Schreibwerkstatt17_151117

Zur Erklärung ein kleiner historischer Exkurs – im Jahr 2017 hatte man die Technik
von selbstfahrenden Fahrzeugen perfektioniert und die Arbeitswelt bis 2039
komplett digitalisiert. Der daraus resultierende Umstand, dass es kaum noch Unfälle
und Berufskrankheiten gab, setzte enorme Kapazitäten im Gesundheits- und
Forschungssektor frei. Mitte des 21. Jahrhunderts waren nahezu alle körperlichen und
geistigen Krankheiten besiegt. Der Gesundheitszustand wurde durch Implantate an
den Hauptserver übermittelt. Schließlich entwickelte man 2079 den „De-Emotionator“
(Demo). Mit dieser bahnbrechenden Innovation konnte man unerwünschte Gefühle
wie Hass, Wut oder Neid bereits im Mutterleib entfernen.
Dies war auch der Grund, weshalb ein Verbrechen eigentlich unmöglich war.
Meine Überlegungen dauerten nur wenige Sekunden, schlagartig wurde mir bewusst,
dass ich in Gefahr schwebte. Denn die Drops würden jeden der Wohneinheit und
jeden Besucher verhaften und qualvollen Verhören unterziehen. Der Schuldige würde
neutralisiert, im Zweifel würde dieses endgültige Schicksal die gesamte Wohneinheit
und Jeden, der zu dem fraglichen Zeitpunkt anwesend war, ereilen. Der Hauptserver
wertete längst die Daten aus den KIs der Drops und den DNIs aus.
Ich beeilte mich, mein DNI, auf das ich mich bisher in allen Lebenslagen verlassen
hatte, zu deaktivieren. Über das manuelle Bedienfeld des Tepot, in dem ich mich
immer noch befand, wählte ich den entlegensten Ort der Kolonie: Die Deponien. Diese
gewaltigen Gräber aus Zeitmumien würden mir hoffentlich Unterschlupf gewähren.
Von nun an war ich kein Bürger mehr, sondern ein Ausgestoßener, ein Gejagter.
(Ramona)
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