Hundert Dinge
Leseprobe aus Mirko Kussin / Tobias Wimbauer Hundert Dinge.
Leseprobe aus Mirko Kussin / Tobias Wimbauer Hundert Dinge.
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_ AUTO<br />
Fahren muss es, Platz muss drin sein für reichlich Bücherkisten.<br />
Mein erstes Auto war ein Mitsubishi Colt. Uralt und in Orange.<br />
Dem Nachbarn für 200 Mark abgekauft. Auf der ersten Fahrt<br />
hatte ich einen Radfahrer auf der Motorhaube. War aber nicht<br />
meine Schuld. Ich fuhr aus der Tankstelle raus, er fuhr ohne<br />
Licht nachts um 10 bei Regen auf der falschen Fahrbahn, ihn zu<br />
sehen hatte ich keine Chance. Doof nur für ihn, dass er gerade<br />
einen sechzehnfachen Knöchelbruch vom letzten Snowboardurlaub<br />
auskuriert hatte, denn auf eben diesem Knochen landete<br />
er. Er rief nach Polizei, aber nüchtern erläuterte ich ihm die<br />
Lage und wir schieden im Einvernehmen. Er war Tresenmann<br />
in einer Innenstadtkneipe. Da hatte ich fürderhin Freibier bei<br />
ihm, wenn ich vorbeikam.<br />
Dann hatte ich einen volljährigen Audi 80, von einem anderen<br />
Nachbarn. Den bekam ich geschenkt. Der funktionierte irgendwann<br />
nur noch mit Gewalt. Gut, dass die Strasse abschüssig<br />
war, in der ich wohnte, so konnte ich immer schön anrollen<br />
und den zweiten Gang kommen lassend, den Motor starten.<br />
Ich hatte mir mal den Fuss angebrochen in der Schule, weil<br />
ich schneller nach draussen wollte zur Fünfminutenpause um<br />
eine zu rauchen, und war rennend an die Flügeltüre gesprungen,<br />
die an diesem Tag aber einseitig verschlossen war …, und<br />
fuhr noch selbst zum Krankenhaus. Das war nicht so leicht, das<br />
Auto anschieben auf flacher Strasse und dann reinspringen<br />
zum Anlassen, und das mit dem doppelt so dicken pochenden<br />
rechten Fuss. Klappte aber irgendwie. Das Auto starb irgendwann<br />
den Heldentod. Ich nutzte es in seinen letzten Tagen<br />
noch für Fahrtrainings auf abgelegenen Sportplätzen, wo ich<br />
Handbremsenlenkung in Kurven übte und solche Spässe. Dann<br />
war das Auto aber endgültig hinüber.<br />
Von Onkel J. bekam ich einen Golf. Aus steuerlichen Gründen<br />
lief der auf seine Zweitfrau. Einmal, als ich zu schnell fuhr, weil<br />
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