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Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

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<strong>Empfehlungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>kalkulierten</strong> <strong>parenteralen</strong> <strong>Initialtherapie</strong> bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen – Update 2010<br />

Bei rascher Infusion von Vancomycin<br />

kann es durch Freisetzung von Mediatoren<br />

zu Hautrötung am Oberkörper (Red-Neck-<br />

bzw. Red-Man-Syndrom), zu Schmerzen<br />

und Krämpfen der Brust- und Rückenmuskulatur<br />

kommen. Die Reaktionen klingen<br />

nach Absetzen der Infusion im Allgemeinen<br />

innerhalb von 20 Minuten bis zu einigen<br />

Stunden ab. Da diese Erscheinungen<br />

bei langsamer Infusion selten auftreten,<br />

muss unbedingt darauf geachtet werden,<br />

Vancomycin genügend zu verdünnen und<br />

über einen ausreichend langen Zeitraum<br />

zu infundieren. Derartige Reaktionen treten<br />

unter Teicoplanin praktisch nicht auf<br />

[32].<br />

Gelegentlich können während der<br />

Therapie mit Glykopeptiden gastrointestinale<br />

Störungen (z. B. Übelkeit, Erbrechen)<br />

auftreten. Nach Gabe von Vancomycin in<br />

hohen Dosen wurde in einigen Fällen Nierenversagen<br />

beobachtet. Das Risiko für<br />

nephrotoxische Reaktionen nimmt mit<br />

höheren Dosierungen und bei gleichzeitiger<br />

Gabe anderer Substanzen mit nephrotoxischem<br />

Potenzial zu [19, 27, 40]. Selten<br />

wurde eine vorübergehende oder bleibende<br />

Verschlechterung des Hörvermögens<br />

berichtet [12].<br />

Blutbildstörungen sind nach Glykopeptiden<br />

selten (vorübergehende Neutropenie,<br />

Thrombozytopenie, Eosinophilie).<br />

Bei Gabe von Glykopeptiden kann es zu<br />

Schmerzen an der Injektionsstelle kommen<br />

(Thrombophlebitis).<br />

Aminoglykoside<br />

Die therapeutische Breite der Aminoglykoside<br />

ist gering. Alle Substanzen dieser<br />

Gruppe sind potenziell nephrotoxisch und<br />

ototoxisch. Außerdem können sie die neuromuskuläre<br />

Übertragung stören und sind<br />

deshalb bei Myasthenia gravis kontraindiziert<br />

[15, 17].<br />

Aminoglykoside kumulieren in den<br />

Haarzellen des Innenohrs und in der Nierenrinde.<br />

Deshalb nimmt das Risiko für<br />

toxische Schäden deutlich zu, wenn die<br />

Therapie länger als 8 Tage dauert oder<br />

wenn der Patient in einem Zeitraum von<br />

6 Wochen vor Beginn der Therapie schon<br />

einmal mit einem Aminoglykosid behandelt<br />

wurde [7].<br />

Bei Gabe der gesamten Tagesdosis<br />

in einer Kurzinfusion ist die Oto- und<br />

Ne phro toxizität tendenziell geringer als bei<br />

dreimal täglicher Gabe. Da diese Applikationsweise<br />

(Einmal-täglich-Dosierung)<br />

auch unter den Aspekten der antibakteriellen<br />

Wirkung günstiger erscheint, hat sich<br />

dieses Dosierungskonzept in den vergangenen<br />

Jahren zunehmend durchgesetzt<br />

[15, 39].<br />

Zu Vestibularisschäden (Schwindel,<br />

Nystagmus) und Cochleaschäden kommt<br />

es besonders bei eingeschränkter Nierenfunktion<br />

oder bei hoher Dosierung. Initial<br />

besteht ein Hörverlust der hohen Frequenzen<br />

[17].<br />

Allergische Reaktionen auf Aminoglykoside<br />

sind selten [15].<br />

Oxazolidinone (Linezolid)<br />

Linezolid ist das erste in der Humanmedizin<br />

verwendbare Oxazolidinon. Während<br />

der klinischen Prüfung war es ähnlich gut<br />

verträglich wie die vergleichend untersuchten<br />

Antiinfektiva. Gastrointestinale Störungen,<br />

z. B. Erbrechen und leichte ZNS-<br />

Reaktionen, standen im Vordergrund. Bei<br />

längerer Behandlungsdauer (> 2 Wochen)<br />

wurden unter Linezolid Blutbildveränderungen<br />

(Thrombozytopenie, Neutropenie,<br />

Anämie) gesehen. Wöchentliche Blutbildkontrollen<br />

sind daher bei einer Behandlung<br />

mit Linezolid generell angezeigt.<br />

Periphere Neuropathie und/oder Optikus-Neuropathie,<br />

sehr selten progredient<br />

bis zum Verlust des Sehvermögens, wurden<br />

bei Patienten unter Behandlung mit<br />

Linezolid berichtet. Diese Berichte betrafen<br />

überwiegend Patienten, die über einen<br />

längeren Zeitraum als die max. empfohlene<br />

Dauer von 28 Tagen behandelt wurden.<br />

Auch Fälle von Laktatazidose traten<br />

bei längerfristiger Behandlung auf [3, 33,<br />

46].<br />

Linezolid ist ein Hemmstoff der Monoaminoxidase.<br />

Entsprechende Interaktionen<br />

mit gleichzeitig gegebenen adrenerg<br />

oder serotonerg wirksamen Medikamenten<br />

können daher auftreten. Dies kann<br />

bedeutsam sein bei gleichzeitiger Behandlung<br />

mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern<br />

und anderen Arzneimitteln,<br />

wie trizyklischen Antidepressiva,<br />

Serotonin-5-HT1-Rezeptoragonisten (Triptane),<br />

direkt oder indirekt wirkenden Sympathomimetika<br />

(einschließlich adrenerger<br />

Bronchodilatatoren, Pseudoephedrin oder<br />

Phenylpropanolamin), vasopressorischen<br />

Mitteln (z. B. Epinephrin, Norepinephrin),<br />

dopaminergen Mitteln (z. B. Dopamin,<br />

Dobutamin) sowie Pethidin oder Buspiron.<br />

Bei entsprechender Komedikation sollte<br />

Linezolid nicht angewandt werden [29,<br />

49].<br />

Lincosamide (Clindamycin)<br />

Die häufigste unerwünschte Wirkung<br />

bei einer Behandlung mit Clindamycin ist<br />

eine Diarrhö durch Beeinträchtigung der<br />

physiologischen Darmflora (5 bis 20 %).<br />

Nach Clindamycin-Therapie kann eine<br />

schwere pseudomembranöse Enterokolitis<br />

auftre ten [36]. Gelegentlich steigen<br />

unter Clindamycin die Bilirubin- und<br />

Leberenzymwerte im Blut. Überempfindlichkeitsreaktionen<br />

sind relativ selten,<br />

hämatologische Störungen wie Thrombo-<br />

zytopenie, Leukopenie u. a. werden vor<br />

allem unter längerer Therapie mit Clindamycin<br />

beobachtet [45].<br />

Metronidazol<br />

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen<br />

bei einer Behandlung mit Metronidazol<br />

sind gastrointestinale Störungen, die sich<br />

in Form von bitterem Aufstoßen, metallischem<br />

Geschmack und Übelkeit äußern<br />

können. Diarrhöen treten selten auf [41].<br />

Mögliche neurologische Störungen können<br />

Kopfschmerzen, Schwindel, Ataxien,<br />

Parästhesien sein. Bei hoher Dosierung<br />

und Langzeitbehandlung können reversible<br />

periphere Neuropathien auftreten.<br />

Fälle von aseptischer Meningitis sind im<br />

Zusammenhang mit einer Metronidazol-<br />

Therapie bekannt geworden [22]. Möglich<br />

sind allergische Reaktionen und hämatologische<br />

Störungen [24]. Ein so genannter<br />

Disulfiram-Effekt bei gleichzeitiger Alkoholeinnahme<br />

wurde beschrieben – die Datenlage<br />

ist allerdings widersprüchlich [51].<br />

Tetracycline (Doxycyclin) und<br />

Glycylcycline (Tigecyclin)<br />

Doxycyclin. Zur intravenösen Gabe steht<br />

aus der Gruppe der Tetracycline nur Doxycyclin<br />

<strong>zur</strong> Verfügung. Gastrointestinale Störungen<br />

sind die häufigsten unerwünschten<br />

Wirkungen bei einer Behandlung mit<br />

Doxycyclin. Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle<br />

(selten pseudomembranöse Enterocolitis)<br />

können auftreten. Tetracycline besitzen<br />

ein phototoxisches Potenzial. ZNS-Reaktionen<br />

können sich als Kopfschmerz, Übelkeit<br />

und Photophobie äußern. Allergische<br />

Reaktionen bis hin <strong>zur</strong> Anaphylaxie sind<br />

sehr selten. Bei zu schneller Injektion kann<br />

es zu Schwindel, Hitzegefühl, Rötung des<br />

Gesichtes und Kollaps kommen. Die intravenöse<br />

Anwendung ist mit lokaler Irritation<br />

verbunden und kann eine Venenentzündung<br />

(Thrombophlebitis) verursachen.<br />

Deshalb sollte wenn möglich auf eine orale<br />

Therapie umgestellt werden [42].<br />

Tigecyclin. Tigecyclin verursachte in den<br />

klinischen Zulassungsstudien häufiger gastrointestinale<br />

Nebenwirkungen (z. B. Übelkeit)<br />

als die zum Vergleich angewandten<br />

Antibiotika [13]. Zum Erbrechen kam es bei<br />

19 % (Tigecyclin), 14 % (Imipenem) und<br />

3,6 % (Vancomycin/Aztreonam) der Patienten<br />

in den Phase-III-Studien. Unter Vancomycin/Aztreonam<br />

wurde dagegen häufiger<br />

ein Anstieg der Transaminasen beobachtet,<br />

und auch Hautreaktionen waren signifikant<br />

häufiger als unter Tigecyclin (19,3 %<br />

vs. 10,6 %). Die Therapie wurde in allen<br />

Gruppen etwa gleich häufig aufgrund von<br />

Nebenwirkungen abgebrochen. Die gastrointestinalen<br />

Wirkungen sind dosisabhängig<br />

und traten bei Frauen häufiger auf als bei<br />

männlichen Patienten [38].<br />

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