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Ausgabe 19 Jahrgang 1989

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lien, d.ie längs des Kamm; des Brenta-Beckcns verlief, daß der<br />

Dichter jeoe Eindrücke empfing, aus denen er, über weite Strekken<br />

wortwörtlich übernommen, seine Novelle ·,Grigia.: formte.<br />

<strong>19</strong>21 druckte Efr:i.irn Frisch sie im "Neuen Merkur~• ab; drei<br />

Jahre darauf erschien sie, vereinigt mit „ T1onka• und der »Porrngiesln.-,<br />

in dem Band •Drei Frauen• - heute (dem Taschenbuchhandd<br />

sei Dank) neben dem • Törleß« das mcistverbreitcte<br />

Werk des Dichters, von der Germ;,1:njstik gern in die Nähe \·on<br />

Thomas Mano.s •Tod in Venedig• gerückt. wo es ji gleicbfaUs<br />

um einen M,mn in der Mitte des Lebens geht, der aus einem kaum<br />

erklärlichen Antrieb alle bisherigen Gewohnheiten durchbricht,<br />

•sich treiben läßt und dabei ins Südliche, Si.nnlich-Animicrende<br />

gerät•, bis ihn d ieses • unbarmhen.ige in den Abgrund reißt.,;<br />

(JostHermand): bei Thomas M•nn in den Choleradunst der La·<br />

gune, bei Musil in die Ausweglosigkeit des .B-ert,rwerkstollens.<br />

(Weitere ParaUelcn: hier deJ Münchner Schrift.Steller, dort dtr<br />

Wiener Privatgelehrte, hier der Kn:abe Tadzio 1 dort die Bäuerin<br />

Grigia.) . .<br />

Drei Jahre tat der Oberleutnant Dr. Robert Mus1I, Mtt~e de.r<br />

Dreißig, als Bataillonsadjutant bei der\· u. k. Lan~St~nnmfa? ..<br />

terie in Wälschti.rol Dienn - immer freilich iuch mn emem ßem<br />

in Boz.en : Ganz ln der Nähe der Stadt hatte sich Martha, seine<br />

junge Frau, ein Zimmer genommen, und in Bozen selbst war<br />

ihm, aJs das Heeresgruppenkommando skh Sorgen über den italienischen<br />

lrredentismus zu machen begann, ein Jahr lang, bis zu<br />

ihrer Einstellung im Frühjahr <strong>19</strong>17> die •Aufriistung« der allzu<br />

lahmen» Tiroler Soldatenzeitung• übertragen worden. In seiner<br />

Wohnung im Athesfa-Haus in der Musewnstraße, unter den<br />

Lauben, dort wo die • Tyrolia" damals die •Soldatenz.citung~<br />

druc.kte, treffe ich während meines kunen Bozener Zwischen~<br />

aufenthaJtes den pensionierten Schrjf-tsttz.er Alfons GabJoner.<br />

Der freundliche Mittsiebtiger erzähh, wie er ;1,_ls Lehrbub dem<br />

Dr. Musil die Korrekturfahnen in die Redak(ion brachte und<br />

nach mitunter srundenlangem Warten wieder in die Setzerei zurücktrug.<br />

Im Hotel Laurin, wo das Redak,ionsbtiro untergebracht<br />

war, gab er die Abzüge ab, im Hotel Greif, der Offo:ier$•<br />

messe. nahm er sle. am Abend wieder in Empfang. GabJonc:r<br />

erit1nert sich ,rnch, wie dje Zeitung unter der neuen Führung sogltic.h<br />

spürbar an Format gewann: » Vorher w:u's nur eltl Front-<br />

JJO Cimbemlutul ,<br />

t<br />

blauJ - ,, ichts afs Soldatenberichtt>. Und 1lun auf einmal die aufwendigsten<br />

Kunstdruckbeilageo - unter Einsatz. der beste.n<br />

Kiinstler der Zeit!..: AJle taten mlt. Nein, die Namen fallen dem<br />

alten Herrn hets1tc nicht mehr ein. Aber das Bändchen mit der<br />

•Grigia• im Bücherschrank $teh~r. :iu haben, da:; ist für ihn. seit•<br />

dem et die Zusam rnenhä.oge kennt, Ehrensache. Und seitdem er<br />

selber, ~uf t!lnem Ausflug ins Fersenta.lJ sich an Ort und Stelle<br />

umgesehen hat, wimmelt's im Text seines Exemp)ars auch von<br />

be·ziehungsvollcn Unterstreichungen.<br />

ln Boun steige ich wieder in den Zug, der ''Om Brenner<br />

kommt und nach Vero n~ weiterfährt. Hinter mir die Minnes:i1\·<br />

gerlandsd,a.ft : In L~jen, hoch iiber Brlxen, die Vogel weidhöfo.<br />

Und ,-m Eing~ng de-.s Grödentah die Trostburg: Hier, sagt man,<br />

sei Oswald von Wolkenstein zur Welt gekommen. Noch weiter<br />

t.urüd~ Neustift: Hier liege er begraben. Ein T hema für sich -<br />

ich spare es mir für ei 1 andermal auf. Bei Salurn ist es mit der<br />

Zweisprachigkeit der Statlonsbezeichnungen vorbei: Die Region<br />

T remino in erreicht.<br />

Treoto, die alte Konzilsstadt. Gleich beim Bahnhof das<br />

Grande Al~rgo gleichen Namens, in Musils Zeiten noch •Hotel<br />

Trient .. - der Dichter rühmte die Frühstücksterrasse mit den<br />

Palmen und den hd lgestreifcen Markisen. Heute steigen hier die<br />

Deputierten der Pr-0vinzvcrtretong ,ab> die sich, dicht nebenan,<br />

ihren Glaspzl>St hingesetzt hat.<br />

Jch treffe m.ich. in seinem supermodernen Studio am enge.n<br />

Vicolo del Vo', mit Signor Faganello, der für sein Bildarchiv io<br />

S.achen •m6cheoi« begründete Berühmtheit gerließt. Er hat diesem<br />

Reservat \'On kaum viel mehr als t:i:usend Seelen, 2.0 K..ilome„<br />

ttr nordöstlich von T dcnt, da.s der T ourlStenprospekt „eine<br />

kleine ökologische Republik• nenm, •nur wenige Schritte von<br />

der Konsurngeseltschah e,nfernt« 1 einen eigenen Photoband von<br />

großer S

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