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RAL 1015 taxi news Heft 8-2017

Die freie und unabhängige Zeitschrift für das Taxigewerbe

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„Von den Herstellern wünschen<br />

wir uns mehr Angebote.“<br />

Auf dem Weg zur Mobilität<br />

jenseits von Benzin und Diesel<br />

setzt die GASAG seit vielen<br />

Jahren auf Erdgas als Kraftstoff.<br />

Erdgasautos sind sparsam und<br />

umweltschonend. Gerade angesichts des<br />

aktuellen Dieselskandals könnten sie eine<br />

kurzfristige Alternative bieten. Warum es für<br />

Taxiunternehmer dennoch zurzeit schwierig<br />

ist, umzusteigen, und was jetzt getan<br />

werden muss, damit sich das ändert, erklärt<br />

Otto Berthold von der GASAG.<br />

Herr Berthold, seitdem der<br />

Dieselantrieb in Verruf geraten<br />

ist, rücken alternative Antriebe in<br />

den Fokus. Können Erdgasautos<br />

jetzt durchstarten?<br />

Otto Berthold: Die Debatte ist ja keineswegs<br />

neu. Das Thema Erdgas als Kraftstoff kam<br />

in den 1990er Jahren auf. Auch damals war<br />

der Grund die Luftreinhaltung, allerdings<br />

ging es seinerzeit vor allem um Rußpartikel.<br />

Genauso wie heute setzte die Politik<br />

auf Technik statt auf Fahrverbote. Das hat<br />

Innovationskraft freigesetzt. Wir haben die<br />

ersten großen Projekte gestartet, um den<br />

Kraftstoff Erdgas voranzubringen, allen<br />

voran mit der Berliner Stadtreinigung, die<br />

heute rund 150 gasbetriebene Abfallsammelfahrzeuge<br />

einsetzt. Und natürlich mit<br />

den Berliner Taxifahrern, mit denen wir<br />

das Projekt „TUT – Tausend Umwelt<strong>taxi</strong>s<br />

für Berlin“ entwickelten. Insofern ist das<br />

Thema für uns nicht neu. Auch heute gilt:<br />

Erdgasfahrzeuge können ein Problemlöser<br />

bei der Luftreinhaltung sein. Denn sie sind,<br />

was die Emissionen, was Partikel oder<br />

Stickoxide anbelangt, sehr sauber. Wir sehen<br />

Erdgasfahrzeuge deshalb als eine kurzfristig<br />

umsetzbare Alternative zum Diesel.<br />

Statt Erdgas wird allerdings die<br />

Elektromobilität allgemein als<br />

Problemlöser diskutiert.<br />

Wie sehen Sie das?<br />

Otto Berthold: Konsens ist, dass der Trend<br />

zu den Elektrofahrzeugen unumkehrbar<br />

sein wird. Grundsätzlich halten wir das<br />

auch für richtig. Aber die Markteinführung<br />

kann nicht von heute auf morgen passieren.<br />

Saubere Luft durch Erdgas: Der Forschungsbericht der International Gas Union (IGU) belegt, dass Städte,<br />

die mehr auf Erdgas setzen, die Luftverschmutzung deutlich reduzieren konnten.<br />

Quelle: Erdgasfahrzeug Info 1/17<br />

Aktuell haben wir gerade einmal rund 2.500<br />

Elektroautos auf Berliner Straßen. Das ist<br />

ein marginaler Bestand. Jeder kann für sich<br />

die Frage beantworten, warum das so ist:<br />

Die Fahrzeuge sind relativ teuer und es gibt<br />

zu wenige Ladestellen. Alltägliche Dinge wie,<br />

ins Auto steigen, losfahren, an der nächsten<br />

Tankstelle den Tank befüllen – das ist mit<br />

einem Elektroauto heute nicht so einfach.<br />

Das gilt natürlich umso mehr für gewerbliche<br />

Fahrzeugnutzer wie Taxifahrer.<br />

Sie sagen: Der E-Mobilität<br />

gehört die Zukunft. Welche<br />

Bedeutung kann dann Erdgas<br />

bei der Verkehrswende haben?<br />

Otto Berthold: Man muss differenzieren,<br />

in welchen Zeithorizonten man denkt. Wie<br />

gesagt: Die Elektromobilität wird noch<br />

einige Zeit brauchen, bis sie sich in der Breite<br />

durchsetzen kann. Hier muss zunächst<br />

die Infrastruktur geschaffen werden. Das ist<br />

bei Erdgas ganz anders. In Berlin haben wir<br />

24 Erdgastankstellen über das ganze Stadtgebiet<br />

verteilt. Tanken ist deshalb nicht nur<br />

in Berlin, sondern auch bundesweit und in<br />

Europa insgesamt kein Problem mehr. Deshalb<br />

könnte Erdgas als Brückentechnologie<br />

eine zentrale Rolle bei der Verkehrswende<br />

spielen, mit einer erprobten und bewährten<br />

Technik, einer hervorragenden Infrastruktur<br />

und sofort umsetzbaren Umweltvorteilen.<br />

Wieso wird Erdgas als Kraftstoff<br />

von der Politik trotzdem so wenig<br />

beachtet?<br />

Otto Berthold: Ja, das erstaunt mich auch.<br />

Allerdings gibt es auch Fachpolitiker, die<br />

nicht nur von Elektro-, sondern generell von<br />

alternativen Antrieben sprechen, wenn es<br />

um die Verkehrswende geht. Es gibt schließlich<br />

neben Strom und Erdgas noch weitere<br />

Alternativen zu Benzin und Diesel, wie etwa<br />

Wasserstoff. Aber vielleicht wird Erdgas<br />

als Kraftstoff so wenig diskutiert, weil mit<br />

Erdgas betriebene Autos heute etwas ganz<br />

Normales sind. Erdgasautos haben hohe<br />

Reichweiten, wunderbare Fahreigenschaften,<br />

geringe Verbräuche, aber sie sind etwas<br />

Alltägliches, nichts, nach dem sich die<br />

Menschen umdrehen oder worüber sie auf<br />

Partys sprechen. Es könnte also sein, dass<br />

die Menschen nach dem Innovativen suchen<br />

und da bieten Elektrofahrzeuge zurzeit mehr<br />

plakative Argumente.<br />

Bei all den Stärken und den<br />

Potenzialen für Klimaschutz und<br />

Luftreinhaltung: Warum kommt<br />

Erdgas als Kraftstoff nicht so<br />

richtig voran?<br />

Otto Berthold: Das größte Hemmnis ist das<br />

Fahrzeugangebot. Ein Katalog mit konventionellen<br />

Autos umfasst mehrere hundert<br />

Seiten. Das Angebot an Erdgasfahrzeugen<br />

8 <strong>RAL</strong> <strong>1015</strong> <strong>taxi</strong><strong>news</strong> · 8/<strong>2017</strong>

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