Militaer_4_2017
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WELTGESCHEHEN<br />
Aktuelle Konflikte,<br />
Krisen und<br />
Analysen — S. 8<br />
TRUPPENBESUCH<br />
Zu Besuch am Institut<br />
für Kraftfahrwesen des<br />
Bundesheeres — S. 22<br />
militär<br />
AUF DER ERFOLGSSPUR<br />
GDELS-Steyr zieht<br />
neue Aufträge an<br />
Land — S. 56<br />
DAS NEUE<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
MILITÄRMAGAZIN<br />
AUSGABE 4|17<br />
EURO 3,80<br />
AKTUELL Ö3-MODERATOR<br />
ROBERT KRATKY:<br />
„Für mich erfüllt sich beim<br />
Bundesheer ein Bubentraum!“ — S. 26<br />
Angriffsdrohungen,<br />
Atomversuche und Raketentests:<br />
Nordkorea und die USA setzen<br />
weiter auf militärische Stärke.<br />
Warum eine Eskalation des Konflikts<br />
trotzdem unwahrscheinlich<br />
ist? Eine Analyse.<br />
RISIKOFAKTOR NORDKOREA<br />
Kims Spiel<br />
mit der Bombe
E D I T O R I A L<br />
0 0 3<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER<br />
I<br />
n den vergangenen Jahren war es beliebt, auf das<br />
Bundesheer hinzutreten und sogar seine Auflösung<br />
zu verlangen. Die jüngsten geopolitischen<br />
Entwicklungen haben aber zu einem Umdenkprozess<br />
geführt, selbst einstige Kritiker fordern<br />
nun eine Aufstockung des Wehr-Etats. Wie<br />
nachhaltig der Höhenflug ist, werden die kommenden<br />
Jahre zeigen. Glaubt man Experten, befinden wir uns<br />
jedenfalls mitten in einer Zeitenwende. Terroranschläge,<br />
die Kämpfe in Syrien, bürgerkriegsähnliche Zustände in<br />
der Ukraine und die anhaltend scharfe Rhetorik zwischen<br />
den USA und Russland einerseits, den USA, China und<br />
Nordkorea andererseits, erzeugen am ganzen Kontinent<br />
ein tiefgehendes Gefühl der Unsicherheit – der Traum<br />
eines immerwährenden Friedens in einem vereinten<br />
Europa scheint ausgeträumt. Und so braucht es Institutionen<br />
wie das Bundesheer, um das subjektiv höhere<br />
Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung zu befriedigen.<br />
Um diese Funktion auch in den kommenden Jahren ausfüllen<br />
zu können, benötigt das Heer aber mehr Geld – erst<br />
recht, da die politische Landschaft in den kommenden Jahren<br />
noch unsicherer zu werden droht, wie auch Ö3-Moderator<br />
Robert Kratky meint, dem wir bei den Dreharbeiten<br />
der Bundesheer-Videoserie „Tagwache mit Kratky“ (nachzulesen<br />
ab Seite 26) in der Welser Hessenkaserne über die<br />
Schulter geblickt haben. „Das Gefühl, absolut sicher zu sein,<br />
ist selbst in Österreich, wo wir immer noch auf einer Insel<br />
der Seligen leben, weg“, gibt der Radiomann gegenüber Militär<br />
Aktuell zu Protokoll. „Wer heute noch abstreitet, dass<br />
sich unser Land schützen und verteidigen können muss, ist<br />
aus meiner Sicht weltfremd.“ Und weiter: „Selbst Menschen,<br />
die dem Bundesheer sehr kritisch gegenüberstehen und<br />
Waffen ablehnen, erkennen zusehends, dass es ohne eine<br />
professionelle Landesverteidigung nicht geht. Unser Privileg,<br />
hier in Sicherheit leben zu können, hängt unmittelbar<br />
davon ab, dass es das Bundesheer gibt und Menschen, die<br />
dort professionell ihre Fähigkeiten einbringen.“<br />
Wie professionell diese Fähigkeiten sind, dokumentieren<br />
wir einmal mehr in unserer aktuellen Ausgabe. Wir haben<br />
das Institut für Kraftfahrwesen der Heereslogistikschule<br />
besucht (ab Seite 22) und mit den österreichischen<br />
„UN-Firefightern“ in Camp Naqoura im Libanon über<br />
ihre Aufgaben gesprochen (ab Seite 34). In unserer Coverstory<br />
beleuchten wir den Konflikt zwischen Nordkorea<br />
und den USA (ab Seite 14), und die IFK-Experten Christoph<br />
Bilban und Hanna Grininger fassen die russischen<br />
Absichten im MENA-Raum zusammen (ab Seite 10).<br />
Außerdem berichtet Georg Mader von der Airshow und<br />
der Air Chiefs Conference in Dubai (ab Seite 52), bei<br />
der Militär Aktuell als Medienpartner mit dabei war.<br />
IMpRESSUM<br />
COV E R FOTO : 1 2 3 R F FOTO : 1 2 3 R F<br />
MOSKAU<br />
SALZBURG<br />
KORNEUBURG<br />
MÜNCHEN<br />
WIEN<br />
WELS ZWÖLFAXING<br />
MILITÄR AKTUELL UNTERWEGS Kaum ist eine Ausgabe<br />
in Druck, schwärmen unsere Redakteure und Fotografen<br />
auch schon wieder aus, um Informationen, Interviews und<br />
Bilder für das nächste Militär Aktuell zusammenzutragen.<br />
Die Storys der vorliegenden Ausgaben recherchierten wir unter<br />
anderem in Dubai, im Libanon, in München und in Moskau.<br />
LIBANON<br />
DUBAI<br />
Medieninhaber und Herausgeber:<br />
QMM Quality Multi Media GmbH,<br />
Mariahilfer Straße 88a/II/2a, A-1070 Wien,<br />
FN 349501 y, UID:ATU65891526,<br />
Chefredaktion: Jürgen Zacharias,<br />
j.zacharias@qmm.at<br />
Key Account Management:<br />
Thomas Jusko, t.jusko@qmm.at, René<br />
Niehoff, r.niehoff@qualitymultimedia.ch<br />
Artdirektion: Gottfried Halmschlager<br />
Textchef: Jakob Hübner<br />
Fotoredaktion: Nati Senegacnik<br />
Lektorat: Gunther Natter<br />
Redaktion, Beirat und Textbeiträge:<br />
Christoph Bilban, Brigadier Walter Feichtinger,<br />
Heinz Gärtner, Hanna Grininger,<br />
Johannes Luxner, Georg Mader, Oberst<br />
Dieter Muhr, Robert Schmucker,<br />
Hans Schneeweiß<br />
Hersteller: PrintandSmile<br />
Redaktionskontakt:<br />
Brigitte Janko, b.janko@qmm.at,<br />
Tel. 01/342 242-0, Mariahilfer Straße<br />
88a/II/2a, A-1070 Wien, Österreich<br />
Geschäftsführung: Andreas Dressler,<br />
a.dressler@qmm.at, Günther Havranek<br />
www.qmm.at<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 0 4 I N H A L T<br />
INHALT<br />
Russlands Nahostpolitik trägt Früchte: Moskau profitiert<br />
wirtschaftlich, militärisch und politisch von seinen verstärkten<br />
Bemühungen im Mittleren Osten und Nordafrika (MENA-Region).<br />
034<br />
Verantwortungsvolle Aufgabe: Die österreichischen<br />
UN-Firefighter im Libanon müssen im Ernstfall auch zur<br />
Brandbekämpfung abgestürzter Hubschrauber ausrücken.<br />
Ran ans Steuer: Robert Kratky lässt sich in der nächsten<br />
Folge von „Tagwache mit Kratky“ zum Panzerfahrer<br />
ausbilden – wir haben die Dreharbeiten begleitet.<br />
010<br />
026<br />
003 EDITORIAL, IMPRESSUM<br />
006 MOMENTUM<br />
Russische Fallschirmspringer<br />
bereiten sich auf ihren Einsatz bei<br />
der Übung „Zapad <strong>2017</strong>“ vor.<br />
008 WELTGESCHEHEN<br />
Aktuelle Kurzmeldungen<br />
aus aller Welt.<br />
010 STRATEGISCHE OFFENSIVE<br />
Russlands Eingreifen in Syrien ist<br />
das Resultat eines neuen diplomatischen<br />
Selbstverständnisses.<br />
014 KRISENHERD NORDKOREA<br />
Eine baldige Lösung des<br />
Nordkorea-Konflikts scheint<br />
unwahrscheinlich. Aber auch<br />
eine kriegerische Eskalation ist<br />
praktisch auszuschließen.<br />
020 NEUES AUS DEM HEER<br />
Aktuelle Kurzmeldungen aus<br />
dem Bundesheer.<br />
022 TRUPPENBESUCH<br />
Ein Blick hinter die Kulissen des<br />
Instituts für Kraftfahrwesen der<br />
Heereslogistikschule.<br />
026 AUF PR-MISSION<br />
Ö3-Moderator Robert Kratky<br />
begeistert als Bundesheer-<br />
Testimonial in der Videoserie<br />
„Tagwache mit Kratky“.<br />
032 EIN TAG MIT …<br />
… Fotograf Daniel Trippolt von<br />
der Heeresbild- und Filmstelle.<br />
034 ALLZEIT BEREIT<br />
Österreich stellt im Rahmen der<br />
UNIFIL-Truppe im Libanon unter<br />
anderem die Lagerfeuerwehr in<br />
Camp Naqoura.<br />
038 LÖSCH-ANLEITUNG<br />
Die ABC-Abwehrtruppe zeigt,<br />
wie man einen Christbaum-Brand<br />
rasch und effektiv bekämpft.<br />
040 KOMMENTAR<br />
Militär Aktuell-Autor Dieter Muhr<br />
fordert mehr Geld für das Heer.<br />
042 AUF EINEN BLICK<br />
Was enthalten die Combat Ration<br />
Packs der Blauhelmsoldaten?<br />
044 BUNDESHEER NEU<br />
Neue Serie: das Kommando<br />
Luftstreitkräfte im Porträt.<br />
FOTO S : G E T T Y I M AG E S , H B F/ G U N T E R P U S C H , M A R C E G G E R I L LU ST R AT I O N : C L AU D I A M O L I TO R I S<br />
M I L I T ä R A K T U E L L
I N D I E S E M H E F T<br />
046 REGER ZULAUF<br />
Immer mehr Bewerber für<br />
Jobs beim Heer – Freiwilligenmeldungen<br />
in zwei Jahren mehr<br />
als verdoppelt.<br />
050 RÜSTUNGSNEWS<br />
Neuheiten aus der Welt der<br />
Rüstungs- und Sicherheitstechnik.<br />
052 DUBAI AIRSHOW <strong>2017</strong><br />
Die Scheichs im Rüstungs-<br />
Himmel: Militär Aktuell-Autor<br />
Georg Mader berichtet aus Dubai.<br />
056 MADE IN AUSTRIA<br />
GDELS-Steyr reüssiert am<br />
Heimmarkt und in Tschechien,<br />
ESKA bringt einen neuen Militärhandschuh<br />
auf den Markt.<br />
058 SCHLUSSPUNKT<br />
Politikwissenschaftler Heinz<br />
Gärtner über „gerechte<br />
Interventionen“ in innerstaatlichen<br />
Konflikten.<br />
059 INFOGRAFIK<br />
Die Leistungsmerkmale der<br />
neuen Tanklöschfahrzeuge der<br />
ABC-Abwehrtruppe.<br />
Gut gerüstet: Mit den<br />
ABC-Löschfahrzeugen<br />
059<br />
ist eine erfolgreiche<br />
Brandbekämpfung<br />
auch in kontaminierten<br />
Gebieten möglich.
0 0 6 P A N O R A M A<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
M O M E N T U M<br />
Die Spannungen<br />
halten weiter an<br />
Von einer Normalisierung der Verhältnisse<br />
zwischen russland und<br />
dem Westen ist auch drei Jahre nach<br />
Beginn des kriegs in der ukraine<br />
keine Spur. Vielmehr überbieten sich<br />
die beiden Parteien nach wie vor in<br />
kriegsrhetorik und der Demonstration<br />
eigener Stärke. Übungen werden<br />
dazu genutzt, die Schlagkraft<br />
und rasche einsatzfähigkeit der<br />
Streitkräfte zu unterstreichen, wie<br />
auch jüngst das weißrussisch-russische<br />
manöver „Zapad <strong>2017</strong>“ zeigte.<br />
Dabei übten nach offiziellen angaben<br />
12.700 Soldaten der beiden<br />
länder (inoffizielle Quellen gehen<br />
von bis zu 100.000 Soldaten aus)<br />
gemeinsame angriffs- und abwehrmaßnahmen.<br />
teil des manövers war<br />
auch eine luftlandeübung russischer<br />
Fallschirmjäger, die aus Iljuschin Il-<br />
76-Flugzeugen absprangen. im Bild<br />
sind Fallschirmjäger wenige Wochen<br />
nach dem ende von „Zapad <strong>2017</strong>“<br />
bei einer weiteren Übung vor dem<br />
Besteigen der riesigen transportmaschinen<br />
zu sehen.<br />
FOTO : G E T T Y I M AG E S<br />
m i l i t ä r a k t u e l l
0 0 8 W E L T & S T R A T E G I E<br />
EUROPÄISCHE<br />
VERTEIDIGUNGSUNION<br />
Mitte November haben 23 europäische Staaten (darunter auch Österreich) den Grundstein für eine gemeinsame Verteidigungsunion<br />
gelegt. Bei einer Zeremonie in Brüssel unterschrieben die Außen- und Verteidigungsminister das Gründungsdokument für<br />
eine ständige militärische Zusammenarbeit. Die als Pesco (kurz für Permanent Structured Cooperation) bezeichnete Kooperation<br />
sei laut der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach der Wahl des amerikanischen Präsidenten notwendig<br />
geworden, um in Krisenfällen auch ohne Unterstützung der USA handlungsfähig zu sein. Mit ihrer Teilnahme verpflichten sich die<br />
23 EU-Staaten zur Einhaltung von insgesamt 20 Bedingungen. Dazu zählt unter anderem eine regelmäßige Erhöhung der Verteidigungsausgaben,<br />
die Bereitstellung von Soldaten für die Krisenreaktionskräfte der EU und gemeinsame Rüstungsprojekte.<br />
„Er ist ein scheußlicher Verbrecher,<br />
der von den Koreanern<br />
zum Tod verurteilt wurde.“<br />
Rodong Sinmun, nordkoreanische Staatszeitung<br />
Im Konflikt rund um die automare Aufrüstung Nordkoreas (siehe ausführlichen<br />
Bericht ab Seite 14) werden regelmäßig bissige Bermerkungen ausgetauscht und<br />
Verbal attacken geritten. Besonders stürmisch war kürzlich die nordkoreanische<br />
Staatszeitung Rodong Sinmun unterwegs, die Trump in einem Artikel als „alten<br />
Sklaven des Geldes“ bezeichnete und ihm vorwarf, die Würde der obersten Führung<br />
von Machthaber Kim Jong-un verletzt zu haben. So weit, so normal. Deutlicher wurde es<br />
dann im nächsten Absatz mit einer unmissverständlichen Botschaft an den US-Präsidenten:<br />
„Er sollte wissen, dass er ein scheußlicher Verbrecher ist“, war da zu lesen,, „der von den Koreanern<br />
zum Tod verurteilt wurde.“<br />
FoTo S : G E T T y I M AG E S , B E I G E ST E L LT<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
W E LT G E S C H E H E N<br />
AMERIKA RÜSTET AUF<br />
Die USA schrauben ihre Verteidigungsausgaben kräftig nach oben. Nachdem<br />
Präsident Donald Trump unter dem Eindruck der Atomwaffen- und<br />
Raketentests Nordkoreas (siehe Bericht ab Seite 14) auf eine deutliche Aufstockung<br />
des Etats gedrängt hatte, übertraf der Kongress mit einer Anhebung<br />
auf 700 Milliarden US-Dollar (586 Milliarden Euro) sogar noch seine<br />
Forderungen . Damit liegen die Rüstungsausgaben im kommenden Jahr<br />
um 15 Prozent über<br />
dem Jahr 2016 und<br />
um vier Prozent über<br />
der von Trump geforderten<br />
Summe. Das<br />
Geld soll unter anderem<br />
für den Ausbau<br />
der Raketenabwehr,<br />
die Anschaffung neuer<br />
F-35-Kampfjets und<br />
den Ausbau der<br />
Schiffs- und Panzer-<br />
Flotte verwendet<br />
werden.<br />
25.673<br />
Entgegen der medialen Wahrnehmung ist die<br />
Zahl der weltweiten Terroropfer im vergangenen<br />
Jahr zum zweiten Mal in Folge gesunken.<br />
Laut dem Globalen Terrorismus-Index des<br />
Institute for Economics and Peace (IEP)<br />
kamen 2016 bei terroristischen Anschlägen<br />
25.673 Menschen ums Leben. Das waren 13<br />
Prozent weniger als im Jahr zuvor und 22<br />
Prozent weniger als noch 2014. Die mit Abstand<br />
meisten Todesopfer gab es mit 9.765 im<br />
Irak, den durch den Terrorismus angerichteten<br />
wirtschaftlichen Schaden beziffern die<br />
Experten mit rund 80 Milliarden Euro.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 1 0 W E L T & S T R A T E G I E<br />
RUSSLAND:<br />
GEKOMMEN, UM ZU<br />
BLEIBEN?<br />
Russland demonstrierte mit seinem militärischen Eingreifen in Syrien im<br />
September 2015, dass es als Akteur im Mittleren Osten und Nordafrika<br />
nicht mehr wegzudenken ist. Ob Russland in der Region die Rolle der<br />
USA als Ordnungsmacht übernehmen wird, wie manche Beobachter<br />
behaupten, bleibt jedoch abzuwarten. Text: CHRISTOPH BILBAN & HANNA GRININGER<br />
D<br />
ie Wurzeln der aktuellen<br />
russischen Politik<br />
im Mittleren Osten<br />
und in Nordafrika<br />
(kurz als MENA-<br />
Raum bezeichnet)<br />
reichen tief. Bereits seit den 1950er-Jahren<br />
unterhielt die Sowjetunion zu einigen<br />
Staaten der Region gute Beziehungen,<br />
allen voran zu Syrien, Ägypten und<br />
Libyen. Die UdSSR vermittelte bei Krisen<br />
und Konflikten in diesen Ländern<br />
diplomatisch (wie beispielsweise im<br />
Rahmen der UNO während der Suez-<br />
Krise 1965) und engagierte sich mit<br />
Waffenlieferungen (etwa an den Irak<br />
im Ersten Golfkrieg). Mit Putins erster<br />
Präsidentschaft wurden die Beziehungen<br />
sogar noch ausgebaut – zu den<br />
alten Verbündeten kamen neue Verbindungen<br />
zum Iran, der Türkei und<br />
unlängst zu Saudi-Arabien.<br />
Allerdings muss das russische Beziehungsgeflecht<br />
mit MENA-Staaten immer<br />
vor dem Hintergrund regionaler<br />
Konflikte (beispielsweise Saudi-Arabien<br />
vs. Iran) und globaler geopolitischer<br />
Auseinandersetzungen (mit den USA)<br />
gesehen werden. Russlands Außenpolitik<br />
in der Region wird von wirtschaftlichen<br />
Interessen dominiert. Etwa ein<br />
Drittel aller Exporte des militärischindustriellen<br />
Komplexes gehen in die<br />
Region. Die UdSSR war neben den<br />
USA lange Hauptlieferant, heute steht<br />
jedoch die EU auf Platz zwei. Russland<br />
versucht sich hier wieder zu profilieren.<br />
Zwischen 2007 und 2011 stiegen die<br />
Waffenimporte aus Russland im Nahen<br />
und Mittleren Osten um 86 Prozent.<br />
Große Deals wurden zuletzt mit Ägypten<br />
(MiG-29M-Kampfjets und Ka-50-<br />
Kampfhubschrauber) und dem NATO-<br />
Land Türkei (Flugabwehrsystem S-400)<br />
abgeschlossen, Saudi-Arabien wurde<br />
unlängst ein Waffenliefervertrag im<br />
Wert von mehr als drei Milliarden<br />
US-Dollar (knapp drei Milliarden Euro)<br />
in Aussicht gestellt, darunter auch<br />
S-400 als Konkurrenz zum US-System<br />
THAAD. Ziel Moskaus ist es außerdem,<br />
russische Exportprodukte aus anderen<br />
Wirtschaftsbereichen wie Öl und<br />
Gas, Lebensmittel, oder atomare Güter<br />
zu stärken. Zusätzlich bemüht man<br />
sich darum, die Attraktivität der Russischen<br />
Föderation für Investoren aus<br />
der Region zu steigern. Hier ist vor allem<br />
die Kooperation mit Saudi-Arabien<br />
von Bedeutung, obwohl die Beziehungen<br />
in der Vergangenheit als eher unterkühlt<br />
beschrieben werden können.<br />
Die Rivalität am Ölmarkt, die Iran-<br />
Frage und die von Riad unterstützte<br />
Islamisierung im postsowjetischen<br />
Zentralasien stellen zwar weiterhin<br />
Konfliktpunkte dar. Der erstmalige<br />
Besuch eines saudischen Monarchen<br />
im Kreml Anfang Oktober kann jedoch<br />
als Zeichen für den Beginn von pragmatischeren<br />
Beziehungen zwischen<br />
Riad und Moskau beurteilt werden.<br />
Eine weitere Priorität Moskaus liegt auf<br />
der Festigung des militärischen Einflusses<br />
vor allem in Syrien, wo Russland die<br />
Regierungstruppen von Präsident Bashar<br />
al-Assad unterstützt. Die Marinebasis<br />
in Tartus spielt aus geopolitischen<br />
Überlegungen eine Schlüsselrolle in der<br />
Syrienstrategie Russlands, da sie den<br />
langfristigen Zugang zum Mittelmeer<br />
sichert. Der Kampf gegen die Terrororganisation<br />
IS und oppositionelle Gruppen<br />
in Syrien ermöglichte auch zunehmende<br />
Kooperationen mit dem Iran,<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
R U S S L A N D I M M E N A - R A U M<br />
der Hisbollah und der Türkei. Obwohl<br />
sich die Beziehungen zur Türkei seit<br />
dem Abschuss eines russischen Kampfjets<br />
2015 wieder verbessert haben, bergen<br />
sie noch immer ein gewisses Konfliktpotenzial,<br />
da in Syrien unterschiedliche<br />
Akteure unterstützt werden und<br />
Moskau die Kurden-Frage gegen Ankara<br />
ausspielen könnte.<br />
International versucht sich der Kreml<br />
durch das Eingreifen in den Syrienkonflikt<br />
als relevanter Akteur zu positionieren.<br />
Während der trilateralen Friedensgespräche<br />
in Astana einigten sich Russland,<br />
der Iran und die Türkei auf die<br />
Schaffung von Deeskalationszonen in<br />
Syrien. Moskau ist an der Stabilität der<br />
durch die Umbrüche 2011 erschütterten<br />
Region interessiert und richtet sein<br />
wirtschaftliches, politisches und militärisches<br />
Engagement danach aus. So<br />
wird beispielsweise in Libyen General<br />
Haftar unterstützt, wo neben militärischen<br />
auch ökonomische<br />
Interessen eine<br />
Rolle spielen.<br />
Politisch<br />
würde der Kreml durch eine Konsolidierung<br />
Libyens unter einer „pro-russischen“<br />
Führung einen großen Sieg erringen.<br />
Die westliche Intervention in Libyen<br />
2011 war nicht im Sinne der russischen<br />
Führung, obwohl sich Moskau im<br />
UN-Sicherheitsrat der Stimme enthalten<br />
hatte. Heute gilt Libyen in russischen<br />
Militärkreisen als Paradebeispiel<br />
für Farbrevolutionen, die stabile Staaten<br />
in kurzer Zeit ins Chaos stürzen können.<br />
MILITÄRISCHE ZUSAMMENARBEIT<br />
Russland intensivierte zuletzt auch<br />
seine Kontakte zum traditionellen<br />
US-Verbündeten Saudi-Arabien –<br />
aktuell verhandeln Moskau und Riad<br />
über einen knapp drei Milliarden Euro<br />
schweren Waffenlieferungsvertrag.<br />
FOTO : G E T T Y I M AG E S<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 1 2 w e l t & s t r a t e G I e<br />
Das Vorgehen Russlands im MENA-<br />
Raum könnte aber auch in einem lange<br />
andauernden Einsatz enden, wie ihn die<br />
USA in Afghanistan erleben. Natürlich<br />
darf hierbei der innenpolitische Faktor<br />
nicht vergessen werden. Russland hat<br />
einen großen Anteil an Muslimen (Sunniten).<br />
Kampferprobte Heimkehrer aus<br />
den Konfliktgebieten der Region könnten<br />
radikalislamische Tendenzen im<br />
Nordkaukasus und Zentralasien verstärken,<br />
oder aber Muslime in ganz<br />
RUSSISCHE ABSICHTEN<br />
Präsident Wladimir Putin sieht<br />
im russischen Engagement im<br />
MENA-Raum wirtschaftliche,<br />
politische und militärische<br />
Vorteile für sein Land.<br />
Russland radikalisieren. Auch aus diesem<br />
Grund ist Moskau an einer Stabilisierung<br />
der Regime und der Bekämpfung<br />
des Terrorismus (vor allem in<br />
Syrien, Libyen, auf der Sinai-Halbinsel<br />
und in anderen Regionen Ägyptens)<br />
sowie des gewaltbereiten Islamismus<br />
in der Region interessiert.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass<br />
der Rückzug der USA aus der Region<br />
Russland ein aktiveres Auftreten er-<br />
möglichte. Dabei setzt Russland weiterhin<br />
auf pragmatische Beziehungen mit<br />
allen relevanten Akteuren und versucht<br />
so seinen regionalen Einfluss zu vergrößern.<br />
Das Einbeziehen wichtiger regionaler<br />
Player wie des Iran zeigt, dass sich<br />
Russland für eine multipolare Weltordnung<br />
engagiert. Wirtschaftlich versucht<br />
Moskau, verlorenes Terrain aus Sowjetzeiten<br />
wieder gutzumachen. Hervorzuheben<br />
ist auch, dass sich der Kreml<br />
durch das Engagement im Syrien-Konflikt<br />
seinen Zugang zum Mittelmeer sichert.<br />
Der geplante Ausbau von Tartus<br />
soll zukünftig maritime Operationen<br />
bis in den westlichen Indischen Ozean<br />
ermöglichen. Russland verschafft sich<br />
damit eine vorteilhafte Position in einer<br />
weiterhin umkämpften Region, die auch<br />
für China immer interessanter wird.<br />
Die Autoren sind wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter des Institus für Friedenssicherung<br />
und Konfliktmanagement.<br />
Russlands Reaktivstrategie im Nahen Osten<br />
BRIGADIER WALTER<br />
FEICHTINGER ist seit<br />
2002 Leiter des Instituts<br />
für Friedenssicherung und<br />
Konfliktmanagement (IFK)<br />
an der Landesverteidigungsakademie.<br />
es ist hinlänglich bekannt, dass russland<br />
durch sein militärisches einschreiten den<br />
syrischen Bürgerkrieg zumindest vorerst<br />
zugunsten von Präsident assad entschieden<br />
hat. moskau intervenierte jedoch erst ab<br />
2015, nachdem viele internationale Friedensversuche<br />
gescheitert waren. wie auch<br />
in diesem Fall ist „reaktion“ ein wesentliches<br />
merkmal der strategie moskaus im<br />
meNa-raum (mittlerer osten und Nordafrika),<br />
die Kremlführung wartet entwicklungen<br />
ab und geht dann entschlossen vor.<br />
Begünstigt wird dieses Verhalten durch die<br />
gezielte oder unbeabsichtigte rücknahme<br />
des Us-engagements, die regionale Konkurrenz<br />
zwischen Iran und saudi arabien<br />
sowie die scheinbare außenpolitische<br />
orientierungslosigkeit der türkei.<br />
diese reaktivstrategie, die russland mittlerweile<br />
eine gestaltende rolle im Nahen osten<br />
ermöglicht, prägen drei leitlinien: Profilierung,<br />
Ökonomisierung und strategische<br />
Nutzbarmachung. die Profilierung folgt<br />
dem motto „great again“ und wirkt sowohl<br />
nach innen wie auch nach außen. Innenpolitisch<br />
wird das Narrativ vom „starken russland“<br />
genährt, außenpolitisch der status als<br />
globaler akteur auf augenhöhe mit den<br />
Usa. dazu kommt das Bild vom verlässlichen<br />
geopolitischen Partner auch in schwierigen<br />
Zeiten. die Ökonomisierung des engagements<br />
erfolgt durch das erschließen<br />
von absatzmärkten für russische Güter (vor<br />
allem im rüstungsbereich), durch die abstimmung<br />
im energiesektor (beispielsweise<br />
Öl- und Gasförderquoten) und Investitionen<br />
potenter arabischer Geldgeber in russland.<br />
strategischer Nutzen entsteht durch die<br />
nachhaltige politische und militärstrategische<br />
Verankerung in der gesamten region,<br />
das Zurückdrängen des Us-amerikanischen<br />
einflusses und die aufrechterhaltung der<br />
energiepolitischen abhängigkeit europas<br />
von russland und seinen Partnern.<br />
russland konnte durch diese reaktivstrategie<br />
zumindest bislang viel aufmerksamkeit<br />
erzielen und seine Position stärken. ob<br />
diese erfolge von dauer sein werden, hängt<br />
aber davon ab, wie nachhaltig sich der<br />
Kreml militärisch und wirtschaftlich engagieren<br />
kann, welche Interessen die lokalen<br />
Verbündeten letztlich tatsächlich verfolgen<br />
und ob die Usa oder auch China den erforderlichen<br />
Freiraum lassen.<br />
Foto s : G e t t y I m aG e s , N a d j a m e I st e r<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
M-346.<br />
Training Für Die Zukunft<br />
M-346: eine außerordentlich kosteneffiziente,<br />
technologisch fortgeschrittene Plattform für integrierte<br />
Trainingssysteme der nächsten Generation, Homeland<br />
Security und Air Policing. In den Luftwaffen Italiens,<br />
der Republik Singapur und Israels im Einsatz und in<br />
Produktion für die Luftwaffe Polens.<br />
Leonardo ist weltweit führend im Design, der<br />
Produktion und dem Support militärischer Flugzeuge. In<br />
den letzten 50 Jahren haben 2.000 Leonardo-Flugzeuge<br />
über 20.000 militärische und zivile Piloten in über 40<br />
Ländern auf allen fünf Kontinenten trainiert.<br />
Inspiriert von der Vision, dem Forschungsdrang und dem<br />
Genie des großen Erfinders - Leonardo entwickelt die<br />
Technologie von morgen.<br />
leonardocompany.com<br />
Helicopters | Aeronautics | Electronics, Defence & Security Systems | Space
0 1 4 W E L T & S T R A T E G I E<br />
K MS<br />
Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
GROSSE DROHUNG<br />
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un treibt sein Atrombombenund<br />
Raketenprogramm weiter voran. Was bezweckt er damit? Sieht er in<br />
den Waffen eine Drohkulisse und eine Lebensversicherung für sein Land?<br />
Oder will er die Raketen tatsächlich offensiv zum Einsatz bringen?<br />
D<br />
er nordkoreanische<br />
Diktator Kim Jongun<br />
scheint ein recht<br />
umgänglicher Zeitgenosse<br />
zu sein. Das<br />
Internet ist jedenfalls<br />
voll mit Fotos des Staatschefs, auf<br />
denen er über das ganze Gesicht<br />
lächelnd Fabriken besucht. An Produkten<br />
schnüffelt, auf Großbaustellen<br />
nach dem Rechten sieht, in die Menge<br />
winkt, Tiere streichelt und gut gelaunt<br />
mit Menschen plaudert.<br />
Kim Jong-un hat aber auch eine<br />
andere Seite und auch die ist im<br />
Internet zu sehen. Mit stechendem<br />
Blick nimmt er da Truppenparaden<br />
ab. Interessiert lässt er<br />
sich von seinen Militärs Waffen erklären,<br />
selbstbewusst posiert er neben<br />
Raketensystemen mit enormem Zerstörungspotenzial.<br />
Seinen Raketensystemen.<br />
Egal, ob Musudan, Hwasong-<br />
14 oder Taepodong-2 – sie sind Kims<br />
Lebensversicherung. Die Raketen<br />
untermauern seinen Herrschaftsanspruch,<br />
sie legitimieren die Allmacht<br />
des „Großen Führers“ nach Innen. Sie<br />
dienen aber auch (und vor allem!) als<br />
Drohkulisse für potenzielle Feinde wie<br />
Südkorea und die USA und schützen<br />
damit Nordkorea und das Kim-Regime<br />
vor Interventionen von außen.<br />
Wobei: Genau genommen sind es<br />
nicht die Raketen selbst, die Kim<br />
Jong-uns stark abgeschotteten kommunistische<br />
Staat so unangreifbar<br />
machen. Es ist vielmehr das, was sie<br />
transportieren. Können schon die<br />
Kurz- und Mittelstreckenraketen mit<br />
ihrer konventionellen Ausrichtung im<br />
Kriegsfall enorme Schäden anrichten,<br />
wäre der Einsatz von nuklearen<br />
FOTO : P I C T U R E D E S K<br />
KONFLIKTPOTENZIAL Nach<br />
den jüngsten Raketentests spitzt<br />
sich der Konflikt zwischen Kim<br />
Jong-uns Nordkorea und den<br />
USA weiter zu. Unbeeindruckt<br />
von neuen UN-Sanktionen soll<br />
die Entwicklung von Nuklearwaffen<br />
fortgesetzt werden.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
N O R D K O R E A<br />
Sprengköpfen fatal. Die USA betonen<br />
zwar bei jeder Gelegenheit die hohe<br />
Funktionalität ihres Raketenabwehrschirms,<br />
ausschließen können sie aber<br />
nicht, dass bei einer Konfrontation einige<br />
Flugkörper ihr Ziel in den USA,<br />
in Südkorea, in Japan oder sonst wo<br />
erreichen und Millionen Menschenleben<br />
kosten. Nordkorea würde bei einer<br />
derartigen Eskalation zwar dem<br />
Erdboden gleichgemacht, das Risiko<br />
derart vieler eigener Opfer will man<br />
aber weder in Washington noch in<br />
Tokio und schon gar nicht in Seoul<br />
eingehen.<br />
Der deutsche Nordkorea-Experte Rüdiger<br />
Frank hält (ebenso wie Raketen-<br />
Experte Robert Schmucker von der<br />
TU München – siehe Kommentar auf<br />
Seite 18) deshalb eine Eskalation des<br />
schwelenden Konflikts für unwahrscheinlich.<br />
Laut dem Leiter des Ostasieninstituts<br />
an der Unisität Wien<br />
dürfte es „letztlich darauf hinauslaufen,<br />
dass alles so weitergeht wie bisher,<br />
verbunden mit der Hoffnung,<br />
dass niemand zu weit geht.“ Entgegen<br />
der in westlichen Medien vorherrschenden<br />
Meinung sieht Rüdiger<br />
Frank das Ziel Nordkoreas nicht in<br />
einer weiteren Zuspitzung des Konflikts,<br />
sondern in dessen friedlicher<br />
Lösung: „Nordkorea will auf jeden Fall<br />
reden. Das Atomprogramm ist ja kein<br />
Selbstzweck“, so der Experte. Rüdiger<br />
Frank sieht darin ein Mittel zur Stärkung<br />
von Nordkoreas Verhandlungsposition,<br />
mit dem Kim Jong-un seine<br />
eigentlichen Ziele erreichen möchte.<br />
„Dazu gehört an oberster Stelle, langfristig<br />
eine koreanische Wiedervereinigung<br />
in Form einer Konföderation.<br />
Auf dem Weg dahin will Nordkorea<br />
einen Friedensvertrag mit den USA,<br />
eine Normalisierung der diplomatischen<br />
Beziehungen mit Washington<br />
und vor allem Zugang zum Weltmarkt<br />
für Güter und Finanzmittel.“ Mit letzteren<br />
soll die geplante Modernisierung<br />
der nordkoreanischen Wirtschaft<br />
vorangetrieben und Anschluss<br />
an die Weltwirtschaft gefunden werden.<br />
„Für all das sieht Kim Jong-un<br />
jedoch eine glaubwürdige atomare<br />
Abschreckung als Ausgangsvoraussetzung<br />
an, und<br />
darum verfolgt er dieses<br />
Ziel auch so beharrlich“,<br />
sagt Rüdiger Frank. „Verhandlungen,<br />
die Erfolg<br />
haben sollen, müssten sich<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 1 6 W e l t & s t r a t e g i e<br />
taepodong-2<br />
Hwasong-14<br />
taepodong-2<br />
musudan<br />
(2-stufig)<br />
(3-stufig)<br />
taepodong-1<br />
Nordkorea<br />
rodong-1<br />
Washington<br />
tokio<br />
guam<br />
seattle<br />
kN-02 Hwasong-5 Hwasong-6 rodong-1 taepodong-1 musudan Hwasong-14 taepodong-2<br />
ku r zst r e c k e N r a k e t e N m i t t e l st r e c k e N r a k e t e N i N t e r ko N t i N e N ta l r a k e t e N<br />
Das nordkoreanische raketenarsenal umfasst mehrere kurzstrecken-, mittelstrecken- und interkontinentalraketen<br />
mit unterschiedlichen reichweiten. Die kurzstreckenraketen KN-02, Hwasong-5 und Hwasong-6 können ziele im<br />
umkreis von bis zu 150 kilometern treffen, sie richten sich daher vornehmlich gegen südkoreanische städte und<br />
militäreinrichtungen. mit den mittelstreckenraketen Rodong-1, Taepodong-1, Musudan und Hwasong-12 rücken<br />
auch bis zu 5.500 kilometer entfernte ziele in den Fokus und damit auch Japan sowie der amerikanische luftwaffenstützpunkt<br />
auf der Pazifikinsel guam. Die reichweiten der interkontinentalraketen Taepodong-2 und Hwasong-14<br />
vermuten experten bei optimaler Funktion sogar bei bis zu 10.000 kilometern, damit wären auch us-ziele in<br />
alaska, an der Westküste, im mittleren Westen und sogar an der ostküste erreichbar, ebenso australien. Neben<br />
seinen landgestützten systemen forscht Pjöngjang auch an raketen, die von u-Booten abgefeuert werden können:<br />
Die zweistufige Pukkuksong-1 wurde bereits mehrmals getestet, ihre reichweite liegt bei bis zu 900 kilometern.<br />
Foto : g e t t y i m ag e s , g r a F i k : m i l i tä r a k t u e l l<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
N O R D K O R E A<br />
daher mit der Frage befassen, wie<br />
wir mit dieser Realität umgehen.“<br />
Die USA müssten in diesem Fall über<br />
ihren eigenen Schatten springen und<br />
mit Nordkorea über dessen Status<br />
als Atommacht verhandeln.<br />
„Das ist allerdings sehr unwahrscheinlich“,<br />
so Rüdiger Frank weiter.<br />
Zudem würde Nordkorea bei solchen<br />
Gesprächen wohl kaum die Option<br />
einer Reaktivierung seinen Atomwaffenprogramms<br />
im Krisenfall aufgeben.<br />
Verträge und Sicherheitsgarantien<br />
können aufgekündigt werden, im<br />
Fall der Fälle wird Nordkorea seine<br />
Drohkulisse aber rasch wieder aufbauen<br />
wollen. „Das ist derzeit für die<br />
USA völlig inakzeptabel, deren erklärtes<br />
Ziel abgekürzt CVID lautet“, sagt<br />
Rüdiger Frank. „Das steht für ,kompletter,<br />
überprüfbarer und unumkehrbarer<br />
Abbau‘. Wenn es überhaupt<br />
zu Verhandlungen kommen sollte,<br />
müssen wir uns also auf einen langen<br />
Weg einstellen.“<br />
Bis es so weit ist treibt Nordkorea<br />
seine Programme weiter voran. Das<br />
Land hat zuletzt sein bereits Anfang<br />
der 1990er-Jahre gestartetes Atomprogramm<br />
intensiviert und auch bei<br />
der Weiterentwicklung seines Rake-<br />
tenarsenals rasche Fortschritte gemacht.<br />
Im Juli wurde nach eigenen<br />
Angaben erstmals eine Interkontinentalrakete<br />
erfolgreich getestet, die<br />
nicht Satelliten ins Weltall befördern<br />
soll, sondern allein auf das amerikanische<br />
Festland zielt.<br />
Auch die Entwicklung seiner Atombomben<br />
ist Kim ein großes Anliegen.<br />
Gelingt es seinen Ingenieuren, einen<br />
Atomsprengkopf so zu verkleinern,<br />
um ihn mit einer Interkontinentalrakete<br />
transportieren zu können, müssen<br />
sich die USA wohl endgültig mit<br />
dem Status von Nordkorea als Atommacht<br />
anfreunden. Laut Ansicht des<br />
amerikanischen Militärgeheimdiensts<br />
und des japanischen Außenministeriums<br />
ist Nordkorea dazu in jedem Fall<br />
in der Lage. Die Raketen können mit<br />
ihren bis zu 10.000 Kilometer Reichweite<br />
schon jetzt nicht mehr nur Ziele<br />
in ganz Asien ins Visier nehmen.<br />
Längst liegt auch das eigentliche Ziel,<br />
die USA, in Reichweite der Raketen<br />
und auch Mitteleuropa ist für Kim<br />
Jong-un mittlerweile nur noch einen<br />
Raketenwurf weit entfernt. Von der<br />
österreichischen Hauptstadt nach<br />
Pjöngjang sind es Luftlinie gerade einmal<br />
etwas mehr als 8.000 Kilometer!<br />
PERSÖNLICHES INTERESSE Machthaber Kim Jong-un überwacht die Raketentests meist persönlich. Der Staatschef sieht in der<br />
Entwicklung weitreichender Raketen mittel- bis langfristig eine Überlebensgarantie für sein wirtschaftlich angeschlagenes Land.
0 1 8 W e l t & s t R A t e g i e<br />
„Eine nukleare Eskalation des<br />
Konflikts ist auszuschließen!“<br />
Pjöngjang arbeitet seit Jahren an der Erhöhung seines Drohpotenzials.<br />
Raketenexperte Professor Robert Schmucker zweifelt die von<br />
den nordkoreanischen Raketen und Sprengköpfen ausgehende<br />
Gefahr allerdings an – eine militärische Auseinandersetzung<br />
mit den USA ist laut ihm „höchst unwahrscheinlich“.<br />
Die spannungen zwischen Nordkorea und<br />
seinen regionalen wie überregionalen gegnern<br />
befeuern seit längerer Zeit die Angst<br />
vor einem nuklearen Konflikt. Dabei wird gerne<br />
übersehen, dass es eine ganze Reihe von indizien<br />
gibt, die gegen ein solches eskalationsszenario<br />
sprechen:<br />
Nordkorea hat zwar seit 1984 rund 120 größere Raketen<br />
abgeschossen und in den vergangenen zwei<br />
Jahren den Abschussumfang deutlich gesteigert,<br />
aber es handelte sich dabei überwiegend um altbekannte,<br />
frühe sowjetische Raketen geringerer<br />
leistung. Die technische Handschrift der neuen,<br />
leistungsstärkeren nordkoreanischen Raketen<br />
deutet auf Prolieferation aus dem post-sowjetischen<br />
bereich hin. Mit diesen geräten wurden aber nur<br />
sechs erfolgreiche schüsse verteilt auf drei unterschiedliche<br />
Raketentypen durchgeführt.<br />
Für einen Angriff auf das Us-amerikanische Festland<br />
würde Nordkorea zuverlässige Raketen interkontinentaler<br />
Reichweite (Anm.: ICBM) benötigen. Die<br />
im Rahmen der Abschüsse identifizierten Raketen<br />
schießen jedoch mit einer ernsthaften Nutzlast nicht<br />
weit genug, ihre Zielgenauigkeit steht sehr in Frage<br />
und von einem ernsthaften erprobungsprogramm<br />
war nichts zu sehen. gleiches gilt für die gefechtsköpfe<br />
sowie mögliche nukleare Waffenladungen,<br />
die den Wiedereintritt in die erdatmosphäre überstehen<br />
müssen: auch hier gab es bisher praktisch<br />
keine tests. ein Angriffsversuch auf guam oder die<br />
UsA würde einen massiven Us-gegenschlag auslösen<br />
mit der Folge des Untergangs von Nordkorea<br />
und seiner politischen Führung. ein Krieg liegt also<br />
nicht im interesse Nordkoreas.<br />
ROBERT<br />
SCHMUCKER<br />
ist Professor für<br />
Raumfahrttechnik<br />
an der<br />
TU München.<br />
Auf der anderen seite kann ein nuklearer Präventivschlag<br />
gegen Nordkorea ausgeschlossen werden,<br />
wenn auch viele Menschen von den drastischen<br />
Worten des amerikanischen Präsidenten beunruhigt<br />
sind. Warum sollte Amerika jetzt tun, worauf es bisher<br />
verzichtet hatte, zumal die Folgen einer nuklearen<br />
Auseinandersetzung auch für die UsA nicht<br />
kalkulierbar sind?<br />
schlussendlich sind auch Russland und die VR China<br />
als eine Art schutzmächte wider Willen zu berücksichtigen:<br />
eine gegen die UsA gerichtete ballistische<br />
Rakete muss von Nordkorea aus über diese<br />
länder fliegen, wobei die 1. stufe auch dort aufschlagen<br />
würde. es ist kaum vorstellbar, dass man<br />
dort eine derartige Provokation billigen würde.<br />
Wir können also ruhig weiter die entwicklung beobachten,<br />
hat doch bereits der römische Philosoph<br />
und staatsmann lucius Annaeus seneca (4 v. Chr.–<br />
65 n. Chr.) die nordkoreanische Rhetorik korrekt<br />
charakterisiert: „omnis enim ex infirmitate feritas<br />
est.“ (Alle Aggression resultiert aus schwäche).<br />
Foto : b e i g e st e l lt<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
40 JAHRE StG 77<br />
1977 – <strong>2017</strong><br />
Die Entscheidung des österreichischen<br />
Bundesheeres für das STEYR AUG war 1977<br />
der Startschuss für eine bis heute andauernde<br />
Erfolgsgeschichte.<br />
In den folgenden Jahren entwickelte sich<br />
das StG 77 nicht nur zur Standardwaffe<br />
des österreichischen Bundesheeres sondern<br />
trat in ständig weiterentwickelten<br />
Ausführungen als AUG A1, AUG A2 und<br />
AUG A3 seinen Siegeszug rund um den<br />
Globus an und wird heute in zahlreichen<br />
Ländern, u.a. in Irland, Neuseeland oder<br />
Australien, geführt.<br />
Das jüngste Kapitel in der Geschichte<br />
des STEYR AUG stellt die im März dieses<br />
Jahres angekündigte Anschaffung des<br />
österreichischen Bundesheeres in den<br />
Varianten AUG A3 MP (Militärpolizei) und<br />
AUG A3 KPE (Kaderpräsenzeinheit) dar.
0 2 0 h e e r & M e h r<br />
GARDEMUSIK<br />
ON TOUR<br />
TRUPPENÜBUNGSPLATZ<br />
KRÄFTIG AUSGEBAUT<br />
anfang november wurden am truppenübungsplatz<br />
hochfilzen mit einem militärischen Festakt das neue<br />
unterkunftsgebäude „Waldlager“ und neue sportanlagen<br />
eingeweiht. die baulichen Maßnahmen wurden<br />
innerhalb von drei Jahren mit einer gesamtinvestitionssumme<br />
von 25 Millionen euro realisiert – damit<br />
handelt es sich um das größte Bauvorhaben am<br />
Übungsplatz in den vergangenen 30 Jahren. die neuen<br />
sportanlagen umfassen unter anderem das Biathlon-stadion,<br />
eine Indoor-schießanlage und ein laufband<br />
für langlauftrainings (gemeinsame nutzung mit<br />
dem Österreichischen skiverband), auch eine neue<br />
unterkuft für das tragtierzentrum wurde errichtet.<br />
Foto s : B u n d e s h e e r / P u s c h , B u n d e s h e e r / h a r a l d M I n I c ,<br />
B u n d e s h e e r / Z au n B au e r , B u n d e s h e e r / n I c k r a I n e r ,<br />
B u n d e s h e e r / h e l M u t st e g e r , B u n d e s h e e r / ku r t Va l l a n t
N E W S A U S D E N S T R E I T K R Ä F T E N<br />
Das jährliche Militärmusikfestival „Oman<br />
and the world“ in Maskat, der Hauptstadt<br />
des Sultanats Oman, genießt weltweit<br />
einen ausgezeichneten Ruf. Heuer war<br />
auf persönliche Einladung von Sultan<br />
Qabus ibn Said auch die Gardemusik<br />
unter der Leitung von Militärmusikchef<br />
und Gardekapellmeister Oberst Bernhard<br />
Heher eingeladen. Begleitet wurden die<br />
48 Musiker von der Walzerformation<br />
der Tanzschule Elmayer. Im Bild ist ein<br />
Auftritt der Gardemusik vor dem Royal<br />
Opera House in Maskat zu sehen.<br />
SOLDATEN UND EINHEITEN DES<br />
JAHRES <strong>2017</strong> AUSGEZEICHNET<br />
Anfang November wurden im Rahmen einer<br />
Matinee im Verteidigungsministerium Soldatinnen<br />
und Soldaten, zivile Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sowie Einheiten des Bundesheeres<br />
für besondere Leistungen im zurückliegenden<br />
Jahr ausgezeichnet.<br />
AIREX17: ÜBUNG IN<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Ende Oktober übten mehr als 230 Soldaten<br />
des Fliegerabwehrbataillons 2 aus<br />
den Garnisonen Zeltweg und Aigen im<br />
Ennstal (unterstützt von 30 Spezialisten)<br />
den Schutz von Konferenzteilnehmern.<br />
Bei der Übung „Airex17“ wurden Verfahren<br />
und Abläufe für Luftraumsicherungsoperationen<br />
erarbeitet und trainiert.<br />
Übungsannahme war eine im Kurzentrum<br />
Mauerbach abgehaltene politische<br />
Konferenz mit rund 1.000 Teilnehmern.<br />
Potenzielle Bedrohungen gingen von<br />
Flugzeugen, Hubschraubern, aber auch<br />
unbemannten Luftfahrzeugen aus.<br />
Soldatin des Jahres <strong>2017</strong> wurde Wachtmeister<br />
Romana Klinger aus Hallein. Die 32-Jährige ist<br />
in der technischen Pionierkompanie des Pionierbataillons<br />
2 in Wals-Siezenheim eingesetzt<br />
und zeigte dort überdurchschnittlichen<br />
Leistungswillen und Initiative. Neben vielen<br />
Ausbildungen wie jener zur Kranführerin,<br />
Nahkampfinstruktorin, Sturmbootführerin<br />
oder Rettungsschwimmerin ist Klinger außerdem<br />
die erste weibliche Heerestaucherin<br />
beim Bundesheer.<br />
Die Auszeichnung Einheit des Jahres ging<br />
an jene Soldaten des Panzerbataillons 14 aus<br />
Wels, die im Mai bei der „Strong Europe Tank<br />
Challenge“ Panzer-Weltmeister wurden. Der<br />
aus 16 Unteroffizieren und Chargen bestehende<br />
Panzerzug wurde von dem Welser Offiziersstellvertreter<br />
Christoph Gärtner angeführt.<br />
Rekrut des Jahres wurde Gefreiter<br />
Dr. Maxim Timofeev, Fachoberinspektor<br />
Peter Tackner wurde als Zivilbediensteter<br />
des Jahres ausgezeichnet.<br />
Vizeleutnant Kaijus Wallner aus Tirol wurde<br />
in der Sonderkategorie Bester Werber für<br />
Freiwillige Meldungen zu Milizübungen <strong>2017</strong><br />
ausgezeichnet. Der 48-Jährige ist im Jägerbataillon<br />
26 in Spittal an der Drau stationiert,<br />
WACHTMEISTER<br />
ROMANA KLINGER<br />
vom Pionierbataillon 2 ist<br />
Soldatin des Jahres <strong>2017</strong>,<br />
die SOLDATEN DES<br />
PANZERBATAILLONS<br />
14 (ganz oben) sind<br />
Einheit des Jahres.<br />
PETER TACKNER<br />
wurde zum<br />
Zivilbediensteten des<br />
Jahres gewählt.<br />
dort entschied sich eine überdurchschnittlich hohe Zahl an<br />
Grundwehrdienern freiwillig für eine Milizlaufbahn. Ein Special<br />
Award ging außerdem an das in Hörsching stationierte Panzerstabsbataillon<br />
4, das bei der 17. Auflage des Business Run mit 244<br />
Beteiligten den teilnehmerstärksten Bundesheer-Verband stellte.
0 2 2 H E E R &<br />
M<br />
E H R<br />
AUF RÄDERN UND<br />
KETTEN<br />
Das institut für kraftfahrwesen der Heereslogistikschule ist für die Ausbildung<br />
des Kraftfahrfachpersonals des Bundesheers verantwortlich. Neue Technik wird dort<br />
ebenso geschult, wie Heeresfahrer und Heeresfahrlehrer ausgebildet werden.<br />
Ein Militär Aktuell-Besuch in Zwölfaxing. text: JOHaNNeS luXNer Fotos: SeBaStiaN Freiler<br />
tabsunteroffizier Dietmar<br />
Ehmann ist für die<br />
S<br />
besonders schweren<br />
Fälle zuständig. Mithilfe<br />
des Spezialkrans eines<br />
Lkw hebt er gemeinsam<br />
mit den Teilnehmern eines Lehrgangs<br />
einen filmreif durchschossenen Sanitätstransporter<br />
in luftige Höhen, um<br />
ihn fachmännisch zu verladen. Ehmann<br />
und seine Leute manövrieren<br />
das tonnenschwere Fahrzeug vom<br />
Anhänger auf die Ladefläche des vierachsigen<br />
Lkw. Jeder Handgriff sitzt –<br />
von der schnellen Sicherung des<br />
Fahrzeugs bis zum exakten Einweisen<br />
– eine Millimeterarbeit. Statt<br />
Militärhelmen tragen Ehmann und<br />
die Kursteilnehmer in Friedenszeiten<br />
rote und weiße Sicherheitshelme, wie<br />
sie auch im zivilen Alltag zum Einsatz<br />
kommen. Die Aktion, die am Gelände<br />
der Burstyn-Kaserne im niederösterreichischen<br />
Zwölfaxing über die Büh-<br />
m i l i t ä r a k t u e l l
T R U P P E N B E S U C H<br />
DAS INSTITUT FÜR<br />
KRAFTFAHRWESEN<br />
FAHRKOMPETENZ Das Institut für Kraftfahrwesen<br />
ist neben diversen Fahrausbildungen<br />
vorrangig für die Ausbildung der Fahrlehrer<br />
des Bundesheeres verantwortlich.<br />
Das Institut für<br />
Kraftfahrwesen<br />
ist in der<br />
Burstyn-Kaserne<br />
im niederösterreichischen<br />
Zwölf axing in<br />
der Nähe von<br />
Schwechat bei<br />
Wien beheimatet. Die Ursprünge<br />
des Instituts, das seit dem Jahr 2010<br />
ein Teil der Heereslogistikschule ist,<br />
gehen auf die 1956 gegründete Heereskraftfahrschule<br />
zurück, die sich ab<br />
den späten 1950er-Jahren in der Martinek-Kaserne<br />
in Baden befunden hat.<br />
Das Institut versteht sich als Kompetenzzentrum<br />
für alle kraftfahrerischen<br />
Belange des Bundesheeres und<br />
ist insbesondere in der kraftfahrerischen<br />
Aus- und Weiterbildung der<br />
Bundesheerangehörigen tätig. Die<br />
Fahrlehrer des Bundesheeres werden<br />
hier ebenso ausgebildet wie Personal<br />
hinsichtlich neuer Fahrzeuge geschult<br />
wird. Die Ausbildungen umfassen<br />
alle Führerscheinklassen bis<br />
hin zum Panzer und damit alles, was<br />
beim Bundesheer Räder und Ketten<br />
hat. Auch die Pioniermaschinen fallen<br />
in den ausbildnerischen Tätigkeitsbereich<br />
des Instituts. Neben der technischen<br />
Seite ist in der Burstyn-Kaserne<br />
auch die Logistik ein großes Thema.<br />
Das Institut spielt daher im Zusammenhang<br />
mit den Auslandseinsätzen<br />
des Bundesheeres eine wichtige Rolle.<br />
Das professionelle Managen der<br />
Bereiche Transport- und Verkehrsplanung,<br />
Container-und Gefahrenguttransport<br />
sowie der Bereich Spezialfahrzeuge<br />
haben aus diesem Grund<br />
eine besonders große Bedeutung.<br />
KRANAUSBILDUNG Auch Verladetätigkeiten stehen am Institut auf dem Lehrplan.<br />
Niederösterreich<br />
ne geht, ist innerhalb weniger Minuten<br />
abgeschlossen. Das Fahrzeug<br />
steht exakt so da, wie es die Regeln<br />
des sicheren Verladens erfordern.<br />
Das Beispiel veranschaulicht zwar nur<br />
ein kleines Teilsegment der Aufgaben<br />
des Instituts für Kraftfahrwesen der<br />
Heereslogistikschule. Es steht aber in<br />
jedem Fall für die hochgradige<br />
Spezialisierung der Einrichtung,<br />
die seit dem Jahr 2010<br />
Teil der Heereslogistikschule<br />
ist. In erster Linie wird dort das Kraftfahrfachpersonal<br />
der österreichischen<br />
Streitkräfte ausgebildet, was ange-<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 2 4 H E E R & M E H R<br />
sichts der Bandbreite an Mobilitätsformen<br />
beim Bundesheer eine äußerst<br />
weitreichende und hochkomplexe<br />
Aufgabe ist. Und auch vom Lehrpersonal<br />
weitreichende Fähigkeiten erfordert:<br />
Ehmann, der in Zwölfaxing in<br />
erster Linie für die Ausbildung der<br />
Fahrlehrer des Bundesheeres zuständig<br />
ist, darf beispielsweise bis auf<br />
Panzer und einige wenige Spezialmodelle<br />
wie etwa das Allschutzfahrzeug<br />
Dingo alles bewegen, was beim Heer<br />
Räder hat.<br />
Das Beispiel der zuvor beschriebenen<br />
Kranverladung zeigt auch, dass es<br />
beim Heer längst nicht mehr mit<br />
dem Steuern der Fahrzeuge getan ist,<br />
immer öfter werden auch logistische<br />
Fähigkeiten nachgefragt und gelehrt.<br />
Es gilt Kräne zu bedienen, Staplerausbildungen<br />
zu absolvieren und<br />
auch Eisenbahntransporte gehören<br />
hinsichtlich der Ausbildung des<br />
Funktions- und Steuerungspersonals<br />
zum logistischen Bereich des Insti-<br />
tuts. Letztere sind insbesondere bei<br />
den Auslandseinsätzen des Bundesheeres<br />
gefragt und müssen die zu<br />
transportierende Ausrüstung sicher<br />
verladen können. Wichtig sind aber<br />
auch spezielle Fahrtrainings für die<br />
internationalen Einsätze, etwa was<br />
das Fahren im Konvoi anbelangt und<br />
die entsprechende Planung vorab.<br />
Als Anlaufstelle für alles Motorisierte<br />
herrscht am Institut ein entsprechender<br />
Durchlauf. In Form von<br />
mehr als 50 Lehrgängen werden jedes<br />
Jahr um die 900 Heeresangehörigen<br />
aus- und weitergebildet, was<br />
auch hinsichtlich der Unterrichtsmaterialien<br />
eine entsprechende Struktur<br />
erfordert. „Die rechtlichen Grundlagen<br />
ändern sich laufend“, erklärt<br />
Robert Polzer, der als Referatsleiter<br />
die Erstellung der Unterrichtsmaterialien<br />
verantwortet und damit<br />
auch für Texte, Grafiken, Fotos oder<br />
entsprechende neue Typenblätter<br />
zuständig ist. Polzer: „Unser Referat<br />
PROFI Die Ausbildung der Fahrlehrer liegt in<br />
den Händen von Dietmar Ehmann. Er darf fast<br />
alles lenken, was beim Heer Räder hat.<br />
„Am beliebtesten sind die Quads!“<br />
OBERWACHTMEISTER ERDAL<br />
KIZMAZ ist Fahrlehrer am Institut<br />
für Kraftfahrwesen – ein Beruf, der<br />
viel Abwechslung mit sich bringt<br />
und mit viel Verantwortung<br />
verbunden ist.<br />
Herr Kizmaz, welche Personen und<br />
in welchen Bereichen bilden Sie als<br />
Fahrlehrer aus?<br />
Die Fahrschülerinnen und Fahrschüler<br />
kommen aus allen Teilen Österreichs und<br />
umfassen nahezu sämtliche Bereiche des<br />
Heeres, quer durch alle Dienstgrade und<br />
Beschäftigungsverhältnisse. Offiziere<br />
gehören dazu ebenso wie Vertragsbedienstete<br />
und Grundwehrdiener. Ich<br />
unterrichte derzeit die Führerscheinbereiche<br />
B, C und E. Dabei kommen<br />
immer wieder neue Fahrzeugtypen<br />
dazu, mit denen ich als Fahrlehrer zu tun<br />
habe. Zuletzt etwa die Quads, die bei<br />
den Kursteilnehmern sehr beliebt sind.<br />
Um was geht es in den Trainings?<br />
Zum einen geht es um militärisches Fahrtraining<br />
wie etwa Geländefahren, die Lenker<br />
müssen sich orientieren und sich unter<br />
schwierigen Bedingungen zurechtfinden<br />
können. Zum anderen beschäftigen wir<br />
uns auch mit der Pflege und Wartung der<br />
Kraftfahrzeuge. Die technische Seite wird<br />
ebenso vermittelt wie die Fahrpraxis, um<br />
damit die Grundlage für größtmögliche<br />
Sicherheit hinsichtlich der Mobilität des<br />
Heeres zu schaffen, was auch mit einer<br />
gewissen Verantwortung verbunden ist.<br />
Meine Kollegen und ich müssen entscheiden,<br />
wer dazu geeignet ist, teilweise viele<br />
Tonnen schwere Fahrzeuge zu manövrieren,<br />
und abschätzen können, ob die<br />
Person den Stress bewältigen und das<br />
Fahrzeug sicher steuern kann.<br />
Welchen beruflichen Hintergrund<br />
bringen Sie mit?<br />
Ich bin eigentlich gelernter Betriebsschlosser,<br />
habe aber mehrere Jahre im<br />
In- und Ausland als Kraftfahrer viel Praxis<br />
gesammelt. Es ist wichtig, ein großes<br />
persönliches Interesse für Kraftfahrzeuge<br />
mitzubringen, um diese Arbeit machen<br />
zu können. Beim Heer habe ich dann die<br />
diversen Führerscheinausbildungen absolviert<br />
und an der Heeresunteroffiziersakademie<br />
den Wachtmeister gemacht.<br />
Seit dem Jahr 2011 bin ich an der Heereslogistikschule<br />
tätig und seit dem Jahr<br />
2013 als Fahrlehrer.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
T R U P P E N B E S U C H<br />
ANSCHAUUNGSMATERIAL Ein ausrangierter<br />
Puch G erlaubt Einblicke in die Technik.<br />
WISSENSVERMITTLUNG Bei den Fahrausbildungen werden auch theoretische Grundlagen<br />
gelehrt. Insbesondere die rechtlichen Bestimmungen werden vermittelt.<br />
ist aber auch von jeder Änderung<br />
bezüglich der Technik der Kraftfahrzeuge<br />
betroffen, was das Überarbeiten<br />
der Materialien für den laufenden<br />
Lehrbetrieb erfordert.“ Neben dem<br />
Fahren ist in Zwölfaxing auch Schrauben<br />
angesagt. „Es gilt das Fahrzeug zu<br />
verstehen“, erklärt Hauptlehrunteroffizier<br />
Rudolf Kitzmüller. In einer gro-<br />
ßen Halle am Areal der Burstyn-Kaserne<br />
befindet sich entsprechendes<br />
Anschauungsmaterial in Form demontierter<br />
Modelle von Klassikern<br />
wie Pinzgauer und Puch G, um die<br />
Technik aus nächster Nähe begreifbar<br />
zu machen. Ein gutes Dutzend Verbrennungsmotoren,<br />
die in Reih und<br />
Glied am Hallenboden aufgestellt<br />
sind, dienen als weiteres Anschauungsmaterial.<br />
Die umfassende Ausbildung<br />
im Kraftfahrwesen macht sich<br />
auch in der Praxis bewährt, wie die<br />
jüngste Statistik zeigt: Bei mehr als<br />
80 Millionen gefahrenen Jahreskilometern<br />
beim Heer ist es zu „nur“<br />
795 Unfällen gekommen, was einen<br />
Unfall pro 100.000 Kilometer bedeutet.
0 2 6 H E E R &<br />
M<br />
E H R<br />
TAGWACHE!<br />
Aufrüsten in der Außendarstellung: Robert Kratky macht der Bundesheer-Werbung<br />
Beine. In der neuen Video-Serie „Tagwache mit Kratky“ gibt der Ö3-Moderator tiefe<br />
Einblicke in die vielseitigen Tätigkeiten und Berufsmöglichkeiten beim Bundesheer.<br />
Text & Interview: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
Fotos: MARC EGGER<br />
Mein Job ist es, Ihnen<br />
in den nächsten Wochen<br />
und Monaten<br />
näherzubringen, was<br />
die Soldatinnen und<br />
Soldaten des Bundesheeres<br />
jeden Tag leisten.“ Robert<br />
Kratky lächelt. Ob er das tut, weil der<br />
Satz endlich auf Video ist, oder weil<br />
er schon vermutet, dass dieses „näherbringen“<br />
mit jeder Menge Action verbunden<br />
sein wird, ist nicht klar. Klar ist<br />
hingegen: Einige Stunden nach diesem<br />
Satz und ein hartes Training beim Jagdkommando<br />
später stehen dem Ö3-Moderator<br />
Schweißperlen auf der Stirn.<br />
Sein Lachen ist Puls 200 gewichen,<br />
der „Aufwecker der Nation“ ist keuchend<br />
beim Bundesheer angekommen.<br />
Monatlich gibt er seitdem in kurzen<br />
Videos Einblicke in den Alltag und die<br />
Berufsmöglichkeiten beim Heer. Nach<br />
seinem Ausflug zum Jagdkommando<br />
(das Video ging Anfang Oktober auf allen<br />
digitalen Kanälen des Bundesheeres<br />
online, gedreht wurde schon im Sommer),<br />
stattete er im zweiten Teil von<br />
„Tagwache mit Kratky“ den Pionieren<br />
in Melk einen Besuch ab. Heute wird<br />
für eine der nächsten Folgen beim Panzerbataillon<br />
14 in Wels gedreht, Robert<br />
Kratky darf ans Steuer eines Leopard 2.<br />
Bevor es so weit ist, gibt ihm Oberleut-<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
T R U P P E N B E S U C H<br />
TEAMWORK Major Loidolt begleitet als stellvertretender Kommandant des Panzerbataillons 14<br />
Robert Kratky durch die Dreharbeiten und seinen Tag bei der oberösterreichischen Einheit.<br />
nant Roland Blaha, Kommandant der<br />
KPE-Einheit des Bataillons, am Simulator<br />
einen Überblick über das 1.500 PS<br />
starke 55-Tonnen-Schwergewicht. Wie<br />
funktioniert das Zusammenspiel zwischen<br />
Fahrer, Kommandant, Richt- und<br />
Ladeschütze? Wie nimmt man im Leopard-Cockpit<br />
richtig Platz? Wie wird<br />
der überraschend agile Koloss gesteuert?<br />
„Klar kann ich in der kurzen Zeit<br />
nur oberflächlich auf die oft sehr komplexen<br />
emen eingehen“, sagt Robert<br />
Kratky (siehe Interview auf Seite 28) in<br />
einer Drehpause zu Militär Aktuell.<br />
„Aber das ist kein Problem, schließlich<br />
sollen die Videos nicht aufklären, sondern<br />
Lust auf das Bundesheer als Arbeitgeber<br />
und Ausbildner machen.“<br />
Oberst Michael Hafner, in der Abteilung<br />
„Information und Öffentlichkeitsarbeit“<br />
im Ministerium der Kreativkopf<br />
der Videoserie, sieht das ähnlich: „Es<br />
geht nicht darum, die Aufgaben eines<br />
Verbandes wie hier des Panzerbataillons<br />
14 in all seiner Tiefe darzustellen.<br />
Vielmehr soll Robert Kratky einen Tag<br />
in die Ausbildung eintauchen und die<br />
Vielfältigkeit des Soldatenberufs durch<br />
seine Erlebnisse emotional vermitteln.<br />
Wir gehen damit völlig neue Wege in<br />
unserer Außendarstellung, aber der<br />
Erfolg gibt uns recht. Durch seine Art,<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 2 8 H E E R & M E H R<br />
„Ein Bubentraum geht in Erfüllung!“<br />
Ö3-Moderator Robert Kratky im<br />
Gespräch über seine Rolle in „Tagwache<br />
mit Kratky“ und ein neues Sicherheitsbewusstsein<br />
in Österreich.<br />
Herr Kratky, welchen Eindruck hatten<br />
Sie vor Beginn der Dreharbeiten vom<br />
Bundesheer?<br />
Ich habe selbst acht Monate Grundwehrdienst<br />
geleistet, an deren Ende ich in der<br />
Presseabteilung beim Militärkommando<br />
Wien tätig war. Eingerückt bin ich beim<br />
Pionierbataillon 2 in Salzburg und zwar im<br />
April, was bedeutete, dass wir jeden Tag<br />
in den Saalachauen unterwegs waren.<br />
Obwohl es die ganze Zeit geregnet hat,<br />
hat mich diese Zeit nachhaltig geprägt.<br />
Alles, was wir dort gemacht haben, hat<br />
unglaublich viel Sinn ergeben. Das ist dort<br />
extrem professionell abgelaufen, weshalb<br />
ich auch immer eine sehr positive Einstellung<br />
zum Bundesheer hatte. Dieser Eindruck<br />
hat sich nochmals verstärkt, als ich<br />
vor sechs Jahren in die Wachau gezogen<br />
bin und dort direkt mitansehen konnte,<br />
wie sich die Soldaten im Hochwasserfall<br />
für die Gesellschaft einsetzen.<br />
Welche Gedanken gingen Ihnen durch<br />
den Kopf, als klar war, dass Sie für<br />
„Tagwache mit Kratky“ wieder beim<br />
Bundesheer einrücken dürfen?<br />
Ich hatte schon einige Fragen, als die Anfrage<br />
rein kam (lacht). Die Uniform wieder<br />
anzuziehen brachte einige Erinnerungen<br />
zurück, aber letztlich ist es ein Bubentraum,<br />
der sich da erfüllt. Ich darf jetzt<br />
überall dort Einblick nehmen, wo man<br />
normalerweise nicht so leicht hinkommt.<br />
Am beeindruckendsten ist aber, mit welcher<br />
Professionalität und mit welchem<br />
Einsatz die Soldatinnen und Soldaten<br />
ihren Job machen. Das sind durch die<br />
Bank echte Profis, die gut zusammenarbeiten<br />
und eine ganz spezielle Einstellung<br />
für ihren Beruf mitbringen, der mir auch<br />
nicht fremd ist. Auch für mich ist der Job<br />
Dreh- und Angelpunkt meines Lebens.<br />
Hatten Sie irgendwelche Bedenken,<br />
den Auftrag zu übernehmen?<br />
Nein, überhaupt nicht. Wäre ich vom Bundesheer<br />
nicht überzeugt, würde ich dafür<br />
keine Werbung machen. Ich habe natürlich<br />
auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis<br />
Menschen, die gegenüber<br />
dem Bundesheer eine kritische Einstellung<br />
haben, aber diese ist in den vergangenen<br />
Jahren deutlich verhaltener<br />
geworden. Als ich Jugendlicher war,<br />
war die Idee eines Bundesheeres für<br />
viele Leute veraltet. Wir lebten in Friedenszeiten,<br />
ein Krieg schien trotz der<br />
Entwicklungen in unserer direkten Nachbarschaft<br />
unmöglich. Die Zeiten haben<br />
sich aber in der Zwischenzeit geändert<br />
und selbst Menschen, die dem Bundesheer<br />
sehr kritisch gegenüberstehen und<br />
Waffen ablehnen, erkennen zusehends,<br />
dass es ohne eine professionelle Landesverteidigung<br />
nicht geht. Unser Privileg,<br />
hier in Sicherheit leben zu können, hängt<br />
unmittelbar davon ab, dass es das Bundesheer<br />
gibt und Menschen, die dort<br />
professionell ihre Fähigkeiten einbringen.<br />
Warum kam es aus Ihrer Sicht zu diesem<br />
Umdenkprozess?<br />
Es waren unterschiedlichste Vorkommnisse<br />
wie Terroranschläge oder die<br />
Kämpfe in der Ukraine, die diesen Prozess<br />
in Gang brachten und für ein Gefühl der<br />
Angst sorgen. Das Gefühl, absolut sicher<br />
zu sein, ist selbst in Österreich, wo wir<br />
immer noch auf einer Insel der Seligen<br />
leben, weg. Wer heute noch abstreitet,<br />
dass sich unser Land schützen und verteidigen<br />
können muss, ist aus meiner Sicht<br />
weltfremd.<br />
Ist dieser Prozess abgeschlossen?<br />
Das glaube ich nicht! Wie alle Prozesse,<br />
die gesellschaftswirksam werden, braucht<br />
auch dieser seine Zeit. Ich bin mir daher<br />
sicher, dass wir in zehn Jahren mit einer<br />
ganz anderen Selbstverständlichkeit über<br />
die Landesverteidigung und deren Notwendigkeit<br />
sprechen werden, als das<br />
heute noch der Fall ist oder es vor zehn<br />
oder zwanzig Jahren der Fall war. Parallel<br />
zu diesem Umdenkprozess verändert sich<br />
aber auch das Bundesheer …<br />
Inwiefern?<br />
Das Bundesheer ist im Vergleich zu meiner<br />
Zeit um ein Vielfaches moderner geworden,<br />
den Leuten wird deutlich mehr<br />
Wertschätzung entgegengebracht. Vieles,<br />
was zu meiner Zeit manchen vielleicht<br />
den Dienst ein wenig verhagelt hat, wäre<br />
heute undenkbar. Alleine die Tatsache,<br />
dass man heute sein eigenes Paar Schuhe<br />
bekommt, ist sinnbildlich für die Entwicklung,<br />
die das Bundesheer genommen<br />
hat. Dazu kommt die noch professioneller<br />
gewordene Ausbildung, die durch nichts<br />
aufzuwiegen ist. In den Vorgesprächen zu<br />
diesem Auftrag habe ich in vielen Gesprächen<br />
hinterfragt, welche Möglichkeiten<br />
das Bundesheer jungen Frauen und Männern<br />
in diesem Land heute bietet. Und<br />
dabei wurde rasch offensichtlich, dass das<br />
Bundesheer als Arbeitgeber eine Welt für<br />
sich ist, mit unglaublich vielen Möglichkeiten.<br />
Nur: Der Bevölkerung sind diese<br />
Möglichkeiten vielfach noch nicht ausreichend<br />
bekannt. Mein Antrieb ist es daher<br />
auch, diese Möglichkeiten aufzuzeigen<br />
und junge Menschen für die Ausbildungsmöglichkeiten<br />
beim Bundesheer zu<br />
begeistern.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
T R U P P E N B E S U C H<br />
direkt auf die Leute zuzugehen, kommt<br />
er beim Publikum und auch bei den<br />
Soldaten sehr gut an.“ Beleg dafür sind<br />
knapp 600.000 Views des ersten Videos<br />
alleine auf Facebook. Auch alle großen<br />
Tageszeitungen und Online-Portale<br />
sind mittlerweile auf das ema aufgesprungen,<br />
berichten über die Sendung<br />
und verlinken diese auf ihren Seiten.<br />
Ausgelegt ist die Serie auf zunächst<br />
zehn Folgen, wie Oberst Hafner erklärt.<br />
„Wir wollen damit vor allem die ganz<br />
Jungen ansprechen, die vor der Entscheidung<br />
Heer oderZivildienst stehen.“<br />
Major Jörg Loidolt, stellvertretender<br />
Kommandant des Panzerbataillons 14,<br />
bestätigt Hafners Einschätzung: „Es ist<br />
sehr unkompliziert, mit Robert Kratky<br />
zusammenzuarbeiten. Er zeigt echtes<br />
Interesse an unserer Arbeit und natürlich<br />
ist sein Besuch und das gemeinsam<br />
produzierte Video eine gute Chance,<br />
uns als attraktiver Arbeitgeber mit<br />
spannenden Aufgaben zu präsentieren.“<br />
Ob eine solche Werbung nach dem<br />
Gewinn der inoffiziellen Panzer-Weltmeisterschaft<br />
„Strong Europe Tank<br />
Challenge“ im Mai (die teilnehmenden<br />
Soldaten wurden jüngst bei der Matinee<br />
„Militär des Jahres“ auch als Einheit<br />
des Jahres ausgezeichnet) überhaupt<br />
noch notwendig ist? Eigentlich<br />
müssten Bewerber doch Schlange stehen?<br />
Major Loidolt lächelt: „Wir sind<br />
auf diesen Erfolg mächtig stolz und<br />
natürlich profitieren wir davon auch in<br />
unserer Personalwerbung. Das Video<br />
ist aber eine gute Möglichkeit, dieses<br />
Interesse und die allgemeine Aufbruchstimmung<br />
rund um das Bundesheer<br />
noch besser zu nutzen.“ Lächelnder<br />
Nachsatz: „Und sollten alle Stricke<br />
reißen, muss eben Robert Kratky bei<br />
uns einrücken. Bis jetzt hat er sich<br />
gar nicht so schlecht angestellt.“ Ans<br />
Leo-Steuer darf der Radiomoderator<br />
aber trotzdem noch nicht, die Panzerbesatzung<br />
schüttelt den Kopf. Zuerst<br />
muss er noch ein wenig am Simulator<br />
üben, erst hinterher geht es dann auf<br />
das Übungsgelände der Hessenkaserne.<br />
Im Fahrschul-Panzer – aber immerhin.<br />
Was ihm an den bisherigen Drehtagen<br />
am meisten Spaß gemacht und ihn am<br />
meisten überrascht hat? Robert Krakty:<br />
VIEL ACTION Am Übungsgelände der<br />
Hessenkaserne wird sogar mit Drohnen gefilmt.<br />
„Ich habe in den paar Monaten Dinge<br />
und Momente erlebt, die in Summe<br />
einfach großartig waren. Egal ob das<br />
Tiefflüge mit dem Hubschrauber waren<br />
oder wie heute das Lenken eines Panzers<br />
– ich bekomme den Grinser gar<br />
nicht mehr aus dem Gesicht. Am beeindruckendsten<br />
war aber, mit welcher<br />
Professionalität und mit welchem Einsatz<br />
die Soldatinnen und Soldaten<br />
ihren Job machen.“ Nachsatz: „Das sind<br />
durch die Bank echte Profis, vor denen<br />
ich nur den Hut ziehen kann.“<br />
VOLLGAS Robert Kratky ist zum Abschluss des Drehtages mit der Fahrschul-Wanne auch im<br />
Gelände unterwegs. Dabei wird er von zwei Leopard-Kampfpanzern flankiert, die von ihren<br />
Besatzungen in hohem Tempo überaus agil über das Übungsareal gesteuert werden.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
WEIL MAN<br />
NIE WEISS,<br />
WAS MORGEN<br />
KOMMT.<br />
Investitionen in das Bundesheer sind Investitionen in die Sicherheit Österreichs.<br />
Denn nur ein starkes, modernes und gut ausgerüstetes Heer kann auf veränderte<br />
Bedrohungslagen eingehen und uns schützen.
0 3 2 H E E R & M E H R<br />
„Ich wollte Fotografie von<br />
Grund auf lernen und habe<br />
eine Lehrstelle gesucht, wo<br />
viel Abwechslung herrscht.<br />
Die HBF hat dem perfekt<br />
entsprochen!“<br />
Fotograf Daniel Trippolt<br />
DER<br />
MANN<br />
HINTER<br />
DER<br />
KAMERA<br />
Daniel Trippolt erlebt als Fotograf der Heeresbild- und Filmstelle (HBF) die<br />
Vielseitigkeit des Heeres tagtäglich. Er dokumentiert, was den Linsen gewöhnlicher<br />
Pressefotografen verborgen bleibt, und muss dafür mitunter in luftige Höhen.<br />
Text: JOHANNES LUXNER Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
T R U P P E N B E S U C H<br />
INTERVIEW<br />
„Die Bandbreite meiner<br />
Aufgaben hier ist enorm!“<br />
BREITES SPEKTRUM Die Nachbearbeitung der Bilder<br />
gehört nach den Einsätzen „in freier Wildbahn“ ebenso<br />
zur Aufgabe eines Militärfotografen wie das Plotten<br />
von diversen Spezialformaten. Die Heeresebild- und<br />
Filmstelle befindet sich in der Wiener Stiftskaserne.<br />
Daniel Trippolt ist seit drei Jahren in der<br />
Heeresbild- und Filmstelle als Fotograf<br />
tätig. Zu seinen Aufgaben gehört die<br />
Fotodokumentation von staatstragenden<br />
Anlässen ebenso wie Shootings im Gebirge.<br />
Herr Trippolt, welches Aufgabenfeld<br />
umfasst die Tätigkeit eines Bundesheer -<br />
fotografen?<br />
Der Beruf ist extrem breit gefächert und<br />
bringt im Grunde alles mit sich, was im<br />
Zusammenhang mit dem Bundesheer steht.<br />
Dazu gehört das Dokumentieren von Übungen<br />
ebenso wie Fotoshootings für Plakatserien<br />
oder Fotos von Veranstaltungen des Bundesheeres<br />
und geht mitunter bis in die Tagespolitik<br />
hinein, etwa wenn Termine mit dem<br />
Verteidigungsminister anstehen. Die Heeresbild-<br />
und Filmstelle ist aber genauso für den<br />
militärischen Oberbefehlshaber, den Bundespräsidenten,<br />
zuständig. Die Bandbreite ist<br />
also enorm, auch was die Orte betrifft. Im<br />
freien Gelände bin ich ebenso unterwegs,<br />
wie ich Passfotos im Fotostudio der HBF<br />
in der Stiftskaserne anfertige. Wir sind hier<br />
insgesamt sechs Fotografen. Außerdem gibt<br />
es eigene HBF-Video-Teams.<br />
Welche besonders eindrücklichen Szenarien<br />
bekommen Sie vor die Linse?<br />
Ich bin zum Beispiel regelmäßig bei der<br />
GGSA dabei, eine der größten Übungen, bei<br />
der ein Vorführungsschießen für die Offiziersanwärter<br />
abgehalten wird, was intensive<br />
zwei Wochen in Allentsteig bedeutet. Dort<br />
fotografiere ich vom Hubschrauber aus<br />
genauso, wie ich im Panzer mitfahre. Bei<br />
Fotoaufnahmen am Truppenübungsplatz in<br />
Hochfilzen kann es auch vorkommen, dass<br />
es ans Klettern und Abseilen geht, um gute<br />
Fotos zu schießen.<br />
DIGITALISIERUNG In den Archiven<br />
der Heeresbild- und Filmstelle<br />
schlummert wertvolles Fotomaterial,<br />
das bei Bedarf digitalisiert<br />
werden muss. Derartige Archivarbeiten<br />
werden ebenfalls von<br />
den Heeresfotografen erledigt.<br />
W E I T E R E FOTO S : H B F/ KA R LOV I TS<br />
Wie wird man Fotograf beim Heer?<br />
Ich habe ganz klassisch eine Lehre bei der<br />
Heeresbild- und Filmstelle zum Berufsfotografen<br />
absolviert und wurde als Vertragsbediensteter<br />
übernommen. Mein Wunsch war<br />
es, Fotografie von Grund auf zu lernen. Ich<br />
habe eine Lehrstelle gesucht, bei der einem<br />
viel beigebracht wird und wo Abwechslung<br />
herrscht, was gar nicht so einfach war. Doch<br />
die HBF hat dem perfekt entsprochen.<br />
OUTDOOR-EINSÄTZE Die Fotografen<br />
der HBF sind sowohl im Studio<br />
als auch bei Übungen und<br />
anderen Anlässen im Gelände im<br />
Einsatz. Immer wieder arbeiten sie<br />
dabei auch mit den HBF-Videoteams<br />
zusammen – die dabei erstellten Bewegtbilder<br />
sind unter anderem auf<br />
der Bundesheer-Website zu sehen.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 3 4 H E E R &<br />
M<br />
E H R<br />
ALARMSTUFE<br />
ROT<br />
Das Bundesheer stellt die 22 Mann starke Feuerwehr im Hauptquartier der<br />
United Nations Interim Force in Camp Naqoura im Libanon. Zu den Aufgaben<br />
der rot-weiß-roten Firefighter gehört die Brandbekämpfung im Camp, aber<br />
auch die Überwachung des gesamten Flugbetriebs am Helikopter-Landeplatz.<br />
Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
Fotos: GUNTHER PUSCH<br />
eterhohe Flammen,<br />
Mtiefschwarze Rauchschwaden<br />
und Gebäude,<br />
die jeden Moment<br />
in sich zusammenkrachen<br />
können.<br />
Wenn es im UNIFIL-Hauptquartier<br />
in Camp Naqoura im Libanon zum<br />
Ernstfall kommt, müssen die österreichischen<br />
Firefighter schnell sein. Ihre<br />
Aufgabe ist es, das Feuer zu bekämpfen,<br />
es einzudämmen, ein Übergreifen<br />
der Flammen auf Fahrzeuge und andere<br />
Gebäude zu verhindern und Verletzte<br />
zu retten.<br />
Besonders heikel wird das, wenn das<br />
Feuer nicht im Lager selbst ausbricht,<br />
sondern oben am Helikopter-Landeplatz<br />
im Camp-Teil „Green Hill“. Aufgrund<br />
des geladenen Kerosins (im Fall<br />
des im Camp stationierten russischen<br />
Transporthubschraubers Mi-8 immerhin<br />
bis zu 4.000 Liter!) ist bei Helikoptern<br />
die Brandbekämpfung besonders<br />
schwierig. „Fängt der Treibstoff im Absturzfall<br />
Feuer, ist eine rasche Annähe-<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
T R U P P E N B E S U C H<br />
ÜBUNG MACHT DEN MEISTER Um auf den Ernstfall bestmöglich<br />
vorbereitet zu sein, üben die österreichischen Firefighter regelmäßig<br />
das richtige Verhalten im Brandfall. Ein Helipad-Mitarbeiter erklärt ihnen,<br />
wo sie bei einem Mi-8-Hubschrauber die Notausstiege und das Not-Aus<br />
für Motor und Rotor finden.<br />
rung schon alleine aufgrund der enormen<br />
Hitzeentwicklung praktisch unmöglich“,<br />
sagt Hauptmann Nikolaus<br />
Salzer, stellvertretender Kommandant<br />
von AFDRU (Austrian Forces Disaster<br />
Relief Unit), der Katastrophenhilfseinheit<br />
des Bundesheeres, und vor Ort<br />
Kommandant der rot-weiß-roten Feuerwehrmänner.<br />
Um trotzdem auch die<br />
kleinste Chance zu nutzen und Verletzte<br />
retten zu können, erklärt ein Mitarbeiter<br />
des Helipads den Österreichern,<br />
wo sie im Cockpit des Mi-8 das Not-<br />
Aus für Motor und Rotor finden. Von<br />
welchen Bereichen des Luftgefährts im<br />
Absturzfall besondere Gefahr ausgeht<br />
und wie die Feuerwehrmänner durch<br />
Notausstiege möglichst einfach in das<br />
Innere des riesigen Mehrzweckhubschraubers<br />
gelangen können. „Listen<br />
Firefighter“, sagt er in einem charmanten<br />
Singsang-Englisch und deutet auf<br />
das Radar am Bug des Riesen-Helis:<br />
„This thing here is dangerous. Don’t<br />
chill in this area!“ Im „Worst Case“ entscheiden<br />
Kleinigkeiten, sagt Nikolaus<br />
Salzer, und es geht der Schutz der eigenen<br />
Männer vor. „Daher sind wir auch<br />
sehr froh über diese Informations- und<br />
Weiterbildungsmöglichkeit.“<br />
Die Camp-Feuerwehr ist Teil der von<br />
Österreich gestellten, 185-köpfigen<br />
„Multi Role Logistic Unit“ bei UNIFIL<br />
(siehe Infokasten auf der nächsten Seite).<br />
Die 22 Männer sind Spezialisten<br />
der österreichischen ABC-Abwehr, verstärkt<br />
durch Berufs- und Milizsoldaten<br />
anderer Einheiten, die in einer fünfwöchigen<br />
Einsatzvorbereitung für ihre<br />
Aufgaben hier im Libanon geschult<br />
wurden. Wachtmeister Josef Egger ist<br />
Teil des Teams, gehört normalerweise<br />
aber der Baukompanie des Pionierbataillons<br />
2 in der Schwarzenberg-Kaserne<br />
in Salzburg an. Er ist zum ersten<br />
Mal bei UNIFIL im Libanon. Im Vorjahr<br />
war der 29-Jährige als Vermessungs-Unteroffizier<br />
im Arbeitseinsatz<br />
in Ungarn, 2012 hat er beim Abbau des<br />
österreichischen Camps Casablanca in<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 3 6 H E E R & M E H R<br />
Suhareka im Südkosovo mitgearbeitet<br />
und davor war er ein Jahr bei EU-<br />
FOR/ALTHEA in Bosnien. „Bei Auslandseinsätzen<br />
erhält man immer Einblick<br />
in neue, interessante Aufgabengebiete“,<br />
sagt er im Gespräch mit Militär<br />
Aktuell. „Da kann man in kurzer Zeit<br />
viel lernen.“ Durch ein Fernglas beobachtet<br />
er den Flugbetrieb am Helipad,<br />
trotz Temperaturen jenseits der 30<br />
Grad in voller Montur, das Löschfahrzeug<br />
steht mit laufendem Motor bereit.<br />
„Passiert etwas, müssen wir so schnell<br />
wie möglich am Absturzort sein.“<br />
Eine weitere Herausforderung des Einsatzes<br />
im Libanon beschreibt Nikolaus<br />
Salzer: „Die Region leidet unter eklatantem<br />
Wassermangel, weshalb wir im<br />
Ernstfall mit möglichst wenig Wasser<br />
möglichst große Löscherfolge erzielen<br />
müssen.“ Das gilt übrigens auch für<br />
Einsätze im direkten Camp-Umfeld.<br />
Beispielsweise bei Buschbränden, wenn<br />
die Österreicher gemeinsam mit loka-<br />
ALLES IM BLICK Hauptmann Nikolaus Salzer<br />
(im Gespräch mit Militär Aktuell-Chefredakteur<br />
Jürgen Zacharias) ist Chief Fire Brigade in Camp<br />
Naqoura und damit Kommandant von Wachtmeister<br />
Josef Egger (unten), der durch das Fernglas<br />
den Flugverkehr am Helipad überwacht.<br />
len Feuerwehren zur Brandbekämpfung<br />
ausrücken. „Aufgrund der Minenlage<br />
sind diese Einsätze nicht ganz ein-<br />
fach“, sagt Nikolaus Salzer. „Sicherheit<br />
geht dabei unbedingt vor. In so einem<br />
Fall rücken wir im Konvoi mit der Militärpolizei<br />
aus, bei Bedarf werden wir<br />
auch von einem EOD-Team begleitet.“<br />
Um für diese Fälle bestmöglich vorbereitet<br />
zu sein, wird regelmäßig auch<br />
zusammen mit den lokalen Feuerwehren<br />
geübt. Angenehmer Nebeneffekt:<br />
Die Zusammenarbeit vermittelt auch<br />
ein positives Bild der Blauhelmsoldaten<br />
im Libanon und schafft damit weitere<br />
Akzeptanz für die seit 1978 laufende<br />
UN-Mission. „Das ist ein wichtiger<br />
Faktor“, sagt der österreichische Kontingentskommandant<br />
Oberstleutnant<br />
Thomas Güttersberger zum Abschluss<br />
unseres Besuchs: „Die Blauhelme<br />
werden auch deshalb von der libanesischen<br />
Bevölkerung als wichtiger<br />
Stabilitätsfaktor wahrgenommen.“<br />
Das Bundesheer im Libanon<br />
United Nations Interim Force in Lebanon“<br />
(kurz UNIFIL) ist eine seit 1978<br />
bestehende Beobachtermission der<br />
Vereinten Nationen im Libanon. Der<br />
Einsatz der Friedenstruppen basiert<br />
auf den UN-Resolutionen 425 und<br />
426 aus dem Jahr 1978 sowie 1.701<br />
aus dem Jahr 2006. Vor elf Jahren<br />
beschloss der UN-Sicherheitsrat auch<br />
eine Verstärkung der UNIFIL-Truppe<br />
von davor 2.000 auf bis zu 15.000<br />
Soldaten inklusive Marine-Einheiten.<br />
Aktuell sind rund 10.500 Soldaten im<br />
Einsatz, darunter auch 185 Soldaten<br />
aus Österreich.<br />
Das Bundesheer startete seinen UNI-<br />
FIL-Einsatz im November 2011 und<br />
stellt seitdem eine „Multi Role Logistic<br />
Unit“, die für den Transport von Personal<br />
und Austrüstung und das Bergen<br />
und Instandsetzen beschädigter UNI-<br />
FIL-Fahrzeuge ebenso zuständig ist wie<br />
für den Betrieb der Camp-Feuerwehr<br />
im Hauptquartier in Camp Naqoura.<br />
Außerdem gehören der Transport<br />
von Cargo-Gütern, das Versorgen der<br />
UN-Truppe mit Treibstoff und die<br />
Unterstützung der Lagerhaltung im<br />
Hauptquartier zu den Aufgaben des<br />
Bundesheeres.<br />
G R A F I K : B U N D E S H E E R<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
E N T G E L T L I C H E E I N S C H A L T U N G<br />
JUNGES WOHNEN<br />
FOTO S : ZO O M .V P. AT; FOTO L I A ; O L N<br />
Neues Leben – Erste Wohnung: Der Wiener<br />
Wohnbau orientiert sich konkret an den Bedürfnissen<br />
der BewohnerInnen und setzt auf Individualität.<br />
Gerade für junge Menschen spielen<br />
individuelle Wünsche und monatliche<br />
Kosten bei der ersten Wohnung eine<br />
entscheidende Rolle. Der soziale Wohnbau<br />
in Wien bietet maßgeschneidertes<br />
und kostengünstiges Wohnen für unterschiedliche<br />
Ansprüche. Und das alles<br />
in der Metropole, die seit Jahren durchgehend<br />
die höchste Lebensqualität weltweit<br />
aufweist.<br />
Wichtig ist: Wohnen soll für junge<br />
Menschen erschwinglich und leistbar<br />
bleiben. Zusätzlich zur Direktunterstützung<br />
über Beihilfen investiert die Stadt<br />
Wien über die Wiener Wohnbauförderung<br />
gezielt und nachhaltig in den<br />
Wohnberatung Wien<br />
Alle Infos für Wohnungssuchende<br />
über geförderte Wohnungen und<br />
Gemeindewohnungen in Wien<br />
3., Guglgasse 7–9/<br />
Ecke Paragonstraße<br />
Telefon: 01/24 111<br />
Telefonische Terminvereinbarung:<br />
Wohnungsneubau und die Wohnhaussanierung.<br />
Das wirkt stark preisdämpfend<br />
auf den gesamten Wohnungsmarkt<br />
und schafft zusätzliche Angebote.<br />
Speziell für junge Menschen:<br />
die JungwienerInnen-Aktion<br />
Junge Menschen, die sich zur Gründung<br />
eines eigenen Haushaltes entschlossen<br />
haben, werden in Wien durch<br />
eine eigene JungwienerInnen-Aktion<br />
unterstützt. Dieses Angebot, das bisher<br />
nur für die Vergabe von Gemeindewohnungen<br />
gültig war, wird nunmehr auch<br />
auf das Segment der SMART-Wohnungen<br />
ausgeweitet.<br />
WOHNBEISPIEL<br />
Die Bruttomiete (Miete inkl. Betriebskosten und<br />
Steuer) für eine 55 Quadratmeter große SMART-<br />
Wohnung mit Vorraum, Abstellraum, Bad, WC,<br />
Wohnküche, Schlafzimmer und Balkon beträgt<br />
maximal € 412,50 monatlich. Der Eigenmittelbeitrag<br />
macht einmalig € 3.300 aus.<br />
Mo bis Fr 7.00 bis 20.00 Uhr<br />
Persönliche Beratung:<br />
Mo, Di, Do und Fr 8.00 bis 19.00 Uhr,<br />
Mi 8.00 bis 12.00 Uhr<br />
E-Mail: wohnberatung@wohnberatung-wien.at<br />
www.wohnberatung-wien.at<br />
Wiener<br />
Wohn-Ticket<br />
Auf www.wohnberatungwien.at<br />
erhalten Wohnungssuchende ihr<br />
persönliches Wiener Wohn-Ticket,<br />
wenn folgende Richtlinien erfüllt sind:<br />
Vollendung des 17. Lebensjahrs<br />
• zwei Jahre Hauptwohnsitz an der<br />
aktuellen Adresse in Wien<br />
• österreichische StaatsbürgerInnen<br />
oder diesen Gleichgestellte<br />
• Unterschreitung der Einkommensgrenze<br />
(ausgenommen WBI<br />
und gefördert sanierte Wohnungen)<br />
Für Gemeindewohnungen, SMART-<br />
Wohnungen und Wohnungen aus<br />
der Wiedervermietung mit einem<br />
Eigenmittelanteil von unter 10.000<br />
Euro muss zudem ein begründeter<br />
Wohnbedarf nachgewiesen werden.<br />
• 21., Neu Leopoldau –<br />
Junges Wohnen – BPL P<br />
Bauträger: BWSG und Frieden<br />
266 geförderte Mietwohnungen,<br />
davon 77 SMART-Wohnungen<br />
mit Superförderung<br />
Bezugstermin: Ende 2019<br />
Besonderheiten: Junges Wohnen,<br />
Energiebündel, Heimeinheiten für<br />
Jugendliche, betreute Startwohnungen,<br />
Büros – Wohnen und Arbeiten,<br />
Pop-ups, FoodCoop<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 3 8 H E E R &<br />
M<br />
E H R<br />
1<br />
4<br />
5<br />
2 3 6<br />
SICHER FEIERN<br />
Adventkränze und Weihnachtsbäume bringen Stimmung in unsere Wohnzimmer,<br />
erhöhen aber auch das Risiko eines Zimmer- und Wohnungsbrands. Militär Aktuell<br />
hat sich an der ABC-Abwehrschule in Korneuburg zeigen lassen, was im<br />
Fall der Fälle zu tun ist. Text: JOHANNES LUXNER Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />
Sternspritzer und Kerzen sorgen in<br />
der Weihnachtszeit für eine besinnliche<br />
und gemütliche Atmosphäre,<br />
aber auch für ein erhöhtes Brandrisiko,<br />
das zunimmt, je näher der Heilige<br />
Abend und das Jahresende rücken.<br />
Grund dafür: Selbst noch so<br />
frisch geschnittene Nadelbäume<br />
trocknen bei Zimmertemperatur<br />
schnell aus und sind dann sehr leicht<br />
zu entfachen. Kerzen und Sternspritzer<br />
werden so mitunter zu unerwarteten<br />
Brandverursachern, laut Statistik<br />
ist das Risiko eines Wohnungsbrandes<br />
in der Weihnachtszeit vier<br />
Mal höher als im Rest des Jahres.<br />
Wer auf Kerzen am Baum trotzdem<br />
nicht verzichten möchte, sollte für<br />
den Notfall einen Feuerlöscher oder<br />
zumindest einen Kübel Wasser parat<br />
stehen haben (1), der gut gefüllt ist<br />
(2). Um rasch viel Löschwasser zur<br />
Verfügung zu haben, empfiehlt es<br />
sich außerdem, die Badewanne mit<br />
Wasser zu füllen. Wer auf Nummer<br />
sicher gehen möchte, sollte den<br />
Baum nach den Feiertagen – wenn<br />
die Äste bereits besonders trocken<br />
sind – nicht mehr mit Kerzen beleuchten.<br />
Eine kleine Feuerquelle<br />
wie eine Kerze (in unserem Fall ein<br />
Feuerzeug) (3) genügt, um den<br />
Baum in Brand zu setzen. Innerhalb<br />
weniger Sekunden greift das Feuer<br />
um sich (4), kurz darauf steht der<br />
Baum in Vollbrand (5).<br />
Wer mit einem Kübel Wasser löscht,<br />
sollte darauf achten das Wasser<br />
möglichst großflächig und nicht<br />
punktuell über den Brand zu verteilen<br />
(6). Weil der Baum nur wenige<br />
Sekunden in Vollbrand gestanden<br />
hat, benötigt ein Profi wie Alexander<br />
Mattausch vom Brandschutzdienst<br />
der ABC-Abwehrschule in Korneuburg<br />
nur einen Löschversuch (7).<br />
Effektiver, insbesondere wenn ein<br />
Baum bereits länger in Brand steht<br />
(8), ist ein Schaumlöscher, dessen<br />
Inhalt ebenfalls möglichst großflächig<br />
über den Baum verteilt werden<br />
sollte. Der Schaum besitzt den Vorteil,<br />
dass er auf den Zweigen und Nadeln<br />
hängen bleibt und damit effektiv<br />
löscht (9 & 10). Der Nachteil:<br />
Am Ende der Schaumlöschung gibt<br />
es weiße Weihnachten, wie sie niemand<br />
erleben möchte (11).<br />
Wichtig: Wer den Brand nicht selbst<br />
unter Kontrolle bekommt, sollte alle<br />
Fenster schließen, das Zimmer verlassen,<br />
die Türe hinter sich ebenfalls<br />
schließen, Wohnung oder Haus verlassen<br />
und anschließend die Feuerwehr<br />
verständigen.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
S E R V I C E<br />
8<br />
7<br />
9 10<br />
11<br />
VERMEIDBARES INFERNO<br />
Bereits nach wenigen Tagen trocknen Weihnachtsbäume bei Zimmertemperatur stark aus und können in Kombination mit Kerzen oder Sternspritzern innerhalb weniger Sekunden zu<br />
einem verheerenden Zimmerbrand mit schlimmen Folgen führen. Es empfielt sich, als Sicherheitsvorkehrung einen Feuerlöscher oder zumindest einen Kübel mit Wasser bereitzustellen.
0 4 0 H E E R & M E H R<br />
SICHERHEIT<br />
KOSTET<br />
GELD<br />
Zuletzt war das Bundesheer von enormen Einsparungen betroffen –<br />
notwendig wäre daher nun eine Trendumkehr. Ein Kommentar von<br />
Militär Aktuell-Autor Oberst Dieter Muhr.<br />
E<br />
s ist nur ein paar Jahre<br />
her, da war die umfassende<br />
Landesverteidigung,<br />
ULV genannt,<br />
in aller Munde. Ihre<br />
Grundidee war ein<br />
gesamtstaatlicher, umfassender Sicherheitsansatz.<br />
Dieser sah vor, dass sich<br />
das österreichische Staatsvolk in allen<br />
Bereichen geistig, sozial, wirtschaftlich<br />
und militärisch verteidigt, gestützt<br />
vom Selbstbehauptungswillen des<br />
ganzen Volkes. Rechtlich gesehen gilt<br />
die ULV immer noch, die Idee ist wieder<br />
sehr aktuell, allerdings fehlt ihr<br />
heute ein Bereich, nennen wir ihn die<br />
finanzielle Landesverteidigung. Längst<br />
sind unsere Finanzen ein verteidigungswertes<br />
Gut geworden und gelten<br />
als sicherheitsrelevante Grundlagen<br />
des Wohlstands. Oder umgekehrt gedacht:<br />
Haben sich unsere Staatsschulden<br />
nicht mittlerweile zur Sicherheitsfrage<br />
entwickelt? Man fragt sich nämlich,<br />
woher sollen die Ressourcen<br />
kommen, um das Bundesheer wieder<br />
aufzubauen?<br />
Trotz Sparpaketen und einem österreichischen<br />
Mini-Wehretat (heuer etwas<br />
über 0,55 Prozent des Bruttoinlandsprodukts,<br />
BIP genannt) haben unsere<br />
Staatsschulden mit 292 Milliarden<br />
Euro und rund 80 Prozent des BIP<br />
Rekordniveau erreicht. Grund genug,<br />
eine Trendwende einzuläuten und sich<br />
zu überlegen, die Schuldenbremse in<br />
den Verfassungsrang zu heben. Neue<br />
Schulden wären nicht mehr erlaubt!<br />
Längst blicken wir etwas neidisch auf<br />
Deutschland. Unser Nachbarland hat<br />
die Bremse 2009 eingeführt und erwirtschaftet<br />
heuer zum dritten Mal<br />
in Folge einen Budgetüberschuss. Von<br />
Beginn an leistete auch die deutsche<br />
Bundeswehr jahrelang ihren Einsparungsbeitrag<br />
zum Gesamtbudget und<br />
war von massiven Einschnitten betroffen.<br />
Mittlerweile profitiert die deutsche<br />
Armee aber vom Überschuss. 2016 lag<br />
der Anteil der Verteidigungsausgaben<br />
bei 1,2 Prozent des deutschen BIP und<br />
steigt heuer weiter. Die Deutschen sind<br />
uns voraus. Sie haben ihre Verteidigungsfähigkeit<br />
auf eine solide finanzielle<br />
Grundlage gestellt.<br />
Doch Vorsicht beim Nacheifern dieses<br />
Vorbildes. Es gibt einen wesentlichen<br />
Unterschied: Das Bundesheer braucht<br />
sofort frisches Geld zur Modernisierung.<br />
Kürzte man jetzt das Verteidigungsbudget,<br />
würde es ein Bundesheer<br />
treffen, welches seit Jahren unterfinanziert<br />
ist. Das war bei der Bundeswehr<br />
2009 und davor nicht der Fall. Das<br />
Bundesheer hat in den vergangenen<br />
15 Jahren außerordentliche Beiträge<br />
zu Budgetkonsolidierungen geleistet<br />
und hat daher heute einen erheblichen<br />
finanziellen Aufhol- und Investitionsbedarf.<br />
Dazu kommt: Die Bedrohungslage<br />
hat sich relativiert. Die Welt<br />
und unser Umfeld sind unruhig und<br />
krisenhaft geworden.<br />
Weitere finanzielle Kürzungen würde<br />
das Heer nicht mehr ertragen. Es ist<br />
heute wie ein trockener Schwamm,<br />
man kann zusammendrücken, was<br />
man will, da kommt kein Wasser mehr<br />
raus. Es ist daher höchste Zeit, unser<br />
militärisches Instrument der Sicherheitspolitik<br />
zu modernisieren. Denn<br />
übersehen wir eines nicht: Das Bedrohungsbewusstsein<br />
der Bevölkerung des<br />
Landes hat sich angesichts des unsicheren<br />
Umfeldes komplett verändert.<br />
Kein Vergleich mit dem Deutschland<br />
des Jahres 2009 mit seiner Einführung<br />
der Schuldenbremse, als die Bundeswehr<br />
von da an solidarisch Einsparungsbeiträge<br />
leisten musste.<br />
Was bedeutet das nun? Trendwende<br />
im Staatshaushalt, Schuldenbremse im<br />
Verfassungsrang, keine neuen Schulden<br />
mehr, das Staatsbudget soll gesunden?<br />
Ja, richtig und wichtig, auch sicherheitspolitisch<br />
im Sinne einer finanziellen<br />
Landesverteidigung. Das muss<br />
dann genauso der militärischen Landesverteidigung<br />
und dem Bundesheer<br />
zugutekommen. Trendwende bei der<br />
Finanzierung des Bundesheeres zum<br />
Positiven, als konsequente Reaktion auf<br />
die neuen und intensiveren Bedrohungen?<br />
Ja, noch richtiger und wichtiger!<br />
Es gilt zu verhindern, dass das magere<br />
Budget des Bundesheers selbst zur<br />
Bedrohung unserer Sicherheit wird.<br />
Also schrittweise Hebung des Verteidigungsetats<br />
auf 1 Prozent des BIP!<br />
Denn es gibt nur so viel glaubwürdige<br />
militärische Sicherheit, wie finanzielle<br />
Ressourcen zur Verfügung stehen.<br />
FOTO : P R I VAT<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
STARKE<br />
ARBEITGEBER.<br />
PRO MILIZ.<br />
Nominierungen für den Miliz-Award 2018 werden bis 06. Jänner 2018<br />
entgegengenommen. Alle Informationen auf<br />
bundesheer.at/miliz-award
0 4 2 H E E R & M E H R<br />
Eine reguläre Versorgung<br />
durch Feldküche oder Kantine<br />
ist nicht möglich?<br />
HAND-<br />
REINIGUNG<br />
Ein feuchtes<br />
Desinfektionstuch<br />
darf im Combat<br />
Ration Pack auch<br />
nicht fehlen.<br />
NAHRUNGS-<br />
ERGÄNZUNG<br />
Zum Aufgießen: 2 Päckchen mit<br />
isotonischem Getränkepulver,<br />
eines mit Pulver für einen<br />
Protein-Drink und 1 Päckchen mit<br />
Kakao-Pulver (Inhalt mit je 25cl<br />
Wasser mischen).<br />
Die Instantsuppe<br />
mit 25 cl kochendem<br />
Wasser<br />
aufgießen.<br />
SÜSSIGKEITEN &<br />
KAUGUMMI<br />
Säckchen mit zuckerfreien<br />
Karamell-Zuckerl (Inhalt: 6 Stück)<br />
und zuckerfreiem Kaugummi<br />
(Inhalt: 7 Stück). Die 40 Gramm<br />
„Crunchy Müsli“ mit getrockneten<br />
Früchten bringen<br />
es auf 162 Kalorien.<br />
HAUPTSPEISEN<br />
Drei Packungen: Für das Mittagessen sind Nudeln mit Fleisch<br />
und ein Fleisch-Bohnen-Eintopf gedacht, für das Abendessen<br />
Würstel mit Gemüse. Zur Zubereitung die ungeöffneten<br />
Verpackungen in einem Topf mit Wasser erhitzen, zehn bis<br />
zwölf Minuten kochen und bei Bedarf nachwürzen.<br />
Die Speisen sind alternativ auch kalt essbar.<br />
SONSTIGES<br />
Päckchen mit Streichkäse<br />
(Cheddar, 180 Kalorien) und<br />
Erdbeermarmelade<br />
(30 Gramm), ein Riegel<br />
mit dunkler Schokolade<br />
(25 Gramm, 127 Kalorien).<br />
SERVIETTEN<br />
& GEWÜRZE<br />
Zehn Stück<br />
Papierservietten, 0,2 Gramm<br />
Pfeffer, 1 Gramm Salz.<br />
SAUCEN &<br />
FRUIT JELLY<br />
Je nach Gusto<br />
Mexican Sauce und<br />
Ketchup zum Verfeinern<br />
der Speisen.<br />
Nährstoffreiches<br />
Fruchtgelee für Zwischendurch<br />
(Stück:<br />
rund 100 Kalorien).<br />
COMBAT<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
A U F E I N E N B L I C K<br />
ZUBEREITUNG<br />
Kompakter und faltbarer Taschenkocher<br />
aus rostfreiem Edelstahl,<br />
Zünder, Trockenbrennstoff und<br />
Wasserreinigungstabletten.<br />
KEKSE<br />
Snacks für Zwischendurch: Drei<br />
Packungen zu je vier Keksen<br />
(Geschmacksrichtungen süß und salzig,<br />
pro Stück rund 80 Kalorien).<br />
Mit Verpflegungspaketen<br />
kommen Vitamine und<br />
Kalorien trotzdem zur<br />
Truppe – und das nicht<br />
zu knapp, wie die Combat<br />
Ration Packs der<br />
UN-Blauhelmtruppen<br />
beweisen.<br />
Text & Foto: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
GETRÄNKE II<br />
Instant-Pulver für<br />
Kaffee und ein Orangengetränk,<br />
Milchpulver<br />
für den Kaffee und zwei<br />
Säckchen Tee.<br />
ZUCKER & KUCHEN<br />
Acht Päckchen zum Süßen von Kakao,<br />
Tee und Kaffee, Gewicht pro Packung:<br />
8 Gramm. Der „Chocolate Cake“<br />
bringt es auf 360 Kalorien.<br />
BESTECK<br />
Ein Löffel, eine Gabel und ein Messer<br />
pro Packung müssen zum Verspeisen der<br />
Tagesration reichen.<br />
MENU A – WESTERN<br />
Das UN-Combat Ration Pack (CRP) „Menu<br />
A – Western“ in der Originalverpackung.<br />
Die enthaltenen Speisen stellen die<br />
Tagesration eines Soldaten dar.<br />
Gesamtgewicht: 1,4 Kilogramm,<br />
3.407 Kalorien (kcal).<br />
BESCHREIBUNG Beidseitig<br />
bedrucktes Informationsblatt. Darauf finden<br />
sich detaillierte Informationen zum Inhalt, zum<br />
Gebrauch und zu den Zutaten, aber auch zu<br />
den in den Speisen enthaltenen Allergenen.<br />
RATION PACK<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 4 4 H E E R & M E H R<br />
DAS KOMMANDO<br />
LUFT<br />
STREIT<br />
KRÄFTE<br />
Die Bundesheer-Reform „Landesverteidigung<br />
21.1“ hat die Struktur der<br />
österreichischen Armee verändert.<br />
Aus dem „Teilstab Luft“ des Streitkräftefuḧrungskommandos<br />
wurde das<br />
Kommando Luftstreitkräfte.<br />
Text: HANS SCHNEEWEISS<br />
BREIT AUFGESTELLT Das Kommando Luftstreitkräfte umfasst alle „Luft-Bereiche“ vom Luft-Transportwesen bis hin zur Luftabwehr und dem<br />
Betrieb der Abfangjäger.<br />
D<br />
as Kommando<br />
Luftstreitkräfte<br />
ist als Kommando<br />
der oberen Führung<br />
für die Herstellung<br />
der Einsatzbereitschaft<br />
und den Einsatz<br />
der Luftstreitkräfte verantwortlich.<br />
Es wurde am 1. Jänner <strong>2017</strong> mit<br />
einer Stärke von 160 Soldaten und<br />
Heeresmitarbeitern in Wals-Siezenheim<br />
bei Salzburg aufgestellt. Befehligt<br />
wird es von Generalmajor<br />
Karl Gruber. Ihm unterstehen<br />
das Kommando Luftraumüberwachung,<br />
das Kommando Luftunterstützung<br />
und die Flieger- und<br />
Fliegerabwehrtruppenschule mit einer<br />
Gesamtstärke von 3.500 Kaderangehörigen<br />
und 1.000 Grundwehrdienern<br />
sowie 120 Luftfahrzeugen<br />
auf fünf Militärflugplätzen.<br />
Das Kommando übernimmt die<br />
Verantwortung für die operative<br />
und obere taktische Führung, die<br />
Flugsicherheit und ein umfassendes<br />
Qualitätsmanagement, eine Dienstbehörde,<br />
das Budget für die Luftstreitkräfte<br />
und die Ausbildungs -<br />
FOTO S : B U N D E S H E E R / M I C H A E L M I L L E R , B U N D E S H E E R / H O R ST G O R U P,<br />
B U N D E S H E E R / KATS U H I KO TO KU N AG A , B U N D E S H E E R / PAT R I C I A L A N G R E I E R<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
S E R I E : D I E N E U E N K O M M A N D E N – T E I L 3<br />
FACTBOX<br />
Kommando Landstreitkräfte (KdoLuSK)<br />
Kommandant Generalmajor Karl Gruber<br />
Sitz/Hauptquartier Kommando und Führungsstab<br />
in der Schwarzenbergkaserne/Salzburg,<br />
Materialstab Luft in Wien ( )<br />
Personal 160 Soldaten und Heeresmitarbeiter in<br />
Salzburg, 3.500 Kadersoldaten und<br />
1.000 Grundwehrdiener gesamt<br />
Gerät 120 Luftfahrzeuge auf fünf Militärflugplätzen<br />
Internationale Einsätze Österreichische Alouette III,<br />
S-70 Black Hawk und PC-6 Pilatus stehen permanent im<br />
Rahmen der EUFOR/Althea im Aviation Detachment in<br />
Bosnien und Herzegowina. C-130 Hercules sind im<br />
Atares Programm (European Air Transport Command)<br />
ständig im Ausland unterwegs<br />
Unterstellte Verbände/Einheiten ( )<br />
Kommando Luftraumüberwachung in Salzburg<br />
(Betrieb des LRBS Goldhaube, Betrieb Abfangjäger und<br />
Jet-Trainer, Fliegerabwehr, Betrieb Militärflugplatz<br />
Zeltweg), Kommando Luftunterstützung in Hörsching<br />
(Betrieb der Transportflugzeuge, Betrieb der<br />
Hubschrauber, Betrieb Militärflugplätze in Zeltweg,<br />
Langenlebarn, Aigen und Wiener Neustadt sowie der<br />
Hubschrauberstützpunkte Vomp und Klagenfurt),<br />
Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule in<br />
Langenlebarn (Ausbildung von Militärpiloten,<br />
Ausbildung des Fachpersonals, Forschung und<br />
Entwicklung, Erstellung von Vorschriften)<br />
Österreichweit standorte<br />
Für eine effiziente Luftraumüberwachung<br />
ist das Kommando über<br />
ganz Österreich verstreut.<br />
planung. Zu den Aufgaben der<br />
Luftstreitkräfte zählen die Wahrung<br />
der Lufthoheit, einerseits<br />
durch die aktive Komponente<br />
der Luftraumüberwachung, zu<br />
der alle Luftfahrzeuge und die<br />
Fliegerabwehr gehören, und<br />
andererseits durch die passive<br />
Komponente, zu der alle Radarstationen<br />
zählen (Radarsystem<br />
Goldhaube). Rettungs- und Assistenzeinsätze<br />
bei Hochwasserkatastrophen,<br />
Lawinenunglücken<br />
oder Waldbränden zählen ebenfalls<br />
zu den Aufgaben wie auch<br />
die Unterstützung der Bodentruppen<br />
mit Aufklärungsflügen,<br />
Feuerunterstützung, Lufttransport,<br />
Versorgung aus der Luft,<br />
der Transport von Verwundeten<br />
und der Raum- und Objektschutz<br />
für strategisch wichtige<br />
Räume, Objekte und Einrichtungen<br />
gegen Angriffe aus der Luft.<br />
INTERVIEW<br />
„Wir sind permanent<br />
im Einsatz!“<br />
Generalmajor<br />
Karl Gruber ist<br />
Kommandant<br />
des Kommandos<br />
Luftstreitkräfte<br />
(LusK).<br />
Herr Generalmajor, welche Herausforderungen<br />
stellen sich aktuell an<br />
das Kommando Luftstreitkräfte?<br />
Eine große Herausforderung ist momentan<br />
die organisatorische Konsolidierung<br />
im Zuge der neuen Aufstellung.<br />
Damit schließlich auch die besten<br />
Leute an die richtigen Plätze verteilt<br />
werden. Daneben sind wir permanent<br />
im Einsatz: Ausbildung, Logistik<br />
und Einsatz – das läuft bei uns alles<br />
parallel. Jede Staffel ist dabei gleichzeitig<br />
gefordert. Denn wir haben auch<br />
an 365 Tagen im Jahr den österreichischen<br />
Luftraum zu überwachen.<br />
Und im Gegensatz zum Kommando<br />
Landstreitkräfte, das seine Panzer<br />
vom Logistikkommando warten lässt,<br />
machen wir im Kommando LuSK<br />
alles selbst.<br />
Wohin soll sich das Kommando<br />
LuSK in den kommenden Jahren<br />
entwickeln?<br />
Die größte Aufgabe der kommenden<br />
Jahre wird werden, unsere altgediente<br />
Flotte abzubauen. Wir haben einige<br />
Geräte, die bereits 50 Jahre auf dem Buckel<br />
haben. Diese müssen durch neue<br />
ausgetauscht werden. Dann muss für<br />
die neuen Systeme die entsprechende<br />
Infrastruktur aufgebaut und müssen die<br />
Soldaten in der Technik geschult werden.<br />
Und zweitens: Es gibt eine neue<br />
Herausforderung für das Kommando<br />
LuSK. Wir müssen eine Fliegerabwehr<br />
gegen leichte Drohnen aufbauen. Da<br />
brauchen wir ein System, das die Drohnen<br />
orten kann, das schnell ein Lagebild<br />
erstellen und dann auch abwehren kann.<br />
m i L i t ä r a K t u e L L
0 4 6 H E E R &<br />
M<br />
E H R<br />
attraktiver arbeitgeber<br />
Das Bundesheer konnte sich in den<br />
vergangenen Jahren als attraktiver<br />
Arbeitgeber positionieren, die<br />
Freiwilligenmeldungen liegen<br />
aktuell deutlich über den Werten<br />
der vergangenen Jahre.<br />
BUNDE<br />
Vor einem Jahr startete das Bundesheer eine groß angelegte Personaloffensive – mit<br />
höheren Gehältern, niedrigeren Einstiegslimits und einer neuen Unteroffiziersausbildung.<br />
Mit Erfolg: Der Zulauf ist groß. text: HaNS SCHNeeWeiSS<br />
m i l i t ä r a k t u e l l
A D V E R T O R I A L<br />
DAS<br />
SHEER<br />
ZIEHT WIEDER<br />
FOTO : B U N D E S H E E R / R O B E R T G I E SSAU F<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 4 8 H E E R & M E H R<br />
as Bundesheer als<br />
D<br />
Arbeitgeber ist wieder<br />
attraktiv. Die<br />
Zahl der Freiwilligen,<br />
die sich zum<br />
Dienst an der Waffe<br />
melden, hat sich in den vergangenen<br />
zwei Jahren sogar mehr als verdoppelt.<br />
Das bestätigen die Zahlen des<br />
Verteidigungsministeriums: Waren<br />
es im Jahr 2015 nur 2.400 Freiwillige,<br />
die sich für einen Job beim Bundesheer<br />
meldeten, stieg die Zahl im<br />
vergangenen Jahr bereits auf 3.900.<br />
Heuer haben sich in den ersten neun<br />
Monaten sogar bereits 4.130 Freiwillige<br />
gemeldet. Verteidigungsminister<br />
Hans Peter Doskozil ist darüber<br />
mehr als erfreut: „Die Zahl der Jobinteressenten<br />
steigt massiv an, das<br />
Bundesheer ist als Arbeitgeber deutlich<br />
attraktiver geworden. Und diese<br />
erfreuliche Entwicklung ist auch<br />
notwendig, denn das Bundesheer<br />
steht vor großen Herausforderungen.<br />
Um diese vielfältigen Aufgaben<br />
im In- und Ausland für mehr<br />
Sicherheit bewältigen zu können,<br />
suchen wir Personal und wollen bis<br />
2020 etwa 10.000 Jobs besetzen.“<br />
ABWECHSLUNGSREICHE BERUFSMÖGLICHKEITEN Das Bundesheer bietet Hunderte unterschiedliche<br />
Jobs, gute Weiterbildungsmöglichkeiten und ist auch in der Lehrlingsausbildung überaus<br />
engagiert – mit aktuell mehr als 100 Lehrlingen in rund 30 verschiedenen Berufen.<br />
Die Erfahrungen mit dem Assistenzeinsatz<br />
an den Grenzen im vergangenen<br />
Sommer haben gezeigt, dass<br />
man mit der Anzahl der rasch einsetzbaren<br />
Berufssoldatinnen und<br />
Berufssoldaten an den Kapazitätsgrenzen<br />
angelangt ist. Da sich die<br />
Sicherheitslage in den kommenden<br />
Monaten und Jahren weiter zu verändern<br />
droht, wird der Personalbedarf<br />
in Zukunft wohl kaum sinken.<br />
„Wesentliches Element der Personalwerbung<br />
ist neben den attraktiven<br />
Inhalten vor allem auch eine faire<br />
Entlohnung“, sagte Brigadier Harald<br />
Vodosek, Leiter der Gruppe Bereitstellungsunterstützung<br />
im Verteidigungsministerium<br />
im Sommer im<br />
Gespräch mit Militär Aktuell. Er ist<br />
für das Personalmanagement verantwortlich.<br />
Aus diesem Grund wurde<br />
im vergangenen Jahr auch der Sold<br />
für die Soldaten erhöht. Chargen erhalten<br />
jetzt 70 Euro monatlich mehr,<br />
Unteroffiziere zwischen 124 und 450<br />
Euro mehr. Für Soldaten, die sich für<br />
Auslandseinsätze verpflichten, gibt<br />
es pro Monat zwischen 562 und<br />
691 Euro zusätzlich zum Gehlat, für<br />
Piloten und Ärzte gibt es neue Sonderverträge.<br />
„Neben den planmäßigen<br />
Leistungen wie Gehalt und bezahlten<br />
Mehrdienstleistungen stellen<br />
wir im Rahmen der Personalbetreuung<br />
unseren Bediensteten Wohnungen,<br />
temporäre Kinderbetreuung<br />
und Urlaubsmöglichkeiten zur<br />
Verfügung“, erklärte Vodosek weiter.<br />
In wenigen anderen Branchen gibt<br />
es so viele Extraleistungen.<br />
Im Zuge der Personaloffensive wurden<br />
aber auch die Aufnahmeverfahren<br />
erleichtert. Die neue Direktive<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
A D V E R T O R I A L<br />
heißt: Ausbilden statt Ausscheiden.<br />
So muss auch die Bestätigung der<br />
vollen körperlichen Leistungsfähigkeit<br />
erst nach zwölf Monaten erbracht<br />
werden, die Limits wurden<br />
dabei an andere Armeen und die<br />
Polizei angepasst. Die Unteroffiziersausbildung<br />
ist ebenfalls neu<br />
organisiert. Sie wird in einem geschlossenen,<br />
durchgehenden Lehrgang<br />
durchgeführt und dauert 18<br />
Monate. Danach trägt man den<br />
Dienstgrad Wachtmeister und ist<br />
ausgebildeter Unteroffizier. Rekrutierungsbasis<br />
ist der Grundwehrdienst,<br />
und dessen Attraktivierung<br />
ist bereits bei den Rekruten angekommen.<br />
So bewerteten bei einer<br />
2014 durchgeführten Befragung<br />
aller Soldaten 70 Prozent der<br />
Grundwehrdiener, ihre Entscheidung,<br />
den Waffendienst abgeleistet<br />
zu haben, als positiv, neun Prozent<br />
als neutral. Bei der Stellung werden<br />
den jungen Männern verstärkt die<br />
Optionen im Rahmen des Grundwehrdienstes<br />
erläutert. Die Rekruten<br />
werden durch die Einsatzverbände<br />
oder durch das Heerespersonalamt<br />
selbst informiert und es wird versucht,<br />
Freiwillige sowohl für die<br />
Laufbahn als Kadersoldat oder als<br />
Milizsoldat zu motivieren.<br />
Den Hebel setzt man parallel dazu<br />
bei den Frauen an, der Anteil der Soldatinnen<br />
soll mittelfristig auf zehn<br />
Prozent erhöht werden. „Girls’ Days“<br />
gibt es seit heuer in jedem Bundesland.<br />
In sogenannten „Girls Camps“<br />
können die Interessentinnen außerdem<br />
„Kasernenluft“ schnuppern und<br />
ein Mentoring-Programm begleitet<br />
die angehenden, jungen Soldatinnen<br />
innerhalb des Bundesheeres. Zukünftig<br />
ist auch noch zusätzlich vorgesehen,<br />
jungen Kaderanwärterinnen<br />
in einer Art länger dauerndem Praktikum<br />
vor der Kaderausbildung das<br />
Rüstzeug für den Einstieg in die<br />
Berufssparte zu geben.<br />
Die Personaloffensive des Bundesheeres<br />
ist allerdings schon jetzt ein<br />
großer Erfolg. Wegen des großen<br />
Zustroms wurde das Ausbildungsteam<br />
für die Kaderanwärter heuer<br />
vergrößert. Trotzdem soll weiter<br />
aktiv für eine Karriere beim Bundesheer<br />
geworben werden und weiter<br />
Personal aufgenommen werden. Die<br />
Trendumkehr wurde also geschafft,<br />
das Bundesheer hat als Arbeitgebermarke<br />
massiv an Bedeutung gewonnen<br />
und die Zukunft scheint positiv.<br />
Und das ist auch gut so: Motivierte<br />
und leistungsfähige Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sind der Garant<br />
für eine leistungsfähige Landesverteidigung,<br />
die Weichen für ein personell<br />
stark aufgestelltes Bundesheer<br />
wurden also erfolgreich gestellt.<br />
FOTO S : B U N D E S H E E R / G E R A L D G R E ST E N B E R G E R , B U N D E S H E E R / DA N I E L T R I P P O LT, B U N D E S H E E R / G U N T E R P U S C H<br />
GUTE AUFSTIEGSCHANCEN Bis 2020 sollen beim Heer 10.000 neue Jobs besetzt werden, dadurch ergeben sich aktuell auch besonders gute<br />
Aufstiegschancen innerhalb der Truppe.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
0 5 0<br />
S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />
US-HUBSCHRAUBER FÜR<br />
UNSERE NACHBARN<br />
In Österreichs Nachbarschaft schreitet der Austausch von altem russischen Militärgerät gegen westliche Produkte nun<br />
auch im Hubschrauberbereich voran. Während in der Slowakei im Sommer der Zulauf von neun UH-60M Black Hawk<br />
um rund 250 Millionen Euro begonnen hat, genehmigte das US State-Department am 23. Oktober die Kongressvorlage<br />
für zwölf Bell UH-1Y Venom samt üppigem Ausrüstungspaket für die Tschechische Republik – Kostenpunkt rund 550<br />
Millionen Euro. Mit jener im US-Marinekorps seit 2008 mit 160 Stück eingeführten stärksten Version des Bell-412 will<br />
die Vzdušné síly Armády České republiky ihre Mi-24 Hind ersetzen. Im freigegebenen Paket enthalten sind 25 T-700<br />
GE-401C-Triebwerke, zwölf 7,62 mm M240 Door Guns, GAU-17 und GAU-21 Miniguns sowie umfangreicher Selbstschutz<br />
aus Raketen-, Radarwarnern und Störkörperwerfern. 2016 hatte Prag beschlossen, das Budget für seine 21.000 Mann-<br />
Berufsarmee bis 2020 auf jährlich 1,4 Prozent des BIP (entspricht rund 1,7 Milliarden Euro) anzuheben.<br />
IM FOKUS<br />
DER KONZERN<br />
IM ÜBERBLICK<br />
3.200<br />
Mitarbeiter<br />
6,3 Mrd. Euro<br />
Umsatz (2016)<br />
Top-Produkte<br />
U-Boote 212A, 214<br />
& Super Dolphin<br />
THYSSEN KRUPP MARINE SYSTEMS<br />
Vor der Bildung einer möglichen „Jamaika-Koalition“ hat die abtretende deutsche Regierung am 23. Oktober noch<br />
rasch den Verkauf dreier weiterer Super Dolphin-U-Boote von Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) an Israel<br />
abgesegnet. Klärung rund um Korruptionsermittlungen in Israel vorausgesetzt, will Berlin 540 Millionen Euro der<br />
Gesamtkosten von 1,5 Milliarden Euro übernehmen. „Vor dem Hintergrund der historischen Verantwortung gegenüber<br />
Israel will die Bundesrepublik damit einen Beitrag zum Schutz und zur Existenz des Landes leisten“, wie ein<br />
Regierungssprecher betonte. Tel Aviv hat bereits fünf von sechs auf dem Typ 209 basierende U-Boote, davon zwei<br />
Dolphin-II mit außenluftautarkem Brennstoffzellenantrieb<br />
und – unbestätigt – nuklearer Zweitschlagsfähigkeit<br />
via Popeye Turbo-Marschflugkörper. Der Stahl- und<br />
Mischkonzern ist mit seinem Kieler Geschäftsbereich<br />
führender europäischer Anbieter nicht-nuklearer U-Boote<br />
und hat jene bislang an weltweit 19 Marinen geliefert.<br />
Neueste Entwürfe sind die Typen 212A und 214. Mit Aufträgen<br />
für Israel, Singapur, Ägypten und Norwegen ist<br />
die Werft bis 2025 ausgelastet.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
N E W S A U S D E R S I C H E R H E I T S B R A N C H E<br />
MODERNISIERUNGSWELLE FÜR RUSSISCHE PANZER<br />
Kürzlich noch totgesagt, feiern Panzer in europäischen<br />
Armeen nun ein fröhliches Revival. Keine Rede mehr von auf<br />
Erinnerungsgröße geschrumpfte Fuhrparks, Deutschland will<br />
seine Flotte beispielsweise um 100 Stück Leopard 2A7 aufstocken.<br />
Zahlenmässig noch substanzieller sind diverse osteuropäische<br />
Pläne rund um den 20.000-mal gebauten russischen<br />
Standardpanzer T-72. Allein Polen hat davon 800 T-72M1-<br />
und PT-91-Derivate und will vor einer Entscheidung über eine<br />
Nachfolge (in Frage kommen der Leopard 2A7, der Altay und<br />
der Merkava) einen Teil davon auf neue 125-mm-Munition<br />
umrüsten. Die Ukraine hat sogar rund 1.000 T-72 im Portfolio<br />
und nennt ihre Upgrades T-72AMT und T-Rex. Belarus baut<br />
den T-72BME, während die tschechische Firma Excalibur<br />
Army ihren T-72M1 Scarab verfolgt. In Russlands Armee sind<br />
2.200 T-72 aktiv, letzte Abart ist der T-72B4 mit neuester<br />
Sensorik und Rechner.<br />
„NATÜRLICH GIBT ES MIG NOCH!“<br />
FoTo S : G E o R G M A D E R , B E I G E ST E l lT<br />
ANASTASIA<br />
KRAWTSCHENKO<br />
ist Kommunikationsdirektorin<br />
des russischen<br />
Kampfjet-<br />
Herstellers RSK-MiG.<br />
Die Kommunikationsdirektorin des russischen Herstellers<br />
RSK-MiG kontert bei der Air Chiefs Conference in<br />
Dubai Gerüchte über ein Auslaufen der Produktion oder<br />
ein Verschwinden der Traditionsmarke.<br />
Frau Krawtschenko, das Aufgehen der Marke MiG in den<br />
Konglomeraten UAC und ROSTEC war in den vergangenen<br />
Jahren nicht immer leicht zu überblicken und auf<br />
westlichen Messen hat man schon länger keine neuen<br />
MiGs mehr gesehen. Provokant gefragt: Gibt es MiG<br />
noch?<br />
Natürlich sind wir noch da und es gibt auch kein Aufgehen,<br />
die weltweit eingeführte Marke MiG und das damit<br />
verbundene Erbe bleiben ja bestehen. Aber im Zuge der<br />
strukturellen Industriekonsolidierung auch der Rüstungs-<br />
und Luftfahrtindustrie wurden die diversen Konstruktionsbüros<br />
und Fertigungswerke aller russischen<br />
Hersteller unter einem Dach zusammengeführt. Dieser<br />
Flugzeugbaukonzern UAC untersteht aber nicht der<br />
Technologieholding ROSTEC. Die Platzierung unserer<br />
Aktivitäten hat in erster Linie mit potenziellen beziehungsweise<br />
bestehenden Kunden zu tun, aber etwas<br />
auch mit dem generellen Verhältnis zum Westen.<br />
Was gibt es also Neues von MiG?<br />
Das Hauptaugenmerk liegt bei uns heute auf der MiG-35,<br />
die – ich betone das – in erster Linie für die russische Armee<br />
und Luftwaffe vorbereitet wird und deren Flugtests<br />
zwischen diesem Jänner und heute im Wesentlichen<br />
abgeschlossen wurden. Das Flugzeug ist im Rüstungsplan<br />
vorgesehen und sobald der Auftrag staatlicherseits getätigt<br />
wird, beginnt deren Produktion in unserem Werk.<br />
Von wie vielen Stück ist bei diesem Auftrag die Rede?<br />
Vorerst werden es in einer Anfangsserie wohl 24 sein, davon<br />
gehen die ersten in Truppentests der russischen Luftwaffe.<br />
Stimmt die Wahrnehmung, dass alle neuen MiG-29 und MiG-<br />
35 nun wie bei der indischen Marineversion K/KUB auf einer<br />
zweisitzigen Zelle aufgebaut sind?<br />
Ja, die stimmt. Alle neuen Maschinen haben die zweisitzige<br />
Haube, bei den einsitzigen K-, oder M-Modellen wird der<br />
zweite Sitz durch Treibstoff und Avionik ersetzt.<br />
Ägypten erhält gerade 50 neue MiGs, Serbien und Sudan<br />
haben in einstelliger Stückzahl überholte Jets bekommen.<br />
Wer hat sonst noch Interesse an MiG und speziell der MiG-35?<br />
Ich bin nicht befugt, über militärtechnische Kooperation mit<br />
Nationen zu sprechen. Aber wir sind natürlich eingebunden<br />
wenn unsere weit mehr als 20 Nutzerstaaten etwas modernisieren<br />
wollen oder eine staatliche Erlaubnis zur Weitergabe<br />
vorliegt. Und zur MiG-35 hat unser Direktor Ilja Tarasenko<br />
zuletzt unter anderem das Interesse von Peru, Myanmar<br />
und Bangladesch kommuniziert.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 5 2 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />
VON GUTEN GESCHÄFTEN<br />
UND RUSSISCHEM ÄRGER<br />
In diesem Jahr stand die Dubai Airshow ganz im Zeichen milliardenschwerer Deals<br />
der zivilen Flugzeughersteller – aber auch die Rüstungskonzerne ließen sich nicht<br />
lumpen und konnten lukrative Verträge abschließen. Text & Fotos: GEORG MADER<br />
F<br />
ür die beiden<br />
Herstellergiganten<br />
Airbus<br />
und Boeing<br />
war die Dubai Airshow<br />
Mitte November wohl so etwas<br />
wie ein Märchen aus 1001 Nacht. In<br />
nur drei Tagen konnten sie zusammen<br />
schlappe 700 Verkehrsmaschinen<br />
um rund 100 Milliarden Euro<br />
verkaufen. Von der medialen Berichterstattung<br />
weitgehend ausgeklammert<br />
blieben ob der vielen Milliardendeals<br />
die Rüstungsprojekte der<br />
beiden Flugzeugbauer, welche für s<br />
ie gerade im Nahen und Mittleren<br />
Osten dank der finanziellen<br />
Potenz der Golfstaaten<br />
und deren Stellvertreterkriegen<br />
gegen den<br />
Iran äußerst lukrativ sind. Kein<br />
Wunder daher, dass in Zukunft<br />
auch Chinesen, Russen, Ukrainer,<br />
Pakistanis, Türken und Japaner ein<br />
Stück von diesem Kuchen wollen<br />
und sich daher mit ihren Neuheiten<br />
und Neuauflagen auf und rund um<br />
die Dubai Airshow präsentierten.<br />
Die arabischen Länder bleiben weiterhin<br />
von den großen Herstellern<br />
für deren „Big Ticket“-Programme<br />
umworben. Letzteres betraf in Dubai<br />
vor allem Lockheed-Martins F-35<br />
JSF. Gastgeber Vereinigte Arabische<br />
Emirate (VAE) und in Folge auch deren<br />
Verbündeter Saudi-Arabien<br />
drängen mehr oder weniger deutlich<br />
auf Aufweichung der noch von Barack<br />
Obama gegebenen Zusage an<br />
Israel, wonach der jüdische Staat bis<br />
auf weiteres der einzige Betreiber des<br />
US-Jets der 5. Generation bleiben<br />
werde. „Wir in den VAE leben bereits<br />
in einem Umfeld der 5. Generation,<br />
in vielen Lebensbereichen“, so der<br />
stellvertretende VAE-Luftwaffenkommandant<br />
Brigadegeneral Rashed<br />
Al-Shamsi auf der am Tag zuvor abgehaltenen<br />
„Dubai Air Chiefs Confe-<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
D U B A I A I R S H O W 2 0 1 7<br />
rence“, bei welcher Militär Aktuell<br />
übrigens höchst interessierter wie<br />
willkommener Medienpartner war.<br />
„Die Einführung des F-35 wäre also<br />
nur ein weiterer logischer Schritt in<br />
Richtung unserer generellen und von<br />
den Regenten vorgegebenen 5. Generations-Ausrichtung“,<br />
so Al-Shamsi.<br />
Rasch reagiert hat auf die Bemühungen<br />
die angereiste Chefin von Lockheed-Martin,<br />
Marillyn Hewson. Am<br />
8. November erst hatte der deutsche<br />
Luftwaffenchef Generalleutnant Karl<br />
Müllner in Berlin verlautet, für einen<br />
Ersatz des Tornado in der zweiten<br />
Hälfte der 2020er-Jahre wäre der F-35<br />
JSF prädestiniert. Nur einige Tage<br />
später verteilten ihre Mitarbeiter in<br />
Dubai bereits Pins, mit dem JSF in<br />
Schwarz-Rot-Gold.<br />
VAE-AF Chef General Al Alawi unterzeichnet<br />
indes die Modernisierung<br />
der seit 2004 eingeführten 80<br />
F-16 E/F mit zeitgemäßen Bordrechnern<br />
sowie deren weitere Versorgung<br />
(Volumen knapp 1,5 Milliarden<br />
Euro). Dassault und Thales sollen<br />
Ähnliches bei den 55 Mirage-2000/9<br />
der VAE durchführen (Volumen<br />
rund 300 Millionen Euro). Eigentlich<br />
eine Überraschung, denn die Deltaflügler<br />
wurden bereits Indien angeboten,<br />
auch ein Rücktausch für Dassault<br />
Rafále stand im Raum. Diese<br />
Vorgangsweise kann durchaus als Indiz<br />
gewertet werden, dass man letztere<br />
überspringt und auf den F-35<br />
wartet. Dafür haben die VAE bei Airbus-Spanien<br />
fünf bewaffnungsfähige<br />
SCHLÜSSELMAKRT Für viele Rüstungshersteller sind der Nahe und Mittlere Osten mittlerweile<br />
große Wachstumstreiber, dementsprechend stark präsentierten sie sich (im großen Bild ein<br />
chinesischer Chengdu J-10 Mehrzweckkampfjet) auf und rund um die Dubai Airshow.<br />
Multimissions-Plattformen des<br />
Transportflugzeuges C295MW (Military<br />
Winglet) bestellt. Um den Sensoraufklärer<br />
waren türkische Teber-<br />
Lenkbomben und Roketsan-Raketenbehälter<br />
gruppiert, aus der Seitentür<br />
ragt nun – in der Version bereits an<br />
ungenannten Kunden geliefert – ein<br />
12,7-mm-MG. Eingerüstet wird auch<br />
eine Lafette mit der 27-mm-Eurofighter-Bordkanone<br />
von Rheinmetall.<br />
Wie viele Kollegen war auch der<br />
Autor überrascht, als vom russischen<br />
Flugzeugbaukonglomerat UAC<br />
offensiv Interviews und Zugang zu<br />
ROSTEC-Präsident Sergej Tschemezow<br />
sowie Generaldesigner und bis<br />
2016 MiG-Direktor Korotkov angeboten<br />
wurden. Die VAE hatten für<br />
sie und eine 260-köpfige russische<br />
Präsenz Visa ausgestellt, dazu im<br />
täglichen Flugprogramm die erst vergangenes<br />
Jahr in Syrien das Debüt<br />
gebende Su-35S Flanker E sowie den<br />
Löschflugzeug-Jet Beriew-200ES<br />
eingeplant. In der russischen Presse<br />
war schon Wochen zuvor ein Su-35-<br />
Vertrag mit den – bislang allerdings<br />
strikt westlich gerüsteten – VAE als<br />
quasi fix kolportiert worden, ein<br />
Abschluss während der Airshow in<br />
Dubai schein möglich. Als der regionale<br />
CENTCOM-Kommandant der<br />
USAF, Lieutenant General Jeffrey<br />
Harrigan, in einer Konferenz erwähnte,<br />
er könne sich „nicht vorstellen,<br />
dass von „USA und Verbündeten<br />
betriebene F-35 in einem informationssicheren<br />
Verbund mit einem potenziellen<br />
Gegnersystem wie Su-35<br />
betrieben würden“, zog VAE zurück.<br />
Daraufhin sagten die sich benutzt<br />
fühlenden Russen sämtliche Medientermine<br />
ab, der Autor bekam aber<br />
trotzdem Einblick in die Aktivitäten<br />
von RSK-MiG (siehe auch Interview<br />
RSK-MiG-Kommunikationsdirektorin<br />
Anastasia Krawtschenko auf<br />
Seite 50).
0 5 4 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />
Präsent in Dubai war auch Japan, das<br />
seit der Verfassungsänderung durch<br />
Premierminister Shinzo Abe potent<br />
am Rüstungsmarkt auftreten will.<br />
Das tat man in Dubai mit dem neuen<br />
Großtransporter Kawasaki C-2, auch<br />
der stellvertretende Verteidigungsminister<br />
Keitaro Ohno war vor Ort.<br />
Er verriet, dass bereits elf Stück des<br />
Zweistrahlers (der dem Airbus<br />
A400M ähnelt) in Bau sind, potenzielle<br />
Kunden sehe man im Mittleren<br />
Osten und Asien. Denselben Markt<br />
haben auch die Ukrainer für ihre An-<br />
70T mit vier Propfan-Schauflern im<br />
Blick, zurzeit sei es laut Alexander<br />
Khokhlov vom ukrainisch-saudischen<br />
Antonow-Taqnia Joint-Venture<br />
An-132 allerdings „vorranging, sämtliche<br />
russischen Bauteile durch westliche<br />
zu ersetzen. Dafür suchen wir<br />
für An-70T in Dubai Partner.“ Interessant<br />
auch ein – nonstop mit drei<br />
Zusatztanks aus Karachi eingeflogenes<br />
– Exemplar des Block-II des pakistanisch-chinesischen<br />
Kampfflug-<br />
zeugs JF-17. Ebenso die Aussage der<br />
texanischen Mannschaft um den<br />
leichten „Aufstandsbekämpfer“ Iomax<br />
Erzengel-II, die VAE hätten mit<br />
ihren 24 Vorgängermodellen seit<br />
2015 in Ostlibyen (für General Haftar),<br />
Jemen und Ägypten (für Al-Sisi<br />
am Sinai) bereits 3.000 gelenkte Waffen<br />
gegen Islamisten eingesetzt. Solche<br />
waren auch auf der bewaffneten<br />
Version von Leonardos M346 zu<br />
sehen, nächstes Jahr soll es mit der<br />
M346FA samt Griffo-Radar ernst<br />
„Unser System ist mit F-15 und F-18 kompatibel!“<br />
OLIVER KESSLER,<br />
Regionalmanager von<br />
Taurus-Systems GmbH. Militär<br />
Aktuell-Autor Georg Mader<br />
sprach mit ihm auf der Air<br />
Chiefs Conference in Dubai.<br />
Herr Kessler, wie kommt es, dass der<br />
luftgestützte deutsche 1,5-Tonnen-<br />
Marschflugkörper Taurus KEPD 350<br />
zuletzt immer wieder in Zusammenhang<br />
mit Nordkorea genannt wurde?<br />
Das ist ein wiederholt medial hergestellter<br />
Kontext, der davon kommt, dass sich<br />
die südkoreanische Beschaffungsbehörde<br />
DAPA für diese angetriebene<br />
Abstandswaffe entschieden hat und die<br />
Luftwaffe RoKAF sie in ihr primäres Flugzeugsystem<br />
integriert hat. Dort existiert<br />
ein Missionsspektrum für eine solche<br />
Fähigkeit und man hat das auch kürzlich<br />
getestet – höchst erfolgreich übrigens.<br />
Dabei geht es um eine Integration in<br />
die Boeing F-15K Strike Eagle. Damit<br />
wäre eine deutsche Waffe Teil eines<br />
US-Waffensystems, oder?<br />
Ja, das ist eine ziemliche Ausnahme. Die<br />
Amerikaner haben das erst 2016 ermöglicht,<br />
auch weil deren GPS darin genutzt<br />
wird. Das gilt aber nicht nur für die F-15,<br />
Spanien hat den Taurus auch an der F-18<br />
Hornet eingeführt und integriert. Wir können<br />
die Kompatibilität also für F-15- und<br />
F-18-Nutzer anbieten. Und natürlich für den<br />
Tornado, dafür wurde die Waffe ja ursprünglich<br />
entwickelt und die deutsche Luftwaffe<br />
hat vor Jahren 600 Stück davon beschafft.<br />
Trotzdem muss man die Bezeichnung als<br />
„deutsche Waffe“ etwas relativieren …<br />
Inwiefern? Die Taurus-Systems GmbH<br />
ist ein bayrisches Unternehmen, oder?<br />
Ja, dort ist die Fertigung und dort fand<br />
auch der Löwenanteil der Entwicklung<br />
statt. Aber wir gehören zu 67 Prozent der<br />
Deutschland-Tochter des Lenkwaffenkonzerns<br />
MBDA und zu 33 Prozent der<br />
schwedischen Saab-Dynamics.<br />
Solche Marschflugkörper steuern nach<br />
dem Ausklinken selbstständig über weite<br />
Strecken ihr Ziel an. Wie schnell, wie weit<br />
und wie ist die Zielwirkung im Detail?<br />
Mit maximal Mach 0,95 rund 500 Kilometer<br />
weit in minimal 30 Metern Höhe.<br />
Zusammen mit dem Einsatzradius des<br />
Jagdbombers ergibt das eine beträchtliche,<br />
ja fast strategische Reichweite. In der Missionsplanung<br />
werden Wegpunkte, Hindernisse<br />
und Luftabwehr vorgespeichert. Was<br />
die Wirkung betrifft, löst ein Laserabstandsmesser<br />
eine Vorhohlladung aus, deren Plasmastrahl<br />
macht dann sozusagen ein „Loch“<br />
am Ziel. Durch diesen „Kanal“ geht dann<br />
der 500 Kilogramm Gefechtskopf-Penetrator<br />
und detoniert in einem vorher definierten<br />
Stockwerk. Die Waffe ist speziell für<br />
den Einsatz gegen gehärtete und tief<br />
verbunkerte Schlüsselziele geeignet.<br />
Es gibt Fotos von zwei Taurus an einem<br />
deutschen Eurofighter. Wird die Waffe<br />
auch am Eurofighter integriert?<br />
Nein, beziehungsweise ist das nicht im<br />
momentanen Rüstplan der deutschen<br />
Luftwaffe vorgesehen. Die Bilder entstanden<br />
bei einer Tragetest-Kampagne,<br />
welche der Eurofighter auch tadellos<br />
absolviert hat. Unabhängig davon bleibt<br />
Taurus bis zum Ausscheiden des Tornado<br />
(Anm.: Mitte der 2020er-Jahre) dessen<br />
primäres und schwerstes Wirkmittel.<br />
Bis dahin wird es dann hoffentlich mehr<br />
Nutzerländer und Trägersysteme geben.<br />
M I L I T ä R A K T U E L L
D U B A I A I R S H O W 2 0 1 7<br />
werden. Ihre Premiere gaben in<br />
Dubai auch die chinesischen Kampfdrohnen<br />
Wing Loong I (GJ-1) und -II.<br />
In der Region sind GJ-1 und CH-4<br />
bereits im Irak, Saudi-Arabien, den<br />
VAE, Ägypten und Jordanien im Einsatz.<br />
Zwar kosten sie nur ein Fünftel<br />
einer US-Predator oder Reaper,<br />
fliegen aber um etliche Stunden<br />
weniger lang – effiziente Triebwerke<br />
sind immer noch die chinesische<br />
Achillesferse.<br />
Natürlich war auch Eurofighter in<br />
Dubai präsent, der Mittlere Osten ist<br />
– wie für andere Hersteller – Schlüsselregion.<br />
Daher war auch vom Firmenchef<br />
bis zu einem der jüngst ausgelieferten<br />
saudischen Tranche-2<br />
samt Pilot mit frischen Jemen-Erfahrungen<br />
alles vor Ort. Gemäß Rahmenvertrag<br />
der Core-Nations und<br />
allen Exporten sind 747 Typhoon bestellt,<br />
davon aktuell 524 ausgeliefert.<br />
Darunter 72 saudische, 12 für Oman<br />
sind in Ablieferung. Katar bestätigte<br />
seine Absichtserklärung über 24<br />
Stück, während vorher ab 2019 Kuwait<br />
die ersten 28 Stück Tranche-3<br />
mit dem elektronisch strahlschwenkenden<br />
Radar Captor-E erhalten<br />
wird. Während Air-Marshal Gerry<br />
Mayhew für die RAF über „das nach<br />
der F-22 wohl beste Kampfflugzeug<br />
der Welt“ referierte, wehte über dem<br />
Eurofighter-Chalet unverdrossen<br />
auch die österreichische Fahne. Angesprochen<br />
auf die Probleme hierzulande<br />
meinten Firmenvertreter lediglich,<br />
nun dabei helfen zu wollen, „ die<br />
Kuh wieder vom Eis zu kriegen.“<br />
IM RAMPENLICHT Die lokalen Machthaber und Politiker konnten Jets so wie hier einen saudischen<br />
T2 Typhoon besichtigen und besteigen, Militär Aktuell war vor Ort als Medienpartner und mit Autor<br />
Georg Mader engagiert.
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GDELS UND SEINE<br />
TSCHECHIEN-SCHIENE<br />
General Dynamics European Land Systems-Steyr konnte zuletzt Aufträge für neue<br />
Pandur in Österreich und Tschechien an Land ziehen. In Prag sieht das Unternehmen<br />
auch für seinen Ulan-Nachfolger Ascod gute Chancen. Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
n den vergangenen Jahren<br />
I<br />
finalisierte General Dynamics<br />
European Land Systems-Steyr<br />
(GDELS-<br />
Steyr), die österreichische<br />
Niederlassung des USamerikanischen<br />
Rüstungskonzerns General<br />
Dynamics (GD), erfolgreich seine<br />
Umstrukturierung und Neuorientierung.<br />
Dabei wurde im Speziellen darauf<br />
Wert gelegt, alle Kernkompetenzen eines<br />
militärischen Fahrzeugherstellers zu<br />
erhalten und weiterzuentwickeln. Mit<br />
rund 160 Mitarbeitern konzentriert<br />
man sich in Wien-Simmering heute vor<br />
allem auf die Projektabwicklung neuer<br />
Aufträge wie jenen über insgesamt 34<br />
neue Pandur 6×6-Fahrzeuge für das<br />
Bundesheer. Insbesondere durch diesen<br />
Auftrag konnte die Mitarbeiteranzahl<br />
am Standort erhöht werden. Zusätzlich<br />
werden neben der Wartung, Reparatur,<br />
Servicierung und Systemunterstützung<br />
der Ulan- und Pandur-Fahrzeugfamilien<br />
vor allem die Produktentwicklung<br />
und der Prototypenbau forciert.<br />
Während hierzulande im kommenden<br />
Sommer die ersten neuen Pandur 6×6-<br />
Fahrzeuge in Richtung Bundesheer rollen,<br />
reüssierte GDELS-Steyr in Tschechien<br />
mit einem Folgeauftrag für den<br />
Pandur 8×8. In den vergangenen Jahren<br />
waren 107 Stück des Radschützenpanzers<br />
in mehreren Varianten für die<br />
tschechische Armee gefertigt worden,<br />
die Produktion wurde aufgrund kundentechnischer<br />
Anforderungen einem<br />
tschechischen Industriepartner übertragen.<br />
Der aktuelle Folgeauftrag umfasst<br />
nun 20 Stück Pandur 8×8, die Beschaffung<br />
von 70 weiteren Stück wird diskutiert,<br />
womit Tschechien auf die ursprünglich<br />
geplante Stückzahl von<br />
200 Fahrzeugen kommen würde.<br />
Parallel dazu macht man sich bei<br />
GDELS-Steyr auch Hoffnungen einen<br />
Auftrag für seinen Ulan-Nachfolger<br />
Ascod zu gewinnen. Die Regierung in<br />
Prag plant seine bestehende Flotte von<br />
gepanzerten Kettenfahrzeugen des Typs<br />
BMP durch moderne Infanterie-Kampffahrzeuge<br />
zu ersetzen und zieht dabei<br />
neben dem österreichisch-spanischen<br />
Gemeinschaftsprodukt – der Ascod<br />
wurde von GDELS-Steyr und der spanischen<br />
GDELS-Tochter Santa Bárbara<br />
Sistemas entwickelt – auch den Puma<br />
von Krauss-Maffei Wegmann, den CV<br />
90 von BAE Systems und den Rheinmetall-Sprössling<br />
Lynx in Betracht. Diese<br />
Kandidaten wurden bereits im Sommer<br />
dieses Jahres in Tschechien einem kurzen<br />
Feldtest unterzogen, welche das<br />
tschechische Verteidigungsministerium<br />
zur Abrundung seiner Machbarkeitsstudie<br />
veranstaltet hat. Auch sonst hat<br />
GDELS den Ascod in Tschechien bereits<br />
mehrfach präsentiert – unter anderem<br />
auf der Rüstungsmesse IDET in Brünn<br />
und im Rahmen der NATO Days Mitte<br />
September in Ostrava. Bei letzterer war<br />
eine Version mit Rafael Samson Mk II<br />
zu sehen, aufgrund der Modularität<br />
des Fahrzeuges können jedoch jegliche<br />
Waffensysteme von einer manuellen<br />
12,7-mm-Lafette bis hin zu 120-mm-<br />
Türmen integriert werden. Für das Jahr<br />
FOTO S : G D E L S , E S KA<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
N E W S A U S D E R S I C H E R H E I T S B R A N C H E<br />
2019 wäre der Beginn des Zulaufs<br />
der gewünschten 209 Fahrzeuge in<br />
fünf Varianten geplant (das Projektvolumen<br />
beträgt inklusive Logistik,<br />
Training, Ersatzteilen und Co 1,9<br />
Milliarden Euro!). Der Beginn des<br />
Fahrzeugzulaufes ist mit 2019 geplant,<br />
innerhalb der folgenden fünf<br />
Jahre sollen alle Fahrzeuge an die<br />
tschechische Armee übergeben sein.<br />
Vorausschauend hat GDELS bereits<br />
Partnerschaften und strategische<br />
Abkommen mit einer ganzen Reihe<br />
tschechischer Unternehmen (unter<br />
anderem VOP CZ, Ray Service und<br />
Czechoslovak Group – CSG) getroffen,<br />
um so eine möglichst hohe<br />
Wertschöpfung in Tschechien realisieren<br />
zu können. Der Ascod ist eines<br />
der modernsten Kettenfahrzeug<br />
seiner Klasse, welches in sechs Varianten<br />
für die britische Armee gefertigt<br />
wird. 2011 hatte GD in einem<br />
Ausschreibungsverfahren den Zuschlag<br />
für die neue modulare Plattform<br />
bekommen, in Summe wurden<br />
589 Fahrzeuge im Rahmen des<br />
„Ajax-Projektes“ bei GD bestellt.<br />
ESKA: NEUER MILITÄRHANDSCHUH<br />
Spezialhandschuh-Spezialist ESKA hat<br />
Ende November auf der Milipol in Paris<br />
seinen neuen Militärhandschuh Thor erstmals<br />
in Europa gezeigt. Mit D30 Shock<br />
Absorber-Knöchelprotektor, einer innovativen<br />
Leder-Fingerknöchel-Verstärkung<br />
sowie Finger- und Handballenprotektoren<br />
aus speziellem Memory foam werden<br />
Schutz und Robustheit großgeschrieben.<br />
Feingefühl beweist derThor mit einer<br />
praktischen Touch-Technologie am Zeigefinger<br />
und robustem Häberling Jungziegenleder<br />
in der Innenhand. Der gesamte<br />
Handschuh ist wasserabweisend –<br />
Oberhand aus hyrdophobiertem Nomex,<br />
Inhand hydrophobiertes Leder und<br />
mit einem reißfesten, flammhemmenden<br />
und wasserabweisenden Faden vernäht.<br />
Auch alle anderen Materialien sind<br />
flammhemmend und entsprechen dem<br />
Level 4 (EN 407) im Brennverhalten.<br />
Der Handschuh ist in den Farben<br />
Schwarz und Coyote sowie in den<br />
Größen 6 bis 12 erhältlich.
0 5 8 s c h l u s s p u n k t<br />
SIND<br />
INTERVENTIONEN<br />
IN INNERSTAATLICHE KONFLIKTE GERECHTFERTIGT?<br />
Bewaffnete Eingriffe in innerstaatliche Konflikte sind in den vergangenen Jahren immer wieder als Ultima<br />
Ratio genannt worden, um der internationalen Schutzverantwortung oder dem Recht auf Selbstverteidigung<br />
nachzukommen. Heinz Gärtner, Lektor an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie<br />
Wien, hat dieses Spannungsfeld zwischen dem prinzipiellen Gewaltverbot und aktuellen Realitäten<br />
hier für Militär Aktuell und ausführlicher in seinem neuen Buch „Gerechte Intervention“ analysiert.<br />
Die neuen herausforderungen für<br />
europa kommen vor allem aus dem<br />
süden. sie sind langfristig schwieriger<br />
zu bewältigen als die aus dem osten.<br />
mit den kriegen im mittleren osten verbunden<br />
sind Flüchtlingsströme, millionen<br />
von heimatvertriebenen personen und<br />
terrorismus. Die mit dem staatenzerfall<br />
verbundenen gewaltsamen konflikte,<br />
krisen und menschliches leiden gefährden<br />
europa selbst.<br />
Der internationalen Gemeinschaft wurde<br />
mit dem konzept der „schutzverantwortung“<br />
(„Responsibility to protect“) ein Instrument<br />
zur Verfügung gestellt, mit dem<br />
sie bei schweren menschenrechtsverletzungen<br />
innerhalb von staaten intervenieren<br />
kann. R2p ist ein konzept, das eine<br />
Reihe von prinzipien umfasst, welche den<br />
Rahmen für das handeln der internationalen<br />
Gemeinschaft im Fall von stattfindenden<br />
oder drohenden massenhaften Gräueltaten<br />
bilden. Das R2p-konzept wurde als<br />
Reaktion auf den bericht des damaligen<br />
un-Generalsekretärs kofi annan an die<br />
Generalversammlung entwickelt, in dem<br />
er die internationale Gemeinschaft dazu<br />
aufrief, auf einer gemeinsamen basis bei<br />
grausamen massenverbrechen wie Völkermord,<br />
kriegsverbrechen, Verbrechen gegen<br />
die menschlichkeit und ethnischen<br />
säuberungen zu intervenieren.<br />
Das R2p-konzept bezieht sich auf die<br />
Verantwortung zu handeln. Falls ein staat<br />
selbst nicht bereit oder nicht in der lage ist,<br />
den schutz der eigenen bevölkerung zu gewährleisten,<br />
liegt es in der Verantwortung<br />
der internationalen Gemeinschaft, vor allem<br />
des un sicherheitsrates, einzugreifen. Die<br />
maßnahmen können Zwangsmaßnahmen<br />
wie auch militärische Interventionen beinhalten.<br />
R2p ist nicht das Recht zu intervenieren,<br />
sondern die Verantwortung jedes<br />
staates, die Zivilbevölkerung zu schützen.<br />
„Militärische Interventionen<br />
können nur<br />
begrenzt politische<br />
Lösungen bringen!”<br />
Das konzept der R2p bewegt sich an der<br />
schnittstelle des Interventionsverbotes<br />
der un-charta (art. 2, abs. 4) und dem<br />
schutz von menschenrechten und Zivilisten<br />
durch die internationale Gemeinschaft.<br />
Dieses spannungsverhältnis zwischen<br />
aufrechterhaltung der souveränität<br />
der einzelnen staaten und der betonung<br />
von universellen Werten ist in den modernen<br />
internationalen beziehungen immer<br />
vorhanden gewesen. auch die ksZeschlussakte<br />
von helsinki 1975 hatte die<br />
territoriale nachkriegsordnung und das<br />
prinzip der nichteinmischung in innere<br />
angelegenheiten anerkannt, formulierte<br />
gleichzeitig aber einen Wertekatalog über<br />
menschenrechte und Grundfreiheiten,<br />
der große sprengkraft besaß.<br />
Die legitimation dafür muss von den Vereinten<br />
nationen kommen und darf nicht<br />
von einzelnen staaten oder anderen internationalen<br />
organisationen missbraucht<br />
werden. bei einem Fehlen einer international<br />
anerkannten entscheidungsinstanz<br />
besteht die Gefahr, dass staaten sich das<br />
Recht vorbehalten, alleine, ohne eine autorisierung<br />
zu intervenieren, wann immer<br />
sie es für richtig oder notwendig erachten.<br />
unter diesen umständen wären auch präventive<br />
kriege gerechtfertigt, da das konzept<br />
die ergreifung „antizipativer maßnahmen“<br />
gestattet. aus diesem Grund ist die<br />
ausdrückliche Festlegung einer rechtmäßigen<br />
entscheidungsinstanz für die Gewährleistung<br />
von legitimität militärischer Interventionen<br />
unabdingbar.<br />
militärische Interventionen können jedoch<br />
nur begrenzt politische lösungen bringen.<br />
Die militärischen Interventionen in afghanistan<br />
2001 und Irak 2003 brachten trotz<br />
sturz der Regierungen, Wiederaufbauund<br />
nation-building-Versuchen keine<br />
stabilität. Der luftkrieg in libyen brachte<br />
Regimewechsel und hatte politische<br />
Destabilisierung zu Folge. In syrien bleibt<br />
das Regime vorerst an der macht, es gibt<br />
aber keine gute militärische lösung, um<br />
die Gewalt zu beenden.<br />
Foto s : G e t t y I m aG e s , b e I G e st e l lt<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 5 9 P A N O R A M A<br />
Das Bundesheer ist zwar<br />
keine Feuerwehr, nimmt<br />
mit den neuen Löschfahrzeugen<br />
ABC-Abwehr<br />
aber trotzdem Brandschutzaufgaben<br />
wahr.<br />
Text: HANS SCHNEEWEISS<br />
DAS ABC LÖ<br />
In den 1980er-Jahren schaffte das Bundesheer Drei Jahrzehnte später begannen<br />
Tanklöschfahrzeuge TLFA 4000 auf Basis eines<br />
2012 die Planungen für<br />
ÖAF-Fahrgestells an. Diese wurden auf Truppenübungsplätzen<br />
den Ankauf eines neuen<br />
und Munitionslagern, bei Flugha-<br />
Löschfahrzeuges. Dabei wur-<br />
fenfeuerwehren und Einheiten der ABC-Abwehr de keine Universallösung wie<br />
eingesetzt und erfüllten ihre Aufgaben zuverlässig. das TLFA 4000 gesucht, son-<br />
HÖHE<br />
(OHNE<br />
AUFBAU)<br />
3,5 Meter<br />
LÄNGE<br />
7,5 Meter<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L<br />
BREITE<br />
2,5 Meter<br />
FACTBOX<br />
LF-ABC<br />
Hersteller Rosenbauer International AG<br />
Fahrgestell MAN 18.340<br />
Eigengewicht 9,9 Tonnen<br />
Höchstzulässiges Gesamtgewicht<br />
18 Tonnen<br />
Motor Euro-6-Dieselmotor<br />
Leistung 250 kW (340 PS)<br />
Tank Wasser 4.000 Liter<br />
Tank Schaum 200 Liter<br />
Schaumzumischsystem<br />
Rosenbauer ND-FIXMIX (1–6%)<br />
Wurfweite 80 Meter<br />
Lichtmast Rosenbauer Flexilight<br />
Stromerzeuger RS 14<br />
Stationierung je 2 Fahrzeuge pro<br />
ABC-Abwehrkompanie in Korneuburg,<br />
Mautern, Graz, Absam und Hörsching
I N F O G R A F I K<br />
SCHFAHRZEUG<br />
dern spezialisiert, wobei für die ABC-<br />
Abwehrtruppe neben der Brandbekämpfung<br />
und der Unterstützung anderer<br />
Teileinheiten der ABC-Abwehrkompanie<br />
die Einsatzfähigkeit auch im<br />
kontaminierten Gebiet im Vorder-<br />
FAHRGESTELL<br />
Als Fahrgestell dient ein MAN 18 340 TGM<br />
4×4 mit vollautomatischem Schaltgetriebe,<br />
permanentem Allradantrieb und zuschaltbaren<br />
Ausgleichssperren.<br />
BRANDBEKÄMPFUNG<br />
Zur Brandbekämpfung wurde das LF-ABC<br />
neben Schläuchen und wasserführenden<br />
Armaturen auch mit einer C-Schnellangriffsleitung<br />
30 m mit Hohlstrahlrohr, Kombischaumrohr,<br />
Monitor, Löschrucksack,<br />
Hydroschildern, Fognail-Satz und Leichtschaumgenerator<br />
ausgerüstet.<br />
MESS- UND WARNMITTEL<br />
An Mess- und Warnmitteln stehen ein A-SMG<br />
90 (Strahlenmessgerät für atomare Strahlung),<br />
ein Messgerät (MSA ALTAIR 5X) mit elektrochemischen<br />
Sensoren zur Ermittlung der Sauerstoff-,<br />
Kohlendioxid-, Kohlenmonoxid- und<br />
Schwefelwasserstoffkonzentration sowie der<br />
Erreichung der unteren Explosionsgrenze und<br />
eine Wärmebildkamera zur Verfügung.<br />
grund stand. Aufgrund der definierten<br />
Fähigkeiten wurde ein Pflichtenheft erstellt<br />
und die Firma Rosenbauer mit<br />
dem Bau der Fahrzeuge beauftragt.<br />
Bis Dezember 2016 wurden alle zehn<br />
LF-ABC-Fahrzeuge fertiggestellt,<br />
PUMPE<br />
Die Einbaupumpe Rosenbauer<br />
N35 hat eine Maximalleistung<br />
von 3.500<br />
l/min bei 10 Bar Ausgangsdruck.<br />
Der Löschwassertank<br />
fasst 4.000 Liter. Dank der<br />
automatischen Schaummittelzumischanlage<br />
(ND-FIX-<br />
MIX) der Einbaupumpe<br />
kann, wahlweise aus dem<br />
eingebauten Schaummitteltank<br />
(200 Liter) oder aus<br />
Schaummittelkanistern/<br />
-fässern, das Schaummittel<br />
mit 1, 3 oder 6 Prozent<br />
zugemischt werden.<br />
LICHTMAST<br />
Der Rosenbauer Flexilight<br />
Lichtmast, mit 8×43 Watt<br />
LED-Lampen und einer Leistung<br />
von 8×2.200 lm kann als<br />
erweiterte umfeldbeleuchtung<br />
eingesetzt werden oder in Fokusstellung<br />
jeden Punkt rund<br />
um das Fahrzeug ausleuchten.<br />
an das Heereslogistikzentrum Salzburg<br />
übergeben und von dort je zwei Fahrzeuge<br />
zu den ABC-Abwehrkompanien<br />
in Korneuburg, Mautern, Absam,<br />
Graz und Hörsching.<br />
INTERVIEW<br />
„Unsere Aufgaben<br />
haben sich geändert“<br />
Alexander Mattausch<br />
ist als Hauptlehrunteroffizier<br />
Brandschutzdienst<br />
und Mitglied<br />
der Arbeitsgruppe für<br />
das LF-ABC sowie für<br />
die Ausbildung am<br />
Fahrzeug zuständig.<br />
Herr Mattausch, worin unterscheidet<br />
sich das LF-ABC von den bisher eingesetzten<br />
Löschfahrzeugen?<br />
Die Technik der bisher eingesetzten<br />
Fahrzeuge stammt aus den 1980er-Jahren<br />
und ist nur mehr bedingt für unsere<br />
Aufgaben heute geeignet. Im Vergleich<br />
zu früher stehen jetzt auch nationale und<br />
internationale Katastrophenhilfe, technische<br />
Störfälle und Schadensereignisse,<br />
terroristische Anschläge auch mit ABC-<br />
Gefahrstoffen und Elementarereignisse<br />
außergewöhnlichen Umfangs auf unserer<br />
Aufgabenliste.<br />
FoTo : S E B AST I A n F R E I L E R<br />
I L Lu ST R AT I o n E n : C L Au D I A M o L I To R I S<br />
SONSTIGE AUSRÜSTUNG<br />
Der Brandschutz-Trupp verfügt über Mittel zum Auffangen und Binden gefährlicher<br />
Stoffe (Auffangwannen, Auffangtank 3.000 Liter, Öl- und Chemikalienbindemittel)<br />
sowie zur Abdichtung von Leckagen (Leckdichtkissen<br />
und -lanzen), Kanälen und Schächten (Gulli-Ei und Kanalabdeckungen). Zur<br />
Rettung von Personen aus Höhen und Tiefen wird außerdem eine Schutzausrüstung<br />
gegen Absturz, Auffang- und Steigseilsatz, ein Flaschenzugsatz<br />
für 150 Meter, eine Stollentrage sowie eine zweiteilige Schiebe- und eine<br />
vierteilige Steckleiter mit Aufsatzbock mitgeführt.<br />
Haben sich die LF-ABC bereits im<br />
Einsatz bewährt?<br />
Ja. Beispielsweise als Brandsicherheitswache<br />
beim Abbrennen eines Teiles<br />
eines Truppenübungsplatzes im Hochgebirge<br />
und sie kamen auch schon bei<br />
einem Verkehrsunfall zum Einsatz.<br />
Welche Gefahren können mit dem<br />
LF-ABC entschärft werden?<br />
Mit Unterstützung des LF-ABC können<br />
Brände bekämpft, Gefahren beseitigt,<br />
Menschen – auch aus Höhen und Tiefen<br />
– gerettet, Umweltschäden abgewehrt<br />
und Rettungswege offen gehalten werden.<br />
Und das auch unter Verwendung<br />
von schwerem Atemschutz und auch<br />
in kontaminierten Gebieten.<br />
M i l i t ä r A k t u e l l
Erste Republik<br />
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