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Campuls_Wintersemester_17-2_web

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campuls<br />

Hochschulmagazin von Seezeit<br />

Von Studierenden für alle: Einpacken, liebhaben, weitersagen.<br />

Ausgabe <strong>Wintersemester</strong> 20<strong>17</strong>/2: Wieder mit Kreuzworträtsel – Seite 25<br />

S. 08<br />

S. 15<br />

S. 25<br />

Politik<br />

Raus aus dem Elfenbeinturm –<br />

Ein Gespräch über die<br />

Rolle der Wissenschaft in<br />

der Gesellschaft<br />

Hochschulleben<br />

Gut, exzellent, elitär – Der Weg<br />

über die Exzellenzinitiative<br />

zur Eliteuniversität<br />

Kultur<br />

Einer, der fehlt – Ein Nachruf<br />

auf den großen Konstanzer<br />

Felix Strasser<br />

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Wir kümmern uns.<br />

Sie suchen ein Zimmer oder einen Nebenjob?<br />

Sie haben Fragen zu BAföG oder Kinderbetreuung?<br />

Sie brauchen psychotherapeutische Beratung<br />

oder Hilfe bei der Studienfinanzierung?<br />

Oder Sie wollen einfach nur wissen,<br />

was es heute in der Mensa gibt?<br />

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03 |<br />

Editorial<br />

Liebe Studierende,<br />

liebe Konstanzerinnen<br />

und Konstanzer,<br />

kennen Sie eigentlich<br />

Ihre Nachbarn? Haben<br />

Sie schon mal gemeinsam<br />

mit ihnen gekocht<br />

oder einen Grillabend für das ganze Haus organisiert?<br />

Wie wäre es denn mal mit einem vorweihnachtlichen<br />

Glühweinplausch zum Kennenlernen? Solche und<br />

viele weitere Aktionen stellen die Tutoren in unseren<br />

Wohnanlagen auf die Beine. Sie bringen Studierende<br />

zusammen, die sonst vielleicht nur Tür an Tür nebeneinander<br />

her leben würden.<br />

Als Studierendenwerk wollen wir mehr bieten<br />

als nur ein Dach über dem Kopf, ein bezahlbares<br />

Essen oder einen BAföG-Bescheid. Deshalb fördern<br />

wir Gemeinschaftsaktionen in unseren Wohnanlagen,<br />

bringen im Kinderhaus studierende Eltern bei gemeinsamen<br />

Aktivitäten zusammen und unterstützen studentische<br />

Projekte wie die Erstsemester-Begrüßung<br />

des AStA oder das studentische Theater der HTWG.<br />

Auch nach dem viel zu frühen Tod von Felix Strasser,<br />

der uns sehr betroffen gemacht hat, möchten wir für<br />

diejenigen, die das Theater in seinem Sinne weiterführen,<br />

ein verlässlicher Partner sein.<br />

Menschen zusammenzubringen und Gemeinschaft<br />

zu schaffen, ist jedoch nur ein Aspekt unserer<br />

Arbeit als Studierendenwerk. Denn auf der anderen<br />

Seite ist es uns wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse<br />

jedes Studierenden einzugehen. Und das bedeutet<br />

nicht nur, in unseren Mensen ein vielfältiges Angebot<br />

für die verschiedenen Geschmäcker anzubieten,<br />

sondern in jeder Lebenslage als verlässlicher Ansprechpartner<br />

da zu sein. Individuell unterstützen wir<br />

Studierende beim BAföG-Antrag, prüfen weitere<br />

Fördermöglichkeiten in der Sozialberatung und helfen<br />

in der Psychotherapeutischen Beratungsstelle bei<br />

persönlichen Problemen weiter. Mit unserem breiten<br />

Leistungsspektrum tragen wir zur Chancengleichheit<br />

im Studium bei. Gleichzeitig bilden wir auch selbst<br />

junge Menschen aus und bereiten sie bestmöglich auf<br />

eine erfolgreiche berufliche Zukunft vor.<br />

Ob im Kreise Ihrer Lieben, ganz individuell<br />

oder vielleicht sogar gemeinsam mit Ihren Nachbarn:<br />

Im Namen von ganz Seezeit wünsche ich Ihnen eine<br />

schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins<br />

neue Jahr.<br />

Ihr Helmut Baumgartl<br />

Geschäftsführer Seezeit<br />

Studierendenwerk Bodensee<br />

Im Namen der ganzen<br />

<strong>Campuls</strong>-Redaktion,<br />

euer Marc-Julien<br />

Heinsch<br />

Liebe Leser, zu Weihnachten suchen wir die<br />

Gemeinschaft. Draußen ist es<br />

dreckig, kalt und nass. Drinnen tummeln und wärmen<br />

wir uns an Heizkörpern, kuscheligen Decken, an<br />

Glühwein und der Gesellschaft der anderen. Die einen<br />

verschlägt es ins lokale Gotteshaus, andere wahrscheinlich<br />

in die Kneipe, wo sie anno dazumal die<br />

ersten alkoholischen Weihen empfangen haben.<br />

Weihnachten ist etwas, das uns eint. Es ist gelebte Tradition,<br />

Ritual und geliebte Wiederholung. Und doch<br />

werden wahrscheinlich keine zwei von euch, liebe Leserinnen<br />

und Leser, das Weihnachtsfest gleich verbringen.<br />

Das wirft die Frage auf, was es dann ist, das<br />

diesen weihnachtlichen Geist ausmacht. Woher rührt<br />

diese Gemeinschaft, in die wir uns am Ende eines<br />

stressigen Jahres flüchten? Eine Gemeinschaft, die<br />

uns seltsamerweise auf uns selbst zurückwirft, was<br />

dazu führt, dass wir spätestens am Silvesterabend die<br />

Beichte ablegen und Besserung geloben für ein neues<br />

Jahr, gelebt im Widerspruch zu allen Vorsätzen. In<br />

dieser Ausgabe der <strong>Campuls</strong> jedenfalls haben wir uns<br />

mit der Gemeinschaft jenseits von Weihnachten auseinandergesetzt<br />

und nachgesehen, wo der gesellschaftliche<br />

Kitt eigentlich zu Hause ist. Unter anderem<br />

stellen Vivien Götz, Ema Jerkovic und Lea<br />

Luttenberger die Frage, ob sich die Wissenschaft mehr<br />

in die Gesellschaft einmischen sollte. Wir bringen<br />

euch das Café Endlicht an der HTWG näher, wo Studierende<br />

anderen Studierenden einen Ort zum Wohlfühlen<br />

geschaffen haben, und werfen gemeinsam mit<br />

euch einen Blick in eine Konstanzer Wohngemeinschaft.<br />

Dazu begeben wir uns dem Individualismus auf<br />

die Spur, der ein – gelinde gesagt – schwieriges Verhältnis<br />

zur Gemeinschaft pflegt, und gehen mit einer<br />

Fasnetzunft auf Tuchfühlung.<br />

Menschen durch seine Begeisterung zusamenzubringen,<br />

ist eine Gabe. Einen, der das konnte,<br />

wollten wir porträtieren. Doch der Theatermacher<br />

Felix Strasser starb am 5. Oktober völlig überraschend<br />

mit 41 Jahren. Dem Loch, das sein Tod in die<br />

Stadt gerissen hat, versuchen wir nun mit einem<br />

Nachruf zu begegnen.<br />

Habt ein paar schöne freie Tage und ein tolles<br />

Fest in Gemeinschaft eurer Lieben. Und davor, währenddessen<br />

oder danach<br />

wünsche ich viel<br />

Lesevergnügen mit der<br />

neuen <strong>Campuls</strong>.


04 |<br />

Inhalt<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

08<br />

Editorial<br />

Inhalt<br />

Redaktion & Impressum<br />

Sonstiges<br />

Nico Talenta<br />

Die Statistik:<br />

Konstanz in Zahlen<br />

Politik<br />

Fiona Schiffer<br />

Einem -ismus auf der<br />

Spur: Über den Individualismus<br />

Politik<br />

Vivien Götz, Ema Jerkovic<br />

& Lea Luttenberger<br />

Wissenschaft und<br />

Gesellschaft:<br />

Ein Annäherungsversuch<br />

15<br />

18<br />

20<br />

22<br />

Hochschulleben<br />

Julia Horn<br />

Exzellenzprogramm 2.0:<br />

Die Jagd nach Forschungsgeld,<br />

Landesmitteln und<br />

Leuchtturm-Unis<br />

Hochschulleben<br />

Vivien Götz<br />

Herz, Charme und<br />

Ehrenamt: Das Café Endlicht<br />

im Porträt<br />

Seezeit<br />

Ema Jerkovic<br />

Studierende helfen<br />

Studierenden: Tutoren<br />

im Wohnheim<br />

Seezeit<br />

Saskia Volknant<br />

Ausbildung bei Seezeit<br />

12<br />

Politik<br />

Miguel Helm<br />

Studiengebühren:<br />

Mehr Geld, weniger<br />

Internationalität<br />

Hochschulleben<br />

Pia Schmutz<br />

23<br />

Seezeit<br />

Nicolai Eckert<br />

Gegen Sorge, Angst und<br />

Problem: Die psychotherapeutische<br />

Beratungsstelle<br />

von Seezeit im Porträt<br />

14<br />

WG-Einblicke:<br />

»Einmal mit Profis<br />

arbeiten!«<br />

24<br />

Kultur<br />

Lea Luttenberger<br />

Kreuzworträtsel


05 |<br />

Redaktion & Impressum<br />

Nicolai Eckert<br />

Fotograf & Redakteur<br />

Manuel Fleig<br />

Fotograf<br />

25<br />

Kultur<br />

Marc-Julien Heinsch<br />

Nachruf auf<br />

Felix Strasser<br />

Theresa Gielnik<br />

Redakteurin<br />

Vivien Götz<br />

Redakteurin<br />

28<br />

Kultur<br />

Fiona Schiffer<br />

Tradition inside out:<br />

Der 11.11. mit dem<br />

Fasnachts-Verein Freie<br />

Konstanzer Blätz<br />

Marc-Julien Heinsch<br />

Chefredakteur<br />

Miguel Helm<br />

Redakteur<br />

Julia Horn<br />

Redakteurin<br />

30<br />

Kolummne<br />

Marc-Julien Heinsch<br />

Home sweet<br />

home: Zur Debatte<br />

über Heimat<br />

Ema Jerkovic<br />

Redakteurin<br />

Julia Kohushölter<br />

stellv. Chefredakteurin<br />

Lea Luttenberger<br />

Redakteurin<br />

Herausgeber<br />

Seezeit<br />

Studierendenwerk<br />

Bodensee<br />

Jochen Mink<br />

Kontakt<br />

Seezeit<br />

Studierendenwerk<br />

Bodensee<br />

Universitätsstraße 10<br />

78464 Konstanz<br />

campuls@seezeit.com<br />

www.seezeit.com/campuls<br />

Chefredakteur V.I.S.d.P<br />

Marc-Julien Heinsch<br />

Anzeigen<br />

Marina Filipczyk<br />

marina.filipczyk@<br />

seezeit.com<br />

Layout & Grafik<br />

Johannes Zimmerer<br />

& Tanja Reiff<br />

Thema dieser Ausgabe<br />

Gemeinschaft<br />

Nico Talenta<br />

Redakteur<br />

Tanja Reiff<br />

Layout & Grafik<br />

Fiona Schiffer<br />

Redakteurin<br />

Pia Schmutz<br />

Fotografin<br />

Facebook<br />

<strong>Campuls</strong> Online<br />

Seezeit<br />

Studierendenwerk<br />

Bodensee<br />

Schrift<br />

Prophet Medium und<br />

Suisse<br />

Druck<br />

Druckerei Fabian GmbH<br />

Saskia Volknant<br />

Redakteurin<br />

Svenja Wulff<br />

Lektorat<br />

Johannes Zimmerer<br />

Layout & Grafik


06 | Sonstiges<br />

Die Statistik: Konstanz in Zahlen<br />

Text von<br />

Nico Talenta<br />

10 019 Mainaustraßen<br />

für eine Erdumrundung<br />

Die Mainaustraße ist vier Kilometer<br />

lang. Die Erde wäre<br />

einmal umrundet, würde man sie<br />

10 000 Mal aneinanderreihen.<br />

14 Kilometer<br />

20% Studierende<br />

Von ca. 85 000 Einwohnern<br />

sind ca. <strong>17</strong> 000<br />

Studierende. Das sind<br />

rund 20%.<br />

Die Nord-Süd-Ausdehnung von<br />

Konstanz beträgt 14 Kilometer.<br />

Dazu benötigt man zu<br />

Fuß 3 Stunden. In der selben<br />

Zeit kann man 36 5-Minuten-<br />

Terrinen zubereiten.<br />

3 562 Einwohner pro Apotheke<br />

50 Sekunden Wartezeit<br />

an Ampeln<br />

2016 hatte Konstanz 85 478 Einwohner,<br />

24 Apotheken und 22 Bars.<br />

Es spielt an einigen Ampeln in<br />

Konstanz keine Rolle, ob man<br />

als Fußgänger den Knopf drückt<br />

oder nicht. Im Schnitt dauert<br />

es 50 Sekunden, bis die Ampel<br />

auf Grün springt – und das<br />

unabhängig vom Drücken.<br />

14 Kilometer 0,32% des<br />

Rheins sind Seerhein<br />

Am Seerhein beginnt die Kilometrierung<br />

des Rheins. Von<br />

seinen 1232,7 Kilometer sind<br />

4 Kilometer Seerhein, die<br />

den Obersee und den Untersee<br />

verbinden.


07 | Politik<br />

Einem -ismus auf der Spur:<br />

Über den Individualismus<br />

Aushängeschild einer Generation und<br />

Anker der westlichen Welt im Wettbasteln<br />

der Weltanschauungen.<br />

In den Feuilletons wimmelt es nur so von<br />

kulturkritischen Artikeln über ihn.<br />

Deutsche Satiriker fühlen sich dazu berufen, ihn in kleine hintersinnige<br />

Stückchen zu beißen, mundgerecht serviert für die verurteilte Gesellschaft.<br />

Denn letztere ist im Selbstverwirklichungswahn und Individualismus lächerlich<br />

geworden. Sie besteht nunmehr aus einer Horde Konsumenten, die<br />

frisst, was man ihr vorkaut. Kleine schwer verdauliche Häppchen fallen am<br />

Ende des Tages unter den Tisch und sinken in heimischen Flokatiteppichen<br />

ein. Dort ein IN, hier ein DI, da ein VIDUAL, und mittendrin der allseits beliebte<br />

ISMUS. Das vermeintlich Unteilbare auseinandergenommen und<br />

verstreut. Der individualistische Mensch gluckst vergnügt auf seinem<br />

Söderhamn, während er sich den Moralspiegel von 3sat Kulturzeit vorhalten<br />

lässt. Denn der Individualismus hat in der Tat auch seine absurd-komische<br />

Seite: Während der öffentliche Raum von der Jutebeuteluniform erobert wird,<br />

finden sich massenweise europäische Individualreisende in Goa auf der<br />

individuellen Suche nach sich selbst.<br />

Aber ist der Individualismus tatsächlich nur noch ein schal gewordener<br />

Hipster-Witz? Ein Abfallprodukt des Kapitalismus? Der Haken,<br />

an dem uns die großen Konzerne haben? Das Mantra, welches wir auf dem<br />

Weg zum Apple-Store vor uns hinmurmeln?<br />

So einfach ist es nicht. Zum einen geht es in der Kritik am Individualismus<br />

um die schlichte Frage: »Wie wollen wir leben?« – beziehungsweise:<br />

in welcher Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung? Nachdem wir erfahren<br />

mussten, dass nicht jeder vom Tellerwäscher zum Millionär wird und selbst<br />

der Millionär Uhr und Portemonnaie freiwillig am Burnout-Bauernhof-Camp<br />

abgibt, um sich selbst zu suchen, sind die Zweifel am individuellen Kampf<br />

um Glück und Wohlstand in unserer Gesellschaft laut geworden. Doch befindet<br />

man sich in einer Sackgasse. Am anderen Ende der ideologischen Leiter<br />

trifft man auf den Kollektivismus und mit ihm scheinbar unvermeidlich auf<br />

die alten Bekannten Sozialismus und Kommunismus, welchen man auch<br />

nicht mehr über den Weg traut. Die Menge raunt und kommt zu einer Verlustbehauptung.<br />

Verantwortlich für die Unzufriedenheit sei ein Mangel an Sinnstiftung,<br />

in vergangenen Tagen durch Religion oder wahlweise Ideologie<br />

ausgefüllt. An diese Leerstelle sei nun der Individualismus getreten, eine<br />

Erfindung der Konsum- und Leistungsgesellschaft, dessen Sinn sich nach<br />

jedem Kauf repetitiv entleert.<br />

Auf der anderen Seite geht es in den Diskussionen rund um den Individualismus<br />

allerdings auch um nichts Geringeres als die conditio humana.<br />

Was bedeutet es, Mensch zu sein – und weitergehend: Was bedeutet es, Mensch<br />

unter Menschen zu sein? Ist der Mensch dem Menschen tatsächlich ein<br />

Wolf in einer Ellbogengesellschaft? Welche moralische Verpflichtung birgt<br />

dieses Mit-Sein, wie es der französische Philosoph Jean-Luc Nancy nennt,<br />

für jeden von uns in einer Gesellschaft, ganz individuell? Wie gehen wir mit<br />

der Einzigartigkeit des Individuums, das allen Individuen wiederum gemein<br />

ist, um? Denn dass wir zwar alle gleich sind, manche jedoch gleicher, wissen<br />

wir bereits aus George Orwells »Animal Farm«. Um diese Fragen gilt es<br />

sich zu kümmern – und zwar mit dem dazu nötigen Ernst und Tiefgang.<br />

Text von<br />

Fiona Schiffer


08 | Politik<br />

Kirche ins Dorf und<br />

Wissenschaft in die Uni?<br />

Immer öfter müssen sich Wissenschaftler den Vorwurf gefallen lassen, ihre Ergebnisse seien<br />

für die Allgemeinheit gar nicht mehr zugänglich. Wenn der wissenschaftliche Diskurs sich<br />

nur noch selbst bedient, was für eine Wirkung kann er dann noch entfalten? Schadet die vermeintliche<br />

Unzugänglichkeit der Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Ergebnisse – gerade<br />

in Zeiten, in denen der Vorwurf »fake news« immer leichter über die Lippen kommt? Grund genug<br />

für <strong>Campuls</strong>, bei Konstanzer Wissenschaftlern nachzufragen.<br />

<strong>Campuls</strong>:<br />

Als Hauptursache der Unzugänglichkeit für<br />

ein fachfremdes Publikum wird immer wieder die<br />

methodische Kleinteiligkeit aktueller Forschungen<br />

diagnostiziert. Aber bis zu welchem Grad ist diese<br />

Kleinteiligkeit nötig – ginge es nicht auch anders?<br />

von Wissenschaft geprägt ist – das muss<br />

nicht unbedingt so sein. Allerdings müssen<br />

Wissenschaftler sich dafür explizit die<br />

Zeit nehmen, ihre Ergebnisse allgemeinverständlich<br />

aufzubereiten und in den<br />

öffentlichen Diskurs hineinzutragen, wo<br />

sie dann auch Wirkung entfalten können.<br />

Nils Weidmann:<br />

<strong>Campuls</strong>:<br />

Nils Weidmann<br />

Professor für Politik<br />

und Verwaltung an der Uni<br />

Konstanz seit 2012, davor<br />

Tätigkeiten in Norwegen, den<br />

USA und der Schweiz.<br />

Guido Baltes<br />

Professor an der HTWG<br />

und Direktor des Instituts für<br />

strategische Innovation und<br />

Technologiemanagement.<br />

Die Wissenschaft muss ihren eigenen Diskurs<br />

führen, um voranzukommen. Man wird kaum akkurate<br />

und methodisch genaue Forschung produzieren<br />

können, deren Ergebnisse sofort für jeden Laien verständlich<br />

sind. Der Fokus der Forschung sollte, auch<br />

in den Politikwissenschaften, auf der wissenschaftlichen<br />

Genauigkeit liegen, einfach um der Glaubwürdigkeit<br />

unserer Forschung willen.<br />

Trotzdem darf man als Wissenschaftler nicht<br />

aus dem Auge verlieren: Wir haben zu aktuellen<br />

Entwicklungen viel zu sagen und wir sollten das auf<br />

jeden Fall tun. Die Frage ist: Auf welcher Basis<br />

kann ich mich äußern? Spreche ich als Wissenschaftler<br />

oder als politisch interessierter Bürger? Mit soliden<br />

wissenschaftlichen Methoden kann man Input zum<br />

Diskurs beitragen, der die Diskussion tatsächlich<br />

bereichert. Aber dafür muss ich natürlich meine komplexen<br />

Ergebnisse so formulieren, dass sie für die<br />

meisten Teilnehmer der öffentlichen Debatte verständlich<br />

sind.<br />

Guido Baltes:<br />

Also ich glaube, es ist wichtig, zwei Dinge zu<br />

unterscheiden: Der eine Teil ist der wissenschaftliche<br />

Diskurs, wo wir in den Fach-Communities und unter<br />

den Kollegen Ergebnisse diskutieren und dann zu<br />

neuen Erkenntnissen kommen. Diese Diskussion ist<br />

heute stärker als früher durch die wissenschaftliche<br />

Methodik geprägt. Da ist sicherlich die Wahrnehmung<br />

richtig, dass diese Diskussion der allgemeinen Öffentlichkeit<br />

in den letzten Jahren eher weniger zugänglich<br />

geworden ist. Das kann man bedauerlich finden,<br />

aber das ist gleichzeitig auch ein Element, das die<br />

Qualität wissenschaftlicher Arbeit verbessert, was<br />

wiederum wünschenswert ist.<br />

Davon muss man die Frage unterscheiden, ob<br />

der allgemeine gesellschaftliche Diskurs weniger<br />

Neben dem anklagenden Vorwurf<br />

»You are fake news« scheint es im Zeitalter<br />

des salonfähig gewordenen radikalen<br />

Misstrauens auch besonders einfach zu<br />

sein, unliebsamen Wissenschaftlern politische<br />

Hörigkeit vorzuwerfen. Die Wissenschaft<br />

verkommt dann zum bloßen<br />

Handlanger politischer Akteure und ihr<br />

wird jegliche Unabhängigkeit abgesprochen.<br />

Wie politisch kann und darf Wissenschaft<br />

also sein, ohne ihre Glaubwürdigkeit<br />

zu verlieren?<br />

Nils Weidmann:<br />

Wenn Wissenschaft sehr politisch<br />

ist, passiert genau das, was gerade draußen<br />

passiert: Sie wird abgelehnt. Zum Beispiel<br />

gibt es in den USA immer wieder den<br />

Vorwurf, dass Warnungen vor dem Klimawandel<br />

politisch motiviert seien.<br />

Die wissenschaftlichen Ergebnisse<br />

werden somit negiert, obwohl das falsche<br />

Vorwürfe sind. Daher sollte Wissenschaft<br />

nicht bekennend politisch sein. Man muss<br />

seine Forschung ergebnisoffen betreiben<br />

und auch Erkenntnisse akzeptieren, die<br />

der eigenen politischen Überzeugung möglicherweise<br />

widersprechen. Es spricht<br />

aber nichts dagegen, auf Grundlage dieser<br />

Ergebnisse zu argumentieren.<br />

<strong>Campuls</strong>:<br />

Während bisher immer davon gesprochen<br />

wurde, wie sich die Wissenschaft<br />

selbst in gesellschaftliche Debatten einbringen<br />

muss, ist die Wirtschaft schon einen


09 | Politik<br />

Schritt weiter: Sie wartet nicht, bis Forscher ihre Ergebnisse mit viel<br />

Aufwand öffentlich machen. In vielen Bereichen arbeiten Unternehmen<br />

schon im Forschungsprozess eng mit Universitäten und Fachhochschulen<br />

zusammen. Die Gesellschaft scheint sich in ihren Debatten<br />

dagegen selbst genug zu sein.<br />

Guido Baltes:<br />

Wir haben aktuell durch die digitale Transformation eine<br />

sprunghafte und radikale Veränderung unterschiedlichster Aspekte<br />

unseres Zusammenlebens. Ich finde es gut, dass Unternehmen erkennen,<br />

dass dazu Unterstützung durch die Wissenschaft hilfreich<br />

sein kann, um eine umfassende Perspektive zu gewinnen. Ich bin<br />

etwas unsicher, inwieweit dieser externe Blickwinkel auch in die<br />

politisch-gesellschaftlichen Gestaltung dieser Transformation<br />

eingeht. Da wird viel gefördert und geforscht, zweifelt auch nicht,<br />

dass die Ergebnisse »wissenschaftlich fundiert« sind – handelt dann<br />

aber doch in Teilen recht anders. So wie unsere Bundeskanzlerin<br />

die letzte Konjunkturprognose mit den Worten kommentierte, es<br />

lasse sich nicht alles umsetzen, was wissenschaftlich sinnvoll<br />

scheint. Ich bin nicht sicher, ob die Interpretation zulässig ist,<br />

aber mir scheint da ein bisschen mitzuschwingen, dass Wissenschaft<br />

bezogen auf die praktische Umsetzung etwas naiv oder<br />

weltfremd wäre, so in etwa nach dem Motto: »Wir brauchen keine<br />

Theorie, sondern Praxis.« Aber die Wahrheit ist doch: Die Praxis<br />

ist nichts ohne Theorie. In der Praxis fällt der Apfel vom Baum<br />

nach unten, aber ohne daraus Gesetze der Schwerkraft abzuleiten,<br />

nutzt diese Erkenntnis recht wenig.<br />

Deshalb würde ich mir wünschen, dass angesichts der erkennbaren<br />

gesellschaftlichen Verwerfungen große Fragen der<br />

Zukunft im politischen Raum stärker unter Berücksichtigung von<br />

Expertise aus der Forschung bearbeitet würden.<br />

Nils Weidmann:<br />

Im Grundsätzlichen würde ich zustimmen, dass die Wirtschaft<br />

im Vergleich zur Gesellschaft anerkennt, wie sie von der<br />

Forschung profitieren kann. Aber das Interesse der Wirtschaft ist<br />

ein anderes, nämlich etwas verwenden zu können, das Profit im<br />

wirtschaftlichen Sinn bringt. Danach wird definiert, was für die<br />

Wirtschaft interessant ist. Auch Wissenschaftler müssen Geld<br />

verdienen und diese Umstände führen dann dazu, dass unternehmerische<br />

Interessen zunehmend Forschungsschwerpunkte setzen.<br />

Deshalb muss die öffentliche Hand Wissenschaft fördern, die<br />

eventuell keinen Profit bringt.<br />

<strong>Campuls</strong>:<br />

Obwohl die Wissenschaft an öffentlichen Einrichtungen<br />

vom Staat getragen wird, scheint die Finanzierung der eigenen<br />

Forschung doch eine wichtige Rolle zu spielen. Dies deckt sich<br />

auch mit dem Bild der Öffentlichkeit. So zeigen die Ergebnisse<br />

des Wissenschaftsbarometers 20<strong>17</strong>, dass über 70 Prozent der befragten<br />

Bürger der Meinung sind, Wissenschaftler seien stark von<br />

ihren Geldgebern abhängig. Öffentlichkeitsarbeit aber ist ein unbezahlter<br />

Zusatzaufwand und in der Politik kommt oft nur an,


10 | Politik<br />

was aufbereitet und gepusht wird. Privat finanzierte Forschung<br />

hat zwar häufig eine klare Agenda, aber auch genügend Ressourcen,<br />

um ihr viel Aufmerksamkeit zu verschaffen.<br />

Guido Baltes:<br />

Diese Frage, von wo der stärkste Einfluss auf politische<br />

Entscheidungen kommt, ist für mich eine Kernfrage für die<br />

Weiterentwicklung unserer Gesellschaft, die angesichts der Herausforderungen<br />

nicht nur aus der digitalen Transformation<br />

dringend und notwendig scheint. Hierzu wird in öffentlich finanzierter<br />

Forschung zu Recht wissenschaftliche Exzellenz der<br />

Ergebnisse verlangt. Aber die Übersetzung dieser Ergebnisse in<br />

allgemeinverständliche, für den politisch gesellschaftlichen<br />

Diskurs relevante Beiträge ist nicht Teil der Projektfinanzierung.<br />

Daher verbleibt die Verbreitung dieser Ergebnisse häufig in den<br />

relevanten Fach-Communities und entwickelt wenig Wirkung darüber<br />

hinaus. Mir scheint es da wenig überraschend, dass das<br />

Bemühen, Erkenntnisse öffentlich finanzierter Forschung in den<br />

gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, als eher schmal empfunden<br />

wird, vielleicht ist es das auch.<br />

Umgekehrt ist es dann so, dass interessensgeleitete Forschung,<br />

die von Unternehmen oder aus Lobbygruppen finanziert<br />

wird, eben genau das und vielleicht nur dieses Ziel verfolgt,<br />

nämlich den gesellschaftlich-politischen Diskurs interessensgeleitet<br />

zu beeinflussen. Und wenn man sich nun fragt, wer in<br />

diesem Wettbewerb der Meinungen die besseren Chancen hat,<br />

dann erscheint es mir nicht überraschend, wenn das eher die<br />

zweite Gruppe wäre, was bedauerlich ist. Vielleicht ist es in Zeiten<br />

eher leerer öffentlicher Kassen auch leichter, eine Studie zu<br />

nehmen, die bereits von Dritten finanziert wurde, als nach dem<br />

Budget zu suchen, um eine neutrale Studie zu finanzieren.<br />

<strong>Campuls</strong>:<br />

Wissenschaft in die Politik bringen, ist das eine – Wissenschaft<br />

zu den Bürgern bringen, das andere. Auch in Konstanz<br />

gibt es diverse Veranstaltungen, die es allen Bürgern ermöglichen<br />

sollen, von der Forschung und der Expertise vor Ort zu profitieren.<br />

Was an der Universität das »Studium Generale« ist, ist an der<br />

HTWG das »Forum M«: Beide Formate wollen Studierende,<br />

Lehrende und Bürger dazu einladen, sich mit Themen auseinanderzusetzen,<br />

denen sie sonst nicht begegnen. Eine Universität<br />

sollte für die Bürger einer Stadt schließlich nicht nur mit vollen<br />

Bussen und Kneipen in Verbindung gebracht werden.<br />

Wie werden diese Formate von der wissenschaftlichen<br />

Seite wahrgenommen?<br />

Nils Weidmann:<br />

Was Veranstaltungen angeht, die die Vernetzung von<br />

Wissenschaft und Gesellschaft fördern sollen, würde ich sagen,<br />

dass die Uni einiges tut. Bei der »Langen Nacht der Wissenschaft«<br />

habe ich vor ein paar Jahren mal mitgemacht. Hier kommen<br />

dann wieder diese Kommunikations-Skills rein: Man muss bereit<br />

sein, die Dinge aufzubereiten, und kann sich nicht einfach vorne<br />

hinstellen und einen wissenschaftlichen Vortrag halten, den am<br />

Ende niemand versteht. Es ist gut, als Wissenschaftler immer<br />

mal wieder darauf gestoßen zu werden. Am Ende ist es eine Ressourcenfrage:<br />

Diese Dinge brauchen viel Zeit, man kann nicht<br />

unbegrenzt in diesen Bereich investieren, man muss ja erstmal<br />

Zeit reinstecken, Forschungsergebnisse zu produzieren, bevor<br />

man diese für die Öffentlichkeit aufbereiten kann.<br />

Guido Baltes:<br />

Ich glaube, dass es Teil des Auftrags von Hochschulen ist,<br />

sich um den Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in<br />

die Öffentlichkeit zu bemühen. Der Maschinenbau an der HTWG<br />

richtet dazu beispielsweise eine Veranstaltungsreihe aus, das<br />

»Forum M«. Dort können Wissenschaftler und Praktiker miteinander<br />

in den Diskurs gehen. Leider ist der Saal nicht immer<br />

stark gefüllt. Vielleicht wäre es daher hilfreicher, wenn die Universitäten<br />

die Bürger nicht nur einladen, sondern auch zu ihnen<br />

gehen. Ich denke da an Cafés oder Restaurants, Orte, die Menschen<br />

aus ihrem Alltag kennen.<br />

In Konstanz gibt es solche Veranstaltungen beispielsweise<br />

von Wirtschaftsförderung, Standortmarketing und auch anderen,<br />

beispielsweise das Unternehmerfrühstück oder das Kamingespräch.<br />

Allerdings sind hierbei nach meiner Wahrnehmung häufig<br />

Referenten von auswärts eingeladen. Vielleicht besteht hier noch<br />

Potential, auch die Experten vor der eigenen Haustür in die Diskussion<br />

zu bringen. Wir hatten hier beispielsweise diese tolle Reihe<br />

»Ausgesprochen Wissenschaft« in Zusammenarbeit mit dem<br />

Südkurier im Voglhaus. Das hat nach meiner Wahrnehmung wirklich<br />

guten Anklang gefunden und auch zu spannenden Diskussionen<br />

geführt. Das fand ich großartig, davon brauchen wir mehr.<br />

Es gibt in Konstanz also einige Veranstaltungen, die<br />

Wissenschaft und Gesellschaft näher zueinander bringen. Trotzdem<br />

bleibt auch hier die Frage, welche Bildungsschicht mit<br />

diesen Veranstaltungen erreicht wird. Die Wissenschaftler bemühten<br />

sich zwar um allgemeine Verständlichkeit, doch es mag<br />

kaum verwundern, dass solche Projekte überwiegend von Menschen<br />

wahrgenommen werden, die selbst einen akademischen<br />

Abschluss haben.<br />

Dieselbe Frage stellt sich auch bezüglich des Studium<br />

Generale und der Kinder-Uni. Doch wie kann man Menschen erreichen,<br />

die keinen Zugang zum akademischen Bildungswesen<br />

haben? Die »Lange Nacht der Wissenschaft« erfreut sich eines<br />

immer größeren Zuwachses an Besuchern und soll in Zukunft<br />

jährlich stattfinden statt nur alle zwei bis drei Jahre. Hier bieten<br />

Essensangebote, sportliche Mitmach-Stationen sowie künstlerische<br />

Angebote, wie die After-Party auf der Insel Mainau, einen<br />

anderweitigen Zugang zum Thema.<br />

Der wissenschaftliche Alltag aber ist ein harter. Häufig<br />

scheitert die Aufbereitung von Wissenschaft für die Allgemeinheit<br />

einfach an fehlender Zeit und dem nötigen Willen beider<br />

Seiten. Dr. Baltes und Dr. Weidmann sind sich einig, dass man<br />

wissenschaftlichen Diskurs nach Außen und nach Innen nicht<br />

vermischen sollte, damit er für alle Beteiligten fruchtbar bleibt.<br />

Wenn wir Studierenden die Uni später einmal verlassen, wechseln<br />

wir gewissermaßen die Seiten – es sei denn, wir verfolgen eine<br />

akademische Karriere. Wir sind also ein Teil der Zukunft von Wissenschaft<br />

und Gesellschaft, werden mal Experten, Bürger<br />

vielleicht auch Politiker sein. Damit haben wir es in der Hand.<br />

Wir wissen um den Wert dieses Austauschs und sollten uns den<br />

Willen bewahren, ihn voranzutreiben.<br />

Text von<br />

Vivien Götz, Ema Jerkovic<br />

& Lea Luttenberger


11 | Politik<br />

Veranstaltung Veranstaltung<br />

Uni & HTWG<br />

Studium Generale Uni Konstanz<br />

Wann: jeden Montag in der<br />

Vorlesungszeit 18.45 – 19.45<br />

Uhr im Audimax<br />

Was: verschiedene Dozenten<br />

zu spezfischen Themen<br />

Besonderheit: anschließender<br />

Austausch bei Getränken<br />

Kinder-Uni<br />

Wann: drei Vorlesung pro<br />

Semester an bestimmten<br />

Freitagen ab 16 Uhr<br />

Was: für Kinder von der 3.<br />

bis zur 6. Klasse<br />

Wichtig: Voranmeldung online<br />

erforderlich<br />

Grenzgänger Wissenschaft<br />

Wann: an bestimmten Dienstagen<br />

im Semester ab 20 Uhr<br />

Was: Wissenschaftler der Uni<br />

Konstanz, der HTWG Konstanz<br />

und der Pädagogischen Hochschule<br />

Kreuzlingen reden über<br />

aktuelle Diskurse<br />

Besonderheit: abwechselnd<br />

im Pano in der Altstadt<br />

Konstanz und in der Café|Bar<br />

SiX in Kreuzlingen<br />

Lange Nacht der Wissenschaft<br />

Wann: das nächste Mal am<br />

23.6.2018<br />

Was: viele Aktionen an fünf<br />

Standorten: Uni Konstanz,<br />

HTWG, Kulturzentrum, Hafen<br />

und Insel Mainau<br />

Interessant: jedes Mal unter<br />

einem anderen Motto, letztes<br />

Jahr: »Wissenschaft bewegt«<br />

Forum M<br />

Wann: an verschiedenen Mittwochen<br />

im Semester von 11.30<br />

bis 13.30 Uhr in der HTWG<br />

Was: Studium Generale der Fakultät<br />

Maschinenbau<br />

Besonderheit: Referenten aus<br />

Wissenschaft und Wirtschaft<br />

kommen zusammen


12 | Politik<br />

Mehr Geld, weniger Internationalität<br />

Studierende, die nicht aus der EU kommen,<br />

müssen seit diesem Semester für die Uni<br />

zahlen. Das bringt einige in finanzielle Noch nie hat Qixuan Yang<br />

Schwierigkeiten. Andere verzichten sogar eine so hohe Summe in sein<br />

ganz aufs Studium in Baden-Württemberg. Online-Banking getippt,<br />

noch nie überhaupt so viel<br />

Geld ausgegeben. Und dann auch noch für etwas, das davor<br />

umsonst war. Der Chinese, der im ersten Mastersemester Datenanalyse<br />

in Konstanz studiert, muss seit diesem Semester Studiengebühren<br />

zahlen. 1500 Euro, zwei Mal jährlich. Im Sommer<br />

hat die grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg<br />

ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Qixuan findet das unfair,<br />

er sieht darin eine Diskriminierung von ausländischen<br />

Studierenden. Der 21-jährige Politikwissenschaftler hat an Demonstrationen<br />

dagegen teilgenommen und Texte auf seinem<br />

Blog veröffentlicht, die auf das Thema aufmerksam machen sollten.<br />

Die Artikel erschienen auf Deutsch, Chinesisch und<br />

Englisch. Damit auch die Betroffenen ihre Stimmen erheben,<br />

nicht nur Deutsche. Gebracht hat das nichts.<br />

»Es ist ja auch ziemlich schlau von der Landesregierung,<br />

uns zahlen zu lassen. Wir haben kein Wahlrecht und kein politisches<br />

Mitspracherecht« – und eine sehr schwache Lobby. Nur<br />

weil es den Studiengang ausschließlich in Konstanz gibt, ist<br />

Qixuan geblieben. Sonst wäre er weg, an eine Uni in einem anderen<br />

Bundesland. Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland,<br />

das Studierende von außerhalb der EU zur Kasse bittet. Das<br />

Wissenschaftsministerium in Nordrhein-Westfalen plant eine ähnliche<br />

Regelung – und schaut gespannt auf die Auswirkungen des<br />

Gesetzes in Baden-Württemberg. Verschiedene Interessengruppen<br />

warnten vor einem erheblichen Einbruch an Studienanmeldungen<br />

aus dem Ausland. Die angestrebte Internationalisierung der<br />

baden-württembergischen Hochschullandschaft sahen sie<br />

gefährdet. Und: »Es ist beschämend, dass Baden-Württemberg,<br />

dessen Wohlstand auf den guten internationalen Beziehungen<br />

beruht, eine Hochschulmaut einführt. Unabhängig davon, wie<br />

viele Ausnahmen es im Gesetzentwurf gibt, bleiben Studiengebühren<br />

sozial selektiv, ungerecht und ein Angriff auf ein offenes<br />

und solidarisches Bildungssystem«, sagt Doro Moritz, Landesvorsitzende<br />

der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.<br />

Nun liegen die ersten Zahlen der baden-württembergischen<br />

Landesregierung vor. Laut der Statistik des Stuttgarter Wissenschaftsministeriums<br />

gingen die Anmeldungen von Bewerbern aus<br />

dem Nicht-EU-Ausland um 26 Prozent zurück. An der Uni Konstanz<br />

schrieben sich im Vergleich zum vergangenen <strong>Wintersemester</strong><br />

nur etwa zwei Prozent weniger ausländische Studierende ein.<br />

Drastischer hat sich die Hochschulmaut hingegen in Freiburg<br />

ausgewirkt: Hier haben sich etwa ein Drittel weniger Studierende<br />

aus Ländern, die nicht in der EU liegen, eingeschrieben.<br />

Ausgenommen von der Hochschulmaut sind sogenannte<br />

Bildungsinländer. Gemeint sind damit internationale Studierende,<br />

die in Deutschland Abi gemacht haben. Außerdem müssen diejenigen,<br />

die bereits in einem Bachelor- oder Masterprogramm sind,<br />

nicht zahlen. Und fünf Prozent der begabtesten Studienanfänger<br />

aus Entwicklungsländern können von den Gebühren befreit werden.<br />

Darauf hofft Qixuan Yang, die Kriterien dafür seien allerdings<br />

noch unklar.<br />

Gegen die Einführung der Gebühren haben vier Studierende<br />

aus Karlsruhe, Freiburg, Hohenheim und Tübingen geklagt.<br />

Sie werden dabei von den Allgemeinen Studierendenausschüssen<br />

(AStA) der baden-württembergischen<br />

Hochschulen unterstützt. Ob die Klage Erfolg haben<br />

wird? Darauf hofft Daniel Färber, Vorsitzender der<br />

Konstanzer Studierendenschaft: »Der gerichtliche<br />

Weg ist der sinnvollste, um das Gesetz zu kippen.«<br />

Für ihn sind die Studiengebühren eine »massive Ungleichbehandlung«<br />

von Studierenden, die dazu führen,<br />

dass sich junge Menschen aus weniger wohlhabenden<br />

Ländern ein Studium in Baden-Württemberg nicht<br />

leisten können. In Qixuans Studiengang haben zwei<br />

Kommilitonen aus Serbien und Russland ihre Anmeldung<br />

zurückgezogen – offensichtlich auch wegen<br />

der Hochschulmaut.<br />

»Studiengebühren schaden der Entwicklungszusammenarbeit!«,<br />

steht über einer Erklärung, die<br />

50 Personen, darunter etliche Professoren im Bereich<br />

Entwicklungspolitik, unterzeichnet haben. Darin<br />

fordern sie die<br />

Landesregierung<br />

auf, die Studiengebühren<br />

zurückzunehmen.<br />

Die<br />

Befürchtung: Mit<br />

»Studiengebühren schaden der<br />

Entwicklungszusammenarbeit!«<br />

– Schreiben an die<br />

Landesregierung<br />

den Studiengebühren kommen nur noch wohlhabendere<br />

Ausländer nach Baden-Württemberg.<br />

Die grüne Wissenschaftsministerin Theresia<br />

Bauer erhofft sich, dass Studierende aus dem Ausland<br />

durch die neue Regelung mehr als fünf Millionen<br />

Euro in die Kasse spülen, nur in diesem Jahr. Ihr Ministerium<br />

rechnet mit 7000 Anfängern pro Jahr, die<br />

künftig für ihr Studium zahlen. In der Hochschulpolitik<br />

gibt es ein Budget-Loch von mehreren Millionen<br />

Euro. Ist Hauhaltssanierung also Aufgabe der Studierenden?<br />

Zumindest will Bauer damit größere Kürzungen<br />

in der Hochschulpolitik vermeiden. 80 Prozent<br />

der zusätzlichen Einnahmen gehen in die Finanztöpfe<br />

des Landes, 20 Prozent bleiben bei der Universität.<br />

Für Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />

sind die Gebühren »ein moderater Eigenanteil von<br />

denjenigen, die zum Zweck des Studiums von außerhalb<br />

der EU an unsere Hochschulen kommen«.<br />

Ein Eigenanteil, der Menschen wie Qixuan Yang<br />

aus China in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Er<br />

»Ich will einfach so schnell wie möglich zu Ende<br />

studieren, um nicht noch mehr zahlen zu müssen.«<br />

– Qixuan Yang, Masterstudtent an der<br />

Universität Konstanz<br />

hat seine Eltern in China, die selbst nicht sehr viel Geld<br />

haben, um Unterstützung gebeten – und arbeitet jetzt<br />

mehr als zuvor. Neben seinem sowieso schon zeitintensiven<br />

Studium eine echte Belastung. »Ich will<br />

einfach so schnell wie möglich zu Ende studieren, um<br />

nicht noch mehr zahlen zu müssen.«


13 | Politik<br />

Text von<br />

Miguel Helm


14 | Hochschulleben<br />

WG-Einblicke:<br />

»Einmal mit Profis arbeiten!«<br />

Was ist euer bester<br />

WG-Moment?<br />

Anna: Gute Frage, das Meiste spielt<br />

sich definitiv in der Küche ab.<br />

Alle: Als Manu die Spülmaschine<br />

ausgeräumt hat!<br />

Manu: Ich bin Spülmaschinen nicht<br />

gewohnt!<br />

Anna: Aber definitiv die Pizza-<br />

Kernschmelze.<br />

Kyana: Man kann den Backofen<br />

inzwischen wieder benutzen.<br />

Max: Als Manu beschlossen hatte,<br />

Glitzerleggings zu tragen.<br />

Anna: Oder als Kyana einfach gegen<br />

die Wand lief.<br />

Manu: Als Anna durch meine<br />

sprechende Bluetooth-Box beinahe<br />

einen Herzinfarkt hatte.<br />

Anna: Es war mitten in der Nacht<br />

und ich war alleine! Und plötzlich<br />

spricht da einer!<br />

Wie ist es so als<br />

»Grenzgänger«-WG?<br />

Max: Gemüse Gefühle. Die Wege zur Uni<br />

und zur HTWG sind vor allem im Winter<br />

etwas kompliziert (Langlauf-Ski etc.).<br />

Manu: Dafür entschädigt der sonntägliche<br />

Spaziergang zum geöffneten (!)<br />

SPAR-Supermarkt inklusive Ziegenstreicheln<br />

im Park.<br />

Anna: Ein Vorteil, mit dem man sich<br />

nicht nur Freunde macht: Man kommt in<br />

den Genuss des bösen Ausfuhrscheins.<br />

Anna: Aber eigentlich jedes Mal,<br />

wenn Max »mal wieder« einen<br />

Fahrradunfall hat.<br />

Wenn eure WG ein<br />

Song wäre, welcher<br />

wäre das?<br />

Manu: Ein Portishead-Cover von Adriano Celentano.<br />

Max: Auf Platte.<br />

Anna: Und alles, was Männer mit Gefühlen hören.<br />

Text und Fotos<br />

Pia Schmutz


15 | Hochschulleben<br />

Von der Jagd nach den<br />

Forschungsmillionen:<br />

Die Exzellenzsstrategie<br />

Wie Bergspitzen sollen sie aus der<br />

deutschen Hochschullandschaft herausragen:<br />

Elf Elite-Universitäten,<br />

gefördert mit Millionen und bestimmt<br />

durch einen landesweiteten Wettbewerb<br />

– die Exzellenzstrategie, Nach- Es ist ein gewöhnlicher Tag an der<br />

folgerin der auslaufenden Exzellenzinitiative.<br />

Auch die Uni Konstanz geht stellen, Parkplätzen und Fahrrad-<br />

Uni Konstanz. Von den Bushalte-<br />

erneut ins Rennen um Geld, Repu- ständern strömen unzählige<br />

tation und die akademische Krone. Menschen in den 60er-Jahre-Bau<br />

und verteilen sie sich in die unterschiedlichen<br />

Gebäude. Im International Office<br />

informieren sich Studierende über ein Auslandssemester,<br />

gleichzeitig verabschieden sich Kinder in der<br />

Kindertagesstätte »Knirps und Co.« lauthals von<br />

ihren Eltern. Und während das Team der Stabstelle für<br />

Kommunikation und Marketing im deutlich ruhigeren<br />

V-Gebäude bespricht, wie die Uni Konstanz nach<br />

außen wirken soll, arbeiten Doktoranden der Graduiertenschule<br />

Chemische Biologie an der Frage, wie<br />

physische Prozesse chemisch erklärt werden können.<br />

Ein Querschnitt durch den Uni-Alltag – so oder<br />

so ähnlich erleben ihn mehr als 11 000 Studierende<br />

und rund 2000 Mitarbeiter in Konstanz. Was dabei<br />

nicht jedem klar sein dürfte: Alle geschilderten Facetten<br />

des universitären Lebens unterliegen zu großen<br />

Teilen einem Förderprogramm: der Exzellenzinitiative.<br />

So wird das International Office der Uni Konstanz<br />

ebenso durch Exzellenzmittel finanziert wie<br />

die Nachwuchsförderung diverser Graduiertenschulen.<br />

Geldgeber sind Bund und Länder. Diese beschließen<br />

die Exzellenzinitiative im Jahr 2005, einige Monate<br />

später wird das Förderprogramm in Form eines groß<br />

angelegten Wettbewerbs erstmals von der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Wissenschaftsrat<br />

(WR) durchgeführt. Teilnehmen können alle<br />

Hochschulen in Deutschland, die Sieger erhalten<br />

Fördermittel in Millionenhöhe – und wenn sie es in der<br />

Königsdisziplin, der dritten Förderlinie »Zukunftskonzept«<br />

schaffen, auch den Titel Exzellenzuniversität.<br />

Auch die Uni Konstanz geht vor elf Jahren das<br />

erste Mal ins Rennen – und ist erfolgreich. Seit 2007<br />

darf sie sich Exzellenzuniversität nennen. Damit gehört<br />

sie zu den bundesweit elf Hochschulen mit<br />

diesem Titel, den sogenannten Elite-Unis. Unter ihnen<br />

sind mit der Freien Universität Berlin und der Technischen<br />

Universität Dresden mit jeweils 36 000 Studierenden<br />

weitaus größere Einrichtungen als die Universität<br />

am Bodensee. Tatsächlich ist die südlichste<br />

Uni der Bundesrepublik die zahlenmäßig kleinste<br />

Einrichtung unter den Exzellenzuniversitäten.<br />

Umso stolzer ist Ulrich Rüdiger, Rektor der Uni<br />

Konstanz, es unter die Elite-Elf geschafft zu haben.<br />

Diese Spitzenposition gilt es nun zu verteidigen: Die<br />

Exzellenzinitiative und damit auch die Millionenförderung<br />

läuft Ende des Jahres aus. Allerdings, so<br />

beschließen es Bund und Länder im Juni 2016, erhält<br />

das Förderprogramm eine Nachfolgerin. Aus Initiative<br />

wird Strategie, was bleibt ist die Chance auf viel Geld,<br />

Reputation und den Elite-Titel: Die Exzellenzstrategie<br />

ist geboren. Auch die Uni Konstanz beteiligt sich<br />

mit vier eingereichten Projekten. »Wir hoffen wirklich,<br />

die Auszeichnung wieder zu bekommen«, so Rüdiger.<br />

Um zu verstehen, wie der erneute Wettbewerb abläuft<br />

und welche Chancen die kleinste unter den bisherigen<br />

Elite-Unis hat, lohnt ein Blick zurück auf<br />

die Anfänge des Förderprogramms.<br />

Dieses wird im Jahr 2004 von der damaligen<br />

SPD-Bildungsministerin Edelgard Bulmahn angestoßen<br />

und 2005 von Bund und Ländern abgesegnet.<br />

Hinter dem Beschluss steht ein klar formuliertes Ziel:<br />

Durch den akademischen Wettbewerb sollen Spitzen<br />

im Universitäts- und Wissenschaftsbereich sichtbar gemacht<br />

werden – in Form von Einrichtungen mit<br />

besonders guten Forschungskonzepten, die wortwört-


16 | Hochschulleben<br />

lich aus der Masse der bundesweit<br />

rund 430 Hochschulen<br />

herausragen. Als<br />

Leuchttürme, so formuliert<br />

es das Bundesministerium<br />

für Bildung und For-<br />

schung auf seiner Webseite, sollen sie auf die gesamte Universitätslandschaft<br />

abstrahlen und den Wissenschaftsstandort Deutschland<br />

auch im internationalen Vergleich stärken.<br />

Zugleich sollen die einzelnen Hochschulen mit den Fördermitteln<br />

Schwerpunkte in ihrer Forschung setzen und sich als<br />

Einrichtungen weiterentwickeln. Dafür machen Bund und Länder<br />

bis Ende 20<strong>17</strong> insgesamt 4,6 Milliarden Euro locker. Getragen<br />

werden die Kosten zu 75 Prozent vom Bund, die restlichen 25<br />

Prozent übernehmen, wie auch für die Exzellenzstrategie geplant,<br />

die jeweiligen Sitzländer der Hochschulen. Das Geld fließt<br />

derzeit in 99 Projekte, die sich auf drei Förderlinien aufteilen:<br />

Graduiertenschulen, Exzellenzcluster und das sogenannte<br />

Zukunftskonzept. Letzteres gilt als Königsdisziplin des Wettbewerbs:<br />

Nur elf Universitäten bekommen den Zuschlag für die<br />

dritte Förderlinie und dürfen sich Exzellenzuniversität nennen.<br />

Der Uni Konstanz gelingt dieser Schritt im Jahr 2011 mit<br />

ihrem Zukunftskonzept »Modell Konstanz – für eine Kultur der<br />

Kreativität«, das die langfristige Entwicklung der Hochschule<br />

leitet. »Das Konzept sorgt für die Rahmenbedingungen, die für<br />

eine gute Forschung und Universitätsweiterentwicklung nötig<br />

sind«, erklärt Rüdiger. Voraussetzung für die erfolgreiche Bewerbung:<br />

mindestens ein bewilligtes Exzellenzcluster sowie eine<br />

Graduiertenschule. Letztere Förderlinie sorgt für die Ausbildung<br />

von Doktoranden<br />

unter bestmöglichen<br />

Bedingungen. Exzellenzcluster<br />

fördern<br />

dagegen die Spitzenforschung<br />

der jeweiligen<br />

Einrichtung. »Ein<br />

Durch den akademischen Wettbewerb sollen<br />

Spitzen im Universitäts- und Wissenschaftsbereich<br />

sichtbar gemacht werden – in Form<br />

von Einrichtungen mit besonders guten<br />

Forschungskonzepten, die wortwörtlich aus<br />

der Masse der bundesweit rund 430 Hochschulen<br />

herausragen.<br />

»Das Konzept sorgt für die Rahmenbedingungen,<br />

die für eine gute Forschung und<br />

Universitätsweiterentwicklung nötig sind«<br />

– Ulrich Rüdiger,Rektor der<br />

Uni Konstanz<br />

Cluster ist ein größerer Forschungsverbund, der einen Themenbereich<br />

interdisziplinär bearbeitet. Es können hierfür auch<br />

externe Partner eingebunden werden«, so der Rektor.<br />

Im Falle des Konstanzer Clusters »Kulturelle Grundlagen<br />

von Integration« untersuchen Wissenschaftler aus geistes- und<br />

sozialwissenschaftlichen Bereichen seit 2006, wie Integration<br />

und Desintegration von der Antike bis zur Gegenwart abläuft. Die<br />

Bestätigung des Konstanzer Zukunftskonzepts im Jahr 2007 ist<br />

außerdem durch die Förderung der Graduiertenschule »Chemische<br />

Biologie« möglich, die im gleichen Jahr bewilligt wird. Nachwuchswissenschaftler<br />

widmen sich hier der Frage, wie Lebensprozesse<br />

chemisch erklärt werden können. In der Graduiertenschule<br />

»Entscheidungswissenschaften«, die seit fünf Jahren von<br />

Bund und Ländern unterstützt wird, erforschen Doktoranden<br />

außerdem, wie Entscheidungen von Individuen und Kollektiven<br />

zustande kommen.<br />

Betrachtet man das Nachfolgeprogramm der Exzellenzinitiative,<br />

die Exzellenzstrategie, so fällt eines sofort auf: Die<br />

Graduiertenschulen wurden komplett aus dem neuen Konzept<br />

gestrichen. Warum gerade bei der Nachwuchsförderung gespart<br />

wird, erklärt Rüdiger so: »Dass man sich um Doktranden<br />

in systematischer Art und Weise kümmert,<br />

gehört mittlerweile zum Grundbaukasten jeder Universität.<br />

Das war vor zehn Jahren noch anders.«<br />

Inzwischen hätten sich koordinierte Nachwuchsprogramme<br />

jedoch etabliert, sagt der Rektor.<br />

So bestehen im Rahmen der Exzellenzstrategie<br />

nur noch zwei Projektarten: Exzellenzcluster und<br />

Exzellenzuniversitäten.<br />

Letztere<br />

Förderlinie kann<br />

als Erweiterung<br />

des Zukunftskonzepts<br />

verstanden<br />

werden. Elf Universitäten<br />

können bei einer erfolgreichen Bewerbung<br />

als Exzellenzuniversität den Elite-Titel erwerben<br />

und bekommen ab November 2019 jährlich 10 bis 15<br />

Millionen Euro von Bund und Ländern. Voraussetzung<br />

hierfür sind zwei bewilligte Exzellenzcluster.<br />

Bis April 20<strong>17</strong> hatten die deutschen Hochschulen<br />

die Gelegenheit, erste Cluster-Entwürfe bei der<br />

DFG einzureichen. Mit dabei: vier Voranträge der Universität<br />

Konstanz. Seit diesem September steht fest,<br />

dass es drei dieser Entwürfe durch die Vorrunde geschafft<br />

haben. Zusammen mit 95 Antragsskizzen<br />

anderer Hochschulen wurden sie vom Expertengremium<br />

der DFG geprüft und, gemeinsam mit 85 anderen<br />

Entwürfen, zur Hauptantragsstellung zugelassen. »Wir<br />

sind auf gutem Kurs«, findet Rüdiger. Drei von vier<br />

bestätigte Clusterinitiativen seien ein effizientes Ergebnis.<br />

Neben der Uni Konstanz haben auch die<br />

Hochschulen in Ulm, Heidelberg, Stuttgart, Karlsruhe,<br />

Freiburg und Tübingen den wichtigen Zwischenschritt<br />

zur Millionenförderung geschafft.<br />

Nun müssen die bestätigten Antragsskizzen zu<br />

Hauptanträgen ausgearbeitet und bis Februar 2018<br />

der DFG übermittelt werden. In Konstanz übernehmen<br />

Elf Universitäten können bei einer erfolgreichen<br />

Bewerbung als Exzellenzuniversität<br />

den Elite-Titel erwerben und bekommen ab<br />

November 2019 jährlich 10 bis 15 Millionen<br />

Euro von Bund und Ländern.<br />

diese Aufgaben Arbeitsgruppen,<br />

»Die Gruppen arbeiten die jeweils einem Projekt angehören,<br />

sowie ein Koordinierungs-<br />

gerade täglich an ihren<br />

Projekten« – Ulrich team, das sich um grundsätzliche<br />

Rüdiger,Rektor der Fragen der Antragsstellung<br />

Uni Konstanz<br />

kümmert. »Die Gruppen arbeiten<br />

gerade täglich an ihren Projekten«,<br />

weiß Rüdiger. Die Hauptanträge werden vom Expertengremium<br />

der DFG nochmals wissenschaftlich<br />

geprüft, die finale Förderentscheidung im September<br />

2018 liegt schließlich bei der Exzellenzkommission,<br />

bestehend aus 39 internationalen Wissenschaftlern<br />

und den Wissenschaftsministern von Bund und Ländern.<br />

Die Anzahl von 85 Clustern wird dann nochmal<br />

auf die Hälfte schrumpfen: 40 bis 50 Projekte<br />

sollen ab Januar 2019 mit jeweils drei bis zehn<br />

Millionen Euro pro Jahr gefördert werden.


<strong>17</strong> | Hochschulleben<br />

Sind darunter auch mindestens zwei Cluster<br />

aus Konstanz, kann die erfolgreiche Bewerbung als<br />

Exzellenzuniversität erfolgen. Gelingt auch diese,<br />

dann winken der Uni Konstanz ab Ende 2019 bis zu<br />

40 Millionen Euro pro Jahr. Das klingt nach richtig<br />

viel Geld. »Das ist es auch«, bestätigt Rüdiger. Immerhin<br />

entspricht der Betrag der Hälfte der Landesmittel<br />

von 80 Millionen Euro jährlich, mit denen die Uni<br />

Konstanz den Grundbetrieb in Lehre und Forschung<br />

bestreitet. Eine erfolgreiche Bewerbung würde also<br />

eine Steigerung der verfügbaren Mittel auf 150 Prozent<br />

bedeuten. Hinzu kommt die Tatsache, dass die<br />

Exzellenzmittel relativ flexibel eingesetzt werden<br />

können. Das ist mit der Landesunterstützung nicht<br />

möglich. »Die Landesmittel haben eine klare Zweckbindung«,<br />

so der Rektor. Sie sind für Planstellen<br />

oder den Energiehaushalt der Uni fest eingeplant. Anders<br />

das Geld des Exzellenzprogramms: »Damit<br />

kann die Universität weiterentwickelt werden.« So<br />

könne sowohl ein Forschungs-Schwerpunkt innerhalb<br />

der Universität herausgebildet werden als auch<br />

eine Abgrenzung zu anderen deutschen Hochschulen<br />

erfolgen.<br />

Die Kritik, dass das Fördergeld vor allem in die<br />

Forschung gesteckt wird, nicht aber bei der breiten<br />

Masse der Studierenden ankommt, entkräftet Rüdiger<br />

mit einer Aufzählung all derjenigen Bereiche, die in<br />

der Uni Konstanz bereits vom Förderprogramm profitiert<br />

haben. »Es gibt auf Basis unserer Exzellenzprojekte<br />

mehr wissenschaftliches<br />

Personal, die Qualität der Lehre<br />

wird gesichert und neue Studiengänge<br />

werden geschaffen«, sagt<br />

der promovierte Physiker. Auch<br />

sei die Kommunikationsstrategie<br />

der Universität ausgebaut und ein<br />

Genderkodex für eine Gleichstellung<br />

von Männern und Frauen auf allen Ebenen<br />

und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verabschiedet<br />

worden. Außerdem stünden für Hiwi-Stellen<br />

mehr Mittel zur Verfügung und der Bereich Internationalisierung<br />

werde ebenfalls gefördert: »Das International<br />

Office wird zu einem ganz großen Teil<br />

durch Exzellenzmittel finanziert.« Die gesamte Universität<br />

profitiere von den zusätzlichen Mitteln, fasst<br />

es Rüdiger zusammen. Umso mehr wünscht er sich,<br />

dass die Uni Konstanz auch in der Exzellenzstrategie<br />

erfolgreich ist – und die bisherigen Erfolge der<br />

Exzellenzinitiative erweitert werden können.<br />

Die drei Exzellenzcluster-Projekte, die hierfür<br />

ins Rennen geschickt wurden, bauen stark auf den<br />

laufenden Graduiertenschulen und dem bisherigen<br />

Exzellenzcluster auf – und das ist auch so gewollt:<br />

»Die Anträge dürfen keine bloßen Absichtserklärungen<br />

sein, sie entwickeln sich vielmehr aus einem<br />

Bereich heraus, der schon jetzt klare Konturen hat<br />

und Forschungsergebnisse erzielt.« So basiert das<br />

Exzellenzcluster »ChemLife: Moleküle in Funktionellen<br />

Systemen« zu großen Teilen auf der Graduiertenschule<br />

»Chemische Biologie«, dem daraus<br />

entwickelten Sonderforschungsbereich und der<br />

Berufungspolitik der mitwirkenden Fachbereiche –<br />

»ChemLife«, so drückt es Rüdiger aus, ist gewissermaßen<br />

ein Paradeprodukt aus allen drei Bereichen.<br />

Ähnlich sieht es bei den eingereichten Clustern<br />

»Centre for the Advanced Study of Collective<br />

Behaviour« und »Die politische Dimension der Ungleichheit:<br />

Wahrnehmung, Partizipation und Policies«<br />

aus. Beide Projekte nehmen Ansätze und Resultate<br />

der Entscheidungswissenschaften zum Ausgangspunkt:<br />

Geht es bei »Collective Behaviour« um das Entscheidungsverhalten<br />

von Kollektiven, wird in »Die politische<br />

Dimension der Ungleichheit« untersucht,<br />

wann und wie Ungleichheit politisch wahrgenommen<br />

wird und zu Konsequenzen führt.<br />

Auffällig ist, dass keiner der Konstanzer<br />

Cluster-Anträge auf dem Bereich der Geisteswissenschaften<br />

beruht. Dies spiegelt sich auch in den<br />

bundesweiten Zahlen wieder: Nur 19 Prozent der in<br />

der Vorrunde bestätigten Cluster basieren auf sozialund<br />

geisteswissenschaftlichen Fächern. Andere Disziplinen,<br />

wie beispielsweise die Natur- und Lebenswissenschaften,<br />

schneiden mit 31 und 24 Prozent im<br />

Vergleich deutlich besser ab. Ein Erklärungsversuch<br />

von Rüdiger: »Die Resultate in den Geisteswissenschaften<br />

beruhen oftmals<br />

mehr auf Individualleistungen<br />

einzelner Wissenschaftlerinnen<br />

und<br />

Wissenschaftler und nicht<br />

aus dem Zusammenspiel<br />

größerer Teams.« Die Disziplinen<br />

seien einfach<br />

grundverschieden. Auf die Frage, ob er selbst ein<br />

Lieblingsprojekt unter den drei für die Hautpantragstellung<br />

bestätigten Clustern der Uni Konstanz habe,<br />

folgt ein Schmunzeln des Rektors. Dann sagt er, dass<br />

er das nicht entscheiden könne. Es sei wie mit seinen<br />

vier Kindern: »Fragen Sie mich da mal, welches ich<br />

am liebsten habe.«<br />

»Es gibt auf Basis unserer Exzellenzprojekte<br />

mehr wissenschaftliches Personal,<br />

die Qualität der Lehre wird gesichert und<br />

neue Studiengänge werden geschaffen«<br />

– Ulrich Rüdiger,Rektor der<br />

Uni Konstanz<br />

Text von<br />

Julia Horn


18 | Hochschulleben<br />

Das Licht am Ende des Tunnels<br />

morgendlicher Müdigkeit:<br />

Ein Besuch im Café Endlicht<br />

Der AStA<br />

der HTWG betreibt<br />

das Endlicht ehrenamtlich,<br />

die Preise<br />

sind dadurch mehr<br />

als studierendenfreundlich.<br />

Tee,<br />

Wer an der HTWG günstigen Kaffee will,<br />

für den ist das Café Endlicht im E-Gebäude<br />

die richtige Adresse. Dafür muss man<br />

aber erstmal den Eingang finden.<br />

Während zur Straße hin große, bodentiefe<br />

Fenster den Blick auf gemütliche Sofas<br />

und Tische freigeben, sucht man eine Tür<br />

vergeblich. Versteckt in einer Ecke des<br />

Innenhofes wird man dann aber fündig:<br />

Durch eine Glastür hindurch betritt man<br />

einen verwinkelten, aber hellen Raum mit<br />

hohen Decken. Es riecht nach Kaffee,<br />

Keksen und Schokolade.<br />

Kaffee und heiße Schokolade gibt es jeweils für rund<br />

einen Euro. An diesem Mittwochnachmittag ist nicht<br />

mehr viel los: Ein paar verstreute Leute hier und da<br />

und eine Traube an der Theke, die lacht und schwatzt.<br />

Matthias Asche ist Leiter des AStA-Referats Endlicht<br />

und tritt gerade seine Schicht an. Die Mitglieder des<br />

AStA teilen sich die Schichten untereinander auf, in<br />

der Regel arbeitet jeder einmal pro Woche. »Das<br />

funktioniert total gut, wir sind ja ein sehr großer AStA,<br />

da können wir das gut abdecken.«<br />

In der Prüfungsphase hat das Café allerdings<br />

geschlossen. Alle, die hier ehrenamtlich arbeiten,<br />

sind schließlich auch Studenten und das Studium geht<br />

natürlich vor. »Am Campus ist da aber eh viel weniger<br />

los, weil viele Studierende zum Lernen halt auch<br />

an die Uni fahren«, so Matthias.<br />

Für die kommenden Semester<br />

haben die Studierenden große Pläne<br />

für ihr Projekt: »Wir wollen umbauen.<br />

Eigentlich alles.« Das Café soll nicht<br />

nur ein Platz zum Verweilen sein, sondern<br />

auch ein Ort zum Lernen. »Dafür<br />

ist es aber im Moment noch zu laut«,<br />

erzählt Matthias. »Die Decken sind so hoch, schon<br />

wenn hier zehn Leute sitzen, kann man nicht mehr<br />

arbeiten.« Dafür sollen die Decken abgesenkt werden<br />

und um das Arbeiten am Laptop zu ermöglichen,<br />

sollen zahlreiche Steckdosen gesetzt werden.<br />

Finanziell ist man schon weitgehend auf der<br />

sicheren Seite, im laufenden Betrieb trägt sich das<br />

Café selbst. Für den Umbau wurden Gelder von der<br />

Hochschule bewilligt. Jetzt befindet sich der AStA<br />

in der Planungsphase: »Bis das alles fertig ist, dauert<br />

es bestimmt noch vier Semester. Wir wollen auch<br />

während des Umbaus geöffnet bleiben, weshalb gewisse<br />

Arbeiten immer nur in den Semesterferien<br />

durchgeführt werden können.« Für die Planung wird<br />

gerade noch ein Experte gesucht – beim AStA wünscht<br />

man sich eine/n Achitekturstudierende/n mit Bachelor,<br />

der/die Lust hätte, das Projekt zusammen<br />

mit ihnen zu verwirklichen.<br />

Nach dem Umbau soll das Endlicht<br />

noch mehr zum Treffpunkt zwischen<br />

Studierenden, Professoren und dem AStA<br />

werden. »Das Café soll Studierende<br />

und ihre studentischen Vertreter näher zusammenbringen.<br />

Wir freuen uns immer<br />

über Input und<br />

Kritik und Gemütlich, noch ein bisschen<br />

haben hier ja unfertig, aber mit viel Charme<br />

auch eine und Potenzial für die Zukunft.<br />

Feedbacktafel«,<br />

erzählt Matthias.<br />

Schon heute ist deutlich mehr los<br />

als noch vor zweieinhalb Jahren, als das<br />

Café eröffnet wurde. In den Pausen bilden<br />

sich inzwischen Schlangen von dreißig,<br />

vierzig Leuten, die auf ihren Kaffee warten.<br />

Die Werbung unter den Erstsemestern<br />

und Campus-Führungen, die auf den<br />

versteckten Eingang hinweisen, zeigen<br />

offenbar Wirkung.


19 | Hochschulleben<br />

Seit mehr los ist, reicht allerdings<br />

die Kapazität der kleinen Küche kaum<br />

mehr aus. Der Umbau soll auch hier Abhilfe<br />

schaffen.<br />

Aber schon jetzt ist das Endlicht<br />

mehr als nur eine Quelle für günstigen<br />

Kaffee: Wenn das Café geschlossen ist,<br />

können die Räume von Hochschulgruppen<br />

und studentischen Projekten genutzt<br />

werden: »Ideas and Cheers«, das studentische<br />

Start-Up-Treff, ist nur ein Beispiel<br />

für Veranstaltungen, die hier abgehalten<br />

werden. Auch Fachschaften nutzen die<br />

Räume für ihre Treffen.<br />

Gemütlich, noch ein bisschen unfertig,<br />

aber mit viel Charme und Potenzial<br />

für die Zukunft: Auch wenn vier Semester<br />

in Studierendenzeit wie eine halbe Ewigkeit<br />

scheinen, darf man gespannt sein,<br />

was hier mit viel ehrenamtlicher Arbeit<br />

noch auf die Beine gestellt wird.<br />

Text von<br />

Vivien Götz<br />

Fotos von<br />

Manuel Fleig<br />

Hier sind wir zu Hause.<br />

Das Bier vom See.<br />

www.ruppaner.de


20 | Seezeit<br />

Studierende helfen Studierenden:<br />

Tutoren im Wohnheim<br />

Im Wohnheim leben viele Studierende auf<br />

oft recht engem Raum zusammen. Um<br />

Anonymität und Reibereien zu verhindern<br />

und das Zusammenleben schöner Wohnheimtutoren<br />

zu gestalten, sind Wohnheim-Tutoren machen das Leben<br />

im Einsatz.<br />

in einem Studierendenwohnheim<br />

angenehmer. Seezeit Studierendenwerk Bodensee<br />

macht bei dieser Methode keine Ausnahme. Schon seit<br />

geraumer Zeit ist es bei Studierendenwerken in ganz<br />

Deutschland üblich, ein Tutorenprogramm in den<br />

Wohnheimen zu etablieren. Der Tutor ist das Bindeglied<br />

zwischen Mietern und den Sachbearbeiten des<br />

studentischen Wohnens. Im Falle von Seezeit sind dies<br />

Boris Magazin und Anna Isele. In ihrem Büro an der<br />

Uni Konstanz auf der Ebene K3 haben sie immer ein<br />

offenes Ohr für Probleme jeglicher Art. Trotzdem<br />

trauen sich manche Mieter nicht persönlich vorbeizukommen,<br />

sondern gehen mit ihren Problemen lieber<br />

zu jemand Gleichgestelltem, einem Studierenden wie<br />

sie selbst.<br />

In den Seezeit-Wohnheimen werden die WGs<br />

bunt zusammengewürfelt. Da kumulieren Kulturen,<br />

verschiedenste Charaktere und Wohntypen, und es<br />

kommt auch mal zu Missverständnissen. Eine häufige<br />

Tätigkeit der Tutoren<br />

Da kumulieren Kulturen, verschieden- ist es, das Zusammenleben<br />

in Fahrt zu<br />

ste Charaktere und Wohntypen, und<br />

es kommt auch mal zu Streitigkeiten. bringen und aus einem<br />

anonymen<br />

Nebeneinanderwohnen ein aktives und interessantes<br />

Miteinander zu machen. Gibt es Unstimmigkeiten,<br />

vermittelt der Tutor auch unter den Bewohnern oder<br />

zwischen den Sachbearbeitern und den Betroffenen.<br />

Doch auch das Zusammenleben des kompletten Wohnhauses<br />

wird mithilfe der Tutoren gefördert. Kreativität<br />

ist gefragt, die Tutoren organisieren zahlreiche<br />

Veranstaltungen im Jahr für die Bewohner. Dabei ist<br />

von Eisessen und Grillen im Sommer bis zu Schlittschuhlaufen<br />

und Glühweintrinken im Winter alles<br />

möglich. Tutoren können für solche Events eine kleine<br />

Finanzspritze von Seezeit erhalten.<br />

Rabiya Aslankilic fand sich am Anfang ihrer<br />

Zeit als Mieterin im Gruppenhaus in der Jacob-Burckhardt-Straße<br />

auf solch einer Veranstaltung wieder.<br />

Bei warmem Glühwein und einer lockeren Atmosphäre<br />

lernte sie zum ersten Mal die Bewohner ihres neuen<br />

Zuhauses kennen und knüpfte Kontakte über ihren<br />

Studiengang hinaus. Als ihr eine Freundin dann<br />

noch vom Tutorenprogramm erzählte, war sie gleich<br />

Feuer und Flamme. Die 23-Jährige ist nun schon im<br />

zweiten Semester als Tutorin tätig und bringt selbst<br />

Studierende zusammen.<br />

Die Tutoren können jederzeit auf Unterstützung<br />

zurückgreifen. In jedem Wohnheim gibt es im<br />

Idealfall zwei Tutoren, die Aufgaben werden geteilt.<br />

In den größeren Wohnheimen, wie in Rabiyas Fall,<br />

sind mehrere Tutoren tätig. Eine Liste mit Tutorentätigkeiten<br />

bietet Umsetzungsanreize. Regelmäßig<br />

treffen sich die Tutoren mit den Sachbearbeitern Boris<br />

Magazin und Anna<br />

Isele. Hier werden Die Tutoren können jederzeit auf<br />

Erfahrungen untereinander<br />

ausgetauscht,<br />

Unterstützung zurückgreifen.<br />

Tipps gegeben und Probleme diskutiert. Vor allem ausländische<br />

Studierende haben ganz besondere Bedürfnisse.<br />

Die Benutzung der Waschmaschine, Kautionen,<br />

Busfahrpläne und Entleihung von Bettzeug sind für<br />

Fremdsprachler oft nur schwer zu bewältigen.<br />

Auch Wohnheimtutorin Rabiya macht diese<br />

Erfahrungen. Doch sie hilft immer wieder gerne,<br />

denn die Dankbarkeit der Austauschstudierenden sei<br />

meistens besonders groß. Oft führt das zur lustigen<br />

Situation, die kulturelle Barrieren durchbrechen:<br />

»Mein Englisch ist leider nicht so gut, das der Erasmus-<br />

Studierenden oft auch nicht, wir verständigen uns<br />

dann mit Handzeichen, »Waschmaschine«, »Klamotten«<br />

– das klappt.« Rabiya beobachtet durch die<br />

Sprache in den Wohnheimen oft eine Gruppenbildung.<br />

Seit sie Tutorin ist, geht sie auf ausländische Studierende<br />

zu, hält Kontakt und pflegt internationale<br />

Freundschaften.<br />

Die Rückmeldungen, die Boris Magazin und<br />

Anna Isele bekommen, sind ebenfalls durchweg<br />

positiv. Regelmäßig<br />

erhalten sie Teilnehmerlisten<br />

der Veran-<br />

Magazin und Anna Isele bekommen,<br />

Die Rückmeldungen, die Boris<br />

staltungen, die prall sind ebenfalls durchweg positiv.<br />

gefüllt sind, und<br />

Evaluationsbögen, die beste Bewertungen aufweisen.<br />

Besonders beliebt in den Wohnhäusern in<br />

der Jacob-Burckhardt- Straße ist das Running Dinner.<br />

WGs bewerben sich darum, Vorspeise, Hauptgang<br />

oder Nachspeise zu kreieren. Die Teilnehmer genießen<br />

dann jeden Gang in einer anderen Wohnung und<br />

lernen so Mitbewohner kennen. Wohnheimtutorin<br />

Rabiya zählt das zu einem ihrer schönsten Erlebnisse<br />

im Wohnheim. Erst seitdem kennt sie ihre direkten<br />

Nachbarn und statt einem eisigen Hallo tauscht man<br />

sich im Gang rege über den Tag aus. Es wird außerdem<br />

gemunkelt, dass durch das Running Dinner auch<br />

schon die ein oder andere neue Liebe entflammt<br />

ist und sich Pärchen gefunden haben.


21 | Seezeit<br />

Anna Isele und Boris Magazin von Seezeit sehen<br />

neue und freundliche Gesichter immer gerne.<br />

Bewerben kann sich jeder, der in einem Wohnheim<br />

von Seezeit wohnt und Lust und Laune mitbringt.<br />

Als Aufwandsentschädigung<br />

für<br />

Bewerben kann sich jeder, der in einem<br />

Wohnheim von Seezeit wohnt und Lust ihr Engagement<br />

und Laune mitbringt.<br />

dürfen Tutoren bis<br />

zu zwei Semester<br />

länger im Wohnheim wohnen bleiben, insgesamt dann<br />

acht Semester.<br />

Auch Rabiya, die im<br />

neunten Semester Jura studiert,<br />

profitiert davon. Auf die Frage,<br />

was sie allen Interessierten rät,<br />

meint sie lachend: »Einfach<br />

sofort bewerben!«<br />

Text von<br />

Ema Jerkovic<br />

Fotos von<br />

Manuel Fleig<br />

Kontakt Seezeit<br />

Boris Magazin<br />

Tel +49 7531 88 – 7352<br />

Anna Isele<br />

Tel +49 7531 88 – 7343<br />

Mail: team-tutoren@seezeit.de<br />

Bürozeiten:<br />

K304: Mo – Do 9.00 – 12.00 Uhr<br />

und 13.00 – 15.00 Uhr<br />

Fr 9.00 – 12.00 Uhr<br />

Kontakte zu Tutoren hängen in den<br />

jeweiligen Wohnheimen aus.


22 | Seezeit<br />

Ausbildung bei Seezeit<br />

»In vielen Bereichen können unsere Azubis auch eigenverantwortlich<br />

mit den Studierenden arbeiten. Das macht die Ausbildungsberufe für<br />

junge Interessierte besonders attraktiv.«<br />

– Christina Niggemann, Ausbildungsleiterin bei Seezeit<br />

Schon gewusst? Seezeit Studierendenwerk<br />

Bodensee bietet auch Ausbildungsplätze<br />

an. <strong>Campuls</strong> trifft Christina<br />

Niggemann, die Ausbildungsleiterin,<br />

für ein Gespräch über die verschiedenen<br />

Möglichkeiten einer Ausbildung bei<br />

Seezeit, den Ablauf und die Perspektiven.<br />

Text von<br />

Saskia<br />

Volknant<br />

Foto von<br />

Seezeit<br />

Wer sich zurzeit noch in der beruflichen<br />

Orientierungsphase befindet oder sich<br />

gegen ein universitäres Studium entscheidet,<br />

sollte unbedingt über die Ausbildungsmöglichkeiten<br />

bei Seezeit Bescheid<br />

wissen. Denn seit mehr als 20 Jahren<br />

werden junge Menschen hier zum Kaufmann<br />

oder zur Kauffrau für Büromanagement<br />

ausgebildet. Nächstes Jahr kommt<br />

der Ausbildungsberuf Fachmann oder<br />

Fachfrau für Systemgastronomie hinzu.<br />

Bei Seezeit gestaltet sich die<br />

Ausbildung äußerst vielseitig. So bieten<br />

mehrere Fachabteilungen, wie zum Beispiel das Rechnungswesen,<br />

die Personalabteilung, der Zentraleinkauf oder die Assistenz<br />

der Geschäftsführung, einen abwechslungsreichen Einblick in die<br />

verschiedenen Arbeitsbereiche des Studierendenwerks. Als<br />

duale Ausbildung findet ein Ausbildungsteil im Betrieb an der<br />

Universität Konstanz statt. Die Wessenberg-Schule am Seerhein<br />

sorgt für die theoretische Qualifikation.<br />

Was Seezeit als Arbeitgeber für Auszubildende besonders<br />

auszeichnet, ist die Nähe zur Universität und das Arbeiten im<br />

studentischen Umfeld. »In der Uni ist immer etwas los«, lächelt<br />

Christina Niggemann. »In vielen Bereichen können unsere<br />

Azubis auch eigenverantwortlich mit den Studierenden arbeiten.<br />

Das macht die Ausbildungsberufe für junge Interessierte besonders<br />

attraktiv.«<br />

Sechs Auszubildende befinden sich gerade in einer<br />

Ausbildung bei Seezeit. Eine von ihnen ist Vanessa Müller, 23<br />

Jahre alt und im zweiten Ausbildungsjahr zur Kauffrau für<br />

Büromanagement. »Seezeit ist ein junges und modernes Unternehmen,<br />

das uns sehr vielseitige Aufgaben stellt. Wir werden in<br />

den verschiedensten Bereichen eingesetzt: von Wohnen über<br />

Hochschulgastronomie und Rechnungswesen bis hin zum BAföG-<br />

Amt oder dem Service Center. Hier wird es nie langweilig.«<br />

Als Arbeitgeber des öffentlichen<br />

Dienstes bietet Seezeit außerdem sehr<br />

gute Arbeitskonditionen. So werden neben<br />

einem attraktiven Gehalt und 29 Tagen<br />

Urlaub zusätzlich fünf freie Tage für die<br />

Prüfungsvorbereitung gewährt. Und wer<br />

auch langfristig eine Karriere bei Seezeit<br />

anstrebt, kann sich freuen: Die Chance,<br />

nach der Ausbildung übernommen zu werden,<br />

ist nicht gering. Christina Niggemann<br />

erklärt, dass zum Beispiel in den letzten<br />

13 Jahren insgesamt 26 Auszubildende<br />

eingestellt wurden. 13 von ihnen arbeiten<br />

noch heute bei dem Studierendenwerk.<br />

»Fordern und fördern« ist das<br />

Motto der Ausbildungsleiterin. »Wir legen<br />

sehr viel Wert auf Eigenverantwortung<br />

und Selbstständigkeit. Unsere Azubis<br />

dürfen deshalb in vielen unserer Projekte<br />

mitarbeiten.«<br />

Ausbildungsplätze werden jeweils zum<br />

ersten September des Jahres<br />

vergeben. Wer interessiert ist, sollte sich<br />

frühzeitig bewerben, denn das Auswahlverfahren<br />

für 2018 läuft bereits. Weitere<br />

Informationen gibt es auf der Seezeit-<br />

Website unter www.seezeit.com/karriere.<br />

Christina Niggemann steht für Fragen<br />

auch gerne telefonisch und per E-Mail zur<br />

Verfügung: christina.niggemann@<br />

seezeit.com, Tel: +49 7531 – 88 7302.


23 | Seezeit<br />

Gegen Sorge, Angst und Problem:<br />

Die psychotherapeutische Beratungsstelle<br />

von Seezeit im Porträt<br />

Die psychotherapeutische Beratungsstelle (PBS) von Seezeit Studieredenwerk<br />

Bodensee ist ein Angebot an alle immatrikulierten Studierenden<br />

in Konstanz sowie deren Angehörige und Bekannte. Ein Angebot, sich<br />

professionelle Hilfe in prekären Lebenslagen zu holen. In der Universität<br />

geht es vom Foyer in Richtung Al stuDente, die Treppe hinunter, vorbei<br />

an den Getränkeautomaten und noch eineinhalb Etagen tiefer. Dort,<br />

auf Ebene K3, den Flur bis ans Ende entlang, in den Räumen K 313 – 315,<br />

ist die Beratungsstelle zu finden.<br />

Wer den Weg zu diesen Räumlichkeiten sucht,<br />

hat einen Grund dazu. Ein akutes Problem, eine<br />

Situation, die alleine nicht zu bewältigen ist, oder<br />

schlicht das Bedürfnis, seine Sorgen, Ängste und<br />

Hürden mit einer außenstehenden Person zu besprechen.<br />

Montags, mitt-<br />

Im letzten Jahr suchten im Bodenseeraum 685 wochs und freitags kann<br />

Studierende Hilfe, 31% von ihnen unter anderem jeder zwischen 11 und<br />

wegen Lern- und Arbeitsstörungen.<br />

12 Uhr anrufen oder persönlich<br />

vorbeikommen,<br />

sein Anliegen nennen und einen Beratungstermin<br />

vereinbaren. Alternativ kann man die Beratungsstelle<br />

jederzeit per E-Mail kontaktieren. Die Räumlichkeiten<br />

dort sind gestaltet, wie man es von einer solchen<br />

Einrichtung erwartet. Ein schlicht eingerichtetes<br />

Wartezimmer; Zeitschriften und Flyer liegen sorgsam<br />

angerichtet auf den Tischen, an den Wänden entlang<br />

sind Sitzgelegenheiten aufgereiht, ein Jackenständer<br />

steht in der Ecke, einige Bilder und Plakate hängen<br />

an der Wand. Wenig später geht es weiter in die Büros<br />

der Psychotherapeuten. Für die Universität sind<br />

Reinhard Mack, Christine Klaschik und Dr. Britta<br />

Balliel zuständig, an der HTWG bietet Christine<br />

Klaschik dienstags von <strong>17</strong> bis 18 Uhr im Gebäude G,<br />

Raum 030, eine Sprechstunde an. Und worüber wird<br />

dann gesprochen? Im letzten Jahr suchten im Bodenseeraum<br />

685 Studierende Hilfe, 31% von ihnen unter<br />

anderem wegen Lern- und Arbeitsstörungen. Aber auch<br />

Beziehungskrisen oder Probleme im familiären Umfeld,<br />

Prüfungsängste sowie depressive Verstimmungen<br />

sind Themen, die häufig zur Sprache kommen.<br />

Die Hürde oder das Selbsteingeständnis, sich<br />

in einer solchen Situation Hilfe zu suchen, ist für<br />

einige schwer zu überwinden; dafür ist unter anderem<br />

auch eine anonyme Onlineberatung eingerichtet worden,<br />

die als Alternative zum persönlichen Gespräch<br />

dient. Doch ab wann stellt sich die Frage: Sollte ich<br />

mich an eine Stelle wie die PBS wenden? »Spätestens,<br />

wenn ein Freund, Partner, Dozent oder die Eltern<br />

sagen: ‚Du könntest da mal vorbeigehen.‘ Dann auf<br />

jeden Fall. Das sollte einem schon zu denken geben«,<br />

meint Reinhard Mack, Leiter der PBS, dazu. »Damit<br />

ist man aber nicht gleich krank, sondern man hat<br />

einfach eine Krise und kommt mal hier her«, ergänzt<br />

er. Mit wenigen Stunden sei bereits viel zu erreichen.<br />

Und das ist eine Stärke der PBS: Während<br />

Psychotherapeuten in der Stadt oft weniger zeitnah<br />

und flexibel Hilfe anbieten können, ist es an der PBS<br />

von Seezeit möglich, ohne Krankenkasse zu kommen<br />

und zu gehen. Das Studium stellt für<br />

viele eine Herausforderung dar. Nicht nur<br />

die inhaltlichen Anforderungen, auch<br />

das veränderte soziale Umfeld, der Ortswechsel<br />

und einen schwer zu definierender<br />

sozialer Statuts tragen dazu bei, dass<br />

diese Lebenslage krisenanfällig sein kann.<br />

So stellt die PBS für viele eine willkommene<br />

und auch benötigte Anlaufstelle dar,<br />

die bei kleinen oder auch großen Problemen<br />

im Leben von Studierenden beratend<br />

und unterstützend zur Seite stehen kann.<br />

Es ist ein Angebot an alle Studierende, das,<br />

wie der Andrang<br />

zeigt, gerne angenommen<br />

wird.<br />

Text und Foto von<br />

Nicolai Eckert


24 | Kultur<br />

Kreuzworträtsel<br />

19 21 16 34 2 34 34 42 10<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Bis zum 11. Februar Lösung einschicken und Kaffeegutscheine gewinnen.<br />

Kreuzworträtsel von Lea Luttenberger (Lea.luttenberger@uni-konstanz.de)<br />

14<br />

18<br />

23<br />

30<br />

35<br />

39<br />

42<br />

46<br />

50<br />

55<br />

59<br />

12<br />

31<br />

24<br />

19<br />

36<br />

43<br />

56<br />

20<br />

32<br />

40<br />

57<br />

15<br />

47<br />

51<br />

13<br />

37<br />

52<br />

21<br />

33<br />

48<br />

58<br />

25<br />

44<br />

53<br />

22<br />

41<br />

16<br />

34<br />

38<br />

49<br />

29<br />

45<br />

54<br />

<strong>17</strong><br />

→ 1 Ort, an dem Schuhbauteile verscherbelt werden (Plural)<br />

12 Synonym: »Wirklich?« 13 schwarze Apfelbeeren, sehr gesund!<br />

14 Abkürzung Inhaber 15 chem. Zeichen Magnesium<br />

16 engl. ugs. Quatsch 18 spricht von Frieden, Schuld jedoch<br />

an vielen Kriegen 22 mag keiner 23 Statistikprogramm 24<br />

ein Metall, in der Form nicht zum Damit-Sachen-Einwickeln,<br />

sondern zum Draufsetzen 29 siehe 19 30 Abk. Evangelische<br />

Hochschulgemeinde 32 … deum 33 zwischen Handy und<br />

Laptop 35 Geburtsstätten von Hawaii, Parma, Funghi, Margherita…<br />

(Plural) 36 von Alpha bis Omega und a bis… 38<br />

Liebesbündnis 39 der Anfang von Amerika 40 Synonym für<br />

weitsichtigen Menschen, männl. Form 42 ursprünglicher<br />

Name Rucolas im deutschsprachigen Raum 44 Klo 45 kommt<br />

nach dem AT 46 Hauptstadt aus dem gängigen Vornamen<br />

Capones und einer Todsünde 48 leider zu wenige Leute, um<br />

Trios zu sein 50 gibt man hoffentlich am Ende des Grundstudiums<br />

ab 51 Mengenangabe beim Kochen 53 der Vorname<br />

vom Reh ist Kartoffelpü, was ist der Nachname von »Wettervorhe«?<br />

55 …, lass das! 56 3. Person Singular von sich etwas<br />

in Gedanken ausmalen 59 Bodensee auf Englisch<br />

↓ 2 lat. gut; auch ein männl. Spitzname 3 Sachen zum Hauen<br />

4 Verstanden! 5 inmitten von »Mitten« 6 Berberaffe 7<br />

Flächeneinheit 8 deutscher Energiekonzern mit Sitz in Essen<br />

9 Das Ende von fern 10 Kurzwort einer Nachwuchs-Aufbewahrungsanstalt<br />

11 Kräftemessen an einem griechischen<br />

Buchstaben 14 abgedrehte quadratische Funktion 15 schwierige<br />

Situation <strong>17</strong> Behältnis für die kleinen weißen Zylinder<br />

(als Ökoversion sind sie braun), die die Schadstoffe aus dem<br />

Zigarettenrauch ziehen sollen 19 männl. italienischer Artikel<br />

20 kann sicher geglaubtes Todesurteil in 100-jährigen Schlaf<br />

verwandeln oder Kleider und Kutschen schenken 21 Prostituierte,<br />

die keinen im Tee haben 22 Abkürzung der schottischen<br />

Behörde für Schifffahrtsnavigation »Northern lighthouse<br />

board« 25 nicht Peters Käse, sondern … 31 höchstes Salz<br />

der Erde 34 Abk. Lebensmitteleinzelhandel 37 grüner Europäer<br />

41 grüne Suchmaschine 43 Marihuana konsumieren, 1.<br />

Person Singular 47 Schuhgeschäft und viertgrößte Stadt Nevadas<br />

49 HipHop-Künstler … Pual (eig. Paul) 52 Abkürzung<br />

»Landes-Tarif-Niedersachsen« 54 Abkürzung »Governance,<br />

risk & compliance« 57 Die Hälfte von acht 58 Anan…


25 | Kultur Felix Strasser: Einer, der fehlt<br />

Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Porträt von Felix<br />

Strasser erscheinen. Doch am 5. Oktober dieses<br />

Jahres starb Strasser völlig überraschend mit nur 41<br />

Jahren. Der Wahlkonstanzer arbeitete als Theaterpädagoge,<br />

Regisseur und Autor. Strasser studierte in<br />

Essen, Weingarten und an der Universität der Künste<br />

in Berlin, wo er unter anderem an der Volksbühne<br />

arbeitete. Im Jahr 2006 kam Strasser nach Konstanz,<br />

inszenierte am Stadttheater und übernahm 2007 die<br />

Leitung des Jungen Theaters. Strasser dozierte an verschiedenen<br />

internationalen Hochschulen, bevor er<br />

2014 Mitarbeiter der HTWG Konstanz und Leiter des<br />

Hochschultheaters wurde. Außerdem leitete er gemeinsam<br />

mit Andreas Bechthold den HTWG-eigenen<br />

Rundfunk ‚Fischersbräutigam‘. Nebenbei gründete<br />

Felix Strasser ein »mobiles theaterpädagogische<br />

Zentrum« namens ‚Die Spielmacher‘ und war 2016<br />

Protagonist des freizugänglichen Computerspiels<br />

‚Strasser!‘ Der Theatermacher war in ganz Konstanz<br />

bekannt und beliebt. Er inspirierte zahlreiche junge<br />

Menschen, die er mit oft ungewöhnlichen Projekten<br />

für das Theater begeistern konnte. Beispielsweise<br />

inszenierte Strasser Theater in den Konstanzer Stadtbussen<br />

oder kooperierte mit der Südwestdeutschen<br />

Philharmonie in den Konstanzer Thermen. Auf den<br />

folgenden Seiten sollen die Menschen zu Wort kommen,<br />

die Felix Strasser kannten, mit ihm gearbeitet<br />

haben und von seiner Begeisterung angesteckt<br />

wurden. Wollte man alle Menschen zu Wort kommen<br />

lassen, die Felix Strasser kannten und schätzten,<br />

hätte ein ganzes Magazin mit ihren Geschichten gefüllt<br />

werden können. Unser Dank gilt dennoch all<br />

denen Menschen, die trotz ihrer Trauer Worte für<br />

diesen Nachruf gefunden haben, um Felix Strassers<br />

Andenken lebendig zu halten.<br />

Mervan Ürkmez ist 23 Jahre alt, arbeitet zurzeit als<br />

Schauspieler am Theater Oberhausen. Er hat das<br />

Theaterwissenschaftsstudium in Berlin begonnen,<br />

dann aber auf ein Schauspielstudium in Berlin<br />

umgesattelt. Ürkmez kennt Felix Strasser vom Jugendclub<br />

des Jungen Theaters in Konstanz. Dort hat<br />

er in den Inszenierungen »Pleasent View« und »9/11«<br />

mitgespielt:<br />

»Sobald ich über Felix nachdenke, fällt mir auf, wie prägend er für<br />

mich und meinen Lebensweg war. Einerseits was mein Selbstbewusstsein<br />

angeht, insbesondere kritisches und reflektiertes<br />

Denken, Dinge anders sehen und hinterfragen, wie ich mich<br />

wahrnehme, wie die Welt und so weiter. Andererseits wie ich<br />

Theater verstehe und sehe. Ich arbeite jetzt als Schauspieler<br />

und alles, was ich jetzt tue in diesem Beruf, wird immer im Verhältnis<br />

stehen zu dem, was ich von Felix gelernt habe.<br />

Für seinen Enthusiasmus, seine Offenheit und seinen unbedingten<br />

Glauben an einen werde ich ihm immer dankbar sein.«<br />

Mervan<br />

Malina Epp hat Felix Strasser 2010 ebenfalls im<br />

Jugendclub kennengelernt. Die gebürtige Reichenauerin<br />

ist heute 22 und studiert Kulturwissenschaften<br />

mit Theater und Medien in Hildesheim.<br />

Sie schreibt uns aus Madrid, wo sie gerade ihr Auslandssemester<br />

absolviert:<br />

»Ein paar Zeilen über Felix zu schreiben, fällt tatsächlich immer<br />

noch schwer, ohne dass die Tränen in mir hochsteigen. Ich<br />

habe Felix im Jugendclub des Jungen Theaters zum ersten Mal<br />

getroffen und kann gar nicht in Worte fassen, wie glücklich ich<br />

Malina


26 | Kultur<br />

darüber bin, ihn kennengelernt zu haben. Nach »9/11« haben ein<br />

paar Clubber und ich noch zwei kleinere Produktionen mit Felix<br />

zusammen gemacht. Besonders gerne erinnere ich mich an »Riders<br />

on the storm« zurück. Felix war für mich mehr als nur ein Theaterpädagoge.<br />

Er war ein Mentor und Vorbild zu einer Zeit in meinem<br />

Leben, in der ich nach jemandem gesucht habe, der mir den<br />

Weg zeigt. Felix hatte eine unglaubliche Energie, die er mit<br />

einer irrsinnigen Freude an alle Menschen in seiner Umgebung<br />

weitergegeben hat. Er hat einen inspiriert, begeistert und ermutigt.<br />

Der Gedanke, dass Felix nicht mehr da ist, ist für mich immer<br />

noch nicht greifbar.«<br />

Manuela »Mela« Breucker ist 24 Jahre alt und Schauspielerin<br />

im Ensemble des Hochschultheaters der<br />

HTWG unter Leitung von Felix Strasser. Außerdem<br />

war Mela Breucker Hilfswissenschaftlerin bei<br />

Felix Strasser, teilte sich ein Büro mit ihm und organisierte<br />

hinter den Kulissen Projekten wie ‚Liebe<br />

macht nass‘ mit. Heute wohnt Mela Breucker in<br />

Hamburg und studiert Kultur- und Medienmanagement<br />

(auf dessen erfolgreiche Aufnahmeprüfung<br />

Felix Strasser sie intensiv vorbereitet hat):<br />

»Als ich Felix kennengelernt habe, hatte ich gerade beschlossen,<br />

meine vermeintlich vorübergehende Leidenschaft Theater an<br />

den Nagel zu hängen. Heute studiere ich Kulturmanagement. So<br />

war Felix: An seiner Begeisterung kam man nicht vorbei. Du<br />

hast mich motiviert, inspiriert und hast die Leidenschaft in jedem<br />

entfacht, den du getroffen hast. In einem Gespräch mit dir konnte<br />

aus einem kurzen Geistesblitz ein ganzes Konzept entstehen.<br />

Zweifel hast du nie zugelassen, genauso wenig wie schlechte<br />

Stimmung. Felix, deine Energie hat uns angesteckt und wir werden<br />

in deinem Sinne alles geben, um die Welt um uns fröhlicher<br />

und besser zu machen. Danke für alles. Mach's gut.«<br />

Mela<br />

Premiere »Bedingungslos«<br />

Das HTWG-Theater hat beschlossen, auch nach dem Tod von<br />

Felix Strasser weiterzumachen und die für dieses Semester geplante<br />

Inszenierung umzusetzen. Hier sprechen einige aktuelle<br />

Ensemblemitglieder über Felix Strasser.<br />

Jasmin<br />

Jasmin Fink ist 20 Jahre alt und studiert an der<br />

HTWG im dritten Semester Kommunikationsdesign.<br />

Sie gehört zur Leitung von ‚Fischersbräutigam‘:<br />

»Felix bedeutete mir sehr viel. Man konnte mit jedem Problem zu<br />

ihm gehen, es mit ihm besprechen und sich helfen lassen. Doch<br />

er mischte sich nie weiter ein, als man sich geöffnet hat. Der Stundenplan<br />

der letzten Semester war sehr voll, doch er war der<br />

Grund, warum ich jedes Mal ins Radio oder in die Band kam und<br />

vergaß, dass ich eigentlich schon keine Energie mehr hatte.<br />

Durch ihn habe ich gelernt, erwachsen mit Problemen und Kritik<br />

umzugehen. Felix hob meine schon stark vorhandene Begeisterung<br />

noch um ein Zehnfaches. Ich habe durch Felix so viele wunderbare<br />

Menschen kennengelernt. Ich vermisse ihn.«<br />

Dorit Binder studiert Umwelttechnik und Ressourcenmanagement<br />

im 5. Semester, als Hiwine arbeitete<br />

sie für Felix Strasse.<br />

»Felix hat mich bei meiner Erstsemestereinführung mit seiner<br />

offenen Art so beeindruckt, dass er mich sofort für das Theater<br />

begeistert hat. Dort hat er uns gefordert und gefördert und aus<br />

Fremden sind gute Freunde geworden, sodass mir das Theater<br />

viel Kraft für den Alltag gab. Besonders prägend war für mich<br />

auch die Zeit, in der ich mit ihm organisiert und gearbeitet habe,<br />

erst beim Aufbau des Kulturtickets und dann als seine Hiwine.<br />

Wir haben gemeinsam den Sommer über das Stück geschrieben,<br />

das wir nun ohne ihn auf die Bühnen bringen werden. Bei Felix<br />

wurde ich das erste Mal nicht als billige Arbeitskraft gesehen, die<br />

Hilfsjobs machen kann, sondern als gleichberechtigte Partnerin<br />

ernst genommen. Er hat mir in allen Lebenslagen mit Rat und<br />

Tat zu Seite gestanden und mich durch seine ansteckende Freude<br />

und sein Vertrauen in mich über mich hinauswachsen lassen.<br />

Felix war für mich Mentor und guter Freund und wird mich wohl<br />

mein Leben lang begleiten.«<br />

Dorit<br />

Katrin »Kaddy« Jödicke promoviert an der HTWG in<br />

Agrartechnologie. Außerdem hat Felix Strasser sie<br />

vom Radio begeistert und überzeugt, als ‚Sushi süßsauer‘<br />

auch beim Hochschulfernsehen mitzumachen:<br />

»Ich weiß gar nicht wirklich, wie oder wann ich Felix kennengelernt<br />

habe. Irgendwie bin ich mal zu einer Infoveranstaltung und<br />

dann einer Probe. Statt beim Schauspiel bei den Textern gelandet,<br />

Abendkasse, Kaffeepausen, kurz mal »Hallo« sagen bei<br />

ihm im Büro, Radio und Talkshow und am Ende auch Leserin im<br />

Roten Arnold. Und irgendwie sind wir auch Freunde geworden.<br />

Begeistern und mit seiner Energie anstecken – wenn es einen<br />

Menschen gab, der das konnte wie kein zweiter, war’s Felix.<br />

Egal wie dramatisch das jetzt klingt, so war es. Und jeden, den er<br />

angesteckt hat, hat er damit motivierter, glücklicher, begeisterter<br />

und eben besser gemacht. Und damit auch ein bisschen die<br />

ganze Welt.<br />

Das letzte Mal hab ich ihn auf dem Campus gesehen,<br />

bei den orangenen Figuren. Fröhlich im Gespräch, kurze Pause<br />

für das typische »Hey Kaddy«. Ich bin kurz stehen geblieben,<br />

ein paar Sätze. Dann meint er: »Jetzt musst‘ aber weiter, wir reden<br />

über Geheimnisse.« Was für Geheimnisse das waren?<br />

Keine Ahnung, vielleicht erzählt er sie mir irgendwo irgendwann<br />

doch noch.«<br />

Kaddy<br />

Verena Graf ist 23 Jahre alt und studiert Gesundheitsinformatik<br />

an der HTWG Konstanz. Felix Strasser<br />

hat sie im Theater kennengelernt, wo sie »verrückte<br />

Menschen, ungefähr 1000 Tassen Tee im Ruheraum,<br />

intensive Begegnungen und Begeisterung« kennenlernen<br />

durfte. Victor Venz studiert an der Uni Deutsch<br />

und Chemie auf Lehramt und ist 27 Jahre alt. Er hat<br />

schon einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften<br />

und machte seit seinem Master Theater mit Felix<br />

Strasser. Er fuhr fast täglich an die HTWG, um mit<br />

Strasser »über Gott und die Welt zu sprechen.«<br />

Verena Graf und Victor Venz sind ein Paar, das sich im<br />

Hochschultheater kennengelernt hat:<br />

»Lieber Felix! Dies ist der schwerste Text, den wir jemals für dich<br />

schreiben mussten, denn es gibt weder Tee und Kekse noch<br />

Verena und Victor


27 | Kultur<br />

lustige Anekdoten von dir. Kein Lächeln und kein »Jaaaaaa,<br />

Maaann!« Keine quietschige Stimme und keine anderen Imitationen.<br />

Und auch kein »Ich weiß gar nicht, wieso ihr an euren<br />

Texten zweifelt. Da steckt euer Herzblut drin, also sind sie gut,<br />

sie sind echt.« So wie bei diesem Text.<br />

Nur zwei Dinge bleiben. Das Erste ist die Trauer. Dein Tod<br />

hat eine große Lücke hinterlassen, die uns frösteln lässt. »Freeze!«<br />

Wir vermissen dich.<br />

Nicht nur deine quirlige, energetische Art, für die du berühmt<br />

warst. Auch dein unerschütterliches Vertrauen in uns,<br />

deine herzlichen Umarmungen, deine Ermutigung auch zu Dummheiten<br />

und Aberwitz. Jedes Semester die gleichen Geschichten<br />

erzählt zu bekommen, von Barbara und Musti. Und deine Gabe,<br />

jeden Menschen so anzunehmen, wie er ist, das Gute in jedem<br />

zu sehen und Gemeinschaft zu schaffen.<br />

Du warst nicht nur ein Dozent, du warst ein Freund und<br />

Mentor, warst dir nicht zu schade, dich mit uns auf eine Stufe<br />

zu stellen, selber anzupacken und mit zu schwitzen und mit zu lachen.<br />

Du hast manchmal gesagt, dass du nicht weißt, wie etwas<br />

werden wird oder wie man es zu Wege bringen soll, aber du bist<br />

fröhlich vorangegangen und hast alle um dich herum mit deiner<br />

großen Leidenschaft mitgerissen. Wir wünschen uns, dass etwas<br />

davon in dieser Welt bleibt.<br />

Dies ist das Zweite. Du wirst immer bei uns bleiben, denn<br />

du hast uns alle berührt und verändert. Du hast uns stark gemacht<br />

und uns auf unseren Weg gebracht. Nun müssen wir vorangehen<br />

und die Zeit mit dir wird der Wind in unseren Segeln sein. Unsere<br />

Kreativität und unser Schaffen wird von dir geprägt sein. Wir<br />

werden alle Erinnerungen an dich wie einen Schatz behüten und<br />

sie mit der Welt teilen.<br />

»Und Musti-Check!« Du hast Unpünktlichkeit gehasst, weil<br />

du dir immer gleich Sorgen gemacht hast, wolltest aber nie der<br />

spießige Typ sein, der auf Pünktlichkeit besteht. Warst bei allem<br />

immer viel zu früh da und nun bist du viel zu früh von uns gegangen.<br />

Wir hätten dir – und uns – viel mehr Zeit gewünscht. Wir<br />

vermissen dich. Du warst mehr als nur ein Dozent, ein Freund,<br />

ein Mentor. Du warst ein Held.«<br />

Lisa Marquard, seit 2014 beim Theater der HTWG,<br />

bei 4 Stücken mitgearbeitet, bei 3 Stücken mitgespielt.<br />

Bald mit dem Kommunikationsdesignstudium<br />

fertig. Felix Strasser hat sie fast ihr ganzes Studium<br />

begleitet:<br />

»Bevor ich Felix begegnet bin, hätte ich mich wohl nicht getraut,<br />

im Theater mitzuspielen, und war bis »Mittsommer« noch nicht<br />

ganz überzeugt, ob ich das schaffen würde. Felix hatte eine so ansteckende<br />

positive Ausstrahlung, die wahnsinnig motivierend<br />

war, sodass ich nicht nur mitspielen, sondern auch gleich eine<br />

große Rollen übernehmen wollte. Das ging vielen von uns so<br />

und dank Felix' Worten waren wir alle zwar immer ein klein wenig,<br />

aber nie zu sehr aufgeregt vor einer Premiere.<br />

Wir vermissen dich sehr, Felix. Jedes Mal, wenn man an<br />

deinem Büro vorbeikommt, hat man das Bedürfnis, hineinzugehen<br />

und mit dir zu quatschen, über alles, positiv wie negativ,<br />

immer lustig und immer gut gelaunt, bei einem heißen Tee.«<br />

Lisa<br />

Anna und<br />

Janek<br />

Anna und Janek Zähringer leben und studieren mittlerweile<br />

in Dresden. Beide spielen schon lange<br />

Theater und waren schon unter Felix Strassers Vorgänger<br />

Ensemblemitglieder im Konstanzer HTWG-<br />

Theater. Strasser lernten sie bei seinem Vorstellungsgespräch<br />

für die Stelle kennen:<br />

»Felix kam rein wie ein Wirbelwind und hat uns Studenten wie<br />

auch das Präsidium durch seine frische Art und seinen Witz<br />

sofort voll und ganz von sich überzeugt. Danach waren wir bei<br />

mehreren seiner Stücke beteiligt, Anna bei »Die Freiheit der<br />

Andersdenkenden« und »Mittsommer«, Janek bei »Mittsommer,<br />

Bedingungslos« (Co-Regie und Dramaturgie als Hiwi) und<br />

»Geschichten aus dem Jenseits« (Co-Regie).<br />

Anna Zähringer:<br />

»Die positive Begeisterung, die Felix im Überschuss zu haben<br />

schien, schwappte sehr schnell auf mich über und besonders die<br />

Zusammenarbeit im Rahmen seines ersten Projekts an der HTWG<br />

(»Die Freiheit der Andersdenkenden«) habe ich sehr genossen.<br />

Ich hatte schnell das Gefühl, dass wir in Sachen Theater ähnliche<br />

Dinge sehen und fühlen. Es kam nicht selten vor, dass er in den<br />

Proben meine Gedanken aussprach und er sagte mir einmal, dass<br />

das auch andersherum so war. Auch auf einer persönlichen Ebene<br />

hat Felix bei mir sehr viel angestoßen, bewegt und ins Rollen<br />

gebracht. Danke, Felix, dass du mir geholfen hast, in meiner eigenen<br />

Entwicklung einen Schritt weiter nach vorne zu gehen!«<br />

Janek Zähringer:<br />

»Ganz besonders gerne erinnere ich mich an die Zeit zurück, in<br />

der wir zusammen ein Stück erarbeitet haben. Wir haben uns<br />

tagtäglich mehrere Stunden gesehen und das Besondere mit Felix<br />

war, dass die interessanten Gesprächsthemen nie ausgegangen<br />

sind und es war einfach immer herzlich und extrem witzig in seiner<br />

Gesellschaft. Felix war ein unglaublich wichtiger Freund<br />

und Weggefährte für mich. Seine Art und Weise, Menschen zu<br />

begeistern und auf unbekannte Situationen aufgeschlossen zu<br />

reagieren, haben mich nachhaltig beeinflusst. Ich denke häufig<br />

an ihn, wenn ich in einer Lebenssituation bin, in der ich zunächst<br />

nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Dann höre ich öfters<br />

seine Stimme im Kopf, so kitschig wie das auch klingen mag<br />

(er fände das sicher total witzig, wenn er wüsste, dass er eine<br />

Stimme in meinem Kopf ist!


28 | Kultur<br />

Tradition inside out:<br />

Der 11.11. mit dem Fasnachts-Verein<br />

Freie Konstanzer Blätz<br />

Einmal im Jahr – abgesehen vom Oktoberfest –<br />

weht in Deutschland ein Hauch Anarchie<br />

durch Städte und Dörfer. Die gemeinhin als<br />

ordnungsliebend und selbstbeherrscht geltenden<br />

Deutschen frönen zu dieser Zeit traditionell<br />

den Lastern, bevor die vorösterliche<br />

Fastenzeit beginnt. Es ist die Zeit, in der die<br />

Managerin am helllichten Tag beschwipst<br />

im flauschigen Bärenkostüm mit dem Zahnarzthelfer,<br />

als Butterblume verkleidet, schunkelnd<br />

durch die Straßen zieht.<br />

Die Menschen<br />

sind bunt,<br />

trinken, singen<br />

und feiern.<br />

Und das<br />

in der Kälte.<br />

Sie lassen den<br />

Anzug zu<br />

Hause und schneiden sich Krawatten ab. Vorgesetzten wird die<br />

Meinung gegeigt. Man schert sich nicht um Konfetti in den Dielenzwischenräumen<br />

und trinkt ungefragt aus fremden Bechern.<br />

Ein bizarres Spektakel für Karneval-, Faschings- oder Fasnachtsneulinge<br />

oder -agnostiker.<br />

Es ist der 11.11., offizieller Beginn des rheinischen Karnevals.<br />

Wir befinden uns allerdings in der Hochburg der schwäbischalemannischen<br />

Fasnacht: Konstanz. Ein großer Unterschied in<br />

den Traditionen, wie man hier zu Lande betont. Den 11.11. als<br />

Beginn des närrischen Treibens hat man dennoch auch hier bereitwillig<br />

adaptiert.<br />

Statt der anarchischen Brise schlägt einem am Spätnachmittag<br />

die übliche nasskalte, nebelige Novemberluft ins Gesicht.<br />

Die Straßen in Konstanz sind menschenarm. Kurz vor der Tapas-<br />

Bar La Bodega in der Niederburg steht eine kleine Menschentraube<br />

in mittelalterlichen Kostümen. Fahnenschwingend, trommelnd.<br />

Ein Wesen im bunten Flickenkostüm zappelt auf dem vom Regen<br />

glänzenden Kopfsteinpflaster. Das ist der Blätz, wie man mir<br />

euphorisch erklärt. »Blätz heißt Hahn«, fügt man geduldig hinzu.<br />

Er hätte das ganze Jahr in Gefangenschaft im Pulverturm verbracht<br />

und werde nun freigelassen. Mit ernsthafter Miene nicke<br />

ich verständnisvoll und schon werde ich vom<br />

Pulk des Fasnachtsvereins Freie Konstanzer<br />

Blätz mit durch die Straßen geschoben. Während<br />

mir fast intuitiv ein »Alaaf«, das ich<br />

aus dem Fernsehen kenne, herausrutscht,<br />

Text von<br />

Fiona Schiffer<br />

Foto von<br />

Manuel Fleig<br />

schallt es »Ho Narro« um mich herum. Ein zartes Echo tönt von<br />

Kindern auf Schultern ihrer tapfer im Regen stehenden Eltern<br />

zurück. Das Getrommel hat eine mitreißende Wirkung, die aber<br />

mit nicht zu leugnendem Unbehagen daherkommt. Es klingt<br />

nach Tradition, nach ehrfürchtigem Spaß. Der Vize-Präsident<br />

Alexander Prall, von Vereinskollegen Alex genannt, erklärt mir<br />

zum Geschehen: »Mir sind Entertainer!« Er hat uns fürsorglich<br />

in die Obhut seiner Vereinskollegen gegeben. Heidi Herrigel<br />

läuft mit mir etwas weiter hinten. Sie ist bereits fast seit Vereinsgründung<br />

1972 Mitglied bei den Freien Blätz. Bei den Fahnenschwingern<br />

war sie früher. Das Geheimnis des Fahnenschwingens<br />

sei die Bewegung aus dem Handgelenk, sagt sie. Die schweren,<br />

bodenlangen Röcke der Damen haben sich bereits bis auf Höhe<br />

der Kniekehlen mit Wasser vollgesogen, da sind wir endlich am<br />

Ziel angelangt: Am Obermarkt vor dem Hotel Barbarossa. Dort<br />

trifft man auf die Seegeister, ein weiterer Fasnachtsverein. Es<br />

ist wie mit den meisten Gangs. Man respektiert und grüßt sich.<br />

Aber man weiß auch, wo man hingehört. »Gesunde Konkurrenz«,<br />

wie es Alexander Prall mit einem Augenzwinkern nennt. Denn<br />

jeder Verein hat seinen Aufgabenbereich. Während die Seegeister<br />

den Geist Kunibert aus dem Bodensee bergen müssen, ist es für<br />

die Freien Konstanzer Blätz nun an der Zeit, historische Texte von<br />

Pergamentrollen abzulesen und in Mikrofone zu sprechen. Es<br />

geht um die traditionelle Entlohnung der Stadtwächter, die die<br />

Stadt das ganze Jahr beschützt haben und nun beim Säcklmeister<br />

vorsprechen. Währenddessen springt der Befreite Blätz weiterhin<br />

fröhlich in der Mitte umher.<br />

Ich erhalte ein WhatsApp-Video einer Freundin aus Köln.<br />

Betreff: »11.11.!!!« Ein Kameraschwenk durch eine überfüllte<br />

Kneipe mit Lieder schmetternden Rheinländern vor Schnapsund<br />

Kölschgläsern.<br />

Ich blicke vom Handy auf. Ariane Wölber, die Vereinspräsidentin,<br />

hängt mir freundlich eine Luftschlange um. Es folgt<br />

der inoffizielle Teil im warmen Hinterzimmer des Hotels<br />

Barbarossa. Wir werden herzlich begrüßt und freundlich von<br />

unseren Tischgenossen dazu ermuntert, uns doch auch in die<br />

Anwesenheitslisten einzutragen. Christiane Weh hat Geburtstag.<br />

Der neue Vereins-Pin wird ihr feierlich angesteckt, ein Ständchen<br />

wird geträllert. Geschunkelt wird immer noch nicht. Einem der<br />

Kinder wird zu seiner Fahnenschwinger-Premiere gratuliert und<br />

die Präsidentin versucht gegen das Geklapper von Messer<br />

und Gabel, mit welchen man sich Wurstsalat und Chili Con


29 | Kultur<br />

Carne widmet, anzureden. Es wird zum Networking<br />

aufgerufen und über die Maße der neuen<br />

Vereinsfahne abgestimmt. Und so geht der Abend<br />

gesellig zur Neige.<br />

In Punkto Ausgelassenheit war der Konstanzer<br />

Auftakt der fünften Jahreszeit vielleicht noch etwas<br />

zurückhaltend. Aber der Blätz als Symbol der Fruchtbarkeit<br />

wurde ja auch soeben erst befreit. Wie sich<br />

seine närrische Kraft entfaltet, darf man gespannt mit<br />

Blick auf die Straßenfasnacht im Februar abwarten.<br />

(Konstanzer) Fasnachts-Facts<br />

1. Das traditionelle Gewand nennt man Häs.<br />

2. Beginn der schwäbisch-alemannische Fasnacht ist<br />

traditionell am 6. Januar.<br />

3. Die Straßenfasnacht beginnt in Konstanz mit dem<br />

Butzenlauf am Abend vor dem »Schmotzigen Dunschtig«,<br />

dem Donnerstag vor Aschermittwoch.<br />

4. »Schmotzig« bedeutet in diesem Fall »fettig«,<br />

da an diesem Donnerstag oftmals traditionell vor<br />

der fleischlosen Fastenzeit geschlachtet wurde.<br />

5. Der Umzug der Hemdglonker ist ein ortstypischer<br />

Brauch der Konstanzer Fasnacht, der am frühen<br />

Morgen des »Schmotzigen Dunschtig« stattfindet.<br />

6. Nach dem Fasnachts-Sonntag, an dem in Konstanz<br />

der große Fasnachtsumzug stattfindet, endet<br />

die närrische Zeit dann mit den Verbrennungen, wie<br />

zum Beispiel der des Geistes Kunibert.<br />

ZGH 0088/45 · 09/16 · Foto: peterheck.de<br />

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30 | Kolummne<br />

Home sweet home:<br />

Zur Debatte über Heimat<br />

Die Debatte über Heimat geht mir unter die Haut. Sie nagt an mir wie ein Mynock an den<br />

Treibstoffleitungen des rasenden Falken. Verzeiht mir die kleine Star-Wars-Referenz. In nerdiger<br />

Anspielerei fühle ich mich eben einfach zuhause. Und da ist sie wieder. Die Heimat – da, wo man<br />

zuhause ist. Ich will nicht über Heimat sprechen, weil ich das miese Gefühl habe, dass uns die<br />

aktuelle Heimatdebatte von den rechten Vereinfachern untergejubelt wurde. So ist Heimat fatalerweise<br />

auch in meiner Wahrnehmung rechts konnotiert. Und gerade im universitären Umfeld begegnen<br />

mir viele Kommilitonen, die sich deshalb als antideutsch und antinational bezeichnen. Das<br />

ist aber eben nur die eine, intellektuell angehauchte Seite einer Medaille, die auf ihrer anderen<br />

und in den Medien weitaus präsenteren Seite die Identitären, Unabhängigkeitskämpfer und die AfD<br />

zeigt. Mit einem Freund aus Hamburg unterhalte ich eine Art digitale Brieffreundschaft. Das ist<br />

zugegebenermaßen viel pseudo-intellektuelle Eierschaukelei. Vielleicht gefallen wir uns ein bisschen<br />

zu sehr in der Rolle der kritischen Geister, die, vom Weltschmerz gepeinigt, von außen auf die<br />

Gesellschaft blicken und ihre Beobachtungen seufzend in die Tasten hauen. Aber sei’s drum. Oft<br />

bringen wir uns gegenseitig auf interessante Gedanken. Und das lässt das bisschen Eierschaukelei<br />

doch allemal verschmerzen, finde ich. Im richtigen Leben ist mein Hamburger Freund jedenfalls<br />

Psychologe und damit sehr versiert darin, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen. Zuletzt<br />

stellte er mir die folgende: »Was gibt Halt und Heimat in einer globalisierten Welt?«<br />

Ich dachte: Jetzt kommt der auch noch mit der Heimat um die Ecke. Diese Frage haben wir<br />

uns doch nur einreden lassen. Weil es salonfähige Ansicht ist, dass Globalisierung Verlusterfahrung<br />

und Heimat demgegenüber Geborgenheit und Sicherheit bedeute. Reflexhaft wollte ich also<br />

die Frage abschmettern. Ich wollte mich einer Debatte nicht stellen, die ich für von rechts gemacht<br />

hielt. Und doch köchelte es in mir. Ich musste zugeben: Die Debatte zu verweigern, wäre die maximale<br />

Bankrotterklärung. Also das ideologische Visier hochgeklappt, denn Säbel zwischen den<br />

Zähnen hervorgeholt und angefangen über Heimat nachzudenken. Wie stehe ich zu meiner Heimat<br />

und meinem Heimatland? Sind scheinbar verlorene Ankerpunkte wie Nationalstolz, fixe Geschlechteridentitäten<br />

oder Rollenbilder tatsächlich verloren, und sollten wir sie in irgendeiner Form (re-)<br />

aktivieren oder doch lieber froh sein über die gewonnene Freiheit? Froh sein ginge schon, wäre<br />

diese Freiheit nicht so brutal anstrengend. Ich identifiziere mich seit Beginn meines Studiums und<br />

meiner beruflichen Orientierung in den Journalismus stark damit, intellektuell und kri-<br />

Text von tisch zu sein. Ich will mich lösen von feststehenden Begriffen, Rollenbildern, politischen<br />

Lagern und möglicherweise überkommenen Konzepten wie nationaler Identität<br />

Marc-Julien<br />

Heinsch oder Leitkultur. In letzter Konsequenz bedeutet so zu denken schließlich, alle scheinbaren<br />

Wahrheiten anzuzweifeln. Das ist aber alles andere als alltagstauglich und hinterlässt<br />

eine sehr, sehr große Leerstelle. Ich versuche sie, wie viele andere auch, mit einer starken<br />

Ausdifferenzierung meines Ichs zu füllen. Denn ich bin ja so individuell und anders als alle anderen.<br />

Und im nächsten Moment ekele ich mich vor dem hochgestochenen Quatsch, den ich mir nur<br />

einrede, um mich nicht mit Deutschland identifizieren zu müssen. Ah, Selbstekel ist noch eine gute<br />

Ergänzung zu meinem Persönlichkeitsportfolio. Aber weiter im Text.<br />

Auch wenn ich mich jeder Feststellung verweigere, stelle ich doch wieder etwas fest. Ein<br />

Denken, das keine Wahrheiten zulässt – ich weiß, ihr denkt: Wie war das gerade mit dem hochgestochenen<br />

Quatsch? Aber im letzten Drittel des Textes sei mir ein bisschen performativer Widerspruch<br />

erlaubt. Jetzt geht es schließlich um eine Message, die zum Nachdenken anregt! –, dem<br />

ich anhängen will, ist nur durch seine zeitliche Ausdehnung denkbar. Betrachtet man einen einzelnen<br />

Moment wie einen Schnappschuss, so wird er auch mich in bestimmten Positionen, Lagern,<br />

Ideologien und Denkschulen verhaftet zeigen. Diese werden von mir aber ständig hinterfragt, sie<br />

sind im Fluss. Ich will sagen: Für mich hat sich Heimat nicht nur auf die Ausdifferenzierung<br />

meines Ichs verlagert, sie hat sich auch auf die komplette Zeitachse meines Lebens ausgedehnt und<br />

sich dabei zerfasert. Das führt zu einem Verlustgefühl, welches ich nicht abstreiten kann, das ich<br />

aber eben produktiv zu nutzen versuche. Zum Beispiel indem ich Heimat als große Erzählung betrachte.<br />

Als solche ist Heimat von ständig wechselnder Gestalt, höchst abhängig vom Blickwinkel<br />

und damit per se instrumentalisierbar. Das heißt aber auch: Heimat ist erstmal weder positiv noch<br />

negativ. Die Gefahr besteht zwar, dass sie damit beliebig wird und wiederum keine Geborgenheit<br />

mehr stiftet. Doch für jeden Einzelnen kann das Heimatnarrativ in einem Moment konkret und<br />

geborgenheitsstiftend sein. Für mich bedeutet Heimat in genau diesem Moment – jetzt, da ich<br />

darüber konzentriert nachdenke und davon schreibe – die Menschen, die ich liebe, die ich um mich<br />

brauche und die mir das Leben mit all seinen Unzulänglichkeiten immer erträglich und darüber<br />

hinaus die meiste Zeit sehr lebenswert machen. Gehe ich davon aus, dass es jedem dieser Menschen<br />

gerade jetzt genauso geht, so ist das doch für den Moment ein Gedanke, der mir sehr viel<br />

Geborgenheit stiftet.


31 | Seezeit<br />

BAföG-Amt<br />

Gustav-Schwab-Straße 5<br />

78467 Konstanz<br />

Tel +49 7531 - 88 7265<br />

Fax +49 7531 - 88 7299<br />

bafoeg@seezeit.com<br />

Mo - Do 9.00 - 12.00<br />

und 13.00 - 15.30 Uhr<br />

Service Center<br />

Erste Hilfe zu allen<br />

Seezeit-Themen.<br />

Uni Konstanz, Ebene A 5<br />

Tel +49 7531 – 88 7400<br />

Fax +49 7531 – 88 7444<br />

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Mo – Do 9.00 – 15.30 Uhr<br />

Fr 9.00 – 13.30 Uhr<br />

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Mo – Do 9.00 – 12.00<br />

und 13.00 – 15.00 Uhr<br />

Fr 9.00 – 12.00 Uhr<br />

Sozialberatung<br />

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Studieren.<br />

PBS<br />

Psychotherapeutische Beratungsstelle<br />

für Hilfe & Beratung bei<br />

Krisen im Studium, psychischen<br />

und seelischen Problemen.<br />

Uni Konstanz,<br />

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→ telefonisch:<br />

Mo und Mi und Fr<br />

11.00 – 12.00 Uhr<br />

Sprechzeiten:<br />

Di <strong>17</strong>.00 – 18.00 Uhr<br />

https://www.seezeit.com/hilfe/<br />

psychotherapeutische-beratung/<br />

<strong>Campuls</strong> Online<br />

Uni Konstanz, K 401<br />

Tel +49 7531 – 88 7305,<br />

vormittags erreichbar.<br />

sozialberatung@<br />

seezeit.com<br />

Sprechzeiten:<br />

Mo 9.30 – 11.30 Uhr<br />

im Service Center<br />

Di 9.30 – 11.30 Uhr<br />

in K 401, sowie nach Absprache.


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