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YADOS Fachartikel Nahwärmenetz Teningen - EuroHeat&Power 2017/10

Nahwärmenetze integrieren erneuerbare Energien und Effizienztechnologien. Der Ausbau intelligenter Nahwärmenetze ermöglicht Kommunen – vor allem auch in ländlichen Regionen mit geringerer Bebauungs- und Wärmebedarfsdichte – eine klimaschonende Wärmeversorgung mit regenerativer Energie. Um energetische Effizienzpotenziale maximal erschließen zu können, bedarf es einer hohen Planungsqualität und der Einbindung weit entwickelter Technologien in das Versorgungssystem. Das erfolgreiche Nahwärmekonzept einer baden-württembergischen Gemeinde zeigt, wie eine nachhaltige und ökonomisch sinnvolle Wärmewende vor Ort gelingen kann.

Nahwärmenetze integrieren erneuerbare Energien und Effizienztechnologien.
Der Ausbau intelligenter Nahwärmenetze ermöglicht Kommunen
– vor allem auch in ländlichen Regionen mit geringerer
Bebauungs- und Wärmebedarfsdichte – eine klimaschonende
Wärmeversorgung mit regenerativer Energie. Um energetische
Effizienzpotenziale maximal erschließen zu können, bedarf es einer
hohen Planungsqualität und der Einbindung weit entwickelter
Technologien in das Versorgungssystem. Das erfolgreiche Nahwärmekonzept
einer baden-württembergischen Gemeinde zeigt, wie
eine nachhaltige und ökonomisch sinnvolle Wärmewende vor Ort
gelingen kann.

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te Leistungskapazitäten der Anlage<br />

stehen für die Versorgung weiterer<br />

Wärmeabnehmer frei.<br />

Ebenfalls ungenutzt blieben bis<br />

dato rd. 90 % der erzeugten Abwärme<br />

einer nahegelegenen Biogasanlage<br />

(Bild 2). Das entspricht einer<br />

Wärmeenergie von jährlich mehreren<br />

Gigawattstunden.<br />

Ergänzt werden die beiden Primär-<br />

Einspeiser durch eine Solarthermieanlage<br />

und einen fossil befeuerten<br />

Gaskessel mit 600 kW(th), der zu<br />

Spitzenlastzeiten zugeschaltet werden<br />

kann. Überschüssige Wärme<br />

wird in drei Pufferspeichern mit insgesamt<br />

54 m 3 zwischengespeichert<br />

und den angeschlossenen Haushalten<br />

im Bedarfsfall zugeführt.<br />

Eine ökonomisch sichere Umstellung<br />

auf eine dezentrale Wärmeversorgung<br />

erfordert ausreichend viele<br />

Abnehmer, denn nur dann können<br />

die Investitionskosten so umgelegt<br />

werden, dass die Wärmepreise langfristig<br />

konkurrenzfähig bleiben. Da<br />

der Hauptbetreiber des <strong>Nahwärmenetz</strong>es,<br />

die Gemeinde, über mehrere<br />

kommunale Einrichtungen mit modernisierungsbedürftigen<br />

Heizsystemen<br />

verfügte und der Stadtteil Oberdorf<br />

einen großen Gebäudebestand<br />

mit ebenfalls sanierungsbedürftigen<br />

strom-, gas- oder erdölbetriebenen<br />

Heizungsanlagen aufwies, konnte<br />

der Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

eine hinreichend hohe Anschlussnehmerzahl<br />

zugrunde gelegt werden.<br />

Präzise Netzplanung und<br />

innovative Systemkomponenten<br />

Konzeption und Umsetzung einer effizienten<br />

lokalen Wärmeversorgung,<br />

bei der die spezifischen örtlichen<br />

Anforderungen und Rahmenbedingungen<br />

adäquat berücksichtigt und<br />

genutzt werden, sind komplex und<br />

bedürfen der besonderen Expertise<br />

erfahrener Planungspartner. Im Projekt<br />

<strong>Teningen</strong> übernahm deshalb die<br />

auf regenerative Energielösungen<br />

spezialisierte dme Consult GmbH<br />

die technische Gesamtplanung sowie<br />

die Steuerung des Wärmenetzaufbaus<br />

und der Integration der<br />

Anlagentechnik in allen Teilschritten<br />

bis zur Inbetriebnahme. Mit<br />

Planungsbeginn stand im Fokus,<br />

das vom Unternehmen entworfene,<br />

rd. 6 000 m umfassende Netz so zu<br />

konzipieren, dass eine maximale<br />

Bild 2. Am Standort der Biogasanlage baute Yados eine Hydraulikstation mit<br />

Wärmeauskopplungsmodul und integrierten Netzpumpen zur Einspeisung<br />

in das Wärmenetz in Containerausführung. Das Containersystem ist ortsbeweglich<br />

und kann bei Bedarf flexibel umgesetzt werden<br />

Senkung des Primärenergieeinsatzes<br />

erzielt werden kann.<br />

Dieses gelingt, wenn sich die<br />

Netzvorlauf- und Rücklauftemperaturen<br />

durch eine möglichst hohe<br />

Spreizung dauerhaft auf einem<br />

optimalen Niveau halten lassen.<br />

Pumpenleistungen und Rohrdimensionierungen<br />

können dadurch verringert<br />

werden. Das spart nicht nur<br />

Kosten bei Material und Anlagentechnik,<br />

sondern minimiert gleichzeitig<br />

wirtschaftlich und ökologisch<br />

belastende Wärmeverluste im Netz.<br />

Maßgeblich für die Effizienz eines<br />

<strong>Nahwärmenetz</strong>es ist neben der Planung<br />

der Leitungen die Anlagentechnik.<br />

Diese bestimmt den Prozess<br />

und die Details der Wärmespeicherung,<br />

-verteilung und -übergabe<br />

(Bild 3) sowie der Bereitstellung von<br />

Warmwasser an die angeschlossenen<br />

Gebäude. Anhand der von dme<br />

Consult erstellten Planungsgrundlage<br />

fertigte der Anlagenbauer Yados<br />

exakt abgestimmte Anlagen zur Erzeugung,<br />

Verteilung und Übergabe,<br />

die es technisch ermöglichen, die<br />

Netzvorlauf- sowie -rücklauftemperaturen<br />

durch eine möglichst hohe<br />

Spreizung dauerhaft auf einem optimalen<br />

Niveau zu halten. Dies schafft<br />

die Voraussetzung dafür, Pumpenleistungen<br />

und Rohrdimensionierungen<br />

zu reduzieren und damit<br />

Investitionskosten in Material und<br />

Anlagentechnik einzusparen sowie<br />

Wärmeverluste im Netz zu minimieren.<br />

Anlagenkomponenten und<br />

vorhandene Energieerzeuger wurden<br />

schließlich gemeinsam in das<br />

übergeordnete Leit- und Kommunikationssystem<br />

Yado-Link (Bild 4)<br />

integriert.<br />

Aus der Möglichkeit, unterschiedliche<br />

Wärmequellen in ein <strong>Nahwärmenetz</strong><br />

einbinden zu können, resultierten<br />

gleichzeitig besondere<br />

Herausforderungen für den Netzbetrieb.<br />

Unabhängig vom Energieträger<br />

(Holz, Biogas, Solarenergie<br />

usw.) und der Leistungskapazität des<br />

jeweiligen Wärmeerzeugers müssen<br />

sämtliche Einspeiser kompatibel<br />

und stabil miteinander arbeiten<br />

können.<br />

Das auf dem Datenübertragungsprotokoll<br />

LON-Bus (LON =<br />

local operation network) basierte<br />

Netzwerksystem ermöglicht es, das<br />

Gesamtnetz – einschließlich Energieerzeuger<br />

und Einspeisepumpen<br />

– nach dem Prinzip verteilter<br />

Intelligenz kontinuierlich zu steuern<br />

und zu überwachen. Die Regelungseinheit<br />

des Leit- und Kommunikationssystems<br />

erfasst, analysiert<br />

und visualisiert in Echtzeit die Informationen<br />

an den integrierten<br />

Knotenpunkten des Wärmenetzes<br />

und steuert dabei die Verarbeitungsprozesse<br />

zwischen den unterschiedlichen<br />

Energiequellen und den Wärmeverbrauchern.<br />

Anlagenrelevante<br />

EuroHeat&<strong>Power</strong> 46. Jg (<strong>2017</strong>), Heft <strong>10</strong> 2

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