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Stand: 01.09.2003 - service.bistumlimburg.de - Bistum Limburg

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INFO<br />

3/2003<br />

32. Jahrgang<br />

INFORMATIONEN<br />

FÜR RELIGIONS-<br />

LEHRERINNEN UND<br />

RELIGIONSLEHRER<br />

BISTUM LIMBURG<br />

Zeit für die Zeit<br />

Ge<strong>de</strong>nken und Erinnerung


EDITORIAL<br />

„Skyline“ New York © Studio Daniel Libeskind<br />

Die Zeit zieht. Sie zieht vorbei, und sie erzeugt jenes merkwürdige<br />

Ziehen an unserem Zwerchfell, das für die Griechen <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>r<br />

Seele ist. Frauen kämpfen gegen die Taten <strong>de</strong>r Zeit, gegen das Altern<br />

und Männer gegen <strong>de</strong>n physischen Verfall, vor allem Dichter, Ovid<br />

zum Beispiel, in <strong>de</strong>n Metamorphosen: „Keinem bleibt seine Gestalt“.<br />

Das Vergessen ist je nach<strong>de</strong>m ein Segen o<strong>de</strong>r ein Übel, das wir bekämpfen<br />

müssen. Zum Überleben benutzen wir im Interesse unserer<br />

psychischen Fitness einen Filter für die Erinnerung: Die schönen<br />

Sachen bleiben im Gedächtnis haften, beson<strong>de</strong>rs die hohen Momente,<br />

die wir dann unvergesslich nennen. Sie bleiben haften, weil wir sie geheftet<br />

haben wie Fotos an die Pinnwand, weil wir sie aufgeschrieben<br />

haben in Tagebüchern, weil wir sie uns wie Kultfilme, die wir uns immer<br />

wie<strong>de</strong>r anschauen, vor <strong>de</strong>m inneren Auge abspulen. Dazwischen<br />

aber die versunkenen Zeiten, in <strong>de</strong>nen nichts passierte, Unzeiten, in<br />

<strong>de</strong>nen unsere Erinnerung die Tage nicht unterschei<strong>de</strong>n kann ...<br />

So wie wir unser Gedächtnis organisieren, können wir aber auch versuchen,<br />

Erinnerung zu töten, vergessen zu machen: „Damnatio memoriae“.<br />

Das ist ein schweres Geschäft, wenn nicht gar unmöglich.<br />

Wo ein Name ausgeschlagen ist, bleibt ein blin<strong>de</strong>r Fleck. Wir sind we<strong>de</strong>r<br />

die Herren <strong>de</strong>r Zeit noch die Regenten unseres Bewusstseins, unser<br />

Hirn kein Computer, <strong>de</strong>r rückstandsfrei löschen kann. Im Kopf gibt es<br />

keine Taste „Delete“.<br />

Unter <strong>de</strong>n Momenten gibt es Klassiker. Es sind jene Augenblicke, zu<br />

<strong>de</strong>nen wir sagen: „Verweile doch, du bist so schön“. Doch wir leben<br />

nicht in <strong>de</strong>r Zeit, in <strong>de</strong>r das Wünschen geholfen hat.<br />

Da ist vom „Nunc stans“ <strong>de</strong>r Mystiker die Re<strong>de</strong>,<br />

vom Herausfallen aus <strong>de</strong>m Kontinuum <strong>de</strong>r Zeit, die<br />

Immanuel Kant eine „reine Anschauungsform“ genannt<br />

hat. Die Zeit als Koordinate unserer Wirklichkeit,<br />

im Ernst können wir aus ihr nicht heraus.<br />

Dennoch sind wir Zeitstrategen, und wir müssen es<br />

sein. Es gibt Erinnerungen, die wir um keinen Preis<br />

vergessen dürfen.<br />

Was hat Israel nicht alles unternommen, um seine<br />

Gründung im Exodus festzuhalten. Dabei ist Gott<br />

doch nur im Vorübergang im Schrecklichen wie im<br />

Herrlichen erschienen. Weil Gott nicht das Produkt unserer<br />

kontrafaktischen Fantasien, kein selbstgemachter<br />

Schein sein darf, bleibt er ein Rätsel. Ein Rätsel wie<br />

die Blutspur, die die jüdische Hausgemeinschaft am Se<strong>de</strong>r-Abend zeichnet,<br />

in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Finger in <strong>de</strong>n Becher mit rotem Wein getaucht einen Fleck<br />

auf das weiße Tischtuch setzt, zur Erinnerung an die erschlagene Erstgeburt<br />

Ägyptens. Der Gott, <strong>de</strong>r im Exodus aus <strong>de</strong>m Sklavenhaus befreit, ist<br />

keineswegs rätsellos. Weil er vorübergeht, müssen wir uns an ihn erinnern.<br />

Gottesre<strong>de</strong> braucht die Kunst <strong>de</strong>r Anamnese.<br />

Dr. Eckhard Nordhofen<br />

– Dezernent –


BEITRÄGE<br />

Der Bu<strong>de</strong>nzauber <strong>de</strong>r Erinnerungskultur. Daniel Libeskind<br />

bebaut Ground Zero / August Heuser 164<br />

Erinnern und Ge<strong>de</strong>nken als Leitkategorien religiösen<br />

Lernens / Holger Dörnemann 168<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

Erinnerung (auf-)bauen. Architektur <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens in Berlin<br />

und New York / Ute Lonny-Platzbecker 172<br />

Pascha und Eucharistie – jüdisches und christliches<br />

Erinnern / Thomas Menges 182<br />

Memini ergo sum. Gedächtnis und Erinnerung im<br />

Spielfilm / Franz-Günther Weyrich 189<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

Rezensionen 195<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

Zur Person 202<br />

Neue Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Deutschen Katecheten-Vereins 202<br />

„Kirche fin<strong>de</strong>t Stadt“ 202<br />

Das Wesentliche fin<strong>de</strong>n 203<br />

Priesterseminar <strong>Limburg</strong> ausgezeichnet 204<br />

Kirchenführer für Muslime 204<br />

Das neue Bibelmuseum in Frankfurt 205<br />

Bischof ernennt Or<strong>de</strong>nsschwester zur Beauftragten bei<br />

Missbrauchsverdacht 206<br />

Stiftung DEY 207<br />

INFO online 208<br />

INFO Einzelheftbestellung 209<br />

Veranstaltungen 210<br />

SONSTIGES<br />

Übersicht <strong>de</strong>r Autoren/-innen und Rezensenten/-innen 217<br />

Adressen Dezernat und Ämter 218<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Dezernat Schule und Hochschule im<br />

Bischöflichen Ordinariat <strong>Limburg</strong><br />

Postfach 13 55, 65533 <strong>Limburg</strong><br />

Roßmarkt 12, 65549 <strong>Limburg</strong><br />

Fon 06431/295-235<br />

Fax 0 64 31 /295-237<br />

www.schule-und-hochschule.<strong>de</strong><br />

E-Mail: schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Schriftleitung:<br />

Dipl.-Theol. Martin W. Ramb<br />

Dezernat Schule und Hochschule<br />

Postfach 13 55, 65533 <strong>Limburg</strong><br />

E-Mail: m.ramb@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Redaktion:<br />

Franz-Josef Arthen, Christa Kuch,<br />

Bernhard Merten, Martin E. Musch-<br />

Himmerich, Martin W. Ramb, Franz-<br />

Günther Weyrich<br />

Offizielle Äußerungen <strong>de</strong>s Dezernates<br />

Schule und Hochschule wer<strong>de</strong>n als solche<br />

gekennzeichnet. Alle übrigen Beiträge drücken<br />

die persönliche Meinung <strong>de</strong>r Verfasser<br />

aus.<br />

Nachdruck, elektronische o<strong>de</strong>r photomechanische<br />

Vervielfältigung nur mit beson<strong>de</strong>rer<br />

Genehmigung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />

Bei Abbildungen und Texten, <strong>de</strong>ren Urheber<br />

wir nicht ermitteln konnten, bitten wir<br />

um Nachricht zwecks Gebührenerstattung.<br />

Buchbesprechungen:<br />

Rezensionsexemplare bitte direkt an<br />

die Redaktion sen<strong>de</strong>n. Besprechung<br />

und Rücksendung nicht verlangter<br />

Bücher kann nicht zugesagt wer<strong>de</strong>n.<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Bernhard Merten, Altheimstraße 18<br />

60431 Frankfurt am Main<br />

Fon 069/515057<br />

Layout:<br />

Ute Stotz, Kommunikations-Design,<br />

Westerwaldstr. 14, 56337 Ka<strong>de</strong>nbach<br />

Fon 0 2620/15211<br />

Druck:<br />

JVA Diez, <strong>Limburg</strong>er Straße 122<br />

65582 Diez<br />

Fon 06432/609-340<br />

Fax 0 64 32 /609 -3 43<br />

Für Interessierte haben wir die Ausgaben<br />

ab Jahrgang 1999 auf unserer<br />

Homepage archiviert.<br />

www.ifrr.<strong>de</strong><br />

Beilagenhinweis:<br />

Der Gesamtauflage ist ein Prospekt<br />

<strong>de</strong>s Markgrafen Verlages, Freiburg,<br />

beigefügt.<br />

Wir bitten um freundliche Beachtung.<br />

Titelbild:<br />

„Skyline“ New York © Studio Daniel Libeskind<br />

ISSN 0937-8162 (print)<br />

ISSN 1617-9234 (online)<br />

INHALT


BEITRÄGE<br />

164<br />

Der Bu<strong>de</strong>nzauber <strong>de</strong>r Erinnerungskultur<br />

Es ist unbezweifelbar, die Ereignisse<br />

<strong>de</strong>s 11. September 2001 in <strong>de</strong>n Vereinigten<br />

Staaten von Amerika haben<br />

bei <strong>de</strong>n Bürgern dieses Lan<strong>de</strong>s ein politisches<br />

Trauma hinterlassen. Die USA,<br />

das mächtigste Land <strong>de</strong>r Welt, wur<strong>de</strong> an<br />

diesem Tag zum ersten Mal in seiner Geschichte<br />

von außen angegriffen. Mehr<br />

als 3000 Menschen fan<strong>de</strong>n bei diesem<br />

Angriff, vor allem in New York, <strong>de</strong>n Tod.<br />

Die Ereignisse <strong>de</strong>s 11. September<br />

2001 haben aber nicht nur in <strong>de</strong>n Vereinigten<br />

Staaten von Amerika tiefe Spuren<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung hinterlassen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch bei Milliar<strong>de</strong>n Menschen auf<br />

<strong>de</strong>r ganzen Welt. Dieser Tag wird, wie<br />

viele Tage <strong>de</strong>r Zerstörung – im Zweiten<br />

Weltkrieg die Zerstörung Dres<strong>de</strong>ns, die<br />

Zerstörung Hiroshimas und Nagasakis<br />

durch die ersten Atombomben – in <strong>de</strong>n<br />

Annalen <strong>de</strong>r menschlichen Destruktion<br />

eingebrannt, ja, im kollektiven Gedächtnis<br />

<strong>de</strong>r Menschheit groß eingeschrieben<br />

sein.<br />

Bald nach <strong>de</strong>m 11. September 2001<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ruf laut, am Ort <strong>de</strong>r größten<br />

Zerstörung, bei <strong>de</strong>n Twin Towers <strong>de</strong>s<br />

World Tra<strong>de</strong> Centers, auf <strong>de</strong>m sogenannten<br />

Ground Zero, eine Ge<strong>de</strong>nkstätte<br />

zu schaffen. Diese Ge<strong>de</strong>nkstätte<br />

sollte einerseits Erinnerung wachhalten<br />

und Ge<strong>de</strong>nken ermöglichen, an<strong>de</strong>rerseits<br />

aber auch nach vorne blicken lassen<br />

und ein Zeichen eines neuen Aufbruchs<br />

„trotz allem“ setzen.<br />

1. Erinnerungskultur<br />

„Der Begriff <strong>de</strong>r Erinnerung hat<br />

Konjunktur. (...) Der Streit um das Holocaust-Denkmal<br />

stellt ja nur die symbolische<br />

Zuspitzung <strong>de</strong>r Frage dar, wie<br />

eine Gesellschaft mit ihrer kollektiven<br />

Erinnerung umgeht.“ 1<br />

Die Ge<strong>de</strong>nkkultur <strong>de</strong>s zwanzigsten<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts ist in Deutschland wesent-<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Daniel Libeskind bebaut Ground Zero<br />

lich geprägt von <strong>de</strong>n Ge<strong>de</strong>nkstätten an<br />

die Opfer <strong>de</strong>r nationalsozialistischen Gewaltherrschaft,<br />

beson<strong>de</strong>rs die KZ-Ge<strong>de</strong>nkstätten<br />

in unserem Land, <strong>de</strong>ren öffentlich<br />

wirksamste die umstrittene, von<br />

<strong>de</strong>m amerikanischen Architekten Peter<br />

Eisenman entworfene Ge<strong>de</strong>nkstätte in<br />

Berlin ist. Die in Berlin auch entstehen<strong>de</strong><br />

Ge<strong>de</strong>nkstätte „Topographie <strong>de</strong>s Terrors“<br />

<strong>de</strong>s Schweizer Architekten Peter<br />

Zumthor könnte <strong>de</strong>m Netz <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkstätten<br />

an die Naziherrschaft in ganz<br />

Deutschland <strong>de</strong>n Namen geben. In Israel<br />

verbin<strong>de</strong>t sich das Ge<strong>de</strong>nken an <strong>de</strong>n<br />

Holocaust mit <strong>de</strong>m Namen Yad Vashem<br />

in Jerusalem und <strong>de</strong>m dortigen<br />

Hain <strong>de</strong>r Erinnerung.<br />

In <strong>de</strong>n USA ist das Wort Erinnerung<br />

sehr stark mit <strong>de</strong>m Vietnamkrieg und<br />

<strong>de</strong>n damals gefallenen Soldaten verbun<strong>de</strong>n.<br />

Die dafür wichtigste Ge<strong>de</strong>nkstätte<br />

ist die große Granitwand mit <strong>de</strong>n Namen<br />

aller Gefallenen auf <strong>de</strong>m Friedhof<br />

von Arlington bei Washington. Nun soll<br />

dieser nationalen Ge<strong>de</strong>nkstätte eine neue<br />

in New York hinzugefügt wer<strong>de</strong>n, die an<br />

<strong>de</strong>n 11. September 2001 erinnern soll.<br />

Sie soll die Zuversicht <strong>de</strong>r Amerikaner<br />

in die Zukunft, das „Trotz allem“ symbolisieren,<br />

ein Unterfangen, das vielleicht<br />

die Quadratur <strong>de</strong>s Kreises be<strong>de</strong>utet<br />

und das zur Symbolik von Libeskinds<br />

Entwurf geführt hat.<br />

In Frankfurt fin<strong>de</strong>t diese Erinnerungs-<br />

und Ge<strong>de</strong>nkkultur in drei wichtigen<br />

Denkmälern ihren Ausdruck. Es ist<br />

zuerst die Ge<strong>de</strong>nkstätte für die im Nationalsozialismus<br />

ermor<strong>de</strong>ten Frankfurter<br />

Ju<strong>de</strong>n am Neuen Börneplatz. Das<br />

zweite Denkmal, das hier zu nennen ist,<br />

ist das für die durch die Nationalsozialisten<br />

ermor<strong>de</strong>ten homosexuellen Männer<br />

und Frauen. Das dritte Beispiel ist<br />

jenes für die in Frankfurt an AIDS gestorbenen<br />

Menschen. Alle drei Erinnerungsmale<br />

leben in ihrer Grundstruktur<br />

vom Erzählen und vom Verweis. 2<br />

2. Erinnerungsgegenwart<br />

August Heuser<br />

In einem unter vielen berühmten<br />

Architekten <strong>de</strong>r Welt ausgelobten Architekturwettbewerb,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkstätte<br />

und <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau in gleicher<br />

Weise dienen sollte, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

polnisch-amerikanische Architekt Daniel<br />

Libeskind Sieger. Libeskind hatte<br />

schon früher Architekturen entwickelt,<br />

die einerseits <strong>de</strong>m Heute dienen und<br />

doch an<strong>de</strong>rerseits immer auch Zeichen<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung sind. Zu nennen sind hier<br />

beson<strong>de</strong>rs das Felix-Nussbaum-Haus<br />

in Osnabrück und das Jüdische Museum<br />

in Berlin, aber auch das Imperial<br />

War Museum in Manchester (siehe Fotos<br />

Seite 166). Mit diesen drei Häusern<br />

wird <strong>de</strong>r Erinnerungsgegenwart ein Zeichen<br />

gesetzt. Es war <strong>de</strong>shalb wohl eine<br />

sehr gute Wahl, Daniel Libeskind <strong>de</strong>n<br />

Auftrag für die Bebauung <strong>de</strong>s Ground<br />

Zero in New York zu erteilen.<br />

In <strong>de</strong>n USA wird <strong>de</strong>r Ground Zero<br />

<strong>de</strong>rzeit immer mehr als ein quasi-sakraler<br />

Ort gehan<strong>de</strong>lt. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb ist es<br />

angebracht, auch kritisch zu einer solchen<br />

be<strong>de</strong>utungsschweren Architektur,<br />

wie sie Libeskind entwirft, Stellung zu<br />

nehmen. Die Sakralität von Räumen und<br />

Zeichen <strong>de</strong>r Architektur ist immer auch<br />

doppel<strong>de</strong>utig und sehr vom Zeitgeist<br />

und Zeitstimmungen abhängig. So gesehen<br />

löst eine Kirche <strong>de</strong>r Gotik heute<br />

bei jungen Menschen weniger das Gefühl<br />

von Sakralität aus als <strong>de</strong>r Raum einer<br />

Disko o<strong>de</strong>r ein Bankhochhaus. Die<br />

Monumentalität eines Bauwerks aus <strong>de</strong>r<br />

Zeit <strong>de</strong>s Faschismus ist für uns heute nur<br />

noch Herrschaftsarchitektur. Man kann<br />

die Frage stellen, ob Libeskinds monströser<br />

Entwurf <strong>de</strong>s neuen World Tra<strong>de</strong><br />

Center wirklich hält, was er verspricht.<br />

Vielleicht ist die Erinnerung an die Zerstörungen<br />

am 11. September 2001 durch<br />

gebaute Zerstörung, also durch die polygon<br />

gesplitterten Hochhäuser, eher


View West Street<br />

peinlich als ernsthafte Erinnerung. Vielleicht<br />

ist <strong>de</strong>r 1776 Fuß hohe Turm<br />

(= 541 m !), dann höchster Turm <strong>de</strong>r<br />

Welt, mit einem Garten E<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Spitze schnell als eine Architektur gewor<strong>de</strong>ne<br />

Allmachtsphantasie <strong>de</strong>r Vereinigten<br />

Staaten zu entlarven. Der Name<br />

<strong>de</strong>s Entwurfs „Gar<strong>de</strong>n of the World“<br />

lässt einige politische Absichten ahnen.<br />

Und ist nicht gera<strong>de</strong> dieser Turm mit<br />

seinem geplanten Garten E<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Spitze ein babylonisches Symbol <strong>de</strong>r<br />

Verdrehung <strong>de</strong>r Wirklichkeit? Ist <strong>de</strong>r<br />

Garten im Himmel nicht eine muntere<br />

Projektion in ferne Zeiten, wenn <strong>de</strong>r<br />

Mond o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mars von <strong>de</strong>n Menschen<br />

besie<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n können, wenn die<br />

Menschheit endgültig unter Führung<br />

<strong>de</strong>r USA <strong>de</strong>n zerstörten Planeten Er<strong>de</strong><br />

verlässt? Die Gärten „sollen in einem<br />

hybri<strong>de</strong>n Baukörper <strong>de</strong>n Gegenpol zu<br />

<strong>de</strong>m Memorial markieren, das Libeskind<br />

in 20 Metern Tiefe errichten will“,<br />

so die Frankfurter Rundschau am 28.<br />

Februar 2003 unter <strong>de</strong>r Überschrift:<br />

„Manhattan sucht <strong>de</strong>n Superstar“ 3 . Ist<br />

das Ge<strong>de</strong>nkfeld <strong>de</strong>s Ground Zero, jene<br />

Rasenfläche, die nach <strong>de</strong>m Willen von<br />

Libeskind an je<strong>de</strong>m<br />

11. September genau<br />

zwischen 8.48 Uhr<br />

und 10.28 Uhr, <strong>de</strong>m<br />

Zeitraum <strong>de</strong>r Zerstörung<br />

<strong>de</strong>r Twin-Tower,<br />

immer eine Sonnenfläche<br />

sein soll, nicht<br />

<strong>de</strong>r Wunsch nach<br />

<strong>de</strong>m Licht aus Amerika?<br />

Sind das nicht<br />

falsche Symbole allenthalben,<br />

o<strong>de</strong>r ist<br />

das nicht <strong>de</strong>r Symbolkitsch,<br />

an <strong>de</strong>n wir uns<br />

mittlerweile auch in<br />

an<strong>de</strong>ren Zusammenhängen<br />

gewöhnt haben?<br />

„Der New Yorker<br />

Pioniergeist“, so ist in<br />

<strong>de</strong>r o. a. Frankfurter<br />

Rundschau weiter zu<br />

lesen, „hat <strong>de</strong>n Turmbau<br />

auf Ground Zero<br />

stets auch <strong>de</strong>shalb als<br />

einen Extremsport angesehen, um seine<br />

eigene Gegenwartsfixierung transzendieren<br />

zu können“ 4 . Also doch, das säkulare<br />

Ge<strong>de</strong>nken als Fall von Projektion<br />

ohne eine religiöse Vision. Und die<br />

Rundschau fährt fort: „Was auch immer<br />

gebaut wer<strong>de</strong>n wird, meinte Daniel<br />

Libeskind: Es müsse ein Baukomplex<br />

sein, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ge<strong>de</strong>nken an <strong>de</strong>n Verlust<br />

durch Leere respektiere.“ Das „Trauma<br />

erzwinge neue Antworten <strong>de</strong>r Architektur.“<br />

Diese Antwort <strong>de</strong>s Architekten<br />

Daniel Libeskind muss schon verwun<strong>de</strong>rn:<br />

Die traumatisierten Vereinigten<br />

Staaten müssen <strong>de</strong>n „Gedanken an <strong>de</strong>n<br />

Verlust durch Leere respektieren“. Ge<strong>de</strong>nkkultur<br />

sollte nun durch Leerkultur<br />

ersetzt wer<strong>de</strong>n, wenn uns Libeskinds<br />

Antwort <strong>de</strong>r Architektur damit nicht in<br />

einem großen architektonischen Zeichen<br />

die Säkularisierung unserer Welt<br />

und Zeit in ihrer Totalität <strong>de</strong>utlich machen<br />

wür<strong>de</strong>. Der Kosmos ist leer, so<br />

träumt Jean Paul in seiner berühmten<br />

„Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s toten Christus vom Weltgebäu<strong>de</strong><br />

herab“ 5 , und so schreibt auch<br />

Friedrich Nietzsche seinen Text vom<br />

„Tollen Menschen“ 6 © archimation<br />

. Libeskinds Ent-<br />

wurf nimmt das wahr, was Hermann<br />

Lübbe kritisch mit <strong>de</strong>m Begriff „Überbetonung<br />

<strong>de</strong>s Erinnerns“ in seiner ganzen<br />

Konsequenz meint. Dass eine solche<br />

Reduktion <strong>de</strong>r Erinnerung in die<br />

Leere führt, d. h. in ein Vakuum, zeigen<br />

die <strong>de</strong>m 11. September 2001 folgen<strong>de</strong>n<br />

politischen Entscheidungen <strong>de</strong>r US-<br />

Administration: Ein Sün<strong>de</strong>nbock muss<br />

her. So gesehen, ist nicht Erkenntnis<br />

die Frucht <strong>de</strong>r Erinnerung, son<strong>de</strong>rn die<br />

Verdrängung.<br />

Daniel Libeskind mag – mit welchem<br />

Aufwand auch immer – Erinnerungssymbolik<br />

herbeire<strong>de</strong>n bzw. herbeibauen<br />

wollen: Sein Entwurf für das neue<br />

World Tra<strong>de</strong> Center ist zunächst einmal<br />

<strong>de</strong>r Entwurf eines neuen Wirtschaftszentrums<br />

in New York. Die Investoren<br />

wer<strong>de</strong>n dabei nicht falsche Rücksichtnahmen<br />

auf eine, wie auch immer geartete<br />

Erinnerungskultur zulassen. 7 Ein<br />

Wirtschaftszentrum ist eben kein Ort <strong>de</strong>r<br />

Erinnerung. Das wäre dann auch ein Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

in sich selbst. So <strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>r eigentliche<br />

Zweck <strong>de</strong>r Planungen am<br />

Ground Zero das falsche Pathos <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>r gebauten Zeichen von Daniel<br />

Libeskind schnell auf. So gesehen wird<br />

wenigstens dann Ehrlichkeit in <strong>de</strong>r Sache<br />

aufkommen, wenn das neue World<br />

Tra<strong>de</strong> Center gebaut ist.<br />

3. Erinnerungsinteresse<br />

Die Bebauungspläne zum Ground<br />

Zero lassen fragen, welches Erinnerungsinteresse<br />

sich in ihnen zeigt. Wollen<br />

die Architekturen, die in Plänen im<br />

vergangenen Jahr vorgelegt wur<strong>de</strong>n,<br />

wirklich <strong>de</strong>r Erinnerung an die Toten<br />

dieses Tages dienen, o<strong>de</strong>r wollen sie die<br />

Toten <strong>de</strong>s Ground Zero national vereinnahmen<br />

und so ein brauchbares politisches<br />

Zeichen setzen? „Gewiss ist das<br />

Bedürfnis, die offene Wun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stadt<br />

zu schließen, groß. Zu<strong>de</strong>cken will man,<br />

heilen, <strong>de</strong>r Welt die Zähne zeigen, mit<br />

einer neuen Skyline über <strong>de</strong>n Feind triumphieren“,<br />

so <strong>de</strong>r Rheinische Merkur<br />

zur Präsentation <strong>de</strong>s Libeskind-Entwurfes<br />

ebenfalls skeptisch 8 und legt damit<br />

auch die Absichten von Libeskind of-<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

BEITRÄGE<br />

165


BEITRÄGE<br />

166<br />

Daniel Libeskind<br />

Daniel Libeskind ist ein international<br />

renommierter Architekt und Stadtplaner.<br />

Er ist bekannt für einen neuen<br />

kritischen Diskurs in <strong>de</strong>r Architektur<br />

und für seinen multidisziplinären Ansatz.<br />

Sein Schaffen reicht von größeren<br />

kulturellen Einrichtungen wie<br />

Museen und Konzertgebäu<strong>de</strong>n über<br />

Landschafts- und Stadtplanungen bis<br />

hin zum Entwurf von Bühnenbil<strong>de</strong>rn,<br />

Installationen und Ausstellungen. Im<br />

Sommer 2002 hat er in Berlin auch<br />

erstmals eine Oper inszeniert, „Saint<br />

Francois d’Assise“ an <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Oper.<br />

1946 wur<strong>de</strong> Daniel Libeskind in<br />

Polen geboren, 1965 nahm er die amerikanische<br />

Staatsbürgerschaft an. Er<br />

studierte Musik in Israel und in New<br />

York, wur<strong>de</strong> professioneller Musiker<br />

und wechselte von <strong>de</strong>r Musik zur Architektur.<br />

Er schloss 1970 sein Architekturstudium<br />

an <strong>de</strong>r Cooper Union<br />

for the Advancement of Science and<br />

Art in New York ab und machte 1972<br />

einen Postgraduierten-Abschluss in<br />

Architekturgeschichte und -theorie<br />

an <strong>de</strong>r School of Comparative Studies<br />

in Essex.<br />

Daniel Libeskind arbeitet in Berlin<br />

als Architekt, seit er 1989 <strong>de</strong>n Wettbewerb<br />

für das Berlin Museum mit<br />

<strong>de</strong>m Jüdischen Museum gewonnen<br />

hat. Er ist Mitglied <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s Deutscher<br />

Architekten. Sein Museum für<br />

die Stadt Osnabrück, das Felix-Nussbaum-Haus,<br />

wur<strong>de</strong> im Juli 1998 eröffnet.<br />

Als jüngstes Bauwerk Libeskinds<br />

wur<strong>de</strong> im Juli 2002 das Imperial<br />

War Museum North in Manchester<br />

eröffnet.<br />

Im Februar 2003 ist Daniel Libeskind<br />

unter sieben Mitbewerbern für<br />

<strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s World Tra<strong>de</strong><br />

Centers in New York City ausgewählt<br />

wor<strong>de</strong>n. Das zentrale Thema<br />

seines symbolträchtigen Entwurfs ist<br />

die Verbindung <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens an die<br />

Opfer mit <strong>de</strong>r Erschaffung eines neuen<br />

kommerziellen Zentrums rund um<br />

Ground Zero.<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

fen. Gera<strong>de</strong> diese<br />

politische Inanspruchnahme<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung<br />

macht <strong>de</strong>n Entwurf<br />

von Libeskind<br />

für ein<br />

wirkliches Erinnern<br />

aber unbrauchbar.Libeskinds<br />

Denkmal<br />

lässt wohl kaum<br />

mehr <strong>de</strong>r Menschen<br />

ge<strong>de</strong>nken,<br />

die am 11. September<br />

2001 ums<br />

Leben gekommen<br />

sind. Dazu<br />

ist sein Entwurf<br />

zu sehr mit einer<br />

nationalen und<br />

säkular-kitschigen<br />

Symbolik<br />

(Turm und Garten<br />

E<strong>de</strong>n) überlastet,<br />

die monumental<br />

und leer zugleich ist. Mit <strong>de</strong>m<br />

Rheinischen Merkur kann man vom<br />

„symbolischen Brimborium“ 9 sprechen<br />

o<strong>de</strong>r auch von nationalem Erinnerungskitsch<br />

und politischem Bu<strong>de</strong>nzauber.<br />

4. Erinnern<br />

links oben: Felix-Nussbaum-Haus, Osnabrück © Felix Nussbaum<br />

rechts oben: Sackler-Treppe (Foto: Hans Grunert, Berlin) © Jüdisches Museum, Berlin<br />

unten: Imperial War Museum, Manchester © Len Grant<br />

Erinnern heißt zunächst einmal,<br />

<strong>de</strong>n Menschen o<strong>de</strong>r das historische Ereignis<br />

um seiner selbst willen in sich<br />

selbst erstehen und wirksam wer<strong>de</strong>n zu<br />

lassen. Dies geschieht in <strong>de</strong>r jüdischchristlichen<br />

Tradition am wirksamsten<br />

in <strong>de</strong>r Liturgie, in <strong>de</strong>r jüdisch <strong>de</strong>r Exodus<br />

und christlich <strong>de</strong>r Tod und die Auferstehung<br />

Jesu zur Sprache kommen<br />

und gefeiert wer<strong>de</strong>n. Verallgemeinert<br />

man die Modalitäten <strong>de</strong>r Erinnerung,<br />

die jüdisch in <strong>de</strong>r Feier <strong>de</strong>s Pessachs<br />

und christlich in <strong>de</strong>r Feier <strong>de</strong>s Abendmahles<br />

bzw. <strong>de</strong>r Eucharistie ihre gültige<br />

Formung gefun<strong>de</strong>n haben, dann<br />

geht es bei <strong>de</strong>r Erinnerung um das Erzählen<br />

<strong>de</strong>r Historie als präsentisch<br />

– hier ist jetzt – und um die Sinnge-<br />

bung dieser Historie in einem heilsgeschichtlichen<br />

Zusammenhang, also in<br />

<strong>de</strong>m, was hinter <strong>de</strong>r Nebelbank <strong>de</strong>r<br />

Historie liegt. In <strong>de</strong>r jüdisch-christlichen<br />

Tradition wird diese Nebelbank<br />

<strong>de</strong>r Historie durch das vertrauensvolle<br />

Gebet um Heil und Heilung durchbrochen,<br />

und es erscheint ein unsagbar<br />

An<strong>de</strong>res, das auch nicht mehr symbolisch<br />

zu fassen ist.<br />

„Es ist nicht sowohl vom An<strong>de</strong>nken<br />

die Re<strong>de</strong>, also von <strong>de</strong>r Person selbst,<br />

nicht von <strong>de</strong>r Erinnerung, son<strong>de</strong>rn von<br />

<strong>de</strong>r Gegenwart“, so heißt es in Goethes<br />

Wahlverwandschaften. Und Goethe fährt<br />

fort: „Ein geliebtes Abgeschie<strong>de</strong>nes umarme<br />

ich weit eher und inniger im Grabhügel<br />

als im Denkmal.“ 10 Goethe reklamiert<br />

damit gegen das Gedächtnis <strong>de</strong>r<br />

Gegenwärtigkeit von Personen und gegen<br />

das <strong>de</strong>r Monumente das Gedächtnis<br />

<strong>de</strong>r Orte. Gegenwärtigkeit ist damit<br />

das Schlüsselwort <strong>de</strong>r Beschreibung<br />

von Erinnerung bei Goethe. Diese aber<br />

muss eine personal geprägte Gegenwärtigkeit<br />

und keine politisch-i<strong>de</strong>ologische<br />

sein. Genau hier aber beginnt <strong>de</strong>r Libeskind-Entwurf.


Museum September 11 Place © Jock Pottle<br />

Was heißt dies aber für das Erinnerungszeichen<br />

auf <strong>de</strong>m Ground Zero?<br />

Dieses Zeichen muss einerseits von<br />

<strong>de</strong>n hier Gestorbenen erzählen, an<strong>de</strong>rerseits<br />

die Nebelwand <strong>de</strong>r Historie<br />

durchstoßen, also auf einen an<strong>de</strong>ren<br />

Sinn verweisen, als <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r gegenwärtig<br />

brauchbar und gesellschaftspolitisch<br />

korrekt ist. Dies geschieht schon<br />

am einfachen Grab. Der Grabstein erinnert<br />

und erzählt wenigstens in aller<br />

Kürze von <strong>de</strong>m Menschen, <strong>de</strong>r hier seine<br />

letzte Ruhe gefun<strong>de</strong>n hat. Früher<br />

stand auf <strong>de</strong>m Grabstein das die Nebelwand<br />

<strong>de</strong>r Historie durchstoßen<strong>de</strong> RIP<br />

(Requiescat In Pace – Er/Sie möge ruhen<br />

in Frie<strong>de</strong>n). Mehr ist zuletzt nicht<br />

zu sagen.<br />

Die Qualitäten <strong>de</strong>r jüdisch-christlichen<br />

Erinnerung offenzulegen und das<br />

christliche Totenge<strong>de</strong>nken genauer zu<br />

be<strong>de</strong>nken, dazu ruft das Ge<strong>de</strong>nk-Brimborium<br />

<strong>de</strong>s Daniel Liebeskind gera<strong>de</strong>zu<br />

auf. Der Libeskind-Entwurf und an<strong>de</strong>re<br />

Ge<strong>de</strong>nkstätten können aber auch<br />

Anlass sein, die Inhalte und Themen<br />

dieses Ge<strong>de</strong>nkens am Denkmal selbst<br />

zu überprüfen.<br />

Anmerkungen<br />

01 Ulrich Borsdorf/Heinrich T. Grütter, Einleitung, in: Orte<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung. Denkmal, Ge<strong>de</strong>nkstätte, Museum,<br />

Frankfurt am Main/ New York. 1999. S. 1.<br />

02 Siehe: August Heuser: Banken, Plätze, Musentempel.<br />

Kunstgänge in Frankfurt am Main, Frankfurt<br />

am Main. 2000. S. 55 ff., S. 125 ff., S. 130 ff.<br />

03 Eva Schweitzer/Christian Thomas: Manhattan<br />

sucht <strong>de</strong>n Superstar. Daniel Libeskind gewinnt <strong>de</strong>n<br />

Wettbewerb zum Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s World Tra<strong>de</strong><br />

Center in New York – und das ist nicht nur ein Gerücht,<br />

Frankfurter Rundschau. 28. Februar 2003. S. 9.<br />

04 Ebd.<br />

05 Jean Paul: Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s toten Christus vom Weltgebäu<strong>de</strong><br />

herab, dass kein Gott sei, in: <strong>de</strong>rs., Siebenkäs,<br />

Sämtliche Werke, Abt. I, Zweiter Band, Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

2000. S. 270 – 275.<br />

06 Friedrich Nietzsche: Der tolle Mensch, in: <strong>de</strong>rs., Die<br />

fröhliche Wissenschaft, (Kap. 125), München. 1973.<br />

S. 128 f., So auch in Hubertus Halbfas: Religionsbuch<br />

für das 9./10. Schuljahr, Düsseldorf. 1991.<br />

07 Mittlerweile ist die hier geäußerte Vermutung von <strong>de</strong>r<br />

Realität eingeholt wor<strong>de</strong>n. Die F.A.Z. berichtete am<br />

19.07.03, dass <strong>de</strong>r Immobiliengigant und Pächter <strong>de</strong>s<br />

WTC-Areals, Larry Silverstein, allem Re<strong>de</strong>n ein En<strong>de</strong><br />

gemacht habe. Nach siebenstündiger Beratung gab<br />

er bekannt, dass David Childs, zuvor Wettbewerbskonkurrent<br />

Libeskinds, fortan <strong>de</strong>r Chefarchitekt sei.<br />

Den Ausschlag für Silversteins Entscheidung habe<br />

<strong>de</strong>r „Freedom Tower“ gegeben. Dem Bauherrn waren<br />

nicht nur die Weltlandschaften ein Ärgernis, die Libeskind<br />

als eine Art ökologischer Weltgemeinschaft statt<br />

Büros auf die Obergeschosse setzen wollte. Silverstein<br />

wolle nun <strong>de</strong>n Turm auch vom vorgesehenen<br />

<strong>Stand</strong>ort an einen an<strong>de</strong>ren in Nähe <strong>de</strong>r neuen Bahnstation<br />

versetzt sehen. Trotz dieser unerwarteten<br />

Wendung bleibt Daniel Libeskinds Entwurf weiterhin<br />

Grundlage <strong>de</strong>r Bauarbeiten und <strong>de</strong>r Architekt behalte<br />

die vage umrissene Position <strong>de</strong>r künstlerischen<br />

Leitung auf Ground Zero.<br />

08 Jutta Falke: Ground Zero, Daniel Libeskinds Entwurf<br />

heilt symbolisch, in: Rheinischer Merkur. 6. März 2003.<br />

09 Ebd.<br />

10 Johann Wolfgang Goethe: Die Wahlverwandschaften,<br />

Hamburg. 1968. S. 362. Goethes erstes Kapitel<br />

im zweiten Teil <strong>de</strong>r Wahlverwandschaften behan<strong>de</strong>lt<br />

die Frage <strong>de</strong>r Gedächtniskultur vorzüglich.<br />

Dr. August Heuser ist Direktor <strong>de</strong>s<br />

Dommuseums Frankfurt am Main.<br />

Außer<strong>de</strong>m plant und arbeitet Daniel<br />

Libeskind an mehreren weiteren<br />

Projekten: „Die Spirale“ als Erweiterungsbau<br />

<strong>de</strong>s Victoria & Albert Museums<br />

London; The Jewish Museum<br />

San Francisco, USA; „Westsi<strong>de</strong>“, ein<br />

Freizeit- und Einkaufszentrum in<br />

Brünnen, Schweiz; das Maurice Wohl<br />

Convention Centre <strong>de</strong>r Bar-Ilan-Universität,<br />

Tel Aviv; Atelier Weil, ein<br />

privates Galeriegebäu<strong>de</strong> auf Mallorca,<br />

Spanien; <strong>de</strong>r Erweiterungsbau <strong>de</strong>s<br />

Denver Art Museum, USA, und seit<br />

neuestem <strong>de</strong>r Erweiterungsbau <strong>de</strong>s<br />

Royal Ontario Museum in Toronto,<br />

Kanada.<br />

Daniel Libeskind hat an vielen<br />

Universitäten <strong>de</strong>r Welt gelehrt und<br />

Vorträge gehalten. Zurzeit ist er Professor<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule für Gestaltung<br />

in Karlsruhe und Cret Chair an<br />

<strong>de</strong>r University of Pennsylvania sowie<br />

Frank O. Gehry Chair an <strong>de</strong>r University<br />

of Toronto. Er ist seit 1990 Mitglied<br />

<strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Künste und<br />

Mitglied <strong>de</strong>r European Aca<strong>de</strong>my of<br />

Arts and Letters.<br />

Daniel Libeskind hat zahlreiche<br />

Auszeichnungen erhalten, zuletzt <strong>de</strong>n<br />

Hiroshima Art Prize, <strong>de</strong>r an Künstler<br />

vergeben wird, <strong>de</strong>ren Arbeit <strong>de</strong>m<br />

Frie<strong>de</strong>n dient. 1999 erhielt er <strong>de</strong>n<br />

Deutschen Architekturpreis für das<br />

Jüdische Museum Berlin, im Jahr<br />

2000 die Goethe Medaille. Sein Werk<br />

wur<strong>de</strong> ausführlich in großen Museen<br />

und Galerien auf <strong>de</strong>r ganzen Welt<br />

ausgestellt und war auch Thema<br />

zahlreicher internationaler Publikationen<br />

in vielen Sprachen. Seine I<strong>de</strong>en<br />

haben eine neue Architektengeneration<br />

und all die, die sich an <strong>de</strong>r zukünftigen<br />

Entwicklung von Städten<br />

und <strong>de</strong>r Kultur interessieren, beeinflusst.<br />

Daniel Libeskind ist mit Nina Libeskind<br />

verheiratet und hat drei Kin<strong>de</strong>r.<br />

Die Familie lebt zurzeit noch in<br />

Berlin, plant aber wegen <strong>de</strong>s Auftrags<br />

für das neue World Tra<strong>de</strong> Center<br />

nach New York umziehen.<br />

© Jüdisches Museum Berlin<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

BEITRÄGE<br />

167


BEITRÄGE<br />

168<br />

Erinnern und Ge<strong>de</strong>nken als<br />

Leitkategorien religiösen Lernens Holger Dörnemann<br />

Überholte Vergangenheit ?<br />

Nach einer Umfrage <strong>de</strong>s Instituts<br />

für Demoskopie Allensbach anlässlich<br />

<strong>de</strong>s Jahrtausendwechsels ist eine Mehrheit<br />

<strong>de</strong>r Deutschen mit Zuversicht in<br />

das Jahr 2000 und das neue Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

gewechselt. 1 Dem korrespondiert das<br />

Ergebnis einer weiteren Umfrage <strong>de</strong>sselben<br />

Instituts, nach <strong>de</strong>m 82 % <strong>de</strong>n<br />

Begriff „Zukunft“ sympathisch fin<strong>de</strong>n 2<br />

– eine <strong>de</strong>utliche Zunahme gegenüber einer<br />

Erhebung aus <strong>de</strong>m Jahr 1976 (70 %):<br />

keine Spur also von Endzeit- o<strong>de</strong>r Panik-Stimmung,<br />

ganz im Gegenteil und<br />

durchaus im Unterschied zum vorausgegangenen<br />

Jahrtausendwechsel.<br />

Dem bekun<strong>de</strong>ten Zukunftsoptimismus<br />

gegenüber wird <strong>de</strong>m Begriff „Vergangenheit“<br />

in <strong>de</strong>rselben Erhebung nur<br />

ein eingeschränktes Interesse entgegengebracht.<br />

Gera<strong>de</strong> einmal 43 % fin<strong>de</strong>n<br />

1999 diesen Begriff sympathisch<br />

(1973: 42 %). Vergangenheit, Ge<strong>de</strong>nken<br />

und Erinnerungsarbeit scheinen insgesamt<br />

nicht hoch im Kurs zu stehen. Geschichtsvergessenheit<br />

macht sich breit<br />

und fin<strong>de</strong>t ihre Gewährsleute sowohl<br />

bei gegenwartsorientierten Pragmatikern<br />

wie bei Rationalisten, die Geschichtliches<br />

– theorieimprägniert – per<br />

se nicht anficht; aber auch bei Traditionalisten,<br />

die „kein kritisches Verhältnis<br />

zur eigenen Geschichte“ und eine Abwehrhaltung<br />

gegen Lernprozesse haben,<br />

die sie „zu Korrekturen und Wandlungen<br />

im Selbstverständnis zwingen<br />

können“ 3 .<br />

Geschichtsvergessenheit als Leitphänomen<br />

<strong>de</strong>s Jahrtausendwechsels<br />

– nicht eben nur im Blick auf die Vergangenheit<br />

insgesamt o<strong>de</strong>r ferne geschichtliche<br />

Ereignisse, son<strong>de</strong>rn auch<br />

auf die jüngere und jüngste Geschichte<br />

und Einzelthemen. Das vermag eine<br />

weitere Untersuchung zu ver<strong>de</strong>utlichen:<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Nach einer im Dezember 1998 erhobenen<br />

Forsa-Meinungsumfrage wollen<br />

fast zwei Drittel (63 %) <strong>de</strong>r Deutschen<br />

einen Schlussstrich unter die<br />

Diskussion um die Ju<strong>de</strong>nverfolgung<br />

ziehen. 4 Nach dieser Erhebung waren<br />

sich Ost- und West<strong>de</strong>utsche in ihrer Einschätzung<br />

fast einig. Gegen einen<br />

Schlussstrich wandten sich 31 % <strong>de</strong>r<br />

Deutschen. Diese Stimmungslage geht<br />

einher mit zum Teil prominenten Meinungsäußerungen<br />

öffentlicher Stimmen<br />

in unserer Gesellschaft. Wer sich Martin<br />

Walsers Re<strong>de</strong> zur Verleihung <strong>de</strong>s<br />

Frie<strong>de</strong>nspreises <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Buchhan<strong>de</strong>ls<br />

1998 und <strong>de</strong>r auf sie folgen<strong>de</strong>n<br />

Diskussion hinsichtlich <strong>de</strong>s Sinns <strong>de</strong>utscher<br />

Ge<strong>de</strong>nkkultur erinnert – Walser<br />

ging in seiner ironisch zerquälten Re<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Wahrnehmung vieler Zuhörer so<br />

weit, das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r öffentlichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>m Holocaust zu<br />

for<strong>de</strong>rn –, wird sofort an die von ihm<br />

beschworene Gefahr erinnert; dass öffentliches<br />

und – wie er sagt – instrumentalisieren<strong>de</strong>s<br />

Ge<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>r Ritualisierung<br />

anheimfalle, bei <strong>de</strong>m das individuelle<br />

Gewissen notwendig stumm bleibe.<br />

Ähnlich hat auch <strong>de</strong>r Züricher Philosoph<br />

Hermann Lübbe in Anspielung<br />

auf die <strong>de</strong>utsche Vergangenheit vor einer<br />

„Überbetonung <strong>de</strong>s Erinnerns“ gewarnt.<br />

5 Bei einer Tagung zum Thema<br />

„Sich <strong>de</strong>r Toten erinnern“ erklärte Lübbe<br />

En<strong>de</strong> Oktober 1998, Erinnerung enthalte<br />

auch die Kunst <strong>de</strong>s Vergessens,<br />

um überhaupt eine I<strong>de</strong>ntität zu entwickeln.<br />

Allgemein müsse <strong>de</strong>r Mensch<br />

schlimme Erlebnisse vergessen, um sich<br />

weiterentwickeln zu können. Im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Geschichte einer<br />

Nation komme es darauf an, was sich<br />

<strong>de</strong>r Einzelne dabei zurechnen könne.<br />

Hier fän<strong>de</strong> <strong>de</strong>rzeit eine „Übermoralisierung“<br />

statt – so Lübbe.<br />

Zwei Beispiele prominenter Stellungnahmen<br />

im Konzert aller jener, die<br />

sich statt <strong>de</strong>r Vergangenheit lieber <strong>de</strong>n<br />

Ereignissen, Herausfor<strong>de</strong>rungen und Erfahrungen<br />

<strong>de</strong>r Gegenwart und Zukunft<br />

zuwen<strong>de</strong>n wollen. Vor diesem Hintergrund<br />

nimmt es nicht wun<strong>de</strong>r, dass auch<br />

kirchengeschichtlicher Erinnerung und<br />

zumal <strong>de</strong>m Arbeitsfeld Kirchengeschichte<br />

im Religionsunterricht ein zunehmend<br />

geringer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Interesse<br />

entgegengebracht wird und dass Kirchengeschichte<br />

entwe<strong>de</strong>r im Lehrplan<br />

und in <strong>de</strong>r praktischen Umsetzung marginalisiert<br />

ist o<strong>de</strong>r aber <strong>de</strong>n O<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s<br />

Langweilig-Überholten atmet. Immer<br />

mehr Schüler und Schülerinnen haben<br />

kein Interesse für Themen <strong>de</strong>r Christentumsgeschichte,<br />

„weil ihnen die etablierten<br />

Glaubensgemeinschaften traditionsüberfrachtet,<br />

gegenwartsfern und<br />

alltagsirrelevant erscheinen“ 6 . Wenn sie<br />

sich für <strong>de</strong>n Religionsunterricht interessieren,<br />

suchen sie nach Antworten<br />

auf ihre gegenwärtigen Probleme, Erfahrungen<br />

und Lebensfragen. Demgegenüber<br />

scheint „Kirchengeschichte“ im<br />

Religionsunterricht nur eine aus heutiger<br />

Sicht „überholte Vergangenheit“ 7<br />

anzubieten.<br />

Der Sinn von Erinnerungsarbeit<br />

Mit <strong>de</strong>m Hinweis auf gegenwärtige<br />

Trends in <strong>de</strong>n Erhebungen von Meinungsforschungsinstituten,<br />

die landläufige<br />

Praxis im kirchengeschichtlichen<br />

Unterricht und die damit einhergehen<strong>de</strong>n<br />

zum Teil prominenten Stellungnahmen<br />

konturiert sich eine „Zeitansage“,<br />

die im wahrsten Sinn <strong>de</strong>s<br />

Wortes „vergessen macht“, dass Ju<strong>de</strong>ntum<br />

und Christentum sowie die von ihnen<br />

geprägten Kulturen ganz wesentlich<br />

von einer Praxis <strong>de</strong>r Erinnerung<br />

und <strong>de</strong>s liturgischen Ge<strong>de</strong>nkens leben,<br />

und wie sehr darum Erinnerungsarbeit,<br />

Rituale und eine ausgearbeitete Ge-


<strong>de</strong>nkkultur auch für mo<strong>de</strong>rne Gesellschaften<br />

unverzichtbar sind. Spätestens<br />

in <strong>de</strong>r über sich und ihr Tun aufgeklärten<br />

Mo<strong>de</strong>rne wird klar, dass die kollektive<br />

Erinnerung min<strong>de</strong>stens zwei zu<br />

unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Aspekte besitzt, nämlich<br />

in kognitiver und normativer Hinsicht:<br />

8<br />

In kognitiver Hinsicht geht es in <strong>de</strong>r<br />

kollektiven Erinnerung darum festzustellen,<br />

was gewesen ist, wie es gewesen<br />

ist und warum es sich so und nicht<br />

an<strong>de</strong>rs ereignet hat. In normativer Hinsicht<br />

geht es zugleich auch darum, Maßstäbe<br />

und Prinzipien für das kollektive<br />

Han<strong>de</strong>ln zu fin<strong>de</strong>n und diese in Ritualen<br />

Gestalt gewinnen zu lassen. Rituale<br />

und Ge<strong>de</strong>nkfeiern sind im Unterschied<br />

zu rein geschichtlicher Forschung eine<br />

Form <strong>de</strong>s gesellschaftlichen Vergangenheitsbezugs,<br />

die sich nicht darauf beschränkt<br />

zu schil<strong>de</strong>rn, wie o<strong>de</strong>r warum<br />

es gewesen ist. Sie haben <strong>de</strong>n Zweck,<br />

die Vergangenheit zu vergegenwärtigen<br />

und zu <strong>de</strong>monstrieren, wie sie in die<br />

Gegenwart übergehen, ein Teil von ihr<br />

wer<strong>de</strong>n und bleiben. An Ritualen und<br />

Ge<strong>de</strong>nkfeiern lässt sich ablesen, welche<br />

Teile <strong>de</strong>r vielen möglichen Vergangenheitsbewältigungen<br />

eine Gesellschaft<br />

als die ihren, als eine ihr Han<strong>de</strong>ln<br />

und Lei<strong>de</strong>n mit Sinn versehen<strong>de</strong> Vergangenheit<br />

ansieht. Rituale und Ge<strong>de</strong>nkfeiern<br />

tragen damit stets religiösen Charakter,<br />

ohne <strong>de</strong>swegen schon Religion<br />

zu sein.<br />

Doch soll es an dieser Stelle we<strong>de</strong>r<br />

in erster Linie darum gehen, die subkutan<br />

religiöse Grundierung unserer Gesellschaft<br />

über Gebühr zu betonen, noch<br />

<strong>de</strong>n falsch ansetzen<strong>de</strong>n Kritiken an <strong>de</strong>n<br />

Formen und <strong>de</strong>r Sinnhaftigkeit kollektiver<br />

Erinnerungsfeiern und -veranstaltungen<br />

weiter nachzugehen. Vielmehr<br />

soll über die mit Beginn <strong>de</strong>s neuen Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

vermehrt anstehen<strong>de</strong>n Anlässe<br />

für Ge<strong>de</strong>nkfeiern und Erinnerungsarbeit<br />

hinaus das spezifisch religionspädagogische<br />

Interesse in mehrfacher<br />

Hinsicht stark gemacht wer<strong>de</strong>n – und<br />

dies zunächst in <strong>de</strong>m besagten doppelten<br />

Sinn: Einerseits wegen <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung<br />

von kollektiver Erinnerung im Sinne<br />

eines unverstellten Wahrnehmens<br />

Aus: Gernot Candolini, Im Labyrinth – Aufbruch zur Mitte, Tyrolia 2001 © Foto: Gernot Candolini<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit, das <strong>de</strong>m Vergessen<br />

wi<strong>de</strong>rsteht, an<strong>de</strong>rerseits um die Vergangenheit<br />

zu vergegenwärtigen und ihre<br />

Themen für die Zukunft zu öffnen.<br />

Das dreifache kirchengeschichtliche<br />

Interesse <strong>de</strong>r Religionspädagogik<br />

Übertragen auf die Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Religionspädagogik müsste kirchen-<br />

bzw. christentumsgeschichtliche<br />

Erinnerungsarbeit vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>r im letzten Abschnitt vorgestellten<br />

Differenzierung einer dreifachen Fragestellung<br />

folgen: Muss sie im Blick<br />

auf die Kirchengeschichte Wert legen<br />

auf die – epochenbezogen zu applizieren<strong>de</strong><br />

– im Grun<strong>de</strong> immer ein und dieselbe<br />

Frage?<br />

Wie hat sich Christi Botschaft<br />

von <strong>de</strong>r Gottesherrschaft, die<br />

sich auf ihn berufen<strong>de</strong> Bewegung,<br />

wie hat sich das „spezifisch<br />

Christliche“, das „Proprium<br />

Christianum“... in <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Zeit übersetzt?<br />

Diese Frage birgt einen sachhaltigen<br />

Teil, <strong>de</strong>r oben bereits als <strong>de</strong>r kogni-<br />

tive Aspekt historischer Erinnerungsarbeit<br />

hervorgehoben wur<strong>de</strong> und grundlegend<br />

für jedwe<strong>de</strong> Form von Ge<strong>de</strong>nken,<br />

ritueller und historischer Erinnerungsarbeit<br />

ist. Die nüchterne, keinen<br />

Aspekt ausklammern<strong>de</strong> und historische<br />

Kontexte einbeziehen<strong>de</strong> Erinnerung <strong>de</strong>r<br />

Geschichte vorausgesetzt, verbirgt sich<br />

in dieser Frage jedoch mehr: Konkret<br />

wird zugleich auch nach <strong>de</strong>r Ausprägung<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>s Christlichen in<br />

einem bestimmten historischen Kontext,<br />

in einem konkreten geschichtlichen Bezug<br />

gefragt. Es wird <strong>de</strong>utlich und gera<strong>de</strong>zu<br />

eingeübt, dass Christentum keine<br />

zeitenthobene Wirklichkeit ist, son<strong>de</strong>rn<br />

sich nur in einer je einzigen und spezifischen<br />

historischen Übertragung verwirklicht<br />

hat (und sich verwirklichen<br />

kann). Damit enthält die auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Blick spezifisch kirchengeschichtlich ansetzen<strong>de</strong><br />

Fragerichtung bei näherem Hinsehen<br />

eine <strong>de</strong>r Kernfragen religionspädagogischer<br />

Bildungsarbeit schlechthin:<br />

Wie übersetze ich die Botschaft<br />

(für mich, für an<strong>de</strong>re)<br />

so, dass sie sowohl i<strong>de</strong>ntisch<br />

(im Sinne von unverfälscht,<br />

authentisch, original), als auch<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

BEITRÄGE<br />

169


BEITRÄGE<br />

170<br />

in <strong>de</strong>m jeweiligen Lebensbezug<br />

als be<strong>de</strong>utsam (relevant,<br />

heilsam, befreiend, herausfor<strong>de</strong>rnd)<br />

erfahren wird?<br />

Mit kürzestem Anlauf und auf gera<strong>de</strong>m<br />

Wege zeigt sich, dass kirchengeschichtliche<br />

Erinnerung eigentlich wie<br />

von selbst in <strong>de</strong>n Grundauftrag <strong>de</strong>r Religionspädagogik<br />

mün<strong>de</strong>t, religiöses Lernen<br />

zu ermöglichen – gera<strong>de</strong>zu ein paradoxes<br />

Ergebnis, vergegenwärtigt man<br />

sich <strong>de</strong>n zu Anfang erwähnten Ruf kirchengeschichtlichen<br />

Unterrichts als „gegenwartsfern<br />

und alltagsirrelevant“.<br />

Kirchengeschichtliche Erinnerungsarbeit<br />

kann so zugleich auch als Para<strong>de</strong>beispiel<br />

für die Explikation <strong>de</strong>ssen verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, was man als das „I<strong>de</strong>ntitäts-Relevanz-Dilemma“<br />

bei <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

christlicher Existenz durch alle<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rte bezeichnen kann: Denn<br />

„wo (in <strong>de</strong>r Geschichte) die Faszination<br />

und Herausfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gründungsimpulses<br />

in neue Situationen hinein übertragen<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, da schien man vor<br />

die Entscheidung gestellt, das Eigentliche<br />

<strong>de</strong>s ‘damaligen’ Impulses auf Kosten<br />

seiner ‘aktuellen’Relevanz o<strong>de</strong>r die<br />

aktuelle Relevanz auf Kosten <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntität<br />

<strong>de</strong>s zu Überliefern<strong>de</strong>n zur Geltung<br />

zu bringen“ 9 . Wer Relevanz <strong>de</strong>r christlichen<br />

Botschaft hier und heute will,<br />

<strong>de</strong>r muss zusammenbringen, was existenziell<br />

und von <strong>de</strong>n Anfängen an zusammengehört:<br />

I<strong>de</strong>ntität und Relevanz<br />

<strong>de</strong>r Botschaft Christi. Um <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntität<br />

<strong>de</strong>r Botschaft willen muss das bisher<br />

Gesagte nun an<strong>de</strong>rs, neu gesagt wer<strong>de</strong>n,<br />

so dass je neu die Wahrheit für die<br />

Gegenwart aufgebrochen wird.<br />

Das I<strong>de</strong>ntitäts-Relevanz-Dilemma<br />

– nicht als Krisenphänomen 10 , son<strong>de</strong>rn<br />

als Benennung <strong>de</strong>r Ausgangslage christlicher<br />

Existenz heute betrachtet – steht<br />

formal, unthematisch und unmittelbar<br />

immer mit im Mittelpunkt kirchengeschichtlicher<br />

Erinnerungsarbeit. Über<br />

diese formale Einübung in die Grundaufgabenstellung<br />

christlicher Existenz<br />

hinaus trägt kirchengeschichtliche Erinnerung<br />

auch zum existenziellen Hinterfragen<br />

und Beantworten folgen<strong>de</strong>r<br />

Frage bei:<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Aus: Gernot Candolini, Im Labyrinth – Aufbruch zur Mitte, Tyrolia 2001 © Foto: Gernot Candolini<br />

Welche Themen und Inhalte <strong>de</strong>r<br />

Christentumsgeschichte sind für<br />

mich, die Kirche, die Gesellschaft<br />

... heute in <strong>de</strong>r Weise be<strong>de</strong>utsam,<br />

dass sie mein/unser<br />

Selbstbild, meine/unsere I<strong>de</strong>ntität<br />

und meine/unsere Zukunft<br />

bestimmen o<strong>de</strong>r auszumachen<br />

vermögen?<br />

Vergangenheit – so sie erinnert wird<br />

– ist nie nur eine „überholte, gegenwartsferne“<br />

Zeit, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Erinnerungsarbeit<br />

zugleich immer auch<br />

Gegenwart. „Der Nobelpreisträger und<br />

Überleben<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tragödie (<strong>de</strong>s Holocausts),<br />

Elie Wiesel, hat immer wie<strong>de</strong>r<br />

gemahnt, dass mit <strong>de</strong>m Verlust <strong>de</strong>s Erinnerns<br />

auch <strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>s Seins einhergeht.<br />

Erinnern steht im Dienst <strong>de</strong>r<br />

Gegenwart und <strong>de</strong>r Zukunft. Sich erinnern<br />

geschieht nicht im ‘objektiven’Vorbeiziehenlassen<br />

vergangener Ereignisse.<br />

Erinnern setzt vielmehr voraus, dass<br />

aus <strong>de</strong>r Unzahl geschichtlicher Daten<br />

einige herausgegriffen wer<strong>de</strong>n, die ‘erinnerungswürdig’<br />

sind und die <strong>de</strong>shalb<br />

das gegenwärtige und zukünftige Leben<br />

prägen. Warum gera<strong>de</strong> Abraham und<br />

nicht Esau, warum die Propheten, warum<br />

die Geschichte Israels, warum das<br />

Kreuz Jesu, warum beson<strong>de</strong>re Ereignisse<br />

<strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts und warum<br />

schließlich die Shoah? Die Auswahl<br />

sagt etwas über <strong>de</strong>n eigenen <strong>Stand</strong>ort<br />

und entschei<strong>de</strong>t damit auch über die<br />

Zukunft.“ 11<br />

Erinnerung wird zur Selbstaussage<br />

– und in <strong>de</strong>r Vergegenwärtigung zugleich<br />

zur Vorhersage <strong>de</strong>ssen, was für<br />

die Zukunft angezielt ist, wie man sich<br />

auf Zukunft hin verstehen und geben<br />

will. Einleuchtend ist dies bei markanten<br />

i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r positiv<br />

be<strong>de</strong>utsamen Ereignissen – wie etwa<br />

die katholische Kirche in beson<strong>de</strong>rer<br />

Weise einzelner Kirchenväter und die<br />

evangelische Kirche am Reformationstag<br />

ihrer Ursprünge ge<strong>de</strong>nken;<br />

bei <strong>de</strong>r Erinnerung von Ereignissen<br />

und Zeitepochen, die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Christenheit beschreiben, Herausfor<strong>de</strong>rungen,<br />

die sich heute genau<br />

so o<strong>de</strong>r ähnlich noch immer bzw. noch<br />

einmal stellen: etwa das sich herausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Verhältnis von Kirche und<br />

Staat in <strong>de</strong>n ersten Jahrhun<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>r<br />

Kirchengeschichte und heute; o<strong>de</strong>r die


echte Weise <strong>de</strong>r Mission im „Zeitalter<br />

<strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckungen“ und in <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

...<br />

In markanter Weise wird <strong>de</strong>r besagte<br />

Sinn kirchengeschichtlicher Erinnerungsarbeit<br />

<strong>de</strong>utlich im Ge<strong>de</strong>nken<br />

<strong>de</strong>r Leid- und Schuldgeschichte einer<br />

Gemeinschaft – etwa <strong>de</strong>r dunklen Seiten<br />

<strong>de</strong>r Kirchengeschichte. Wo dies<br />

geschieht (etwa im Schuldbekenntnis<br />

Papst Johannes Pauls II. am 1. Fastensonntag<br />

<strong>de</strong>s Jahres 2000 bezogen auf<br />

die Vergehen <strong>de</strong>r Inquisition, bei <strong>de</strong>n<br />

Kreuzzügen, im Gegenüber zum Ju<strong>de</strong>ntum<br />

...), wird weit mehr ausgesprochen<br />

– insofern damit ein Fehlen und<br />

Bedauern im Namen <strong>de</strong>r und bezogen<br />

auf die Gesamtkirche gemeint ist – als<br />

nur das Anerkenntnis einer historischen<br />

Faktenlage. Es wird zuvor Verdrängtes,<br />

Vergessenes, Abgewiesenes,<br />

Abgespaltenes offen ausgesprochen<br />

und in das Bewusstsein geholt, dass<br />

auch die dunklen Seiten <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

in bleiben<strong>de</strong>r Trauerarbeit<br />

<strong>de</strong>m eigenen Selbstverständnis zugerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Es drückt sich aus,<br />

was zukünftig sein und nicht sein soll,<br />

welchen Anspruch man für die Zukunft<br />

bei sich anlegen will. Nur auf<br />

diese Weise kann eine Versöhnung mit<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit und die Begründung<br />

eines neuen Verhältnisses mit<br />

<strong>de</strong>n Opfern <strong>de</strong>r Geschichte entstehen.<br />

Nur in <strong>de</strong>r auch die negativen und<br />

schmerzlichen Seiten <strong>de</strong>r eigenen Geschichte<br />

einbeziehen<strong>de</strong>n Erinnerungsarbeit<br />

kann entstehen und gelingen,<br />

was man als Kern <strong>de</strong>r christlichen<br />

Botschaft bezeichnen kann: ein Leben<br />

in Wahrheit.<br />

Eine An-Deutung<br />

Kirchen- bzw. christentumsgeschichtliche<br />

Erinnerungsarbeit, kollektive<br />

Erinnerung macht Sinn. Sie macht<br />

noch darüber hinausgehend für <strong>de</strong>n Bereich<br />

<strong>de</strong>r katholischen Theologie und<br />

<strong>de</strong>r Religionspädagogik Sinn – gera<strong>de</strong><br />

auch vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r unlängst<br />

erschienenen Philosophie-Enzyklika<br />

„Fi<strong>de</strong>s et ratio“ 12 –, ist sie doch zu-<br />

gleich auch eine Möglichkeit, neu nach<br />

Wegen zu suchen, von Gott in Kategorien<br />

unserer Zeit zu re<strong>de</strong>n.<br />

Gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r<br />

Frage nach <strong>de</strong>m Umgang mit <strong>de</strong>m in<br />

<strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Nazi-Diktatur entstan<strong>de</strong>nen<br />

Leid ist sich die Theologie so mancher<br />

ihrer „zu starken Kategorien“<br />

(J.B. Metz) in Verkündigung und Theologie<br />

bewusst gewor<strong>de</strong>n. Die Frage<br />

nach <strong>de</strong>r Gerechtigkeit und nach einem<br />

möglichen Trost für die ungerecht Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

ist nach <strong>de</strong>m Grauen von<br />

Auschwitz die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Frage für Gläubige und<br />

Ungläubige. Mit Bezug auf Walter<br />

Benjamin hat vor allem Johann Baptist<br />

Metz als Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sogenannten<br />

neueren „Politischen Theologie“ dafür<br />

plädiert, sich <strong>de</strong>r vergangenen Lei<strong>de</strong>n<br />

zu erinnern, um so die Vergangenheit in<br />

die Gegenwart zu holen und in <strong>de</strong>r „Erinnerung<br />

frem<strong>de</strong>n Leids“ (memoria<br />

passionis), in – wie er sagt – „anamnetischer<br />

Solidarität“ unsere zumeist<br />

selbstbezügliche Wahrnehmung auf<br />

gefährliche Weise stören zu lassen, in<br />

<strong>de</strong>r Weigerung, die Vergangenheit ein<br />

für alle Mal für abgeschlossen zu halten.<br />

Theologie im An<strong>de</strong>nken und Einge<strong>de</strong>nken<br />

geschichtlicher Erfahrung<br />

erschließt sich vor diesem Hintergrund<br />

als Reflexion auf ein kommunikatives<br />

Han<strong>de</strong>ln, das für die Vergangenheit und<br />

ihre Opfer Sinn behauptet, als Theorie<br />

kommunikativen Han<strong>de</strong>lns und <strong>de</strong>r in<br />

ihr erfahrenen Wirklichkeit (Helmut<br />

Peukert 13 ). Gott ist nicht einfachhin erfahrungsjenseitige<br />

Transzen<strong>de</strong>nz, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r in solidarischem Han<strong>de</strong>ln von<br />

Anfang an bzw. bis zuletzt Behauptete<br />

und Erfahrene: Gott <strong>de</strong>r behauptet wird,<br />

wenn und wo sich <strong>de</strong>r Lei<strong>de</strong>n erinnert<br />

wird.<br />

Bleibt zu hoffen, dass es diesem in<br />

<strong>de</strong>r gängigen Religionspädagogik wohl<br />

mit am meisten rezipierten fundamentaltheologischen<br />

Ansatz gelingt – gemäß<br />

<strong>de</strong>r Frageperspektive von „Fi<strong>de</strong>s<br />

et ratio“ –, Gott auf neue, alte Weise als<br />

„Menschheitsthema“ durchzubuchstabieren,<br />

nicht seinerseits zu einer Geschichtsvergessenheit<br />

führt. Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r Religionspädagogik muss es sein, so<br />

manche „gefährliche Erinnerung“ und<br />

„Antitradition“ (J.B. Metz) wie<strong>de</strong>rzuent<strong>de</strong>cken.<br />

Anmerkungen<br />

01 Umfrage <strong>de</strong>s Instituts für Demoskopie Allensbach,<br />

veröffentlicht am 30.12.1999.<br />

02 Umfrage <strong>de</strong>s Instituts für Demoskopie Allensbach,<br />

veröffentlicht in „Die Zeit“ vom 29.12.1999.<br />

03 Hubertus Halbfas: Wurzelwerk. Geschichtliche Dimensionen<br />

<strong>de</strong>r Religionsdidaktik, Düsseldorf. 2 1997.<br />

148.<br />

04 Umfrage <strong>de</strong>s Meinungsforschungsinstituts Forsa, für<br />

die 2005 Deutsche befragt wur<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />

Anteil <strong>de</strong>r 14-24-jährigen in dieser Frage genau so<br />

hoch wie bei <strong>de</strong>n Befragten über 65 Jahren war (65<br />

Prozent).<br />

05 Vgl.: KNA-Nachricht 13719 vom 27.10.1998: „Lübbe:<br />

Erinnern enthält die Kunst <strong>de</strong>s Vergessens“.<br />

06 Klaus König: Kirchengeschichtsdidaktische Grundregeln,<br />

in: Engelbert Groß/Klaus König (Hg.): Religionsdidaktik<br />

in Grundregeln. Leitfa<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n<br />

Religionsunterricht, Regensburg. 1996. 182.<br />

07 Halbfas: Wurzelwerk (s. Anm. 3). 139.<br />

08 Vgl. zum folgen<strong>de</strong>n Absatz: Micha Brumlik: Gewissen,<br />

Ge<strong>de</strong>nken und anamnetische Solidarität, in:<br />

Universitas 53, 1998. 1143-1153, hier bes. 1149f.<br />

09<br />

Jürgen Werbick: Vom entschei<strong>de</strong>nd und unterschei<strong>de</strong>nd<br />

Christlichen, Düsseldorf. 1992. 24.<br />

10 Vgl. ebd., 27.<br />

11 Erich Weitbach: Der Vatikan und die ‘unaussprechliche<br />

Tragödie’ <strong>de</strong>r Shoah, in: Materialdienst<br />

<strong>de</strong>s Konfessionskundlichen Instituts Bensheim 49<br />

(3 /1998) 51.<br />

12 Papst Johannes Paul II ruft in <strong>de</strong>r Enzyklika „Fi<strong>de</strong>s<br />

et ratio“ vom 15. September 1998 alle Philosophen<br />

und Theologen auf, „in einen kritischen und anspruchsvollen<br />

Dialog einzutreten sowohl mit <strong>de</strong>m<br />

philosophischen Denken unserer Zeit wie auch mit<br />

<strong>de</strong>r gesamten philosophischen Tradition, ob sie nun<br />

im Einklang mit <strong>de</strong>m Wort Gottes steht o<strong>de</strong>r nicht“.<br />

(Nr. 105).<br />

13 Vgl. Helmut Peukert: Wissenschaftstheorie – Handlungstheorie<br />

– Fundamentale Theologie. Analysen<br />

zu Ansatz und Status theologischer Theoriebildung,<br />

Düsseldorf. 1976. bes. 346ff.<br />

Dr. Holger Dörnemann ist seit 1998<br />

Referent für Theologische Bildung im<br />

Erzbistum Köln und seit 1999 Lehrbeauftragter<br />

für Religionspädagogik und<br />

ihre Didaktik am Kath. Theologischen<br />

Seminar (Prof. Dr. H. J. Höhn) <strong>de</strong>r Philosophischen<br />

Fakultät <strong>de</strong>r Universität<br />

Köln.<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

BEITRÄGE<br />

171


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

172<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Erinnerung (auf-)bauen<br />

Architektur <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens in Berlin und New York<br />

Einleitung<br />

„Gar<strong>de</strong>ns of the World“<br />

Im Januar 2003 erhielt <strong>de</strong>r z. Zt. in<br />

Berlin leben<strong>de</strong> Amerikaner Daniel Libeskind<br />

(zur Person siehe Materialien) für<br />

seinen „Gar<strong>de</strong>ns of the World“ genannten<br />

Entwurf <strong>de</strong>n Zuschlag für die Wie<strong>de</strong>rbebauung<br />

<strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s World<br />

Tra<strong>de</strong> Centers, das bei <strong>de</strong>n verheeren<strong>de</strong>n<br />

Attentaten vom 11. September 2001<br />

zerstört wur<strong>de</strong>. Nach eigenem Bekun<strong>de</strong>n<br />

suchte <strong>de</strong>r Architekt, <strong>de</strong>r auch das<br />

Jüdische Museum in Berlin entworfen<br />

hat, bei seinen Plänen nach einer Lösung,<br />

die scheinbar unüberwindbare Gegensätze<br />

miteinan<strong>de</strong>r verknüpft, nämlich<br />

die Erinnerung an die schrecklichen<br />

und zerstörerischen Anschläge, das<br />

Ge<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>r Opfer, aber auch einen<br />

hoffnungsvollen Blick in die Zukunft.<br />

Ohne das Bedürfnis <strong>de</strong>r Metropole<br />

nach Büro- und Geschäftsflächen zu vernachlässigen,<br />

enthält Libeskinds Entwurf<br />

daher eine Vielzahl symbolischer<br />

Räume und Stätten <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens. So<br />

versteht Libeskind <strong>de</strong>n mit einer metallenen<br />

Spitze 541 m (1776 Fuß) hoch in<br />

die New Yorker Skyline ragen<strong>de</strong>n, und<br />

damit weltweit höchsten Wolkenkratzer<br />

seines Entwurfs als eine Reverenz<br />

an das Jahr <strong>de</strong>r amerikanischen Unabhängigkeit<br />

und damit <strong>de</strong>r Geburtsstun<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Demokratien. Die in<br />

<strong>de</strong>ssen oberen Stockwerken angelegten,<br />

paradiesisch anmuten<strong>de</strong>n „Gar<strong>de</strong>ns<br />

of the World“ will er als permanente<br />

symbolische Bejahung <strong>de</strong>s Lebens verstan<strong>de</strong>n<br />

wissen, die in einer Hoffnung<br />

wecken<strong>de</strong>n Spannung stehen zu <strong>de</strong>n<br />

gleichsam als offene Wun<strong>de</strong> verbleiben<strong>de</strong>n<br />

Kratern in <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwanne <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen WTC, die durch die Flugzeugabstürze<br />

in diese hineingerissen<br />

wur<strong>de</strong>n und für <strong>de</strong>n Besucher <strong>de</strong>s neu<br />

entstehen<strong>de</strong>n WTC sichtbar und zu-<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

gänglich bleiben sollen.<br />

Deutet man die erhalten<br />

gebliebenen Wän<strong>de</strong> wie<br />

Libeskind als Symbol für<br />

die „Kraft <strong>de</strong>r US-Verfassung,<br />

die Demokratie und<br />

Leben“ garantiert, so vermischt<br />

sich auch hier die<br />

Erinnerung an die grausamen<br />

Attentate mit einem<br />

auf traditionellen<br />

amerikanischen Werten<br />

fußen<strong>de</strong>n, hoffnungsvollen<br />

Blick in die Zukunft.<br />

Libeskind plant verschie<strong>de</strong>ne<br />

Räume und Anlässe,<br />

an <strong>de</strong>nen die Erinnerung<br />

wachgehalten wer<strong>de</strong>n<br />

soll. So soll außer einem<br />

„Museum <strong>de</strong>r Freiheit“<br />

1 auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong><br />

auch ein Ge<strong>de</strong>nkparcours<br />

eingerichtet wer<strong>de</strong>n. Es<br />

sollen ein „Platz <strong>de</strong>s 11.<br />

September“ und ein „Park<br />

<strong>de</strong>r Hel<strong>de</strong>n“ entstehen.<br />

Schließlich soll auf <strong>de</strong>m „Wedge of<br />

Light“ (Licht-Keil) in je<strong>de</strong>m Jahr am<br />

11. September genau zwischen 8:48 Uhr<br />

und 10:28 Uhr – <strong>de</strong>m Zeitraum von <strong>de</strong>r<br />

ersten Flugzeugkollision bis zum Einsturz<br />

<strong>de</strong>s zweiten Twin Tower – die Sonne<br />

scheinen, ohne Schatten zu werfen,<br />

womit Libeskind die Lichtsymbolik<br />

babylonischer und altägyptischer Götterkulte<br />

aufgreift.<br />

Mag man bei <strong>de</strong>r Studie <strong>de</strong>s Libeskind-Entwurfs<br />

für die Neubebauung<br />

<strong>de</strong>s Ground Zero diesen mit seinen<br />

symbolträchtigen Räumen und Gebäu<strong>de</strong>n<br />

noch als eine allzu emotional bela<strong>de</strong>ne<br />

Reminiszenz an das „We shall not<br />

be moved“ <strong>de</strong>r Amerikaner nach <strong>de</strong>n<br />

fürchterlichen Anschlägen vom 11. September<br />

2001, die Wolkenkratzer gar als<br />

„babylonisch“ 2 empfin<strong>de</strong>n, so gewinnt<br />

das Moment <strong>de</strong>r Erinnerung in einem<br />

an<strong>de</strong>ren Bauwerk <strong>de</strong>sselben Architekten<br />

– <strong>de</strong>m Jüdischen Museum in Berlin<br />

– gera<strong>de</strong> durch sogenannte „Voids“<br />

(Leerstellen) „Between the Lines“ (so<br />

<strong>de</strong>r Titel <strong>de</strong>s Projektes) an Be<strong>de</strong>utung.<br />

„Between the Lines“<br />

Ute Lonny-Platzbecker<br />

View from Hudson River © Jock Pottle<br />

Nach Libeskind liegen <strong>de</strong>m Entwurf<br />

<strong>de</strong>s 1999 eröffneten Museumsbaus<br />

drei Gedanken zugrun<strong>de</strong>: Zunächst<br />

sei die Geschichte Berlins 3 ohne<br />

die Berücksichtigung <strong>de</strong>s be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

intellektuellen, ökonomischen<br />

und kulturellen Einflusses <strong>de</strong>r jüdischen<br />

Bewohner <strong>de</strong>r Metropole nicht<br />

zu verstehen. In das Ge<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>r<br />

Stadtgeschichte sei dann aber die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Holocaust mit seiner Zerstörung<br />

<strong>de</strong>s jüdischen Lebens zu inte-


grieren. Zuletzt wen<strong>de</strong> sich <strong>de</strong>r Blick<br />

in die Zukunft, die in Berlin und darüber<br />

hinaus in Europa nur menschlich<br />

sein könne, wenn sowohl das Wissen<br />

um <strong>de</strong>n Aufstieg und die Be<strong>de</strong>utsamkeit<br />

jüdischen Lebens, aber auch<br />

um seine Auslöschung integriert sei.<br />

Architektonisch verwirklichen sich<br />

Libeskinds I<strong>de</strong>en in <strong>de</strong>m durch seinen<br />

Zickzackkurs an einen ausgerissenen<br />

Davidstern gemahnen<strong>de</strong>n Grundriss <strong>de</strong>s<br />

Museumsbaus, <strong>de</strong>r ausschließlich unterirdisch<br />

mit <strong>de</strong>m Berliner Stadtmuseum<br />

verbun<strong>de</strong>n ist und durch die unregelmäßige<br />

Raum- und Fensterfolge sowie<br />

die unterschiedlichen Geschosshöhen<br />

kaum Orientierung zulässt. Zentrales<br />

Element bil<strong>de</strong>n dabei die sechs vertikalen<br />

„Voids“, Hohl- o<strong>de</strong>r Leerräume,<br />

die von oben bis unten durch alle Geschosse<br />

als funktionslose Räume mit<br />

unverputzten Betonwän<strong>de</strong>n eine Art<br />

Schnitt bil<strong>de</strong>n. Immer wie<strong>de</strong>r kreuzt<br />

<strong>de</strong>r Besucher diese „Voids“ auf Brücken,<br />

und da, wo er sie im Museum übero<strong>de</strong>r<br />

unterläuft, sind Decke und Fußbo<strong>de</strong>n<br />

schwarz gefärbt. Diese Leerstellen<br />

als Platzhalter für das im Holocaust<br />

zerstörte jüdische Leben Berlins verwirklichen<br />

<strong>de</strong>n Grundgedanken Libeskinds,<br />

nämlich dass das Nicht-Sichtbare<br />

sich als Leere, als das Unsichtbare<br />

manifestieren solle. Die Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Museums<br />

seien gleichsam um einen leeren<br />

Raum herumgebaut, in <strong>de</strong>ssen Begehen<br />

und Erleben <strong>de</strong>r Besucher „between the<br />

lines“ eine Verbindung zu <strong>de</strong>r ausradierten<br />

Spur jüdischer Geschichte Berlins<br />

aufnehmen kann, womöglich mehr<br />

als bei <strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>r wenigen erhalten<br />

gebliebenen Gegenstän<strong>de</strong> und<br />

Dokumente <strong>de</strong>r Ausstellung, die nach<br />

Libeskind eher eine Abwesenheit als eine<br />

Präsenz heraufbeschwören. Dem Verlust<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung 4 tritt eine Architektur<br />

entgegen, in <strong>de</strong>r „das Unsichtbare und<br />

das Sichtbare die strukturellen Merkmale<br />

bil<strong>de</strong>n“ und „<strong>de</strong>r das Namenlose<br />

einbeschrieben ist wie ein Name, <strong>de</strong>r<br />

stumm bleibt“ (Libeskind). 5 Weitere Orte<br />

<strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens bil<strong>de</strong>n außerhalb <strong>de</strong>s<br />

Gebäu<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r „Garten <strong>de</strong>s Exils und<br />

<strong>de</strong>r Emigration“ mit 49 sechs Meter<br />

hohen, leicht geneigten Betonstelen, in<br />

die Wei<strong>de</strong>n gepflanzt sind, sowie <strong>de</strong>r<br />

„Paul Celan-Hof“, <strong>de</strong>ssen Bo<strong>de</strong>n nach<br />

einer Grafik <strong>de</strong>r mit diesem be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

jüdischen Lyriker und Holocaustüberleben<strong>de</strong>n<br />

verheirateten Künstlerin<br />

Gisèle Celan-Lestrange gestaltet ist.<br />

Das Muster lässt sich <strong>de</strong>uten als die<br />

Spuren von Wegen, die Menschen gegangen<br />

sind, mit Kreuzungen und Verästelungen,<br />

Über- und Unterführungen,<br />

Neuanfängen und Abbrüchen sowie einem<br />

zum Ausgang <strong>de</strong>s Hofes hin gleichsam<br />

als Barriere o<strong>de</strong>r Stolperstein erhaben<br />

gestalteten Element.<br />

Zwei Bauten – Zwei Formen <strong>de</strong>r<br />

Erinnerung<br />

Bei<strong>de</strong> Entwürfe suchen das Vergangene<br />

nicht nur in seinem „Wie?“<br />

und „Warum?“ darzustellen – dazu<br />

dienen vor allem die Ausstellungen im<br />

Jüdischen Museum und in <strong>de</strong>m geplanten<br />

„Museum of Hope“ –, son<strong>de</strong>rn<br />

das Vergangene gera<strong>de</strong>zu physisch zu<br />

vergegenwärtigen und in seiner Be<strong>de</strong>utung<br />

für Gegenwart und Zukunft<br />

präsent zu halten. Bei<strong>de</strong> von einer<br />

Kommission ausgewählten Konzepte<br />

dürfen in diesem Sinne ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n<br />

als eine Art Vergangenheitsbewältigung,<br />

die das Vergangene in Gegenwart<br />

und Zukunft zu integrieren und<br />

so letztlich das vergangene, gegenwärtige<br />

und zukünftige Lei<strong>de</strong>n und<br />

Han<strong>de</strong>ln einer Gesellschaft in einen<br />

sinnvollen Kontext zu stellen sucht.<br />

Das Ge<strong>de</strong>nken wird dann zur Selbstaussage<br />

darüber, wie eine Gesellschaft<br />

sich verstan<strong>de</strong>n wissen und wie sie ihre<br />

Zukunft gestalten will, 6 bei<strong>de</strong>s Fragen,<br />

zu <strong>de</strong>ren Beantwortung die Entwürfe<br />

Libeskinds einen ausdrücklichen<br />

Beitrag leisten wollen. Verweist<br />

das Berliner Museum in mahnen<strong>de</strong>m<br />

Ge<strong>de</strong>nken an die Auslöschung jüdischen<br />

Lebens auf die Verantwortung<br />

zur Gestaltung einer humanen Zukunft,<br />

so betont <strong>de</strong>r New Yorker Entwurf<br />

das „Hel<strong>de</strong>ntum“ 7 <strong>de</strong>r von brutaler<br />

Gewalt betroffenen Amerikaner<br />

und zielt auf eine Zukunft, in <strong>de</strong>r die<br />

amerikanische Gesellschaft ihre tradi-<br />

tionellen Werte verteidigen und ihnen<br />

zu neuer Größe verhelfen soll.<br />

Bei<strong>de</strong> Entwürfe öffnen sich einer<br />

religiösen Perspektive, wenn sie in architektonischen<br />

Symbolen das scheinbar<br />

Sinnlose mit einem auf Sinn hoffen<strong>de</strong>n<br />

Blick in die Zukunft verbin<strong>de</strong>n<br />

wollen. Libeskind bezeichnet das Sichtbare<br />

und das Unsichtbare als wesentliche<br />

Strukturelemente <strong>de</strong>s Berliner Jüdischen<br />

Museumsbaus und greift damit<br />

auf zentrale Begriffe jüdischer Spiritualität<br />

zurück. Wenn Libeskind selbst<br />

seine Architektur als eine beschreibt,<br />

<strong>de</strong>r das „Namenlose einbeschrieben ist<br />

wie ein Name“, „was an<strong>de</strong>res kann<br />

dann im Letzten – d. h. über alle historisch<br />

anschaulichen Ereignisse ... und<br />

über alle Namen hinaus – gemeint sein<br />

als <strong>de</strong>r unsichtbare Gott selbst, <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />

hinter allen Namen seinen Namen verbirgt<br />

und stumm bleibt und sich selbst<br />

als JAHWE, Ich bin da, namenlos, jenseits<br />

aller Namen benennt“ 8 . Eine Libeskinds<br />

Architektur in ihrer Radikalität<br />

ernst nehmen<strong>de</strong> Deutung <strong>de</strong>r „Voids“<br />

als „Zeichen für das abwesend Präsente<br />

schlechthin, Zeichen für Gott“ 9 erscheint<br />

durchaus gerechtfertigt, auch wenn <strong>de</strong>r<br />

Architekt selbst eine ausdrückliche religiöse<br />

Zuschreibung vermei<strong>de</strong>t. Die<br />

Ehrfurcht im Ge<strong>de</strong>nken an die jüdischen<br />

Opfer <strong>de</strong>s Nationalsozialismus, die hier<br />

auch architektonisch im Verzicht auf<br />

vorschnell sinngeben<strong>de</strong> Bil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />

Namen durch die „Voids“ zum Ausdruck<br />

gebracht wird, steht in Kongruenz<br />

zur Ehrfurcht bei <strong>de</strong>r Verehrung <strong>de</strong>s<br />

„Namenlosen“, „Unaussprechlichen“,<br />

<strong>de</strong>s im Tetragramm symbolhaft ausgedrückten,<br />

verborgen Offenbaren im Ju<strong>de</strong>ntum.<br />

Bereits in die Berichterstattung<br />

über die Finalisten im Ausschreibungswettbewerb<br />

um die Wie<strong>de</strong>rbebauung<br />

<strong>de</strong>s WTC mischt sich religiöses<br />

Vokabular, wenn etwa <strong>de</strong>r Spiegel<br />

fragt, „wie babylonisch sich New York<br />

nach dieser Apokalypse in Zukunft<br />

wie<strong>de</strong>r geben dürfe“ 10 , o<strong>de</strong>r die FAZ<br />

die Spannung beschreibt, mit <strong>de</strong>r Amerika<br />

und darüber hinaus die ganze Welt<br />

auf das „Symbol einer Epiphanie“ 11<br />

warten, das am Ort <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

173<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

174<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Außenansicht Jüdisches Museum, Berlin © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe, Berlin<br />

WTC wie<strong>de</strong>r aufragen soll. Eine Deutung<br />

<strong>de</strong>r „Gar<strong>de</strong>ns of the World“ als<br />

„Vorschein E<strong>de</strong>ns“ 12 legt <strong>de</strong>r gewählte<br />

Entwurf nahe, aber auch Libeskind<br />

selbst macht sich dieses Sprachspiel zu<br />

Eigen, wenn er die Reste <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwanne<br />

als „heiligen Ort“ bezeichnet,<br />

<strong>de</strong>r als Symbol für die Stärke <strong>de</strong>r amerikanischen<br />

Demokratie begehbar gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n soll und gleichzeitig einen<br />

„ruhigen, meditativen Raum“ beherbergen<br />

soll. In <strong>de</strong>mselben Interview<br />

gipfelt die ausdrücklich religiöse Symbolgebung<br />

in <strong>de</strong>m Resümee: „Diese<br />

aufregen<strong>de</strong> Architektur mit <strong>de</strong>m Museum,<br />

<strong>de</strong>r Lower-Manhattan Zugstation,<br />

Hotels, einem Theater, Büros, Geschäften<br />

und Restaurants wird die Auferstehung<br />

<strong>de</strong>s Lebens symbolisieren und zeigen,<br />

dass wir voll und ganz zu New<br />

York stehen.“ 13 Steht <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>s Jüdischen<br />

Museums in Berlin ganz in <strong>de</strong>r<br />

Tradition jüdischer Spiritualität 14 , so<br />

kann im Hinblick auf <strong>de</strong>n Entwurf zur<br />

Neubebauung <strong>de</strong>s ehemaligen WTC-Gelän<strong>de</strong>s<br />

nur von einer Funktionalisierung<br />

religiösen Vokabulars im Dienste<br />

politischer und nationaler Interessen<br />

gesprochen wer<strong>de</strong>n, was gera<strong>de</strong> im Religionsunterricht<br />

durchaus kritisch hinterfragt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Unterrichtssequenz<br />

Die Beschäftigung mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

vorgestellten Libeskind-Entwürfen unter<br />

<strong>de</strong>r Leitfrage, auf welche Weise und<br />

mit welcher Be<strong>de</strong>utung für Gegenwart<br />

und Zukunft das Erinnern bzw. das öffentliche<br />

Ge<strong>de</strong>nken möglichst fruchtbar<br />

gestaltet wer<strong>de</strong>n kann, bietet sich<br />

vor allem im RU <strong>de</strong>r Oberstufe im Rahmen<br />

eines Kurses zur Eschatologie 15<br />

an. Die Sequenz kann aber auch bereits<br />

ab Klasse 10 16 etwa in eine Unterrichtsreihe<br />

zum Sinn menschlichen Lebens<br />

eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r als sinnvolle<br />

Ergänzung <strong>de</strong>r Einheit über Kirche und<br />

Nationalsozialismus vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>r Frage nach einem angemessenen<br />

Umgang mit dieser Vergangenheit.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Reihe ist es zunächst, <strong>de</strong>n<br />

Schüler/-innen die Wichtigkeit <strong>de</strong>s Erinnerns<br />

und Ge<strong>de</strong>nkens in <strong>de</strong>r Bewältigung<br />

persönlicher Erfahrung zu ver<strong>de</strong>utlichen.<br />

Darüber hinaus soll ihnen<br />

von dieser persönlichen Perspektive<br />

ausgehend aber auch <strong>de</strong>r Sinn von Ge<strong>de</strong>nkstätten<br />

und Ge<strong>de</strong>nkfeiern exemplarisch<br />

anhand <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Libeskind-<br />

Entwürfe eröffnet wer<strong>de</strong>n. In<strong>de</strong>m die<br />

Schüler/-innen danach fragen, welche<br />

Aussage eine Gesellschaft mit einer be-<br />

stimmten Form <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens über ihre<br />

eigene Gegenwart und angezielte Zukunft<br />

macht, wer<strong>de</strong>n sie sensibilisiert<br />

für eine kritische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>n so implizierten Selbstaussagen<br />

einer Gesellschaft. Die vorgeschlagene<br />

Sequenz umfasst, abhängig davon, ob<br />

eine Internet-Recherche durchgeführt<br />

wird o<strong>de</strong>r nicht, etwa 7-9 Unterrichtsstun<strong>de</strong>n.<br />

17<br />

Bei <strong>de</strong>r Schülerwelt ansetzend und<br />

einen zunächst recht offenen und individuellen<br />

Zugang zum Thema suchend,<br />

bietet sich als Einstieg <strong>de</strong>r Song<br />

„Mensch“ von Herbert Grönemeyer<br />

an. Das Lied sollte ohne Textblatt als<br />

Eingangsimpuls vorgespielt wer<strong>de</strong>n und<br />

die Schüler/-innen sollten beim Hören<br />

darauf achten, welche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>m<br />

Erinnern, aber auch <strong>de</strong>m Vergessen für<br />

<strong>de</strong>n Menschen zugeschrieben wird 18 ;<br />

dies soll anschließend durchaus an eigene<br />

Erfahrungen anknüpfend im Unterrichtsgespräch<br />

diskutiert wer<strong>de</strong>n. Welchen<br />

Sinn/Trost kann Erinnerung auch<br />

an vergangenes Leid haben? Welche<br />

Erfahrungen/Erlebnisse suche ich zu verdrängen<br />

– warum, welche Gefahr liegt<br />

darin? Dieser schülerorientierte Einstieg<br />

stößt u.U. eine kontroverse Diskussion<br />

an, wenn etwa einzelne Schüler,<br />

durchaus <strong>de</strong>m Trend <strong>de</strong>r Zeit folgend,<br />

die Auffassung vertreten, dass man gera<strong>de</strong><br />

vergangenes Leid – sei es persönlich<br />

Erfahrenes o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Geschichte<br />

einer Gesellschaft Geschehenes – auch<br />

„einfach mal vergessen können“ muss,<br />

um <strong>de</strong>n Blick nach vorn zu wen<strong>de</strong>n.<br />

An<strong>de</strong>re wer<strong>de</strong>n vielleicht ebenso aus eigener<br />

Erfahrung die Be<strong>de</strong>utung von Erinnerung<br />

und ggf. auch Orten <strong>de</strong>r Erinnerung<br />

(z. B. Grabbesuch bei Verlust<br />

eines geliebten Menschen) betonen.<br />

Die aufgeworfenen Fragen spitzen<br />

sich im weiteren Verlauf <strong>de</strong>r Sequenz<br />

in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit einem<br />

literarischen Beispiel zu. Zwei Textausschnitte<br />

aus Philip Roth „Der<br />

menschliche Makel“ dramatisieren und<br />

vertiefen die vor <strong>de</strong>m eigenen Erfahrungshintergrund<br />

<strong>de</strong>r Schüler/-innen<br />

aufgeworfenen Fragen am Beispiel <strong>de</strong>s<br />

zum Gewalttäter gewor<strong>de</strong>nen Vietnam-<br />

Veteranen Lester Farley 19 . Der erste


Textausschnitt zeigt repräsentativ und<br />

eindrücklich, wie nicht verarbeitete,<br />

grausame Erfahrungen und Erinnerungen<br />

ein ganzes Leben in Gegenwart<br />

und Zukunft 20 beeinträchtigen, ja zerstören<br />

können. 21 Die Be<strong>de</strong>utung und<br />

Notwendigkeit von bewusster Erinnerung<br />

und Verarbeitung wird von <strong>de</strong>n<br />

Schüler/-innen aus diesem Textausschnitt<br />

selbst erschlossen wer<strong>de</strong>n. Im<br />

Sinne <strong>de</strong>s ent<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Lernens sollten<br />

sie mit <strong>de</strong>n Textausschnitten ohne<br />

Vorinformation über <strong>de</strong>n Romankontext<br />

o<strong>de</strong>r historische Hintergrün<strong>de</strong> 22<br />

konfrontiert wer<strong>de</strong>n, könnte dies doch<br />

die Motivation unnötig bremsen.<br />

Folgen<strong>de</strong> Impulse könnten als Leseauftrag<br />

für die Erarbeitungsphase –<br />

etwa in Partnerarbeit – dienen: Beschreibt<br />

Lester Farleys Situation!<br />

Zeichnet die Entwicklung dahin in einzelnen<br />

Stationen (äußerlich/innerlich)<br />

23 nach! Die Empathie <strong>de</strong>r Schüler/-innen<br />

ansprechend, wer<strong>de</strong>n hier die<br />

inneren und äußeren Verletzungen eines<br />

Menschen, <strong>de</strong>r brutale Gewalt und<br />

Leid erlebt hat, dargestellt, was bei aller<br />

Unvergleichbarkeit <strong>de</strong>n Spuren vergangenen<br />

Leids und Unheils in <strong>de</strong>r Geschichte<br />

einer Gesellschaft bzw. <strong>de</strong>s<br />

Einzelnen in dieser Gesellschaft so<br />

weit nahe kommt, dass <strong>de</strong>n Schüler/-innen<br />

ein auch affektiver Zugang eröffnet<br />

wird zu <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Notwendigkeit<br />

und <strong>de</strong>s Sinns öffentlichen Ge<strong>de</strong>nkens,<br />

wie es bei <strong>de</strong>n von Libeskind entworfenen<br />

Bauwerken angestrebt ist.<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bearbeitung <strong>de</strong>s ersten<br />

Textausschnitts könnte als Transfer die<br />

Frage nach Perspektiven für Lester<br />

Farley aufgeworfen wer<strong>de</strong>n: Gibt es<br />

Hilfe für ihn? Wie könnte diese aussehen?<br />

Was müsste er o<strong>de</strong>r könnten an<strong>de</strong>re<br />

dazu beitragen? In <strong>de</strong>r Folgestun<strong>de</strong><br />

schlägt <strong>de</strong>r zweite Textausschnitt <strong>de</strong>n<br />

Bogen zu öffentlichen Ge<strong>de</strong>nkstätten,<br />

wie sie auf je eigene Weise auch die<br />

bei<strong>de</strong>n Libeskind-Entwürfe darstellen,<br />

wenn von <strong>de</strong>m jeweils ersten Besuch<br />

von Vietnam-Veteranen an <strong>de</strong>r „Memorial<br />

Wall“, die die Namen <strong>de</strong>r im Vietnam-Krieg<br />

gefallenen amerikanischen<br />

Soldaten verzeichnet, die Re<strong>de</strong> ist. 24<br />

Wie<strong>de</strong>rum sollte von <strong>de</strong>n Schüler/-in-<br />

nen selbstständig erschlossen wer<strong>de</strong>n,<br />

dass es sich bei <strong>de</strong>n beschriebenen Personen<br />

– wie bei Lester Farley – um Vietnam-Veteranen<br />

han<strong>de</strong>lt, die die Namen<br />

ihrer gefallenen Kamera<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r<br />

Wand und damit die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit eigener Vergangenheit suchen.<br />

An die als Einstieg vorgesehene<br />

Lektüre <strong>de</strong>s Textausschnitts schließt<br />

sich zunächst eine solche Situierung<br />

<strong>de</strong>r Szene sinnvoll an, bevor in vertiefen<strong>de</strong>r<br />

Reflexion die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

Ge<strong>de</strong>nkstätte für die Besucher erarbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Die nur knapp, aber ergreifend<br />

beschriebenen Szenen zeigen,<br />

wie <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkstein die eigene Trauer<br />

spiegelt (die Wand weint), verdrängte<br />

Schuldgefühle wachruft („da sollte<br />

mein Name stehen“), aber auch Versöhnung<br />

mit <strong>de</strong>m eigenen Überleben, <strong>de</strong>r<br />

eigenen Gegenwart anstößt („Ist schon<br />

gut, Lou. Schon okay.“). Nach<strong>de</strong>m diese<br />

Aspekte im Unterrichtsgespräch ver<strong>de</strong>utlicht<br />

wor<strong>de</strong>n sind, sollen die Schüler/-innen<br />

aufgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />

Textausschnitt zu ergänzen, in<strong>de</strong>m sie<br />

sich ausmalen, was – innerlich und/<br />

o<strong>de</strong>r äußerlich – bei Lester Farleys ersten<br />

Besuch an <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkstätte geschieht.<br />

25 Bei <strong>de</strong>r Lösung dieser Aufgabenstellung<br />

wird die angesprochene<br />

Komplexität <strong>de</strong>r Romanfigur zum Tra-<br />

gen kommen und die Schüler/-innen<br />

wer<strong>de</strong>n exemplarisch versuchen nachzuempfin<strong>de</strong>n,<br />

welche Be<strong>de</strong>utung ein<br />

Ort <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens für <strong>de</strong>n Besucher<br />

haben kann. Die Teilnahme an öffentlichen<br />

Ge<strong>de</strong>nkveranstaltungen und das<br />

Aufsuchen von Ge<strong>de</strong>nksteinen u. ä. wird<br />

<strong>de</strong>n Schüler/-innen in <strong>de</strong>r Regel fremd<br />

sein, daher wird auf diese Weise ein<br />

Vorverständnis für die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>n architektonischen Entwürfen<br />

geschaffen.<br />

Steht die Sequenz zu Beginn eher<br />

unter <strong>de</strong>r Frage „Was be<strong>de</strong>utet Erinnerung/Ge<strong>de</strong>nken<br />

an öffentlichen Plätzen<br />

für <strong>de</strong>n Einzelnen?“, so soll im Weiteren,<br />

im Blick auf die bei<strong>de</strong>n Entwürfe<br />

Libeskinds, gefragt wer<strong>de</strong>n, wessen<br />

hier gedacht wer<strong>de</strong>n soll, auf welche<br />

(architektonisch verwirklichte) Weise<br />

die Bauwerke zur Erinnerung anregen<br />

wollen und welche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Erinnerung<br />

jeweils für Gegenwart und<br />

angezielte Zukunft zugewiesen wird.<br />

Insofern bei<strong>de</strong> Entwürfe wie gezeigt einen<br />

Sinnhorizont aufzureißen suchen,<br />

wird im RU schließlich die jeweils unterschiedliche<br />

Be<strong>de</strong>utung bzw. Funktionalisierung<br />

religiöser Symbolik anzusprechen<br />

sein.<br />

Beim Jüdischen Museum sollte <strong>de</strong>r<br />

Zugang über <strong>de</strong>n für ein Museum her<br />

Nina und Daniel Libeskind im Jüdischen Museum Berlin © Stephan Schraps<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

175<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

176<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Kontrapunkt:<br />

Die Architektur von Daniel Libeskind<br />

Das Jüdische Museum Berlin ehrt<br />

seinen berühmten Architekten im September<br />

2003 mit einer Son<strong>de</strong>rausstellung.<br />

Das spektakuläre Jüdische Museum<br />

Berlin war sein erstes Bauprojekt.<br />

Mit <strong>de</strong>m zinkverklei<strong>de</strong>ten Zickzackbau,<br />

<strong>de</strong>r schon als leeres Gebäu<strong>de</strong><br />

hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> von Menschen<br />

angezogen hat und eines <strong>de</strong>r herausragen<strong>de</strong>n<br />

Wahrzeichen Berlins ist,<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Architekt Daniel Libeskind<br />

international berühmt. Im Februar<br />

2003 wur<strong>de</strong> ihm das <strong>de</strong>rzeit weltweit<br />

bekannteste Bauprojekt übertragen:<br />

<strong>de</strong>r Masterplan für die Neubebauung<br />

von Ground Zero und <strong>de</strong>m<br />

World Tra<strong>de</strong> Center-Gelän<strong>de</strong>. Zu Ehren<br />

seines herausragen<strong>de</strong>n Architekten<br />

zeigt das Jüdische Museum Berlin<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Barbican<br />

Centre, London, ab <strong>de</strong>m 10. September<br />

2003 auf über 600 Quadratmetern<br />

die Son<strong>de</strong>rausstellung „Kontrapunkt:<br />

Die Architektur von Daniel<br />

Libeskind“ (bis 14. Dezember 2003).<br />

Darin wer<strong>de</strong>n vierzehn seiner Projekte<br />

anhand von Mo<strong>de</strong>llen, Plänen,<br />

Zeichnungen, Filmen, Fotos und Audiomaterial<br />

vorgestellt. Daniel Libeskinds<br />

Mo<strong>de</strong>ll für Ground Zero und<br />

das World Tra<strong>de</strong> Center-Gelän<strong>de</strong><br />

wird erstmals in Deutschland zu sehen<br />

sein. Neben berühmten Gebäu<strong>de</strong>n<br />

wie <strong>de</strong>m Jüdischen Museum<br />

Berlin, <strong>de</strong>m Felix-Nussbaum-Haus in<br />

Osnabrück und <strong>de</strong>m Imperial War<br />

Museum North in Manchester wer<strong>de</strong>n<br />

auch Bauten präsentiert über die<br />

weniger publiziert wur<strong>de</strong> – wie das<br />

Atelierhaus Weil auf Mallorca – sowie<br />

noch in Planung befindliche Projekte<br />

wie die Konzerthalle „Musicon“<br />

in Bremen und die Spirale als<br />

Erweiterungsbau zum Victoria & Albert<br />

Museum in London. Seine Entwürfe<br />

für <strong>de</strong>n Potsdamer Platz, <strong>de</strong>n<br />

Alexan<strong>de</strong>rplatz und die Ge<strong>de</strong>nkstätte<br />

Sachsenhausen in Oranienburg blieben<br />

nicht realisierte Wettbewerbsbei-<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

unerwarteten Titel <strong>de</strong>s Entwurfs gesucht<br />

wer<strong>de</strong>n, etwa mit <strong>de</strong>m Eingangsimpuls:<br />

Beschreibt eure Erwartungen<br />

an ein Museum, <strong>de</strong>ssen architektonischer<br />

Entwurf <strong>de</strong>n Titel „Between the<br />

Lines“/„Zwischen <strong>de</strong>n Zeilen/Linien“<br />

(Tafelanschrieb) trägt. Die Schüler/-innen<br />

wer<strong>de</strong>n bereits vermuten, dass das<br />

Wesentliche eventuell gar nicht in <strong>de</strong>n<br />

wie auch immer gearteten Ausstellungsstücken<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Mauern <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s<br />

selbst, son<strong>de</strong>rn in irgen<strong>de</strong>iner Weise<br />

dazwischen zu fin<strong>de</strong>n sein wird. In<strong>de</strong>m<br />

so ein Vorverständnis geschaffen ist, erfahren<br />

die Schüler/-innen, dass es sich<br />

um <strong>de</strong>n Titel <strong>de</strong>s Jüdischen Museums in<br />

Das Jüdische Museum in Berlin<br />

Bauelement Be<strong>de</strong>utung<br />

Grundriss: Zickzacklinie<br />

Gewun<strong>de</strong>ne Linie<br />

Gebrochene, gera<strong>de</strong> Linie<br />

3 Achsen im Untergeschoss:<br />

• Achse <strong>de</strong>r Kontinuität<br />

• Achse <strong>de</strong>s Exils (aufsteigend)<br />

• Achse zum Holocaustturm/-<br />

Sackgasse<br />

Garten <strong>de</strong>s Exils und <strong>de</strong>r Emigration:<br />

• 49 Betonstelen ...<br />

• ... mit eingepflanzten Ölwei<strong>de</strong>n<br />

Muster im „Paul Celan-Hof“<br />

Leerräume („Voids“)<br />

Holocaust-Turm<br />

Berlin han<strong>de</strong>lt. Während <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n<br />

Erarbeitungsphase sollen in arbeitsteiliger<br />

Gruppenarbeit (3 Gruppen<br />

a, b, c) die wichtigsten symbolischen<br />

Elemente <strong>de</strong>s Museumsbaus anhand eines<br />

möglichst bebil<strong>de</strong>rten Textblatts<br />

(s. M 2) o<strong>de</strong>r bevorzugt einer Internet-<br />

Recherche 26 unter <strong>de</strong>r Aufgabenstellung:<br />

„Benennt die wichtigsten symbolischen<br />

Elemente <strong>de</strong>s Museumsbaus und<br />

erläutert ihre Be<strong>de</strong>utung kurz!“ erarbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Beim Zusammentragen <strong>de</strong>r<br />

Ergebnisse durch kurze Schülerreferate<br />

ggf. in Form von Powerpoint-Präsentationen<br />

könnte folgen<strong>de</strong>s Tafelbild entstehen:<br />

Blitz – rüttelt Berlin auf<br />

Zerborstener Davidstern – Leid <strong>de</strong>s<br />

jüdischen Volkes<br />

Austausch jüdischer/nichtjüdischer<br />

Bevölkerung<br />

Leere<br />

• Jüdisches Leben in Deutschland<br />

• Ju<strong>de</strong>n in Exil und Emigration<br />

• Holocaust<br />

•7 x 7; Zahlensymbolik 7. Schöpfungstag/Vollendung<br />

1948 Gründung d. Staates Israel<br />

(49. Stele = Berlin)<br />

• Hoffnung / Frie<strong>de</strong>n<br />

Wegspuren von Menschen; Geschichte<br />

von Menschen<br />

Holocaust; Verlust jüdischen Lebens;<br />

Platzhalter für getötete und nie geborene<br />

Ju<strong>de</strong>n<br />

Ge<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>r jüdischer Opfer <strong>de</strong>s<br />

Holocaust


Im anschließen<strong>de</strong>n vertiefen<strong>de</strong>n Unterrichtsgespräch<br />

sollten folgen<strong>de</strong> Fragen<br />

erörtert wer<strong>de</strong>n: Welchen Stellenwert<br />

hat Erinnerung? Sie ist nicht nur Inhalt<br />

<strong>de</strong>s Ausstellungsteils <strong>de</strong>s Museums,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>m Bau architektonisch gera<strong>de</strong>zu<br />

eingeschrieben. Wie verknüpft <strong>de</strong>r<br />

Museumsbau Vergangenheit und Zukunft<br />

miteinan<strong>de</strong>r? Hier kann vor allem<br />

die Beschreibung <strong>de</strong>r Achsen, von <strong>de</strong>nen<br />

eine in eine „noch unbestimmte Zukunft“<br />

führt, weiterhelfen. Wie könnte<br />

sich diese Verknüpfung auf die Gestaltung<br />

von Gegenwart und Zukunft in<br />

Berlin/Deutschland/Europa auswirken?<br />

Der Bau verpflichtet gera<strong>de</strong>zu zum Einsatz<br />

für eine humane Gesellschaft und<br />

Lebenswelt. Was bringt die Verknüpfung<br />

<strong>de</strong>r drei Zeitebenen im Hinblick<br />

auf die Opfer? Sie wer<strong>de</strong>n nicht nur als<br />

unschuldig Ermor<strong>de</strong>te, son<strong>de</strong>rn auch als<br />

die Träger eines ungeheuren kulturellen,<br />

ja gesellschaftlichen Reichtums dargestellt;<br />

ihr schmerzhafter Verlust bleibt<br />

aber als Wun<strong>de</strong>, als „Leere“ spürbar,<br />

<strong>de</strong>nnoch beinhalten etwa die Zukunftsebene<br />

<strong>de</strong>r Achse <strong>de</strong>r Kontinuität o<strong>de</strong>r<br />

die Ölwei<strong>de</strong>n auch eine Hoffnungsperspektive.<br />

Die Schüler/-innen sollen dieses<br />

Miteinan<strong>de</strong>r von Trauer und Hoffnung<br />

und die daraus erwachsen<strong>de</strong> Dynamik<br />

für die verantwortliche Gestaltung<br />

einer humanen Zukunft erspüren.<br />

Zum Abschluss <strong>de</strong>r Beschäftigung<br />

mit <strong>de</strong>m Jüdischen Museum soll <strong>de</strong>n<br />

Schüler/-innen die religiöse Dimension<br />

<strong>de</strong>s Baus noch einmal in einer Phase <strong>de</strong>r<br />

Metareflexion explizit ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Dazu dient das folgen<strong>de</strong> Libeskind-<br />

Zitat, <strong>de</strong>ssen Be<strong>de</strong>utung die Schüler/-innen<br />

erschließen sollen, als Einstiegsimpuls:<br />

„Das Jüdische Museum ist als ein<br />

Bau konzipiert, in <strong>de</strong>m das Unsichtbare<br />

und das Sichtbare die strukturellen Merkmale<br />

bil<strong>de</strong>n ... in einer Architektur ..., <strong>de</strong>r<br />

das Namenlose einbeschrieben ist wie<br />

ein Name, <strong>de</strong>r stumm bleibt.“ Über die<br />

Gegensatzpaare Sichtbar – Unsichtbar/<br />

Namenlos – Namen können die Schüler/-innen<br />

<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Zitats näherkommen.<br />

Zwar sind auf einer ersten,<br />

von Libeskind angegebenen Deutungsebene<br />

das Unsichtbare, die Namenlosen,<br />

die im Holocaust vernichteten Ju-<br />

<strong>de</strong>n und mit ihnen ihr kultureller Reichtum<br />

sichtbar gewor<strong>de</strong>n, aber auch ihre<br />

nie geborenen Nachfahren, was die<br />

Schüler/-innen aufgrund ihrer Vorarbeit<br />

erschließen können. Hinter dieser konkreten<br />

Ebene verbirgt sich aber eine<br />

zweite, die die Schüler/-innen im Unterrichtsgespräch<br />

je nach Vorwissen durch<br />

geeignete Lehrer-Impulse o<strong>de</strong>r -Informationen<br />

gelenkt ent<strong>de</strong>cken können: Der<br />

Unsichtbare schlechthin ist in <strong>de</strong>r jüdischen<br />

Tradition Gott, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nnoch als<br />

Urgrund <strong>de</strong>r Geschichte und als <strong>de</strong>r sich<br />

in ihr Offenbaren<strong>de</strong> geglaubt wird. Ein<br />

„Name, <strong>de</strong>r stumm bleibt“, ist ein Paradox<br />

wie etwa <strong>de</strong>r „brennen<strong>de</strong> Dornbusch,<br />

<strong>de</strong>r nicht verbrennt“. Auch <strong>de</strong>r<br />

„Gottesname“ im Ersten Testament<br />

„JAHWE / Ich bin da“, ist letztlich kein<br />

fassbarer Name, keine greifbare Bezeichnung<br />

o<strong>de</strong>r Zuschreibung an <strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r sich letztlich als Verborgener offenbart.<br />

Die Voids als Platzhalter dieses<br />

„Namenlosen“, „Unsichtbaren“ symbolisieren<br />

die Trauer im ehrfürchtigen Ge<strong>de</strong>nken<br />

<strong>de</strong>r Opfer. So dunkel und kahl<br />

die „Voids“ auch sind, in diese Klage<br />

mischt sich zugleich eine Hoffnung auf<br />

<strong>de</strong>n verborgen offenbaren Namenlosen<br />

schlechthin, ohne diesen konkret fassen<br />

zu können o<strong>de</strong>r zu wollen.<br />

Als stummer Impuls zum Einstieg in<br />

die Beschäftigung mit <strong>de</strong>m Libeskind-<br />

Entwurf für ein neues World Tra<strong>de</strong> Center<br />

bietet sich eine Projektion <strong>de</strong>r Skyline<br />

<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls von <strong>de</strong>r New Yorker<br />

Freiheitsstatue aus gesehen an. Nach einer<br />

zunächst stillen Betrachtung sollen<br />

die Schüler/-innen in einem kurzen Gespräch<br />

die Hintergrün<strong>de</strong> dieser Darstellung<br />

rekapitulieren: die Anschläge vom<br />

11. September als eine neue Dimension<br />

von Terrorakten mit tausen<strong>de</strong>n To<strong>de</strong>sopfern<br />

u. a. bei <strong>de</strong>r Zerstörung <strong>de</strong>r Twin<br />

Towers <strong>de</strong>s World Tra<strong>de</strong> Centers mit ihren<br />

politischen und gesellschaftlichen<br />

Folgen. Anschließend wer<strong>de</strong>n sie aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

einen Titel für das projizierte Mo<strong>de</strong>ll<br />

einer Neubebauung zu suchen und in<br />

<strong>de</strong>n Himmel über <strong>de</strong>r Skyline zu schreiben.<br />

Dazu muss das Bild auf ein leeres<br />

Plakat projiziert wer<strong>de</strong>n, so dass die<br />

Schüler/-innen nach vorn kommen und<br />

dieses beschriften können. 27 Im An-<br />

träge und zeigen die Vision <strong>de</strong>s Architekten<br />

für Berlin und die Erinnerungskultur<br />

in Deutschland.<br />

Daniel Libeskind – <strong>de</strong>r Visionär,<br />

<strong>de</strong>r mit seinem multidisziplinären Ansatz<br />

neue Wege in <strong>de</strong>r Architektur beschreitet<br />

und einen neuen kritischen<br />

Diskurs in <strong>de</strong>r Architektur inspiriert<br />

hat, <strong>de</strong>r stets Kontrapunkte setzt. Sein<br />

philosophischer Ansatz bezieht Architektur<br />

und Stadtplanung auf ihre<br />

gesellschaftliche Funktion und entwickelt<br />

sie im steten Dialog mit <strong>de</strong>n<br />

Menschen weiter. Er ist ein Musiker,<br />

<strong>de</strong>r sich von Bach über Schönberg<br />

bis zu Messiaen inspirieren lässt und<br />

im vergangenen Sommer erstmals eine<br />

Oper inszenierte, „Saint Francois<br />

d’Assise“ an <strong>de</strong>r Deutschen Oper in<br />

Berlin. Der Weltbürger und Brückenbauer:<br />

Daniel Libeskind wur<strong>de</strong> in<br />

Polen geboren und ist auch in Israel<br />

und <strong>de</strong>n USA aufgewachsen, wo er<br />

die amerikanische Staatsbürgerschaft<br />

angenommen hat. In Berlin hat er<br />

dreizehn Jahre lang gelebt und ist vor<br />

kurzem mit seiner Frau Nina und<br />

Tochter Rachel nach New York umgezogen.<br />

Die Werke, I<strong>de</strong>en und das Leben<br />

<strong>de</strong>s Daniel Libeskind können Besucher<br />

ab <strong>de</strong>m 10. September in „Kontrapunkt:<br />

Die Architektur von Daniel<br />

Libeskind“ im Jüdischen Museum<br />

Berlin kennenlernen. Die Ausstellung<br />

entsteht in Zusammenarbeit mit Barbican<br />

Art Galleries, London. Eine<br />

größere Ausstellung, die weitere Projekte<br />

präsentiert, wird in <strong>de</strong>r Barbican<br />

Gallery vom 16. September bis<br />

zum 23. Dezember 2004 gezeigt, und<br />

wird anschließend an weiteren Ausstellungsorten<br />

in Europa und <strong>de</strong>n Vereinigten<br />

Staaten zu sehen sein.<br />

Wann: Vom 10. September 2003<br />

bis 14. Dezember 2003<br />

Wo: Jüdisches Museum Berlin<br />

Altbau<br />

Ausstellungsräume 1.OG<br />

Lin<strong>de</strong>nstr. 9-14<br />

10969 Berlin<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

177<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

178<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

schluss sollen sie anhand eines Arbeitsblattes<br />

(M 3), das wesentliche Teile <strong>de</strong>s<br />

Libeskind-Entwurfs skizziert, diesen näher<br />

kennen lernen und die symbolische<br />

Be<strong>de</strong>utung o<strong>de</strong>r Wirkung <strong>de</strong>r aufgeführten<br />

Elemente in Partner- o<strong>de</strong>r Gruppenarbeit<br />

durch Austausch untereinan<strong>de</strong>r erschließen<br />

und zunächst auf <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />

ergänzen. Zur Ergebnissicherung<br />

sollte wie<strong>de</strong>rum für je<strong>de</strong>s Element ein<br />

Plakat bereitgehalten wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m in<br />

<strong>de</strong>r Mitte das jeweilige Bauelement benannt<br />

ist, so dass die Schüler/-innen die<br />

Ergebnisse ihrer Gruppen- o<strong>de</strong>r Partnerarbeit<br />

rundherum ergänzen können. Auf<br />

diese Weise entstehen im Unterricht 7<br />

Plakate („Titel“ 28 und „Bauelemente“),<br />

die wesentliche Elemente <strong>de</strong>s Entwurfs<br />

repräsentieren und darüber hinaus <strong>de</strong>ren<br />

Wirkung auf bzw. <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung für<br />

die Schüler/-innen zeigen – gleichsam<br />

als Spiegel und Vorwegnahme <strong>de</strong>ssen,<br />

was ein zukünftiger Besucher <strong>de</strong>s neuen<br />

WTC empfin<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>nken könnte.<br />

Die eigenen Deutungsvorschläge <strong>de</strong>r<br />

Schüler/-innen sollten mit <strong>de</strong>n Interpretationen<br />

<strong>de</strong>s Architekten selbst verglichen<br />

wer<strong>de</strong>n, wozu sich wie<strong>de</strong>rum eine<br />

Internet-Recherche 29 anbietet, zumal die<br />

Schüler/-innen auf diese Weise weitere<br />

Eindrücke durch Bildmaterial erhalten<br />

können. Der Suchauftrag könnte lauten:<br />

Fin<strong>de</strong>t heraus, welche Be<strong>de</strong>utung Libeskind<br />

selbst <strong>de</strong>n wesentlichen Elementen<br />

seines Entwurfs zuschreibt und welche<br />

Grundaussagen er mit diesem verbin<strong>de</strong>t!<br />

Die Ergebnisse 30 können – vorzugsweise<br />

in einer eigenen Farbe – auf <strong>de</strong>n<br />

bereits erstellten Plakaten ergänzt und<br />

so gesichert wer<strong>de</strong>n. Dabei muss darauf<br />

geachtet wer<strong>de</strong>n, dass die Ergänzung <strong>de</strong>r<br />

Libeskind-Aussagen nicht als Verifizierung<br />

o<strong>de</strong>r Falsifizierung <strong>de</strong>r zuvor gesammelten<br />

Schülerbeiträge missverstan<strong>de</strong>n<br />

wird, <strong>de</strong>nn ein Bauwerk o<strong>de</strong>r in diesem<br />

Fall sein Entwurf will ja auf seinen<br />

Betrachter wirken, ohne dass dieser zunächst<br />

die Grundgedanken <strong>de</strong>s Architekten<br />

studiert hat. Daher haben die<br />

Schülereindrücke bei <strong>de</strong>r Ergebnissicherung<br />

dieselbe Berechtigung wie die<br />

Aussagen <strong>de</strong>s Architekten; bei<strong>de</strong>s verbin<strong>de</strong>t<br />

sich zu einem perspektivenreichen<br />

Gesamteindruck.<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>s Entwurfs<br />

sollen die Schüler/-innen die eigenen<br />

Eindrücke durchaus kritisch mit Libeskinds<br />

Intentionen vergleichen. 31 Wie<strong>de</strong>rum<br />

sollen sie fragen, welchen Stellenwert<br />

die Erinnerung in <strong>de</strong>m Entwurf<br />

einnimmt und wie Vergangenheit und<br />

Zukunft hier miteinan<strong>de</strong>r verknüpft wer<strong>de</strong>n.<br />

Deutlich gewor<strong>de</strong>n ist, dass die Spuren<br />

<strong>de</strong>r schrecklichen Attentate offengehalten<br />

und <strong>de</strong>r Opfer gedacht wer<strong>de</strong>n<br />

soll, dass aber daraus zugleich <strong>de</strong>r Mut<br />

für ein noch größeres Bauwerk und damit<br />

das auch bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r Zukunft<br />

<strong>de</strong>monstrative Festhalten an <strong>de</strong>n traditionellen,<br />

am 11. September 2001 mit<br />

angegriffenen Werten erwachsen soll.<br />

Zur Einleitung <strong>de</strong>r Metareflexion<br />

sollen die Schüler/-innen schließlich<br />

– am besten durch Projektion auf <strong>de</strong>m<br />

OHP – mit folgen<strong>de</strong>m, oben bereits erwähnten<br />

Libeskind-Zitat konfrontiert<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

„Diese aufregen<strong>de</strong> Architektur<br />

mit <strong>de</strong>m Museum, <strong>de</strong>r Lower-<br />

Manhattan Zugstation, Hotels,<br />

einem Theater, Büros, Geschäften<br />

und Restaurants wird die<br />

Auferstehung <strong>de</strong>s Lebens symbolisieren<br />

und zeigen, dass wir voll<br />

und ganz zu New York stehen.“ 32<br />

Kritisch sollen die Schüler/-innen<br />

die Verwendung religiöser Sprache analysieren<br />

– weitere Beispiele dafür (s. o.)<br />

könnten ins Unterrichtsgespräch einfließen<br />

– und <strong>de</strong>ren Funktion beschreiben.<br />

Ein<strong>de</strong>utig wer<strong>de</strong>n hier bloße Vorläufigkeiten<br />

bzw. Vergängliches wie Hotels,<br />

Theater, Büros, Geschäfte zum Symbol<br />

für Absolutes, nämlich <strong>de</strong>r Auferstehung<br />

<strong>de</strong>s Lebens, <strong>de</strong>m endgültigen Sieg <strong>de</strong>s<br />

Lebens über <strong>de</strong>n Tod, hochstilisiert. Das<br />

angegebene Ziel, <strong>de</strong>n rückhaltlosen Beistand<br />

für New York zu <strong>de</strong>monstrieren,<br />

macht die Funktionalisierung religiöser<br />

Symbolik im Dienste rein politischer Interessen<br />

<strong>de</strong>utlich. Wie schon das Bild<br />

<strong>de</strong>r Skyline von <strong>de</strong>r New Yorker Freiheitsstatue<br />

aus betrachtet nahe legt, geht<br />

es Libeskind um eine Hoffnungsperspektive<br />

für das amerikanische Volk, die<br />

sich ganz aus <strong>de</strong>r Rückbesinnung auf tra-<br />

ditionelle amerikanische Werte speist. 33<br />

Kritisch sollen die Schüler/-innen durch<br />

geeignete Impulsfragen motiviert hinterfragen,<br />

welchen Halt und welchen<br />

Trost in existentiellen Lebensfragen – etwa<br />

bei <strong>de</strong>r Trauer <strong>de</strong>r Angehörigen um<br />

die Opfer – eine solche Sinngebung verspricht<br />

und bieten kann. Diese sehr konkrete<br />

Sinnzuschreibung sollte abschließend<br />

verglichen wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

„Voids“ <strong>de</strong>s Jüdischen Museums angelegten<br />

und mit <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums<br />

verbun<strong>de</strong>nen Hoffnungsperspektive,<br />

die ein Absolutes glaubt, auch<br />

wenn ein Sinn vorläufig nicht beschreib-<br />

o<strong>de</strong>r erkennbar ist.<br />

Die Sequenz macht die Schüler/-innen<br />

mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n unterschiedlichen Libeskind-Entwürfen<br />

bekannt, eröffnet ihnen<br />

ein Gespür für die Be<strong>de</strong>utung von Erinnerung<br />

und Ge<strong>de</strong>nken und sensibilisiert<br />

sie zugleich für die in <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Art <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens enthaltenen<br />

Selbstaussagen. Damit wer<strong>de</strong>n sie angeregt,<br />

eine eigene Erinnerungs-Kultur<br />

– sowohl im privaten wie im öffentlichen<br />

Bereich – bewusst und verantwortlich<br />

mitzugestalten.<br />

Anmerkungen<br />

01 Dieses soll auf vier Etagen mit Fotos, Vi<strong>de</strong>os und Dokumenten<br />

die Terrorangriffe dokumentieren und zugleich<br />

die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Freiheit unter sozialem, ökonomischem<br />

und politischem Blickwinkel im nationalen<br />

und internationalen Rahmen ergrün<strong>de</strong>n. (Vgl. FAZ<br />

2.04.2003, Nr. 78, 37).<br />

02 Spiegel 52/2002, 163.<br />

03 Das Jüdische Museum ist als Erweiterungsbau <strong>de</strong>s<br />

Berliner Stadtmuseums angelegt.<br />

04 Der Holocaust-Überleben<strong>de</strong> Eli Wiesel hat darauf<br />

hingewiesen, dass <strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>r Erinnerung mit einem<br />

Verlust <strong>de</strong>s Seins einhergehe, und so die Dringlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens <strong>de</strong>r Opfer <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

betont.<br />

05 Das Zitat ist entnommen aus: Heuser, A. Das abwesend<br />

Präsente. Daniel Libeskinds Jüdisches Museum<br />

in Berlin, in: Meditation, Zeitschrift für christliche Spiritualität<br />

und Lebensgestaltung, 4/2001, Mainz 2001.<br />

06 Zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s öffentlichen Ge<strong>de</strong>nkens, <strong>de</strong>m im<br />

weitesten Sinne auch die hier beschriebenen architektonischen<br />

Bauwerke zugerechnet wer<strong>de</strong>n dürfen,<br />

zumal Libeskind u. a. die Einrichtung von festgelegten<br />

öffentlichen Ge<strong>de</strong>nkveranstaltungen zum 11. September<br />

in seinem Entwurf ausdrücklich anregt, siehe<br />

<strong>de</strong>n Beitrag von H. Dörnemann in diesem Heft.<br />

07 Es ist kritisch zu hinterfragen, warum die unschuldigen<br />

Opfer <strong>de</strong>r Attentate zu Hel<strong>de</strong>n stilisiert und im<br />

„Park of Heroes“ als solche verehrt wer<strong>de</strong>n. Dies


scheint im Dienst <strong>de</strong>s amerikanischen Nationalstolzes<br />

zu geschehen. Die Deutung <strong>de</strong>r Opfer als Hel<strong>de</strong>n,<br />

die ihr Leben im Dienste <strong>de</strong>r Nation, <strong>de</strong>r traditionellen<br />

Werte <strong>de</strong>r amerikanischen Gesellschaft und<br />

Demokratie verloren haben, vermittelt die Vorstellung<br />

eines politisch-eschatologischen Sinnhorizonts,<br />

in <strong>de</strong>m die Verstorbenen, aber auch die Leben<strong>de</strong>n<br />

aufgehoben zu sein scheinen. Ganz an<strong>de</strong>rs die Architektur<br />

<strong>de</strong>s ‚Namenlosen’, <strong>de</strong>r „Voids“ im Jüdischen<br />

Museum Berlin (s. u.).<br />

08 Vgl. Heuser, A. a.a.O.<br />

09 Ebd.<br />

10 Spiegel 52/2002, 163.<br />

11 FAZ 28.02.2003, Nr. 50, 37.<br />

12 Ebd.<br />

13 Daniel Libeskind in einem Interview in: Brücken-<br />

bauer, Nr. 6, 4.2.2003.<br />

14 Vgl. ebd.<br />

15 Die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r Architektur <strong>de</strong>s Jüdischen<br />

Museums Berlin könnte beim Thema Gottesfrage<br />

zu<strong>de</strong>m einen herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Zugang zu<br />

jüdischer Spiritualität bieten.<br />

16 Zur Erarbeitung <strong>de</strong>s Libeskind-Entwurfs zum Jüdischen<br />

Museum Berlin sind gewisse historische Kenntnisse<br />

(Ju<strong>de</strong>n im Exil, Nationalsozialismus, Holocaust,<br />

Gründung <strong>de</strong>s Staates Israel) vorauszusetzen, die<br />

i.d.R. im Geschichtsunterricht <strong>de</strong>r 10. Klasse erworben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

17 1. Baustein: Grönemeyer/ca. 1 Std.; 2. Baustein: Philip<br />

Roth (fakultativ)/ca. 2 Std.; 3. Baustein: Jüdisches<br />

Museum/ca. 2-3 Std.; 4. Baustein: „Gar<strong>de</strong>ns of the<br />

World“/ca. 2-3 Std.<br />

18<br />

In diesem nach <strong>de</strong>m Tod seiner Frau entstan<strong>de</strong>nen<br />

Song mit <strong>de</strong>r scheinbar zusammenhanglos wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Zeile „du fehlst“ betont Grönemeyer zunächst<br />

die Gegenwart (momentan ist richtig/momentan<br />

ist gut/nichts ist wirklich wichtig/nach <strong>de</strong>r<br />

Ebbe kommt die Flut ... und <strong>de</strong>r Mensch heißt<br />

Mensch,/weil er vergisst, weil er verdrängt), erst <strong>de</strong>r<br />

fortlaufen<strong>de</strong> Text integriert das Vergangene, das<br />

durch <strong>de</strong>n schmerzhaft empfun<strong>de</strong>nen Verlust „du<br />

fehlst“ ohnehin präsent bleibt (oh, es ist schon ok/es<br />

tut gleichmäßig weh ... und <strong>de</strong>r Mensch heißt<br />

Mensch,/weil er erinnert, weil er kämpft/und weil er<br />

hofft und weil er liebt/weil er mitfühlt und vergibt).<br />

Den gesamten Text fin<strong>de</strong>t man auf <strong>de</strong>r CD o<strong>de</strong>r z. B.<br />

unter www.lyriks.<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Link ‚Songtexte’.<br />

19 Die Figur besitzt eine gewisse Komplexität, da es<br />

sich zum einen um ein Opfer han<strong>de</strong>lt, da Lester unter<br />

<strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>s Krieges so lei<strong>de</strong>t, dass ihm<br />

ein „normales“ Weiterleben unmöglich ist. Zum an<strong>de</strong>ren<br />

ist er im Krieg aber auch zum Täter gewor<strong>de</strong>n<br />

und neigt später auch weiterhin zu Gewalttätigkeit.<br />

Dieser Aspekt bietet keinen Vergleichspunkt zu <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Libeskind-Entwürfen, die im weiteren Verlauf<br />

<strong>de</strong>r Sequenz behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n sollen. Die Figur Lester<br />

Farley transzendiert also die Schülerwelt in hohem<br />

Maße, <strong>de</strong>nnoch kann aus ihrer Perspektive ein<br />

persönlicher Zugang zu öffentlichen Ge<strong>de</strong>nkplätzen<br />

eröffnet wer<strong>de</strong>n (s. u.).<br />

20 Bemerkenswert in diesem Zusammenhang sind Formulierungen<br />

wie: „eben noch, ... gestern noch, ... und<br />

einen Tag später, ... und jetzt“, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>utlich wird,<br />

wie sehr das Vergangene die Gegenwart und auch<br />

die Zukunft – hier <strong>de</strong>s Einzelnen – prägt; ein Gedan-<br />

21<br />

ke, <strong>de</strong>n auch Libeskind im Hintergrund seiner Bauwerke<br />

verankert.<br />

Im Roman zerbricht die von Lester gegrün<strong>de</strong>te Familie,<br />

seine Kin<strong>de</strong>r sterben bei einem tragischen Unfall<br />

und er selbst wird immer wie<strong>de</strong>r gewalttätig – <strong>de</strong>r Ich-<br />

Erzähler schreibt ihm sogar einen Doppelmord zu.<br />

22 Diese können bei <strong>de</strong>r Besprechung im Anschluss an<br />

die Lektüre nachgeliefert wer<strong>de</strong>n.<br />

23<br />

Folgen<strong>de</strong> Tafelnotiz könnte beim Zusammentragen<br />

<strong>de</strong>r Ergebnisse entstehen:<br />

Entwicklung von Lester Farley<br />

Jugend in <strong>de</strong>n Berkshires viele Freun<strong>de</strong>,<br />

unauffällige Hobbies<br />

Erster Einsatz in Vietnam Konfrontation mit brutaler<br />

Gewalt, Verrohung, eigene<br />

Gewalttaten im Krieg<br />

Erste Heimkehr Isolation, stößt auf Ablehnung<br />

Zweiter Einsatz in Vietnam Bewusstes Aufsuchen von<br />

brutalen Grenzerfahrungen;<br />

fortschreiten<strong>de</strong> Verrohung<br />

Rückkehr lebt in eigener Welt, mei<strong>de</strong>t<br />

an<strong>de</strong>re, aggressiv,<br />

ängstlich<br />

24<br />

25<br />

Im Roman han<strong>de</strong>lt es sich um eine transportable<br />

Kopie <strong>de</strong>s Originals in Washington D. C., was bei <strong>de</strong>r<br />

Behandlung im Rahmen dieser Sequenz aber unerheblich<br />

ist.<br />

Im Roman empfin<strong>de</strong>t Lester Farley entgegen seinen<br />

eigenen Erwartungen und Hoffnungen nichts, was<br />

seine Depression – und damit letztlich seine Gesamtsituation<br />

– verschlimmert. Dieser Romanhintergrund<br />

kann aber wie<strong>de</strong>rum vernachlässigt wer<strong>de</strong>n,<br />

geht es doch vielmehr darum, <strong>de</strong>n Schüler/-innen<br />

einen persönlichen, affektiven Zugang zu <strong>de</strong>m ihnen<br />

voraussichtlich von ihrer Erfahrungswelt eher<br />

fernliegen<strong>de</strong>n Thema „Öffentliches Ge<strong>de</strong>nken“/„Bauwerke<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung“ zu eröffnen.<br />

26 Der unersetzbare Besuch <strong>de</strong>s Museums selbst wird<br />

in <strong>de</strong>n wenigsten Fällen zu realisieren sein; vor einer<br />

anstehen<strong>de</strong>n Klassen-/Kursfahrt nach Berlin wäre<br />

dieser Unterrichtsbaustein aber in je<strong>de</strong>m Fall sinnvoll.<br />

Ergänzend zum Text sollten <strong>de</strong>n Schüler/-innen<br />

visuelle Eindrücke mit Hilfe von Fotos/Planzeichnungen<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n, etwa über die Homepage<br />

<strong>de</strong>s Jüdischen Museums www.jmberlin.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r eine<br />

Suche z. B. über www.google.<strong>de</strong>. Über das Internet<br />

könnten zusätzlich auch Informationen über <strong>de</strong>n<br />

Architekten selbst recherchiert wer<strong>de</strong>n (alternativ<br />

dazu die Kurzinfo im Materialteil). Eine anschließen<strong>de</strong><br />

Darbietung <strong>de</strong>r Gruppenarbeitsergebnisse in<br />

Form einer Powerpoint-Präsentation mit eingefügten<br />

Bil<strong>de</strong>rn sollte, wenn es technisch möglich ist, unbedingt<br />

realisiert wer<strong>de</strong>n, zumal so die Medienkompetenz<br />

<strong>de</strong>r Schüler/-innen geschult wird.<br />

27 Denkbar sind Titel wie „Hoch hinaus“, „Amerika<br />

bleibt stark“ , „Wir lassen uns nicht unterkriegen“ ...,<br />

die einen ersten Eindruck <strong>de</strong>r neu entworfenen Skyline<br />

wi<strong>de</strong>rspiegeln, in die die Wettbewerbsteilnehmer<br />

um die Neubebauung <strong>de</strong>s WTC einen <strong>de</strong>utlichen<br />

Akzent setzen sollten.<br />

28 Auf dieses Plakat könnte bei <strong>de</strong>r Vertiefung <strong>de</strong>r gesicherten<br />

Ergebnisse im Unterrichtsgespräch <strong>de</strong>r Titel<br />

„Gar<strong>de</strong>ns of the World“ ergänzt wer<strong>de</strong>n.<br />

29 Alternativ, aber weniger motivierend könnte ein Interview<br />

mit Libeskind als Textblatt verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />

z. B. in: Der Spiegel 4/2003, S. 146ff., auch online herunterzula<strong>de</strong>n.<br />

30 Die Recherche-Ergebnisse <strong>de</strong>r Schüler/-innen wer<strong>de</strong>n<br />

im Wesentlichen mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Einleitung dieses Beitrags<br />

zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Informationen übereinstimmen.<br />

31 In dieser Unterrichtsphase könnte beispielsweise<br />

u. a. hinterfragt wer<strong>de</strong>n, warum die Opfer zu „Hel<strong>de</strong>n“<br />

wer<strong>de</strong>n (s. o.).<br />

32 Daniel Libeskind in einem Interview in: Brücken-<br />

bauer, Nr. 6, 4.2.2003.<br />

33 Vgl. dazu u. a. auch seine Deutung <strong>de</strong>r erhalten gebliebenen<br />

Bo<strong>de</strong>nwannen (s. o.).<br />

Ute Lonny-Platzbecker (geb. 1967) ist<br />

Studienrätin für Katholische Religion,<br />

Deutsch und Biologie am Gutenberg<br />

Gymnasium in Bergheim/Erft.<br />

Literatur (außer <strong>de</strong>n oben genannten Artikeln)<br />

Heuser, August: Das abwesend Präsente. Daniel Libeskinds<br />

Jüdisches Museum in Berlin, in: Meditation, Zeitschrift<br />

für christliche Spiritualität und Lebensgestaltung,<br />

4/2001, Mainz 2001.<br />

Jüdisches Museum Berlin, Stadtwan<strong>de</strong>l Verlag, Berlin 2000.<br />

Libeskind, Daniel: Vortrag an <strong>de</strong>r Universität Hannover<br />

vom 5.12.1989, nach: www.archinform.<strong>de</strong>.<br />

Wendland, Johannes: Der totale Bruch, in: DS (Deutsches<br />

Allgemeines Sonntagsblatt) 29.1.1999.<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

179<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

180<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Materialien:<br />

M 1<br />

Der Zusammenstoß mit ... einem<br />

Milchfarmer, <strong>de</strong>r nicht Pleite machen<br />

wollte, aber <strong>de</strong>nnoch Pleite gemacht<br />

hatte, einem Straßenarbeiter, <strong>de</strong>r sein<br />

Bestes für seine Heimatstadt gab, ganz<br />

gleich, wie unwürdig und erniedrigend<br />

die ihm zugeteilte Arbeit war, einem<br />

guten Amerikaner, <strong>de</strong>r für sein Land<br />

nicht bloß eine, son<strong>de</strong>rn zwei Dienstzeiten<br />

geleistet hatte ... Der sich noch<br />

mal gemel<strong>de</strong>t hatte und rübergegangen<br />

war, <strong>de</strong>nn nach <strong>de</strong>m ersten Mal sagten<br />

alle, dass er nicht mehr <strong>de</strong>rselbe war<br />

und dass sie ihn gar nicht wie<strong>de</strong>rerkannten,<br />

und er merkte, dass es stimmte: Sie<br />

hatten alle Angst vor ihm. Er kehrt aus<br />

<strong>de</strong>m Dschungelkrieg nach Hause zurück<br />

und wird nicht nur nicht geehrt,<br />

son<strong>de</strong>rn sogar gefürchtet – also kann er<br />

eigentlich genauso gut wie<strong>de</strong>r rübergehen.<br />

... Beim ersten Mal war er noch<br />

nicht so scharf auf action. Beim ersten<br />

Mal war er <strong>de</strong>r nette Les, <strong>de</strong>r noch nicht<br />

wusste, was Hoffnungslosigkeit ist. Beim<br />

ersten Mal war er <strong>de</strong>r Junge aus <strong>de</strong>n<br />

Berkshires, <strong>de</strong>r viel Vertrauen zu an<strong>de</strong>ren<br />

Leuten und keine Ahnung hatte, wie<br />

billig ein Leben sein kann, <strong>de</strong>r nicht<br />

wusste, was Pillen aus einem machen<br />

können, <strong>de</strong>r sich keinem unterlegen<br />

fühlte, <strong>de</strong>r unbekümmerte Les, keine<br />

Gefahr für die Gesellschaft, je<strong>de</strong> Menge<br />

Freun<strong>de</strong>, schnelle Autos, das ganze<br />

Programm. Beim ersten Mal hatte er<br />

Ohren abgeschnitten, weil er eben da<br />

war und weil man das eben machte,<br />

aber das war´s dann auch. Er war keiner<br />

von <strong>de</strong>nen, die es, als man sie in dieser<br />

Gesetzlosigkeit abgela<strong>de</strong>n hatte, gar<br />

nicht erwarten konnten, endlich loszulegen,<br />

keiner von <strong>de</strong>nen, die von vornherein<br />

nicht so gut beieinan<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />

ziemlich aggressiv waren und bloß auf<br />

eine Gelegenheit warteten, um richtig<br />

durchzudrehen. ... Aber beim zweiten<br />

Mal war er auch durchgedreht. ... beim<br />

zweiten Mal schießt er alles kurz und<br />

klein. Was das Zeug hält, immer an <strong>de</strong>r<br />

Grenze zwischen Leben und Tod, voll<br />

Angst und Erregung, und im Zivilleben<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

gibt es nichts, was da mithalten kann. ...<br />

aber dann kommt er nach Hause, und es<br />

ist nicht besser als beim ersten Mal,<br />

nein, es ist schlimmer. ... Eben noch war<br />

er Hubschrauber-Türschütze in Vietnam,<br />

hat Hubschrauber explodieren sehen,<br />

mitten in <strong>de</strong>r Luft, und seine Kumpels<br />

sind durch die Luft geschleu<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n,<br />

gestern noch ist er so tief geflogen,<br />

dass er die verbrannte Haut riechen, die<br />

Schreie hören, ganze Dörfer in Flammen<br />

aufgehen sehen konnte, und einen<br />

Tag später ist er wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Berkshires.<br />

Und jetzt gehört er wirklich nicht<br />

mehr dazu, und außer<strong>de</strong>m hat er inzwischen<br />

Angst, dass irgendwas über ihm<br />

zusammenschlägt. Er will nicht mehr<br />

mit an<strong>de</strong>ren Leuten zusammensein, er<br />

kann nicht mehr lachen o<strong>de</strong>r Witze reißen,<br />

nicht mehr zu ihrer Welt zu gehören.<br />

... Er ist ruhelos. Er trinkt. Es gehört<br />

nicht viel dazu, ihn wütend zu machen.<br />

(Quelle: Philip Roth: Der menschliche Makel. München,<br />

Wien 2002, S.79ff.)<br />

Der Name eines je<strong>de</strong>n Toten war<br />

nicht länger als ein Viertel eines kleinen<br />

Fingers. Größer durfte er auch nicht<br />

sein, wenn man alle dort unterbringen<br />

wollte, 58.209 Menschen, die nicht mehr<br />

spazieren o<strong>de</strong>r ins Kino gehen, die es<br />

aber geschafft haben, weiterzuexistieren,<br />

und sei es nur als Inschrift ...<br />

Als Swift das erste Mal an <strong>de</strong>r<br />

Wand gewesen war, hatte er nicht aussteigen<br />

können, und die an<strong>de</strong>ren hatten<br />

ihn aus <strong>de</strong>m Bus und bis dorthin zerren<br />

müssen, bis er direkt davor stand, und<br />

danach hatte er gesagt: „Man kann die<br />

Wand weinen hören.“ Als Chet das erste<br />

Mal an <strong>de</strong>r Wand gewesen war, hatte<br />

er mit <strong>de</strong>n Fäusten darauf eingeschlagen<br />

und geschrien. „Da soll nicht Billys<br />

Name stehen – nein, Billy, nein! – da<br />

sollte mein Name stehen!“... Als Louie<br />

das erste Mal an <strong>de</strong>r Wand gewesen<br />

war, hatte er nicht lange gebraucht, um<br />

zu merken, was hier los war, und seine<br />

Sache auf <strong>de</strong>n Punkt zu bringen.<br />

„Okay, Mikey“, hatte er laut gesagt,<br />

„hier bin ich. Ich bin hier“; und Mikey<br />

hatte mit seiner eigenen Stimme geantwortet:<br />

„Ist schon gut, Lou. Schon<br />

okay.“<br />

Les kennt alle Geschichten darüber,<br />

was beim ersten Mal passieren kann, und<br />

jetzt ist er zum ersten Mal hier und ...<br />

(Quelle: Philip Roth: Der menschliche Makel. München,<br />

Wien 2002, S.282f.)<br />

M 2<br />

„Between the Lines“ –<br />

Das Jüdische Museum in Berlin regt<br />

zum Ge<strong>de</strong>nken an.<br />

Der zinkverklei<strong>de</strong>te Libeskind-Bau<br />

<strong>de</strong>s Jüdischen Museums in Berlin, das<br />

als Erweiterungsbau zum barocken Altbau<br />

<strong>de</strong>s Museums für Berliner Stadtgeschichte<br />

entworfen wur<strong>de</strong>, ist ein ungewöhnliches<br />

Bauwerk, das neue Maßstäbe<br />

setzt; <strong>de</strong>nn die Beziehung zwischen<br />

Museumsinhalt und Architektur<br />

ist hier einmalig. Die Architektur, reich<br />

in ihrer Symbolkraft, macht <strong>de</strong>utsch-jüdische<br />

Geschichte erlebbar und spricht<br />

die Sinne und Gefühle <strong>de</strong>r Menschen an.<br />

a) Der Grundriss <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s – eine<br />

Zickzacklinie – lässt viele Deutungen zu.<br />

Von vielen wird er als ein Blitz gesehen,<br />

<strong>de</strong>r in die Stadt Berlin hineinfährt. Der<br />

Architekt Daniel Libeskind selbst <strong>de</strong>utet<br />

<strong>de</strong>n Grundriss als einen geborstenen<br />

Davidstern.<br />

Der Libeskind-Bau wird durch zwei<br />

Hauptlinien charakterisiert: Die Linie<br />

<strong>de</strong>r Verbun<strong>de</strong>nheit ist gewun<strong>de</strong>n – sie<br />

symbolisiert <strong>de</strong>n kulturellen Austausch<br />

zwischen Ju<strong>de</strong>n und Nichtju<strong>de</strong>n und<br />

die gegenseitige Beeinflussung. Eine<br />

zweite gera<strong>de</strong>, aber gebrochene Linie<br />

durchzieht <strong>de</strong>n Bau – die Linie <strong>de</strong>r Leere<br />

(Void).<br />

Im Untergeschoss <strong>de</strong>s Libeskind-<br />

Baus kreuzen sich drei unterirdische<br />

Achsen, die für drei Wirklichkeiten in<br />

<strong>de</strong>r Geschichte jüdischer Deutscher<br />

stehen.<br />

Die erste und längste Achse <strong>de</strong>r<br />

Kontinuität führt vom barocken Altbau<br />

zur lichten Haupttreppe, die steil nach<br />

oben führt – bis in die Gegenwart und<br />

eine noch nicht darstellbare Zukunft.<br />

Über diese Treppe erreichen Besucher<br />

die hellen Ausstellungsgeschosse. Dort


ietet die Dauerausstellung einen Überblick<br />

über die Vergangenheit und Gegenwart<br />

<strong>de</strong>r jüdischen Deutschen.<br />

Die zweite Achse führt nach draußen,<br />

in <strong>de</strong>n Garten <strong>de</strong>s Exils und <strong>de</strong>r<br />

Emigration. Der Gang steigt an – <strong>de</strong>r<br />

Weg in das Exil ist beschwerlich. Die<br />

Wän<strong>de</strong> sind leicht schräg, <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n<br />

uneben. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s immer niedriger<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Ganges ist Tageslicht sichtbar.<br />

Eine Tür führt in <strong>de</strong>n Garten <strong>de</strong>s<br />

Exils.<br />

Die dritte Achse ist eine Sackgasse,<br />

die im Holocaust-Turm en<strong>de</strong>t.<br />

b) Der Garten <strong>de</strong>s Exils und <strong>de</strong>r Emigration<br />

besteht aus 49 Stelen, die sechs<br />

Meter hoch sind. Sie sind in einem<br />

Quadrat angeordnet, in sieben Reihen<br />

mit jeweils sieben Stelen. Die Sieben<br />

ist in <strong>de</strong>r jüdischen Tradition eine be<strong>de</strong>utsame<br />

Zahl: Die Welt wur<strong>de</strong> in sechs<br />

Tagen erschaffen und am siebten Tag<br />

– <strong>de</strong>m Schabbat – soll <strong>de</strong>r Mensch ruhen.<br />

Die 49 Stelen verweisen auch auf<br />

das Jahr 1948, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Staat Israel<br />

gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> – ein Land, das jüdische<br />

Emigranten je<strong>de</strong>rzeit aufnimmt –<br />

während die 49. Stele in <strong>de</strong>r Mitte für<br />

Berlin steht. Aus <strong>de</strong>n Stelen wachsen<br />

Ölwei<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r jüdischen Tradition<br />

Frie<strong>de</strong>n und Hoffnung be<strong>de</strong>uten.<br />

Ein weiteres Außenelement <strong>de</strong>s Museumsbaus<br />

bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r „Paul Celan-Hof“,<br />

<strong>de</strong>ssen Bo<strong>de</strong>n nach einer Grafik <strong>de</strong>r mit<br />

diesem be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n jüdischen Lyriker<br />

und Holocaustüberleben<strong>de</strong>n verheirateten<br />

Künstlerin Gisèle Celan-Lestrange<br />

gestaltet ist. Das Muster lässt sich <strong>de</strong>uten<br />

als die Spuren von Wegen, die Menschen<br />

gegangen sind mit Kreuzungen<br />

und Verästelungen, Über- und Unterführungen,<br />

Neuanfängen und Abbrüchen<br />

sowie einem zum Ausgang <strong>de</strong>s Hofes<br />

hin gleichsam als Barriere o<strong>de</strong>r Stolperstein<br />

erhaben gestalteten Element.<br />

Die Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Libeskind-Baus ist<br />

mit Zink verklei<strong>de</strong>t, einem Material, das<br />

in <strong>de</strong>r Berliner Architektur eine lange<br />

Tradition hat. Das unbehan<strong>de</strong>lte, mit Titanium<br />

versetzte Zink wird oxidieren<br />

und sich im Laufe <strong>de</strong>r Jahre durch die<br />

Berliner Wetter- und Lichtbedingungen<br />

verän<strong>de</strong>rn.<br />

c) Die Leerräume, die <strong>de</strong>n gesamten<br />

Bau in seiner Mitte durchziehen, drücken<br />

die Leere aus, die durch die Vernichtung<br />

<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n in Europa entstan<strong>de</strong>n<br />

ist. Sie erinnern an die Menschen,<br />

die <strong>de</strong>portiert wur<strong>de</strong>n, die aus Deutschland<br />

geflüchtet sind und an die Generationen,<br />

die nie geboren wur<strong>de</strong>n. Sie<br />

machen <strong>de</strong>n Verlust sichtbar.<br />

Im Altbau und <strong>de</strong>m Libeskind-Bau<br />

sind die Leerräume Hohlkörper aus<br />

nacktem Beton. Auf <strong>de</strong>n oberen Ausstellungsgeschossen<br />

<strong>de</strong>s Neubaus sind<br />

die Leerräume an ihren schwarzen Außenwän<strong>de</strong>n<br />

erkennbar.<br />

Eine schwere Stahltür öffnet <strong>de</strong>n<br />

Weg in <strong>de</strong>n Holocaust-Turm. Dieser<br />

Turm ist nur unterirdisch betretbar<br />

und besteht – wie alle Leerräume – aus<br />

Beton. Er ist we<strong>de</strong>r beheizt noch isoliert,<br />

so dass es hier selbst im Sommer<br />

kühl und feucht ist. Licht fällt nur<br />

tagsüber durch einen hohen, schmalen<br />

Fensterschlitz herein. Die Straßengeräusche<br />

sind im Turm <strong>de</strong>utlich zu hören,<br />

doch die Außenwelt ist unerreichbar.<br />

Es ist ein Ge<strong>de</strong>nkraum, <strong>de</strong>r mit<br />

seiner Nacktheit und Leere an die vielen<br />

jüdischen Opfer <strong>de</strong>s Massenmor<strong>de</strong>s<br />

erinnert.<br />

(Quelle: wenig variiert und ergänzt www.jmberlin.<strong>de</strong>)<br />

M 3<br />

Der Libeskind Entwurf für ein neues<br />

World Tra<strong>de</strong> Center.<br />

Neben Bürogebäu<strong>de</strong>n, Geschäften,<br />

Verkehrswegen, Hotels usw. sieht <strong>de</strong>r<br />

Entwurf u. a. folgen<strong>de</strong> Elemente vor:<br />

• Hochhauspfeil mit metallener Spitze<br />

(541 m) 1776 Fuß hoch (somit<br />

höchstes Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt)<br />

• Begehbare Gärten (Tropen, Wüste,<br />

Savanne, Laubwald, Taiga, Tundra)<br />

in <strong>de</strong>n oberen Etagen <strong>de</strong>s höchsten<br />

Wolkenkratzers<br />

• Sichtbar und zugänglich gemachte,<br />

durch die Flugzeugabstürze entstan<strong>de</strong>ne<br />

Krater in <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwanne <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen WTC, die ursprünglich<br />

vor <strong>de</strong>m Wasser <strong>de</strong>s Hudson River<br />

schützen sollte.<br />

• „Museum of Freedom“ (Geplante<br />

Ausstellungsthemen: Dokumentation<br />

<strong>de</strong>r Angriffe auf die Twin<br />

Towers; I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Freiheit sozial,<br />

ökonomisch und politisch in nationalem<br />

und internationalem Rahmen)<br />

• „Platz <strong>de</strong>s 11. September“<br />

• „Wedge of Light“ (Hier soll je<strong>de</strong>s<br />

Jahr am 11. September genau zwischen<br />

8:48 Uhr und 10:28 Uhr –<br />

<strong>de</strong>m Zeitraum von <strong>de</strong>r ersten Flugzeugkollision<br />

bis zum Einsturz <strong>de</strong>s<br />

zweiten Twin Towers – die Sonne<br />

scheinen, ohne Schatten zu werfen).<br />

Zur Person: Daniel Libeskind<br />

• Daniel Libeskind, 1946 in Lodz/Polen<br />

geboren, emigriert als Teenager<br />

in die USA, seit 1965 amerikanischer<br />

Staatsbürger<br />

• Studium von Musik in Israel und<br />

New York; anschließend Architekturstudium<br />

(Abschluss 1970)<br />

• Lehraufträge an verschie<strong>de</strong>nen Universitäten<br />

<strong>de</strong>r Welt<br />

• Bauten: Felix-Nussbaum-Haus in<br />

Osnabrück (1998), Jüdisches Museum<br />

in Berlin (1999), Imperial War<br />

Museum in Manchester (2002).<br />

• Zahlreiche Auszeichnungen, u. a.<br />

Deutscher Architekturpreis 1999;<br />

Goethe-Medaille 2000; Hiroshima<br />

Art Prize für Künstler, <strong>de</strong>ren Arbeit<br />

<strong>de</strong>m Frie<strong>de</strong>n dient.<br />

• Lebt seit 14 Jahren in Berlin; <strong>de</strong>mnächst<br />

Übersiedlung nach New York<br />

zur Durchführung <strong>de</strong>r Neubebauung<br />

<strong>de</strong>s World Tra<strong>de</strong> Centers.<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

181<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

182<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Pascha und Eucharistie<br />

– jüdisches und christliches Erinnern * –<br />

Theologische Annäherungen und didaktische Anschlussmöglichkeiten<br />

für <strong>de</strong>n Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Gymnasialen<br />

Oberstufe und die Gemein<strong>de</strong>katechese<br />

1. Aufgabe Erinnerung 1<br />

Geschichtliche Religionen wie das<br />

Ju<strong>de</strong>ntum und das Christentum beziehen<br />

sich auf normative Geschehnisse,<br />

die forthin die Beziehung zwischen <strong>de</strong>n<br />

Gläubigen und Gott auf eine völlig neue<br />

Grundlage stellen. Sie offenbaren einen<br />

Gott, <strong>de</strong>r nicht nur die Kommunikation<br />

zu <strong>de</strong>n Menschen sucht, son<strong>de</strong>rn darüber<br />

hinaus aus souveräner Vollmacht in<br />

<strong>de</strong>r Geschichte zum Wohl seines Volkes<br />

interveniert. Für das Ju<strong>de</strong>ntum ist vornehmlich<br />

die von Gott initiierte Rettung<br />

aus <strong>de</strong>m Sklavenhaus Ägypten, für das<br />

Christentum die Selbstmitteilung Gottes<br />

in <strong>de</strong>r Person Jesus Christus das<br />

maßgebliche Geschehnis. 2<br />

Mit <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n zeitlichen Entfernung<br />

zum Ursprungsereignis – <strong>de</strong>m<br />

Tod <strong>de</strong>r Zeugen und <strong>de</strong>rer, die die Zeugen<br />

noch kannten – stellt sich die verpflichten<strong>de</strong><br />

Aufgabe, die Erinnerung an<br />

die normative Vergangenheit über <strong>de</strong>n<br />

garstigen Graben <strong>de</strong>r Geschichte hinweg<br />

lebendig zu halten. Erinnerung wird<br />

nicht nur, aber sicherlich ausschlaggebend<br />

durch rituell strukturierte und zyklisch<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Feste transportiert.<br />

Feste unterbrechen die Anmutungen<br />

<strong>de</strong>s Alltags und erinnern an die Gegenwart<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit. Im Ju<strong>de</strong>ntum<br />

geschieht dies vor allem in <strong>de</strong>r familiären<br />

Paschafeier 3 , im Christentum<br />

im Abendmahl bzw. in <strong>de</strong>r Eucharistiefeier.<br />

4 Um diese bei<strong>de</strong>n Erinnerungsfeste<br />

geht es im Weiteren.<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Für Alexandra wegen Maja<br />

In <strong>de</strong>n Basistexten, welche <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Feiern zugrun<strong>de</strong> liegen – Ex 12<br />

(und Dtn 16,1-8) einerseits und (außer<br />

Mk 14,22-25 und Mt 26,26-29) insbeson<strong>de</strong>re<br />

Lk 22,14-20 sowie 1 Kor 11,<br />

23-26 an<strong>de</strong>rerseits – fin<strong>de</strong>t sich die Auffor<strong>de</strong>rung,<br />

diese Feiern zum „Gedächtnis“<br />

5 zu begehen. Es gilt nun zu beachten,<br />

dass nach biblischer Auffassung<br />

<strong>de</strong>m Gedächtnis (hebr.: zikkaron; gr.:<br />

anamnesis; lat.: memoria) eine dreidimensionale<br />

Zeitstruktur 6 eigen ist: Ein<br />

singuläres Ereignis <strong>de</strong>r Vergangenheit,<br />

welches die I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Glauben<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Gegenwart verbürgt, wird sich erst<br />

in <strong>de</strong>r Zukunft vollen<strong>de</strong>n. Nicht nur das<br />

Hier und Heute, son<strong>de</strong>rn bereits die normative<br />

Vergangenheit hat einen eschatologischen<br />

Aspekt.<br />

Im rituellen Ablauf <strong>de</strong>r Gedächtnisfeiern<br />

Pascha und Abendmahl eingebettet<br />

sind Symbole. Unter einem<br />

„Symbol“ soll hier ein sinnlich wahrnehmbares<br />

Etwas – ein empirisches Zeichen<br />

– verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m eine unsichtbare<br />

Be<strong>de</strong>utung (bzw. Semantik)<br />

zukommt; das Eigentliche bleibt <strong>de</strong>m<br />

Auge verborgen. So erhält das Lebensmittel<br />

Brot, auf das wir uns im Folgen<strong>de</strong>n<br />

konzentrieren wer<strong>de</strong>n, erst im Kontext<br />

<strong>de</strong>r uns interessieren<strong>de</strong>n Feste durch<br />

erläutern<strong>de</strong> Worte und segnen<strong>de</strong> Gesten<br />

seine erinnern<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung. Das,<br />

was sonst als ein Lebensmittel verzehrt<br />

wird, avanciert im Rahmen <strong>de</strong>r Gedächtnisfeier<br />

zu einem anamnetischen<br />

Symbol (Erinnerungssymbol).<br />

2. Das Pascha<br />

Thomas Menges<br />

2.1 Diesen Tag sollt ihr zum Gedächtnis<br />

begehen<br />

Ex 12 – „<strong>de</strong>r Basistext für die Gedächtniskultur<br />

Israels“ (Thomas Söding)<br />

– berichtet von <strong>de</strong>r Einsetzung<br />

<strong>de</strong>r Paschafeier. In diesem Text wird<br />

die übliche Chronologie auf <strong>de</strong>n Kopf<br />

gestellt. Denn bevor JHWH sein Volk<br />

Israel aus Ägypten herausführt (12,29-<br />

41.51), ordnet er die Einführung <strong>de</strong>s<br />

Paschafestes an – und das gleich dreifach<br />

(12,3-13; 15-20; 21-23). Die Feier<br />

nimmt eine Woche in Anspruch – eine<br />

Zeitspanne, die vor <strong>de</strong>m unmittelbar<br />

bevorstehen<strong>de</strong>n Exodus kaum zur Verfügung<br />

gestan<strong>de</strong>n haben dürfte. Die<br />

Anordnung, dass in <strong>de</strong>r Festwoche we<strong>de</strong>r<br />

Einheimische noch Frem<strong>de</strong> Gesäuertes<br />

verzehren dürfen (Ex 12,19), setzt<br />

die Sesshaftigkeit Israels voraus. Diese<br />

Einsicht erhellt die Blickrichtung von<br />

Ex 12: Aus <strong>de</strong>r Perspektive längst vollzogener<br />

Landnahme vergegenwärtigt<br />

sich Israel das normative geschichtliche<br />

Ereignis, welches seine I<strong>de</strong>ntität<br />

nicht nur hier und jetzt verbürgt, son<strong>de</strong>rn<br />

auch in Zukunft ausmachen wird.<br />

Das Paschafest wird „Jahr für Jahr,<br />

zur festgesetzten Zeit“ (Ex 13,10) im<br />

Kreise <strong>de</strong>r Familie gefeiert. Dabei<br />

kommt bestimmten Speisen – vornehmlich<br />

<strong>de</strong>m Lamm(knochen), <strong>de</strong>m ungesäuerten<br />

Brot und <strong>de</strong>m Bitterkraut – eine<br />

anamnetische Be<strong>de</strong>utung zu.


Blicken wir nochmals auf Ex 12:<br />

Dem Text scheinen zwei Frühlingsfeste<br />

und ein magischer Blutritus zugrun<strong>de</strong><br />

zu liegen, welche <strong>de</strong>r Pentateuch-Redaktor<br />

zu einer neuen Be<strong>de</strong>utung zusammengeschlossen<br />

hat. Ex 12,3ff. bewahrt<br />

die Erinnerung an ein altes Hirtenfest,<br />

an welchem ein neugeborenes,<br />

hüpfen<strong>de</strong>s bzw. springen<strong>de</strong>s (hebr.:<br />

p-s-ch) Lämmchen geopfert wur<strong>de</strong>. Ex<br />

12,15ff. scheint sich auf ein Bauernfest<br />

zu beziehen; ungesäuertes Brot (hebr.:<br />

mazza, mazzot) wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Gerste<br />

<strong>de</strong>r Frühlingsernte ohne Beigabe von<br />

altem gesäuerten Teig gebacken. Hinter<br />

bei<strong>de</strong>n Festen steht die Erfahrung, dass<br />

die von <strong>de</strong>n Fesseln <strong>de</strong>s Winters befreite<br />

Natur zu neuem Leben erwacht ist.<br />

In Ex 12 erhalten das nomadische<br />

Pascha- und das bäuerliche Mazzenfest<br />

in Verknüpfung mit <strong>de</strong>m apotropäischen<br />

(das Böse abwen<strong>de</strong>nd) Blutritual<br />

(Ex 12, 21-23) einen neuen Sinn: Das<br />

Schlachten <strong>de</strong>s Paschalammes und das<br />

Bestreichen <strong>de</strong>r Tür mit seinem Blut bewirkt,<br />

dass <strong>de</strong>r „Ich-bin-da“ die Häuser<br />

Israels verschont – sie überspringt<br />

(heb.: p-s-ch) bzw. an ihnen vorübergeht<br />

–, die Erstgeborenen Ägyptens aber<br />

tötet. Die aus <strong>de</strong>m ersten Gerstenschnitt<br />

gebackenen Mazzen repräsentieren<br />

im Kontext <strong>de</strong>s Exodus sowohl die<br />

„Speise <strong>de</strong>r Bedrängnis“ (Dtn 16,3) als<br />

auch das „Brot <strong>de</strong>r Befreiung“ (Ex 12,39).<br />

Durch ihre Historisierung haben die<br />

alten Naturfeste eine Be<strong>de</strong>utungsanrei-<br />

cherung erfahren: JHWH schenkt nicht<br />

nur die Frühlingsgaben – neue Wei<strong>de</strong>n<br />

und Lämmer sowie eine neue Ernte. Er<br />

ist darüber hinaus ein Gott, <strong>de</strong>r auch in<br />

<strong>de</strong>r Geschichte han<strong>de</strong>lt und seinem einst<br />

unterdrückten Volk <strong>de</strong>n Weg in die Freiheit<br />

eröffnet hat. Wir halten fest: Die<br />

durch „Jahweisierung“ (Erich Zenger)<br />

erfolgte semantische Anreicherung<br />

spielt die geschichtliche Erfahrung nicht<br />

gegen die Naturerfahrung aus, son<strong>de</strong>rn<br />

integriert sie in einen größeren Be<strong>de</strong>utungszusammenhang.<br />

2.2 Didaktische Anschlussmöglichkeiten<br />

2.2.1 Erarbeitung von Ex 12<br />

Eine bewährte Metho<strong>de</strong>, die Aufmerksamkeit<br />

für die Struktur und <strong>de</strong>n<br />

Gehalt eines Textes zu schärfen, besteht<br />

darin, ihn in Sinnabschnitte zu zerteilen<br />

und von <strong>de</strong>r Lerngruppe neu zusammensetzen<br />

zu lassen. Dazu wird Ex 12,1-32<br />

in sechs Abschnitte zerlegt (V1; VV2-<br />

13; VV14-20; VV21-23; VV24-28;<br />

VV29-32) und folgen<strong>de</strong> Aufgabe gestellt:<br />

„Die mutmaßlichen Quellen, die<br />

<strong>de</strong>r Pentateuch-Redaktor zu einem Text<br />

zusammengefügt hat, habe ich durcheinan<strong>de</strong>r<br />

gewirbelt. Spielen Sie Redaktor,<br />

in<strong>de</strong>m Sie einen Ihnen stimmig erscheinen<strong>de</strong>n<br />

Text zusammenstellen!“ Nach<br />

einer Stillarbeitsphase wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />

vorgestellt und diskutiert.<br />

Dirk Bouts (ca. 1410-1475) • Abendmahlsaltar (1464-1467), St. Peter, Loewen © akg-images<br />

Beim Vergleich mit <strong>de</strong>m biblischen Text<br />

wird die „falsche“ Chronologie und die<br />

Absicht rückblicken<strong>de</strong>r Vergegenwärtigung<br />

offensichtlich.<br />

2.2.2 Paschafeier<br />

Wie jüdische Familien heute Pascha<br />

– vornehmlich <strong>de</strong>n ersten Abend <strong>de</strong>s<br />

Festes: <strong>de</strong>n Se<strong>de</strong>rabend – feiern 7 , lässt<br />

sich gut durch einen Kurzfilm 8 veranschaulichen.<br />

Die vom Hausvater geleitete<br />

Feier orientiert sich an <strong>de</strong>r Pascha-<br />

Haggada, einem Buch mit Texten in einer<br />

Art Gottesdienstordnung. Es enthält<br />

ein didaktisches Programm jüdischen<br />

Erinnerns. 9 Die Frage <strong>de</strong>s Jüngsten <strong>de</strong>r<br />

Tischgemeinschaft „Wodurch unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich diese Nacht von allen an<strong>de</strong>ren<br />

Nächten? ...“ beantwortet die Tischgesellschaft<br />

mit <strong>de</strong>r Erzählung vom Auszug<br />

aus Ägypten. In diesem Kontext<br />

wird die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r symbolischen<br />

Speisen erklärt, <strong>de</strong>nn sie sind nicht aus<br />

sich selbst heraus verständlich. Erst<br />

durch die Erläuterung mit Bezug auf <strong>de</strong>n<br />

biblischen Basistext wer<strong>de</strong>n sie zu<br />

anamnetischen Symbolen: Der Lammknochen<br />

steht für <strong>de</strong>n „Vorübergang“<br />

Gottes; das ungesäuerte Brot symbolisiert<br />

die Speise <strong>de</strong>r Bedrängnis und <strong>de</strong>r<br />

Befreiung; das Bitterkraut lässt die Sklaverei<br />

in Ägypten schmecken. Die von<br />

<strong>de</strong>r Pascha-Haggada vorgegebenen Gottesdienstordnung<br />

zielt auf die Vergegenwärtigung<br />

<strong>de</strong>r Taten Gottes ab: „In allen<br />

Zeitaltern ist je<strong>de</strong>r verpflichtet, sich zu<br />

betrachten, als ob er gleichsam selbst aus<br />

Ägypten gegangen wäre ...“<br />

2.2.3 Bildbetrachtung: Dirk Bouts,<br />

Paschamahl 10<br />

Von Dirk Bouts (ca. 1410-1475)<br />

stammt <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Abendmahlsaltar<br />

(1464-1467) in <strong>de</strong>r St. Peters Kirche<br />

zu Loewen, <strong>de</strong>n er im Auftrag <strong>de</strong>r örtlichen<br />

Bru<strong>de</strong>rschaft <strong>de</strong>s Heiligen Sakraments<br />

nach theologischen Vorgaben<br />

malte. Dieser Altar <strong>de</strong>monstriert eindrucksvoll<br />

die beson<strong>de</strong>re Qualität <strong>de</strong>s<br />

Mediums Bild, nämlich das, was in<br />

narrativen o<strong>de</strong>r diskursiven Texten in<br />

einem zeitlichen Nacheinan<strong>de</strong>r entwi-<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

183<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

184<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

ckelt wer<strong>de</strong>n muss, <strong>de</strong>m Auge gleichzeitig<br />

präsentieren zu können.<br />

Die Mitteltafel (150 x 180 cm) zeigt<br />

die Einsetzung <strong>de</strong>s Abendmahls, die<br />

bei<strong>de</strong>n Seitenflügel (je 71 x 180 cm) zeigen<br />

je zwei alttestamentliche Brotgeschichten,<br />

die gemäß <strong>de</strong>m Deuteschema<br />

Typos-Antitypos als Präfigurationen <strong>de</strong>s<br />

Abendmahls zu verstehen sind: Abraham<br />

und Melchise<strong>de</strong>k, Mannalese, Speisung<br />

<strong>de</strong>s Elija und das hier interessieren<strong>de</strong><br />

Paschamahl.<br />

Zu sehen sind keine armen Noma<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn sechs um einen Tisch versammelte<br />

flämische Bürger, die in andächtiger<br />

Ruhe das Mahl verzehren. Der<br />

Hausälteste mit <strong>de</strong>m spitzen Ju<strong>de</strong>nhut<br />

zerlegt auf einem großen Zinnteller das<br />

Lamm (vgl. Ex 12,9). Die ungesäuerten<br />

Brote, das Bitterkraut (vgl. Ex 12,8) und<br />

vier Weingläser sind auf <strong>de</strong>m Tisch erkennbar.<br />

In ruhiger Andacht sammeln<br />

sich die Personen angesichts <strong>de</strong>s unmittelbar<br />

bevorstehen<strong>de</strong>n Exodus: Im Raum<br />

fehlen die Stühle, das Essen wird stehend<br />

mit Stab in <strong>de</strong>r Hand und gegürteten<br />

Hüften eingenommen (vgl. Ex 12,11).<br />

3. Das letzte Abendmahl<br />

3.1 Tut dies zu meinem Gedächtnis<br />

Die Abendmahlsberichte sind in<br />

zwei Varianten – einer jerusalemer (Mk<br />

14, 22-25; Mt 26,26-29) und einer antiochenischen<br />

Gestalt (Lk 22,14-20; 1<br />

Kor 11,23-26) – überliefert. Den Kern<br />

bei<strong>de</strong>r Traditionen bil<strong>de</strong>n zwei Worte:<br />

mein Leib, mein Blut, und zwei Gesten:<br />

das Brotbrechen, das Trinken aus <strong>de</strong>m<br />

Weinkelch. Uns interessiert <strong>de</strong>r Abendmahlsbericht<br />

in seiner lukanisch-paulinischen<br />

Variante, weil diese für die<br />

christliche Gedächtniskultur von beson<strong>de</strong>rer<br />

Be<strong>de</strong>utung ist. 11<br />

Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngern<br />

bil<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>n Synoptikern ein Element<br />

<strong>de</strong>r Passionsgeschichte; <strong>de</strong>shalb<br />

gehören Unverständnis, Verleugnung<br />

und tödlich en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Verrat zur neutestamentlichen<br />

Eucharistietradition hinzu.<br />

Die synoptische Überlieferung legt<br />

nahe, dass Jesus mit <strong>de</strong>n Jüngern nicht<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

bloß ein Abschiedsessen unter <strong>de</strong>m Vorzeichen<br />

seiner bevorstehen<strong>de</strong>n Verhaftung<br />

ausgerichtet, son<strong>de</strong>rn ein Paschamahl<br />

gefeiert hat. Er stand <strong>de</strong>r Tischgemeinschaft<br />

vor, brach das Brot und<br />

reichte <strong>de</strong>n Becher im Rahmen <strong>de</strong>r üblichen<br />

Paschaliturgie. Bei <strong>de</strong>m gebrochenen,<br />

ausgeteilten und schließlich verzehrten<br />

Brot han<strong>de</strong>lt es sich also um das<br />

ungesäuerte Brot, welches an das Befreiungshan<strong>de</strong>ln<br />

Gottes erinnert.<br />

Auf diesem Hintergrund ist Jesu<br />

(Um-)Deutung <strong>de</strong>s Brotes zu verstehen,<br />

<strong>de</strong>m er eine weitere Be<strong>de</strong>utungsschicht<br />

hinzufügt. Das wird bewusst, wenn wir<br />

die biblische Formulierung „Mein Leib<br />

für euch“ adäquat als „Meine Person/<br />

mein Leben/ich für euch“ übersetzen.<br />

Was folgt daraus? Im christlichen Kontext<br />

erinnert das ungesäuerte Brot nicht<br />

nur an das Schöpfungs- und Befreiungshan<strong>de</strong>ln<br />

Gottes (Ex 12). Darüber hinaus<br />

– und das ist das entschei<strong>de</strong>nd Neue –<br />

steht es für <strong>de</strong>n gesamten Lebensvollzug<br />

Jesu Christi, <strong>de</strong>m „Ebenbild <strong>de</strong>s unsichtbaren<br />

Gottes“ (Kol 1,15).<br />

Im Neuen Testament erfährt das<br />

anamnetische Symbol ungesäuertes Brot<br />

<strong>de</strong>mnach eine wesentliche Be<strong>de</strong>utungsanreicherung:<br />

Der Gott, <strong>de</strong>r die Schöpfung<br />

am Leben erhält und aus <strong>de</strong>r Sklaverei<br />

befreit, ist zugleich <strong>de</strong>r Gott, <strong>de</strong>r sich in<br />

<strong>de</strong>r geschichtlichen Person Jesus von Nazareth<br />

geoffenbart hat. Das theozentrische<br />

Erinnerungssymbol Brot erfährt somit eine<br />

christologischeAkzentuierung.<br />

An die Adresse <strong>de</strong>r um ihn versammelten<br />

Mahlgemeinschaft richtet Jesus<br />

die Auffor<strong>de</strong>rung, diese Feier zu seinem<br />

Gedächtnis zu wie<strong>de</strong>rholen. Er wird so<br />

zum Stifter <strong>de</strong>r Eucharistiefeier, welche<br />

sich bei aller Nähe zur Paschafeier<br />

in charakteristischer Weise auch von<br />

ihr unterschei<strong>de</strong>t: Im Mittelpunkt <strong>de</strong>s<br />

Ge<strong>de</strong>nkens steht <strong>de</strong>r erhöhte Christus;<br />

vergegenwärtigt wird Leben, Tod und<br />

Auferstehung Jesu – seine Lebenshingabe<br />

für uns. Diese christologische<br />

Zentrierung schlägt auf die eschatologische<br />

Dimension <strong>de</strong>r christlichen Gedächtnisfeier<br />

durch, die ihre Vollendung<br />

fin<strong>de</strong>t, wenn <strong>de</strong>r Herr (1 Kor 11,<br />

26) und mit ihm das Reich Gottes (Lk<br />

22,18) gekommen sein wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine weitere gegenüber <strong>de</strong>r Paschafeier<br />

zu beobachten<strong>de</strong> Differenz betrifft<br />

die ekklesiale Dimension. In ihrer universalen<br />

Ausrichtung überschreitet die<br />

Eucharistiefeier die Grenzen <strong>de</strong>r Familie<br />

und <strong>de</strong>s Volkes; sie fin<strong>de</strong>t im Kreis<br />

<strong>de</strong>rer statt, die sich zu Jesus als <strong>de</strong>m<br />

fleischgewor<strong>de</strong>nen Gott bekennen.<br />

3.2 Didaktische Anschlussmöglichkeiten<br />

3.2.1 Textarbeit<br />

Ein Vergleich <strong>de</strong>r Erinnerungstexte<br />

– Ex 12 mit Lk 22,14-20 und 1 Kor 11,<br />

23-26 – macht <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Gehalt jüdischen und christlichen Erinnerns<br />

offensichtlich. An <strong>de</strong>r von Jesus<br />

selbst vorgenommenen Neusemantisierung<br />

<strong>de</strong>s anamnetischen Symbols Brot<br />

lässt sich erkennen, dass die unterschiedlichen<br />

Gehalte <strong>de</strong>s Erinnerns in keinem<br />

Gegensatzverhältnis zueinan<strong>de</strong>r stehen.<br />

Denn dieses Erinnerungssymbol „verkörpert“<br />

<strong>de</strong>n Gott, <strong>de</strong>r seine Schöpfung<br />

erhält und in die Freiheit führt und in Jesus<br />

allen Menschen seine Liebe anbietet.<br />

3.2.2 Bildbetrachtung: Dirk Bouts, Einsetzung<br />

<strong>de</strong>s Abendmahls<br />

Bei komplexen Bil<strong>de</strong>rn, wie etwa<br />

<strong>de</strong>r theologisch anspruchsvollen Mitteltafel<br />

<strong>de</strong>s Abendmahlsaltars, wird die<br />

Betrachtung zur geistigen Anstrengung.<br />

Aus <strong>de</strong>r Fülle symbolischer Anspielungen<br />

12 befassen wir uns nur mit <strong>de</strong>nen,<br />

die das bislang Erarbeitete aufgreifen<br />

und zum Sakrament Eucharistie /Abendmahl<br />

überleiten.<br />

Die gesamte Komposition ist auf die<br />

Mittelachse ausgerichtet, welche Leuchter,<br />

Kamin, das Gesicht Jesu, sein Gewand,<br />

Hostie, Kelch, Tisch und Se<strong>de</strong>rteller<br />

vertikal schnei<strong>de</strong>t. Der Bildaufbau<br />

steht ganz im Dienst <strong>de</strong>s Themas, <strong>de</strong>r<br />

Einsetzung <strong>de</strong>s Abendmahls durch Jesus.<br />

Dieser sitzt etwas erhöht und ist<br />

die einzige Person in Frontansicht.<br />

Den Be<strong>de</strong>utungsfluchtpunkt bil<strong>de</strong>t<br />

<strong>de</strong>r hellste und kleinste, aber <strong>de</strong>nnoch<br />

klar erkennbare Gegenstand <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s:<br />

Es ist die weiße Hostie 13 , die Jesus gera-


<strong>de</strong> konsekriert. Er hält sie zwischen <strong>de</strong>n<br />

Fingern seiner linken Hand über einen<br />

Kelch; die rechte Hand ist im Segensgestus<br />

erhoben. Jesu leicht geöffneter<br />

Mund scheint soeben die Worte zu sprechen,<br />

welche das ungesäuerte Brot, die<br />

Hostie, und <strong>de</strong>n Wein in seinen Leib<br />

und in sein Blut verwan<strong>de</strong>ln.<br />

Die zwölf um einen großen Tisch<br />

gruppierten Jünger bil<strong>de</strong>n einen Kreis,<br />

<strong>de</strong>r wie eine Monstranz die Hostie umschließt.<br />

Der große Se<strong>de</strong>rteller auf <strong>de</strong>m<br />

Tisch und <strong>de</strong>r Kamin im Rücken Jesu<br />

spielen auf das Schlachten <strong>de</strong>r Lämmer<br />

am Vorabend <strong>de</strong>s Paschafestes im Tempel<br />

an: Der Teller ist leer, <strong>de</strong>r Kamin wegen<br />

seiner hölzernen Rückwand nicht<br />

länger als Feuerstelle benutzbar – <strong>de</strong>nn<br />

Jesus ist das wahre Paschalamm. Der<br />

Leuchter bedarf keiner Kerzen, <strong>de</strong>nn<br />

<strong>de</strong>r unter ihm sitzen<strong>de</strong> Jesus ist das Licht<br />

<strong>de</strong>r Welt. Der Becher <strong>de</strong>s Elija – <strong>de</strong>s<br />

Propheten, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Messias vorangeht<br />

– steht auf <strong>de</strong>m linken Kaminaufsatz;<br />

Elija wird nicht länger erwartet, weil<br />

sich die messianische Hoffnung in Jesus<br />

erfüllt hat (vgl. Mk 9,13).<br />

Bouts’ Gemäl<strong>de</strong> dreht sich nicht um<br />

die historische Abendmahlsgemeinschaft<br />

in Jerusalem um das Jahr 30. Vielmehr<br />

geht es um die Vergegenwärtigung dieses<br />

normativen Geschehnisses, genauer um<br />

die Präsenz Jesu Christi in <strong>de</strong>r gewan<strong>de</strong>lten<br />

Hostie. Deshalb werfen wir<br />

<strong>de</strong>n Blick in einen gotischen Raum in<br />

Brabant <strong>de</strong>s Spätmittelalters, in welchem<br />

die vier Vorsteher <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>rschaft vom<br />

Heiligen Sakrament, die Stifter <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s,<br />

zu Zeugen <strong>de</strong>s Geschehens wer<strong>de</strong>n.<br />

Noch anschaulicher wird <strong>de</strong>r zentrale<br />

Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Vergegenwärtigung,<br />

wenn man um die ursprüngliche<br />

Funktion <strong>de</strong>s Löwener Abendmahlsaltars<br />

als Zelebrationsaltar weiß. Das Bild<br />

stand auf <strong>de</strong>r Mensa. Beim Feiern <strong>de</strong>r<br />

Messe trat <strong>de</strong>r Zelebrant in die Lücke<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Jüngern im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Im Kreis <strong>de</strong>r Jünger und im<br />

Angesicht Jesu konsekrierte er die Hostie,<br />

um sie dann <strong>de</strong>n Gläubigen zu zeigen.<br />

Die Gläubigen konnten sehen, dass<br />

<strong>de</strong>r Priester im Auftrag Christi han<strong>de</strong>lt<br />

und gera<strong>de</strong> das vollzieht, was Jesus auf<br />

<strong>de</strong>m Bild tut.<br />

Der Abendmahlsaltar ist ein sichtbarer<br />

Ausdruck <strong>de</strong>r Eucharistiefrömmigkeit<br />

<strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Unser Bild<br />

zeigt, dass nicht <strong>de</strong>r Mahlgemeinschaft,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Verehrung <strong>de</strong>r Hostie das<br />

beson<strong>de</strong>re Interesse galt. Dafür spricht<br />

bereits <strong>de</strong>r Anachronismus, dass Jesus<br />

kein Brot, son<strong>de</strong>rn eine Hostie in Hän<strong>de</strong>n<br />

hält. Diese wie<strong>de</strong>rum ist viel zu<br />

klein, als dass sie an die Tischgemeinschaft<br />

ausgeteilt wer<strong>de</strong>n könnte. Deshalb<br />

verfolgen die meisten Personen<br />

<strong>de</strong>s Gemäl<strong>de</strong>s gespannt das, was gera<strong>de</strong><br />

mit <strong>de</strong>r Hostie geschieht; sie sind<br />

Zeugen einer „geistigen Kommunion“.<br />

4. Eucharistie und Realpräsenz<br />

4.1 Sen<strong>de</strong> <strong>de</strong>inen Geist auf diese Gaben<br />

Für <strong>de</strong>n christlichen Glauben ist die<br />

Eucharistie in erster Linie kein Totenge<strong>de</strong>nken,<br />

son<strong>de</strong>rn eine Feier. Denn in<br />

ihr ist <strong>de</strong>r von Gott auferweckte und erhöhte<br />

Jesus Christus wirklich gegenwärtig.<br />

In <strong>de</strong>r Realpräsenz besteht das Spezifikum<br />

christlichen Erinnerns. Dazu<br />

einige erläutern<strong>de</strong> Hinweise. 14<br />

Die über die Jahrhun<strong>de</strong>rte hinweg<br />

tradierte Überzeugung von <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

Christi im Abendmahl hat biblische<br />

Grundlagen. So sagt <strong>de</strong>r „vorösterliche“<br />

Jesus <strong>de</strong>n in seinem Namen Versammelten<br />

seine Gegenwart zu (Mt 18,20);<br />

diese Präsenz, so <strong>de</strong>r Auferstan<strong>de</strong>ne,<br />

wird „alle Tage bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt“<br />

(Mt 28,20) fortbestehen.<br />

Im Neuen Testament ist darüber hinaus<br />

von <strong>de</strong>r Gegenwart Jesu im Zusammenhang<br />

mit seinem Fleisch bzw. Leib<br />

und seinem Blut die Re<strong>de</strong>. Die sog. Einsetzungsworte<br />

– dieses Brot ist mein<br />

Leib, dieser Wein ist mein Blut – wur<strong>de</strong>n<br />

bereits angesprochen. Mit <strong>de</strong>r synoptischen<br />

und <strong>de</strong>r paulinischen Abendmahlstradition<br />

wird üblicherweise auch Jesu<br />

Re<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Johannes-Evangelium in<br />

Verbindung gebracht (Joh 6, 22-59).<br />

Darin bezeichnet er sich (und sein Wirken)<br />

metaphorisch als „das Brot <strong>de</strong>s Lebens“<br />

(V 48), „das vom Himmel herabgekommen<br />

ist“ (V 51). In diesem Kontext<br />

verkün<strong>de</strong>t Jesus: „Mein Fleisch ist<br />

wirklich eine Speise, und mein Blut ist<br />

wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst<br />

und mein Blut trinkt, <strong>de</strong>r bleibt in mir,<br />

und ich bleibe in ihm“ (VV 55f).<br />

In je<strong>de</strong>r Eucharistiefeier wird die<br />

zugesagte Gegenwart stets aufs Neue<br />

aktualisiert. In<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r beauftragte<br />

Zelebrant vor <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Geist<br />

Gottes auf Brot und Wein herab bittet<br />

und dann die Einsetzungsworte Jesu<br />

nachspricht, wird nicht nur die normative<br />

Ursprungssituation im Saal<br />

bei Jerusalem vergegenwärtigt. Durch<br />

die Wandlung von Brot und Wein in<br />

Leib und Blut Jesu sowie <strong>de</strong>ren Verzehr<br />

im gemeinsamen Mahl ist Christus<br />

in seiner Gemein<strong>de</strong> wirklich gegenwärtig.<br />

Eine <strong>de</strong>rartige Wesensverwandlung<br />

(DH 1652) erfolgt durch <strong>de</strong>n Geist Gottes;<br />

sie ist keine Leistung <strong>de</strong>s Priesters,<br />

<strong>de</strong>r lediglich im Auftrag Jesu – als <strong>de</strong>m<br />

eigentlichen Gastgeber – die eucharistischen<br />

Gaben konsekriert. Die Gegenwart<br />

Christi setzt sicherlich die Bereitschaft<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>, sich erinnern zu wollen<br />

voraus. Sie geschieht aber nicht als <strong>de</strong>ren<br />

eigene Leistung; vielmehr kommt <strong>de</strong>r<br />

Erinnerte auf die Erinnern<strong>de</strong>n zu.<br />

Die theologische Vorstellung von<br />

<strong>de</strong>r Realpräsenz verweist auf ein analogieloses,<br />

nur im Glauben zu erfahren<strong>de</strong>s<br />

Geschehen. In diesem Zusammenhang<br />

sei an die biblische Re<strong>de</strong> vom Auferstehungsleib<br />

(vgl. Mk 12, 18-27 parr;<br />

1 Kor 15, 35-55) erinnert. Diese Metapher<br />

verbin<strong>de</strong>t zwei Aspekte: Zum einen<br />

wird die Kontinuität von irdischem<br />

und überirdischem Leib bewahrt; zum<br />

an<strong>de</strong>ren wird die radikale Differenz bei<strong>de</strong>r<br />

Existenzweisen ausgedrückt – verdankt<br />

sich <strong>de</strong>r „himmlische“ Leib doch<br />

ganz <strong>de</strong>m unanschaulichen Han<strong>de</strong>ln<br />

Gottes, das <strong>de</strong>n radikalen Bruch <strong>de</strong>s<br />

To<strong>de</strong>s überwin<strong>de</strong>t und zu „ewigem“ Leben<br />

erweckt. Analoges lässt sich über<br />

die eucharistische Gegenwart Jesu Christi<br />

sagen: Es ist <strong>de</strong>r irdische Jesus, <strong>de</strong>r –<br />

nach seinem Tod und seiner Auferstehung<br />

– jetzt und immer als auferweckter<br />

Christus in einer ganz eigenen Existenzweise<br />

<strong>de</strong>n Menschen nahe ist.<br />

Ein überaus be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s und einflussreiches<br />

Vorstellungsmo<strong>de</strong>ll, wel-<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

185<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

186<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

ches die Wesensverwandlung von<br />

Brot und Wein in <strong>de</strong>n Leib und das<br />

Blut Christi gedanklich nachzuvollziehen<br />

versucht, stellt die hochmittelalterliche<br />

Lehre von <strong>de</strong>r Transsubstantiation<br />

dar. Auch wenn das äußere<br />

Erscheinungsbild von Brot und Wein<br />

(ihre Akzi<strong>de</strong>ntien) unverän<strong>de</strong>rt bleiben,<br />

so hat sich doch – für das Auge<br />

unsichtbar – ihr eigentliches Sein (ihre<br />

Substanz) in etwas ganz an<strong>de</strong>res – in<br />

<strong>de</strong>n Leib und in das Blut Christi – verwan<strong>de</strong>lt.<br />

Für diesen Versuch, die Realpräsenz<br />

<strong>de</strong>r Vernunft einsichtig zu machen,<br />

gilt, was wir oben im Zusammenhang<br />

<strong>de</strong>s anamnetischen Symbols<br />

bereits entwickelt haben: Das Eigentliche<br />

bleibt unsichtbar – es erschließt<br />

sich nur <strong>de</strong>n Glauben<strong>de</strong>n.<br />

Die theologische Reflexion unterschei<strong>de</strong>t<br />

bei <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Realpräsenz<br />

zumin<strong>de</strong>st drei Aspekte: In <strong>de</strong>r<br />

Eucharistiefeier gegenwärtig ist nicht<br />

nur die Person Jesus Christus (Personalpräsenz),<br />

son<strong>de</strong>rn auch seine Lebenshingabe<br />

für uns, seine „Proexistenz“, hier<br />

und heute (Aktualpräsenz) – und das bis<br />

zur endzeitlichen Vollendung <strong>de</strong>s Mahls<br />

im Reich Gottes (proleptische Finalpräsenz).<br />

Die Realpräsenz als die beson<strong>de</strong>re<br />

Weise christlichen Gedächtnisses<br />

hat – wie die jüdische Gedächtnisfeier<br />

Pascha – eine dreidimensionale Zeitstruktur.<br />

Wie aber kann eine wirkliche Gegenwart<br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, ohne dass<br />

die gegenwärtige Person empirisch anwesend<br />

wäre? Eine stets genannte Annäherung<br />

bil<strong>de</strong>t das Beispiel <strong>de</strong>s Liebesbriefes,<br />

durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Absen<strong>de</strong>r die<br />

räumliche Distanz zu überbrücken versucht<br />

und gleichsam eine Spur seiner<br />

Anwesenheit zieht. Dem Adressaten<br />

wird durch diese Spur die weit weg<br />

weilen<strong>de</strong> Person gegenwärtig – und<br />

dies in weit intensiverer Weise als das<br />

bei <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Person <strong>de</strong>r Fall ist, die<br />

vor wenigen Minuten noch im voll besetzten<br />

Bus neben <strong>de</strong>m Briefempfänger<br />

gestan<strong>de</strong>n hat. Die Analogie en<strong>de</strong>t<br />

aber spätestens bei <strong>de</strong>m Umstand, dass<br />

die geliebte Person zurückkehren kann<br />

und dann auch wie<strong>de</strong>r empirisch präsent<br />

wäre.<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

4.2 Didaktische Anschlussmöglichkeiten<br />

Die bei<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n didaktischen<br />

Sequenzen haben eine Annäherung an<br />

die Glaubensvorstellung <strong>de</strong>r Realpräsenz<br />

Christi zum Ziel.<br />

Sequenz 1<br />

(1) Je<strong>de</strong>r Teilnehmer erhält ein Kärtchen,<br />

auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Satz steht: „Wo zwei<br />

o<strong>de</strong>r drei in meinem Namen versammelt<br />

sind, da bin ich mitten unter ihnen“<br />

(Mt 18,20). Die Aufgabe lautet, sich zunächst<br />

in Stillarbeit, dann vor <strong>de</strong>r Lerngruppe<br />

zu dieser Zusage Jesu zu äußern.<br />

(2) Die Situation personaler Gegenwart<br />

trotz körperlicher Abwesenheit kann,<br />

sofern niemand sonst auf diesen Gedanken<br />

kommt, vom Leiter <strong>de</strong>r Gruppe am<br />

Beispiel eines Briefes erläutert wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein letzter, kurz vor <strong>de</strong>m Tod an <strong>de</strong>n<br />

Freund abgeschickter Brief vergegenwärtigt<br />

<strong>de</strong>m Adressaten nicht nur die<br />

Person <strong>de</strong>s Absen<strong>de</strong>rs; <strong>de</strong>r Brief wird<br />

<strong>de</strong>m Empfänger zum Vermächtnis <strong>de</strong>s<br />

Verstorbenen.<br />

(3) Den gedanklichen Bogen zur Eucharistie<br />

schlägt die lukanische Erscheinungserzählung<br />

von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Jüngern,<br />

die <strong>de</strong>r auferweckte Jesus auf ihrem<br />

Weg nach Emmaus begleitete (Lk<br />

24,12-35). Von ihnen heißt es: „Sie waren<br />

wie mit Blindheit geschlagen und<br />

erkannten ihn nicht“ (V16). Erst als Jesus<br />

das Brot segnete, brach und <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Jüngern zu essen gab, „gingen ihnen<br />

die Augen auf, und sie erkannten<br />

ihn“ (V 31). Die Metaphern von <strong>de</strong>n<br />

mit Blindheit geschlagenen Jüngern,<br />

<strong>de</strong>nen erst beim Brotbrechen die Augen<br />

aufgehen, weisen darauf hin, dass in<br />

<strong>de</strong>r Emmaus-Erzählung von <strong>de</strong>r personalen<br />

Gegenwart <strong>de</strong>s erhöhten Herrn,<br />

nicht aber von seiner physischen Anwesenheit<br />

die Re<strong>de</strong> ist. Dafür spricht<br />

auch die Fortsetzung von V 31: Im Augenblick<br />

<strong>de</strong>r (Glaubens-) Erkenntnis sahen<br />

sie ihn nicht mehr, <strong>de</strong>nn war er verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Die Erkenntnis geschieht<br />

im Nachhinein: „Brannte uns nicht das<br />

Herz in <strong>de</strong>r Brust, als er unterwegs mit<br />

uns re<strong>de</strong>te ..?“ (V 32)<br />

Sequenz 2<br />

(1) Die Teilnehmer erhalten ein Kärtchen,<br />

auf welchem folgen<strong>de</strong> Sätze aus<br />

<strong>de</strong>m Johannes-Evangelium in <strong>de</strong>r Übersetzung<br />

von Klaus Berger/Christiane<br />

Nord abgedruckt sind: „Ich bin das Lebensbrot<br />

vom Himmel ... Wer mein<br />

Fleisch kaut und mein Blut schlürft, lebt<br />

für immer ... Wer so isst und trinkt, <strong>de</strong>r<br />

bleibt bei mir und ich bleibe bei ihm“<br />

(Joh 6,41.54.56). Wie in Sequenz 1 besteht<br />

die Aufgabe darin, sich zunächst in<br />

Stillarbeit, dann in <strong>de</strong>r Gruppe zu diesen<br />

irritieren<strong>de</strong>n Formulierungen zu äußern.<br />

An <strong>de</strong>r drastischen Metaphorik, welche<br />

Jesus in seiner Re<strong>de</strong> über <strong>de</strong>s Himmelsbrot<br />

verwen<strong>de</strong>t, nahmen bereits die<br />

anwesen<strong>de</strong>n Zuhörer Anstoß. Im Gespräch<br />

mit <strong>de</strong>n ebenfalls verwirrten Jüngern<br />

räumte Jesus das mögliche Missverständnis<br />

eines kannibalistischen Verzehrs<br />

aus: „Lebendig macht doch nur <strong>de</strong>r<br />

Heilige Geist. Fleisch und Blut nützen<br />

nichts“ (V 63). Den Hintergrund bil<strong>de</strong>t<br />

die johanneische Vorstellung einer Bindung<br />

<strong>de</strong>s Wortes Gottes bzw. <strong>de</strong>s göttlichen<br />

Geistes an die Person Jesus; <strong>de</strong>shalb<br />

lautet die Auffor<strong>de</strong>rung, sich ganz<br />

auf seine Person einzulassen. 15 Wem dies<br />

gelingt, <strong>de</strong>m ist Jesus (und <strong>de</strong>r Geist Gottes)<br />

gegenwärtig – alltagssprachlich: „in<br />

Fleisch und Blut übergegangen“.<br />

(2) Bildbetrachtung: Harald Duwe<br />

(1926-1984), Abendmahl (1978) 16<br />

a) Im Anschluss an die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit Joh 6 wird <strong>de</strong>r Lerngruppe<br />

Harald Duwes Bild präsentiert, ohne<br />

dabei <strong>de</strong>n Titel „Abendmahl“ zu nennen.<br />

Dieses 160 x 280 cm große Ölgemäl<strong>de</strong><br />

hängt in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Aka<strong>de</strong>mie Tutzing und hat<br />

für kontroverse Diskussionen gesorgt.<br />

Nach einer ersten Phase stiller Betrachtung<br />

wer<strong>de</strong>n die Teilnehmer aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

<strong>de</strong>m Bild einen Titel zu geben.<br />

Das Gespräch darüber leitet zu einer<br />

nächsten Phase intensiver gemeinsamer<br />

Bil<strong>de</strong>rschließung über.


Harald Duwe (1926-1984) · Abendmahl (1978) © Evangelische Aka<strong>de</strong>mie, Tutzing<br />

b) Der Betrachter schaut in einen düsteren<br />

Raum; <strong>de</strong>r Spalt eines heruntergelassenen<br />

Rollos lässt in eine unbestimmte<br />

Außenwelt blicken. Zwölf Männer,<br />

die in zeitgenössischen, etwas altmodischen<br />

Anzügen geklei<strong>de</strong>t sind, haben<br />

sich dicht gedrängt um einen Tisch<br />

gruppiert. Es han<strong>de</strong>lt sich übrigens um<br />

<strong>de</strong>n Maler (mit <strong>de</strong>m Löffel in <strong>de</strong>r Hand)<br />

und seine Freun<strong>de</strong>. Die Männer schweigen,<br />

sie schauen sich nicht an. Sie scheinen<br />

sich mit <strong>de</strong>m auseinan<strong>de</strong>r zu setzen,<br />

was sich auf <strong>de</strong>m Tisch befin<strong>de</strong>t.<br />

In einer großen Schüssel ist das<br />

Antlitz eines männlichen Kopfes zu sehen.<br />

Vom Betrachter aus links neben<br />

<strong>de</strong>r Schüssel liegt auf einem Teller ein<br />

abgetrennter Fuß. Hinter <strong>de</strong>r Schüssel<br />

ist eine geöffnete Hand mit einer tiefen<br />

Wun<strong>de</strong>, am rechten Bildrand ein weiterer<br />

Teller mit einem Herz zu erkennen.<br />

In <strong>de</strong>r daneben befindlichen geöffneten<br />

Konservendose liegen lange Nägel.<br />

Halb von einem Brötchen ver<strong>de</strong>ckt lassen<br />

sich die Buchstaben RI entziffern,<br />

welche sich zu INRI ergänzen lassen.<br />

Auf <strong>de</strong>r schmutzigen Tisch<strong>de</strong>cke liegt<br />

noch ein angeschnittenes Stangenbrot;<br />

in einem Dreieck um die Schüssel angeordnet<br />

stehen drei Weingläser mit rotem<br />

Inhalt.<br />

Die Mitte <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s, etwas durch<br />

<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>n Tisch aufstützen<strong>de</strong>n<br />

Mann ver<strong>de</strong>ckt, bil<strong>de</strong>t jedoch ein leerer<br />

Stuhl, <strong>de</strong>ssen Rücklehne buchstäblich<br />

aus <strong>de</strong>n Fugen geraten ist.<br />

Das finstere Szenario <strong>de</strong>r stumm vor<br />

<strong>de</strong>n Leichenteilen Jesu brüten<strong>de</strong>n zwölf<br />

nicht mehr ganz jungen Männer wird<br />

durch die ge<strong>de</strong>ckte Farbigkeit, die einem<br />

vergilbten Foto ähnelt, verstärkt.<br />

c) Die Provokation von Duwes Bild besteht<br />

darin, dass das Abendmahl keineswegs<br />

symbolisch, son<strong>de</strong>rn als ein<br />

reales Essen dargestellt wird. Hat <strong>de</strong>r<br />

Maler die krasse Metaphorik aus Joh 6<br />

wörtlich genommen, also missverstan<strong>de</strong>n<br />

wie zuerst auch die Jünger? Und<br />

wenn er sie missverstan<strong>de</strong>n haben sollte:<br />

Wie sind Jesu Worte in Joh 6 und seine<br />

Deutungsworte über Brot und Wein –<br />

bei<strong>de</strong> stehen ja für die Präsenz <strong>de</strong>s erhöhten<br />

Christus – zu verstehen?<br />

Bei <strong>de</strong>r Beantwortung dieser Fragen<br />

kann, wie in Sequenz 1 angeführt,<br />

die Emmaus-Erzählung weiter helfen.<br />

d) Eine vertiefte Interpretation stützt<br />

sich auf die Beobachtung, dass ein leerer<br />

Stuhl im Zentrum <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s steht.<br />

Diesen jetzt nicht mehr funktionstüchtigen<br />

Stuhl hat <strong>de</strong>nnoch niemand beiseite<br />

gestellt, vielmehr steht o<strong>de</strong>r sitzt<br />

die Abendmahlsgemeinschaft um ihn<br />

herum. Was gibt <strong>de</strong>r leere Stuhl <strong>de</strong>n<br />

Zwölf – und uns, <strong>de</strong>n Betrachtern <strong>de</strong>s<br />

Bil<strong>de</strong>s – zu <strong>de</strong>nken?<br />

Der leere Stuhl lässt sich als eine<br />

Spur lesen – als die Spur <strong>de</strong>ssen, <strong>de</strong>r zuvor<br />

noch auf diesem Stuhl gesessen hat;<br />

als Abwesen<strong>de</strong>r ist er <strong>de</strong>nnoch anwesend,<br />

als Person präsent. Als physisch<br />

Anwesen<strong>de</strong>r hingegen – als Haupt, Herz,<br />

Hand, Kopf und (im Glas aufgefangenes)<br />

Blut – ist er tot und nicht mehr als<br />

eine Leiche. Sinnt etwa je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r zwölf<br />

„Jünger“ über diese <strong>de</strong>nkwürdige Dialektik<br />

von Anwesenheit und Abwesenheit<br />

nach, ohne bislang zu einer Lösung<br />

gekommen zu sein?<br />

5. Schlussbetrachtung<br />

Der österreichische Künstler Arnulf<br />

Rainer (geb. 1929) hat in <strong>de</strong>n Jahren 1995<br />

bis 1998 einen Zyklus von 160 Bibelübermalungen<br />

geschaffen. Sie sind das<br />

Ergebnis seiner Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />

Bildvorlagen aus <strong>de</strong>m 10. bis 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />

Zwei Illustrationen widmen sich<br />

<strong>de</strong>m „Letzten Abendmahl“, wobei das<br />

hier vorzustellen<strong>de</strong> Bild sich am entschie<strong>de</strong>nsten<br />

von seiner Vorlage entfernt hat. 17<br />

Als Grundlage <strong>de</strong>s 18,4 cm hohen<br />

und 12,5 cm breiten Werkes dient ein<br />

künstlerisch eher schlicht gefertigter<br />

Holzschnitt aus <strong>de</strong>m „Spiegel menschlicher<br />

Behältnis“ von 1476. Er zeigt Jesus<br />

und seine zwölf Jünger, die sich zum<br />

Abendmahl um einen ovalen Tisch versammelt<br />

haben. Die gesamte Gruppe<br />

bil<strong>de</strong>t wie<strong>de</strong>rum ein großes, <strong>de</strong>n linken<br />

und rechten Bildrand berühren<strong>de</strong>s Oval,<br />

welches <strong>de</strong>r Künstler mit Aquarellkrei<strong>de</strong><br />

rot übermalt hat. Die darauf aufgetragene<br />

<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> gelbe Ölkrei<strong>de</strong> macht<br />

aus <strong>de</strong>m Oval <strong>de</strong>r Jünger eine Mandorla.<br />

Das von ihr Umschlossene wird hierdurch<br />

beson<strong>de</strong>rs herausgehoben: Am<br />

oberen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tisches sitzt Christus<br />

mit <strong>de</strong>m Kreuznimbus, in seinen Armen<br />

ruht <strong>de</strong>r Lieblingsjünger Johannes.<br />

Leicht oberhalb <strong>de</strong>r Bildmitte steht eine<br />

Schüssel mit <strong>de</strong>m Paschalamm auf<br />

<strong>de</strong>m Tisch. Am unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tisches<br />

sitzen drei Apostel; von <strong>de</strong>m mittleren<br />

ist nur <strong>de</strong>r Hinterkopf zu sehen, <strong>de</strong>m<br />

rechten fehlt <strong>de</strong>r Nimbus.<br />

Durch zwei relativ einfache malerische<br />

Eingriffe hat Rainer seine Bildvor-<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

187<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

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Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Arnulf Rainer (geb. 1929) · Letztes Abendmahl © Sammlung Frie<strong>de</strong>r-Burda<br />

lage zu einer ganz neuartigen Bibelillustration<br />

umgestaltet: Er hat die schwarzen<br />

Linien <strong>de</strong>s Holzschnittes mit roter<br />

Krei<strong>de</strong> übermalt und die sonnengelbe<br />

Mandorla hinzugefügt. Die starken Farben<br />

intensivieren die Aussage <strong>de</strong>r über<br />

fünfhun<strong>de</strong>rt Jahre alten Vorlage.<br />

In <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Mandorla umgriffenen<br />

Fläche ist das Rot bei <strong>de</strong>r Christusgestalt<br />

am tiefsten. Die rote Farbe verweist<br />

auf das aus Menschenliebe am<br />

Kreuz vergossene Blut Christi, auf die<br />

Hingabe seines Lebens für uns. Dem<br />

korrespondiert die Vorlage: Vor Jesus<br />

befin<strong>de</strong>t sich das gebratene, erbärmlich<br />

anzusehen<strong>de</strong> Paschalamm; als anamnetisches<br />

Symbol erinnert es an das Blut,<br />

mit <strong>de</strong>m die Israeliten vor <strong>de</strong>m Exodus<br />

ihre Türen bestrichen haben. Die Bildanordnung<br />

legt nahe, dass Jesus als das<br />

wahre Paschalamm 18 dargestellt ist.<br />

Die Abendmahlsgesellschaft wird<br />

von einer tief gelben Mandorla umfangen,<br />

die ihr Licht nach außen abstrahlt.<br />

Im Inneren <strong>de</strong>r Gloriole befin<strong>de</strong>t sich<br />

<strong>de</strong>r gesichtslose Jünger, <strong>de</strong>r genau gegenüber<br />

von Jesus auf diesen zu blicken<br />

scheint. Repräsentiert er vielleicht<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

<strong>de</strong>n Gläubigen, <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r Eucharistie auf <strong>de</strong>n<br />

mensch-gewor<strong>de</strong>nen<br />

Gott blickt? Dass außer<strong>de</strong>m<br />

noch <strong>de</strong>r einzige<br />

Jünger ohne Nimbus<br />

– vermutlich Judas –<br />

vom Licht umstrahlt<br />

wird, überrascht.<br />

Rainers sonnengelbe<br />

Übermalung hebt hervor,<br />

dass die Mandorla<br />

eine archetypische Form<br />

<strong>de</strong>s Weiblichen repräsentiert.<br />

Damit kommt<br />

<strong>de</strong>r mystische Aspekt<br />

<strong>de</strong>r (Wie<strong>de</strong>r-)Geburt<br />

zum Tragen. Denn das<br />

Geschehen, das stets neu<br />

im Herzen <strong>de</strong>r Gläubigen<br />

„geboren“ wer<strong>de</strong>n<br />

muss, fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Eucharistiefeier<br />

seine liturgische<br />

Gestalt: Es ist die<br />

im Geist zu erkennen<strong>de</strong><br />

Gegenwart <strong>de</strong>s menschgewor<strong>de</strong>nen<br />

Gottes inmitten seiner<br />

Schöpfung – in einer Welt, die noch immer<br />

ihrer Vollendung harrt.<br />

Anmerkungen<br />

0*<br />

In <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe <strong>de</strong>r INFO „Der Sinn für die<br />

Fülle“ wird das Thema durch einen Beitrag von Dr.<br />

Eckhard Nordhofen „Tut dies zu meinem Gedächtnis“<br />

– Unterrichtspraxis für das Sakrament <strong>de</strong>r Inkarnation<br />

– weiter vertieft.<br />

01 Meinem Kollegen Bruno Welter danke ich für die<br />

engagierten Diskussionen über das Thema.<br />

02 Für <strong>de</strong>n Islam ist die Herabsendung <strong>de</strong>s präexistenten<br />

Korans das normative Ereignis.<br />

03 Hebr.: pessach; aram.: pas’cha; gr.: pascha.<br />

04 Zur ersten Information siehe die Artikel Abendmahl/Se<strong>de</strong>r<br />

sowie Pesach/Ostern in: Jakob J. Petuchowski/Clemens<br />

Thoma: Lexikon <strong>de</strong>r jüdischchristlichen<br />

Begegnung. Freiburg/Basel/Wien. 1989.<br />

05 AT: Ex 12,14; 13,3; Dtn 16,3. – NT: Lk 22,19; 1 Kor 11,<br />

24.25.<br />

06 Siehe: Anamnese. III. Biblisch und IV. Theologisch.<br />

In: LThK 31993, Bd. 1, Sp. 590-592.<br />

07 Ausführlich informiert das Werk <strong>de</strong>s Rabbiners Israel<br />

Meir Lau: Wie Ju<strong>de</strong>n leben. Glaube, Alltag, Feste.<br />

Gütersloh 1988, 243-269. – Die jüngste Darstellung<br />

stammt von Susanne Galley: Das jüdische Jahr.<br />

Feste, Ge<strong>de</strong>nk- und Feiertage. München. 2003, 128-<br />

148. – Arbeitsmaterial: Ursula Rudnick/Michael<br />

Wermke (Hg.): Geborgen unter Gottes Flügeln. Ein<br />

Lese- und Studienbuch zum Pessachfest, zu Schabbat,<br />

Synagoge und Gottesdienst. Loccum. 1997. (Arbeitshilfe<br />

Gymnasium 9).<br />

08 Pessach – Gedanken zum jüdischen Fest <strong>de</strong>s ungesäuerten<br />

Brotes. 16 Min. Deutschland. 1993.<br />

(FWU). Pessach. Fest und Feier im Ju<strong>de</strong>ntum.<br />

15 Min. Deutschland. 1994. (Calwer Verlag und Matthias-Film).<br />

09 Dazu: Astrid Grewe: Erinnern lernen. Didaktische<br />

Ent<strong>de</strong>ckungen in <strong>de</strong>r jüdischen Kultur <strong>de</strong>s Erinnerns.<br />

Neukirchen-Vluyn. 1999.<br />

10 Den „disguised symbolism“ (Erwin Panowsky) <strong>de</strong>s<br />

Altbil<strong>de</strong>s entschlüsselt Aloys Butzkamm: Bild und<br />

Frömmigkeit im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Der Sakramentsaltar<br />

von Dirk Bouts in <strong>de</strong>r St.-Peters-Kirche zu Loewen.<br />

Pa<strong>de</strong>rborn. 1990. Als Diaserie in: Jörg Zink: Dia-<br />

Bücherei Christliche Kunst. Bd. 12 Taufe und<br />

Eucharistie. Eschbach. 1983. – Vorzügliche Abbildungen<br />

und <strong>de</strong>n <strong>Stand</strong> wissenschaftlicher Forschung<br />

bietet <strong>de</strong>r Katalog: Dirk Bouts (ca. 1410-1475), een<br />

Vlaams primitief te Leuven. Leuven. 1998.<br />

11 Wichtige Informationen auf knappen Raum bietet:<br />

Franz Mußner: Was hat Jesus Neues in die Welt gebracht?<br />

Stuttgart. 2001. 59-63 (Feier <strong>de</strong>r Eucharistie).<br />

Ausführlich: Thomas Söding: „Tut dies zu meinem<br />

Gedächtnis!“ Das Abendmahl Jesu und die Eucharistie<br />

<strong>de</strong>r Kirche nach <strong>de</strong>m Neuen Testament. In: <strong>de</strong>rs.<br />

(Hg.): Eucharistie. Positionen katholischer Theologie.<br />

Regensburg. 2002. 11-58. S. auch: „Zwei Gesten und<br />

zwei Worte“. Ein Gespräch mit <strong>de</strong>m Neutestamentler<br />

Thomas Söding über die Eucharistie. In: Her<strong>de</strong>r-<br />

Korrespon<strong>de</strong>nz 57 (2003) 285-291.<br />

12 Vgl. Butzkamm.<br />

13 Die Hostie (lat.: hostia, d. h. Schlacht- , Sühnopfer) wird<br />

aus Wasser und reinem Weizenmehl ohne Backtriebmittel<br />

wie etwa Hefe hergestellt. Darüber informiert<br />

anschaulich die Hostienbäckerei Kloster Vinnenberg:<br />

www.hostienbaeckerei.<strong>de</strong>.<br />

14 Ausführlich: Josef Wohlmuth: Eucharistie als liturgische<br />

Feier <strong>de</strong>r Gegenwart Jesu Christi. Realpräsenz<br />

und Transsubstantiation im Verständnis <strong>de</strong>r katholischen<br />

Theologie. In: Söding, Thomas (Hg.): Eucharistie.<br />

Positionen katholischer Theologie. Regensburg.<br />

2002. 87-119.<br />

15 Vgl.: Berger, Klaus: Im Anfang war Johannes. Datierung<br />

und Theologie <strong>de</strong>s vierten Evangeliums. Stuttgart.<br />

1997. 208-217.<br />

16 Abgebil<strong>de</strong>t in: Horst Schwebel: Die Bibel in <strong>de</strong>r Kunst.<br />

Das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Stuttgart. 1994. 90f. – Als Dia<br />

Nr. 11 in: Mertin, Andreas/Schmidt, Heinz-Ulrich:<br />

„Nehmet hin und esset ...“ Das Abendmahl im Bild<br />

<strong>de</strong>r Zeit. 15 Dias zum Unterrichtsentwurf <strong>de</strong>r Ausgabe<br />

3/1986 von „forum religion“.<br />

17 Abgebil<strong>de</strong>t in: Arnulf Rainer: Bibelübermalungen.<br />

Aus <strong>de</strong>r Sammlung Frie<strong>de</strong>r Burda. Hrsg. von Helmut<br />

Frie<strong>de</strong>l. Ostfil<strong>de</strong>rn-Ruit. 2000. Nr. 126. Im Internet unter:<br />

www.sammlung-frie<strong>de</strong>r-burda.<strong>de</strong>.<br />

18 Vgl. 1 Kor 5,7; Joh 1,29.36 (Johannes <strong>de</strong>r Täufer bezeichnet<br />

Jesus als „Lamm Gottes“); Joh 19,28-30 (Tod<br />

Jesu zu <strong>de</strong>r Zeit, als die Paschalämmer im Tempel<br />

geschlachtet wer<strong>de</strong>n).<br />

Thomas Menges (Aachen) arbeitet<br />

seit 1994 als Dozent am Katechetischen<br />

Institut <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s Aachen mit<br />

<strong>de</strong>m Schwerpunkt Gymnasien/Gesamtschulen<br />

S II.


Memini ergo sum<br />

Christopher Nolans Spielfilm MEMENTO als filmisches<br />

Essay über Gedächtnis und Erinnerung Franz-Günther Weyrich<br />

Es ist das fast schon alltägliche Déjà-vu:<br />

Ich sehe mir <strong>de</strong>n neuesten Blockbuster<br />

aus Hollywood an, und irgendwie<br />

kommt es mir so vor, als hätte ich<br />

diesen Film schon einmal gesehen: Die<br />

Handlung, die Figuren, die dramatischen<br />

Verwicklungen <strong>de</strong>r Geschichte,<br />

all das ist so o<strong>de</strong>r so ähnlich schon unzählige<br />

Male vorher bereits verarbeitet<br />

wor<strong>de</strong>n. Die Griechen hatten doch<br />

Recht: Auch die Filmgeschichte ist<br />

nichts an<strong>de</strong>res als die ewige Wie<strong>de</strong>rkehr<br />

<strong>de</strong>s Immergleichen. Doch die<br />

Griechen kannten Christopher Nolan<br />

nicht. Zunächst lässt sich auch die Geschichte<br />

seines Films MEMENTO auf ein<br />

Muster reduzieren, das <strong>de</strong>m Kinogänger<br />

mehr als vertraut vorkommt: Eine<br />

Frau ist vergewaltigt und ermor<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n, und da die Polizei <strong>de</strong>n Täter<br />

nicht fin<strong>de</strong>n kann, macht sich ihr Mann<br />

auf die Suche, um <strong>de</strong>n Tod seiner Frau<br />

zu rächen. Und <strong>de</strong>m Zuschauer bleibt<br />

in solchen Fällen zumeist nur die Frage:<br />

Wer war <strong>de</strong>r Täter? Wird er sie rächen<br />

können? Doch bei MEMENTO ist<br />

alles an<strong>de</strong>rs. Nolan entwickelt für seinen<br />

Film ein Strukturprinzip, für das es<br />

in <strong>de</strong>r gesamten Filmgeschichte kein<br />

Beispiel gibt, und er stellt damit <strong>de</strong>n<br />

Zuschauer vor Herausfor<strong>de</strong>rungen, die<br />

an die Grenze <strong>de</strong>ssen gehen, was in <strong>de</strong>r<br />

Filmrezeption möglich ist.<br />

Die Struktur <strong>de</strong>s Films wird bereits<br />

in <strong>de</strong>r Exposition <strong>de</strong>utlich: Wir sehen<br />

ein Polaroid-Foto, auf <strong>de</strong>m ein Toter zu<br />

sehen ist. Die Hand we<strong>de</strong>lt mit <strong>de</strong>m Foto<br />

und das Bild beginnt allmählich zu<br />

verschwin<strong>de</strong>n, bis schließlich nichts<br />

mehr darauf zu sehen ist – das Bild verschwin<strong>de</strong>t<br />

in <strong>de</strong>r Kamera – <strong>de</strong>r Fotograf<br />

nimmt das Bild auf – eine Patrone<br />

liegt auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n, sie fängt an zu<br />

rollen und verschwin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Pistole –<br />

<strong>de</strong>r Ermor<strong>de</strong>te steht auf und starrt mit<br />

Memento © cinetext<br />

angstverzerrtem Gesicht in die Kamera.<br />

Spätestens hier ist <strong>de</strong>m Zuschauer<br />

klar, dass die Szene im Rückwärtsgang<br />

abläuft. Was an dieser Stelle noch nicht<br />

erkennbar ist, son<strong>de</strong>rn sich erst im weiteren<br />

Verlauf <strong>de</strong>s Films erschließt, ist,<br />

dass hier am Anfang <strong>de</strong>s Films das En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Geschichte erzählt wird: Wir sehen<br />

die Rache <strong>de</strong>s Mannes und meinen<br />

<strong>de</strong>n Täter zu kennen. Was kann nun folgen?<br />

Nolans Konzept ist ebenso „einfach“<br />

wie genial: Was folgt, ist das, was<br />

vorher passiert ist, d. h. <strong>de</strong>r „Rückwärtsgang“<br />

ist das durchgängig und bis<br />

zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Films durchgehaltene<br />

Strukturmuster <strong>de</strong>s Films: Je<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Chronologie <strong>de</strong>s Films folgen<strong>de</strong> Szene<br />

liegt in <strong>de</strong>r Chronologie <strong>de</strong>r Geschichte<br />

genau vor <strong>de</strong>r zuletzt gesehenen Szene,<br />

und am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Films sehen wir <strong>de</strong>n<br />

Anfang <strong>de</strong>r Geschichte. Zugleich aber<br />

wird diese „Rückwärtsbewegung“ überlagert<br />

von einer (klassischen) Vorwärtsbewegung.<br />

In eingeschobenen Schwarz-<br />

weißszenen sehen wir die Hauptfigur<br />

<strong>de</strong>s Films in einem Zimmer ihre bzw.<br />

eine Vorgeschichte erzählen.<br />

Zweierlei dürfte an dieser Stelle bereits<br />

<strong>de</strong>utlich sein: 1. Eine klassische Inhaltsangabe<br />

<strong>de</strong>s Films ist hier nicht möglich.<br />

Denn welcher Chronologie sollte<br />

sie folgen: <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Films o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Geschichte? 2. Der Film erfor<strong>de</strong>rt ein<br />

Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration,<br />

das in <strong>de</strong>r Tat an die Grenzen<br />

<strong>de</strong>s Möglichen geht. Ein interessantes<br />

Konzept, ein strukturalistischer „Gag“,<br />

ein filmisches Experiment?! Zweifelsohne.<br />

Doch was die Auszeichnung „genial“<br />

bei Nolans Films m. E. rechtfertigt,<br />

liegt nicht allein in <strong>de</strong>r Struktur als<br />

solcher. Sie ist nicht Selbstzweck, son<strong>de</strong>rn<br />

steht im Dienst seiner Geschichte.<br />

Die Hauptfigur <strong>de</strong>s Films hat die Vergewaltigung<br />

und Ermordung ihrer<br />

Frau hilflos mit ansehen müssen. Der<br />

Schock hat bei ihr zu einer Gedächtnisbzw.<br />

Erinnerungsstörung geführt. An<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

189<br />

Religion & Populär-Kultur


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

190<br />

Religion & Populär-Kultur<br />

Memento © cinetext<br />

alles, was vor <strong>de</strong>r Tat passierte, erinnert<br />

sie sich noch „normal“, für die Ereignisse<br />

ab <strong>de</strong>r Tat jedoch reicht ihr Erinnerungsvermögen<br />

nur jeweils 15 Minuten<br />

zurück. Was vorher geschah, vergisst<br />

sie sofort. Was Nolan also mit seiner<br />

„Rückwärtserzählung“ erreicht, ist<br />

nichts an<strong>de</strong>res, als dass <strong>de</strong>r Zuschauer<br />

in die Situation <strong>de</strong>r Hauptfigur hineinversetzt<br />

wird. So wie diese, weil sie es<br />

vergessen hat, wissen auch wir nicht,<br />

was vorher geschehen ist, weil wir es<br />

erst in <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n Szene erfahren.<br />

Damit verdichtet sich <strong>de</strong>r Film<br />

gleich in mehrfacher Hinsicht zu einer<br />

Reflexion über Gedächtnis und Erinnerung,<br />

die an Eindrücklichkeit und Tiefe<br />

ihresgleichen sucht.<br />

Zurück zur Geschichte: Die zentrale<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Hauptfigur, Leonard<br />

o<strong>de</strong>r Lennie, wie ihn seine Frau nannte,<br />

ist eine investigative. Er will herausfin<strong>de</strong>n,<br />

wer seine Frau getötet hat, um ihren<br />

Tod zu rächen. Ein solches investigatives<br />

Unternehmen heißt: Fakten sammeln,<br />

sie verbin<strong>de</strong>n, verarbeiten, um einen<br />

Vorgang, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

liegt, zu rekonstruieren. Unabdingbar<br />

notwendig ist hier aber gera<strong>de</strong> eine Gedächtnisleistung,<br />

zu <strong>de</strong>r Leonard auf<br />

Grund seiner mentalen Störung gar nicht<br />

in <strong>de</strong>r Lage ist. So muss er seine Erinnerung<br />

„künstlich“ herstellen: Er nimmt<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Polaroid-Fotos von seinem Hotel und<br />

<strong>de</strong>n Menschen auf, die er kennt, und<br />

beschriftet sie. Sie wer<strong>de</strong>n mit Namen<br />

und Kommentaren versehen, um sie so<br />

in seine Untersuchung, in sein Leben<br />

einordnen zu können. Die beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtigen Fakten – sie betreffen seine<br />

Aufgabe, die Ermittlung und Bestrafung<br />

<strong>de</strong>s Täters – tätowiert er sich auf<br />

seinen Körper. Den Ausgangspunkt <strong>de</strong>s<br />

Films, also <strong>de</strong>n Endpunkt <strong>de</strong>r Geschichte,<br />

kann <strong>de</strong>r Zuschauer bald einordnen:<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich hier um <strong>de</strong>n Vollzug <strong>de</strong>r<br />

Rache. Leonard erschießt Teddy, die<br />

zweite Hauptfigur <strong>de</strong>s Films, als vermeintlichen<br />

Mör<strong>de</strong>r seiner Frau. Die<br />

Leitfragen für <strong>de</strong>n Zuschauer sind damit<br />

nicht mehr die klassischen eines je<strong>de</strong>n<br />

Krimis „Wer war es?“, „Wird <strong>de</strong>r<br />

Täter gefasst?“ son<strong>de</strong>rn „Wie kommt<br />

es dazu?“, „Warum tut er das?“ Dabei<br />

wird im Verlauf <strong>de</strong>s Films bald <strong>de</strong>utlich,<br />

dass Leonards „Ermittlungen“ eine<br />

unerwartete Wendung genommen haben,<br />

die die Zuverlässigkeit seiner „Aufzeichnungen“<br />

immer mehr in Frage<br />

stellt. Zu<strong>de</strong>m war es gera<strong>de</strong> jener Teddy,<br />

<strong>de</strong>r Leonard immer wie<strong>de</strong>r darauf<br />

aufmerksam machte, dass die Menschen<br />

seine Gedächtnisstörung ausnutzen,<br />

um ihn für ihre Zwecke zu benutzen.<br />

Doch da das Polaroid-Foto von<br />

Teddy Leonards Vermerk trägt „Trau<br />

seinen Lügen nicht“, glaubt er <strong>de</strong>ssen<br />

Warnungen nicht. Nicht nur, dass <strong>de</strong>r<br />

Portier in Leonards Hotel diesem gleich<br />

zwei Zimmer vermietet – „Die Zeiten<br />

sind schlecht“ –, gravieren<strong>de</strong>r für Leonards<br />

Rekonstruktion <strong>de</strong>r Ereignisse ist<br />

die Figur <strong>de</strong>r Nathalie, auf die er im<br />

Lauf seiner Ermittlungen stößt und die<br />

ihm ihre Hilfe anbietet. Sie liefert Leonard<br />

die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Indizien für<br />

Teddy als <strong>de</strong>m Mör<strong>de</strong>r von Leonards<br />

Frau. Für sie aber ist jener Teddy verantwortlich<br />

für <strong>de</strong>n Tod ihres Freun<strong>de</strong>s<br />

– seine Rache ist also in Wahrheit die<br />

ihre. Und auch auf einen weiteren ihrer<br />

„Fein<strong>de</strong>“ setzt Nathalie Leonard an. In<br />

einer Szene <strong>de</strong>s Films kommt sie mit<br />

bluten<strong>de</strong>m Gesicht ins Zimmer. Ein gewisser<br />

Dodd habe ihr die Verletzungen<br />

zugefügt, woraufhin sich Leonard auf<br />

die Suche nach ihm macht. Die folgen<strong>de</strong><br />

Szene zeigt die „Vorgeschichte“: Im<br />

gleichen Zimmer sammelt Nathalie in<br />

Eile alle Schreibutensilien ein und provoziert<br />

Leonard zugleich so, dass dieser<br />

sie blutig schlägt. Sie verlässt die<br />

Wohnung und wartet im Auto vor <strong>de</strong>m<br />

Haus so lange, bis Leonard, <strong>de</strong>r vergeblich<br />

nach einem Stift sucht um diese „Erinnerung“<br />

festzuhalten, alles vergessen<br />

hat. Als sie wie<strong>de</strong>r hereinkommt präsentiert<br />

sie ihm Dodd als ihren Peiniger.<br />

Die Schlusszene <strong>de</strong>s Films stellt<br />

<strong>de</strong>n letzten Wen<strong>de</strong>punkt <strong>de</strong>r Erzählung<br />

dar, <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> Erzählstränge zusammenfügt.<br />

In <strong>de</strong>n Schwarzweißsequenzen <strong>de</strong>s<br />

Films befin<strong>de</strong>t sich Leonard in seinem<br />

Motelzimmer und telefoniert mit einem<br />

unbekannten Gesprächspartner. Dabei<br />

erfährt <strong>de</strong>r Zuschauer von Leonards<br />

(Vor-) Geschichte: Vor seiner Erkrankung<br />

arbeitet er als Versicherungsagent<br />

und ist dabei mit <strong>de</strong>m Fall eines gewissen<br />

Sammy Jenkis beauftragt. Dieser<br />

lei<strong>de</strong>t an <strong>de</strong>r gleichen Gedächtnisstörung<br />

wie später Leonard. Leonards<br />

Auftrag ist herauszufin<strong>de</strong>n, ob Sammy<br />

wirklich krank o<strong>de</strong>r nur ein Simulant<br />

ist, was seine Versicherung von Zahlungen<br />

entbin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Verschie<strong>de</strong>ne<br />

Tests führen Leonard zu <strong>de</strong>r Schlussfolgerung,<br />

dass Sammy zwar tatsächlich<br />

krank, sein Lei<strong>de</strong>n aber nicht physischer,<br />

son<strong>de</strong>rn psychischer Natur ist.


Auch in diesem Fall braucht die Kasse<br />

nicht zu zahlen. Sammys Frau lei<strong>de</strong>t<br />

sehr unter <strong>de</strong>r Krankheit ihres Mannes<br />

und <strong>de</strong>r Unsicherheit, was <strong>de</strong>r Grund<br />

für sein Lei<strong>de</strong>n ist. Als sie von Leonard<br />

wissen will, ob ihr Mann simuliere, erhält<br />

sie von diesem die ausweichen<strong>de</strong><br />

Antwort: „Ich bin <strong>de</strong>r Meinung, er<br />

müsste neue Erlebnisse abspeichern<br />

können“. Das veranlasst sie, ihren Mann<br />

ein letztes Mal zu „prüfen“. Da sie zuckerkrank<br />

ist und Insulin braucht, das<br />

ihr Mann ihr auf ihre Auffor<strong>de</strong>rung hin<br />

spritzt, erinnert sie ihn „im Viertelstun<strong>de</strong>ntakt“<br />

an diese Spritze, um zu sehen,<br />

ob seine Liebe zu ihr <strong>de</strong>n Bann <strong>de</strong>s Vergessens<br />

sprengt. Sammy verweigert<br />

keine dieser Spritzen, und sie fällt<br />

durch diese Überdosis ins Koma und<br />

stirbt, was ihr Mann sich nicht erklären<br />

kann. In <strong>de</strong>n Erzählungen Leonards<br />

schimmert immer wie<strong>de</strong>r durch, dass er<br />

sich für dieses Geschehen (mit-)verantwortlich<br />

fühlt. In <strong>de</strong>r letzten <strong>de</strong>r<br />

Schwarzweißszenen, die nahtlos in<br />

Farbe übergeht, erhält Leonard dann<br />

von seinem Gesprächspartner einen Hinweis<br />

auf <strong>de</strong>n Mör<strong>de</strong>r seiner Frau. Er verlässt<br />

das Haus und trifft auf <strong>de</strong>m Weg<br />

Teddy, <strong>de</strong>r sich ihm als Polizist vorstellt.<br />

War er sein Gesprächspartner? In<br />

einem verfallenen Gebäu<strong>de</strong> trifft Leonard<br />

dann <strong>de</strong>n vermeintlichen Mör<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>n Freund von Nathalie und er ermor<strong>de</strong>t<br />

ihn. Doch ein dahingehauchtes Wort<br />

„Sammy“ <strong>de</strong>s vermeintlich Toten weckt<br />

in Leonard Zweifel, ob er <strong>de</strong>n Richtigen<br />

getroffen hat. Als Teddy dazukommt,<br />

bedroht er diesen und stellt ihn<br />

zur Re<strong>de</strong>. Der angeschlagene Teddy offeriert<br />

Leonard daraufhin verschie<strong>de</strong>ne<br />

Versionen <strong>de</strong>s Geschehens: In Wahrheit<br />

habe Leonard selbst seine Frau getötet<br />

und zwar so, wie dies auch Sammy getan<br />

hat, <strong>de</strong>r in Wirklichkeit nur die Projektionsfläche<br />

für Leonards eigene Vergangenheit<br />

sei. Die zweite Version: Teddy<br />

sei <strong>de</strong>r ermitteln<strong>de</strong> Polizist in Mordfall<br />

seiner Frau gewesen. Der Täter sei<br />

ein Junkie gewesen, <strong>de</strong>n er Leonard als<br />

Täter präsentiert und <strong>de</strong>r sich daraufhin<br />

auch gerächt habe. Doch das Glücksgefühl<br />

auf Leonards Gesicht sei danach<br />

schnell verschwun<strong>de</strong>n, er habe sich an<br />

seine Rache nicht mehr erinnern können.<br />

So habe Teddy ihm immer weitere<br />

„Täter“ präsentiert, <strong>de</strong>ren Tötung gleichsam<br />

in „bei<strong>de</strong>rseitigem Interesse“ gelegen<br />

habe. Der so als „Killer“ missbrauchte<br />

Leonard legt daraufhin bewusst eine<br />

Spur, von <strong>de</strong>r er weiß, dass sie ihn später<br />

möglicherweise zu Teddy als Mör<strong>de</strong>r<br />

seiner Frau führen wird. Er lässt sich<br />

das Kennzeichen von Teddys Auto als<br />

Indiz für <strong>de</strong>n Mör<strong>de</strong>r seiner Frau auf<br />

<strong>de</strong>n Körper tätowieren.<br />

Wer auch immer von <strong>de</strong>n Lesern<br />

dieser Zeilen bis zu dieser Stelle durchgedrungen<br />

ist, <strong>de</strong>m wird sicherlich <strong>de</strong>utlich<br />

gewor<strong>de</strong>n sein, wie schwierig es<br />

ist, aus diesem Film eine Geschichte zusammenzusetzen.<br />

Und auch <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong><br />

Versuch behauptet nicht, <strong>de</strong>r (einzig)<br />

richtige zu sein. Es bedarf eines sehr<br />

hohen Maßes an Konzentration, verbun<strong>de</strong>n<br />

mit einem gewissen „kombinatorischen<br />

Vermögen“, um die Erzählung<br />

zu einem mehr o<strong>de</strong>r weniger sinnvollen<br />

Ganzen zusammenzufügen. Und<br />

auch am En<strong>de</strong> bleiben wohl noch mehr<br />

Fragen als Antworten. Hier liegt aber<br />

auch schon eine Stärke <strong>de</strong>s Films in religionspädagogischenZusammenhängen:<br />

Der Zuschauer ist gezwungen, über<br />

einen langen Zeitraum diese Konzentration<br />

aufrecht zu erhalten und aktiv<br />

eine „Sinnkonstruktion“ für sich herzustellen.<br />

Die Fragen, die er aufwirft, seien<br />

im Folgen<strong>de</strong>n in vier Themenkomplexen<br />

ange<strong>de</strong>utet.<br />

„Du blickst doch nicht durch“ –<br />

Erinnerung und Welt<strong>de</strong>utung<br />

Nolans Film ist ein düsterer Thriller.<br />

Die Welt, die wir durch Leonards<br />

Augen sehen, erscheint chaotisch, „wüst<br />

und leer“, bestimmt von Egoismen, von<br />

Mißtrauen, Ausbeutung und Rachsucht<br />

und im Letzten undurchschaubar und<br />

sinnlos. In dieser pessimistischen Weltsicht<br />

und einem nicht weniger pessimistischen<br />

Menschenbild trifft sich<br />

Nolans Film mit <strong>de</strong>m „film noir“, <strong>de</strong>r<br />

sogenannten „Schwarzen Serie“ im<br />

amerikanischen Film <strong>de</strong>r 40er Jahre, zu<br />

<strong>de</strong>m Werke wie DER GROSSE SCHLAF<br />

(USA1946), DIE SPUR DES FALKEN (USA<br />

1941) u. a. gehören. 1 Hier wie dort versuchen<br />

die Protagonisten, eine Ordnung,<br />

eine Struktur in <strong>de</strong>r Welt zu erkennen,<br />

um sich in ihr zurecht zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Was Nolans Film von <strong>de</strong>n genannten<br />

unterschei<strong>de</strong>t, ist, dass in MEMENTO<br />

eine solche Strukturfindung <strong>de</strong>utlich<br />

als Konstrukt <strong>de</strong>s Ichs erkennbar wird.<br />

Eine Ordnung liegt nicht <strong>de</strong>r Welt gleichsam<br />

immanent zu Grun<strong>de</strong>, sie ist nicht<br />

aus <strong>de</strong>n „Fakten“ zu erheben, son<strong>de</strong>rn<br />

eine Leistung <strong>de</strong>s Individuums. Während<br />

Leonard anfangs noch das „Faktum“<br />

als allein zuverlässige Größe postuliert<br />

und die „Erinnerung“ als trügerisch<br />

und damit als unzuverlässig qualifiziert,<br />

wird er am En<strong>de</strong> doch konstatieren:<br />

„Wir alle brauchen eine Erinnerung<br />

...“ Ohne Erinnerung, ohne eine „ge<strong>de</strong>utete<br />

Vergangenheit“ ist die Gegenwart<br />

nicht zu verstehen, ist eine Orientierung<br />

in ihr nicht möglich. Dass Leonard<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Falschen erschießt,<br />

hat auch damit zu tun, dass er seine<br />

„Erinnerung“ als „Faktum“ auf seinen<br />

Körper tätowiert.<br />

Ein weiteres wesentliches Element<br />

für eine Orientierung in <strong>de</strong>r Welt liegt<br />

aber auch auf <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen<br />

Beziehungsebene. Die Figur <strong>de</strong>r<br />

Nathalie ist für Leonard insofern wichtig,<br />

als sie ihm bei seiner Suche hilft<br />

und die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Hinweise liefert.<br />

Doch wie glaubwürdig ist sie? Leonard<br />

erfährt, dass sie ihn nur ausnutzt,<br />

doch er kann die Erinnerung daran nicht<br />

speichern. So erscheint sie ihm bei <strong>de</strong>r<br />

nächsten Begegnung gleichsam wie<strong>de</strong>r<br />

als „tabula rasa“. Ihre Glaubwürdigkeit<br />

kann er nur einem momentanen Eindruck<br />

entnehmen, <strong>de</strong>ssen Unzuverlässigkeit<br />

sich <strong>de</strong>m Zuschauer erschließt,<br />

als er die „Erinnerung“ nachgeliefert bekommt.<br />

Ohne Erinnerung ist also auch<br />

Vertrauen nicht möglich bzw. bleibt ein<br />

riskantes Unterfangen.<br />

Von solchen Überlegungen ausgehend<br />

lässt sich m. E. auch ein Bogen<br />

schlagen zur jüdisch-christlichen Tradition.<br />

Was hier auf einer individuellen<br />

Ebene angesprochen wird, gilt auch für<br />

die kollektive: In <strong>de</strong>r Erinnerung an die<br />

Geschichte <strong>de</strong>s Volkes Israel, die als<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

191<br />

Religion & Populär-Kultur


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

192<br />

Religion & Populär-Kultur<br />

Geschichte Israels mit <strong>de</strong>m einen Gott<br />

Jahwe interpretiert wird, entwickelt<br />

diese Tradition eine Deutung <strong>de</strong>r Welt<br />

und <strong>de</strong>r menschlichen Existenz, die von<br />

diesem Gott gewirkt, von ihm getragen<br />

und auf ihn ausgerichtet ist. Sie stiftet<br />

für <strong>de</strong>n Menschen individuell wie kollektiv<br />

Sinn und verhilft ihm damit zu<br />

einer Orientierung in seinem Leben.<br />

Und nicht zuletzt ist sie – gera<strong>de</strong> im jüdischen<br />

Kontext – <strong>de</strong>r zentrale Bestandteil<br />

kultureller I<strong>de</strong>ntität. Doch damit<br />

sind wir schon bei einem zweiten Themenkomplex:<br />

„Du weißt doch gar nicht, wer du bist“<br />

– Erinnerung und I<strong>de</strong>ntität<br />

Wer bin ich? Wer bist du? Leonard.<br />

Teddy. Sammy. Nathalie ... Namen auf<br />

Fotos, mit knappen und manchmal<br />

durchgestrichenen Kommentaren versehen.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s seiner geliebten<br />

Frau sind diese „I<strong>de</strong>ntitäten“ für<br />

Leonard nur mehr „Banalitäten, die ich<br />

auf kleinen Zettelchen festhalte“. Eine<br />

emotionale Beziehung kann er zu diesen<br />

Menschen nicht mehr herstellen.<br />

Doch sind sie überhaupt die, die sie zu<br />

sein scheinen? Wer ist Teddy? Ein Polizist?<br />

Ein Spitzel? Ein Freund? Wer ist<br />

Sammy? Der, als <strong>de</strong>n ihn Leonard schil<strong>de</strong>rt?<br />

O<strong>de</strong>r ist er nichts als eine Projektion<br />

von Leonards eigener Geschichte?<br />

Ohne Erinnerung verblassen auch die<br />

Biographien wie das Polariodfoto am<br />

Anfang <strong>de</strong>s Films. Und Teddy hat sicher<br />

recht, wenn er Leonard vorwirft:<br />

„Du weißt doch gar nicht, wer du bist!“<br />

Welche Verbindung gibt es zwischen<br />

<strong>de</strong>m lieben<strong>de</strong>n Mann, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Tod seiner<br />

Frau zu verarbeiten hat, und <strong>de</strong>m<br />

gna<strong>de</strong>nlosen Mör<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Tod seiner<br />

Frau immer und immer wie<strong>de</strong>r rächen<br />

wird? Leonard schafft sich künstlich<br />

eine solche Verbindung, in<strong>de</strong>m er<br />

nach <strong>de</strong>m Muster Schuld und Sühne sich<br />

selbst als Rächer <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s seiner Frau<br />

sieht. Alle auf Zetteln o<strong>de</strong>r Körper festgehaltenen<br />

„biographischen Splitter“<br />

dienen letztendlich nichts an<strong>de</strong>rem, als<br />

dieser selbstgeschaffenen I<strong>de</strong>ntität ein<br />

Kontinuum zu geben, das die Erinne-<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

rung nicht etablieren kann. Wie fragil<br />

dieses Unterfangen ist, wird im Film an<br />

vielen Stellen <strong>de</strong>utlich: Ist nicht vielleicht<br />

Leonard selbst <strong>de</strong>r „Mör<strong>de</strong>r“ seiner<br />

Frau, <strong>de</strong>r seine Tat auf eine an<strong>de</strong>re<br />

Person (Sammy Jenkis) projiziert? Wer<strong>de</strong>n<br />

weite Teile seines Lebens von ihm<br />

selbst nicht ausgeblen<strong>de</strong>t, da die Fixierung<br />

auf seine Aufgabe ihm alles an<strong>de</strong>re<br />

als unwichtig erscheinen lässt? Und<br />

selbst <strong>de</strong>n Vollzug seiner Rache kann er<br />

für sein „Selbstbewusstsein“ nicht nutzbar<br />

machen. Hier wird die zentrale Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Erinnerns für die Ausbildung<br />

von I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>utlich, die zwar<br />

nicht „objektiv“, son<strong>de</strong>rn immer auch<br />

selektiv, verklärend o<strong>de</strong>r verdrängend,<br />

aber eben eine I<strong>de</strong>ntität konstruieren<strong>de</strong><br />

und konstituieren<strong>de</strong> Leistung <strong>de</strong>s Individuums<br />

ist, ohne die <strong>de</strong>r Mensch nicht<br />

auskommt.<br />

Auch von hier aus führt m. E. wie<strong>de</strong>r<br />

eine Linie zum Selbstverständnis<br />

<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums wie <strong>de</strong>s Christentums.<br />

Wesentliche Bezugspunkte jüdischchristlicher<br />

I<strong>de</strong>ntität sind die Exodus-<br />

Erfahrung <strong>de</strong>s Volkes Israel sowie Tod<br />

und Auferstehung Jesu Christi. Von hier<br />

aus verstehen sich Ju<strong>de</strong>n als Ju<strong>de</strong>n und<br />

Christen als Christen. Zugleich aber<br />

liegen diese „Gravitationszentren“ in<br />

einem geschichtlichen Kontinuum, das<br />

für die religiöse I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Gemeinschaft<br />

<strong>de</strong>s Volkes Israel, <strong>de</strong>r Kirche als<br />

„Volk Gottes“ ebenso von Be<strong>de</strong>utung ist.<br />

Die in <strong>de</strong>r Geschichte sich ereignen<strong>de</strong><br />

Tat Gottes und die Geschichte <strong>de</strong>s<br />

Menschen mit Gott, die sich auf dieser<br />

Erfahrung grün<strong>de</strong>t und im Erinnern vergegenwärtigt<br />

wer<strong>de</strong>n, bil<strong>de</strong>n jenes geschichtliche<br />

Kontinuum, in das sich<br />

Christen bzw. Ju<strong>de</strong>n einordnen. Im<br />

christlichen Kontext gewinnt dies unter<br />

<strong>de</strong>n Begriffen Apostolizität, Sukzession,<br />

Tradition u. a. noch einmal eine<br />

ganz eigene Be<strong>de</strong>utung. Wesentlich<br />

in diesem Zusammenhang ist damit aber,<br />

dass ohne Erinnerung, ohne die Vergegenwärtigung<br />

<strong>de</strong>s Vergangenen, in <strong>de</strong>r<br />

sich nicht zuletzt auch eine Vision <strong>de</strong>r<br />

Zukunft verbirgt, religiöse I<strong>de</strong>ntität<br />

kaum zu erlangen ist. Der Mensch bleibt<br />

in sich selbst gefangen. Dies ist auch<br />

das Bild, das <strong>de</strong>r Film von Leonhard<br />

zeichnet: Er ist gleichsam in <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

gefangen. Ein „sinngeben<strong>de</strong>r<br />

Bezugspunkt“ in seiner Vergangenheit<br />

ist zwar vorhan<strong>de</strong>n, doch kann er sich<br />

an diesen und „seine“ Geschichte nach<br />

<strong>de</strong>m Ereignis nicht mehr erinnern. Alle<br />

Versuche einer „Rekonstruktion“ bleiben<br />

fragwürdig. Und nicht zuletzt bleibt<br />

damit auch kaum eine Zukunftsperspektive.<br />

Dies wird an einem dritten<br />

Aspekt noch einmal <strong>de</strong>utlicher:<br />

„Ich hab’ dir einen Grund gegeben,<br />

weiter zu leben“ – Erinnerung und<br />

Sinn<br />

„Eine tote Frau, nach <strong>de</strong>r du dich<br />

sehnen kannst, das verleiht <strong>de</strong>inem Leben<br />

Sinn.“ „Ich hab’ dir einen Grund<br />

gegeben, weiter zu leben.“ Zwischen<br />

diesen bei<strong>de</strong>n Worten Teddys scheint<br />

die Lebens- und Sinnperspektive Leonhards<br />

zu liegen. Die Sehnsucht nach<br />

seiner Frau, die er durch Erinnerungsstücke<br />

(Buch, Bürste, etc.) und gestellte<br />

Szenen (mit Hilfe einer Prostituierten)<br />

in sein Leben wie<strong>de</strong>r hereinholen<br />

will, und sein Begehren, ihren Tod zu<br />

rächen, sind die zentralen Motive seines<br />

Han<strong>de</strong>lns. Die Menschen, die ihm<br />

auf diesem Weg begegnen, sind dabei<br />

nur insofern von Be<strong>de</strong>utung, als sie ihm<br />

nützlich sind. Folglich teilt er sie in<br />

Freun<strong>de</strong> (jene, die ihm bei seiner Rache<br />

behilflich sind) und Fein<strong>de</strong> (solche, die<br />

ihm falsche Informationen geben/Täter)<br />

ein. Da er seine Frau nicht wie<strong>de</strong>r<br />

lebendig machen kann, da er Beziehungen<br />

zu an<strong>de</strong>ren Menschen nicht aufbauen<br />

bzw. vertiefen kann, bleibt ihm<br />

als einzige Perspektive <strong>de</strong>r Vollzug seiner<br />

Rache. Doch die Erzählung Teddys<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Films macht <strong>de</strong>utlich:<br />

Diese Rache ist längst vollzogen, das<br />

„Glücksgefühl“ aber im Vergessen verblasst.<br />

So eröffnet ihm Teddy – wohl<br />

überwiegend aus ganz eigennützigen<br />

Motiven – die Möglichkeit, diese Rache<br />

immer und immer wie<strong>de</strong>r zu vollziehen.<br />

Leonhards Leben wird so ein<br />

Kreislauf aus Suche – Rache – Glücksgefühl.<br />

Ohne Erinnerung ist Leonard gezwungen,<br />

jenen „gerechten Ausgleich“


immer wie<strong>de</strong>r aufs Neue herzustellen.<br />

Doch ist es wirklich nur Teddy, <strong>de</strong>r ihm<br />

dazu verhilft? Leonard selbst legt sich<br />

„Spuren“, die seine Suche vorantreiben,<br />

er vernichtet Fotos, die sein Opfer<br />

zeigen. Bis zum Schluss lässt er sich<br />

nicht das „erlösen<strong>de</strong>“ „I’ve done it“ auf<br />

die Brust tätowieren 2 . Nichts ist zu erkennen,<br />

das aus diesem Kreislauf heraus<br />

führen könnte. Damit aber gibt es<br />

auch keine „übergreifen<strong>de</strong>“ Sinnperspektive.<br />

Leonard kann nicht glücklich<br />

wer<strong>de</strong>n. Es gibt keine „Erfüllung“ in<br />

seinem Leben – eben auch, weil es keine<br />

Erinnerung gibt. Sein „Glück“ sind<br />

Gefühlsmomente, die ebenso schnell<br />

entstehen wie sie verschwin<strong>de</strong>n; eine<br />

höhere Ebene, ein „Plateau“ 3 <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>s Glücks, wie Erich Fromm<br />

schreibt, kann Leonard nicht erreichen.<br />

Auch diese Beobachtungen zum<br />

Film liefern eine Perspektive, von <strong>de</strong>r<br />

aus theologische Überlegungen in <strong>de</strong>n<br />

Blick genommen wer<strong>de</strong>n können: Der<br />

„Kreislauf“ von Schuld und Sühne, die<br />

Opferrituale zur „Versöhnung Gottes“<br />

bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Hintergrund für viele alttestamentliche<br />

Texte. Auch die Talionsformel<br />

„Auge um Auge ...“ nimmt hierauf<br />

Bezug, in<strong>de</strong>m sie mit <strong>de</strong>m Gedanken<br />

<strong>de</strong>r Verhältnismäßigkeit das Ritual<br />

<strong>de</strong>r Rache begrenzen will. Die Opfertheologie<br />

<strong>de</strong>s Neuen Testaments vor allem<br />

im Hebräerbrief greift dies auf:<br />

Christus ist hier das wahre, das einzige<br />

und endgültige Opfer, das die Welt mit<br />

Gott versöhnt. Sein Opfertod erlöst die<br />

Welt und befähigt <strong>de</strong>n Menschen, diese<br />

Versöhnung Gestalt wer<strong>de</strong>n zu lassen.<br />

Dieses „Ein für allemal“ durchbricht<br />

jenen Kreislauf <strong>de</strong>r Rache. Bezeichnen<strong>de</strong>rweise<br />

ist gera<strong>de</strong> die Erinnerung<br />

an dieses Opfer Jesu Christi und <strong>de</strong>ssen<br />

Vergegenwärtigung in <strong>de</strong>r Eucharistie<br />

ein ganz zentrales Element christlichen<br />

Lebens- und Glaubensvollzugs.<br />

„Du bist schuldig und weißt nicht warum“<br />

– Erinnerung und Schuld<br />

Der letzte Aspekt, <strong>de</strong>r an dieser<br />

Stelle noch angesprochen wer<strong>de</strong>n soll,<br />

scheint auf <strong>de</strong>n ersten Blick <strong>de</strong>m Film<br />

Zitate aus <strong>de</strong>m Dialog und <strong>de</strong>r Off-Erzählung<br />

• Erinnerung ist Verrat.<br />

• ... setzt du all das zusammen, ist das Gefühl für <strong>de</strong>n Menschen da.<br />

• Nur mit Routine kann ich mein Leben über die Bühne bringen.<br />

• Man muss die Zusammenhänge erkennen.<br />

• Nathalie: Vertrau <strong>de</strong>inem eigenen Urteil! – Leonard: Es gibt Dinge, die<br />

stehen fest!<br />

• Sie ist tot, und die Gegenwart besteht aus Banalitäten, die ich auf kleinen<br />

Zettelchen festhalte!<br />

• Wie soll ich meine Wun<strong>de</strong>n heilen, wenn ich die Zeit nicht empfin<strong>de</strong>?!<br />

• Ich dachte man liest, weil man wissen will, was als nächstes passiert?!<br />

• Du bist ärgerlich ... du bist schuldig, und weißt nicht wieso.<br />

• Du erinnerst dich nur an das, was du für wahr halten willst!<br />

• Ich will mein Leben wie<strong>de</strong>r haben!<br />

• Ich hab’dir einen Grund geliefert, weiter zu leben.<br />

• Du erfin<strong>de</strong>st dir <strong>de</strong>ine eigene Wahrheit.<br />

• Eine tote Frau, nach <strong>de</strong>r du dich sehnen kannst, das verleiht <strong>de</strong>inem Leben Sinn.<br />

• Du erfin<strong>de</strong>st dir Rätsel, die du niemals lösen kannst.<br />

• Ich bin <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r alles zusammenhält.<br />

• Ich bin kein Killer, ich bin nur jemand, <strong>de</strong>r etwas richtigstellen wollte.<br />

• Darf ich zulassen, dass ich vergesse, was ich <strong>de</strong>inetwegen getan habe?<br />

• Lüge ich mir etwas vor, um glücklich zu sein? In <strong>de</strong>inem Fall, Teddy, tue ich es!<br />

Leonards Schlussmonolog: „Ich muss an eine Welt außerhalb meiner eigenen<br />

Gedanken glauben. Ich muss daran glauben, dass das, was ich tue, auch einen<br />

Sinn hat, selbst wenn ich mich daran nicht erinnern kann. Ich muss daran glauben,<br />

dass, wenn ich die Augen schließe, die Welt noch da ist. Glaube ich, dass die<br />

Welt noch da ist? Ist sie immer noch da? Ja! Wir alle brauchen eine Erinnerung,<br />

damit wir nicht vergessen, wer wir sind. Das gilt auch für mich.“<br />

am nächsten zu liegen. Viel war bislang<br />

von Rache und Mord, von Ausbeutung<br />

und Lüge die Re<strong>de</strong>: Wie steht es also<br />

mit <strong>de</strong>m Thema „Schuld“ bei MEMEN-<br />

TO? Verstehe ich Schuld als moralische<br />

Kategorie, so mag <strong>de</strong>r Film beim ersten<br />

Sehen merkwürdig „a-moralisch“ erscheinen.<br />

Moralisch fragwürdiges Verhalten<br />

durchzieht die ganze Geschichte;<br />

keine Figur, die aus <strong>de</strong>m Panoptikum<br />

düsterer Charaktere als „Lichtgestalt“<br />

hervorstechen wür<strong>de</strong>. Auch wird<br />

ihr Han<strong>de</strong>ln kaum in Frage gestellt:<br />

Dass ein Mord durch einen Mord gerächt,<br />

dass einer <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>n<br />

Dienst ganz egoistischer Begier<strong>de</strong>n<br />

stellt, all das geschieht mit einer<br />

Selbstverständlichkeit, ja Beiläufigkeit,<br />

die manchmal Schau<strong>de</strong>rn macht.<br />

Ist die Welt so, wie sie <strong>de</strong>r Film zeigt?<br />

Gilt das Verdikt „homo homini lupus“<br />

für <strong>de</strong>n Film, für die Wirklichkeit?<br />

Auch hier, meine ich, darf nicht übersehen<br />

wer<strong>de</strong>n, dass die Perspektive <strong>de</strong>s<br />

Films die Perspektive einer Figur ist,<br />

die kein Gedächtnis hat, die <strong>de</strong>s Erinnerns<br />

nicht fähig ist. Und dieser Mangel<br />

prägt auch die Perspektive.<br />

„Du bist schuldig und weißt nicht<br />

warum“. Gera<strong>de</strong> uns Christen müsste<br />

dieser Satz vertraut sein. Dabei re<strong>de</strong> ich<br />

nicht davon, dass über Jahrhun<strong>de</strong>rte ein<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger begrün<strong>de</strong>tes Schuldbewusstsein<br />

ein prägen<strong>de</strong>r Bestandteil<br />

christlichen Lebensgefühls war. Es geht<br />

hier mehr um die Erfahrung, dass es<br />

Leid und auch Schuld(bewusstsein) gibt,<br />

ohne dass dies auf eine moralisch ein<strong>de</strong>utig<br />

zu qualifizieren<strong>de</strong> Handlung o<strong>de</strong>r<br />

Entscheidung <strong>de</strong>s Individuums zu beziehen<br />

ist. Der Begriff <strong>de</strong>r „strukturellen<br />

Sün<strong>de</strong>“ weist in diese Richtung<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

193<br />

Religion & Populär-Kultur


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

194<br />

Religion & Populär-Kultur<br />

o<strong>de</strong>r auch viele konfliktethische Entscheidungen,<br />

die in moralischer Hinsicht<br />

nur schwer zu „beurteilen“ sind.<br />

Der Film weist noch in eine an<strong>de</strong>re<br />

Richtung: Sammy Jenkis setzt seiner<br />

Frau die tödliche Dosis Insulin, weil er<br />

nicht weiß, dass er ihr die Spritze bereits<br />

gegeben hat. Er kann nicht schuldig<br />

sein an ihrem Tod, weil ihm die Erinnerung<br />

fehlt, die sein Han<strong>de</strong>ln als<br />

todbringend aufzeigen könnte. Eher<br />

wird man wohl <strong>de</strong>n Tod seiner Frau als<br />

möglichen Selbstmord einstufen können.<br />

Aber Sammy kann sich schuldig<br />

fühlen. Ein ähnliches Muster ergibt sich,<br />

wenn man Teddys Version <strong>de</strong>r Geschichte<br />

aufgreift: Wenn es Leonard<br />

war, <strong>de</strong>r seiner Frau – aufgrund <strong>de</strong>r<br />

gleichen Gedächtnisstörung – todbringen<strong>de</strong><br />

Spritzen setzte, wäre seine Projektion<br />

dieser Tat auf Sammy vielleicht<br />

als Versuch einer Entlastung seines Gewissens<br />

zu sehen, auch wenn er nicht<br />

weiß, höchstens vermuten kann, worin<br />

genau seine Schuld bestehen könnte.<br />

Kann ich mich schuldig fühlen, wenn<br />

ich nicht weiß, warum? Ist Erinnerung<br />

an eigenes Leid wie an das Leid an<strong>de</strong>rer<br />

nicht auch ein konstituieren<strong>de</strong>s Element<br />

für die Entwicklung moralischen<br />

Bewusstseins? Kann Leonard nicht<br />

auch <strong>de</strong>shalb leicht im Kreislauf <strong>de</strong>r Rache<br />

leben, weil er sich an die vollzogene<br />

Rache nicht mehr erinnert? Man kann<br />

<strong>de</strong>n Gedanken auch noch einmal in <strong>de</strong>r<br />

„umgekehrten Richtung“ formulieren:<br />

Kann ich Verantwortung tragen, wenn<br />

ich mich nicht erinnern kann? Sammy<br />

kann die Verantwortung für seine Frau<br />

nicht übernehmen. Sie ist es, die dies<br />

mit ihrer Auffor<strong>de</strong>rung, ihr die Spritze<br />

zu geben, tut. Und auf Leonard bezogen:<br />

Kann er Verantwortung übernehmen<br />

für die Herstellung einer „Gerechtigkeit“,<br />

die er allein im Vollzug von<br />

Rache sehen kann? Kann er verzeihen?<br />

Fragt man – gleichsam in <strong>de</strong>r „Außenperspektive“<br />

– nach schuldhaftem<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Verhalten Leonards, so wird man das<br />

wohl am ehesten in <strong>de</strong>ssen Rachekategorien<br />

sehen können und auch in seiner<br />

ja sehr bewussten Entscheidung, sich<br />

Teddy als Opfer auszuwählen. Und auch<br />

bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Figuren <strong>de</strong>s Films kann<br />

man diese Kategorie anlegen. Es soll<br />

nicht suggeriert wer<strong>de</strong>n, solche Kategorien<br />

seien hier fehl am Platz o<strong>de</strong>r irrelevant.<br />

Wohl aber scheint es mir be<strong>de</strong>nkenswert,<br />

dass <strong>de</strong>r erinnerungslose<br />

Blick Leonards wie <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Zuschauers<br />

auf eine Welt schaut, die seltsam amoralisch<br />

erscheint und in <strong>de</strong>r Verantwortung<br />

kaum einen Platz erhält, kaum ein<br />

Subjekt fin<strong>de</strong>t.<br />

Ich kann mir vorstellen, dass manche<br />

Leser dieser Ausführungen diese<br />

mit einigem Befrem<strong>de</strong>n aufgenommen<br />

haben. Nach allem, was über <strong>de</strong>n Film<br />

gesagt wur<strong>de</strong>, erscheinen gera<strong>de</strong> die<br />

Verbindungen zu religiösen Fragen<br />

doch sehr gewagt und vielleicht auch<br />

vage. Und noch dazu wird sicher auch<br />

die Vorstellung, mit diesem Film im<br />

Religionsunterricht selbst in <strong>de</strong>r Sekundarstufe<br />

II zu arbeiten, als wenig<br />

naheliegend erscheinen. Nun, ich will<br />

gerne eingestehen, MEMENTO ist (auch<br />

für mich) kein religiöser und auch kein<br />

„spiritueller“ Film. Am ehesten könnte<br />

man ihn vielleicht noch als einen Film<br />

bezeichnen, <strong>de</strong>r philosophische Fragen<br />

aufwirft bzw. sich auf solche bezieht.<br />

Doch auch wenn die angesprochenen<br />

Verbindungslinien zu religiösen<br />

Themen eher auf struktureller Ebene<br />

liegen und weniger offensichtlich<br />

sind, scheint mir doch eine Arbeit mit<br />

<strong>de</strong>m Film durchaus sinnvoll zu sein.<br />

Gera<strong>de</strong> ein solcher ungewohnter, „unorthodoxer“<br />

Blick auf die Antworten<br />

<strong>de</strong>r christlich-jüdischen Tradition kann<br />

oftmals zu neuen bzw. vertiefen<strong>de</strong>n<br />

Einsichten verhelfen. Solche „Seitenwege“<br />

zu beschreiten, ist dabei wohl<br />

nicht nur für jene lohnenswert, <strong>de</strong>nen<br />

diese Antworten kaum mehr vertraut<br />

sind, son<strong>de</strong>rn sicher auch für Menschen,<br />

die sich ganz selbstverständlich<br />

darauf beziehen. In <strong>de</strong>m immer<br />

schwieriger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n „Geschäft“ <strong>de</strong>s<br />

Religionsunterrichts (und nicht nur<br />

da) wäre es zumin<strong>de</strong>st einen Versuch<br />

wert.<br />

Abschließend noch ein Hinweis:<br />

In <strong>de</strong>r DVD-Ausgabe <strong>de</strong>s Films<br />

(2 DVDs mit ausführlichem Bonusmaterial)<br />

fin<strong>de</strong>t sich ein sogenanntes<br />

„Hid<strong>de</strong>n Feature“, ein Menü, mit <strong>de</strong>m<br />

man <strong>de</strong>n Film in <strong>de</strong>r Szenenreihenfolge<br />

<strong>de</strong>r Geschichte abspielen kann:<br />

Der Film beginnt mit <strong>de</strong>n Schwarzweißszenen<br />

in <strong>de</strong>r Reihenfolge <strong>de</strong>s<br />

Films, die letzte Schwarzweißszene<br />

geht dann in die letzte Farbszene<br />

über, es schließen sich die Farbszenen<br />

in umgekehrter Reihenfolge an.<br />

Dieses Feature kann wie folgt aufgerufen<br />

wer<strong>de</strong>n: Man drückt im Hauptmenü<br />

(Filmstart eingerahmt) zweimal<br />

die rechte Pfeiltaste <strong>de</strong>r Fernbedienung.<br />

Darauf erscheint im Menü<br />

(rechts unten) <strong>de</strong>r Begriff „Memento“<br />

eingerahmt, <strong>de</strong>r zweimal zu bestätigen<br />

ist 4 .<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

vgl. dazu Paul Werner: Film noir. Die Schattenspiele<br />

<strong>de</strong>r „schwarzen Serie“, Frankfurt am Main 1985.<br />

2 In einer kurzen Sequenz – einem „Erinnerungsbild“<br />

Leonards – ist er aber einmal mit dieser Tätowierung<br />

zusammen mit seiner (noch leben<strong>de</strong>n) Frau zu sehen.<br />

3 Erich Fromm: Haben o<strong>de</strong>r Sein, München 5. Aufl.,<br />

1980, S. 115.<br />

4 Den Hinweis verdanke ich einem Schüler, Benedikt<br />

Schnei<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>m an dieser Stelle herzlich gedankt sei.<br />

Franz-Günther Weyrich ist Leiter <strong>de</strong>s<br />

Amtes für Katholische Religionspädagogik<br />

in Wetzlar.<br />

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Rezensionen<br />

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Patmos Verlag. 2002. 289 S. ill., € 16.50<br />

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Nur die Titel sind geblieben – die Inhalte haben<br />

eine grundlegen<strong>de</strong> Neuerung erfahren. Dieses<br />

dreiteilige Werk ist seit mehr als 20 Jahren weit<br />

verbreitet. Nach einer gründlichen Überarbeitung<br />

erscheint das bewährte Unterrichtswerk nun in einer<br />

völlig neuen Aufmachung. Buchformat und<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r Seiten sind etwas größer. Für die<br />

Texte gibt es mehrere verschie<strong>de</strong>ne Schrifttypen.<br />

In Spalten, Abschnitten und Blöcken aufgeteilt,<br />

teils farblich unterlegt, ergänzt durch reichliches<br />

Bildmaterial, fallen die einzelnen Seiten in einer<br />

angenehmen, anregen<strong>de</strong>n Weise ins Auge, ein<br />

Fortschritt, wenn man damit die, man darf es<br />

wohl so sagen, langweilige Gestaltung <strong>de</strong>r ersten<br />

Auflage vergleicht. Das Bildmaterial bietet die gesamte<br />

Vielfalt aller möglichen Darstellungsweisen:<br />

klassische und mo<strong>de</strong>rne Gemäl<strong>de</strong>, Fotografien,<br />

Comics, Zeichnungen, Plakate, Tabellen,<br />

Altes und Neues. Die verschie<strong>de</strong>nen Textarten –<br />

Lehrtext, Erklärung, Information, Zitat, Aufgabe,<br />

Bil<strong>de</strong>rklärung – sind durch verschie<strong>de</strong>ne Schrifttypen<br />

und oft durch farbigen Untergrund leicht<br />

erkennbar. Auch die Überschriften sind durchweg<br />

farbig wie<strong>de</strong>rgegeben. Dieser farbenfrohen äußeren<br />

Gestaltung entspricht <strong>de</strong>r lebendig und interessant<br />

dargebotene Inhalt <strong>de</strong>r einzelnen Kapitel.<br />

Die inhaltliche Glie<strong>de</strong>rung lässt eine Ten<strong>de</strong>nz weg<br />

von isoliert behan<strong>de</strong>lten speziellen Themen hin zur<br />

Darstellung größerer Zusammenhänge erkennen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs auffallend reichlich sind die Querverweise<br />

zu behan<strong>de</strong>lten Stichwörtern, die in einem<br />

an<strong>de</strong>ren Zusammenhang auftauchen, auch bei Themen<br />

in vorausgegangenen Schuljahren. Solche beabsichtigten<br />

Wie<strong>de</strong>rholungen können auf fast<br />

schon spielerische Art und Weise einmal „Gelerntes“<br />

in Erinnerung bringen und in <strong>de</strong>m neuen<br />

sachlichen Zusammenhang zu einem gefestigten<br />

Wissen führen.<br />

Die Einteilung in große Themen ist bei allen<br />

drei Bän<strong>de</strong>n gleich. Das erste Kapitel „Horizont“<br />

befasst sich mit <strong>de</strong>m Titel <strong>de</strong>s jeweiligen Ban<strong>de</strong>s.<br />

So wird im ersten Band neben <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> auch die<br />

Angst angesprochen, im zweiten Band <strong>de</strong>r Glaube,<br />

aber auch <strong>de</strong>r Zweifel, und im dritten Band die<br />

Hoffnung und als Gegenstück dazu die Verzweiflung.<br />

Überzeugend ist im zweiten Kapitel „Schülerinnen<br />

und Schüler“ die jeweilige Stufe <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung dargestellt: Wie Kin<strong>de</strong>r leben; kein<br />

Kind mehr – noch nicht erwachsen; Ansichten einer<br />

Jugend.<br />

Am folgen<strong>de</strong>n sehr grundlegen<strong>de</strong>n Kapitel<br />

„Bibel“ kann man die fortschreiten<strong>de</strong> Vertiefung<br />

biblischer Themen recht gut erkennen. Einer allgemeinen<br />

Einführung in <strong>de</strong>n „Bestseller – die<br />

Bibel“ folgt ein Gang durch die Geschichte <strong>de</strong>s<br />

Volkes Israel. Die Propheten, „Gottes Querköpfe“,<br />

und das „Evangelium“ sind die biblischen<br />

Themen <strong>de</strong>s zweiten Ban<strong>de</strong>s. Die Schwerpunkte<br />

<strong>de</strong>s dritten Ban<strong>de</strong>s sind zum einen Welt und<br />

Mensch und zum an<strong>de</strong>ren: Wie die Freiheit Sinn<br />

macht. Die drei nächsten Kapitel befassen sich<br />

mit Gott, mit Jesus und <strong>de</strong>m Menschen. Ein weiteres<br />

Kapitel hat die Geschichte <strong>de</strong>r Kirche zum<br />

Thema. Bisher nicht ganz selbstverständlich ist<br />

das hier für <strong>de</strong>n Unterricht angebotene Thema<br />

„Kunst“, schwerpunktmäßig dargestellt an <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s sakralen Gebäu<strong>de</strong>s bis hin zu<br />

einer recht guten Erklärung über <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen<br />

Kirchenbau. Diese bei<strong>de</strong>n Kapitel halten sich,<br />

was verständlich ist, an <strong>de</strong>n zeitlichen Ablauf <strong>de</strong>r<br />

angebotenen Inhalte.<br />

Bei <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Themen „Christentum“<br />

und „Ethik“ konnte wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r „vertiefen<strong>de</strong>“<br />

Weg gewählt wer<strong>de</strong>n. In „Zeit <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>“ wird<br />

das Christentum als eine Gemeinschaft, aber<br />

auch als eine bunte Vielfalt durch die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Konfessionen dargestellt. Das Gute und das<br />

Böse sind Inhalt <strong>de</strong>r Ethik. „Wege <strong>de</strong>s Glaubens“<br />

fragt, wozu die Kirche gut ist, und unter Ethik<br />

folgen Überlegungen zu Verantwortung und<br />

Wahrheit. Im Band „Zeichen <strong>de</strong>r Hoffnung“ wird<br />

unter Christentum über „Kirche heute und morgen“<br />

nachgedacht. Es bleibt dabei nicht bei berechtigter<br />

Kritik an verbesserungswürdigen Erscheinungsformen;<br />

Zukunftsperspektiven fin<strong>de</strong>n<br />

genügen<strong>de</strong> Beachtung. Das recht umfangreiche<br />

Kapitel „Ethik“ ist geglie<strong>de</strong>rt in: Das Gewissen;<br />

Das Recht auf Leben; Grundlagen <strong>de</strong>r Gesellschaft.<br />

Der in Band 2 und 3 vorgenommene Einschub<br />

„Zeitgeist“ befasst sich mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

zeitgenössischen religiösen Bewegungen und<br />

mit <strong>de</strong>m Thema: Geld regiert die Welt – ganz sicher<br />

sehr aktuelle Fragen.<br />

Den Abschluss bil<strong>de</strong>n Informationen über <strong>de</strong>n<br />

Islam (Zeit <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>), das Ju<strong>de</strong>ntum (Wege <strong>de</strong>s<br />

Glaubens) und Hinduismus und Buddhismus<br />

(Zeichen <strong>de</strong>r Hoffnung).<br />

Neben <strong>de</strong>r einla<strong>de</strong>nd äußeren Erscheinung ist<br />

es die lebendige Sprache, die ein Arbeiten mit diesem<br />

Werk erleichtert. Erwähnenswert sind dabei<br />

auch die vielen Vorschläge zu möglichen Projekten<br />

und zu Fächer übergreifen<strong>de</strong>m Unterricht,<br />

aber auch die richtige Einschätzung <strong>de</strong>r Schülersituation:<br />

Eine Bindung an die Kirche o<strong>de</strong>r ein<br />

vertieftes religiöses Wissen wer<strong>de</strong>n nicht als<br />

selbstverständlich vorausgesetzt. Kritische Fragen<br />

an die Kirche und an das Erscheinungsbild<br />

<strong>de</strong>s Christentums begünstigen eine offene und<br />

ehrliche Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit unserem Glauben.<br />

Genau so wichtig sind <strong>de</strong>ssen positive Seiten,<br />

die immer wie<strong>de</strong>r in überzeugen<strong>de</strong>r Weise zur<br />

Sprache kommen. Es ist mutig, aber auch höchst<br />

notwendig, wenn neue Erkenntnisse <strong>de</strong>r Theologie<br />

– vor allem im dritten Band – klar und <strong>de</strong>utlich<br />

ausgesprochen wer<strong>de</strong>n, auch wenn sie noch nicht<br />

Allgemeingut sind.<br />

Kleine festgestellte Ungenauigkeiten tun <strong>de</strong>r<br />

positiven Bewertung dieses Werkes keinen Abbruch.<br />

So wird die kleine Doxologie noch in <strong>de</strong>r alten<br />

Form zitiert (...wie es war im Anfang..., statt:<br />

...wie im Anfang...). Die alte griechische Stadt<br />

Thessalonich heißt heute wie<strong>de</strong>r: Thessaloniki<br />

(nicht Saloniki). Nicht die Evangelien, son<strong>de</strong>rn<br />

nur das Johannesevangelium nennt Jesus: „Weg“,<br />

„Licht“ o<strong>de</strong>r „Leben“. Wenn es heißt: „Der zweite<br />

Text erzählt, dass zuerst <strong>de</strong>r Mann erschaffen<br />

wird“, ist dies zumin<strong>de</strong>st nicht präzise genug.<br />

Das berüchtigte Werk von Rosenberg heißt: „Der<br />

Mythus (nicht: Mythos) <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts“.<br />

Auch scheint es nicht klug zu sein, Zölibat <strong>de</strong>r<br />

Priester und Ehelosigkeit <strong>de</strong>r Laien undifferenziert<br />

zu betrachten.<br />

Aber alles in allem: Mit diesem Werk lässt sich<br />

gut arbeiten. Helmut Bahr<br />

Thömmes, Arthur/Werner,<br />

Christiane<br />

WWiiee sscchhmmeecckktt<br />

ddaass LLeebbeenn??<br />

Band 1: Ich bin ich. Arbeitshilfe für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

in <strong>de</strong>r Grundschule. – Kevelaer-<strong>Limburg</strong>:<br />

Lahn-Verlag. 2001. 80 S. m. zahlr. Ausmalvorlagen.<br />

Lie<strong>de</strong>rn und Noten. Format DIN A 4, € 12.90<br />

(ISBN 3-7840-3244-3)<br />

Thömmes, Arthur/Werner,<br />

Christiane<br />

WWiiee sscchhmmeecckktt ddaass<br />

LLeebbeenn??<br />

Band 2: Ich + Du = Wir. Arbeitshilfe für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

in <strong>de</strong>r Grundschule. – Kevelaer-<strong>Limburg</strong>:<br />

Lahn-Verlag. 2002. 80 S., ill., Format DIN A 4,<br />

€ 12.90 (ISBN 3-7840-3245-1)<br />

Band 1 dieser Arbeitshilfe beschäftigt sich mit<br />

<strong>de</strong>m Lehrplanbereich „Ich in Gottes Hand“.<br />

Das Heft ist in 4 Teilbereiche geglie<strong>de</strong>rt:<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

195


LITERATUR & MEDIEN<br />

196<br />

1. Ich bin ich;<br />

2. Gefühle;<br />

3. Träume und Phantasien;<br />

4. Talente und Schwächen.<br />

Die Schüler sollen sich mit <strong>de</strong>r Frage „Wer bin<br />

ich?“ auseinan<strong>de</strong>rsetzen, ihre eigenen Gefühle<br />

wahrnehmen, mit ihnen umgehen und sie sinnvoll<br />

einsetzen lernen, aber auch Gefühle an<strong>de</strong>rer<br />

Menschen wahrnehmen und spüren lernen. Ziel<br />

ist es weiterhin, gemeinsam mit <strong>de</strong>n Schülern ihre<br />

Talente und Fähigkeiten zu ent<strong>de</strong>cken und zu entfalten.<br />

So gewinnen die Kin<strong>de</strong>r die Einsicht: Je<strong>de</strong>r<br />

kann etwas.<br />

Steht im ersten Band die Entwicklung <strong>de</strong>r Ich-<br />

Stärke im Vor<strong>de</strong>rgrund, geht es im Band 2 um das<br />

Einüben und Reflektieren <strong>de</strong>r sozialen Kompetenzen<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r (Lehrplanbereich „Zusammenleben<br />

und Nächstenliebe“). Die Arbeitshilfe ist in<br />

5 Bereiche geglie<strong>de</strong>rt:<br />

1. Ich + Du = Wir;<br />

2. Familie;<br />

3. Freundschaft;<br />

4. ...und mehr;<br />

5. Ich – Du – Wir (Ein Spiel).<br />

Im Hinblick auf verschie<strong>de</strong>ne Beziehungsfel<strong>de</strong>r<br />

wie Familie, Freundschaft und Gesellschaft<br />

beschäftigen die Schüler sich mit grundsätzlichen<br />

Werten, die für ein gelungenes Miteinan<strong>de</strong>r<br />

von Be<strong>de</strong>utung sind: Vertrauen, Ehrlichkeit, Toleranz,<br />

Hilfsbereitschaft, Zivilcourage, Rücksichtnahme,<br />

Dankbarkeit ...<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Themen wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Schülern<br />

mit Hilfe von Lie<strong>de</strong>rn, Geschichten, Malund<br />

Bastelvorlagen, Rätseln, Rollenspielen und<br />

Gedichten nahe gebracht. Angefügt sind methodisch-didaktische<br />

Hinweise zu je<strong>de</strong>m Arbeitsblatt.<br />

Lei<strong>de</strong>r sind hier jedoch weniger unterrichtspraktische<br />

Hinweise gemeint, son<strong>de</strong>rn Hintergrundinformationen,<br />

die es <strong>de</strong>m Lehrer erleichtern<br />

sollen, sich in die Gefühls- und Gedankenwelt<br />

eines Grundschulkin<strong>de</strong>s hineinzuversetzen<br />

und <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Arbeitsvorlage begrün<strong>de</strong>n.<br />

Die Arbeitsblätter sind kopierfertig und sofort<br />

einsetzbar. Zur Bearbeitung <strong>de</strong>r genannten Bereiche<br />

o<strong>de</strong>r als Ergänzung zu eingeführten Religionsbüchern<br />

ist die Arbeitshilfe geeignet. Lei<strong>de</strong>r<br />

sind aber keine weiteren unterrichtspraktischen<br />

I<strong>de</strong>en zur Arbeit mit <strong>de</strong>m Heft beigefügt.<br />

Gabriele Hastrich<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Thömmes, Arthur<br />

ÜÜbbeerrLLeebbeenn<br />

88 Arbeitsblätter für <strong>de</strong>n Religionsunterricht.<br />

– München: Deutscher Katecheten-Verein<br />

e.V. 2002. 128 S., Format DIN A 4,<br />

€ 15,80 (ISBN 3-88207-338-1)<br />

„Die Sammlung versteht sich als Steinbruch<br />

und Fundgrube zum Ausprobieren und Experimentieren.“<br />

Mit diesem Satz aus <strong>de</strong>m Vorwort ist<br />

die hier vorliegen<strong>de</strong> Sammlung an Arbeitsblättern<br />

recht gut beschrieben. Sie ist kein in sich<br />

geschlossenes „Unterrichtswerk“, son<strong>de</strong>rn eine<br />

Zusammenstellung von Arbeitsblättern, die als<br />

Ergänzung zum laufen<strong>de</strong>n Unterricht eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Ausgehend vom Lebensgefühl<br />

heutiger Jugend versucht <strong>de</strong>r Autor, ganz konsequent<br />

neue Wege zu gehen. Arbeitsblätter im<br />

Unterricht einzusetzen ist nicht neu, wie auch<br />

schon verschie<strong>de</strong>ne Ausgaben mit Arbeitsblättern<br />

<strong>de</strong>m Religionsunterricht zur Verfügung stehen.<br />

Und die Gegenwartsbezogenheit ist selbstverständlich.<br />

Etwas, womit Jugendliche heute ganz<br />

unbefangen umgehen, was aber bisher zumin<strong>de</strong>st<br />

in Büchern für <strong>de</strong>n Religionsunterricht kaum<br />

o<strong>de</strong>r gar nicht berücksichtigt wur<strong>de</strong>, ist die Nutzung<br />

<strong>de</strong>s Internets. Bei dieser Sammlung wird ganz<br />

bewusst dieses neue Medium in die Unterrichtsgestaltung<br />

einbezogen.<br />

Die Inhalte kreisen um folgen<strong>de</strong> Themenschwerpunkte:<br />

Lebens-Wege, Lebens-Entwürfe,<br />

Lebens-Hilfen, Lebens-Werte, Lebens-Räume.<br />

Zentrale Ziele dieser Arbeitsblätter sind<br />

Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit,<br />

die, nach Aussage <strong>de</strong>s Autors, „viel mit <strong>de</strong>m<br />

Fach Religionsunterricht zu tun“ haben. So<br />

wun<strong>de</strong>rt es nicht, wenn religiöse Fragen im engeren<br />

Sinn nur begrenzt thematisiert wer<strong>de</strong>n,<br />

hier fast nur beim Themenschwerpunkt: Lebens-Hilfen.<br />

Diese wer<strong>de</strong>n allerdings ohne Beschönigung<br />

aufgegriffen. So dient das „Credo-<br />

Projekt“ aus Publik-Forum als Grundlage für<br />

das Thema: Glaubensbekenntnis. Wer dieses<br />

Projekt kennt, weiß um <strong>de</strong>ssen Aktualität, aber<br />

auch Brisanz! Berechtigte Kritik an <strong>de</strong>r Kirche<br />

wird ergänzt durch die Auffor<strong>de</strong>rung, eine „eigene<br />

Kirche“ vorzustellen. Dem Wirken Jesu<br />

und <strong>de</strong>m „Markt <strong>de</strong>r Sinnstifter“, gemeint sind<br />

Religionen und religiöse Gruppen, ist je ein Arbeitsblatt<br />

gewidmet. Alles in allem eben ein ergänzen<strong>de</strong>s<br />

Angebot zum „normalen“ Religionsunterricht.<br />

Betrachtet man jedoch Lebenshilfe<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nsten Arten als zum Religionsunterricht<br />

gehörig, dann gehört auch <strong>de</strong>r übrige<br />

größte Teil dieser Sammlung dazu. (Natürlich<br />

kann man das dann auch von an<strong>de</strong>ren Fächern<br />

sagen, die nicht nur vom Lernen von Inhalten<br />

geprägt sind). Großen Wert legt <strong>de</strong>r Verfasser<br />

auf die Einübung einer vernünftigen und sinnvollen<br />

Gesprächskultur. So erklärt er eingangs<br />

sage und schreibe fünfzehn Gesprächsformen!<br />

Immer wie<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n die Schülerinnen und<br />

Schüler auf geschickte Weise zum kreativen Arbeiten<br />

angeregt wie etwa beim Thema: Sekten<br />

und religiöse Gruppen. Da sollen einzelne Schülerinnen<br />

und Schüler sich „mit Hilfe unterschiedlicher<br />

Medien ... mit <strong>de</strong>m jeweiligen Thema<br />

vertraut machen“ und dann „auf einem<br />

Markt <strong>de</strong>r Möglichkeiten präsentieren“. Nicht<br />

zu unterschätzen sind Ansätze, Probleme von<br />

menschlichem Zusammensein ins Bewusstsein<br />

zu holen. Beson<strong>de</strong>rs beeindrucken<strong>de</strong>s Beispiel<br />

ist die fiktive Bildung einer Wohngemeinschaft.<br />

Aus vierzehn möglichen „Kandidaten“ in verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Situationen können nur fünf ausgewählt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wird eine fleißige Bankangestellt<br />

einem frustrierten Arbeitslosen vorgezogen?<br />

Hat eine Rollstuhlfahrerin mehr Chancen<br />

als ein aus <strong>de</strong>r Haft Entlassener? Hilfen zur<br />

Selbsterkenntnis im Umgang mit <strong>de</strong>r Angst, mit<br />

<strong>de</strong>m Gedanken an <strong>de</strong>n Tod und Überlegungen zu<br />

Werten im menschlichen Leben sind nur einige<br />

<strong>de</strong>r übrigen Themen. Und wenn auch noch „Daily<br />

Soaps“ auf <strong>de</strong>m Programm stehen, trifft dies<br />

mitten in <strong>de</strong>n Erfahrungshorizont unserer fernseherfahrenen<br />

Jugend. Mit vier Arbeitsblättern<br />

liegt hier ein<strong>de</strong>utig ein Schwerpunkt. Einer kritischen<br />

Analyse folgt ein Fragebogen für Soap-<br />

Zuschauer außerhalb <strong>de</strong>r Lerngruppe und ein<br />

an<strong>de</strong>rs konzipierter für die Teilnehmer selbst.<br />

Ein abschließen<strong>de</strong>s Arbeitsblatt zu diesem Thema<br />

enthält eine Anregung und organisatorische<br />

Tipps, selbst eine solche Seifenoper zu drehen,<br />

für <strong>de</strong>n Verfasser nicht nur eine Illusion, <strong>de</strong>nn:<br />

„Sie wer<strong>de</strong>n erstaunt sein, über wie viel Metho<strong>de</strong>nkompetenz<br />

Ihre Schülerinnen und Schüler<br />

verfügen ... Nicht alle Jugendlichen sind hilflos<br />

<strong>de</strong>n medialen Botschaften ausgeliefert“. Hier<br />

drückt sich auch eine weitere Stärke dieser<br />

Sammlung aus: Sie ist bis ins Detail aus <strong>de</strong>r Praxis<br />

entstan<strong>de</strong>n, und das macht sie so wertvoll für<br />

die Praxis. Dazu auch die abwechslungsreiche<br />

Art <strong>de</strong>r angebotenen Arbeitsblätter. So kann die<br />

Arbeit mit ihnen anregen und zu eigenen I<strong>de</strong>en<br />

weiter führen. Informationsblätter, Sprüche,<br />

Satzfetzen, Lie<strong>de</strong>r, Mandalas, unfertige Spiele,<br />

Ergänzungstexte, Fragebogen, Textvergleiche<br />

und viele I<strong>de</strong>en zur kreativen Weiterarbeit sind<br />

angeboten. Bestimmt für je<strong>de</strong>n etwas.<br />

Helmut Bahr<br />

Herzog, Daniela/Sten<strong>de</strong>r, Frank<br />

WWiiee sseehheenn d<strong>de</strong>ennnn<br />

wwoohhll EEnnggeell aauuss??<br />

Werkbuch für Familie, Kin<strong>de</strong>rgarten und Schule.<br />

– <strong>Limburg</strong>-Kevelaer: Lahn-Verlag. 2001. 88 S., ill.,<br />

€ 9.90 (ISBN 3-7840-3208-7)<br />

Engel sind uns aus <strong>de</strong>r Bibel als Boten Gottes<br />

bekannt. Sie übermitteln <strong>de</strong>m Menschen Aufträge,<br />

Schutz, Trost und Wegweisung. Doch die<br />

Botschaft von Daniela Herzog und Frank Sten<strong>de</strong>r<br />

lautet weiter: Wir alle können Engelboten sein.<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Kapitel bestehen aus einer<br />

Geschichte mit offenem En<strong>de</strong>. Dazu sind jeweils<br />

Impulse zum Weitererzählen gegeben. Im Anschluss<br />

daran haben die Autoren unter <strong>de</strong>m Begriff<br />

Puzzlesteine viele unterschiedliche I<strong>de</strong>en eingefügt:<br />

Bastelvorlagen, Verklanglichungen, Stegreifspiele,<br />

Bildbetrachtungen, Rezepte, Spiele, Geschenkvorschläge,<br />

Sprichwörter, Texte und Gebete.<br />

Das Buch unterteilt sich in 8 Teile:<br />

1. Ein beinahe echter Indianer-Kin<strong>de</strong>rgeburtstag;<br />

2. Lieber selber urteilen;<br />

3. Immer die gleiche „heilige Hetze“;<br />

4. Drei Freun<strong>de</strong> und ein Schutzhelm;<br />

5. Ein Urlaubsanfang mit Hin<strong>de</strong>rnissen;<br />

6. Kein Abschied für immer!<br />

7. Spiele mit Engeln;<br />

8. Texte und Gebete.<br />

Die einzelnen Geschichten <strong>de</strong>s Buches können<br />

unabhängig voneinan<strong>de</strong>r eingesetzt wer<strong>de</strong>n.


Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild o<strong>de</strong>r zuerst<br />

nur die Geschichte verwen<strong>de</strong>t wird. Die Puzzelsteine<br />

dienen als I<strong>de</strong>enbörse. Am Beginn je<strong>de</strong>r<br />

Bastelanleitung wird kurz die pädagogische Absicht<br />

und <strong>de</strong>r Zweck <strong>de</strong>s Puzzlesteins erläutert.<br />

Die Puzzlesteine sind dabei so geordnet, dass die<br />

leichtesten Aufgaben am Beginn je<strong>de</strong>s Kapitels<br />

stehen. Dadurch lässt sich rasch für je<strong>de</strong>s Alter<br />

die passen<strong>de</strong> Bastelübung fin<strong>de</strong>n.<br />

Dieses Werkbuch bietet zahlreiche Anregungen<br />

für die Arbeit in Kin<strong>de</strong>rgarten und Schule<br />

zum Thema „Engel“. Ich <strong>de</strong>nke, dass das Buch<br />

sich als zusätzliche Materialsammlung auch durchaus<br />

eignet. Doch für die Arbeit in <strong>de</strong>r Grundschule<br />

wür<strong>de</strong> ich mir mehr grundlegen<strong>de</strong>s Material<br />

auch zur Vermittlung von Engelerscheinungen in<br />

<strong>de</strong>r Bibel wünschen. Da ein Großteil <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en<br />

aus Bastelvorschlägen besteht, sind die Einsatzmöglichkeiten<br />

für <strong>de</strong>n Religionsunterricht begrenzt.<br />

Gabriele Hastrich<br />

Wolff, Uwe<br />

AAlllleess üübbeerr ddiiee ggee-ffaalllleenneenn<br />

EEnnggeell<br />

Aus <strong>de</strong>m Wörterbuch <strong>de</strong>s Teufels. – Stuttgart-Zürich:<br />

Kreuz Verlag. 2002. 254 S., €19.90 (ISBN 3-<br />

7831-2152-3)<br />

Nicht nur „Harry Potter“ und „Der Herr <strong>de</strong>r<br />

Ringe“ haben jüngst die Welt <strong>de</strong>r Magie wie<strong>de</strong>r<br />

salonfähig gemacht. Einschlägige TV-Serien bringen<br />

vielerlei Hexen, Zauberer und Dämonen nebst<br />

allerlei Übersinnlichem in die Wohnzimmer.<br />

Der Grund <strong>de</strong>r Faszination ist für Wolff relativ<br />

einfach: „Wir erkennen in ihm die an<strong>de</strong>re Seite<br />

unserer eigenen Natur wie<strong>de</strong>r“ (9). Insbeson<strong>de</strong>re<br />

allen, die mit Jugendlichen arbeiten, will das<br />

Buch „Mut machen, <strong>de</strong>n Hintergrund <strong>de</strong>s Geister-,<br />

Hexen-, Dämonen- und Teufelsglaubens zu erhellen“<br />

(10). So versteht W. die Ausführungen in<br />

<strong>de</strong>n über 90 lexikalischen Artikeln als „Kommentar<br />

zum Zeitgeist, zu <strong>de</strong>m, was zur Zeit ‚abgeht’“<br />

(ebd.). Er räumt auch gleich zu Beginn ein, die<br />

Auskünfte seien „manchmal ernst, gelegentlich<br />

heiter im Stil, doch stets informierend und aufklärend“<br />

(ebd.). Bei <strong>de</strong>n Anmerkungen zwischen<br />

„Angst“ und „Zombies“ gelingt diese Unterscheidung<br />

jedoch am ehesten <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r kein Neuling<br />

ist in diesem Schattenreich. Teils sind die<br />

Texte mehr eine assoziative Auflistung, teils<br />

wirkt die Darstellung doch etwas zu objektivierend.<br />

Neben <strong>de</strong>n religionsgeschichtlichen An<strong>de</strong>utungen<br />

bleibt oft eine zeitgemäße theologische<br />

Deutung aus.<br />

Dennoch hat W. hier kenntnisreich (und stellenweise<br />

sehr <strong>de</strong>tailfreudig) vieles zusammen getragen,<br />

was gera<strong>de</strong> auch religionspädagogisch von<br />

Nutzen ist. Der Leser erfährt einiges über die Varianten<br />

<strong>de</strong>s Satanismus, die Gothic-Szene, Marilyn<br />

Manson, <strong>de</strong>n Fall Ruda, Aleister Crowley und die<br />

Teufelssympathie <strong>de</strong>r frühen Rolling Stones<br />

u.v.a.m. Ein Register und eine entsprechen<strong>de</strong> Literaturauswahl<br />

erleichtern das Auffin<strong>de</strong>n und Vertiefen.<br />

Für Eltern, Erzieher, Lehrkräfte und Seelsorger<br />

von beson<strong>de</strong>rem Wert ist die abschließen-<br />

<strong>de</strong> Reflexion „Was ist ein gefallener Engel, und<br />

warum interessieren sich gera<strong>de</strong> junge Menschen<br />

für dieses Thema?“ (238-243). Hier wird in geraffter<br />

Form und in 14 plausiblen Thesen die<br />

Quintessenz <strong>de</strong>r Erkundungen gezogen. Darin wird<br />

<strong>de</strong>utlich, welche Schieflagen in bisheriger Theologie<br />

und Religionspädagogik das Mistbeet bereitet<br />

haben, auf <strong>de</strong>m all die okkulten Gewächse blühen.<br />

Aufarbeitungen am Menschen- und Gottesbild<br />

scheinen daher gera<strong>de</strong> aus pädagogischer Sicht nötig<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Wenn die Neigung zum Aberglauben<br />

unleugbar zum Menschen gehört, sind „we<strong>de</strong>r<br />

Wegschauen noch grenzenlose Toleranz“ angebracht<br />

(238). Nur die integrieren<strong>de</strong> Kenntnis<br />

„<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite <strong>de</strong>r Wirklichkeit“ führt zu einem<br />

reifen Menschsein (ebd.). Auch aus <strong>de</strong>m „Wörterbuch<br />

<strong>de</strong>s Teufels“ gibt es etwas zu lernen, wie<br />

dieses Buch reichlich belegt.<br />

Reiner Jungnitsch<br />

Leitschuh, Marcus/Pfeiffer,<br />

Cornelia (Hg.)<br />

GGeemmeeiinnssaamm<br />

eennttd<strong>de</strong>ecckkeenn<br />

Ökumenische Gebete und Meditationen. Mit einem<br />

Vorw. v. Karl Kardinal Lehmann und Präses<br />

Manfred Kock. – Pa<strong>de</strong>rborn: Bonifatius Verlag/<br />

Frankfurt Verlag O. Lembeck. 2003. 196 S., € 9.90<br />

(ISBN 3-89710-242-0=Bonifatius/3-97476- 420-<br />

X=Lembeck)<br />

Den bei<strong>de</strong>n Herausgebern, <strong>de</strong>m Religionslehrer<br />

und Publizist Marcus Leitschuh und <strong>de</strong>r<br />

Netzwerkadministratorin und Lektorin Cornelia<br />

Pfeiffer, ist es gelungen über 100 Theologen und<br />

Laien, Frauen und Männer, bekannte und unbekannte<br />

Autoren, Deutsche und Auslän<strong>de</strong>r dazu zu<br />

bewegen, Gebete und Meditationen aus ihrem Alltag<br />

und Erleben für unseren Alltag nie<strong>de</strong>rzuschreiben.<br />

Sie la<strong>de</strong>n ein zum Mitbeten und damit<br />

zugleich zum Nachvollziehen ihrer meditativen<br />

Gedanken. Sehr unterschiedlich in Umfang und<br />

Aussagekraft sind zwar die einzelnen Texte, gemeinsam<br />

ist ihnen jedoch die Sehnsucht nach Gemeinschaft<br />

mit <strong>de</strong>m einen Gott und <strong>de</strong>n Menschen<br />

aller Kirchen. Die Einheit <strong>de</strong>r Christen, <strong>de</strong>r<br />

Wunsch nach einem friedlichen Miteinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Kirchen und Religionen, erst recht <strong>de</strong>r Menschen<br />

untereinan<strong>de</strong>r ist <strong>de</strong>r tragen<strong>de</strong> Gedanke aller Texte.<br />

In dieser Form möge die Gebetesammlung<br />

über <strong>de</strong>n ökumenischen Kirchentag 2003 hinaus<br />

wirksam bleiben. Bernhard Merten<br />

Rahner, Karl / Vorgrimler, Herbert<br />

(Hg.)<br />

KKlleeiinneess KKoonnzziillss-kkoommppeennddiiuumm<br />

– Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 29. Aufl. 2002. 775 S.,<br />

€ 19.90 (ISBN 3-451-27735-2)<br />

Masse spricht nicht immer für Qualität, und<br />

Neuauflagen gibt es von schlechten Büchern<br />

genauso wie von guten. In diesem Fall ist die<br />

2002 erschienene 29. Auflage <strong>de</strong>s mittlerweile<br />

in über 100.000 Exemplaren verbreiteten „Kleinen<br />

Konzilskompendiums“ Ausweis <strong>de</strong>r bis<br />

heute kaum zu überschätzen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Konzils für Theologie und Kirche ebenso wie<br />

<strong>de</strong>r Güte <strong>de</strong>s Büchleins selbst, das „alle 16 Texte<br />

<strong>de</strong>s II. Vatikanischen Konzils in <strong>de</strong>utscher<br />

Übersetzung durch eine handliche Ausgabe<br />

möglichst vielen zugänglich machen [will], die<br />

sich dafür interessieren – o<strong>de</strong>r interessieren<br />

sollten“ (11).<br />

Sicher sind unzählige Fachbücher und Kommentare<br />

zum zweiten Vatikanum geschrieben wor<strong>de</strong>n,<br />

die in Forschung und Lehre ihre Verwendung<br />

und Berechtigung fin<strong>de</strong>n. Das vorliegen<strong>de</strong><br />

Konzilskompendium will diese Fachliteratur we<strong>de</strong>r<br />

ersetzen noch ein populärwissenschaftlicher<br />

Rundumschlag sein. Es ist Nachschlagewerk und<br />

erste Einführung zur sachgerechten und kritischen<br />

Übersetzung <strong>de</strong>s Konzils in das Leben <strong>de</strong>r konkreten<br />

Kirche. Es trägt <strong>de</strong>r Überzeugung Rechnung,<br />

dass „nur ein kritischer Leser <strong>de</strong>r Konzilstexte<br />

[...] sich Geist und Buchstaben <strong>de</strong>r Texte<br />

wirklich aneignen [kann] im freien Gehorsam <strong>de</strong>s<br />

mündigen Christen“ (12). Es bietet – aus erster<br />

Hand, in <strong>de</strong>r Verantwortung eines <strong>de</strong>r wichtigsten<br />

Konzilstheologen sowie seines Schülers und<br />

Konzilskenners – eine differenzierte, gehaltvolle<br />

Einführung, die <strong>de</strong>n Unkundigen ebenso wie <strong>de</strong>n<br />

Fachtheologen über <strong>de</strong>n ekklesiologischen Ort<br />

<strong>de</strong>s Konzils, seine formalen und inhaltlichen Beson<strong>de</strong>rheiten,<br />

über zeitlichen Verlauf, Schwerpunkte<br />

und Streitfragen, über Gestalt und Argumentationsgang<br />

<strong>de</strong>r Texte informiert. Es bietet alle<br />

Texte in <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Bischöfen approbierten<br />

Textgestalt sowie ein ausführliches<br />

Sachregister. Alles in allem: es bleibt unerlässliche<br />

Grundlage für alle interessierten Christen,<br />

Theologie-Studieren<strong>de</strong>n, Lehrer/-innen und Theologinnen<br />

und Theologen, die sich mit <strong>de</strong>m großen<br />

aggiornamento <strong>de</strong>r jüngeren Kirchengeschichte<br />

beschäftigen, mit <strong>de</strong>m Ereignis, mit <strong>de</strong>m die Kirche<br />

danach trachtete, „getreu <strong>de</strong>n heiligen Grundsätzen<br />

[...], mit herzhaftem Schwunge ihr Leben<br />

und ihren Zusammenhalt wie<strong>de</strong>r zu stärken, auch<br />

im Hinblick auf alle Gegebenheiten und Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Tages“ (Papst Johannes XXIII. am<br />

30.06.1959). Julia Knop<br />

LLeexxiikkoonn d<strong>de</strong>err RReeffoorr-mmaattiioonnsszzeeiitt<br />

Redaktion: Klaus Grenzer u.<br />

Bruno Steiner (Lexikon für Theologie und Kirche<br />

kompakt). – Freiburg u. a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2002.<br />

874 Sp. m. Karten, € 19.90 (ISBN 3-451-22019-9)<br />

Kritisches Hinschauen ist verlangt, wenn ein<br />

Verlag zur Zweitverwertung seiner Produkte<br />

schreitet. So auch hier im Fall <strong>de</strong>s „Lexikon <strong>de</strong>r<br />

Reformationszeit“. Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Zusammenstellung<br />

von etwa 660 Stichwörtern aus<br />

<strong>de</strong>r dritten Auflage <strong>de</strong>s „Lexikon für Theologie<br />

und Kirche“. Verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Thema ist <strong>de</strong>r Zeitraum<br />

<strong>de</strong>r Reformation. Das schließt sowohl die<br />

Jahrzehnte unmittelbar vor <strong>de</strong>m Auftreten Martin<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

197


LITERATUR & MEDIEN<br />

198<br />

Luthers mit ein wie die katholische Reform und<br />

die reformatorische Bekenntnisbildung. Zu einer<br />

Vielzahl von Personen, Orten und Ereignissen erhält<br />

man soli<strong>de</strong> und umfassen<strong>de</strong> Information. Beson<strong>de</strong>rs<br />

hervorzuheben ist, dass die Literaturangaben<br />

auf <strong>de</strong>m neuesten <strong>Stand</strong> sind. Nachträge<br />

zu einzelnen Artikeln sind im Druck eigens gekennzeichnet.<br />

Ob man freilich mit einem Lexikon einen<br />

Überblick über die Reformationszeit erhält, vor<br />

allem über die Voraussetzungen und die Strömungen,<br />

die dahin führten, aber auch über die großen<br />

Entwicklungen <strong>de</strong>r Konsolidierung und Neuausprägung<br />

konfessioneller Großgruppen, darf nach<br />

<strong>de</strong>r Lektüre durchaus bezweifelt wer<strong>de</strong>n. Aufgenommen<br />

wur<strong>de</strong>n nur die Artikel, die sich ausdrücklich<br />

mit <strong>de</strong>r Reformationszeit beschäftigen.<br />

Dadurch fielen beispielsweise wichtige Informationen<br />

zur Vorreformationszeit unter <strong>de</strong>n Tisch;<br />

Stichworte wie „Volksfrömmigkeit“ o<strong>de</strong>r „Wallfahrt(en)“<br />

sucht man vergebens. Dabei hebt gera<strong>de</strong><br />

die neuere (auch evangelische) Forschung zur<br />

Reformation hervor, dass das „Ereignis Martin<br />

Luther“ auf <strong>de</strong>m Hintergrund einer reichhaltigen,<br />

keineswegs <strong>de</strong>generierten, son<strong>de</strong>rn erneuerten<br />

spätmittelalterlichen Frömmigkeit neu ge<strong>de</strong>utet<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Die spätmittelalterlichen Voraussetzungen<br />

für die Reformation sind eben nicht nur<br />

<strong>de</strong>r „Humanismus“ o<strong>de</strong>r die unter „Kunst und Reformation“<br />

abgehan<strong>de</strong>lte Bil<strong>de</strong>rverehrung und<br />

Bil<strong>de</strong>rkritik, son<strong>de</strong>rn spiegeln sich in <strong>de</strong>n massenhaften<br />

Wallfahrten zur „Schönen Maria“ in Regensburg,<br />

<strong>de</strong>n Altarstiftungen <strong>de</strong>s Bürgertums<br />

o<strong>de</strong>r einer von Berndt Hamm durchaus positiv<br />

apostrophierten „Frömmigkeitstheologie“ wi<strong>de</strong>r.<br />

Analoges ist für die Behandlung <strong>de</strong>r Nachreformationszeit,<br />

also <strong>de</strong>r protestantischen Konfessionsbildung<br />

und Katholischen Reform, zu sagen.<br />

Positiv hervorzuheben ist, dass das Deuteparadigma<br />

„Konfessionalisierung“ behan<strong>de</strong>lt wird. Dass<br />

aber ein Stichwort „Bildung“ fehlt, ist schon befremdlicher.<br />

Noch unverständlicher ist, dass keiner<br />

<strong>de</strong>r großen nachreformatorischen katholischen<br />

Or<strong>de</strong>n aufgenommen ist. Auf diese Weise<br />

fällt die Leistung <strong>de</strong>s Jesuitenor<strong>de</strong>ns für die Reform<br />

<strong>de</strong>s nachreformatorischen Katholizismus<br />

(Schulwesen, Mission, Theologie) ebenso unter<br />

<strong>de</strong>n Tisch wie die volkstümliche Prägekraft, die<br />

von <strong>de</strong>n Kapuzinern ausging. Auch wird unter<br />

<strong>de</strong>m Stichwort „Zölibat“ die konkrete, anstößige<br />

Praxis nicht erwähnt, son<strong>de</strong>rn es wer<strong>de</strong>n lediglich<br />

die rechtlichen Regelungen behan<strong>de</strong>lt. So zeigt<br />

sich in <strong>de</strong>r Zusammenstellung <strong>de</strong>s Lexikons eine<br />

Vernachlässigung mentalitätsgeschichtlicher Aspekte,<br />

<strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung für das Verständnis <strong>de</strong>s<br />

Vorgangs „Reformation“ nicht hoch genug eingeschätzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Vieles wäre aus <strong>de</strong>r elfbändigen Vorlage <strong>de</strong>s<br />

„Lexikon für Theologie und Kirche“ noch herauszuholen<br />

gewesen, doch haben sich die Bearbeiter<br />

auf die Personen- und wichtigsten Stichwortartikel<br />

konzentriert. Dabei ist ein Kompendium<br />

entstan<strong>de</strong>n, das einen guten Überblick bietet<br />

– vor allem, wenn man die Literaturhinweise<br />

zu lesen und zu nutzen versteht –, doch <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />

<strong>Stand</strong> <strong>de</strong>r Reformationsforschung<br />

nur bedingt transparent wer<strong>de</strong>n lässt.<br />

Joachim Schmiedl<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Brox, Norbert<br />

KKiirrcchheennggeesscchhiicchhttee<br />

d<strong>de</strong>ess AAlltteerrttuummss<br />

– Düsseldorf: Patmos Verlag. 6. Aufl. 1998. ppb<br />

2002. 206 S., € 9.95 (ISBN 3-491-69063-3)<br />

Der Patmos Verlag legt jetzt als Paperback-<br />

Ausgabe ohne Überarbeitung <strong>de</strong>s Textes und Ergänzungen<br />

<strong>de</strong>r Literaturangaben die bereits<br />

1983 in 1. Auflage als „Leitfa<strong>de</strong>n Theologie“,<br />

Band 8, und in 6. Auflage im Jahr 1998 erschienene<br />

„Kirchengeschichte <strong>de</strong>s Altertums“ von N.<br />

Brox vor.<br />

„Kirchengeschichtliches Wissen“ – so <strong>de</strong>r Verfasser<br />

in seinem Vorwort – „korrigiert i<strong>de</strong>alistische<br />

und i<strong>de</strong>ologische Abstraktionen in <strong>de</strong>r Theologie,<br />

vor allem aber hilft es, die biblischen und<br />

dogmatischen Aussagen über die maßgebliche Beson<strong>de</strong>rheit<br />

<strong>de</strong>s Verhältnisses von Glaube und Geschichte,<br />

Offenbarung und Historie im Christentum<br />

als Aussagen über die tatsächliche Geschichte<br />

<strong>de</strong>r Menschheit nachzuvollziehen und auszulegen“<br />

(7). Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen.<br />

Der Autor gibt <strong>de</strong>m Stoff vom Anfang <strong>de</strong>r Kirche<br />

„in <strong>de</strong>n kleinen Gruppen von Freun<strong>de</strong>n, Verwandten<br />

und Anhängern Jesu von Nazaret, die<br />

nach Jesu Tod in Galiläa und Jerusalem weiterbestan<strong>de</strong>n<br />

bzw. sich neu gebil<strong>de</strong>t haben“ (9) bis zum<br />

Konzil von Chalzedon im Jahr 451 in 8 Kapiteln<br />

Struktur. Neben <strong>de</strong>r übersichtlichen und prägnanten<br />

Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Buches erleichtert das Namens-<br />

und Sachregister (202-206) die Orientierung.<br />

Die Sprache <strong>de</strong>s nunmehr emeritierten Hochschullehrers<br />

für Alte Kirchengeschichte und Patrologie<br />

aus Regensburg ist konzis, klar, schnörkellos.<br />

Griechische und lateinische Fachbegriffe<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Leser übersetzt. In <strong>de</strong>r Darstellung<br />

kommen neben <strong>de</strong>r theologischen Dimension unbedingt<br />

notwendige geographische Perspektiven<br />

<strong>de</strong>s frühen Christentums in <strong>de</strong>n Blick. Lei<strong>de</strong>r<br />

fehlt visualisieren<strong>de</strong>s Kartenmaterial.<br />

Der Leitfa<strong>de</strong>n kann als gute Vorbereitung für<br />

Examina gelten. Wesentliche Namen, Daten und<br />

Fakten <strong>de</strong>r ersten christlichen Jahrhun<strong>de</strong>rte wer<strong>de</strong>n<br />

vermittelt. Wünschenswert wäre es, wenn<br />

unabdingbar Wichtiges fett gesetzt wäre; Daten<br />

bzw. fett am Rand <strong>de</strong>s Fließtextes. Eine Zeittafel<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Buches wäre kein Überfluss.<br />

Als Religionspädagoge wünschte ich mir,<br />

dass <strong>de</strong>r Fachwissenschaftler N. Brox in wenigen<br />

pointierten Sätzen Entwicklungslinien über sein<br />

Forschungsgebiet hinaus in die Gegenwart gezogen<br />

hätte. Probleme <strong>de</strong>r Alten Kirchengeschichte<br />

müssen nicht nur für junge Leute gegenwärtig<br />

sein. So z.B. 313 das Mailän<strong>de</strong>r Protokoll <strong>de</strong>s Konstantin<br />

und <strong>de</strong>s Licinius. O<strong>de</strong>r 380 das Edikt <strong>de</strong>s<br />

Kaisers Theodosius d. Gr., das alle Reichsbewohner<br />

auf das Bekenntnis von Nizäa verpflichtete und<br />

damit die Staatskirche schuf. Vor allem gilt das<br />

Gesagte für Kapitel „4 Kirchliches Leben und<br />

Organisieren“ (83-136).<br />

Ich begrüße, dass Studieren<strong>de</strong> und etablierte<br />

Religionslehrer/-innen auf die „Kirchengeschichte<br />

<strong>de</strong>s Altertums“ von N. Brox zurückgreifen<br />

können. Bernhard Jendorff<br />

Frank, Isnard Wilhelm<br />

KKiirrcchheennggeesscchhiicchhttee<br />

d<strong>de</strong>ess MMiitttteellaalltteerrss<br />

– Düsseldorf: Patmos Verlag. 4. Aufl. 1997. ppb.<br />

2002. 212 S., € 9.95 (ISBN 3-491-69064-1)<br />

Wie die „Kirchengeschichte <strong>de</strong>s Altertums“<br />

von N. Brox so wird auch die „Kirchengeschichte<br />

<strong>de</strong>s Mittelalters“ <strong>de</strong>s ehemaligen Mainzer Kirchenhistorikers<br />

I. W. Frank aus <strong>de</strong>m Jahr 1984 (Leitfa<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Theologie, Bd.14) und 1997 anno 2002<br />

unverän<strong>de</strong>rt angeboten.<br />

Frank bewältigt didaktisch gekonnt die Fülle<br />

<strong>de</strong>s Stoffs von <strong>de</strong>r Völkerwan<strong>de</strong>rung bis zum spätmittelalterlichen<br />

Konziliarismus, in<strong>de</strong>m er fundamentale<br />

Strukturen herausarbeitet. Die Institution<br />

‘Papsttum’ eignet sich „in beson<strong>de</strong>rer Weise<br />

als Ordnungsprinzip“ (9). Hierin fand die abendländische<br />

Christenheit <strong>de</strong>s Mittelalters ihre Einheit.<br />

Frank weist im Vorwort (9) zu Recht auf die<br />

Lektüre von „1.3 Eigentümlichkeiten <strong>de</strong>r frühmittelalterlichen<br />

Frömmigkeit“ (27-32) und auf<br />

das beson<strong>de</strong>re Studium von „1.4 Umformung <strong>de</strong>r<br />

kirchlichen Verfassung durch Grundherrschaft und<br />

Feudalismus“ (33-49) hin.<br />

Nach <strong>de</strong>m hinführen<strong>de</strong>n 1. Kapitel „Aneignung<br />

und Umformung <strong>de</strong>s Christentums“ (11-<br />

49) wer<strong>de</strong>n 4 Schwerpunkte gesetzt: Kapitel „2<br />

Die früh- und hochmittelalterliche Königskirche“<br />

(50-73). Hier mache ich beson<strong>de</strong>rs auf „2.2<br />

Das Verhältnis von weltlicher und geistlicher<br />

Gewalt im frühen und hohen Mittelalter“ (66-<br />

75) aufmerksam. – In Kapitel „3 Die hochmittelalterliche<br />

Papstkirche“ (76-119) wer<strong>de</strong>n alle im<br />

Lehrplan für <strong>de</strong>n (Kirchen-)Geschichtsunterricht<br />

aufgeführten Themen fachwissenschaftlich<br />

exakt dargestellt, so z.B. die Gregorianische<br />

Reform, <strong>de</strong>r Dictatus Papae, <strong>de</strong>r Investiturstreit<br />

o<strong>de</strong>r die Zwei-Schwerter-Theorie. – Aus Kapitel<br />

„4 Das ‘negotium fi<strong>de</strong>i’ in <strong>de</strong>r hochmittelalterlichen<br />

Kirche“ empfehle ich <strong>de</strong>n Praktikern vorrangig<br />

die Lektüre von „4.1.1 Reformor<strong>de</strong>n und<br />

A<strong>de</strong>l“ (123-124). – Den Schlüssel, die Ereignisse<br />

<strong>de</strong>r Reformation in Deutschland besser verstehen<br />

zu lernen, fin<strong>de</strong> ich in Kapitel „5 Zum<br />

kirchlichen Spätmittelalter“ (166-197). Last but<br />

not least verweise ich gern die Kollegen/-innen<br />

auf die Unterkapitel zur Frömmigkeit (137-145;<br />

192-197), die fachwissenschaftlicher Ausgangspunkt<br />

für das Thema <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe<br />

sein könnten.<br />

W. Frank schrieb einen fachwissenschaftlich<br />

dichten Text, <strong>de</strong>r die tragen<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en und gestalten<strong>de</strong>n<br />

Kräfte <strong>de</strong>s Mittelalters ver<strong>de</strong>utlicht.<br />

Der Text regt zum Detailstudium an. Die angebotenen<br />

– nicht auf <strong>de</strong>m jüngsten <strong>Stand</strong> sich befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

– Literaturangaben sowohl zu <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Kapiteln wie auch die angeführten<br />

Gesamtdarstellungen, Lexika, Quellensammlungen<br />

und Atlanten (198-199) führen <strong>de</strong>n RU<br />

vorbereiten<strong>de</strong>n Lehrer weiter. Ein Studium und<br />

Beruf dienen<strong>de</strong>s Buch ist anzuzeigen.<br />

Bernhard Jendorff


Winkler, Gerhard B.<br />

DDaass PPaappssttttuumm<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Amtsgewalt<br />

von <strong>de</strong>r Antike bis zur Gegenwart. – Innsbruck:<br />

Tyrolia Verlag. 2002. 151 S., € 15.90 (ISBN 3-7022-<br />

2493-9)<br />

Mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r päpstlichen Gewalt beschäftigt<br />

sich das aus Vorlesungen an <strong>de</strong>r Universität<br />

Salzburg hervorgegangene Büchlein <strong>de</strong>s emeritierten<br />

Kirchenhistorikers Gerhard Winkler. Es ist<br />

klar geglie<strong>de</strong>rt, in übersichtliche Kapitel eingeteilt<br />

und bietet eine schnelle Informationsmöglichkeit<br />

über die Geschichte <strong>de</strong>s päpstlichen Primats.<br />

In seinem Durchgang durch die Papstgeschichte<br />

konzentriert sich <strong>de</strong>r Verfasser vor allem auf<br />

die Entwicklung im ersten Jahrtausend. Er beginn<br />

mit <strong>de</strong>m Be<strong>de</strong>utungszuwachs, <strong>de</strong>n die römische<br />

Kirche durch die Apostel Petrus und Paulus erfahren<br />

hat. Das Petrusamt <strong>de</strong>r Bischöfe von Rom<br />

war „ursprünglicher Bestand <strong>de</strong>r apostolischen<br />

Kirche“ (S. 23). In <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />

heterodoxen Gruppierungen wuchsen Wür<strong>de</strong> und<br />

Vorrang <strong>de</strong>s römischen Bischofs. Beispiele sind<br />

<strong>de</strong>r Ketzertaufstreit und die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

um die Kirchenbuße. Bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s dritten<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts war <strong>de</strong>r Vorrang <strong>de</strong>r römischen Kirche<br />

unter <strong>de</strong>n drei Patriarchaten Antiochien, Rom<br />

und Alexandrien geklärt.<br />

Nach <strong>de</strong>r Konstantinischen Wen<strong>de</strong> war das<br />

Papsttum in die Reichskirche eingebun<strong>de</strong>n, musste<br />

jedoch durch <strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utungsverlust <strong>de</strong>s weströmischen<br />

Kaisertums zunehmend eine eigene<br />

Autorität entwickeln. Das geschah auf <strong>de</strong>m Weg<br />

über Legaten zu <strong>de</strong>n im Osten <strong>de</strong>s Reiches stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Konzilien sowie durch die Übernahme<br />

<strong>de</strong>s kaiserlichen Dekretalienstils und an<strong>de</strong>rer weltlicher<br />

Strukturen. Die Päpste wur<strong>de</strong>n zu Schiedsrichtern<br />

in dogmatischen Streitigkeiten. Ihre Autorität<br />

stieg im Lauf <strong>de</strong>s Frühmittelalters beständig<br />

an, auch wenn unter theologischem Gesichtspunkt<br />

ein Leo <strong>de</strong>r Große einem Honorius haushoch<br />

überlegen war. Wichtige Meilensteine <strong>de</strong>r<br />

päpstlichen Amtsgewalt verbin<strong>de</strong>n sich zu<strong>de</strong>m<br />

mit <strong>de</strong>n Missionsinitiativen in England und im<br />

Frankenreich und <strong>de</strong>r Treuebindung <strong>de</strong>r dortigen<br />

Bischöfe an <strong>de</strong>n Stuhl <strong>de</strong>s Petrus.<br />

Die hervorragen<strong>de</strong> Stellung <strong>de</strong>s römischen Bischofs<br />

wur<strong>de</strong> inhaltlich begrün<strong>de</strong>t durch zwei<br />

Fälschungen, nämlich das sogenannte „Constitutum<br />

Constantini“ und die „Pseudoisidorischen Dekretalien“.<br />

Die Päpste nahmen für sich in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Königen und<br />

römischen Kaisern Immunität in Anspruch. Den<br />

Höhepunkt erreichte dieses Papstverständnis unter<br />

Gregor VII., <strong>de</strong>r bis zur Reformation „Handlungsmaximen<br />

für die Päpste“ (S. 78) in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>n Fürsten lieferte. Das Ringen<br />

um die Kirchenfreiheit („libertas ecclesiae“) führte<br />

schließlich zu einer ersten be<strong>de</strong>utsamen Herausbildung<br />

eines päpstlichen Primats, <strong>de</strong>r sich in<br />

Exemtionsprivilegien für Klöster und Or<strong>de</strong>n, in<br />

<strong>de</strong>r Kontrolle <strong>de</strong>s Wallfahrtswesens (bis hin zu <strong>de</strong>n<br />

Kreuzzügen) und in <strong>de</strong>r Beanspruchung <strong>de</strong>r alleinigen<br />

Kompetenz in Heiligsprechungsfragen äußerte.<br />

Innozenz III. und Bonifaz VIII. repräsentieren<br />

<strong>de</strong>n Höhepunkt dieses Anspruchs.<br />

Die Geschichte <strong>de</strong>r päpstlichen Gewalt seit <strong>de</strong>m<br />

14. Jahrhun<strong>de</strong>rt wird von Winkler <strong>de</strong>utlich knapper<br />

behan<strong>de</strong>lt als die <strong>de</strong>s ersten Jahrtausends. Im<br />

Spätmittelalter schien sich zunächst die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s<br />

Konziliarismus durchzusetzen. Die reformatorischen<br />

Kirchen setzten an die Stelle <strong>de</strong>s Papsttums<br />

<strong>de</strong>n fürstlichen Summepiskopat. Die römische Kirche<br />

<strong>de</strong>r Neuzeit <strong>de</strong>utet Winkler im Spannungsfeld<br />

zwischen Dezentralisierung und neuen Einigungsbestrebungen.<br />

Die Erfahrungen <strong>de</strong>r Französischen<br />

Revolution führten dann zu einer Zusammenschau<br />

<strong>de</strong>s päpstlichen Primats und <strong>de</strong>r Unfehlbarkeit<br />

und bereiteten so die Beschlüsse <strong>de</strong>s Ersten<br />

Vatikanischen Konzils vor, <strong>de</strong>ssen Aussagen<br />

über die Glaubenserkenntnis und über <strong>de</strong>n Papst<br />

nach Winkler in einem inneren Zusammenhang zu<br />

sehen sind. Sie sind zu verstehen „als Abschluß eines<br />

fast 1500jährigen Ringens <strong>de</strong>s höchsten geistlichen<br />

Amtes“ (S. 110). Winkler konstatiert, „daß<br />

die Unfehlbarkeitslehre weniger mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Kirchenstaats als solchem zu tun hatte als mit<br />

<strong>de</strong>r Glaubenskrise <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts Hegels, Feuerbachs<br />

und Darwins“ (S. 113).<br />

Winkler hat ein Buch vorgelegt, das prägnant<br />

über die Entwicklung <strong>de</strong>r päpstlichen Gewalt informiert.<br />

Die Freu<strong>de</strong> wäre allerdings ungetrübter,<br />

wenn nicht so viele computertypische Schreibfehler<br />

stehengeblieben wären. Joachim Schmiedl<br />

Ebertz, Michael N.<br />

AAuuffbbrruucchh iinn d<strong>de</strong>err<br />

KKiirrcchhee<br />

Anstöße für ein zukunftsfähiges Christentum.<br />

– Freiburg u. a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2003. 128 S. kart.,<br />

€ 14.90 (ISBN 3-451-27623-1)<br />

Ein erfahrener Religionslehrer, inzwischen<br />

längst in einer kirchlichen Führungsposition, sagte<br />

mir einmal: „Das Problem ist doch, dass es für<br />

unseren Religionsunterricht keine Kirche mehr<br />

gibt.“ Mit guten Grün<strong>de</strong>n setzte er voraus, dass<br />

sich die vielen Religionslehrer/-innen kompetent<br />

bemühen, die Mitte <strong>de</strong>s christlichen Glaubens<br />

sach- und altersgerecht zu vermitteln. Aber wo – so<br />

nicht nur seine Frage damals – kann dieses Evangelium<br />

außerhalb <strong>de</strong>r Schule und <strong>de</strong>s Unterrichts<br />

konkret auch erfahren, geübt und gelernt wer<strong>de</strong>n?<br />

Wo ist in einer älter- und altwer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Frauenkirche<br />

unter Männerführung schöpferischer Lebensraum,<br />

um das im Unterricht Erlernte und das<br />

alltäglich Gelebte glaubend darzustellen, ja herzustellen?<br />

Man kann gera<strong>de</strong> dieses Buch <strong>de</strong>s inzwischen<br />

führen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Kirchensoziologen in einer<br />

doppelten Diagnose zusammenfassen – und das ist<br />

gera<strong>de</strong> für Lehren<strong>de</strong> und Lernen<strong>de</strong> von zentraler<br />

Be<strong>de</strong>utung: Es besteht in <strong>de</strong>n real existieren<strong>de</strong>n<br />

Kirchen ein massives Lernproblem, eine Sprachnot<br />

angesichts <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung zum Verlernen<br />

und Umlernen. Diese (selbst-)beschränkte<br />

Lernfähigkeit ist das eine – und <strong>de</strong>shalb fühlen<br />

sich viele Religionslehrer/-innen, kirchlich gesehen,<br />

oft auf so verlorenem Posten. Das an<strong>de</strong>re: Es<br />

gibt eine Fülle von neuen Lernchancen (manche<br />

re<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb gerne von „Emergenz“, vom Auf-<br />

tauchen <strong>de</strong>s Neuen im Alten), es gibt angesichts<br />

rasanter Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Gesellschaft die<br />

spürbare Einladung zum förmlich pionierhaften,<br />

evangelisatorischen Aufbruch in Neuland. Ein typisches<br />

Beispiel für Lernverweigerung angesichts<br />

<strong>de</strong>r allseits spürbaren Pluralisierungs- und<br />

Differenzierungsvorgänge: die Fixierung auf die<br />

Ortsgemein<strong>de</strong>, mit zunehmen<strong>de</strong>m Verlust all <strong>de</strong>rer,<br />

die eben auch religiös und spirituell immer<br />

mehr chatten, surfen und wählerisch sind. Ein typisches<br />

Beispiel für Lerngewinn: die Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung<br />

symbolischer Formen und Interaktionen<br />

<strong>de</strong>s Christlichen (bis hin zu Happenings und<br />

Events bei beson<strong>de</strong>ren Anlässen), die neue Fülle<br />

geistlicher Gemeinschaften und spiritueller Aufbrüche.<br />

Nicht zufällig äußert sich in einer neueren<br />

empirischen Repräsentativbefragung die Mehrzahl<br />

<strong>de</strong>r befragten Jugendlichen mit <strong>de</strong>m Satz,<br />

dass man „aus <strong>de</strong>r Kirche viel mehr machen<br />

könnte“.<br />

Ebertz glie<strong>de</strong>rt seine 50 Punkte klar und pointiert:<br />

zuerst „Umbrüche“, ablesbar in <strong>de</strong>n Megatrends<br />

<strong>de</strong>r Gegenwartsgesellschaft und ihren<br />

Chancen für Religion und Kirche, dann „Abbrüche“<br />

mit einem lebhaften Plädoyer für die<br />

Überwindung bloß ortsgemeindlicher Pastoral<br />

und Perspektive; „Aufbrüche“ schließlich mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

person-, projekt- und milieu-orientierten<br />

Initiativen und „Inszenierungen“ <strong>de</strong>s Christlichen.<br />

Ebertz hat die notwendigen Theoriezusammenhänge<br />

genau im Auge, hält sie im Text<br />

aber im Hintergrund; vorrangig ist die klar akzentuieren<strong>de</strong><br />

und mit vielen Beispielen treffsicher<br />

akzentuierte Analyse und Perspektive, durchaus<br />

engagiert und mit spürbarer Option; nichts von<br />

<strong>de</strong>r ansonsten weitverbreiteten (inner-) kirchlichen<br />

Larmoyanz, nichts von <strong>de</strong>m ebenfalls üblichen<br />

Klischee<strong>de</strong>nken zwischen links und rechts –<br />

statt<strong>de</strong>ssen eine Fülle von geglückten Formulierungen,<br />

die Alltagserfahrungen in und zwischen<br />

<strong>de</strong>n Kirchen auf <strong>de</strong>n Punkt bringen, und Empfehlungen<br />

wie Perspektiven, die konkret weiter helfen.<br />

Das Buch durchweht ein durch und durch<br />

hoffnungsvoller Atem, befreiend klar in Trenddiagnosen<br />

und stets in <strong>de</strong>r Überzeugung, dass das<br />

Christliche sich sehen lassen kann und etwas Beson<strong>de</strong>res<br />

zu vermitteln hat. Aber es bietet, wie<br />

könnte es auch, keine Rezepte; es sollte für Gruppen<br />

und Einzelne zum Arbeitsbuch wer<strong>de</strong>n, die<br />

Schmerzpunkte <strong>de</strong>r Gegenwartsrealität und die<br />

Zündpunkte pastoraler (wie religionspädagogischer)<br />

Kreativität zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Aus <strong>de</strong>r Vielzahl genauer Beobachtungen und<br />

wichtiger Anregungen sei z.B. <strong>de</strong>r Hinweis hervorgehoben,<br />

dass Geschmacksfragen sozial und<br />

auch religiös an Be<strong>de</strong>utung gewinnen: Nicht mehr<br />

die Wahrheitsfrage steht im Mittelpunkt, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r Test, ob ein Gottesdienst „altmodisch“ o<strong>de</strong>r<br />

„langweilig“ ist, „bunt“ o<strong>de</strong>r „lustig“. Die Ästhetisierung<br />

<strong>de</strong>r Lebenswelt – „schön Essen gehen“<br />

– macht vor Gottesdienst und Glaubensverständnis<br />

nicht Halt. Vergleichbares gilt für die „Dispersion<br />

<strong>de</strong>s Religiösen“: Heute religiös (interessiert)<br />

sein, heißt inter-religiös (interessiert) sein! Was<br />

das für einen dann ökumenischen o<strong>de</strong>r gar interreligiösen<br />

Religionsunterricht be<strong>de</strong>uten könnte<br />

und müsste, <strong>de</strong>r das Konfessorische <strong>de</strong>s eigenen<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

199


LITERATUR & MEDIEN<br />

200<br />

Bekenntnisses nicht verriete, wäre eine <strong>de</strong>r vielen<br />

spannen<strong>de</strong>n Fragen, mit <strong>de</strong>nen man dieses empfehlenswerte<br />

Buch nach <strong>de</strong>r Lektüre aus <strong>de</strong>r<br />

Hand legt und danach, möglichst oft wie<strong>de</strong>r, in<br />

die Hand nehmen sollte. Dass <strong>de</strong>rlei Überlegungen<br />

eines, freilich theologisch promovierten,<br />

Religionssoziologen unbedingt <strong>de</strong>r Ergänzung<br />

seitens <strong>de</strong>r Theologie und Spiritualität bedürfen,<br />

die aus <strong>de</strong>m Reichtum ihrer Geschichte und Gegenwart<br />

dazu mitlernend viel zu sagen hätten,<br />

liegt auf <strong>de</strong>r Hand (und zeigt schmerzhafte Desi<strong>de</strong>rate<br />

an <strong>de</strong>ren Adresse). Gotthard Fuchs<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Scholl, Norbert<br />

DDiiee ggrrooßßeenn TThheemmeenn<br />

d<strong>de</strong>ess cchhrriissttlliicchheenn<br />

GGllaauubbeennss<br />

– Darmstadt: Primus Verlag. 2002. 360 S., € 34,90<br />

(ISBN 3-89678-445-5)<br />

Dieses Buch löst ein, was <strong>de</strong>r Titel verspricht,<br />

<strong>de</strong>nn wirklich alle großen Themen <strong>de</strong>s christlichen<br />

Glaubens wer<strong>de</strong>n in gut lesbarer Form, verständlicher<br />

Sprache und <strong>de</strong>nnoch kurz dargestellt:<br />

Das I. Kapitel „Die Welt als Schöpfung<br />

Gottes“ (13-35) bietet Überlegungen zu <strong>de</strong>n biblischen<br />

Schöpfungsberichten, zu <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

von Glaube und Naturwissenschaft und zu<br />

philosophischen Fragen nach <strong>de</strong>m Wesen <strong>de</strong>s<br />

Menschen. Das II. Kapitel „Existiert Gott?“ (36-<br />

54) gibt einen Einblick über die Entstehung von<br />

Religion, über Gottesbeweise und über Buddhismus,<br />

Hinduismus und Islam. Das III. Kapitel<br />

„,Unser Gott ist ein Noma<strong>de</strong>‘ – Gotteserfahrung im<br />

Volk Israel“ (55-66) ist <strong>de</strong>r Offenbarung Gottes<br />

an Israel gewidmet, und das IV. Kapitel „Wie<br />

glaubwürdig ist die Bibel?“ (67-87) bespricht Einleitungsfragen<br />

zum AT und NT (Aufbau, Entstehungszeit,<br />

Zwei-Quellen-Theorie bei <strong>de</strong>n synoptischen<br />

Evangelien), stellt sich <strong>de</strong>m Problem <strong>de</strong>r<br />

Inspiration (ist die Bibel Gottes- o<strong>de</strong>r Menschenwort?)<br />

und benennt verschie<strong>de</strong>ne Arten, die Bibel<br />

heute zu lesen. Das V. Kapitel „Was wir über Jesus<br />

wirklich wissen“ (88-136) behan<strong>de</strong>lt nach einem<br />

Einblick in das zeitgeschichtliche Umfeld<br />

(soziale Verhältnisse, religiöse Gruppen) ausführlich<br />

das Leben Jesu mit allen strittigen Fragen<br />

(z. B. Jungfrauengeburt? Wie sind Jesu Wun<strong>de</strong>r<br />

zu verstehen? War das Grab leer? Was geschah an<br />

Ostern?). Das VI. Kapitel „So fing es mit <strong>de</strong>r Kirche<br />

an“ (137-153) beschreibt das Leben <strong>de</strong>r jungen<br />

nachösterliche Gemein<strong>de</strong> und das VII. Kapitel<br />

„Ein Gott in drei Personen?“ (154-188) zeichnet<br />

die sich daran anschließen<strong>de</strong> Entwicklung<br />

von Christologie und Trinität nach. Das VIII. Kapitel<br />

„Kirchengeschichte: Eine ,Kriminalgeschichte‘?“<br />

(189-206) bietet einen kurzen Überblick<br />

bis zum II. Vatikanum. Im IX. Kapitel „Kirche<br />

heute – Skandal o<strong>de</strong>r Heilszeichen?“ (207-<br />

304) sind alle wichtigen Themen behan<strong>de</strong>lt, die<br />

das Thema Kirche betreffen, also <strong>de</strong>r Sinn von<br />

Kirche, ihre Struktur in <strong>de</strong>n Ämtern, Dogmen,<br />

Sakramente im Allgemeinen und im Beson<strong>de</strong>ren<br />

(Taufe, Firmung), Heilige, und wie<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n alle<br />

strittigen Fragen benannt (Die Ämterfrage in <strong>de</strong>r<br />

Ökumene, das Priestertum <strong>de</strong>r Frau, das Papsttum<br />

und die Unfehlbarkeit <strong>de</strong>s Papstes, Kleriker –<br />

Laien, <strong>de</strong>r Zölibat, Zeitgemäßheit von Dogmen,<br />

Maria usw.). Das X. Kapitel „Auf <strong>de</strong>m Weg zur<br />

Ökumene“ (305-317) beschreibt das Verhältnis<br />

<strong>de</strong>r römisch-katholischen Kirche zu an<strong>de</strong>ren christlichen<br />

Kirchen und zu an<strong>de</strong>ren Religionen und<br />

das XI. Kapitel „Wozu Theologie?“ (318-328)<br />

stellt dar, was Theologie eigentlich ist. Das XII.<br />

Kapitel „Ewiges Leben?“ (329-346) beschließt<br />

das Buch mit einem Ausblick auf das En<strong>de</strong> mit<br />

<strong>de</strong>n Themen würdiges Sterben, Nahto<strong>de</strong>rfahrungen,<br />

Auferstehung <strong>de</strong>r Toten, Fegefeuer, Gericht,<br />

Hölle, Reinkarnation und Himmel. Ein Namensregister<br />

und ein Verzeichnis <strong>de</strong>r Bibelstellen run<strong>de</strong>n<br />

das sehr ansprechend gestaltete Buch ab.<br />

Bei dieser umfassen<strong>de</strong>n, thematischen Fülle,<br />

die klar geglie<strong>de</strong>rt, systematisch aufgebaut und verständlich<br />

dargestellt wird, ist Scholl so etwas wie<br />

ein Handbuch gelungen, das einem Nichttheologen<br />

entwe<strong>de</strong>r einen vollständigen Überblick über<br />

die gesamte Theologie bietet o<strong>de</strong>r aber als Nachschlagewerk<br />

dienen kann, das ansprechen<strong>de</strong>r und<br />

ausführlicher als ein Lexikonartikel Auskunft zu<br />

<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Themen gibt. Gut ist dabei,<br />

dass gera<strong>de</strong> die Themen, die in Gemein<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

Schule immer wie<strong>de</strong>r gefragt wer<strong>de</strong>n, klar zur<br />

Sprache kommen. Und weil das so verständlich<br />

geschieht, könnte man mit diesem Buch durchaus<br />

auch in <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe im Unterricht<br />

arbeiten. Die Antworten, die Scholl auf diese Fragen<br />

gibt, sind mo<strong>de</strong>rn, wie ja das ganze Buch als<br />

Versuch eingeführt wird, „das mächtige Gebäu<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Theologie“, in <strong>de</strong>m viele Räume verstaubt,<br />

muffig und „dringend renovierungsbedürftig<br />

sind“, zu mo<strong>de</strong>rnisieren, so dass „die Besucher<br />

… ein Haus vorfin<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m es sich (wie<strong>de</strong>r)<br />

wohnen lässt. In <strong>de</strong>m man sich (wie<strong>de</strong>r) wohl<br />

fühlen kann“ (11). Das ist berechtigt. Dennoch<br />

stellt sich mir die grundsätzliche Frage, ob alles<br />

Mo<strong>de</strong>rne wirklich von sich aus schon besser ist<br />

als das Alte, wie es die Einführung nahelegt, o<strong>de</strong>r<br />

ob es nicht manchmal auch notwendig wäre, das<br />

Alte besser zu verstehen und das, was es eigentlich<br />

sagen will, in unsere Sprache zu übersetzen.<br />

Das geschieht zu wenig. Damit zusammen hängt,<br />

dass mir mancher Mo<strong>de</strong>rnisierungsversuch zu einseitig<br />

ist. So wer<strong>de</strong>n etwa, um nur ein Beispiel zu<br />

nennen, die Erscheinungen <strong>de</strong>s Auferstan<strong>de</strong>nen<br />

im Sinne einer (nicht abwertend verstan<strong>de</strong>nen)<br />

Halluzination, also psychologisch, erklärt, ohne<br />

an<strong>de</strong>re Deutungen zu erwähnen, von <strong>de</strong>nen ich<br />

die freilich weniger griffige Auffassung, dass wir<br />

über das Wie <strong>de</strong>r Erscheinungen keine Aussage<br />

machen können, für viel wahrscheinlicher halte.<br />

Ebenfalls bedauernswert fin<strong>de</strong> ich, dass häufig<br />

noch aus <strong>de</strong>r älteren, zweiten Auflage <strong>de</strong>s „Lexikon<br />

für Theologie und Kirche“ zitiert wird, o<strong>de</strong>r<br />

dass am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kapitel in <strong>de</strong>n Literaturangaben<br />

Hinweise zu wichtigen Büchern fehlen,<br />

die eine ergänzen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r abweichen<strong>de</strong> Sicht zu<br />

Scholls Darstellung vertreten: So z. B. zum ganzen<br />

Bereich <strong>de</strong>r Auferstehung Jesu das Buch von<br />

H. Kessler, Sucht <strong>de</strong>n Leben<strong>de</strong>n nicht bei <strong>de</strong>n Toten.<br />

Die Auferstehung Jesu Christi, Topos 2002,<br />

o<strong>de</strong>r zur Thematik <strong>de</strong>r Dreifaltigkeit das Buch von<br />

G. Greshake, An <strong>de</strong>n drei-einen Gott glauben. Ein<br />

Schlüssel zum Verstehen, Her<strong>de</strong>r, 2 1999. Diese<br />

Schlagseite schmälert <strong>de</strong>n Wert dieses Handbuches,<br />

<strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> bei Nichttheologen wären<br />

Hinweise auf an<strong>de</strong>re Meinungen ehrlicher gewesen,<br />

da Scholl in ihm nicht nur seine Meinung äußern<br />

will, son<strong>de</strong>rn beschreiben möchte, wie die<br />

Theologie „sich zu Beginn <strong>de</strong>s dritten Jahrtausends<br />

darstellt“ (11). Sebastian Schnei<strong>de</strong>r<br />

Fischer, Michael<br />

GGeemmeeiinnd<strong>de</strong>eeennttwwiicckk-lluunngg<br />

kkoonnkkrreett<br />

Ein Arbeitsbuch. – München: Kösel-Verlag. 2002,<br />

128 S., € 12,95 (ISBN 3-466-36585-6)<br />

Wie geht es weiter mit unseren Pfarrgemein<strong>de</strong>n<br />

angesichts <strong>de</strong>s eklatanten Pfarrermangels? –<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergrund dieser Ausgangsfrage ermutigt<br />

Michael Fischer dazu, es nicht bei <strong>de</strong>r Bildung<br />

von Seelsorgeeinheiten bewen<strong>de</strong>n zu lassen,<br />

son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m „Handwerkszeug“ <strong>de</strong>r Organisationsberatung<br />

Gemein<strong>de</strong>entwicklung zu betreiben.<br />

Der Vf. arbeitet als Organisationsberater für<br />

kirchliche Krankenhäuser und besitzt als Gemein<strong>de</strong>berater<br />

mehrjährige Erfahrungen in <strong>de</strong>r Begleitung<br />

von Prozessen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>entwicklung.<br />

Mit diesem Lese- und Arbeitsbuch ermutigt<br />

Fischer zu einer konstruktiven und kreativen Weiterentwicklung<br />

<strong>de</strong>r Pfarrgemein<strong>de</strong>n im Kontext<br />

einer Kooperativen Pastoral. Dazu glie<strong>de</strong>rt sich<br />

das Buch in drei Teile: Der erste Teil „Die Zumutungen<br />

Gottes an seine ‚Kirche’“ (13-32) lädt<br />

dazu ein, auf die Situation zu schauen, in <strong>de</strong>r das<br />

Han<strong>de</strong>ln unserer Kirche sich ereignet. Dieser Abschnitt<br />

zeichnet drei Entwicklungslinien einer<br />

Kirche im Wan<strong>de</strong>l, die mit <strong>de</strong>n Schlüsselworten<br />

Volkskirche, Angebots- bzw. Veranstaltungskirche<br />

und Gemein<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gemeinschaften charakterisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. In Anlehnung an das Leitbild Gemein<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Gemeinschaften entfaltet Fischer in<br />

diesem ersten Abschnitt acht Thesen zur Gemein<strong>de</strong>entwicklung<br />

wie beispielsweise: „Die Gemein<strong>de</strong><br />

als Ganze ist Subjekt und Trägerin <strong>de</strong>r Seelsorge.<br />

... Dementsprechend wird die Verantwortung<br />

<strong>de</strong>zentralisiert und die Verantwortlichen wer<strong>de</strong>n<br />

vernetzt.“ (31) Zu dieser <strong>Stand</strong>ortbestimmung einer<br />

Kirche im Wan<strong>de</strong>l entfaltet Fischer im zweiten<br />

Teil vier „Perspektiven für die Gemein<strong>de</strong>pastoral“<br />

(33-80): Aus und mit <strong>de</strong>m Evangelium leben<br />

(35-47), Das ganze Volk Gottes ist zur Mitarbeit<br />

berufen (48-55), Aufbau <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> zu einem<br />

lebendigen Organismus (56-66), und Partnerschaftliche<br />

Leitungskultur (67-80). Der abschließen<strong>de</strong><br />

dritte Teil (81-126) behan<strong>de</strong>lt die Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Stand</strong>ortbestimmung und <strong>de</strong>r Perspektiven.<br />

Es geht hierbei um konkrete Schritte zum<br />

Han<strong>de</strong>ln. Dazu stellt Fischer das Rottenburger<br />

Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>erneuerung vor, zeigt Formen<br />

einer Gemein<strong>de</strong>analyse und gibt nach <strong>de</strong>m<br />

Motto „Aufbruchswillige brauchen Weggefährten“<br />

konkrete Anregungen wie beispielsweise für<br />

die Klausuren <strong>de</strong>s Pfarrgemein<strong>de</strong>rates. Dabei ist<br />

nicht nur dieser Abschnitt, son<strong>de</strong>rn das ganze<br />

Buch so konzipiert, dass es einen reichen Fundus<br />

enthält an Thesen, Schaubil<strong>de</strong>rn, Impulsfragen


und nicht zu letzt an Gebeten, Bibelversen und<br />

Gedichten, die in die einzelnen Abschnitte mit<br />

Bedacht eingestreut sind; dies alles lässt Gemein<strong>de</strong>entwicklung<br />

zu einem Prozess mit Tiefgang<br />

wer<strong>de</strong>n. Joachim Eckart<br />

Claret, Bernd J.<br />

HHooffffnnuunngg iinn eeiinneerr<br />

„„zzeerrbbrroocchheenneenn WWeelltt““<br />

Ein Antwortversuch auf die Sinnfrage (Topos plus<br />

TB. 429). – Kevelaer: TOPOS plus Verlagsgemeinschaft.<br />

2003. 104 S., € 7.90 (ISBN 3-7867-8429-9)<br />

Manche meinen, das gehe nicht zusammen:<br />

Die Christliche Hoffnung und „die Erfahrung einer<br />

`zerbrochenen Welt´“ (S. 23) – ein Begriff,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Werken von Gabriel Marcel häufig auftaucht.<br />

Bernd Claret zeigt, dass es doch geht. Er<br />

nennt die Zustän<strong>de</strong> beim Namen und überzeugt,<br />

weil er <strong>de</strong>n Sinn für die Wirklichkeit schärft und<br />

<strong>de</strong>n wachen Leser reicher macht in seinem Gespür<br />

für die Möglichkeiten, die er hat. Frei von<br />

Gesinnungsprosa und erst recht von Bekenntnislyrik<br />

wird in unaufdringlicher Weise aufgezeigt,<br />

dass man Hoffnung haben kann, vielleicht nicht<br />

darauf, dass die Welt heil ist, aber darauf, dass sie<br />

schön ist und vor allem verbesserungsfähig.<br />

Der Untertitel <strong>de</strong>s Taschenbuches „Ein Antwortversuch<br />

auf die Sinnfrage“ kennzeichnet,<br />

dass das Leben <strong>de</strong>s Menschen in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Gesellschaft geprägt ist durch zunehmen<strong>de</strong>n Orientierungsverlust.<br />

Als Folge dieser Unsicherheiten<br />

und Zweifel hat <strong>de</strong>r Zeitgenosse erhebliche<br />

Probleme, sich auf gemeinsame Vorstellungen<br />

zum Woher und Wohin sowie zum aktuellen<br />

<strong>Stand</strong>ort <strong>de</strong>s Gemeinsinns zu verständigen.<br />

Als ersten und damit flüchtigen Oberflächenbefund<br />

lässt sich festhalten: Allen Vermittlungsinstanzen,<br />

Familie, Schule, Hochschule, Kirchen,<br />

Massenmedien, Politik wird Versagen im Blick<br />

auf die zu erbringen<strong>de</strong> Orientierungsleistung attestiert.<br />

Mit diesem <strong>de</strong>saströsen Bild gibt sich Claret<br />

nicht zufrie<strong>de</strong>n. „Obwohl die Wirklichkeit nicht<br />

kreditwürdig erscheint – so Marcel –, kann aber<br />

ein Mensch dazu bewogen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />

einen Kredit einzuräumen, und zwar aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Hoffnung, die ihm ans Herz gelegt ist,<br />

und aufgrund von Sinn-Erfahrung, welche die<br />

Hoffnung (im Sinne Marcels) beflügeln“ (S. 48).<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>m Sinn <strong>de</strong>s Lebens ist mit<br />

neuer Dringlichkeit erwacht. Wir fin<strong>de</strong>n heute im<br />

<strong>de</strong>utschen Kulturbereich ein ansteigen<strong>de</strong>s Interesse<br />

an unerklärlichen Phänomenen. Das Christliche<br />

ist zwar zurückgetreten, das Religiöse hat<br />

sich dagegen ausgeweitet; christlicher Glaube<br />

`verdunstet´, aber „die Hoffnung ..., dass alles gut<br />

geht“ (S. 69), erfüllt unterschiedliche Bereiche <strong>de</strong>r<br />

weltlichen Wirklichkeit. Diese Ten<strong>de</strong>nz einer unverbindlichen<br />

Religiosität in „unsere(r) `zerbrochen<br />

Welt´“ (S. 110), die eine Art kollektiver<br />

Entwurzelung, einen `Heimatverlust´ anzeigt, verlangt<br />

Orientierungswissen und Glaubenseinsicht,<br />

die sich jedoch ohne Verantwortung vor Gott als<br />

zerstörerisch erweisen. Erst im „Blick auf <strong>de</strong>n<br />

Gekreuzigten“ (S. 112) vermag <strong>de</strong>r Suchen<strong>de</strong>, in<br />

<strong>de</strong>r kulturellen Vielstimmigkeit Antwort zu fin<strong>de</strong>n<br />

auf Fragen, Sehnsüchte und Wünsche, auf die<br />

Sinnfrage <strong>de</strong>s Lebens. Als wie stabil sich die eigene<br />

I<strong>de</strong>ntität dann erweist, hängt nicht allein an<br />

<strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>s christlichen Orientierungswissens,<br />

son<strong>de</strong>rn auch am Zeugnis <strong>de</strong>r Begleiter<br />

beim „Unterwegssein ...: `Das hellste Licht auf<br />

unserem wetterschweren Gang durch dieses Dasein<br />

bleibt die Finsternis von Golgotha´, <strong>de</strong>nn<br />

`am herrlichsten [spricht Gott] in Christus, <strong>de</strong>n zu<br />

erkennen <strong>de</strong>n Menschen ewig macht´“ (S. 113).<br />

Dietmar Höffe<br />

Marx, Reinhard/Wulsdorf, Helge<br />

CChhrriissttlliicchhee<br />

SSoozziiaalleetthhiikk<br />

Konturen – Prinzipien – Handlungsfel<strong>de</strong>r (AMA-<br />

TEKA – Lehrbücher zur katholischen Theologie;<br />

Band XXI).- Pa<strong>de</strong>rborn: Bonifatiusverlag. 2002.<br />

449 S., € 34.90 (ISBN 3-89710-203-X)<br />

AMATECA (Gesellschaft für ein Manuale <strong>de</strong>r<br />

katholischen Theologie) unter <strong>de</strong>m Präsi<strong>de</strong>nten<br />

Kardinal Schönborn gibt in unregelmäßiger Abfolge<br />

eine Reihe heraus, in <strong>de</strong>r alle theologischen<br />

Disziplinen behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n sollen. Inzwischen<br />

sind im Bonifatiusverlag in Pa<strong>de</strong>rborn 22 Bän<strong>de</strong><br />

erschienen.<br />

Die Zugehörigkeit zu einer wissenschaftlichen<br />

Reihe ist diesem Buch auch <strong>de</strong>utlich anzumerken.<br />

So behan<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r erste Teil <strong>de</strong>n wissenschaftstheoretischen<br />

Ansatz <strong>de</strong>r Sozialethik. Dieses<br />

Kapitel hat beson<strong>de</strong>rs für die Be<strong>de</strong>utung, die<br />

sich systematisch <strong>de</strong>m Studium <strong>de</strong>r Sozialethik<br />

widmen. Die verschie<strong>de</strong>nen Aspekt dieser Disziplin<br />

einer philosophischen, über eine glaubensbis<br />

hin zu einer handlungsorientierten Wissenschaft<br />

wer<strong>de</strong>n in einen Bogen gespannt. Christliche<br />

Sozialethik ist die Ethik <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />

Belange.<br />

Im II. Teil wer<strong>de</strong>n diese Grundlagen <strong>de</strong>r christlichen<br />

Sozialethik erarbeitet. Es sind das christliche<br />

Menschenbild, anthropologische Konzepte<br />

und die Gottesebenbildlichkeit <strong>de</strong>s Menschen.<br />

Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Teiles folgt dann eine knappe<br />

Abhandlung über die Entwicklung <strong>de</strong>r kirchlichen<br />

Sozialverkündigung. Hier hätte man sich<br />

vor allem im neueren Teil etwas mehr konkretes<br />

Material gewünscht, dafür hätte <strong>de</strong>r theoretische<br />

Teil gekürzt wer<strong>de</strong> können.<br />

Die Prinzipien <strong>de</strong>r katholischen Soziallehre<br />

wer<strong>de</strong>n im III. Teil dargestellt. Dabei gewinnt das<br />

Prinzip <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, vor allem <strong>de</strong>r sozialen<br />

Gerechtigkeit einen beson<strong>de</strong>ren Stellenwert. Natürlich<br />

wer<strong>de</strong>n auch die klassischen Prinzipien<br />

Personalität, Solidarität und Subsidiarität ergänzt<br />

um Nachhaltigkeit in einer vernunftorientierten<br />

Begründung entwickelt, aber auch theologisch<br />

vertieft, so die Gerechtigkeit in <strong>de</strong>r biblischen<br />

I<strong>de</strong>e vom Reich Gottes.<br />

Während die ersten knapp 200 Seiten <strong>de</strong>r<br />

theoretischen Grundlegung gewidmet sind, wird<br />

<strong>de</strong>r IV. Teil dann praktisch und führt in ausgewählte<br />

Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r christlichen Sozialethik auf etwas<br />

250 weiteren Seiten ein. Hier wird z.B. eine<br />

politische Ethik entfaltet, Menschenechte, Demokratie,<br />

Frie<strong>de</strong>n, Familie bis hin zur Globalisierung<br />

dargestellt, Ausführlich wird eine Rechts-<br />

ethik entwickelt. Dabei wird unter <strong>de</strong>n Einzelproblemen<br />

differenziert das Asylrecht behan<strong>de</strong>lt.<br />

In <strong>de</strong>r Wirtschaftsethik geht es vor allem um<br />

einige Schlüsselbegriffe wie Arbeit, Eigentum<br />

und Verteilung. Es wird <strong>de</strong>m Sharehol<strong>de</strong>r-value-<br />

System (Ziel <strong>de</strong>r Wirtschaft <strong>de</strong>r Gewinn <strong>de</strong>r Aktionäre)<br />

das Stakehol<strong>de</strong>r-value-System (Ziel <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft Gewinn aller Beteiligten, <strong>de</strong>r Eigentümer,<br />

<strong>de</strong>s Managements und <strong>de</strong>r Arbeitnehmer-<br />

Innen) entgegengestellt. Alle sind am Prozess <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftens je auf ihre Weise zu beteiligen. Wo<br />

die Grenzen <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r value liegen wird ja<br />

im Globalisierungsprozess <strong>de</strong>utlich. Eine interessante<br />

Darstellung in diesem Buch, etwas kurz<br />

aber auf <strong>de</strong>m neuesten <strong>Stand</strong> abgehan<strong>de</strong>lt.<br />

Dieses Kapitel schließt ab mit <strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r christlichen Sozialethik für das<br />

3. Jahrtausend. Die anstehen<strong>de</strong>n Fragen wer<strong>de</strong>n<br />

mehr und mehr ökumenisch bearbeitet, hier sind<br />

die konfessionellen <strong>Stand</strong>punkte fast nicht mehr<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n, das gilt vor allem auch von<br />

Deutschland.<br />

Der wissenschaftliche Anmerkungsapparat ist<br />

ausführlich und lädt zum Weiterstudium ein, eine<br />

ausführliche Literaturliste ergänzt das Werk.<br />

Das Buch ist eine sehr gute Einführung in die<br />

Wissenschaft <strong>de</strong>r christlichen Sozialethik. Wohl<br />

<strong>de</strong>shalb hat die Theorie gegenüber <strong>de</strong>n konkreten<br />

Fragen einen gewissen Überhang, die in Auswahl<br />

und knapp dargestellt vorhan<strong>de</strong>n sind. Das liegt<br />

im Konzept <strong>de</strong>s Buches begrün<strong>de</strong>t. Die Abhandlungen<br />

stehen auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r heutigen Diskussion.<br />

Ob das Buch einmal die gleiche Rolle spielen<br />

kann wie das Kompendium christliche Gesellschaftslehre<br />

von Joseph Höffner ist fraglich. Es<br />

richtet sich nicht so sehr an eine interessierte Leserschaft,<br />

son<strong>de</strong>rn an solche, die sich wissenschaftlich<br />

mit diesem Fach auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />

wollen. Für diese ist es ein gelungenes Kompendium,<br />

das längst fällig war. Ernst Leuninger<br />

Vollguth, Klaus (Hg.)<br />

BBuunntt wwiiee GGootttteess<br />

RReeggeennbbooggeenn<br />

Kin<strong>de</strong>rgebete aus aller Welt. Mit Illustrationen<br />

von Maike Rathert. – Kevelaer: Verlag Butzon &<br />

Bercker/Aachen u.a.: Missio. 2002. 48 S. m. 18<br />

farb. Ill., € 8.00 (ISBN 3-7666-0461-9)<br />

Dieses Bändchen bietet Kin<strong>de</strong>rn im Vor- und<br />

Grundschulalter eine inhaltsreiche Sammlung von<br />

Kin<strong>de</strong>rgebeten aus aller Welt an. Zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Tageszeiten, familiären und außerfamiliären<br />

Geschehen kommen in <strong>de</strong>n kleinen Gebeten<br />

unterschiedliche Alltagserfahrungen <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r in kurzen Sätzen zur Sprache. Die farbenfrohen<br />

Illustrationen machen es ihnen leicht,<br />

sich in die Gebetstexte hineinzuversetzen. In <strong>de</strong>r<br />

Einführung weist <strong>de</strong>r Herausgeber mit Recht darauf<br />

hin, dass diese Gebete mit Bedacht gelesen<br />

und gesprochen wer<strong>de</strong>n sollten, erschließen sie<br />

doch dann erst ihren ganzen Reichtum. So können<br />

sie Anregungen wer<strong>de</strong>n zum gemeinsamen<br />

Gebet <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r im Kin<strong>de</strong>rgarten, in <strong>de</strong>r Grundschule,<br />

von Kin<strong>de</strong>rn und Erwachsenen zu Hause.<br />

Ein Büchlein, <strong>de</strong>m man viele kleine Leser<br />

wünscht. Bernhard Merten<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

201


INFOS & AKTUELLES<br />

202<br />

Zur Person<br />

Sabine Christe, Diplom-Religionspädagogin,<br />

ist seit <strong>de</strong>m 1. April 2003<br />

Referentin für Religionspädagogik im<br />

Amt für Kath. Religionspädagogik in<br />

Frankfurt am Main. Sie löst damit Eva<br />

Toussaint ab, die in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>dienst<br />

gewechselt ist. Zu <strong>de</strong>n Aufgabengebieten<br />

von Sabine Christe gehö-<br />

Erstmals in seiner Geschichte hat<br />

<strong>de</strong>r Deutsche Katecheten-Verein eine<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>. Da Professor Karlheinz<br />

Schmitt nach 20-jähriger Tätigkeit als<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Deutschen Katecheten-Vereins,<br />

München, nicht mehr kandidierte,<br />

haben die Delegierten <strong>de</strong>s Vertretertages<br />

die Leiterin <strong>de</strong>s Referates<br />

Schule, Religionsunterricht und Hochschule<br />

im Erzbischöflichen Amt Kiel,<br />

Schulrätin i. K. Marion Schöber, in<br />

dieses Amt gewählt. Marion Schöber<br />

hat in Bonn und Münster die Fächer<br />

Katholische Religion und Kunst für das<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

ren u. a. die Betreuung <strong>de</strong>r Biblio- und<br />

Mediothek, die Beratung und Begleitung<br />

religionspädagogischer Arbeitsgemeinschaften<br />

sowie die Mitarbeit in<br />

<strong>de</strong>r Ausbildung. Sabine Christe absolvierte<br />

an <strong>de</strong>r Kath. Fachhochschule in<br />

Mainz ein Studium <strong>de</strong>r Religionspädagogik.<br />

Seit 1989 war sie in verschie<strong>de</strong>-<br />

Lehramt an <strong>de</strong>r Sekundarstufe I studiert.<br />

Nach ihrem Referendardienst hat<br />

sie zunächst beim Deutschen Roten<br />

Kreuz gearbeitet und war dann von<br />

1992 bis 1998 als Referentin für Religionspädagogik<br />

im <strong>Bistum</strong> Osnabrück<br />

und im Erzbistum Hamburg tätig.<br />

Während dieser Zeit hat sie Religionsunterricht<br />

an verschie<strong>de</strong>nen Grund-,<br />

Haupt-, Real- und Son<strong>de</strong>rschulen in<br />

Schleswig-Holstein erteilt, Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer fortgebil<strong>de</strong>t<br />

und kirchliche Lehrkräfte für <strong>de</strong>n<br />

Religionsunterricht ausgebil<strong>de</strong>t. Seit<br />

nen Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s Mainz als<br />

Gemein<strong>de</strong>referentin tätig. Die Erteilung<br />

von Religionsunterricht in Grundschulen<br />

gehörte hier zu ihrem Hauptarbeitsfeld.<br />

In <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>de</strong>r Grundschullehrer/-innen<br />

war sie als Mentorin<br />

tätig. M.R.<br />

Neue Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Deutschen Katecheten-Vereins<br />

Katholiken feiern vom 12. bis 14. September<br />

in <strong>de</strong>r City ihren regionalen<br />

Katholikentag<br />

Unter <strong>de</strong>m Motto „Kirche fin<strong>de</strong>t<br />

Stadt“ feiern Katholiken <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s<br />

<strong>Limburg</strong> vom 12. bis 14. September<br />

2003 das „Kreuzfest“ in <strong>de</strong>r Frankfurter<br />

Innenstadt. Das Kreuzfest ist <strong>de</strong>r<br />

Höhepunkt <strong>de</strong>r <strong>Limburg</strong>er Kreuzwoche<br />

und wird je<strong>de</strong>s Jahr als regionaler Katholikentag<br />

in einem <strong>de</strong>r elf Bezirke <strong>de</strong>s<br />

<strong>Bistum</strong>s gefeiert.<br />

Zum Auftakt <strong>de</strong>s Kreuzfestes la<strong>de</strong>n<br />

viele katholische Gemein<strong>de</strong>n am Freitag,<br />

12. September, am Spätnachmittag<br />

und Abend zu Gottesdiensten und Begegnungen<br />

in <strong>de</strong>n Stadtteilen ein. Im Alten<br />

Hauptzollamt in <strong>de</strong>r Domstraße, <strong>de</strong>m<br />

künftigen „Haus am Dom“ wird um<br />

17.00 Uhr die Ausstellung „Lichtinsel“<br />

eröffnet, die einen emotionalen Zugang<br />

zu Fragen um die pränatale Diagnostik<br />

eröffnen will.<br />

Die offizielle Eröffnung <strong>de</strong>s Festes<br />

fin<strong>de</strong>t am Samstag, 13. September, um<br />

11.00 Uhr, auf <strong>de</strong>r Bühne am Liebfrauenberg<br />

statt, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>Limburg</strong>er Bischof<br />

Franz Kamphaus und Stadt<strong>de</strong>kan Raban<br />

Tilmann sprechen. Nach <strong>de</strong>r Eröffnung<br />

präsentieren sich zwischen Zeil<br />

und Römerberg Gemein<strong>de</strong>n, Verbän<strong>de</strong><br />

und Initiativen an Stän<strong>de</strong>n beim Offenen<br />

Forum <strong>de</strong>n Besuchern <strong>de</strong>s Festes.<br />

Auf <strong>de</strong>r großen Bühne am Liebfrauenberg<br />

gibt es ein buntes Programm. In vier<br />

Schwerpunkten wollen die Katholiken<br />

aus Frankfurt und <strong>de</strong>m ganzen <strong>Bistum</strong><br />

1998 leitet sie das Referat Schule, Religionsunterricht<br />

und Hochschule im Erzbischöflichen<br />

Amt in Kiel. Im neu gegrün<strong>de</strong>ten<br />

DKV-Diözesanverband Hamburg<br />

hat sie <strong>de</strong>n Vorsitz übernommen;<br />

seit 1999 arbeitet sie auch im DKV-<br />

Bun<strong>de</strong>svorstand mit. Für Frau Schöber<br />

ist <strong>de</strong>r Münsteraner Religionspädagoge<br />

Michael Wedding in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>svorstand<br />

nachgerückt. Heike Felsner, Mag<strong>de</strong>burg,<br />

Professor Dr. Rudolf Englert, Essen,<br />

und Dr. Hans-Willi Win<strong>de</strong>n, Aachen,<br />

sind erneut in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>svorstand gewählt<br />

wor<strong>de</strong>n. D.W.<br />

Kreuzfest <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> in Frankfurt: „Kirche fin<strong>de</strong>t Stadt“<br />

<strong>de</strong>utlich machen, was sie unter <strong>de</strong>m<br />

Motto „Kirche fin<strong>de</strong>t Stadt.“ verstehen.<br />

Bei <strong>de</strong>n Veranstaltungen zu „Religion<br />

kreuzt Kulturen“ treten Christen<br />

in <strong>de</strong>n Dialog mit an<strong>de</strong>ren Kulturkreisen<br />

und Menschen an<strong>de</strong>rer Muttersprache.<br />

Beson<strong>de</strong>rs interessant sind dabei die<br />

Talkrun<strong>de</strong> „Mehrsprachige Kin<strong>de</strong>r – eine<br />

Chance für die Zukunft“ um 12.30<br />

Uhr in <strong>de</strong>n Römerhallen, die Exkursion<br />

in eine Moschee um 12.15 Uhr o<strong>de</strong>r ein<br />

Gespräch zum Thema „Das Kreuz mit<br />

<strong>de</strong>m Kreuz“, Wissenswertes über Kreuzzüge,<br />

ebenfalls in <strong>de</strong>n Römerhallen um<br />

16.30 Uhr.<br />

Bei „Sinn sucht Leben“ geht es um<br />

die Suche <strong>de</strong>r Großstädter nach <strong>de</strong>m<br />

Sinn ihres Lebens und nach Dingen, die<br />

ihnen dabei Halt geben. Zu diesem The-


ma ist die Liebfrauenkirche <strong>de</strong>n ganzen<br />

Tag geöffnet. Das interaktive Spontantheater<br />

„Subito“ nimmt sich zwischen<br />

11.00 Uhr und 17.00 Uhr <strong>de</strong>s Themas auf<br />

<strong>de</strong>r Bühne am Liebfrauenberg an und<br />

mit <strong>de</strong>r Aussage „Küssen ist Beten“<br />

wirbt <strong>de</strong>r Benediktinerpater Wunibald<br />

Müller um 15.00 Uhr in <strong>de</strong>r Liebfrauenkirche<br />

für die Sinnlichkeit und Lust<br />

am Leben. Wem <strong>de</strong>r Sinn nach „Engeln“<br />

steht, <strong>de</strong>r kann sich von Schriftstellerin<br />

Andrea Schwarz zwischen<br />

11.00 Uhr und 17.00 Uhr zwischen Zeil<br />

und Römer über die Seriösität und Echtheit<br />

von Engeln „aufklären“ lassen.<br />

Das Thema „Wirtschaft prägt<br />

Werte“ zeigt die Gegensätze <strong>de</strong>r Stadt<br />

Frankfurt: ökonomische Macht und sozialer<br />

Abstieg liegen dicht beieinan<strong>de</strong>r.<br />

Beim Forum „Bock auf Arbeit“ von<br />

11.00 Uhr bis 17.00 Uhr zwischen Zeil<br />

und Römer können Jugendliche mit Paten<br />

vom Projekt „Arbeitsplätze schaffen<br />

mit Phantasie“ Kontakte für die Zukunft<br />

knüpfen. Mit <strong>de</strong>r „Linie 11“ lernen<br />

die Besucher bei einer Straßenbahn-Son<strong>de</strong>rfahrt<br />

das soziale Engagement<br />

<strong>de</strong>r Kath. Kirche zwischen<br />

Höchst und Fechenheim kennen.<br />

Am Abend wird im Historischen<br />

Garten auf <strong>de</strong>m Römerberg von 19.00<br />

Uhr bis 21.00 Uhr vom PAX-Theater und<br />

seinen Freun<strong>de</strong>n und Freundinnen „Das<br />

Frankfurter Evangelienspiel“ aufgeführt.<br />

Mitwirken<strong>de</strong> sind 90 hören<strong>de</strong> und gehörlose<br />

Spielerinnen und Spieler.<br />

Das Wesentliche fin<strong>de</strong>n<br />

Meditation – Besinnung – Exerzitien<br />

im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong><br />

Juli bis Dezember 2003<br />

Unter <strong>de</strong>m Motto „Das Wesentliche<br />

fin<strong>de</strong>n“ ist eine Übersicht <strong>de</strong>r Exerzitienangebote<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s <strong>Limburg</strong> für<br />

die Monate Juli bis Dezember 2003 erschienen.<br />

Das Angebot reicht von Ignatianischen<br />

Exerzitien über Exerzitien in Gemeinschaft,<br />

Meditation/Besinnung, Regelmäßige<br />

Meditationsangebote, Kur-<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tages steht ein<br />

„Abend <strong>de</strong>r Begegnungen“ an. Internationale<br />

Musik, Kabarett, Apfelwein<br />

und Hessische Spezialitäten la<strong>de</strong>n nicht<br />

nur die Kreuzfestbesucher, son<strong>de</strong>rn alle<br />

Frankfurter und Gäste <strong>de</strong>r Stadt zum<br />

Verweilen ein.<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>m Kreuzfest wird<br />

in Frankfurt <strong>de</strong>r Diözesanjugendtag gefeiert,<br />

<strong>de</strong>n um 14.00 Uhr Bischof Franz<br />

Kamphaus und Diözesanjugenpfarrer<br />

Wolfgang Pax auf <strong>de</strong>r Bühne am Liebfrauenberg<br />

eröffnen. Jugendliche aus<br />

<strong>de</strong>m ganzen <strong>Bistum</strong> kommen, um unter<br />

<strong>de</strong>m Motto „FRAtour“ gemeinsam<br />

Frankfurt zu erleben. 18 Expeditionen<br />

stehen auf <strong>de</strong>m Programm, die die vielen<br />

Facetten <strong>de</strong>r Lebens- und Arbeitswelt<br />

in <strong>de</strong>r Mainmetroloe wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />

Um 19.00 Uhr beginnt im Dom ein experimenteller<br />

Wortgottesdienst unter<br />

<strong>de</strong>m Titel „Via lucis – Eine Nacht mit<br />

Klang und Gesang und Licht“. In St.<br />

Bernhard heißt es dann ab 21.00 Uhr<br />

„Irish Pub und Party“. Liturgischer Höhepunkt<br />

und Abschluss <strong>de</strong>s Kreuzfestes<br />

ist das Pontifikalamt mit Bischof Franz<br />

Kamphaus am Sonntag, 14.9.2003,um<br />

10.00 Uhr auf <strong>de</strong>m Römerberg. Im Anschluss<br />

an <strong>de</strong>n Gottesdienst gibt es auf<br />

<strong>de</strong>m Paulsplatz ein einfaches Mittagessen.<br />

Das ausführliche Programm <strong>de</strong>s<br />

Kreuzfestes fin<strong>de</strong>t sich im Internet unter<br />

<strong>de</strong>r Adresse:<br />

www.kreuzfest-frankfurt.<strong>de</strong><br />

se zum Thema „Rhythmus – Atmen –<br />

Bewegung“, Tagesveranstaltungen bis<br />

hin zu Tagen <strong>de</strong>r Vorbereitung auf Advent<br />

und Weihnachten.<br />

Falls keine beson<strong>de</strong>re Zielgruppe<br />

angegeben ist, richten sich die Angebote<br />

an alle Interessierten je<strong>de</strong>n Alters.<br />

Anmeldungen zu <strong>de</strong>n einzelnen Veranstaltungen<br />

erfolgen zumeist direkt bei<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Veranstaltern, bei <strong>de</strong>nen<br />

auch ausführlichere Programme erhältlich<br />

sind. Die entsprechen<strong>de</strong>n Adressen,<br />

Fon- und Fax-Nummern, z.T. auch<br />

Als Broschüre liegt es in allen katholischen<br />

Kirchen in Frankfurt sowie<br />

im Kirchenla<strong>de</strong>n „i-punkt“ in <strong>de</strong>r Neuen<br />

Kräme nahe <strong>de</strong>r Hauptwache aus.<br />

Stichwort: Kreuzfest<br />

Im Jahr 1959 wur<strong>de</strong> das Kreuzfest<br />

<strong>de</strong>r Katholiken im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong><br />

zum ersten Mal gefeiert. Von Anfang<br />

an war es mit <strong>de</strong>r vorausgehen<strong>de</strong>n<br />

Kreuzwoche (einer Veranstaltungswoche,<br />

die sich verschie<strong>de</strong>nen<br />

Zielgruppen zuwen<strong>de</strong>t und alljährlich<br />

in <strong>Limburg</strong> durchgeführt wird)<br />

als eine Art Diözesan-Katholikentag<br />

gedacht.<br />

Das Fest wird je<strong>de</strong>s Jahr in einem<br />

an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r 11 Bezirke <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s<br />

ausgerichtet. Es setzt thematische,<br />

spirituelle und kulturelle Akzente<br />

in <strong>de</strong>r jeweiligen Region. In<br />

seinem Mittelpunkt aber steht die<br />

Kreuzfeier mit <strong>de</strong>r Verehrung <strong>de</strong>r<br />

Kreuzreliquie, die in <strong>de</strong>r kostbaren<br />

Staurothek aufbewahrt wird.<br />

Reliquie und Behälter stammen<br />

aus Konstantinopel. Sie gelangten im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s barbarischen Kreuzzuges<br />

von 1204, bei <strong>de</strong>m die Stadt Konstantinopel,<br />

die christliche „Mutter <strong>de</strong>r<br />

Welt“, <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n gleichgemacht<br />

wur<strong>de</strong>, über Umwege in das <strong>Bistum</strong><br />

Trier. Seit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s<br />

<strong>Limburg</strong> befin<strong>de</strong>t sich diese Kostbarkeit<br />

im <strong>Limburg</strong>er Domschatz.<br />

E-Mail-Anschriften sind auf einer eigenen<br />

Übersichtsseite <strong>de</strong>s Faltblattes<br />

enthalten.<br />

Das Faltblatt kann bestellt wer<strong>de</strong>n bei:<br />

Diözese <strong>Limburg</strong>, Referat Exerzitien,<br />

Roncalli-Haus<br />

Friedrichstraße 26-28<br />

65185 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Fon: 0611/174124<br />

Fax: 0611/174122<br />

e-mail:<br />

t.schumacher@roncallihaus.<strong>de</strong><br />

INFO 32 · 3/2003<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

203


INFOS & AKTUELLES<br />

204<br />

Priesterseminar <strong>Limburg</strong> ausgezeichnet<br />

Dem Ergebnis <strong>de</strong>r Umbaumaßnahmen<br />

im Bischöflichen Priesterseminar<br />

und damit auch insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m bislang<br />

wenig beachteten Bibliotheksflügel,<br />

in <strong>de</strong>m jetzt zusätzlich auch das Diözesanarchiv<br />

untergebracht wur<strong>de</strong>, ist<br />

eine hohe Ehre zuteil gewor<strong>de</strong>n. Ein<br />

unabhängiges Auswahlgremium von<br />

Architekten hat <strong>de</strong>n Bau Priesterseminar<br />

<strong>Limburg</strong>, Weilburger Straße 16, für<br />

<strong>de</strong>n Tag <strong>de</strong>r Architektur 2003 in beson<strong>de</strong>rer<br />

Weise ausgezeichnet: „Sie haben<br />

sich für eine Architektur entschie<strong>de</strong>n,<br />

die Maßstäbe setzt und Vorbildcharakter<br />

hat“, so <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Architekten-<br />

und Stadtplanerkammer Hessen in<br />

seiner Nominierungs- und Gratulationsmitteilung.<br />

Die Auszeichnung ehrt und<br />

würdigt das planungsbüro mehring +<br />

heuser (Darmstadt) für seine herausragen<strong>de</strong><br />

Leistung.<br />

Anlass <strong>de</strong>r umfangreichen Umbaumaßnahmen<br />

im Gebäu<strong>de</strong> war die Unterbringung<br />

<strong>de</strong>s Diözesanarchivs innerhalb<br />

<strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Bibliotheksbaues,<br />

<strong>de</strong>r 1929 von Dominikus Böhm<br />

für die Bücherschätze <strong>de</strong>r Diözesanbibliothek<br />

errichtet wor<strong>de</strong>n war. Nach Fertigstellung<br />

<strong>de</strong>r Umbauarbeiten, die nicht<br />

nur eine neue Fassa<strong>de</strong>ngestaltung, ein<br />

durchgängiges Farb- und Materialkonzept,<br />

funktionsgemäße Lichtführungen,<br />

Bisher einmalig in ganz Deutschland:<br />

ein Kirchenführer für Muslime.<br />

Ein Pilotprojekt <strong>de</strong>s Katholischen Bildungswerkes<br />

Frankfurt und CIBEDO,<br />

erschienen in Frankfurt am Main. Am<br />

14. Mai wur<strong>de</strong> die 50-seitige Broschüre<br />

erstmals <strong>de</strong>r Presse vorgestellt.<br />

Der Führer ist eine Einladung an<br />

Menschen <strong>de</strong>s islamischen Glaubens,<br />

die sich in einer Kirche einerseits sehr<br />

fremd und an<strong>de</strong>rerseits sehr heimisch<br />

fühlen. Mit seiner Hilfe lassen sich Ähnlichkeiten<br />

und Unterschie<strong>de</strong> zwischen<br />

christlichen Kirchen und Moscheen ent-<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Kirchenführer für Muslime<br />

Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Diözesanbibliothek <strong>Limburg</strong> © planungsbüro mehring + heuser · Foto: Uwe Spoering<br />

Klima- und Akustikanfor<strong>de</strong>rungen zu<br />

realisieren hatte, ist auch im Bibliotheks-<br />

und Archivbereich durch das Gestaltungspotential<br />

<strong>de</strong>s kompetenten Planungsbüros<br />

eine Innenarchitektur geschaffen<br />

wor<strong>de</strong>n, die sehr beachtlich ist.<br />

In Ergänzung und notwendiger Integration<br />

<strong>de</strong>r Arbeits- und Benutzerräume<br />

von Diözesanarchiv und -bibliothek<br />

wur<strong>de</strong> eine Gestaltung gefun<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>cken. Dabei wer<strong>de</strong>n wesentliche Elemente<br />

eines Kirchenbaus zu Elementen<br />

einer Moschee in Verbindung gesetzt, etwa<br />

Weihwasserbecken und Waschgelegenheit<br />

o<strong>de</strong>r Bibel und Koran. Das soll<br />

vor allem <strong>de</strong>m Zweck <strong>de</strong>r besseren Verständigung<br />

von Menschen dienen, die<br />

bei<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Religionen angehören,<br />

und helfen, gegenseitige Vorurteile<br />

abzubauen, sagen die Autoren.<br />

Die I<strong>de</strong>e zu <strong>de</strong>m Führer entstand im<br />

Ausschuss <strong>de</strong>s Frankfurter Stadtsynodalrats<br />

„Dialog mit <strong>de</strong>m Islam“. Die<br />

konkrete Ausgestaltung übernahmen Dr.<br />

die z.T. mit ungewöhnlichen Mitteln die<br />

vorgegebene Baugestalt respektiert und<br />

zugleich zeitgemäße Akzente setzt.<br />

Am 29. Juni, <strong>de</strong>m Tag <strong>de</strong>r Architektur<br />

2003, war von <strong>de</strong>n eingela<strong>de</strong>nen<br />

Besuchern, die das neu gestaltete Priesterseminar<br />

interessiert, kritisch und neugierig<br />

in ihren Blick nahmen, viel Lob<br />

zu hören: eine Architektur, die sich sehen<br />

lassen kann. G.H.<br />

Barbara Huber-Rudolf und Alexan<strong>de</strong>r<br />

Rudolf von CIBEDO, <strong>de</strong>r Fachstelle <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Bischofskonferenz für <strong>de</strong>n<br />

interreligiösen Dialog mit Muslimen,<br />

mit Sitz in Frankfurt.<br />

Die Konzeption <strong>de</strong>s Pilot-Projekts ist<br />

bei christlichen Islam-Referentinnen<br />

und -Referenten in ganz Deutschland auf<br />

großes Interesse gestoßen, und auch von<br />

offizieller Seite <strong>de</strong>r katholischen Kirche<br />

wur<strong>de</strong> die Veröffentlichung begrüßt: Der<br />

Frankfurter Stadt<strong>de</strong>kan Raban Tilmann<br />

lobte das Werk als „Pioniertat im interreligiösen<br />

Dialog“.


An<strong>de</strong>re Diözesen planen nun ähnliches<br />

für ihre Gemein<strong>de</strong>n. Schulen und<br />

Kin<strong>de</strong>rgärten haben mit <strong>de</strong>m Kirchenführer<br />

unmittelbar umsetzbares Arbeitsmaterial.<br />

Mit <strong>de</strong>m gedruckten Kirchenführer<br />

für Muslime ist das Projekt aber<br />

noch nicht abgeschlossen. Kirchengemein<strong>de</strong>n<br />

haben die Möglichkeit, über<br />

die Internet-Webpage www.cibedo.<strong>de</strong><br />

interaktive Elemente zu nutzen. So steht<br />

beispielsweise ein Computerspiel zum<br />

Download bereit. Außer<strong>de</strong>m lässt sich<br />

<strong>de</strong>r Text <strong>de</strong>s Kirchenführers als pdf-Datei<br />

herunterla<strong>de</strong>n, um ihn mit lokalen Informationen<br />

aus <strong>de</strong>r eigenen Gemein<strong>de</strong><br />

zu ergänzen.<br />

Das neue Bibelmuseum in Frankfurt<br />

Rechtzeitig zum „Jahr <strong>de</strong>r Bibel<br />

2003“ wur<strong>de</strong> am 19.1. dieses Jahres in<br />

Frankfurt das „Bibelhaus am Museumsufer<br />

– Erlebnismuseum“ als Dauerausstellung<br />

eröffnet.<br />

„Wir wollten eine völlig neue Art<br />

von Ausstellung, die eigentlich kein Besucher<br />

erwartet“, meint Pfarrer Jürgen<br />

Schefzyk, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s neuen Projektes.<br />

Und so fin<strong>de</strong>t man in diesem Museum<br />

auch kaum Vitrinen. Vielmehr soll<br />

man ganz bewusst mit allen Sinnen einen<br />

neuen Zugang zur Bibel gewinnen.<br />

Dass die Bibel in einer ganz an<strong>de</strong>ren<br />

Welt als <strong>de</strong>r unseren entstan<strong>de</strong>n ist,<br />

wird <strong>de</strong>n Besuchern schon bald nach<br />

Betreten <strong>de</strong>s Museums <strong>de</strong>utlich. Wer<br />

will, kann sich als Noma<strong>de</strong> verklei<strong>de</strong>n<br />

und so in die frem<strong>de</strong> Welt <strong>de</strong>r Bibel eintauchen.<br />

In einem voll ausgestatteten<br />

Noma<strong>de</strong>nzelt sitzend, kann man sich<br />

dann ganz wie Abraham fühlen. „Es<br />

geht uns aber nicht darum, hier ein romantisieren<strong>de</strong>s<br />

Noma<strong>de</strong>ni<strong>de</strong>al zu vermitteln“,<br />

schränkt Jürgen Schefzyk jedoch<br />

gleich ein. „Wir wollen hier erlebbar<br />

machen, wie an<strong>de</strong>rs das Leben früher<br />

war. Dazu gehört auch, dass man<br />

hier nachfühlen kann, dass Gastfreundschaft<br />

ganz wichtig für das Überleben<br />

<strong>de</strong>r Noma<strong>de</strong>n war, und dass ihre Wertvorstellungen<br />

ganz an<strong>de</strong>rs waren als bei<br />

uns heute.“ Und so ergibt sich unter <strong>de</strong>n<br />

Besuchern, die im Zelt Platz genommen<br />

haben, auch schnell eine Diskussion<br />

über die heutigen Lebensbedingungen<br />

<strong>de</strong>r Menschen im Nahen Osten.<br />

In <strong>de</strong>r ehemaligen Kirche, die auf<br />

Grund <strong>de</strong>s Mitglie<strong>de</strong>rschwun<strong>de</strong>s aufgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n musste, ließ sich natürlich<br />

nicht die ganze Welt <strong>de</strong>r Bibel<br />

darstellen. Die Museumsmacher haben<br />

sich daher entschlossen, einige wenige<br />

charakteristische Aspekte herauszuheben<br />

und sie entsprechend auszugestalten.<br />

Steht das Noma<strong>de</strong>nzelt für die Welt<br />

<strong>de</strong>s Alten Testaments, so soll <strong>de</strong>r Nachbau<br />

eines vor wenigen Jahren im See<br />

Genezareth gefun<strong>de</strong>nen Fischerbootes<br />

die Lebenswelt <strong>de</strong>r Jünger Jesu aufzeigen.<br />

Ein nachgebautes Schreibpult, <strong>de</strong>ssen<br />

Vorlage aus <strong>de</strong>m Skiptorium in Kloster<br />

Eberbach stammt, soll das handschriftliche<br />

Abschreiben <strong>de</strong>r Bibel illustrieren,<br />

das über Jahrhun<strong>de</strong>rte hinweg<br />

praktiziert wur<strong>de</strong>. An einem Nachbau<br />

<strong>de</strong>r Gutenbergpressen<br />

kann man sich dann<br />

selbst eine Seite ausdrucken.<br />

Da die Orgel<br />

in <strong>de</strong>r ehemaligen Kirche<br />

erhalten bleiben<br />

musste, bot es sich an,<br />

eine eigene Abteilung<br />

über die Musik in <strong>de</strong>r<br />

Bibel und ihre Weiterentwicklung<br />

in <strong>de</strong>r Kirchengeschichte<br />

zu gestalten.<br />

Teile <strong>de</strong>r Holzverkleidung<br />

<strong>de</strong>r Orgel<br />

wur<strong>de</strong>n entfernt und<br />

durch Plexiglasscheiben<br />

ersetzt, so dass man das<br />

Innenleben einer Orgel<br />

studieren kann.<br />

Im Mittelpunkt <strong>de</strong>s<br />

Museumsraums steht eine<br />

überdimensionale Bibel,<br />

in <strong>de</strong>ren Innenleben<br />

sich reichlich Technik<br />

versteckt. Wie alle Ausstellungsstücke<br />

ist natür-<br />

Nähere Infos gibt es bei:<br />

CIBEDO<br />

Balduinenstraße 62, 60599 Frankfurt<br />

Fon 0 69 / 72 64 91, Fax 0 69 / 72 30 52<br />

Dort können auch die gedruckten Kirchenführer<br />

gegen eine Schutzgebühr von<br />

3.00 € bestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

lich auch diese Bibel begehbar. „Was die<br />

Besucher im Inneren <strong>de</strong>r Bibel erwartet,<br />

wird nicht verraten. Hier soll je<strong>de</strong>r seine<br />

eigene Möglichkeit haben, <strong>de</strong>r Bibel in<br />

neuer und unerwarteter Weise zu begegnen“,<br />

sagt Jürgen Schefzyk.<br />

Wie mo<strong>de</strong>rn die Bibel sein kann,<br />

wird an <strong>de</strong>n zahlreichen Computerstationen<br />

<strong>de</strong>utlich. Hier wer<strong>de</strong>n nicht nur<br />

Inhalte durch Hör- und Bildstationen<br />

vertieft, son<strong>de</strong>rn hier kann man auch<br />

selbst Erfahrungen mit <strong>de</strong>r multimedialen<br />

Aufbereitung <strong>de</strong>r Bibel machen. Alle<br />

<strong>de</strong>rzeit in <strong>de</strong>utscher Sprache erhältlichen<br />

Computerprogramme stehen hier<br />

Begehbare Bibel © Foto: Wolfgang Zwickel<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

205


INFOS & AKTUELLES<br />

206<br />

zur Verfügung, zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n speziell<br />

für dieses Museum auch einige Programme<br />

neu entwickelt. Ob man diesen<br />

Bereich nun – einem aktuellen Sprachgebrauch<br />

folgend – als e-learning o<strong>de</strong>r<br />

aber nur als Spielerei bezeichnen will:<br />

Vor allem von Jugendlichen sind diese<br />

Plätze immer stark belagert.<br />

Im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Bibelmuseen<br />

in Deutschland wur<strong>de</strong> in diesem<br />

Museum <strong>de</strong>r Mitmach- und Erlebnischarakter<br />

beson<strong>de</strong>rs stark betont. Die starke<br />

Resonanz <strong>de</strong>r Besucher zeigt, dass sich<br />

hier ein neuer Zugang zur Bibel fin<strong>de</strong>t.<br />

Ein Zugang, <strong>de</strong>r die Bibel nicht als antiquiertes<br />

Buch darstellt, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r neue<br />

Verständnismöglichkeiten erschließt.<br />

Der Besuch dieses Museums ist<br />

beson<strong>de</strong>rs für Gruppen interessant, weil<br />

Gemäß <strong>de</strong>n „Leitlinien <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Bischofskonferenz zum Vorgehen<br />

bei sexuellem Missbrauch Min<strong>de</strong>rjähriger<br />

durch Geistliche“, die auf <strong>de</strong>r<br />

Herbstvollversammlung <strong>de</strong>r Bischöfe<br />

im September 2002 beschlossen wur<strong>de</strong>n,<br />

hat Bischof Franz Kamphaus die<br />

Pastoralpsychologin Dr. Josefine Heyer<br />

zur Bischöflichen Beauftragten bei sexuellem<br />

Missbrauch für die Diözese<br />

<strong>Limburg</strong> ernannt. Die Or<strong>de</strong>nsschwester,<br />

die <strong>de</strong>r Gemeinschaft <strong>de</strong>r Maria-<br />

Ward-Schwestern angehört, trat ihr Amt<br />

am 1. April 2003 an. Gleichzeitig trat im<br />

<strong>Bistum</strong> auch eine Verfahrensordnung<br />

zur Durchführung <strong>de</strong>r Leitlinien <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Bischofskonferenz in Kraft.<br />

Nach<strong>de</strong>m im vergangenen Jahr im<br />

In- und Ausland durch das Bekanntwer<strong>de</strong>n<br />

von Fällen sexuellen Missbrauchs<br />

Min<strong>de</strong>rjähriger durch Geistliche<br />

eine kirchenweite Diskussion über<br />

das Thema entbrannt war, verabschie<strong>de</strong>te<br />

die Deutsche Bischofskonferenz<br />

auf ihrer turnusmäßigen Herbstvollversammlung<br />

im letzten September eine<br />

Leitlinie zum Vorgehen bei sexuellem<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

man sich gegenseitig austauschen kann<br />

und so die Erfahrungen in <strong>de</strong>m Museum<br />

sicherlich intensiver wer<strong>de</strong>n. Der<br />

Andrang von Gruppen ist jedoch so<br />

groß, dass man sich schon einige Monate<br />

vorher einen Termin in <strong>de</strong>r Geschäftsstelle<br />

reservieren lassen muss.<br />

Bibelhaus am Museumsufer –<br />

Erlebnismuseum<br />

Metzlerstraße 19<br />

60594 Frankfurt<br />

Tel.: 069/66426525<br />

Fax: 069/66426526<br />

E-mail und Internet:<br />

frankfurterbibelgesellschaft@t-online.<strong>de</strong><br />

www.frankfurter-bibelgesellschaft.<strong>de</strong><br />

Missbrauch Min<strong>de</strong>rjähriger durch Geistliche.<br />

Darin wur<strong>de</strong> ein einheitliches Vorgehen<br />

<strong>de</strong>r Bistümer bei Verdacht auf<br />

sexuellen Missbrauch festgelegt und<br />

gleichzeitig bestimmt, dass die Diözesen<br />

für ihren Bereich Bischöfliche Beauftragte<br />

benennen sollten.<br />

Schwester Dr. Josefine Heyer wird<br />

in Zukunft im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> die<br />

Anlaufstelle sein, wenn <strong>de</strong>r Verdacht<br />

sexuellen Missbrauchs auftritt. Alle<br />

kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind durch die Leitlinien verpflichtet,<br />

Missbrauchsfälle zu mel<strong>de</strong>n.<br />

Aber auch Betroffene o<strong>de</strong>r Eltern von<br />

Opfern können sich direkt an die Beauftragte<br />

wen<strong>de</strong>n. Diese wird eine erste<br />

Untersuchung <strong>de</strong>s Verdachtes vornehmen<br />

und weitere Schritte einleiten<br />

– von einer innerkirchlichen Voruntersuchung<br />

bis zur Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>n staatlichen Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n.<br />

Ihr zur Seite steht ein Arbeitsstab sexueller<br />

Missbrauch (AsM), <strong>de</strong>r u. a. mit<br />

einem Juristen, einem Priester, einem<br />

Richter <strong>de</strong>s Diözesangerichtes und ei-<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di: 09.00-12.00 Uhr<br />

Mi/Do: 15.00-20.00 Uhr,<br />

Fr: 15.00-18.00 Uhr<br />

Ab 1.5. Sa/So: 14.00-18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

Erwachsene 3,- €<br />

ermäßigt 2,- €<br />

Familien 5,- €<br />

Kin<strong>de</strong>r unter 6 Jahren frei<br />

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung<br />

<strong>de</strong>s Katholischen Bibelwerks<br />

aus „Welt und Umwelt <strong>de</strong>r Bibel“, Heft<br />

2/2003, S. 70-71<br />

Bischof ernennt Or<strong>de</strong>nsschwester zur Beauftragten<br />

bei Missbrauchsverdacht<br />

nem psychiatrischen Sachverständigen<br />

besetzt sein wird. Diesem Arbeitsstab<br />

obliegt vor allem die psychologische<br />

und seelsorgliche Betreuung und Begleitung<br />

möglicher Opfer und <strong>de</strong>r Täter<br />

sowie die Überwachung, ob in einem<br />

Verdachtsverfahren die Verfahrensordnung<br />

eingehalten wird, <strong>de</strong>r Schutz von<br />

Persönlichkeitsrechten gewahrt bleibt<br />

und eine ausreichen<strong>de</strong> Information <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit gegeben ist.<br />

Schwester Heyer ist telefonisch o<strong>de</strong>r<br />

per Fax erreichbar unter <strong>de</strong>r Nummer<br />

(0 61 72) 94 64 78. Die Ernennung von<br />

Schwester Heyer und die Verfahrensordnung<br />

sind im Amtsblatt Nr. 4/2003<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s <strong>Limburg</strong> nachzulesen. Das<br />

Amtsblatt ist im Internet auf <strong>de</strong>r Homepage<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s <strong>Limburg</strong> unter<br />

http://www.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong> veröffentlicht.<br />

Die Leitlinien <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Bischofskonferenz sind ebenfalls im<br />

Internet zu fin<strong>de</strong>n unter http://dbk.<strong>de</strong>/<br />

presse/pm2002/pm2002092702.html.


I. Zielsetzung<br />

Die Stiftung DEY för<strong>de</strong>rt charakterlich<br />

geeig-nete Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche,<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und Stu<strong>de</strong>nten/-innen<br />

aus katholischen Familien, die eine hohe<br />

Begabung intellektueller o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer<br />

Art besitzen, i<strong>de</strong>ell und materiell. Durch<br />

ihre För<strong>de</strong>rung will die Stiftung DEY zur<br />

Heranbildung qualifizierten katholischen<br />

Nachwuchses in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Bereichen unserer Gesellschaft<br />

beitragen.<br />

II. För<strong>de</strong>rungskriterien<br />

Für eine Bewerbung müssen folgen<strong>de</strong><br />

Kriterien gleichzeitig erfüllt sein:<br />

• katholische Konfession<br />

• beson<strong>de</strong>re Begabung und fachliche<br />

Qualifikation<br />

• kirchliches Engagement<br />

• charakterliche Eignung<br />

III. För<strong>de</strong>rungsleistungen<br />

• Zuwendungen durch einmalige<br />

o<strong>de</strong>r periodische Geldleistungen<br />

•Unterstützung beim Ergreifen<br />

bestehen<strong>de</strong>r Bildungsmöglichkeiten<br />

und bei <strong>de</strong>r Erschließung neuer<br />

Bildungswege<br />

•Ermöglichung menschlicher Kontakte<br />

innerhalb <strong>de</strong>s geför<strong>de</strong>rten Kreises<br />

IV. För<strong>de</strong>rungsdauer<br />

Die För<strong>de</strong>rung wird zunächst für die<br />

Dauer eines Kalen<strong>de</strong>rjahres gewährt.<br />

Eine Verlängerung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung kann<br />

vom Stipendiaten, von <strong>de</strong>r Stipendatin<br />

ggf. beantragt wer<strong>de</strong>n. Vor <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

über eine weitere För<strong>de</strong>rung<br />

wird u.a. durch eine Leistungskontrolle<br />

(Arbeitsbericht) festgestellt, ob dies<br />

gerechtfertigt ist. Eine Verlängerung wird<br />

jeweils für <strong>de</strong>n Zeitraum eines weiteren<br />

Jahres gewährt.<br />

Anträge sind zu richten an:<br />

Bischöfliches Ordinariat<br />

Kuratorium <strong>de</strong>r Stiftung DEY<br />

z. Hd. Herrn Dr. Eckhard Nordhofen<br />

Rossmarkt 12<br />

65549 <strong>Limburg</strong>/Lahn<br />

V. Bewerbungs- und<br />

Auswahlverfahren<br />

Es gilt das Prinzip <strong>de</strong>r Selbstbewerbung.<br />

Der standardisierte Bewerbungsbogen<br />

kann mit einem formlosen Schreiben<br />

bei <strong>de</strong>r Stiftung angefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die vollständigen Bewerbungsunterlagen<br />

müssen bis spätestens 31.12. für das<br />

Folgejahr vorliegen.<br />

Die Bewerbung soll folgen<strong>de</strong> Unterlagen<br />

enthalten:<br />

• Bewerbungsbogen<br />

• ausführlicher Lebenslauf<br />

• Zusammenstellung <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Ausbildungs- und Studienschwerpunkte<br />

• ggf. eine Darstellung <strong>de</strong>s<br />

Dissertationsvorhabens<br />

•Abschlusszeugnisse bzw. sonstige<br />

Qualifikationen und Nachweise<br />

• Referenz durch einen Priester<br />

und/o<strong>de</strong>r Pastorale Mitarbeiter/-in<br />

Bewerber/-innen, die in die engere<br />

Wahl einbezogen wer<strong>de</strong>n, bittet die<br />

Stiftung zu einem Gespräch.<br />

Die endgültige Entscheidung über einen<br />

För<strong>de</strong>rungsantrag trifft das Kuratorium.<br />

Das Bemühen um eine möglichst faire,<br />

umfassen<strong>de</strong> Beurteilung <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />

eines je<strong>de</strong>n Bewerbers, einer je<strong>de</strong>n<br />

Bewerberin kennzeichnet das Auswahlverfahren<br />

<strong>de</strong>r Stiftung; dazu gehört ein<br />

differenziertes Verständnis von Begabung.<br />

Auf generalisieren<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong>n<br />

zu ihrer Bestimmung wird bewusst<br />

verzichtet. Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht die<br />

individuelle Bewertung von Eignung,<br />

Leistungsfähigkeit und –bereitschaft mit<br />

Blick auf das jeweils angestrebte<br />

Bildungs- bzw. Ausbildungsziel.<br />

Das Kuratorium erwartet, dass <strong>de</strong>r/die<br />

Bewerber/-in darüber informiert, ob<br />

von einer an<strong>de</strong>ren Einrichtung eine<br />

För<strong>de</strong>rung beantragt wur<strong>de</strong> bzw. bereits<br />

geleistet wird.<br />

Grün<strong>de</strong> für die Aufnahme o<strong>de</strong>r die<br />

Ablehnung wer<strong>de</strong>n nicht mitgeteilt. Ein<br />

Rechtsanspruch auf Aufnahme in die<br />

För<strong>de</strong>rung besteht nicht.<br />

BISTUM LIMBURG<br />

Die unselbstständige<br />

Stiftung DEY mit <strong>de</strong>m Sitz<br />

in <strong>Limburg</strong> an <strong>de</strong>r Lahn<br />

geht zurück auf eine<br />

Schenkung <strong>de</strong>r<br />

Geschwister Dey aus <strong>de</strong>m<br />

Jahr 1987


INFO<br />

3/2003<br />

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Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik und Jugendarbeit 2002<br />

Ge<strong>de</strong>nken und Erinnerung<br />

„Der Bu<strong>de</strong>nzauber <strong>de</strong>r Erinnerungskultur“<br />

„Kooperation Daniel von Libeskind Staat und bebaut Kirche Ground im Bereich Zero Bildung /<br />

Joachim Jacobi August Heuser<br />

„Unterschie<strong>de</strong> erkennen und Unterschie<strong>de</strong> bejahen!” -<br />

„Erinnern<br />

Ein Gespräch<br />

und Ge<strong>de</strong>nken<br />

zwischen<br />

als<br />

Prof.<br />

Leitkategorien<br />

em. Dr. Hartmut<br />

religiösen<br />

von Hentig<br />

Lernens“<br />

Holger Dörnemann<br />

und Dr. Eckhard Nordhofen<br />

„Erinnerung (auf-)bauen“<br />

„Was Architektur ist schief <strong>de</strong>s an Ge<strong>de</strong>nkens Pisa? - Sieben in Thesen Berlin und / Thomas New Ruster York<br />

Ute Lonny-Platzbecker<br />

Sie suchen einen bestimmten Artikel,<br />

von <strong>de</strong>m Sie nicht wissen, in welcher<br />

Ausgabe er erschienen ist?<br />

Sie interessieren sich für die Themen<br />

<strong>de</strong>r aktuellen o<strong>de</strong>r einer zurückliegen<strong>de</strong>n<br />

Ausgabe?<br />

Sie möchten Ihren Religionsunterricht<br />

durch originelle unterrichtspraktische Hilfen<br />

beleben?<br />

Sie sind neugierig, wie die sog. Populär-<br />

Kultur und Ihr Religionsunterricht in einen<br />

fruchtbaren Dialog treten können?<br />

Sie suchen anregen<strong>de</strong> theologische<br />

und religionspädagogische Literatur?<br />

INFO 4/2002<br />

INFO 3/2003<br />

Was ist schief an Pisa?<br />

Zeit für die Zeit<br />

„Pascha und Eucharistie“<br />

Jüdisches und christliches Erinnern<br />

Thomas Menges<br />

PDF<br />

Sie möchten sich fortbil<strong>de</strong>n und suchen<br />

eine Veranstaltung?<br />

Sie wollen ein Themenheft bestellen<br />

o<strong>de</strong>r die Zeitschrift abonnieren?<br />

Sie wollen einfach auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n<br />

bleiben, was rund um <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> passiert?<br />

Dies und vieles mehr bietet Ihnen INFO<br />

online. Unter www.ifrr.<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n Sie im<br />

Internet die neue Online-Ausgabe <strong>de</strong>r<br />

„Informationen für Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer“ im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong><br />

– Besuchen Sie uns im World Wi<strong>de</strong> Web!


Bestell-Liste<br />

Themen <strong>de</strong>r Hefte 1980 – 2003<br />

Die nachfolgen<strong>de</strong>n Hefte können, solange <strong>de</strong>r Vorrat reicht, nachbestellt wer<strong>de</strong>n:<br />

Jahrgang 1980<br />

Heft 1/2: *Audiovisuelle Medien<br />

Heft 3: * Die Bibel im Religionsunterricht<br />

Heft 4: Audiovisuelle Medien �<br />

Jahrgang 1981<br />

Heft 1/2: Beten in <strong>de</strong>r Schule �<br />

Heft 3: Im Dialog �<br />

Heft 4: * Für euch und für alle<br />

Jahrgang 1982<br />

Heft 1/2: Religiöse Erziehung in <strong>de</strong>r Eingangsstufe �<br />

Heft 3: Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Primarstufe �<br />

Heft 4: * Religionsunterricht<br />

Jahrgang 1983<br />

Heft 1: * Katholische Soziallehre<br />

Heft 2/3:* Nehmet einan<strong>de</strong>r an ...<br />

Heft 4: * Das Reich Gottes ist nahe ... (Mk 1.15)<br />

Jahrgang 1984<br />

Heft 1/2:* Maria<br />

Heft 3: * Das Kirchenjahr<br />

Heft 4: Lebenswege – Glaubenswege �<br />

Jahrgang 1985<br />

Heft 1/2:* 750 Jahre <strong>Limburg</strong>er Dom<br />

Heft 3: * Theologie <strong>de</strong>r Befreiung<br />

Heft 4: Armuts-Bewegungen �<br />

Jahrgang 1986<br />

Heft 1/2: Kirche im Aufbruch �<br />

Heft 3: Christen und Ju<strong>de</strong>n �<br />

Heft 4: Mit Wi<strong>de</strong>rsprüchen leben �<br />

Jahrgang 1987<br />

Heft 1/2:* Christen und Muslime<br />

Heft 3: * Christen und New Age<br />

Heft 4: Christen und Schöpfung �<br />

Jahrgang 1988<br />

Heft 1: Afrika begegnen – MISEREOR ‘88 �<br />

Heft 2/3: Schule und Leben �<br />

Heft 4: * Mystik und Politik<br />

Jahrgang 1989<br />

Heft 1/2: Brennpunkt: Religionsunterricht �<br />

Heft 3: * Sakramente im Religionsunterricht<br />

Heft 4: * Der lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Mensch – Der lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gott<br />

Jahrgang 1990<br />

Heft 1: * Paulus – Der Lehrer<br />

Heft 2/3:* Religion und Musik<br />

Heft 4: Impulse für die Kirche �<br />

Jahrgang 1991<br />

Heft 1/2: *Prophetinnen und Propheten im<br />

Religionsunterricht<br />

Heft 3: Mitwelt – Schöpfung �<br />

Heft 4: Neue Re<strong>de</strong> von Maria �<br />

Jahrgang 1992<br />

Heft 1/2:* Herausfor<strong>de</strong>rung Islam<br />

Heft 3: * Biotechnik und Ethik<br />

Jahrgang 1993<br />

Heft 1: Qumran Essener Jesus �<br />

Heft 2/3:* Sterben / Tod / Eschatologie<br />

Heft 4: Religionsunterricht und Literatur �<br />

Jahrgang 1994<br />

Heft 1: * Fundamentalismus in Gesellschaft und Kirche<br />

Heft 2: * Von Gott re<strong>de</strong>n im Religionsunterricht<br />

Heft 3: Kirchengeschichte im Religionsunterricht �<br />

Heft 4: Das Erste Tesament und die Christen �<br />

Jahrgang 1995<br />

Heft 1: „Wenn die Kirche zur Schule geht ...“ �<br />

Heft 2: „Ich wer<strong>de</strong> von meinem Geist ausgießen<br />

über alles Fleisch“ (Apg 2,17) �<br />

Heft 3: Gespeicherte Erinnerung –<br />

Das Museum als Lernort �<br />

Heft 4: „Ich war hungrig; und ihr ...“ (Mt 25,35; 42)<br />

Vom Umgang mit <strong>de</strong>r Armut �<br />

Anzahl Anzahl<br />

Jahrgang 1996<br />

Heft 1: „Ihr seid zur Freiheit berufen ...“ (Gal 5,13)<br />

Er-löst! �<br />

Heft 2: „Er stellte ein Kind in ihre Mitte ...“ (Mt 18,1) �<br />

Heft 3: „... und spielte vor ihm allezeit.“ (Spr. 8,30 b) �<br />

Heft 4: Konfessionalität <strong>de</strong>s Religionsunterrichts �<br />

Jahrgang 1997<br />

Heft 1: * „Und vergib uns unsere Schuld.“ (Mt 6,12)<br />

Heft 2: * Alternativ leben<br />

Heft 3: Mit mehr Sinn(en) leben �<br />

Heft 4: „Typisch Mädchen?“<br />

Mädchenerziehung in <strong>de</strong>r Schule �<br />

Jahrgang 1998<br />

Heft 1: „Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt!“<br />

(Ez 18,32) �<br />

Heft 2: „Vergesst mir die Berufsschüler nicht“ �<br />

Heft 3: Gemeinschaft <strong>de</strong>r Heiligen. Große Gestalten <strong>de</strong>s<br />

<strong>Bistum</strong>s und ihre Wirkung in unserer Zeit �<br />

Heft 4: * Ju<strong>de</strong>n – Muslime – Christen.<br />

Die drei Kin<strong>de</strong>r in Abrahams Schoß<br />

Jahrgang 1999<br />

Heft 1: Gottes Er<strong>de</strong> – Zum Wohnen gemacht.<br />

Unsere Verantwortung für die Schöpfung �<br />

Heft 2: En<strong>de</strong>? Apokalyptische Visionen in<br />

Vergangenheit und Gegenwart �<br />

Heft 3: Begegnungen mit <strong>de</strong>m Buddhismus �<br />

Heft 4: Jugendliche I<strong>de</strong>ntität–Christlicher Glaube �<br />

Jahrgang 2000<br />

Heft 1: * Heiliges Jahr 2000<br />

Heft 2: * RU online. Neue Medien im Religionsunterricht<br />

Heft 3: Kirchenraum als Lernort �<br />

Heft 4: „Schwarz greift ein“. Vom kritischen Verhältnis<br />

kirchlicher Religiosität zur „civil religion“<br />

Jahrgang 2001<br />

�<br />

Heft 1: Erinnerung für die Zukunft.<br />

Kirchengeschichte im Religionsunterricht �<br />

Heft 2: * Religionsunterricht – Da steckt Musik drin<br />

Heft 3: * Chancen sehen – Der Religionsunterricht <strong>de</strong>r<br />

Zukunft<br />

Heft 4: Auf <strong>de</strong>r Suche nach einer lebendigen<br />

Mystik<br />

Jahrgang 2002<br />

Heft 1: * In <strong>de</strong>r Spur <strong>de</strong>s Auferstan<strong>de</strong>nen –<br />

leiblich auferstehen<br />

�<br />

Heft 2: „Das wäre ja gelacht!“ Humor und<br />

Komik im Religionsunterricht �<br />

Heft 3: Perspektivenwechsel – Behin<strong>de</strong>rung mit<br />

an<strong>de</strong>ren Augen sehen �<br />

Heft 4: Was ist schief an PISA? �<br />

Jahrgang 2003<br />

Heft 1: * Der achte Schöpfungstag?<br />

Heft 2: „Nimm und lies!“ �<br />

Heft 3: Zeit für die Zeit �<br />

* Diese Ausgaben sind vergriffen.<br />

je Ausgabe € 1.60<br />

INFO<br />

Name<br />

Vorname<br />

Schule<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

Bitte ausfüllen, kopieren<br />

und faxen an:<br />

06431/295-237<br />

o<strong>de</strong>r per Post sen<strong>de</strong>n an:<br />

Dezernat<br />

Schule und Hochschule<br />

Bischöfliches Ordinariat<br />

<strong>Limburg</strong><br />

Dipl.-Theol. Martin W. Ramb<br />

Postfach 1355<br />

65533 <strong>Limburg</strong>


INFOS & AKTUELLES<br />

210<br />

PZ 01/2003<br />

10.09.2003, 14.30 Uhr, bis 12.09.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Internet im Religionsunterricht<br />

Einführung in das Internet<br />

Andreas Greif, Fulda<br />

Religionslehrer/-innen aller Schularten<br />

– Begrenzte Teilnehmerzahl (max. 15) –<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Wissenswertes über PISA und <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

Eine Orientierungshilfe für Religionslehrerinnen und<br />

Religionslehrer<br />

Vorgelegt von <strong>de</strong>n rheinland-pfälzischen (Erz-)Diözesen:<br />

Köln, <strong>Limburg</strong>, Mainz, Speyer, Trier<br />

Erarbeitet von:<br />

Bernd Lambert, Josef Meller, Martin W. Ramb, Dr.<br />

Clauß Peter Sajak, Dieter Skala<br />

Herausgeber:<br />

Bischöfliches Ordinariat <strong>Limburg</strong><br />

Dezernat Schule und Hochschule<br />

Postfach 13 55<br />

65533 <strong>Limburg</strong>/Lahn<br />

Fon 06431/295-235<br />

Fax 06431/295-237<br />

E-Mail schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

www.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Redaktion:<br />

Martin W. Ramb<br />

Veranstaltungen<br />

PÄDAGOGISCHES<br />

<strong>de</strong>r Bistümer im Lan<strong>de</strong> Hessen<br />

Herstellung:<br />

JVA Diez, <strong>Limburg</strong>er Straße 122, 65582 Diez<br />

© Verlag <strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariates <strong>Limburg</strong>,<br />

<strong>Limburg</strong>/Lahn 2003<br />

1. Auflage 2003<br />

Auflage: 13.000<br />

ISBN 3-921221-14-5<br />

Die DIN A5-Broschüre ist für 1.00 € (zzgl. Versandkosten)<br />

zu beziehen über:<br />

Bischöfliches Ordinariat <strong>Limburg</strong><br />

Dezernat Schule und Hochschule<br />

Postfach 13 55<br />

65533 <strong>Limburg</strong>/Lahn<br />

Fon 06431/295-235<br />

Fax 06431/295-237<br />

E-Mail schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Versand erfolgt mit Rechnung.<br />

PZ 02/2003<br />

12.09.2003, 18.00 Uhr, bis 14.09.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Erzählwerkstatt: Bibel<br />

Spielerisch biblische Geschichten erzählen<br />

Thomas Hofmeister-Höfener, Sen<strong>de</strong>nhorst<br />

Lehrer/-innen aller Schularten, Sek I und II, Deutsch-, Ethik- und<br />

Religionslehrer/-innen<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 03/2003<br />

22.09.2003, 14.30 Uhr, bis 24.09.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Pädagogik <strong>de</strong>r Begegnung III<br />

Teamarbeit und Teamentwicklung in <strong>de</strong>r Schule unter<br />

Lehren<strong>de</strong>n und Lernen<strong>de</strong>n. Anregungen zu einer<br />

neuen Kultur <strong>de</strong>s Miteinan<strong>de</strong>r im Lehren und Lernen.<br />

Karl Wilhelm Wolf, <strong>Limburg</strong><br />

Lehrer/-innen aller Schularten und Fächer<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

Anzeige


PZ 04/2003<br />

29.09.2003, 14.30 Uhr, bis 01.10.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Mathematische Mo<strong>de</strong>lle als Spiegel<br />

<strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />

Dr. Martin Bracke, Kaiserslautern; StD Hans-Georg Tischbein,<br />

Westerburg<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Mathematik und Naturwissenschaften<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 05/2003<br />

07.10.2003, 10.00-17.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Populäre Musik im Religionsunterricht<br />

Arthur Thömmes, Gusenburg<br />

Musik-, Religionslehrer/-innen <strong>de</strong>r Sek I und Sek II und<br />

Berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen<br />

Eigenkostenanteil: 6.00 €<br />

PZ 06/2003<br />

13.10.2003, 14.30 Uhr, bis 15.10.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Biblisches in <strong>de</strong>r Dichtung<br />

Beate-Irene Hämel, Frankfurt<br />

Deutsch-, Ethik- und Religionslehrer/-innen<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 07/2003<br />

15.10.2003, 14.30 Uhr, bis 17.10.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Ängstlicher Riese und mutige Maus<br />

Bil<strong>de</strong>r und Geschichten wer<strong>de</strong>n lebendig.<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r szenischen Umsetzung von<br />

Bil<strong>de</strong>rn und Kin<strong>de</strong>rbüchern<br />

Elke Mai-Schrö<strong>de</strong>r, Frankfurt<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Klassen 1 bis 5<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 08/2003<br />

15.10.2003, 14.30 Uhr, bis 17.10.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Biblische Botschaft in Bil<strong>de</strong>rn ent<strong>de</strong>cken<br />

mit Originallithographien von Marc Chagall<br />

Religionspädagogische Lernchancen von Bil<strong>de</strong>rn<br />

im Religionsunterricht<br />

Sabine Tischbein, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Ethik-, Kunst-, Religionslehrer/-innen und alle Interessierten<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 09/2003<br />

04.11.2003, 10.00 Uhr, bis 05.11.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

– In Kooperation mit <strong>de</strong>m ILF Mainz –<br />

Religionspädagogik lernen ohne Religion?<br />

Mechthild Frey-Brand, Mainz; Jürgen Weiler, Mainz; u. a.<br />

Religionslehrer/-innen an Fachschulen für Sozialpädagogik<br />

Eigenkostenanteil: 12.00 €<br />

PZ 10/2003<br />

05.11.2003, 14.30 Uhr, bis 07.11.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Wahrnehmen und Bewegen als<br />

Grundlage für Lernen und Verhalten<br />

Dorothea Beigel, Wetzlar<br />

Erzieher/-innen, Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Grundschulen und <strong>de</strong>r Sekundarstufen I<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 11/2003<br />

05.11.2003, 14.30 Uhr, bis 07.11.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

„Ringen mit Jakob“ o<strong>de</strong>r:<br />

Biblische Überlieferungen ins Spiel bringen<br />

Eine Einführung in das Bibliodrama<br />

Gerhard Hielscher, <strong>Limburg</strong>; Irmgard Kaspar, Hadamar<br />

Ethik- und Religionslehrer/-innen an Grundschulen und in <strong>de</strong>n<br />

Sekundarstufen II<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 12/2003<br />

06.11.2003, 10.00-17.00 Uhr<br />

St. Angela-Schule, Königstein<br />

Zwangsarbeit in <strong>de</strong>r Kirche<br />

Besuch und Kennenlernen <strong>de</strong>r Ausstellung im<br />

Kontext Schule.<br />

Bis min<strong>de</strong>stens 2004 wird die Ausstellung an verschie<strong>de</strong>nen Orten<br />

im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> gezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Regine Gabriel, Ge<strong>de</strong>nkstätte Hadamar; Barbara Wieland,<br />

Frankfurt; Joachim Rotberg, Frankfurt<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Sekundarstufen I und II mit <strong>de</strong>n Fächern: Deutsch, Ethik,<br />

Geschichte, Politik und Religion<br />

Eigenkostenanteil: 6.00 €<br />

PZ 13/2003<br />

10.11.2003, 14.30 Uhr, bis 12.11.2003, 13.00 Uhr<br />

Erbacher Hof, Mainz<br />

Vom Kurstaat zur Republik<br />

Mainz in <strong>de</strong>r Französischen Revolution<br />

– In Kooperation mit <strong>de</strong>m Geschichtslehrerverband<br />

Hessen –<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

211


INFOS & AKTUELLES<br />

212<br />

Dr. Franz Dumont, Mainz; Dr. Hans-Bernd Spies, Aschaffenburg;<br />

Ulrich Kirchen, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Gemeinschaftskun<strong>de</strong>-, Geschichts- und Religionslehrer/-innen <strong>de</strong>r<br />

Sekundarstufen I und II<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 14/2003<br />

17.11.2003, 14.30 Uhr, bis 18.11.2003, 18.00 Uhr<br />

Erbacher Hof, Mainz<br />

Erzählen mit Leib und Seele<br />

Erzählübungen an Märchen. Gestaltungshilfen<br />

zum ‘Inwendig’-Lernen<br />

Regina Haas-Sauer, Breuberg-Wald-Amorbach<br />

Erzieher/-innen, Lehrer/-innen aller Schularten und Fächer<br />

Eigenkostenanteil: 12.00 €<br />

PZ 15/2003<br />

26.11.2003, 10.00 Uhr, bis 28.11.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

„Ach wie gut, dass niemand weiß ...“<br />

Rolle und I<strong>de</strong>ntität im Lehrer/-innen-Beruf<br />

Astrid Reinhardt, Gießen<br />

Lehrer/-innen aller Fächer und Schularten<br />

– Begrenzte Teilnehmerzahl (max. 15) –<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 16/2003<br />

28.11.2003, 15.00 Uhr, bis 29.11.2003, 18.00 Uhr<br />

Erbacher Hof, Mainz<br />

03.11. bis 07.11.2003<br />

Reinhardswaldschule, Fuldatal<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Bibel und Archäologie: Religion „ergraben“<br />

– Religionen besser verstehen<br />

Ursprung und Entwicklung <strong>de</strong>r monotheistischen<br />

Religionen<br />

Georg Philipp Melloni, Westhausen<br />

Religionslehrer/-innen<br />

Eigenkostenanteil: 12.00 €<br />

PZ 17/2003<br />

03.12.2003, 14.30 Uhr, bis 05.12.2003, 13.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Erzählwerkstatt: Bibel<br />

Spielerisch biblische Geschichten erzählen<br />

Thomas Hoffmeister-Höfener, Sen<strong>de</strong>nhorst<br />

Erzieher/-innen und Religionslehrer/-innen an Sozialpädagogischen<br />

Fachschulen<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

PZ 18/2003<br />

10.12.2003, 14.30 Uhr, bis 12.12.2003, 1300 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Frauen in <strong>de</strong>r Mystik<br />

Lebenshaltung und Lebensgestaltung<br />

Dr. Isol<strong>de</strong> Macho-Wagner, Idstein<br />

Religionslehrer/-innen und alle interessierten Kolleginnen<br />

Eigenkostenanteil: 18.00 €<br />

Weitere IInnffoorrmmaattiioonneenn zu <strong>de</strong>n KKuurrsseenn fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>s Pädagogischen Zentrums: wwwwww..ppzz--hheesssseenn..d<strong>de</strong>e ab ca. 2 Monate<br />

vor Kursbeginn. SScchhrriiffttlliicchhee AAnnmmeelldduunnggeenn wer<strong>de</strong>n umgehend erbeten, spätestens jedoch bis vier Wochen vor Lehrgangsbeginn an:<br />

PPääddaaggooggiisscchheess ZZeennttrruumm d<strong>de</strong>err BBiissttüümmeerr iimm LLaannd<strong>de</strong>e HHeesssseenn,, WWiillhheellmm--KKeemmppff--HHaauuss,, 6655220077 WWiieessbbaad<strong>de</strong>enn--NNaauurroodd.<br />

Fon: 06127/77285; Fax: 06127/77246; E-Mail: pz.hessen@t-online.<strong>de</strong>; Homepage: www.pz-hessen.<strong>de</strong><br />

Die Lehrgänge sind gemäß Erlass <strong>de</strong>s Hessischen Kultusministeriums vom 01.07.1997 – Nr. V B 3.1-960/5000-2000 – in Verbindung mit<br />

Erlass vom 17.07.2003 Nr. VII-7-095.b.03-02 als Fortbildungsveranstaltungen anerkannt.<br />

Die Unterrichtsbefreiung für die Teilnahme an <strong>de</strong>n Lehrgängen erfolgt bei 1-3tägigen Veranstaltungen durch die Schulleitung, bei 4und<br />

mehrtägigen Veranstaltungen durch das Staatliche Schulamt (vgl. Erlass <strong>de</strong>s HKM vom 01. Juli 1997 – B V 3.1-960-5000/2000).<br />

Hessisches Lan<strong>de</strong>sinstitut für<br />

Pädagogik (HeLP),<br />

Fachbereich Kath. Religionslehre<br />

Berufsschullehrerwoche<br />

Internet und Religion<br />

Das Seminar soll vor allem didaktischen Überlegungen<br />

nachgehen.<br />

Willi Platzer, Darmstadt<br />

Religionslehrer/-innen an Berufsschulen<br />

15.11.2003<br />

Vincenzstift, Rü<strong>de</strong>sheim-Aulhausen<br />

Son<strong>de</strong>rschultagung


Spiritualität <strong>de</strong>r Lehren<strong>de</strong>n an Son<strong>de</strong>rschulen<br />

Dr. Christoph Beuers, Siegfried Fuchs, Dieter Laquai<br />

Religionslehrer/-innen an Son<strong>de</strong>rschulen<br />

17.11. bis 19.11.2003<br />

Karlsheim, Kirchähr<br />

Kontaktstudium <strong>de</strong>s Fachbereichs Katholische Theologie<br />

an <strong>de</strong>r Johann Wolfgang Goethe-Universität,<br />

Frankfurt am Main<br />

Meditation – meditieren lernen und lehren<br />

Prof. Dr. Francis D’Sa SJ, Indien; Prof. Dr. Thomas Schreijäck,<br />

Frankfurt<br />

Religionslehrer/-innen aller Schulen und Stufen<br />

AAnnmmeelldduunnggeenn aann:: HHeessssiisscchheess LLaannd<strong>de</strong>essiinnssttiittuutt ffüürr PPääddaaggooggiikk ((HHeeLLPP)),, RReeiinnhhaarrddsswwaallddsscchhuullee,, RRootthhwweesstteenneerr SSttrr.. 22--1144,, 3344223333 FFuullddaattaall..<br />

Zur Anmeldung benutzen Sie bitte die im offiziellen Programm <strong>de</strong>s HeLP eingehefteten Anmel<strong>de</strong>karten (in je<strong>de</strong>r Schule vorhan<strong>de</strong>n!). Bitte<br />

mel<strong>de</strong>n Sie sich unbedingt rechtzeitig an, am besten sofort bei Beginn <strong>de</strong>s Schulhalbjahres, da je<strong>de</strong>smal erhebliche Schwierigkeiten<br />

auftreten, wenn 6 Wochen vor Lehrgangsbeginn noch nicht genügend Anmeldungen vorliegen. Im übrigen ist es auch für die Planungen<br />

<strong>de</strong>r Schulleitungen einfacher, bereits am Beginn <strong>de</strong>s Schulhalbjahres Genehmigungen zur Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen<br />

erteilen zu können.<br />

Katholische Aka<strong>de</strong>mie<br />

Rabanus Maurus,<br />

Frankfurt am Main<br />

– Öffentliche Tagungen – Auswahl –<br />

Tagung Nr. 2351<br />

8.10.2003, 17.00-22.00 Uhr<br />

Karmeliterkloster, Münzgasse 9, Frankfurt am Main<br />

(Institut für Stadtgeschichte)<br />

Russland: Zwischen I<strong>de</strong>ntität und Umbruch<br />

Soiree aus Anlass <strong>de</strong>r internationalen Frankfurter<br />

Buchmesse (mit Vespergottesdienst)<br />

Referenten aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Kirchen, <strong>de</strong>r Kultur und Politik<br />

Kosten: 15.00 €, ermäßigt 10.00 €<br />

Tagung 2353<br />

16.10.2003, 17.15-21.30 Uhr<br />

Karmeliterkloster, Münzgasse 9, Frankfurt am Main<br />

(Institut für Stadtgeschichte)<br />

Kirche im Nationalsozialismus<br />

Erkenntnisse und Konsequenzen<br />

Aka<strong>de</strong>mieabend in Kooperation mit <strong>de</strong>m Institut für<br />

Stadtgeschichte aus Anlass <strong>de</strong>r Ausstellung „Zwangsarbeit<br />

in <strong>de</strong>r Kirche“ vom 22.09. bis 02.11.2003<br />

Dr. Antonia Leugers, Univ. Münster; Dr. Karl Josef Hummel,<br />

Institut für Zeitgeschichte; Dr. Rainer Ben<strong>de</strong>l und<br />

Prof. Dr. Ottmar Fuchs, Univ. Tübingen<br />

Kosten: 10.00 €<br />

Tagung Nr. 2360<br />

1.: 5.11.2003; 2.: 12.11.2003; 3.: 19.11.2003; 4.: 26.11.2003,<br />

jeweils 18.30-20.00 Uhr<br />

Vortragssaal <strong>de</strong>s Museums für Mo<strong>de</strong>rne Kunst,<br />

Domstraße 16, Frankfurt am Main<br />

Andy Warhol: Time Capsules<br />

Vortragsreihe zur Ausstellung<br />

Prof. Dr. Arnold Angenendt, Münster; Dr. Andreas Bee, MMK,<br />

Frankfurt am Main; Klaus Görner, MMK, Frankfurt am Main;<br />

Dr. Stefan Scholz, Kath. Aka<strong>de</strong>mie Rabanus Maurus<br />

Kosten: keine<br />

Tagung Nr. 2301<br />

03.09.2003 (Liebieghaus); 01.10.2003 (Stä<strong>de</strong>l); 05.11.2003<br />

(Liebieghaus); 03.12.2003 (Stä<strong>de</strong>l), jeweils 19.00 Uhr;<br />

21.12.2003, 15.00 Uhr (Stä<strong>de</strong>l)<br />

Stä<strong>de</strong>l’sches Kunstinstitut und Städtische Galerie,<br />

Schaumainkai 63, Frankfurt am Main o<strong>de</strong>r:<br />

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71,<br />

Frankfurt am Main<br />

Kunst und Religion<br />

Bil<strong>de</strong>r und Skulpturen aus Stä<strong>de</strong>l und Liebieghaus<br />

kunstgeschichtlich erschlossen, philosophisch befragt<br />

und theologisch ge<strong>de</strong>utet.<br />

Pfr. Andreas Hoffmann, Evang. Stadtkirchenarbeit;<br />

Dr. Stefan Scholz, Kath. Aka<strong>de</strong>mie Rabanus Maurus<br />

Kosten: Liebieghaus: keine; Stä<strong>de</strong>l: 6.00 €<br />

Tagung Nr. 2302<br />

03.09.2003; 15.10.2003; 19.11.2003; 17.12.2003,<br />

jeweils 19.00-20.00 Uhr<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

213


INFOS & AKTUELLES<br />

214<br />

Ikonen-Museum <strong>de</strong>r Stadt Frankfurt,<br />

Brückenstraße 3-7, Frankfurt am Main<br />

Ikonenbegegnungen<br />

Bil<strong>de</strong>r vom Sinn <strong>de</strong>s Lebens<br />

Pfr. Andreas Hoffmann, Evang. Stadtkirchenarbeit;<br />

Dr. Stefan Scholz, Kath. Aka<strong>de</strong>mie Rabanus Maurus;<br />

Dr. Richard Zacharuk, Ikonen-Museum<br />

Tagung 2355<br />

24.-26.10.2003<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Bibel und Kriminalroman – eine Wahlverwandtschaft?<br />

Kosten: 95.00 € incl. Übernachtung und Mahlzeiten;<br />

ermäßigt: 70.00 €; 75.00 € ohne Übernachtung;<br />

ermäßigt: 50.00 €<br />

Tagung Nr. 2362<br />

14.11.2003, 15.00 Uhr, bis 15.11.2003, 18.00 Uhr<br />

Spener Haus, Dominikanergasse 5, Frankfurt am<br />

Main<br />

„Und das Wort ist Schrift gewor<strong>de</strong>n“<br />

Gemeinsamer Studientag mit <strong>de</strong>r Evang. Stadtaka<strong>de</strong>mie<br />

Frankfurt am Main<br />

Eine Bibel-Ausstellung (04.-16.11.2003) ergänzt die<br />

Tagung<br />

Kosten erfragen bei: Kath. Aka<strong>de</strong>mie Rabanus Maurus<br />

Bibelschule Königstein<br />

Programm 2003/04<br />

Ursulinenkloster St. Angela<br />

Gerichtstr. 19, 61462 Königstein/Taunus<br />

1. o<strong>de</strong>r 2.12.2003<br />

Johannes im Kirchenjahr<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Tagung Nr. 2364<br />

29.09.2003, 19.30-21.30 Uhr<br />

Pfarrzentrum St. Josef, Romero-Saal, Eichwaldstraße<br />

41, Frankfurt am Main (Bornheim)<br />

Islam und Frie<strong>de</strong>n<br />

Frie<strong>de</strong>nserziehung in <strong>de</strong>r Moschee<br />

Vortrags- und Gesprächsabend veranstaltet von <strong>de</strong>r<br />

Philosophisch-Theologischen Hochschule St.<br />

Georgen, CIBEDO und <strong>de</strong>r George-Anawati-Stiftung<br />

Prof. Dr. Cemal Tosun, Univ. Ankara<br />

Kosten: 3.00 €<br />

Tagung 2341<br />

17.09.2003 und 15.10.2003, jeweils 19.30 Uhr<br />

Zentrale Erwachsenenbibliothek, Zeil 17-21, Frankfurt<br />

am Main<br />

Heilige Texte<br />

Lese- und Gesprächsaben<strong>de</strong> in Zusammenarbeit <strong>de</strong>r<br />

Evang. Stadtaka<strong>de</strong>mie und <strong>de</strong>r Katholischen Erwachsenenarbeit<br />

– Bildungswerk Frankfurt am Main<br />

17.09.2003, 19.30 Uhr<br />

Thema: „Barmherzigkeit“<br />

Mit Ansgar Koschel, Juval Lapi<strong>de</strong>, Achmed Ajaou<br />

15.10.2003, 19.30 Uhr<br />

Thema: „Ewiges Leben“<br />

Mit Christian Schwindt, Ester Ellrodt, Gülbar Er<strong>de</strong>m<br />

Kosten: keine<br />

Zu je<strong>de</strong>r Veranstaltung gibt die Aka<strong>de</strong>mie einen eigenen Tagungsprospekt heraus, aus <strong>de</strong>m Interessenten das <strong>de</strong>tailierte Programm, <strong>de</strong>n Ort<br />

und die Kosten <strong>de</strong>r jeweiligen Veranstaltung ersehen können. Diese, das Gesamtprogramm und weitere Informationen erhalten Sie bei:<br />

KKaatthhoolliisscchhee AAkkaad<strong>de</strong>emmiiee RRaabbaannuuss MMaauurruuss,, Eschenheimer Anlage 21, 60318 Frankfurt am Main.<br />

Fon: 0 69 / 15 01-3 00; Fax: 0 69 / 29 80 28 65; E-Mail: info@KARM.<strong>de</strong>; Internet: www.KARM.<strong>de</strong><br />

(nicht nur) für Pfarrer und Pastorale Mitarbeiter/-innen<br />

Teilnehmergebühr: 20.00 €<br />

Über die Kurse:<br />

Aufbaukurs Neues Testament 2003/2004<br />

und<br />

Grundkurs Altes Testament 2003/2004<br />

erteilt Interessenten die Bibelschule Königstein<br />

(Anschrift s. u.) nähere Auskünfte.<br />

AAuusskküünnffttee erteilt: BBiibbeellsscchhuullee KKöönniiggsstteeiinn ee..VV..,, UUrrssuulliinneennkklloosstteerr SStt.. AAnnggeellaa,, GGeerriicchhttssttrr.. 1199,, 6611446622 KKöönniiggsstteeiinn..<br />

Fon: 06174/9381-0; Fax: 06174/9381-55; E-Mail: Bibelschule.Koenigstein@gmx.<strong>de</strong>


RHEINLAND - PFALZ<br />

ILF<br />

M A I N Z<br />

ILF-Nr.: 22.100<br />

24.-26.09.2003<br />

Forum Vincenz Pallotti, Vallendar<br />

Die Bibel – (k)ein Buch mit sieben Siegeln<br />

FL Norbert Wolf, Mainz<br />

Religionslehrer/-innen an Grundschulen<br />

ILF-Nr.: 22.170<br />

13.-15.10.2003<br />

Haus Maria Rosenberg, Waldfischbach<br />

Klöster, Kreuzzüge, Kirchenkämpfe<br />

Marksteine <strong>de</strong>r Kirchengeschichte in Werken <strong>de</strong>r<br />

Jugendliteratur<br />

Birgit Menzel, Offenbach<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Fächer Religion, Deutsch und Geschichte<br />

ILF-Nr.: 22.190<br />

25.10.-01.11.2003<br />

Priesterhaus Berg Moriah, Simmern<br />

Gewinn durch Verzicht<br />

Heilfasten mit spiritueller Begleitung<br />

Anne Wahle, Gesundheitstrainerin und Fastenleiterin, Honigsessen;<br />

Anneli Baum-Resch, ILF Mainz; Dipl.-Päd.’ Mechtild<br />

Frey-Brandt, ILF Mainz<br />

Lehrer/-innen und Erzieher/-innen<br />

Institut für Lehrerfortund<br />

-weiterbildung (ILF),<br />

Mainz<br />

ÜÜbbeerrrreeggiioonnaallee<br />

VVeerraannssttaallttuunnggeenn<br />

ILF-Nr.: 22.293<br />

27.-28.10.2003<br />

Herz-Jesu-Kloster, Neustadt<br />

Rituale <strong>de</strong>s Erwachsenwer<strong>de</strong>ns<br />

Dr. <strong>de</strong>s Frauke Volkland, Neustadt<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Fächer Geschichte, Religion und Biologie<br />

ILF-Nr.: 22.150<br />

04.-05.11.2003<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

– In Kooperation mit <strong>de</strong>m PZ-Hessen –<br />

Religionspädagogik lernen ohne Religion?<br />

Dipl.-Päd.’ Mechtild Frey-Brand, ILF Mainz; Jürgen Weiler,<br />

BO Mainz; N. N. Kollegen/-innen aus <strong>de</strong>r Praxis<br />

Lehrkräfte für Religionspädagigik/Religion an Fachschulen für Sozialpädagogik/Sozialwissen,<br />

Bildungsgang Erzieherinnen in Rheinland-Pfalz<br />

und Hessen<br />

ILF-Nr.: 22.151<br />

12.-14.11.2003<br />

Johann-Sebastian-Bach-Haus, Keysermühle<br />

Kin<strong>de</strong>rbibeln – Hauptsache bunt?<br />

Anneli Baum-Resch, ILF Mainz<br />

Grundschullehrer/-innen und Erzieher/-innen, Lehrer/-innen an<br />

Fachhochschulen für Sozialpädagogik/Sozialwesen<br />

ILF-Nr.: 22.191<br />

20.-22.11.2003<br />

Hedwig-Dransfeld-Haus, Bendorf<br />

Lebendig Lehren und Lernen – im Religionsunterricht<br />

und in <strong>de</strong>r religionspädagogischen<br />

Fortbildung<br />

OR Hubert Ries, Trier<br />

Religionslehrer/-innen aller Schularten und religionspädagogische<br />

Multiplikator/-inn/-en<br />

ILF-Nr.: 22.120<br />

24.-26.11.2003<br />

Zentrale Aus- und Fortbildungsstätte <strong>de</strong>r<br />

Evang. Kirche <strong>de</strong>r Pfalz, Landau<br />

– In Kooperation mit <strong>de</strong>m EFWI –<br />

Christ sein: katholisch / evangelisch<br />

Pfarrer Horst Hutter, EFWI Landau; Anneli Baum-Resch, ILF Mainz<br />

Katholische und evangelische Religionslehrer/-innen aller Schularten<br />

ILF-Nr.: 22.121<br />

03.-05.12.2003<br />

<strong>Bistum</strong>shaus St. Ludwig, Speyer<br />

„Memento“ – Das Thema „Erinnerung“ in<br />

Spielfilmen für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

Franz Günther Weyrich, Wetzlar<br />

Religionslehrer/-innen <strong>de</strong>r Sek I (ab <strong>de</strong>r 8. Klasse) und Sek II<br />

ILF-Nr.: 22.202<br />

15.-17.12.2003<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Zeitgeschichte im Internet und auf<br />

CD-ROM<br />

Dr. Klaus Fieberg, Leverkusen<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Sekundarstufen I und II <strong>de</strong>r Fächer Geschichte,<br />

Sozialkun<strong>de</strong>, Religion und Ethik<br />

AAnnmmeelldduunnggeenn erfolgen sscchhrriiffttlliicchh – d. h. bis spätestens 3 Wochen vor Kursbeginn – mit <strong>de</strong>r ggeellbbeenn AAnnmmeelld<strong>de</strong>ekkaarrttee (erhältlich beim<br />

Schulleiter o<strong>de</strong>r beim ILF Mainz) üübbeerr ddiiee SScchhuulllleeiittuunngg an das ILF.<br />

AAnnsscchhrriifftt:: ILF Mainz, Postfach 24 50, 55014 Mainz; Fon: 0 61 31 / 28 45 - 0; Fax: 0 61 31 / 28 45 25); http://www.ilf.bildung-rp.<strong>de</strong><br />

INFO 32 · 3/2003<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

215


INFOS & AKTUELLES<br />

216<br />

Überregional interessieren<strong>de</strong><br />

Veranstaltungen <strong>de</strong>r Ämter für<br />

Katholische Religionspädagogik<br />

in <strong>de</strong>n Bezirken<br />

Frankfurt am Main<br />

07.10.2003, 08.30-16.00 Uhr<br />

Religionspädagogisches Amt <strong>de</strong>r EKHN<br />

Rechneigrabenstraße 10, Frankfurt am Main<br />

Studientag<br />

Religion und Gewalt<br />

Prof. Dr. Martin Stöhr; Dr. Ansgar Koschel; N. N.<br />

Anmeldung bis 30.09.2003<br />

14.10.2003, 08.30-13.00 Uhr<br />

Gemein<strong>de</strong>haus St. Josef, Rhaban-Fröhlich-Straße 18,<br />

Frankfurt-Eschersheim<br />

„In mir ist Licht und Schatten“<br />

Vom Umgang mit Gefühlen im Religionsunterricht<br />

Sabine Schumacher, Darmstadt<br />

AG Nord<br />

Anmeldung bis 10.10.2003<br />

17.11.2003, 08.30-13.00 Uhr<br />

Gemein<strong>de</strong>haus St. Wen<strong>de</strong>l, Altes Schützenhüttengässchen<br />

6, Frankfurt-Sachsenhausen<br />

Mit einer Verheißung unterwegs<br />

Gesten, Gebär<strong>de</strong>n, einfache Tänze für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

Beate Ben<strong>de</strong>l, Lie<strong>de</strong>rbach<br />

AG Süd und Ost<br />

Anmeldung bis 30.10.2003<br />

18.11.2003, 08.30-16.00 Uhr<br />

Winfriedhaus, Am Brunnengarten 9, Frankfurt-Kalbach<br />

Fortbildungstagung <strong>de</strong>r Religionslehrer/-innen an<br />

Son<strong>de</strong>rschulen im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong><br />

Symbole erleben<br />

Glauben erfahren mit Hand, Kopf und Herz<br />

Prof. Dr. Klaus Schilling, Freiburg<br />

AG Son<strong>de</strong>rschule / Son<strong>de</strong>rschullehrer/-innen in <strong>de</strong>r Diözese <strong>Limburg</strong><br />

Anmeldung bis 07.11.2003<br />

18.11.2003, 08.30-13.00 Uhr<br />

Minna-Specht-Schule, Hans-Pfitzner-Straße 18, Frankfurt-Schwanheim<br />

„Die Sterntaler“ <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm – eine<br />

Nachfolgegeschichte<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

Wir vertonen ein Märchen mit einfachen Mitteln<br />

Musiklehrerin Ilse Best<br />

AG Höchst und West<br />

Anmeldung bis 14.11.2003<br />

Hochtaunus<br />

Religionspädagogische AG Bad Homburg<br />

Bischof-Ketteler-Haus, Dorotheenstraße 9, Bad Homburg<br />

jeweils Dienstag, 15.00-17.00 Uhr<br />

Im Spannungsfeld zwischen Macht und<br />

Ohnmacht – Facetten christlicher Ethik<br />

1. Termin: 23.09.2003<br />

Schwer verständliche Jesusworte: „Meint<br />

ihr, ich sei gekommen, um Frie<strong>de</strong>n auf die<br />

Er<strong>de</strong> zu bringen? Nein, sage ich, nicht Frie<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn Spaltung.“ (Lk 12.51)<br />

Dr. Sebastian Schnei<strong>de</strong>r<br />

2. Termin: 14.10.2003<br />

Religionslehrer/-in sein zwischen <strong>de</strong>n<br />

Stühlen: Christliche Frie<strong>de</strong>nsethik und<br />

schulisches Machtsystem<br />

Gerhard Hielscher<br />

3. Termin: 18.11.2003<br />

„Frie<strong>de</strong>n ist geil?!“ Christliche Frie<strong>de</strong>nsethik<br />

im Religionsunterricht – so aktuell<br />

wie nie!<br />

Christoph Diringer<br />

Religionslehrer/-innen aller Schulformen und Stufen<br />

Leitung: Christa Kuch / Birgit Wehner<br />

LAHN-DILL-EDER<br />

Ökumenischer Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik<br />

24.09.2003, 08.30-13.00 Uhr<br />

Konferenzhalle Kaiserstraße, Herborn<br />

Kin<strong>de</strong>rn das Wort geben<br />

Dozent: Rainer Oberthür, Katechetisches Institut Aachen


Rhein-Lahn / Westerwald<br />

(Rheinland-pfälzischer Bereich <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s <strong>Limburg</strong>)<br />

ILF-Nr. 22.708<br />

Ökumenischer Religionslehrertag<br />

10.09.2003, 09.30-16.00 Uhr<br />

Heime Scheuern, Nassau<br />

Das Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> ist unsichtbar<br />

Wie Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche Religion verstehen.<br />

Prof. Dr. Lothar Kuld, Karlsruhe<br />

Religionslehrer/-innen aus Primarstufe und Sekundarstufe I<br />

(In Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Religionspädagogischen<br />

Amt <strong>de</strong>r EKHN, Nassau)<br />

ILF-Nr. 22.701<br />

Priesterhaus Berg Moriah, Simmern<br />

30.09.2003, 09.00-16.00 Uhr<br />

Herbst – Wer<strong>de</strong>n und Vergehen<br />

Einführung in das religionspädagogische Arbeiten<br />

nach „Klett-Kaufmann“ (Religionspädagogische<br />

Praxis)<br />

Elisabeth Kessels, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Religionslehrer/-innen an Grund- und Son<strong>de</strong>rschulen<br />

Anmel<strong>de</strong>schluss: 19.09.2003<br />

ILF-Nr. 22.702<br />

07.10.2003<br />

Exkursion: Darmstadt<br />

Religionspädagogisches Forum<br />

Diverse Veranstaltungen mit Rainer Oberthür,<br />

Elisabeth Buk u. a.<br />

Details entnehmen Sie bitte einer geson<strong>de</strong>rten<br />

Einladung<br />

Religionslehrer/-innen aller Schularten und -stufen<br />

Anmel<strong>de</strong>schuss: 25.09.2003<br />

NNäähheerree AAuusskküünnffttee bei <strong>de</strong>n angegebenen ÄÄmmtteerrnn.. – AAnn-sscchhrriifftteenn<br />

uunndd TTeelleeffoonnnnuummmmeerrnn ssiieehhee aabb SSeeiittee 221188..<br />

Unsere Autorinnen und Autoren:<br />

Dr. Holger Dörnemann<br />

Rheinaustr. 239. 1, 53225 Bonn<br />

Museumsdirektor Dr. August Heuser<br />

Rauenthaler Weg 1, 60529 Frankfurt am Main<br />

StR’ Ute Lonny-Platzbecker<br />

Grebertstraße 2 b, 65307 Bad Schwalbach<br />

Dozent Thomas Menges<br />

Schwester-Zita-Weg 6, 52080 Aachen<br />

Franz-Günther Weyrich<br />

<strong>Limburg</strong>er Str. 52, 65555 <strong>Limburg</strong><br />

Unsere Rezensentinnen und Rezensenten:<br />

OStR. Helmut Bahr<br />

Auf <strong>de</strong>r Au 22, 56132 Dausenau<br />

Prof. Dr. Joachim Eckert<br />

Rotkehlchenweg 28, 67346 Speyer<br />

OR Dr. Gotthard Fuchs<br />

Steubenstr. 17, 65189 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Lehrerin Gabriele Hastrich<br />

Kantstr. 6, 57627 Hachenburg<br />

Prof. Dr. Dietmar Höffe<br />

Moselweißer Straße 122-128, 56073 Koblenz<br />

Prof. Dr. Bernhard Jendorff<br />

Sandfeld 18 C, 35396 Gießen<br />

Dipl.-Theol. Dipl.-Religionspäd Rainer Jungnitsch<br />

Eichenweg 3, 64839 Münster<br />

Dipl.-Theol. Julia Knop<br />

Rölsdorfstr. 23, 53225 Bonn<br />

Prof. Dr. Ernst Leuninger<br />

Hubertusstr. 21, 65549 <strong>Limburg</strong><br />

StL i. K. Bernhard Merten<br />

Altheimstr. 18, 60431 Frankfurt am Main<br />

Prof. Dr. Joachim Schmiedl<br />

Berg Sion 1, 56179 Vallendar<br />

Dr. Sebastian S. Schnei<strong>de</strong>r<br />

Lin<strong>de</strong>nweg 4, 65817 Eppstein-Vockenhausen<br />

INFO 32 · 3/2003<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

217


SONSTIGES<br />

218<br />

Dezernat Schule und Hochschule<br />

im Bischöflichen Ordinariat <strong>Limburg</strong> (<strong>Stand</strong>: <strong>01.09.2003</strong>)<br />

Roßmarkt 12 · 65549 <strong>Limburg</strong> · Postfach 1355 · Fon: 06431/295-235 · Fax: 06431/295-237<br />

E-Mail: schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong> · Internet: www.schule-und-hochschule.<strong>de</strong><br />

Abteilung I<br />

Leiter Dr. Eckhard Nordhofen (-234)<br />

Referat Grund-, Haupt- und Realschule Dipl.-Theol. Katharina Sauer (-360)<br />

Referat Religionspädagogische Aus- und Weiterbildung<br />

pastoraler MitarbeiterInnen und Geistlicher Burghard Förster (-438)<br />

Referat Grundsatzfragen Religionsunterricht Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />

Referat Schriftleitung <strong>de</strong>r INFO für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />

Referat Hochschulen Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />

Referat Stiftung Dey Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />

Referat Son<strong>de</strong>rschulen Dipl.-Theol. Katharina Sauer (-360)<br />

Referat Schulpastoral Burghard Förster (-438)<br />

Sekretariat Sabrina Gilles (-424), Marianne Roos (-460), Jutta Stähler (-235)<br />

Abteilung II<br />

Leiter Dipl.-Theol. Andreas von Erdmann (-431)<br />

Referat Berufliche Schulen Dipl.-Theol. Andreas von Erdmann (-431)<br />

Referat Gestellungsverträge, Personal- und Haushaltsfragen Dipl.-Theol. Andreas von Erdmann (-431)<br />

Referat Katholische Schulen Dipl.-Theol. Andreas von Erdmann (-431)<br />

Abteilung III<br />

Leiter Studiendirektor i. K. Gerhard Hielscher (-430)<br />

Ämter für Katholische Religionspädagogik in Hessen und Rheinland-Pfalz,<br />

Referat Gymnasien, Gesamtschulen Studiendirektor i. K. Gerhard Hielscher (-430)<br />

Referat Schulelternarbeit Studiendirektor i. K. Gerhard Hielscher (-430)<br />

Referat Religionspädagogische Biblio- und Mediothek <strong>de</strong>s Dezernats Rosemarie Hansel (-435)<br />

Referat Diözesanbibliothek vakant<br />

Referat Verlag Birgit Höhler (-393)<br />

Referat <strong>Bistum</strong>sbibliothek vakant<br />

Sekretariat <strong>Bistum</strong>sbibliothek Gabi Gabb (-393)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Montag bbiiss Donnerstag 10.00-12.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr. In <strong>de</strong>n FFeerriieenn nach AAbbsspprraacchhee..<br />

Ämter für Katholische Religionspädagogik<br />

in <strong>de</strong>n Bezirken (<strong>Stand</strong>: <strong>01.09.2003</strong>)<br />

Bezirk Frankfurt am Main<br />

Eschenheimer Anlage 20 (Dienstgebäu<strong>de</strong>)<br />

Eschenheimer Anlage 21<br />

60318 Frankfurt am Main (Postanschrift)<br />

Fon: 069/15011-79; Fax: 069/5975503<br />

E-Mail: relpaed.ffm@gmx.<strong>de</strong> Internet:<br />

www.kath.<strong>de</strong>/bistum/limburg/kma/hdv/rpa/in<strong>de</strong>x.htm<br />

Leiter: Schulamtsdirektor i. K. Peter Eberhardt (-78)<br />

Geschäftsführerin/Referentin für Religionspädagogik:<br />

Gemein<strong>de</strong>referentin Sabine Christe (-77)<br />

Gemein<strong>de</strong>referentin Ute Schüßler (-77)<br />

Leiter <strong>de</strong>r AG Berufsschulen:<br />

INFO 32 • 3/2003<br />

Berufsschullehrer Harald Sturm<br />

Sekretariat: Rita Merkel, Waltraud Schäfer (-79)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

In <strong>de</strong>r Schulzeit: Mo 14.00-18.00 Uhr; Di 12.30-16.30<br />

Uhr; Mi 16.00-18.00 Uhr; Do 9.00-12.00 Uhr und<br />

12.30-16.30 Uhr; Fr 9.00-12.00 Uhr;<br />

In <strong>de</strong>n Ferien auf Anfrage.<br />

Bezirk Hochtaunus<br />

Bischof-Ketteler-Haus<br />

Dorotheenstr. 9-11, 61348 Bad Homburg<br />

Fon: 06172/6733-0; Fax: 06172/20519


(Kath. Bezirksamt)<br />

Internet: www.kath-bezirksamt-hochtaunus.<strong>de</strong><br />

E-mail: kuch@kath-bezirksamt-hochtaunus.<strong>de</strong><br />

Leiterin: Dipl.-Päd. Christa E. Kuch (-22)<br />

Sekretariat: Hei<strong>de</strong>marie Behrens (-21)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Di - Do 12.30-16.00 Uhr und nach Vereinbarung,<br />

außer in <strong>de</strong>n Ferien<br />

Bezirk Lahn-Dill-E<strong>de</strong>r<br />

Bismarckstr. 13, 35683 Dillenburg<br />

Fon: 02771/80 08-0; Fax: 02771/80 08-17<br />

(Kath. Bezirksamt)<br />

E-Mail: relpaed.LDE@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Leiterin: Dipl.-Theol. Beate Mayerle-Jarmer (-11)<br />

Sekretariat: Elvira Heinrich (-0)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Mo und Mi 8.00-12.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr<br />

Di und Do 8.00-12.00 Uhr; Freitag 8.00-11.00 Uhr<br />

Bezirk <strong>Limburg</strong><br />

Franziskanerplatz 3, 65589 Hadamar<br />

Fon: 06433/88 1-0 / 88 1-45; Fax: 06433/88 1-46<br />

E-Mail: relpaed.lm@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Leiter: Rektor i.K. Franz-Josef Arthen (-44)<br />

Sekretariat: Gabi Heun (-45)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Mo und Mi 9.30-11.30 Uhr; Di und Do 13.30-16.30 Uhr<br />

Bezirk Main-Taunus<br />

Vincenzstr. 29, 65719 Hofheim<br />

Fon: 06192/2903-10; Fax: 06192/2903-26<br />

(Kath. Bezirksamt)<br />

E-Mail: relpaed.mt@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: www.kbzamt-mt.<strong>de</strong><br />

Leiter: Dipl.-Theol. Wolfgang Bentrup (-15)<br />

Christiane Krüger-Blum (-18)<br />

Sekretariat: Heidrun Garkisch (-16)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Zu <strong>de</strong>n Bürozeiten <strong>de</strong>s Bezirksamtes<br />

Mo - Do 9.00-16.00 Uhr; Freitag 9.00-13.00 Uhr<br />

In <strong>de</strong>n Ferien können die Öffnungszeiten nicht<br />

garantiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Bezirk Rheingau<br />

Zollstr. 8/1, 65366 Geisenheim<br />

Fon: 0 6722/5038-0; Fax: 06722/5038-18<br />

(Kath. Bezirksamt)<br />

E-Mail: rpa@kirche-rheingau.<strong>de</strong><br />

Leiter: Martin E. Musch-Himmerich (-23)<br />

Sekretariat: Marga Heine (-17)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Mo - Do 9.00-12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr<br />

Bezirk Rhein-Lahn<br />

Gutenbergstr. 8, 56112 Lahnstein<br />

Fon: 02621/9406-40; Fax: 02621/9406-49<br />

(Kath. Bezirksamt)<br />

E-Mail: KBezirks@RZ-online.<strong>de</strong><br />

Leiter: Andreas Kollas ( - 40)<br />

Sekretariat: Eva-Margaret Kern ( - 13)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Mo - Fr 9.00-12.00 Uhr; Di 14.00-16.00 Uhr<br />

und nach telefonischer Vereinbarung<br />

Bezirk Untertaunus<br />

Mainzer Allee 38, 65232 Taunusstein<br />

Fon: 06128/9825-0; Fax: 06128/9825-86<br />

(Kath. Bezirksamt)<br />

E-Mail: bza-ut@gmx.<strong>de</strong> und rp-ut@gmx.<strong>de</strong><br />

Leiter: Martin E. Musch-Himmerich (- 80)<br />

Sekretariat: Helga Hornig (- 0)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Mo - Fr 8.30-11.30 Uhr; Di und Mi 14.30-16.30 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

Bezirk Westerwald<br />

Auf <strong>de</strong>m Kalk 11, 56410 Montabaur<br />

Fon: 02602/6802-0; Fax: 02602/6802-25<br />

(Kath. Bezirksamt)<br />

E-Mail: relpaed.ww@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Leiter: Rektor i.K. Josef Weingarten ( - 23)<br />

Sekretariat: Gisela Roos ( - 22)<br />

Bibliothek: Rita Kurtenacker ( - 27)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Mo - Fr 10.00-12.00 Uhr; Mo und Do 14.30-16.30 Uhr<br />

In <strong>de</strong>n Ferien geschlossen<br />

Bezirk Wetzlar<br />

Kirchgasse 4, 35578 Wetzlar<br />

Fon: 06441/4 47 79-18; Fax: 06441/4 47 79-50<br />

(Kath. Bezirksamt)<br />

E-Mail: relpaed.wz@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: www.kath-bezirksamt-wetzlar.<strong>de</strong><br />

Leiter: Franz Günther Weyrich (-20)<br />

Sekretariat: Grazyna Andrzejewski (-18)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Mo und Fr 8.30-12.00 Uhr; Di, Mi und Do 13.00-17.00 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

Bezirk Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Roncalli-Haus, Friedrichstr. 26-28, 65185 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Fon: 0611/174-0; Fax: 0611/174-122<br />

(Stadtsynodalamt)<br />

E-Mail: rpa@roncallihaus.<strong>de</strong><br />

Leiter: Dipl.-Theol. Stefan Herok (-112)<br />

Berufsschulseelsorge:<br />

Dipl.-Theol. Silvia Althofen-Dülz (-115)<br />

Sekretariat: Gisela Meffert (-113)<br />

Das Sekretariat ist Di - Fr von 10.00-12.00 Uhr besetzt.<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliothek und Mediothek:<br />

Mo 14.00-18.00 Uhr; Di und Fr 10.00-12.00 Uhr<br />

Mi 10.00-12.00 Uhr; 14.00-16.00 Uhr<br />

Do 10.00-12.00; 14.00-19.00 Uhr<br />

INFO 32 • 3/2003<br />

SONSTIGES<br />

219


„Die Präsenz ist <strong>de</strong>r Augenblick,<br />

<strong>de</strong>r das Chaos <strong>de</strong>r Geschichte<br />

unterbricht und<br />

daran erinnert o<strong>de</strong>r nur appelliert,<br />

dass ‘etwas da ist’,<br />

bevor das, was da ist, irgen<strong>de</strong>ine<br />

Be<strong>de</strong>utung hat.<br />

Das ist eine Vorstellung, die<br />

man mystische nennen<br />

kann.“<br />

ISSN 0937-8162<br />

Jean-François Lyotard<br />

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