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WEB - Burtscheid_aktuell_November2017_Nr.71

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Auswertung der Modelldaten für die Karte „Lokale Kaltluft im Aachener Kessel“<br />

Der KLAM_21-Modelloutput besteht aus Rasterdatensätzen der mittleren horizontalen Geschwindigkeitskomponenten, der Kaltlufthöhe und des Kälteinhalts (Sievers, 2008). Diese Datensätze wurden für die Bearbeitung in ArcGIS umgewandelt und daraus zusätzlich die Strömungsgeschwindigkeit, –richtung und die Abkühlung berechnet.<br />

Die Auswertung der Modellergebnisse in ArcGIS wird auf drei zentrale Kriterien der VDI-Richtlinie ausgelegt: 1. die Eindringtiefe der Kaltluft, 2. die Klassifizierung von Strömungstypen, 3. die Lage der Kaltluft relativ zur Bebauung.<br />

Außerdem wird das im Vorfeld der Studie in Aachen festgestellte Phänomen von über die Talgrenzen hinweg strömender Kaltluft (Kaltlufttransfluenzen) in die Auswertung einbezogen.<br />

Die Eindringtiefe der Kaltluft wird mit dem für planerische Zwecke als relevant angesehenen Unterschreiten einer Durchlüftungsrate von etwa 2/h angesetzt, die als Merkmal für eine noch gute Durchlüftung gewertet wird (VDI, 2003, S. 35).<br />

Dabei wird eine mittlere Gebäudehöhe (Canopyhöhe) von 18 m als vertikale Bezugsgröße für die Durchlüftung angesetzt; der Schwellenwert für die Grenze der Kaltluft entspricht demnach einem Volumenstrom von 0,01 m3 m-2 s-1.<br />

Bei einem Betrieb des Modells bei 15 m Rasterweite entstehen Artefakte durch einzelne fehlerhafte Rasterinformationen insbesondere direkt an der Modellgrenze.<br />

Diese werden dadurch eliminiert, dass nur solche Flächenelemente berücksichtigt werden, bei denen in einem Umkreis von 50 m das Ergebnis in mindestens 50 % der Rasterzellen eintritt; anschließend wird mit einer Bufferfunktion der hierdurch zu weit berechnete Grenzverlauf wieder um 50 m zurückverlegt.<br />

Kaltluftabfluss, -akkumulation und –stau werden entsprechend der Merkmale aus Tabelle 6 (VDI, 2003, S. 35) unterschieden.<br />

Dabei wird die Kombination aus Strömungsgeschwindigkeit und Schichtdicke als Kriterium herangezogen. Hangabwärtiger Kaltluftabfluss wird mit Werten < 5 m3 m-2 s-1 definiert, talbwärtiger (in der VDI-RL etwas unglücklich als „Kaltluftakkumulation“ bezeichnet) mit Werten darüber.<br />

Aufgrund der Aachener Geländesituation mit Tälern einer meist geringeren Tiefe als 50 m und der bewussten Beschränkung auf den Modellausgabezeitpunkt 3 h nach Sonnenuntergang, zu dem die vollen Kaltluftmächtigkeiten noch nicht erreicht sind, erwies sich der Grenzwert von 50 m für Kaltluftstau nach VDI-RL als unzweckmäßig.<br />

Es wird statt dessen ein Wert von 30 m angesetzt (der VDI-Schwellenwert der Geschwindigkeit von 0,5 m s-1 wird beibehalten).<br />

Die Lage zur Bebauung (innerhalb oder außerhalb) wird über die Grenze des baulichen Außenbereichs definiert. Dies beinhaltet zwar Unschärfen in Bezug auf die Realnutzung, jedoch wird so die Konfliktsituation mit hohem potentiellen Nutzungsdruck direkt erkennbar.<br />

Im Einzugsgebiet des Johannisbachs wurde in einer Talmulde an der Vaalser Straße bei Messungen im Gelände ein Überströmen von Kaltluft aus dem Dorbachtal beobachtet. Die Ergebnisse des Modelllaufs wurden daraufhin untersucht, ob diese Kalt-lufttransfluenz abgebildet wird, was der Fall war.<br />

Zur Klärung der Frage, ob möglicherweise weitere Transfluenzen vorliegen, wurde das gesamte Untersuchungsgebiet in Bezug auf solche Fälle überprüft. Dazu wurden die Grenzen der Einzugsgebiete manuell darauf hin untersucht, ob Kaltluft die Wasserscheiden überströmt.<br />

Entsprechende Bereiche werden qualitativ in größere und kleinere Transfluenzen unterteilt und in der Karte entsprechend dargestellt. Neben den näher untersuchten Bereichen Dorbachtal / Vaalser Straße, Rollefbachtal / Beverbachtal und Indetal / Haarbachtal (s.u.) gibt es laut Modell noch kleinere Transfluenzen u.a. Dorbachtal / Senserbachtal und<br />

Kupferbachtal / Gillesbachtal.<br />

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Ausgabe 12/2015<br />

Sorgen bei der Bürgerinitiative Beverau<br />

Lufthygiene und Kaltluftschneise sind aus Sicht der BI-Mitglieder unerlässlich<br />

Im Sommer 2014 veröffentlicht die Stadt Aachen den Vorentwurf eines<br />

neuen Flächennutzungsplans (FNP). Danach sollte ein knapp 100.000 qm<br />

großer Teil der Bever-Aue südwestlich des Eselswegs in Bauland umgewandelt<br />

werden. Die Fläche ist seit über 50 Jahren Landschaftsschutzgebiet.<br />

Lokale Kaltluft im Aachener Kessel<br />

Ergebnisse von Kaltluft-Simulationsrechnungen<br />

Geographisches Institut der<br />

RWTH Aachen<br />

im Auftrag der<br />

Stadt Aachen<br />

Fachbereich Umwelt<br />

Unmittelbar nach Bekanntwerden dieser Vorgänge formierte sich die Bürgerinitiative<br />

zum Erhalt des Landschaftsschutzgebietes am Eselsweg - Beverau<br />

(kurz BI Beverau). Eine prompte Unterschriftenaktion ergab während der<br />

Sommerferien und trotz Fußball-WM bereits ca. 3.000 Unterschriften. Es<br />

folgten tausende, z. T. sehr umfangreiche Eingaben, zahlreiche Leserbriefe<br />

und Zeitungsartikel sowie diverse Informationsaktionen der BI Beverau z. B.<br />

die Welt-UNESCO Aktion zum Jahr des Bodens am Elisenbrunnen (u.a. mit<br />

dem Ökologie-Zentrum Aachen, dem BUND und dem NABU), das 50-Jahre-<br />

LSG Beverau-Jubiläum am Neumarkt, mehrere Führungen am Eselsweg<br />

(mit dem Ökologie-Zentrum Aachen) und zuletzt die Teilnahme am Alleenfest<br />

im Franken berger Viertel. Die BI Beverau steht mit den benachbarten<br />

gemeinnützigen Vereinen, Politikern, Fachleuten und mehreren anerkannten<br />

Naturschutz verbänden wie auch der LNU und der DUH in z.T. engem Kontakt.<br />

Die Umwandlung der BI in einen eingetragenen gemeinnützigen Verein steht<br />

kurz bevor.<br />

Der überarbeitete Entwurf eines neuen Flächennutzungsplans wird voraussichtlich<br />

Anfang 2018 veröffentlicht. Gespräche mit dem Umwelt- und Planungsamt<br />

ergaben, dass das Plangebiet Beverau, also die sog. Dreiecksfl äche zwischen<br />

Eselsweg, Nellessenpark und Löwensteinkaserne, auf Druck der BI Beverau zwar<br />

etwas verkleinert worden sei, jedoch mit Hochdruck weiterverfolgt werde. Die<br />

nach dem UIG von jedermann einsehbare neue Umweltprüfung zum Plangebiet<br />

Beverau offenbarte bei dem Vergleich mit der Umweltprüfung aus dem Jahre<br />

2014, dass die Bewertung aller zu prüfenden Schutzgüter im stillen Kämmerlein<br />

um ein oder sogar um zwei Stufen herabgesetzt wurde!<br />

Kaltluftentstehungsflächen<br />

Kaltluftzielgebiete in der Bebauung<br />

Grenze der Kaltluft (Eindringtiefe)<br />

großräumige Kaltluftbahnen (außerhalb / innerhalb der Bebauung)<br />

kleinräumiger Kaltluftabfluss innerhalb der Bebauung<br />

Kaltluftstau<br />

Kaltluftsammelgebiet (Strömung zeitweise abweichend vom Gefälle)<br />

Kaltluftmächtigkeit (10m, 15m, 20m usw.)<br />

Kaltluft-Strömungsgeschwindigkeit und -richtung ( 0,1 0,5 1 m/s)<br />

Kaltluftüberströmungen aus anderen Tälern<br />

Auswertungen auf Basis einer Modellrechnung mit KLAM_21 für einen Zeitpunkt<br />

3 Stunden nach Sonnenuntergang nach Kriterien der VDI-Richtlinie 3787<br />

(Blatt 5 "Lokale Kaltluft")<br />

0 500 1.000 2.000 m<br />

Foto: BI Beverau<br />

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Freifläche am Eselsweg soll nach Willen der<br />

Bürgerinitiative vollständig erhalten bleiben<br />

Nach dem – immer noch maßgeblichen - Gesamtstädtischen Klimagutachten<br />

aus dem Jahre 2000 handelt es sich bei der Prüffl äche Beverau um ein Kaltluftentstehungsgebiet<br />

mit besonderer Bedeutung; das geografi sche Institut der<br />

RWTH rät insoweit von einer Bebauung kategorisch ab<br />

„Die in der Bever-Aue produzierte Kaltluft hat somit eine doppelte Bedeutung<br />

für den lufthygienisch belasteten Talkessel Aachen: Zum einen kann Kaltluft<br />

nachts für eine Abkühlung thermisch belasteter Siedlungsgebiete sorgen. Zum<br />

anderen bewirkt die unmittelbar am Nellessenpark entstehende frische Kaltluft<br />

einen Austausch oder zumindest eine Durchmischung von schadstoffbelasteter<br />

Luft und bessert damit die Luftqualität; bei Hochdruckwetterlagen bilden diese<br />

Kaltluftströme sogar oftmals die einzige Möglichkeit, Frischluft in die Innenstadt<br />

zu transportieren“, erläutert ein Sprecher die Sicht der Bürgerinitiative.<br />

Es geht um unser aller Luft!<br />

So lautete der Titel einer Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative, die<br />

am 20. November (just zum Erscheinungsdatum der vorliegenden <strong>Burtscheid</strong><br />

<strong>aktuell</strong>) stattfand. Die Protestgruppierung hatte zu diesem Datum um 19:30<br />

Uhr in die Burg Frankenberg eingeladen, um nochmals nachhaltig auf die<br />

Bedrohung des Kalt- und Frischluftentstehungsgebietes Aachen-Beverau durch<br />

den Bebauungsplan hinzuweisen und die Thematik mit den Anwesenden zu<br />

diskutieren. <strong>Burtscheid</strong> <strong>aktuell</strong> wird in einer der nächsten Ausgaben über<br />

weitere Ergebnisse berichten.<br />

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