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Ab 50 Festmeter. Modular aufgebautes Seilgerät von Tröstl ist mehr als Nischenlösung.

... Insgesamt gibt Forstunternehmer Gammer eine Auslastung bis Jahresende an. "Förster stehen Schlange, seit sie das Gerät im Einsatz gesehen haben", meint er schmunzelnd.

... Insgesamt gibt Forstunternehmer Gammer eine Auslastung bis Jahresende an. "Förster stehen Schlange, seit sie das Gerät im Einsatz gesehen haben", meint er schmunzelnd.

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<strong>Ab</strong> <strong>50</strong> lestmetet<br />

<strong>Modular</strong> <strong>aufgebautes</strong> <strong>Seilgerät</strong> <strong>von</strong> <strong>Tröstl</strong> <strong>ist</strong> <strong>mehr</strong> <strong>als</strong> eine <strong>Nischenlösung</strong><br />

Wenig Platz, große Holzmengen,<br />

weite Rücked<strong>ist</strong>anzen und<br />

dazu steiles Gelände: Solche Bedingungen<br />

erfordern einen Seilkran.<br />

Eine kompakte Lösung mit<br />

kurzen Aufbauzeiten stellt der<br />

TSTJunior dar.<br />

bis einen Meter weniger. Wenn dann die Rücked<strong>ist</strong>anz<br />

etwa noch die Seilfassung <strong>von</strong> Seilwinden<br />

übersteigt, dann sind Spezialmaschinen gefragt.<br />

Leichtes <strong>Seilgerät</strong><br />

Der seit Ende 201 6 verfügbare TST Junior <strong>von</strong> TST<br />

<strong>Seilgerät</strong>e <strong>Tröstl</strong> <strong>ist</strong> so eine Spezialmaschine. Er<br />

wurde im Mai <strong>von</strong> Forstunternehmer Bernhard<br />

Gammer aus Eferding bei einer beispielhaften<br />

Schadholznutzung in der Gemeinde Wesenufer<br />

an der Donau in Oberösterreich eingesetzt.,,Da<br />

beim Käferholz das Astmaterialthermisch in Biomasse-Heizwerken<br />

genutzt werden muß, um die<br />

Ausbreitung des Käfers zu verhindern, holen wir<br />

hier das Holz im Ganzbaumverfahren bergab aus<br />

dem Bestand." 300 <strong>Festmeter</strong> sind es in einer langen<br />

und schmalen Parzelle entlang eines Grabeneinhanges.<br />

Aufgrund des <strong>von</strong> teils steilen<br />

Mulden und Gräben geprägten Geländes und<br />

der Trassenlänge <strong>von</strong> über <strong>50</strong>0 Metern war auch<br />

eine Sattelstütze nötig.,,Da hier die Forststraße<br />

sehr schmal <strong>ist</strong>, müssen wir das angelieferte Holz<br />

in einer unterbrochenen Arbeitskette mit dem<br />

Harvester Timberjack 1270 D unseres Partners,<br />

des Forstunternehmers Ludwig Mayer, weiter<br />

entlang der Forststraße vorrücken und dann ausformen.<br />

Dann werden die Bloche mit einem Forwarder<br />

sukzessive zu einem weiteren Zwischenlager<br />

am Waldrand geliefert, wo dann der<br />

Holz-Lkw übernimmt", erläutert weiter Bernhard<br />

Gammer die Ausgangslage.<br />

Anlandung und Zwischenlagerung <strong>von</strong> Holz findet auf kleinstem Raum statt.<br />

Die Waldbesitzer in Oberösterreith mußten in zungsmengen gering und das Befahren der Bestände<br />

den vergangenen Jahren immer wieder größere<br />

nicht möglich sind. Nicht selten kommt<br />

Schadholzmengen durch Borkenkäferbefall bewältigen.<br />

es zudem vor, daß die Forststraßen schmal sind.<br />

Die wirtschaftliche Aufarbeitung der Die erforderliche Fahrbahnbreite <strong>von</strong> Lkw-be-<br />

Käfernester <strong>ist</strong> für die Forstunternehmer besonders<br />

fahrbaren Straßen <strong>ist</strong> dann nicht durchgehend<br />

dann eine Herausforderung, wenn die Nut- dreieinhalb Meter, sondern eher einen<br />

halben<br />

Vom Kundenwunsch zur Entwicklung<br />

Daß Unternehmer Gammer auf den TST Junior<br />

setzt, hat einen besonderen Grund. Es waren<br />

seine Anforderungen für ein kleines und flexibles<br />

<strong>Seilgerät</strong>, mit denen er sich an den Seilkranhersteller<br />

wandte. Nachdem er bei einem großen<br />

Hersteller kein Gehör für eine Sonderlösung<br />

fand, fragte er im Jahr 201 5 bei Johann <strong>Tröstl</strong> aus<br />

Türnitz in Niederösterreich an.,,Hans hat mit zugehört<br />

und erkannt, daß hier nicht nur eine Spe-<br />

32 | FORSTMASCHINEN-PROFI Juni 2017


zialanfertigung für einen Seilkran konstruiert<br />

werden könnte, sondern auch eine Marktlücke in<br />

dieser Le<strong>ist</strong>ungsklasse besteht'i berichtet Gammer.<br />

lm Endeffekt hat <strong>Tröstl</strong> einen Kippmast für<br />

Traktoren ab 100 PS Le<strong>ist</strong>ung entwickelt. Weitere<br />

Unterschiede zu einem vergleichbaren Produkt<br />

wie der V400 <strong>von</strong> Valentini: Der Junior <strong>ist</strong> etwas<br />

leichter und stellt weniger Anforderungen an<br />

den Traktor, verfügt aber auch über elne geringere<br />

Seilgeschwindigkeit. Der TST kann zudem<br />

vergleichsweise einfach <strong>von</strong> einem Zwei-<strong>Seilgerät</strong><br />

in ein Drei-<strong>Seilgerät</strong> umgerüstet werden. Außerdem<br />

<strong>ist</strong> die Anhängerversion des TST der<br />

Standard.<br />

Da der Seilkran <strong>als</strong> Einstiegsgerät auch für Waldbauern<br />

interessant sein sollte, mußte <strong>Tröstl</strong> besonderes<br />

Augenmerk auf das Preis-Le<strong>ist</strong>ungsver-<br />

Der ersteTST Junior <strong>ist</strong> bei Gammer<br />

seit Oktober 2016 in Betrieb.<br />

<strong>Tröstl</strong> wurde im September anläßlich<br />

der Holzmesse Klagenfurt mit<br />

dem lnnovationspreis 201 6 in der<br />

Kategorie Forstwirtschaft ausgezeichnet.<br />

Der Seilkran wird vom<br />

Valtra N143 Traktor über die Zapfwelle<br />

angetrieben. Eine Hydraulikpumpe<br />

und der Ölmotor treiben<br />

Tragseil- und Zugseiltrommel<br />

an. Für das Rückholseil <strong>ist</strong> eine<br />

weitere Pumpe vorhanden, lm<br />

Hintergrund übernimmt Partner<br />

Ludwig Mayer mit seinem HarvesterTimberjack<br />

1270D die Ausformung<br />

an der Forststraße. Für die<br />

Zwischenlagerung <strong>ist</strong> wenig Platz.<br />

/<br />

-.4<br />

ti<br />

hältnis legen. Der TST Junior <strong>ist</strong> daher modular<br />

aufgebaut, um den Fertigungsaufwand niedrig<br />

zu halten. Es erhöht auch die Servicefreundlichkeit.<br />

So sind die Gehäuse mit Trag- und Zugseiltrommel<br />

unten am 9,5 Meter hohen Mast montiert.<br />

Darüber befinden sich beidseitig die<br />

Trommeln für die vier <strong>Ab</strong>spannseile. Der modulare<br />

Aufbau bedeutet auch, daß etwa für den<br />

Dreiseilbetrieb die Trommel für das Rückholseil<br />

samt der dazugehörenden Seilführung und -rolle<br />

an der Mastspitze nachträglich montiert werden<br />

können.<br />

Den TST .lunior gibt es <strong>als</strong> Anbaugerät an die<br />

Dreipunktaufhängung des Forsttraktors oder<br />

aufgebaut auf eine Lafette mit hydraulisch verstellbarer<br />

Achse. Die Kunden können auch zwischen<br />

2,2 oder drei Tonnen Zugkraft sowie zwischen<br />

Zwei- oder Dreiseilgerät wählen. Die<br />

einfachste Basisausführung beginnt <strong>als</strong> Zweiseilgerät<br />

für die Bergauf-Lieferung mit dem Laufwagen<br />

TST 2<strong>50</strong>0/1, Teufelberger-Beseilung und<br />

Handsteuerung. Der Einstiegspreis <strong>ist</strong> dafür noch<br />

im fünfstelligen Eurobereich angesiedelt. Auf<br />

Wunsch <strong>ist</strong> selbstverständlich etwa auch eine<br />

Funkfernsteuerung mit Zielautomatik <strong>von</strong> Paar-<br />

Mechatronik aus der Steiermark oder der größere<br />

Laufwagen TST 3<strong>50</strong>0/l verfügbar.<br />

Wo <strong>ist</strong> der Unterschied?<br />

Der TST-Junior hat nicht nur den gleichen Mast<br />

mit einer Höhe <strong>von</strong> 9,5 Metern. Auch die Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />

entspricht bei der Zugkraft <strong>von</strong><br />

Zug- und Tragseil dem nächststärkeren Modell<br />

TST 400. Geringer <strong>ist</strong> die Zugkraft des Retourseils<br />

und die maximalen Seilgeschwindigkeiten des<br />

Zugseils. Diese liegt beim Junior bei 4,5 Meter<br />

pro Sekunde und bis zu zehn Meter pro Sekunde<br />

beim TST 400. Auch die Trassenlänge <strong>ist</strong> beim .Junior<br />

gegenüber dem TST 400 verkürzt: So faßt die<br />

Tragseiltrommel beim 2,2-Tonnen-<strong>Seilgerät</strong> <strong>50</strong>0<br />

Meter bei 15 Millimeter Seildurchmesser und<br />

noch 400 Meter bei l7 Millimeter Durchmesser<br />

beim Drei-Tonnen-<strong>Seilgerät</strong>. Das Gesamtgewicht<br />

inklusive Beseilung beschränkt sich dafür auf<br />

Oben: Während des Einsatzes wurde parallel eine größere Hydraulikpumpe, die erst vor kurzem<br />

eingebaut worden war, <strong>von</strong> Gammer kalibriert.<br />

F0RSTMASCHINEN-PROFI Junl 20'17 | 33


{r<br />

:<br />

l,<br />

I<br />

Zwei Mann sind im Bestand für die motormanuelle Fällung und das Anhängen mit dem Ludwig-<br />

Chocker zuständig.<br />

Fotos: Sprenger<br />

4.1 00 Kilogramm beim 2,2-Tonnen-<strong>Seilgerät</strong> und<br />

Zweiseilsystem bis maximal 4.<strong>50</strong>0 Kilogramm<br />

beim Drei-Tonnen-<strong>Seilgerät</strong> und Dreiseilsystem.<br />

Mehr <strong>als</strong> eine <strong>Nischenlösung</strong><br />

,,lch kann mich noch genau an den total venegneten<br />

Tag erinnern, <strong>als</strong> Johann <strong>Tröstl</strong> zum ersten<br />

Mal den Prototypen aufbaute. Mit dem Ieichten<br />

Seilkran bin ich seit dem vorigen Herbstjetzt viel<br />

flexibler bei Holzernteaufträgen aufgestellt. Die<br />

Auf- und <strong>Ab</strong>bauzeit mit einer Stütze <strong>ist</strong> maximal<br />

in einem halben Tag zu bewältigen. Früher hat-<br />

ten wir einen Syncrofalken, mit dem wir auch<br />

sehr zufrieden waren. Er war allerdings für etliche<br />

Aufträge zu groß und erforderte rund die<br />

doppelte Montagezeit. Die Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />

des TST Junior paßt für uns und der Preis <strong>von</strong><br />

rund 1<strong>50</strong>.000 Euro für das Gerät samt Streckenautomatik<br />

<strong>ist</strong> zusätzlich ein Argument'l freut sich<br />

Gammer. Auch die Betriebskosten sind mit dem<br />

kleineren <strong>Seilgerät</strong> niedriger. 5o gibt der Forstunternehmer<br />

einen durchschnittlichen Treibstoffverbrauch<br />

<strong>von</strong> fünf bis sechs Liter pro<br />

Stunde für den Valtra Schlepper an. Aufträge ab<br />

<strong>50</strong> <strong>Festmeter</strong> können dabei unter Umständen<br />

schon rentabel sein. Damit <strong>ist</strong> der Junior für<br />

Gammer in dieser Le<strong>ist</strong>ungsklasse konkurrenzlos.<br />

Auftraggeber <strong>von</strong> Gammer sind Waldbauern<br />

und größere Forstbetriebe gleichermaßen. Er beschäftigt<br />

elf Mitarbeiter. Als Fuhrpark stehen neben<br />

dem Forstschlepper drei Timberjack-Forwarder,<br />

ein Kippmast K300 <strong>von</strong> Koller, ein Pfanzelt-<br />

Rückwagen P13 sowie eine Seilwinde <strong>von</strong> Holzknecht<br />

zur Verfügung. Dazu kommt der Harvester<br />

Timberjack 1270D seines Partners. Weitere<br />

Standbeine der Forstunternehmung sind der<br />

Holzhandel und die Hackguterzeugung <strong>von</strong> rund<br />

100.000 Schüttraummetern mit einem weiteren<br />

Partner, welcher den Hacker stellt. DerTSTJunior<br />

hat sich aber zur wichtigsten Maschine entwickelt.<br />

Vor kurzem hat der Unternehmer in eine<br />

stärkere Pumpe investiert. lnsgesamt gibt Gammer<br />

eine Auslastung bis .lahresende an. ,,Die<br />

Förster stehen Schlange, seit sie das Gerät im Einsatz<br />

gesehen haben'i meint er schmunzelnd.<br />

In Österreich werden im langjährigen Durchschnitt<br />

rund 22Prozent des gesamten Holzeinschlages,<br />

das sind rund 3,5 Millionen <strong>Festmeter</strong><br />

pro Jahr, mittels <strong>Seilgerät</strong>en gerückt. Der TST Junior<br />

hätte das Potential, diesen Anteil weiter anzuheben.<br />

Aruron Spnerucrn<br />

www.forst u nter n eh m e n- g o m m er.at<br />

www.tst-forestry.com<br />

4. KWF-Thementage im September, ll-lösungen in der lorstwiilsrhaft<br />

(max/eb). Manche<br />

Forstunternehmer<br />

besitzen<br />

nicht mal eine E-<br />

Mail-Adresse, andere<br />

nutzen bereits<br />

umfänglich<br />

forstliche lnformationstechnik.<br />

Dazu zählen digitale<br />

Kluppen und<br />

Apps zur Holzvermessung,<br />

Software für die<br />

Waldinventur,<br />

Log<strong>ist</strong>ik- und Navigationsanwendungen für das,,Warenlager Wald", <strong>Ab</strong>rechnungssoftware<br />

für das Holzgeld <strong>von</strong> Forstbetriebsgemeinschaften<br />

sowie die digitale Kommunikation zwischen Menschen und Maschinen<br />

bei der professionellen Holzernte; Auch der Forstschutz wie die Wildbeobachtung<br />

und die Gefahrenerkennung gehören dazu, unter anderen mit<br />

virtuellen Waldkarten, Geodaten <strong>von</strong> Rettungspunkten, dem Einsatz <strong>von</strong><br />

Flugdrohnen zurWaldbrandverhütung sowie der Prävention und Beseitigung<br />

<strong>von</strong> Schad- und Kalamitätsereignissen.<br />

Die KWF-Thementage sind keine Messe, sondern ein einzigartiges Veranstaltungsformat,<br />

bei dem das jeweilige Thema umfassend erörtert wird -<br />

in diesem Jahr mit 22 Praxisvorführungen, zahlreichen Foren, thematisch<br />

angegliederten Firmenpräsentationen und sechs Sonderschauen. Die<br />

Sonderschau,,Forstwirtschaft 4.0" greift das Thema der digitalen Vernetzung<br />

der Forst-Holz-Log<strong>ist</strong>ikkette im sogenannten Cluster Forst und Holz<br />

auf. Dieser Wirtschaftszweig beinhaltet die Forstwirtschaft und alle holzverarbeitenden<br />

Betriebe bis hin zur Möbelindustrie und der Papierwirtschaft.<br />

Das Cluster beschäftigt rund 1,1 Millionen Menschen und damit<br />

<strong>mehr</strong> <strong>als</strong> die Automobilindustrie. Unter dem Begriff ,,Forstwirtschaft 4.0"<br />

will das KWF nun dazu beitragen, die digitale Vernetzung der Forst-Holz-<br />

Log<strong>ist</strong>ikkette zu strukturieren und die zahlreichen Datenquellen zu verzahnen.<br />

Das Ergebnis könnte die weitgehend selbstorganisierte Produktion<br />

sein: Menschen, Maschinen, Anlagen, Log<strong>ist</strong>ik und Produkte<br />

kommunizieren und kooperieren bei der Forstwirtschaft 4.0 direkt miteinander<br />

- <strong>von</strong> der ldee eines Produkts über die Entwicklung, Fertigung,<br />

Nutzung bis zum Recycling. Systeme mit einer gemeinsamen Datennutzung<br />

bergen aber auch Risiken. Die Datensicherheit, der Datenschutz und<br />

die Frage, wem die Daten eigentlich gehören, sind deshalb ebenfalls Diskussionspunkte<br />

der 4. KWF-Thementage.<br />

4. KWF-Thementage<br />

27. und 28. September 201 7<br />

Paaren im Glien/Brandenburg<br />

www.kwf-th e m e ntag e.d e<br />

34 I FORSTMASCHINEN-PROFI )uni 2017

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