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lien, d.ie längs des Kamm; des Brenta-Beckcns verlief, daß der<br />
Dichter jeoe Eindrücke empfing, aus denen er, über weite Strekken<br />
wortwörtlich übernommen, seine Novelle ·,Grigia.: formte.<br />
<strong>19</strong>21 druckte Efr:i.irn Frisch sie im "Neuen Merkur~• ab; drei<br />
Jahre darauf erschien sie, vereinigt mit „ T1onka• und der »Porrngiesln.-,<br />
in dem Band •Drei Frauen• - heute (dem Taschenbuchhandd<br />
sei Dank) neben dem • Törleß« das mcistverbreitcte<br />
Werk des Dichters, von der Germ;,1:njstik gern in die Nähe \·on<br />
Thomas Mano.s •Tod in Venedig• gerückt. wo es ji gleicbfaUs<br />
um einen M,mn in der Mitte des Lebens geht, der aus einem kaum<br />
erklärlichen Antrieb alle bisherigen Gewohnheiten durchbricht,<br />
•sich treiben läßt und dabei ins Südliche, Si.nnlich-Animicrende<br />
gerät•, bis ihn d ieses • unbarmhen.ige in den Abgrund reißt.,;<br />
(JostHermand): bei Thomas M•nn in den Choleradunst der La·<br />
gune, bei Musil in die Ausweglosigkeit des .B-ert,rwerkstollens.<br />
(Weitere ParaUelcn: hier deJ Münchner Schrift.Steller, dort dtr<br />
Wiener Privatgelehrte, hier der Kn:abe Tadzio 1 dort die Bäuerin<br />
Grigia.) . .<br />
Drei Jahre tat der Oberleutnant Dr. Robert Mus1I, Mtt~e de.r<br />
Dreißig, als Bataillonsadjutant bei der\· u. k. Lan~St~nnmfa? ..<br />
terie in Wälschti.rol Dienn - immer freilich iuch mn emem ßem<br />
in Boz.en : Ganz ln der Nähe der Stadt hatte sich Martha, seine<br />
junge Frau, ein Zimmer genommen, und in Bozen selbst war<br />
ihm, aJs das Heeresgruppenkommando skh Sorgen über den italienischen<br />
lrredentismus zu machen begann, ein Jahr lang, bis zu<br />
ihrer Einstellung im Frühjahr <strong>19</strong>17> die •Aufriistung« der allzu<br />
lahmen» Tiroler Soldatenzeitung• übertragen worden. In seiner<br />
Wohnung im Athesfa-Haus in der Musewnstraße, unter den<br />
Lauben, dort wo die • Tyrolia" damals die •Soldatenz.citung~<br />
druc.kte, treffe ich während meines kunen Bozener Zwischen~<br />
aufenthaJtes den pensionierten Schrjf-tsttz.er Alfons GabJoner.<br />
Der freundliche Mittsiebtiger erzähh, wie er ;1,_ls Lehrbub dem<br />
Dr. Musil die Korrekturfahnen in die Redak(ion brachte und<br />
nach mitunter srundenlangem Warten wieder in die Setzerei zurücktrug.<br />
Im Hotel Laurin, wo das Redak,ionsbtiro untergebracht<br />
war, gab er die Abzüge ab, im Hotel Greif, der Offo:ier$•<br />
messe. nahm er sle. am Abend wieder in Empfang. GabJonc:r<br />
erit1nert sich ,rnch, wie dje Zeitung unter der neuen Führung sogltic.h<br />
spürbar an Format gewann: » Vorher w:u's nur eltl Front-<br />
JJO Cimbemlutul ,<br />
t<br />
blauJ - ,, ichts afs Soldatenberichtt>. Und 1lun auf einmal die aufwendigsten<br />
Kunstdruckbeilageo - unter Einsatz. der beste.n<br />
Kiinstler der Zeit!..: AJle taten mlt. Nein, die Namen fallen dem<br />
alten Herrn hets1tc nicht mehr ein. Aber das Bändchen mit der<br />
•Grigia• im Bücherschrank $teh~r. :iu haben, da:; ist für ihn. seit•<br />
dem et die Zusam rnenhä.oge kennt, Ehrensache. Und seitdem er<br />
selber, ~uf t!lnem Ausflug ins Fersenta.lJ sich an Ort und Stelle<br />
umgesehen hat, wimmelt's im Text seines Exemp)ars auch von<br />
be·ziehungsvollcn Unterstreichungen.<br />
ln Boun steige ich wieder in den Zug, der ''Om Brenner<br />
kommt und nach Vero n~ weiterfährt. Hinter mir die Minnes:i1\·<br />
gerlandsd,a.ft : In L~jen, hoch iiber Brlxen, die Vogel weidhöfo.<br />
Und ,-m Eing~ng de-.s Grödentah die Trostburg: Hier, sagt man,<br />
sei Oswald von Wolkenstein zur Welt gekommen. Noch weiter<br />
t.urüd~ Neustift: Hier liege er begraben. Ein T hema für sich -<br />
ich spare es mir für ei 1 andermal auf. Bei Salurn ist es mit der<br />
Zweisprachigkeit der Statlonsbezeichnungen vorbei: Die Region<br />
T remino in erreicht.<br />
Treoto, die alte Konzilsstadt. Gleich beim Bahnhof das<br />
Grande Al~rgo gleichen Namens, in Musils Zeiten noch •Hotel<br />
Trient .. - der Dichter rühmte die Frühstücksterrasse mit den<br />
Palmen und den hd lgestreifcen Markisen. Heute steigen hier die<br />
Deputierten der Pr-0vinzvcrtretong ,ab> die sich, dicht nebenan,<br />
ihren Glaspzl>St hingesetzt hat.<br />
Jch treffe m.ich. in seinem supermodernen Studio am enge.n<br />
Vicolo del Vo', mit Signor Faganello, der für sein Bildarchiv io<br />
S.achen •m6cheoi« begründete Berühmtheit gerließt. Er hat diesem<br />
Reservat \'On kaum viel mehr als t:i:usend Seelen, 2.0 K..ilome„<br />
ttr nordöstlich von T dcnt, da.s der T ourlStenprospekt „eine<br />
kleine ökologische Republik• nenm, •nur wenige Schritte von<br />
der Konsurngeseltschah e,nfernt« 1 einen eigenen Photoband von<br />
großer S