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Landschaft Malerei Katalog 2016

Malereikatalog "Landschaft heute"

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Neuasphaltierung der Welt<br />

70<br />

Kurvend den Berg erklimmen<br />

Bei all der berechtigten Kritik, die wir üben, wenn<br />

im modernen Straßenbau lebendige Natur dem<br />

leblosen Asphalt und dem nüchternen Beton zu<br />

weichen hat, wird gerne ein Moment übersehen,<br />

was Christiane Pott-Schlager als „Ästhetik<br />

der Straßenführung“ bezeichnet. Dem Laien ist<br />

es nicht bewusst, dass sich für den planenden<br />

Ingenieur die Trasse einer Straße aus mathematisch<br />

definierten Kurvenzügen zusammensetzt,<br />

die dem manipulativen Lenkvorgang bei<br />

hoher Geschwindigkeit Rechnung trägt. Denn<br />

während der langsamen Bewegung des Lenkrades<br />

beschreibt das Fahrzeug bestimmte<br />

Kurvenformen, die mathematisch als Kreisbögen,<br />

Hyperbeln und Parabeln beschrieben werden<br />

können. In ihrer perspektivischen Verzerrung<br />

aus der Position des Autolenkers erlebt man ein<br />

Gefühl, für das wir gerne den Begriff der Eleganz<br />

verwenden, damit aber den hohen ästhetischen<br />

Reiz und eine höchst positive Betroffenheit zum<br />

Ausdruck bringen wollen.<br />

Indem sich aber die Straße auch den Formen der<br />

<strong>Landschaft</strong> anzupassen hat und diese sich dem<br />

Fahrer über die Trassenführung seinem Lenkverhalten<br />

mitteilt, wird die <strong>Landschaft</strong> nicht nur<br />

visuell, sondern gesamtkörperlich im doppelten<br />

Sinn „erfahren“. Das kreative Zusammenwirken<br />

von Natur und Mensch, wie es im Straßenbau nun<br />

einmal stattfindet, ist ein künstlerischer Prozess<br />

per se und muss in weiterer Folge zu künstlerischer<br />

Auseinandersetzung herausfordern. Dieser<br />

Herausforderung hat sich Christiane Pott Schlager<br />

gestellt und sich dabei in durchaus sinnvoller<br />

Weise der graphischen Darstellung bedient, in<br />

der die Abstraktion des Linearen im Vordergrund<br />

steht.<br />

Peter Thuswaldner<br />

Kurvend den Berg erklimmen I-III, 2014<br />

Graphit und Buntstift auf Karton, je 100 x 140 cm

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