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Autogipfel – ohne Höhepunkte<br />
3. August 2017<br />
Gestern war bereits vor dem Gipfel alles gesagt und geschrieben. Dementsprechend<br />
war es wenig verwunderlich, dass der Gipfel ohne Höhepunkt, neuen Inhalt oder gar<br />
Überraschungen auskam. Zu bieder war auch seine Besetzung. Vorwiegend ältere<br />
Herren in Nadelstreifen und Krawatte, denen es augenscheinlich schwer fällt, sich mit<br />
einer anderen, als der Verbrennungstechnologie für unser liebstes Kind anzufreunden.<br />
Man tut lieber so, als sei nichts gewesen und kommt so um eine unangenehme und<br />
wenig PR-wirksame Schuldzuweisung herum. Wenn aber nichts gewesen ist, warum<br />
zeigt man sich dann vor über zwei Jahren selbst an und warum entlässt man dann<br />
Vorstände am laufenden Band? Mit goldenem Handschlag, wohlgemerkt. Man kann<br />
sich dem Eindruck nicht verwehren, dass hier massiv Druck gegenüber unabhängigen<br />
Richtern und Gerichten aufgebaut werden soll, um den Autostandort mit aller Macht<br />
zu schützen. So hat man zuletzt auch noch die mächtigste Gewerkschaft an den Tisch<br />
zitiert. Schade, dass die sich hier vor den Karren spannen lässt und sich damit zum<br />
Mittäter macht. Ein Dilemma. Auf der einen Seite steht der Schutz der über eine<br />
Million Arbeitsplätze, auf der anderen die Ethik und die Moral und nicht zuletzt der<br />
Schutz der Mitmenschen und nachfolgenden Generationen vor gesundheitsgefährdenden<br />
bis hin zu krebserregenden Stickoxiden. Es zeigt sich wieder einmal, dass in<br />
der deutschen Politik eine Politik des Kleinredens, Wegschauens, Konfliktvermeidens<br />
und letztlich des Nichtregierens regiert. Der hier bereits im Vorfeld gefundene und<br />
proklamierte kleinste gemeinsame Nenner, knapp über dem Nullpunkt, tut kurzfristig<br />
keinem weh und hilft langfristig keinem weiter. Die Autokonzerne haben Geld wie<br />
Heu und keine Moral und keine Ethik und unsere Kinder, die es am meisten betrifft,<br />
sind nicht an der Macht. Man möchte über Fahrverbote in der Innenstadt sprechen.<br />
Wo sind die Bewohner der Innenstädte beim Gipfel? Warum werden Gerichtsurteile,<br />
wie das des Verwaltungsgerichts Stuttgart einfach ignoriert? Nur weil es einem nicht in<br />
den Kram passt. Nicht immer auf Andere zeigen. Auch mal vor der eigenen Tür kehren.<br />
Ein unter Realitätsverlust leidender Haufen steinzeitlicher Männer und Frauen,<br />
das zeigt auch schon die angesetzte Zeit von zwei Stunden, hat sich hier zum Gespött<br />
einer Nation gemacht und es nicht einmal bemerkt. Wo ist die Richtlinienkompetenz<br />
der, Verzeihung, einer Kanzlerin? Viele Köche verderben bekanntermaßen den Brei, in<br />
diesem Fall unsere Moral und unsere Gesundheit. Bald sind Wahlen. Das war nichts,<br />
meine Damen und Herren. Setzen, sechs! Auf ein Neues im Oktober, hoffentlich in<br />
anderer Besetzung.<br />
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