LD_0917_Online
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LEITTHEMA<br />
Ob Hersteller versuchen, durch<br />
begrenzte Haltbarkeit mehr Produkte zu<br />
verkaufen, ist keine Ja- oder Nein-Frage<br />
DEFEKT<br />
Ergebnis kommt eine Studie des Freiburger Öko-Instituts und der Uni<br />
Bonn, die Anfang 2016 auf Drängen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />
vorgelegt wurde: Viele Produkte seien zwar billig, aber kein Betrug.<br />
Hersteller produzieren aus Kostengründen oft nicht mehr auf Haltbarkeit,<br />
so wird etwa die Verwendung von Plastik statt Metall als eine<br />
gängige Kostenbremse genutzt. Elektrogeräte in höheren Preisregionen<br />
sind dementsprechend teurer produziert und könnt dadurch<br />
auch länger halten. Oder Geräte bestimmter Hersteller. So sehen Experten<br />
Waschmaschinen der Firma Miele als deutlich ausgereifter und<br />
langlebiger.<br />
Geräte, die darauf ausgelegt sind, gerade ihre Garantiezeit zu überstehen,<br />
sind zum Teil auch ein Spiegelbild der Wegwerf- und Konsumgesellschaft.<br />
Viele wollen eben den neuesten Fernseher oder das neueste<br />
Smartphone, auch wenn das alte Gerät noch in Schuss ist und sich die<br />
technisch neuen Errungenschaften in schwer überschaubaren Grenzen<br />
halten. Diese kürzeren Innovationszyklen werden von einigen auch<br />
als ein Baustein der geplanten Obsoleszenz gesehen. Doch an vielen<br />
Stellen wird versucht, einer Gesellschaft, die eigentlich noch gute Dinge<br />
einfach wegwirft, entgegenzuwirken: Repair-Cafés etwa haben Hochkonjunktur,<br />
auch in der Süd- und Südwestpfalz. Und in Pirmasens ist<br />
für den neuen Recyclinghof in der Ohmbach geplant, eine Art Tauschbörse<br />
einzurichten. Dort können alte Geräte, die noch funktionieren,<br />
hingebracht werden, wenn jemand anderes das Gerät braucht, nimmt<br />
er es einfach mit.<br />
Doch auch in Richtung der Hersteller hat sich politisch etwas getan,<br />
wenn auch in anderen Ländern mehr als in Deutschland: In Frankreich<br />
gibt es mittlerweile ein Anti-Obsoleszenz-Gesetz, das die mit Absicht<br />
verkürzte Lebensdauer von Produkten unter Strafe stellt. Diese<br />
Praxis ist zwar schwer nachzuweisen,<br />
aber das Gesetz enthält etwa<br />
auch die Pflicht, den Verbraucher<br />
über die Verfügbarkeit<br />
von Ersatzteilen<br />
zu informieren.<br />
Und das ist<br />
zumindest schon<br />
mal etwas, wenn<br />
ich weiß, dass ich<br />
den verbrauchten<br />
Akku eines Geräts<br />
austauschen kann<br />
und nicht komplett<br />
in die Tonne kloppen<br />
muss.