Landschaft Malerei Katalog 2016
Malereikatalog "Landschaft heute"
Malereikatalog "Landschaft heute"
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Massiv<br />
Massiv<br />
Die in Serie entstandenen Zeichnungen von<br />
Gebirgsmassiven sind Tuschezeichnungen, die das<br />
horizontal Geschichtete der französischen Alpen<br />
in Drôme mit vertikalen Linien massiver Blöcke<br />
in Widerstreit bringt. Ansteigende oder abfallende<br />
Grate füllen die Blätter skelettartig. Immer<br />
wieder komponiert die Künstlerin neue dynamische<br />
Formationen, oftmals durch Risse und<br />
Gräben gesprengt. In diesen Arbeiten wird man<br />
an das Konstruktive der Stahlobjekte erinnert,<br />
wobei die Zartheit der Tusche-Linien das Massige<br />
eines Gebirgsmassivs auf den ersten Blick kaum<br />
unterstützt. Erst die gezielten Verdichtungen, die<br />
Spalten, Rinnen, Gesteinsüberlagerungen und<br />
Überhänge angeben, verleihen dem anfänglich<br />
Filigranen Festigkeit. Unterstützt werden diese<br />
Zeichnungen durch ihr extremes Querformat, die<br />
die Konstruktion niederdrücken und so das Massige<br />
spüren lassen.<br />
Aus diesen Zeichnungen gehen dann die großformatigen,<br />
oftmals zyklischen Leinwandbilder in<br />
Mischtechnik hervor, die nun zusätzlich die Maltechnik<br />
mitsprechen lassen. Die Gemälde präsentieren<br />
sich in einer vielfach abgestuften Grauskala,<br />
die durch zart nuancierte Farbpigmentierungen in<br />
Spannung versetzt wird. Bewegung wird zusätzlich<br />
durch die unterschiedlichen Bildformate<br />
erzeugt, die den Arbeitsprozess der Künstlerin<br />
nochmals verdeutlichen.<br />
Masse hervor, türmen sich unregelmäßig auf, lassen<br />
tiefe, dunkle Klüfte sichtbar werden.<br />
Furios folgen Pinsel und Spachtel diesem Naturschauspiel.<br />
Dazwischen bilden sich immer wieder<br />
größere und kleinere Liniengeflechte, die die komplizierte<br />
Tektonik samt vegetativer Spuren sichtbar<br />
werden lassen. Dann, kurz bevor der Tiefenzug<br />
das Gebirge in die Ferne zu rücken beginnt, legen<br />
sich sanfte Nebelschwaden über das Gebirgsmassiv<br />
und erzeugen eine Unschärfe, die die Schärfen<br />
umso stärker akzentuiert.<br />
Lässt man sich als Betrachter auf diese raffinierten<br />
Bildkompositionen ein, so wird man gerade hier die<br />
musikalische Dimension des Wortes „Komposition“<br />
erfassen können. Denn vergleichbar einer Symphonie<br />
werden die einzelnen Sätze mittels unterschiedlicher<br />
Bildformate zu neuen Eindrücken<br />
gesteigert um vor dem beruhigenden Abstieg dem<br />
Höhepunkt zuzustreben. Bei „Felsformation Nr. 2“<br />
(Seite 18) verleiht die Künstlerin dem Steinmassiv<br />
hingegen etwas tänzelnd Figuratives – auch hier<br />
energetisch hoch aufgeladen.<br />
Renate Oberbeck<br />
Von einem kleinen Vorgipfel kann man zum Beispiel<br />
in der „Massiv Serie Nr. 1“ über abgestufte<br />
Vorherige Seite:<br />
Massiv Serie1, 2015<br />
Bildformate den Hauptgipfel erreichen. Ebenso<br />
Massiv Serie 2, 2015<br />
Mischtechnik auf Leinwand, 5-teilig<br />
unterschiedliche Formate bilden die „Massiv<br />
Mischtechnik auf Leinwand, 4-teilig<br />
Teil 1, 100 x 150 cm<br />
Teil 1, 100 x 150 cm<br />
Teil 2, 150 x 30 cm<br />
Serie Nr. 2“, über die sich der Felsengrat wie eine<br />
Teil 2, 150 x 65 cm<br />
Teil 3, 150 x 100 cm<br />
urzeitliche Echse hinwegschiebt. Felsplatten und<br />
16 Teil 3, 135 x 155 cm<br />
Teil 4, 140 x 155 cm<br />
17<br />
Gesteinsbrocken brechen eruptiv aus der hellen<br />
Teil 4, 100 x 155 cm<br />
Teil 5, 105 x 200 cm