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Paradox

Über einen scheinbaren Umweg dem Leser etwas anbieten, was er sucht aber auf direktem Weg nicht finden kann.

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A-Klassen-Fahrt<br />

\s.23 ff<br />

dem ehemaligen Vorstandschef von mercedes benz leisten wir auf<br />

einer autofahrt gesellschaft – er spricht über die einführung der<br />

a-klasse typ 168, die konservativen geister bei mercedes und den methusalemkomplott.<br />

Blick aus der fahrenden A-Klasse. Jürgen Schrempp stand uns<br />

1 h 56 min Rede und Antwort. Dann waren wir am Ziel.<br />

Der Einführung der A-Klasse im Jahr 1997 ging eine beispiellose Marketing-Aktion voraus.<br />

18 Monate lang polierten Werbefachleute am Image des für Mercedes komplett neuen<br />

Modells und ließen die A-Klasse auf der sogenannten A-Motion-Tour in insgesamt 14<br />

deutschen und fünf europäischen Städten posieren - ein Aufwand, der Wirkung zeigte:<br />

In der Bevölkerung kletterte der Bekanntheitsgrad der A-Klasse angeblich auf 86 Prozent,<br />

noch bevor das Auto überhaupt herumfuhr. Bereits vor dem Debüt des ersten Mercedes-<br />

Kleinwagens überhaupt lagen 100.000 Bestellungen für den Baby-Benz vor.<br />

Die in der ersten Modellgeneration lediglich 3,60 Meter kurze A-Klasse trat an, um<br />

sich als Technologieträger zu reüssieren. Außerdem als Junge-Leute-Kutsche (Startpreis<br />

für den A 140 mit 82 PS: 30.360 Mark) und Vorbild in Sachen Raumökonomie und Sicherheit.<br />

Um das Verletzungsrisiko bei einem Frontalunfall zu senken, waren Getriebe,<br />

Motor sowie die Stahlwand zwischen Motor und Fahrerkabine schräg eingebaut.<br />

Im Falle einer Kollision sollten die harten Bauteile unter die Kabine gedrückt werden<br />

– und damit an den Insassen vorbei. Das Prinzip war eine von rund 20 Innovationen,<br />

mit denen die Schwaben die A-Klasse ausstatteten.<br />

In einem Moment aber war es mit der Herrlichkeit des kleinen Benz vorbei. Drei<br />

Tage nach Einführung des ersten Mercedes-Kleinwagens trat ein, was Marketing-Strategen<br />

„Worst Case Scenario“ nennen: Das Fahrzeug kippte einfach um. Zuvor hatte das<br />

neue Wägelchen in einem aufwändigen Testprogramm fast 125 Mal den gesamten Globus<br />

umrundet - doch dieses Problem war dabei offenbar nie aufgetreten.<br />

Am 21. Oktober 1997 aber hob es die A-Klasse bei einem ganz normalen Sicherheitstest<br />

in Schweden aus der Spur. Das Ausweichmanöver mitsamt dem Umfaller - als Elch-<br />

Test legendär geworden - drohte für Mercedes zum Image-Desaster zu werden. Die<br />

Autozeitschrift „Teknikens Värld“ veröffentlichte damals ein Foto mit dem auf der Seite<br />

liegenden Testwagen, das einer Kondolenzkarte ähnelte. Der Text: „Bilden som kan<br />

döda A-Klass“ - das Bild, das die A-Klasse töten kann.<br />

In diesem Fall jedoch lebt der Totgesagte noch immer. Nachdem der damalige<br />

Mercedes-Pkw-Vorstand Jürgen Hubbert kleinlaut erklärte hatte, „Wir haben da eine<br />

Schwäche“, rüstete Mercedes nach. Die Spurweite wurde verbreitert, das Fahrwerk<br />

modifiziert - und vor allem erhielt die A-Klasse das elektronische Stabilitätsprogramm<br />

ESP aus der Luxuslimousine S-Klasse.<br />

Und tatsächlich, der Mini-Mercedes setzte sich durch: Mit mehr als 1,85 Millionen<br />

verkauften Einheiten (Baureihen W168 und W169) zählt die A-Klasse heute zu den<br />

beliebtesten Minivans in Deutschland. Aber trotzdem wird sie wohl nur eine Episode<br />

bleiben. 2011 läuft voraussichtlich die A-Klasse-Produktion aus. Und das Nachfolgemodell,<br />

so hört man aus Stuttgart, wird ein kleines Auto konventioneller Bauart sein. Der<br />

Einführung der A-Klasse im Jahr 1997 ging eine beispiellose Marketing-Aktion voraus. 18<br />

Monate lang polierten Werbefachleute am Image des für Mercedes komplett neuen Modells<br />

und ließen die A-Klasse auf der sogenannten A-Motion-Tour in insgesamt 14 deutschen<br />

und fünf europäischen Städten posieren - ein Aufwand, der Wirkung zeigte: In der<br />

Bevölkerung kletterte der Bekanntheitsgrad der A-Klasse angeblich auf 86 Prozent, noch<br />

bevor das Auto überhaupt herumfuhr. Bereits vor dem Debüt des ersten Mercedes-Kleinwagens<br />

überhaupt lagen 100.000 Bestellungen für den Baby-Benz vor. Die in der ersten<br />

Modellgeneration lediglich 3,60 Meter kurze A-Klasse trat an, um eine beispiellose Mar-

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