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INTERVIEW<br />

Katharina Puschnig<br />

Margareten soll so bleiben, wie es ist<br />

Biologie, Malerei, Orient, Performance, Kochen – der große Horizont der Universal-Künstlerin Katharina Puschnig<br />

hat seinen Ausgangspunkt im Mikro-Kosmos Margareten.<br />

Wie sind Sie nach Margareten gekommen,<br />

Frau Puschnig?<br />

Ich komm vom Land, aus Purkersdorf. Als ich<br />

1992 zum 1. Mal im Margaretenhof war, ist ein<br />

wunderschöner Regenbogen aufgegangen.<br />

Seither wohne ich dort und sehe immer wieder<br />

Regenbögen. Ich liebe den Margaretenhof und<br />

das wunderbare Stück Land mitten in der Stadt<br />

- Margareten.<br />

Sie haben Biologie studiert,<br />

ist das nicht ein weiter Weg<br />

zur Kunst?<br />

Gezeichnet habe ich schon<br />

immer, meine Mutter war<br />

Grafikerin, ich bin mit Farben<br />

und Stiften aufgewachsen. Meine Zoologie-<br />

Diplomarbeit führte mich nach Jordanien.<br />

Dort entdeckte ich meine Liebe zum Orient<br />

und zur wissenschaftlichen Illustration –<br />

Natur und Kultur, sozusagen.<br />

Aha, daher die vielen Käferbilder hier im<br />

Atelier?<br />

Ich pendle zwischen<br />

Margaretenhof<br />

und Sonnenhof.<br />

Ja, genau. Zuerst waren es großformatige Käferbilder<br />

und dann blieb der Käfer als Erkennungsmerkmal<br />

auf allen meinen Bildern. Der nächste<br />

Schwerpunkt meines Œuvres war dann die<br />

Bildserie „Nach der Tat“ mit starken Frauen in<br />

Rot-Schwarz-Realismus – und<br />

einem versteckten Käfer.<br />

Apropos Atelier, wir<br />

sind hier in Roman<br />

Scheidls Sonnenhof.<br />

Der Sonnenhof ist<br />

meine Oase. Hier<br />

pflege ich seit zwanzig<br />

Jahren freundschaftlichen<br />

künstlerischen<br />

Austausch mit Roman. Wir reisen<br />

seither viel zusammen und<br />

machen immer wieder gemeinsame<br />

Ausstellungen. Hier ist<br />

auch seit vier Jahren jede Menge<br />

Platz für meine Tochter Philomena,<br />

die kann sich hier nach<br />

Herzenslust austoben.<br />

Und Sie haben auch ein gemeinsames Performance-<br />

Projekt mit Roman Scheidl?<br />

Das ist TAMAMU – ein schräges Theater quer<br />

durch alle Kunstsparten. TAMAMU steht für<br />

Tanz, Malerei, Musik, unter Leitung von Roman<br />

und mir. Zu live auf dem Overhead-Projektor gezeichneten<br />

Geschichten wird erzählt, musiziert<br />

und getanzt. Die nächste TAMAMU-Performance<br />

ist übrigens am 12. Oktober um 17 Uhr auf der<br />

neuen Kunstmesse „Fair for Art Vienna“ in der<br />

Aula der Wissenschaften.<br />

Jetzt zu den großen Bildern hinter Ihnen, sind<br />

das Tücher?<br />

Nein, (lacht) das sind gemalte Bilder auf ganz<br />

speziellem Büttenpapier, zuerst mit Gouache<br />

und Aquarellfarben eingefärbt und dann werden<br />

mit Acrylfarben die Muster darüber gemalt.<br />

Die Motive sind den „Tadghart“, den rituellen<br />

Tüchern aus Südmarokko, nachempfunden.<br />

Jedes Motiv hat eine spezifische Bedeutung und<br />

auch hier ist ein kleiner Käfer drauf – mein Motiv<br />

eben! Bis Ende Oktober läuft noch eine Ausstellung<br />

mit diesen Bildern und Werken von Roman<br />

Scheidl im „Café UNI:VERSUM“ in Salzburg,<br />

direkt vis-à-vis vom Festspielhaus.<br />

Im November erscheint<br />

das "Barock-Kochbuch" von<br />

Adi Bittermann und mir.<br />

Dann wären da noch die vielen kleinen Bilder<br />

mit den wunderbaren Essenssachen?<br />

Kochen und Backen waren schon immer meine<br />

Leidenschaft. Einige Zeit war ich auch als Gastrotesterin<br />

unterwegs. Dann kam eine Auftragsarbeit<br />

mit naturalistisch gemalten Süßigkeiten, Punschkrapferl,<br />

Cremeschnitten, Pariser Spitz, usw.<br />

Daraus sind dann meine „Bilder vom guten<br />

Geschmack“ entstanden – kleinformatige Darstellungen<br />

von kulinarischen Köstlichkeiten.<br />

Und wahrscheinlich auch Ihr neuestes Projekt,<br />

das Barock-Kochbuch?<br />

Das ist für mich die Kulmination meines bisherigen<br />

Schaffens hier in Margareten. Gemeinsam<br />

mit meinem guten<br />

Freund, dem Haubenkoch<br />

Adi Bittermann<br />

haben wir die gutbürgerliche<br />

Küche aus Wien<br />

um 1740 in die heutige<br />

Zeit transferiert. Das<br />

Bürgertum war damals<br />

sehr reich und hat sehr<br />

gerne sehr gut gegessen.<br />

Die Originalrezepte<br />

waren für 100 Personen.<br />

Vieles davon ist längst<br />

vergessen, einiges hat die<br />

300 Jahre überdauert, wie<br />

z.B. der Semmelkren.<br />

Das klingt ja fantastisch.<br />

Und wo ist der Bezug zu<br />

Margareten?<br />

Alle Backrezepte habe<br />

ich im Margaretenhof<br />

gebacken, der Verlag<br />

„Geschichte und Kunst“,<br />

der das Buch herausbringt<br />

ist in der Ramperstorffer<br />

Gasse 2 und gedruckt<br />

wird es von der<br />

Druckerei Walla in der<br />

Ramperstorffer Gasse 39.<br />

Also ein richtiges<br />

Margareten-Projekt!<br />

Margareten hat's, wie<br />

es so schön heißt! Was<br />

gefällt Ihnen hier am<br />

besten?<br />

Da mag ich nicht werten,<br />

nur aufzählen:<br />

Punschkrapferl und<br />

Marzipan-Mousse in „Gregors Konditorei“ und<br />

meine Tochter liebt das Eis dort. Der „KIWI-<br />

Kindergarten“ in der Ziegelofengasse. Das „Café<br />

Cuadro“, wo ich mit der Kellnerin Diana gerne<br />

plaudere oder das „Café Rüdigerhof “, einfach<br />

weil es so schön ist.<br />

Dann die vielen<br />

kleinen Spielplätze,<br />

wahre Oasen, wo die<br />

Kinder herumtollen<br />

können, aber auch<br />

viele alte Leute sitzen.<br />

Alles ist sauber und<br />

gepflegt hier.<br />

Den neuen „Fisch &<br />

Greissler“ in der Pilgramgasse<br />

mit seinen<br />

sensationellen Lachsforellen<br />

darf ich nicht<br />

vergessen und zu<br />

guter Letzt unbedingt<br />

die supernetten Verkäuferinnen<br />

beim<br />

BILLA und BIPA.<br />

Und gibt es etwas, das Sie stört in Margareten?<br />

Gar nichts - ich wünsche mir, dass Margareten<br />

so bleibt, wie es ist. Punkt.<br />

Schauen Sie aus dem Fenster hier, da ist die<br />

Kirche St. Josef und einmal im Monat macht<br />

hier die Pia ein Babycafé, wo gestresste Mütter<br />

in aller Ruhe plaudern können.<br />

Und als Nikolaus kommt der Pfarrer zu den<br />

Kindern – einfach herrlich!<br />

Wenn Sie sich etwas wünschen dürften für oder<br />

in Margareten, was wär das?<br />

Dann wär das, dass der Margaretenplatz zu<br />

einem lebendigen, attraktiven Begegnungsort<br />

wird. Der Markt jeden Donnerstag ist schon ein<br />

Anfang, da kauf ich gerne ein, aber es müsste<br />

noch anziehender, gemütlicher und kommunikativer<br />

werden.<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch! ☐<br />

16 Five is Life Herbst 2017 17

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