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Ausgabe 32 1/2008 - AWO Dortmund

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Nr. <strong>32</strong>, März <strong>2008</strong><br />

Gesund essen: Rohkost gehört dazu. Bei dem Projekt Tischlein-deck-dich kommt es nicht nur auf das gemeinsame Essen an. Wichtig ist, alles übers gesunde Essen<br />

zu lernen und die Mahlzeiten selbst zuzubereiten. Im Frühstückstagebuch (rechts) dokumentieren die Kinder, was sie wann gegessen haben. Fotos: Pankratow<br />

Schnippeln, kochen, Spenden sammeln<br />

Die Zahlen sind alarmierend: Jedes vierte <strong>Dortmund</strong>er Kind lebt in Armut. Täglich kommen<br />

hunderte von Mädchen und Jungen ohne Frühstück in ihre Schulen. Geld für ein<br />

warmes Mittagessen haben die Eltern nicht, was abends auf dem Tisch steht, ist ungewiss.<br />

Sozialarbeiter Arnold Pankratow (56) ist Koordinator des <strong>AWO</strong>-Projekts „Tischlein-deck-dich“.<br />

Seit Mitte letzten Jahres tischt er in sechs <strong>Dortmund</strong>er Einrichtungen Tag für Tag hungrigen<br />

Kindern ein gesundes Frühstück oder ein kostenloses Mittagessen auf.<br />

„Derzeit verteilen wir etwa 600 Portionen wöchentlich,<br />

Tendenz steigend“, sagt Arnold Pankratow.<br />

Tischlein-deck-dich arbeitet kleinräumig<br />

und realitätsnah, soll heißen: Die Ehrenamtlichen<br />

gehen da hin, wo es am nötigsten ist.<br />

Zum Beispiel in die <strong>Dortmund</strong>er Nordstadt. Die<br />

Quote ausländischer Kinder liegt dort bei 61<br />

Prozent. Zahlreiche Haushalte sind von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen, eine stetig wachsende Zahl von<br />

Kindern erhält Hilfe zum Lebensunterhalt.<br />

Sprachprobleme und Konflikte in den Familien<br />

erschweren die Integration.<br />

„Im Teenstreff Blücherbunker bieten wir eine<br />

Kochgruppe für Teens und deren Eltern an“, berichtet<br />

Pankratow. So wird nicht nur gemeinsam<br />

gegessen, sondern Eltern und Kinder lernen etwas<br />

über die Zubereitung einer gesunden und<br />

ausgewogenen Mischkost, die für die körperliche<br />

und seelische Entwicklung der Kinder so wichtig<br />

ist. Ganz abgesehen davon geht es im Anschluss<br />

an die warme Mahlzeit darum, den Tisch gemeinsam<br />

abzudecken und die Küche aufzuräumen.<br />

Seit einem halben Jahr ist das Team rund um<br />

Arnold Pankratow im Teenstreff in Sachen Tischlein-deck-dich<br />

aktiv, ebenso lange sorgen die<br />

Helferinnen und Helfer im Familienzentrum <strong>Dortmund</strong>-Hörde<br />

für ein gesundes Frühstück.<br />

Auf die Entwicklung in der Vincke-Grundschule,<br />

in der der Anteil ausländischer Kinder 94<br />

Prozent beträgt, sind die Tischlein-deck-dich-Experten<br />

besonders stolz.<br />

Seit Februar diesen Jahres liefert ein türkischer<br />

Händler jeden Morgen frisches Obst und Gemüse.<br />

Montags bis donnerstags sind bis zu zwölf<br />

Mütter aus dem Elterncafé eineinhalb Stunden<br />

Kontakt:<br />

Arnold Pankratow<br />

Tel.: 0231-716950<br />

a.pankratow@awo-dortmund.de<br />

www.tischlein-deck-dich-dortmund.de<br />

damit beschäftigt, die Portionen für die Kinder<br />

zuzubereiten.<br />

„Die Kinder bringen ihr Frühstück auf fertigen<br />

Tabletts in die Klassen“, erzählt Arnold Pankratow,<br />

Spenden:<br />

Sparkasse <strong>Dortmund</strong><br />

BLZ: 440 501 99<br />

Konto: 001 069 721<br />

Stichwort: Tischlein deck dich<br />

„dort essen alle Schülerinnen und Schüler mit den<br />

Lehrern gemeinsam.“<br />

25 Cent pro Tag pro Kind kostet diese gesunde<br />

Mahlzeit während der Schulzeit. Bestellungen für<br />

die Folgewoche werden von den ehrenamtlichen<br />

Helferinnen immer donnerstags aufgenommen.<br />

„Wir legen großen Wert auf diese Verbindlichkeit“,<br />

betont Sozialarbeiter Pankratow.<br />

Die 25 Cent werden eingesammelt, damit gegenüber<br />

den Kindern der Bedürftigkeitscharakter<br />

der Aktion wegfällt. Die Kids sollen das Gefühl<br />

haben: Ich entscheide mich für eine Leistung,<br />

bezahle dafür und esse die gekaufte Ware auch<br />

auf.<br />

Das Projekt Tischlein-deck-dich der Arbeiterwohlfahrt<br />

in <strong>Dortmund</strong> setzt auf transparente,<br />

schnelle und wirkungsvolle Direkthilfe. Es ist angewiesen<br />

auf die Spenden von Unterstützern: für<br />

gedeckte Tische in der Libellensiedlung in <strong>Dortmund</strong>-Nord,<br />

für einen Kinderkochkurs in der<br />

Jugendfreizeitstätte Derne und für das Projekt des<br />

Ortsvereins Asseln „Kochen mit Familien“.<br />

Gerade die Entwicklung in der Libellensiedlung<br />

liegt den Initiatoren ganz besonders am Herzen,<br />

beruht sie doch auf einer Kooperation mit den<br />

drei Wohnungsgesellschaften, die die Eigentümer<br />

der Wohnblocks mit <strong>32</strong>0 Wohnungen sind.<br />

Sie haben für Tischlein-deck-dich in den Gemeinschaftsräumen<br />

eine Küche eingerichtet.<br />

Während die Kolleginnen und Kollegen am<br />

Herd stehen, schnippeln, kochen und abwaschen,<br />

tingelt Arnold Pankratow durch die Ortsvereine,<br />

um Spenden zu sammeln. 3.000 Flyer<br />

hat er im Gepäck, die er auch an Firmen und<br />

Privatpersonen verteilt.<br />

Der Appell zu spenden, geht an alle, die abends<br />

satt im Bett liegen und deren Butterbrotdose gut<br />

gefüllt ist: „Unser Projekt muss weiterlaufen“, sagt<br />

Pankratow. Text: Christiane Bernert<br />

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