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INFO<br />
4/2007<br />
36. Jahrgang<br />
INFORMATIONEN<br />
FÜR RELIGIONS-<br />
LEHRERINNEN UND<br />
RELIGIONSLEHRER<br />
BISTUM LIMBURG<br />
Wir und die An<strong>de</strong>ren<br />
Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik 2007
EDITORIAL<br />
Der neue Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz-van Elst Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
Wir haben einen neuen Lebensabschnittsgefährten, einen neuen<br />
Bischof! Es ist Prof. Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst. Wie wir zu ihm<br />
gekommen sind, fin<strong>de</strong> ich schön. Eigentlich richtig kirchlich. Aus Limburg<br />
und <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Ortschaften in Deutschland kommen Vorschläge, <strong>de</strong>r<br />
Nuntius sammelt sie, schickt sie nach Rom, in <strong>de</strong>r Bischofskongregation<br />
macht man sich Gedanken über mögliche Kandidaten, fertigt eine Liste, auf<br />
die Benedikt XVI. gewiss mit einem beson<strong>de</strong>ren Interesse geblickt haben<br />
wird, die Liste geht nach Limburg und unsere Domkapitulare haben eine<br />
Wahl, die, wie sie berichten, alles an<strong>de</strong>re <strong>als</strong> eine Qual war. Sie versammeln<br />
sich im Dom, feiern gemeinsam Eucharistie, sind sich sehr schnell einig und<br />
singen ein Te<strong>de</strong>um.<br />
Die Mainzer Staatskanzlei war nicht ganz dicht, und so gelangte die<br />
Nachricht an <strong>de</strong>n evangelischen Pressedienst, <strong>de</strong>r sich für befugt hielt, die<br />
frohe Kun<strong>de</strong> ins Land zu lassen. Nach einem Kölner Sprichwort tut <strong>de</strong>r<br />
„lieve Jott nix wie füjen“, <strong>de</strong>nn es fügte sich sehr gut, dass die gute Nachricht<br />
schon am Mittwoch (28.11.07) verkün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, in Limburg die Glocken<br />
läuteten und im gefüllten Dom noch einmal das Te<strong>de</strong>um erklang, diesmal aus<br />
allen Kehlen. Wenn man, wie ursprünglich geplant, am Freitag die frohe<br />
Kun<strong>de</strong> verkün<strong>de</strong>t hätte, wären an<strong>de</strong>re Botschaften aus München und aus<br />
Rom wichtiger gewesen. So war alles gut und bestens.<br />
Jetzt wird <strong>als</strong>o für unseren neuen Bischof Franz-<br />
Peter gebetet. Er wird fröhlich mitbeten, <strong>de</strong>nn es<br />
geht ja nicht nur um die gute Nachricht, dass er da<br />
ist, son<strong>de</strong>rn auch um die, für die er da ist. Die Religionslehrerinnen<br />
und Religionslehrer im Bistum sind<br />
seine natürlichen Verbün<strong>de</strong>ten, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Schule<br />
treffen sie alle getauften Kin<strong>de</strong>r. Große Freu<strong>de</strong>!<br />
Freuen wer<strong>de</strong>n sich über dieses Heft alle Kolleginnen<br />
und Kollegen, die am Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik<br />
Leo O’Donovans bemerkenswerten Vortrag<br />
„Wir und die An<strong>de</strong>ren“ gehört haben, nun können<br />
sie ihn noch einmal in Ruhe nachlesen. In<strong>de</strong>m wir<br />
uns mit <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren beschäftigen, lernen wir uns<br />
selbst kennen. Erst wer sich an die Arbeit <strong>de</strong>r<br />
Differenzen macht, lernt, wer er selber ist.<br />
<strong>Diese</strong>m Heft liegt ein Fragebogen bei. Herzliche Bitte an alle: Nehmen Sie<br />
sich ein paar Minuten Zeit und schicken Sie <strong>de</strong>n Fragebogen an uns zurück.<br />
Unsere Pressemitteilung im Sommer hat vieles in Bewegung gesetzt, jetzt<br />
müssen wir die richtigen Konsequenzen aus <strong>de</strong>n Erkenntnissen ziehen, die<br />
wir bisher noch nicht in genügen<strong>de</strong>r Präzision vorliegen haben. Die Aktion<br />
dient <strong>als</strong>o unserem gemeinsamen Ziel und macht uns handlungsfähig. Jetzt<br />
schon herzlichen Dank für diese überschaubare Mühe!<br />
Es ist Advent! Wir harren <strong>de</strong>r Dinge, die da kommen wer<strong>de</strong>n (wir in Limburg<br />
auf Ihren ausgefüllten Fragebogen), alle im Bistum auf die Amtseinführung<br />
<strong>de</strong>s neuen Bischofs. Das alles trifft sich mit <strong>de</strong>r seltsamen Mischung von<br />
Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit, die uns die Kirche durch die<br />
Adventszeit vorgibt, und dann feiern wir Weihnachten.<br />
Ich wünsche Ihnen ein frohes Fest und ein fröhliches neues Jahr.<br />
Dr. Eckhard Nordhofen<br />
– Dezernent –
BEITRÄGE<br />
Wir und die An<strong>de</strong>ren – Sind Differenzen zwischen <strong>de</strong>n Religionen<br />
eine Chance für <strong>de</strong>n Religionsunterricht? / Leo J. O’Donovan 168<br />
Aus <strong>de</strong>n Arbeitsgruppen 175<br />
Am Anfang war die Uneinigkeit / Rémi Brague 178<br />
Der eine Baum und die vielen Gärtner / Matthias Werner 181<br />
Und das Wort ist Fleisch gewor<strong>de</strong>n / Johannes Rauchenberger 183<br />
Information von gestern und vorgestern / Arnold Agenendt 185<br />
Ethik ist kein Wahlfach! / Walter Fischedick 190<br />
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
Rehabilitierung <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke / Thomas Menges 192<br />
Michelangelo und seine Welt –<br />
Theologie <strong>de</strong>r Sixtina – 3. Teil / Stefan Herok 198<br />
LITERATUR & MEDIEN<br />
<strong>Service</strong>-Adressen 202<br />
Literaturübersicht 203<br />
Rezensionen 205<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
Zur Person 215<br />
Der Dom stand im Mittelpunkt 216<br />
Erstes Treffen am 20. Geburtstag 218<br />
Der Schatz im Acker 219<br />
Zeitschriftenaufsätze suchen und fin<strong>de</strong>n ... 220<br />
Renaissance für die Religion in <strong>de</strong>n Bestsellerlisten 220<br />
Erster Apostolischer Weltkongress <strong>de</strong>r Barmherzigkeit in Rom 221<br />
Argumente für <strong>de</strong>n Religionsunterricht an öffentlichen Schulen 222<br />
Stiftung DEY 223<br />
Salzburger Hochschulwoche 2008 zum Thema „LIEBEN“ 225<br />
Veranstaltungen 225<br />
SONSTIGES<br />
Unsere Autorinnen und Autoren / Rezensentinnen und Rezensenten 229<br />
Dezernat Bildung und Kultur im Bischöfl. Ordinariat Limburg 230<br />
Ämter für Katholische Religionspädagogik im Bistum Limburg 231<br />
Impressum<br />
Verlag:<br />
Verlag <strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariats<br />
Limburg<br />
Roßmarkt 12, 65549 Limburg<br />
Herausgeber:<br />
Dr. Eckhard Nordhofen<br />
Leiter <strong>de</strong>s Dezernats Bildung<br />
und Kultur im Bischöflichen<br />
Ordinariat Limburg<br />
Roßmarkt 12, 65549 Limburg<br />
Fon 06431/295-235<br />
Fax 06431/295-237<br />
www.schule.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
Schriftleitung:<br />
Dipl.-Theol. Martin W. Ramb<br />
m.ramb@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
Redaktion:<br />
Franz-Josef Arthen, Lena Birkenbeil,<br />
Thomas Menges, Bernhard Merten,<br />
Ute Lonny-Platzbecker, Martin W.<br />
Ramb, Matthias Werner, Franz-<br />
Günther Weyrich<br />
Offizielle Äußerungen <strong>de</strong>s Dezernates<br />
Bildung und Kultur wer<strong>de</strong>n <strong>als</strong> solche gekennzeichnet.<br />
Alle übrigen Beiträge drücken die<br />
persönliche Meinung <strong>de</strong>r Verfasser/-innen aus.<br />
Nachdruck, elektronische o<strong>de</strong>r photomechanische<br />
Vervielfältigung nur mit beson<strong>de</strong>rer<br />
Genehmigung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />
Bei Abbildungen und Texten, <strong>de</strong>ren Urheber<br />
wir nicht ermitteln konnten, bitten wir um<br />
Nachricht zwecks Gebührenerstattung.<br />
Buchbesprechungen:<br />
Rezensionsexemplare bitte direkt an<br />
die Redaktion sen<strong>de</strong>n. Besprechung<br />
und Rücksendung nicht verlangter<br />
Bücher kann nicht zugesagt wer<strong>de</strong>n.<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Bernhard Merten, Altheimstraße 18<br />
60431 Frankfurt am Main<br />
Fon 069/515057<br />
Layout:<br />
Ute Stotz, Kommunikations-Design,<br />
Westerwaldstr. 14, 56337 Ka<strong>de</strong>nbach<br />
Fon 0 26 20 / 95 35 39<br />
Druck:<br />
JVA Diez, Limburger Straße 122<br />
65582 Diez<br />
Fon 06432 /609 -3 40, Fax -3 43<br />
INFO erscheint vierteljährlich und kostet<br />
8.00 EUR im Jahr (zzgl. Versandkosten),<br />
Einzelheft: 2.00 EUR (zzgl. Versandkosten).<br />
Religionslehrer/-innen, Pastorale Mitarbeiter/-innen<br />
und Geistliche, die im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Diözese Limburg arbeiten, erhalten<br />
INFO kostenlos zugesandt.<br />
Beilagenhinweis:<br />
Der Gesamtauflage sind beigelegt:<br />
Umfrage zum Religionsunterricht sowie<br />
ein Faltblatt ,Studien- und Pilgerreise<br />
<strong>de</strong>s Dezernates Bildung und<br />
Kultur’.<br />
Wir bitten um freundliche Beachtung.<br />
Titelbild:<br />
© www.publicgar<strong>de</strong>n.<strong>de</strong><br />
© Verlag <strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariats,<br />
Limburg/Lahn 2007<br />
ISBN 978-3-921221-51-8<br />
ISSN 0937-8162 (print)<br />
ISSN 1617-9234 (online)<br />
INHALT
BEITRÄGE<br />
168<br />
Wir und die An<strong>de</strong>ren<br />
Sind Differenzen zwischen <strong>de</strong>n Religionen<br />
eine Chance für <strong>de</strong>n Religionsunterricht?<br />
Wenn mir jemand die Frage stellte:<br />
„Was ist für Sie die größte theoretische<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Theologie unserer<br />
Tage?“, dann wäre für mich das<br />
Singular-Plural-Problem ein heißer<br />
Kandidat. Und wenn mir jemand die<br />
Frage stellte: „Welche praktische Frage<br />
in <strong>de</strong>r Religion ist für Sie <strong>de</strong>rzeit am<br />
interessantesten?“, dann wür<strong>de</strong> ich<br />
vielleicht wie<strong>de</strong>rum die Antwort geben:<br />
„Das Singular-Plural-Problem“.<br />
Die innere Antiphon<br />
Der auch hierzulan<strong>de</strong> bekannte amerikanisch-österreichische<br />
Religionswissenschaftler<br />
Peter L. Berger 1 spricht<br />
vom „Plural <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne“ und meint<br />
damit, dass die Mehrzahl von Religionen<br />
und Wahrheitsansprüchen das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Kennzeichen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne<br />
sei. Nun lassen sich gewiss Beispiele<br />
für konkurrieren<strong>de</strong> Religionen und<br />
Wahrheitsansprüche auch in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
fin<strong>de</strong>n. Aber für die meisten<br />
Menschen hat es in vormo<strong>de</strong>rnen Zeiten<br />
tatsächlich immer nur eine und nur<br />
eine Religion gegeben, die ganz selbstverständlich<br />
zu <strong>de</strong>n Koordinaten gehörte,<br />
welche die Realität und das Bild<br />
von <strong>de</strong>r Welt bestimmten.<br />
In dieser Religion wur<strong>de</strong> meist<br />
Auskunft darüber gegeben, wie die<br />
Welt entstan<strong>de</strong>n ist, wie zu leben und<br />
zu sterben sei und wie die Endlichkeit<br />
<strong>de</strong>s Lebens sich zur großen Zeit <strong>de</strong>r<br />
Welt vom Urknall bis zum Wärmetod<br />
unserer Galaxie verhält. Die Religion<br />
war eingelassen in die Kultur. Sie lieferte<br />
Maßstäbe und Regeln, die <strong>de</strong>m<br />
Leben Struktur und Halt gaben. In <strong>de</strong>n<br />
moralischen Vorschriften und Riten<br />
waren <strong>de</strong>n Menschen viele Entscheidungen<br />
abgenommen. Die Religion<br />
glie<strong>de</strong>rte und rhythmisierte <strong>de</strong>n Tageslauf,<br />
<strong>de</strong>n Jahreskreis,<br />
ja das ganze Leben.<br />
Berger erzählt eine<br />
hübsche Anekdote, die<br />
uns einerseits eine Vorstellung<br />
von <strong>de</strong>r vormo<strong>de</strong>rnen<br />
Mentalität vermittelt,<br />
an<strong>de</strong>rerseits<br />
aber auch unser Problem<br />
markiert. Er führt<br />
uns in ein fernes Land,<br />
in <strong>de</strong>m, so wie je<strong>de</strong>n<br />
Morgen die Sonne aufgeht,<br />
je<strong>de</strong>n Morgen die<br />
Stimme <strong>de</strong>s Muezzins<br />
vom Minarett <strong>de</strong>n Tag<br />
begrüßt und zum Gebet<br />
ruft. <strong>Diese</strong>s Gefühl beschreibt<br />
er <strong>als</strong> eine „innere<br />
Antiphon“, die er<br />
so formuliert: „So ist es,<br />
so wird es immer sein!“<br />
Es ist eine arme und<br />
karge aber heile Welt, in<br />
<strong>de</strong>r alle wissen, wo sie<br />
hingehören, was sie zu<br />
tun und zu lassen haben.<br />
Je<strong>de</strong>r weiß, was sich gehört und kennt<br />
seinen Platz, Jungen und Mädchen,<br />
Frauen und Männer. Überhaupt wissen<br />
alle, wann und was gebetet wird, wann<br />
und was gegessen wird, wie und wann<br />
man sich klei<strong>de</strong>t, wer wem etwas zu sagen<br />
hat, kurz: Das Regelwerk <strong>de</strong>s Lebens<br />
geht seinen festen Gang; auch für<br />
die Probleme gab es Schemata und<br />
Muster, wie sie zu lösen seien.<br />
Und dann passiert es. Eine an<strong>de</strong>re<br />
Welt, <strong>de</strong>r Westen, bricht in diese Ordnung<br />
ein. Zunächst kommt er zu Besuch,<br />
und dann fasziniert er mit Produkten,<br />
Künsten und Angeboten, die<br />
versprechen, das Leben reicher zu machen.<br />
Der Westen, <strong>de</strong>r nun seinen Lebensstil<br />
und seine Zivilisation in <strong>de</strong>n<br />
Blick stellt, lockt mit technischem<br />
Prof. Dr. Leo J. O’Donovan SJ<br />
Leo J. O’Donovan<br />
Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
Fortschritt, mit Wegen aus <strong>de</strong>r Armut,<br />
<strong>de</strong>r Heilung von Krankheiten. Ein junger<br />
Mann, intelligent und voller Tatendrang,<br />
wird von seiner Dorfgemeinschaft<br />
verabschie<strong>de</strong>t, er soll in England<br />
studieren, vielleicht lernen, wie man<br />
Brücken baut o<strong>de</strong>r sonst etwas offensichtlich<br />
Nützliches.<br />
Berger beschreibt die Gefühle <strong>de</strong>s<br />
jungen Mannes in Oxford. Er ist fasziniert<br />
und abgestoßen zugleich. Was<br />
können und wissen diese westlichen<br />
Menschen nicht alles! Sein Geist gerät<br />
in Aufruhr. Zwar geht je<strong>de</strong>n Morgen<br />
die Sonne auf, aber <strong>de</strong>r Ruf <strong>de</strong>s Muezzins<br />
ertönt nicht mehr. Statt<strong>de</strong>ssen hört<br />
er Lärm, vielleicht Glocken. Vor allem<br />
hat das Leben <strong>de</strong>n Halt verloren. Es<br />
gibt viele Bequemlichkeiten, genug zu<br />
INFO 36 · 4/2007
essen, schnell kommt man von hier<br />
nach dort. Überhaupt ist alles sehr<br />
schnell. Religiöse Fragen scheinen<br />
nur am Ran<strong>de</strong> eine Rolle zu spielen.<br />
Es gibt viele Fragen und noch mehr<br />
Antworten, vor allem aber viele Wi<strong>de</strong>rsprüche.<br />
Jene schöne und einfache<br />
Antiphon „So ist es, es kann nicht an<strong>de</strong>rs<br />
sein“, die wie ein Vorzeichen vor<br />
<strong>de</strong>r Klammer steht, die das Leben be<strong>de</strong>utet,<br />
stimmt nicht mehr. Sie ist wie<br />
eine schöne Erinnerung, ein gewesener<br />
Traum.<br />
Der junge Mann ist hin und her<br />
gerissen. Kann er das alles essen, was<br />
die Europäer essen? Wie soll er sich<br />
schamlosen Frauen gegenüber benehmen?<br />
Sein Leben wird zum Stress. Wie<br />
soll er sich entschei<strong>de</strong>n? Je<strong>de</strong>r Tag<br />
bringt neue Fragen, zwingt zu neuen<br />
Kompromissen. Es ist anstrengend, immer<br />
neu nach<strong>de</strong>nken zu müssen. Die innere<br />
Antiphon lautet nun: „So war es –<br />
es könnte aber auch ganz an<strong>de</strong>rs sein“.<br />
Nun stellen wir uns vor, dass unser<br />
junger Moslem die Rückreise antritt. Er<br />
kennt <strong>de</strong>n Westen gut, er kennt seine<br />
Reichtümer, seine Verlockungen, aber<br />
auch seine Deka<strong>de</strong>nz und seine Gefahren.<br />
Manches hat er gelernt, einige<br />
Techniken beherrscht er, und nun<br />
kommt er in die Heimat zurück. Immer<br />
noch geht je<strong>de</strong>n Morgen die Sonne auf,<br />
und wie<strong>de</strong>r hört er, wie in seiner Kindheit,<br />
<strong>de</strong>n Ruf <strong>de</strong>s Muezzins am Morgen,<br />
am Tag und am Abend. Da wird<br />
ihm warm ums Herz: Er ist wie<strong>de</strong>r zuhause,<br />
aufgenommen in die alte Ordnung<br />
und in die Gemeinschaft seiner<br />
Leute. Und jetzt erst weiß er, was diese<br />
Gemeinschaft, was die alte Ordnung,<br />
die ihm vorher so arm und alt schien,<br />
wert ist. Der Stress fällt von ihm ab,<br />
wie in ein warmes Bad taucht er ein in<br />
seine heimatliche Kultur. Was bleibt,<br />
ist eine unangenehme Erinnerung an<br />
zerrissene Gefühle und ein Gefühl von<br />
Bedrohung. Zwar ist er zuhause, doch<br />
ist es nicht wie vorher, <strong>de</strong>nn er kennt<br />
nun <strong>de</strong>n Westen. Nichts ist mehr selbstverständlich,<br />
<strong>de</strong>nn die Alternative jenes<br />
„es könnte auch an<strong>de</strong>rs sein“ will nicht<br />
aus seinem Kopf. Er möchte sie aber<br />
daraus vertreiben. Deswegen wird er<br />
zum fanatischen Gegner <strong>de</strong>s Westens.<br />
Während er vorher in gelassener und<br />
friedlicher Archaik ein Teilnehmer seiner<br />
vormo<strong>de</strong>rnen Kultur war, wird er<br />
nun zum Kämpfer. Er radikalisiert sich<br />
und kämpft für die Einheit und die Exklusivität<br />
seiner Religion.<br />
Die vielen Götter und <strong>de</strong>r eine Gott<br />
So weit die Geschichte, die Peter L.<br />
Berger in <strong>de</strong>n 80er Jahren erfun<strong>de</strong>n hat.<br />
Sie liest sich heute wie eine Prophezeiung,<br />
und es ist tatsächlich bemerkenswert,<br />
dass diese Geschichte sich später<br />
in <strong>de</strong>r Figur von Ayatollah Chomeini<br />
auf erschrecken<strong>de</strong> Weise ziemlich genau<br />
so abgespielt hat, wie Berger sie erzählt.<br />
Der Plural <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne!<br />
Konzentrieren wir uns einen Moment<br />
auf <strong>de</strong>n Plural in <strong>de</strong>r Theologie<br />
<strong>de</strong>s Monotheismus. Das klingt schon<br />
wie ein Paradox. Muss nicht je<strong>de</strong>r Monotheist<br />
auch ein Singularist sein? Ist<br />
das Singular-Plural-Problem nicht für<br />
ihn schon entschie<strong>de</strong>n? In Deutschland<br />
hat Jan Assmann, <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>lberger<br />
Ägyptologe, eine Debatte über <strong>de</strong>n<br />
Monotheismus angestoßen, die auch<br />
über die Grenzen Deutschlands hinaus<br />
Interesse ausgelöst hat. 2 Ist nicht – so<br />
fragt Assmann in seinem Buch „Moses<br />
<strong>de</strong>r Ägypter“ (1998) – <strong>de</strong>r Monotheismus<br />
ein politisches Unglück? Er schil<strong>de</strong>rt<br />
je<strong>de</strong>nfalls die religiösen Verhältnisse<br />
<strong>de</strong>r alten Welt, die sich in <strong>de</strong>n<br />
Kulturen <strong>de</strong>r großen Flussoasen in Mesopotamien,<br />
Ägypten und um das Mittelmeer<br />
herum <strong>als</strong> Ökumene darstellt.<br />
Ist diese Welt nicht wun<strong>de</strong>rbar gewesen?<br />
Eine heile und friedliche Welt<br />
schien es zu sein, in <strong>de</strong>r viele Götter<br />
verehrt wur<strong>de</strong>n, die alle ihren Platz und<br />
ihre Berechtigung behielten. Die Götter<br />
<strong>de</strong>s Nachbarvolks konnten <strong>als</strong> gute<br />
Nachbarn neben unseren Göttern wohnen,<br />
vielleicht war Zeus <strong>de</strong>r Donnergott<br />
<strong>de</strong>r Griechen, sogar i<strong>de</strong>ntisch mit<br />
<strong>de</strong>m Jupiter <strong>de</strong>r Römer und <strong>de</strong>m Donar<br />
<strong>de</strong>r Germanen. Bekannt ist die Toleranz<br />
<strong>de</strong>r Römer in Religionsdingen, die<br />
sich darin äußerte, dass sie bei <strong>de</strong>r Eroberung<br />
einer neuen Provinz <strong>de</strong>n dortigen<br />
Lan<strong>de</strong>sgöttern opferten und sie anschließend<br />
in das nach oben offene<br />
Pantheon einstellten. Hier konnte „je<strong>de</strong>r<br />
nach seiner Fasson selig wer<strong>de</strong>n“.<br />
Je<strong>de</strong>nfalls mussten keine Religionskriege<br />
geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Erst mit <strong>de</strong>m eifersüchtigen Gott<br />
<strong>de</strong>s alten Israel sei ein Exklusivitätsanspruch<br />
in <strong>de</strong>r Religionsgeschichte angemel<strong>de</strong>t<br />
wor<strong>de</strong>n. Jan Assmann und<br />
seine Frau Aleida Assmann haben eine<br />
eigene Methodologie <strong>de</strong>r so genannten<br />
„Gedächtnisgeschichte“ vorgeschlagen,<br />
die es erlaubt, die zeitlich gewaltige<br />
Lücke von über tausend Jahren zwischen<br />
<strong>de</strong>m heliozentrischen Monotheismus<br />
Amenophis IV. Echnaton und<br />
Mose zu überbrücken. Die kühne These,<br />
wonach im alten Ägypten die Erinnerung<br />
an diesen misslungenen Versuch<br />
einer Etablierung <strong>de</strong>s Monotheismus<br />
von oben in <strong>de</strong>n Untergrund abgesunken<br />
sei und auf verborgenen Wegen<br />
wie ein unterirdischer Fluss bei Mose<br />
wie<strong>de</strong>r ans Licht <strong>de</strong>r Sonne getreten<br />
sei, muss uns hier nicht weiter interessieren.<br />
Es geht um die Supernova <strong>de</strong>r<br />
Religionsgeschichte, <strong>als</strong> die Assmann<br />
<strong>de</strong>n Monotheismus herausstellt.<br />
Auch ich glaube, dass <strong>de</strong>r Prozess,<br />
<strong>de</strong>r zum Glauben an nur einen Gott geführt<br />
hat, nicht wie ein Schmelzvorgang<br />
gedacht wer<strong>de</strong>n kann, bei <strong>de</strong>m die<br />
vielen Götter sich schließlich in einen<br />
einzigen zusammen amalgamieren, son<strong>de</strong>rn<br />
dass <strong>de</strong>r Monotheismus tatsächlich<br />
eine Supernova war, eine neuartige und<br />
prinzipiell an<strong>de</strong>re Religion. Zwar wird<br />
das Wort „Gott“ wie ein Singular von<br />
„Götter“ gebraucht, das ist aber eigentlich<br />
irreführend. Was sind Götter und<br />
was ist Gott? Ludwig Wittgenstein hat<br />
vorgeschlagen, bei <strong>de</strong>r „Was-ist-Frage“<br />
nicht nach Wesensbestimmungen und<br />
Metaphern zu suchen, son<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>n<br />
Gebrauch zu schauen. Was eine Sache<br />
ist, wird dadurch <strong>de</strong>finiert, dass ich angeben<br />
kann, wie sie gebraucht o<strong>de</strong>r benutzt<br />
wird.<br />
Wie wer<strong>de</strong>n <strong>als</strong>o Götter gebraucht<br />
und benutzt? Was ist ihre Funktion?<br />
Götter sind Verlängerungen menschlicher<br />
Interessen. Sie sind funktional,<br />
d.h. sie helfen <strong>de</strong>n Menschen dort, wo<br />
BEITRÄGE<br />
169<br />
INFO 36 · 4/2007
BEITRÄGE<br />
170<br />
diese aus eigener Kraft nicht mehr weiter<br />
kommen. Wer aus eigener Kraft<br />
nicht zum Erfolg in <strong>de</strong>r Liebe kommt,<br />
wen<strong>de</strong>t sich an Aphrodite um Hilfe.<br />
Wer aus eigener Kraft nicht die sichere<br />
Überfahrt über das Meer garantieren<br />
kann, bringt <strong>de</strong>m Poseidon ein Opfer.<br />
Wer nicht sicher ist, ob er aus eigener<br />
Kraft <strong>de</strong>n Feind besiegen kann, wen<strong>de</strong>t<br />
sich an Mars. Wer sich um die Fruchtbarkeit<br />
seiner Fel<strong>de</strong>r sorgt, weiß eine<br />
himmlische Adresse. Ja, je<strong>de</strong>s menschliche<br />
Interesse hat eine himmlische<br />
Adresse, an die es sich wen<strong>de</strong>n kann,<br />
wenn übernatürliche Hilfe gebraucht<br />
wird. Alle Gottheiten <strong>de</strong>s Polytheismus<br />
sind funktional, sie repräsentieren die<br />
kollektive I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Stadt <strong>als</strong> Stadtgottheiten,<br />
sie repräsentieren die Kraft<br />
<strong>de</strong>s Wassers <strong>als</strong> Flussgötter, sie wohnen<br />
an <strong>de</strong>n markanten Punkten <strong>de</strong>r Erdoberfläche,<br />
auf Bergspitzen, und sie<br />
sind eng verwandt mit <strong>de</strong>m, was sich<br />
die menschliche Fantasie an Partnerschaften<br />
in <strong>de</strong>r Natur fingiert. Aber! –<br />
Nun kommt`s: Wer die Funktionen dieser<br />
Götter beschreibt, hat sie schon entzaubert;<br />
<strong>de</strong>nn ihre Funktionalität ist<br />
<strong>de</strong>r erste und vielleicht entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Schritt, <strong>de</strong>n geistigen Mechanismus zu<br />
erkennen, <strong>de</strong>r hier in unserem Bewusstsein<br />
wirkt. Offenbar neigt <strong>de</strong>r Mensch<br />
dazu, sich solche Partnerschaften zu erfin<strong>de</strong>n<br />
und selbst zu machen.<br />
Der menschliche Geist, seine Fähigkeit<br />
zu reflektieren und sich auf<br />
sich selbst zu beziehen, ist aber auch<br />
in <strong>de</strong>r Lage, seine eigenen Mechanismen<br />
zu durchschauen und zu entlarven.<br />
Und genau das geschieht tatsächlich<br />
in <strong>de</strong>r monotheistischen Revolution,<br />
die natürlich nicht mit einem<br />
Oberseminar verwechselt wer<strong>de</strong>n<br />
kann, das Mose <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Israels<br />
am Fuße <strong>de</strong>s Berges Sinai gehalten<br />
hat. Die Geschichten <strong>de</strong>r hebräischen<br />
Bibel erzählen, wie sich nun ein vollkommen<br />
an<strong>de</strong>rer Gott offenbart, und<br />
sie etablieren das Gegenmo<strong>de</strong>ll. Wenn<br />
durchschaut ist, dass die Götter Produkte<br />
<strong>de</strong>r menschlichen Projektion<br />
und ihrer Bedürfnisse und Wünsche<br />
sind, dann sind sie eben nichts an<strong>de</strong>res<br />
<strong>als</strong> das, o<strong>de</strong>r wie die Bibel sagt, sie<br />
sind „Nichtse“. Ein selbst gemachter<br />
Gott kann keine wirkliche Realität<br />
sein. Wenn es Gott gibt, dann muss er<br />
es sein, <strong>de</strong>r sich offenbart.<br />
Alle Offenbarungsgeschichten <strong>de</strong>r<br />
Bibel laufen auf diese Gegenbesetzung<br />
hinaus. Sie etablieren das Gegenmo<strong>de</strong>ll<br />
zu <strong>de</strong>n selbst gemachten Göttern <strong>de</strong>s<br />
Polytheismus. Nun ist Gott jemand, <strong>de</strong>r<br />
nicht auf eine Funktion reduziert wer<strong>de</strong>n<br />
kann, weil er entschei<strong>de</strong>t, was er<br />
geben und garantieren will, was er bezeugen<br />
und begrün<strong>de</strong>n will - und nicht<br />
wir. Aber er ist auch ein Jemand. Er ist<br />
eine Person; <strong>de</strong>nn wenn er dies nicht<br />
wäre, dann wäre er weniger <strong>als</strong> wir<br />
Menschen, die wir Personen sind. Er ist<br />
aber größer <strong>als</strong> menschliche Personen.<br />
Er ist kein Ding in <strong>de</strong>r Welt, er ist <strong>de</strong>r<br />
Grund <strong>de</strong>r Welt, <strong>de</strong>r Hintergrund <strong>de</strong>s<br />
Seins, <strong>de</strong>r Schöpfer. So wie die Welt<br />
nur eine ist, einschließlich <strong>de</strong>s gesamten<br />
Kosmos, <strong>de</strong>n wir uns heute natürlich<br />
nicht mehr in antiker Kosmologie<br />
vorstellen müssen, so hat sie auch nur<br />
einen einzigen Grund, <strong>de</strong>n wir mit <strong>de</strong>m<br />
alten Israel Gott nennen. Dies ist <strong>de</strong>r<br />
immer größere Gott, wie Erich Przywara<br />
immer wie<strong>de</strong>r sagte, <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>ne<br />
Hintergrund aller meschlichen Bil<strong>de</strong>r<br />
und Einbildungen, unser einziges, geheimnisvolles<br />
Woher und Wohin. 3<br />
Jan Assmann hat nun zunächst behauptet,<br />
dass <strong>de</strong>r exklusive Wahrheitsanspruch,<br />
<strong>de</strong>r in dieser an<strong>de</strong>rsartigen<br />
und neuartigen Gottesvorstellung enthalten<br />
ist, so etwas wie ein Startschuss<br />
für das Zeitalter von Religionskriegen<br />
gewesen sei. In England (Richard<br />
Dawkins) und in <strong>de</strong>n USA (Christopher<br />
Hitchens) gibt es einige Naturwissenschaftler<br />
und an<strong>de</strong>re, die auch<br />
für die Gegenwart die Religion <strong>als</strong> <strong>de</strong>n<br />
Urquell aller Konflikte, insbeson<strong>de</strong>re<br />
aller kriegerischen Konflikte ausmachen<br />
wollen. Inzwischen ist die Monotheismus<strong>de</strong>batte<br />
weiter gegangen.<br />
Religionswissenschaftler und Alttestamentler<br />
haben Einwän<strong>de</strong> vorgetragen,<br />
die sich mit dieser zunächst<br />
durchaus plausiblen These auseinan<strong>de</strong>rsetzten.<br />
Ein Gedanke scheint mir<br />
dabei beson<strong>de</strong>rs wichtig zu sein: Es<br />
gibt kein Zurück!<br />
Auch Assmann plädiert nämlich<br />
nicht dafür, wie<strong>de</strong>r zu einem fröhlichen<br />
und friedlichen Polytheismus zurückzukehren,<br />
<strong>de</strong>nn die Entlarvung <strong>de</strong>r Götter<br />
hat sie entzaubert. Und zwar ein für<br />
allemal. So wie eine Pille, die nur aus<br />
Krei<strong>de</strong> und Aromastoffen besteht, nicht<br />
mehr wirkt, sobald ich weiß, dass es<br />
sich um ein Placebo han<strong>de</strong>lt, so wenig<br />
helfen Götter, von <strong>de</strong>nen ich weiß, dass<br />
sie ihre Existenz nur meinem Wunsch<strong>de</strong>nken<br />
verdanken. Daran än<strong>de</strong>rt nichts,<br />
dass wir aus vielen empirischen Untersuchungen<br />
wissen, dass Placebos im<br />
Allgemeinen wirken. So wie die Fähigkeit,<br />
sich durch Placebos täuschen<br />
zu lassen, dauerhaft zur menschlichen<br />
Natur gehört, so ist auch die Neigung,<br />
sich Projektionen zu machen, tote Dinge<br />
zu fetischisieren und in <strong>de</strong>n Gestalten<br />
und Figurationen <strong>de</strong>r Natur Analogien<br />
zu suchen, die sie am En<strong>de</strong> zu Personen<br />
machen, nicht aus <strong>de</strong>r menschlichen<br />
Natur verschwun<strong>de</strong>n. Wo kämen<br />
unsere Dichter hin, wenn die Bäume<br />
und die Wolken und die Berge nicht<br />
mehr mit ihnen sprächen? Der ganz an<strong>de</strong>rsartige<br />
Gott, <strong>de</strong>r uns zum ersten<br />
Mal in <strong>de</strong>r hebräischen Bibel <strong>de</strong>s alten<br />
Israel begegnet, ist – so hatten wir gesagt<br />
– kein Ding in <strong>de</strong>r Welt, er ist <strong>de</strong>r<br />
Hintergrund <strong>de</strong>s Seins, <strong>de</strong>r Schöpfer<br />
<strong>de</strong>r Welt und daher ist er ein „ganz An<strong>de</strong>rer“,<br />
so hat es <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Religionswissenschaftler<br />
Rudolf Otto schon<br />
1909 genannt. 4<br />
<strong>Diese</strong> An<strong>de</strong>rsartigkeit und Einzigartigkeit<br />
Gottes ist im Neuen Testament<br />
konkret gewor<strong>de</strong>n. Die Geschichte,<br />
die zuerst nur unsere Geschichte zu<br />
sein schien, wird durch die Entscheidung<br />
Gottes <strong>als</strong> eine Geschichte geoffenbart,<br />
die seinen Willen zum Vorschein<br />
bringt, selbst geschichtlich zu<br />
wer<strong>de</strong>n, das heißt: in die Geschichte<br />
einzutreten. Die große Frage, die in <strong>de</strong>r<br />
Entstehungsgeschichte von <strong>de</strong>r Erschaffung<br />
Adams schon beantwortet<br />
schien, in<strong>de</strong>m Gott <strong>de</strong>m Adam seinen<br />
Hauch, d.h. seinen Geist einblies, wird<br />
durch <strong>de</strong>n „neuen Adam“, <strong>als</strong> <strong>de</strong>n wir<br />
Christen Jesus bezeichnen, gleichsam<br />
präzisiert. Wir sind, wie Adam, sterblich,<br />
und wie er wissen wir um unsere<br />
INFO 36 · 4/2007
Endlichkeit. In <strong>de</strong>r Auferstehung <strong>de</strong>s<br />
neuen Adam haben wir aber auch die<br />
Perspektive, dass die Endlichkeit <strong>de</strong>s<br />
Menschen nicht das letzte Wort Gottes<br />
war. Das Mysterium <strong>de</strong>r Inkarnation,<br />
das Menschwer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r zerbrechlichen<br />
Geburt bis zum fraglichen Tod,<br />
gibt <strong>de</strong>r göttlichen Antwort auf <strong>de</strong>n<br />
Menschen eine neue Drehung. Sie<br />
macht die Singularität <strong>de</strong>s Christentums<br />
aus. Fast alle Menschen – so will<br />
mir scheinen – halten Jesus für einen<br />
großen Menschen. Christ ist man<br />
dann, wenn seine Singularität, seine<br />
göttliche Qualität, sein Amt, wenn sie<br />
wollen, in seiner eigenen Person das<br />
wahre Wort Gottes zu sein, gesehen<br />
und geglaubt wird.<br />
<strong>Diese</strong> „gute Nachricht“ wollten<br />
die Christen niem<strong>als</strong> nur für sich behalten<br />
und haben <strong>de</strong>shalb weltweit missioniert.<br />
Ob sie dabei immer richtig vorgegangen<br />
sind, kann man von Fall zu Fall<br />
zwar bezweifeln, aber das weitersagen<br />
<strong>de</strong>r „guten Nachricht“ kann nicht einfach<br />
unterlassen wer<strong>de</strong>n. Hier sehe ich<br />
die Herausfor<strong>de</strong>rung einer „Theologie<br />
<strong>de</strong>r Religionen“, die sich damit zufrie<strong>de</strong>n<br />
gibt, aus einem Moslem einen besseren<br />
Moslem, aus einem Hindu einen<br />
besseren Hindu und aus einem Buddhisten<br />
einen überzeugteren Buddhisten<br />
zu machen. Ohne das Vorgehen <strong>de</strong>r<br />
spanischen Missionare, das oft wie eine<br />
Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>r Liebesbotschaft Christi<br />
durch die Tat aussieht, beschönigen<br />
zu wollen – ich täte mich sehr schwer<br />
damit, aus einem Azteken einen besseren<br />
Azteken zu machen und die indigenen<br />
Völker Mittelamerikas zu ermutigen,<br />
zu <strong>de</strong>n tausendfachen Menschenopfern<br />
ihrer Vorfahren zurückzukehren.<br />
5<br />
Wo stehst Du?<br />
Wie sollen wir nun mit <strong>de</strong>m Nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
verschie<strong>de</strong>ner Wahrheitsansprüche<br />
umgehen? Zu einem fröhlichen<br />
Polytheismus zurückzukehren, das<br />
will uns selbst Jan Assmann nicht zumuten.<br />
Zu einer scheinbar neutralen<br />
Äquidistanz, wie sie ein Religionswissenschaftler<br />
sich <strong>als</strong> methodisches<br />
Prinzip zurechtlegen kann, fehlen mir<br />
die Begründungen, und es stellt sich mir<br />
generell die Frage, ob es die neutrale<br />
Beobachterposition oberhalb aller Religionen<br />
überhaupt gibt. Wo befin<strong>de</strong>t<br />
sich <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r vorgeblich neutrale Religionswissenschaftler<br />
und Ethnologe<br />
selbst? Die Ethnologen wissen inzwischen,<br />
dass sie ihre frem<strong>de</strong>n Kulturen<br />
nicht wirklich verstehen können, wenn<br />
sie nicht zu „teilnehmen<strong>de</strong>n Beobachtern“<br />
wer<strong>de</strong>n. Zwischen Beobachterperspektive<br />
und Teilnehmerperspektive<br />
(Paul Feyerabend und auch H.<br />
Richard Niebuhr) kann man zwar hin<br />
und her springen, aber die Teilnehmerperspektive<br />
vollständig fallen zu lassen,<br />
wür<strong>de</strong> darauf hinauslaufen, die<br />
großen Fragen, die in <strong>de</strong>r Religion gestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, schlicht zu vergessen.<br />
Aber um sie kommt kein Mensch, <strong>de</strong>r<br />
seiner Endlichkeit sicher ist, herum.<br />
Was tun? Als ich mich auf die Frage<br />
vorbereitete, <strong>de</strong>ren Antwort Sie vielleicht<br />
von mir heute erwarten, erhielt<br />
ich aus Deutschland einen Aufsatz, <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Ethnologe Karl-Heinz Kohl in <strong>de</strong>r<br />
Frankfurter Allgemeinen Zeitung abgedruckt<br />
hatte. Er selbst ist kein Katholik,<br />
sieht aber im Katholizismus die einzige<br />
Religion, die es weniger wegen ihrer<br />
Lehre und Doktrin, <strong>als</strong> wegen <strong>de</strong>r<br />
Kombination dieser Lehre mit ihrer Liturgie<br />
geschafft hat, weltweit (und<br />
zwar in Indonesien wie in Afrika) erfolgreich<br />
zu missionieren. Er bringt<br />
eindrucksvolle Beispiele dafür, wie die<br />
Rituale <strong>de</strong>s katholischen Kults missverstan<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>n, dann aber doch<br />
wie<strong>de</strong>r auf fruchtbare Weise eingebaut<br />
wur<strong>de</strong>n in die mitgebrachten Vorstellungen<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Kultur. Als ich<br />
das las, habe ich mich natürlich an die<br />
ursprüngliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wortes<br />
„katholisch“, d. h. „allumfassend“, erinnert.<br />
In <strong>de</strong>r Tat trifft Kohl die Deutung<br />
<strong>de</strong>r Religionen durch die Katholische<br />
Kirche, wie sie das zweite Vatikanum<br />
vorschlägt. Hier wer<strong>de</strong>n die an<strong>de</strong>ren<br />
Religionen ja nicht in Grund und<br />
Bo<strong>de</strong>n verdammt o<strong>de</strong>r gar <strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch<br />
durchgestrichen. Im Gegenteil: Ihre<br />
Wahrheiten wer<strong>de</strong>n gewürdigt, manche<br />
ihrer Bräuche und Feste wer<strong>de</strong>n in Korrespon<strong>de</strong>nz<br />
mit biblischen Geschichten<br />
gebracht, und am En<strong>de</strong> stehen sie in<br />
Verbindung mit <strong>de</strong>r Botschaft Christi.<br />
So ist <strong>de</strong>r Vorwurf <strong>de</strong>s Synkretismus,<br />
d.h. das Aufzeigen <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Quellen für diesen und jenen<br />
Brauch, für diese und jene Sakramentalie<br />
und diesen und jenen Kult, <strong>de</strong>r gelegentlich<br />
erhoben wird, um die Abkünftigkeit<br />
und mangeln<strong>de</strong> Originalität <strong>de</strong>s<br />
Christentums aufzuzeigen, in Wahrheit<br />
ein Kompliment. Ein großer Reichtum<br />
ist <strong>de</strong>r Kirche in <strong>de</strong>r Begegnung mit an<strong>de</strong>ren<br />
Kulturen zugeflossen und fließt<br />
ihm weiter zu. Das alles gehört zum<br />
Thema „Wir und die An<strong>de</strong>ren“ gewiss<br />
hinzu, beantwortet aber noch nicht die<br />
Frage, wie gehe ich mit konkurrieren<strong>de</strong>n<br />
Ansprüchen auf eine und die einzige<br />
Wahrheit um? Ist Jesus das letzte<br />
„Wort“ Gottes o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Qur`an? Ein „Sowohl<br />
<strong>als</strong> auch“ scheint mir hier kaum<br />
möglich. Eine Supertheorie im Sinne<br />
einer „Theologie <strong>de</strong>r Religionen“, die<br />
<strong>de</strong>n Anspruch <strong>de</strong>s Christentums auf die<br />
Einzigkeit <strong>de</strong>s Christus festhält, sehe<br />
ich <strong>de</strong>rzeit nicht.<br />
Ich komme aus Amerika. Wir<br />
Amerikaner gelten <strong>als</strong> Pragmatiker,<br />
und so halte ich mich für verpflichtet,<br />
nun langsam von <strong>de</strong>n theoretischen<br />
Fragen zu <strong>de</strong>n praktischen Fragen, die<br />
ja auch Sie <strong>als</strong> Religionslehrerinnen<br />
und Religionslehrer täglich vor Augen<br />
haben, überzugehen. Ich könnte vielleicht<br />
auch sagen, dass die theoretische<br />
Frage erst ihre gründliche Geltung erreicht,<br />
wenn sie in eine praktische Frage<br />
übersetzt o<strong>de</strong>r aufgelöst wird.<br />
Ein Vorschlag, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n ersten<br />
Blick, gera<strong>de</strong> unter pragmatischen Voraussetzungen,<br />
viel zu versprechen<br />
scheint, kommt aus Deutschland und er<br />
ist von Hans Küng unter <strong>de</strong>m Titel<br />
„Weltethos“ gemacht wor<strong>de</strong>n. Der Gedanke<br />
ist im Grun<strong>de</strong> einfach und hat in<br />
<strong>de</strong>r Tat auf <strong>de</strong>n ersten Blick eine große<br />
Plausibilität. Er stellt fest und zeigt dafür<br />
viele Beispiele, dass die Religionen<br />
in vielen Einzelfragen, auch in <strong>de</strong>m,<br />
was sie an ethischen Konsequenzen<br />
und Lebensformen aufzeigen, sehr viel<br />
gemeinsam haben. Überhaupt haben<br />
BEITRÄGE<br />
171<br />
INFO 36 · 4/2007
BEITRÄGE<br />
172<br />
alle Menschen sehr viel gemeinsam.<br />
Die „gol<strong>de</strong>ne Regel“ gibt es nicht nur<br />
im Christentum, sie begegnet uns<br />
schon in <strong>de</strong>r griechischen Philosophie<br />
und auch im Buddhismus. Die meisten<br />
<strong>de</strong>r Zehn Gebote haben ihre Äquivalente<br />
in an<strong>de</strong>ren Religionen. Auch gibt<br />
es Verwandtschaften. Der Hinduglauben<br />
an das Karma etwa, <strong>de</strong>r behauptet,<br />
dass die guten und bösen Taten wie<strong>de</strong>r<br />
zu uns zurück kehren und nicht ohne<br />
Konsequenzen sind, ist gewiss nicht<br />
i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m Glauben an ein göttliches<br />
Gericht, aber gewisse Verwandtschaften<br />
lassen sich fin<strong>de</strong>n. Und wenn<br />
man gera<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n konkurrieren<strong>de</strong>n<br />
monotheistischen Religionen<br />
die Gemeinsamkeiten anfängt zu quantifizieren,<br />
wird man feststellen, dass<br />
die Menge <strong>de</strong>ssen, was sie gemeinsam<br />
haben, sehr viel größer ist, <strong>als</strong> die Menge<br />
<strong>de</strong>ssen, was sie trennt.<br />
So weit, so gut. Ich habe selber die<br />
Errungenschaft <strong>de</strong>r „Universellen Erklärung<br />
<strong>de</strong>r Menschenrechte“ (1948)<br />
gefeiert und die Notwendigkeit einer<br />
Art globalen Ethik verteidigt. 6 Aber gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Blick auf die monotheistischen<br />
Religionen, die ja auch weite<br />
Strecken ihrer Geschichte gemeinsam<br />
haben, zeigt, dass diese Mengenlehre<br />
gera<strong>de</strong> nicht dazu führt, dass sie sich in<br />
die Arme sinken. Im Gegenteil: Wenn<br />
wir in Amerika an unseren Bürgerkrieg<br />
<strong>de</strong>nken, so wird man aus <strong>de</strong>m Abstand<br />
heraus gewiss sagen können, dass die<br />
Amerikaner, die sich in diesem erbitterten<br />
Bru<strong>de</strong>rkrieg gegenseitig umbrachten,<br />
aus heutiger Sicht sehr viel mehr<br />
gemeinsam hatten <strong>als</strong> die Frage, die sie<br />
entzweit hatte. Das vergleichsweise winzige<br />
Quantum <strong>de</strong>r Differenzen macht<br />
diese Differenzen umso toxischer, das<br />
scheinen die Konflikte in Nordirland<br />
und im Balkan, die Grausamkeiten<br />
zwischen Serben und Kroaten noch<br />
einmal zu zeigen. Es gibt so etwas wie<br />
die Sprengbombe <strong>de</strong>r kleinen Differenz.<br />
Die Differenz unter Brü<strong>de</strong>rn wird<br />
umso schmerzlicher und dramatischer<br />
empfun<strong>de</strong>n, je mehr sie sich <strong>als</strong> Brü<strong>de</strong>r<br />
fühlen. Al Fatah und Hamas, die palästinensischen<br />
Brü<strong>de</strong>r, greifen zur ultima ratio<br />
und bringen sich gegenseitig um.<br />
So scheint mir, gera<strong>de</strong> unter pragmatischen<br />
Rücksichten, das Projekt<br />
Weltethos ein blauäugiges Unternehmen<br />
zu sein. Es ist im besten Fall unschädlich,<br />
wenn sich alle gut Gesinnten<br />
dieser Welt auf <strong>de</strong>m kleinsten gemeinsamen<br />
Nenner treffen, aber sie wer<strong>de</strong>n<br />
nicht verhin<strong>de</strong>rn, dass die weniger gut<br />
Gesinnten ihre Differenzen mit <strong>de</strong>m<br />
Mittel <strong>de</strong>r Gewalt angehen.<br />
Zwischen <strong>de</strong>m lustigen, aber auch<br />
scharfsinnigen Wissenschaftstheoretiker<br />
Paul Feyerabend, einem Schüler<br />
Karl Poppers, und <strong>de</strong>m heiligen Vater,<br />
Papst Benedikt XVI., zwei Figuren, die<br />
in vieler Hinsicht unterschiedlicher<br />
nicht sein können, gibt es eine interessante<br />
Gemeinsamkeit. Bei<strong>de</strong> verweisen<br />
auf die zwingen<strong>de</strong> Voraussetzung <strong>de</strong>r<br />
Gewaltfreiheit, wenn <strong>de</strong>nn ein friedliches<br />
Nebeneinan<strong>de</strong>r unterschiedlicher<br />
Wahrheitsansprüche möglich sein soll.<br />
Paul Feyerabend bekennt sich zum wissenschaftstheoretischen<br />
Anarchismus.<br />
Damit meint er, dass es kein Dogma in<br />
<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n geben dürfe, die eine<br />
Wissenschaft zur Wissenschaft machen.<br />
Scharfsinnig und mit zwingen<strong>de</strong>r Logik<br />
zeigt er, dass alle wissenschaftliche Methodik<br />
auf einer dogmatischen Grun<strong>de</strong>ntscheidung<br />
beruht, <strong>de</strong>ren Zwang er<br />
aber ablehnt. Und so plädiert er, halb im<br />
Spaß und halb im Ernst, für eine „polizeilich<br />
garantierte Anarchie“. Er ist bei<br />
<strong>de</strong>m Problem gelan<strong>de</strong>t, das wir schon<br />
aus <strong>de</strong>r Ethnologie kennen gelernt haben.<br />
„Wo stehst Du?“, so muss sich <strong>de</strong>r<br />
Beobachter <strong>de</strong>r Religionen fragen, <strong>de</strong>r<br />
selbst keiner Religion angehört und nur<br />
ein Beobachter sein will. Und <strong>de</strong>r Polizist,<br />
<strong>de</strong>r die Anarchie davor bewahrt,<br />
dass sich die unterschiedlichen methodischen<br />
Wahrheitsansprüche gegenseitig<br />
an die Gurgel gehen, müsste sich<br />
auch fragen lassen: „Woher hast Du <strong>de</strong>in<br />
Gewaltmonopol, <strong>de</strong>ine Legitimation?“<br />
Wir alle erinnern uns, was für ein<br />
Schrecken weltweit zu beobachten war,<br />
<strong>als</strong> Benedikt XVI. in seiner so genannten<br />
„Regensburger Re<strong>de</strong>“ die Gewaltfrage<br />
auf die Tagesordnung setzte.<br />
Manche Moslems fühlten sich beleidigt,<br />
es gingen Kirchen in Flammen auf,<br />
und es kam sogar zu Aggressionen und<br />
zu Mor<strong>de</strong>n. Eine beson<strong>de</strong>re Pointe: die<br />
Frage an <strong>de</strong>n Islam: „Wie hältst Du es<br />
mit <strong>de</strong>r Gewalt?“ wur<strong>de</strong> ohne Worte<br />
beantwortet. An<strong>de</strong>re Antworten, ich<br />
<strong>de</strong>nke vor allem an die, welche vom<br />
saudischen Kronprinzen organisiert wor<strong>de</strong>n<br />
ist, <strong>de</strong>r ein interessantes Manifest<br />
muslimischer Geistlicher zustan<strong>de</strong><br />
brachte, waren ermutigend. Statt sich<br />
gegeneinan<strong>de</strong>r zu profilieren, sind Ansätze<br />
gesucht wor<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite zu re<strong>de</strong>n. Auch das muss man<br />
Pragmatismus nennen, obwohl es um<br />
<strong>de</strong>n verbalen Austausch von Gedanken<br />
geht. Wenn wir vor <strong>de</strong>r Alternative<br />
stehen: Kämpfen o<strong>de</strong>r miteinan<strong>de</strong>r<br />
Sprechen, han<strong>de</strong>lt es sich nicht um<br />
<strong>de</strong>n bekannten Gegensatz von Theorie<br />
und Praxis, son<strong>de</strong>rn um zwei Formen<br />
von Praxis.<br />
Der „Plural <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne“, Mehrzahl<br />
<strong>de</strong>r Wahrheiten einer Mehrzahl<br />
von Religionen, ist für uns in Amerika<br />
ein Problem, das zu unserer Gründungsgeschichte<br />
gehört. Nach wie vor<br />
scheint mir die US-amerikanische Antwort<br />
aktuell zu sein. Die Geschichte<br />
Amerikas wird von uns <strong>als</strong> eine Geschichte<br />
<strong>de</strong>r Freiheit interpretiert, genauer<br />
gesagt, <strong>de</strong>r Religionsfreiheit. In<br />
Europa herrschte im 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
kaum irgendwo Religionsfreiheit.<br />
Das, was wir heute zu <strong>de</strong>n Menschenrechten<br />
rechnen, und was viele<br />
Nationen wenigstens auf <strong>de</strong>m Papier<br />
unterschrieben haben, war dam<strong>als</strong> fast<br />
nirgendwo Realität. Im Allgemeinen<br />
bestimmten die Fürsten die Staatsreligion.<br />
Ich kann hier nicht das komplizierte<br />
Verhältnis zwischen geistlicher<br />
und politischer Macht in Europa rekonstruieren,<br />
wie ich höre wird es in diesem<br />
Halbjahr im Haus am Dom in<br />
Frankfurt beson<strong>de</strong>rs studiert.<br />
Die amerikanische Freiheitsbewegung<br />
hängt mit <strong>de</strong>r Flucht aus <strong>de</strong>m<br />
religiösen Zwang, <strong>de</strong>r in Europa<br />
herrschte, zusammen. Viele <strong>de</strong>r Pilgrim<br />
Fathers wünschten sich daher eine Verfassung,<br />
die nieman<strong>de</strong>n zwang, die eine<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Denomination anzunehmen.<br />
So kam es zu einer <strong>de</strong>utlichen Trennung<br />
von Staat und Religion. 7 Das führt bis<br />
heute allerdings nicht dazu, dass die Re-<br />
INFO 36 · 4/2007
ligion, die vom Staat nicht unterstützt<br />
wird, abstürbe. Im Gegenteil scheint das<br />
religiöse Leben in <strong>de</strong>n USA immer noch<br />
viel kräftiger <strong>als</strong> in Europa. 8<br />
Ein Beispiel: „Centered Pluralism“<br />
Georgetown ist, wie Sie vielleicht<br />
wissen, die älteste katholische Universität<br />
in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten. Sie<br />
wur<strong>de</strong> 1789 am Ufer <strong>de</strong>s Potomac River<br />
in Washington D.C von John Carroll,<br />
<strong>de</strong>m ersten katholischen Bischof<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s gegrün<strong>de</strong>t. Sie ist berühmt<br />
für ihre starke geisteswissenschaftliche<br />
Tradition, für das Studium <strong>de</strong>r internationalen<br />
Beziehungen, <strong>de</strong>r Sprachen,<br />
für ihr medizinisches Zentrum, für Jura<br />
und Wirtschaftswissenschaften.<br />
Als ich 1989 das Amt <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten<br />
übernahm, konnte das zweihun<strong>de</strong>rtjährige<br />
Bestehen einer Institution gefeiert<br />
wer<strong>de</strong>n, die eine klare I<strong>de</strong>ntität<br />
und ein klares Bekenntnis auszeichnete.<br />
Als Katholik und Jesuit stand ich für<br />
diese Tradition und diese Werte, und<br />
ich war stolz darauf. Zugleich war mir<br />
klar, dass speziell eine Universität<br />
aka<strong>de</strong>mische Freiheit brauchte, so dass<br />
das Ausbildungsprogramm bereichert<br />
wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n pluralistischen Charakter<br />
<strong>de</strong>s Lehrkörpers und <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenschaft.<br />
Um das religiöse Leben zu unterstützen,<br />
hat Georgetown ein breites<br />
Angebot an Seelsorge auf <strong>de</strong>m Campus<br />
entwickelt. Es gab natürlich Priester,<br />
Jesuiten und an<strong>de</strong>re, aber auch Rabbiner.<br />
Sie boten persönliche Beratung,<br />
Gottesdienste und Einkehrtage an.<br />
Die mehr formalen Angebote für<br />
die unteren Semester umfassten zwei<br />
Kurse in Philosophie und zwei in Theologie<br />
<strong>als</strong> Teil <strong>de</strong>s Kerncurriculums, ein<br />
solches Kerncurriculum. Eine Art studium<br />
generale, ist an fast allen amerikanischen<br />
Colleges üblich. Philosophie und<br />
Theologie wer<strong>de</strong>n natürlich nur an katholischen<br />
Hochschulen verlangt. Auf<br />
fortgeschrittenem Niveau bietet das<br />
Kennedy-Institut für Ethik Graduiertenkurse,<br />
öffentliche Lesungen und<br />
workshops mit internationaler Beteiligung<br />
mit einem Akzent auf Medizinethik<br />
an. Das Juristische Zentrum gibt<br />
weltweit das einzige „Journal of Legal<br />
Ethics“ heraus. Man widmete sich zunehmend<br />
<strong>de</strong>m öffentlichen Dienst und<br />
<strong>de</strong>r Erziehung zu sozialer Gerechtigkeit.<br />
Zusammen mit <strong>de</strong>r Brown-University<br />
und <strong>de</strong>r Stanford University,<br />
war Georgetown Gründungsmitglied<br />
von „Campus Compact“, einer nationalen<br />
Organisation zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
sozial veranwortlichen Bürgersinns.<br />
Während meiner Präsi<strong>de</strong>ntschaft<br />
versetzte uns ein großzügiger Spen<strong>de</strong>r<br />
in die Lage, ein neues Programm für<br />
Einkehrtage, speziell für Erstsemester<br />
einzurichten. Wir stellten unseren ersten<br />
Imam an, um unsere muslimischen<br />
Stu<strong>de</strong>nten zu beraten und zu<br />
unterstützen.<br />
Auch auf aka<strong>de</strong>mischem Niveau<br />
konnten wir 1993 unser Zentrum für<br />
muslimisch-christliche Verständigung<br />
einrichten mit einem Kerninstitut, das<br />
Prof. John Esposito leitete. An <strong>de</strong>r Business-School<br />
wur<strong>de</strong> das Connelly-Center<br />
für Wirtschaftsethik eingerichtet.<br />
Ebenso wur<strong>de</strong> ein neues Programm für<br />
Jüdische Studien eingerichtet. Dann<br />
kam das Zentrum für klinische Bioethik,<br />
um die ethische Reflexion direkt<br />
an das Krankenbett zu bringen. Konferenzen<br />
wur<strong>de</strong>n abgehalten und wichtige<br />
Bücher erschienen. Dies auch im Zusammenhang<br />
mit Papst Pauls II. apostolischem<br />
Schreiben „Ex cor<strong>de</strong> Ecclesiae“<br />
und seiner Enzyklika „Evangelium<br />
vitae“. Die Forschungsaktivitäten<br />
am Medizinzentrum verdreifachten sich,<br />
und das Programm <strong>de</strong>s Law-Centers für<br />
<strong>de</strong>n klinischen öffentlichen Dienst wur<strong>de</strong><br />
das stärkste im Land.<br />
Um aka<strong>de</strong>mische Chancen für Amerikaner<br />
afrikanischer und hispanischer<br />
Herkunft zu eröffnen, verdoppelten wir<br />
die finanzielle Unterstützung für die<br />
Anfangssemester. Um Frauen in Führungspositionen<br />
zu beför<strong>de</strong>rn, stellte ich<br />
zu ersten Mal an <strong>de</strong>r Universität Frauen<br />
<strong>als</strong> Provost, <strong>als</strong> Dean of the college,<br />
Dean of medical school, vice presi<strong>de</strong>nt,<br />
treasurer und general counsel an.<br />
Das waren alles Wege, unser religiöses<br />
Bekenntnis zu vertiefen und<br />
gleichzeitig unserem pluralen Kontext<br />
Rechnung zu tragen. Wie können wir<br />
noch mehr tun? so fragte ich mich.<br />
Während <strong>de</strong>s ganzen aka<strong>de</strong>mischen<br />
Jahres 1995-96 diskutierten 40 Mitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Fakultäten und <strong>de</strong>r Verwaltung<br />
das Verhältnis von Georgetowns<br />
katholischer I<strong>de</strong>ntität und seinem Bestreben<br />
nach aka<strong>de</strong>mischer Exzellenz.<br />
Prof. Bruce Douglas, <strong>de</strong>r Dekan <strong>de</strong>r<br />
Fakultät von Georgetown College, berief<br />
ein Seminar ein und daraus entstand,<br />
ohne dass es geplant war, ein Dokument<br />
unter <strong>de</strong>m Titel: „Centered Pluralism“.<br />
Es trifft ganz gut die Fragen,<br />
um die es uns auch heute geht. Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Zeilen will ich Ihnen zitieren:<br />
„Die Universität soll mit Bedacht<br />
ihr religiöses Erbe kultivieren. Das ist<br />
eine <strong>de</strong>r wichtigsten Aufgaben <strong>de</strong>r Universität<br />
zur Erfüllung ihres vollen aka<strong>de</strong>mischen<br />
Auftrags.“ Die Mitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Seminars hielten es jedoch für<br />
selbstverständlich, „dass die Universität<br />
es nötig hatte, die Verän<strong>de</strong>rungen in<br />
<strong>de</strong>r Art anzugehen, wie man es in <strong>de</strong>n<br />
letzen Jahren erfahren hatte ( in<strong>de</strong>m<br />
man zum Beispiel Stu<strong>de</strong>nten und Professoren<br />
unterschiedlicher Herkunft<br />
willkommen heißt), um <strong>de</strong>n vollen<br />
Auftrag <strong>de</strong>r Universität <strong>als</strong> aka<strong>de</strong>mischer<br />
Institution zu erfüllen.“<br />
Amerikanische Universitäten sind<br />
nie nur aka<strong>de</strong>mische Institutionen. Sie<br />
ersetzen das Zuhause, die sozialen Gemeinschaften,<br />
sie sind manchmal auch<br />
wirtschaftliche Unternehmungen und<br />
manches an<strong>de</strong>re mehr. Daher erwähnt<br />
das Dokument auch das Gemeinschaftsleben<br />
von Georgetown und propagiert<br />
ein Ethos, das die intellektuelle<br />
und moralische Suche ermutigen soll<br />
usw. Am En<strong>de</strong> empfiehlt das Dokument,<br />
Georgetown solle zum ersten<br />
Mal in seiner Geschichte eine sogenannte<br />
„mission statement“ schreiben.<br />
Ich kann Ihnen nicht die vielen Aktivitäten<br />
alle aufzählen, die wir auf <strong>de</strong>m<br />
Gebiet <strong>de</strong>s „Centered Pluralism“ entwickelt<br />
haben. Der Begriff selbst<br />
enthält in sich eine Spannung. Zentrum<br />
– das be<strong>de</strong>utet normalerweise die Gravitation<br />
auf einen Mittelpunkt, und Pluralismus<br />
be<strong>de</strong>utet normalerweise das<br />
BEITRÄGE<br />
173<br />
INFO 36 · 4/2007
BEITRÄGE<br />
174<br />
Gegenteil. Die Spannung, die entsteht,<br />
wenn bei<strong>de</strong>s zusammengedacht wird,<br />
hat sich in Energie verwan<strong>de</strong>lt: Spannung<br />
erzeugt Energie. Und die hat sich<br />
in Institutsgründungen und Übersprungeffekten<br />
auch auf an<strong>de</strong>re Universitäten<br />
umgesetzt. Die Pointe ist dabei gar<br />
nicht schwer zu verstehen: Pluralismus,<br />
<strong>de</strong>r sehr leicht in Konkurrenz,<br />
Kampf und Gewalt ausarten kann, wird<br />
dann frie<strong>de</strong>nsfähig, wenn die unterschiedlichen<br />
Positionen und Religionen<br />
von einem gut erkennbaren eigenen<br />
Standpunkt aus ins Spiel gebracht<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Für eine engagierte Pädagogik<br />
<strong>de</strong>r Differenz<br />
Was wir nicht nur in Amerika und in<br />
Georgetown, son<strong>de</strong>rn eigentlich überall<br />
in <strong>de</strong>r Welt, und nicht nur in allen<br />
Hochschulen, die mit Georgetown zu<br />
vergleichen sind, son<strong>de</strong>rn in allen Kin<strong>de</strong>rgärten<br />
und Schulen nötig haben, ist<br />
eine Erziehung, die <strong>de</strong>n zivilen Umgang<br />
mit Differenzen zum Ziel hat. Eine<br />
solche „Differenzpädagogik“ rechnet<br />
nicht mit <strong>de</strong>r Beseitigung <strong>de</strong>r Differenzen,<br />
sie will vielmehr, dass <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen in Fleisch<br />
und Blut übergeht, dass man Differenzen<br />
aushalten muss, dass man sie<br />
manchmal sogar <strong>als</strong> Bereicherung <strong>de</strong>s<br />
eigenen Lebens und <strong>als</strong> Chance wahrnehmen<br />
kann, und dass, wie ein Vorzeichen<br />
vor einer Klammer, in <strong>de</strong>r<br />
dann ein wirklicher Dialog stattfin<strong>de</strong>n<br />
kann, das Gewaltverbot steht. Für solchen<br />
Dialog und für solchen Frie<strong>de</strong>n<br />
müssen wir dann natürlich unsere eigene<br />
Tradition und <strong>de</strong>ren Hoffnung sowohl<br />
erforschen <strong>als</strong> auch erneuern.<br />
Ohne einen eigenen Standpunkt wird<br />
man we<strong>de</strong>r stehen können noch lernen<br />
können. Ausser<strong>de</strong>m gibt es einfach<br />
keinen (es sei <strong>de</strong>nn, <strong>de</strong>r Mensch ist unmündig<br />
), <strong>de</strong>r einfach eine „tabula rasa,“<br />
ein rein neutraler Mensch ist.<br />
Was ich mir wünschte <strong>als</strong>o, wäre<br />
eine „Pädagogik <strong>de</strong>r Differenz“, die<br />
selbst in einem eigenen Bo<strong>de</strong>n fest verwurzelt<br />
ist, und einen sicheren Standpunkt<br />
hat. Für sie muss eine Art „Abrahamspakt“<br />
geschlossen und in Kraft<br />
gesetzt wer<strong>de</strong>n. Ein Grundvertrag, <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>m Vater Abraham <strong>de</strong>swegen gewidmet<br />
ist, weil vor allem die monotheistischen<br />
Religionen sich alle auf ihn berufen.<br />
Die verwurzelte Pädagogik <strong>de</strong>r<br />
Differenz hat darüber hinaus einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Vorzug: Wie von selbst erzeugt<br />
sie die an<strong>de</strong>re, genauso wichtige<br />
Frage: Was ist mit mir? Was glaube ich<br />
selbst eigentlich? Welche Antwort kann<br />
ich auf die Frage nach meiner religiösen<br />
I<strong>de</strong>ntität meinen Mitmenschen und vor<br />
allem auch mir selber geben? <strong>Diese</strong>r<br />
tiefsten religiösen Frage verschafft die<br />
Erfahrung <strong>de</strong>r Differenz einen „Sitz im<br />
Leben“. Wer ich bin, das kann ich nicht<br />
alleine ermitteln. Dafür brauche ich die<br />
An<strong>de</strong>ren. Und nicht nur die An<strong>de</strong>ren,<br />
die zu meiner engeren Gemeinschaft<br />
gehören. Was für mich <strong>als</strong> Einzelnen<br />
gilt, das gilt auch für die Gemeinschaft.<br />
Auch sie gewinnt ihre I<strong>de</strong>ntität durch<br />
<strong>de</strong>n Austausch mit <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren.<br />
Ich habe gehört, dass im Bistum<br />
Limburg die I<strong>de</strong>e diskutiert wird, ob eine<br />
neue katholische Grundschule gegrün<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n soll, in <strong>de</strong>r auch muslimische<br />
Kin<strong>de</strong>r aufgenommen wer<strong>de</strong>n<br />
sollen. Beschlüsse sind wohl noch keine<br />
gefasst. Damit möchte das Bistum<br />
vielleicht etwas für die Integration <strong>de</strong>r<br />
Auslän<strong>de</strong>r tun. Das mag gewiss eine<br />
wichtige Sache sein. Aber die Anwesenheit<br />
von Kin<strong>de</strong>rn, die einer an<strong>de</strong>ren<br />
Religion zugehören, hätte auch für die<br />
katholischen Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n großen Vorzug,<br />
dass sie gar nicht an<strong>de</strong>rs könnten,<br />
<strong>als</strong> sich mit <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>rsheit <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>ren<br />
und damit automatisch mit <strong>de</strong>r Frage<br />
„Und wer sind wir?“ auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />
Das meine ich mit Differenzpädagogik.<br />
Ich bin kein Schulmeister und<br />
Lehrer, und daher will ich Ihnen keine<br />
Ratschläge geben, wie Sie das im Einzelnen<br />
organisieren. Aber ich bin <strong>als</strong><br />
Amerikaner und Ex-Präsi<strong>de</strong>nt von<br />
Georgetown zutiefst davon überzeugt,<br />
dass wir bei<strong>de</strong>s brauchen: Eine Antwort<br />
auf die Frage „Wer bin ich?“ und die bekommen<br />
wir nicht, wenn wir nicht auch<br />
wissen, wer die An<strong>de</strong>ren sind. Das „entwe<strong>de</strong>r“<br />
–„o<strong>de</strong>r“ das in meinem Titel:<br />
„Wir und die An<strong>de</strong>ren“ durchklingt, bedarf<br />
<strong>de</strong>r Korrektur. Eigentlich müssten<br />
wir sagen: „Wir mit <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren“. Wir<br />
gehören zueinan<strong>de</strong>r. Zusammen – o<strong>de</strong>r<br />
gar nicht – wer<strong>de</strong>n wir von <strong>de</strong>m heiligen<br />
Geheimnis <strong>de</strong>s Lebens, <strong>de</strong>m Vater<br />
Jesu Christi, zur gemeinsamen Menschwerdung<br />
und Menschheit eingela<strong>de</strong>n.<br />
Als Mitglied <strong>de</strong>r Gesellschaft Jesu kann<br />
ich dann Ihnen nur eine Jesus-Antwort<br />
auf die Frage nach <strong>de</strong>m Verhältnis von<br />
uns zu <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren anbieten. Es besteht<br />
in einem Wort und heißt: Liebe!<br />
Anmerkungen<br />
1<br />
In: „Der Zwang zur Häresie“, 1980. Heute spricht<br />
Berger lieber vom „Prinzip <strong>de</strong>r Freiwilligkeit“ Vgl.<br />
auch Peter L. Berger und Samuel P. Huntington:<br />
„Many Globalizations: Cultural Diversity in the Contemporary<br />
World (Oxford: Oxford Univ. Press, 2003.<br />
Der Kanadische Philosoph Charles Taylor spricht<br />
von „multiple mo<strong>de</strong>rnities“ in „Mo<strong>de</strong>rn Social Imaginaries“<br />
(Durham: Duke Univ. Press, 2004), I.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Freilich ist Assmann nicht <strong>de</strong>r erste Wissenschaftler,<br />
<strong>de</strong>r sich über Moses und Monotheismus Gedanken<br />
gemacht hat. Schon 1939 veröffentlichte Sigmund<br />
Freud sein berühmtes Buch unter diesem Titel.<br />
Vgl. Thomas P. O’Meara, O.P.: „Erich Przywara” (2004).<br />
Vgl. Auch <strong>de</strong>rs.: „Das Heilige” (1917).<br />
Vgl. dazu Josef Cardinal Ratzinger (Benedikt XVI):<br />
„Glaube – Wahrheit – Toleranz: Das Christentum und<br />
die Weltreligionen“ (Her<strong>de</strong>r, 2003). Natürlich darf<br />
man nicht vergessen, dass es auch Gestalten und Institutionen<br />
wie Bartholomäus <strong>de</strong> las Casas und die<br />
„Reduktionen” <strong>de</strong>r Jesuiten in Paraguay gegeben hat.<br />
6<br />
„Der Preis <strong>de</strong>r Freiheit” (2002) und „Eine Globale<br />
Ethik zwischen I<strong>de</strong>ologie und Notwendigkeit”<br />
(2006).<br />
7<br />
Manche Politologen meinen, es sei angepassener<br />
von „Neutralität” zwischen Staat und Religion zu re<strong>de</strong>n.<br />
Die Hauptfrage liegt darin, wie Religion etwas<br />
Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s zum <strong>de</strong>mokratischen Leben <strong>de</strong>r Nation<br />
liefern kann. Vgl. Jeffrey Stout: „Democracy and<br />
Tradition” (Princeton, 2004).<br />
8<br />
Für eine Differenzierung dieser bekannten These,<br />
vgl. Ross Douthat: „Crises of Faith” The Atlantic (July/August<br />
2007) 38, 42.<br />
Prof. em. P. Dr. Leo J. O’Donovan SJ war<br />
Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Georgetown University,<br />
Washington.<br />
INFO 36 · 4/2007
Aus <strong>de</strong>n Arbeitsgruppen<br />
Arbeitskreis 1 – Konfessioneller Religionsunterricht<br />
in einer religiös pluralen Gesellschaft –<br />
aus Sicht <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums<br />
Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
Für diesen Arbeitskreis konnte<br />
kaum eine geeignetere Referentin gewonnen<br />
wer<strong>de</strong>n: Frau Nurith Schönfeld-Amar<br />
hat Judaistik, Pädagogik und<br />
vergleichbare Religionswissenschaften<br />
studiert. Sie war an <strong>de</strong>r Überarbeitung<br />
<strong>de</strong>s Lehrplans für das Fach jüdische<br />
Religionslehre in NRW beteiligt und<br />
arbeitet inzwischen an <strong>de</strong>r Erstellung<br />
von Bildungsstandards für <strong>de</strong>n jüdischen<br />
Religionsunterricht mit. Sie unterrichtet<br />
an <strong>de</strong>r I. E. Lichtigfeld-Schule,<br />
<strong>de</strong>r Schule <strong>de</strong>r Frankfurter jüdischen<br />
Gemein<strong>de</strong>, in welcher die Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendlichen in einer jüdischen Umgebung<br />
aufwachsen. Die Schule nimmt<br />
übrigens auch Schülerinnen und Schüler<br />
auf, die nicht zur jüdischen Gemein<strong>de</strong><br />
zählen; Kin<strong>de</strong>r und Eltern müssen<br />
allerdings die Speisevorschriften akzeptieren<br />
und bereit sein, die hebräische<br />
Sprache sowie die Grundsätze <strong>de</strong>r<br />
jüdischen Religion zu lernen. Eine beiläufige<br />
Bemerkung von Frau Schönfeld,<br />
dass die Lichtigfeld-Schule ständig<br />
unter Polizeischutz stehe, machte<br />
einmal mehr bewusst, wie wenig<br />
selbstverständlich auch noch heute jüdisches<br />
Leben in Deutschland ist.<br />
Nüchtern charakterisierte die Referentin<br />
die Rahmenbedingungen <strong>de</strong>s jüdischen<br />
Religionsunterrichts: Mit <strong>de</strong>r<br />
Schoa ging <strong>de</strong>r Zusammenbruch <strong>de</strong>s<br />
jüdischen Bildungssystems einher:<br />
Weil Rabbiner, Lehrer und Unterrichtsmaterial<br />
fehlten, nahm das Wissen <strong>de</strong>r<br />
Eltern ab. Hinzu kommt, dass Gottesdienste<br />
schlecht besucht wer<strong>de</strong>n, da<br />
viele Hebräisch <strong>als</strong> Gottesdienstsprache<br />
nicht verstehen. Über mangeln<strong>de</strong><br />
Kenntnis ihrer jüdischen Tradition verfügen<br />
viele Zuwan<strong>de</strong>rer aus <strong>de</strong>n GUS-<br />
Staaten, <strong>de</strong>ren Integration <strong>de</strong>r jüdischen<br />
Gemein<strong>de</strong> enorme<br />
Anstrengungen abverlangt.<br />
Die 1979 in Hei<strong>de</strong>lberg<br />
gegrün<strong>de</strong>te Hochschule<br />
für jüdische Studien<br />
widmet sich <strong>de</strong>r<br />
Erforschung und <strong>de</strong>m<br />
Studium <strong>de</strong>r jüdischen<br />
Kultur, Geschichte und<br />
Religion in Deutschland.<br />
Der Fachbereich<br />
Religionspädagogik<br />
unter <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen<br />
Leitung von Prof. Dr.<br />
Daniel Krochmalnik ist mit <strong>de</strong>r Erstellung<br />
von Bildungsstandards für <strong>de</strong>n jüdischen<br />
Religionsunterricht befasst.<br />
Frau Schönfeld-Amar berichtete von<br />
Min<strong>de</strong>ststandards, die jüdische Kompetenzen<br />
bei <strong>de</strong>r nächsten Generation<br />
sichern sollen und von allen Richtungen<br />
<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums getragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Dabei fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r jüdische Kalen<strong>de</strong>r<br />
<strong>als</strong> Spiralcurriculum in allen Jahrgängen<br />
Beachtung. Zwei <strong>de</strong>r insgesamt<br />
fünf zu erwerben<strong>de</strong>n Kompetenzen<br />
seien ausdrücklich genannt: die Lesekompetenz<br />
(verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Erlernen<br />
<strong>de</strong>s Hebräischen), die ja erst die<br />
Lektüre <strong>de</strong>r jüdischen Quellen und eine<br />
verständige Teilnahme am Gottesdienst<br />
ermöglicht, und die Teilnehmerkompetenz,<br />
die auf die aktive Teilnahme<br />
am religiösen Gemein<strong>de</strong>leben<br />
abzielt. 1 - Bei<strong>de</strong> Kompetenzen berühren<br />
sich mit <strong>de</strong>m, was die <strong>de</strong>utschen<br />
Bischöfe jüngst <strong>als</strong> Aufgaben <strong>de</strong>s katholischen<br />
Religionsunterrichts beschrieben<br />
haben, nämlich <strong>de</strong>r Vermittlung<br />
von strukturiertem und lebensbe<strong>de</strong>utsamen<br />
Grundwissen über <strong>de</strong>n<br />
Glauben <strong>de</strong>r Kirche sowie <strong>de</strong>m Vertrautmachen<br />
mit Formen gelebten<br />
Glaubens. 2<br />
Da Frau Schönfeld-Amar stets<br />
spontan auf Fragen <strong>de</strong>s Publikums reagierte,<br />
kam es zu einem lebendigen<br />
Austausch, <strong>de</strong>r zeigte, dass sich die<br />
Probleme und Chancen im jüdischen<br />
und katholischen Religionsunterricht<br />
durchaus ähneln. Wie kaum an<strong>de</strong>rs zu<br />
erwarten war, wur<strong>de</strong>n etliche Fragen<br />
zum zeitgenössischen Ju<strong>de</strong>ntum gestellt<br />
und dabei weiterer Informationsbedarf<br />
<strong>de</strong>utlich. Die ca. 50 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />
dankten <strong>de</strong>r überzeugen<strong>de</strong>n und engagierten<br />
Referentin mit lebhaftem<br />
Beifall.<br />
Thomas Menges<br />
Anmerkungen<br />
1<br />
Die weiteren im Fach Jüdische Religion zu erwerben<strong>de</strong>n<br />
Kompetenzen sind die Geschichtskompetenz,<br />
die sich auf die Geschichte <strong>de</strong>s Volkes Israels<br />
bezieht; eher methodisch ausgerichtet sind die Lernkompetenz,<br />
die Metho<strong>de</strong>n im Umgang mit jüdischen<br />
Quellen vermittelt, und die Diskussionskompetenz.<br />
2<br />
Der Religionsunterricht vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
– Bonn 2005 (Die <strong>de</strong>utschen Bischöfe 80).<br />
BEITRÄGE<br />
175<br />
INFO 36 · 4/2007
Arbeitskreis 3 – Was sollen Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Grundschule im<br />
katholischen Religionsunterricht über <strong>de</strong>n Glauben ihrer<br />
muslimischen Mitschülerinnen und Mitschüler lernen?<br />
BEITRÄGE<br />
176<br />
Im dritten Arbeitskreis stand die<br />
Frage im Mittelpunkt, welchen Beitrag<br />
<strong>de</strong>r katholische Religionsunterricht zur<br />
Entwicklung einer religiösen Kompetenz<br />
leisten kann, die nicht nur Orientierung<br />
und Sinnfindung, son<strong>de</strong>rn auch<br />
Welt<strong>de</strong>utungsperspektiven ermöglicht.<br />
Der Religionspädagoge Ulrich Hemel<br />
versteht unter <strong>de</strong>r Eröffnung einer<br />
„Welt<strong>de</strong>utungsperspektive“ 1 die Fähigkeit,<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Religiosität wahrnehmen,<br />
differenzieren, kommunizieren<br />
und sich ausdrücken zu können. Mit<br />
Blick auf eine zunehmend religiös plurale<br />
Gesellschaft be<strong>de</strong>utet dies auch,<br />
über an<strong>de</strong>re gesellschaftlich und kulturell<br />
relevante Religionen grundlegen<strong>de</strong><br />
Kenntnisse zu verfügen. Für <strong>de</strong>n katholischen<br />
Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Deutschland folgt daraus,<br />
dass dieser auch Grundwissen über <strong>de</strong>n<br />
Islam und <strong>de</strong>n Glauben <strong>de</strong>r hier leben<strong>de</strong>n<br />
Muslime vermitteln muss.<br />
Bildungspolitiker formulieren schon<br />
seit längerer Zeit <strong>de</strong>utlich die Erwartung,<br />
dass <strong>de</strong>r konfessionelle Religionsunterricht<br />
einen spezifischen Beitrag<br />
für das interreligiöse und damit<br />
auch interkulturelle Lernen zu leisten<br />
habe. Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r staatlichen<br />
Schulorganisation und –aufsicht<br />
ist das verständlich: Wenn es im grundgesetzlichen<br />
Rahmen keinen religionskundlichen<br />
Unterricht über Religion<br />
gibt, muss <strong>de</strong>r konfessionelle Unterricht<br />
in Religion auch die Binnenperspektive<br />
auf an<strong>de</strong>re Konfessionen und<br />
Religionen eröffnen. Auch die <strong>de</strong>utschen<br />
Bischöfe haben dies jüngst noch<br />
einmal aus kirchlicher Sicht bestätigt,<br />
wenn sie betonen, dass „Der Religionsunterricht<br />
vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen“<br />
vor allem die religiöse Dialogund<br />
Urteilsfähigkeit <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />
und Schüler för<strong>de</strong>rn soll. 2 Weiter heißt<br />
es dort zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen einer<br />
solchen Dialogfähigkeit:<br />
„Zum religiösen<br />
Grundwissen im schulischen<br />
Religionsunterricht<br />
gehören sodann die<br />
Kerninhalte an<strong>de</strong>rer Religionen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums und <strong>de</strong>s<br />
Islam, und Kenntnisse<br />
ihrer religiösen Praxis.“ 3<br />
Was Schülerinnen<br />
und Schüler nun genau<br />
im katholischen Religionsunterricht<br />
<strong>de</strong>r<br />
Grundschule und <strong>de</strong>r<br />
Sekundarstufe I gelernt wer<strong>de</strong>n soll,<br />
haben die <strong>de</strong>utschen Bischöfe in zwei<br />
weiteren Dokumenten, <strong>de</strong>n Kirchliche<br />
Richtlinien für Bildungsstandards im<br />
Fach Katholische Religion, ausführlich<br />
zusammengestellt. 4 <strong>Diese</strong> Richtlinien,<br />
die jene inhaltsbezogene Kompetenzen<br />
für <strong>de</strong>n Religionsunterricht benennen,<br />
die Schülerinnen und Schüler am En<strong>de</strong><br />
eines bestimmten Bildungsabschlusses<br />
beherrschen sollen, sind die kirchliche<br />
Reaktion auf einen Paradigmenwechsel<br />
in <strong>de</strong>r Bildungspolitik, von <strong>de</strong>m<br />
auch <strong>de</strong>r Religionsunterricht betroffen<br />
ist, nämlich <strong>de</strong>r Umstellung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />
Schulsystems von einer an Lehrplänen<br />
orientierten „In-put“-Steuerung<br />
auf eine an Kompetenzanfor<strong>de</strong>rungen<br />
ausgerichteten „Outcome“-Orientierung.<br />
Der Islam wird in <strong>de</strong>n Kirchlichen<br />
Richtlinien im Rahmen <strong>de</strong>s Gegenstandsbereiches<br />
6 „An<strong>de</strong>re Religionen“<br />
abgehan<strong>de</strong>lt. Hier wer<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>ntum<br />
wie Islam in analoger Weise in je drei<br />
inhaltsbezogenen Kompetenzen erschlossen.<br />
Dass Ju<strong>de</strong>ntum und Islam<br />
auf einer Stufe behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, lässt<br />
sich mit Blick auf das spezifische Verhältnis<br />
von Ju<strong>de</strong>ntum und Christentum<br />
zwar hinterfragen, doch entspricht dieses<br />
Glie<strong>de</strong>rung eben <strong>de</strong>r Kategorisie-<br />
Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
rung <strong>de</strong>r nichtchristlichen Religionen<br />
durch das katholische Lehramt, wie sie<br />
seit <strong>de</strong>r einschlägigen Konzilserklärung<br />
„Nostra aetate“ (NA) 5 üblich gewor<strong>de</strong>n<br />
ist: Die religionsphänomenologische<br />
Trennlinie verläuft in dieser Erklärung<br />
über das Verhältnis <strong>de</strong>r Kirche<br />
zu <strong>de</strong>n nichtchristlichen Religionen<br />
zwischen <strong>de</strong>n Natur- und Kulturreligionen<br />
<strong>de</strong>s afrikanischen und asiatischen<br />
Raumes auf <strong>de</strong>r einen (NA 2) und <strong>de</strong>m<br />
Islam (NA 3) wie Ju<strong>de</strong>ntum (NA 4) auf<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite – eine Glie<strong>de</strong>rung, die<br />
z. B. auch in <strong>de</strong>r interreligiösen Didaktik<br />
bis heute Gültigkeit behalten hat. 6<br />
Konkret wird im Bereich <strong>de</strong>r inhaltsbezogenen<br />
Kompetenzen gefor<strong>de</strong>rt,<br />
dass die Schülerinnen und Schüler<br />
„wichtige Elemente <strong>de</strong>s muslimischen<br />
Glaubens benennen“ können. Dazu gehören<br />
folgen<strong>de</strong> Einzelkompetenzen:<br />
„Die Schülerinnen und Schüler<br />
– kennen Beispiele muslimischen Lebens<br />
in ihrer näheren Umgebung;<br />
– kennen die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Koran<br />
<strong>als</strong> heiliges Buch <strong>de</strong>r Muslime;<br />
– erklären die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Fastenmonats<br />
„Ramadan“ und <strong>de</strong>s Zuckerfestes<br />
„Ramazan Bayrami“;<br />
– beschreiben Merkmale einer Moschee<br />
<strong>als</strong> Gotteshaus <strong>de</strong>r Muslime;<br />
INFO 36 · 4/2007
– erläutern <strong>de</strong>n Glauben an einen<br />
Gott <strong>als</strong> Gemeinsamkeit von Muslimen<br />
und Christen.“ 7<br />
Damit wird genau beschrieben, was<br />
Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Grundschule im katholischen<br />
Religionsunterricht über <strong>de</strong>n<br />
Glauben ihrer muslimischen Mitschülerinnen<br />
und Mitschüler lernen sollen.<br />
Wie diese bischöflichen Vorgaben<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mnächst zur Veröffentlichung<br />
anstehen<strong>de</strong>n hessischen Bildungsstandards<br />
für die Grundschule umgesetzt<br />
wor<strong>de</strong>n sind, erläuterte in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Kurzreferat folgen<strong>de</strong>n Diskussion eine<br />
Vertreterin <strong>de</strong>r zuständigen Arbeitsgruppe<br />
im AfL Frankfurt a. M. Im Anschluss<br />
an <strong>de</strong>n Arbeitskreis bestand<br />
schließlich noch die Möglichkeit, sich<br />
über Erfahrungen mit Religionsbüchern<br />
und an<strong>de</strong>ren Materialien zum interreligiösen<br />
Lernen auszutauschen<br />
o<strong>de</strong>r sich ausgelegte Medien anzuschauen.<br />
Clauß Peter Sajak<br />
Anmerkungen<br />
1<br />
Hemel, Ulrich: Ermutigung zum Leben und Vermittlung<br />
religiöser Kompetenz – Ziele <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />
in <strong>de</strong>r postmo<strong>de</strong>rnen Gesellschaft, in: Angel,<br />
Hans-Ferdinand (Hg.): Tragfähigkeit <strong>de</strong>r Religionspädagogik<br />
– Graz/Wien/Köln. 2000. 63-76.<br />
2<br />
Der Religionsunterricht vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen,<br />
hg. vom Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz<br />
(Die <strong>de</strong>utschen Bischöfe 80 – Bonn.<br />
2005). 18 u. ö.<br />
3<br />
Ebd., 20.<br />
4<br />
Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards für <strong>de</strong>n<br />
katholischen Religionsunterricht in <strong>de</strong>n Jahrgangsstufen<br />
5-10 / Sekundarstufe I (Mittlerer Schulabschluss),<br />
hrsg. vom Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz<br />
(Die <strong>de</strong>utschen Bischöfe 78, Bonn<br />
2004); und Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards<br />
für <strong>de</strong>n katholischen Religionsunterricht in<br />
<strong>de</strong>r Grundschule / Primarstufe, hrsg. vom Sekretariat<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz (Die <strong>de</strong>utschen<br />
Bischöfe 85 – Bonn. 2006).<br />
5<br />
Vgl. Die Erklärung <strong>de</strong>r Kirche über das Verhältnis <strong>de</strong>r<br />
Kirche zu <strong>de</strong>n nichtchristlichen Religionen Nostra<br />
aetate, in: Rahner, Karl/Vorgrimler, Herbert: Kleines<br />
Kompendium – Freiburg/Basel/Wien. 1966. u.ö.,<br />
355-359.<br />
6<br />
Vgl. Leimgruber, Stephan: Interreligiöses Lernen, –<br />
München. 2007 und Sajak, Clauß Peter: Das Frem<strong>de</strong><br />
<strong>als</strong> Gabe begreifen. Auf <strong>de</strong>m Weg zu einer Didaktik<br />
<strong>de</strong>r Religionen aus katholischer Perspektive –<br />
Münster. 2005.<br />
7<br />
Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards für <strong>de</strong>n<br />
katholischen Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Grundschule,<br />
28.<br />
BEITRÄGE<br />
177<br />
Arbeitskreis 4 – Multireligiöse Feiern in <strong>de</strong>r Schule –<br />
Chancen und Grenzen<br />
Um es gleich vorweg zu sagen, die<br />
in manchen kirchlichen Sphären kreisen<strong>de</strong><br />
Frage nach einem absoluten Verbot<br />
„multireligiöser Feiern“ im Gestaltungsraum<br />
von Schule spielte in diesem<br />
Arbeitskreis keine Rolle. We<strong>de</strong>r im<br />
sehr sachkundigen und trotz<strong>de</strong>m kurzweiligen<br />
Impuls-Statement <strong>de</strong>s Referenten,<br />
Hermann-Josef Grünhage, noch<br />
in einer Frage <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n. Der<br />
Referent berichtete von seinen Erfahrungen<br />
<strong>als</strong> kirchlicher Religionslehrer,<br />
sein Ausgangsberuf ist Pastoralreferent<br />
an einem kirchlichen Gymnasium.<br />
Das zeigte sich natürlich schnell <strong>als</strong><br />
sehr spezielles Feld, das mit <strong>de</strong>r Regelsituation<br />
<strong>de</strong>r meisten Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
am Arbeitskreis wenig vergleichbar ist.<br />
So lief das angeregte Gespräch auch<br />
bald in Richtung <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r<br />
Anwendbarkeit <strong>de</strong>r referierten Erfahrungen<br />
durch staatliche Religionslehrer/-innen<br />
an staatlichen Schulen.<br />
An Ergebnissen kann festgehalten wer<strong>de</strong>n:<br />
– Multireligiöse Feiern unter Beteiligung<br />
möglichst aller Religionen<br />
und Konfessionen an einer Schule<br />
sind möglich und zu<br />
unterschiedlichen<br />
Anlässen sinnvoll.<br />
Beson<strong>de</strong>rs bei außergewöhnlichen<br />
Ereignissen<br />
<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong><br />
und <strong>de</strong>r Trauer in einer<br />
Schule o<strong>de</strong>r <strong>als</strong><br />
regelmäßiges Ereignis<br />
im Schuljahr,<br />
dann aber eher nicht<br />
zu einem bestimmten<br />
Feiertag einer<br />
einzelnen Religion<br />
o<strong>de</strong>r Konfession.<br />
– Multireligiöse Feiern sollen und<br />
dürfen die eingeübten o<strong>de</strong>r neu zu<br />
entwickeln<strong>de</strong>n Traditionen eigener<br />
Gottesdienste im jeweiligen Konfessions-<br />
und Religionszusammenhang<br />
nicht ersetzen. Aschermittwoch<br />
und Allerheiligen z.B. sollen<br />
auch im Raum von Schule ihr konfessionelles<br />
Gepräge behalten, wie<br />
auch die Sinnhaftigkeit von Eucharistiefeiern<br />
an katholischen Schulen<br />
durch multireligiöse Feiern nicht<br />
berührt wird.<br />
Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
Bei multireligiösen Feiern wird es<br />
immer mehr um ein „Beieinan<strong>de</strong>r“ und<br />
„Nebeneinan<strong>de</strong>r“ <strong>als</strong> um ein „Miteinan<strong>de</strong>r“<br />
<strong>de</strong>r Religionen und Konfessionen<br />
gehen. Es klingt vielleicht komisch,<br />
aber es ist durchaus schon ein<br />
echtes „Miteinan<strong>de</strong>r“, wenn je<strong>de</strong> Religion<br />
und Konfession „beieinan<strong>de</strong>r“,<br />
„nebeneinan<strong>de</strong>r“ und „nacheinan<strong>de</strong>r“<br />
religiöse Riten vollzieht. D.h. in einer<br />
Vorbereitungsgruppe treffen sich Vertreter/-innen<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Gruppen<br />
und bereiten die Feier inhaltlich<br />
INFO 36 · 4/2007
BEITRÄGE<br />
178<br />
und organisatorisch vor. Der Referent<br />
berichtete z.B. von <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />
Teilnahme muslimischer Imame an solchen<br />
Feiern. Darin liegt bei <strong>de</strong>r staatlichen<br />
Regelschule auch schnell eine<br />
Grenze <strong>de</strong>r Kooperation, da die muslimischen<br />
Gemein<strong>de</strong>n und Moscheen<br />
oft ethnisch geprägt sind und ein Bezug<br />
zu einer konkreten Schule nur<br />
schwer herzustellen ist. Für die<br />
Grundschulen ist zu überlegen, ob<br />
nicht auch kooperationsbereite, „aufgeklärte“<br />
muslimische Eltern in einer<br />
solchen Feier die Rolle <strong>de</strong>s Religionsvertreters<br />
übernehmen können. An einer<br />
weiterführen<strong>de</strong>n Schule kann dies<br />
eventuell auch schon durch ältere<br />
Schüler/-innen selbst geschehen.<br />
Die Vertreter einzelner Religionen<br />
und Konfessionen bringen dann in die<br />
Feier ihren Text, ihr Gebet, ihr Lied, ihre<br />
Gedanken ein. Die Mitglie<strong>de</strong>r ihrer Religion/Konfession<br />
sprechen und singen<br />
eventuell mit. Die an<strong>de</strong>ren hören zu.<br />
Probleme? Für die Grundschule<br />
wur<strong>de</strong> diskutiert, ob man <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
pädagogisch nicht doch mehr Elemente<br />
eines echten „Miteinan<strong>de</strong>rs“ (wie gemeinsames<br />
Beten, Singen, tanzen, etc.)<br />
ermöglichen müsse, um ein ihnen entsprechen<strong>de</strong>s<br />
Erlebnis zu gestalten und<br />
sie mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt auf <strong>de</strong>m puren<br />
Zuhören nicht zu überfor<strong>de</strong>rn.<br />
Es muss geklärt sein, dass die fremdsprachlichen<br />
Elemente nicht <strong>de</strong>m gemeinsamen<br />
Anliegen von Inhalt und<br />
Form <strong>de</strong>r Feier wi<strong>de</strong>rsprechen.<br />
Insgesamt herrschte reges Interesse<br />
und große Nachfrage zu diesem Thema,<br />
aber bisher wenig konkrete Erfahrung.<br />
Der Arbeitskreis wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />
Mehrzahl <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>als</strong> kritische<br />
Ermunterung wahrgenommen, in<br />
diesem Bereich selbst Erfahrungen zu<br />
sammeln. Dafür war man <strong>de</strong>m Referenten<br />
dankbar.<br />
Stefan Herok<br />
Am Anfang war die Uneinigkeit<br />
Rémi Brague<br />
Christen, Ju<strong>de</strong>n und Muslime<br />
haben einiges gemeinsam. Für das<br />
gegenseitige Verständnis ist aber<br />
ein Blick auf die Unterschie<strong>de</strong> hilfreicher<br />
Wenn es um das Ju<strong>de</strong>ntum, das<br />
Christentum und <strong>de</strong>n Islam geht, stößt<br />
man seit einigen Jahren immer wie<strong>de</strong>r<br />
auf folgen<strong>de</strong> Begriffe: „die drei Monotheismen“,<br />
„die drei Religionen <strong>de</strong>s<br />
Abraham“ o<strong>de</strong>r auch „die drei Buchreligionen“.<br />
Häufig wird aus ganz ehrenwerten<br />
Motiven auf diese Bezeichnungen<br />
zurückgegriffen: Sie sollen eine<br />
Gemeinsamkeit, wenn nicht sogar eine<br />
Übereinstimmung wie<strong>de</strong>rgeben. Doch<br />
oft sind diese Bezeichnungen ebenso<br />
f<strong>als</strong>ch wie brisant. F<strong>als</strong>ch sind sie, weil<br />
es <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>r drei Religionen nicht<br />
gerecht wird, wenn man glaubt, sie alle<br />
auf einen Nenner bringen zu können.<br />
Brisant sind diese Begriffe, da sie eine<br />
intellektuelle Bequemlichkeit för<strong>de</strong>rn,<br />
die sich nicht um eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>r Realität bemüht.<br />
Zunächst einmal ist festzuhalten,<br />
dass <strong>de</strong>r Begriff „Monotheismus“ nicht<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Religionen entstan<strong>de</strong>n<br />
ist, son<strong>de</strong>rn ihnen zugeschrieben wur<strong>de</strong>.<br />
Erstm<strong>als</strong> verwen<strong>de</strong>t hat ihn im<br />
17. Jahrhun<strong>de</strong>rt Henry More, ein Theologe<br />
aus Cambridge. „Monotheismus“<br />
ist seit<strong>de</strong>m eher ein philosophischer<br />
<strong>de</strong>nn ein theologischer Begriff. Die<br />
Postulierung eines einzigen Gottes ist<br />
somit nicht unbedingt nur ein religiöses<br />
Phänomen. Man kann einen Gott haben,<br />
ohne sich einer Religion zu verschreiben.<br />
Wie es am Beispiel <strong>de</strong>s<br />
Buddhismus <strong>de</strong>r Fall ist, kann es aber<br />
auch eine Religion ohne Gott geben.<br />
Auch die Bezeichnung „die drei<br />
Religionen Abrahams“ suggeriert eine<br />
einvernehmliche Verständnisgrundlage.<br />
In Wirklichkeit stößt man auf einen<br />
wun<strong>de</strong>n Punkt. Das Ju<strong>de</strong>ntum, das<br />
Christentum sowie <strong>de</strong>r Islam besitzen<br />
allesamt Schriften, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Name<br />
Abraham auftaucht. Im Koran taucht<br />
<strong>de</strong>r Name auf Arabisch in einer abweichen<strong>de</strong>n<br />
Variante auf: Ibrahim. Abraham<br />
ist übrigens nicht die einzige biblische<br />
Person, die alle drei Religionen<br />
gemeinsam haben. Adam, Noah, Josef,<br />
Moses, Jonas tauchen allesamt sowohl<br />
im Alten <strong>als</strong> auch im Neuen Testament<br />
sowie im Koran auf. Während <strong>de</strong>r Koran<br />
auch Jesus und die Jungfrau Maria<br />
erwähnt, tauchen sie in <strong>de</strong>n Offenbarungsschriften<br />
<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums selbstverständlich<br />
nicht auf.<br />
Eine weitere Schwierigkeit stellen<br />
die biblischen Personen dar, die in allen<br />
drei Religionen <strong>de</strong>nselben Namen<br />
tragen. Auch wenn die Namen i<strong>de</strong>ntisch<br />
sein mögen, be<strong>de</strong>utet dies nicht<br />
unbedingt, dass auch die Personen<br />
i<strong>de</strong>ntisch sind. Erst durch die Erzählungen<br />
nehmen sie Gestalt an. Jedoch ist<br />
das, was in <strong>de</strong>n heiligen Büchern <strong>de</strong>r<br />
drei Religionen zu ebendiesen Personen<br />
steht, alles an<strong>de</strong>re <strong>als</strong> einheitlich.<br />
Die Geschichte Josefs ist die einzige,<br />
die <strong>de</strong>r Koran zusammenhängend in <strong>de</strong>r<br />
12. Sure schil<strong>de</strong>rt. Sie nimmt die<br />
Hauptstränge <strong>de</strong>r biblischen Erzählung<br />
auf (Gen 37-50), wobei sie einige Details<br />
aus jüdischen Legen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Midrash,<br />
hinzufügt. Man kann im Groben<br />
dasselbe zur Person Moses sagen.<br />
Vor allem aber unterschei<strong>de</strong>n sich<br />
<strong>de</strong>r Koran und das Neue Testament in<br />
Bezug auf Jesus <strong>de</strong>utlich voneinan<strong>de</strong>r.<br />
INFO 36 · 4/2007
Die Wun<strong>de</strong>r, von <strong>de</strong>nen im Koran die<br />
Re<strong>de</strong> ist, han<strong>de</strong>ln von Heilungen, die<br />
nicht weiter geschil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Der<br />
Koran berichtet von spektakulären Wun<strong>de</strong>rn,<br />
<strong>de</strong>nen die apokryphischen Evangelien<br />
ihre Anziehungskraft verdanken:<br />
seine Gabe, bereits von <strong>de</strong>r Wiege<br />
an zu re<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Tonvögel zu erschaffen,<br />
ihnen Leben einzuhauchen, um<br />
sie dann wie<strong>de</strong>r zu zerstören (III, 50;<br />
V, 111). <strong>Diese</strong>r Jesus ist nicht von <strong>de</strong>n<br />
Ju<strong>de</strong>n gekreuzigt wor<strong>de</strong>n, „son<strong>de</strong>rn er<br />
erschien ihnen nur gleich (einem Gekreuzigten)“<br />
(IV, 158). Da er in <strong>de</strong>n<br />
Himmel erhoben wird, braucht er auch<br />
nicht wie<strong>de</strong>raufzuerstehen.<br />
Im Okzi<strong>de</strong>nt hat sich vor allem bei<br />
<strong>de</strong>n Christen <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r abrahamitischen<br />
Religionen eingebürgert. Hingegen<br />
gibt es für <strong>de</strong>n Islam nur eine Religion<br />
Abrahams: <strong>de</strong>n Islam. Von <strong>de</strong>r<br />
„Religion Abrahams“ zu sprechen, be<strong>de</strong>utet<br />
für <strong>de</strong>n Christen, das Ju<strong>de</strong>ntum<br />
und <strong>de</strong>n Islam miteinzubeziehen und<br />
sie mit <strong>de</strong>m Christentum in Verbindung<br />
zu setzen. Der Islam jedoch schließt dadurch<br />
das Ju<strong>de</strong>n- und Christentum aus.<br />
Nach <strong>de</strong>m muslimischen Dogma ist <strong>de</strong>r<br />
Islam bereits die Religion Abrahams<br />
gewesen, die schon vor <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>n- und<br />
Christentum existierte (II, 135; III, 67)<br />
und auch die Religion von Moses, Noah,<br />
Adam und später auch die von Jesus<br />
war. Der Islam versteht sich <strong>als</strong> die Urreligion<br />
<strong>de</strong>r gesamten Menschheit, die<br />
auf wun<strong>de</strong>rsame Weise aus <strong>de</strong>n Len<strong>de</strong>n<br />
Adams geschaffen wur<strong>de</strong> und die noch<br />
vor <strong>de</strong>r Erschaffung <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> die Gottesherrschaft<br />
kundtat (VII, 172).<br />
Was ist <strong>de</strong>mnach <strong>de</strong>r Status <strong>de</strong>r<br />
zwei folgen<strong>de</strong>n (chronologisch betrachtet<br />
<strong>de</strong>r zwei vorhergegangenen)<br />
Religionen? Sie sind <strong>de</strong>formiert, ein<br />
Verrat an <strong>de</strong>r ursprünglichen Botschaft,<br />
die an Abraham gerichtet war. Die Position<br />
<strong>de</strong>s Islams ist die folgen<strong>de</strong>: Die<br />
Ju<strong>de</strong>n gehen davon aus, dass die Thora<br />
von Moses verkün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, die Christen<br />
glauben, das „Evangelium“ (im<br />
Singular) in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n zu halten, das<br />
vom Prophet Jesus verkün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />
Aber die zwei Schriften seien „bloße<br />
Deformationen“, die erstere durch die<br />
Ju<strong>de</strong>n „entstellt“, die zweite durch die<br />
Christen, was ihnen jegliche Authentizität<br />
entziehe. Die Schuldigen hierfür<br />
wer<strong>de</strong>n manchmal sogar beim Namen<br />
genannt: Esdras für die Thora und <strong>de</strong>r<br />
heilige Paulus für das Evangelium.<br />
Glücklicherweise sei <strong>de</strong>r authentische<br />
Inhalt <strong>de</strong>r Offenbarungen Moses und<br />
Jesus natürlich im Koran erhalten geblieben.<br />
Durch die Anlehnung an die<br />
Figur Abrahams vollbringt <strong>de</strong>r Islam<br />
ein paradoxes Unternehmen, in<strong>de</strong>m er<br />
die Religion Abrahams zum einen <strong>als</strong><br />
die letzte, zum an<strong>de</strong>ren aber auch <strong>als</strong><br />
die erste aller Religionen darstellt.<br />
Schließlich wer<strong>de</strong>n die drei Religionen<br />
auch <strong>als</strong> die „drei Buchreligionen“<br />
bezeichnet. Der Begriff ist trügerisch.<br />
Be<strong>de</strong>utet eine „Religion <strong>de</strong>s Buches“,<br />
dass innerhalb <strong>de</strong>rselben ein<br />
Buch o<strong>de</strong>r mehrere heilige Bücher existieren?<br />
In diesem Sinne hat je<strong>de</strong>s Volk,<br />
das eine Schriftsprache beherrscht, einen<br />
o<strong>de</strong>r sogar mehrere schriftliche<br />
© Burkhard Mohr<br />
Texte, die Mythen o<strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong>n über<br />
Gott o<strong>de</strong>r die jeweiligen Götter <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />
Religion wie<strong>de</strong>rgeben. Daher<br />
ist es angebracht, Buchreligionen<br />
nicht allein mit <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>ntum, <strong>de</strong>m<br />
Christentum und <strong>de</strong>m Islam zu i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />
Aber auch wenn man es tut,<br />
sollte man Folgen<strong>de</strong>s nicht außer Acht<br />
lassen: Das Verhältnis je<strong>de</strong>r einzelnen<br />
<strong>de</strong>r drei Religionen zu ihrem jeweiligen<br />
Buch unterschei<strong>de</strong>t sich wesentlich<br />
vom Verhältnis <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu<br />
<strong>de</strong>m ihrigen.<br />
Das Christentum basiert sozusagen<br />
auf einem heiligen „Doppelbuch“,<br />
das auch das heilige Buch <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums<br />
umfasst. Der Ausdruck „Bibel“<br />
sollte genauer betrachtet wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Bezeichnung „Altes und Neues Testament“<br />
scheint wie eine Selbstverständlichkeit.<br />
Jedoch schien es anfangs<br />
gar nicht so selbstverständlich,<br />
das Alte Testament beizubehalten. Im<br />
BEITRÄGE<br />
179<br />
INFO 36 · 4/2007
BEITRÄGE<br />
180<br />
Verlauf <strong>de</strong>s 2. Jahrhun<strong>de</strong>rts war das<br />
frühe Christentum in Versuchung, das<br />
Alte Testament auszuschließen. Die<br />
Kirche folgte nicht diesem Weg. Sie<br />
behielt das Paradoxon eines heiligen<br />
„Doppelbuches“ bei. Das Ju<strong>de</strong>ntum<br />
und das Christentum haben <strong>als</strong>o das<br />
Alte Testament gemeinsam. Die Ereignisse<br />
im Leben Jesu Christi wer<strong>de</strong>n<br />
im Hinblick auf die Ankündigungen<br />
<strong>de</strong>s Alten Testaments durch das Neue<br />
Testament interpretiert.<br />
Der Islam hingegen beruht auf einem<br />
ihm ganz eigenen heiligen Buch,<br />
nämlich <strong>de</strong>m Koran, das er nicht <strong>als</strong><br />
eine Art „Drittes Testament“ betrachtet.<br />
In <strong>de</strong>r Tat wur<strong>de</strong> bereits ein fundamentales<br />
Dogma im Islam dargestellt,<br />
ohne das dieser wahrscheinlich nicht<br />
existieren könnte; nämlich dass er die<br />
Bücher <strong>de</strong>r zwei vorangegangenen<br />
Religionen nicht <strong>als</strong> authentisch betrachtet.<br />
Der Islam benötigt <strong>de</strong>mnach<br />
we<strong>de</strong>r das Alte noch das Neue Testament.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis wer<strong>de</strong>n diese nicht<br />
gelesen, ja er untersagt zuweilen sogar<br />
ihre Lektüre. Tiefer noch: Nur im Islam<br />
ist <strong>de</strong>r Gegenstand <strong>de</strong>r Offenbarung<br />
ein Buch. Im Ju<strong>de</strong>ntum ist es das<br />
geschichtliche Zusammenleben Gottes<br />
mit <strong>de</strong>m Menschen durch <strong>de</strong>n<br />
Bund. Im Christentum ist es die Person<br />
Jesu, <strong>de</strong>r die Geschichte <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />
in sich zusammenfasst.<br />
Gibt es wirklich drei Religionen?<br />
Wenn ja, worin unterschei<strong>de</strong>n sie sich?<br />
Das Christentum ist eine Form <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums:<br />
Jesus von Nazareth war ein<br />
Ju<strong>de</strong> wie auch die zwölf Apostel und<br />
<strong>de</strong>r heilige Paulus sowie die Verfasser<br />
<strong>de</strong>s Neuen Testaments. Man könnte sagen,<br />
es han<strong>de</strong>lt sich um eine jüdische<br />
Geschichte. Das Christentum hat allmählich<br />
und schmerzlich <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>ntum<br />
entsagt, zum einen, da die Christen<br />
sich <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n zuwandten und ihnen<br />
die Botschaft von <strong>de</strong>r Auferstehung<br />
verkün<strong>de</strong>ten, zum an<strong>de</strong>ren, da die Ju<strong>de</strong>n<br />
die Christen <strong>als</strong> Häretiker betrachteten.<br />
So hat sich eine Spannung entwickelt,<br />
die letztendlich zu einer Trennung<br />
bei<strong>de</strong>r Religionen führte, die aus<br />
<strong>de</strong>mselben Ursprung hervorgingen. Der<br />
Islam hingegen ist unabhängig von Israel<br />
entstan<strong>de</strong>n, weit entfernt vom Heiligen<br />
Land und bei einem Volk, das<br />
nichtjüdisch war. Mohammed war we<strong>de</strong>r<br />
Ju<strong>de</strong> noch Christ. <strong>Diese</strong> Tatsache<br />
hat er „theoretisiert“, in<strong>de</strong>m er seine<br />
Abstammung von Abraham herleitete<br />
und sie noch vor das Gesetz <strong>de</strong>s Mose<br />
und das Leben Jesu stellte.<br />
Geht es <strong>als</strong>o um drei o<strong>de</strong>r doch nur<br />
um zwei Religionen? Wir können annehmen,<br />
dass es sich zum einen um<br />
zwei „Halb-Religionen“ han<strong>de</strong>lt, nämlich<br />
das Ju<strong>de</strong>ntum und die christliche<br />
Zerrüttung <strong>de</strong>r jüdischen Einheit, und<br />
zum an<strong>de</strong>ren um eine dritte Religion,<br />
<strong>de</strong>n Islam. Man könnte meinen, dass<br />
<strong>de</strong>r Gebrauch <strong>de</strong>r drei Begriffe gewöhnlich<br />
in bester Absicht erfolgt.<br />
Man versucht gemeinsame Elemente<br />
herauszufiltern, über die man sich einig<br />
ist, um einen friedlichen Dialog<br />
zu ermöglichen. Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall<br />
stiftet das Vokabular jedoch mehr<br />
Verwirrung <strong>als</strong> Klarheit. Es ver<strong>de</strong>ckt<br />
die eigentlichen Probleme und schafft<br />
eine Harmonie nur an <strong>de</strong>r Oberfläche.<br />
Mit einem Mal ruft es genau das Gegenteil<br />
<strong>de</strong>ssen hervor, was es eigentlich<br />
beabsichtigte.<br />
In <strong>de</strong>r Tat sollte man damit beginnen,<br />
<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu respektieren, wenn man<br />
einen wahrhaften Dialog anstrebt. Dies<br />
impliziert auch, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren so zu begreifen,<br />
wie er sich selbst begreift, <strong>de</strong>n<br />
Sinn <strong>de</strong>r Worte so aufzufassen, wie er sie<br />
gebraucht, die anfängliche Situation <strong>de</strong>r<br />
Uneinigkeit zu akzeptieren, um zu versuchen,<br />
aus dieser Situation heraus zu einem<br />
besseren Verständnis zu gelangen.<br />
Prof. Dr. Rémi Brague lehrt Philosophie<br />
und Religionswissenschaft in<br />
Paris und München.<br />
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.10.2007,<br />
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INFO 36 · 4/2007
Der eine Baum und die vielen Gärtner<br />
Von Theo, <strong>de</strong>r auszog, <strong>de</strong>n Glauben zu fin<strong>de</strong>n<br />
Matthias Werner<br />
„Sehr gut“, murmelte er und holte<br />
sein Heft. „Auf <strong>de</strong>r Reise hab ich ein<br />
paar Sachen aufgeschrieben. Und ab<br />
und zu auch Zeichnungen gemacht,<br />
siehst du? Die letzte ist einfach nur ein<br />
Baum. Ich werd’s dir erklären. Die Religionen<br />
sehe ich <strong>als</strong> die Äste eines<br />
Baumes. Ein einziger großer Baum mit<br />
gewaltigen Wurzeln, die unter <strong>de</strong>r ganzen<br />
Er<strong>de</strong> entlangwachsen. Sie wachsen<br />
alle in dieselbe Richtung, zum Himmel.<br />
(...) Es kommt vor, dass die ersten<br />
Gärtner Gottes sterben. Ihre Nachfolger<br />
streiten sich. Je<strong>de</strong>r Gärtner hat seine<br />
eigene Vorstellung über <strong>de</strong>n richtigen<br />
Dünger. Für <strong>de</strong>n ersten ist es Tierblut,<br />
für <strong>de</strong>n zweiten Wein und Brotkrumen,<br />
für <strong>de</strong>n dritten nur Wasser, <strong>de</strong>r<br />
vierte will Mineralwasser, (...). Sie sagen,<br />
sie seien Gesandte<br />
Gottes. Anscheinend<br />
haben sie beson<strong>de</strong>re Beziehungen<br />
zum Baum,<br />
sie nennen das Offenbarungen.<br />
(...) Sie sind ein<br />
bisschen verrückt und<br />
sehr weise. Und sie sind<br />
ganz schön ähnlich!<br />
Moses, Jesus, Mohammed,<br />
Buddha, Joseph<br />
Smith (...).“<br />
Theos ‚Baum <strong>de</strong>r<br />
Religionen’ steht am<br />
En<strong>de</strong> einer Reiseerzählung,<br />
die für Jugendliche<br />
und Erwachsene<br />
gleichermaßen lesbar<br />
ist. Die Handlung ist<br />
trotz <strong>de</strong>r Fülle an Informationen<br />
bei gut 700<br />
Seiten und einem Stichwortregister<br />
klar strukturiert<br />
und folgt einer<br />
Reihe immer wie<strong>de</strong>r<br />
kehren<strong>de</strong>r Motive. Theo,<br />
ein junger Franzose, ist<br />
an einer tödlichen Krankheit<br />
erkrankt. Von europäischer Schulmedizin<br />
gewissermaßen aufgegeben,<br />
steht es schlecht um <strong>de</strong>n Jungen. Seine<br />
gleichermaßen exzentrische wie agnostisch-atheistische<br />
Tante Marthe verlangt<br />
von Theos Familie, <strong>de</strong>n Jungen für<br />
eine Weltreise freizugeben. Bereist<br />
wer<strong>de</strong>n Orte, die charakteristisch sind<br />
für die großen Weltreligionen.<br />
Die Reise beginnt in Jerusalem, wo<br />
Tante Marthe <strong>de</strong>n Jungen, wie an je<strong>de</strong>r<br />
Station <strong>de</strong>r Reise, mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
bekennen<strong>de</strong>n Experten in Kontakt<br />
bringt, welche <strong>de</strong>m bislang religiös<br />
völlig isoliert aufgewachsenen Jungen<br />
die Inhalte ihrer Religion darlegen.<br />
Hier, in Jerusalem, sind es gleich drei<br />
Experten: Rabbi Elieser Sylberberg,<br />
Scheich Suleiman Al´Hajid und <strong>de</strong>r<br />
Dominikanerpater Antoine Dubourg.<br />
Ein weiteres Muster wird <strong>de</strong>utlich: Immer<br />
geht es auch um das mögliche<br />
friedliche Zusammenleben, religiöse<br />
Absolutheitsansprüche, aber auch um<br />
das zu ent<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Gemeinsame aller<br />
Religionen. In <strong>de</strong>r Vertiefungsphase<br />
dieses Reiseabschnittes, Ägypten,<br />
nimmt Theo bei einer ägyptischen<br />
Sheika an <strong>de</strong>r ersten religionsspezifischen<br />
Zeremonie zu seiner Heilung<br />
teil. Dabei bekommt er zum ersten Mal<br />
auch Kontakt zu seinem „Cousin aus<br />
<strong>de</strong>r Unterwelt“, seinem bei <strong>de</strong>r Geburt<br />
gestorbenen Zwilling, von <strong>de</strong>ssen<br />
Existenz <strong>de</strong>r Junge jedoch erst am En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Reise etwas erfährt.<br />
Auf Ägypten folgt Rom, um <strong>de</strong>n<br />
Katholizismus kennen zu lernen. Die<br />
im Petersdom einsetzen<strong>de</strong> Ohnmacht<br />
<strong>de</strong>s Jungen kann, da dies auch an an<strong>de</strong>ren<br />
Orten <strong>de</strong>r Reise wie<strong>de</strong>r geschieht,<br />
<strong>als</strong> eine spezifische Reaktion <strong>de</strong>s Jungen<br />
auf Religion, Heilige Orte bzw.<br />
Anwesenheit von Heiligkeit ge<strong>de</strong>utet<br />
wer<strong>de</strong>n. Sie wird zu einem weiteren<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Motiv <strong>de</strong>s Buches.<br />
Von Rom geht es nach Indien. Hier<br />
Hinduismus und Buddhismus. In Darjeeling<br />
wer<strong>de</strong>n bei Frau Dr. Lobsang<br />
Dorjé die Medikamente abgesetzt: Die<br />
Tibetanische Medizin setzt dabei einen<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Heilungsimpuls. Es<br />
geht weiter nach Bangkok und zum<br />
Taoismus. In Japan dann nicht nur Taoismus,<br />
Maoismus und Zen, son<strong>de</strong>rn<br />
auch seelische Verwirrungen und <strong>de</strong>r<br />
Beginn von Liebeshän<strong>de</strong>ln: Ashiko –<br />
ein Kuss in Ehren ... Theo befin<strong>de</strong>t sich<br />
nach zahlreichen Zeremonien auf <strong>de</strong>m<br />
Weg <strong>de</strong>r Besserung.<br />
In Russland lernt Theo die Religion<br />
<strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns kennen; in Istanbul wird<br />
<strong>de</strong>r Islam vertieft. Herr Diop im Senegal,<br />
einem an sich islamischen Land,<br />
klärt über <strong>de</strong>n afrikanischen Synkretismus<br />
und die beson<strong>de</strong>ren Arten <strong>de</strong>r<br />
BEITRÄGE<br />
181<br />
INFO 36 · 4/2007
BEITRÄGE<br />
182<br />
Stammesreligionen auf (Initiationsriten).<br />
Brasilien bietet einige afroamerikanische<br />
Geheimkulte und für Tante<br />
Marthe ein Liebesabenteur; in Nordamerika<br />
wird <strong>de</strong>r Protestantismus angeschaut.<br />
Bei Theos Großmutter<br />
Theano in Athen laufen die Fä<strong>de</strong>n<br />
schließlich zusammen: Der mittlerweile<br />
geheilte Theo zieht mit Hilfe<br />
<strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s vom Baum Bilanz über die<br />
Religionen.<br />
Der Roman erschien 1998 erstmalig<br />
in <strong>de</strong>utscher Sprache und hat <strong>als</strong><br />
Taschenbuch nun bereits die 6. Auflage<br />
hinter sich. Aus verschie<strong>de</strong>nen<br />
Grün<strong>de</strong>n (Länge, Handlung, Enzyklopädismus<br />
und <strong>de</strong>rgleichen mehr) hat<br />
er nicht immer geneigte Rezensoren<br />
gefun<strong>de</strong>n. Auch aus religionspädagogischer<br />
Sicht lässt er an einigen Stellen<br />
hellhörig und aufmerksam wer<strong>de</strong>n:<br />
Sollte am En<strong>de</strong> eines Bildungsprozesses<br />
nichts weiter <strong>als</strong> die zwar<br />
sehr reflektierte (und äußerliche) Einsicht<br />
stehen, dass Religionen irgendwie<br />
auf das Heil bezogen, sie „ganz<br />
schön ähnlich“ sind, Jesus und Joseph<br />
Smith es verdient haben, in einem<br />
Atemzug genannt zu wer<strong>de</strong>n?<br />
Das im Bild <strong>de</strong>s Baumes veranschaulichte<br />
Fazit entspricht im wesentlichen<br />
<strong>de</strong>n vor allem aus <strong>de</strong>m angelsächsischen<br />
Raum stammen<strong>de</strong>n Positionen<br />
<strong>de</strong>s sogenannten religionstheologischen<br />
Pluralismus. Von seinen Vor<strong>de</strong>nkern<br />
J. Hick o<strong>de</strong>r W.C. Smith wird<br />
darin in erster Linie positiv auf die Pluralität<br />
<strong>de</strong>r Religionen reagiert, in<strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r religionstheologische Pluralismus<br />
in <strong>de</strong>n Weltreligionen die unterschiedlichen<br />
Arten und Weisen ausgebil<strong>de</strong>t<br />
sieht, wie sich die Menschen auf das<br />
Gesamte <strong>de</strong>r Wirklichkeit und die<br />
Transzen<strong>de</strong>nz beziehen bzw. diesen<br />
Bezug symbolisch ausgestalten. Prägnant<br />
heißt es in John Hicks Philosophie<br />
<strong>de</strong>s religiösen Pluralismus (309):<br />
„Es gibt eine Vielfalt von göttlichen<br />
Offenbarungen, die eine Vielfalt von<br />
Formen heilshafter menschlicher Antwort<br />
ermöglicht.“ Vor allem mit Hinweis<br />
auf <strong>de</strong>n weltweit zu führen<strong>de</strong>n<br />
interreligiösen Dialog gelten die pluralistischen<br />
Positionen heute <strong>als</strong> eine<br />
Art Allheilmittel im Sinne einer Dialogbasis,<br />
auf die sich alle Religionen<br />
einlassen könnten.<br />
Catherine Cléments Roman leistet<br />
zwar einer freundlichen und unentschie<strong>de</strong>nen<br />
Sichtweise <strong>de</strong>r Religion<br />
gute Dienste, ist jedoch mit einer religionspädagogischen<br />
Position aus guten<br />
Grün<strong>de</strong>n nicht überein zu bringen<br />
– dies nicht nur <strong>de</strong>swegen nicht, weil<br />
Jugendliche <strong>de</strong>r eigenen und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Religionen ohnehin tolerant<br />
und/o<strong>de</strong>r indifferent begegnen: Geht<br />
man davon aus, dass Religion eine<br />
wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>de</strong>r<br />
eigenen I<strong>de</strong>ntität spielt und <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />
dabei einen wichtigen<br />
Beitrag zu leisten hat, so kann sich <strong>de</strong>r<br />
Religionsunterricht nicht auf eine Position<br />
zurückziehen, die einen bloß<br />
metatheoretischen Blick auf die Welt<br />
<strong>de</strong>r Religionen wirft. I<strong>de</strong>ntitäten entwickeln<br />
sich in Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen,<br />
Dialogen, Begegnungen und Wi<strong>de</strong>rfahrnissen,<br />
für die alle gleichermaßen<br />
das zur Entwicklung stehen<strong>de</strong><br />
Haben einer eigenen Positionen wenigstens<br />
vorauszusetzen ist. Hierin<br />
zeigt sich gewissermaßen die natürliche<br />
Differenz zwischen einer bloßen<br />
Religionskun<strong>de</strong> und einem Religionsunterricht<br />
konfessioneller Prägung:<br />
<strong>Diese</strong>r nämlich will junge Menschen<br />
dazu befähigen, eine eigene I<strong>de</strong>ntität<br />
innerhalb einer religiösen Tradition<br />
aufzubauen, um sie darin auch religionsmündig<br />
wer<strong>de</strong>n zu lassen.<br />
<strong>Diese</strong>r wichtige Aspekt ist bei Clément<br />
keineswegs ausgeblen<strong>de</strong>t, er begegnet<br />
in <strong>de</strong>m enzyklopädischen Bildungsroman<br />
jedoch auf einer an<strong>de</strong>ren<br />
Ebene: Theo selbst trifft während seiner<br />
Reise eben gera<strong>de</strong> nicht auf religiös<br />
indifferente Menschen. In all ihren Vertretern<br />
artikulieren sich die Religionen<br />
engagiert und selbstbewusst. Und genau<br />
unter <strong>de</strong>r Voraussetzung erweisen<br />
sie sich <strong>als</strong> dialogfähig und tolerant,<br />
dass sie aus ihrer Tradition heraus etwas<br />
zu sagen haben. Durch die schließlich<br />
erfolgte Einebnung läuft <strong>de</strong>r Roman<br />
Gefahr, sein Grundmotiv, die Reise,<br />
ad absurdum zu führen. Auch wenn<br />
diese selbst natürlich <strong>de</strong>r Literalität geschul<strong>de</strong>t<br />
ist und <strong>als</strong> solche im Religionsunterricht<br />
kaum einzulösen sein wird,<br />
gibt sie möglicherweise ungewollt eine<br />
wichtige Zielgröße vor, nämlich Religionsunterricht<br />
auf das Lernen in Begegnung<br />
und Dialogizität mit an<strong>de</strong>ren Religionen<br />
hin auszurichten.<br />
Matthias Werner ist Studienrat an <strong>de</strong>r<br />
Marienschule, Limburg. Bis 2005 war<br />
er wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Lehrstuhl für Systematische Theologie<br />
an <strong>de</strong>r Justus-Liebig-Universität,<br />
Gießen.<br />
Clément, Catherine: Theos Reise. Roman über die Religionen<br />
<strong>de</strong>r Welt (dtv 12887) – München: Deutscher Taschenbuch<br />
Verlag 6 2006 (Original bei Hanser 1997)<br />
INFO 36 · 4/2007
Und das Wort ist Fleisch gewor<strong>de</strong>n<br />
Johannes Rauchenberger<br />
Gott ist <strong>als</strong> das Wort bei <strong>de</strong>n großen<br />
Schrift-Religionen an das Buch gebun<strong>de</strong>n.<br />
Das Christentum lässt das Wort<br />
mit Weihnachten zum Menschen wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Festbetrachtung über eine<br />
wun<strong>de</strong>rbare Beziehung zwischen Bild<br />
und Wort.<br />
Geburt, das heißt, dass die Seiten<br />
<strong>de</strong>s Lebens beginnen beschrieben zu<br />
wer<strong>de</strong>n. Das Leben nimmt seinen Lauf.<br />
Leben, im größeren Sinne gesehen,<br />
geht weiter. Wodurch hat das Christentum<br />
seinen Glauben, <strong>de</strong>r Leben ist, an<br />
die jeweils nachfolgen<strong>de</strong>n Generationen<br />
weitergegeben? Durch Riten und<br />
Gesänge, durch Wissenschaft und Dogmatik,<br />
durch Amt und Kritik, durch<br />
Brauchtum und Kontrolle, durch Politik<br />
und Gewalt, durch Wi<strong>de</strong>rstand und<br />
Martyrium, durch Fürsorge und Askese?<br />
Ein Blick auf die Geschichte gibt<br />
viele Antworten.Geburt, das heißt purer<br />
Lebensüberschuss. Als solcher ist er<br />
auch Anlass, über die Zukunft nachzu<strong>de</strong>nken<br />
– welches Nest man diesem<br />
neuen Leben baut, welche Sprache man<br />
es lehrt, welche Herzenssachen man<br />
ihm eröffnen und mitgeben will. Weihnachten<br />
lässt in seiner jährlichen Wie<strong>de</strong>rholung<br />
das Christentum auch in einer<br />
„nachchristlichen Zeit“ von seiner<br />
lebensüberquellen<strong>de</strong>n Seite her leuchten.<br />
Seine Geschichten, Bil<strong>de</strong>r und<br />
Lie<strong>de</strong>r umkreisen die Geburt eines<br />
Menschenkin<strong>de</strong>s, das schon Leben genug<br />
wäre. Die Menschwerdung <strong>de</strong>s<br />
ewigen Gottes in Text, Bild und Gesang<br />
zu fassen ist freilich eine religions-<br />
und kulturgeschichtliche Leistung,<br />
die das Christentum im Stimmengewirr<br />
und <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rflut globalisierter<br />
Weltanschauungen und Religionen<br />
einzigartig macht.<br />
Das Wort <strong>als</strong> Welt, <strong>als</strong> Licht,<br />
<strong>als</strong> Brot, <strong>als</strong> Kind<br />
Mit <strong>de</strong>r Menschwerdung Gottes wird<br />
im Christentum auch das Bild ins rechte<br />
Licht gerückt<br />
Das Weihnachtsevangelium am<br />
Christtag gibt <strong>de</strong>n großen Prolog <strong>de</strong>s<br />
Johannesevangeliums zu singen vor:<br />
„Am Anfang war das Wort, und das<br />
Wort war bei Gott ... Und das Wort ist<br />
Fleisch gewor<strong>de</strong>n und hat unter uns gewohnt.<br />
Und wir haben seine Herrlichkeit<br />
gesehen.“ (Joh 1,1.14). Die Herrlichkeit<br />
bedurfte <strong>de</strong>r Weitergabe durch<br />
Bekenntnis, durch Abgrenzung und<br />
dann durch Durchdringung <strong>de</strong>r umliegen<strong>de</strong>n<br />
Kultur – und durch die Schrift,<br />
die allmählich Form angenommen hat:<br />
Die Heilige Schrift wur<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>r Erfindung<br />
<strong>de</strong>r Buchdruckerei durch „Abschreiben“,<br />
wörtlich „Abmalen“, an<br />
die nächsten Generationen weitergegeben.<br />
„Schreibstuben“, Skriptorien entstan<strong>de</strong>n.<br />
Das abendländische Mönchtum<br />
war <strong>de</strong>r kulturgeschichtliche Ort, an<br />
<strong>de</strong>m die heiligen Texte vervielfältigt<br />
wur<strong>de</strong>n. Doch bald – die frühesten Beispiele<br />
sind aus <strong>de</strong>m 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt bezeugt<br />
– gesellten sich Bil<strong>de</strong>r zum heiligen<br />
Text, oftm<strong>als</strong> scheinen sie wie von<br />
selber <strong>de</strong>m Text entschlüpft zu sein.<br />
Dass das Wort, das zu hören ist, auch<br />
Bild wer<strong>de</strong>n kann, das zu beschauen<br />
ist, darüber war man sich im Christentum<br />
lange nicht einig. Denn es könnte<br />
ja sein, dass das Bild ähnlich wie in <strong>de</strong>r<br />
antiken Umwelt auch im jeweiligen<br />
Heute ein Götzenbild ist. Solche gibt es<br />
bekanntlich in unserer bildbestimmten<br />
Gegenwart zur Genüge.<br />
Also ist trotz üppiger Bildkultur,<br />
die dieser Religion entsprungen ist,<br />
BEITRÄGE<br />
183<br />
Ambo von Michael Kienzer in <strong>de</strong>r Dominikuskapelle<br />
von Graz-St. Andrä.<br />
„Kunst und Kirche“ • Zeitgenössische Kunst von Michael Kienzer<br />
Foto: Johannes Rauchenberger<br />
WORT – GOTT – FLEISCH – ZEIT –<br />
RAUM – ERINNERUNG hat Michael<br />
Kienzer in diesen Ambo, gleichsam<br />
<strong>als</strong> Wortspeicher, verborgen, so <strong>als</strong> ob<br />
aus ihm heraus das Wort, das immer<br />
neu zu sagen ist, je neu entlassen wird.<br />
Es ist gleichsam eine Kurzfassung <strong>de</strong>s<br />
Johannesprologs unter <strong>de</strong>n Bedingungen<br />
von Raum und Zeit: „Das Wort ist<br />
Fleisch gewor<strong>de</strong>n und hat unter uns<br />
gewohnt“ (Joh 1,14).<br />
INFO 36 · 4/2007
BEITRÄGE<br />
184<br />
„TransLOKAL“ • Zeitgenössische Kunst von Klaus Schuster<br />
dieser Gefährdung immer neu eine reformatorische<br />
Bahn frei zu machen.<br />
Der „Bil<strong>de</strong>rstreit“, <strong>de</strong>r im vergangenen<br />
Jahr zwischen Islam und Westen geführt<br />
wur<strong>de</strong>, zeigte auf, dass für eine<br />
Religion etwas heilig sein kann, das<br />
eben nicht Bild wer<strong>de</strong>n darf. Der Bil<strong>de</strong>rstreit<br />
im Christentum wur<strong>de</strong> vor<br />
rund 1250 Jahren geführt. Im letzten<br />
gemeinsamen Konzil zwischen Westund<br />
Ostkirche, <strong>de</strong>m II. Konzil von Nizäa<br />
787, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Weg frei gemacht<br />
Foto: Johannes Rauchenberger<br />
Klaus Schusters Schriftzug „Welt“<br />
(2004), von einer Neonröhre geformt,<br />
erinnert an einschlägige Leuchtreklame.<br />
Dass sich hier die „Welt“ befin<strong>de</strong>t,<br />
wo das Kunstwerk hängt, for<strong>de</strong>rt<br />
auf, das Stückchen Welt erst einmal zu<br />
fin<strong>de</strong>n, das erleuchtet ist. Ihm Erleuchtung<br />
zuzuschreiben, kommt einer<br />
Nobilitierung gleich.<br />
für das Bild im Christentum und damit<br />
auch für die gesamte nachfolgen<strong>de</strong><br />
Bildkultur <strong>de</strong>s Abendlan<strong>de</strong>s. Johannes<br />
von Damaskus, <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Bild-Theologe im 8. Jahrhun<strong>de</strong>rt, hat in<br />
<strong>de</strong>r Menschwerdung Gottes das zentrale<br />
Argument gesehen, Bil<strong>de</strong>r im Christentum<br />
zu verankern. Somit gilt: „Christus<br />
ist das Bild <strong>de</strong>s unsichtbaren Gottes“<br />
(Kol 1,15). Und von <strong>de</strong>r Schöpfungsgeschichte<br />
ist abgeleitet: „Gott<br />
hat <strong>de</strong>n Menschen nach seinem Bil<strong>de</strong><br />
geschaffen“ (Gen 1,26). Geschrieben<br />
hat Johannes von Damaskus seine<br />
Bildtheologie in <strong>de</strong>r Wüste von Judäa<br />
in <strong>de</strong>r Nähe von Jerusalem (Mar Saba),<br />
fernab vom Trubel <strong>de</strong>s Alltags<br />
und <strong>de</strong>n Ballungszentren <strong>de</strong>r Macht.<br />
Sie, wie auch seine Wüste, waren dam<strong>als</strong><br />
schon vom aufstreben<strong>de</strong>n Islam<br />
und seiner bil<strong>de</strong>rkritischen Haltung<br />
beherrscht. Dass Gott aber in Christus<br />
fortan ein Gesicht haben darf, mit ihm<br />
die Gottesmutter Maria und die Heiligen,<br />
darauf bestand <strong>de</strong>r gelehrte Wüstentheologe,<br />
wobei er dabei, mit <strong>de</strong>m<br />
Alois Neuhold beschäftigt sich wie<br />
kein an<strong>de</strong>rer steirischer Künstler mit<br />
<strong>de</strong>m Ineinan<strong>de</strong>r von Bild und Wort.<br />
Seine Bildchen sind klein, scheinbar<br />
verspielt und kindlich gemalt. Zu seinen<br />
Bildinspirationen zählen vor allem<br />
Paul Klee, aber nicht min<strong>de</strong>r die<br />
mittelalterliche Buchmalerei. Das Wort<br />
entwickelt sich bei ihm in intimen Gehäusen<br />
aus Bil<strong>de</strong>rn, Gesichtern, Geranken<br />
und Säulchen, wie aus einer inneren<br />
poetischen Sprengkraft heraus.<br />
Das hier gezeigte Bild „Innenzonendichtbild<br />
grüßt Randzonendichtbild“<br />
(2006) war Teil <strong>de</strong>r Ausstellung „Hommage<br />
à Gerhard Lojen“, bis 6. Jänner<br />
2007 in <strong>de</strong>n Minoriten-Galerien Graz.<br />
Alois Neuhold • „Randzonendicht- & Innenzonendichtstrichbild“<br />
Foto: Johannes Rauchenberger<br />
INFO 36 · 4/2007
Gerhard Lojen, Buchobjekt, o. J.;<br />
Buch, Farbe, Holzstück, Eisenklammer,<br />
Spagat; 18,5 x 42,5 x 10,3.<br />
Werke <strong>de</strong>s vor einem Jahr verstorbenen<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n steirischen Künstlers<br />
(1936-2005) waren bis 6. Jänner<br />
2007 in <strong>de</strong>r „Hommage à Gerhard<br />
Lojen“ in <strong>de</strong>n Minoriten-Galerien<br />
Graz zu sehen. Lojens „Buchobjekte“<br />
sind eine Verehrung vor <strong>de</strong>m<br />
Buch, wissend, was in ihm an geistiger<br />
Kraft steckt – aber was ihm auch<br />
zugefügt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Gegenwind rechnend, ins Grundsätzliche<br />
ging, wenn er seinem Gegner<br />
entgegenhält: „Mache mir die Materie<br />
nicht schlecht! Gott hat sie in seiner<br />
Fleischwerdung angenommen und<br />
durch sie mein Heil gewirkt.“Das ist<br />
ein engagiertes Urteil. Das Licht von<br />
Betlehem leuchtet die Welt nicht nur<br />
an, son<strong>de</strong>rn dringt in sie ein und verwan<strong>de</strong>lt<br />
sie von innen her. Das gilt<br />
auch für das Wort, das nur gehört zu<br />
wenig ist. Es drängt, <strong>als</strong> Wort genossen<br />
und gegessen zu wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Früchte <strong>de</strong>s Lebens nehmen Maß an<br />
<strong>de</strong>r Ebenbildlichkeit Gottes.Und es<br />
Gerhard Lojen • „Buchobjekt“<br />
gilt auch für das Kind, das <strong>als</strong> wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s<br />
Leben <strong>de</strong>n Glanz <strong>de</strong>s Göttlichen<br />
birgt. All diese Momente umkreisen<br />
die Abbildungen, die <strong>als</strong> Bil<strong>de</strong>r aus<br />
Texten entsprungen sind, die Weihnachten<br />
„wahrer“ gemacht haben.<br />
„Das wahre Licht, das je<strong>de</strong>n Menschen<br />
erleuchtet, kam in die Welt. Er<br />
war in <strong>de</strong>r Welt, und die Welt ist durch<br />
ihn gewor<strong>de</strong>n, aber die Welt erkannte<br />
ihn nicht.“ (Joh 1,9.10)<br />
Foto: Johannes Rauchenberger<br />
Dr. Johannes Rauchenberger ist Leiter<br />
<strong>de</strong>s Kulturzentrums bei <strong>de</strong>n Minoriten<br />
(www.MinoritenKulturGraz.at) in Graz<br />
und Universitätslektor für christliche<br />
Kunst und Religion in <strong>de</strong>r Kunst <strong>de</strong>r<br />
Gegenwart am Institut für Kirchengeschichte<br />
<strong>de</strong>r Universität Wien.<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung <strong>de</strong>s Autors<br />
aus: Sonntagsblatt für die Steiermark, Weihnachten 2006.<br />
BEITRÄGE<br />
185<br />
Information von gestern und vorgestern<br />
Spiegel special nicht auf <strong>de</strong>r Höhe<br />
aktueller historischer Forschung<br />
Arnold Agenendt<br />
Der im September 2006 herausgekommene<br />
›SPIEGEL special‹ über „Weltmacht<br />
Religion“ beginnt mit <strong>de</strong>m Artikel<br />
›Gott will es‹. <strong>Diese</strong>r Artikel ist mit<br />
geringfügigen Umarbeitungen <strong>de</strong>m<br />
gleich betitelten Artikel zum New Yorker<br />
Attentat <strong>de</strong>s 11. September 2001<br />
entnommen, wobei aber noch Teile aus<br />
früheren Artikeln <strong>de</strong>r Jahre 1998 und<br />
2000 eingeflossen sind.<br />
Stichwort „Hexenverbrennung“<br />
Nehmen wir <strong>als</strong> erstes Beispiel die<br />
Hexenverbrennung, die im Special-<br />
Heft mit einem kolorierten Stich und<br />
entsprechen<strong>de</strong>r Unterschrift zum Eyecatcher<br />
gemacht ist: „Hexenverbrennung<br />
im Mittelalter: Der perverse Ungeist<br />
<strong>de</strong>r Inquisition“ (SPIEGEL SPECIAL<br />
9/2006, S. 18). Dazu erschien 2006 und<br />
2001 ein Text, <strong>de</strong>r zuvor schon 2000<br />
und 1998 zu lesen gewesen war: „Einen<br />
weiteren Gipfel erklomm <strong>de</strong>r perverse<br />
Ungeist <strong>de</strong>r Inquisition in <strong>de</strong>r 500<br />
Jahre andauern<strong>de</strong>n Hexenverbrennung,<br />
die sich vor allem aus zwei Quellen<br />
speiste: aus <strong>de</strong>m magischen Weltbild<br />
<strong>de</strong>s Mittelalters, das bevölkert war von<br />
Zauberern und bösen Geistern, und aus<br />
INFO 36 · 4/2007
<strong>de</strong>r im Christentum tief verwurzelten<br />
Angst vor <strong>de</strong>r Frau <strong>als</strong> Verführerin“<br />
(SPECIAL 9/2006, S. 18; zuvor SPIEGEL<br />
23/1998, S. 82; 17/2000, S. 118; 41/<br />
2001, S. 170). Inzwischen hat die Forschung<br />
genau das Gegenteil herausgearbeitet.<br />
Hexen-Verbrennung ist gar<br />
kein mittelalterliches Phänomen; <strong>de</strong>nn<br />
im Mittelalter sind Hexer und Hexen<br />
gera<strong>de</strong> nicht blutig verfolgt wor<strong>de</strong>n, allenfalls<br />
durch Lynchjustiz, und schon<br />
gar nicht durch Kirchengerichte hingerichtet<br />
wur<strong>de</strong>. Für <strong>de</strong>n SPIEGEL ist es<br />
selbstverständlich die kirchliche Inquisition,<br />
die diese Verfolgung und Verbrennung<br />
betrieben hat – wer sonst?<br />
Tatsächlich ist aber seit Jahrzehnten<br />
klargestellt, dass we<strong>de</strong>r die Kirchengerichte<br />
noch die Inquisition Hexen-Prozesse<br />
geführt haben, somit we<strong>de</strong>r Hexen<br />
gefoltert, noch verurteilt o<strong>de</strong>r gar<br />
verbrannt haben. In Spanien, wo zu Beginn<br />
<strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts die Inquisition<br />
agierte – und praktisch in keinem<br />
an<strong>de</strong>ren Land sonst –, war es gera<strong>de</strong>,<br />
wie Wolfgang Behringer <strong>als</strong> einer <strong>de</strong>r<br />
besten Kenner herausstellt, „die institutionalisierte<br />
Inquisition, welche die<br />
Hexenverfolgungen zunächst unter ihre<br />
Kontrolle brachte und 1526 praktisch<br />
been<strong>de</strong>te“ 1 . Für Rom hat sich<br />
Ähnliches ergeben, „daß Päpste und Inquisitoren<br />
<strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts keine<br />
‘Hexenprozesse’ in <strong>de</strong>m Sinne, wie sie<br />
zur selben Zeit in Mitteleuropa Angst<br />
und Schrecken verbreiteten, durchführten“<br />
2 . Tatsächlich weisen Rom und Italien<br />
nur minimale Opferzahlen auf. Somit<br />
ist kritisch einzuwen<strong>de</strong>n, was <strong>de</strong>r<br />
Katalog zur 2002 in Berlin gezeigten<br />
Ausstellung ›Hexenwahn. Ängste <strong>de</strong>r<br />
Neuzeit‹, wissenschaftlich verantwortet<br />
von einem Trierer Son<strong>de</strong>rforschungsbereich,<br />
direkt rügte: „Mit beson<strong>de</strong>rer<br />
Hartnäckigkeit hält sich das Vorurteil,<br />
Hexenprozesse hätten in ihrer großen<br />
Masse vor geistlichen Inquisitionsgerichten<br />
stattgefun<strong>de</strong>n“ 3 .<br />
In Wirklichkeit sind die Hexerei-<br />
Prozesse von weltlichen Gerichten<br />
durchgeführt wor<strong>de</strong>n, sogar unter Beiziehung<br />
promovierter Juristen und mit<br />
Begutachtung seitens juristischer – und<br />
nicht theologischer – Fakultäten. In be-<br />
BEITRÄGE<br />
186<br />
sagtem Katalog heißt es ausdrücklich:<br />
„Die massenhaften Prozesse während<br />
<strong>de</strong>s Höhepunkts <strong>de</strong>r west- und mitteleuropäischen<br />
Hexenverfolgungen im<br />
Zeitraum zwischen 1560 und 1700 mit<br />
ihren hohen Hinrichtungsraten waren<br />
jedoch das Werk weltlicher Richter“ 4 .<br />
Nur hat <strong>de</strong>r SPIEGEL über diese Berliner<br />
Hexerei-Ausstellung nicht berichtet 5 .<br />
© Spiegel<br />
Der Forschungskonsens ist inzwischen<br />
einhellig, nämlich „wie entschei<strong>de</strong>nd<br />
die Beteiligung und das Übergewicht<br />
weltlicher Instanzen für <strong>de</strong>n Verlauf<br />
<strong>de</strong>r europäischen Hexenjagd waren“<br />
6 . Der Amerikaner Brian Levack<br />
stellt eine inquisitorische „Mil<strong>de</strong>“ heraus:<br />
„Aber keines dieser [weltlichen]<br />
Gerichte konnte sich mit <strong>de</strong>r Mil<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
spanischen Inquisition im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
messen“ 7 . Ja, weiter noch: „Wäre<br />
die weltliche Gerichtsbarkeit nicht mobilisiert<br />
wor<strong>de</strong>n, wäre die große Hexenjagd<br />
ein Schatten ihrer selbst geblieben“<br />
8 . Seltsamerweise aber hatte<br />
<strong>de</strong>r SPIEGEL schon 1998 verlauten lassen:<br />
„Ausgerechnet Italien, das päpstliche<br />
Stammland, blieb von <strong>de</strong>r Hexenjagd<br />
weitgehend verschont – dank <strong>de</strong>r<br />
Vernunft <strong>de</strong>r römischen Kardinäle“<br />
(23/1998, S. 82). Zu <strong>de</strong>r Erkenntnis,<br />
dass das päpstliche Rom keine Hexen-<br />
Prozesse, wie sie nördlich <strong>de</strong>r Alpen<br />
durchgeführt wur<strong>de</strong>n, geführt hat, vermochten<br />
aber die Rechercheure nicht<br />
durchzustoßen.<br />
Weiter wird die Zeitspanne <strong>de</strong>r Verfolgung<br />
uneinheitlich angegeben. Die<br />
in <strong>de</strong>n Artikeln von 1998, 2001 und<br />
2006 vorgenommene Frühansetzung<br />
INFO 36 · 4/2007
mit Beginn schon En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
und <strong>de</strong>r Gesamtdauer von 500<br />
Jahren beruht auf inzwischen <strong>als</strong> gefälscht<br />
erkanntem Material. Die Verfolgung<br />
setzte um die Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
nur erst punktuell ein und<br />
entartete dann in <strong>de</strong>r Frühen Neuzeit<br />
zu <strong>de</strong>n massenhaften Verfolgungswellen<br />
von 1590, 1619 und 1680 zu jenem<br />
schrecklichen „Justizmord“, <strong>als</strong><br />
<strong>de</strong>r die Hexen-Verfolgung zu recht<br />
berüchtigt ist. Zwischenzeitlich im<br />
SPIEGEL erschienene Artikel hatten es<br />
schon besser gewusst, nämlich „ab<br />
1430 gab es in Europa 350 Jahre lang<br />
‘legale’ Hexenprozesse“ (SPIEGEL<br />
52/2001, S. 42).<br />
Beson<strong>de</strong>rs verräterisch sind Zahlenangaben.<br />
In <strong>de</strong>n nahezu i<strong>de</strong>ntischen<br />
Artikeln von 2001 und 2006 sind es<br />
„50.000 bis 80.000 Frauen“ (41/2001,<br />
S. 170, 9/2006, S. 18). Zuvor, nämlich<br />
1998 und 2000, waren es noch „über eine<br />
Million Frauen“ (23/1998, S. 82;<br />
17/2000, S. 118: („mehr <strong>als</strong> eine Million<br />
Frauen“) gewesen. Im SPIEGEL 2001<br />
sind die Zahlen entsprechend <strong>de</strong>m tatsächlichen<br />
Forschungsstand mit „etwa<br />
60.000“ Opfer angegeben, wovon im<br />
Deutschen Reich je<strong>de</strong>s vierte Opfer ein<br />
Mann war (52/2001, S. 42), hier <strong>als</strong>o<br />
statt <strong>de</strong>r „über eine Million ‘Teufelsweiber’“<br />
(17/2000, S. 115) noch<br />
45.000 Frauen.<br />
Stichwort „Folter“<br />
Weiter zur Folter. Schon 1998 waren<br />
es „Gottes willige Vollstrecker“<br />
(23/1998, S. 74), die <strong>als</strong> „Kirchen-Stasi“<br />
(23/1998, S. 77, S. 82: „katholische<br />
Stasi“), schnüffelten, folterten und verbrannten.<br />
Bis zur Mitte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
hat die Kirche, weil sie we<strong>de</strong>r<br />
Körperstrafen verhängen noch physische<br />
Gewalt einsetzen wollte, die Folter<br />
abgelehnt. <strong>Diese</strong> war in <strong>de</strong>r Antike<br />
angewen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n und dann wie<strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>n Stadtkommunen <strong>de</strong>s Mittelalters.<br />
Hier tat nun Papst Innozenz IV.<br />
(†1254) <strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>r älteren Kirchenauffassung<br />
wahrlich <strong>de</strong>saströsen<br />
Schritt, bei <strong>de</strong>r Verfolgung <strong>de</strong>r Katharer<br />
die Folter zu erlauben, obwohl sie<br />
aller kirchlichen Tradition wi<strong>de</strong>rsprach.<br />
Ein Aber ist <strong>de</strong>nnoch anzufügen:<br />
Die Folter sollte nur strikt begrenzt<br />
angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. <strong>Diese</strong> Begrenzung<br />
scheint auch befolgt wor<strong>de</strong>n<br />
zu sein, lässt sich doch für die Anwendung<br />
<strong>de</strong>r Folter bei <strong>de</strong>n Katharer-Prozessen<br />
<strong>de</strong>s 13./14. Jahrhun<strong>de</strong>rts kein<br />
direkter Beleg beibringen, wie eine<br />
1997 veröffentlichte Dissertation<br />
glaubt nachweisen zu können 9 . Die<br />
1542 <strong>als</strong> feste Behör<strong>de</strong> gegrün<strong>de</strong>te Römische<br />
Inquisition hat gleichfalls die<br />
Folter zugelassen, aber nur – wie <strong>de</strong>r<br />
Bielefel<strong>de</strong>r Rechtshistoriker Wolfgang<br />
Schild anmerkt – „<strong>de</strong>rmaßen eingeschränkt,<br />
daß diese in <strong>de</strong>r Praxis wegfallen<br />
mußte“ 10 . Es war <strong>de</strong>nn auch die<br />
„mil<strong>de</strong>“ Praxis <strong>de</strong>r römisch-päpstlichen<br />
Justiz, die Friedrich Spee (†1635)<br />
zum Protest gegen die schrankenlose<br />
Folterung <strong>de</strong>r weltlichen Justiz in<br />
Deutschland veranlasste. Im ›Handbuch<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Rechtsgeschichte‹<br />
heißt es: „Obwohl Spee kein Jurist war,<br />
erkannte er die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Mängel<br />
<strong>de</strong>s Hexenverfahrens und verstand es,<br />
mit bestechen<strong>de</strong>r Logik und Anschauungskraft<br />
eine Reihe von Prozeßmaximen<br />
für das Hexenverfahren zu formulieren,<br />
die in Deutschland erst nach <strong>de</strong>r<br />
Französischen Revolution im liberalen<br />
Strafprozeß allgemein Anerkennung<br />
fan<strong>de</strong>n. ... Darüber hinaus hat Spee mit<br />
überzeugen<strong>de</strong>n zum Teil selbst erfahrenen<br />
Beispielen belegt, daß die Folter<br />
nicht nur ein inhumanes, son<strong>de</strong>rn ganz<br />
und gar unzuverlässiges Mittel zur Erforschung<br />
<strong>de</strong>r Wahrheit ist. Wörtlich<br />
schreibt er: ‘daß die Tortur völlig abzuschaffen<br />
und nicht mehr anzuwen<strong>de</strong>n<br />
ist’“ 11 . Die aufklärerische Kritik an <strong>de</strong>r<br />
Folter ist <strong>als</strong>o von einem Theologen<br />
ausgegangen und nicht von Juristen. Im<br />
Gegenteil, einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Juristen<br />
<strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts, <strong>de</strong>r <strong>als</strong> Begrün<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Strafrechts gefeierte kursächsische<br />
Benedict Carpzov (†1666),<br />
schuf ein Hexen-Recht, das gera<strong>de</strong><br />
„nicht dazu angetan [war], Unschuldige<br />
vor <strong>de</strong>r Folter und <strong>de</strong>m Scheiterhaufen<br />
zu bewahren“ 12 .<br />
Stichwort „Inquisition“<br />
Erhebliche Korrekturen sind am<br />
unterstellten Bild <strong>de</strong>r Inquisition vorzunehmen.<br />
Ein in besagten Artikeln<br />
immer wie<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>te Satz heißt:<br />
„Hand in Hand mit Bischöfen, Kaisern,<br />
Königen und Fürsten verfolgten Päpste<br />
über mehr <strong>als</strong> fünf Jahrhun<strong>de</strong>rte alle,<br />
die es wagten, Gott an<strong>de</strong>rs zu verehren,<br />
<strong>als</strong> sie es vorschrieben. Vom 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
bis über die Aufklärung hinaus<br />
zog die Inquisition eine grausige Blutspur.<br />
Min<strong>de</strong>stens eine Million Menschen<br />
kamen nach Schätzungen durch<br />
die geistlichen Tribunale zu To<strong>de</strong>“<br />
(SPECIAL 9/2006, S. 17). Nahezu wortgleich<br />
stand es so bereis im SPIEGEL<br />
41/2001, S. 168f., wie auch im SPIEGEL<br />
17/2000, S. 113, zuvor variiert im SPIE-<br />
GEL 23/1998, S. 75, dort mit <strong>de</strong>r Zahlenangabe<br />
„zwischen einer und zehn<br />
Millionen“. Überhaupt sei die Geschichte<br />
<strong>de</strong>s Christentums „über an<strong>de</strong>rthalb<br />
Jahrtausen<strong>de</strong> ... prall gefüllt<br />
mit Beispielen eines gewalttätigen Fanatismus“<br />
(41/2001, S. 164); seit <strong>de</strong>r<br />
Erhebung <strong>de</strong>s Christentums zur Staatsreligion<br />
fand sich „Mordlust gegen<br />
An<strong>de</strong>rs<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>, Abweichler von <strong>de</strong>r<br />
reinen Lehre und Ungläubige“<br />
(41/2001, S. 166).<br />
In Wirklichkeit ist im ersten christlichen<br />
Jahrtausend nur ein veritabler Ketzerprozess<br />
mit To<strong>de</strong>surteil zu verzeichnen,<br />
nämlich gegen <strong>de</strong>n spanischen Asketen<br />
Priscillian (†385), <strong>de</strong>r von Bischöfen<br />
zum Häretiker verurteilt war<br />
und vom Kaiser in Trier wegen Magie,<br />
aber nicht wegen Häresie, hingerichtet<br />
wur<strong>de</strong>, ein To<strong>de</strong>surteil, das sofort das<br />
Entsetzen von Theologen und Päpsten<br />
auslöste. Der christliche Osten kennt<br />
bis 1451 überhaupt kein Bluturteil gegen<br />
Ketzer; <strong>de</strong>m Münchner Byzantinisten<br />
Hans-Georg Beck zufolge begegnet<br />
man „in <strong>de</strong>r byzantinischen Geschichte<br />
keinem Fall, in <strong>de</strong>m gegen einen christlichen<br />
Ketzer ein Bluturteil ergangen<br />
wäre“ 13 . Wieso dann: „Die Geschichte<br />
<strong>de</strong>s Christentums ist über an<strong>de</strong>rthalb<br />
Jahrtausen<strong>de</strong> ebenfalls prall gefüllt mit<br />
Beispielen eines gewalttätigen Fanatismus“<br />
(41/ 2001, S. 164).<br />
BEITRÄGE<br />
187<br />
INFO 36 · 4/2007
BEITRÄGE<br />
188<br />
Nun ging es allerdings bei <strong>de</strong>r mittelalterlichen<br />
und frühneuzeitlichen<br />
Inquisition wirklich blutig zu. Dafür<br />
liegen inzwischen fundierte Untersuchungen<br />
und Schätzungen vor. Fürs<br />
Mittelalter kann man nur vage mit einigen<br />
Tausend rechnen – immerhin.<br />
Die Spanische Inquisition, eine eigentlich<br />
staatliche, aber doch von <strong>de</strong>n<br />
Päpsten gebilligte Organisation, lieferte<br />
nach 1540 zur Hinrichtung an<br />
<strong>de</strong>n Weltlichen Arm 826 Verurteilte<br />
aus. So nachzulesen in <strong>de</strong>r sogenannten<br />
Henningsen-Datei, benannt nach<br />
einem dänischen Volkskundler, <strong>de</strong>r im<br />
Zentralarchiv <strong>de</strong>r Spanischen Inquisition<br />
50.000 Prozesse untersuchte und<br />
dabei insgesamt 826 zur Hinrichtung<br />
Verurteilte ausmachen konnte 14 . Für<br />
die 1542 gegrün<strong>de</strong>te Römische Inquisition<br />
sind bis zum Jahr 1761 die Zahl<br />
von 97 Ketzer-Hinrichtungen aufgewiesen<br />
wor<strong>de</strong>n 15 . Zum Vergleich: Allein<br />
die Stadt Zürich richtete von 1525<br />
bis gegen Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
84 Gotteslästerer hin, <strong>als</strong>o wegen Religionsfrevels,<br />
verurteilt freilich zumeist<br />
in Kombination mit an<strong>de</strong>ren<br />
Schwerverbrechen, so dass nur von 19<br />
direkten Gotteslästerer-Urteilen zu<br />
sprechen ist 16 .<br />
Was heutigem Verständnis so<br />
gar nicht einleuchten will, ist eben<br />
dies: Nach 1500, <strong>als</strong> sich in Europa<br />
<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Staat etablierte, waren es<br />
die Herrscher und die Obrigkeiten,<br />
die religiöse Abweichler hinrichteten:<br />
in Deutschland die Habsburger wie<br />
ebenso die Territorialherren und die<br />
Stadtobrigkeiten bei<strong>de</strong>r Konfessionen,<br />
wodurch über 3.000 Täufer zu<br />
To<strong>de</strong> kamen. Allein das zwinglianische<br />
Bern richtete 40 Täufer hin 17 . In<br />
Frankreich verurteilten die Königsgerichte,<br />
allen voran das Parlament von<br />
Paris, <strong>de</strong>r dam<strong>als</strong> größte Gerichtshof<br />
in Europa, die Lutheraner zum To<strong>de</strong>,<br />
bis 1560 um die 500 18 . Demgegenüber<br />
bleiben die Zahlen <strong>de</strong>r Römischen Inquisition<br />
im europäischen Vergleich,<br />
wie etwa <strong>de</strong>r amerikanische Historiker<br />
Wilhelm Monter schreibt, „infinitesimal“<br />
19 .<br />
Stichwort „Antijudaismus“<br />
Recht hat in<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r SPIEGEL mit<br />
seinem Satz: „Die wohl schwerste<br />
Schuld hat die katholische Kirche gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n auf sich gela<strong>de</strong>n“<br />
(SPECIAL 9/2006, S 18; 41/2001, S 170).<br />
Mit <strong>de</strong>n dazu aufgeführten Erläuterungen<br />
aber hat er wie<strong>de</strong>r Unrecht. Der<br />
Satz: „Für die meisten Päpste bis in die<br />
angehen<strong>de</strong> Neuzeit blieben Ju<strong>de</strong>n das,<br />
was sie für Innozenz III. (1198 bis<br />
1216) waren: ‘von Gott verfluchte<br />
Sklaven’“ (41/2001, S. 170). Die<br />
Grundlage für das christlich-jüdische<br />
Verhältnis im Mittelalter schuf Papst<br />
Gregor <strong>de</strong>r Große (†604), nämlich die<br />
zivilrechtliche Anerkennung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n,<br />
ihre nicht öffentliche Religionsausübung,<br />
eine höhere Besteuerung<br />
und keine Zwangsbekehrung, was <strong>de</strong>r<br />
Wiener Judaist Günter Stemberger <strong>als</strong><br />
eine „sehr ausgewogene Ju<strong>de</strong>npolitik“<br />
20 bezeichnet.<br />
Seit <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt hat je<strong>de</strong>r<br />
Papst eine ›Sicut Judaeis‹-Bulle publiziert,<br />
worin Zwangsbekehrung, Zerstörung<br />
<strong>de</strong>r Synagogen, Schändung jüdischer<br />
Friedhöfe und Gewalt gegen<br />
Ju<strong>de</strong>nviertel zu ahn<strong>de</strong>n geboten wur<strong>de</strong><br />
21 ; bei Bedarf erfolgten noch Präzisierungen,<br />
so zum Beispiel, dass <strong>de</strong>n<br />
Ju<strong>de</strong>n unmöglich Ritualmor<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
auch Brunnenvergiftungen angelastet<br />
wer<strong>de</strong>n könnten.<br />
Für die mittelalterlichen Städte hat<br />
man von einer „concivilitas“, einer<br />
„Mitbürgerlichkeit“ <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n sprechen<br />
können, die dann allerdings im<br />
Spätmittelalter brutal mit Vertreibung<br />
<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n been<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Dass die mittelalterliche<br />
Ju<strong>de</strong>ngeschichte letztlich<br />
ein „Tränental“ genannt wer<strong>de</strong>n muss,<br />
ist schwerlich <strong>de</strong>n Päpsten anzulasten.<br />
Im Kirchenstaat und in Rom sind Ju<strong>de</strong>n<br />
nie dauerhaft belästigt wor<strong>de</strong>n. Dem<br />
amerikanischen Judaisten Salomon<br />
Grayzel zufolge verhin<strong>de</strong>rten die ›Sicut<br />
Judaeis‹-Bullen (trotz juristischer<br />
Aushöhlung seit Innozenz III. bezüglich<br />
<strong>de</strong>r Zwangstaufe) „manchen Gewaltausbruch<br />
und feindliche Gesetzgebung“<br />
22 . Der in Jerusalem dozieren<strong>de</strong><br />
Shlomo Simonsohn schreibt im Abschlussband<br />
seiner Edition von insgesamt<br />
1.100 Verlautbarungen <strong>de</strong>r mittelalterlichen<br />
Päpste gegenüber <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n:<br />
„Es ist wohl fair zu konstatieren,<br />
dass – hätte <strong>de</strong>r Apostolische Stuhl im<br />
Mittelalter seinen Weg nehmen können<br />
– die jüdische Präsenz in <strong>de</strong>n meisten<br />
westeuropäischen Län<strong>de</strong>rn überdauert<br />
hätte“ 23 . Dass dann die Ju<strong>de</strong>n im Kirchenstaat<br />
<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts keine<br />
gleichberechtigte Bürgerlichkeit erhielten,<br />
wur<strong>de</strong> zurückprojiziert und trug<br />
<strong>de</strong>n Päpsten das Odium ewiger Ju<strong>de</strong>nfeindschaft<br />
ein.<br />
Der Innozenz III. zugeschriebene<br />
Ausspruch von <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n <strong>als</strong> „‘von Gott<br />
verfluchte Sklaven’“ (41/2001, S. 170)<br />
kann nur <strong>als</strong> Verdrehung bezeichnet<br />
wer<strong>de</strong>n: Die viel bere<strong>de</strong>te ‘Schuldknechtschaft’<br />
meinte nicht von Anfang<br />
an nur Negatives. Sie besagte zunächst,<br />
die Ju<strong>de</strong>n hätten mit <strong>de</strong>m Alten Testament<br />
<strong>de</strong>n Christen einen Dienst erwiesen.<br />
Im Mittelalter wur<strong>de</strong> diese ‘Schuldknechtschaft’<br />
– und das war durchaus<br />
bösartig – im Sinne einer teilweise bis<br />
ans Ruinöse gehen<strong>de</strong>n Finanzknechtschaft<br />
ge<strong>de</strong>utet. Dennoch; wer jüdischmittelalterliches<br />
Leben kenne, so fast<br />
brüsk <strong>de</strong>r amerikanische Judaist Yosef<br />
Yerushalmi über die Schuldknechtschaft,<br />
„sollte wissen, daß es sich nicht<br />
buchstäblich um <strong>de</strong>n Status <strong>de</strong>r Leibeigenschaft<br />
han<strong>de</strong>lte“; „keiner [<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n]<br />
war Sklave, im Prinzip hatten alle<br />
Bewegungsfreiheit“ 24 .<br />
Dennoch ist hier die Anklage von<br />
schwerster Schuld <strong>de</strong>r Christen gegen<br />
die Ju<strong>de</strong>n zu wie<strong>de</strong>rholen. Im spätmittelalterlichen<br />
Spanien erfolgte eine<br />
massenhafte Konversion von Ju<strong>de</strong>n<br />
zum Christentum, und zwar keineswegs<br />
immer gezwungen. <strong>Diese</strong> Conversos,<br />
wie sie hießen, führten Gutteils<br />
ihre jüdische Lebensweise weiter, so<br />
auch in Geldgeschäften. Das entfachte<br />
Feindschaft und brachte die Conversos<br />
in <strong>de</strong>n Verdacht, keine Christen son<strong>de</strong>rn<br />
Kryptoju<strong>de</strong>n zu sein. Um <strong>de</strong>m<br />
Vorwurf <strong>de</strong>r Nichtchristlichkeit zu entgehen,<br />
for<strong>de</strong>rten die Conversos eine<br />
Überprüfung. <strong>Diese</strong> wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r da-<br />
INFO 36 · 4/2007
m<strong>als</strong> in Spanien institutionalisierten<br />
(staatlichen) Inquisition durchgeführt,<br />
und zwar brutal mit einer Zahl von<br />
5000 Hinrichtungen. Gera<strong>de</strong> hier gilt<br />
<strong>de</strong>r Satz: Je<strong>de</strong>s Opfer ist zu viel. Gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>swegen ist nebulösen Aussagen<br />
entgegenzutreten, daß gemeinhin Ju<strong>de</strong>n<br />
„mit Billigung <strong>de</strong>r Kirche o<strong>de</strong>r gar<br />
auf ihren ausdrücklichen Befehl umgebracht<br />
wur<strong>de</strong>n“ (41/2001, S. 170).<br />
Gleichwohl bleibt die Frage, ob Gewalt<br />
nicht doch kennzeichnend für die<br />
ganze christlich-jüdische Geschichte,<br />
wegbereitend sogar für <strong>de</strong>n Holocaust?<br />
Yosef Yerushalmi kommentierte 1993<br />
bei einem Vortrag in München die antijüdische<br />
Gewalt <strong>de</strong>s Mittelalters mit<br />
<strong>de</strong>m zunächst erstaunlich klingen<strong>de</strong>n,<br />
aber grundsätzlich doch erhellen<strong>de</strong>n<br />
Satz: „ Aber Massenmord gab es im<br />
Mittelalter nicht. Kein mittelalterlicher<br />
König hatte ihn je verfügt, kein Papst je<br />
gutgeheißen. Ju<strong>de</strong>nmord war, wenn er<br />
vorkam, nie von ganz oben angeordnet<br />
wor<strong>de</strong>n“ 25 ; daß einen solchen Mord<br />
von oben die Nazis verordneten, war<br />
ein beispielloses Phänomen, <strong>als</strong>o nicht<br />
Fortsetzung mittelalterlicher Pogrome.<br />
Faktisch bietet <strong>de</strong>r SPIEGEL in seinem<br />
Heft ›Weltmacht Religion‹ vom<br />
Herbst 2006 Information von gestern<br />
und vorgestern, in <strong>de</strong>r sachlichen Aussage<br />
sogar vom 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Was<br />
für die inzwischen aufgearbeitete Hexen-Forschung<br />
<strong>als</strong> herrschen<strong>de</strong> Meinung<br />
<strong>de</strong>s aufklärerisch-antiklerikalen<br />
19. Jahrhun<strong>de</strong>rts festgestellt wor<strong>de</strong>n<br />
ist, nämlich – so in einer 2003 vorgelegten<br />
Untersuchung: „mehrere Millionen<br />
Opfer, mittelalterliches Phänomen<br />
und ausschließliche Schuld bei<br />
<strong>de</strong>r katholischen Kirche bzw. <strong>de</strong>r Inquisition“<br />
26 , gilt <strong>de</strong>m SPIEGEL zufolge<br />
<strong>als</strong> allgemein, ja, wird unbe<strong>de</strong>nklich<br />
ausgeweitet auf eine Kriminalgeschichte<br />
hin, die das Christentum insgesamt<br />
gewesen sei: „Millionen Unschuldiger<br />
wur<strong>de</strong>n im Namen Christi<br />
um ihr Leben gebracht (17/2000, S.<br />
112), zuvor „zwischen einer und zehn<br />
Millionen Menschen“ (23/1998, S.<br />
75). Wenn die Leugnung <strong>de</strong>s Holocaust<br />
heute straffällig macht – ist nicht<br />
auch das umgekehrte Vorgehen strafwürdig,<br />
die gegen alle wissenschaftlichen<br />
Befun<strong>de</strong> maßlose Übertreibung<br />
von <strong>de</strong>n tatsächlich Tausen<strong>de</strong>n Opfern<br />
zu <strong>de</strong>n fantasierten Millionen?<br />
Anmerkungen<br />
1<br />
Behringer, Wolfgang: Hexen. Glaube, Verfolgung,<br />
Vermarktung (Beck’sche Reihe 2082) – München<br />
1998, S. 76<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Decker, Rainer: Die Päpste und die Hexen. Aus <strong>de</strong>n<br />
geheimen Akten <strong>de</strong>r Inquisition, Darmstadt 2003,<br />
S. 115.<br />
Voltmer, Rita/Irsigler, Franz: Die europäischen Hexenverfolgungen<br />
<strong>de</strong>r Frühen Neuzeit – Vorurteile,<br />
Faktoren und Bilanzen, in: Beier-<strong>de</strong> Haan, Rosmarie<br />
u.a. (Hgg.): Hexenwahn. Ängste <strong>de</strong>r Neuzeit. Begleitband<br />
zur gleichnamigen Ausstellung <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Historischen Museums – Berlin 2002, S. 30–<br />
45, S. 33.<br />
Ei<strong>de</strong>n, Herbert: Vom Ketzer- zum Hexenprozess. Die<br />
Entwicklung geistlicher und weltlicher Rechtsvorstellungen<br />
bis zum 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt, in: Beier-<strong>de</strong><br />
Haan, Rosmarie u. a. (Hgg.): Hexenwahn. Ängste <strong>de</strong>r<br />
Neuzeit, Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Historischen Museums – Wolfratshausen<br />
2002, S. 48–59, S. 58.<br />
http://www.dhm.<strong>de</strong>/ausstellungen/hexenwahn/<br />
presse.htm (07.03.2007, 13:30 h); gleichfalls überprüft<br />
anhand <strong>de</strong>r Spiegel-<strong>Ausgabe</strong>n <strong>de</strong>s Jahres<br />
2002 und 2003.<br />
P. Levack, Brian: Hexenjagd. Die Geschichte <strong>de</strong>r Hexenverfolgungen<br />
in Europa (Beck’sche Reihe 1332),<br />
– München 1999, S. 96.<br />
7<br />
P. Levack, Brian. Hexenjagd. Die Geschichte <strong>de</strong>r Hexenverfolgungen<br />
in Europa (Beck’sche Reihe 1332),<br />
– München 1999, S. 95.<br />
8<br />
9<br />
10<br />
P. Levack, Brian: Hexenjagd. Die Geschichte <strong>de</strong>r Hexenverfolgungen<br />
in Europa (Beck’sche Reihe 1332),<br />
– München 1999, S. 90.<br />
Hanssler, Michael: Katharismus in Südfrankreich.<br />
Struktur <strong>de</strong>r Sekte und inquisitorische Verfolgung in<br />
<strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts (Berichte<br />
aus <strong>de</strong>r Geschichtswissenschaft) – Aachen 1997,<br />
S. 149–167.<br />
Schild, Wolfgang: Die Dimensionen <strong>de</strong>r Hexerei: Vorstellung<br />
– Begriff – Verbrechen – Phantasie. in: Lorenz,<br />
Sönke/Schmidt, Jürgen Michael (Hgg.): Wi<strong>de</strong>r<br />
alle Hexerei und Teufelswerk. Die europäische Hexenverfolgung<br />
und ihre Auswirkungen auf Südwest<strong>de</strong>utschland<br />
– Ostfil<strong>de</strong>rn 2004, S. 1–104, S. 73.<br />
11<br />
Sellert, Wolfgang/Spee von Langenfeld, Friedrich, in:<br />
Handwörterbuch zur <strong>de</strong>utschen Rechtsgeschichte 4<br />
(1990), Sp. 1745–1748, Sp. 1747.<br />
12<br />
Lorenz, Sönke: Benedikt Carpzov und die Hexenverfolgung.<br />
in: Jerouschek, Günter/Schild, Wolfgang/<br />
Gropp, Walter (Hgg.): Benedict Carpzov. Neue Perspektiven<br />
zu einem umstrittenen sächsischen Juristen<br />
(Rothenburger Gespräche zur Strafrechtsgeschichte<br />
2) – Tübingen 2000, S. 91–109, S. 105.<br />
13<br />
Beck, Hans-Georg: Actus Fi<strong>de</strong>i. Wege zum Autodafé<br />
(Bayerische Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften, Philosophisch-historische<br />
Klasse, Sitzungsberichte, Jg. 1987,<br />
Heft 3) – München. 1987, S. 55.<br />
14<br />
Henningsen, Gustav: The Database of the Spanish<br />
Inquisition. The ‘relaciones <strong>de</strong> causas’-project revisited,<br />
in: Heinz Mohnhaupt, Dieter Simon (Hgg.), Vorträge<br />
zur Justizforschung. Geschichte und Theorie 2<br />
(Rechtsprechung. Materialien und Studien 7) –<br />
Frankfurt a. M. 1993, S. 43–85, S. 58.<br />
15<br />
Te<strong>de</strong>schi, John/Monter, William: Toward a Statistical<br />
Profile of the Italian Inquisitions, Sixteenth to<br />
Eighteenth Centuries, in: John Te<strong>de</strong>schi, The Prosecution<br />
of Heresy. Collected Studies on the Inquisition<br />
in Early Mo<strong>de</strong>rn Italy (Medieval & Renaissance texts<br />
& studies 78) – New York. 1991, S. 89–126, S. 104.<br />
16<br />
Loetz, Francisca: Mit Gott han<strong>de</strong>ln. Von <strong>de</strong>n Zürcher<br />
Gotteslästerern <strong>de</strong>r Frühen Neuzeit zu einer Kulturgeschichte<br />
<strong>de</strong>s Religiösen (Veröffentlichungen <strong>de</strong>s<br />
Max-Planck-Instituts für Geschichte 177) – Göttingen.<br />
2002, S. 113–261, S. 176, S. 181 (Statistik), S. 214<br />
(Statistik).<br />
17<br />
Clasen, Claus-Peter: Anabaptism. A Social History,<br />
1525–1618, Switzerland, Austria, Moravia, South<br />
and Central Germany, Ithaca, – London. 1972, S. 373<br />
18<br />
Monter, William: Les exécutes pour hérésie par arrêt<br />
du Parlement <strong>de</strong> Paris (1523–1560), in: Bulletin <strong>de</strong> la<br />
Sociéte <strong>de</strong> l’Histoire du Protestantisme Français 142<br />
(1996), S. 191–224, S. 217.<br />
19<br />
Monter, William: Judging the French Reformation,<br />
Heresy Tri<strong>als</strong> by Sixteenth-Century Parlements, Cambridge/Massachusetts<br />
– London. 1999, S. 44.<br />
20<br />
Stemberger, Günter: Ju<strong>de</strong>n. in: Reallexikon für Antike<br />
und Christentum 19 (2001), Sp. 160–228, Sp. 218.<br />
21<br />
Als ein Beispiel mag Papst Alexan<strong>de</strong>r III. (1159–<br />
1181) dienen: Schoeps, Julius H./Wallenborn, Hiltrud<br />
(Hgg.): Ju<strong>de</strong>n in Europa. Ihre Geschichte in Quellen,<br />
Bd. 1: Von <strong>de</strong>n Anfängen bis zum späten Mittelalter<br />
– Darmstadt. 2001, S. 114f., Nr. 48.<br />
22<br />
Grayzel, Solomon: Popes, Jews, and Inquisition from<br />
‘Sicut’ to ‘Turbato’. in: Katsh, Abraham I./Nemoy, Leon<br />
(Hgg.): Essays on the occasion of the seventieth anniversary<br />
of the Dropsie University (1909–1979) –<br />
Phila<strong>de</strong>lphia. 1979, S. 151–188, S. 155.<br />
23<br />
Simonsohn, Shlomo: The Apostolic See and the Jews.<br />
History (Studies and texts 109), Bd. 7 – Toronto. 1991,<br />
S. 467: „It is probably fair to state that if the Apostolic<br />
See had had its way in the Middle Ages, the Jewish<br />
presence in most West European countries would<br />
have continued.“<br />
24<br />
Yerushalmi, Yosef Hayim: Diener von Königen und<br />
nicht Diener von Dienern. Einige Aspekte <strong>de</strong>r politischen<br />
Geschichte <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n – München. 1995, S. 29.<br />
25<br />
Yerushalmi, Yosef Hayim: Diener von Königen und<br />
nicht Diener von Dienern. Einige Aspekte <strong>de</strong>r politischen<br />
Geschichte <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n, München 1995, S. 37f.<br />
26<br />
Freytag, Nils: Auf <strong>de</strong>m Scheiterhaufen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne.<br />
Hexengeschichtsschreibung im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt, in:<br />
Moeller, Katrin/Schmidt Burghart.<br />
Prof. Dr. Arnold Agenendt ist em. Professor<br />
für Kirchengeschichte <strong>de</strong>r Universität<br />
Münster.<br />
BEITRÄGE<br />
189<br />
INFO 36 · 4/2007
BEITRÄGE<br />
190<br />
Ethik ist kein Wahlfach!<br />
Neuer Erlass über <strong>de</strong>n Ethikunterricht be<strong>de</strong>utet<br />
keine Än<strong>de</strong>rung<br />
Nicht wenige Schülerinnen und<br />
Schüler sehen sich zu Beginn eines<br />
Schul- o<strong>de</strong>r Schulhalbjahres vor einer<br />
vermeintlich schwierigen Frage: Sie<br />
überlegen, entwe<strong>de</strong>r das Fach Religion<br />
o<strong>de</strong>r Ethik zu wählen. In <strong>de</strong>r Schulpraxis<br />
nämlich stehen nicht selten bei<strong>de</strong><br />
Fächer auf gleicher Stufe. Und so treffen<br />
die Schüler regelmäßig ihre Wahl je<br />
nach <strong>de</strong>m, welcher Lehrer das eine o<strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>re Fach unterrichtet, welche Inhalte<br />
sie gera<strong>de</strong><br />
mehr interessieren,<br />
welche<br />
Mühen<br />
das Fach mit<br />
sich bringt, wie die zu erwarten<strong>de</strong> Note<br />
ausfallen könnte, ob es im Stun<strong>de</strong>nplan<br />
günstiger liegt und vieles weitere mehr.<br />
Mal fällt die Wahl zu Gunsten <strong>de</strong>s Faches<br />
Religion aus, mal zu Gunsten <strong>de</strong>s<br />
Faches Ethik, mal einfach zu Gunsten<br />
<strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Mitschüler. Die Schülerinnen<br />
und Schüler, nicht selten auch<br />
die Schulleitungen, übersehen dabei<br />
gerne, dass es zumin<strong>de</strong>st für Getaufte<br />
eine solche Wahlmöglichkeit überhaupt<br />
nicht gibt. Denn es ist rechtlich in<br />
Hessen klar geregelt, dass die Schülerinnen<br />
und Schüler in <strong>de</strong>r Regel an <strong>de</strong>m<br />
Religionsunterricht <strong>de</strong>s Bekenntnisses,<br />
<strong>de</strong>m sie angehören, teilnehmen. Die<br />
Konfession wird bei <strong>de</strong>r Aufnahme in<br />
die Schule festgestellt und entsprechend<br />
hat die Zuweisung zu erfolgen.<br />
Die Nichtteilnahme am Religionsunterricht<br />
bedarf einer schriftlichen Erklärung<br />
<strong>de</strong>r Eltern o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r religionsmündigen<br />
Schülerinnen und Schüler.<br />
Zur Teilnahme am Ethikunterricht sind<br />
hingegen nur die Schülerinnen und<br />
Schüler verpflichtet, die bis zur Vollendung<br />
<strong>de</strong>s 14. Lebensjahres auf Grund<br />
einer Entscheidung ihrer Eltern, danach<br />
aufgrund eigener Entscheidung<br />
von einem eingerichteten Religionsunterricht<br />
abgemel<strong>de</strong>t sind o<strong>de</strong>r sich nicht<br />
für die Teilnahme an einem eingerichteten<br />
Religionsunterricht entschei<strong>de</strong>n.<br />
Mit Inkrafttreten <strong>de</strong>s neuen<br />
Ethikerlasses im August (ABl. 8/07,<br />
S. 504) hat sich an diesen bekannten Regelungen<br />
nichts geän<strong>de</strong>rt. Eine Wahlmöglichkeit<br />
besteht nicht. Der Ethikunterricht<br />
ist nach wie vor keine in das<br />
Belieben <strong>de</strong>r<br />
Schüler o<strong>de</strong>r<br />
Schulleitungen<br />
gestellte<br />
alternative<br />
Unterrichtsform zum Religionsunterricht.<br />
So sieht es auch bereits schon § 8<br />
<strong>de</strong>s hessischen Schulgesetztes. Danach<br />
sind nur solche Schülerinnen und<br />
Schüler, die am Religionsunterricht<br />
nicht teilnehmen, verpflichtet, an einem<br />
Ethikunterricht teilzunehmen. In<br />
diesem Unterricht soll ihnen das Verständnis<br />
für Wertvorstellungen und<br />
ethische Grundsätze und <strong>de</strong>r Zugang zu<br />
ethischen, philosophischen und religionskundlichen<br />
Fragen vermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der neue Ethikerlass bringt dies<br />
ebenfalls noch einmal klar zum Ausdruck.<br />
Er stellt heraus, dass Ethik verpflichtend<br />
ist, wenn keine Pflicht zum<br />
» Schülerinnen und Schüler nehmen in <strong>de</strong>r<br />
Regel an <strong>de</strong>m Religionsunterricht ihres<br />
Bekenntnisses teil.<br />
Besuch <strong>de</strong>s<br />
Religionsunterrichts<br />
besteht.<br />
Wenn<br />
ein Schüler<br />
über <strong>de</strong>n Religionsunterricht hinaus<br />
am Ethikunterricht teilnehmen möchte<br />
und dies schulorganisatorisch möglich<br />
ist, dann kann er dies tun. Dann<br />
aber ist <strong>de</strong>r Ethikunterricht für ihn lediglich<br />
eine freiwillige Unterrichtsveranstaltung.<br />
Walter Fischedick<br />
Das Fach Ethik kann <strong>als</strong>o nicht<br />
losgelöst von <strong>de</strong>r Erteilung <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />
gesehen wer<strong>de</strong>n. Überall<br />
dort, wo Religion erteilt wird, ist<br />
Ethik ein verpflichten<strong>de</strong>s Ersatzfach.<br />
Hierbei gilt nach wie vor, dass <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />
einzurichten ist, wenn<br />
min<strong>de</strong>stens acht Schülerinnen und<br />
Schüler teilnehmen und zu einer pädagogisch<br />
und schulorganisatorisch vertretbaren<br />
Lerngruppe zusammengefasst<br />
wer<strong>de</strong>n können, wobei gegebenenfalls<br />
<strong>de</strong>r Unterricht auch jahrgangsund<br />
schulübergreifend erteilt wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Soweit dies zur Bildung von<br />
Lerngruppen schulorganisatorisch notwendig<br />
und verkehrsmäßig möglich<br />
ist, können auch Schülerinnen und<br />
Schüler mehrerer benachbarter Schulen<br />
zusammengefasst wer<strong>de</strong>n. Grundsätzlich<br />
sind bei <strong>de</strong>r Bildung von Lerngruppen<br />
die jeweils gelten<strong>de</strong>n Richtlinien<br />
für die Festlegung <strong>de</strong>r Anzahl und<br />
Größe <strong>de</strong>r Klassen einer Schulform zu<br />
beachten. Nur dort <strong>als</strong>o, wo es auch Religionsunterricht<br />
gibt, ist zugleich auch<br />
<strong>de</strong>r Ethikunterricht verpflichtend. Als<br />
Ersatzfach ist Ethik dann or<strong>de</strong>ntliches<br />
Lehrfach. Der neue Erlass sieht <strong>als</strong>o<br />
keineswegs die verpflichten<strong>de</strong> Einführung<br />
<strong>de</strong>s Faches Ethik für alle Schülerinnen<br />
und Schüler vor. Die Berechtigung<br />
<strong>de</strong>s Faches<br />
Ethik erwächst<br />
nicht<br />
aus <strong>de</strong>n allgemeinen<br />
staatlichen<br />
Erziehungszielen, son<strong>de</strong>rn ist in<br />
Hessen ausschließlich Korrelat zum<br />
Religionsunterricht. Dass es begrüßenswert<br />
ist, wenn ethische Grundlagen<br />
möglichst viele Schülerinnen und<br />
Schüler auch außerhalb <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />
erhalten, wi<strong>de</strong>rspricht die-<br />
» Nur dort, wo es auch Religionsunterricht<br />
gibt, ist zugleich auch <strong>de</strong>r Ethikunterricht<br />
verpflichtend.<br />
INFO 36 · 4/2007
ser Regelung nicht. Wird Religionsunterricht<br />
erteilt, dann sind die Schulleitungen<br />
verpflichtet, auch für die übrigen<br />
Schülerinnen und Schüler, die daran<br />
nicht teilnehmen, das Ersatzfach zu<br />
gewährleisten. Wichtig ist, dass dieses<br />
Verhältnis nicht umgekehrt wird! Lediglich<br />
in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn, die vor<br />
Verabschiedung <strong>de</strong>s Grundgesetzes eine<br />
an<strong>de</strong>re Regelung hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />
Religionsunterrichts hatten, ist eine<br />
Ausnahme zulässig.<br />
Der neue Erlass bringt darüber hinaus<br />
klar zum Ausdruck, wer das Fach<br />
Ethik unterrichten soll. Nicht selten<br />
sind es ja ausgerechnet<br />
Religionslehrer<br />
und -lehrerinnen,<br />
die für diesen Unterricht eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dies liegt nahe, verfügen<br />
sie doch über die notwendige<br />
Kompetenz und manchmal über <strong>de</strong>n<br />
Wunsch, zumin<strong>de</strong>st über dieses Fach<br />
bestimmte Inhalte, die teilweise auch<br />
Grundlagen für das Fach Religion sind,<br />
zu vermitteln. Wer aber darin eine<br />
Möglichkeit sieht, Schwierigkeiten mit<br />
<strong>de</strong>m Fach Religion auszuweichen, z.B.<br />
wegen eigener Glaubenszweifel, sollte<br />
die Hilfsangebote <strong>de</strong>s Bistums annehmen<br />
o<strong>de</strong>r prüfen, ob notfalls die Abgabe<br />
<strong>de</strong>r Missio nicht <strong>de</strong>r ehrlichere Weg<br />
wäre. Konflikte sind auch dann zu befürchten,<br />
wenn Schülerinnen und<br />
» Kein Lehrer kann gezwungen wer<strong>de</strong>n, gegen<br />
seinen Willen Religion zu unterrichten.<br />
Schüler sich vom Religionsunterricht<br />
befreit haben und ihren Religionslehrer<br />
nun unter einer an<strong>de</strong>ren Titulatur wie<strong>de</strong>r<br />
treffen. Die Schülerinnen und Schüler je<strong>de</strong>nfalls<br />
sollten in ihrer Entscheidung<br />
ernst genommen wer<strong>de</strong>n und das Fach<br />
ehrlich unterrichtet wer<strong>de</strong>n. Manch an<strong>de</strong>re<br />
Lehrkräfte hingegen scheuen <strong>de</strong>n<br />
Ethikunterricht, weil sie Religion gerne<br />
unterrichten und ihre Kompetenz in jenem<br />
Fach weitergeben möchten, für welches<br />
sie ausgebil<strong>de</strong>t und letztlich auch<br />
von ihrer Kirche beauftragt wur<strong>de</strong>n.<br />
Kein Lehrer kann gezwungen wer<strong>de</strong>n,<br />
gegen seinen Willen Religion zu unterrichten,<br />
zugleich<br />
heißt es<br />
aber auch in<br />
Art. 58 <strong>de</strong>r<br />
Hessischen Verfassung, dass Religionslehrkräfte<br />
nicht an <strong>de</strong>r Erteilung <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />
gehin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />
Dass mancher Religionslehrer mehr<br />
Ethikunterricht <strong>als</strong> Religionsunterricht<br />
erteilt, ist mit diesem Grundsatz nur<br />
schwer vereinbar. Der neue Erlass sieht<br />
daher vor, dass Ethik nur unterrichten<br />
kann, wer die Lehrbefähigung für dieses<br />
Unterrichtsfach besitzt. Ethik kann aber<br />
darüber hinaus auch unterrichten, wer<br />
die Lehrbefähigung für das Fach Philosophie<br />
besitzt und Studienanteile im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Ethik, <strong>de</strong>r Religionsphilosophie<br />
und <strong>de</strong>r Sozialwissenschaften nachweisen<br />
kann o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st eine Unterrichtserlaubnis<br />
für das Unterrichtsfach<br />
Ethik gemäß § 62 Abs. 1 <strong>de</strong>s Hessischen<br />
Lehrerbildungsgesetzes vom 29. November<br />
2004 besitzt. Und daneben gilt<br />
lei<strong>de</strong>r immer noch die sehr weite Regelung,<br />
dass ein Schulleiter Lehrkräfte, die<br />
eine Lehrbefähigung besitzen, aufgrund<br />
ihrer Eignung bis zum Erwerb <strong>de</strong>r Fakultas<br />
Ethik eine vorläufige Unterrichtserlaubnis<br />
erteilen kann.<br />
Das Fach Religion ist vielen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
ausgesetzt. Der Ethikunterricht<br />
ist eine davon. Durch die For<strong>de</strong>rungen<br />
nach einem islamischen Religionsunterricht<br />
gerät es darüber hinaus<br />
in die Diskussion. Trotz aller rechtsdogmatischen<br />
Erwägungen ist aber gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Religionsunterricht ein spannen<strong>de</strong>s<br />
Feld, weil Fragen <strong>de</strong>s Rechts und <strong>de</strong>r<br />
daraus resultieren<strong>de</strong>n Wahlmöglichkeiten<br />
zuletzt in einer Gewissensfrage<br />
mün<strong>de</strong>n, die Schüler und Lehrer sich<br />
selbst beantworten müssen und bei <strong>de</strong>r<br />
es dann keine Wahl mehr gibt.<br />
Dr. Walter Fischedick ist Justiziar<br />
im Kommissariat <strong>de</strong>r Katholischen<br />
Bischöfe im Lan<strong>de</strong> Hessen, <strong>de</strong>r offiziellen<br />
Verbindungsstelle <strong>de</strong>r Hessischen<br />
Diözesen mit <strong>de</strong>r Hessischen<br />
Lan<strong>de</strong>sregierung und <strong>de</strong>n Institutionen<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Hessen.<br />
BEITRÄGE<br />
191<br />
Anzeige<br />
INFO 36 · 4/2007
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
192<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
Einleitung<br />
Rehabilitierung <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke<br />
René Girards anthropologische Apologie<br />
<strong>de</strong>r jüdisch-christlichen Tradition<br />
Der biblische Monotheismus steht<br />
unter <strong>de</strong>m schwerwiegen<strong>de</strong>n Verdacht,<br />
aus seinem ureigenen Kern heraus Gewalt<br />
zu produzieren. Bekanntheit hat die<br />
Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ägyptologen Jan Assmann von<br />
<strong>de</strong>r „mosaischen Unterscheidung“ erlangt:<br />
Mit <strong>de</strong>r biblischen Gestalt <strong>de</strong>s Mose<br />
verbin<strong>de</strong> sich die Unterscheidung zwischen<br />
<strong>de</strong>r eigenen, einzig wahren Offenbarungsreligion<br />
auf <strong>de</strong>r einen Seite und<br />
<strong>de</strong>n f<strong>als</strong>chen Naturreligionen und ihren<br />
Götzen auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. <strong>Diese</strong>r intolerante<br />
biblische Monotheismus habe<br />
zu grauenvollen Gewaltexzessen geführt,<br />
die im Namen <strong>de</strong>s einen und wahren Gottes<br />
begangen wur<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n. 1<br />
Eine gegenteilige Überzeugung vertritt<br />
<strong>de</strong>r Literaturwissenschaftler und<br />
Kulturanthropologe René Girard (geb.<br />
1923): Die Wahrheit <strong>de</strong>s jüdisch-christlichen<br />
Monotheismus bestehe gera<strong>de</strong><br />
darin, die zuvor verborgenen Gewaltmechanismen<br />
polytheistischer Religionen<br />
und ihrer Mythen aufge<strong>de</strong>ckt zu<br />
haben. Die folgen<strong>de</strong> knappe Einführung<br />
in diese anthropologisch argumentieren<strong>de</strong><br />
Religionstheorie erfolgt in<br />
didaktischer Absicht.<br />
Mimesis –<br />
das anthropologische Fundament<br />
In seinen weit ausgreifen<strong>de</strong>n literatur-<br />
und kulturwissenschaftlichen Untersuchungen<br />
stößt Girard immer wie<strong>de</strong>r<br />
auf das Phänomen <strong>de</strong>r Nachahmung<br />
o<strong>de</strong>r Mimensis. Er ist fest davon<br />
überzeugt, ein evi<strong>de</strong>ntes anthropologisches<br />
Faktum i<strong>de</strong>ntifiziert zu haben,<br />
mit <strong>de</strong>m sich die vielfältigen menschlichen<br />
Konflikte analysieren lassen.<br />
Im Prozess <strong>de</strong>r Hominisation bestimmen<br />
nicht länger die Instinkte, son<strong>de</strong>rn<br />
das mimetische Begehren das<br />
menschliche Han<strong>de</strong>ln. „Sind die Grundbedürfnisse<br />
einmal befriedigt, begehren<br />
die Menschen intensiv, aber sie<br />
wissen nicht genau was, weil kein Instinkt<br />
sie leitet“ (31) 2 Der einzelne<br />
Mensch in<strong>de</strong>s verfügt über kein eigenständiges<br />
Begehren und orientiert sich<br />
<strong>de</strong>shalb am Begehren An<strong>de</strong>rer – ein im<br />
Ganzen höchst ambivalenter Prozess 3 :<br />
Nachgeahmt wer<strong>de</strong>n kann das Begehren<br />
<strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren <strong>als</strong> positives Vorbild<br />
(wenn etwa ein Schüler Bestimmtes<br />
von seinem Lehrer übernimmt); die<br />
Imitation <strong>de</strong>s Begehrens kann aus <strong>de</strong>m<br />
An<strong>de</strong>ren aber auch einen feindlichen<br />
Rivalen machen. Der konfliktuellen<br />
Form <strong>de</strong>r Mimesis gilt Girards beson<strong>de</strong>res<br />
Interesse, weil er in ihr „die<br />
Hauptquelle zwischenmenschlicher<br />
Gewalt“ (26) erkennt.<br />
Ein alltägliches Beispiel kann veranschaulichen,<br />
wie sich mimetische<br />
Konflikte aufschaukeln können.<br />
Im Kin<strong>de</strong>rgarten<br />
Kain und Abel kommen in ein Zimmer<br />
voller Spielsachen. Abel nimmt<br />
sich ein rotes Auto und beginnt damit<br />
zu spielen. Da greift Kain, obwohl sich<br />
genug Spielzeugautos im Raum befin<strong>de</strong>n,<br />
nach <strong>de</strong>m roten Auto. Abel bemerkt<br />
sofort, dass <strong>de</strong>r Kamerad es auf<br />
sein Auto abgesehen hat und beschließt,<br />
es ihm gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb nicht zu<br />
überlassen. Kain ist das nicht entgangen,<br />
er ärgert sich über Abel, <strong>de</strong>r ihm<br />
partout das Auto, mit <strong>de</strong>m er so gerne<br />
spielen wür<strong>de</strong>, nicht gibt. Darauf reagiert<br />
Abel: „Nein, ich gebe Dir dieses<br />
Auto auf gar keinen Fall!“ Ein Wort<br />
Thomas Menges<br />
gibt das nächste, bei<strong>de</strong> sind wütend<br />
aufeinan<strong>de</strong>r. Der eine stößt <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
weg, eine wil<strong>de</strong> Keilerei droht; um<br />
das Auto geht es dabei schon längst<br />
nicht mehr. Die Kin<strong>de</strong>rgärtnerin stürzt<br />
herein, um die Streithähne zu trennen,<br />
die, plötzlich ganz einig, unisono<br />
schimpfen: „Du bist schuld; warum<br />
gibt es in diesem blö<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten<br />
nur ein rotes Auto!“ 4<br />
Bevor wir diese Szene mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />
mimetischen Theorie interpretieren,<br />
halten wir fest, dass sich nach Girards<br />
Auffassung das kindliche Begehren in<br />
nichts von <strong>de</strong>m Erwachsener unterschei<strong>de</strong>t.<br />
Wir sind Zeugen einer ganz<br />
alltäglichen Situation. Zwei Jungs betreten<br />
einen Raum mit Spielsachen (Sequenz<br />
1). Abel, <strong>de</strong>r sein Begehren auf<br />
das rote Auto richtet (Sequenz 2), wird<br />
Kain zum Vorbild eigenen Begehrens:<br />
Er begehrt das Objekt, weil Abel es begehrt<br />
(Sequenz 3). Durch sein mimetisches<br />
Begehren wertet Kain das rote<br />
Auto auf. Abel gibt das rote Auto nicht<br />
ab, son<strong>de</strong>rn verstärkt sein Begehren,<br />
womit er seinerseits Kains Begehren<br />
imitiert. Die Folge: Kain und Abel wer<strong>de</strong>n<br />
mimetische Rivalen (Sequenz 4).<br />
Der Konflikt eskaliert durch <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand<br />
<strong>de</strong>s reziprok begehren<strong>de</strong>n Rivalen<br />
(Sequenz 5) und mün<strong>de</strong>t in einer<br />
mimetischen Krise. In einer solchen<br />
Krisensituation tritt das Objekt <strong>de</strong>r Begier<strong>de</strong><br />
zunehmend in <strong>de</strong>n Hintergrund;<br />
Kain und Abel begegnen sich nicht länger<br />
<strong>als</strong> Individuen, son<strong>de</strong>rn <strong>als</strong> feindliche<br />
Zwillinge (Sequenz 6). Durch die<br />
hereinstürzen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>rgärtnerin bekommt<br />
die von Gewalt imprägnierte<br />
Krise ihre charakteristische Wen<strong>de</strong>: Eine<br />
unschuldige Person wird – ohne<br />
dass es <strong>de</strong>n Rivalen bewusst wird – <strong>als</strong><br />
INFO 36 · 4/2007
Konfliktursache ausgemacht; sie wird<br />
zum Sün<strong>de</strong>nbock, auf <strong>de</strong>n in plötzlicher<br />
Einmütigkeit die aufgestaute Aggression<br />
abgela<strong>de</strong>n wird (Sequenz 7).<br />
In die Konstitution <strong>de</strong>s Lebewesens<br />
Mensch ist die Mimesis eingeschrieben.<br />
Ist dies erst einmal erkannt, kann das mimetische<br />
Begehren <strong>als</strong> Schlüssel zur<br />
Analyse nicht nur zwischenmenschlicher,<br />
son<strong>de</strong>rn auch gesellschaftlicher Prozesse<br />
herangezogen wer<strong>de</strong>n. Die durch mimetische<br />
Rivalitäten verursachte Gewalt<br />
kann sich nämlich wie eine Epi<strong>de</strong>mie<br />
ausbreiten, dabei jedwe<strong>de</strong> soziale Differenzierungen<br />
wegspülen und auf diese<br />
Weise zumin<strong>de</strong>st archaische Gesellschaften<br />
ins völlige Chaos stürzen.<br />
Eine immer wie<strong>de</strong>r geäußerte<br />
Grundsatzkritik liegt auf <strong>de</strong>r Hand:<br />
Kann Mimesis <strong>als</strong> Imitation <strong>de</strong>s Begehrens<br />
An<strong>de</strong>rer <strong>als</strong> das anthropologische<br />
Grunddatum schlechthin und <strong>als</strong><br />
<strong>de</strong>r Erklärungsschlüssel für die vielfältigen<br />
Formen menschlicher Gewalt<br />
angesehen wer<strong>de</strong>n? Ist das Lebewesen<br />
Mensch – wenigstens in manchen Fällen<br />
– nicht doch imstan<strong>de</strong>, seinem Begehren<br />
eine reflektierte und – mit Kant<br />
gesprochen – am Sittengesetz orientierte<br />
Richtung zu geben?<br />
<strong>Diese</strong> Fragen im Hinterkopf lassen<br />
wir uns auf eine Theorie ein, die neue<br />
und überraschen<strong>de</strong> Schlaglichter auf<br />
mythologische und biblische Texte wirft.<br />
Mimetischer Zyklus –<br />
die anthropogenen Götter <strong>de</strong>r Mythen<br />
Herlin<strong>de</strong> Koelbl hat die rituelle<br />
Schlachtung von Lämmern auf Sardinien<br />
zu Ostern in einem großformatigen<br />
Fotozyklus festgehalten. Unser Foto<br />
zeigt ein soeben zusammengebrochenes<br />
Lamm, aus <strong>de</strong>ssen tödlicher<br />
H<strong>als</strong>wun<strong>de</strong> sich ein tiefroter Blutstrom<br />
ergießt; ungläubig blickt es <strong>de</strong>n irritierten<br />
Betrachter an.<br />
Das Bild verweist auf einen breiten<br />
Strom biblischer Überlieferung: auf<br />
Abel, <strong>de</strong>r seinem Gott <strong>de</strong>n Erstling seiner<br />
Her<strong>de</strong> opfert (Gen 4,4); auf Abraham,<br />
<strong>de</strong>r auf Geheiß Gottes nicht seinen<br />
Sohn Isaak, son<strong>de</strong>rn einen Wid<strong>de</strong>r<br />
opfert (Gen 22,13); auf die Schlachtung<br />
<strong>de</strong>r Lämmer beim Exodus (Ex<br />
12); auf <strong>de</strong>n Gottesknecht, <strong>de</strong>r wie ein<br />
Lamm zum Schlachten geführt wird<br />
(Jes 53,7); auf Jesus Christus, das<br />
Lamm Gottes (Joh 1,29).<br />
Der fotografierte Opferritus verweist<br />
auf <strong>de</strong>n Zusammenhang von Gewalt<br />
und Religion; genauer: auf das getötete<br />
Lamm, das an die Stelle <strong>de</strong>s Menschenopfers<br />
tritt. Mit dieser Überlegung<br />
nähern wir uns <strong>de</strong>m Kern <strong>de</strong>r anthropologischen<br />
Religionstheorie Girards.<br />
Zunächst ist es wichtig, sich <strong>de</strong>ssen<br />
Erkenntnisinteresse bewusst zu machen.<br />
Girard geht es we<strong>de</strong>r um eine<br />
Phänomenologie noch um eine Theologie<br />
<strong>de</strong>s Opfers, vielmehr fragt er nach<br />
<strong>de</strong>r sozialen Funktion <strong>de</strong>s Opfers und<br />
<strong>de</strong>r korrespondieren<strong>de</strong>n Opferriten.<br />
Die Antwort fin<strong>de</strong>t er durch die Analyse<br />
unterschiedlicher Mythen.<br />
Was aber sind Mythen – reine Phantasiegebil<strong>de</strong><br />
o<strong>de</strong>r phantasievoll ausgestaltete<br />
Erinnerung an Geschehenes?<br />
Die in Mythen geschil<strong>de</strong>rten Gewalttaten,<br />
so Girards Überzeugung, sind alles<br />
an<strong>de</strong>re <strong>als</strong> harmlose Geschichten, spiegeln<br />
sie doch, wenn auch verzerrt, reale<br />
Ereignisse wi<strong>de</strong>r. In seinem Hauptwerk<br />
„Das Heilige und die Gewalt“ aus<br />
<strong>de</strong>m Jahre 1972 formuliert er erstm<strong>als</strong><br />
seine bis heute umstrittene Hypothese,<br />
dass am Ursprung <strong>de</strong>s Mythos ein<br />
wirklicher, aber „getarnter Gründungslynchmord“<br />
stehe.<br />
Die Ursache <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Mythen erzählten<br />
Gewalt erkennt Girard in <strong>de</strong>n in<br />
allen Kulturen vorkommen<strong>de</strong>n mimetischen<br />
Rivalitäten. <strong>Diese</strong> können in archaischen<br />
Gesellschaften <strong>de</strong>rart überhand<br />
nehmen, dass sie in einen bestimmten<br />
Verlauf nehmen, <strong>de</strong>n Girard<br />
<strong>als</strong> „mimetischen Zyklus“ bezeichnet.<br />
Schema 1:<br />
Mimetischer Zyklus<br />
(a) Entdifferenzierungskrise: Alle gegen<br />
alle<br />
(b) Kollektivgewalt: Alle gegen einen<br />
(c) Mythische Divinisierung<br />
Die erste Stufe wur<strong>de</strong> am Beispiel<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rgartenszene dargestellt. Die<br />
mimetischen Rivalitäten führen auf<br />
<strong>de</strong>m Höhepunkt <strong>de</strong>r Krise zur Auflösung<br />
sozialer Ordnung und mün<strong>de</strong>n in<br />
einem chaotischen Kampf Aller gegen<br />
Alle; die ungestille Aggressivität sucht<br />
nach einem Ventil. Die Überwindung<br />
dieser Entdifferenzierungskrise wird<br />
von <strong>de</strong>n Beteiligten nicht bewusst herbeigeführt,<br />
son<strong>de</strong>rn vollzieht sich<br />
gleichsam mechanisch. Der durch die<br />
Analyse mythologischer Texte geschulte<br />
Anthropologe hingegen vermag<br />
zwei eng miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ne Momente<br />
zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />
Auf <strong>de</strong>r zweiten Stufe schlägt das<br />
Alle gegen Alle in ein Alle gegen Einen<br />
um: Der anstecken<strong>de</strong> „mimetische Furor“<br />
einigt die aufgebrachte Menge, in<strong>de</strong>m<br />
sie sich spontan gegen <strong>de</strong>n (vermeintlichen)<br />
Verursacher <strong>de</strong>r Krise<br />
richtet. An ihm entlädt sich die aufgestaute<br />
kollektive Gewalt. Die Aggressionsabfuhr<br />
bewirkt eine abrupte Beruhigung<br />
<strong>de</strong>r Menge.<br />
<strong>Diese</strong>r Umschlag gewinnt nun auf<br />
<strong>de</strong>r dritten Stufe seine spezifisch religiöse<br />
Gestalt: Es ist <strong>de</strong>r Getötete selbst,<br />
<strong>de</strong>r zuvor noch <strong>als</strong> schuldig Verdammte,<br />
<strong>de</strong>r jetzt lebt und die Versöhnung <strong>de</strong>r<br />
Menschenmenge bewirkt haben muss.<br />
Solchermaßen wird das Opfer kollektiver<br />
Gewalt zum Gott erhoben. Der Tod<br />
eines Opfers und die Geburt eines Gottes<br />
hängen <strong>als</strong>o unmittelbar zusammen.<br />
Schema 2:<br />
2. Stufe<br />
Projektion 1<br />
➛ VERDAMMTES OPFER<br />
VERFOLGER<br />
3. Stufe<br />
➛<br />
Projektion 2<br />
VERGÖTTLICHTES OPFER<br />
Halten wird fest: Der mimetische<br />
Zyklus produziert die archaischen Götter.<br />
Der Gründungsmord wird in Opferriten,<br />
mit <strong>de</strong>nen stets Verbote verbun<strong>de</strong>n<br />
sind, wie<strong>de</strong>rholt. Opferriten haben<br />
<strong>de</strong>mnach die Funktion, die sozi<strong>als</strong>chädliche<br />
Gewalt auf ein sozialverträgliches<br />
Maß zu reduzieren. – Wird die Gewalt<br />
jedoch übermächtig, bieten die Riten<br />
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
193<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
INFO 36 · 4/2007
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
194<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
nicht länger Halt. Das hat zur Folge,<br />
dass <strong>de</strong>r mimetische Zyklus mitsamt<br />
<strong>de</strong>r Geburt neuer Götter erneut abläuft.<br />
Die immense Be<strong>de</strong>utung von Opferriten<br />
besteht <strong>als</strong>o darin, dass sie<br />
durch die Einhegung mimetisch verursachter<br />
Gewalt Kultur überhaupt erst<br />
entstehen lassen. Es sind nach Überzeugung<br />
von Girard religiöse Riten,<br />
aus <strong>de</strong>nen sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit gesellschaftliche<br />
Institutionen entwickeln.<br />
Verfolgungstexte<br />
(1) Girard hat eine Textgattung ent<strong>de</strong>ckt,<br />
die er <strong>als</strong> Verfolgungstexte 6 bezeichnet.<br />
Die Gattungsmerkmale lassen<br />
sich gut an einem historischen Beispiel<br />
erkennen.<br />
Hexenprozesse im Oberen Erzstift<br />
Mainz (Jahresberichte <strong>de</strong>s Jesuitenkollegs<br />
Aschaffenburg 1612)<br />
Die schrecklichen Scharen <strong>de</strong>r Hexen<br />
erfüllen hier alles mit Furcht. Sie<br />
drohen nicht allein, son<strong>de</strong>rn verursachen<br />
auch in <strong>de</strong>r Tat meistens Unfruchtbarkeit<br />
für die Äcker. Um ihre<br />
ver<strong>de</strong>rbliche Zauberei abzuwen<strong>de</strong>n,<br />
hat <strong>de</strong>r Erzbischof [von Mainz] neulich<br />
ein dreitägiges Fasten und eine feierliche<br />
Prozession verordnet, bei welcher<br />
er selbst das Allerheiligste trug. Einige<br />
dieser Hexen wur<strong>de</strong>n zum Scheiterhaufen<br />
verurteilt. Die Unsrigen erhielten<br />
<strong>de</strong>n Auftrag, sie zu trösten. Anfangs<br />
versuchten sich die Hexen hartnäckig<br />
zu entschuldigen, aber durch die Beharrlichkeit<br />
und die Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Unsrigen<br />
wur<strong>de</strong>n sie besiegt und ergaben<br />
sich schließlich darein, ihre Strafe mit<br />
Gleichmut zu tragen. 7<br />
<strong>Diese</strong>s Dokument charakterisiert<br />
eine Kombination wahrscheinlicher<br />
und unwahrscheinlicher Merkmale.<br />
Die Unwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r vorgebrachten<br />
Anklagen offenbart ein psychosoziales,<br />
zwischen realer Not und<br />
gesellschaftlichem Zerfall changieren<strong>de</strong>s<br />
Umfeld – eine Entdifferenzierungskrise<br />
–, was die Tatsache von Verfolgungen<br />
glaubhaft macht. Die Opfer<br />
können, aber müssen sich nicht durch<br />
beson<strong>de</strong>re Merkmale auszeichnen. Hexen<br />
wur<strong>de</strong>n bekanntlich außeror<strong>de</strong>ntliche<br />
Fähigkeiten zugeschrieben. Außer<strong>de</strong>m<br />
ist dieser Text aus <strong>de</strong>r Perspektive<br />
<strong>de</strong>r Verfolger verfasst, die, von <strong>de</strong>r<br />
Richtigkeit ihres Han<strong>de</strong>lns überzeugt,<br />
ein gutes Gewissen haben. Sie erkennen<br />
<strong>de</strong>shalb nicht, dass sie Menschen,<br />
die an <strong>de</strong>r Krise völlig unschuldig sind,<br />
ganz zu Unrecht Gewalt antun und sie<br />
zu Sün<strong>de</strong>nböcken machen.<br />
Halten wir fest: In einem Verfolgungstext<br />
begegnet <strong>de</strong>m aufgeklärten<br />
Leser <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nbock <strong>als</strong> das <strong>de</strong>n Text<br />
strukturieren<strong>de</strong> Prinzip.<br />
Schema 3:<br />
Stereotype kollektiver Verfolgung in<br />
Verfolgungstexten<br />
(a Entdifferenzierungskrise<br />
(b) Unwahrscheinliche Anschuldigung<br />
(c) Opferzeichen<br />
(d) Kollektivgewalt<br />
Die angeführten Merkmale treffen<br />
allesamt auf mythologische Texte zu, die<br />
<strong>de</strong>shalb ebenfalls <strong>als</strong> Verfolgungstexte<br />
zu entschlüsseln sind. Der gravieren<strong>de</strong><br />
Unterschied zwischen historischen und<br />
mythologischen Verfolgungstexten besteht<br />
jedoch darin, dass nur bei letzteren<br />
die Sün<strong>de</strong>nböcke vergöttlicht wer<strong>de</strong>n. 8<br />
Warum aber fällt in historischen Verfolgungstexten<br />
die Vergöttlichung <strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbocks<br />
aus? Der ausschlaggeben<strong>de</strong>n<br />
Grund liegt in <strong>de</strong>r biblischen Rehabilitierung<br />
<strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbocks.<br />
Girard liest die Bibel mit <strong>de</strong>m Blick<br />
<strong>de</strong>s Anthropologen, <strong>de</strong>m die strukturelle<br />
Verwandtschaft von mythologischen<br />
und biblischen Texten gera<strong>de</strong>zu ins Auge<br />
springt. Dies hält ihn aber nicht davon<br />
ab, <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Unterschied,<br />
nämlich die gegensätzliche Bewertung<br />
kollektiver Gewalt, umso<br />
kräftiger zu markieren:<br />
– Mythologische Texte sind aus <strong>de</strong>r<br />
Perspektive <strong>de</strong>r Verfolger verfasst,<br />
<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nbock ist ihr strukturieren<strong>de</strong>s<br />
Prinzip.<br />
– Biblische Texte hingegen nehmen<br />
die Perspektive <strong>de</strong>s unschuldigen<br />
Opfers ein, sie machen <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>nbock<br />
zum Thema.<br />
<strong>Diese</strong> Einsicht kann exemplarisch<br />
an <strong>de</strong>n Gestalten Ödipus und Josef<br />
durchgespielt wer<strong>de</strong>n: Während <strong>de</strong>r<br />
Mythos Ödipus die Schuld an <strong>de</strong>r Pest<br />
gibt und seine Vertreibung rechtfertigt 9 ,<br />
verteidigt die Joseferzählung ihren<br />
Protagonisten gegen ungerechtfertigte<br />
Anklagen (Gen 37-50). – Als ein weiteres<br />
Beispiel aus <strong>de</strong>m AT sei das Lied<br />
vom Gottesknecht (Jes 53) angeführt:<br />
Der von Gott gesandte Prophet, <strong>de</strong>r<br />
kollektiver Gewalt zum Opfer fällt,<br />
wird ins Recht gesetzt und sein Tod <strong>de</strong>n<br />
Tätern angelastet. – Auf <strong>de</strong>r gleichen<br />
gedanklichen Linie hat Girard eine ausführliche<br />
Interpretation <strong>de</strong>s Buches<br />
Ijob vorgelegt. 10<br />
Biblische Aufklärung über Gewalt<br />
In <strong>de</strong>n Evangelien, insbeson<strong>de</strong>re in<br />
<strong>de</strong>r Passion Jesu, fin<strong>de</strong>t die Entlarvung<br />
kollektiver Gewalt ihren Höhepunkt.<br />
Girard belegt dies an zwei von ihm <strong>als</strong><br />
Schlüsselworte apostrophierten Stellen<br />
<strong>de</strong>r Passionsgeschichte:<br />
– Der Hohepriester Kaiaphas weiß<br />
um die soziale Funktion <strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbocks,<br />
wenn er im Hohen Rat<br />
spricht: „Ihr be<strong>de</strong>nkt nicht, dass es<br />
besser für euch ist, wenn ein einziger<br />
Mensch für das Volk stirbt, <strong>als</strong><br />
wenn das ganze Volk zugrun<strong>de</strong><br />
geht“ (Joh 11,50).<br />
– Jesus vergibt <strong>de</strong>nen, die ihn, von<br />
Gewalt infiziert, verurteilen: „Vater<br />
vergib ihnen, <strong>de</strong>nn sie wissen nicht,<br />
was sie tun“ (Lk 23,34). Von mimetischer<br />
Gewalt infiziert wissen die<br />
Verfolger nicht, dass sie ein unschuldiges<br />
Opfer zu To<strong>de</strong> bringen. 11<br />
An <strong>de</strong>r Gestalt <strong>de</strong>s Petrus wird <strong>de</strong>utlich,<br />
dass die Erkenntnis <strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbockmechanismus<br />
und die Offenbarung<br />
Gottes <strong>als</strong> zwei Seiten einer Medaille zu<br />
verstehen sind. Selbst eine Gestalt wie<br />
Petrus (Mk 14,66-72 parr) unterliegt zunächst<br />
<strong>de</strong>m mimetischen Furor und ver-<br />
INFO 36 · 4/2007
ät Jesus dreimal. Doch <strong>als</strong> <strong>de</strong>r Hahn<br />
zum zweiten Mal kräht, zerreißt <strong>de</strong>r Verblendungszusammenhang:<br />
Jetzt erst begreift<br />
Petrus sein Tun (Mk 14,72). <strong>Diese</strong>s<br />
Geschehen <strong>de</strong>utet Girard <strong>als</strong> eine Intervention<br />
<strong>de</strong>s Heiligen Geistes.<br />
Nach <strong>de</strong>m Kreuzestod erkennen die<br />
Anhänger Jesu mit <strong>de</strong>m Beistand <strong>de</strong>s<br />
Geistes (Paraklet) die Unschuld <strong>de</strong>s<br />
Opfers und das Satanische <strong>de</strong>r Anklage.<br />
12 Mit dieser geistgewirkten Einsicht<br />
wird die Einmütigkeit <strong>de</strong>r Verfolger<br />
zerstört – ein Geschehen, das noch heute<br />
wirksam ist: Denn mit <strong>de</strong>m entstehen<strong>de</strong>n<br />
Christentum wird ein Prozess<br />
in Gang gesetzt, <strong>de</strong>r zunehmend <strong>de</strong>n<br />
Opfermechanismus außer Kraft setzt<br />
und uns für frühere wie heutige Sün<strong>de</strong>nböcke<br />
sensibilisiert. Die „mo<strong>de</strong>rne<br />
Sorge um die Opfer“ (202 ff) versteht<br />
Girard <strong>als</strong> eine säkularisierte Form<br />
christlicher Caritas.<br />
Die bisherigen Überlegungen lassen<br />
sich in einer prägnanten These zusammenfassen:<br />
Die Bibel leistet Aufklärung<br />
über menschliche Gewalt. <strong>Diese</strong><br />
Aufklärungsleistung spielen wir im<br />
Folgen<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n drei Stufen <strong>de</strong>s mimetischen<br />
Zyklus durch.<br />
Als Ursache <strong>de</strong>s Aller gegen Alle<br />
gilt Girard die konfliktuelle Mimesis.<br />
In <strong>de</strong>r Bibel fin<strong>de</strong>n sich etliche Passagen,<br />
die sich <strong>als</strong> Auffor<strong>de</strong>rung zur Deeskalation<br />
mimetischer Rivalität lesen<br />
lassen. So untersagt das 10. Gebot (Ex<br />
20,17) das mimetische Begehren 13 ,<br />
weil es „für die im sechsten bis neunten<br />
Gebot verbotenen Gewalttaten [Mord,<br />
Ehebruch, Diebstahl und F<strong>als</strong>chaussage]<br />
verantwortlich ist“ (27).<br />
An zwei Perikopen, die Girard<br />
ausführlicher analysiert, lässt sich eindrucksvoll<br />
belegen, wie eine von massiver<br />
Gewalt geprägte Situation <strong>de</strong>eskaliert<br />
wird. Dies geschieht, weil<br />
ein Akteur ganz bewusst aus <strong>de</strong>m<br />
Kreislauf <strong>de</strong>r Gewalt aussteigt und etwas<br />
ganz An<strong>de</strong>res tun („paradoxe Intervention“).<br />
– So stoppt Salomon die mimetische<br />
Rivalität zweier Mütter durch sein<br />
scheinbar abwegiges, in Wirklichkeit<br />
weises Urteil, das begehrte<br />
Kind entzwei schnei<strong>de</strong>n zu lassen;<br />
Ausbluten<strong>de</strong>s Schaf • Sardinien 1996 5<br />
<strong>als</strong> wahre Mutter gibt dann die Frau<br />
zu erkennen, die von ihrem Begehren<br />
ablässt, in<strong>de</strong>m sie auf ihr Kind<br />
verzichtet (1 Kön 3,16-28).<br />
– Die Perikope von <strong>de</strong>r Ehebrecherin<br />
(Joh 8,2-11) schil<strong>de</strong>rt einen unmittelbar<br />
bevorstehen<strong>de</strong>r Gewaltausbruch:<br />
In<strong>de</strong>m Jesus seinen Blick<br />
von <strong>de</strong>r aufgebrachten Menge abwen<strong>de</strong>t<br />
und auf die Er<strong>de</strong> schreibt,<br />
unterbricht er die durch mimetische<br />
Ansteckung aufgela<strong>de</strong>ne Situation,<br />
<strong>de</strong>r die ehebrüchige Frau fast zum<br />
Opfer gefallen wäre, um die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Sekun<strong>de</strong>n.<br />
Das Reich Gottes, so Girard,<br />
schreibt das 10. Gebot fort. Seine „einzige<br />
Regel“, die von Jesus konsequent<br />
praktiziert wur<strong>de</strong>, lautet: Überlasse <strong>de</strong>inem<br />
potentiellen Rivalen das Streitobjekt<br />
und vermei<strong>de</strong> auf diese Weise je<strong>de</strong><br />
gewaltsame Eskalation! 14 Kein Wun<strong>de</strong>r,<br />
dass <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r so lebte, ein Opfer<br />
menschlicher Gewalt wer<strong>de</strong>n musste!<br />
Die biblische Relecture <strong>de</strong>s Aller gegen<br />
Einen korrigiert die mythische<br />
Wahrnehmung in doppelter Hinsicht:<br />
Der Vorwurf, das Opfer habe die Krise<br />
verursacht, beruht auf einer verzerrten<br />
© Herlin<strong>de</strong> Koelbl<br />
Wahrnehmung <strong>de</strong>r Wirklichkeit; richtig<br />
ist vielmehr, dass das Opfer zum Sün<strong>de</strong>nbock<br />
gemacht wird. Damit hängt unmittelbar<br />
zusammen: Das Opfer wird <strong>als</strong><br />
unschuldiger Sün<strong>de</strong>nbock rehabilitiert,<br />
und die sich keiner Schuld bewussten<br />
Täter wer<strong>de</strong>n <strong>als</strong> Lynchmör<strong>de</strong>r entlarvt.<br />
Girards Religionsanthropologie<br />
dreht die religionskritische These Assmanns<br />
um: Der Polytheismus archaischer<br />
Religionen beruht auf <strong>de</strong>r „f<strong>als</strong>che(n)<br />
Transzen<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s gewalttätigen<br />
Religiösen“ (131), sind doch die<br />
Götter nichts an<strong>de</strong>res <strong>als</strong> vergöttlichte<br />
Sün<strong>de</strong>nböcke: „Seit <strong>de</strong>m Menschheitsursprung<br />
wurzeln vermutlich alle Götter<br />
im Opfermechanismus“ (156). Ihre<br />
Existenz verdanken diese Götter <strong>de</strong>r Illusion<br />
<strong>de</strong>r Täter, das von ihnen getötete<br />
Opfer sei die Ursache <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m<br />
Kollektivmord eingetretenen Ordnung.<br />
An<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Monotheismus <strong>de</strong>r Bibel:<br />
Gott ist kein von Menschen gemachter<br />
Gott, son<strong>de</strong>rn hat sich offenbart.<br />
Für Girard bil<strong>de</strong>n die Einsicht in<br />
die Unschuld <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke und die<br />
Offenbarung JHWHs „ein und dasselbe<br />
Ereignis“ (48).<br />
Damit einher geht ein grundsätzlich<br />
an<strong>de</strong>res Verhältnis zur Gewalt: Der<br />
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
195<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
INFO 36 · 4/2007
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
196<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
Mythos und <strong>de</strong>r mit ihm verbun<strong>de</strong>ne<br />
Polytheismus verkleistert die menschliche<br />
Gewalt, die Bibel und <strong>de</strong>r mit ihr<br />
verbun<strong>de</strong>ne Monotheismus för<strong>de</strong>rt sie<br />
zu Tage. In <strong>de</strong>r Tat: Einem solchen Gott<br />
sind Schlachtopfer nicht angenehm<br />
(Jer 6,20).<br />
Das folgen<strong>de</strong> Schema fasst <strong>de</strong>n Gedankengang<br />
zusammen:<br />
Schema 4:<br />
Mythen: Sün<strong>de</strong>nbock <strong>als</strong> strukturieren<strong>de</strong>s<br />
Prinzip Perspektive <strong>de</strong>r Verfolger<br />
➛ Opfermechanismus verborgen<br />
➛ Schuld <strong>de</strong>s Opfers, Unschuld <strong>de</strong>r<br />
Verfolger<br />
➛ Mythische Divinisierung<br />
➛ Einmütigkeit <strong>de</strong>r Menge<br />
Bibel (insbeson<strong>de</strong>re Passion<br />
Jesu): Sün<strong>de</strong>nbock <strong>als</strong> Thema<br />
Perspektive <strong>de</strong>s Opfers<br />
➛ Opfermechanismus wird erkannt<br />
➛ Unschuld <strong>de</strong>s Opfers, Schuld <strong>de</strong>r<br />
Verfolger<br />
➛ Heiliger Geist<br />
➛ Spaltung infolge <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung<br />
Theologische Anschlüsse<br />
täten verstrickten Menschen nicht<br />
von alleine: Sie setzt die Offenbarung<br />
Gottes voraus, die in <strong>de</strong>n Texten<br />
<strong>de</strong>r Bibel ihren Nie<strong>de</strong>rschlag<br />
gefun<strong>de</strong>n hat.<br />
Präziser lässt sich Girards Offenbarungsverständnis<br />
<strong>als</strong> Revelatio bestimmen:<br />
Es wird <strong>de</strong>r Schleier (lat.:<br />
velamen), <strong>de</strong>m die f<strong>als</strong>chen Götter<br />
ihre Existenz verdanken, weggezogen<br />
und so <strong>de</strong>r Blick auf <strong>de</strong>n einen<br />
Gott <strong>de</strong>r Liebe freigegeben. 15<br />
– Die Offenbarung wird vom Heiligen<br />
Geist vermittelt; auf ihn, nicht<br />
auf eigene Leistung, führen die Jünger<br />
ihre Selbsterkenntnis zurück,<br />
vor <strong>de</strong>r Kreuzigung Jesu <strong>de</strong>r mimetischen<br />
Ansteckung erlegen gewesen<br />
zu sein. Der Heilige Geist erweist<br />
sich <strong>als</strong> Beistand (Paraklet)<br />
und Verteidiger <strong>de</strong>r unschuldigen<br />
Opfer. Sein Gegenspieler ist <strong>de</strong>r Satan,<br />
<strong>de</strong>r Ankläger <strong>de</strong>r scheinbar<br />
schuldigen Opfer.<br />
– Aus dieser Perspektive wird einsichtig,<br />
wovon die Selbstoffenbarung<br />
Gottes in Jesus Christus erlöst:<br />
In<strong>de</strong>m die Passionsgeschichte <strong>de</strong>n<br />
Sün<strong>de</strong>nbockmechanismus auf<strong>de</strong>ckt,<br />
geschieht Erlösung aus <strong>de</strong>m<br />
gewaltförmigen Verblendungszusammenhang<br />
polytheistischer Religionen<br />
– an<strong>de</strong>rs gesprochen: geschieht<br />
die Entmachtung Satans. In<br />
<strong>de</strong>r Aufmerksamkeit für die Opfer<br />
von Gewalt hat die Erlösung schon<br />
Gestalt gewonnen, ihre Realisierung<br />
in<strong>de</strong>s steht noch aus. 16<br />
– Für die mimetische Theorie ist das,<br />
was in religiösem Zusammenhang<br />
Nachfolge Christi heißt, hoch be<strong>de</strong>utsam:<br />
Wer sich Jesus zum Vorbild<br />
nimmt, <strong>de</strong>r ahmt einen Menschen<br />
nach, <strong>de</strong>ssen Begehren es<br />
war, „das vollkommene Abbild<br />
Gottes zu wer<strong>de</strong>n“ (29) und das gera<strong>de</strong><br />
„nicht in mimetische Rivalitäten<br />
hineinzieht“ (30).<br />
– Mit diesem Gedanken läst sich ein<br />
gedanklicher Bogen zum Thema<br />
Sün<strong>de</strong> schlagen: Die Erkenntnis,<br />
unauslöschlich vom mimetischen<br />
Begehren – in traditioneller christlicher<br />
Sprache: von <strong>de</strong>r Erbsün<strong>de</strong> –<br />
„Meine Argumentation“, so Girard,<br />
„gehört in die Anthropologie <strong>de</strong>s Religiösen<br />
und nicht in die Theologie“<br />
(13). Durch anthropologische Analysen<br />
will er die „jüdisch-christlichen<br />
Tradition“ (14) verteidigen, ja sogar<br />
die „die absolute Einzigartigkeit <strong>de</strong>s<br />
Christentums“ (18) beweisen. Den<br />
Fluchtpunkt aller Betrachtungen bil<strong>de</strong>t<br />
das Verhältnis von Religion und Gewalt.<br />
Dabei geben sich viele be<strong>de</strong>nkenswerte<br />
Anschlüsse an klassische<br />
theologische Themen.<br />
– Girard leistet Aufklärung, wenn seine<br />
Religionskritik die mythischen<br />
Götter <strong>als</strong> Produkt einer trügerischen<br />
Projektion entlarvt: Die Götter<br />
sind von Menschen gemacht,<br />
haben sie doch ihren Ursprung im<br />
Sün<strong>de</strong>nbockmechanismus; <strong>de</strong>shalb<br />
sind sie keine Götter, son<strong>de</strong>rn<br />
nichts an<strong>de</strong>res <strong>als</strong> Götzen.<br />
– Zur Einsicht in diesen Sachverhalt<br />
kommen die in mimetische Rivali-<br />
Josef Enigmater • ohne Titel (2001)<br />
© www.fotobesier.<strong>de</strong><br />
INFO 36 · 4/2007
imprägniert zu sein, befreit nicht<br />
schon von rivalisieren<strong>de</strong>m Verhaltensweisen,<br />
sie kann aber Konflikte<br />
minimieren. Von seinen Nachfolgern<br />
unterschei<strong>de</strong>t sich Jesus Christus<br />
in grundlegen<strong>de</strong>r Hinsicht – darin<br />
nämlich, dass er „in allem wie<br />
wir in Versuchung geführt wor<strong>de</strong>n<br />
ist, aber nicht gesündigt hat“ (Hebt<br />
4,15).<br />
– Die Sündlosigkeit Jesu lässt sich im<br />
Rahmen mimetischer Theorie reformulieren:<br />
Jesus ist <strong>de</strong>r Mensch,<br />
<strong>de</strong>r sich nicht durch mimetische<br />
Konflikte infizieren lässt und <strong>de</strong>n<br />
unverstellten Blick auf seine Mitmenschen<br />
behält. In mimetischen<br />
Konflikten jedoch, welche die<br />
menschliche Kommunikation ständig<br />
bedrohen, verkürzt sich die<br />
Wahrnehmung <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren, er ist<br />
nur noch Rivale. Wo Menschen<br />
aber ihre Rivalitäten überwin<strong>de</strong>n<br />
und sich in ihrem An<strong>de</strong>rssein anerkennen<br />
können, da geschieht Nachfolge<br />
Christi, da ist das Reich Gottes<br />
ein Stück Wirklichkeit gewor<strong>de</strong>n.<br />
– Die archaischen Opferriten sind im<br />
Sakrament transformiert: Die Eucharistie<br />
wie<strong>de</strong>rholt keinen Gründungsmord,<br />
son<strong>de</strong>rn symbolisiert<br />
die Heilsgeschichte; Tod und Auferweckung<br />
Jesu Christi sehen im<br />
großen Zusammenhang <strong>de</strong>r Zuwendung<br />
Gottes zu <strong>de</strong>n Menschen. 17<br />
Schluss<br />
Josef Enigmater hat – offenbar von<br />
Herlin<strong>de</strong> Koelbls Fotographie angeregt<br />
– das Motiv <strong>de</strong>s ausbluten<strong>de</strong>n Lammes<br />
auf eine kleinformatige Holztafel gebracht.<br />
Schwarzgrün ist <strong>de</strong>r unbestimmte<br />
Hintergrund. Darauf zeichnet<br />
sich das Lamm ab, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r tödliche<br />
Stich zugefügt wur<strong>de</strong>. Das Auge <strong>de</strong>s<br />
zusammengebrochenen Tieres fixiert<br />
<strong>de</strong>n Betrachter, <strong>de</strong>r das herabströmen<strong>de</strong><br />
tiefrote Blut sieht, das sich am Bo<strong>de</strong>n<br />
sammelt. Mit kräftigem Rot ist übrigens<br />
auch <strong>de</strong>r äußere Rand <strong>de</strong>r Tafel<br />
bemalt. Die transparenten weißen Pinselstriche<br />
jedoch, die das sterben<strong>de</strong><br />
Lamm durchkreuzen, la<strong>de</strong>n das Bild<br />
mit neuem Sinn auf.<br />
Eine mögliche Deutung sei abschließend<br />
ange<strong>de</strong>utet: Im Evangelium<br />
nach Johannes dient das Lamm <strong>als</strong> Metapher<br />
für Jesus Christus und <strong>de</strong>ssen<br />
Kreuzestod. Der Tod und die Auferstehung<br />
Jesu be<strong>de</strong>uten in theologischer<br />
Hinsicht zwar das En<strong>de</strong> aller blutigen<br />
Opferriten. Doch hinter <strong>de</strong>m zarten<br />
Weiß <strong>de</strong>r sich kreuzen<strong>de</strong>n Striche bleibt<br />
das ausbluten<strong>de</strong> Lamm <strong>als</strong> die gewalttätige<br />
Folie unserer Kultur sehr präsent –<br />
sei es <strong>als</strong> die Erinnerung an vergangene<br />
blutige Opfer, sei es <strong>als</strong> das stets virulente<br />
Verlangen nach neuen Opfern.<br />
Anmerkungen<br />
1<br />
Die hier zugespitzte These ist entfaltet in: Assmann,<br />
Jan: Die Mosaische Unterscheidung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Preis<br />
<strong>de</strong>s Monotheismus. – München/Wien. 2003.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Die Seitenzahlen im Text beziehen sich auf Girard,<br />
René: Ich sah <strong>de</strong>n Satan vom Himmel fallen wie ein<br />
Blitz. Eine kritische Anthropologie <strong>de</strong>s Christentum<br />
(1999). – München/Wien. 2002.<br />
Deshalb gilt sowohl: „Ohne mimetisches Begehren<br />
gäbe es we<strong>de</strong>r Freiheit noch Menschlichkeit“ (31)<br />
<strong>als</strong> auch: „Unsere endlosen Zwiste sind <strong>de</strong>r Preis <strong>de</strong>r<br />
Freiheit“ (32).<br />
Menges, Thomas: Opfer sind immer und überall. In:<br />
Zeitschrift für Didaktik <strong>de</strong>r Philosophie und Ethik<br />
19(1997)171-184, hier: 174 (leicht modifiziert). Auf<br />
diesen Beitrag greife ich gelegentlich zurück.<br />
Koelbel, Herlin<strong>de</strong>: Opfer. Hei<strong>de</strong>lberg 1996. – Als Folie<br />
zugänglich in: Menges, Thomas/Kall, Alfred: Opfer.<br />
Schwarzer Peter – weißes Lamm. Religion betrifft<br />
uns 6/1998.<br />
Girard, René: Ausstoßung und Verfolgung. Eine historische<br />
Theorie <strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbocks (1982). – Frankfurt.<br />
1992.<br />
Behringer, Wolfgang (Hg): Hexen und Hexenprozesse.<br />
– München. 1988, 242.<br />
8<br />
Ein literarischer Text, an <strong>de</strong>m sich die mimetische<br />
Theorie hervorragend durchspielen lässt, ist Heinrich<br />
von Kleists Novelle „Das Erdbeben in Chili“<br />
(1810).; vgl. Girard, René: Mythos und Gegenmythos.<br />
Zu Kleists ‚Das Erdbeben von Chili’. In: Wellberg, David<br />
E. (Hg.): Positionen <strong>de</strong>r Literaturwissenschaft.<br />
Acht Mo<strong>de</strong>llanalysen. – München. 1985, 130-148.<br />
9<br />
In „Der Sün<strong>de</strong>nbock“ überträgt Girard <strong>de</strong>n antiken<br />
Mythos in die christliche Welt <strong>de</strong>s 12. bis 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts:<br />
„Die Ernten sind schlecht, die Kühe verwerfen;<br />
alle sind miteinan<strong>de</strong>r zerstritten. Es scheint, <strong>als</strong><br />
sei das Dorf verhext. Klar, <strong>de</strong>r Hinken<strong>de</strong> hat uns das<br />
eingebrockt. Er ist eines schönen Tages aufgetaucht,<br />
niemand weiß woher, und hat sich eingerichtet, <strong>als</strong><br />
wäre er hier zu Hause. Er hat sich sogar erkühnt, die<br />
umworbenste Erbin <strong>de</strong>s Dorfes zu heiraten, und er<br />
hat mit ihr zwei Kin<strong>de</strong>r gezeugt. Es scheint bei ihnen<br />
nicht alles mit rechten Dingen zu und her und her zu<br />
gehen. Der Frem<strong>de</strong> wird verdächtigt, <strong>de</strong>m ersten<br />
Mann seiner Frau, einem Dorfpotentaten, übel mitgespielt<br />
zu haben; er verschwand nämlich unter ganz<br />
mysteriösen Umstän<strong>de</strong>n, und <strong>de</strong>r Neuankömmling<br />
übernahm seine Stellung in bei<strong>de</strong>n Rollen. Eines Tages<br />
wur<strong>de</strong> es Kerlen im Dorf zuviel. Sie nahmen ihre<br />
Mistgabeln und zwangen damit die unheimliche Figur<br />
zu verschwin<strong>de</strong>n“ (47).<br />
10<br />
Girard, René: Hiob – ein Weg aus <strong>de</strong>r Gewalt (1985)<br />
– Zürich. 1990.<br />
11<br />
<strong>Diese</strong> Stellen eröffnen einen religionspädagogisch<br />
relevanten Zugang zur Re<strong>de</strong> vom Opfertod Jesu.<br />
Nicht Gott hat seinen Sohn „geopfert“, vielmehr wur<strong>de</strong><br />
Jesus <strong>als</strong> Sün<strong>de</strong>nbock ein Opfer menschlicher<br />
Gewalt!<br />
12<br />
In seiner anthropologischen Perspektive interpretiert<br />
Girard <strong>de</strong>n Paraklet <strong>als</strong> Beistand bzw. Verteidiger <strong>de</strong>r<br />
unschuldigen Opfer, <strong>de</strong>n Satan <strong>als</strong> Ankläger <strong>de</strong>r<br />
scheinbar schuldigen Opfer. Satan steht im NT für<br />
die konfliktuelle Mimetik mitsamt Opfermechanismus;<br />
er existiert „in erster Linie <strong>als</strong> Subjekt <strong>de</strong>r Strukturen<br />
<strong>de</strong>r mimetischen Gewalt“ (239).<br />
13<br />
Die Einheitsübersetzung übersetzt mit „Verlangen“.<br />
14<br />
Girard, René: Mimentische Theorie und Theologie, in:<br />
Niewiadomski, Józef / Palaver, Wolfgang: Vom Fluch<br />
und Segen <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke. – Wien/München.<br />
1995, 15-29, hier: 25.<br />
15<br />
Karl Barths Gegensatz von Offenbarung und Religion<br />
– für letztere ist Feuerbachs Projektionstheorie „zuständig“<br />
– fin<strong>de</strong>t sich bei Girard in etwas an<strong>de</strong>rer Gestalt<br />
wie<strong>de</strong>r: Es ist <strong>de</strong>r Gegensatz zwischen <strong>de</strong>r die Gewalt<br />
auf<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Offenbarung (bzw. <strong>de</strong>m jüdischchristlichem<br />
Monotheismus) einerseits und <strong>de</strong>n die<br />
Gewalt verschleiern<strong>de</strong>n polytheistischen Religionen,<br />
die anthropogene Götter verehren, an<strong>de</strong>rerseits.<br />
16<br />
Unter Opfer versteht Girard die von einer Menge<br />
zum Sün<strong>de</strong>nbock gemachte Person. Davon zu unterschei<strong>de</strong>n<br />
ist die Re<strong>de</strong> von Opfer in Theologie und<br />
Kirche. Hier wird darauf abgehoben, dass Jesus sich<br />
selbst zum Sün<strong>de</strong>nbock für die Vielen gemacht hat.<br />
<strong>Diese</strong>r Sicht hat sich Girard nach langem Zögern in<br />
<strong>de</strong>m zitierten Aufsatz „Mimetische Theorie und<br />
Theologie“ angenähert: Der mythischen und <strong>de</strong>r<br />
christlichen Religion korrespondieren „zwei verschie<strong>de</strong>ne<br />
Typen <strong>de</strong>s Opfers“ (27). – Ein weiterer Aspekt:<br />
Aus <strong>de</strong>m Blick <strong>de</strong>s mimetischen Zyklus betrachtet,<br />
scheinen <strong>de</strong>r christliche Glaube an die die<br />
Auferweckung Jesu einerseits und seine Gottheit<br />
an<strong>de</strong>rerseits typische Produkte <strong>de</strong>r dritten Stufe zu<br />
sein. Der Schein trügt: Die Grundlage <strong>de</strong>s christlichen<br />
Glaubens bil<strong>de</strong>t die durch <strong>de</strong>n Geist Gottes bewirkte<br />
Einsicht, dass Jesus ein unschuldiger Sün<strong>de</strong>nbock<br />
ist. Auf dieser Basis ist eine mythische Divinisierung<br />
ausgeschlossen.<br />
17<br />
Aus <strong>de</strong>m Blick <strong>de</strong>s mimetischen Zyklus betrachtet,<br />
scheinen <strong>de</strong>r christliche Glaube an die die Auferweckung<br />
Jesu einerseits und seine Gottheit an<strong>de</strong>rerseits<br />
typische Produkte <strong>de</strong>r dritten Stufe zu sein. Der<br />
Schein trügt: Die Grundlage <strong>de</strong>s christlichen Glaubens<br />
bil<strong>de</strong>t die durch <strong>de</strong>n Geist Gottes bewirkte Einsicht,<br />
dass Jesus ein unschuldiger Sün<strong>de</strong>nbock ist.<br />
Auf dieser Basis ist eine mythische DivinisieRehabilitierung<br />
<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke<br />
Thomas Menges ist Referent für<br />
Grundsatzfragen im Dezernat Bildung<br />
und Kultur.<br />
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
197<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
INFO 36 · 4/2007
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
198<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
Die Schöpfungsszenen<br />
Michelangelo und seine Welt<br />
Theologie <strong>de</strong>r Sixtinischen Kapelle – 3. Teil<br />
Michelangelo hat sie, was die Chronologie<br />
betrifft, von hinten nach vorne<br />
gemalt und seinen Ausdruck und seine<br />
Malfähigkeiten darin sehr <strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rt<br />
und weiter entwickelt. In dieser<br />
Reihenfolge gehen wir sie auch durch<br />
und zählen <strong>als</strong>o rückwärts. Drei mal<br />
drei Szenen. Letztes Trio: Sün<strong>de</strong> und<br />
(ansatzweise) Erlösung <strong>de</strong>r ganzen<br />
Menschheit – die Noahgeschichte. Zweites<br />
Trio: Beseelung und Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelmenschen<br />
– Erschaffung von Adam<br />
und Eva und ihre Vertreibung aus <strong>de</strong>m<br />
Paradies. Erstes Trio: Gott schafft Natur<br />
– Drei Bil<strong>de</strong>r mit vier ausgewählten<br />
Szenen aus sieben Schöpfungstagen.<br />
Begonnen hat Michelangelo mit <strong>de</strong>n<br />
drei Noah-Szenen. Noah wird nach<br />
Sintflut und Dankopfer erster Weinbauer.<br />
Dass dabei auch eine Trunkenheit<br />
Noahs nicht ausbleibt, ist feiner<br />
biblischer Realismus. Die Bibel erzählt<br />
(Gen 9,18-29), wie seine Söhne dabei<br />
unterschiedlich mit seiner Nacktheit<br />
umgehen. Michelangelo malt seine erste<br />
„Nacktszene“. Wie sehr ihn dabei<br />
tatsächlich die Nacktheit zu motivieren<br />
scheint, erkennt man daran, dass die<br />
Bibel diese Geschichte ja gera<strong>de</strong> wegen<br />
<strong>de</strong>r Einhaltung von Schamgrenzen<br />
erzählt, Michelangelo aber <strong>de</strong>ssen völlig<br />
ungeachtet seine Szene „griechisch“<br />
malt, in<strong>de</strong>m auch die Söhne<br />
Noahs wie selbstverständlich und <strong>als</strong><br />
wäre es nicht schamlos mit keck wippen<strong>de</strong>n,<br />
nackten Geschlechtsteilen erscheinen.<br />
Die Sintflut, mit <strong>de</strong>taillierter Tragik<br />
<strong>de</strong>n aussichtslosen Kampf <strong>de</strong>s Menschen<br />
gegen seine To<strong>de</strong>sverfallenheit<br />
darstellend, ist natürlich Symbol für<br />
das wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Strafgericht Gottes<br />
am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zeiten. Die Taube sitzt<br />
sichtbar im Dach <strong>de</strong>r Arche, aber noch<br />
Sün<strong>de</strong>nfall und Vertreibung aus <strong>de</strong>m irdischen Paradies<br />
kein Hauch von Ölzweig und Rettung<br />
in Sicht. Zwei<strong>de</strong>utige Anspielung auf<br />
Michelangelos Gegenwart ist die Form,<br />
die er <strong>de</strong>r Arche gibt. Sie hat nichts<br />
Schiffartiges. Sie ähnelt eher <strong>de</strong>r Außenansicht<br />
<strong>de</strong>r Sixtinischen Kapelle.<br />
Damit verweist Michelangelo zwar auf<br />
die retten<strong>de</strong> Rolle <strong>de</strong>r Kirche in Gericht<br />
und Heilsgeschichte, gleichzeitig macht<br />
er die durch die menschliche Ver<strong>de</strong>rbtheit<br />
verursachte Sintflutgeschichte damit<br />
aber auch zum Zeitgeistgemäl<strong>de</strong><br />
seiner Gegenwart!<br />
Das Dankopfer Noahs, chronologisch<br />
vorgezogen, damit er für die Sintflut<br />
eine großformatige Fläche zur Verfügung<br />
hatte, setzt <strong>de</strong>n Gesamttrend<br />
seiner Sixtinischen Grundaussage fort:<br />
„Arme Welt - noch kein Hauch von Erlösung<br />
zu spüren!“ Obwohl es sich um<br />
<strong>de</strong>n Dank Noahs für die Rettung seiner<br />
Sippe und damit <strong>de</strong>r Menschheit han<strong>de</strong>lt,<br />
hat das Bild nichts Frohes, keinen<br />
hoffnungsvollen Regenbogen. Angestrengte<br />
Opfer-Arbeiter-Mienen und<br />
ein mü<strong>de</strong> melancholischer, Zeigefinger<br />
schwingen<strong>de</strong>r Noah prägen die eher<br />
Stefan Herok<br />
© Edizioni Musei Vaticani<br />
triste Szenerie. Wir kommen ins zweite<br />
Drittel<br />
Sün<strong>de</strong>rfall und Vertreibung aus <strong>de</strong>m<br />
Paradies, zwei Szenen in einem Bild<br />
voller innerer Motive, Anspielungen<br />
und ungewöhnlicher I<strong>de</strong>en. Michelangelo<br />
zeigt ein klassisches Verständnis<br />
dieser Szene und sprengt es gleichzeitig.<br />
Die Schlange, die zum Bösen verführt,<br />
wird <strong>als</strong> Frau dargestellt, die typisch<br />
frauenfeindliche Perspektive, die<br />
<strong>de</strong>m „Weib“ die Schuld für Sün<strong>de</strong> und<br />
Tod zuschreibt und sie <strong>als</strong> Verführungsmacht<br />
stilisiert. Gleichzeitig durchbricht<br />
Michelangelo dieses Klischee,<br />
in<strong>de</strong>m nicht Eva <strong>de</strong>m Adam die verbotene<br />
Frucht reicht, son<strong>de</strong>rn Adam sich<br />
höchst aktiv selbst bedient. Er braucht<br />
nicht einmal die Schlange, son<strong>de</strong>rn<br />
greift eigenmächtig zu. Die im Bibeltext<br />
unbenannte Frucht wird hier von<br />
Michelangelo feigenartig dargestellt.<br />
Adam und Eva sind vital und jugendlich.<br />
Eva hat gerötete Wangen und ähnelt<br />
<strong>de</strong>r Delphischen Sybille. Ziemlich<br />
in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Deckenfreskos ist dies,<br />
obgleich Sün<strong>de</strong>, eigentlich <strong>de</strong>r „hei-<br />
INFO 36 · 4/2007
terste“ Moment im Gesamtkunstwerk.<br />
Aber es ist wirklich nur ein kurzer Augenblick.<br />
Im gleichen Bild zeigt Michelangelo<br />
die Vertreibungsszene. Adam<br />
und Eva sind schlagartig gealtert und<br />
<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> beraubt, weil ja mit dieser<br />
Überschreitungs- und Anmaßungssün<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Tod in die Welt gekommen ist,<br />
Alter, Schmerz und Mühsal. Mit minimalen<br />
Gestaltungsmitteln in <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />
von Mimik, Haltung und Körperfarbe<br />
zeigt Michelangelo diese fundamentale<br />
Verän<strong>de</strong>rung. Über <strong>de</strong>m<br />
Arm <strong>de</strong>s Engels, <strong>de</strong>r Adam und Eva aus<br />
<strong>de</strong>m Paradies jagt, ragt die Rovere-Eichengirlan<strong>de</strong><br />
ins Bild, wie eine optische<br />
Fortsetzung und grafische Spiegelung<br />
<strong>de</strong>s Paradiesbaumes. Ob Michelangelo<br />
<strong>de</strong>n Rovere-Papst Julius II. damit in <strong>de</strong>r<br />
Nähe <strong>de</strong>s göttlichen Engels zeigen will<br />
o<strong>de</strong>r <strong>als</strong> einfach nur irgendwie in die<br />
Sün<strong>de</strong>nfallgeschichte verstrickt, muss<br />
offen bleiben. Natürlich malt Michelangelo<br />
wie<strong>de</strong>r Nacktheit, obwohl bei <strong>de</strong>r<br />
Vertreibung nach biblischem Text eigentlich<br />
die Scham be<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Feigenblätter<br />
angesagt wären, die ja im Bild<br />
sogar reichlich vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
Mit <strong>de</strong>r Erschaffung <strong>de</strong>r Eva kommen<br />
wir in <strong>de</strong>r Bildmitte an. Erstmalig<br />
lässt Michelangelo <strong>de</strong>n Schöpfer persönlich<br />
erscheinen. Gravitätisch, in<br />
sich selbst ruhend, ein Bein locker nach<br />
außen gewinkelt, fast völlig in einen<br />
Mantel gehüllt, steht er da, bildfüllend,<br />
<strong>de</strong>n oberen Bildrand sprengend, weil<br />
ihn ja eben kein Bild ganz zu erfassen<br />
vermag. Mit <strong>de</strong>r rechten Hand „winkt“<br />
er Eva aus Adams Seite heraus. So wie<br />
im Gottesdienst o<strong>de</strong>r sonst wo uns jemand<br />
mit stummem Impuls aufzustehen<br />
heißt, in<strong>de</strong>m er mit angewinkeltem<br />
Ellenbogen und nach oben geöffneter<br />
Hand, <strong>de</strong>n Unterarm von unten nach<br />
oben bewegt, so ruft Gott Eva ins Dasein.<br />
Ein kahler, <strong>de</strong>utlich abgesägter<br />
und beschnittener Baum am linken<br />
Szenenrand verleiht zusammen mit<br />
<strong>de</strong>m schlafen<strong>de</strong>n Adam und <strong>de</strong>r wie in<br />
Trance o<strong>de</strong>r wie eine Marionette am<br />
unsichtbaren Fa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Spielleiters<br />
sich langsam erheben<strong>de</strong>n Eva <strong>de</strong>m ganzen<br />
Bild einen Eindruck eher „gebremsten“<br />
Lebens.<br />
Erschaffung Evas<br />
Michelangelo hat immer einen gesamten<br />
so genannten „Spannbogen“<br />
nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren gemalt, immer Mittelszene<br />
mit Umgebung nach links und<br />
rechts. Bei <strong>de</strong>n kleinen Bil<strong>de</strong>rn zunächst<br />
Prophet, Medaillon, Schöpfungsszene,<br />
Medaillon, Sybille; bei<br />
<strong>de</strong>n großen Bil<strong>de</strong>rn zunächst Lünette,<br />
Stichkappe, Schöpfungsszene, Stichkappe,<br />
Lünette. Nun ist die Hälfte <strong>de</strong>s<br />
Deckenfreskos fertig. Michelangelo<br />
baut das Gerüst ab und übergibt <strong>de</strong>n<br />
ersten Teil einem begeisterten Papst<br />
und <strong>de</strong>r staunen<strong>de</strong>n Öffentlichkeit.<br />
Trotz päpstlicher Zufrie<strong>de</strong>nheit gibt es<br />
Zwist um die Finanzen. Julius II. führt<br />
mal wie<strong>de</strong>r einen teuren Krieg und<br />
zahlt Michelangelo nichts. Der reist im<br />
Herbst 1510 für einige Monate heim<br />
nach Florenz um seine Angelegenheiten<br />
zu regeln und sich von <strong>de</strong>n enormen<br />
Strapazen zu erholen. Im Frühjahr<br />
1511 kommt er wie<strong>de</strong>r, baut das Gerüst<br />
im an<strong>de</strong>ren Teil <strong>de</strong>r Kapelle auf und<br />
macht sich mit großer Eile an <strong>de</strong>n zweiten<br />
Teil. Er hat inzwischen enorme<br />
Routine in <strong>de</strong>r Freskotechnik und will<br />
es hinter sich bringen. Er träumt ja<br />
noch immer von <strong>de</strong>r Bildhauerei und<br />
vom Auftrag für das Julius-Grabmal.<br />
Er malt vieles mit wenig o<strong>de</strong>r gar keiner<br />
Vorskizzierung auf <strong>de</strong>r Decke und<br />
hat vor allem ein völlig verän<strong>de</strong>rtes<br />
© Edizioni Musei Vaticani<br />
Gottesbild im geistigen Gepäck.<br />
Das weitaus berühmteste Bild ist<br />
die Erschaffung <strong>de</strong>s Adam. Gottes<br />
Werk am sechsten Schöpfungstag. Ich<br />
nenne es eher seine „Beseelung“. Auch<br />
die Schüler und Schülerinnen kennen<br />
es und schleppen mir je<strong>de</strong> Menge Verwendungen<br />
und Verfremdungen an.<br />
Die schönste Sammlung solcher „Werke“<br />
fin<strong>de</strong>t man unter www.glaubenund-kaufen.<strong>de</strong>.<br />
Der Schöpfergott dieser<br />
und <strong>de</strong>r nächsten Szenen hat mit jenem<br />
aus <strong>de</strong>r Erschaffung <strong>de</strong>r Eva nicht<br />
mehr viel gemein. Ein muskulös-vitaler,<br />
äußerst dynamischer, irgendwie<br />
sogar erotischer Gott saust mit fliegen<strong>de</strong>m,<br />
weiß-grau-melliert-gelocktem<br />
Kopf- und Barthaar, in einer Wolke ihn<br />
tragen<strong>de</strong>r und umhüllen<strong>de</strong>r Engelwesen<br />
mit fliegen<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong>rn und Gewän<strong>de</strong>rn<br />
durch das All. Wenn Eros vor<br />
allem Kraft und Lei<strong>de</strong>nschaft und Ausstrahlung<br />
ist und elektrisieren<strong>de</strong>s sich<br />
Verströmen, dann darf man diesen Gott<br />
sicherlich erotisch nennen. Ein dunkelrosa<br />
Mantel umhüllt die Gruppe, Gott<br />
trägt in hellrosa eine Art sei<strong>de</strong>nes Gewand.<br />
In <strong>de</strong>r Renaissance war blau die<br />
klassisch weibliche und rosa die klassisch<br />
männliche Farbe! Adam liegt lässig<br />
auf stilisiertem Land und hält <strong>de</strong>m<br />
Schöpfer die erhobene und doch gesenkte<br />
Hand mit leicht gekrümmtem<br />
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
199<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
INFO 36 · 4/2007
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
200<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
Zeigefinger entgegen. Der stattliche<br />
Junge blickt mit „erwartungsvollem<br />
Gleichmut“ zu Gott hinüber, hebt Arm<br />
und Schulter, erhebt sich aber ansonsten<br />
nicht aus seiner bequem hingegossenen<br />
Seitenlage. Die ganze Dynamik<br />
<strong>de</strong>r Schöpfergruppe scheint in <strong>de</strong>n ausgestreckten<br />
göttlichen Finger zu fließen.<br />
Es ist <strong>de</strong>r Augenblick vor <strong>de</strong>r Berührung.<br />
O<strong>de</strong>r muss es gar keine Berührung<br />
geben, weil <strong>de</strong>r göttliche Funke<br />
auch so überspringen kann? In <strong>de</strong>n<br />
Bibelstellen, die Michelangelo hier<br />
aufgreift, erschafft Gott Adam entwe<strong>de</strong>r<br />
durch sein Wort o<strong>de</strong>r aber handgreiflich<br />
aus Lehm und in die Nase geblasenen<br />
Lebensatem. Wie kommt Michelangelo<br />
auf die Sache mit <strong>de</strong>n Fingern?<br />
Und warum ist Michelangelo,<br />
<strong>de</strong>r Proportionsfanatiker perfekter<br />
Nacktheit bei <strong>de</strong>r Darstellung von<br />
Adams Geschlecht ausnahmsweise so<br />
zurückhaltend? Siegt hier doch einmal<br />
das Schamgefühl? Ich nenne diese bei<strong>de</strong>n<br />
so ungleich wirken<strong>de</strong>n Fragen in<br />
einem Atemzug, weil sie eine gemeinsame,<br />
überraschen<strong>de</strong> Antwort haben.<br />
Natürlich han<strong>de</strong>lt es sich wie<strong>de</strong>r um zu<br />
entschlüsseln<strong>de</strong> Michelangelo-Mehrdimensionalität.<br />
Meine Schüler und<br />
Schülerinnen bekommen ein Textblatt<br />
mit Bibelversen wie Ex 31,18; Ps 8 und<br />
Lk 11,20 und <strong>de</strong>m Pfingst-Hymnus<br />
„veni creator spiritus“ mit <strong>de</strong>m Auftrag,<br />
darin Bezüge zu einem.<br />
Wenn Latein-Schüler und Schülerinnen<br />
dabei sind, sind min<strong>de</strong>st die Verse<br />
drei und vier auf lateinisch zu singen<br />
(Quelle: Gotteslob Nr. 240):<br />
Tu septiformis munere, <strong>de</strong>xtrae Dei<br />
tu digitus, tu rite promissum Patris,<br />
sermone ditans guttura. Accen<strong>de</strong> lumen<br />
sensibus, infun<strong>de</strong> amorem cordibus,<br />
infirma nostri corporis virtute firmans<br />
perpeti.<br />
Und vom ganzen Text die möglichst<br />
direkte <strong>de</strong>utsche Übersetzung (hier nur<br />
im Auszug): Du bist mit Gaben siebenfalt,<br />
<strong>de</strong>r Finger an Gott’s rechter Hand;<br />
<strong>de</strong>s Vaters Versprechen gibst du gar<br />
bald / mit Zungen in alle Land. / Zünd<br />
uns ein Licht an im Verstand, gib uns ins<br />
Herz <strong>de</strong>r Lieb Inbrunst, das schwach<br />
Fleisch in uns, dir bekannt, erhalt fest<br />
<strong>de</strong>in Kraft und Gunst.<br />
Zu Pfingsten und bei je<strong>de</strong>r Papstwahl<br />
wird in <strong>de</strong>r Sixtinischen Kapelle<br />
<strong>de</strong>r Hymnus „Veni creator spiritus“<br />
gesungen. Er enthält sowohl <strong>de</strong>n „Finger<br />
an Gott’s rechter Hand“ <strong>als</strong> auch die<br />
Bitte, „unser schwaches Fleisch mit<br />
<strong>de</strong>iner (göttlichen) Kraft zu stärken“.<br />
Kraft hieße eigentlich „vis“, „virtus“<br />
heißt tatsächlich „Mannhaftigkeit“ und<br />
schon sind wir bei Michelangelos symbolträchtiger<br />
Zurückhaltung bezüglich<br />
Adams körperlicher Ausstattung. Nicht<br />
nur für solcherart pikante Höhepunkte<br />
<strong>de</strong>r symboldidaktischen Bil<strong>de</strong>rschließung<br />
sind Schüler und Schülerinnen<br />
empfänglich. Schließlich gilt es noch<br />
das Wesen in <strong>de</strong>n Blick zu nehmen,<br />
dass <strong>de</strong>n Schöpfer <strong>de</strong>utlich an<strong>de</strong>rs begleitet<br />
<strong>als</strong> die übrigen Engelwesen, die<br />
ihn sichtbar angestrengt durch die Luft<br />
tragen und beför<strong>de</strong>rn: In seinem linken<br />
Arm hält er, irgendwie zärtlich, wie<br />
eben, wenn wir jeman<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Arm um<br />
die Schulter legen, ein androgynes Wesen,<br />
das unsere Wahrnehmung heute<br />
wohl am ehesten <strong>als</strong> zarte, schlanke<br />
Frau interpretieren wür<strong>de</strong>. Dann wür<strong>de</strong><br />
sich natürlich eine Deutung anbieten,<br />
dass <strong>de</strong>r Schöpfer für seinen Adam bereits<br />
eine Eva bereithält, obwohl sie ja<br />
<strong>als</strong> endlich „Bein von meinem Bein“<br />
später aus seiner Rippe stammt. Um<br />
diese Figur streitet die Wissenschaft.<br />
Die einen erklären sie für klar männlich,<br />
an<strong>de</strong>re übergehen sie, einige halten<br />
sie für weiblich. Als feines weiteres<br />
Moment <strong>de</strong>r „Mehrdimensionalität“ im<br />
Werk Michelangelos bleibt es wohl <strong>de</strong>r<br />
Deutung <strong>de</strong>s einzelnen Betrachters<br />
überlassen.<br />
Gott schei<strong>de</strong>t Land und Wasser, ist<br />
ein eher stilles, kleines Motiv aus <strong>de</strong>m<br />
dritten Schöpfungstag. Gott fliegt<br />
zwar wie<strong>de</strong>r und die ausgebreiteten<br />
Arme zeigen <strong>de</strong>n Akt <strong>de</strong>r Trennung,<br />
aber mit weniger Dynamik, er hat die<br />
Augen geschlossen, „fliegt mit kleiner<br />
Mannschaft“, nur drei Engelwesen<br />
umgeben ihn, es scheint keine größere<br />
Sache zu sein.<br />
Erschaffung Adams<br />
© Edizioni Musei Vaticani<br />
INFO 36 · 4/2007
Erschaffung <strong>de</strong>r Gestirne und <strong>de</strong>r Pflanzen<br />
Das Doppelmotiv, <strong>de</strong>r Erschaffung<br />
<strong>de</strong>r Gewächse aus <strong>de</strong>m dritten Schöpfungstag<br />
und <strong>de</strong>r Erschaffung von Sonne<br />
und Mond aus <strong>de</strong>m vierten Schöpfungstag.<br />
Die Schüler und Schülerinnen<br />
ent<strong>de</strong>cken schnell das logische<br />
Problem mit <strong>de</strong>r Erschaffung von Sonne<br />
und Mond am dritten Schöpfungstag,<br />
nach<strong>de</strong>m Licht und Finsternis <strong>als</strong><br />
Tag und Nacht schon am ersten Schöpfungstag<br />
entstan<strong>de</strong>n waren. Dann fällt<br />
ihnen auf, dass hier im dritten Bild ein<br />
nicht nur energischer, son<strong>de</strong>rn fast zorniger<br />
Schöpfer Sonne und Mond mit<br />
weit ausgebreiteten Armen und richten<strong>de</strong>n<br />
Zeigefingern auf ihre Plätze<br />
verweist. Wenn ich dann frage, an was<br />
o<strong>de</strong>r wen sie diese Schöpfergeste erinnert,<br />
dann nenne Schüler und Schülerinnen<br />
eigentlich immer das „Schiedsrichtermotiv“,<br />
wie wenn <strong>de</strong>r Unparteiische<br />
beim Boxen o<strong>de</strong>r Fußball zwei<br />
verbissene, die Regeln verletzen<strong>de</strong><br />
Kampfhähne auseinan<strong>de</strong>r treibt. Darin<br />
liegt dann auch ein guter Teil <strong>de</strong>r Lösung<br />
für <strong>de</strong>n Tag-Nacht- (1. Schöpfungstag)<br />
und Sonne-Mond-Wi<strong>de</strong>rspruch<br />
(3. Schöpfungstag). Es gibt zwar noch<br />
keine Menschen auf <strong>de</strong>r Welt, aber wie<br />
ein großes Symbol für sein großes Thema<br />
<strong>de</strong>utet Michelangelo diese Doppelung<br />
in <strong>de</strong>r Schöpfungsgeschichte typologisch<br />
und mythologisch, wie es in<br />
Genesis 1,18 steht: „um das Licht zu<br />
schei<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Finsternis“. Es geht<br />
© Edizioni Musei Vaticani<br />
ihm <strong>als</strong>o um Licht und Dunkel <strong>als</strong> Symbol<br />
für die Kräfte, die von Anfang an<br />
um Welt und Mensch streiten. An<strong>de</strong>rs<br />
wäre sein „zorniger“ Schöpfer hier<br />
kaum zu erklären. Noch mehr Gespräch<br />
aber gibt es zum an<strong>de</strong>ren Teil<br />
dieses dritten Schöpfungsbil<strong>de</strong>s: Gott<br />
erschafft die Gewächse. Dass Michelangelo<br />
die an<strong>de</strong>ren Schöpfungstage<br />
und Inhalte, z.B. die Tiere nicht zu interessieren<br />
scheinen, fällt schon auch<br />
auf. Aber auch das mit <strong>de</strong>n Gewächsen<br />
wird zum Randthema: Ganz knapp<br />
links unten sieht man etwas Grün. Viel<br />
auffälliger ist, dass hier <strong>de</strong>r Schöpfer<br />
ohne Begleitung von Engeln, <strong>de</strong>n Rücken<br />
<strong>de</strong>m Betrachter zugewandt mit<br />
angewinkelten Knien durch’s All saust<br />
und ob <strong>de</strong>r großen Dynamik sein Gewand<br />
so verrutscht, dass durch ein<br />
hauchdünnes Sei<strong>de</strong>nuntergewand nur<br />
leicht geschützt, ein nackter göttlicher<br />
Hintern zum Vorschein kommt. Kann<br />
das <strong>de</strong>nn sein! In <strong>de</strong>r Kapelle <strong>de</strong>s Papstes!<br />
Michelangelo muss dieser pikante<br />
Anblick wichtig gewesen sein, verzichtet<br />
er doch ihm zuliebe auf seine sonst<br />
obligatorische Perfektion in Sachen<br />
realistische Proportionen, Perspektiven,<br />
Faltenwürfe etc. Er missachtet zur<br />
Präsentation <strong>de</strong>s göttlichen Hinterteils<br />
grob die Gesetze <strong>de</strong>r Fliehkraft, die in<br />
<strong>de</strong>r Dynamik rasanten Vorwärtsfluges<br />
das Gewand nur nach hinten wegwehen<br />
lassen könnte, nicht nach vorne!<br />
Ich musste lange suchen, bis ich eine<br />
Deutung fand und sich überhaupt ein<br />
Autor mit dieser doch so offensichtlichen<br />
und ins Auge springen<strong>de</strong>n Tatsache<br />
befasste. Seitenweise hatten sie<br />
über die Perfektion <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r<br />
angewinkelten Beine gesprochen. Irgendwer<br />
hat sogar geleugnet, dass es<br />
sich bei dieser Figur um <strong>de</strong>n Schöpfer<br />
han<strong>de</strong>lt, obwohl die Bildsprache vollkommen<br />
ein<strong>de</strong>utig ist. Langsam kennen<br />
wir Michelangelo so gut, dass tatsächlich<br />
eine theologische Lösung zu<br />
erwarten ist, mit <strong>de</strong>r er seine „humorvolle<br />
Frechheit“, <strong>de</strong>n Schöpfer <strong>de</strong>m<br />
Papst und seiner Kirche und <strong>de</strong>r ganzen<br />
Welt <strong>de</strong>n (fast) nackten Allerwertesten<br />
zu zeigen, rechtfertigt. <strong>Diese</strong> „Ihr<br />
könnt mich mal – Geste“ ist klassisch<br />
und alt und in Goethes Götz von Berlichingen<br />
nur erneut künstlerisch verarbeitet,<br />
aber nicht erfun<strong>de</strong>n. Auch<br />
Michelangelo hat sie „künstlerisch<br />
verarbeitet“. Die theologische Lösung?<br />
Beim Auszug aus Ägypten erfleht<br />
ein verzweifelter, resignierter<br />
Moses eine Begegnung mit Gott von<br />
Angesicht zu Angesicht (Exodus<br />
33,11-23) und Gott antwortet: „Wenn<br />
meine Herrlichkeit vorüberzieht, stelle<br />
ich dich in <strong>de</strong>n Felsspalt und halte<br />
meine Hand über dich, bis ich vorüber<br />
bin. Dann ziehe ich meine Hand zurück,<br />
und du wirst meinen Rücken sehen.<br />
Mein Angesicht aber kann niemand<br />
sehen.“ Vorüberzug <strong>de</strong>r Herrlichkeit<br />
<strong>de</strong>s Herrn, bei <strong>de</strong>m man nur<br />
seinen „Rücken“ sehen kann. Michelangelo!<br />
Dass eine solche Respektlosigkeit<br />
Michelangelos Frömmigkeit<br />
entspringt und nicht Gott und <strong>de</strong>n<br />
Glauben verächtlich macht, son<strong>de</strong>rn<br />
sein ver<strong>de</strong>rbtes „Bo<strong>de</strong>npersonal“, illustriere<br />
ich dann <strong>de</strong>n Schüler/-innen<br />
mit Versen aus Michelangelos Gedichten.<br />
In Frömmigkeit und Glauben<br />
begrün<strong>de</strong>te Kirchenkritik ist ein Motiv,<br />
mit <strong>de</strong>m Schüler und Schülerinnen<br />
sehr konstruktiv umgehen.<br />
Stefan Herok ist Referent für Schulpastoral<br />
im Dezernat Bildung und Kultur.<br />
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
201<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
INFO 36 · 4/2007
<strong>Service</strong>-Adressen<br />
LITERATUR & MEDIEN<br />
202<br />
von Institutionen und Dienststellen, die (oft kostenlos)<br />
Informations- und Dokumentationsmaterial für <strong>de</strong>n Unterricht<br />
zur Verfügung stellen können:<br />
ADVENIAT<br />
Bischöfliche Aktion ADVENIAT<br />
Hilfe <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Katholiken für die Kirche<br />
in Lateinamerika<br />
Am Posrscheplatz 7, 45127 Essen<br />
Postfach 10 01 52, 45001 Essen<br />
Fon: (0201) 17 56 - 0<br />
Fax: (0201) 17 56 - 111<br />
E-Mail: zentrale@adveniat.<strong>de</strong><br />
Internet: www.adveniat.<strong>de</strong><br />
Bonifatiuswerk <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Katholiken e.V.<br />
Kamp 22, 33098 Pa<strong>de</strong>rborn<br />
Postfach 11 68, 33041 Pa<strong>de</strong>rborn<br />
Fon: (05251) 29 96 - 0<br />
Fax: (05251) 29 96 - 13<br />
E-Mail: info@bonifatiuswerk.<strong>de</strong><br />
Internet: www.bonifatiuswerk.<strong>de</strong><br />
Borromäusverein e.V.<br />
Wittelsbacherring 9, 53115 Bonn<br />
Postfach 12 67, 53002 Bonn<br />
Fon: (0228) 72 58 - 111<br />
Fax: (0228) 72 58 - 181<br />
E-Mail: info@borro.<strong>de</strong><br />
Internet: www.borro.<strong>de</strong><br />
BROT FÜR DIE WELT<br />
Diakonisches Werk<br />
Stafflenbergstr. 76, 70184 Stuttgart<br />
Postfach 1011 42, 70010 Stuttgart<br />
Fon: (0711) 21 59 - 0<br />
Fax: (0711) 21 59 - 110 o<strong>de</strong>r - 368<br />
E-Mail: bfsinformation@brot-fuer-die-welt.org<br />
Internet: www.brot-fuer-die-welt.<strong>de</strong><br />
Bund <strong>de</strong>r Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)<br />
Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf<br />
Postfach 32 05 20, 40420 Düsseldorf<br />
Fon: (0211) 46 93 - 0<br />
Fax: (0211) 46 92 - 120<br />
E-Mail: bun<strong>de</strong>svorstand@bdkj.<strong>de</strong><br />
Internet: www.bdkj.<strong>de</strong><br />
CIBEDO e.V.<br />
Christlich-islamische Begegnung.<br />
Dokumentationsstelle<br />
Balduinstr. 62, 60599 Frankfurt am Main<br />
Fon: (069) 72 64 91<br />
Fax: (069) 72 30 52<br />
E-Mail: huenseler@cibedo.<strong>de</strong><br />
Internet: www.cibedo.<strong>de</strong><br />
Comenius-lnstitut<br />
Evang. Arbeitststätte für Erziehungswissenschaft e.V.<br />
Information – Dokumentation – Bibliothek<br />
Schreiberstr. 12, 48149 Münster<br />
Fon: (0251) 98 101 - 0<br />
Fax: (0251) 98 101 - 50<br />
E-Mail: info@comenius.<strong>de</strong><br />
Internet: www.comenius.<strong>de</strong><br />
Deutsche Bischofskonferenz<br />
Sekretariat<br />
Kaiserstr. 161, 53113 Bonn<br />
Postfach 29 62, 53019 Bonn<br />
a) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Fon: (0228) 1 03 - 213 und - 215<br />
Fax: (0228) 1 03 - 254<br />
E-Mail: Pressestelle@dbk.<strong>de</strong><br />
Internet: www.dbk.<strong>de</strong><br />
b) Glaubenskommission<br />
Fon: (0228) 1 03 - 247<br />
Fax: (0228) 1 03 - 201<br />
E-Mail: GlaubeBildung@dbk.<strong>de</strong><br />
c) Kommission für Erziehung und Schule<br />
Fon: (0228) 1 03 - 247<br />
E-Mail: GlaubeBildung@dbk.<strong>de</strong><br />
d) Religionspädagogik<br />
Fon: (0228) 1 03 - 252<br />
E-Mail: a.verhuelsdonk@dbk.<strong>de</strong><br />
Deutsche Kommission Justitia et Pax<br />
Kaiserstr. 161, 52113 Bonn<br />
Fon: (0228) 1 03 - 217<br />
Fax: (0228) 1 03 - 318<br />
E-Mail: Justitia-et-Pax-Deutschland@dbk.<strong>de</strong><br />
Internet: www.justitia-et-pax.<strong>de</strong><br />
Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW)<br />
Mariannhillstr. 1 c, 97074 Würzburg<br />
Postfach 11 04 62, 97067 Würzburg<br />
Fon: (0931) 79 48 - 0<br />
Fax: (0931) 79 48 - 160<br />
E-Mail: info@dahw.<strong>de</strong><br />
Internet: www.dahw.<strong>de</strong><br />
Deutsche Welthungerhilfe e.V.<br />
Friedrich-Ebert-Str. 1, 53173 Bonn<br />
Fon: (0228) 22 88 - 0<br />
Fax: (0228) 22 88 - 333<br />
E-Mail: info@welthungerhilfe.<strong>de</strong><br />
Internet: www.welthungerhilfe.<strong>de</strong><br />
Deutscher Caritasverband e.V. (DCV)<br />
Lorenz-Werthmann-Haus<br />
Karlstr. 40, 79104 Freiburg<br />
Postfach 420, 79004 Freiburg<br />
Fon: (0761) 200 - 0<br />
Fax: (0761) 200 - 730<br />
E-Mail: info@caritas.<strong>de</strong><br />
presse@caritas.<strong>de</strong><br />
Internet: www.caritas.<strong>de</strong><br />
Deutscher Katecheten-Verein e.V. (DKV)<br />
Preysingstr. 97, 81667 München<br />
Fon: (089) 480 92 - 12 42<br />
Fax: (089) 480 92 - 12 37<br />
E-Mail: katecheten-verein@t-online.<strong>de</strong><br />
Internet: www.katecheten-verein.<strong>de</strong><br />
Deutsches Liturgisches Institut e.V.<br />
Weberbach 72a, 54290 Trier<br />
Postfach 26 28, 54216 Trier<br />
Fon: (0651) 94 808 - 0<br />
Fax: (0551) 94 808 - 33<br />
E-Mail: dli@liturgie.<strong>de</strong><br />
Internet: www.liturgie.<strong>de</strong><br />
ILF – Institut für Lehrerfort- und -Weiterbildung<br />
Kötherhofstr. 4, 55116 Mainz<br />
Postfach 24 50, 55014 Mainz<br />
Fon: (06131) 28 45 - 0<br />
Fax: (06131) 28 45 - 25<br />
E-Mail: ilf@ilf.bildung-rp.<strong>de</strong><br />
Internet: www.ilf.bildung-rp.<strong>de</strong><br />
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am<br />
Main, Fachbereich 7 – Katholische Theologie<br />
Grüneburgplatz 1, 60629 Frankfurt am Main<br />
Fon: (069) 7 98 - 3 33 48 und 3 33 49 (Sekretariat)<br />
Fax: (069) 7 98 - 3 33 54<br />
E-Mail: Viehl@em.uni-frankfurt.<strong>de</strong><br />
A.Neuse@em.uni-frankfurt.<strong>de</strong><br />
Internet: http://www.uni-frankfurt.<strong>de</strong>/fb07/<br />
http://www.gaff-goethe.<strong>de</strong><br />
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)<br />
Deutschlands e.V.<br />
Bernhard-Letterhaus-Str. 26, 50670 Köln<br />
Fon: (0221) 77 22 - 0<br />
Fax: (0221) 77 22 - 135<br />
E-Mail: info@kab.<strong>de</strong><br />
Internet: www.kab.<strong>de</strong><br />
Katholische Glaubensinformation (kgi)<br />
Justinusplatz 5, 65929 Frankfurt am Main<br />
Fon: (069) 33 00 97 - 0<br />
Fax: (069) 33 00 97 - 17<br />
E-Mail: kgi@kgi.org<br />
Internet: www.internetseelsorge.<strong>de</strong><br />
Katholische Sozialethische Arbeitsstelle e.V. (KSA)<br />
– Sekten- und Weltanschauungsfragen;<br />
Konsum und Sucht; Jugendschutz –<br />
Jägerallee 5, 59071 Hamm<br />
Fon: (02381) 980 20 - 0<br />
Fax: (02381) 980 20 - 99<br />
E-Mail: ksa-hamm@t-online.<strong>de</strong><br />
Katholische Sozialwissenschaftliche Zentr<strong>als</strong>telle<br />
Bran<strong>de</strong>nberger Str. 33, 41065 Mönchengladbach<br />
Fon: (02161) 81 596 - 0<br />
Fax: (02161) 81 596 - 21<br />
E-Mail: dir@ksz.<strong>de</strong><br />
Internet: www.ksz.<strong>de</strong><br />
Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart (KBW)<br />
Silberburgstr. 121, 70176 Stuttgart<br />
Fon: (0711) 619 20 - 50<br />
Fax: (0711) 619 20 - 77<br />
E-Mail: bibelwerk@t-online.<strong>de</strong><br />
Internet: www.bibelwerk.<strong>de</strong><br />
Katholisches Filmwerk GmbH (KFW)<br />
Ludwigstr. 33, 60327 Frankfurt am Main<br />
Postfach 11 11 52, 60046 Frankfurt am Main<br />
Fon: (069) 97 14 36 - 0<br />
Fax: (069) 97 14 36 - 13<br />
E-Mail: info@filmwerk.<strong>de</strong><br />
Internet: www.filmwerk.<strong>de</strong><br />
KINDERMISSIONSWERK „Die Sternsinger"<br />
Päpstliches Missionswerk <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
in Deutschland e.V.<br />
Stephanstr. 35, 52064 Aachen<br />
Fon: (0241) 44 61 - 0<br />
Fax: (0241) 44 61 - 40<br />
E-Mail: kontakt@kin<strong>de</strong>rmissionswerk.<strong>de</strong><br />
Internet: www.sternsinger.<strong>de</strong><br />
INFO 36 · 4/2007
MISEREOR<br />
Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V.<br />
Mozartstr. 9, 52064 Aachen<br />
Postfach 14 50, 52015 Aachen<br />
Fon: (0241) 442 - 0<br />
Fax: (0241) 442 - 188<br />
E-Mail: postmaster@misereor.<strong>de</strong><br />
Internet: www.misereor.<strong>de</strong><br />
missio.<br />
Internationales Katholisches Missionswerk e.V.<br />
Päpstl. Werk <strong>de</strong>r Glaubensverbreitung<br />
Goethestr. 43, 52064 Aachen<br />
Postfach 10 12 48, 52012 Aachen<br />
Fon: (0241) 75 07 - 00<br />
Fax: (0241) 75 07 - 335<br />
E-Mail: praesi<strong>de</strong>nt@missio-aachen.<strong>de</strong><br />
Internet: www.missio-aachen.<strong>de</strong><br />
Pädagogisches Zentrum <strong>de</strong>r Bistümer<br />
im Lan<strong>de</strong> Hessen (PZ)<br />
Wilhelm-Kempf-Haus, 65207 Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />
Fon: (06127) 77 - 285<br />
Fax: (06127) 77 - 246<br />
E-Mail: info@pz-hessen.<strong>de</strong><br />
Internet: www.pz-hessen.<strong>de</strong><br />
Pax Christi<br />
Internationale katholische Frie<strong>de</strong>nsbewegung<br />
Deutsche Sektion<br />
Feststr. 9, 61118 Bad Vilbel<br />
Postfach 13 45, 61103 Bad Vilbel<br />
Fon: (06101) 20 73<br />
Fax: (06101) 651 65<br />
E-Mail: paxchristi.sekretariat@t-online.<strong>de</strong><br />
Internet: www.paxchristi.<strong>de</strong><br />
Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen<br />
Theologische Fakultät<br />
Offenbacher Ldstr. 224, 60599 Frankfurt am Main<br />
Fon: (069) 60 61 - 0<br />
Fax: (069) 60 61 - 307<br />
E-Mail: rektorat@sankt-georgen.<strong>de</strong><br />
Internet: www.sankt-georgen.<strong>de</strong><br />
RENOVABIS Bischöfliches Hilfswerk<br />
Solidaritätsaktion <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Katholiken mit <strong>de</strong>n<br />
Menschen in Mittel- und Osteuropa<br />
Kardinal-Döpfner-Haus<br />
Domberg 27, 85354 Freising<br />
Fon: (08161) 53 09 - 0<br />
Fax: (08161) 53 09 - 11<br />
E-Mail: info@renovabis.<strong>de</strong><br />
Internet: www.renovabis.<strong>de</strong><br />
Theologie im Fernkurs<br />
Katholische Aka<strong>de</strong>mie Domschule<br />
Am Bru<strong>de</strong>rhof 1; 97070 Würzburg<br />
Postfach 11 04 55, 97031 Würzburg<br />
Fon: (0931) 38 664 - 600<br />
Fax: (0931) 38 664 - 666<br />
E-Mail: theologie@fernkurs-wuerzburg.<strong>de</strong><br />
Weltanschauungsfragen<br />
Referat für ... im Bischöflichen Ordinariat Limburg<br />
Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main<br />
Fon: (069) 800 87 18 - 310<br />
Fax: (069) 800 87 18 - 312<br />
E-Mail: weltanschauungsfr-ffm@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />
Wettanschauungsfragen<br />
Evangelische Zentr<strong>als</strong>telle für ... (EZW)<br />
Auguststr. 80, 10117 Berlin<br />
Fon: (030) 28 395 - 211<br />
Fax: (030) 28 395 - 212<br />
E-Mail: ezw@compuserve.com<br />
Internet: www.ekd.<strong>de</strong>/ezw<br />
Zentralkomitee <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Katholiken (ZDK)<br />
Hochkreuzallee 246, 53175 Bonn<br />
Postfach 24 01 41, 53154 Bonn<br />
Fon: (0228) 3 82 97 - 0<br />
Fax: (0228) 3 82 97 - 44<br />
E-Mail: info@zdk.<strong>de</strong><br />
Internet: www.zdk.<strong>de</strong><br />
Diözesanstelle Berufe <strong>de</strong>r Kirche im Bistum Limburg<br />
Weilburger Str. 16, 65549 Limburg<br />
Fon: (06431) 200 7 - 0<br />
Fax: (06431) 200 7 - 50<br />
Zusammenstellung: Bernhard Merten<br />
LITERATUR & MEDIEN<br />
203<br />
WIR UND DIE ANDEREN<br />
LITERATURÜBERSICHT – Eine Auswahl<br />
Sind Differenzen zwischen <strong>de</strong>n<br />
Religionen eine Chance für <strong>de</strong>n<br />
Religionsunterricht ?<br />
Ratzinger, Joseph/Benedikt XVI.: Glaube – Wahrheit –<br />
Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen. –<br />
Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 4. Aufl. 2005. 220 S., € 16,90<br />
(ISBN 978-3-451-28110-5)<br />
Benedikt XVI.: Glaube und Vernunft. Die Regensburger<br />
Vorlesung. Vollständige <strong>Ausgabe</strong>. Kommentiert v. Gesine<br />
Schwan/A<strong>de</strong>l Th. Khoury/Karl Kard. Lehmann. – Freiburg<br />
u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2006.141 S., € 12,00 (ISBN 978-<br />
3-451-29597-3)<br />
Wenzel, Knut (Hg.): Die Religionen und <strong>de</strong> Vernunft. Die<br />
Debatte um die Regensburger Vorlesung <strong>de</strong>s Papstes. –<br />
Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 128 S., € 9,90 (ISBN<br />
978-3-451-29709-0)<br />
Ratzinger, Joseph Kard.: Die Vielfalt <strong>de</strong>r Religionen und<br />
<strong>de</strong>r Eine Bund. (Urfel<strong>de</strong>r Reihe, Bd.1) – Bad Tölz: Verlag<br />
Urfeld. 4. Aufl. 2005. 131 S., € 14,90 (ISBN 978-3-<br />
932857-20-1)<br />
Bernhardt, Reinhold: En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dialogs? Eine Begegnung<br />
<strong>de</strong>r Religionen und ihre theologische Reflexion. – Zürich:<br />
Theol. Verlag Zürich. 2006. 193 S., € 24,00 (ISBN 978-3-<br />
290-17391-3) (Rezension in INFO Heft 4/2006, S. 204 f.)<br />
Brocker, Manfred/Stein, Tine (Hg.): Christentum und Demokratie.<br />
– Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.<br />
2006. 252 S., € 49,90 (ISBN 978-3-534-20055-9)<br />
Bowker, John (Hg.): Religionen <strong>de</strong>r Welt. Aus d. Engl.<br />
Übers, v. Karl-Heinz Golzio – Darmstadt: Primus Verlag.<br />
2004. 336 S. m. zahl. Fotos u. Karten. € 39,90 (ISBN<br />
978-3-89678-134-0) (Rezension in INFO, Heft 4/2004,<br />
S. 266f.)<br />
Claussen, Johann Hinrich: Die 101 wichtigsten Fragen. –<br />
Christentum. – München: Verlag C.H. Beck. 2., durchges.<br />
Aufl. 2006.150 S., 12 Abb., € 9,90 (ISBN 978-3-406-<br />
54094-3)<br />
Douglas-Klotz, Neil: Aus <strong>de</strong>rselben Quelle leben wir. Wege<br />
zum Frie<strong>de</strong>n zwischen Christen, Ju<strong>de</strong>n und Muslimen.<br />
Aus d. Anmerk. übers. v. Eva Ploes. – München: Kösel-Verlag.<br />
2004. 318 S., € 19,95 (ISBN 978-3-446-<br />
366660-7) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 206)<br />
Figl, Johann (Hg.): Handbuch Religionswissenschaft.<br />
Religionen und ihre zentralen Themen. – Innsbruck:<br />
Tyrolia Verlag/Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht.<br />
2003. 880 S., € 79,00 (ISBN 978-3-7022-2508-0 Tyrolia;<br />
978-3-525-50165-8 Van<strong>de</strong>nhoeck) (Rezension in INFO ,<br />
Heft 2/2004, S. 110f.)<br />
Gottwald, Eckart/Rickers, Folkert (Hg.): Die Zukunft<br />
<strong>de</strong>s Religionsunterrichts im Horizont von Globalisierung<br />
und Multikulturalität. – Nordhausen: Traugott<br />
Bautz GmbH. 2004.195 S., € 30,00 (ISBN 978-3-<br />
88309-152-5)<br />
Höhn, Elisabeth: Das große Quizbuch Weltreligionen.<br />
für Unterricht und Gemein<strong>de</strong>. – Stuttgart: Verlag Katholisches<br />
Bibelwerk. 2007. 216 S., ill., DIN A 4., € 19,95 (ISBN<br />
978-3-460-33206-5)<br />
Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht. Theologische<br />
Grundlagen – Didaktische Überlegungen – Materialien<br />
und Medien. Hg. v. Bischöflichen Ordinariat<br />
Mainz. Referat Pädagogische Grundsatzfragen. Erarb. v.<br />
Clauß Peter Sajak (Arbeitshilfe für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />
Nr. 2). – Mainz: Bischöfliches Ordinariat. Referat Pädagogische<br />
Grundsatzfragen (Bischofsplatz 2, 55116<br />
Mainz). 2. Aufl. 2005. 38 S.<br />
Keene, Michael: Was Weltreligionen zu ethischen<br />
Grundfragen sagen. Antworten von Christen, Ju<strong>de</strong>n und<br />
Muslimen (13-17 J.). Aus <strong>de</strong>m Engl. übers, v. Friedrich<br />
Helmschrott. – Mühlheim/Ruhr: Verlag an <strong>de</strong>r Ruhr.<br />
2007. 189 S., ill., DIN A4. € 22,00 (ISBN 978-3-8346-<br />
0080-6) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 207)<br />
Kessler, Hans: Den verborgenen Gott suchen. Gottesglaube<br />
in einer von Naturwissenschaft und Religionskonflikten<br />
geprägten Welt. – Pa<strong>de</strong>rborn u.a.: Verlag<br />
F. Schöningh. 2006. 332 S., € 39,90 (ISBN 978-3-<br />
506-756664-4) (Rezension in INFO, Heft 3/2006,<br />
S. 130f.)<br />
INFO 36 · 4/2007
LITERATUR & MEDIEN<br />
204<br />
Kuschel, Karl-Josef: Ju<strong>de</strong>n – Christen – Muslime. Herkunft<br />
und Zukunft. – Düsseldorf: Patmos Verlag. 2007.<br />
650 S., € 29,90 (ISBN 978-3-491 -72500-1) (Rezension<br />
in INFO; Heft 4/2O07, S. 207)<br />
Kliemann, Peter: Das Haus mit <strong>de</strong>n vielen Wohnungen.<br />
Eine Einführung in die Religionen <strong>de</strong>r Welt. – Stuttgart:<br />
Calwer Verlag. 2. Aufl. 2007. 248 S., 179 farb. Abb.,<br />
€ 19,90 (ISBN 978-3-7668-3880-3)<br />
Leimgruber, Stephan: Interreligiöses Lernen. Neuausgabe.<br />
– München: Kösel-Verlag. 2007.352 S., € 19,95 (ISBN 978-<br />
3-466-36748-1) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 209)<br />
Lutz-Bachmann, Matthias/Fidora, Alexan<strong>de</strong>r (Hg.): Ju<strong>de</strong>n,<br />
Christen und Muslime. Religionsdialoge im Mittelalter.<br />
– Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.<br />
2004. 240 S., € 54,00 (ISBN 978-3-534-17433-6) (Rezension<br />
in INFO, Heft 2/2006, S. 85)<br />
Neuhaus, Gerd: Kein Weltfrie<strong>de</strong>n ohne christlichen<br />
Absolutheitsanspruch. Eine religionstheologische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit Hans Küngs "Projekt Weltethos"<br />
(Quaestiones disputatae; Bd. 175). – Freiburg u.a.: Verlag<br />
Her<strong>de</strong>r. 1999. 179 S., € 21,50 (ISBN 978-3-451-<br />
02175-6)<br />
Noebel, David A.: Kampf um Wahrheit. Die be<strong>de</strong>utendsten<br />
Weltanschauungen im Vergleich. Aus d. Engl.<br />
übers., v. Christian Ren<strong>de</strong>l. – Gräfelfing: Dr. Ingo Rech<br />
Verlag. 2007. 502 S., € 29,80 (ISBN 978-3-935196-41-0)<br />
Pesch, Magdalene: Wie Weihnachten!? Die Religionen<br />
und ihre Freu<strong>de</strong>nfeste (Religionsunterricht primar) –<br />
Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007. 99 S., ill., DIN<br />
A4, € 14,90 (ISBN 978-3-525-61009-1) (Rezension in<br />
INFO, Heft 4/2007, S. 208)<br />
Sajak, Clauß Peter: Das Frem<strong>de</strong> <strong>als</strong> Gabe begreifen.<br />
Auf <strong>de</strong>m Weg zu einer Didaktik <strong>de</strong>r Religionen aus katholischer<br />
Perspektive (Forum Religionspädagogik interkulturell,<br />
Bd. 9). – Münster u.a.: LIT Verlag. 2005. 335 S.,<br />
€ 29,90 (ISBN 978-3-8258-8480-2)<br />
Scheliha, Arnulf von: Der Islam im Kontext <strong>de</strong>r christlichen<br />
Religionen (Studien zum interreligiösen Dialog;<br />
Band 6). – Münster u.a.: Waxmann Verlag. 2004. 190 S.,<br />
€ 19,90 (ISBN 978-3-8309-1395-8)<br />
Schreijäck, Thomas (Hg.): Religionsdialog im Kulturwan<strong>de</strong>l.<br />
Interkulturelle und interreligiöse Kommunikations-<br />
und Handlungskompetenzen auf <strong>de</strong>m Weg in die<br />
Weltgesellschaft. – Münster u.a.: Waxmann Verlag.<br />
2003. 324 S., € 25,90 (ISBN 978-3-8309-1208-0)<br />
Schreiner, Peter/Spin<strong>de</strong>r, Hans (Hg.): I<strong>de</strong>ntitätsbildung<br />
im pluralen Europa. Perspektiven für Schule und Religionsunterricht.<br />
– Münster u.a.: Waxmann Verlag. 1997.<br />
214 S., € 19,50 (ISBN 978-3-89325-536-8)<br />
Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz (Hg.):<br />
Leitlinien für multireligiöse Feiern von Christen, Ju<strong>de</strong>n<br />
und Muslimen. Eine Handreichung <strong>de</strong>r Deutschen Bischöfe.<br />
25. Januar 2003 (Arbeitshilfen 170). – Bonn: Sekretariat<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz (Kaiserstr.<br />
161, 53113 Bonn). 2003. 48 S. kostenfrei<br />
Sinkovits/Winkler, Ulrich (Hg.): Weltkirche und Weltreligionen.<br />
Die Brisanz <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen Konzils.<br />
40 Jahre nach Nostra Aetate (Salzburger theologische<br />
Studien interkulturell; 3) – Innsbruck: Tyrolia Verlag.<br />
2007. 368 S., € 36,00 (ISBN 978-3-7029-2744-9) (Rezension<br />
in INFO, Heft 4/2007, S. 205)<br />
Weiler, Joseph H.: Ein christliches Europa. Erkundungsgänge.<br />
Vorw. v. Ernst W. Böckenför<strong>de</strong>. Aus <strong>de</strong>m Ital.<br />
übers. v. Franz Reimer. – Salzburg: Verlag A. Pustet.<br />
2004. 168 S., € 9,90 (ISBN 978-3-7025-0493-9) (Rezension<br />
in INFO, Heft 1/2005, S. 38)<br />
Weimer, Ludwig: Christsein angesichts <strong>de</strong>r vielen Religionen<br />
(Urfel<strong>de</strong>r Reihe; Bd.3). – Bad Tölz: Verlag Urfeld.<br />
2002.190 S., € 17,90 (ISBN 978-3-932857-22-5)<br />
Wimmer, Johann Jakob: Weltreligionen ent<strong>de</strong>cken. Ju<strong>de</strong>ntum,<br />
Christentum, Islam. Das Memospiel. – Stuttgart:<br />
Verlag Katholisches Bibelwerk. 2005. 36 Kartenpaare,<br />
vierfarb., Begleitheft: 22 S., € 12,90 (ISBN 978-3-460-<br />
33205-8) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 207)<br />
ISLAM<br />
Der Koran. Übers, v. A<strong>de</strong>l Theodor Khoury. Unter Mitarb.<br />
v. Muhammad Salim Abdullah. – Gütersloh: Gütersloher<br />
Verlagshaus. 4. Aufl. 2007. XLI, 580 S., € 19,95 (ISBN<br />
978-3-579-08024-6)<br />
Der Koran. Erschlossen und kommentiert v. A<strong>de</strong>l Theodor<br />
Khoury. – Düsseldorf: Patmos Verlag. 2. Aufl. 2006.<br />
352 S. m. 150 zumeist farb. Abb., € 49,90 (ISBN 978-3-<br />
491-72485-6) (Rezension in INFO, Heft 2/2006, S. 86)<br />
Der Koran. Übers, v. Rudi Paret. – Stuttgart: Verlag Kohlhammer.<br />
10. Aufl. 2007. 440 S., € 18,00 (ISBN 978-3-17-<br />
019829-6) (Rezension in INFO, Heft 2/2001, S. 163)<br />
Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz (Hg.):<br />
Christen und Muslime in Deutschland. 23. September<br />
2003 (Arbeitshilfen 172). – Bonn: Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Bischofskonferenz (Kaiserstr. 161, 53117 Bonn).<br />
2003. 277 S., kostenfrei<br />
Kirchenamt <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
(EKD) (Hg.): Klarheit und gute Nachbarschaft. Christen<br />
und Muslime in Deutschland. Eine Handreichung <strong>de</strong>s<br />
Rates <strong>de</strong>r EKD (EKD Texte 86). – Hannover: Kirchenamt<br />
<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) (Herrenhäuser<br />
Str. 12, 30419 Hannover). 2006. 123 S.<br />
Ammann, Ludwig: Islam. Was stimmt? Die wichtigsten<br />
Antworten (HERDER spektrum; Bd. 5736). – Freiburg u.a.:<br />
Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 128 S., € 7,90 (ISBN 978-3-451-<br />
05736-6) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 213)<br />
Bock, Wolfgang (Hg.): Islamischer Religionsunterricht?<br />
Rechtsfragen, Län<strong>de</strong>rberichte, Hintergrün<strong>de</strong> (Religion<br />
und Aufklärung; Bd. 13). – Tübingen: Mohr Siebeck.<br />
2. durchges. Aufl. 2007. XII, 252 S., € 39,00 (ISBN 978-3-<br />
16-149324-9) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 212)<br />
Gabriel, Mark A.: Jesus und Muhammad. Erstaunliche<br />
Unterschie<strong>de</strong> und überraschen<strong>de</strong> Ähnlichkeiten. Aus d.<br />
Engl. übers, v. Christian Ren<strong>de</strong>l. – Gräfelfing: Dr. Ingo<br />
Resch Verlag. 2006. 301 S., € 13,90 (ISBN 978-3-935197-<br />
52-6) (Rezension in INFO, Heft 4/2006, S. 204)<br />
Gnilka, Joachim: Bibel und Koran. Was sie verbin<strong>de</strong>t,<br />
was sie trennt. – Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 6. Aufl.<br />
2007. 216 S., € 14,90 (ISBN 978-3-451-28316-1) (Rezension<br />
in INFO, Heft 4/2004, S. 269)<br />
Gnilka, Joachim: Die Nazarener und <strong>de</strong>r Koran. Eine<br />
Spurensuche. – Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007.174 S.,<br />
€ 14,90 (ISBN 978-3-451 -29668-0) (Rezension in INFO,<br />
Heft 4/2007, S. 206)<br />
Halm, Heinz: Der Islam. Geschichte und Gegenwart (bsr<br />
2145). – München: Verlag C.H. Beck. 6. Aufl. 2005. 103 S.,<br />
€ 7,90 (ISBN 978-3-406-51917-8)<br />
Heine, Peter: Der Islam. erschlossen und kommentiert von<br />
Peter Heine. – Düsseldorf: Patmos Verlag. 2007.<br />
400 S. m. 180 färb. Abb., € 30,90 (ISBN 978-3-491-72514-0)<br />
Hirzenberger, Gottfried: Der Islam. – Wiesba<strong>de</strong>n: marixverlag.<br />
2006. 158 S., ill., graph. Darstellungen. € 5,00<br />
(ISBN 978-3-86539-903-8)<br />
Hottinger, Arnold: Islamische Welt. Der Nahe Osten.<br />
Erfahrungen, Begegnungen, Analysen. – Pa<strong>de</strong>rborn u.a.:<br />
Verlag F. Schöningh. 2004. 748 S., 2 Kart., € 49,00 (ISBN 978-<br />
3-506-71800-6) (Rezension in INFO, Heft 3/2005, S. 174)<br />
Kamphaus, Bischof Franz: Religionsgespräch mit <strong>de</strong>m<br />
Islam. Ansprache beim St. Martins-Jahresempfang <strong>de</strong>s<br />
Katholischen Büros Mainz 2006. Hg.: Katholisches Büro<br />
Mainz. – Mainz: Katholisches Büro (Saarstr. 1, 55122<br />
Mainz). 2006. 18 S.<br />
Khoury, A<strong>de</strong>l Theodor/Heine, Peter/Oebbecke, Janbernd:<br />
Handbuch Recht und Kultur <strong>de</strong>s Islams in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Gesellschaft. Probleme im Alltag-Hintergrün<strong>de</strong>-<br />
Antworten. – Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. 2000.<br />
333 S., € 39,95 (ISBN 978-3-579-02663-3)<br />
Khoury, A<strong>de</strong>l Theodor: Die Weisheit <strong>de</strong>s Islam. Gebete<br />
und koranische Texte (HERDER spektrum; Bd. 5807). –<br />
Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2006. 159 S., € 8,90 (ISBN<br />
978-3-451-05807-3)<br />
Klausnitzer, Wolfgang: Jesus und Muhammad. Ihr<br />
Leben, ihre Botschaft. Eine Gegenüberstellung. – Freiburg<br />
u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 216 S., € 19,90 (ISBN<br />
978-3-451-29669-7)<br />
Mohr, Irka Christin: Islamischer Religionsunterricht in<br />
Europa. Lehrtexte <strong>als</strong> Instrumente muslimischer Selbstverortung<br />
im Vergleich. – Bielefeld: transcript Verlag.<br />
2006. 310 S., € 28,80 (ISBN 978-3-89942-453-9)<br />
Reichmut, Stefan/Bo<strong>de</strong>nstein, Mark/Kiefer, Michael/<br />
Väth, Birgit (Hg.): Staatlicher Islamunterricht in Deutschland.<br />
Die Mo<strong>de</strong>lle in NRW und Nie<strong>de</strong>rsachsen im Vergleich<br />
(Islam in <strong>de</strong>r Lebenswelt Europas; Bd.1). – Münster<br />
u.a.: LIT Verlag. 2006.144 S., € 14,90 (ISBN 978-3-<br />
8258-8830-5)<br />
Renz, Andreas/Leimgruber, Stefan (Hg.): Lernprozess<br />
Christen Muslime. Gesellschaftliche Kontexte-Theologische<br />
Grundlagen-Begegnungsfel<strong>de</strong>r (Forum Religionspädagogik<br />
interkulturell; Bd. 3). – Münster u.a.: LIT Verlag.<br />
2002. 424 S., € 29,90 (ISBN 978-3-8258-6165-0)<br />
(Rezension in INFO, Heft 4/2003, S. 259)<br />
Renz, Andreas/Leimgruber, Stefan: Christen und Muslime.<br />
Was sie verbin<strong>de</strong>t – Was sie unterschei<strong>de</strong>t. – München:<br />
Kösel-Verlag. 2., durchges. Aufl. 2005. 318 S.,<br />
€ 17,95 (ISBN 978-3-466-36647-7) (Rezension in INFO,<br />
Heft 4/2004, S. 271)<br />
SAID: Psalmen. – München: Verlag C.H. Beck. 2007.<br />
112 S., € 14,90 (ISBN 978-3-406-55750-7)<br />
Spuler-Stegemann, Ursula: Die 100 wichtigsten Fragen<br />
– Islam (bsr 2007). – München: Verlag C.H. Beck. 2007.<br />
149 S., € 9,90 (ISBN 978-3-406-51111-0)<br />
Struwe, Gerhard: Religionen <strong>de</strong>r Welt: Der Islam. Zwischen<br />
Toleranz und Fundamentalismus. Material- und Aufgabensammlung<br />
für die Sekundarstufe II. – Donauwörth:<br />
Auer Verlag. 2004. 100 S., DIN A4. € 18,80 (ISBN 978-3-<br />
403-03744-6) (Rezension in INFO, Heft 4/2004, S. 255)<br />
Tischler, Bianca: Einführung in <strong>de</strong>n Islam. Eine Unterrichtsreihe<br />
für die Jahrgangsstufen 5-7. – Donauwörth:<br />
Auer Verlag. 2002. 96 S., € 18,80 (ISBN 978-3-403-<br />
03742-2)<br />
Troeger, Eberhard: Der Islam bei uns. Ängste und Erwartungen<br />
zwischen Christen und Muslimen. – Gießen:<br />
Brunnen Verlag. 2007. 128 S., € 6,95 (ISBN 978-3-7655-<br />
3968-8)<br />
Tworuschka, Monika/Tworuschka, Udo: Die Welt <strong>de</strong>r Religionen<br />
– Islam. – Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.<br />
2007. 216 S. m. zahlr. farb. Abb., € 19,95 (ISBN 978-3-<br />
579-06481-9)<br />
INFO 36 · 4/2007
Was je<strong>de</strong>r vom Islam wissen muss. Hg. v. Lutherischen<br />
Kirchenamt <strong>de</strong>r Vereinigten Ev.-Luth. Kirche Deutschlands<br />
(velkd) und vom Kirchenrat <strong>de</strong>r Evangelischen<br />
Kirche in Deutschland (EKD) (GTB 786). – Gütersloh: Gütersloher<br />
Verlagshaus. 6., überarb. Aufl. 2001. 265 S. m.<br />
zahlr. ill. und Karten. € 12,50 (ISBN 978-3-579-00786-1)<br />
Wimmer, Staphan Jakob/Leimgruber, Stephan: Von<br />
Adam bis Muhammad. Bibel und Koran im Vergleich.<br />
Mit einem Geleitwort v. Isa Güzel. Hg. v. Deutschen Katecheten-Verein<br />
e.V., München. – Stuttgart: Verlag Katholisches<br />
Bibelwerk. 2005. 256 S., € 19.90 (ISBN 978-3-460-<br />
33175-4) (Rezension in INFO, Heft 1/2006, S. 44)<br />
Wunn, Ina: Muslimische Gruppierungen in Deutschland.<br />
Ein Handbuch. – Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.<br />
2007. 272 S., € 14,80 (ISBN 978-3-17-019534-9) (Rezension<br />
in INFO, Heft 4/2007, S. 212)<br />
JUDENTUM<br />
Brumlik, Micha: Was stimmt ? – Ju<strong>de</strong>ntum. Die wichtigsten<br />
Antworten (HERDER spektrum; Bd. 5796). – Freiburg<br />
u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007.127 S. m. Abb., € 7,90<br />
(ISBN 978-3-451-05796-0) (Rezension in INFO, Heft<br />
4/2007, S. 209)<br />
Brumlik, Mische/Heuberger, Rachel/Kugelmann, Cilly<br />
(Hg.): Reisen durch das jüdische Deutschland – Köln:<br />
DuMont Verlag. 2006. 480 S. m. zahlr. farb. Abb., €49,90<br />
(ISBN 978-3-8321-7939-8) (Rezension in INFO, Heft<br />
4/2007, S. 210)<br />
Knobloch, Charlotte/Brumlik, Micha/E<strong>de</strong>rberg Gesa S. im<br />
Gespräch mit Wilfried Köpke: Wenn nicht jetzt, wann<br />
dann? Die Zukunft <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Ju<strong>de</strong>ntums. – Freiburg<br />
u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 144 S., € 14,90 (ISBN<br />
978-3-451-29395-5) (Rezension in INFO, Heft 4/2007,<br />
S. 209)<br />
Krochmalnik, Daniel: Im Garten <strong>de</strong>r Schrift. Wie Ju<strong>de</strong>n<br />
die Bibel lesen. – Augsburg: St. Ulrich Verlag. 2006.<br />
176 S., € 16,90 (ISBN 978-3-936484-67-0) (Rezension in<br />
INFO, Heft 4/2007, S. 209)<br />
Landgraf, Michael/Meißner, Stefan: Ju<strong>de</strong>ntum. Einführung-Materialien-Kreativi<strong>de</strong>en<br />
(ReliBausteine 4). – Stuttgart:<br />
Calwer Verlag/RPE/Speyer: Evang. Presseverlag<br />
Pfalz. 2007. 178 S. m. zahlr. Abb. u. Kopiervorlagen.<br />
DIN A4. € 19,90 (ISBN 978-3-7668-3943-5 Calwer / 978-<br />
3-939512-01-1 Evang. Presseverlag) (Rezension in<br />
INFO; Heft 4/2007, S. 211)<br />
Landgraf, Michael: Schalom Martin. Eine Begegnung<br />
mit <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>ntum – Wiesba<strong>de</strong>n: marix Verlag. 2006.<br />
223 S. m. zahlr. farb. Abb., € 9,95 (ISBN 978-3-86539-<br />
108-7)<br />
Lau, Israel M.: Wie Ju<strong>de</strong>n leben. Glaube-Alltag-Feste.<br />
Aufgezeichnet und redigiert v. Schaull Meislisch. Aus<br />
<strong>de</strong>m Hebr. übers, v. Miriam Magali. – Gütersloh: Gütersloher<br />
Verlagshaus. 6. Aufl. 2005. 396 S., € 34,95 (ISBN<br />
978-3-579-02155-9)<br />
Maier, Johann: Ju<strong>de</strong>ntum. Studium Religionen (UTB<br />
2886 S). – Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007.<br />
215 S., € 16,90 (ISBN 978-3-8252-2886-6)<br />
Maier, Johann: Ju<strong>de</strong>ntum – Rea<strong>de</strong>r. Studium Religionen<br />
(UTB 2912 S). – Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht.<br />
2007. 117 S., € 8,90 (ISBN 978-3-8252-2912-2) (Rezension<br />
in INFO, Heft 4/2007, S. 210)<br />
Mo<strong>de</strong>na, Leo: Jüdische Riten, Sitten und Gebräuche.<br />
Hg., übers, u. eingel. v. Roland Arnold. – Wiesba<strong>de</strong>n: marixverlag.<br />
2007. 223 S., 7 Abb., € 18,00 (ISBN 978-3-<br />
86539-128-6)<br />
Petri, Dieter/Thierfel<strong>de</strong>r, Jörg (Hg.): Grundkurs Ju<strong>de</strong>ntum.<br />
Materialien und Kopiervorlagen für Schule und Gemein<strong>de</strong><br />
(Calwer Materialien). – Stuttgart: Calwer Verlag.<br />
2. völlig neu bearb. u. erw. Aufl. 2006. DIN A4.<br />
Teil 1: Einführungen, Erläuterungen, methodisch-didaktische<br />
Hinweise. – 223 S., 29 sw-Abb., € 24,90 (ISBN<br />
978-3-7668-3771 -4)<br />
Teil 2: Kopiervorlagen. – 195 S., 378 sw-Abb. und Kopiervorlagen.<br />
€ 24,90 (ISBN 879-3-7668-3772-4)<br />
Teil 1 und 2: € 39,90 (ISBN 978-3-7668-3712-7)<br />
Rosenthal, Donna: Die Israelis. Leben in einem außergewöhnlichen<br />
Land. Aus <strong>de</strong>m Engl. übers, v. Karl Heinz<br />
Silber. – München: Verlag C.H. Beck. 2007. 409 S.,<br />
€ 24,90 (ISBN 978-3-406-55501-5) (Rezension in INFO,<br />
Heft 4/2007, S. 209)<br />
Stemberger, Günter: Jüdische Religion (bsr 2003). –<br />
München: Verlag C.H. Beck. 5. Aufl. 2006. 114 S., € 7,90<br />
(ISBN 978-3-406-45003-7)<br />
Then, Reinhold: Das Ju<strong>de</strong>ntum. Religion-Geschichte-Gegenwart.<br />
– Donauwörth: Auer Verlag. 2006. Foliensatz:<br />
54 Farbfolien. DIN A5. Begleitbuch: 286 S., € 36,80 (ISBN<br />
978-3-405-04679-9)<br />
Vries, S. Ph: Jüdische Riten und Symbole. – Wiesba<strong>de</strong>n:<br />
marixverlag. 2005. 375 S., € 14,95 (ISBN 978-3-86539-<br />
017-2)<br />
Zusammenstellung: Bernhard Merten<br />
LITERATUR & MEDIEN<br />
205<br />
Rezensionen<br />
Elisabeth<br />
Leben und Legen<strong>de</strong> einer europäischen<br />
Heiligen. Eine Bil<strong>de</strong>rreise<br />
durch Ungarn, Deutschland,<br />
Italien und die Slowakei. Fotografie: Ulrich<br />
Kneise. Texte: Jutta Krauß. – Regensburg: Verlag<br />
Schnell & Steiner. 2007. 200 S. farb. ill., € 12,90<br />
(ISBN 978-3-7954-1995-0)<br />
Unter <strong>de</strong>n vielen Neuerscheinungen im Elisabeth-Jahr<br />
2007 ist auch ein handlicher Bildband<br />
anzuzeigen. Jutta Krauß, wissenschaftliche Mitarbeitern<br />
<strong>de</strong>r Wartburg-Stiftung, ist mit erläutern<strong>de</strong>n<br />
Worten zu <strong>de</strong>n aussagekräftigen Bil<strong>de</strong>rn von<br />
Ulrich Kneise sehr sparsam. In acht Kapiteln<br />
wird <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>r Thüringer Landgräfin von<br />
ihrer ungarischen Heimat bis nach Marburg nachgegangen.<br />
Prolog und Epilog sind <strong>de</strong>r Heiligen<br />
und ihrer Nachwirkung gewidmet. Sprechend<br />
sind die Bil<strong>de</strong>r, hinter <strong>de</strong>nen eine faszinieren<strong>de</strong><br />
Gestalt aus <strong>de</strong>m Mittelalter aufscheint, <strong>de</strong>ren<br />
Handlungsweisen bis heute anregend wirken.<br />
Welche Persönlichkeit scheint wirklich hinter<br />
<strong>de</strong>n Biographien auf? Wer war die wahre Elisabeth?<br />
Die Autorin versucht eine Antwort, in<strong>de</strong>m<br />
sie die Orte ihres Lebens mit ihrer Nachwirkung<br />
verknüpft. Vielleicht geben die Schlussworte einen<br />
Schlüssel zur Deutung an: „Geographische<br />
Grenzen, in <strong>de</strong>nen sich Elisabeths Leben vollzog,<br />
verlieren dabei ihr Gewicht, lösen sich auf in eine<br />
zeitlose Landschaft <strong>de</strong>s sehen<strong>de</strong>n Geistes.“ (S.<br />
170) Historische Wirklichkeit, <strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Berichte,<br />
dankbare Erinnerung und verfrem<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Legen<strong>de</strong>n<br />
gehen bei Elisabeth eine Symbiose ein.<br />
Der vorliegen<strong>de</strong> Bildband kann zu einem meditieren<strong>de</strong>n<br />
Zugang zur mittelalterlichen Heiligen<br />
verhelfen.<br />
Joachim Schmiedl<br />
Sinkovits, Josef/<br />
Winkler, Ulrich (Hg.)<br />
Weltkirche und<br />
Weltreligionen<br />
Die Brisanz <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen Konzils<br />
40 Jahre nach Nostra Aetate (Salzburger theologische<br />
Studien interkulturell; 3). – Innsbruck: Tyrolia<br />
Verlag. 2007. 368 S., € 36,00 (ISBN 978-3-<br />
7029-2744-9)<br />
Der Sammelband bemüht sich um einen Überblick<br />
über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s interreligiösen Dialoges<br />
40 Jahre nach <strong>de</strong>r Veröffentlichung von Nostra<br />
Aetate, <strong>de</strong>r Erklärung <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen<br />
Konzils über das Verhältnis <strong>de</strong>r Kirche zu <strong>de</strong>n<br />
Weltreligionen. Im ersten Teil <strong>de</strong>s Buches kommen<br />
einige Autoren mit direkten Einschätzungen<br />
<strong>de</strong>r Erklärung zu Wort. Erzbischof Michael L.<br />
Fitzgerald, langjähriger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Päpstlichen<br />
Rates für <strong>de</strong>n Interreligiösen Dialog und<br />
<strong>de</strong>rzeit Apostolischer Nuntius in Kairo, fasst in<br />
seinem Beitrag die leiten<strong>de</strong>n Intentionen von<br />
Nostra Aetate zusammen und beschreibt die inspirieren<strong>de</strong><br />
Wirkung <strong>de</strong>r Erklärung auf <strong>de</strong>n interreligiösen<br />
Dialog auf <strong>de</strong>n unterschiedlichen Ebenen<br />
<strong>de</strong>r katholischen Kirche (29-43). Hans-Joachim<br />
San<strong>de</strong>r benennt Konfliktpotenziale und Gemeinsamkeiten<br />
zwischen <strong>de</strong>n monotheistischen<br />
Weltreligionen (45-65). Während er im Gottesbegriff<br />
wichtige Übereinstimmungen sieht (Wer-<br />
I<strong>de</strong>ntität), diagnostiziert er in <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung<br />
dieses Gottes an unterschiedlichen Orten (Wo-<br />
I<strong>de</strong>ntität) die Gefahr eines Konkurrenzdrucks<br />
zwischen <strong>de</strong>n Religionen. Roman A. Siebenrock<br />
formuliert nach einer eigenen Zusammenfassung<br />
<strong>de</strong>r wesentlichen Anliegen von Nostra Aetate die<br />
Wirkungen <strong>de</strong>r Erklärung innerhalb <strong>de</strong>r Kirche<br />
und im Verhältnis zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Weltreligionen<br />
(67-89). Schließlich benennt er noch einige offe-<br />
INFO 36 · 4/2007
LITERATUR & MEDIEN<br />
206<br />
ne Fragen zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s interreligösen Dialoges,<br />
insbeson<strong>de</strong>re die Frage nach <strong>de</strong>r spezifischen<br />
I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>s Christlichen. Abgerun<strong>de</strong>t wird<br />
<strong>de</strong>r erste Teil <strong>de</strong>s Buches durch einen kurzen Beitrag<br />
<strong>de</strong>s Wiener orthodoxen Metropoliten Michael<br />
Staikos, <strong>de</strong>r ein paar kurze Bemerkungen zum<br />
Beitrag <strong>de</strong>s interreligiösen Dialoges zum Frie<strong>de</strong>n<br />
macht (91-95).<br />
Nach<strong>de</strong>m man mit Hilfe <strong>de</strong>r bisher genannten<br />
Beiträge einen ersten, sehr allgemein gehaltenen<br />
Überblick über Nostra Aetate und seine Rezeption<br />
in <strong>de</strong>r Kirche bekommen kann, geht es in <strong>de</strong>n<br />
nachfolgen<strong>de</strong>n Teilen <strong>de</strong>s Buches um das konkrete<br />
Gespräch mit an<strong>de</strong>ren Religionen. Im zweiten<br />
Teil steht das Ju<strong>de</strong>ntum und <strong>de</strong>r jüdisch-christliche<br />
Dialog im Mittelpunkt. Ausgewiesene Experten<br />
<strong>de</strong>s jüdisch-christlichen Gesprächs wie Rabbi<br />
Michael A. Signer (97-113), <strong>de</strong>r Judaist und Historiker<br />
Ernst Ludwig Ehrlich (115-122), <strong>de</strong>r Direktor<br />
<strong>de</strong>r Bischöflichen Aka<strong>de</strong>mie Aachen Hans<br />
Hermann Henrix (123-141) und <strong>de</strong>r katholische<br />
Theologe Josef Wohlmuth (144-159) würdigen<br />
die be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Fortschritte, die durch Nostra<br />
Aetate erreicht und in <strong>de</strong>n Jahrzehnten danach<br />
vertieft wur<strong>de</strong>n, benennen aber auch offene Fragen<br />
und Herausfor<strong>de</strong>rungen, wie z.B. die immer<br />
noch nicht abgeschlossene Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />
christlichen Schuldgeschichte gegenüber <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>ntum<br />
und die Frage nach <strong>de</strong>r Gleichwertigkeit<br />
<strong>de</strong>s jüdischen Heilsweges mit <strong>de</strong>m christlichen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs die Frage, wie das Bekenntnis zur<br />
Heilsuniversalität Jesu Christi zur Unbedingtheit<br />
<strong>de</strong>r Treue Gottes zu Israel auch ohne Anerkennung<br />
Christi passt, wird diskutiert.<br />
Im dritten, weniger gut gelungenen Teil wird<br />
ein Blick auf das Verhältnis <strong>de</strong>r Kirche zum Islam<br />
geworfen. Dirk Ansorge wirft die Frage auf, ob<br />
das die Einheit Gottes betonen<strong>de</strong> muslimische<br />
Gottesbild es <strong>de</strong>m Islam schwerer mache, ein positives<br />
Verhältnis zur gesellschaftlichen, politischen<br />
und religiösen Pluralität zu entwickeln <strong>als</strong><br />
<strong>de</strong>m Christentum, das aufgrund seines trinitarischen<br />
Gottesbil<strong>de</strong>s Differenz positiv im Gottesbegriff<br />
zu würdigen imstan<strong>de</strong> sei (161-180). Nach<strong>de</strong>m<br />
er auf diese Weise unverhohlen die Superiorität<br />
christlichen Gott<strong>de</strong>nkens betont hat, schließt<br />
er sich Peter Knauers geistreichem Vorschlag an,<br />
diese eigene Überlegenheit dadurch auf eine beson<strong>de</strong>rs<br />
unauffällige Weise zu zelebrieren, „dass<br />
er das Zeugnis von Christen nicht <strong>als</strong> Überbietung<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Religionen versteht, son<strong>de</strong>rn <strong>als</strong><br />
Dienst an ihrer Wahrheit“ (177). Welchen Wert<br />
die angeblich im christlichen Gottesbild so sehr<br />
hochgehaltene genuine Differenz noch hat, wenn<br />
man <strong>de</strong>m An<strong>de</strong>ren erst durch das eigene Zeugnis<br />
zur Wahrheit hilft, bleibt das Geheimnis, das <strong>de</strong>r<br />
Autor mit Knauer teilt. Nach Ansorges provokativen<br />
Einlassungen folgen ein paar brav-informative,<br />
systematisch aber relativ nichtssagen<strong>de</strong> Anmerkungen<br />
zur Wichtigkeit und jüngsten Geschichte<br />
<strong>de</strong>s christlich-muslimischen Dialogs von<br />
Praktikern dieses Dialogs, nämlich von Carla<br />
Amina Baghajati (181-195) und Barbara Huber-<br />
Rudolf (197-212).<br />
Mehr Niveau und systematischen Zündstoff<br />
bietet <strong>de</strong>r sehr instruktive vierte Teil <strong>de</strong>s Buches,<br />
<strong>de</strong>r einige führen<strong>de</strong> Vertreter <strong>de</strong>s christlich-hinduistischen<br />
Dialoges zu Worte kommen lässt. Die<br />
Jesuiten Francis X. D’Sa (213-229), Anand Amaladass<br />
(231-245) und Sebastian Painadath (247-<br />
256) zeigen sich dabei <strong>als</strong> überaus lernbereite<br />
Grenzgänger zwischen Hinduismus und Christentum,<br />
die die Einlassungen <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen<br />
Konzils nur <strong>als</strong> ersten Schritt akzeptieren<br />
können und uns zu <strong>de</strong>r Einsicht ermutigen, „dass<br />
unsere Sache nicht unbedingt dadurch besser<br />
o<strong>de</strong>r wahrer sein wird, wenn wir die Sache <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
negativ beurteilen“ (229). Sie weisen Wege<br />
hin zu einer neuartigen Inkulturation <strong>de</strong>s Christentums<br />
und verlassen das klassisch inklusivistische<br />
Vorgehen <strong>de</strong>r Theologie <strong>de</strong>r Religionen.<br />
Wie<strong>de</strong>r enger an Nostra Aetate und <strong>de</strong>n offiziellen<br />
Positionen <strong>de</strong>r katholischen Kirche orientiert<br />
skizziert im fünften Teil <strong>de</strong>r römische Theologe Michael<br />
Fuss Grundzüge <strong>de</strong>s buddhistisch-christlichen<br />
Verhälntnisses (257-282). Am En<strong>de</strong> wird im<br />
letzten Teil <strong>de</strong>s Buches noch in einigen Beiträgen<br />
<strong>de</strong>r Konfliktherd im ehemaligen Jugoslawien <strong>als</strong><br />
Bewährungs- bzw. Stellprobe <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Band entfalteten<br />
Einsichten herangezogen (283-357).<br />
Insgesamt bietet <strong>de</strong>r Sammelband einen vielfältigen<br />
Überblick über <strong>de</strong>n gegenwärtigen Stand<br />
<strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>de</strong>r katholischen Kirche zu <strong>de</strong>n<br />
Weltreligionen, <strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st teilweise in angemessener<br />
Weise <strong>de</strong>n Forschungsstand reflektiert<br />
und die epochemachen<strong>de</strong> Leistung von Nostra<br />
Aetate in anregen<strong>de</strong>r Weise ins rechte Licht rückt,<br />
ohne die Defizite <strong>de</strong>r Erklärung auszublen<strong>de</strong>n<br />
(vgl. IV.).<br />
Klaus von Stosch<br />
Douglas-Klotz, Neil<br />
Aus <strong>de</strong>rselben<br />
Quelle leben wir<br />
Wege zum Frie<strong>de</strong>n zwischen Christen, Ju<strong>de</strong>n und<br />
Muslimen. Übers. aus <strong>de</strong>m Amerik. von Eva Ploes.<br />
– München: Kösel-Verlag 2004. 318 S., € 19,95<br />
(ISBN 3-466-36660-7)<br />
Hurrikane, Wald- und Tiersterben, Terrorismus,<br />
Kriege u.v.a.m. gibt es schon seit eh und je.<br />
Doch hat es <strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>n Anschein, dass die chaotischen<br />
Störungen <strong>de</strong>s Weltgefüges überdurchschnittlich<br />
zugenommen haben. Ist sich <strong>de</strong>r<br />
Mensch <strong>als</strong> Teil <strong>de</strong>s Gesamtgefüges um seine<br />
Mitverantwortung für die Bewahrung <strong>de</strong>r Schöpfung<br />
bewusst?<br />
Der Religionswissenschaftler und Psychologe<br />
Douglas-Klotz plädiert in diesem Zusammenhang<br />
wegen <strong>de</strong>r „Trennung <strong>de</strong>r Menschheit von<br />
<strong>de</strong>r Natur – und letztlich vom Göttlichen“ (272)<br />
für eine heutzutage in Vergessenheit geratene „Remythologisierung“<br />
<strong>de</strong>r Schöpfungsgeschichten in<br />
Genesis 1-3 <strong>als</strong> „Erfahrung <strong>de</strong>r Ursprünglichen<br />
Meditation“ (17). Zunächst führt er <strong>de</strong>swegen die<br />
Leserinnen und Leser in seinem Buch theoretisch<br />
in <strong>de</strong>n gemeinsamen interkulturellen/-spirituellen<br />
Ursprungsmythos <strong>de</strong>r jüdischen, kabbalistischen<br />
(so z. B. Abraham ben Samuel Abulafia<br />
o<strong>de</strong>r Rabbi Isaak Luria) und die christlich-mystischen<br />
(wie Pelagius, Johannes Scotus Eriugena,<br />
Meister Eckhart, William Blake, Emanuel Swe<strong>de</strong>nborg,<br />
Ralph Waldo Emerson) sowie islamisch-sufistischen<br />
(so Imam Jafar as-Sadiq,<br />
Imam Abu Hamid Al-Ghazali) Traditionen ein<br />
(18-130). „Die Schöpfungspraxis“ wird in einem<br />
zweiten Teil (133-269) <strong>de</strong>n Lesern sehr konkret<br />
mit Einführungen und vom Autor selbst übersetzten<br />
Texten zum persönlichen Gebet und zu eigenen<br />
Meditationsübungen (133-269) vorgestellt.<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r meditativ-spirituellen Praktiken zu<br />
<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Schöpfungsgeschichten bzw.<br />
-texten <strong>de</strong>r drei Weltreligionen soll ein bewusster<br />
Umgang respektive Zugang <strong>de</strong>s Menschen mit/zu<br />
<strong>de</strong>r sich im Prozess mit ihm befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n dynamischen<br />
Umwelt <strong>als</strong> Mitwelt im „Gefühl <strong>de</strong>r Ehrfurcht<br />
und Hochachtung“ (31) geweckt und geför<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die <strong>de</strong>rzeitige durch <strong>de</strong>n Menschen<br />
mitverursachte missliche Schieflage <strong>de</strong>s Weltgefüges<br />
kann nur mit Hilfe einer richtigen Einstellung<br />
<strong>de</strong>s Menschen (beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r westlichen<br />
Kultur infolge <strong>de</strong>s griechisch-römischen Zeit- und<br />
Weltverständnisses) zu sich und seiner Umwelt in<br />
Form einer „kulturellen Therapie“ (271) korrigiert<br />
und durch ein „Gemeinschaftsgefühl“ (274)<br />
füreinan<strong>de</strong>r in Harmonie gebracht wer<strong>de</strong>n. Nur im<br />
Einklang mit <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>r Natur ist Frie<strong>de</strong>n<br />
mit sich und <strong>de</strong>r Welt möglich. <strong>Diese</strong> spirituelle<br />
Grun<strong>de</strong>rfahrung/-weisheit sollte Schülern<br />
zum Gelingen einer guten Beziehung zwischen<br />
<strong>de</strong>r Menschheit mit <strong>de</strong>r Schöpfung und letztendlich<br />
mit <strong>de</strong>m göttlichen Schöpfer einerseits und<br />
zwischen Christen, Ju<strong>de</strong>n und Muslimen an<strong>de</strong>rerseits<br />
so früh wie nur möglich meditativ „kinästhetisch“<br />
(44) bewusst gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Bleibt zu hoffen, dass das Buch von D. einen<br />
wichtigen Schritt in die richtige Richtung zum<br />
Erhalt <strong>de</strong>r Schöpfung und <strong>de</strong>r in ihr leben<strong>de</strong>n und<br />
von ihr abhängigen Menschheit bei <strong>de</strong>n Lesern<br />
nachhaltig bewirkt. Manfred Diefenbach<br />
Gnilka, Joachim<br />
Die Nazarener<br />
und <strong>de</strong>r Koran<br />
Eine Spurensuche. – Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r.<br />
2007. 176 S., € 14,90 (ISBN 978-3-451-29668-0)<br />
Schon <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r ersten Islam-Veröffentlichung,<br />
zum Verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n von Bibel und Koran,<br />
<strong>de</strong>s emeritierten Münchner Neutestamentlers Joachim<br />
Gnilka war auch <strong>de</strong>m unbeschwerten Zugang<br />
zum Thema zuzuschreiben. Der Autor hat<br />
Spaß am Forschen, erweist sich in seiner Sparte<br />
<strong>als</strong> zu Recht anerkannter Fachmann und stellt<br />
Fragen an <strong>de</strong>n Islam, wie sie <strong>de</strong>m lesen<strong>de</strong>n Nichtmuslim<br />
nahe sind.<br />
Und in diesem nun zur Vorstellung zu bringen<strong>de</strong>n<br />
neuen Buch mischt er sich in die aktuelle Debatte<br />
um die Inschriften <strong>de</strong>s Jerusalemer Felsendoms<br />
ein. Das ist <strong>de</strong>r Leckerbissen. Gnilkas Standpunkt<br />
zur möglichen Neuinterpretation <strong>de</strong>s bisher<br />
<strong>als</strong> Eigennamen verstan<strong>de</strong>nen „muhammad“, das<br />
nach <strong>de</strong>m unter Pseudonym schreiben<strong>de</strong>n Luxenberg<br />
auch <strong>als</strong> Gerundiv gelesen wer<strong>de</strong>n und dann<br />
vielleicht auch auf „<strong>de</strong>n zu loben<strong>de</strong>n“ Jesus<br />
gemünzt wer<strong>de</strong>n könnte, ist die neu begrün<strong>de</strong>te<br />
Auffor<strong>de</strong>rung zum Dialog <strong>de</strong>r monotheistischen<br />
Religionen.<br />
INFO 36 · 4/2007
Welche Christen hat <strong>de</strong>r Koran im Sinn, wenn er<br />
von ihnen einmal positiv einmal negativ spricht,<br />
wenn er ihren Tritheismus verurteilt, aber ihre<br />
moralische Stärke rühmt? Gnilka stellt mit Recht<br />
fest, dass die Christen im Koran „nasara“ genannt<br />
wer<strong>de</strong>n. Er beginnt daraufhin, <strong>de</strong>n Koran von <strong>de</strong>r<br />
zweiten Sure an zu lesen, um sich einen ersten<br />
Eindruck, wie er schreibt, zu verschaffen. <strong>Diese</strong><br />
Sure ist ausgesprochen ergiebig, fällt allerdings<br />
in die medinensische Offenbarungszeit, d.h. nach<br />
622 n. Chr., und darf nicht mit <strong>de</strong>n historisch ersten<br />
Offenbarungsversen verwechselt wer<strong>de</strong>n. In<br />
<strong>de</strong>r ersten mekkanischen Offenbarungsperio<strong>de</strong><br />
macht <strong>de</strong>r Koran kaum Anspielungen auf die<br />
Christen, wenn nicht auf jene in Nadschran. Anhand<br />
sprachwissenschaftlicher Beobachtungen<br />
kommt Gnilka schließlich zu <strong>de</strong>r Vermutung, es<br />
könnte sich bei <strong>de</strong>n „nasara“ um die Nazoräer<br />
han<strong>de</strong>ln. Deren Geschichte behan<strong>de</strong>lt er auch in<br />
zwei spannen<strong>de</strong>n Kapiteln.<br />
Zur Unterstützung seiner These befragt er dann<br />
die koranischen Zitate aus <strong>de</strong>n neutestamentlichen<br />
Überlieferungen, die verschwin<strong>de</strong>nd gering<br />
sind im Vergleich zu <strong>de</strong>n alttestamentlich-jüdischen.<br />
Nach einer ersten Beobachtung muss er<br />
konstatieren, dass das Matthäusevangelium favorisiert<br />
wird. Zum zweiten behauptet er, <strong>de</strong>r Koran<br />
kenne keinen paulinischen Stoff. So lenkt er die<br />
Aufmerksamkeit auf das Ju<strong>de</strong>nchristentum, das<br />
sich von <strong>de</strong>r Großkirche löste und eine eigene<br />
Ausprägung entwickelte.<br />
Im langen Kapitel über das Jesusbild <strong>de</strong>s Koran<br />
fallen schließlich die in diesem Forschungsbericht<br />
schon vermissten Fachbegriffe von Adoptianismus,<br />
Nestorianismus, Monophysitismus. Gnilka<br />
ordnet Muhammad bzw. <strong>de</strong>n Koran keiner bestimmten<br />
christologischen Richtung zu, weil sie<br />
<strong>de</strong>r Islam, hier beruft sich Gnilka auf Ohlig, verwirft.<br />
Hier hätte ich mir persönlich die Expertenmeinung<br />
zu <strong>de</strong>n möglichen Einflüssen <strong>de</strong>r Nasiräer,<br />
<strong>de</strong>ren Name durchaus Ähnlichkeit mit <strong>de</strong>m<br />
Begriff „nasara“ zeigt, gewünscht. Gera<strong>de</strong> weil<br />
Riten, wie jene <strong>de</strong>r Pilgerfahrt, zu <strong>de</strong>nen das Verbot<br />
<strong>de</strong>s Haareschnei<strong>de</strong>ns gehört, auch die absolute<br />
Abstinenz von Alkohol, in diese Richtung Spuren<br />
legen, auf <strong>de</strong>nen noch gesucht wer<strong>de</strong>n kann.<br />
In seiner Sachlichkeit resümiert Gnilka am En<strong>de</strong>,<br />
<strong>de</strong>r Koran stelle we<strong>de</strong>r ein Reformju<strong>de</strong>ntum noch<br />
ein Reformchristentum dar, „son<strong>de</strong>rn etwas Neues,<br />
geprägt auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n Arabiens durch einen kraftvollen<br />
Propheten.“ Barbara Huber-Rudolf<br />
Kuschel, Karl-Josef<br />
Ju<strong>de</strong>n –<br />
Christen – Muslime<br />
Herkunft und Zukunft. – Düsseldorf: Patmos<br />
Verlag. 2007. 688 S., € 29,90 (ISBN 978-3-491-<br />
72500-3)<br />
Das umfangreiche neue Opus Kuschels „stellt<br />
Menschen aller drei Religionen die Grundfrage:<br />
Welchen Ort hat <strong>de</strong>r je An<strong>de</strong>re für mich? Welchen<br />
Raum hat das je an<strong>de</strong>re Glaubenszeugnis neben<br />
mir? Welche Herausfor<strong>de</strong>rung stellt es für mich<br />
dar?“ (23). Er will <strong>de</strong>n Leser „hineinziehen in die<br />
komplexe Welt <strong>de</strong>r Ur-Kun<strong>de</strong>n von Ju<strong>de</strong>ntum,<br />
Christentum und Islam“, die Texte „wie<strong>de</strong>r neu<br />
sprechen lassen, sie miteinan<strong>de</strong>r in Beziehung<br />
setzen, Gesprächsfä<strong>de</strong>n knüpfen, wechselseitig<br />
Dialoge eröffnen“, insgesamt: interreligiös vernetztes<br />
Denken einüben und interreligiös vernetztes<br />
Han<strong>de</strong>ln anstoßen“ (28).<br />
Dass <strong>de</strong>r interreligiöse Dialog mehr <strong>als</strong> je zuvor<br />
von drängen<strong>de</strong>r Brisanz ist und keine „Saisonentscheidung“,<br />
son<strong>de</strong>rn von vitaler Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r globalen Zukunft (37), muss wohl nicht<br />
eigens begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Der wirklich substanzielle<br />
und breitenwirksame Trialog <strong>de</strong>r drei abrahamitischen<br />
Religionen befin<strong>de</strong>t sich zwar aktuell<br />
(wie<strong>de</strong>r) erst in <strong>de</strong>n Anfängen, hat aber <strong>de</strong>nnoch<br />
weit zurückreichen<strong>de</strong> Wurzeln und ebenso<br />
ermutigen<strong>de</strong> Beispiele vorzuweisen. Kuschels<br />
Bemühen um eine sachlich-differenzierte Darstellung<br />
sowie die dazu notwendig breite Wie<strong>de</strong>rgabe<br />
von Dokumenten und Kronzeugen machen<br />
das Werk so umfänglich wie informativ. Kennzeichnend<br />
sind schon die Überschriften <strong>de</strong>r<br />
(nochm<strong>als</strong> stark geglie<strong>de</strong>rten) Teile <strong>de</strong>s Buches:<br />
1. Vom Konfrontations- zum Beziehungs<strong>de</strong>nken,<br />
2. Adam o<strong>de</strong>r: Gottes Risiko Mensch, 3. Noach<br />
o<strong>de</strong>r: Gottes zweite Chance für die Schöpfung, 4.<br />
Mose o<strong>de</strong>r: Der Kampf für ein „Grundgesetz <strong>de</strong>s<br />
Menschenanstan<strong>de</strong>s“, 5. Maria und Jesus o<strong>de</strong>r:<br />
Zeichen Gottes für alle Welt, 6. Abraham o<strong>de</strong>r:<br />
Das Risiko <strong>de</strong>s Gottvertrauens.<br />
Das Beson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r hier praktizierten „Synopse“<br />
ist, dass sie vom Koran ausgeht, <strong>als</strong>o „chronologisch<br />
mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> eines Glaubensprozesses“<br />
beginnt, „<strong>de</strong>r mit Abraham begann, durch Mose<br />
und Jesus neu ausgerichtet und durch Mohammed<br />
zu einem Abschluss gebracht ist“ (110).<br />
Bei <strong>de</strong>r Darlegung <strong>de</strong>r facettenreichen und<br />
teils heiklen Materie (etwa im 5. Teil) bleibt Kuschel<br />
wohlwollend aber kritisch zu allen Seiten,<br />
insbeson<strong>de</strong>re wo exklusivistische Positionen zu<br />
verzeichnen sind. Wer die „abrahamische Ökumene“<br />
ernst nimmt, „hört auf, allein an das Wohl<br />
<strong>de</strong>r Synagoge, <strong>de</strong>r Kirche o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Umma zu <strong>de</strong>nken.<br />
Dem ist es nicht gleichgültig, wie es um das<br />
Schicksal an<strong>de</strong>rer >Geschwister< gestellt ist“<br />
(609). Die Differenzen sollen dabei nicht überspielt<br />
wer<strong>de</strong>n, vielmehr heißt die Aufgabe „diese<br />
unvereinbaren Wahrheitsansprüche gegeneinan<strong>de</strong>r<br />
in richtigem Geist gesprächsfähig machen“<br />
(608). Genau das <strong>de</strong>monstriert das Buch in eindrucksvoller<br />
Weise – und ist darin Einladung und<br />
Zumutung zugleich.<br />
Es dürfte daher zu einem ungemein spannen<strong>de</strong>n<br />
Trialog kommen, wenn Gläubige <strong>de</strong>r drei<br />
Wege nach <strong>de</strong>r Lektüre ins Gespräch fin<strong>de</strong>n. Das<br />
ist <strong>de</strong>r Sache und <strong>de</strong>m Buch zu wünschen.<br />
Reiner Jungnitsch<br />
Keene, Michael<br />
Was Weltreligionen<br />
zu ethischen Grundfragen<br />
sagen<br />
Antworten von Christen, Ju<strong>de</strong>n und Muslimen.<br />
Aus d. Engl. übers. v. Friedrich Helmschrott. –<br />
Mülheim/Ruhr: Verlag an <strong>de</strong>r Ruhr. 2007. 189 S.,<br />
ill., € 22,00 (ISBN 978-3-8346-0080-6)<br />
Ein sehr lobenswertes Synopse-Projekt wird<br />
hier realisiert. Es basiert auf <strong>de</strong>r Einsicht, dass<br />
Verständnis, Akzeptanz und <strong>de</strong>r Abbau von Vorurteilen<br />
nur erreichbar sind, „wenn wir uns mehr<br />
mit <strong>de</strong>n Religionen auf dieser Welt auseinan<strong>de</strong>rsetzen“<br />
(9). Jedoch nicht alle Weltreligionen,<br />
son<strong>de</strong>rn speziell Ju<strong>de</strong>ntum, Christentum und Islam<br />
kommen zum Vergleich. Die ersten <strong>de</strong>r 10<br />
Kapitel gelten <strong>de</strong>n religiösen Grundlagen <strong>de</strong>r<br />
abrahamitischen Religionen: 1. Das Wesen Gottes,<br />
2. Das Wesen <strong>de</strong>s Glaubens, 3. Religionen<br />
und Wissenschaft, 4. Der Tod und das Leben nach<br />
<strong>de</strong>m Tod. Danach wird es eigentlich ethisch:<br />
5. Das Gute und das Böse, 6. Religion und zwischenmenschliche<br />
Beziehungen (Geschlechterrollen,<br />
Sexualität, Heirat, Empfängnisverhütung,<br />
Scheidung), 7. Religion und medizinische Ethik<br />
(Abtreibung, künstl. Befruchtung, Sterbehilfe,<br />
Suicid, Tierversuche), 8. Religion und Gleichberechtigung<br />
(Frauenrolle, Rassismus, Vergebung,<br />
Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Religionen), 9. Religion,<br />
Armut und Reichtum (Geld, Mildtätigkeit),<br />
10. Religion, Frie<strong>de</strong> und Gerechtigkeit (Krieg,<br />
Gewalt, Strafe, soziale Ungerechtigkeit). Ein<br />
Glossar im Anhang (184-189) erläutert die wichtigsten<br />
Begriffe.<br />
Angezielt sind 13- bis 17jährige Schüler/-innen.<br />
Die gut strukturierte und nutzvoll aufbereitete<br />
Materie macht das Werk unmittelbar unterrichtstauglich.<br />
Hilfreiche Fragen bzw. Arbeitsaufträge<br />
beschließen je<strong>de</strong>n Abschnitt sowie das<br />
gesamte Kapitel. Die zahlreichen s/w-Abbildungen<br />
sind allerdings weithin allgemeine Illustrierung.<br />
Die Texte sind einfach und überschaubar<br />
gehalten. Interessierte fin<strong>de</strong>n am Kapitelen<strong>de</strong> jeweils<br />
noch Literatur- und Linktipps.<br />
Kritisierbares liegt mehr formal im sprachlichen<br />
Detail. Etwa wi<strong>de</strong>rsprüchliche Bezeichnungen,<br />
wenn (50ff u.ö.) zu Genesis 1 und 2 mal<br />
von Schöpfungsmythen, mal von Schöpfungsberichten<br />
die Re<strong>de</strong> ist. Missverständlich bleibt<br />
(64) die Aussage, dass nach christlicher Auffassung<br />
<strong>de</strong>r Körper (!) bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt im<br />
Grabe bleibe. Unklar bleibt auch (66f) die Bezeichnung<br />
„nonkonformistische Bestattung“,<br />
und <strong>de</strong>r Zölibat erhält (103) einmal mehr sein<br />
f<strong>als</strong>ches „das“.<br />
Anzufragen wäre noch, wieso beim Abschnitt<br />
über das Verhältnis <strong>de</strong>r Christen zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Religionen nicht aus <strong>de</strong>m epochalen Vatikan-Dokument<br />
„Nostra Aetate“ zitiert wur<strong>de</strong>, was hier<br />
mehr Profil vermittelt hätte. Doch diese vergleichsweise<br />
geringen Mängel schmälern kaum<br />
<strong>de</strong>n Wert und praktischen Nutzen <strong>de</strong>s Werkes.<br />
Der Religionendialog ist heute nötiger <strong>de</strong>nn je.<br />
Dazu leistet das Arbeitsbuch einen hochwertigen<br />
Beitrag.<br />
Reiner Jungnitsch<br />
Wimmer, Stefan Jakob<br />
Weltreligionen<br />
ent<strong>de</strong>cken<br />
Ju<strong>de</strong>ntum, Christentum und Islam. Das Memospiel.<br />
– Stuttgart: Verlag Kath. Bibelwerk. 2005. 36<br />
Kartenpaare. Spielanleitung: 22 S., € 12,90 (ISBN<br />
978-3-460-33205-8)<br />
LITERATUR & MEDIEN<br />
207<br />
INFO 36 · 4/2007
LITERATUR & MEDIEN<br />
208<br />
Die jeweils 12 Kartenpaare aus <strong>de</strong>n drei abrahamitischen<br />
Religionen – Ju<strong>de</strong>ntum, Christentum,<br />
Islam – tragen auf <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rseite Fotos mit<br />
Symbolen, Festen o<strong>de</strong>r Ritualen aus je<strong>de</strong>r dieser<br />
Religionen, die sich in ihrer Eigenheit entsprechen<br />
o<strong>de</strong>r ähneln (z. B. Synagoge – Kirche – Moschee,<br />
o<strong>de</strong>r Tora – Bibel – Koran, o<strong>de</strong>r Pfarrer –<br />
Rabbi – Imam). Im Beiblatt sind die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r und ihre Verbindungen zueinan<strong>de</strong>r<br />
übersichtlich abgebil<strong>de</strong>t und erklärt. Wobei man<br />
natürlich über die Auswahl, die auch eine Akzentsetzung<br />
be<strong>de</strong>utet, streiten kann. Auch fin<strong>de</strong>t man<br />
im Beiblatt die Spielregeln und Spielvarianten,<br />
z.B. „Das Memospiel ist für 2 bis 7 Spieler. Bei<br />
mehr <strong>als</strong> 7 Spielern (Anm.: in <strong>de</strong>r Klasse o<strong>de</strong>r Religionsgruppe)<br />
wer<strong>de</strong>n möglichst 2-3 gleichstarke<br />
Mannschaften gebil<strong>de</strong>t.“ Während <strong>de</strong>s Spiels<br />
können die Kin<strong>de</strong>r einige äußerliche Unterschie<strong>de</strong><br />
zwischen <strong>de</strong>n Weltreligionen und neue Begriffe<br />
und Symbole kennen lernen. Da <strong>de</strong>r Alltag<br />
schon für Kin<strong>de</strong>r im Kin<strong>de</strong>rgarten vom Kontakt<br />
mit an<strong>de</strong>ren Religionsgemeinschaften geprägt<br />
ist, ist das Memospiel eine gute Möglichkeit „auf<br />
spielerische Weise Interesse und Toleranz zu wecken“(Spielanleitung).<br />
Interreligiöse Kompetenz<br />
ist in unserer Zeit schon in <strong>de</strong>r Grundschule ein<br />
Schlüssel für ein friedliches und respektvolles<br />
Zusammenleben.<br />
Das Spiel ist auch schon für jüngere (ab Eingangstufe),<br />
bzw. schwächere (För<strong>de</strong>rschule)<br />
Schüler/-innen geeignet. Gera<strong>de</strong> diese Kin<strong>de</strong>r<br />
mögen gerne Memories, weil sie gegenüber intelligenteren<br />
und älteren und mir <strong>als</strong> Lehrerin eine<br />
reelle Gewinnchance haben. Als Einstieg o<strong>de</strong>r<br />
Freiarbeitsmaterial zum Thema Weltreligionen<br />
ist <strong>de</strong>r Einsatz für ältere Schüler/-innen <strong>de</strong>nkbar,<br />
die so spielerisch wesentliche Begriffe und Merkmale<br />
sowohl <strong>de</strong>r eigenen <strong>als</strong> auch an<strong>de</strong>rer Religionen<br />
kennen lernen.<br />
Die Spielregeln und –varianten sind kurz und<br />
verständlich formuliert und lassen Raum für eigene<br />
I<strong>de</strong>en und Fortsetzungen (z.B. weitere sich<br />
entsprechen<strong>de</strong> Begriffe auf eigenen Kärtchen gestalten).<br />
Das Spiel eignet sich gut zum Einsatz im<br />
Religions- und Ethikunterricht von Grund-, För<strong>de</strong>r-<br />
und weiterführen<strong>de</strong>n Schulen <strong>de</strong>r Sekundarstufe<br />
1.<br />
Christa Kuch<br />
Pesch, Magdalene<br />
Wie Weihnachten!?<br />
Drei Religionen und ihre Freu<strong>de</strong>nfeste<br />
(Religionsunterricht primar).- Göttingen:<br />
Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007.99 S.,ill., DIN A4.,<br />
€ 14,90 (ISBN 987-3-525-61009)<br />
Wir leben in einer Gesellschaft, die immer<br />
vielfältiger wird. Das macht ein Miteinan<strong>de</strong>r<br />
nicht immer leicht, son<strong>de</strong>rn erfor<strong>de</strong>rt Achtung<br />
und Solidarität. Regeln sind notwendig. Um <strong>de</strong>n<br />
Frem<strong>de</strong>n neben mir zu verstehen, muss ich ihn<br />
kennenlernen. Religion und Kultur prägen das<br />
christliche Abendland ebenso wie <strong>de</strong>n muslimischen<br />
Orient. Wichtig ist es, immer wie<strong>de</strong>r zu fragen:<br />
Was verbin<strong>de</strong>t uns? Aber auch: Was trennt<br />
uns? Was ist an<strong>de</strong>rs?<br />
Gemeinsam sind vielen Festen einige grundlegen<strong>de</strong><br />
Kommunikationsformen: Menschen beten,<br />
etwa in <strong>de</strong>r Form von Gesang; sie sprechen<br />
<strong>de</strong>n Segen – im Haus o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r gottesdienstlichen<br />
Versammlung; sie freuen sich über das Licht<br />
im Dunkeln. Allerdings ist <strong>de</strong>r religiöse Grund<br />
für die Festfreu<strong>de</strong> sehr verschie<strong>de</strong>n: Christen<br />
freuen sich an Weihnachten über die Geburt <strong>de</strong>s<br />
Erlösers. Sie feiern seinen Geburtstag und damit<br />
auch die eigene neue Geburt. Ju<strong>de</strong>n erinnern sich<br />
an Chanukka voll Freu<strong>de</strong> an die Wie<strong>de</strong>r-Eröffnung<br />
ihres Tempels: Dies ist für sie ein Zeichen<br />
dafür, dass Gott <strong>de</strong>n Schwachen gegenüber <strong>de</strong>n<br />
Starken hilft. Muslime zeigen im gemeinsamen<br />
Fasten gegenüber Gott Gehorsam: Das Zuckerfest<br />
zum Abschluss <strong>de</strong>r Fastenzeit wird dann <strong>als</strong> ein<br />
Geschenk Gottes gefeiert. Bei diesen drei großen<br />
Festen haben sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit religiöser Ursprung<br />
und Brauchtum vielfältig miteinan<strong>de</strong>r<br />
vermischt. Das vorliegen<strong>de</strong> Heft will <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
mit Hilfe von 5 Schwerpunkten zu bei<strong>de</strong>m<br />
einen Zugang verschaffen:<br />
– Aneinan<strong>de</strong>r freuen – Füreinan<strong>de</strong>r da sein (Der<br />
barmherzige Samariter; Wir gehören zusammen;<br />
Ruts Weg)<br />
– Christen freuen sich auf ihr Weihnachtsfest<br />
(Ein Licht geht uns auf in <strong>de</strong>r Dunkelheit; Wir<br />
gehen zur Krippe; Weihnachtsbräuche und ihre<br />
Be<strong>de</strong>utung)<br />
– Ju<strong>de</strong>n freuen sich auf ihr Lichterfest (Chanukka<br />
– Lichter und Segen; Chanukka - Stationen)<br />
– Muslime freuen sich auf ihr Zuckerfest (Ramadan<br />
und Zuckerfest; Sieben Wochen ohne –<br />
was? ; Wir feiern gemeinsam)<br />
– Wir freuen uns miteinan<strong>de</strong>r (Ein Bild: Wie<br />
Frie<strong>de</strong>nstauben geboren wer<strong>de</strong>n; Ein Spiel:<br />
Wir gewinnen alle; Eine Feier: Wir sind alle<br />
Sterne Gottes)<br />
<strong>Diese</strong>s Heft gehört zu einer Reihe mit <strong>de</strong>m Titel<br />
„Religionsunterricht primar“. Das religionspädagogische<br />
Konzept dieser Heftreihe sieht einen<br />
Religionsunterricht zum Sehen und Hören,<br />
Anfassen und Erleben, Nach<strong>de</strong>nken und Aussprechen,<br />
Forschen und Tüfteln vor. Für je<strong>de</strong>n<br />
Schwerpunkt (siehe oben) gibt es Bausteine, die<br />
drei Dimensionen umfassen: Lebenswelt (ent<strong>de</strong>cken/wahrnehmen),<br />
Bibel (<strong>de</strong>uten/verstehen) und<br />
religiöse Sitten und Gebräuche (gestalten).<br />
Alle Bausteine beinhalten einen möglichen<br />
Verlauf, alle für <strong>de</strong>n Lehrer benötigten Texte,<br />
mögliche Aufgaben sowie Arbeitsblätter für die<br />
Schüler. Das Heft ist sehr übersichtlich geglie<strong>de</strong>rt<br />
und durch Symbole wird die Anwendung erleichtert.<br />
Die Unterrichtsi<strong>de</strong>en für eine Umsetzung <strong>de</strong>s<br />
Themas sind ohne großen Aufwand zu verwirklichen,<br />
alle Kopiervorlagen sind ansprechend gestaltet.<br />
Das Thema wird <strong>de</strong>n Schülern mit Hilfe<br />
von Lie<strong>de</strong>rn, Geschichten, Mal- und Bastelvorlagen,<br />
Rätseln, Rollenspielen und Gedichten nahe<br />
gebracht.<br />
Das Heft bietet mit <strong>de</strong>m Bausteine-Prinzip eine<br />
große Auswahl an I<strong>de</strong>en. Je<strong>de</strong>r Unterrichten<strong>de</strong><br />
ist selbst gefor<strong>de</strong>rt, durch die Auswahl<br />
Schwerpunkte zu setzen. Das Konzept dieser<br />
Reihe (Lebenswelt – Bibel – religiöse Sitten und<br />
Gebräuche) gewährleistet einen kommunikativen,<br />
interreligiösen, korrelativen und handlungsorientierten<br />
Religionsunterricht mit rotem Fa<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Diese</strong> <strong>Ausgabe</strong> überzeugt und macht neugierig<br />
auf die an<strong>de</strong>ren Hefte <strong>de</strong>r Reihe „Religionsunterricht<br />
primar“! Sehr empfehlenswert!<br />
Gabriele Hastrich<br />
Leimgruber, Stephan<br />
Interreligiöses lernen<br />
– München: Kösel-Verlag. 2007.<br />
351 S., ill., € 19,95 (ISBN 978-3-<br />
466-36748-1)<br />
Manche Bücher wer<strong>de</strong>n von ihrer beschriebenen<br />
Sache so rasch überholt, dass durch die „erhöhte<br />
gesellschaftliche Dringlichkeit <strong>de</strong>s Anliegens“<br />
(13) eine gründlich überarbeitete Neuauflage<br />
geboten ist. Wur<strong>de</strong> schon die erste Auflage<br />
1995 in allen Bildungsbereichen begrüßt, so dürfte<br />
auch diese Überarbeitung auf positive Resonanz<br />
treffen.<br />
Leimgruber verarbeitet und präsentiert hier<br />
sowohl die jüngsten fachwissenschaftlichen Beiträge<br />
und empirischen Studien. Er erweitert auch<br />
die entsprechen<strong>de</strong>n Lernfel<strong>de</strong>r, z. B. die „Sakralraumpädagogik“,<br />
geht auf die Heiligen Schriften<br />
<strong>de</strong>r Religionen ein und auch auf die zwischenzeitlich<br />
erschienenen Stellungnahmen <strong>de</strong>r Kirchen<br />
zum interreligiösen Dialog.<br />
Dem Prinzip einer „subjektorientierten Religionsdidaktik<br />
<strong>de</strong>r Differenz“ folgen auch die drei<br />
großen Dialogkapitel: Lernprozess Christen – Ju<strong>de</strong>n,<br />
Christen – Muslime und Christentum – fernöstliche<br />
Religionen. Voraus geht eine Klärung<br />
von Schlüsselbegriffen: interkulturelles und interreligiöses<br />
lernen. Die „verän<strong>de</strong>rten gesellschaftlichen<br />
und kirchlichen Voraussetzungen“<br />
(etwas die Diskussion um die religionstheologischen<br />
Mo<strong>de</strong>lle) mün<strong>de</strong>n konsequent in <strong>de</strong>n „Entwurf<br />
einer Didaktik <strong>de</strong>r Weltreligionen“.<br />
Die angestrebte interkulturelle und interreligiöse<br />
Kompetenz zeige sich vor allem „in <strong>de</strong>r Unterscheidungsfähigkeit<br />
von authentischen Erfahrungen<br />
und an<strong>de</strong>ren“ (40). Die Kompetenzen<br />
„auszubil<strong>de</strong>n, zu selbstständigem Urteilen anzuleiten<br />
und dadurch zu religiöser Mündigkeit zu<br />
befähigen“ sei die generelle Aufgabe. Das bessere<br />
Verstehen <strong>de</strong>s Frem<strong>de</strong>n erbringt bekanntlich<br />
auch ein vertieftes Verstehen <strong>de</strong>s Eigenen.<br />
Die anspruchsvollen Inhalte sind übersichtlich<br />
geglie<strong>de</strong>rt, in vorbildlicher Sprache gehalten<br />
und wer<strong>de</strong>n hilfreich durch jeweilige Zusammenfassungen<br />
transparent gemacht. Die „Schritte in<br />
die Praxis“ bieten mehrere Unterrichtssequenzen,<br />
die notgedrungen „grob strukturiert“ (236)<br />
bleiben müssen (aber <strong>de</strong>nnoch anregen<strong>de</strong> Bausteine<br />
darstellen), eben weil es heute keine allgemein-gültige<br />
Unterrichtskonzeption für das interreligiöse<br />
Lernen mehr gibt (74).<br />
Wenn auch <strong>de</strong>r Blick auf Ju<strong>de</strong>ntum und Islam<br />
zu wenig die Differenzen zwischen <strong>de</strong>n internen<br />
Glaubensgruppierungen berücksichtigt, so schmälert<br />
das kaum <strong>de</strong>n informativen und didaktischen<br />
Wert dieses Handbuches. In Schule, Gemein<strong>de</strong><br />
und Erwachsenenbildung wird es seinen verdienten<br />
Platz (erneut) behaupten.<br />
Reiner Jungnitsch<br />
INFO 36 · 4/2007
Brumlik, Micha<br />
Was stimmt?<br />
Ju<strong>de</strong>ntum<br />
Die wichtigsten Antworten (HERDER spektrum<br />
5796). – Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r 2007. 127 S.,<br />
€ 7,90 (ISBN 978-3-451-05796-0)<br />
Micha Brumlik (Professor am Institut für Allgemeine<br />
Erziehungswissenschaft <strong>de</strong>r Johann<br />
Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main<br />
mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt „Theorie <strong>de</strong>r Erziehung<br />
und Bildung“) legt in <strong>de</strong>r kleinen HERDER-spektrum-Reihe<br />
einen Band mit <strong>de</strong>n wichtigsten Fragen,<br />
Vorurteilen und Antworten zum Ju<strong>de</strong>ntum<br />
vor. Bei <strong>de</strong>r Lektüre fällt vor allem eines auf: Wie<br />
viel Wissen auf so wenigen Seiten anschaulich,<br />
mit leserfreundlichem Druckbild und verständlich<br />
präsentiert wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Nach einer Einleitung (1.), in <strong>de</strong>r das jüdische<br />
Selbstverständnis, die Spannungen zwischen Ju<strong>de</strong>ntum<br />
und Christentum <strong>als</strong> auch die bestehen<strong>de</strong>n<br />
Vorurteile gegen Ju<strong>de</strong>n angesprochen wer<strong>de</strong>n,<br />
wen<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Autor in drei Kapiteln <strong>de</strong>n<br />
wesentlichen Themen zu und bietet Einblicke in<br />
die Welt <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums. Im ersten Abschnitt (2.)<br />
behan<strong>de</strong>lt er „Grenzlinien“, genauer das Verhältnis<br />
von Glaube, Volk, Religion und Staat; dabei<br />
räumt er auf mit <strong>de</strong>r Vorstellung von einer Symbiose<br />
dieser vier Elemente. Weiter argumentiert<br />
er gegen das Vorurteil, das Ju<strong>de</strong>ntum sei eine Religion<br />
<strong>de</strong>s Gesetzes und stelle einen Gegensatz<br />
zum Evangelium dar. Eine Sichtweise, die aus<br />
neutestamentlicher Sicht, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r neueren<br />
(angelsächsischen) Paulusforschung, nur unterstrichen<br />
wer<strong>de</strong>n kann! Schließlich geht er auf<br />
das Verhältnis von Ju<strong>de</strong>ntum und Christentum,<br />
ihre gemeinsamen Ursprünge und ihren Trennungsprozess<br />
ein. Das 18-Bittgebet, die Kanonwerdung<br />
<strong>de</strong>s AT sowie die Komplexität <strong>de</strong>r geschichtlichen<br />
Entwicklung wer<strong>de</strong>n dabei kurz<br />
und <strong>de</strong>nnoch mit <strong>de</strong>n notwendigen Differenzierungen<br />
dargestellt. Der zweite Abschnitt (3.)<br />
stellt das Verhältnis <strong>de</strong>s Menschen zu Gott in die<br />
Mitte. Das alte von Markion stammen<strong>de</strong> Vorurteil,<br />
das Ju<strong>de</strong>ntum sei eine Religion <strong>de</strong>r Rache,<br />
sowie die Zuordnungen von Angst, Werkgerechtigkeit<br />
und Ritualismus zur jüdischen I<strong>de</strong>ntität<br />
wer<strong>de</strong>n argumentativ aus <strong>de</strong>m Weg geräumt. Notwendige<br />
Basisinformationen zum besseren Verständnis<br />
<strong>de</strong>s Haupttextes wer<strong>de</strong>n in farblich unterlegten<br />
Kästchen geboten (z.B. zum zweiten<br />
Tempel, Bibeltexte o<strong>de</strong>r biographische Informationen).<br />
Der dritte thematische Abschnitt (4.) behan<strong>de</strong>lt<br />
das Verhältnis von Religion und Gesellschaft.<br />
Darunter wird zunächst <strong>de</strong>r Erwählungsgedanke<br />
dargestellt und erklärt. Erwählung ist<br />
dabei nicht im Sinne eines Exklusivismus zu verstehen.<br />
Die Offenheit gegenüber <strong>de</strong>m Beitritt<br />
zum Sinaibund ist ein Argument gegen das Vorurteil<br />
<strong>de</strong>s „Rassenstolzes“. Gegen die These eines<br />
patriarchalen Ju<strong>de</strong>ntums hält Brumlik die Vielfalt<br />
<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums und insbeson<strong>de</strong>re die <strong>de</strong>s Reformju<strong>de</strong>ntums,<br />
das Frauen zu Rabbinerinnen ordiniert;<br />
zu<strong>de</strong>m privilegiere die Matrilinearität Frauen<br />
seit rabbinischer Zeit. Auch auf große Frauengestalten<br />
<strong>de</strong>r Bibel verweist <strong>de</strong>r Autor. Frauenfeindliche<br />
Züge erkennt er ausschließlich in <strong>de</strong>m<br />
seit <strong>de</strong>m 18. Jh. entstehen<strong>de</strong>n orthodoxen Ju<strong>de</strong>ntum,<br />
das jedoch – und das wird nicht ausdrücklich<br />
genannt – im Land Israel immer einflussreicher<br />
wird. Schließlich wird das Vorurteil wi<strong>de</strong>rlegt,<br />
das Ju<strong>de</strong>ntum sei eine Religion <strong>de</strong>s Utopismus<br />
und Nationalismus.<br />
Eine Chronologie wichtiger Daten zum Ju<strong>de</strong>ntum,<br />
ein Glossar sowie ausgewählte Literaturhinweise<br />
run<strong>de</strong>n das Buch ab und la<strong>de</strong>n zur<br />
Vertiefung ein. Die Offenheit <strong>de</strong>s Autors und seine<br />
Verortung in einem weltzugewandten Ju<strong>de</strong>ntum<br />
lassen sich durchgängig erkennen. Das Buch<br />
sei all jenen empfohlen, die sich mit <strong>de</strong>n gängigen<br />
Vor-Urteilen gegen das Ju<strong>de</strong>ntum auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />
– auch wenn Vor-Urteile sich eher durch<br />
Begegnungen <strong>als</strong> durch kognitive Reflexionen<br />
abbauen lassen.<br />
Beate Kow<strong>als</strong>ki<br />
Knobloch, Charlotte / Brumlik,<br />
Micha / E<strong>de</strong>rberg, Gesa S. im<br />
Gespräch mit Wilfried Köpke<br />
Wenn nicht jetzt,<br />
wann dann?<br />
Die Zukunft <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Ju<strong>de</strong>ntums. – Freiburg<br />
u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 144 S., € 14,90<br />
(ISBN 978-3-451-29395-5)<br />
Mehr <strong>als</strong> 100.000 Mitglie<strong>de</strong>r verzeichnen die<br />
jüdischen Kultusgemein<strong>de</strong>n in Deutschland wie<strong>de</strong>r.<br />
München und Berlin beherbergen wie<strong>de</strong>rerstan<strong>de</strong>ne<br />
große Synagogen. Seit 2006 wer<strong>de</strong>n<br />
nach vielen Jahrzehnten wie<strong>de</strong>r hierzulan<strong>de</strong> ausgebil<strong>de</strong>te<br />
Rabbiner in ihr Amt eingeführt. Um die<br />
langsam gewachsene „Normalität in <strong>de</strong>m Land,<br />
das in <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r Schoa steht“ (11)<br />
sowie eine „Standortbestimmung jüdischen Lebens<br />
in Deutschland“ (15) drehen sich die hier<br />
dokumentierten Gespräche. Jüdische Repräsentanten<br />
aus drei Generationen geben selbstbewusst<br />
Auskunft über ihre Erfahrungen und Sichtweisen<br />
auf ihr Ju<strong>de</strong>ntum. Die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zentralrats<br />
<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n in Deutschland, ein Wissenschaftler<br />
und eine (konvertierte) Rabbinerin stehen zugleich<br />
für <strong>de</strong>n Facettenreichtum jüdischen Lebens<br />
<strong>als</strong> auch für <strong>de</strong>ssen vitale Wandlungsfähigkeit<br />
innerhalb <strong>de</strong>r gemeinsamen Traditionen.<br />
Es sind, trotz aller Kürze, informative Einblicke<br />
in heutiges Ju<strong>de</strong>sein „im Land <strong>de</strong>r Täter“ –<br />
insbeson<strong>de</strong>re für christliche Leser, <strong>de</strong>ren religiöse<br />
I<strong>de</strong>ntität eben nicht ohne die jüdischen Wurzeln<br />
zu bestimmen ist. Reiner Jungnitsch<br />
Krochmalnik, Daniel<br />
Im Garten <strong>de</strong>r Schrift<br />
Wie Ju<strong>de</strong>n die Bibel lesen. –<br />
Augsburg: St. Ulrich Verlag. 2006. 176 S., € 16,90<br />
(ISBN 978-3-936484-67-0)<br />
Der Verfasser ist Professor für Jüdische Religionspädagogik<br />
sowie Dozent für Jüdische Philosophie<br />
in Hei<strong>de</strong>lberg. Als renomierter Kenner <strong>de</strong>r<br />
rabbinischen Literatur und Schriftauslegung<br />
möchte er gera<strong>de</strong> christliche Leser in diese eigenwillige<br />
exegetische Welt einführen. Schlüsselbegriff<br />
ist dabei PaRDeS, ein Kürzel für die vier<br />
Sinnschichten und Interpretationsmetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Bibel: Pschat = einfacher Sinn, Remes = ange<strong>de</strong>uteter<br />
Sinn, Drasch = belehren<strong>de</strong>r Sinn und<br />
Sod = geheimer Sinn. Das erinnert an die scholastische<br />
Lehre vom „vierfachen Schriftsinn“ (Th. v.<br />
Aquin), bleibt naturgemäß aber theologisch an<strong>de</strong>rs<br />
ausgerichtet.<br />
K. unterstreicht, dass in <strong>de</strong>r rabbinischen Hermeneutik<br />
dieser vierfache Schriftsinn <strong>als</strong> Ganzheit<br />
betrachtet wer<strong>de</strong>n müsse, „daß die Vier<strong>de</strong>utigkeit<br />
im Grun<strong>de</strong> genommen eine Vierfaltigkeit<br />
o<strong>de</strong>r Viereinigkeit <strong>de</strong>s Sinns ist“ (17).<br />
Einheit und gleichzeitige Vielfalt dieses Konzepts<br />
jüdischer Schriftauslegung <strong>de</strong>monstriert K.<br />
mittels vier ausgewiesenen mittelalterlichen<br />
Meistern <strong>de</strong>r Schrift<strong>de</strong>utung (11. bis 16. Jh.), die<br />
jeweils eine Hauptströmung dieser exegetischen<br />
Epoche repräsentieren.<br />
<strong>Diese</strong> Kapitel sind für nichtjüdische Leser<br />
hochinteressant und aufschlussreich, gera<strong>de</strong> weil<br />
diese Sichtweisen jenseits <strong>de</strong>r gängigen christlichen<br />
Exegese angesie<strong>de</strong>lt sind. Die Lektüre verlangt<br />
jedoch Konzentration und Geduld, belohnt<br />
dafür aber mit einem reicheren Verstehen <strong>de</strong>r jüdischen<br />
Zugänge zur Schrift. Reiner Jungnitsch<br />
Rosenthal, Donna<br />
Die Israelis<br />
Leben in einem außergewöhnlichen<br />
Land. Aus d: Engl. übers. v. Karl Heinz Sieber.-<br />
München: Verlag C. H. Beck. 2007. 209 S.,<br />
€ 24.90 (ISBN 978-3-406-55501-5)<br />
Donna Rosenthal ist Journalistin (BA in Politikwissenschaft/Berkely<br />
und MA in Internationale<br />
Beziehungen/London) und hat sowohl für verschie<strong>de</strong>ne<br />
amerikanische Zeitungen <strong>als</strong> auch <strong>als</strong><br />
TV-Produzentin in Israel und Reporterin für das<br />
Israelische Radio und die Jerusalem Post gearbeitet.<br />
Zu<strong>de</strong>m hat sie Lehraufträge für Journalismus<br />
inne an <strong>de</strong>r Hebrew University of Jerusalem, in<br />
Harvard und Georgetown.<br />
Ihrer wissenschaftlichen Akribie und journalistischen<br />
Begabung verdankt sich das vorliegen<strong>de</strong><br />
Buch, bei <strong>de</strong>ssen Lektüre einem manches Mal<br />
<strong>de</strong>r Atem stillsteht: spätestens wenn man mit ihr<br />
die Schicksale von namentlich genannten Personen<br />
in ihrem Alltagsleben in Jerusalem mitverfolgt,<br />
das von unsichtbaren Unsicherheiten,<br />
Selbstmordattentaten und krassen Gegensätzen<br />
einer multikulturellen, hoch religiös aufgela<strong>de</strong>nen<br />
bis absolut säkularen Gesellschaft innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Staates Israel geprägt ist. Es gibt keinen Lebensbereich,<br />
<strong>de</strong>r in dieser Darstellung <strong>de</strong>r Vielfalt<br />
und Gegensätzlichkeit dieses kleinen (Größe wie<br />
Rheinland-Pfalz!), unruhigen Staates ausgeklammert<br />
wird.<br />
In einer Einleitung beschreibt die Autorin die<br />
einan<strong>de</strong>r kollidieren<strong>de</strong>n Welten: „Israelis tragen<br />
Soldatenhelme, Kippot, Keffiyahs, Perücken<br />
und Schleier, aber auch umgedrehte Baseball-<br />
LITERATUR & MEDIEN<br />
209<br />
INFO 36 · 4/2007
LITERATUR & MEDIEN<br />
210<br />
mützen und an mp3-Player angeschlossene<br />
Kopfhörer.“ (S. 8) Die Beschreibung <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Kopfbe<strong>de</strong>ckungen ließe sich durchaus<br />
ausweiten... Der Hauptteil <strong>de</strong>s Buches glie<strong>de</strong>rt<br />
sich in vier Teile, jeweils weiter unterglie<strong>de</strong>rt<br />
in Kapitel.<br />
Teil eins behan<strong>de</strong>lt das Thema „Israeli wer<strong>de</strong>n“.<br />
Darin wird <strong>de</strong>r gefährliche Alltag in einem<br />
Jerusalem <strong>de</strong>r Selbstmordattentäter geschil<strong>de</strong>rt,<br />
gegen <strong>de</strong>n es kaum einen Schutz gibt. Gefahren,<br />
die sichtbar sind, kann aus <strong>de</strong>m Weg gegangen<br />
wer<strong>de</strong>n; aber öffentliche Buslinien zur Arbeit<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Zielorten lassen sich nicht vermei<strong>de</strong>n.<br />
Dass es kaum jeman<strong>de</strong>n gibt, kaum ein Ereignis<br />
<strong>de</strong>s individuellen Lebens, <strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r das<br />
nicht durch diese unsichtbare Bedrohung betroffen<br />
wäre: daran lässt Rosenthal keinen Zweifel.<br />
Weiters wer<strong>de</strong>n die Schwierigkeiten von Mischpaaren<br />
geschil<strong>de</strong>rt, die ihre Beziehung heimlich<br />
leben (müssen), um die scheinbar unvereinbaren<br />
Gegensätze ihrer Religion und nationalen Herkunft<br />
nicht preisgeben zu müssen. Wichtige Kapitel<br />
stellen auch die Darstellung <strong>de</strong>r israelischen<br />
Armee sowie <strong>de</strong>r Wirtschaftstechnologie dar.<br />
Dabei bleibt die Lektüre spannend, da immer<br />
konkrete Lebensschicksale ausgewählt wer<strong>de</strong>n,<br />
an <strong>de</strong>ren Beispiel Einblicke in <strong>de</strong>n jeweiligen gesellschaftlichen<br />
Sektor geworfen wer<strong>de</strong>n. Der<br />
Schutz <strong>de</strong>r einzelnen Personen wird durch die<br />
ausschließliche Nennung <strong>de</strong>r Vornamen <strong>de</strong>nnoch<br />
gewahrt. Der zweite Teil wen<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Vielfalt<br />
<strong>de</strong>r Einwohner in Israel zu: <strong>de</strong>n Ashkenasim, <strong>de</strong>n<br />
Mizrahim, <strong>de</strong>n Russen und <strong>de</strong>n äthiopischen Israelis.<br />
Spätestens nach <strong>de</strong>r Lektüre dieses Kapitels<br />
müsste man davon überzeugt sein, dass es<br />
„das“ Ju<strong>de</strong>ntum in Israel nicht gibt und <strong>de</strong>r/die<br />
typische Israeli/n noch erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Im dritten Teil geht es noch einmal um die Vielfalt<br />
<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums, aber unter <strong>de</strong>m Blickwinkel<br />
<strong>de</strong>r „Grabenbrüche“ zwischen Haredim, Orthodoxen<br />
und Nichtorthodoxen, überschrieben mit<br />
„Krieg <strong>de</strong>r Cheeseburger“. Schließlich han<strong>de</strong>lt<br />
<strong>de</strong>r vierte Teil von Nichtju<strong>de</strong>n im jüdischen<br />
Staat: von Muslimen, Beduinen, Drusen und<br />
Christen. Auch diese wer<strong>de</strong>n differenziert wahrgenommen,<br />
an Individuen vorgestellt und in ihrem<br />
Verhältnis zum Ju<strong>de</strong>ntum und Staat Israel<br />
charakterisiert.<br />
Wer einmal in Israel gewesen ist und aufmerksam<br />
durch Tel Aviv und dann Jerusalem gegangen<br />
ist – letzteres reicht fast schon – wird die Eindrücke<br />
<strong>de</strong>r Autorin sogleich mit eigenen Erfahrungsberichten<br />
anfüllen können und zustimmend<br />
nicken. Die Autorin hat nicht nur akribisch recherchiert,<br />
wie es sich für eine Wissenschaftlerin<br />
gehört, son<strong>de</strong>rn zu<strong>de</strong>m auch in ihrer sprachlich<br />
lebendigen Form Einblicke geboten, die nicht nur<br />
sensibel portraitieren wollen, son<strong>de</strong>rn auch konkret<br />
sind. Nichts ist frei erfun<strong>de</strong>n, alles kann sich<br />
so zutragen, je<strong>de</strong>n Tag neu. Die unterschiedlichen<br />
religiösen und geschichtlichen Traditionen, die<br />
politische Situation <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, beson<strong>de</strong>rs aber<br />
das Alltagsleben wer<strong>de</strong>n mit äußerster Lebendigkeit<br />
beschrieben. Das Buch von Rosenthal sollte<br />
man daher nicht abends lesen, da es leicht zu einer<br />
schlaflosen Nacht führen kann...<br />
Beate Kow<strong>als</strong>ki<br />
Brumlik, Micha/Heuberger,<br />
Rachel/Kugelmann, Cilly (Hg.)<br />
Reisen duch das jüdische<br />
Deutschland.<br />
– Köln: DuMont Verlag. 2006. 480 S. m. zahlr.<br />
farb. Abb., € 49,90 (ISBN 978-3-8321-7939-8)<br />
<strong>Diese</strong>s Buch ist weit mehr <strong>als</strong> ein Reiseführer<br />
<strong>de</strong>r üblichen Art mit Fakten, Daten und einigen<br />
Bil<strong>de</strong>rn! Es bietet nicht touristische Erlebnisse,<br />
son<strong>de</strong>rn historische Erfahrungen, nicht breite Information,<br />
son<strong>de</strong>rn Tiefenschörfung mit Blick<br />
auf die Beson<strong>de</strong>rheit jüdischer Geschichte und<br />
Gegenwart. Dass dies in Deutschland nur „nach“<br />
<strong>de</strong>m Holocaust geschehen kann, ist Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />
Problem und Chance zugleich.<br />
Der erste Teil <strong>de</strong>s schön gestalteten Werkes<br />
zeichnet „Porträts von Städten und Regionen“ –<br />
von Berlin bis Südwest<strong>de</strong>utschland, von Dres<strong>de</strong>n<br />
bis Speyer, von Düsseldorf bis Schleswig-Holstein:<br />
präzise Kurzdarstellungen aus Geschichte<br />
und Gegenwart, nicht ohne treffen<strong>de</strong>, auch mehrfarbige<br />
Bebil<strong>de</strong>rung. Deutlich wird: Trotz <strong>de</strong>r bösen<br />
Unterbrechung <strong>de</strong>r Nazizeit existiert jüdisches<br />
Leben in Deutschland (und <strong>de</strong>utsches Leben<br />
im jüdischen). Der zweite etwas kürzere Teil<br />
<strong>de</strong>s opulenten und erstaunlich preisgünstigen<br />
Werkes sammelt Essays zur grundsätzlichen Orientierung:<br />
angefangen bei <strong>de</strong>r Frage, was <strong>de</strong>nn eigentlich<br />
Ju<strong>de</strong>ntum sei o<strong>de</strong>r die jüdddische Sprache,<br />
bis hin zur Geschichte und Struktur jüdischer<br />
Gemein<strong>de</strong>n in Deutschland. Darsgestellt wer<strong>de</strong>n<br />
auch die Eigenart jüdischer Literatur nach 1945<br />
o<strong>de</strong>r die Beson<strong>de</strong>rheit koscheren Essens und entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Geschäfte. Nortgedrungen kurz gefasst,<br />
aber gut informierend und mit Standpunkt<br />
la<strong>de</strong>n die Beiträge ein, eine zugleich frem<strong>de</strong> und<br />
nahe Welt zu ent<strong>de</strong>cken. Die (bloß) zehn Seiten<br />
zum christlich-jüdischen Dialog in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
mit <strong>de</strong>m bezeichnen<strong>de</strong>n Titel „Kin<strong>de</strong>r<br />
Gottes im Land <strong>de</strong>r Täter“ nehmen, aus jüdischer<br />
Sicht verständlich, Kirchen und Christen primär<br />
unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt einer „Bringeschuld“ in<br />
<strong>de</strong>n Blick. Noch scheint die Zeit kaum reif, hier<br />
wechselseitig genauer und auch selbstkritischer<br />
ins Gespräch zu kommen.<br />
Der dritte, äußerlich knappe „<strong>Service</strong>teil“ informiert<br />
über Adressen jüdischer Gemein<strong>de</strong>n in<br />
Deutschland, KZ-Mahn- und Ge<strong>de</strong>nkstätten,<br />
weitere jüdische Sehenswürdigkeiten beson<strong>de</strong>rs<br />
in Ost<strong>de</strong>utschland und schließt mit einer Auswahlbibliographie.<br />
Das höchst empfehlenswerte Buch ist ein unerlässliches<br />
Werk für Basisorientierung und Erstinormation.<br />
Es weckt und vertieft Sinn und Interesse<br />
für <strong>de</strong>n Reichtum <strong>de</strong>rer, die dank <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>n<br />
aus Nazareth die älteren Brü<strong>de</strong>r und Schwestern<br />
<strong>de</strong>r Christen sind.<br />
Gotthard Fuchs<br />
Nachdruck mit freundlicher Erlaubnis <strong>de</strong>s Rezensenten<br />
und von „Christ in <strong>de</strong>r Gegenwart“ aus CiG, Nr. 38/2007,<br />
S. 310. Homepage: www.christ-in-<strong>de</strong>r-gegenwart.<strong>de</strong><br />
Maier, Johann<br />
Ju<strong>de</strong>ntum<br />
Studium Religion (UTB 2886). –<br />
Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007. 235 S.,<br />
€ 16,90 (ISBN 978-3-8252-2886-6)<br />
Maier, Johann<br />
Ju<strong>de</strong>ntum Rea<strong>de</strong>r<br />
Studium Religion (UTB 2112) –<br />
Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007. 227 S.,<br />
€ 8,90 (ISBN 978-3-8252-2912-2)<br />
Johann Maier, emeritierter evangelischer Judaist<br />
an <strong>de</strong>r Universität Köln und Experte <strong>de</strong>r<br />
Qumranschriften, hat legt mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n kleinen<br />
UTB-Bän<strong>de</strong>n eine profun<strong>de</strong> Einführung in die<br />
Religion <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums vor, die sowohl für Studium<br />
<strong>als</strong> auch Praxis unentbehrlich ist. Bei<strong>de</strong><br />
Werke bauen auf früheren Publikationen <strong>de</strong>s Autors<br />
auf; insbeson<strong>de</strong>re wird die „Geschichte <strong>de</strong>r<br />
jüdischen Religion“ (2. Aufl. 1992) <strong>als</strong> Leitfa<strong>de</strong>n<br />
vorausgesetzt.<br />
Die Einführung in das Ju<strong>de</strong>ntum besteht aus<br />
vier größeren Hauptteilen, die aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen<br />
und bezogen sind: In einem ersten kurzen<br />
Teil wer<strong>de</strong>n Definitionen vorgestellt, die die<br />
Selbstbezeichnung <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums und Zugehörigkeitskriterien<br />
betreffen. Im zweiten Teil (21-<br />
62) wird die geglaubte Geschichte in <strong>de</strong>r jüdischen<br />
Religion vorgestellt, d.h. ein jüdisch-heilsgeschichtlicher<br />
Ansatz, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Schöpfungsund<br />
Urgeschichte einsetzt und <strong>de</strong>n eschatologischen<br />
Perspektiven en<strong>de</strong>t. Insbeson<strong>de</strong>re in diesem<br />
Teil kommen jüdisches Denken und Schriftinterpretation<br />
<strong>de</strong>utlich ans Licht; christliche Leser/-innen<br />
wer<strong>de</strong>n die Unterschie<strong>de</strong> zu einer Lektüre<br />
<strong>de</strong>s „Alten Testaments“ im Lichte Christi<br />
und <strong>de</strong>r christlichen Tradition dabei auf eine sehr<br />
diskrete, unausgesprochene Weise wahrnehmen.<br />
Zentrale Themen aus <strong>de</strong>r Hebräischen Bibel wer<strong>de</strong>n<br />
aus jüdischer Perspektive behan<strong>de</strong>lt und vorgestellt<br />
(Bund, Erwählung, Kult, Zeitrechnung,<br />
messianische Hoffnung etc.). Die Charakterisierung<br />
<strong>de</strong>s jüdischen Glaubens <strong>als</strong> einer geschichtsbewussten<br />
Religion wird allenthalben <strong>de</strong>utlich.<br />
In einem dritten Teil (63-185) wird ein Abriss <strong>de</strong>r<br />
Geschichte <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums entworfen. <strong>Diese</strong> wird<br />
nach <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Epochen eingeteilt: Anfänge<br />
bis zur Diadochenherrschaft – Diadochenherrschaft<br />
bis Tempelzerstörung – Arabische Expansion<br />
bis Vertreibung aus Spanien – 1492 bis zur<br />
Aufklärung – Zeit seit <strong>de</strong>r Aufklärung – Zionismus<br />
und jüdische Religion. Auch wenn Epocheneinteilungen<br />
in <strong>de</strong>r Geschichtswissenschaft immer<br />
ein Wagnis sind, so orientiert sich die vom<br />
Verf. vorgelegte an <strong>de</strong>n wichtigsten Wegmarken<br />
<strong>de</strong>r biblischen und nachbiblischen Zeit. Zentrale<br />
Institutionen (Torah), <strong>als</strong> auch Quellen (rabbinische<br />
Schriften) und Gruppierungen (zur Zeit Jesu<br />
und <strong>de</strong>s rabbinischen Ju<strong>de</strong>ntums) wer<strong>de</strong>n prägnant<br />
vorgestellt. Das Verhältnis <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums zu<br />
an<strong>de</strong>ren Religionen (Islam, Christentum) <strong>als</strong><br />
auch die unterschiedlichen Ausrichtungen in <strong>de</strong>r<br />
Zeit <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Ju<strong>de</strong>ntums (Reformju<strong>de</strong>ntum,<br />
Orthodoxie, Chasidismus etc.) fin<strong>de</strong>n Beachtung<br />
INFO 36 · 4/2007
im Kontext ihrer jeweiligen Entstehungszeit. Der<br />
vierte Teil (186-223) behan<strong>de</strong>lt die praktizierte<br />
Religion, d.h. die Heiligung <strong>de</strong>s Lebens, <strong>de</strong>n<br />
Glaubensvollzug in <strong>de</strong>r Familie, <strong>de</strong>n Jahreszyklus<br />
mit seinen typischen Festen, und <strong>de</strong>n Lebenszyklus<br />
mit seinen Wegmarken Geburt und<br />
Beschneidung, Auslösung <strong>de</strong>s Sohnes, Kindheit,<br />
Bar Mizwah, Hochzeit und Tod.<br />
Die Notwendigkeit dieses weiteren Ban<strong>de</strong>s<br />
zum Ju<strong>de</strong>ntum begrün<strong>de</strong>t sich aus <strong>de</strong>m wissenschaftlichen<br />
Fortschritt. In <strong>de</strong>n Fußnoten zu <strong>de</strong>m<br />
sehr verständlichen und klaren Haupttext (hebräische<br />
Wörter in Umschrift) wer<strong>de</strong>n Literaturhinweise<br />
auf neueste Forschungsergebnisse (naturgemäß<br />
vorwiegend in englischer Sprache) geboten,<br />
die ein Weiterstudium ermöglichen.<br />
Der Begleitband, <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n einzelnen Abschnitten<br />
Quellenmaterial aus <strong>de</strong>r Hebräischen<br />
Bibel und <strong>de</strong>r rabbinisch-jüdischen Tradition in<br />
<strong>de</strong>utscher Übersetzung bietet, ist unverzichtbar<br />
für die praktische Arbeit zum Thema. Schwer zugängliche<br />
Quellen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>utscher Übersetzung<br />
systematisch geordnet vorgestellt. Die Gebetstexte<br />
folgen <strong>de</strong>r aschkenasischen Tradition.<br />
Für die Nutzung <strong>de</strong>r Textsammlung wird das notwendige<br />
Hintergrundwissen zur Einordnung <strong>de</strong>r<br />
Quellen stillschweigend vorausgesetzt, das für<br />
eine kritische Arbeit unerlässlich ist; Einführungen<br />
in die sehr unterschiedlichen Quellen erfolgen<br />
we<strong>de</strong>r im Blick auf <strong>de</strong>ren zeitliche Einordnung<br />
noch auf die Verfasserfrage etc. Die Gefahr<br />
einer Steinbruchexegese jüdischer Texte aus <strong>de</strong>m<br />
Rea<strong>de</strong>r besteht <strong>de</strong>mnach bei unkritischem Umgang<br />
o<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>m Hintergrundwissen.<br />
Insgesamt sind bei<strong>de</strong> Bän<strong>de</strong> sowohl für Studium<br />
<strong>als</strong> auch für Praxis zu empfehlen, da sie auf<br />
<strong>de</strong>m aktuellen Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft und<br />
sprachlich sehr verständlich einen Einblick geben<br />
in das Ju<strong>de</strong>ntum und seine wichtigsten Quellen.<br />
Beate Kow<strong>als</strong>ki<br />
Landgraf, Michael / Meißner,<br />
Stefan<br />
Ju<strong>de</strong>ntum<br />
Einführung, Materialien, Kreativi<strong>de</strong>en (ReliBausteine<br />
4). – Stuttgart: Calwer Verlag / Stuttgart:<br />
RPE/Speyer: Evang. Presseverlag. Pfalz. 2007.<br />
175 S., ill., DIN A 4, € 19,90 (ISBN 978-3-7668-<br />
3243-5 Calwer / 978-3-939512-01-1 EVP / 978-3-<br />
938356-15-9 RPE)<br />
Nicht nur ein soli<strong>de</strong>s Grundwissen über das<br />
Ju<strong>de</strong>ntum vermittelt dieser Band, son<strong>de</strong>rn auch<br />
viele „Kreativi<strong>de</strong>en“, wie es im Titel heißt, für die<br />
Beschäftigung im schulischen Religionsunterricht<br />
o<strong>de</strong>r bei Veranstaltungen in <strong>de</strong>r Erwachsenenbildung.<br />
Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen zum<br />
Thema, ein kleines jüdisches Lexikon, eine ganze<br />
Seite mit über 150 Stichwörtern zu <strong>de</strong>n im gesamten<br />
Band behan<strong>de</strong>lten Themen und didaktische<br />
und methodische Hinweise sind die wesentlichen<br />
Inhalte <strong>de</strong>s Einleitungskapitels. Eine geson<strong>de</strong>rte<br />
Aufstellung über die Inhalte ist je<strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r drei folgen<strong>de</strong>n Kapitel vorangestellt. <strong>Diese</strong><br />
Aufstellung ist insofern gut und wichtig, weil<br />
man offensichtlich auf einen streng logischen<br />
Aufbau verzichtet hat – immerhin han<strong>de</strong>lt es sich<br />
ja um verschie<strong>de</strong>n einsetzbare Bausteine. Damit<br />
ist bereits die Herausfor<strong>de</strong>rung für die oben erwähnten<br />
Kreativi<strong>de</strong>en angesprochen. Schwerpunkte<br />
<strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s bil<strong>de</strong>n Themen wie: die jüdische<br />
Religion, die Geschichte <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums bis<br />
in die heutige Zeit, jüdische Persönlichkeiten und<br />
beson<strong>de</strong>rs aktuelle Fragen. Erwähnte Einzelheiten<br />
können hier nur <strong>als</strong> typische Beispiele angesehen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Nicht mehr außergewöhnlich im Hinblick auf<br />
bereits erschienene Werke zum gleichen Thema<br />
ist die hier immerhin beson<strong>de</strong>rs gelungene Einführung<br />
in die hebräische Schrift, auf die in so gut<br />
wie allen folgen<strong>de</strong>n Kapiteln Bezug genommen<br />
wird. Auffallend oft wer<strong>de</strong>n Parallelen gezogen<br />
zwischen jüdischen und christlichen Festen und<br />
Gebräuchen. Im Gegensatz zu manch an<strong>de</strong>ren<br />
Werken wer<strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong> Texte nicht immer<br />
im Wortlaut vorgelegt, son<strong>de</strong>rn sollen selbst ermittelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dies regt ganz gewiss die Kreativität<br />
an, kann aber auch zu Engpässen führen. Ob<br />
es wirklich so leicht ist, die noachidischen Gebote<br />
o<strong>de</strong>r das 18-Gebet zu fin<strong>de</strong>n?<br />
Für <strong>de</strong>n schulischen Unterricht ist sicher beson<strong>de</strong>rs<br />
geeignet <strong>de</strong>r Einsatz von im Band vorgestellten<br />
Memory-Spielen, die auf unterhaltsame<br />
Weise das Erlernen von Wissen über das Ju<strong>de</strong>ntum<br />
interessant macht. Beson<strong>de</strong>rs erwähnenswert<br />
ist hier die Einführung in <strong>de</strong>n jüdischen Talmud,<br />
die hier sehr anschaulich dargeboten wird. Die<br />
Texte und bildlichen Darstellungen liegen ausschließlich<br />
in schwarz-weiß vor. Bis auf einige<br />
Grenzfälle ist dies ausreichend. Wenn Unklarheiten<br />
auftreten, wie z. B. auf S. 104 bei <strong>de</strong>r Gegenüberstellung<br />
eines Ju<strong>de</strong>n mit einem Arier, sollte<br />
<strong>de</strong>r un<strong>de</strong>utlich wie<strong>de</strong>rgegebene und auch noch in<br />
Sütterlin verfasste Begleittext ergänzend abgedruckt<br />
wer<strong>de</strong>n. Für einen effektiven Einsatz ist<br />
Internet-Benutzung – heute fast schon eine<br />
Selbstverständlichkeit – nicht nur eine Hilfe, son<strong>de</strong>rn<br />
eine unverzichtbare Voraussetzung.<br />
Die Art und Weise, wie mit <strong>de</strong>n angebotenen<br />
Materialien gearbeitet wer<strong>de</strong>n kann, scheint für<br />
<strong>de</strong>n schulischen Religionsunterricht beson<strong>de</strong>rs geeignet<br />
zu sein, da man hier am ehesten von einer<br />
kontinuierlichen Beschäftigung über mehrere Unterrichtseinheiten<br />
ausgehen kann. Bei Einzelveranstaltungen,<br />
wie z. B. in <strong>de</strong>r Erwachsenenbildung,<br />
kann man auch sinnvoll mit <strong>de</strong>n angegebenen Vorschlägen<br />
arbeiten. Nur sollte man sich noch sorgfältiger<br />
vorbereiten <strong>als</strong> dies ohnehin auch für <strong>de</strong>n<br />
schulischen Religionsunterricht gilt. Ob eine Veranstaltungsreihe<br />
sinnvoll ist, hängt von <strong>de</strong>r Bereitschaft<br />
<strong>de</strong>r Teilnehmer/-innen ab, zwischen <strong>de</strong>n<br />
einzelnen Veranstaltungen selbstständig mit <strong>de</strong>m<br />
Thema sich zu befassen. Helmut Bahr<br />
Küchler, Max<br />
Jerusalem<br />
Ein Handbuch und Studienführer<br />
zur Heiligen Stadt (Orte und Landschaften <strong>de</strong>r<br />
Bibel; Bd. IV, 2). – Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht.<br />
2007. 1266 S. m. 650 Abb., € 98,00 (ISBN<br />
978-3-525-50170-2)<br />
Die Bezeichnung „Handbuch“ scheint mir etwas<br />
untertrieben, obwohl sie in <strong>de</strong>r Sache stimmt:<br />
Das dreipfündige und fast 1300seitige Werk – ein<br />
„mattone“ (Ziegelstein), wie Bücher dieses Formats<br />
im Italienischen heißen – ist ein Solitär in<br />
<strong>de</strong>r Reiseliteratur zur Heilige Stadt. Etwas an<strong>de</strong>res<br />
war von <strong>de</strong>r Reihe, in <strong>de</strong>r es erschienen ist,<br />
auch nicht zu erwarten. Max Küchler, Neutestamentler<br />
und Dekan <strong>de</strong>r Katholisch-Theologischen<br />
Fakultät Fribourg, will Bewohnern und Besuchern<br />
Jerusalems dienen, um diese Metropolis<br />
(=Mutterstadt) von Ju<strong>de</strong>n, Christen und Muslimen<br />
durch „aufgeklärte Begeisterung“ (IX) von<br />
i<strong>de</strong>ologischen Überformungen befreien zu helfen.<br />
Dabei ist ein Buch herausgekommen, durch<br />
das sich <strong>de</strong>r Leser gespannt durchlesen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>tailliert<br />
navigieren kann. Die Struktur <strong>de</strong>r gesamten<br />
Reihe gilt auch hier: Einführen<strong>de</strong>s zu Lage,<br />
Name, Geschichte und Besichtigung wird an einzelnen<br />
größeren Einheiten vertieft und nochm<strong>als</strong><br />
für Details spezifiziert. Frontispizkarten, ein abschließen<strong>de</strong>s<br />
16. Kapitel zur Geschichte Jerusalems<br />
(1096-1139), ausführliche bzw. im laufen<strong>de</strong>n<br />
Text immer wie<strong>de</strong>r benutzte Quellen sind in<br />
Anhängen beigegeben und erschlossen, neben einem<br />
großen Literaturverzeichnis sowie üblichen<br />
Registern wird sogar ein kleines Fachlexikon angefügt.<br />
Was ist <strong>de</strong>r Inhalt?<br />
Das Handbuch erschließt Jerusalems Topographie<br />
in sinnvollen Einheiten: <strong>de</strong>r Südosthügel<br />
<strong>als</strong> Siedlungsbeginn und Davidsstadt (1.), die<br />
Mauern und Tore (2.), <strong>de</strong>r Nordosthügel mit <strong>de</strong>m<br />
heiligen Berg (3.), <strong>de</strong>r archäologische Park (4.),<br />
<strong>de</strong>r christliche Ost-West-Weg (5.), die antiken<br />
Nord-Süd-Wege (6.), das armenische Viertel (7.),<br />
das (inzwischen vierte) jüdische Viertel (8.), <strong>de</strong>r<br />
christliche Sionsberg (9.), das Kedrontal (10.),<br />
das Hinnomtal (11.), <strong>de</strong>r Ölberg (12.), <strong>de</strong>r Nor<strong>de</strong>n<br />
bzw. Westen <strong>de</strong>r Altstadt (13. bzw. 14.) und zuletzt<br />
die großen Museen (Israel Museum, Bible<br />
Lands Museum, Rockefeller Museum: 15.). Dabei<br />
dienen die verschie<strong>de</strong>nen methodischen Zugänge<br />
zu <strong>de</strong>r jeweiligen Einheit <strong>de</strong>m Ziel, nicht<br />
nur archäologisch und historisch möglichst präzise<br />
die Spuren <strong>de</strong>s Heiligen an seinen Orten zu sichern,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die Textzeugen von <strong>de</strong>r Hl.<br />
Schrift (die Evangelien in synoptischen Tabellen)<br />
über die Kirchenväter und Pilgertexte (in ausführlich<br />
pétitgesetzten Auszügen) bis hin zu neuzeitlichen<br />
Dokumenten heranzuziehen. Als Beispiel<br />
kann das 5. Kap. zum christlichen Ost-Weg-<br />
Weg dienen. Er führt von <strong>de</strong>n Betesdateichen und<br />
christlichen bzw. muslimischen Orten über <strong>de</strong>n<br />
Stätten <strong>de</strong>r Via dolorosa bis zur Grabeskirche, die<br />
<strong>als</strong> heiliger Ort und „steinerne Torheit einer geteilten<br />
Christenheit“ vorgestellt wird. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />
die Ortstraditionen kritisch plausibilisiert sowie<br />
Geschichte und bauliche Gestalt von Golgota,<br />
Herrengrab und Anastasis nach archäologischen,<br />
baugeschichtlichen, exegetischen, patrologischen<br />
und liturgischen Quellen (<strong>de</strong>r Bericht<br />
<strong>de</strong>r Etheria sowie die Zeugnisse <strong>de</strong>s armenischen<br />
Lektionars) in ihrem Sinne erschlossen und theologisch<br />
reflektiert. Die liturgische Topographie<br />
Jerusalems führt dabei historische, biblische und<br />
theologische Aspekte zusammen: Der Reiseführer<br />
kann <strong>als</strong> Pilgerführer dienen. Aber dies ist bei<br />
LITERATUR & MEDIEN<br />
211<br />
INFO 36 · 4/2007
LITERATUR & MEDIEN<br />
212<br />
weitem nicht alles. Denn vor allem soll „jener<br />
Zynismus vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n das kontextlose<br />
Aneinan<strong>de</strong>rreihen von jüdischen, christlichen<br />
und islamischen Einzeltraditionen letztlich auslöst<br />
und <strong>de</strong>r Jerusalem zur Kulisse von allerhand<br />
religiösen Absurditäten, spinnigen Außenseitern,<br />
ten<strong>de</strong>nziösen Lokaltraditionen und theologischen<br />
Grabenkämpfen verkommen lässt“ (IX). Die bewusste<br />
und behutsame kontextuelle Erschließung<br />
<strong>de</strong>r Orte zeigt so beispielsweise die Brüche und<br />
Kontinuitäten in <strong>de</strong>r Bebauung <strong>de</strong>s Nordosthügels<br />
und vermittelt ein entspannen<strong>de</strong>s Wissen um<br />
Zusammenhänge, die an<strong>de</strong>ren Handbüchern dieser<br />
Art verborgen bleiben. So lässt sich „die<br />
omaij.[adische] Erstausstattung <strong>de</strong>s Felsendomes<br />
<strong>als</strong> eine interpretatio islamica und Renaissance<br />
<strong>de</strong>r Heilsmotive <strong>de</strong>s biblischen Tempels interpretieren“<br />
(251), ähnlich wie auch die Anlage <strong>de</strong>r<br />
Grabeskirche o<strong>de</strong>r die Bebauung <strong>de</strong>s Ölbergs <strong>als</strong><br />
Übertragung <strong>de</strong>r heilsgeschichtlichen Rolle <strong>de</strong>s<br />
Tempelberges auf einen neuen christlichen Gehalt<br />
verstehbar wird. Dabei verhin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r „geschichtete“<br />
und sich in Einzelbeschreibungen<br />
ausdifferenzieren<strong>de</strong> Aufbau <strong>de</strong>r Darstellung, was<br />
viele an<strong>de</strong>re – auch hochrangige – Reiseführer<br />
schnell erzeugen können: trockene Langeweile<br />
gera<strong>de</strong> wegen allzu vieler bunter, aber unverbun<strong>de</strong>ner<br />
Details. Die trotz aller Materialfülle mögliche<br />
fortlaufen<strong>de</strong> Lektüre und Betrachtung <strong>de</strong>r<br />
Bildquellen ist nicht mühsamer <strong>als</strong> die eines anspruchsvollen<br />
Romans; <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Handbuchs<br />
wird sich aber wohl erst an Ort und Stelle erschließen,<br />
wenn nicht nur die üblichen Fragen auf<br />
Antwort warten. <strong>Diese</strong>s Handbuch – und darum<br />
ist es wirklich eines – ersetzt eine Reisbibliothek.<br />
Sie hilft auch <strong>de</strong>n theologisch Interessierten, die<br />
Orts- und Zeitgebun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s christlichen<br />
Glaubens theologisch in <strong>de</strong>n Blick zu bekommen<br />
und <strong>de</strong>ssen Be<strong>de</strong>utung in seiner Geschichtlichkeit<br />
zu erfahren. Insofern ist dieses Werk keine<br />
bloße Reiseliteratur, son<strong>de</strong>rn im besten Sinn ein<br />
theologisches Werk, <strong>de</strong>ssen „aufgeklärte Begeisterung“<br />
nicht nur <strong>de</strong>n eigenen Glauben, son<strong>de</strong>rn<br />
die jüdische und muslimische Nachbarschaft verstehen<br />
hilft. Eine Herausfor<strong>de</strong>rung und ein Lesevergnügen,<br />
vom praktischen Wert ganz zu<br />
schweigen!<br />
Peter Hofmann<br />
Bock, Wolfgang (Hg.)<br />
Islamischer<br />
Religionsunterricht?<br />
Rechtsfragen, Län<strong>de</strong>rberichte, Hintergrün<strong>de</strong> (Religion<br />
und Aufklärung, Bd. 13) – Tübingen: Mohr<br />
Siebeck. 2. durchges. Aufl. 2007. XII, 252 S.,<br />
€ 39,00 (ISBN 978-3-16-149324-9)<br />
Seit vielen Jahren ist <strong>de</strong>r Anteil von Schülerinnen<br />
und Schülern mit Migrationshintergrund in<br />
<strong>de</strong>n Schulen steigend. Dies hat auch Auswirkungen<br />
auf die konfessionelle Zusammensetzung<br />
und somit auf <strong>de</strong>n Religionsunterricht. Die Zahl<br />
<strong>de</strong>r muslimischen Schülerinnen und Schüler wird<br />
<strong>de</strong>rzeit auf ca. 750.000 geschätzt. Umstritten ist,<br />
welche Folgen dies hinsichtlich eines „islamischen<br />
Religionsunterrichts“ haben muss. Die<br />
rechtswissenschaftliche Literatur tendiert zu einer<br />
Gleichstellung mit <strong>de</strong>m Religionsunterricht<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n großen christlichen Kirchen gemäß<br />
Art. 7 Abs. 3 GG. Einige Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r praktizieren,<br />
zum Teil bereits seit einigen Jahren, Mo<strong>de</strong>llversuche<br />
unterhalb <strong>de</strong>r verfassungsrechtlichen<br />
Voraussetzungen eines Religionsunterrichts.<br />
Dies wirft eine Reihe von rechtlichen und<br />
praktischen Fragen auf, die in <strong>de</strong>r von Wolfgang<br />
Bock herausgegeben Aufsatzsammlung aus verschie<strong>de</strong>nen<br />
Perspektiven dargestellt wer<strong>de</strong>n. So<br />
ist gegenwärtig unklar, welche <strong>de</strong>r zahlreichen islamischen<br />
Vereinigungen geeignet sein könnte,<br />
eine Religionsgemeinschaft darzustellen, die<br />
auch ohne feste Mitglie<strong>de</strong>rstruktur <strong>als</strong> oberste Instanz<br />
die Grundsätze eines Religionsunterrichts<br />
mit <strong>de</strong>m Staat vereinbaren könnte. Lehrkräfte, die<br />
flächen<strong>de</strong>ckend eingesetzt wer<strong>de</strong>n könnten, fehlen<br />
ebenso wie entsprechen<strong>de</strong> Lehrstühle, die sowohl<br />
die fachlichen <strong>als</strong> auch die didaktischen<br />
Grundlagen vermitteln könnten. Der Staat darf<br />
die Inhalte <strong>de</strong>s Islamunterrichts nicht vorschreiben,<br />
son<strong>de</strong>rn lediglich überprüfen, ob Kollisionen<br />
mit <strong>de</strong>n allgemeinen Erziehungszielen vorliegen.<br />
Konflikte sind möglich, beispielsweise<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Frau, <strong>de</strong>r Religionsfreiheit,<br />
<strong>de</strong>s möglichen Aufrufs zum Heiligen Krieg,<br />
<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s islamischen Strafrechts, <strong>de</strong>s<br />
Vorrangs von Koran, Sunna und Hadtith sowie<br />
<strong>de</strong>s Staatsverständnisses insgesamt. Dennoch besteht<br />
bei allen Autoren <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s Einigkeit, dass<br />
die Regelungen <strong>de</strong>s Grundgesetzes geeignet seien,<br />
die anstehen<strong>de</strong>n Fragen und Probleme sachgerecht<br />
im Sinne <strong>de</strong>r Religionsfreiheit zu lösen.<br />
Der Herausgeber selbst plädiert in seinem klaren<br />
und systematischen, aber für Laien wohl nicht<br />
immer leicht verständlichen Beitrag, für die Einführung<br />
eines „islamischen Religionsunterrichts“.<br />
Er hält es für möglich, die rechtlichen Vorgaben,<br />
z.B. hinsichtlich <strong>de</strong>s Bestehens einer Religionsgemeinschaft<br />
und eines geeigneten Ansprechpartners<br />
für <strong>de</strong>n Staat zu erfüllen. Kritisch mit <strong>de</strong>r<br />
Frage eines islamischen Religionsunterrichts<br />
setzt sich Stefan Korioth auseinan<strong>de</strong>r. Im Bewusstsein<br />
nicht die herrschen<strong>de</strong> Meinung zu vertreten<br />
– für <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Band daher bereichernd<br />
–, weist er auf zahlreiche Schwierigkeiten<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r inhaltlichen Gestaltung, <strong>de</strong>n organisatorischen<br />
Voraussetzungen sowie mit <strong>de</strong>m<br />
staatlichen Aufsichtsrecht hin. Eine interessante<br />
Ergänzung <strong>de</strong>r verfassungsrechtlichen Debatte<br />
bietet Mathias Rohe, <strong>de</strong>r die Rahmenbedingungen<br />
<strong>de</strong>r Anwendung islamischer Normen in<br />
Deutschland und Europa untersucht. Neben <strong>de</strong>n<br />
Rechtsfragen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Band<br />
auch verschie<strong>de</strong>ne Berichte aus <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
aufgenommen, die einen aktuellen Blick auf<br />
die unterschiedliche Praxis im Umgang mit <strong>de</strong>m<br />
Bedürfnis nach einer religiösen Unterweisung für<br />
Muslime werfen. Einen kompakten Überblick<br />
bietet hier Franz Köller insbeson<strong>de</strong>re über die Situation<br />
in Hessen, wo <strong>de</strong>rzeit we<strong>de</strong>r islamischer<br />
Religionsunterricht noch Mo<strong>de</strong>llversuche stattfin<strong>de</strong>n.<br />
In einem dritten, ein wenig beliebig zusammengetragenen<br />
Teil, versuchen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Autoren Hintergrundwissen zu vermitteln. Der<br />
Leser wird informiert über die muslimischen<br />
Spitzenverbän<strong>de</strong> in Deutschland, über islamische<br />
„Gegenwelten“ sowie über Erfahrungen und Orientierungen<br />
junger muslimischer Migranten. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
dürfte für Lehrerinnen und Lehrer, die<br />
sich in diesem Band Orientierung verschaffen<br />
wollen, <strong>de</strong>r Beitrag von Peter Müller von Interesse<br />
sein, <strong>de</strong>r über ein religionspädagogisches Prolegomena<br />
für die Entwicklung eines Curriculums<br />
islamischen Religionsunterrichts versucht Auskunft<br />
zu geben. Im Anhang fin<strong>de</strong>n sich darüber<br />
hinaus Gerichtsentscheidungen zum islamischen<br />
Religionsunterricht.<br />
Wer ein ernsthaftes Interesse an <strong>de</strong>r Diskussion<br />
über <strong>de</strong>n islamischen Religionsunterrichts hat<br />
und sich nicht scheut, auch juristische Gedankengänge<br />
nachzuvollziehen, wird aus <strong>de</strong>m 240 Seiten<br />
umfassen<strong>de</strong>n Band aus <strong>de</strong>r Reihe „Religion<br />
und Aufklärung“ großen Nutzen ziehen können.<br />
Die Stärke liegt vor allem in <strong>de</strong>r Dichte und <strong>de</strong>r<br />
Präzision <strong>de</strong>r Beiträge, in ihren <strong>de</strong>nnoch jeweils<br />
sorgfältigen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen mit <strong>de</strong>n wesentlichen<br />
Argumenten und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
juristischen Güte, in <strong>de</strong>r die zentralen Aspekte<br />
und Schwierigkeiten eines „islamischen Religionsunterrichts“<br />
dargelegt wer<strong>de</strong>n. Weil die Autorinnen<br />
und Autoren nicht nur die rechtliche<br />
Problemlage nachzeichnen, son<strong>de</strong>rn auch Erfahrungen,<br />
pädagogische Betrachtungen und an<strong>de</strong>re<br />
soziale Perspektiven mit einbeziehen, han<strong>de</strong>lt es<br />
sich um ein vielseitiges Buch, das seinen Lesern<br />
einen sehr guten Überblick über die aktuelle Diskussion<br />
vermittelt.<br />
Weil die Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>s islamischen Religionsunterrichts immer auch<br />
eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />
Praxis <strong>de</strong>s katholischen und evangelischen Religionsunterrichts<br />
ist, wer<strong>de</strong>n die Vertreter dieser<br />
Fächer das Buch mit beson<strong>de</strong>rem Gewinn lesen<br />
und es zur Verortung ihres eigenen Standpunktes<br />
nutzen können.<br />
Walter Fischedick<br />
Wunn, Ina<br />
Muslimische<br />
Gruppierungen in<br />
Deutschland<br />
Ein Handbuch. – Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.<br />
2007. 272 S., € 24,80 (ISBN 978-3-17-<br />
019534-9)<br />
Die in Deutschland leben<strong>de</strong>n Muslime entstammen<br />
<strong>de</strong>n unterschiedlichsten Herkunftslän<strong>de</strong>rn,<br />
wobei die türkischstämmigen Migranten<br />
<strong>de</strong>n bei weitem größten Anteil stellen. Entsprechend<br />
dieser unterschiedlichen Herkunft und<br />
Kulturen spiegelt die Vielfalt <strong>de</strong>r Gruppierungen<br />
das gesamte Spektrum <strong>de</strong>r muslimischen Ökumene<br />
wie<strong>de</strong>r. Schon ein Blick in das Inhaltsverzeichnis<br />
macht dies <strong>de</strong>utlich: Die Einleitung stellt<br />
die geschichtliche Entwicklung <strong>de</strong>r religiösen<br />
Organisation im Islam dar, bezogen vor allem in<br />
seiner Sicht auf Deutschland. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Abschnitten wer<strong>de</strong>n die zahlreichen Gruppierungen<br />
türkischer Provenienz einschl. <strong>de</strong>r Aleviten<br />
vorgestellt, ebenso die Schiiten und die Ahma-<br />
INFO 36 · 4/2007
diyya, die Bru<strong>de</strong>rschaften und Sufior<strong>de</strong>n und die<br />
Gruppierung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Muslime. Knappen<br />
Raum fin<strong>de</strong>n die muslimischen Moscheengemein<strong>de</strong>n<br />
asiatischer und nordafrikanischer Herkunft.<br />
Ein eigener Abschnitt ist <strong>de</strong>m traditionell<br />
liberalen Islam in Bosnien, <strong>de</strong>r hier <strong>de</strong>n europäischen<br />
Islam repräsentiert, gewidmet. Ein Beitrag<br />
über Muslime aus Mali beleuchtet eine Beson<strong>de</strong>rheit<br />
<strong>de</strong>r afrikanischen Gemeinschaft. Die weiteren<br />
Kapitel beschäftigen sich mit <strong>de</strong>n „Koordinierungsinstanzen<br />
und politischen Ansprechpartnern“<br />
in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik, <strong>de</strong>m „Islam in <strong>de</strong>n<br />
Medien“ und unter <strong>de</strong>r Überschrift: „Der Islam in<br />
Deutschland - und die Bildung einer religiösen<br />
Gemeinschaft“ mit <strong>de</strong>r universitären Ausbildung<br />
und <strong>de</strong>r schulischen Verwirklichung <strong>de</strong>s (Lehr-)<br />
Faches Theologie. Den Abschluss bil<strong>de</strong>t ein ausführliches<br />
Literaturverzeichnis.<br />
Das hier vorgelegte Buch, entstan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />
Zusammenarbeit von Religionswissenschaftlern<br />
und engagierten und im interreligiösen Dialog erfahrenen<br />
– ebenfalls in <strong>de</strong>r universitären Lehre tätigen<br />
– praktizieren<strong>de</strong>n Muslimen, bietet ein vielfältiges<br />
Bild <strong>de</strong>r muslimischen Gemeinschaften<br />
in Deutschland, dabei neben <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r<br />
unterschiedlichen Richtungen innerhalb <strong>de</strong>s Islam<br />
aus einer historischen Perspektive, eine willkommene<br />
Aufklärung über Organisation(sformen),<br />
Dachverbän<strong>de</strong> und Fragen <strong>de</strong>r politischen<br />
Partizipation.<br />
Bernhard Merten<br />
Ammann, Ludwig<br />
Was stimmt? Islam<br />
Die wichtigsten Antworten (HER-<br />
DER Spektrum. Bd. 5736) – Freiburg u.a.: Verlag<br />
Her<strong>de</strong>r. 2007. 128 S., € 7,90 (ISBN 978-3-451-<br />
05736-6)<br />
Rund 3,4 Millionen Muslime leben in<br />
Deutschland. Dabei bil<strong>de</strong>n Muslime türkischer<br />
Herkunft mit etwa 2, 4 Millionen die größte Einwan<strong>de</strong>rergruppe.<br />
Genaue Zahlen liegen nicht vor,<br />
<strong>de</strong>nn die Auslän<strong>de</strong>rbehör<strong>de</strong>n fragen nicht nach<br />
<strong>de</strong>r Religionszugehörigkeit. Es scheint, <strong>als</strong> wüsste<br />
man hierzulan<strong>de</strong> überhaupt wenig über Einwan<strong>de</strong>rer<br />
aus muslimisch geprägten Län<strong>de</strong>rn und<br />
über ihre Religion – <strong>de</strong>n Islam.<br />
<strong>Diese</strong>m Umstand möchte <strong>de</strong>r Islamwissenschaftler,<br />
Publizist und Filmverleiher Ludwig<br />
Ammann entgegen wirken. Mit seinem Taschenbuch<br />
„Was stimmt? Islam. Die wichtigsten Antworten“<br />
gibt er einen knappen, aber <strong>de</strong>nnoch fundierten<br />
Überblick über Entstehung, Verbreitung<br />
und Glaubensgrundlagen <strong>de</strong>s Islams. Ammann<br />
zeigt die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Korans auf, schil<strong>de</strong>rt unter<br />
an<strong>de</strong>rem die Quellen und Ausformungen <strong>de</strong>s<br />
islamischen Rechts (Scharia), die Rolle <strong>de</strong>r<br />
Rechtsgelehrten (Ulama), die Entstehung <strong>de</strong>r<br />
muslimischen Gemeinschaft (Umma) sowie die<br />
Spaltung <strong>de</strong>r Muslime in Sunniten und Schiiten.<br />
Dabei gelingt es <strong>de</strong>m Autor, die Darstellung<br />
<strong>de</strong>s Islams mit aktuellen Fragestellungen zu verbin<strong>de</strong>n:<br />
Ist <strong>de</strong>r Islam mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne vereinbar?<br />
Ist die Militanz radikaler Muslime aus <strong>de</strong>m Koran<br />
zu erklären? Wie ist das Konzept <strong>de</strong>s „Heiligen<br />
Krieges“ (Dschihad) zu verstehen? Unterdrückt<br />
<strong>de</strong>r Islam Frauen und An<strong>de</strong>rsgläubige?<br />
Beruft sich Osama bin La<strong>de</strong>n zu Recht auf die<br />
Religion?<br />
Außer<strong>de</strong>m verweist Ammann immer wie<strong>de</strong>r<br />
auf historische und aktuelle Werke muslimischer<br />
Literaten und Theologen. Unter an<strong>de</strong>rem nennt er<br />
Sayyid Qutb, Hasan al-Banna, Ibn Taimiyya,<br />
Nasr Hamid Abu Zaid und Schirin Ebadi.<br />
Ammann gelingt es, in prägnanter und knapper<br />
Form, <strong>de</strong>n Islam in seiner historischen Entwicklung<br />
und seinen wichtigsten Grundzügen darzustellen<br />
und mit verbreiteten Vorurteilen aufzuräumen.<br />
Er warnt vor stereotypen Verallgemeinerungen<br />
und Vereinfachungen im interkulturellen Diskurs.<br />
Bleibt zu hoffen, dass seine Worte Gehör fin<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>nn die Einstellungen <strong>de</strong>r Deutschen,<br />
schenkt man neuesten Studien Glauben, sind geprägt<br />
von Misstrauen und einem diffusen Gefühl<br />
<strong>de</strong>r Bedrohung. Abhilfe schafft hier vor allem eines:<br />
eine differenzierte Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />
<strong>de</strong>m Islam. Christine Leuchtenmüller<br />
Mühling, Markus<br />
Gott und die Welt<br />
in Narnia<br />
Eine theologische Orientierung zu C.S. Lewis’ „Der<br />
König von Narnia“. – Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck &<br />
Ruprecht / Moers: Joh. Bredow & Sohn Verlag.<br />
2005. 147 S., € 12,90 (ISBN 978-3-535-60422-X)<br />
Je<strong>de</strong>m religiös halbwegs bewan<strong>de</strong>rten Zeitgenossen,<br />
<strong>de</strong>r Lewis’ 1950 erschienenen fantastischen<br />
Roman „Der König von Narnia“ gelesen<br />
o<strong>de</strong>r die Disney-Verfilmung aus <strong>de</strong>m Jahre 2005<br />
gesehen hat, fallen Bezüge zum christlichen<br />
Glauben auf. Wer mehr darüber wissen möchte –<br />
und sich weniger für die literarische Machart von<br />
Lewis’ Longseller interessiert –, <strong>de</strong>m hilft Markus<br />
Mühlings anregen<strong>de</strong> „theologische Orientierung“<br />
weiter. Je<strong>de</strong>s Kapitel <strong>de</strong>s Romans wird präzise<br />
zusammengefasst und dann theologisch interpretiert:<br />
Die vielen religiösen Anspielungen<br />
wer<strong>de</strong>n expliziert und umfangreiche theologische<br />
Hintergrundinformationen in verständlicher<br />
Sprache ausgebreitet. Mühling tut dies aus <strong>de</strong>r<br />
Perspektive <strong>de</strong>s protestantischen systematischen<br />
Theologen und mit <strong>de</strong>m Ergebnis, dass die erste<br />
<strong>de</strong>r insgesamt sieben Narnia-Geschichten im<br />
Kern eine narrative Antwort auf die Frage nach<br />
<strong>de</strong>r Heilsbe<strong>de</strong>utsamkeit <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s Jesus Christi –<br />
respektive Aslans, <strong>de</strong>s Königs von Narnia, – gibt.<br />
Welche Antwort <strong>als</strong>o präsentiert uns Lewis?<br />
Im Lan<strong>de</strong> Narnia, in welches die vier Geschwister<br />
Peter, Suse, Edmund und Lucy durch<br />
einen Wandschrank gelangen, ist stets Winter,<br />
niem<strong>als</strong> aber Weihnachten. Beherrscht wird es<br />
durch eine böse weiße Hexe, einer Nachfahrin<br />
<strong>de</strong>r Dämonin Lilith. Bei einem ersten Besuch hat<br />
sie Edmund – wie die Schlange Adam und Eva –<br />
unter <strong>de</strong>m Schein <strong>de</strong>s Schönen und Guten zum<br />
Bösen verführt. An <strong>de</strong>r Gestalt <strong>de</strong>s Edmund entwickelt<br />
Lewis gera<strong>de</strong>zu eine Phänomenologie<br />
<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>; für <strong>de</strong>ren kosmische Dimension (vgl.<br />
Röm 8,19-23) steht <strong>de</strong>r Winter. Dem schon bald<br />
gebrochenen Versprechen <strong>de</strong>r Hexe auf Macht<br />
vertrauend, verrät Edmund seine Geschwister.<br />
Der auf einem Steintisch eingeritzte „tiefe Urzauber<br />
aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Dämmerung“, <strong>de</strong>r im Willen<br />
<strong>de</strong>s „Herrn <strong>de</strong>r Herren“, d. h. Gottes grün<strong>de</strong>t, bestimmt,<br />
dass Verräter von <strong>de</strong>r Hexe mit <strong>de</strong>m Tod<br />
zu bestrafen sind. Damit ist die theologische<br />
Konstellation umrissen, die Mühling im Rückgriff<br />
auf Martin Luther <strong>als</strong> Gesetz bezeichnet. Gegen<br />
dieses Gesetz ist kein Wi<strong>de</strong>rspruch möglich,<br />
auch nicht von Aslan, arabisch für Löwe, <strong>de</strong>m<br />
Sohn <strong>de</strong>s „Herrn <strong>de</strong>r Herren“. Im Unterschied zur<br />
Hexe, die ja nur ein mächtiges, mit Richterfunktion<br />
ausgestattetes Geschöpf ist, weiß Aslan, <strong>de</strong>r<br />
präexistente Gottessohn, von einem „noch tieferen<br />
Zauber“: Er darin besteht, dass das freiwillige<br />
Opfer eines Unschuldigen einen Schuldigen erlösen<br />
kann. Als Löwe gewor<strong>de</strong>ner Gottessohn lässt<br />
sich Aslan freiwillig von <strong>de</strong>r Hexe töten, um Edmunds<br />
Schuld zu tilgen. Wie beim Kreuzestod Jesu<br />
<strong>de</strong>r Vorhang vor <strong>de</strong>m Allerheiligsten zerreißt<br />
(Mk 15,38), so bricht mit <strong>de</strong>r Tötung Aslans <strong>de</strong>r<br />
das Gesetz repräsentieren<strong>de</strong> Steintisch entzwei,<br />
um das Evangelium in Geltung zu setzen. Der<br />
auferweckte Aslan besiegt unter Einbeziehung aller<br />
vier Geschwister die weiße Hexe und ihr Gefolge.<br />
Aber er bleibt <strong>de</strong>r unverfügbare Gottessohn,<br />
<strong>de</strong>r unbemerkt entschwin<strong>de</strong>t, während die<br />
Kin<strong>de</strong>r feierlich inthronisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Lewis’ fantastisches Abenteuer erzählt davon,<br />
dass <strong>de</strong>r Tod Aslans – respektive Christi – von <strong>de</strong>r<br />
Sün<strong>de</strong> befreit, die ja die Beziehungsfähigkeit zu<br />
Gott und <strong>de</strong>n Mitmenschen aushöhlt und zerstört.<br />
Dies hat Mühling in wünschenswerter Klarheit<br />
herausgearbeitet. Selbst <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>m Lewis’<br />
Botschaft zu altbacken erscheint, wird zugeben<br />
müssen, dass sie flott und spannend erzählt wird.<br />
Nicht ohne Grund zählen die Narnia-Geschichten<br />
zu <strong>de</strong>n Klassikern <strong>de</strong>r Jugendliteratur.<br />
Thomas Menges<br />
Hartmann, Gerhard<br />
Kirche und<br />
Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />
(Topos Tb. 624). – Kevelaer: Verlagsgemeinschaft<br />
Topos plus. 2007. 96 S., € 7,90 (ISBN 978-3-7867-<br />
8624-5)<br />
Für ein breiteres Publikum, von Wissenschaftlern<br />
kompetent geschriebene, knappe Bändchen<br />
zu klar abgesteckten Themen haben in <strong>de</strong>r Form<br />
erfolgreicher Reihen wie Beck wissen ihren festen<br />
Platz in <strong>de</strong>n Buchhandlungen erobert. Trotz<br />
<strong>de</strong>r vergleichbaren Grundstruktur <strong>de</strong>r Reihe Wissen<br />
kompakt <strong>de</strong>r katholischen Verlagsgemeinschaft<br />
Topos plus lässt sich <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Grazer<br />
Privatdozenten und Verlagsgeschäftsführer Gerhard<br />
Hartmann vorgelegte kleine Band nicht ohne<br />
Weiteres in diese Kategorie einordnen. Schon<br />
in seiner Einleitung macht Hartmann <strong>de</strong>utlich,<br />
dass es ihm weniger um <strong>de</strong>n von Marc Bloch bis<br />
Ian Kershaw immer wie<strong>de</strong>r formulierten Zugang<br />
<strong>de</strong>s Begreifens <strong>de</strong>r Vergangenheit geht, son<strong>de</strong>rn<br />
um einen apologetischen Diskussionsbeitrag für<br />
eine einseitig und aus seiner Perspektive zu Un-<br />
LITERATUR & MEDIEN<br />
213<br />
INFO 36 · 4/2007
LITERATUR & MEDIEN<br />
214<br />
recht kritisierten Kirche. Der von Hartmann gegen<br />
Grass, Hochhuth, „Linke“, „Neo-Linke“ und<br />
die „linkskatholische Selbstkritik“ vorgetragene<br />
Gegenangriff trägt <strong>de</strong>n Zug einer persönlichen<br />
Verletztheit, die er mit <strong>de</strong>m Diktum vom „Katholiken<br />
Adolf Hitler“ selbst auf <strong>de</strong>n Punkt bringt. Bei<br />
<strong>de</strong>m insgesamt streitschriftartigen Prolog muss es<br />
nicht verwun<strong>de</strong>rt, dass Hartmann auch sein Ergebnis<br />
mit großer Gewissheit in <strong>de</strong>r Einleitung vorwegnimmt,<br />
dass nämlich die Kirche „die nation<strong>als</strong>ozialistische<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung in Theorie [...] und<br />
in <strong>de</strong>r Praxis gemeistert“ habe. Auf <strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n<br />
79 Seiten in neun im Wesentlichen chronologisch<br />
vorgehen<strong>de</strong>n Hauptkapiteln widmet er<br />
sich dann zunächst weiter im Stil seiner Einleitung<br />
<strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>n Schuldigen für <strong>de</strong>n nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />
Erfolg und fin<strong>de</strong>t sie – nach <strong>de</strong>m feigenblattartigen<br />
Hinweis auf Dietrich Bonhoeffer –<br />
im Protestantismus. Dem stellt er exemplarisch gemeinte<br />
Kurzporträts entgegen, die die katholische<br />
Resistenz gegen die „Bewegung“ ver<strong>de</strong>utlichen<br />
sollen. Was Wun<strong>de</strong>r, dass <strong>de</strong>r Zentrums-Apostat<br />
und Vizekanzler Hitlers von Papen nicht vorkommt<br />
und <strong>de</strong>r verbreitete antijudaistische Affekt<br />
im Katholizismus <strong>als</strong> solcher nicht thematisiert<br />
wird. Jedoch verschweigt Hartmann keineswegs<br />
die katholischen Versuche <strong>de</strong>s « Brückenbaus »<br />
zum NS, aber er malt auch hier schwarz-weiß und<br />
wen<strong>de</strong>t die nun eigene Kritik gegen die hierarchienahe<br />
Katholische Aktion und die Bischöfe, <strong>de</strong>ren<br />
politischer Bandbreite von von Preysing bis Gröber<br />
er nicht gerecht wird. Nach<strong>de</strong>m Hartmann sich<br />
so verbandsnah und konservativ <strong>als</strong> eine Art später<br />
Anhänger Adam Stegerwalds offenbart hat, folgen<br />
knapp und informativ geschriebene Abschnitte etwa<br />
zu <strong>de</strong>n Sittlichkeitsprozessen und zur Enzyklika<br />
„Mit brennen<strong>de</strong>r Sorge“, in <strong>de</strong>nen die Qualität<br />
<strong>de</strong>r rezipierten Literatur aufscheint. Insgesamt<br />
wird man <strong>de</strong>m kenntnisreich geschriebenen Bändchen<br />
seine Einseitigkeit und sein innerkatholisch<br />
aufdringlich-aufrechnerisches Bedürfnis anlasten<br />
müssen, während die zu oft vernachlässigte österreichische<br />
Perspektive und ein knappes, aber gut<br />
gemachtes Literaturverzeichnis zu <strong>de</strong>n Pluspunkten<br />
gehören.<br />
Michael Habersack<br />
Berger, Klaus / Niemann, Ulrich<br />
/ Wagner, Marion<br />
Das Böse und<br />
die Sprachlosigkeit<br />
<strong>de</strong>r Theologie<br />
– Regensburg: Verlag Friedrich Pustet. 2007. 128 S.,<br />
€ 16,90 (ISBN 978-3-7917-2064-7)<br />
„Der Theologe scheut die Beschäftigung mit<br />
<strong>de</strong>m Teufel inzwischen so wie <strong>de</strong>r Teufel das<br />
Weihwasser.“ <strong>Diese</strong> Diagnose mag für die Beschäftigung<br />
<strong>de</strong>r gegenwärtigen theologischen<br />
„Szene“ speziell mit <strong>de</strong>m Teufel zutreffen, wenn<br />
man von einigen allerdings gewichtigen Ausnahmen<br />
absieht. Sie gilt nicht für die theologische<br />
und philosophische Beschäftigung mit <strong>de</strong>m Bösen<br />
im Allgemeinen und seinen vielfältigen<br />
Schattierungen und Facetten im Beson<strong>de</strong>ren.<br />
Dies zeigt das vorliegen<strong>de</strong> Buch, das sich in eine<br />
ganze Reihe von Diskussions- und Tagungsbän<strong>de</strong>n<br />
einglie<strong>de</strong>rt, die in <strong>de</strong>n letzten Jahren zum<br />
Thema erschienen sind. Unter <strong>de</strong>m Titel „Das<br />
Böse und die Sprachlosigkeit <strong>de</strong>r Theologie“<br />
wird eine Tagung zum Thema „Das Böse und das<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Moraltheologie“ dokumentiert. Es versammeln<br />
sich sieben anspruchsvolle Beiträge<br />
namhafter Vertreter <strong>de</strong>r Theologie und Philosophie,<br />
<strong>de</strong>r Medizin und <strong>de</strong>s Gesundheitswesens.<br />
Begriffsgeschichte, begrifflich-analytische Schärfung<br />
<strong>de</strong>s Bösen und systematisch zentrale Fragestellungen<br />
(Freiheit, praktische Vernunft; Theodizee;<br />
Sün<strong>de</strong>, Erbsün<strong>de</strong>) kommen ebenso in <strong>de</strong>n<br />
Blick wie die Analyse verschie<strong>de</strong>ner Menschenbil<strong>de</strong>r<br />
in Exegese und Ethik o<strong>de</strong>r die Untersuchung<br />
konkreter Phänomene in psychotherapeutischer<br />
Theorie und Praxis sowie gesellschaftlicher<br />
Realität. Die Autoren machen <strong>de</strong>utlich, dass<br />
das Phänomen <strong>de</strong>s menschlich/moralisch Bösen<br />
in seiner unübersehbaren Bedrängnis we<strong>de</strong>r durch<br />
seine schleichen<strong>de</strong> Banalisierung und Naturalisierung<br />
noch durch eine Dekonstruktion <strong>de</strong>s Freiheitsbegriffs<br />
adäquat zur Sprache gebracht wird,<br />
wie sie gegenwärtig in <strong>de</strong>n Life Sciences und Gesellschaftswissenschaften<br />
häufig geschieht.<br />
Was einer <strong>de</strong>r Autoren <strong>als</strong> Anliegen seines<br />
Beitrags beschreibt, nämlich „das Thema <strong>de</strong>s Bösen<br />
... exemplarisch zu betrachten und einzuordnen“<br />
(71), charakterisiert <strong>de</strong>n Band im Ganzen.<br />
Sein Reiz liegt in <strong>de</strong>r Zusammenführung ganz<br />
verschie<strong>de</strong>ner Perspektiven, die eine facettenreiche<br />
Sichtung <strong>de</strong>s Themas ermöglicht. Die Beiträge<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich dabei <strong>de</strong>utlich in Zielsetzung,<br />
thematischer Fokussierung, formaler Gestalt,<br />
(fach-) sprachlicher Durchführung und Lesbarkeit<br />
für <strong>de</strong>n Laien. Während einige Beiträge<br />
einen konkreten Ausschnitt, ein konkretes philosophisches<br />
Problem o<strong>de</strong>r eine fachinterne Diskussion<br />
behan<strong>de</strong>ln, argumentieren an<strong>de</strong>re grundsätzlich<br />
und systematisch. Wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re unternehmen<br />
phänomenologische Streifzüge durch<br />
Gesellschaft und ärztliche Praxis o<strong>de</strong>r analysieren<br />
die biblische Überlieferung. Der Band spiegelt<br />
so die Atmosphäre einer interdisziplinären<br />
Fachtagung wi<strong>de</strong>r, ohne gleichwohl <strong>als</strong> gedrucktes<br />
Buch das Gesprächsforum einer solchen Tagung<br />
bieten zu können, so dass etwaiger Klärungsbedarf<br />
und vor allem eine Synthese <strong>de</strong>s dokumentierten<br />
Gesprächs vom Leser selbst zu leisten<br />
ist.<br />
Julia Knop<br />
Polak, Regina<br />
Religion kehrt wie<strong>de</strong>r<br />
Handlungsoptionen in Kirche und<br />
Gesellschaft. – Ostfil<strong>de</strong>rn: Schwabenverlag. 2006.<br />
389 S., € 35,00 (ISBN 978-3-7966-1057-8)<br />
Die allgegenwärtige medienwirksame Präsenz<br />
von Religion ist mehr <strong>als</strong> nur ein flüchtiger<br />
Medienhype. Das ist die Überzeugung <strong>de</strong>r Leiterin<br />
<strong>de</strong>s pastoraltheologischen Instituts <strong>de</strong>r Universität<br />
Wien, Regina Polak, die sie in ihrer pastor<strong>als</strong>oziologischen<br />
Studie erläutert. Religion<br />
kehrt <strong>de</strong>mnach allerorten zurück und das nachhaltig.<br />
Sie wer<strong>de</strong> <strong>als</strong> reine Privatsache zunehmend<br />
abgelegt und erhalte im öffentlichen Raum<br />
wie im persönlichen Leben vieler Menschen wie<strong>de</strong>r<br />
neue Relevanz.<br />
<strong>Diese</strong>r überraschen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utungsgewinn geschieht<br />
für das Phänomen „Religion“ allerdings<br />
nicht rückstandsfrei: Traditionelle Religion wan<strong>de</strong>lt<br />
sich hierbei nicht nur in ihrem Phänotyp,<br />
auch ihr Genotyp ist betroffen. Religion – folgt<br />
man <strong>de</strong>r These Polaks – transformiert sich in ihrer<br />
Gestalt, ihrer Funktion und ihrem Sinn. Und hier<br />
liegt genau <strong>de</strong>r Punkt, an <strong>de</strong>m kritische Rückfragen<br />
an die diagnostizierten Heils- und Hoffnungszeichen<br />
<strong>de</strong>r Wiener Theologin erlaubt sein<br />
müssen: Polaks Religionsbegriff ist etwas zu<br />
flach und damit zeitdiagnostisch zu unscharf geraten.<br />
Religion ist mehr <strong>als</strong> Sehnsucht nach Sinn<br />
und „spiritueller Wellness“. Ein Religionsbegriff,<br />
bei <strong>de</strong>m Gott zu einem Epiphänomen verkommt,<br />
verbrämt und verdoppelt lediglich das ökonomisch-ästhetische<br />
Selbstverständnis <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen<br />
Menschen (Hans-Joachim Höhn) und kommt<br />
einer Religion <strong>de</strong>r Bedürfnisbefriedigung gleich.<br />
Dennoch müssen seitens <strong>de</strong>r Kirche Antworten<br />
und Strategien auf die gesellschaftlich offene<br />
Situation im „religiösen Feld“ (Pierre Bourdieu)<br />
gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Der handlungsorientierte dritte<br />
Teil „Kirche gestalten“ weist hier Wege auf. Interessant<br />
sind z.B. die Überlegungen <strong>de</strong>r Autorin zu<br />
einer erneuerten Riten-Kultur. Trotz <strong>de</strong>s eingangs<br />
formulierten Vorbehalts lohnt sich die Lektüre.<br />
Die Studie macht Mut, sich auf die gegenwärtige<br />
neue Lage neugierig und kreativ einzulassen. Beson<strong>de</strong>rs<br />
Religionslehrer wer<strong>de</strong>n sicher bei folgen<strong>de</strong>r<br />
Einschätzung aufmerken: „Die Zeit <strong>de</strong>r<br />
Kirchenhäme wird zu En<strong>de</strong> gehen. Kirchen wer<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>n nächsten Jahren im Sog <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkehr<br />
<strong>de</strong>r Religion Gehör und neue Chancen fin<strong>de</strong>n.<br />
In Europa wird es viele, vor allem junge<br />
Menschen geben, die fernab von <strong>de</strong>r Kirche aufgewachsen<br />
sind, und <strong>de</strong>ren Interesse man wird<br />
wecken können abseits <strong>de</strong>r gegenwärtig festgefahrenen<br />
binnenkirchlichen Streitereien.“<br />
Martin W. Ramb<br />
INFO 36 · 4/2007
Zur Person<br />
Johann Wolfgang Goethe-Universität,<br />
Frankfurt am Main<br />
Am 8. April feierte Prof. Dr. Johannes<br />
Hoffmann seinen 70. Geburtstag.<br />
Anlässlich <strong>de</strong>r großen Feier wur<strong>de</strong> er<br />
unter an<strong>de</strong>rem mit einer Festschrift<br />
überrascht und geehrt. „Damit alle leben<br />
können - Plädoyers für eine menschenfreundliche<br />
Ethik“ lautet <strong>de</strong>r Titel<br />
<strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s, in <strong>de</strong>ssen Vorwort Hoffmann<br />
treffend beschrieben wird <strong>als</strong><br />
jemand, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>m ethischen Anspruch<br />
<strong>de</strong>r ‚Lebensermöglichung’<br />
verpflichtet sieht.<br />
Der 1937 im schlesischen Altreichenau<br />
geborene Hoffmann lehrt seit<br />
1976 <strong>als</strong> Professor an <strong>de</strong>r Universität<br />
Frankfurt am Fachbereich Katholische<br />
Theologie Moraltheologie und Sozialethik.<br />
Zuvor war er <strong>als</strong> Professor für<br />
Theologische Anthropologie und Moralpädagogik<br />
an <strong>de</strong>r Pädagogischen<br />
Hochschule Westfalen-Lippe in Münster<br />
tätig. Promoviert wur<strong>de</strong> Johannes<br />
Hoffmann nach <strong>de</strong>n Studien <strong>de</strong>r Katholischen<br />
Theologie, <strong>de</strong>r Volkswirtschaftslehre<br />
und <strong>de</strong>r Psychologie an<br />
<strong>de</strong>r Universität Bonn (1972) bei Prof.<br />
Franz Böckle. Seit <strong>de</strong>n 90er-Jahren hat<br />
sich Hoffmann verstärkt wirtschaftsethischen<br />
Themen zugewandt, die er<br />
stets in Hinblick auf die Sicherung <strong>de</strong>r<br />
Bio-Überlebenssicherheit für alle Menschen<br />
und ihre Mitwelt betrachtet. Der<br />
vorherrschen<strong>de</strong>n Lehre, Unternehmen<br />
hätten sich ausschließlich am Gewinn<br />
zu orientieren, stellt er eine an<strong>de</strong>re entgegen:<br />
„Gewinn ist nur gerechtfertigt,<br />
wenn er nicht auf Kosten <strong>de</strong>r natürlichen<br />
Mitwelt, nicht zu Lasten <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
und nicht um <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>r<br />
Missachtung von kulturellen Werten<br />
erworben wird.“<br />
Um <strong>de</strong>m Gedanken <strong>de</strong>r Durchdringung<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft mit mehr Ethik<br />
und <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung eines ethischen<br />
Wettbewerbs Gestalt zu verleihen, hat<br />
Hoffmann 1993 zusammen mit <strong>de</strong>m<br />
Ökonomen Prof. Gerhard Scherhorn<br />
das interdisziplinäre, drittmittelfinanzierte<br />
Forschungsprojekt ‚Ethisch-<br />
Ökologisches Rating’ (EÖR) gebil<strong>de</strong>t.<br />
Auch nach seiner Emeritierung im September<br />
2002 leitet er weiterhin die Projektgruppe<br />
EÖR. <strong>Diese</strong> hat 1997 für die<br />
ethische Bewertung von Unternehmen<br />
eine Kriteriologie entwickelt, die an<br />
<strong>de</strong>r ökologischen und sozial-kulturellen<br />
Dimension <strong>de</strong>r Nachhaltigen Entwicklung<br />
im umfassen<strong>de</strong>n Sinne verortet<br />
ist: <strong>de</strong>n Frankfurt-Hohenheimer<br />
Leitfa<strong>de</strong>n (FHL). <strong>Diese</strong>r FHL gilt <strong>als</strong><br />
die weltweit umfassendste Kriteriensammlung<br />
zur ethischen Bewertung<br />
von Unternehmen. Mit <strong>de</strong>m Corporate<br />
Responsibility Rating (CRR), das zusammen<br />
mit <strong>de</strong>r oekom research AG<br />
(München) aus <strong>de</strong>m FHL entwickelt<br />
wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong>n bislang weltweit die<br />
wichtigsten Unternehmen und Staaten<br />
in ihrer Rolle <strong>als</strong> Wertpapieremittenten<br />
analysiert und bewertet (über 850 Unternehmen<br />
und 45 Staaten). Eine Vielzahl<br />
von Spezial- aber auch Publikumsfonds,<br />
die aus diesem Research-<br />
Universum gespeist wer<strong>de</strong>n, existieren<br />
bereits. Insgesamt wird mit <strong>de</strong>m CRR<br />
zurzeit ein Vermögen von rund 85 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro ethisch-ökologisch verwaltet.<br />
Damit bietet das CRR institutionellen<br />
und privaten Anlegern die Möglichkeit,<br />
ihre Kapitalanlage glaubwürdig<br />
nach ethischen Kriterien zu durchleuchten<br />
und zu optimieren und damit<br />
zugleich – in kleinen Schritten – einen<br />
ethischen Wettbewerb zu för<strong>de</strong>rn.<br />
Um einem möglichst breiten Publikum<br />
Hintergrundinformationen und<br />
konkrete Kriterien dafür zu geben, das<br />
Geld nicht nur gewinnbringend, son<strong>de</strong>rn<br />
auch nach ethischen Gesichtspunkten<br />
anzulegen, hat Hoffmann zusammen<br />
mit Scherhorn 2002 das im Her<strong>de</strong>r Verlag<br />
erschienene Taschenbuch „Saubere<br />
Gewinne. So legen Sie Ihr Geld ethischökologisch<br />
an“ verfasst.<br />
Zurzeit bemüht sich Johannes Hoffmann<br />
zusammen mit <strong>de</strong>r Projektgruppe<br />
EÖR unter an<strong>de</strong>rem darum, eine<br />
schnellere Verbreitung <strong>de</strong>s ethischen<br />
Investments und eine breitere Bewusstseinsbildung<br />
für ethische Geldanlagen<br />
zu för<strong>de</strong>rn. Dazu gehört auch die Erkundung<br />
<strong>de</strong>r internen und externen<br />
Hin<strong>de</strong>rnisse, mit <strong>de</strong>nen sich institutionelle<br />
Investoren (vielfach im kirchlichen<br />
Bereich) beim Versuch <strong>de</strong>r Umschichtung<br />
ihrer Gel<strong>de</strong>r konfrontiert<br />
sehen. Außer<strong>de</strong>m wird für nächstes<br />
Jahr ein Symposium vorbereitet mit<br />
<strong>de</strong>m Thema „Nachhaltigkeit, Markt<br />
und Wettbewerb. Zur Revision <strong>de</strong>s<br />
Markt- und Wettbewerbsrechts unter<br />
<strong>de</strong>m Gesichtspunkt nachhaltiger Entwicklung“.<br />
Claudia Doepfner<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
215<br />
Im HAUS AM DOM fin<strong>de</strong>n regelmäßig Veranstaltungen statt<br />
zu <strong>de</strong>n Themen Kultur und Religion.<br />
Detaillierte Informationen fin<strong>de</strong>n Sie im Internet unter<br />
www.hausamdom.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
INFO 36 · 4/2007
Der Dom stand im Mittelpunkt<br />
Missio Canonica 2007<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
216<br />
Aus <strong>de</strong>m Geheimnis <strong>de</strong>s Glaubens<br />
leben und Kin<strong>de</strong>r an das Geheimnis <strong>de</strong>s<br />
Glaubens heranführen, war das Thema<br />
<strong>de</strong>r diesjährigen Missio Tagungen.<br />
Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
Zwei Gruppen angehen<strong>de</strong>r Religionslehrerinnen<br />
und Religionslehrer<br />
bereiteten sich in Veranstaltungen, am<br />
31. Mai/1. Juni und am 10. September<br />
2007, auf die Erteilung <strong>de</strong>r Missio Canonica<br />
vor. Die Missio Tagungen wur<strong>de</strong>n<br />
in gut bewährter Tradition im Bildungs-<br />
und Exerzitienhaus <strong>de</strong>r Pallottinerinnen<br />
in Limburg durchgeführt und<br />
von <strong>de</strong>n Referenten im Dezernat Bildung<br />
und Kultur, Stefan Herok und Katharina<br />
Sauer, geleitet. Inhaltlich setzten<br />
sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
mit mystagogischem Lernen<br />
auseinan<strong>de</strong>r, welches nach theoretischer<br />
Einführung auf <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong>de</strong>r eigenen Religiosität erprobt und reflektiert<br />
wur<strong>de</strong>. Dabei stand <strong>de</strong>r Dom<br />
<strong>als</strong> Lernort <strong>de</strong>s Glaubens im Mittelpunkt<br />
<strong>de</strong>s Geschehens. Eine mystagogische<br />
Dombegehung, die Stefan Herok<br />
leitete, gab <strong>de</strong>n angehen<strong>de</strong>n Religionslehrkräfte<br />
die Möglichkeit, <strong>de</strong>n<br />
Dom <strong>als</strong> sakralen Raum in seiner ganzen<br />
Schönheit und Größe, mit <strong>de</strong>r darin<br />
beinhalteten religiösen Aussagekraft,<br />
auf sich wirken lassen und sich so <strong>de</strong>m<br />
Geheimnis <strong>de</strong>s Glaubens zu nähern.<br />
Unterstützt wur<strong>de</strong> diese spirituelle Erfahrung<br />
durch Weihrauchduft und meditative<br />
Orgelmusik. In Gesang und<br />
Gebet konnten die Missiokandidatinnen<br />
und Missiokandidaten sich selbst<br />
und ihre Anliegen vor Gott bringen.<br />
<strong>Diese</strong> religiöse Erfahrung wur<strong>de</strong> anschließend<br />
reflektierend in Verbindung<br />
zur eigenen Spiritualität, zu <strong>de</strong>m eigenen<br />
Glaubensleben gebracht.<br />
Anregungen zur Umsetzung mystagogischen<br />
Lernens, Möglichkeiten, Kin<strong>de</strong>r<br />
an das Geheimnis <strong>de</strong>s Glaubens heranzuführen,<br />
vermittelte Schwester Theresia<br />
Becker mit einer Domführung,<br />
die sich auf unterrichtliche Situationen<br />
bezog: Kirchen können <strong>als</strong> Lernorte<br />
<strong>de</strong>s Glaubens in die Unterrichtsplanung<br />
einbezogen wer<strong>de</strong>n. Dabei kommt es<br />
jedoch darauf an, <strong>de</strong>n Kirchenraum in<br />
seiner religiösen Dimension für Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendliche zu erschließen. Dazu,<br />
wie auch bei <strong>de</strong>r Durchführung eines<br />
glaubenspraktischen Religionsunterrichts,<br />
bedarf es Religionslehrkräfte,<br />
die Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Glauben vormachen<br />
und zum Mittun anregen. So sollte beispielsweise<br />
die Be<strong>de</strong>utung von Weihwasser<br />
nicht nur erklärt, son<strong>de</strong>rn auch<br />
ein Kreuzzeichen mit <strong>de</strong>m Weihwasser<br />
vollzogen wer<strong>de</strong>n. Viele Hinweise sowie<br />
die Ermutigung zur Umsetzen im<br />
INFO 36 · 4/2007
INFOS & AKTUELLES<br />
217<br />
Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
Religionsunterricht konnten die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer aus <strong>de</strong>m<br />
Dom mitnehmen.<br />
In einem abendlichen Gespräch mit<br />
Diözesanadministrator Dr. Günther<br />
Geis bekamen die Missiokandidatinnen<br />
und Missiokandidaten die Gelegenheit<br />
zu einem Austausch mit <strong>de</strong>r<br />
Bistumsleitung, die auch rege genutzt<br />
wur<strong>de</strong>. Themen von Unterrichtsausfall<br />
bis hin zu persönlichen Fragestellungen<br />
wur<strong>de</strong>n in vertrauensvoller Atmosphäre<br />
erörtert.<br />
Am Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik,<br />
11. September 2007, wur<strong>de</strong>n die 46 Religionslehrerinnen<br />
und Religionslehrer<br />
in einem feierlichen Gottesdienst von<br />
Diözesanadministrator Dr. Günther<br />
Geis mit <strong>de</strong>r Missio Canonica zur Erteilung<br />
von Katholischem Religionsunterricht<br />
betraut. Der Gottesdienst<br />
wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Limburgern Domsingknaben<br />
unter Leitung von Klaus Knubben,<br />
in Orgelbegleitung durch Prof.<br />
Markus Eichenlaub und Wilhelm Gries,<br />
gestaltet. Tatkräftig unterstützt wur<strong>de</strong>n<br />
die Zelebranten Dr. Geis, in Konzelebration<br />
mit Prof. Dr. Leo J. O’Donovan<br />
und Schulpfarrer Harald Klein, von<br />
Ministranten <strong>de</strong>r Bischof-Neumann-<br />
Schule.<br />
Die Missio Canonica erhielten:<br />
Melanie Althen, Mainz Kostheim<br />
Sandra Behrendt, Altendiez<br />
Lena Birkenbeil, Friedrichsdorf<br />
Sabine Brunnhübner, Diez<br />
Dr. Christine Büchner, Frankfurt<br />
Nina Burger-Keßler, Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Karine Hannuschke, Herschbach<br />
Miram Hornig, Beselich<br />
Rüdiger Jarzina, Oberursel<br />
Bettina Kahle, Sulzbach<br />
Gretel Kern, Nauort<br />
Stefan Klima, Bad Homburg<br />
Erika Lipskey, Nie<strong>de</strong>relbert<br />
Katharina Mardorf, Nie<strong>de</strong>rbrechen<br />
Claire Mateos Rodrigues, Waldbrunn-<br />
Fussingen<br />
Astrid Meinert, Eppstein<br />
Maria Poker-Roppertz, Taunusstein-<br />
Wehen<br />
Nele Renne, Weilburg<br />
Markus Rie<strong>de</strong>l, Frankfurt<br />
Nina Röhrig, Limburg<br />
Viola Spohr, Kleinmaischeid<br />
Tina Schiel, Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Anne-Kathrin Schütz, Dreieich<br />
Gerd Schupp, Brechen<br />
Clarissa Weyer, Oberzeuzheim<br />
Katharina Sauer<br />
INFO 36 · 4/2007
Erstes Treffen am 20. Geburtstag<br />
Erstes Treffen am 20. Geburtstag:<br />
Limburger Dey-Stiftung för<strong>de</strong>rt Schüler<br />
und Stu<strong>de</strong>nten<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
218<br />
Es war eine Premiere: Zum ersten<br />
Mal trafen sich Stipendiaten <strong>de</strong>r Dey-<br />
Stiftung. <strong>Diese</strong> gibt es bereits seit 20<br />
Jahren, aber nur wenigen ist sie bekannt.<br />
„Wir wollen die jungen Menschen,<br />
die wir materiell för<strong>de</strong>rn, auch<br />
i<strong>de</strong>ell begleiten“, sagt Dr. Eckhard<br />
Nordhofen, Leiter <strong>de</strong>s Dezernats Bildung<br />
und Kultur. Die Stipendiaten sollten<br />
untereinan<strong>de</strong>r in Kontakt kommen<br />
und persönliche Beziehungen aufbauen.<br />
Zu<strong>de</strong>m ging es darum, Limburg, <strong>de</strong>n<br />
Dom und die Bistumsleitung sowie die<br />
Ansprechpartner im Dezernat Bildung<br />
und Kultur näher kennenzulernen.<br />
„Wir haben auch zwei Schüler<br />
in <strong>de</strong>r Stiftung, und das macht<br />
sie ziemlich beson<strong>de</strong>rs.“<br />
Martin W. Ramb<br />
Ein abwechslungsreiches Programm<br />
sei ausgearbeitet wor<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m das<br />
Bildungsangebot nicht zu kurz kam.<br />
Sie wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt: Aktuelle und ehemalige Stipendiaten <strong>de</strong>r Dey-Stiftung besichtigen<br />
<strong>de</strong>n Limbur-ger Dom mit <strong>de</strong>m Dezernenten für Bildung und Kultur, Dr. Eckhard Nordhofen (vor<strong>de</strong>re<br />
Reihe, Dritter von links) und Martin W. Ramb, Mitglied <strong>de</strong>s Stiftungs-Kuratoriums (Fünfter von links).<br />
Und offenbar hat das Treffen reiche<br />
Früchte getragen, <strong>de</strong>nn, so Nordhofen:<br />
„An <strong>de</strong>n Reaktionen <strong>de</strong>r Leute haben<br />
wir gemerkt, dass sie gerne nach Limburg<br />
gekommen sind.“ Nach Ansicht<br />
von Martin W. Ramb, Mitglied <strong>de</strong>s Stiftungs-Kuratoriums<br />
und Organisator<br />
<strong>de</strong>s Treffens, ist inzwischen ein „Meilenstein<br />
auf <strong>de</strong>m Weg zur einer katholischen<br />
Begabtenför<strong>de</strong>rung“ erreicht<br />
Foto: Sascha Braun<br />
wor<strong>de</strong>n. Die Stiftung Dey mit Sitz in<br />
Limburg geht zurück auf eine Schenkung<br />
<strong>de</strong>r Geschwister Dey aus <strong>de</strong>m<br />
Jahr 1987. Die Stiftung hat sich zum<br />
Ziel gesetzt, „charakterlich geeignete<br />
Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche, Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
und Stu<strong>de</strong>nten aus katholischen Familien,<br />
die eine hohe Begabung intellektueller<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Art besitzen“, i<strong>de</strong>ell<br />
und materiell zu för<strong>de</strong>rn. Die För<strong>de</strong>rung<br />
soll qualifiziertem katholischem<br />
Nachwuchs in verschie<strong>de</strong>nen Bereichen<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft zu Gute kommen.<br />
Seit Gründung <strong>de</strong>r Stiftung bis<br />
heute wur<strong>de</strong>n 51 För<strong>de</strong>rungen abgeschlossen.<br />
Derzeit gibt es 23 aktuelle<br />
Stipendiaten, davon neun Frauen. Man<br />
sei „keine reine Studienstiftung“, bekräftigte<br />
Ramb: „Wir haben beispielsweise<br />
auch zwei Schüler in <strong>de</strong>r Stiftung,<br />
und das macht sie ziemlich beson<strong>de</strong>rs.“<br />
Für eine Bewerbung müssen<br />
verschie<strong>de</strong>ne Kriterien erfüllt wer<strong>de</strong>n:<br />
So müssen die Bewerber beispielsweise<br />
katholischer Konfession sein, eine<br />
beson<strong>de</strong>re Begabung und fachliche<br />
Qualifikation besitzen, sich kirchlich<br />
engagieren und charakterlich eignen.<br />
Sascha Braun<br />
Dombesichtigung<br />
Foto: Sascha Braun<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung aus: Der<br />
Sonntag, Nr. 44 vom 04.11.2007, S. 11<br />
INFO 36 · 4/2007
Der Schatz im Acker<br />
„Limburger Lesezeichen 2008“ ein voller Erfolg<br />
Ein Pfeilersockel im Sonnenlicht,<br />
ein Treppenaufgang, <strong>de</strong>r so aussieht,<br />
<strong>als</strong> führe er direkt ins Helle, das Detail<br />
eines Radfensters: Stimmungsbil<strong>de</strong>r,<br />
die ungewohnte Einblicke in <strong>de</strong>n Limburger<br />
Dom gewähren. „Der Dom hat<br />
so viele Gesichter, und je nach Tagesund<br />
Jahreszeit erscheinen die Motive in<br />
einem ganz an<strong>de</strong>ren Farbeindruck:<br />
Man lernt, Licht an<strong>de</strong>rs wahrzunehmen.“<br />
Martin W. Ramb, Leiter <strong>de</strong>s Verlags<br />
<strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariats in<br />
Limburg, ist zu Recht stolz auf <strong>de</strong>n ersten<br />
Lesezeichenkalen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n das Bistum<br />
herausgebracht hat. In nur zwei<br />
Monaten war die erste Auflage vergriffen.<br />
Rechtzeitig vor Weihnachten erscheint<br />
<strong>de</strong>r Kalen<strong>de</strong>r nun schon in <strong>de</strong>r<br />
vierten Auflage.<br />
Die Fotos stammen von Werner En<strong>de</strong>rs<br />
(Ebernhahn). Der 53-Jährige ist<br />
Studiendirektor an <strong>de</strong>n Berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Schulen in Lahnstein, unterrichtet<br />
Religion, Deutsch und Ethik. Seit 25<br />
Jahren hat sich <strong>de</strong>r Pädagoge seinem<br />
Hobby, <strong>de</strong>m Fotografieren, verschrieben.<br />
Er entwickelt nicht nur einen Blick<br />
für ausgefallene Motive, son<strong>de</strong>rn sieht<br />
dabei auch <strong>de</strong>n Bezug zum Religiösen,<br />
will nicht nur kulturelles Erbe, son<strong>de</strong>rn<br />
auch Spiritualität ins Bild bringen. „Ich<br />
hoffe, es ist mir gelungen, diese religiöse<br />
Sicht auf Motive einzufangen“,<br />
meint er beschei<strong>de</strong>n. Der Lesezeichenkalen<strong>de</strong>r<br />
bietet inklusive Titelblatt 13<br />
ungewöhnliche An- und Einsichten:<br />
Stimmungsbil<strong>de</strong>r sind genauso vertreten<br />
wie auf Anhieb erkennbare Motive<br />
– unter an<strong>de</strong>rem die „Wurzel Jesse“<br />
und die Marienstatue im nördlichen<br />
Querhaus o<strong>de</strong>r Nikolaus im Langhaus.<br />
„<strong>Diese</strong> Motive sind ein Schatz im<br />
Acker, <strong>de</strong>r nur noch gehoben wer<strong>de</strong>n<br />
musste“, freut sich Ramb. Es war seine<br />
I<strong>de</strong>e, das kulturell-religiöse Gut <strong>de</strong>s<br />
Limburger Doms in eine handliche<br />
Den Dom im Rücken, Nachfolgeprojekte im Blick: Fotograf Werner En<strong>de</strong>rs (links) und Verlagsleiter<br />
Martin W. Ramb wollen ihre Zusammenarbeit fortsetzen.<br />
Foto: Heike Kaiser<br />
Form zu bringen. „Wir wollten <strong>de</strong>n vielen<br />
Besuchern und Liebhabern <strong>de</strong>s<br />
Doms ein Souvenir anbieten, das sie<br />
mit Highlights durch das ganze Jahr begleitet.<br />
Was schien da besser geeignet<br />
zu sein <strong>als</strong> ein Kalen<strong>de</strong>r – die abgerissenen<br />
Monate können noch lange <strong>als</strong><br />
Lesezeichen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n: schön<br />
und praktisch zugleich. Der 37-Jährige<br />
hat ent<strong>de</strong>ckt, dass es – außer kunsthistorischen<br />
Motiven – bislang vom und<br />
über <strong>de</strong>n Limburger Dom „viel zu wenig<br />
Spirituelles“ <strong>als</strong> Bildmaterial gibt:<br />
„An<strong>de</strong>re Diözesen haben da mehr zu<br />
bieten.“ Das gemeinsame Projekt mit<br />
Werner En<strong>de</strong>rs folgt <strong>de</strong>m Trend, Kirchenräume<br />
und Spiritualität neu zu ent<strong>de</strong>cken:<br />
Der Fotograf hat fast 250 Bil<strong>de</strong>r<br />
geschossen, von <strong>de</strong>nen nur ein<br />
Bruchteil für <strong>de</strong>n Lesezeichenkalen<strong>de</strong>r<br />
ausgesucht wur<strong>de</strong>. „Wir haben <strong>als</strong>o<br />
noch viel in petto“, verrät En<strong>de</strong>rs. Kein<br />
Wun<strong>de</strong>r, dass er und Martin W. Ramb<br />
bereits über Serien von Postkarten<br />
nach<strong>de</strong>nken. „Die ,Wurzel Jesse‘ wird<br />
sehr oft nachgefragt“, weiß Ramb. „Ein<br />
fantastisches Motiv“, bekräftigt Werner<br />
En<strong>de</strong>rs. „Doch es liegt meistens im<br />
Dunkeln, ist <strong>als</strong>o nur sehr schwer zu<br />
fotografieren.“ Um Bil<strong>de</strong>r ins rechte<br />
Licht zu rücken, hat Werner En<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>n<br />
Dom zu unterschiedlichen Tageszeiten<br />
besucht, um ihn von innen und außen<br />
von seinen schönsten Seiten zu zeigen.<br />
„Dabei haben mich viele Menschen unterstützt:<br />
Der Domschweizer, <strong>de</strong>r für<br />
ausreichend Licht sorgte, die Schwestern,<br />
die Domführungen anbieten und<br />
auf versteckte Motive hinwiesen, Bildungs-<br />
und Kultur<strong>de</strong>zernent Dr. Eckhard<br />
Nordhofen, <strong>de</strong>r mit mir ins Domgewölbe<br />
stieg und mir Atem berauben<strong>de</strong><br />
Einblicke ins Kirchenschiff eröffnete“,<br />
erzählt Werner En<strong>de</strong>rs.<br />
Heike Kaiser<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung aus: Der<br />
Sonntag/Kreuzfest-Extra 9/2007, S. VIII<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
219<br />
INFO 36 · 4/2007
Zeitschriftenaufsätze suchen und fin<strong>de</strong>n ...<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
220<br />
... in <strong>de</strong>r Datenbank „Religionspädagogik<br />
- Kirchliche Bildungsarbeit -<br />
Erziehungswissenschaft“ RKE<br />
Im Zeitschriftenkatalog <strong>de</strong>s Comenius-Institutes,<br />
Münster, wer<strong>de</strong>n über<br />
310 Fachzeitschriften (und auch graue<br />
Literatur) <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Religionspädagogik<br />
und Bezugswissenschaften<br />
ausgewertet. Derzeit sind über<br />
255.000 Zeitschriftenaufsätze erschlossen.<br />
Die einzelnen Aufsätze sind<br />
durch Schlagworte und an<strong>de</strong>re inhaltliche<br />
Suchkriterien aufbereitet. Sofern<br />
die Aufsätze mit Abstracts versehen<br />
sind, wer<strong>de</strong>n diese mit in <strong>de</strong>n Katalog<br />
übernommen. Die religionspädagogischen<br />
und pädagogischen Zeitschriften<br />
wer<strong>de</strong>n vollständig ausgewertet. Einen<br />
Überblick über die Zeitschriften und<br />
ihren Auswertungsstatus fin<strong>de</strong>t man in<br />
<strong>de</strong>r kostenlos zugänglichen Datenbank<br />
Ausgewertete Zeitschriften. Sie enthält<br />
Informationen zu <strong>de</strong>n bibliografischen<br />
Angaben mit Link zum Herausgeber/Verlag<br />
und Angaben zum Bestand<br />
in <strong>de</strong>r Bibliothek <strong>de</strong>s Comenius-Instituts.<br />
Für je<strong>de</strong> Zeitschrift gibt es dort einen<br />
Beispieldatensatz eines Heftes und<br />
die daraus ausgewerteten Aufsätze.<br />
Online-Zeitschriften wer<strong>de</strong>n in einen<br />
geson<strong>de</strong>rten Katalog mit Link zur URL<br />
aufgenommen. Zukünftig sollen dort<br />
auch relevante Dokumente <strong>de</strong>r Bildungsserver<br />
und an<strong>de</strong>re Online-Ressourcen<br />
ausgewertet wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Regel<br />
sind die Zeitschriften seit etwa<br />
1980 ausgewertet. Geplant ist, ältere<br />
Jahrgänge religionspädagogischer Zeitschriften<br />
nachträglich aufzunehmen.<br />
Seit 2003 steht RKE im Internet unter<br />
www.comenius.<strong>de</strong> > Bereich biblioinfothek<br />
<strong>als</strong> (kostenpflichtige) Datenbank<br />
zur Verfügung und wird laufend<br />
aktualisiert. Man kann die individuelle<br />
Nutzung entwe<strong>de</strong>r für 24 Stun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
für ein Jahr anmel<strong>de</strong>n. Für Universitäten<br />
und Fachhochschulen kann ein direkter<br />
Zugang eingerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Wenn jemand die Kopie eines Zeitschriftenartikels<br />
o<strong>de</strong>r Beitrags aus einem<br />
Sammelwerk braucht: Über <strong>de</strong>n<br />
Dokumentlieferdienst CiDoLi kann <strong>de</strong>r<br />
Artikel bestellt wer<strong>de</strong>n. Er wird im Comenius-Institut<br />
eingescannt und <strong>als</strong><br />
pdf-Datei per Mail zugestellt - gegen<br />
eine geringe Gebühr.<br />
Neben Zeitschriften und Online-<br />
Dokumenten wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Datenbank<br />
RKE Monografien, Sammelwerksbeiträge,<br />
Unterrichtsmo<strong>de</strong>lle, Schulbücher,<br />
Gesetze, Lehrpläne aus <strong>de</strong>n Bereichen<br />
Religions- und Gemein<strong>de</strong>pädagogik,<br />
kirchliche Bildungsarbeit sowie<br />
Literatur aus <strong>de</strong>r Allgemeinen Erziehungswissenschaft,<br />
Schulpädagogik<br />
und Lehrerbildung, sowie Praktische<br />
Theologie, Psychologie und Soziologie<br />
aufgenommen.<br />
Quelle: CI Informationen, Comenius-Institut, Evangelische<br />
Arbeitsstätte für Erziehungswissenschaft e.V., Münster<br />
Kontakt:<br />
E-Mail: dokumentation@comenius.<strong>de</strong><br />
Renaissance für die Religion in <strong>de</strong>n Bestsellerlisten<br />
Fallen<strong>de</strong> Aktien für das Papstbuch<br />
„Jesus von Nazareth“, gleichzeitig<br />
stürmt die anti-religiöse Streitschrift<br />
<strong>de</strong>s Evolutionsbiologen Richard Dawkins<br />
„Der Gotteswahn“ in Richtung Tabellenspitze<br />
<strong>de</strong>r Spiegel-Bestsellerliste.<br />
Mehr <strong>als</strong> 50.000 verkaufte Bücher in<br />
nur vier Wochen, freut sich Ullstein-<br />
Verlagsmanager Klaus Füre<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r<br />
Frankfurter Buchmesse. Eine Trendwen<strong>de</strong>?<br />
Offenbar erleben Bücher, die<br />
sich mit Religion beschäftigen, beim<br />
<strong>de</strong>utschen Leser eine Renaissance. Allein<br />
7 <strong>de</strong>r 20 Titel in <strong>de</strong>r aktuellen Spiegel-Bestsellerliste<br />
gehören zu diesem<br />
Themenkreis. Das Spektrum reicht von<br />
Dawkins über Hape Kerkelings besinnlich-lustigen<br />
Pilgerbericht „Ich bin<br />
dann mal weg“, das spirituelle „Buch<br />
<strong>de</strong>r Antworten“ von Pater Anselm<br />
Grün bis hin zu <strong>de</strong>n Aufzeichnungen<br />
<strong>de</strong>r Glaubenszweifel von Mutter Teresa<br />
und <strong>de</strong>m zweiten Teil <strong>de</strong>r Memoiren<br />
<strong>de</strong>s papstkritischen Theologen Hans<br />
Küng.<br />
Den Stellenwert <strong>de</strong>s Themas belegt<br />
auch ein gewagtes Projekt <strong>de</strong>r Suhrkamp-Chefin<br />
Ulla Unseld-Berkewicz:<br />
Sie stellte im Vorfeld <strong>de</strong>r Buchmesse<br />
ihren neuen „Verlag <strong>de</strong>r Weltreligionen“<br />
(VDWR) vor, <strong>de</strong>r die Basistexte<br />
<strong>de</strong>r unterschiedlichsten Religionen<br />
wie<strong>de</strong>r neu zugänglich machen will.<br />
Das Programm ist äußerst anspruchsvoll<br />
und präsentiert im ersten Anlauf<br />
gleich 17 Bän<strong>de</strong> über Hinduismus,<br />
Buddhismus, Ju<strong>de</strong>ntum, Islam und<br />
Christentum. Dazu gehört eine Edition<br />
<strong>de</strong>r Aussprüche <strong>de</strong>s Propheten Mohammed,<br />
eine Einführung in <strong>de</strong>n Buddhismus,<br />
Essays vom Philosophen Peter<br />
Sloterdijk und <strong>de</strong>m Soziologen Ulrich<br />
Beck und Taschenbücher wie zum Beispiel<br />
das Hohelied Salomos.<br />
Warum so viel verlegerischer Mut?<br />
Für Suhrkamp ist die Gründung<br />
schlicht „eine politische Notwendigkeit“.<br />
Drei Grün<strong>de</strong> nennen die Verantwortlichen:<br />
<strong>de</strong>n Schrecken über <strong>de</strong>n<br />
aufkeimen<strong>de</strong>n Fundamentalismus, die<br />
Globalisierung, „durch die wir ständig<br />
auf Kulturen treffen, die wir we<strong>de</strong>r<br />
kennen noch verstehen“, und die Erkenntnis,<br />
„dass sich trotz <strong>de</strong>r Aufklärung<br />
unsere Welt noch immer nicht vernünftig<br />
erklären lässt“.<br />
Quelle: Informationen, herausgegeben von <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
Katholischer Publizisten Deutschlands, November<br />
2007, XI/24. Jahrgang.<br />
INFO 36 · 4/2007
Erster Apostolischer Weltkongress <strong>de</strong>r Barmherzigkeit in Rom<br />
Der Erste Apostolische Weltkongress<br />
<strong>de</strong>r Barmherzigkeit, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Woche<br />
nach <strong>de</strong>m Barmherzigkeitssonntag<br />
vom 2. bis 6. April 2008 in Rom stattfin<strong>de</strong>t,<br />
hat das Anliegen die Barmherzigkeit<br />
Gottes <strong>als</strong> <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>r christlichen<br />
Botschaft wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Mittelpunkt zu<br />
stellen und zu verkün<strong>de</strong>n.<br />
Initiiert wur<strong>de</strong> das Welttreffen von<br />
einem französischen Laien, Gerald Arbola<br />
aus Paris, und von Kardinal<br />
Schönborn, <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r österreichischen<br />
Bischofskonferenz. In<br />
einer Pressekonferenz am 2. April 2007<br />
in Wien stellte er die Initiative vor. Der<br />
Aufruf zur Barmherzigkeit sei ein Vermächtnis<br />
von Papst Johannes Paul II.,<br />
<strong>de</strong>r seit seiner Jugend vom Geheimnis<br />
<strong>de</strong>r Göttlichen Barmherzigkeit fasziniert<br />
gewesen sei, welches beson<strong>de</strong>rs in<br />
<strong>de</strong>n Visionen <strong>de</strong>r hl. Faustina Kow<strong>als</strong>ka<br />
eine zentrale Rolle spielte. Ihre<br />
schlichte Botschaft, so <strong>de</strong>r Wiener Erzbischof,<br />
sei das große Gegenbild gegen<br />
<strong>de</strong>n Hass. „<strong>Diese</strong> Botschaft för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n<br />
Frie<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Welt, unter <strong>de</strong>n Völkern<br />
und <strong>de</strong>n Religionen. Sie hilft, das wahre<br />
Antlitz Gottes, aber auch das wahre<br />
Antlitz <strong>de</strong>s Menschen, das wahre Antlitz<br />
<strong>de</strong>r Kirche zu ent<strong>de</strong>cken.“<br />
Zur Vorbereitung <strong>de</strong>s Weltkongresses<br />
in Rom wer<strong>de</strong>n weltweit Veranstaltungen<br />
durchgeführt. Im Bistum Limburg<br />
fan<strong>de</strong>n sie 2007 überwiegend in<br />
Frankfurt - St. Georgen und in Wiesba<strong>de</strong>n<br />
statt. Auch haben sich an verschie<strong>de</strong>nen<br />
Orten im Bistum, z. B. im<br />
Haus St. Josef in Kölbingen/Ww. und<br />
am Limburger sowie am Frankfurter<br />
Dom, Gottesdienst- und Gebetsgruppen<br />
gebil<strong>de</strong>t.<br />
Zu <strong>de</strong>m Weltkongress in Rom sind<br />
Delegierte von je<strong>de</strong>r Pfarrei, Diözese,<br />
Bewegung und neuer geistlicher Gemeinschaften<br />
und alle Interessierte eingela<strong>de</strong>n.<br />
Näheres auf <strong>de</strong>r website <strong>de</strong>s<br />
Kongresses (www.worldapostoliccongressonmercy.org)<br />
Programm vom 2. bis 6. April 2008<br />
in Rom:<br />
– 2. April: Die prophetische Intuition<br />
Papst Johannes Pauls II. für das<br />
Fest <strong>de</strong>r Göttlichen Barmherzigkeit<br />
– 3. April: Barmherzigkeit im Mysterium<br />
<strong>de</strong>r Kirche<br />
– 4. April: Die Barmherzigkeit <strong>als</strong><br />
Beitrag für die Einheit <strong>de</strong>r Kirche<br />
Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
– 5. April: Die Rolle <strong>de</strong>r Barmherzigkeit<br />
in <strong>de</strong>r Mission <strong>de</strong>r Kirche<br />
– 6. April: Abschließen<strong>de</strong> Eucharistiefeier<br />
auf <strong>de</strong>m Petersplatz<br />
Möglichkeiten zur Vertiefung bieten<br />
Eucharistiefeiern, Gebetsvigilien,<br />
Prozessionen, Katechesen von Kardinälen,<br />
Workshops und „Run<strong>de</strong> Tische“<br />
mit einer großen Bandbreite von Themen.<br />
Mit einem Festival <strong>de</strong>r Barmherzigkeit<br />
öffnet <strong>de</strong>r Kongress seine Türen<br />
für alle Besucher Roms.<br />
Die Anmeldung zum Kongress und<br />
die Registrierung erfolgen über (www.<br />
visconticomunicazione.com/form/).<br />
Katharina Sauer<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
221<br />
Besuchen Sie uns auch im Internet:<br />
INFO-Online:<br />
www.ifrr.<strong>de</strong><br />
INFO 36 · 4/2007
Argumente für <strong>de</strong>n Religionsunterricht an<br />
öffentlichen Schulen<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
222<br />
Broschüre <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Bischofskonferenz<br />
informiert<br />
Die neu erschienene<br />
Argumentationshilfe <strong>de</strong>s<br />
Sekretariats <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Bischofskonferenz<br />
enthält eine Vielzahl<br />
lesenswerter Informationen<br />
zur Rechtslage,<br />
zur Konfessionalität,<br />
zum Bildungsauftrag sowie<br />
zum beson<strong>de</strong>ren<br />
Profil <strong>de</strong>s katholischen<br />
Religionsunterrichts an<br />
öffentlichen Schulen.<br />
Sie richtet sich vor<br />
allem an Religionslehrerinnen<br />
und Religionslehrer,<br />
zur eigenen Vergewisserung,<br />
aber auch<br />
<strong>als</strong> Hilfe für Elternaben<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r <strong>als</strong><br />
Grundlage für die Stärkung <strong>de</strong>s Fachs<br />
Katholische Religion bei <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
eines Schulprogramms.<br />
Bezug:<br />
Bischöfliches Ordinariat<br />
Dezernat Bildung und Kultur<br />
Stichwort „Argumente“<br />
Roßmarkt 12<br />
65549 Limburg<br />
E-Mail: schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
Homepage:<br />
www.schule.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
(Download <strong>als</strong> <strong>PDF</strong>)<br />
Anzeige<br />
INFO 36 · 4/2007
I. Zielsetzung<br />
Die Stiftung DEY för<strong>de</strong>rt charakterlich<br />
geeignete Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche,<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und Stu<strong>de</strong>nten/-innen<br />
aus katholischen Familien, die eine hohe<br />
Begabung intellektueller o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer<br />
Art besitzen, i<strong>de</strong>ell und materiell. Durch<br />
ihre För<strong>de</strong>rung will die Stiftung DEY zur<br />
Heranbildung qualifizierten katholischen<br />
Nachwuchses in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Bereichen unserer Gesellschaft<br />
beitragen.<br />
II. För<strong>de</strong>rungskriterien<br />
Für eine Bewerbung müssen folgen<strong>de</strong><br />
Kriterien gleichzeitig erfüllt sein:<br />
• katholische Konfession<br />
• beson<strong>de</strong>re Begabung und fachliche<br />
Qualifikation<br />
• kirchliches Engagement<br />
• charakterliche Eignung<br />
III. För<strong>de</strong>rungsleistungen<br />
• Zuwendungen durch einmalige<br />
o<strong>de</strong>r periodische Geldleistungen<br />
• Unterstützung beim Ergreifen<br />
bestehen<strong>de</strong>r Bildungsmöglichkeiten<br />
und bei <strong>de</strong>r Erschließung neuer<br />
Bildungswege<br />
• Ermöglichung menschlicher Kontakte<br />
innerhalb <strong>de</strong>s geför<strong>de</strong>rten Kreises<br />
IV. För<strong>de</strong>rungsdauer<br />
Die För<strong>de</strong>rung wird zunächst für die<br />
Dauer eines Kalen<strong>de</strong>rjahres gewährt.<br />
Eine Verlängerung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung kann<br />
vom Stipendiaten, von <strong>de</strong>r Stipendatin<br />
ggf. beantragt wer<strong>de</strong>n. Vor <strong>de</strong>r Entscheidung<br />
über eine weitere För<strong>de</strong>rung<br />
wird u.a. durch eine Leistungskontrolle<br />
(Arbeitsbericht) festgestellt, ob dies<br />
gerechtfertigt ist. Eine Verlängerung wird<br />
jeweils für <strong>de</strong>n Zeitraum eines weiteren<br />
Jahres gewährt.<br />
Anträge sind zu richten an:<br />
Bischöfliches Ordinariat<br />
Kuratorium <strong>de</strong>r Stiftung DEY<br />
z. Hd. Herrn Martin W. Ramb<br />
Roßmarkt 12<br />
65549 Limburg/Lahn<br />
V. Bewerbungs- und<br />
Auswahlverfahren<br />
Es gilt das Prinzip <strong>de</strong>r<br />
Selbstbewerbung.<br />
Der standardisierte Bewerbungsbogen<br />
kann mit einem formlosen Schreiben<br />
bei <strong>de</strong>r Stiftung angefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die vollständigen Bewerbungsunterlagen<br />
müssen bis spätestens 31.12. für das<br />
Folgejahr vorliegen.<br />
Die Bewerbung soll folgen<strong>de</strong> Unterlagen<br />
enthalten:<br />
• Bewerbungsbogen<br />
• ausführlicher Lebenslauf<br />
• Zusammenstellung <strong>de</strong>r bisherigen<br />
Ausbildungs- und Studienschwerpunkte<br />
• ggf. eine Darstellung <strong>de</strong>s<br />
Dissertationsvorhabens<br />
• Abschlusszeugnisse bzw. sonstige<br />
Qualifikationen und Nachweise<br />
• Referenz durch einen Priester<br />
und/o<strong>de</strong>r Pastorale Mitarbeiter/-in<br />
Bewerber/-innen, die in die engere<br />
Wahl einbezogen wer<strong>de</strong>n, bittet die<br />
Stiftung zu einem Gespräch.<br />
Die endgültige Entscheidung über einen<br />
För<strong>de</strong>rungsantrag trifft das Kuratorium.<br />
Das Bemühen um eine möglichst faire,<br />
umfassen<strong>de</strong> Beurteilung <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />
eines je<strong>de</strong>n Bewerbers, einer je<strong>de</strong>n<br />
Bewerberin kennzeichnet das Auswahlverfahren<br />
<strong>de</strong>r Stiftung; dazu gehört ein<br />
differenziertes Verständnis von Begabung.<br />
Auf generalisieren<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong>n<br />
zu ihrer Bestimmung wird bewusst<br />
verzichtet. Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht die<br />
individuelle Bewertung von Eignung,<br />
Leistungsfähigkeit und –bereitschaft mit<br />
Blick auf das jeweils angestrebte<br />
Bildungs- bzw. Ausbildungsziel.<br />
Das Kuratorium erwartet, dass <strong>de</strong>r/die<br />
Bewerber/-in darüber informiert, ob<br />
von einer an<strong>de</strong>ren Einrichtung eine<br />
För<strong>de</strong>rung beantragt wur<strong>de</strong> bzw.<br />
bereits geleistet wird.<br />
Grün<strong>de</strong> für die Aufnahme o<strong>de</strong>r die<br />
Ablehnung wer<strong>de</strong>n nicht mitgeteilt.<br />
Ein Rechtsanspruch auf Aufnahme in<br />
die För<strong>de</strong>rung besteht nicht.<br />
BISTUM LIMBURG<br />
Die unselbstständige<br />
Stiftung DEY mit <strong>de</strong>m Sitz<br />
in Limburg an <strong>de</strong>r Lahn<br />
geht zurück auf eine<br />
Schenkung <strong>de</strong>r<br />
Geschwister Dey aus <strong>de</strong>m<br />
Jahr 1987
Bestell-Liste<br />
Themen <strong>de</strong>r Hefte 1980 – 2007<br />
Die nachfolgen<strong>de</strong>n Hefte können, solange <strong>de</strong>r Vorrat reicht, nachbestellt wer<strong>de</strong>n:<br />
Jahrgang 1980<br />
Heft 4: Jesus Christus – Gott wird Mensch ❏<br />
Jahrgang 1981<br />
Heft 1/2: Beten in <strong>de</strong>r Schule<br />
❏<br />
Heft 3: Im Dialog ❏<br />
Heft 4: Für euch und für alle ❏<br />
Jahrgang 1982<br />
Heft 1/2: Religiöse Erziehung in <strong>de</strong>r Eingangsstufe ❏<br />
Heft 3: Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Primarstufe ❏<br />
Jahrgang 1983 *<br />
Jahrgang 1984 *<br />
Jahrgang 1985<br />
Heft 4: Armuts-Bewegungen ❏<br />
Jahrgang 1986<br />
Heft 1/2: Kirche im Aufbruch<br />
❏<br />
Heft 3: Christen und Ju<strong>de</strong>n ❏<br />
Heft 4: Mit Wi<strong>de</strong>rsprüchen leben ❏<br />
Jahrgang 1987<br />
Heft 4: Christen und Schöpfung ❏<br />
Jahrgang 1988<br />
Heft 1: Afrika begegnen – MISEREOR ‘88 ❏<br />
Heft 2/3: Schule und Leben<br />
❏<br />
Jahrgang 1989<br />
Heft 1/2: Brennpunkt: Religionsunterricht<br />
Jahrgang 1990 *<br />
Jahrgang 1991<br />
Heft 3: Mitwelt – Schöpfung ❏<br />
Heft 4: Neue Re<strong>de</strong> von Maria ❏<br />
Jahrgang 1992 *<br />
Jahrgang 1993<br />
Heft 1: Qumran Essener Jesus ❏<br />
Heft 4: Religionsunterricht und Literatur ❏<br />
Jahrgang 1994<br />
Heft 3: Kirchengeschichte im Religionsunterricht ❏<br />
Heft 4: Das Erste Tesament und die Christen ❏<br />
Jahrgang 1995<br />
Heft 1: „Wenn die Kirche zur Schule geht ...“ ❏<br />
Heft 2: „Ich wer<strong>de</strong> von meinem Geist ausgießen<br />
über alles Fleisch“ (Apg 2,17)<br />
❏<br />
Heft 3: Gespeicherte Erinnerung –<br />
Das Museum <strong>als</strong> Lernort<br />
❏<br />
Heft 4: „Ich war hungrig; und ihr ...“ (Mt 25,35; 42)<br />
Vom Umgang mit <strong>de</strong>r Armut<br />
❏<br />
Jahrgang 1996<br />
Heft 1: „Ihr seid zur Freiheit berufen ...“ (Gal 5,13)<br />
Er-löst!<br />
❏<br />
Heft 2: „Er stellte ein Kind in ihre Mitte ...“ (Mt 18,1) ❏<br />
Heft 3: „... und spielte vor ihm allezeit.“ (Spr. 8,30 b) ❏<br />
Heft 4: Konfessionalität <strong>de</strong>s Religionsunterrichts ❏<br />
Jahrgang 1997<br />
Heft 4: „Typisch Mädchen?“<br />
Mädchenerziehung in <strong>de</strong>r Schule<br />
Anzahl<br />
Jahrgang 1998<br />
Heft 1: „Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt!“<br />
(Ez 18,32)<br />
❏<br />
Heft 2: „Vergesst mir die Berufsschüler nicht“ ❏<br />
Heft 3: Gemeinschaft <strong>de</strong>r Heiligen. Große Gestalten <strong>de</strong>s<br />
Bistums und ihre Wirkung in unserer Zeit ❏<br />
❏<br />
❏<br />
Anzahl<br />
Jahrgang 1999<br />
Heft 1: Gottes Er<strong>de</strong> – Zum Wohnen gemacht.<br />
Unsere Verantwortung für die Schöpfung ❏<br />
Heft 2: En<strong>de</strong>? Apokalyptische Visionen in<br />
Vergangenheit und Gegenwart ❏<br />
Heft 3: Begegnungen mit <strong>de</strong>m Buddhismus ❏<br />
Heft 4: Jugendliche I<strong>de</strong>ntität–Christlicher Glaube ❏<br />
Jahrgang 2000<br />
Heft 3: Kirchenraum <strong>als</strong> Lernort ❏<br />
Heft 4: „Schwarz greift ein“. Vom kritischen Verhältnis<br />
kirchlicher Religiosität zur „civil religion“ ❏<br />
Jahrgang 2001 *<br />
Jahrgang 2002<br />
Heft 2: „Das wäre ja gelacht!“ Humor und<br />
Komik im Religionsunterricht<br />
❏<br />
Heft 4: Was ist schief an PISA? ❏<br />
Jahrgang 2003<br />
Heft 3: Zeit für die Zeit ❏<br />
Heft 4: Der Sinn für die Fülle ❏<br />
Jahrgang 2004<br />
Heft 1: Ars moriendi – Ars vivendi. ❏<br />
Heft 2: Philosophieren mit Kin<strong>de</strong>rn<br />
im Religionsunterricht.<br />
❏<br />
Heft 3: Einfach fantastisch!<br />
Das Fantastische im Religionsunterricht. ❏<br />
Heft 4: Erstaunliche Nähe – bedrängen<strong>de</strong> Ferne<br />
Der Islam im Verhältnis zum Christentum. ❏<br />
Jahrgang 2005<br />
Heft 1: Bewegung Gottes – Wege <strong>de</strong>s Pilgerns ❏<br />
Heft 2: Freu<strong>de</strong> am Lernen ❏<br />
Heft 3: Sag an, wer ist doch diese ... ❏<br />
Heft 4: Arbeiten an ungeliebten Bibeltexten ❏<br />
Jahrgang 2006<br />
Heft 1: Faszination Vatikan ❏<br />
Heft 2: „Er hat Gott gelästert“ –<br />
Blasphemie und Sakralität<br />
❏<br />
Heft 3: Alles reiner Zufall? – Streit um Gott <strong>als</strong><br />
intelligenten Designer<br />
❏<br />
Heft 4: Erfahrung – Werte – Religion ❏<br />
Jahrgang 2007<br />
Heft 1/2: Quo vadis – Religionspädagogik ❏<br />
Heft 3: Interpretin Christi – Die hl. Elisabeth<br />
von Thüringen<br />
❏<br />
Heft 4: Wir und die An<strong>de</strong>ren ❏<br />
INFO<br />
Name<br />
Vorname<br />
Schule<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon<br />
Bitte ausfüllen, kopieren<br />
und faxen an:<br />
06431/295-237<br />
o<strong>de</strong>r per Post sen<strong>de</strong>n an:<br />
Dezernat<br />
Bildung und Kultur<br />
Bischöfliches Ordinariat<br />
Limburg<br />
Dipl.-Theol. Martin W. Ramb<br />
Postfach 1355<br />
65533 Limburg<br />
je <strong>Ausgabe</strong> € 2.00<br />
* <strong>Diese</strong> Jahrgänge sind vergriffen.<br />
Alle <strong>Ausgabe</strong>n ab Jahrgang 1985 sind <strong>als</strong><br />
<strong>PDF</strong>-Dateien im Internet unter www.ifrr.<strong>de</strong><br />
erhältlich.
Salzburger Hochschulwoche 2008<br />
zum Thema „LIEBEN“<br />
„LIEBEN“ ist das Thema <strong>de</strong>r Salzburger<br />
Hochschulwoche 2008. Das<br />
Thema ist faszinierend, facettenreich<br />
und von irritieren<strong>de</strong>r Ambivalenz. Wir<br />
stehen unter <strong>de</strong>m christlichen Liebesgebot<br />
- nur wo und wen und wie können<br />
wir lieben? Was be<strong>de</strong>utet dieses<br />
flüchtige Wort am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Unsagbaren,<br />
das soviel verspricht und sich<br />
doch kaum in unserer Alltagswelt<br />
ganz einlösen lässt? Namhafte Wissenschaftler<br />
und Wissenschaftlerinnen<br />
verschie<strong>de</strong>ner Fachgebiete wer<strong>de</strong>n<br />
in Vorträgen, Diskussionen und<br />
Workshops versuchen, darauf Antworten<br />
zu geben.<br />
Als „Sommeruniversität“ thematisiert<br />
die Salzburger Hochschulwoche<br />
seit 1931 Fragen von Glauben<br />
und Leben im interdisziplinären Dialog<br />
<strong>de</strong>r Wissenschaften. Terminlich<br />
eingebettet in die Zeit <strong>de</strong>r Salzburger<br />
Festspiele, besteht für Studieren<strong>de</strong><br />
die Möglichkeit, kostengünstig Aufführungen<br />
<strong>de</strong>r Festspiele zu besuchen.<br />
Darüber hinaus ist die Salzburger<br />
Hochschulwoche Ort <strong>de</strong>r Begegnung<br />
von Menschen verschie<strong>de</strong>ner<br />
Län<strong>de</strong>r und Generationen. Die Stadt<br />
Salzburg selbst ist reich an Sehenswürdigkeiten<br />
und vielfältigen kulturellen<br />
Angeboten.<br />
Die Salzburger Hochschulwoche<br />
fin<strong>de</strong>t vom 4.-10. August 2008 in <strong>de</strong>r<br />
Paris-Lodron Universität Salzburg<br />
statt.<br />
Im Betrag von 100,- Euro sind für<br />
Studieren<strong>de</strong> (bis zum vollend. 30. Lebensjahr)<br />
die Hörerkarte für die Woche<br />
sowie die Kosten für Unterkunft<br />
und Verpflegung enthalten. Bei diesem<br />
Angebot muss man Salzburg<br />
„LIEBEN“!<br />
Kontakt:<br />
Salzburger Hochschulwochen,<br />
Mönchsberg 2a,<br />
A 5020 Salzburg<br />
Fon 0043 662 / 84 25 21 - 111<br />
Fax 0043 662 / 84 25 21 - 118<br />
www. salzburger-hochschulwochen.at<br />
E-Mail: office@salzburgerhochschulwochen.at<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
225<br />
Veranstaltungen<br />
PÄDAGOGISCHES<br />
<strong>de</strong>r Bistümer im Lan<strong>de</strong> Hessen<br />
Soweit nicht an<strong>de</strong>rs angegeben, fin<strong>de</strong>n alle<br />
Kurse im Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-<br />
Naurod, statt.<br />
PZ 8001<br />
18.01.2008, 16.00 Uhr, bis 20.01.2008, 13.00 Uhr<br />
Einblicke in die Gestaltpädagogik<br />
OStR Martin Kläsner, Marienstatt<br />
Religionslehrer/-innen und alle Interessierte aller Schularten<br />
Eigenkostenanteil: 80,00 €; Leistungspunkte: 25<br />
PZ 8002<br />
22.01.2008, 09.00-18.00 Uhr<br />
Work-Life-Balance<br />
Rückblick und Ausblick – Zeit zum Reflektieren<br />
und Perspektiven entwickeln<br />
Lubentia Fritz, Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Lehrer/-innen aller Schularten<br />
Eigenkostenanteil: 30,00 €; Leistungspunkte: 10<br />
PZ 8003<br />
23.01.2008, 14.30 Uhr, bis 25.01.2008, 13.00 Uhr<br />
Quo vadis Religionsunterricht?<br />
Der RU zwischen Bildungs- und Kompetenzorientierung<br />
– eine kritische Standortbestimmung<br />
Prof. Dr. Bernhard Dressler, Philipps-Universität Marburg;<br />
Prof. Dr. Rudolf Englert, Universität Duisburg-Essen;<br />
Dr. Hermann-Josef Abs, Deutsches Institut für Internationale<br />
Pädagogische Forschung, Frankfurt am Main;<br />
(Fortsetzung siehe nächste Seite)<br />
INFO 36 · 4/2007
Prof. Dr. Clauß-Peter Sajak, Bistum Mainz;<br />
Dr. Wolfgang Michalke-Leicht, IRP Freiburg i.Br.<br />
Religionslehren<strong>de</strong>, vor allem im Bereich <strong>de</strong>r Sek I; Multiplikatoren,<br />
die mit Lehrerausbildung und -fortbildung befasst sind<br />
Eigenkostenanteil: 40,00 €; Leistungspunkte: 25<br />
* Der Eigenkostenanteil bezieht sich auf anteilige Kosten: Kurs mit Übernachtung/Vollverpflegung. Alle weiteren anfallen<strong>de</strong>n<br />
Kosten wer<strong>de</strong>n vom Pädagogischen Zentrum übernommen und aus Kirchensteuermitteln finanziert.<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
226<br />
Weitere Informationen zu <strong>de</strong>n Kursen fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>s Pädagogischen Zentrums: info@pz-hessen.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r www.pzhessen.<strong>de</strong><br />
(Stichwort: Fortbildung); Fon: 06127/77285.<br />
Schriftliche Anmeldungen wer<strong>de</strong>n umgehend erbeten, spätestens jedoch bis vier Wochen vor Lehrgangsbeginn an: Pädagogisches Zentrum<br />
<strong>de</strong>r Bistümer im Lan<strong>de</strong> Hessen, Wilhelm-Kempf-Haus, 65207 Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod. Fon: 0 61 27 / 7 72 85; Fax: 0 61 27 / 7 72 46; E-Mail:<br />
anmeldung@pz-hessen.<strong>de</strong>. Anmeldung auch über die Homepage: www.pz-hessen.<strong>de</strong>, entsprechen<strong>de</strong>n Kurs anklicken, dann auf „Anmeldung<br />
zu diesem Kurs“.<br />
Alle Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote sind beim Institut für Qualitätsentwicklung in Wiesba<strong>de</strong>n zur Akkreditierung beantragt<br />
und können im IQ-Veranstaltungskatalog unter www.iq.hessen.<strong>de</strong> aufgerufen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Unterrichtsbefreiung für die Teilnahme an <strong>de</strong>n Lehrgängen erfolgt bei 1-3tägigen Veranstaltungen durch die Schulleitung, bei 4-<br />
und mehrtägigen Veranstaltungen durch das Staatliche Schulamt (vgl. Erlass <strong>de</strong>s HKM v. 01.07.1997 – B V 3.1-960-500 –2000–) bzw. bei<br />
<strong>de</strong>n Katholischen Schulen in Freier Trägerschaft durch <strong>de</strong>n Schulträger.<br />
Bibelschule Königstein<br />
Programm 2008<br />
Angebote zum Neuen Testament<br />
NT1: 12.01.2008, 09.00-17.30 Uhr *<br />
Das Papstbuch über „Jesus von Nazareth"<br />
Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />
Ursulinenkloster St. Angela, Gerichtstr. 19, 61462 Königstein<br />
VERANSTALTUNGEN 2008<br />
Angebote zum Alten Testament<br />
AT1: 26.01.2008, 09.30-17.30 Uhr *<br />
„Wenn Männer <strong>de</strong>n Kopf verlieren ..."<br />
Judith und an<strong>de</strong>re starke Frauen im AT<br />
Dr. Gabriele Theuer, Schwäbisch-Gmünd<br />
AT 2: 05.04.2008, 09.00-17.30 Uhr *<br />
Von <strong>de</strong>r Schwierigkeit, ein Prophet zu sein.<br />
Prof. Dr. v. Nordheim<br />
AT 3: 07.06.2008, 09.00 -17.30 Uhr<br />
„Mein Gott, mein Gott, warum ...?“<br />
Klage, Anklage, Gebet im AT<br />
Prof. Dr. Gerstenberger<br />
NT 2: 08.03.2008, 09.00-17.30 Uhr *<br />
„Ostern" ohne „Auferstehung" ?<br />
Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />
NT 3: 03.05.2008, 09.00-17.30 Uhr *<br />
„Wo wäre da noch Platz für einen<br />
Schöpfer?“ (S. Hawking)<br />
Biblischer Schöpfungsglaube zwischen<br />
Kreatianismus und Evolutionslehre<br />
Prof. Dr. Hans Kessler, Frankfurt<br />
NT 4: 14.06.2008, 9.00-17.00 Uhr *<br />
Zum Streit um „die Kirche"<br />
Kirche, Amt und Sakrament nach <strong>de</strong>m NT<br />
Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />
Interpretation von Briefen im NT<br />
Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />
BR1: 11./12.02.2008, jew. 18.00-21.00Uhr<br />
1. Korintherbrief (a)<br />
INFO 36 · 4/2007
BR 2: 14./15.04.2008, jew. 18.00-21.00 Uhr<br />
1. Korintherbrief (b)<br />
BR 3: 16./17.06.2008, jew. 18.00-21.00 Uhr<br />
1. Korintherbrief (c)<br />
Tagungskosten Montage/Dienstage: jew. 5.00 €<br />
Grundkurs zum NT<br />
Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />
GK 1: 07.02.2008, 18.00-21.00 Uhr<br />
Der Weg Jesu<br />
Einführung in das MkEv<br />
GK 2: 24.04.2008, 18.00-21.00 Uhr<br />
„Selig seid ihr..."<br />
Einführung in das MtEv<br />
GK 3: 29.05.2006, 18.00-21.00 Uhr<br />
Heil in <strong>de</strong>r Geschichte<br />
Einführung in LkEv und Apg<br />
SY 1: 12.04.2008, 10.00-17.30 Uhr *<br />
OStR' Irmgard Hess, Wiesloch<br />
Die Symbolik <strong>de</strong>r Zahlen in <strong>de</strong>r Bibel<br />
Tagungskosten: je Abend 7,00 €<br />
Die mit einem * versehenen Veranstaltungen <strong>de</strong>r Bibelschule Königstein wer<strong>de</strong>n auch über das Pädagogische Zentrum Wiesba<strong>de</strong>n-<br />
Naurad allen Lehrerinnen und Lehrern angeboten. Sie erhatten dafür jeweils 10 Leistungspunkte. Der Egenkostenanteil beträgt 25,00 €.<br />
Auskünfte erteilt: Prof. Dr. Josef Hainz, Bibelschule Königstein e.V., Ursulinenkloster St. Angela, Gerichtstr. 19, 61462 Königstein,<br />
Fon: 06174/9381-0; Fax: 06174/9381-55; E-Mail: Bibelschule.Koenigstein@gmx.<strong>de</strong>; Homepage: www.bibelschule-koenigstein.<strong>de</strong><br />
INFOS & AKTUELLES<br />
227<br />
RHEINLAND - PFALZ<br />
ILF<br />
M A I N Z<br />
Institut für Lehrerfort- und<br />
-weiterbildung (ILF),<br />
Mainz<br />
Überregionale<br />
Veranstaltungen<br />
ILF-Nr. 81/200101<br />
20.02.2008, 09.00 Uhr, bis 21.02.2008, 18.00 Uhr<br />
Erbacher Hof, Mainz<br />
„Heilige" Räume erzählen vom Glauben<br />
RL’ Barbara Schwarz, Mainz<br />
Religionslehrer/- innen an GS und Fachsschulen, Erzieher/-innen<br />
für Sozialwesen<br />
ILF-Nr. 81/200201<br />
03.03.2008, 10.00 -17.00 Uhr<br />
Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />
Theologisieren mit Kin<strong>de</strong>rn<br />
Wie man im Gespräch religiöse Entwicklung<br />
för<strong>de</strong>rn kann<br />
Prof. Dr. Clauß Peter Sajak, Mainz<br />
Lehrer/-innen an Grundschulen und Sekundarstufe l<br />
ILF-Nr. 81/200301<br />
07.04.2008, 14.30 Uhr, bis 09.04.2008, 13.00 Uhr<br />
Kloster Jakobsberg, Ockenheim<br />
Maria aus Nazareth und<br />
Maria Magdalena im Film<br />
zwischen Tradition und mo<strong>de</strong>rnen Brechungen<br />
Prof. Dr. Reinhold Zwick, Münster<br />
Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Sekundarstufen l und II. Mitrabeiter/-innen<br />
in <strong>de</strong>r Pastoral<br />
ILF-Nr. 81/200401<br />
16.04.2008, 14.00 Uhr, bis 18.04.2008, 17.00 Uhr<br />
Kloster Jakobsberg, Ockenheim<br />
Älter wer<strong>de</strong>n im Beruf<br />
Anneli Baum-Resch, Mainz; Dipl.-Päd. Elisabeth Baum, Mainz;<br />
ORi.R. Hubert Ries, Gutweiler<br />
Lehrer/-innen aller Schularten<br />
ILF-Nr. 81/200501<br />
23.04.2008, 10.00 Uhr, bis 24.04.2008, 17.00 Uhr<br />
Haus Maria Rosenberg, Waldfischbach<br />
Die Bibel <strong>als</strong> Hoffnungsbuch<br />
FL' Birgit Menzel, Offenbach<br />
Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Sekundarstufen l und II<br />
INFO 36 · 4/2007
INFOS & AKTUELLES<br />
228<br />
ILF-Nr. 81/200601<br />
28.04.2008, 10.00 Uhr, bis 29.04.2008, 17.00 Uhr<br />
Forum Vinzenz Pallotti, Vallendar<br />
„Der unsagbare Gott"<br />
Gottesbil<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Literatur <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Anneli Baum-Resch, Mainz; Dr. Jürgen Kost, Mainz<br />
Religionslehrer/-innen sowie Deutschlehrer/-innen <strong>de</strong>r<br />
Sekundarstufen l und II<br />
ILF-Nr. 81/200701<br />
19.05.2008, 10.00 Uhr, bis 20.05.2008, 17.00 Uhr<br />
Forum Vinzenz Pallotti, Valendar<br />
Jesus-Geschichte und Jesus-Geschichten<br />
im Religionsunterricht <strong>de</strong>r Grundschule<br />
FL Norbert Wolf, Mainz<br />
Religionslehrer/-innen <strong>de</strong>r Grundschulen<br />
ILF-Nr. 81/200801<br />
26.05.2008, 10.00 Uhr bis 27.05.2008, 17.00 Uhr<br />
Herz-Jesu-Kloster, Neustadt<br />
Interaktionsspiele im Religionsunterricht<br />
FL' Brigitte Stegemann, Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />
Lehrer -innen <strong>de</strong>r Sekundarstufe l<br />
ILF-Nr. 81/200901<br />
02.06.2008, 09.30 -17.00 Uhr<br />
Kloster Jakobsberg, Ockenheim<br />
Lebendiges Gotteslob<br />
Rhythmische Lie<strong>de</strong>r für Religionsunterricht und<br />
Schulgottesdienst<br />
L Michael Gorius, Wiebeiskirchen<br />
Lehrer -innen <strong>de</strong>r Grundschulen und Orientierungsstufe<br />
Anmeldungen erfolgen schriftlich – d.h. bis spätestens 3 Wochen vor Kursbeginn – mit <strong>de</strong>r gelben Anmel<strong>de</strong>karte (erhältlich beim<br />
Schulleiter o<strong>de</strong>r beim ILF Mainz) über Ihre Schulleitung an das ILF Mainz.<br />
Anschrift: ILF Mainz, Postfach 24 50, 55014 Mainz; Kötherhofstr. 4, 55116 Mainz, Fon: 0 61 31 / 28 45 - 0; Fax: 0 61 31 / 28 45 25;<br />
Homepage: http://www.ilf.bildung-rp.<strong>de</strong>; E-Mail: ilf@ilf.bildung-rp.<strong>de</strong>.<br />
Überregional interessieren<strong>de</strong><br />
Veranstaltungen <strong>de</strong>r Ämter für<br />
Katholische Religionspädagogik<br />
in <strong>de</strong>n Bezirken<br />
LIMBURG<br />
31.01.2008, 08.30 -17.00 Uhr<br />
Don-Bosco-Tag 2008<br />
Priesterseminar, Weilburger Str. 1, Limburg<br />
Auf <strong>de</strong>n Lehrer kommt es an<br />
Frau Prof. Dr. Barbara Staudigl, Universität Eichstätt<br />
Arbeitskreise zu <strong>de</strong>n Themen: „RU in <strong>de</strong>r Hauptschule"<br />
(Reinhard Schlereth, Würzburg) – „Heilige und Vorbil<strong>de</strong>r":<br />
Lie<strong>de</strong>r zum Thema (Reinhard Horn) – „Kett-Metho<strong>de</strong>"<br />
(Britta Krämer / Jutta Renner-Schäfftlein)<br />
MONTABAUR<br />
ILF-Nr. 81/610101<br />
29.02.2006 bis 02.03.2008<br />
Bildungshaus <strong>de</strong>r Franziskanerinnen, Waldbreitbach<br />
Familienwochenen<strong>de</strong><br />
Dr. Katrin Brockmöller, TPI Mainz<br />
Religionslehrer/-innen an Berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen im Westerwald und<br />
Rhein-Lahn-Kreis sowie Ehepartner und Familien<br />
ILF-Nr. 81/610201<br />
10.04.2008, 09.00-16.00 Uhr<br />
Kommunität <strong>de</strong>r Jesusbru<strong>de</strong>rschaft,<br />
Hünfel<strong>de</strong>n-Gna<strong>de</strong>nthal<br />
Ein Tag im Kloster<br />
Sr. Elfrie<strong>de</strong> Popp, Gna<strong>de</strong>nthal<br />
Religionslehrer/-innen aus <strong>de</strong>m Westerwald und <strong>de</strong>m Rhein-Lahn-Kreis.<br />
Es wird ein Teilnehmerbeitrag erhoben.<br />
ILF-Nr. 81/610301<br />
10.04.2008<br />
Heime Scheuern, Nassau<br />
Ökumenischer Religionslehrertag<br />
Religionslehrer/-innen aus <strong>de</strong>m Westerwald und Rhein-Lahn-Kreis<br />
ILF-Nr. 81/610401<br />
20.04.2008, 18.00-21.00 Uhr<br />
Ehem. Bezirksamt, Montabaur<br />
Filmbistro<br />
Gemeinsam neuere Kurz- und Spielfilme kennen<br />
lernen, diskutieren, essen, trinken<br />
Franz Günther Weyrich, Wetzlar<br />
(Religions-)Lehrer/-innen aus <strong>de</strong>m Westerwald und Rhein-Lahn-Kreis<br />
INFO 36 · 4/2007
TAUNUS / OBERURSEL<br />
29.01.2008, 18.00-21.00 Uhr<br />
Gemein<strong>de</strong>zentrum Königstein, Georg-Pingler-Str. 26,<br />
Königstein<br />
Schule trifft Gemein<strong>de</strong><br />
–Pastoraler Raum Königstein-Kronberg –<br />
Schulpfarrer Harald Klein; Seelsorger/-innen <strong>de</strong>s Pastoralen<br />
Raumes Königstein/Kronberg<br />
Lehrkräfte aller Schularten<br />
25.02.2008, 15.00-17.30 Uhr<br />
Amt für Kath. Religionspädagogik Taunus/Oberursel<br />
Einan<strong>de</strong>r lieben und miteinan<strong>de</strong>r leben<br />
Sexualpädagogische Elemente im<br />
Religionsunterricht<br />
Andrea Gürke-Welsch; Martin Welsch, Caritas Hofheim<br />
Lehrkräfte <strong>de</strong>r Sekundarstufe I; Berufsschulen<br />
04.03.2008, 09.00-16.00 Uhr<br />
Ökumenischer Studientag für Religionslehrer/-innen<br />
Gemein<strong>de</strong>zentrum SL Crutzen, Bischof-Brand-Str. 13,<br />
Oberursel-Weißkirchen<br />
Durchs Ohr ins Herz<br />
Zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Musik und <strong>de</strong>s Singens im<br />
Religionsunterricht<br />
Pfarrer Eugen Eckert, Texter; Peter Reulein, Kirchenmusiker;<br />
StR Johannses Pfannmüller, Therese und Regina Weleda,<br />
Jugendbildungsreferentinnen; u.a.<br />
Lehrkräfte aller Schulformen<br />
Unsere Autorinnen und Autoren:<br />
Prof. em. Dr. Arnold Angenendt, Wal<strong>de</strong>yerstr. 41, 48149 Münster<br />
Prof. Dr. Rémi Brague, Raum 202, Ludwigstr. 31, 80539 München<br />
Sascha Braun, c/o Redaktion „Der Sonntag“,<br />
Frankfurter Str. 9, 65549 Limburg<br />
Claudia Doepfner, Goethestr. 122, 63263 Neu-Isenburg<br />
Prof. em. Dr. Leo J. O’Donovan,<br />
America House, 106 W. 56 St., New York, NY 10019, USA<br />
Dr. Walter Fischedick, Kommissariat <strong>de</strong>r Kath. Bischöfe<br />
im Lan<strong>de</strong> Hessen, Viktoriastr. 19, 65189 Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Dipl.-Theol., Stefan Herok, Pfarrstr. 33, 55296 Gau-Bischofsheim<br />
Heike Kaiser, c/o Redaktion „Der Sonntag“,<br />
Frankfurter Str. 9, 65549 Limburg<br />
Referent Thomas Menges, Am Wall 20, 65550 Limburg-Linter<br />
Studienleiter i. K. Bernhard Merten,<br />
Altheimstr. 18, 60431 Frankfurt am Main<br />
Dipl.-Theol. Martin W. Ramb,<br />
Im Silbertal 15, 56203 Höhr-Grenzhausen<br />
MMag Dr. Johannes Rauchenberger,<br />
Kulturzentrum <strong>de</strong>r Minoriten, Mariahilfplatz 3, A-8020 Graz<br />
Prof. Dr. Clauß Peter Sajak, Burgun<strong>de</strong>rweg 12 c, 55130 Mainz<br />
Dipl.-Theol. Katharina Sauer, Römerstr. 30, 56337 Ka<strong>de</strong>nbach<br />
StR. Matthias Werner, Am Zehnten Stein 24, 65549 Limburg<br />
Unsere Rezensentinnen und Rezensenten:<br />
OStR. i. R. Helmut Bahr, Auf <strong>de</strong>r Au 22, 56132 Dausenau<br />
Dr. Manfred Diefenbach, Obergasse 1, 65555 Limburg<br />
Dr. Walter Fischedick, Kommissariat <strong>de</strong>r Kath. Bischöfe<br />
im Lan<strong>de</strong> Hessen, Viktoriastr. 19, 65189 Wiesba<strong>de</strong>n<br />
INFOS & AKTUELLES<br />
229<br />
10.04.2006, 18.00-20.30 Uhr<br />
Amt für Kath. Religonspädagogik Taunus/Oberursel<br />
Filmbistro<br />
Gemeinsam neue Kurz- und Spielfime<br />
kennen lernen<br />
Franz Günther Weyrich, Wetzlar<br />
Lehrkräfte <strong>de</strong>r Sekundarstufen l und II, Berufsschulen<br />
25.-27.04.2008<br />
Gemein<strong>de</strong>zentrum SL Crutzen, Oberursel-Weißkirchen<br />
Egli–Figurenwerkstatt<br />
Mit biblischen Erzählfiguren Texte spielen verstehen<br />
Familie Erber, Bad Mergentheim<br />
Lehrkräfte <strong>de</strong>r Primarstufe, Sekundarstufe l; Erzieher/-innen; Mitarbeiter/-innen<br />
von Kin<strong>de</strong>rwortgottesdiensten<br />
Unkostenbeitrag: 30,00 € + Material (18,00 € Tier;<br />
28,00 € Figur)<br />
Nähere Auskünfte bei <strong>de</strong>n angegebenen Ämtern. –<br />
Anschriften und Telefonnummern siehe Seite 230 .<br />
OR Dr. Gotthard Fuchs, Rheingoldstr. 3, 65203 Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Michael Habersack M.A.,<br />
Nie<strong>de</strong>rschel<strong>de</strong>r Weg 12, 60439 Frankfurt am Main<br />
L’ Gabriele Hastrich, Neustr. 22, 56459 Ka<strong>de</strong>n<br />
Prof. Dr. Peter Hofmann, In <strong>de</strong>r Weglänge 19, 56072 Koblenz<br />
Dr. Barbara Huber-Rudolf, Weilbornstr. 25, 63303 Dreieich<br />
Dipl.-Theol.; Dipl.-Religionspäd. Reiner Jungnitsch,<br />
Friedrich-Ebert-Str. 23, 64839 Münster<br />
Dr. Julia Knop, Falkensteinstr. 18, 79102 Freiburg i.Br.<br />
Prof. Dr. Beate Kow<strong>als</strong>ki, Trierer Str. 388, 56070 Koblenz<br />
Dipl.-Päd. Christa Kuch, Berliner Str. 62, 61348 Bad Homburg<br />
Christine Leuchtenmüller M. A., Stiftstr. 6, 65183 Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Referent Thomas Menges, Am Wall 20, 65550 Limburg-Linter<br />
StL i. K. Bernhard Merten, Altheimstr. 18, 60431 Frankfurt a. M.<br />
Dipl.-Theol. Martin W. Ramb,<br />
Im Silbertal 15, 56203 Höhr-Grenzhausen<br />
Prof. P. Dr. Joachim Schmiedl, Berg Sion 6, 56179 Vallendar<br />
PD Dr. Klaus von Stosch, Adolfstr. 28, 53111 Bonn<br />
INFO 36 · 4/2007
Dezernat Bildung und Kultur<br />
im Bischöflichen Ordinariat Limburg<br />
Abteilung Religionspädagogik (Stand: 01.12.2007)<br />
Roßmarkt 12 · 65549 Limburg · Postfach 13 55 · Fon: 06431/295-2 35 · Fax: 06431/295-237<br />
E-Mail: schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong> · Internet: schule.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
Dezernatsleitung Dr. Eckhard Nordhofen (-234)<br />
Sekretariat Sabine Benecke (-482, -321), Sabrina Gilles (-424),<br />
Annemarie Schupp (-349), Jutta Stähler (-235)<br />
SONSTIGES<br />
230<br />
Abteilung Religionspädagogik<br />
Leitung Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />
Referat I Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />
Kommunikation / Hochschulen<br />
Referat II Thomas Menges (-430)<br />
Gymnasien / Gesamtschulen / Grundsatzfragen<br />
Referat III Dipl.-Theol. Katharina Sauer (-360)<br />
Grund-, Haupt-, Real- und För<strong>de</strong>rschulen / Missio canonica<br />
Referat IV Dipl.-Theol. Andreas von Erdmann (-431)<br />
Berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schulen<br />
Referat V Franz-Günther Weyrich (-424)<br />
Religionspädagogische Ausbildung für hauptamtlich<br />
Pastorale Mitarbeiter/innen und Geistliche<br />
Referat VI<br />
Schulpastoral, Elternarbeit, Verbän<strong>de</strong> (DKV, KED) Dipl.-Theol. Stefan Herok (-430)<br />
Referat VII<br />
Statistik Rainer Ratmann (-386)<br />
Biblio- und Mediothek Rosemarie Hansel (-435)<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Donnerstag 10.00-12.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr. Während <strong>de</strong>r Ferien nach Absprache.<br />
Fragen zu Missio canonica Marianne Roos (-460)<br />
Montag bis Donnerstag 13.30-15.30 Uhr<br />
INFO 36 • 4/2007
Ämter für Katholische Religionspädagogik<br />
im Bistum Limburg (Stand: 01.12.2007)<br />
Frankfurt am Main<br />
Haus am Dom,<br />
Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main<br />
Fon: 069/8 00 87 18 - 3 00; Fax: 069/8 00 87 18 - 3 04<br />
E-Mail: relpaed-frankfurt@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />
Internet: relpaed-frankfurt.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
Mitarbeiter/-innen:<br />
Peter Eberhardt , Leiter (-301)<br />
Sabine Christe (-302)<br />
Ute Schüßler-Telschow (-305)<br />
Sekretariat: Rita Merkel (-303)<br />
Waltraud Schäfer (-300)<br />
Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />
Mo 16.00-18.00 Uhr, Di 12.30-16.30 Uhr,<br />
Mi 16.00-18.00 Uhr, Do 9.00-12.00 Uhr und<br />
12.30-16.30 Uhr, Fr 9.00-12.00 Uhr.<br />
Während <strong>de</strong>r Schulferien auf Anfrage.<br />
Taunus / Oberursel<br />
Herzbergstr. 34, 61440 Oberursel<br />
Fon: 06171/69 42 -20; Fax: 06171/69 42 -25<br />
E-Mail: relpaed-oberursel@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />
Internet: relpaed-oberursel.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
Mitarbeiter/-innen:<br />
Dipl.-Theol. Wolfgang Bentrup, Leiter (- 22)<br />
Dipl.-Theol. Juliane Schlaud-Wolf (-23)<br />
Sekretariat: Renate Fritz (-20)<br />
Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />
Mo - Do 11.00-16.00 Uhr.<br />
Während <strong>de</strong>r Schulferien nach Vereinbarung.<br />
Limburg<br />
Roßmarkt 12, 65549 Limburg<br />
Fon: 06431/295 - 367<br />
E-Mail: relpaed-limburg@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />
Internet: relpaed-hadamar.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
Mitarbeiter/-innen:<br />
Franz-Josef Arthen, Leiter (-367)<br />
Sekretariat: Heidi Egenolf<br />
Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />
Mo bis Do 10.00-12.00 Uhr, 14.00-16.00 Uhr<br />
Während <strong>de</strong>r Schulferien nach Vereinbarung.<br />
Montabaur<br />
Auf <strong>de</strong>m Kalk 11, 56410 Montabaur<br />
Fon: 02602/6802-20; Fax: 02602/6802-25<br />
E-Mail: relpaed-montabaur@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />
Internet: relpaed-montabaur.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
Mitarbeiter/-innen:<br />
Josef Weingarten, Leiter ( - 23)<br />
Sekretariat: Gisela Roos ( - 22)<br />
Biblio- und Mediothek: Gisela Roos ( - 22)<br />
Rita Kurtenacker ( - 22)<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo - Fr 10.00-12.00 Uhr, Mo und Do 14.30-16.30 Uhr.<br />
Während <strong>de</strong>r Schulferien geschlossen.<br />
Wetzlar<br />
Kirchgasse 4, 35578 Wetzlar<br />
Fon: 06441/4 47 79 -18; Fax: 06441/4 47 79-50<br />
E-Mail: relpaed-wetzlar@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />
Internet: relpaed-wetzlar.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />
Mitarbeiter/-innen:<br />
Franz-Günther Weyrich, Leiter (-20)<br />
Dipl.-Theol. Beate Mayerle-Jarmer (-19)<br />
Sekretariat: Elvira Heinrich, Anne Ruggia (- 18)<br />
Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />
Di, Mi und Do 13.00-16.00 Uhr<br />
und nach Vereinbarung.<br />
Wiesba<strong>de</strong>n / Rheingau / Untertaunus<br />
Roncalli-Haus, Friedrichstr. 26-28, 65185 Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Fon: 0611/174-112 bis 115; Fax: 0611/174-170<br />
E-Mail: relpaed-wiesba<strong>de</strong>n@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />
Internet: relpaed-wiesba<strong>de</strong>n.bistum.limburg.<strong>de</strong><br />
Mitarbeiter/-innen:<br />
Martin E. Musch-Himmerich, Leiter (-113)<br />
Elisabeth Kessels (-112)<br />
Sekretariat: Karin Rebstein-Nissel (-112)<br />
Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />
Mo 13.00-17.00 Uhr<br />
Di und Do 10.00-12.00 Uhr und 13.00-17.00 Uhr<br />
und nach Vereinbarung.<br />
Während <strong>de</strong>r Schulferien in <strong>de</strong>r Regel geschlossen.<br />
SONSTIGES<br />
INFO 36 • 4/2007
„Menschen zu gewinnen,<br />
Orte <strong>de</strong>s Glaubens<br />
miteinan<strong>de</strong>r zu erkun<strong>de</strong>n,<br />
bringt Kirche<br />
physisch und gedanklich<br />
auf <strong>de</strong>n Weg.<br />
Aus <strong>de</strong>r Begegnung<br />
mit <strong>de</strong>m geschichtlich<br />
gewachsenen Glaubenszeugnis<br />
die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Glaubensweitergabe<br />
heute und morgen in einem<br />
größeren und gelasseneren<br />
Horizont zu sehen,<br />
ist mystagogische Verkündigung:<br />
Aus Erleben und Mitleben<br />
zum Erzählen und Weitersagen<br />
zu fin<strong>de</strong>n,<br />
stiftet Kommunikation!<br />
INFO<br />
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst<br />
Aus: Glaube braucht Gestalt, Ermutigung zu einer<br />
missionarischen Spiritualität – Kevelaer. 2006.<br />
ISBN 978-3-921221-51-8<br />
ISSN 0937-8162