Scheunentor17-4HP
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Adv<br />
schützte. Er wollte der päpstlichen<br />
Gerichtsbarkeit in Sachsen keinen<br />
Raum überlassen und er wollte Macht<br />
und finanzielle Ansprüche des Papstes<br />
beschränken. So wollte er das römische<br />
Ketzerurteil über Luther nicht<br />
anerkennen. Er förderte Luthers Auftritt<br />
vor dem Reichstag in Worms und<br />
gab ihm Schutz auf der Wartburg.<br />
Einem offenen Konflikt mit dem Kaiser<br />
ging er aus dem Weg, er blieb aber ein<br />
wichtiger Unterstützer Luthers, welcher<br />
im übrigen Reichsgebiet in Acht war.<br />
Eine besondere Rolle hatten in<br />
diesen Konflikten die reichsunmittelbaren<br />
Städte, die nur dem Kaiser<br />
unterstanden. Viele waren Bundesgenossen<br />
des Kaisers gegen die mächtigen<br />
Fürsten, ebenso wie der Kleinadel.<br />
Aber die Konfliktlinien waren<br />
verschlungen – nicht wenige Städte<br />
neigten der Reformation zu (s.w.u.).<br />
In diesem Konflktgemenge<br />
stand Luthers Auseinandersetzung mit<br />
der Kirchenführung und dem Kaiser.<br />
Sein Widerstand gegen die geistliche<br />
Gerichtsbarkeit entsprach u.a. Forderungen<br />
der Städter und der Bauern:<br />
sein Widerstand gegen Papst und Kaiser<br />
machte ihn rasch im Deutschen<br />
Reich populär. Die Parteinahme gegen<br />
den Krieg der Bauern entfremdete ihn<br />
von diesen, seine neue Theologie jedoch<br />
nahm viele Freie in den Städten<br />
für ihn ein. Denn das Interesse der<br />
Städter an Bildung als Voraussetzung<br />
für Handel und moderne Produktion,<br />
ihre neue Wertschätzung freier Individualität<br />
als Grundlage der Ordnung<br />
der Stadt passte zur reformatorischen<br />
Wertschätzung der Vernunft und<br />
ihrem Bildungsschwerpunkt.<br />
Luther trat als Theologe in eine<br />
Konfliktsituation ein und wurde durch<br />
seine mutige und beharrliche Opposition<br />
selbst ein Teil dieser Konflikte.<br />
Sprachliches Talent und Buchdruck<br />
Luther verfasste zahlreiche Schriften.<br />
Bis 1525 waren es 287 Werke mit<br />
einer Gesamtauflage von 1,7 Millionen;<br />
dazu kommen noch zahlreiche<br />
Ausgaben von Flugschriften. Er veröffentlichte<br />
neben lateinischen zunehmend<br />
deutsche Schriften – das entsprach<br />
seinem Anliegen einer<br />
bibelorientierten Volkskirche. Seine<br />
Sprachkraft rührte aus der Verbindung<br />
von Predigten und Schriften und aus<br />
seiner überaus profunden Kenntnis<br />
der Bibel. Die Millionenauflagen seiner<br />
Schriften lagen weit über den damals<br />
gewohnten. Das hing auch mit dem<br />
14