> Wundheilung<br />

stören), Bindung und<br />

Schutz von Wachstumsfaktoren,<br />

chemotaktische Wirkung<br />

auf Fibroblasten und Stimulation<br />

ihrer Proliferation, Bildung<br />

eines feuchten Wundmilieus,<br />

Blutstillung, Bindung<br />

so genannter freier Radikale.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Überschüssige Proteasen, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Wundheilung verzögern,<br />

werden gebunden und inak-<br />

tiviert. Endogene Wachstumsfaktoren<br />

werden ebenfalls gebunden<br />

und so vor dem Abbau<br />

durch Proteasen geschützt.<br />

Das heißt: Der Gehalt <strong>die</strong>ser<br />

wichtigen Faktoren wird ausbalanciert<br />

und dadurch das<br />

natürliche Wundheilungsmilieu<br />

wie<strong>der</strong> hergestellt. Dies<br />

för<strong>der</strong>t <strong>die</strong> Heilung.<br />

Indikationen: granulierende<br />

<strong>Wunden</strong>, <strong>Wunden</strong> ohne Nekrosen<br />

o<strong>der</strong> dicke Fibrinbeläge<br />

und ohne erkennbare Zeichen<br />

einer Infektion.<br />

Kontraindikation: klinisch infizierte<br />

<strong>Wunden</strong>, Reinigungsphase,<br />

Nekrosen und dicke<br />

Fibrinbeläge – hier muss <strong>die</strong><br />

Wunde erst gereinigt werden.<br />

Komplikationen: bei schwach<br />

exsu<strong>die</strong>renden <strong>Wunden</strong> Verklebung<br />

mit dem Wundrand.<br />

Suprasorb ® F ist ein elastischer<br />

und anschmiegsamer, hauchfeiner<br />

und transparenter Polyurethanfilm;<br />

zur postoperativen<br />

Wundversorgung, für oberflächliche,<br />

schwach exsu<strong>die</strong>rende<br />

<strong>Wunden</strong>; vor allem aber auch<br />

zum Schutz des frischen Epithels<br />

bei <strong>Wunden</strong>, <strong>die</strong> bis zur Abheilung<br />

in feuchtem Milieu gehalten<br />

werden, zum <strong>Bei</strong>spiel ein Ulcus<br />

cruris venosum.<br />

<strong>Bei</strong>spiel für einen Verband aus semipermeablerPolyurethan-Trägerfolie:<br />

Suprasorb ® H ist eine selbsthaftende<br />

Wundauflage mit guter<br />

Exsudataufnahme; zur Versorgung<br />

von leicht bis mittel exsu<strong>die</strong>renden,<br />

nicht infizierten, oberflächlichen<br />

<strong>Wunden</strong> wie zum <strong>Bei</strong>spiel<br />

Ulcera, Decubiti, stärker exsu<strong>die</strong>renden<br />

Abschürfungen, sekundär<br />

heilenden <strong>Wunden</strong>.<br />

Suprasorb ® M PU-Membran besteht<br />

aus Polyurethan. Wundseitig<br />

sind <strong>die</strong> Poren groß und offen,<br />

um Exsudat optimal aufzunehmen.<br />

Die kleinporige Oberfläche ist undurchlässig<br />

für Mikroorganismen<br />

und Flüssigkeiten, jedoch wird<br />

<strong>die</strong> Wasserdampfabgabe <strong>der</strong> Haut<br />

nicht behin<strong>der</strong>t. Suprasorb ® M<br />

kommt auch bei Problemwunden<br />

wie Ulcera und bei diabetischen<br />

Füßen zum Einsatz.<br />

Verweildauer: Ist nach etwa<br />

zwei bis drei Tagen vollständig<br />

resorbiert. Falls erfor<strong>der</strong>lich,<br />

muss das Material erneut<br />

appliziert werden. Eventuell<br />

vorhandene Reste sind zu entfernen.<br />

Zu beachten: Die gefriergetrocknete<br />

Matrix kann mit<br />

Ringerlösung angefeuchtet<br />

werden. In <strong>der</strong> Wunde eingebracht<br />

bildet sie ein Gel und<br />

muss mit einem Sekundärverband<br />

abgedeckt werden.<br />

Die Matrix sollte den Wundrand<br />

nicht bedecken.<br />

Des Weiteren darf das Material<br />

nicht mit Substanzen in<br />

Kontakt kommen, <strong>die</strong> eiweißausfällende<br />

Wirkung haben,<br />

wie zum <strong>Bei</strong>spiel Jod. Gerbende<br />

Substanzen, beispielsweise<br />

Silbernitrat und Desinfektionsmittel,<br />

hemmen – wie<br />

bei Kollagen – <strong>die</strong> Wirkung<br />

des Materials<br />

ebenfalls.<br />

5 Silberhaltige<br />

Wundauflagen<br />

Material: Silberionen,<br />

in eine Wundauflage<br />

eingearbeitet.<br />

Eigenschaften: Breites<br />

antimikrobielles Wirkspektrum<br />

(wirken gegen<br />

mehr als 150 Keime).<br />

Es ist keine Resistenzbildung<br />

möglich,<br />

welche <strong>der</strong> Antibiotikaresistenz<br />

entspricht<br />

und wodurch <strong>die</strong>se<br />

unwirksam werden.<br />

Allerdings lassen sich<br />

bei Silber Mechanismen<br />

feststellen, <strong>die</strong> einer<br />

Resistenz ähneln.<br />

Das heißt: <strong>die</strong> Wundheilung<br />

schreitet nicht<br />

so fort, wie zu erwarten<br />

wäre. Hier muss<br />

ein an<strong>der</strong>es Material<br />

eingesetzt werden.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

physikalisch.<br />

Silberionen hemmen<br />

Bakterienenzyme und<br />

greifen Strukturproteine<br />

<strong>der</strong> Bakterien an.<br />

Sie durchdringen über<br />

so genannte Ionenkanälchen<br />

<strong>die</strong> Zellmembran<br />

und zerstören<br />

<strong>die</strong>se, dringen<br />

dann in den Zellkern<br />

ein und unterbinden so <strong>die</strong><br />

Zellteilung – <strong>die</strong> Bakterien<br />

können sich nicht mehr vermehren.<br />

Indikationen: Therapie infizierter<br />

<strong>Wunden</strong>, in Kombination<br />

mit Aktivkohle lassen sich<br />

Gerüche binden.<br />

Kontraindikationen: Unverträglichkeit<br />

auf Wirk- o<strong>der</strong><br />

Hilfsstoffe.<br />

Komplikationen: vorübergehende<br />

Verfärbung <strong>der</strong> Wunde<br />

und <strong>der</strong> Wundrän<strong>der</strong> durch<br />

Silberionen möglich, Allergie,<br />

Verkleben mit <strong>der</strong> Wunde bei<br />

schwacher Exsudation.<br />

Verweildauer: mehrere Tage.<br />

Zu beachten: Teilweise nicht<br />

anwendbar während einer<br />

Magnetresonanzdiagnostik.<br />

<strong>Bei</strong> elektronischen Messungen<br />

Allergie. Fortsetzung auf S. 28<br />

26 © Podologie, LVII, Heft 7/2006


Fortsetzung von S. 26<br />

Ausbildung<br />

den Kontakt zu Elektroden<br />

o<strong>der</strong> leitenden Gels vermeiden<br />

(auf Herstellerhinweise<br />

achten!).<br />

5 Schaumstoff, offenporig<br />

Material: grobporiger Polyurethan-Weichschaum.<br />

Eigenschaften: hohe Aufnahmekapazität<br />

für Wundflüssigkeit,<br />

Zelltrümmer und Bakterien.<br />

Regt <strong>die</strong> Bildung von<br />

Granulationsgewebe an, wobei<br />

<strong>der</strong> Mechanismus noch<br />

nicht endgültig geklärt ist.<br />

Indikationen: infizierte Hautdefekte,<br />

stark exsu<strong>die</strong>rende<br />

<strong>Wunden</strong>, Wundkonditionierung<br />

bei stagnieren<strong>der</strong> Heilung,<br />

Hautersatz zur Vorbereitung<br />

einer Hauttransplantation<br />

(Funktion: Gerüst für<br />

<strong>die</strong> Gewebsneubildung), Heilungsprobleme<br />

in Reinigungsund<br />

Granulationsphase.<br />

Kontraindikationen: trockene<br />

<strong>Wunden</strong>, Nekrosen, frei liegendes<br />

Knochen-, Muskulaturund<br />

Sehnengewebe, frei liegende<br />

Knorpel und Knochenhaut<br />

(= Periost).<br />

Komplikationen: Austrocknung<br />

<strong>der</strong> Wunde, Allergie.<br />

Verweildauer: Abhängig vom<br />

Zustand <strong>der</strong> Wunde.<br />

Zu beachten: wie bei allen<br />

Verbandmaterialien: Regelrechte<br />

Entsorgung, um Keimverschleppung<br />

durch austretende<br />

Flüssigkeit zu vermeiden<br />

(= Schmierinfektionen).<br />

Zusammenfassung<br />

Wie ersichtlich, gibt es eine<br />

Reihe verschiedener Verbandmaterialien,<br />

<strong>die</strong> einzeln und in<br />

Kombination verwendet werden<br />

können. Allen gemeinsam<br />

ist, dass sie bis auf eines<br />

nicht antibakteriell wirken.<br />

Die Wirkung basiert lediglich<br />

darauf, dass Keime und Zelltrümmer<br />

in das Material gebunden<br />

werden, so dass bei<br />

ordnungsgemäßer Verarbeitung<br />

und Entsorgung nach<br />

den Hygienestimmungen des<br />

Robert-Koch-Institutes für<br />

Krankenhausmüll (<strong>die</strong> auch in<br />

<strong>der</strong> ambulanten Praxis gelten!)<br />

eine Keimverschleppung<br />

über den Luftweg nicht<br />

möglich ist. Die Bakterien<br />

bleiben also am Leben und<br />

können durch Schmierinfektion<br />

weitergetragen werden.<br />

Hier ist vor allem bei MRSA-<br />

Bakterien* zu beachten, dass<br />

<strong>die</strong>se Keime selbst OP-Handschuhe<br />

durchdringen, so dass<br />

zwei Paar Handschuhe übereinan<strong>der</strong><br />

gezogen werden<br />

müssen, wenn eine Keimverschleppung<br />

vermieden werden<br />

soll. Auch ist keine Resistenzbildung<br />

möglich, da <strong>die</strong><br />

Materialien <strong>die</strong> Zellstrukturen<br />

nicht angreifen. Lediglich<br />

Silber greift in <strong>die</strong> Zellstrukturen<br />

ein und wirkt dadurch<br />

antibakteriell, das heißt, durch<br />

Anwendung von Silbermaterialien<br />

werden <strong>die</strong> Bakterien<br />

Auflösung und Erläuterung <strong>der</strong> Fragen:<br />

Frage 1: Was ist eine phasenadaptierte Wundversorgung?<br />

Antwort: Die phasengerechte Wundversorgung ist eine<br />

Methode, bei <strong>der</strong> sich <strong>die</strong> Auswahl des Verbandmaterials<br />

am jeweiligen Zustand <strong>der</strong> Wunde – <strong>der</strong> so genannten Heilungsphase<br />

– orientiert.<br />

Frage 2: Ist bei <strong>der</strong> phasenadaptierten Wundversorgung<br />

ein täglicher Verbandwechsel erfor<strong>der</strong>lich?<br />

Antwort: Nein. Die Verweildauer des Materials und damit<br />

<strong>die</strong> Häufigkeit des Verbandwechsels orientiert sich an <strong>der</strong><br />

jeweiligen Wundsituation.<br />

Frage 3: Gibt es einen Unterschied zwischen Nasstherapie<br />

und feuchter Wundbehandlung?<br />

Antwort: Ja. Der Begriff Nasstherapie bezieht sich auf bestimmte<br />

Verbandmaterialien, <strong>die</strong> mit Flüssigkeit aktiviert<br />

werden müssen. Sie wird zur Wundreinigung eingesetzt.<br />

Überprüfen Sie mit <strong>die</strong>sen Fragen Ihr Wissen<br />

Bevor Sie <strong>die</strong> Fragen lesen, decken Sie bitte den unten<br />

stehenden Text mit einem Blatt Papier ab.<br />

Frage 1: Was ist eine phasenadaptierte Wundversorgung?<br />

Frage 2: Ist bei <strong>der</strong> phasenadaptierten Wundversorgung<br />

ein täglicher Verbandwechsel erfor<strong>der</strong>lich?<br />

Frage 3: Gibt es einen Unterschied zwischen Nasstherapie<br />

und feuchter Wundbehandlung?<br />

Frage 4: Basieren Verbandmaterialien grundsätzlich auf<br />

Wirkstoffen?<br />

Frage 5: Was sind Proteasen?<br />

Frage 6: Was ist eine proteasenmodulierende Matrix?<br />

abgetötet. Hier scheint jedoch<br />

eine Entwicklung eingetreten<br />

zu sein, nach <strong>der</strong> einige Keime<br />

in <strong>der</strong> Lage sind, Silberionen<br />

gegenüber unempfindlich<br />

zu reagieren. Das heißt<br />

für <strong>die</strong> Praxis: Es darf sich nicht<br />

auf eine trügerische Sicherheit<br />

verlassen werden, dass<br />

durch <strong>die</strong> Anwendung von silberhaltigenVerbandmaterialien<br />

<strong>die</strong> Keime zerstört sind<br />

und deshalb keine Keimverschleppung<br />

von einem Patienten<br />

zum an<strong>der</strong>en möglich ist.<br />

Ab <strong>der</strong> nächsten Folge widmen<br />

wir uns in <strong>die</strong>ser Serie<br />

spezifischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n,<br />

<strong>die</strong> zu chronischen Wun-<br />

*Multi-resistenter- (ursprünglich Methicillin-resistenter)<br />

Staphylococcus aureus;<br />

benannt nach einem heute nicht mehr<br />

verwendeten Antibiotikum, bei dem <strong>die</strong><br />

Resistenz in den 60er Jahren zuerst beobachtet<br />

wurde.<br />

den führen. Als Erstes wird <strong>die</strong><br />

häufigste Erkrankung dargestellt,<br />

mit welcher <strong>der</strong> Podologe<br />

oft konfrontiert ist: das<br />

diabetische Fußsyndrom. 7<br />

Korrespondenzadresse:<br />

Heidi Heinhold<br />

Fachjournalistin<br />

Zeithstr. 5<br />

51766 Engelskirchen<br />

E-Mail: Heinhold.Heidi@<br />

T-Online.de<br />

Für <strong>die</strong> fachliche Beratung gilt<br />

beson<strong>der</strong>er Dank Günter Westkamp,<br />

Lehrer für Pflegeberufe,<br />

Podologe, und Andreas<br />

Holtmann, Dipl. Pflegepädagoge<br />

(FH), Akademie für Gesundheitsberufe,<br />

Alte Michaelsschule<br />

am Mathias-Spital in<br />

Rheine, sowie Susanne Schmitz-<br />

Hültzbeck, Altenpflegerin/ med.<br />

Fußpflegerin, Engelskirchen.<br />

Die feuchte Wundbehandlung ist ein Therapiekonzept, das<br />

den natürlichen Heilungsabläufen nachgebildet ist.<br />

Frage 4: Basieren Verbandmaterialien grundsätzlich auf<br />

Wirkstoffen?<br />

Antwort: Nein. Es gibt auch wirkstofffreie Verbandmaterialien,<br />

zum <strong>Bei</strong>spiel hydrophobe Tupfer und Kompressen<br />

sowie Schaumstoffe.<br />

Frage 5: Was sind Proteasen?<br />

Antwort: Proteasen sind natürliche Eiweiße, so genannte<br />

Enzyme, <strong>die</strong>, wenn zu viel vorhanden sind, <strong>die</strong> Wundheilung<br />

stören.<br />

Frage 6: Was ist eine proteasenmodulierende Matrix?<br />

Antwort: Eine Matrix ist ein natürlich vorkommendes<br />

Struktureiweiß, das zum Zellaufbau benötigt wird. Eine<br />

proteasenstimulierende Matrix wird aus speziell aufbereiteter<br />

Zellulose und Kollagen hergestellt und ist in <strong>der</strong> Lage,<br />

Proteasen zu binden und zu inaktivieren.<br />

28 © Podologie, LVII, Heft 7/2006

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