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<strong>DIGNITAS</strong> – Die Würde der Tiere<br />
die Eltern noch die Tochter hatten gelernt, wie es ist und was es heißt, die<br />
Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen – auch ohne Geld.<br />
<strong>Ashanti</strong> blieb zurück im Stall. Nach mehrmaliger<br />
Ermahnung an die Besitzer, die offenen Stallraten<br />
zu zahlen, entschied der Stallbesitzer sich dafür,<br />
das Pferd als Pfand zu behalten. Wenn schon nicht<br />
die Gebühren gezahlt wurden und die Besitzer auf<br />
nimmer Wiedersehen verschwanden, so wollte er<br />
wenigstens das Pferd behalten. Die Stute war ja<br />
noch jung und vielleicht, so dachte der<br />
Stallbesitzer, lässt sich mit dem Verkauf des<br />
Pferdes ein guter Preis erzielen.<br />
Um mehr ging es ihm nicht. Schließlich verdiente er<br />
sein Geld mit dem Vermieten von Stallungen – da<br />
musste das Geld fließen. <strong>Ashanti</strong> war ihm vom<br />
Aufwand her eher ein Dorn im Auge und so stand<br />
sie in ihrer Box und niemand kümmerte sich um sie.<br />
Die Tage waren sehr lang – und die Nächte in der<br />
engen Box drückten sehr auf die Verfassung des<br />
Pferdes. Es gab Tage, an denen sie die Box nicht verließ, weil niemand da war,<br />
der sie auf die Wiese begleitete. Ihr fiel auf, dass es im Stall scheinbar eine<br />
Leidensgenossin gab. Sie stand in der Box ganz am Ende des Ganges, wo es noch<br />
dunkler war. Die Fenster waren dreckig und teilweise mit Strohballen zugestellt,<br />
so dass kaum Tageslicht in<br />
den Stall gelang. Doch an<br />
manchen Tagen gelang es<br />
<strong>Ashanti</strong>, Blickkontakt mit<br />
der Stute am Ende des<br />
Ganges aufzunehmen. Sie<br />
nannte sich Angel, und das<br />
war auch das, was man<br />
diesem Pferd gewünscht<br />
hätte. Einen Engel, der sich<br />
dem bis auf die Knochen<br />
abgemagerten Pferdes annahm. Angel war in einem<br />
sehr schlechten Zustand, klapprig und kraftlos.<br />
Trotz ihrer eigenen, unschönen Situation fühlte<br />
sich <strong>Ashanti</strong> der Stute sehr nah und verbunden.<br />
So nahmen die Stuten untereinander Kontakt auf<br />
und erleichterten sich dadurch die langen Tage im<br />
dunklen und stickigen Stall. Auf der Wiese<br />
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