stadtMAGAZIN köln-süd | Ausg. Oktober-November 2017
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<strong>köln</strong> lokal<br />
Eine wahrhaftige Gala vor dem Dom<br />
Die Regimentstochter:<br />
Eine Geschichte von Tünnes und Mariechen,<br />
die mit 9 Cs geschrieben wird<br />
von Jürgen C. Pfitzner<br />
Gaetano Donizetti nahm sich bereits 2 Jahre vor Gründung des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins dieses kölschesten aller Themen an: Tünnes<br />
(Tonio) ist verliebt in die Regimentstochter – in Marie(chen). Und Juan<br />
Diego Flórez, einer der gefeiertsten Tenöre der Welt, hat am 17. September<br />
in seiner Paraderolle als Tonio erneut mit sagenhafter Leichtigkeit<br />
brilliert. Vergleicht die jüngere Musikgeschichte in dieser Rolle eigentlich<br />
nur Flórez und Pavarotti, musste der Italiener Pavarotti mit dieser Arie<br />
1972 seinen Durchbruch in der neuen Welt im roten Plüsch der Met<br />
erstreiten, während der Peruaner Flórez für sein brillantes, neunmaliges<br />
hohes C vom Orgateam des KMGV um Axel Hollander gleich den schönsten<br />
Dom der alten Welt in den Rücken gestellt bekommen hat. Irgendwie<br />
logisch, singt der KMGV doch seit 175 Jahren für diesen Dom.<br />
Jetzt, vor dem Dom, stellten die 150 Sänger dem Bewerber um die<br />
Hand der Tochter in fein ziseliertem Mezzoforte die Frage, die alle Väter<br />
für Ihre Tochter geklärt wissen wollen: „Aber ... liebt sie Dich?“. Die<br />
3.500 Gästen auf dem Roncalliplatz haben das rauschende Fest unter<br />
dem feinfühligen Dirigat von Bernhard Steiner geliebt, das der Star-<br />
Tenor, die großartige Eleonore Marguerre und das WDR Funkhausorchester<br />
sich und dem Publikum bereitet haben.<br />
Eleonore Marguerre hat neben dem Weltstar nicht nur bestehen,<br />
sondern in ganz besonderer Weise überzeugen können: Mit Ihrem weichen<br />
Timbre und der unbändigen Spielfreude - beispielsweise Rosen an<br />
Konzertmeister und Publikum verteilend – vereinnahmte sie Ratio und<br />
Emotio gleichermaßen.<br />
Der KMGV-Präsident – Hans-Gerd Schwieren – sorgte für Kölnflair<br />
der besonderen Art: Die Traditionstanzgruppe der Hellige Knäächte un<br />
Mägde hat den „Saaldienst“ im vollen Ornat übernommen und so dem<br />
Roncalliplatz das erste Lächeln des Konzerts geschenkt.<br />
Überhaupt. Der Platz. Von den Verantwortlichen für Licht und Ton<br />
wurden Dom und Roncalliplatz immer wieder neu, stimmungsvoll in<br />
Szene gesetzt – um mal intime Stube für die Liebesbeichten der Stars,<br />
Eleonore Marguerre und Juan Diego Flórez waren die Stars der KMGV-Gala vor dem Dom<br />
mal die großartige Bühne für die Einsichten der Sänger aus 175 Jahren<br />
Lebenserfahrung sein zu können (Lehár mit Ja, das Studium der Weiber<br />
ist schwer und Robert Stolz auf Kölsch zitierend … mir don jähn singe –<br />
jet Schönres jit et nit!).<br />
Zum Abschluss der großen musikalischen Gesten wünschte der<br />
KMGV Mitwirkenden, Angehörigen und Gästen eine „joode Nacht“,<br />
Kölle jing schloofe und der Dom hielt Wacht. A capella. Janz hösch …<br />
So was können nur wir …!<br />
Gedanken zum Jubiläum mit Bernhard Steiner<br />
(Musikalischer Leiter KMGV)<br />
Herr Steiner, wie würden Sie den KMGV beschreiben?<br />
Für mich ist dieser Chor ein ganz besonderer Klangkörper in der deutschen<br />
Chorlandschaft. Gegründet, als „Singen“ aus der Hausmusik und<br />
der Kirche in die große Gesellschaft getragen wurde – mit dem Ziel<br />
u.a. den Dombau zu befördern. Also Musik und Klüngel auf höchstem<br />
kölschen Niveau.<br />
Als reiner Männerchor hat der KMGV natürlich auch eine ganz eigene,<br />
männliche Kultur – die mit dem Hintergrund des besonderen Spannungsfeldes<br />
zwischen Preußen und Köln zu Füßen des Doms eine ganz spannen-<br />
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<strong>köln</strong> <strong>süd</strong> stadt MAGAZIN Nr. 5 / <strong>2017</strong> 28. Jahrgang