13.12.2012 Aufrufe

Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Klaus-Friedrich Bodmann, Béatrice Grabein und die Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V.<br />

Tabelle 10.2. Therapieempfehlungen bei<br />

nachgewiesenem Erreger. Die Vielfalt der<br />

in den Tabellen 10.1. und 10.2. aufgeführten<br />

Therapieoptionen ist durch unterschiedliche<br />

Schweregrade des Krankheitsbildes<br />

und durch die Risikofaktoren des<br />

Patienten begründet. Die Therapiedauer<br />

sollte 7 bis 10 Tage betragen. Ausnahmen<br />

sind ein langsames Ansprechen auf<br />

die Therapie, ein nicht drainierbarer Fokus<br />

sowie eine Immunsuppression [4].<br />

Obwohl die Datenlage nicht ausreichend<br />

ist, wird bei lebensbedrohlich<br />

erkrankten Patienten initial immer<br />

eine Kombinationstherapie durchgeführt<br />

(Tabelle 10.1.). Dieses Vorgehen wird u. a.<br />

durch die Ergebnisse der Surviving Sepsis<br />

Campaign unterstützt [4]. Dellinger et al.<br />

empfehlen die Gabe einer oder mehrerer<br />

Substanzen mit breitem Spektrum und<br />

gutem Penetrationsvermögen ins Gewebe<br />

für die kalkulierte <strong>Initialtherapie</strong> [8]. Explizit<br />

wird eine Kombinationstherapie bei<br />

Verdacht oder nachgewiesener Pseudomonas-Infektion<br />

gefordert. [4 – 6]. Traditionell<br />

waren Aminoglykoside die bevorzugten<br />

Kombinationspartner für Beta-Lactam-<br />

68<br />

Antibiotika. Die Option, Fluorchinolone<br />

als Kombinationspartner für Beta-Lactam-Antibiotika<br />

einzusetzen, ist durch die<br />

Arbeiten von Paul [26, 27], pharmakokinetische<br />

Vorteile, eine geringere Toxizität und<br />

die fehlende Notwendigkeit von regelmäßigen<br />

Spiegelbestimmungen trotz höherer<br />

direkter Therapiekosten begründet. Fosfomycin<br />

stellt im Hinblick auf die zunehmende<br />

Resistenzentwicklung gegenüber<br />

den Fluorchinolonen eine weitere Option<br />

als Kombinationspartner mit guter Gewebepenetration<br />

dar.<br />

In der Indikation Sepsis müssen alle<br />

Antiinfektiva intravenös und in hoher<br />

Dosierung appliziert werden. Weder eine<br />

Sequenzialtherapie noch eine Dosisreduktion<br />

sind in dieser Indikation durch Studien<br />

belegt.<br />

Bei schwerer Sepsis bzw. septischem<br />

Schock und unbekanntem Sepsisfokus<br />

sollte bei Risikopatienten und hoher Rate<br />

an MRSA mit einem Lipopeptid (Daptomycin)<br />

[7, 10, 11] oder einem Glykopeptid<br />

kombiniert werden.<br />

Bei der Sepsis, die von den Atemwegen<br />

ausgeht, muss vor allem mit Strep-<br />

Tab. 10.2. <strong>Empfehlungen</strong> <strong>zur</strong> gezielten Antibiotika-Therapie der Sepsis bei bekanntem Erreger<br />

Erreger Monotherapie Kombinationstherapie<br />

Staphylococcus aureus<br />

MSSA<br />

Staphylococcus aureus<br />

MRSA<br />

Koagulase-negative<br />

Staphylokokken<br />

MSSE<br />

Koagulase-negative<br />

Staphylokokken<br />

MRSE<br />

Cephalosporin Gruppe 1/2<br />

Isoxazolylpenicillin<br />

Daptomycin<br />

Linezolid<br />

A-Streptokokken Benzylpenicillin<br />

Cephalosporin Gruppe 1/2<br />

(bei Penicillin-Allergie)<br />

Pneumokokken Benzylpenicillin<br />

Cephalosporin Gruppe 3a<br />

(bei Penicillin-Allergie oder -Resistenz)<br />

Moxifloxacin<br />

Enterococcus faecalis Aminopenicillin (hochdosiert)<br />

Acylaminopenicillin (hochdosiert)<br />

Enterococcus faecium Glykopeptid<br />

Daptomycin<br />

Linezolid<br />

BLI = Beta-Lactamase-Inhibitor<br />

tococcus pneumoniae und verschiedenen<br />

Enterobacteriaceae sowie bei Aspirationspneumonie<br />

zusätzlich mit Anaerobiern<br />

gerechnet werden. Bei schwerwiegenden<br />

Risikosituationen oder bei einer Verweildauer<br />

im Krankenhaus von mehr als fünf<br />

Tagen ist ferner mit P. aeruginosa, Acinetobacter<br />

spp. und Stenotrophomonas maltophilia<br />

zu rechnen. Das Erregerspektrum<br />

kann von Institution zu Institution sehr<br />

unterschiedlich sein. Eine neuere Untersuchung<br />

weist darauf hin, dass gramnegative<br />

Erreger bei beatmeten Patienten<br />

auch zunehmend bei kurzer Krankenhausverweildauer<br />

in Frage kommen [15]. Bei<br />

schwerer Sepsis oder septischem Schock<br />

sollte bei Risikopatienten und hoher Rate<br />

an MRSA mit einem Oxazolidinon (Linezolid)<br />

kombiniert werden [10].<br />

Bei den Harnwegen als Sepsisquelle<br />

ohne vorausgegangene instrumentelle<br />

Intervention sind in erster Linie E. coli<br />

und Proteus mirabilis als Sepsis-Erreger zu<br />

erwarten. Nach urologischen Eingriffen<br />

müssen außerdem andere Enterobacteriaceae,<br />

P. aeruginosa, Enterokokken und<br />

Staphylokokken berücksichtigt werden.<br />

Cephalosporin Gruppe 1/2<br />

+ Rifampicin oder Clindamycin oder/und Aminoglykosid (3 – 5 Tage)<br />

Isoxazolylpenicillin + Rifampicin oder<br />

Clindamycin oder/und Aminoglykosid (3 – 5 Tage)<br />

Linezolid (pneumogene Sepsis) oder Datomycin (nicht bei pneumogener<br />

Sepsis) oder Glykopeptid + Rifampicin oder Fosfomycin<br />

Cephalosporin Gruppe 1/2 oder Isoxazolylpenicillin<br />

+ Aminoglykosid (3 – 5 Tage) und/oder Rifampicin (nach Antibiogramm)<br />

Glykopeptid (+ Rifampicin oder Fosfomycin)<br />

Kombinationstherapie bei infizierten Fremdmaterialien,<br />

wie z. B. Gefäßprothesen<br />

Daptomycin oder Linezolid oder<br />

Glykopeptid + Rifampicin<br />

Kombinationstherapie bei infizierten Fremdmaterialien,<br />

wie z. B. Gefäßprothesen<br />

Benzylpenicillin + Clindamycin<br />

Beta-Lactam + Makrolid<br />

Glykopeptid + Rifampicin<br />

Linezolid (bei Beta-Lactam-Allergie oder Resistenz gegen<br />

Penicilline und Cephalosporine)<br />

Aminopenicillin + Aminoglykosid<br />

Acylaminopenicillin + Aminoglykosid<br />

Bei Penicillin-Allergie<br />

Glykopeptid + Aminoglykosid<br />

Glykopeptid + Aminoglykosid

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!