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INFO<br />

4/2007<br />

36. Jahrgang<br />

INFORMATIONEN<br />

FÜR RELIGIONS-<br />

LEHRERINNEN UND<br />

RELIGIONSLEHRER<br />

BISTUM LIMBURG<br />

Wir und die An<strong>de</strong>ren<br />

Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik 2007


EDITORIAL<br />

Der neue Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz-van Elst Foto: En<strong>de</strong>rs<br />

Wir haben einen neuen Lebensabschnittsgefährten, einen neuen<br />

Bischof! Es ist Prof. Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst. Wie wir zu ihm<br />

gekommen sind, fin<strong>de</strong> ich schön. Eigentlich richtig kirchlich. Aus Limburg<br />

und <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Ortschaften in Deutschland kommen Vorschläge, <strong>de</strong>r<br />

Nuntius sammelt sie, schickt sie nach Rom, in <strong>de</strong>r Bischofskongregation<br />

macht man sich Gedanken über mögliche Kandidaten, fertigt eine Liste, auf<br />

die Benedikt XVI. gewiss mit einem beson<strong>de</strong>ren Interesse geblickt haben<br />

wird, die Liste geht nach Limburg und unsere Domkapitulare haben eine<br />

Wahl, die, wie sie berichten, alles an<strong>de</strong>re <strong>als</strong> eine Qual war. Sie versammeln<br />

sich im Dom, feiern gemeinsam Eucharistie, sind sich sehr schnell einig und<br />

singen ein Te<strong>de</strong>um.<br />

Die Mainzer Staatskanzlei war nicht ganz dicht, und so gelangte die<br />

Nachricht an <strong>de</strong>n evangelischen Pressedienst, <strong>de</strong>r sich für befugt hielt, die<br />

frohe Kun<strong>de</strong> ins Land zu lassen. Nach einem Kölner Sprichwort tut <strong>de</strong>r<br />

„lieve Jott nix wie füjen“, <strong>de</strong>nn es fügte sich sehr gut, dass die gute Nachricht<br />

schon am Mittwoch (28.11.07) verkün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, in Limburg die Glocken<br />

läuteten und im gefüllten Dom noch einmal das Te<strong>de</strong>um erklang, diesmal aus<br />

allen Kehlen. Wenn man, wie ursprünglich geplant, am Freitag die frohe<br />

Kun<strong>de</strong> verkün<strong>de</strong>t hätte, wären an<strong>de</strong>re Botschaften aus München und aus<br />

Rom wichtiger gewesen. So war alles gut und bestens.<br />

Jetzt wird <strong>als</strong>o für unseren neuen Bischof Franz-<br />

Peter gebetet. Er wird fröhlich mitbeten, <strong>de</strong>nn es<br />

geht ja nicht nur um die gute Nachricht, dass er da<br />

ist, son<strong>de</strong>rn auch um die, für die er da ist. Die Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer im Bistum sind<br />

seine natürlichen Verbün<strong>de</strong>ten, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Schule<br />

treffen sie alle getauften Kin<strong>de</strong>r. Große Freu<strong>de</strong>!<br />

Freuen wer<strong>de</strong>n sich über dieses Heft alle Kolleginnen<br />

und Kollegen, die am Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik<br />

Leo O’Donovans bemerkenswerten Vortrag<br />

„Wir und die An<strong>de</strong>ren“ gehört haben, nun können<br />

sie ihn noch einmal in Ruhe nachlesen. In<strong>de</strong>m wir<br />

uns mit <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren beschäftigen, lernen wir uns<br />

selbst kennen. Erst wer sich an die Arbeit <strong>de</strong>r<br />

Differenzen macht, lernt, wer er selber ist.<br />

<strong>Diese</strong>m Heft liegt ein Fragebogen bei. Herzliche Bitte an alle: Nehmen Sie<br />

sich ein paar Minuten Zeit und schicken Sie <strong>de</strong>n Fragebogen an uns zurück.<br />

Unsere Pressemitteilung im Sommer hat vieles in Bewegung gesetzt, jetzt<br />

müssen wir die richtigen Konsequenzen aus <strong>de</strong>n Erkenntnissen ziehen, die<br />

wir bisher noch nicht in genügen<strong>de</strong>r Präzision vorliegen haben. Die Aktion<br />

dient <strong>als</strong>o unserem gemeinsamen Ziel und macht uns handlungsfähig. Jetzt<br />

schon herzlichen Dank für diese überschaubare Mühe!<br />

Es ist Advent! Wir harren <strong>de</strong>r Dinge, die da kommen wer<strong>de</strong>n (wir in Limburg<br />

auf Ihren ausgefüllten Fragebogen), alle im Bistum auf die Amtseinführung<br />

<strong>de</strong>s neuen Bischofs. Das alles trifft sich mit <strong>de</strong>r seltsamen Mischung von<br />

Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit, die uns die Kirche durch die<br />

Adventszeit vorgibt, und dann feiern wir Weihnachten.<br />

Ich wünsche Ihnen ein frohes Fest und ein fröhliches neues Jahr.<br />

Dr. Eckhard Nordhofen<br />

– Dezernent –


BEITRÄGE<br />

Wir und die An<strong>de</strong>ren – Sind Differenzen zwischen <strong>de</strong>n Religionen<br />

eine Chance für <strong>de</strong>n Religionsunterricht? / Leo J. O’Donovan 168<br />

Aus <strong>de</strong>n Arbeitsgruppen 175<br />

Am Anfang war die Uneinigkeit / Rémi Brague 178<br />

Der eine Baum und die vielen Gärtner / Matthias Werner 181<br />

Und das Wort ist Fleisch gewor<strong>de</strong>n / Johannes Rauchenberger 183<br />

Information von gestern und vorgestern / Arnold Agenendt 185<br />

Ethik ist kein Wahlfach! / Walter Fischedick 190<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

Rehabilitierung <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke / Thomas Menges 192<br />

Michelangelo und seine Welt –<br />

Theologie <strong>de</strong>r Sixtina – 3. Teil / Stefan Herok 198<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

<strong>Service</strong>-Adressen 202<br />

Literaturübersicht 203<br />

Rezensionen 205<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

Zur Person 215<br />

Der Dom stand im Mittelpunkt 216<br />

Erstes Treffen am 20. Geburtstag 218<br />

Der Schatz im Acker 219<br />

Zeitschriftenaufsätze suchen und fin<strong>de</strong>n ... 220<br />

Renaissance für die Religion in <strong>de</strong>n Bestsellerlisten 220<br />

Erster Apostolischer Weltkongress <strong>de</strong>r Barmherzigkeit in Rom 221<br />

Argumente für <strong>de</strong>n Religionsunterricht an öffentlichen Schulen 222<br />

Stiftung DEY 223<br />

Salzburger Hochschulwoche 2008 zum Thema „LIEBEN“ 225<br />

Veranstaltungen 225<br />

SONSTIGES<br />

Unsere Autorinnen und Autoren / Rezensentinnen und Rezensenten 229<br />

Dezernat Bildung und Kultur im Bischöfl. Ordinariat Limburg 230<br />

Ämter für Katholische Religionspädagogik im Bistum Limburg 231<br />

Impressum<br />

Verlag:<br />

Verlag <strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariats<br />

Limburg<br />

Roßmarkt 12, 65549 Limburg<br />

Herausgeber:<br />

Dr. Eckhard Nordhofen<br />

Leiter <strong>de</strong>s Dezernats Bildung<br />

und Kultur im Bischöflichen<br />

Ordinariat Limburg<br />

Roßmarkt 12, 65549 Limburg<br />

Fon 06431/295-235<br />

Fax 06431/295-237<br />

www.schule.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Schriftleitung:<br />

Dipl.-Theol. Martin W. Ramb<br />

m.ramb@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Redaktion:<br />

Franz-Josef Arthen, Lena Birkenbeil,<br />

Thomas Menges, Bernhard Merten,<br />

Ute Lonny-Platzbecker, Martin W.<br />

Ramb, Matthias Werner, Franz-<br />

Günther Weyrich<br />

Offizielle Äußerungen <strong>de</strong>s Dezernates<br />

Bildung und Kultur wer<strong>de</strong>n <strong>als</strong> solche gekennzeichnet.<br />

Alle übrigen Beiträge drücken die<br />

persönliche Meinung <strong>de</strong>r Verfasser/-innen aus.<br />

Nachdruck, elektronische o<strong>de</strong>r photomechanische<br />

Vervielfältigung nur mit beson<strong>de</strong>rer<br />

Genehmigung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />

Bei Abbildungen und Texten, <strong>de</strong>ren Urheber<br />

wir nicht ermitteln konnten, bitten wir um<br />

Nachricht zwecks Gebührenerstattung.<br />

Buchbesprechungen:<br />

Rezensionsexemplare bitte direkt an<br />

die Redaktion sen<strong>de</strong>n. Besprechung<br />

und Rücksendung nicht verlangter<br />

Bücher kann nicht zugesagt wer<strong>de</strong>n.<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Bernhard Merten, Altheimstraße 18<br />

60431 Frankfurt am Main<br />

Fon 069/515057<br />

Layout:<br />

Ute Stotz, Kommunikations-Design,<br />

Westerwaldstr. 14, 56337 Ka<strong>de</strong>nbach<br />

Fon 0 26 20 / 95 35 39<br />

Druck:<br />

JVA Diez, Limburger Straße 122<br />

65582 Diez<br />

Fon 06432 /609 -3 40, Fax -3 43<br />

INFO erscheint vierteljährlich und kostet<br />

8.00 EUR im Jahr (zzgl. Versandkosten),<br />

Einzelheft: 2.00 EUR (zzgl. Versandkosten).<br />

Religionslehrer/-innen, Pastorale Mitarbeiter/-innen<br />

und Geistliche, die im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Diözese Limburg arbeiten, erhalten<br />

INFO kostenlos zugesandt.<br />

Beilagenhinweis:<br />

Der Gesamtauflage sind beigelegt:<br />

Umfrage zum Religionsunterricht sowie<br />

ein Faltblatt ,Studien- und Pilgerreise<br />

<strong>de</strong>s Dezernates Bildung und<br />

Kultur’.<br />

Wir bitten um freundliche Beachtung.<br />

Titelbild:<br />

© www.publicgar<strong>de</strong>n.<strong>de</strong><br />

© Verlag <strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariats,<br />

Limburg/Lahn 2007<br />

ISBN 978-3-921221-51-8<br />

ISSN 0937-8162 (print)<br />

ISSN 1617-9234 (online)<br />

INHALT


BEITRÄGE<br />

168<br />

Wir und die An<strong>de</strong>ren<br />

Sind Differenzen zwischen <strong>de</strong>n Religionen<br />

eine Chance für <strong>de</strong>n Religionsunterricht?<br />

Wenn mir jemand die Frage stellte:<br />

„Was ist für Sie die größte theoretische<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Theologie unserer<br />

Tage?“, dann wäre für mich das<br />

Singular-Plural-Problem ein heißer<br />

Kandidat. Und wenn mir jemand die<br />

Frage stellte: „Welche praktische Frage<br />

in <strong>de</strong>r Religion ist für Sie <strong>de</strong>rzeit am<br />

interessantesten?“, dann wür<strong>de</strong> ich<br />

vielleicht wie<strong>de</strong>rum die Antwort geben:<br />

„Das Singular-Plural-Problem“.<br />

Die innere Antiphon<br />

Der auch hierzulan<strong>de</strong> bekannte amerikanisch-österreichische<br />

Religionswissenschaftler<br />

Peter L. Berger 1 spricht<br />

vom „Plural <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne“ und meint<br />

damit, dass die Mehrzahl von Religionen<br />

und Wahrheitsansprüchen das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Kennzeichen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne<br />

sei. Nun lassen sich gewiss Beispiele<br />

für konkurrieren<strong>de</strong> Religionen und<br />

Wahrheitsansprüche auch in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

fin<strong>de</strong>n. Aber für die meisten<br />

Menschen hat es in vormo<strong>de</strong>rnen Zeiten<br />

tatsächlich immer nur eine und nur<br />

eine Religion gegeben, die ganz selbstverständlich<br />

zu <strong>de</strong>n Koordinaten gehörte,<br />

welche die Realität und das Bild<br />

von <strong>de</strong>r Welt bestimmten.<br />

In dieser Religion wur<strong>de</strong> meist<br />

Auskunft darüber gegeben, wie die<br />

Welt entstan<strong>de</strong>n ist, wie zu leben und<br />

zu sterben sei und wie die Endlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Lebens sich zur großen Zeit <strong>de</strong>r<br />

Welt vom Urknall bis zum Wärmetod<br />

unserer Galaxie verhält. Die Religion<br />

war eingelassen in die Kultur. Sie lieferte<br />

Maßstäbe und Regeln, die <strong>de</strong>m<br />

Leben Struktur und Halt gaben. In <strong>de</strong>n<br />

moralischen Vorschriften und Riten<br />

waren <strong>de</strong>n Menschen viele Entscheidungen<br />

abgenommen. Die Religion<br />

glie<strong>de</strong>rte und rhythmisierte <strong>de</strong>n Tageslauf,<br />

<strong>de</strong>n Jahreskreis,<br />

ja das ganze Leben.<br />

Berger erzählt eine<br />

hübsche Anekdote, die<br />

uns einerseits eine Vorstellung<br />

von <strong>de</strong>r vormo<strong>de</strong>rnen<br />

Mentalität vermittelt,<br />

an<strong>de</strong>rerseits<br />

aber auch unser Problem<br />

markiert. Er führt<br />

uns in ein fernes Land,<br />

in <strong>de</strong>m, so wie je<strong>de</strong>n<br />

Morgen die Sonne aufgeht,<br />

je<strong>de</strong>n Morgen die<br />

Stimme <strong>de</strong>s Muezzins<br />

vom Minarett <strong>de</strong>n Tag<br />

begrüßt und zum Gebet<br />

ruft. <strong>Diese</strong>s Gefühl beschreibt<br />

er <strong>als</strong> eine „innere<br />

Antiphon“, die er<br />

so formuliert: „So ist es,<br />

so wird es immer sein!“<br />

Es ist eine arme und<br />

karge aber heile Welt, in<br />

<strong>de</strong>r alle wissen, wo sie<br />

hingehören, was sie zu<br />

tun und zu lassen haben.<br />

Je<strong>de</strong>r weiß, was sich gehört und kennt<br />

seinen Platz, Jungen und Mädchen,<br />

Frauen und Männer. Überhaupt wissen<br />

alle, wann und was gebetet wird, wann<br />

und was gegessen wird, wie und wann<br />

man sich klei<strong>de</strong>t, wer wem etwas zu sagen<br />

hat, kurz: Das Regelwerk <strong>de</strong>s Lebens<br />

geht seinen festen Gang; auch für<br />

die Probleme gab es Schemata und<br />

Muster, wie sie zu lösen seien.<br />

Und dann passiert es. Eine an<strong>de</strong>re<br />

Welt, <strong>de</strong>r Westen, bricht in diese Ordnung<br />

ein. Zunächst kommt er zu Besuch,<br />

und dann fasziniert er mit Produkten,<br />

Künsten und Angeboten, die<br />

versprechen, das Leben reicher zu machen.<br />

Der Westen, <strong>de</strong>r nun seinen Lebensstil<br />

und seine Zivilisation in <strong>de</strong>n<br />

Blick stellt, lockt mit technischem<br />

Prof. Dr. Leo J. O’Donovan SJ<br />

Leo J. O’Donovan<br />

Foto: En<strong>de</strong>rs<br />

Fortschritt, mit Wegen aus <strong>de</strong>r Armut,<br />

<strong>de</strong>r Heilung von Krankheiten. Ein junger<br />

Mann, intelligent und voller Tatendrang,<br />

wird von seiner Dorfgemeinschaft<br />

verabschie<strong>de</strong>t, er soll in England<br />

studieren, vielleicht lernen, wie man<br />

Brücken baut o<strong>de</strong>r sonst etwas offensichtlich<br />

Nützliches.<br />

Berger beschreibt die Gefühle <strong>de</strong>s<br />

jungen Mannes in Oxford. Er ist fasziniert<br />

und abgestoßen zugleich. Was<br />

können und wissen diese westlichen<br />

Menschen nicht alles! Sein Geist gerät<br />

in Aufruhr. Zwar geht je<strong>de</strong>n Morgen<br />

die Sonne auf, aber <strong>de</strong>r Ruf <strong>de</strong>s Muezzins<br />

ertönt nicht mehr. Statt<strong>de</strong>ssen hört<br />

er Lärm, vielleicht Glocken. Vor allem<br />

hat das Leben <strong>de</strong>n Halt verloren. Es<br />

gibt viele Bequemlichkeiten, genug zu<br />

INFO 36 · 4/2007


essen, schnell kommt man von hier<br />

nach dort. Überhaupt ist alles sehr<br />

schnell. Religiöse Fragen scheinen<br />

nur am Ran<strong>de</strong> eine Rolle zu spielen.<br />

Es gibt viele Fragen und noch mehr<br />

Antworten, vor allem aber viele Wi<strong>de</strong>rsprüche.<br />

Jene schöne und einfache<br />

Antiphon „So ist es, es kann nicht an<strong>de</strong>rs<br />

sein“, die wie ein Vorzeichen vor<br />

<strong>de</strong>r Klammer steht, die das Leben be<strong>de</strong>utet,<br />

stimmt nicht mehr. Sie ist wie<br />

eine schöne Erinnerung, ein gewesener<br />

Traum.<br />

Der junge Mann ist hin und her<br />

gerissen. Kann er das alles essen, was<br />

die Europäer essen? Wie soll er sich<br />

schamlosen Frauen gegenüber benehmen?<br />

Sein Leben wird zum Stress. Wie<br />

soll er sich entschei<strong>de</strong>n? Je<strong>de</strong>r Tag<br />

bringt neue Fragen, zwingt zu neuen<br />

Kompromissen. Es ist anstrengend, immer<br />

neu nach<strong>de</strong>nken zu müssen. Die innere<br />

Antiphon lautet nun: „So war es –<br />

es könnte aber auch ganz an<strong>de</strong>rs sein“.<br />

Nun stellen wir uns vor, dass unser<br />

junger Moslem die Rückreise antritt. Er<br />

kennt <strong>de</strong>n Westen gut, er kennt seine<br />

Reichtümer, seine Verlockungen, aber<br />

auch seine Deka<strong>de</strong>nz und seine Gefahren.<br />

Manches hat er gelernt, einige<br />

Techniken beherrscht er, und nun<br />

kommt er in die Heimat zurück. Immer<br />

noch geht je<strong>de</strong>n Morgen die Sonne auf,<br />

und wie<strong>de</strong>r hört er, wie in seiner Kindheit,<br />

<strong>de</strong>n Ruf <strong>de</strong>s Muezzins am Morgen,<br />

am Tag und am Abend. Da wird<br />

ihm warm ums Herz: Er ist wie<strong>de</strong>r zuhause,<br />

aufgenommen in die alte Ordnung<br />

und in die Gemeinschaft seiner<br />

Leute. Und jetzt erst weiß er, was diese<br />

Gemeinschaft, was die alte Ordnung,<br />

die ihm vorher so arm und alt schien,<br />

wert ist. Der Stress fällt von ihm ab,<br />

wie in ein warmes Bad taucht er ein in<br />

seine heimatliche Kultur. Was bleibt,<br />

ist eine unangenehme Erinnerung an<br />

zerrissene Gefühle und ein Gefühl von<br />

Bedrohung. Zwar ist er zuhause, doch<br />

ist es nicht wie vorher, <strong>de</strong>nn er kennt<br />

nun <strong>de</strong>n Westen. Nichts ist mehr selbstverständlich,<br />

<strong>de</strong>nn die Alternative jenes<br />

„es könnte auch an<strong>de</strong>rs sein“ will nicht<br />

aus seinem Kopf. Er möchte sie aber<br />

daraus vertreiben. Deswegen wird er<br />

zum fanatischen Gegner <strong>de</strong>s Westens.<br />

Während er vorher in gelassener und<br />

friedlicher Archaik ein Teilnehmer seiner<br />

vormo<strong>de</strong>rnen Kultur war, wird er<br />

nun zum Kämpfer. Er radikalisiert sich<br />

und kämpft für die Einheit und die Exklusivität<br />

seiner Religion.<br />

Die vielen Götter und <strong>de</strong>r eine Gott<br />

So weit die Geschichte, die Peter L.<br />

Berger in <strong>de</strong>n 80er Jahren erfun<strong>de</strong>n hat.<br />

Sie liest sich heute wie eine Prophezeiung,<br />

und es ist tatsächlich bemerkenswert,<br />

dass diese Geschichte sich später<br />

in <strong>de</strong>r Figur von Ayatollah Chomeini<br />

auf erschrecken<strong>de</strong> Weise ziemlich genau<br />

so abgespielt hat, wie Berger sie erzählt.<br />

Der Plural <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne!<br />

Konzentrieren wir uns einen Moment<br />

auf <strong>de</strong>n Plural in <strong>de</strong>r Theologie<br />

<strong>de</strong>s Monotheismus. Das klingt schon<br />

wie ein Paradox. Muss nicht je<strong>de</strong>r Monotheist<br />

auch ein Singularist sein? Ist<br />

das Singular-Plural-Problem nicht für<br />

ihn schon entschie<strong>de</strong>n? In Deutschland<br />

hat Jan Assmann, <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>lberger<br />

Ägyptologe, eine Debatte über <strong>de</strong>n<br />

Monotheismus angestoßen, die auch<br />

über die Grenzen Deutschlands hinaus<br />

Interesse ausgelöst hat. 2 Ist nicht – so<br />

fragt Assmann in seinem Buch „Moses<br />

<strong>de</strong>r Ägypter“ (1998) – <strong>de</strong>r Monotheismus<br />

ein politisches Unglück? Er schil<strong>de</strong>rt<br />

je<strong>de</strong>nfalls die religiösen Verhältnisse<br />

<strong>de</strong>r alten Welt, die sich in <strong>de</strong>n<br />

Kulturen <strong>de</strong>r großen Flussoasen in Mesopotamien,<br />

Ägypten und um das Mittelmeer<br />

herum <strong>als</strong> Ökumene darstellt.<br />

Ist diese Welt nicht wun<strong>de</strong>rbar gewesen?<br />

Eine heile und friedliche Welt<br />

schien es zu sein, in <strong>de</strong>r viele Götter<br />

verehrt wur<strong>de</strong>n, die alle ihren Platz und<br />

ihre Berechtigung behielten. Die Götter<br />

<strong>de</strong>s Nachbarvolks konnten <strong>als</strong> gute<br />

Nachbarn neben unseren Göttern wohnen,<br />

vielleicht war Zeus <strong>de</strong>r Donnergott<br />

<strong>de</strong>r Griechen, sogar i<strong>de</strong>ntisch mit<br />

<strong>de</strong>m Jupiter <strong>de</strong>r Römer und <strong>de</strong>m Donar<br />

<strong>de</strong>r Germanen. Bekannt ist die Toleranz<br />

<strong>de</strong>r Römer in Religionsdingen, die<br />

sich darin äußerte, dass sie bei <strong>de</strong>r Eroberung<br />

einer neuen Provinz <strong>de</strong>n dortigen<br />

Lan<strong>de</strong>sgöttern opferten und sie anschließend<br />

in das nach oben offene<br />

Pantheon einstellten. Hier konnte „je<strong>de</strong>r<br />

nach seiner Fasson selig wer<strong>de</strong>n“.<br />

Je<strong>de</strong>nfalls mussten keine Religionskriege<br />

geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Erst mit <strong>de</strong>m eifersüchtigen Gott<br />

<strong>de</strong>s alten Israel sei ein Exklusivitätsanspruch<br />

in <strong>de</strong>r Religionsgeschichte angemel<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n. Jan Assmann und<br />

seine Frau Aleida Assmann haben eine<br />

eigene Methodologie <strong>de</strong>r so genannten<br />

„Gedächtnisgeschichte“ vorgeschlagen,<br />

die es erlaubt, die zeitlich gewaltige<br />

Lücke von über tausend Jahren zwischen<br />

<strong>de</strong>m heliozentrischen Monotheismus<br />

Amenophis IV. Echnaton und<br />

Mose zu überbrücken. Die kühne These,<br />

wonach im alten Ägypten die Erinnerung<br />

an diesen misslungenen Versuch<br />

einer Etablierung <strong>de</strong>s Monotheismus<br />

von oben in <strong>de</strong>n Untergrund abgesunken<br />

sei und auf verborgenen Wegen<br />

wie ein unterirdischer Fluss bei Mose<br />

wie<strong>de</strong>r ans Licht <strong>de</strong>r Sonne getreten<br />

sei, muss uns hier nicht weiter interessieren.<br />

Es geht um die Supernova <strong>de</strong>r<br />

Religionsgeschichte, <strong>als</strong> die Assmann<br />

<strong>de</strong>n Monotheismus herausstellt.<br />

Auch ich glaube, dass <strong>de</strong>r Prozess,<br />

<strong>de</strong>r zum Glauben an nur einen Gott geführt<br />

hat, nicht wie ein Schmelzvorgang<br />

gedacht wer<strong>de</strong>n kann, bei <strong>de</strong>m die<br />

vielen Götter sich schließlich in einen<br />

einzigen zusammen amalgamieren, son<strong>de</strong>rn<br />

dass <strong>de</strong>r Monotheismus tatsächlich<br />

eine Supernova war, eine neuartige und<br />

prinzipiell an<strong>de</strong>re Religion. Zwar wird<br />

das Wort „Gott“ wie ein Singular von<br />

„Götter“ gebraucht, das ist aber eigentlich<br />

irreführend. Was sind Götter und<br />

was ist Gott? Ludwig Wittgenstein hat<br />

vorgeschlagen, bei <strong>de</strong>r „Was-ist-Frage“<br />

nicht nach Wesensbestimmungen und<br />

Metaphern zu suchen, son<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>n<br />

Gebrauch zu schauen. Was eine Sache<br />

ist, wird dadurch <strong>de</strong>finiert, dass ich angeben<br />

kann, wie sie gebraucht o<strong>de</strong>r benutzt<br />

wird.<br />

Wie wer<strong>de</strong>n <strong>als</strong>o Götter gebraucht<br />

und benutzt? Was ist ihre Funktion?<br />

Götter sind Verlängerungen menschlicher<br />

Interessen. Sie sind funktional,<br />

d.h. sie helfen <strong>de</strong>n Menschen dort, wo<br />

BEITRÄGE<br />

169<br />

INFO 36 · 4/2007


BEITRÄGE<br />

170<br />

diese aus eigener Kraft nicht mehr weiter<br />

kommen. Wer aus eigener Kraft<br />

nicht zum Erfolg in <strong>de</strong>r Liebe kommt,<br />

wen<strong>de</strong>t sich an Aphrodite um Hilfe.<br />

Wer aus eigener Kraft nicht die sichere<br />

Überfahrt über das Meer garantieren<br />

kann, bringt <strong>de</strong>m Poseidon ein Opfer.<br />

Wer nicht sicher ist, ob er aus eigener<br />

Kraft <strong>de</strong>n Feind besiegen kann, wen<strong>de</strong>t<br />

sich an Mars. Wer sich um die Fruchtbarkeit<br />

seiner Fel<strong>de</strong>r sorgt, weiß eine<br />

himmlische Adresse. Ja, je<strong>de</strong>s menschliche<br />

Interesse hat eine himmlische<br />

Adresse, an die es sich wen<strong>de</strong>n kann,<br />

wenn übernatürliche Hilfe gebraucht<br />

wird. Alle Gottheiten <strong>de</strong>s Polytheismus<br />

sind funktional, sie repräsentieren die<br />

kollektive I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Stadt <strong>als</strong> Stadtgottheiten,<br />

sie repräsentieren die Kraft<br />

<strong>de</strong>s Wassers <strong>als</strong> Flussgötter, sie wohnen<br />

an <strong>de</strong>n markanten Punkten <strong>de</strong>r Erdoberfläche,<br />

auf Bergspitzen, und sie<br />

sind eng verwandt mit <strong>de</strong>m, was sich<br />

die menschliche Fantasie an Partnerschaften<br />

in <strong>de</strong>r Natur fingiert. Aber! –<br />

Nun kommt`s: Wer die Funktionen dieser<br />

Götter beschreibt, hat sie schon entzaubert;<br />

<strong>de</strong>nn ihre Funktionalität ist<br />

<strong>de</strong>r erste und vielleicht entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Schritt, <strong>de</strong>n geistigen Mechanismus zu<br />

erkennen, <strong>de</strong>r hier in unserem Bewusstsein<br />

wirkt. Offenbar neigt <strong>de</strong>r Mensch<br />

dazu, sich solche Partnerschaften zu erfin<strong>de</strong>n<br />

und selbst zu machen.<br />

Der menschliche Geist, seine Fähigkeit<br />

zu reflektieren und sich auf<br />

sich selbst zu beziehen, ist aber auch<br />

in <strong>de</strong>r Lage, seine eigenen Mechanismen<br />

zu durchschauen und zu entlarven.<br />

Und genau das geschieht tatsächlich<br />

in <strong>de</strong>r monotheistischen Revolution,<br />

die natürlich nicht mit einem<br />

Oberseminar verwechselt wer<strong>de</strong>n<br />

kann, das Mose <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Israels<br />

am Fuße <strong>de</strong>s Berges Sinai gehalten<br />

hat. Die Geschichten <strong>de</strong>r hebräischen<br />

Bibel erzählen, wie sich nun ein vollkommen<br />

an<strong>de</strong>rer Gott offenbart, und<br />

sie etablieren das Gegenmo<strong>de</strong>ll. Wenn<br />

durchschaut ist, dass die Götter Produkte<br />

<strong>de</strong>r menschlichen Projektion<br />

und ihrer Bedürfnisse und Wünsche<br />

sind, dann sind sie eben nichts an<strong>de</strong>res<br />

<strong>als</strong> das, o<strong>de</strong>r wie die Bibel sagt, sie<br />

sind „Nichtse“. Ein selbst gemachter<br />

Gott kann keine wirkliche Realität<br />

sein. Wenn es Gott gibt, dann muss er<br />

es sein, <strong>de</strong>r sich offenbart.<br />

Alle Offenbarungsgeschichten <strong>de</strong>r<br />

Bibel laufen auf diese Gegenbesetzung<br />

hinaus. Sie etablieren das Gegenmo<strong>de</strong>ll<br />

zu <strong>de</strong>n selbst gemachten Göttern <strong>de</strong>s<br />

Polytheismus. Nun ist Gott jemand, <strong>de</strong>r<br />

nicht auf eine Funktion reduziert wer<strong>de</strong>n<br />

kann, weil er entschei<strong>de</strong>t, was er<br />

geben und garantieren will, was er bezeugen<br />

und begrün<strong>de</strong>n will - und nicht<br />

wir. Aber er ist auch ein Jemand. Er ist<br />

eine Person; <strong>de</strong>nn wenn er dies nicht<br />

wäre, dann wäre er weniger <strong>als</strong> wir<br />

Menschen, die wir Personen sind. Er ist<br />

aber größer <strong>als</strong> menschliche Personen.<br />

Er ist kein Ding in <strong>de</strong>r Welt, er ist <strong>de</strong>r<br />

Grund <strong>de</strong>r Welt, <strong>de</strong>r Hintergrund <strong>de</strong>s<br />

Seins, <strong>de</strong>r Schöpfer. So wie die Welt<br />

nur eine ist, einschließlich <strong>de</strong>s gesamten<br />

Kosmos, <strong>de</strong>n wir uns heute natürlich<br />

nicht mehr in antiker Kosmologie<br />

vorstellen müssen, so hat sie auch nur<br />

einen einzigen Grund, <strong>de</strong>n wir mit <strong>de</strong>m<br />

alten Israel Gott nennen. Dies ist <strong>de</strong>r<br />

immer größere Gott, wie Erich Przywara<br />

immer wie<strong>de</strong>r sagte, <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>ne<br />

Hintergrund aller meschlichen Bil<strong>de</strong>r<br />

und Einbildungen, unser einziges, geheimnisvolles<br />

Woher und Wohin. 3<br />

Jan Assmann hat nun zunächst behauptet,<br />

dass <strong>de</strong>r exklusive Wahrheitsanspruch,<br />

<strong>de</strong>r in dieser an<strong>de</strong>rsartigen<br />

und neuartigen Gottesvorstellung enthalten<br />

ist, so etwas wie ein Startschuss<br />

für das Zeitalter von Religionskriegen<br />

gewesen sei. In England (Richard<br />

Dawkins) und in <strong>de</strong>n USA (Christopher<br />

Hitchens) gibt es einige Naturwissenschaftler<br />

und an<strong>de</strong>re, die auch<br />

für die Gegenwart die Religion <strong>als</strong> <strong>de</strong>n<br />

Urquell aller Konflikte, insbeson<strong>de</strong>re<br />

aller kriegerischen Konflikte ausmachen<br />

wollen. Inzwischen ist die Monotheismus<strong>de</strong>batte<br />

weiter gegangen.<br />

Religionswissenschaftler und Alttestamentler<br />

haben Einwän<strong>de</strong> vorgetragen,<br />

die sich mit dieser zunächst<br />

durchaus plausiblen These auseinan<strong>de</strong>rsetzten.<br />

Ein Gedanke scheint mir<br />

dabei beson<strong>de</strong>rs wichtig zu sein: Es<br />

gibt kein Zurück!<br />

Auch Assmann plädiert nämlich<br />

nicht dafür, wie<strong>de</strong>r zu einem fröhlichen<br />

und friedlichen Polytheismus zurückzukehren,<br />

<strong>de</strong>nn die Entlarvung <strong>de</strong>r Götter<br />

hat sie entzaubert. Und zwar ein für<br />

allemal. So wie eine Pille, die nur aus<br />

Krei<strong>de</strong> und Aromastoffen besteht, nicht<br />

mehr wirkt, sobald ich weiß, dass es<br />

sich um ein Placebo han<strong>de</strong>lt, so wenig<br />

helfen Götter, von <strong>de</strong>nen ich weiß, dass<br />

sie ihre Existenz nur meinem Wunsch<strong>de</strong>nken<br />

verdanken. Daran än<strong>de</strong>rt nichts,<br />

dass wir aus vielen empirischen Untersuchungen<br />

wissen, dass Placebos im<br />

Allgemeinen wirken. So wie die Fähigkeit,<br />

sich durch Placebos täuschen<br />

zu lassen, dauerhaft zur menschlichen<br />

Natur gehört, so ist auch die Neigung,<br />

sich Projektionen zu machen, tote Dinge<br />

zu fetischisieren und in <strong>de</strong>n Gestalten<br />

und Figurationen <strong>de</strong>r Natur Analogien<br />

zu suchen, die sie am En<strong>de</strong> zu Personen<br />

machen, nicht aus <strong>de</strong>r menschlichen<br />

Natur verschwun<strong>de</strong>n. Wo kämen<br />

unsere Dichter hin, wenn die Bäume<br />

und die Wolken und die Berge nicht<br />

mehr mit ihnen sprächen? Der ganz an<strong>de</strong>rsartige<br />

Gott, <strong>de</strong>r uns zum ersten<br />

Mal in <strong>de</strong>r hebräischen Bibel <strong>de</strong>s alten<br />

Israel begegnet, ist – so hatten wir gesagt<br />

– kein Ding in <strong>de</strong>r Welt, er ist <strong>de</strong>r<br />

Hintergrund <strong>de</strong>s Seins, <strong>de</strong>r Schöpfer<br />

<strong>de</strong>r Welt und daher ist er ein „ganz An<strong>de</strong>rer“,<br />

so hat es <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Religionswissenschaftler<br />

Rudolf Otto schon<br />

1909 genannt. 4<br />

<strong>Diese</strong> An<strong>de</strong>rsartigkeit und Einzigartigkeit<br />

Gottes ist im Neuen Testament<br />

konkret gewor<strong>de</strong>n. Die Geschichte,<br />

die zuerst nur unsere Geschichte zu<br />

sein schien, wird durch die Entscheidung<br />

Gottes <strong>als</strong> eine Geschichte geoffenbart,<br />

die seinen Willen zum Vorschein<br />

bringt, selbst geschichtlich zu<br />

wer<strong>de</strong>n, das heißt: in die Geschichte<br />

einzutreten. Die große Frage, die in <strong>de</strong>r<br />

Entstehungsgeschichte von <strong>de</strong>r Erschaffung<br />

Adams schon beantwortet<br />

schien, in<strong>de</strong>m Gott <strong>de</strong>m Adam seinen<br />

Hauch, d.h. seinen Geist einblies, wird<br />

durch <strong>de</strong>n „neuen Adam“, <strong>als</strong> <strong>de</strong>n wir<br />

Christen Jesus bezeichnen, gleichsam<br />

präzisiert. Wir sind, wie Adam, sterblich,<br />

und wie er wissen wir um unsere<br />

INFO 36 · 4/2007


Endlichkeit. In <strong>de</strong>r Auferstehung <strong>de</strong>s<br />

neuen Adam haben wir aber auch die<br />

Perspektive, dass die Endlichkeit <strong>de</strong>s<br />

Menschen nicht das letzte Wort Gottes<br />

war. Das Mysterium <strong>de</strong>r Inkarnation,<br />

das Menschwer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r zerbrechlichen<br />

Geburt bis zum fraglichen Tod,<br />

gibt <strong>de</strong>r göttlichen Antwort auf <strong>de</strong>n<br />

Menschen eine neue Drehung. Sie<br />

macht die Singularität <strong>de</strong>s Christentums<br />

aus. Fast alle Menschen – so will<br />

mir scheinen – halten Jesus für einen<br />

großen Menschen. Christ ist man<br />

dann, wenn seine Singularität, seine<br />

göttliche Qualität, sein Amt, wenn sie<br />

wollen, in seiner eigenen Person das<br />

wahre Wort Gottes zu sein, gesehen<br />

und geglaubt wird.<br />

<strong>Diese</strong> „gute Nachricht“ wollten<br />

die Christen niem<strong>als</strong> nur für sich behalten<br />

und haben <strong>de</strong>shalb weltweit missioniert.<br />

Ob sie dabei immer richtig vorgegangen<br />

sind, kann man von Fall zu Fall<br />

zwar bezweifeln, aber das weitersagen<br />

<strong>de</strong>r „guten Nachricht“ kann nicht einfach<br />

unterlassen wer<strong>de</strong>n. Hier sehe ich<br />

die Herausfor<strong>de</strong>rung einer „Theologie<br />

<strong>de</strong>r Religionen“, die sich damit zufrie<strong>de</strong>n<br />

gibt, aus einem Moslem einen besseren<br />

Moslem, aus einem Hindu einen<br />

besseren Hindu und aus einem Buddhisten<br />

einen überzeugteren Buddhisten<br />

zu machen. Ohne das Vorgehen <strong>de</strong>r<br />

spanischen Missionare, das oft wie eine<br />

Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>r Liebesbotschaft Christi<br />

durch die Tat aussieht, beschönigen<br />

zu wollen – ich täte mich sehr schwer<br />

damit, aus einem Azteken einen besseren<br />

Azteken zu machen und die indigenen<br />

Völker Mittelamerikas zu ermutigen,<br />

zu <strong>de</strong>n tausendfachen Menschenopfern<br />

ihrer Vorfahren zurückzukehren.<br />

5<br />

Wo stehst Du?<br />

Wie sollen wir nun mit <strong>de</strong>m Nebeneinan<strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>ner Wahrheitsansprüche<br />

umgehen? Zu einem fröhlichen<br />

Polytheismus zurückzukehren, das<br />

will uns selbst Jan Assmann nicht zumuten.<br />

Zu einer scheinbar neutralen<br />

Äquidistanz, wie sie ein Religionswissenschaftler<br />

sich <strong>als</strong> methodisches<br />

Prinzip zurechtlegen kann, fehlen mir<br />

die Begründungen, und es stellt sich mir<br />

generell die Frage, ob es die neutrale<br />

Beobachterposition oberhalb aller Religionen<br />

überhaupt gibt. Wo befin<strong>de</strong>t<br />

sich <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r vorgeblich neutrale Religionswissenschaftler<br />

und Ethnologe<br />

selbst? Die Ethnologen wissen inzwischen,<br />

dass sie ihre frem<strong>de</strong>n Kulturen<br />

nicht wirklich verstehen können, wenn<br />

sie nicht zu „teilnehmen<strong>de</strong>n Beobachtern“<br />

wer<strong>de</strong>n. Zwischen Beobachterperspektive<br />

und Teilnehmerperspektive<br />

(Paul Feyerabend und auch H.<br />

Richard Niebuhr) kann man zwar hin<br />

und her springen, aber die Teilnehmerperspektive<br />

vollständig fallen zu lassen,<br />

wür<strong>de</strong> darauf hinauslaufen, die<br />

großen Fragen, die in <strong>de</strong>r Religion gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, schlicht zu vergessen.<br />

Aber um sie kommt kein Mensch, <strong>de</strong>r<br />

seiner Endlichkeit sicher ist, herum.<br />

Was tun? Als ich mich auf die Frage<br />

vorbereitete, <strong>de</strong>ren Antwort Sie vielleicht<br />

von mir heute erwarten, erhielt<br />

ich aus Deutschland einen Aufsatz, <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Ethnologe Karl-Heinz Kohl in <strong>de</strong>r<br />

Frankfurter Allgemeinen Zeitung abgedruckt<br />

hatte. Er selbst ist kein Katholik,<br />

sieht aber im Katholizismus die einzige<br />

Religion, die es weniger wegen ihrer<br />

Lehre und Doktrin, <strong>als</strong> wegen <strong>de</strong>r<br />

Kombination dieser Lehre mit ihrer Liturgie<br />

geschafft hat, weltweit (und<br />

zwar in Indonesien wie in Afrika) erfolgreich<br />

zu missionieren. Er bringt<br />

eindrucksvolle Beispiele dafür, wie die<br />

Rituale <strong>de</strong>s katholischen Kults missverstan<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n, dann aber doch<br />

wie<strong>de</strong>r auf fruchtbare Weise eingebaut<br />

wur<strong>de</strong>n in die mitgebrachten Vorstellungen<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Kultur. Als ich<br />

das las, habe ich mich natürlich an die<br />

ursprüngliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wortes<br />

„katholisch“, d. h. „allumfassend“, erinnert.<br />

In <strong>de</strong>r Tat trifft Kohl die Deutung<br />

<strong>de</strong>r Religionen durch die Katholische<br />

Kirche, wie sie das zweite Vatikanum<br />

vorschlägt. Hier wer<strong>de</strong>n die an<strong>de</strong>ren<br />

Religionen ja nicht in Grund und<br />

Bo<strong>de</strong>n verdammt o<strong>de</strong>r gar <strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch<br />

durchgestrichen. Im Gegenteil: Ihre<br />

Wahrheiten wer<strong>de</strong>n gewürdigt, manche<br />

ihrer Bräuche und Feste wer<strong>de</strong>n in Korrespon<strong>de</strong>nz<br />

mit biblischen Geschichten<br />

gebracht, und am En<strong>de</strong> stehen sie in<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>r Botschaft Christi.<br />

So ist <strong>de</strong>r Vorwurf <strong>de</strong>s Synkretismus,<br />

d.h. das Aufzeigen <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Quellen für diesen und jenen<br />

Brauch, für diese und jene Sakramentalie<br />

und diesen und jenen Kult, <strong>de</strong>r gelegentlich<br />

erhoben wird, um die Abkünftigkeit<br />

und mangeln<strong>de</strong> Originalität <strong>de</strong>s<br />

Christentums aufzuzeigen, in Wahrheit<br />

ein Kompliment. Ein großer Reichtum<br />

ist <strong>de</strong>r Kirche in <strong>de</strong>r Begegnung mit an<strong>de</strong>ren<br />

Kulturen zugeflossen und fließt<br />

ihm weiter zu. Das alles gehört zum<br />

Thema „Wir und die An<strong>de</strong>ren“ gewiss<br />

hinzu, beantwortet aber noch nicht die<br />

Frage, wie gehe ich mit konkurrieren<strong>de</strong>n<br />

Ansprüchen auf eine und die einzige<br />

Wahrheit um? Ist Jesus das letzte<br />

„Wort“ Gottes o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Qur`an? Ein „Sowohl<br />

<strong>als</strong> auch“ scheint mir hier kaum<br />

möglich. Eine Supertheorie im Sinne<br />

einer „Theologie <strong>de</strong>r Religionen“, die<br />

<strong>de</strong>n Anspruch <strong>de</strong>s Christentums auf die<br />

Einzigkeit <strong>de</strong>s Christus festhält, sehe<br />

ich <strong>de</strong>rzeit nicht.<br />

Ich komme aus Amerika. Wir<br />

Amerikaner gelten <strong>als</strong> Pragmatiker,<br />

und so halte ich mich für verpflichtet,<br />

nun langsam von <strong>de</strong>n theoretischen<br />

Fragen zu <strong>de</strong>n praktischen Fragen, die<br />

ja auch Sie <strong>als</strong> Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer täglich vor Augen<br />

haben, überzugehen. Ich könnte vielleicht<br />

auch sagen, dass die theoretische<br />

Frage erst ihre gründliche Geltung erreicht,<br />

wenn sie in eine praktische Frage<br />

übersetzt o<strong>de</strong>r aufgelöst wird.<br />

Ein Vorschlag, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Blick, gera<strong>de</strong> unter pragmatischen Voraussetzungen,<br />

viel zu versprechen<br />

scheint, kommt aus Deutschland und er<br />

ist von Hans Küng unter <strong>de</strong>m Titel<br />

„Weltethos“ gemacht wor<strong>de</strong>n. Der Gedanke<br />

ist im Grun<strong>de</strong> einfach und hat in<br />

<strong>de</strong>r Tat auf <strong>de</strong>n ersten Blick eine große<br />

Plausibilität. Er stellt fest und zeigt dafür<br />

viele Beispiele, dass die Religionen<br />

in vielen Einzelfragen, auch in <strong>de</strong>m,<br />

was sie an ethischen Konsequenzen<br />

und Lebensformen aufzeigen, sehr viel<br />

gemeinsam haben. Überhaupt haben<br />

BEITRÄGE<br />

171<br />

INFO 36 · 4/2007


BEITRÄGE<br />

172<br />

alle Menschen sehr viel gemeinsam.<br />

Die „gol<strong>de</strong>ne Regel“ gibt es nicht nur<br />

im Christentum, sie begegnet uns<br />

schon in <strong>de</strong>r griechischen Philosophie<br />

und auch im Buddhismus. Die meisten<br />

<strong>de</strong>r Zehn Gebote haben ihre Äquivalente<br />

in an<strong>de</strong>ren Religionen. Auch gibt<br />

es Verwandtschaften. Der Hinduglauben<br />

an das Karma etwa, <strong>de</strong>r behauptet,<br />

dass die guten und bösen Taten wie<strong>de</strong>r<br />

zu uns zurück kehren und nicht ohne<br />

Konsequenzen sind, ist gewiss nicht<br />

i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m Glauben an ein göttliches<br />

Gericht, aber gewisse Verwandtschaften<br />

lassen sich fin<strong>de</strong>n. Und wenn<br />

man gera<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n konkurrieren<strong>de</strong>n<br />

monotheistischen Religionen<br />

die Gemeinsamkeiten anfängt zu quantifizieren,<br />

wird man feststellen, dass<br />

die Menge <strong>de</strong>ssen, was sie gemeinsam<br />

haben, sehr viel größer ist, <strong>als</strong> die Menge<br />

<strong>de</strong>ssen, was sie trennt.<br />

So weit, so gut. Ich habe selber die<br />

Errungenschaft <strong>de</strong>r „Universellen Erklärung<br />

<strong>de</strong>r Menschenrechte“ (1948)<br />

gefeiert und die Notwendigkeit einer<br />

Art globalen Ethik verteidigt. 6 Aber gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Blick auf die monotheistischen<br />

Religionen, die ja auch weite<br />

Strecken ihrer Geschichte gemeinsam<br />

haben, zeigt, dass diese Mengenlehre<br />

gera<strong>de</strong> nicht dazu führt, dass sie sich in<br />

die Arme sinken. Im Gegenteil: Wenn<br />

wir in Amerika an unseren Bürgerkrieg<br />

<strong>de</strong>nken, so wird man aus <strong>de</strong>m Abstand<br />

heraus gewiss sagen können, dass die<br />

Amerikaner, die sich in diesem erbitterten<br />

Bru<strong>de</strong>rkrieg gegenseitig umbrachten,<br />

aus heutiger Sicht sehr viel mehr<br />

gemeinsam hatten <strong>als</strong> die Frage, die sie<br />

entzweit hatte. Das vergleichsweise winzige<br />

Quantum <strong>de</strong>r Differenzen macht<br />

diese Differenzen umso toxischer, das<br />

scheinen die Konflikte in Nordirland<br />

und im Balkan, die Grausamkeiten<br />

zwischen Serben und Kroaten noch<br />

einmal zu zeigen. Es gibt so etwas wie<br />

die Sprengbombe <strong>de</strong>r kleinen Differenz.<br />

Die Differenz unter Brü<strong>de</strong>rn wird<br />

umso schmerzlicher und dramatischer<br />

empfun<strong>de</strong>n, je mehr sie sich <strong>als</strong> Brü<strong>de</strong>r<br />

fühlen. Al Fatah und Hamas, die palästinensischen<br />

Brü<strong>de</strong>r, greifen zur ultima ratio<br />

und bringen sich gegenseitig um.<br />

So scheint mir, gera<strong>de</strong> unter pragmatischen<br />

Rücksichten, das Projekt<br />

Weltethos ein blauäugiges Unternehmen<br />

zu sein. Es ist im besten Fall unschädlich,<br />

wenn sich alle gut Gesinnten<br />

dieser Welt auf <strong>de</strong>m kleinsten gemeinsamen<br />

Nenner treffen, aber sie wer<strong>de</strong>n<br />

nicht verhin<strong>de</strong>rn, dass die weniger gut<br />

Gesinnten ihre Differenzen mit <strong>de</strong>m<br />

Mittel <strong>de</strong>r Gewalt angehen.<br />

Zwischen <strong>de</strong>m lustigen, aber auch<br />

scharfsinnigen Wissenschaftstheoretiker<br />

Paul Feyerabend, einem Schüler<br />

Karl Poppers, und <strong>de</strong>m heiligen Vater,<br />

Papst Benedikt XVI., zwei Figuren, die<br />

in vieler Hinsicht unterschiedlicher<br />

nicht sein können, gibt es eine interessante<br />

Gemeinsamkeit. Bei<strong>de</strong> verweisen<br />

auf die zwingen<strong>de</strong> Voraussetzung <strong>de</strong>r<br />

Gewaltfreiheit, wenn <strong>de</strong>nn ein friedliches<br />

Nebeneinan<strong>de</strong>r unterschiedlicher<br />

Wahrheitsansprüche möglich sein soll.<br />

Paul Feyerabend bekennt sich zum wissenschaftstheoretischen<br />

Anarchismus.<br />

Damit meint er, dass es kein Dogma in<br />

<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n geben dürfe, die eine<br />

Wissenschaft zur Wissenschaft machen.<br />

Scharfsinnig und mit zwingen<strong>de</strong>r Logik<br />

zeigt er, dass alle wissenschaftliche Methodik<br />

auf einer dogmatischen Grun<strong>de</strong>ntscheidung<br />

beruht, <strong>de</strong>ren Zwang er<br />

aber ablehnt. Und so plädiert er, halb im<br />

Spaß und halb im Ernst, für eine „polizeilich<br />

garantierte Anarchie“. Er ist bei<br />

<strong>de</strong>m Problem gelan<strong>de</strong>t, das wir schon<br />

aus <strong>de</strong>r Ethnologie kennen gelernt haben.<br />

„Wo stehst Du?“, so muss sich <strong>de</strong>r<br />

Beobachter <strong>de</strong>r Religionen fragen, <strong>de</strong>r<br />

selbst keiner Religion angehört und nur<br />

ein Beobachter sein will. Und <strong>de</strong>r Polizist,<br />

<strong>de</strong>r die Anarchie davor bewahrt,<br />

dass sich die unterschiedlichen methodischen<br />

Wahrheitsansprüche gegenseitig<br />

an die Gurgel gehen, müsste sich<br />

auch fragen lassen: „Woher hast Du <strong>de</strong>in<br />

Gewaltmonopol, <strong>de</strong>ine Legitimation?“<br />

Wir alle erinnern uns, was für ein<br />

Schrecken weltweit zu beobachten war,<br />

<strong>als</strong> Benedikt XVI. in seiner so genannten<br />

„Regensburger Re<strong>de</strong>“ die Gewaltfrage<br />

auf die Tagesordnung setzte.<br />

Manche Moslems fühlten sich beleidigt,<br />

es gingen Kirchen in Flammen auf,<br />

und es kam sogar zu Aggressionen und<br />

zu Mor<strong>de</strong>n. Eine beson<strong>de</strong>re Pointe: die<br />

Frage an <strong>de</strong>n Islam: „Wie hältst Du es<br />

mit <strong>de</strong>r Gewalt?“ wur<strong>de</strong> ohne Worte<br />

beantwortet. An<strong>de</strong>re Antworten, ich<br />

<strong>de</strong>nke vor allem an die, welche vom<br />

saudischen Kronprinzen organisiert wor<strong>de</strong>n<br />

ist, <strong>de</strong>r ein interessantes Manifest<br />

muslimischer Geistlicher zustan<strong>de</strong><br />

brachte, waren ermutigend. Statt sich<br />

gegeneinan<strong>de</strong>r zu profilieren, sind Ansätze<br />

gesucht wor<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite zu re<strong>de</strong>n. Auch das muss man<br />

Pragmatismus nennen, obwohl es um<br />

<strong>de</strong>n verbalen Austausch von Gedanken<br />

geht. Wenn wir vor <strong>de</strong>r Alternative<br />

stehen: Kämpfen o<strong>de</strong>r miteinan<strong>de</strong>r<br />

Sprechen, han<strong>de</strong>lt es sich nicht um<br />

<strong>de</strong>n bekannten Gegensatz von Theorie<br />

und Praxis, son<strong>de</strong>rn um zwei Formen<br />

von Praxis.<br />

Der „Plural <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne“, Mehrzahl<br />

<strong>de</strong>r Wahrheiten einer Mehrzahl<br />

von Religionen, ist für uns in Amerika<br />

ein Problem, das zu unserer Gründungsgeschichte<br />

gehört. Nach wie vor<br />

scheint mir die US-amerikanische Antwort<br />

aktuell zu sein. Die Geschichte<br />

Amerikas wird von uns <strong>als</strong> eine Geschichte<br />

<strong>de</strong>r Freiheit interpretiert, genauer<br />

gesagt, <strong>de</strong>r Religionsfreiheit. In<br />

Europa herrschte im 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

kaum irgendwo Religionsfreiheit.<br />

Das, was wir heute zu <strong>de</strong>n Menschenrechten<br />

rechnen, und was viele<br />

Nationen wenigstens auf <strong>de</strong>m Papier<br />

unterschrieben haben, war dam<strong>als</strong> fast<br />

nirgendwo Realität. Im Allgemeinen<br />

bestimmten die Fürsten die Staatsreligion.<br />

Ich kann hier nicht das komplizierte<br />

Verhältnis zwischen geistlicher<br />

und politischer Macht in Europa rekonstruieren,<br />

wie ich höre wird es in diesem<br />

Halbjahr im Haus am Dom in<br />

Frankfurt beson<strong>de</strong>rs studiert.<br />

Die amerikanische Freiheitsbewegung<br />

hängt mit <strong>de</strong>r Flucht aus <strong>de</strong>m<br />

religiösen Zwang, <strong>de</strong>r in Europa<br />

herrschte, zusammen. Viele <strong>de</strong>r Pilgrim<br />

Fathers wünschten sich daher eine Verfassung,<br />

die nieman<strong>de</strong>n zwang, die eine<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Denomination anzunehmen.<br />

So kam es zu einer <strong>de</strong>utlichen Trennung<br />

von Staat und Religion. 7 Das führt bis<br />

heute allerdings nicht dazu, dass die Re-<br />

INFO 36 · 4/2007


ligion, die vom Staat nicht unterstützt<br />

wird, abstürbe. Im Gegenteil scheint das<br />

religiöse Leben in <strong>de</strong>n USA immer noch<br />

viel kräftiger <strong>als</strong> in Europa. 8<br />

Ein Beispiel: „Centered Pluralism“<br />

Georgetown ist, wie Sie vielleicht<br />

wissen, die älteste katholische Universität<br />

in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten. Sie<br />

wur<strong>de</strong> 1789 am Ufer <strong>de</strong>s Potomac River<br />

in Washington D.C von John Carroll,<br />

<strong>de</strong>m ersten katholischen Bischof<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s gegrün<strong>de</strong>t. Sie ist berühmt<br />

für ihre starke geisteswissenschaftliche<br />

Tradition, für das Studium <strong>de</strong>r internationalen<br />

Beziehungen, <strong>de</strong>r Sprachen,<br />

für ihr medizinisches Zentrum, für Jura<br />

und Wirtschaftswissenschaften.<br />

Als ich 1989 das Amt <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten<br />

übernahm, konnte das zweihun<strong>de</strong>rtjährige<br />

Bestehen einer Institution gefeiert<br />

wer<strong>de</strong>n, die eine klare I<strong>de</strong>ntität<br />

und ein klares Bekenntnis auszeichnete.<br />

Als Katholik und Jesuit stand ich für<br />

diese Tradition und diese Werte, und<br />

ich war stolz darauf. Zugleich war mir<br />

klar, dass speziell eine Universität<br />

aka<strong>de</strong>mische Freiheit brauchte, so dass<br />

das Ausbildungsprogramm bereichert<br />

wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n pluralistischen Charakter<br />

<strong>de</strong>s Lehrkörpers und <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenschaft.<br />

Um das religiöse Leben zu unterstützen,<br />

hat Georgetown ein breites<br />

Angebot an Seelsorge auf <strong>de</strong>m Campus<br />

entwickelt. Es gab natürlich Priester,<br />

Jesuiten und an<strong>de</strong>re, aber auch Rabbiner.<br />

Sie boten persönliche Beratung,<br />

Gottesdienste und Einkehrtage an.<br />

Die mehr formalen Angebote für<br />

die unteren Semester umfassten zwei<br />

Kurse in Philosophie und zwei in Theologie<br />

<strong>als</strong> Teil <strong>de</strong>s Kerncurriculums, ein<br />

solches Kerncurriculum. Eine Art studium<br />

generale, ist an fast allen amerikanischen<br />

Colleges üblich. Philosophie und<br />

Theologie wer<strong>de</strong>n natürlich nur an katholischen<br />

Hochschulen verlangt. Auf<br />

fortgeschrittenem Niveau bietet das<br />

Kennedy-Institut für Ethik Graduiertenkurse,<br />

öffentliche Lesungen und<br />

workshops mit internationaler Beteiligung<br />

mit einem Akzent auf Medizinethik<br />

an. Das Juristische Zentrum gibt<br />

weltweit das einzige „Journal of Legal<br />

Ethics“ heraus. Man widmete sich zunehmend<br />

<strong>de</strong>m öffentlichen Dienst und<br />

<strong>de</strong>r Erziehung zu sozialer Gerechtigkeit.<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>r Brown-University<br />

und <strong>de</strong>r Stanford University,<br />

war Georgetown Gründungsmitglied<br />

von „Campus Compact“, einer nationalen<br />

Organisation zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

sozial veranwortlichen Bürgersinns.<br />

Während meiner Präsi<strong>de</strong>ntschaft<br />

versetzte uns ein großzügiger Spen<strong>de</strong>r<br />

in die Lage, ein neues Programm für<br />

Einkehrtage, speziell für Erstsemester<br />

einzurichten. Wir stellten unseren ersten<br />

Imam an, um unsere muslimischen<br />

Stu<strong>de</strong>nten zu beraten und zu<br />

unterstützen.<br />

Auch auf aka<strong>de</strong>mischem Niveau<br />

konnten wir 1993 unser Zentrum für<br />

muslimisch-christliche Verständigung<br />

einrichten mit einem Kerninstitut, das<br />

Prof. John Esposito leitete. An <strong>de</strong>r Business-School<br />

wur<strong>de</strong> das Connelly-Center<br />

für Wirtschaftsethik eingerichtet.<br />

Ebenso wur<strong>de</strong> ein neues Programm für<br />

Jüdische Studien eingerichtet. Dann<br />

kam das Zentrum für klinische Bioethik,<br />

um die ethische Reflexion direkt<br />

an das Krankenbett zu bringen. Konferenzen<br />

wur<strong>de</strong>n abgehalten und wichtige<br />

Bücher erschienen. Dies auch im Zusammenhang<br />

mit Papst Pauls II. apostolischem<br />

Schreiben „Ex cor<strong>de</strong> Ecclesiae“<br />

und seiner Enzyklika „Evangelium<br />

vitae“. Die Forschungsaktivitäten<br />

am Medizinzentrum verdreifachten sich,<br />

und das Programm <strong>de</strong>s Law-Centers für<br />

<strong>de</strong>n klinischen öffentlichen Dienst wur<strong>de</strong><br />

das stärkste im Land.<br />

Um aka<strong>de</strong>mische Chancen für Amerikaner<br />

afrikanischer und hispanischer<br />

Herkunft zu eröffnen, verdoppelten wir<br />

die finanzielle Unterstützung für die<br />

Anfangssemester. Um Frauen in Führungspositionen<br />

zu beför<strong>de</strong>rn, stellte ich<br />

zu ersten Mal an <strong>de</strong>r Universität Frauen<br />

<strong>als</strong> Provost, <strong>als</strong> Dean of the college,<br />

Dean of medical school, vice presi<strong>de</strong>nt,<br />

treasurer und general counsel an.<br />

Das waren alles Wege, unser religiöses<br />

Bekenntnis zu vertiefen und<br />

gleichzeitig unserem pluralen Kontext<br />

Rechnung zu tragen. Wie können wir<br />

noch mehr tun? so fragte ich mich.<br />

Während <strong>de</strong>s ganzen aka<strong>de</strong>mischen<br />

Jahres 1995-96 diskutierten 40 Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Fakultäten und <strong>de</strong>r Verwaltung<br />

das Verhältnis von Georgetowns<br />

katholischer I<strong>de</strong>ntität und seinem Bestreben<br />

nach aka<strong>de</strong>mischer Exzellenz.<br />

Prof. Bruce Douglas, <strong>de</strong>r Dekan <strong>de</strong>r<br />

Fakultät von Georgetown College, berief<br />

ein Seminar ein und daraus entstand,<br />

ohne dass es geplant war, ein Dokument<br />

unter <strong>de</strong>m Titel: „Centered Pluralism“.<br />

Es trifft ganz gut die Fragen,<br />

um die es uns auch heute geht. Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Zeilen will ich Ihnen zitieren:<br />

„Die Universität soll mit Bedacht<br />

ihr religiöses Erbe kultivieren. Das ist<br />

eine <strong>de</strong>r wichtigsten Aufgaben <strong>de</strong>r Universität<br />

zur Erfüllung ihres vollen aka<strong>de</strong>mischen<br />

Auftrags.“ Die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Seminars hielten es jedoch für<br />

selbstverständlich, „dass die Universität<br />

es nötig hatte, die Verän<strong>de</strong>rungen in<br />

<strong>de</strong>r Art anzugehen, wie man es in <strong>de</strong>n<br />

letzen Jahren erfahren hatte ( in<strong>de</strong>m<br />

man zum Beispiel Stu<strong>de</strong>nten und Professoren<br />

unterschiedlicher Herkunft<br />

willkommen heißt), um <strong>de</strong>n vollen<br />

Auftrag <strong>de</strong>r Universität <strong>als</strong> aka<strong>de</strong>mischer<br />

Institution zu erfüllen.“<br />

Amerikanische Universitäten sind<br />

nie nur aka<strong>de</strong>mische Institutionen. Sie<br />

ersetzen das Zuhause, die sozialen Gemeinschaften,<br />

sie sind manchmal auch<br />

wirtschaftliche Unternehmungen und<br />

manches an<strong>de</strong>re mehr. Daher erwähnt<br />

das Dokument auch das Gemeinschaftsleben<br />

von Georgetown und propagiert<br />

ein Ethos, das die intellektuelle<br />

und moralische Suche ermutigen soll<br />

usw. Am En<strong>de</strong> empfiehlt das Dokument,<br />

Georgetown solle zum ersten<br />

Mal in seiner Geschichte eine sogenannte<br />

„mission statement“ schreiben.<br />

Ich kann Ihnen nicht die vielen Aktivitäten<br />

alle aufzählen, die wir auf <strong>de</strong>m<br />

Gebiet <strong>de</strong>s „Centered Pluralism“ entwickelt<br />

haben. Der Begriff selbst<br />

enthält in sich eine Spannung. Zentrum<br />

– das be<strong>de</strong>utet normalerweise die Gravitation<br />

auf einen Mittelpunkt, und Pluralismus<br />

be<strong>de</strong>utet normalerweise das<br />

BEITRÄGE<br />

173<br />

INFO 36 · 4/2007


BEITRÄGE<br />

174<br />

Gegenteil. Die Spannung, die entsteht,<br />

wenn bei<strong>de</strong>s zusammengedacht wird,<br />

hat sich in Energie verwan<strong>de</strong>lt: Spannung<br />

erzeugt Energie. Und die hat sich<br />

in Institutsgründungen und Übersprungeffekten<br />

auch auf an<strong>de</strong>re Universitäten<br />

umgesetzt. Die Pointe ist dabei gar<br />

nicht schwer zu verstehen: Pluralismus,<br />

<strong>de</strong>r sehr leicht in Konkurrenz,<br />

Kampf und Gewalt ausarten kann, wird<br />

dann frie<strong>de</strong>nsfähig, wenn die unterschiedlichen<br />

Positionen und Religionen<br />

von einem gut erkennbaren eigenen<br />

Standpunkt aus ins Spiel gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Für eine engagierte Pädagogik<br />

<strong>de</strong>r Differenz<br />

Was wir nicht nur in Amerika und in<br />

Georgetown, son<strong>de</strong>rn eigentlich überall<br />

in <strong>de</strong>r Welt, und nicht nur in allen<br />

Hochschulen, die mit Georgetown zu<br />

vergleichen sind, son<strong>de</strong>rn in allen Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

und Schulen nötig haben, ist<br />

eine Erziehung, die <strong>de</strong>n zivilen Umgang<br />

mit Differenzen zum Ziel hat. Eine<br />

solche „Differenzpädagogik“ rechnet<br />

nicht mit <strong>de</strong>r Beseitigung <strong>de</strong>r Differenzen,<br />

sie will vielmehr, dass <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen in Fleisch<br />

und Blut übergeht, dass man Differenzen<br />

aushalten muss, dass man sie<br />

manchmal sogar <strong>als</strong> Bereicherung <strong>de</strong>s<br />

eigenen Lebens und <strong>als</strong> Chance wahrnehmen<br />

kann, und dass, wie ein Vorzeichen<br />

vor einer Klammer, in <strong>de</strong>r<br />

dann ein wirklicher Dialog stattfin<strong>de</strong>n<br />

kann, das Gewaltverbot steht. Für solchen<br />

Dialog und für solchen Frie<strong>de</strong>n<br />

müssen wir dann natürlich unsere eigene<br />

Tradition und <strong>de</strong>ren Hoffnung sowohl<br />

erforschen <strong>als</strong> auch erneuern.<br />

Ohne einen eigenen Standpunkt wird<br />

man we<strong>de</strong>r stehen können noch lernen<br />

können. Ausser<strong>de</strong>m gibt es einfach<br />

keinen (es sei <strong>de</strong>nn, <strong>de</strong>r Mensch ist unmündig<br />

), <strong>de</strong>r einfach eine „tabula rasa,“<br />

ein rein neutraler Mensch ist.<br />

Was ich mir wünschte <strong>als</strong>o, wäre<br />

eine „Pädagogik <strong>de</strong>r Differenz“, die<br />

selbst in einem eigenen Bo<strong>de</strong>n fest verwurzelt<br />

ist, und einen sicheren Standpunkt<br />

hat. Für sie muss eine Art „Abrahamspakt“<br />

geschlossen und in Kraft<br />

gesetzt wer<strong>de</strong>n. Ein Grundvertrag, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Vater Abraham <strong>de</strong>swegen gewidmet<br />

ist, weil vor allem die monotheistischen<br />

Religionen sich alle auf ihn berufen.<br />

Die verwurzelte Pädagogik <strong>de</strong>r<br />

Differenz hat darüber hinaus einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Vorzug: Wie von selbst erzeugt<br />

sie die an<strong>de</strong>re, genauso wichtige<br />

Frage: Was ist mit mir? Was glaube ich<br />

selbst eigentlich? Welche Antwort kann<br />

ich auf die Frage nach meiner religiösen<br />

I<strong>de</strong>ntität meinen Mitmenschen und vor<br />

allem auch mir selber geben? <strong>Diese</strong>r<br />

tiefsten religiösen Frage verschafft die<br />

Erfahrung <strong>de</strong>r Differenz einen „Sitz im<br />

Leben“. Wer ich bin, das kann ich nicht<br />

alleine ermitteln. Dafür brauche ich die<br />

An<strong>de</strong>ren. Und nicht nur die An<strong>de</strong>ren,<br />

die zu meiner engeren Gemeinschaft<br />

gehören. Was für mich <strong>als</strong> Einzelnen<br />

gilt, das gilt auch für die Gemeinschaft.<br />

Auch sie gewinnt ihre I<strong>de</strong>ntität durch<br />

<strong>de</strong>n Austausch mit <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren.<br />

Ich habe gehört, dass im Bistum<br />

Limburg die I<strong>de</strong>e diskutiert wird, ob eine<br />

neue katholische Grundschule gegrün<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n soll, in <strong>de</strong>r auch muslimische<br />

Kin<strong>de</strong>r aufgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

sollen. Beschlüsse sind wohl noch keine<br />

gefasst. Damit möchte das Bistum<br />

vielleicht etwas für die Integration <strong>de</strong>r<br />

Auslän<strong>de</strong>r tun. Das mag gewiss eine<br />

wichtige Sache sein. Aber die Anwesenheit<br />

von Kin<strong>de</strong>rn, die einer an<strong>de</strong>ren<br />

Religion zugehören, hätte auch für die<br />

katholischen Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n großen Vorzug,<br />

dass sie gar nicht an<strong>de</strong>rs könnten,<br />

<strong>als</strong> sich mit <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>rsheit <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>ren<br />

und damit automatisch mit <strong>de</strong>r Frage<br />

„Und wer sind wir?“ auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />

Das meine ich mit Differenzpädagogik.<br />

Ich bin kein Schulmeister und<br />

Lehrer, und daher will ich Ihnen keine<br />

Ratschläge geben, wie Sie das im Einzelnen<br />

organisieren. Aber ich bin <strong>als</strong><br />

Amerikaner und Ex-Präsi<strong>de</strong>nt von<br />

Georgetown zutiefst davon überzeugt,<br />

dass wir bei<strong>de</strong>s brauchen: Eine Antwort<br />

auf die Frage „Wer bin ich?“ und die bekommen<br />

wir nicht, wenn wir nicht auch<br />

wissen, wer die An<strong>de</strong>ren sind. Das „entwe<strong>de</strong>r“<br />

–„o<strong>de</strong>r“ das in meinem Titel:<br />

„Wir und die An<strong>de</strong>ren“ durchklingt, bedarf<br />

<strong>de</strong>r Korrektur. Eigentlich müssten<br />

wir sagen: „Wir mit <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren“. Wir<br />

gehören zueinan<strong>de</strong>r. Zusammen – o<strong>de</strong>r<br />

gar nicht – wer<strong>de</strong>n wir von <strong>de</strong>m heiligen<br />

Geheimnis <strong>de</strong>s Lebens, <strong>de</strong>m Vater<br />

Jesu Christi, zur gemeinsamen Menschwerdung<br />

und Menschheit eingela<strong>de</strong>n.<br />

Als Mitglied <strong>de</strong>r Gesellschaft Jesu kann<br />

ich dann Ihnen nur eine Jesus-Antwort<br />

auf die Frage nach <strong>de</strong>m Verhältnis von<br />

uns zu <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren anbieten. Es besteht<br />

in einem Wort und heißt: Liebe!<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

In: „Der Zwang zur Häresie“, 1980. Heute spricht<br />

Berger lieber vom „Prinzip <strong>de</strong>r Freiwilligkeit“ Vgl.<br />

auch Peter L. Berger und Samuel P. Huntington:<br />

„Many Globalizations: Cultural Diversity in the Contemporary<br />

World (Oxford: Oxford Univ. Press, 2003.<br />

Der Kanadische Philosoph Charles Taylor spricht<br />

von „multiple mo<strong>de</strong>rnities“ in „Mo<strong>de</strong>rn Social Imaginaries“<br />

(Durham: Duke Univ. Press, 2004), I.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Freilich ist Assmann nicht <strong>de</strong>r erste Wissenschaftler,<br />

<strong>de</strong>r sich über Moses und Monotheismus Gedanken<br />

gemacht hat. Schon 1939 veröffentlichte Sigmund<br />

Freud sein berühmtes Buch unter diesem Titel.<br />

Vgl. Thomas P. O’Meara, O.P.: „Erich Przywara” (2004).<br />

Vgl. Auch <strong>de</strong>rs.: „Das Heilige” (1917).<br />

Vgl. dazu Josef Cardinal Ratzinger (Benedikt XVI):<br />

„Glaube – Wahrheit – Toleranz: Das Christentum und<br />

die Weltreligionen“ (Her<strong>de</strong>r, 2003). Natürlich darf<br />

man nicht vergessen, dass es auch Gestalten und Institutionen<br />

wie Bartholomäus <strong>de</strong> las Casas und die<br />

„Reduktionen” <strong>de</strong>r Jesuiten in Paraguay gegeben hat.<br />

6<br />

„Der Preis <strong>de</strong>r Freiheit” (2002) und „Eine Globale<br />

Ethik zwischen I<strong>de</strong>ologie und Notwendigkeit”<br />

(2006).<br />

7<br />

Manche Politologen meinen, es sei angepassener<br />

von „Neutralität” zwischen Staat und Religion zu re<strong>de</strong>n.<br />

Die Hauptfrage liegt darin, wie Religion etwas<br />

Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s zum <strong>de</strong>mokratischen Leben <strong>de</strong>r Nation<br />

liefern kann. Vgl. Jeffrey Stout: „Democracy and<br />

Tradition” (Princeton, 2004).<br />

8<br />

Für eine Differenzierung dieser bekannten These,<br />

vgl. Ross Douthat: „Crises of Faith” The Atlantic (July/August<br />

2007) 38, 42.<br />

Prof. em. P. Dr. Leo J. O’Donovan SJ war<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Georgetown University,<br />

Washington.<br />

INFO 36 · 4/2007


Aus <strong>de</strong>n Arbeitsgruppen<br />

Arbeitskreis 1 – Konfessioneller Religionsunterricht<br />

in einer religiös pluralen Gesellschaft –<br />

aus Sicht <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums<br />

Foto: En<strong>de</strong>rs<br />

Für diesen Arbeitskreis konnte<br />

kaum eine geeignetere Referentin gewonnen<br />

wer<strong>de</strong>n: Frau Nurith Schönfeld-Amar<br />

hat Judaistik, Pädagogik und<br />

vergleichbare Religionswissenschaften<br />

studiert. Sie war an <strong>de</strong>r Überarbeitung<br />

<strong>de</strong>s Lehrplans für das Fach jüdische<br />

Religionslehre in NRW beteiligt und<br />

arbeitet inzwischen an <strong>de</strong>r Erstellung<br />

von Bildungsstandards für <strong>de</strong>n jüdischen<br />

Religionsunterricht mit. Sie unterrichtet<br />

an <strong>de</strong>r I. E. Lichtigfeld-Schule,<br />

<strong>de</strong>r Schule <strong>de</strong>r Frankfurter jüdischen<br />

Gemein<strong>de</strong>, in welcher die Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendlichen in einer jüdischen Umgebung<br />

aufwachsen. Die Schule nimmt<br />

übrigens auch Schülerinnen und Schüler<br />

auf, die nicht zur jüdischen Gemein<strong>de</strong><br />

zählen; Kin<strong>de</strong>r und Eltern müssen<br />

allerdings die Speisevorschriften akzeptieren<br />

und bereit sein, die hebräische<br />

Sprache sowie die Grundsätze <strong>de</strong>r<br />

jüdischen Religion zu lernen. Eine beiläufige<br />

Bemerkung von Frau Schönfeld,<br />

dass die Lichtigfeld-Schule ständig<br />

unter Polizeischutz stehe, machte<br />

einmal mehr bewusst, wie wenig<br />

selbstverständlich auch noch heute jüdisches<br />

Leben in Deutschland ist.<br />

Nüchtern charakterisierte die Referentin<br />

die Rahmenbedingungen <strong>de</strong>s jüdischen<br />

Religionsunterrichts: Mit <strong>de</strong>r<br />

Schoa ging <strong>de</strong>r Zusammenbruch <strong>de</strong>s<br />

jüdischen Bildungssystems einher:<br />

Weil Rabbiner, Lehrer und Unterrichtsmaterial<br />

fehlten, nahm das Wissen <strong>de</strong>r<br />

Eltern ab. Hinzu kommt, dass Gottesdienste<br />

schlecht besucht wer<strong>de</strong>n, da<br />

viele Hebräisch <strong>als</strong> Gottesdienstsprache<br />

nicht verstehen. Über mangeln<strong>de</strong><br />

Kenntnis ihrer jüdischen Tradition verfügen<br />

viele Zuwan<strong>de</strong>rer aus <strong>de</strong>n GUS-<br />

Staaten, <strong>de</strong>ren Integration <strong>de</strong>r jüdischen<br />

Gemein<strong>de</strong> enorme<br />

Anstrengungen abverlangt.<br />

Die 1979 in Hei<strong>de</strong>lberg<br />

gegrün<strong>de</strong>te Hochschule<br />

für jüdische Studien<br />

widmet sich <strong>de</strong>r<br />

Erforschung und <strong>de</strong>m<br />

Studium <strong>de</strong>r jüdischen<br />

Kultur, Geschichte und<br />

Religion in Deutschland.<br />

Der Fachbereich<br />

Religionspädagogik<br />

unter <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen<br />

Leitung von Prof. Dr.<br />

Daniel Krochmalnik ist mit <strong>de</strong>r Erstellung<br />

von Bildungsstandards für <strong>de</strong>n jüdischen<br />

Religionsunterricht befasst.<br />

Frau Schönfeld-Amar berichtete von<br />

Min<strong>de</strong>ststandards, die jüdische Kompetenzen<br />

bei <strong>de</strong>r nächsten Generation<br />

sichern sollen und von allen Richtungen<br />

<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums getragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Dabei fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r jüdische Kalen<strong>de</strong>r<br />

<strong>als</strong> Spiralcurriculum in allen Jahrgängen<br />

Beachtung. Zwei <strong>de</strong>r insgesamt<br />

fünf zu erwerben<strong>de</strong>n Kompetenzen<br />

seien ausdrücklich genannt: die Lesekompetenz<br />

(verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Erlernen<br />

<strong>de</strong>s Hebräischen), die ja erst die<br />

Lektüre <strong>de</strong>r jüdischen Quellen und eine<br />

verständige Teilnahme am Gottesdienst<br />

ermöglicht, und die Teilnehmerkompetenz,<br />

die auf die aktive Teilnahme<br />

am religiösen Gemein<strong>de</strong>leben<br />

abzielt. 1 - Bei<strong>de</strong> Kompetenzen berühren<br />

sich mit <strong>de</strong>m, was die <strong>de</strong>utschen<br />

Bischöfe jüngst <strong>als</strong> Aufgaben <strong>de</strong>s katholischen<br />

Religionsunterrichts beschrieben<br />

haben, nämlich <strong>de</strong>r Vermittlung<br />

von strukturiertem und lebensbe<strong>de</strong>utsamen<br />

Grundwissen über <strong>de</strong>n<br />

Glauben <strong>de</strong>r Kirche sowie <strong>de</strong>m Vertrautmachen<br />

mit Formen gelebten<br />

Glaubens. 2<br />

Da Frau Schönfeld-Amar stets<br />

spontan auf Fragen <strong>de</strong>s Publikums reagierte,<br />

kam es zu einem lebendigen<br />

Austausch, <strong>de</strong>r zeigte, dass sich die<br />

Probleme und Chancen im jüdischen<br />

und katholischen Religionsunterricht<br />

durchaus ähneln. Wie kaum an<strong>de</strong>rs zu<br />

erwarten war, wur<strong>de</strong>n etliche Fragen<br />

zum zeitgenössischen Ju<strong>de</strong>ntum gestellt<br />

und dabei weiterer Informationsbedarf<br />

<strong>de</strong>utlich. Die ca. 50 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />

dankten <strong>de</strong>r überzeugen<strong>de</strong>n und engagierten<br />

Referentin mit lebhaftem<br />

Beifall.<br />

Thomas Menges<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Die weiteren im Fach Jüdische Religion zu erwerben<strong>de</strong>n<br />

Kompetenzen sind die Geschichtskompetenz,<br />

die sich auf die Geschichte <strong>de</strong>s Volkes Israels<br />

bezieht; eher methodisch ausgerichtet sind die Lernkompetenz,<br />

die Metho<strong>de</strong>n im Umgang mit jüdischen<br />

Quellen vermittelt, und die Diskussionskompetenz.<br />

2<br />

Der Religionsunterricht vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

– Bonn 2005 (Die <strong>de</strong>utschen Bischöfe 80).<br />

BEITRÄGE<br />

175<br />

INFO 36 · 4/2007


Arbeitskreis 3 – Was sollen Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Grundschule im<br />

katholischen Religionsunterricht über <strong>de</strong>n Glauben ihrer<br />

muslimischen Mitschülerinnen und Mitschüler lernen?<br />

BEITRÄGE<br />

176<br />

Im dritten Arbeitskreis stand die<br />

Frage im Mittelpunkt, welchen Beitrag<br />

<strong>de</strong>r katholische Religionsunterricht zur<br />

Entwicklung einer religiösen Kompetenz<br />

leisten kann, die nicht nur Orientierung<br />

und Sinnfindung, son<strong>de</strong>rn auch<br />

Welt<strong>de</strong>utungsperspektiven ermöglicht.<br />

Der Religionspädagoge Ulrich Hemel<br />

versteht unter <strong>de</strong>r Eröffnung einer<br />

„Welt<strong>de</strong>utungsperspektive“ 1 die Fähigkeit,<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Religiosität wahrnehmen,<br />

differenzieren, kommunizieren<br />

und sich ausdrücken zu können. Mit<br />

Blick auf eine zunehmend religiös plurale<br />

Gesellschaft be<strong>de</strong>utet dies auch,<br />

über an<strong>de</strong>re gesellschaftlich und kulturell<br />

relevante Religionen grundlegen<strong>de</strong><br />

Kenntnisse zu verfügen. Für <strong>de</strong>n katholischen<br />

Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland folgt daraus,<br />

dass dieser auch Grundwissen über <strong>de</strong>n<br />

Islam und <strong>de</strong>n Glauben <strong>de</strong>r hier leben<strong>de</strong>n<br />

Muslime vermitteln muss.<br />

Bildungspolitiker formulieren schon<br />

seit längerer Zeit <strong>de</strong>utlich die Erwartung,<br />

dass <strong>de</strong>r konfessionelle Religionsunterricht<br />

einen spezifischen Beitrag<br />

für das interreligiöse und damit<br />

auch interkulturelle Lernen zu leisten<br />

habe. Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Schulorganisation und –aufsicht<br />

ist das verständlich: Wenn es im grundgesetzlichen<br />

Rahmen keinen religionskundlichen<br />

Unterricht über Religion<br />

gibt, muss <strong>de</strong>r konfessionelle Unterricht<br />

in Religion auch die Binnenperspektive<br />

auf an<strong>de</strong>re Konfessionen und<br />

Religionen eröffnen. Auch die <strong>de</strong>utschen<br />

Bischöfe haben dies jüngst noch<br />

einmal aus kirchlicher Sicht bestätigt,<br />

wenn sie betonen, dass „Der Religionsunterricht<br />

vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen“<br />

vor allem die religiöse Dialogund<br />

Urteilsfähigkeit <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />

und Schüler för<strong>de</strong>rn soll. 2 Weiter heißt<br />

es dort zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen einer<br />

solchen Dialogfähigkeit:<br />

„Zum religiösen<br />

Grundwissen im schulischen<br />

Religionsunterricht<br />

gehören sodann die<br />

Kerninhalte an<strong>de</strong>rer Religionen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums und <strong>de</strong>s<br />

Islam, und Kenntnisse<br />

ihrer religiösen Praxis.“ 3<br />

Was Schülerinnen<br />

und Schüler nun genau<br />

im katholischen Religionsunterricht<br />

<strong>de</strong>r<br />

Grundschule und <strong>de</strong>r<br />

Sekundarstufe I gelernt wer<strong>de</strong>n soll,<br />

haben die <strong>de</strong>utschen Bischöfe in zwei<br />

weiteren Dokumenten, <strong>de</strong>n Kirchliche<br />

Richtlinien für Bildungsstandards im<br />

Fach Katholische Religion, ausführlich<br />

zusammengestellt. 4 <strong>Diese</strong> Richtlinien,<br />

die jene inhaltsbezogene Kompetenzen<br />

für <strong>de</strong>n Religionsunterricht benennen,<br />

die Schülerinnen und Schüler am En<strong>de</strong><br />

eines bestimmten Bildungsabschlusses<br />

beherrschen sollen, sind die kirchliche<br />

Reaktion auf einen Paradigmenwechsel<br />

in <strong>de</strong>r Bildungspolitik, von <strong>de</strong>m<br />

auch <strong>de</strong>r Religionsunterricht betroffen<br />

ist, nämlich <strong>de</strong>r Umstellung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />

Schulsystems von einer an Lehrplänen<br />

orientierten „In-put“-Steuerung<br />

auf eine an Kompetenzanfor<strong>de</strong>rungen<br />

ausgerichteten „Outcome“-Orientierung.<br />

Der Islam wird in <strong>de</strong>n Kirchlichen<br />

Richtlinien im Rahmen <strong>de</strong>s Gegenstandsbereiches<br />

6 „An<strong>de</strong>re Religionen“<br />

abgehan<strong>de</strong>lt. Hier wer<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>ntum<br />

wie Islam in analoger Weise in je drei<br />

inhaltsbezogenen Kompetenzen erschlossen.<br />

Dass Ju<strong>de</strong>ntum und Islam<br />

auf einer Stufe behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, lässt<br />

sich mit Blick auf das spezifische Verhältnis<br />

von Ju<strong>de</strong>ntum und Christentum<br />

zwar hinterfragen, doch entspricht dieses<br />

Glie<strong>de</strong>rung eben <strong>de</strong>r Kategorisie-<br />

Foto: En<strong>de</strong>rs<br />

rung <strong>de</strong>r nichtchristlichen Religionen<br />

durch das katholische Lehramt, wie sie<br />

seit <strong>de</strong>r einschlägigen Konzilserklärung<br />

„Nostra aetate“ (NA) 5 üblich gewor<strong>de</strong>n<br />

ist: Die religionsphänomenologische<br />

Trennlinie verläuft in dieser Erklärung<br />

über das Verhältnis <strong>de</strong>r Kirche<br />

zu <strong>de</strong>n nichtchristlichen Religionen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Natur- und Kulturreligionen<br />

<strong>de</strong>s afrikanischen und asiatischen<br />

Raumes auf <strong>de</strong>r einen (NA 2) und <strong>de</strong>m<br />

Islam (NA 3) wie Ju<strong>de</strong>ntum (NA 4) auf<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite – eine Glie<strong>de</strong>rung, die<br />

z. B. auch in <strong>de</strong>r interreligiösen Didaktik<br />

bis heute Gültigkeit behalten hat. 6<br />

Konkret wird im Bereich <strong>de</strong>r inhaltsbezogenen<br />

Kompetenzen gefor<strong>de</strong>rt,<br />

dass die Schülerinnen und Schüler<br />

„wichtige Elemente <strong>de</strong>s muslimischen<br />

Glaubens benennen“ können. Dazu gehören<br />

folgen<strong>de</strong> Einzelkompetenzen:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler<br />

– kennen Beispiele muslimischen Lebens<br />

in ihrer näheren Umgebung;<br />

– kennen die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Koran<br />

<strong>als</strong> heiliges Buch <strong>de</strong>r Muslime;<br />

– erklären die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Fastenmonats<br />

„Ramadan“ und <strong>de</strong>s Zuckerfestes<br />

„Ramazan Bayrami“;<br />

– beschreiben Merkmale einer Moschee<br />

<strong>als</strong> Gotteshaus <strong>de</strong>r Muslime;<br />

INFO 36 · 4/2007


– erläutern <strong>de</strong>n Glauben an einen<br />

Gott <strong>als</strong> Gemeinsamkeit von Muslimen<br />

und Christen.“ 7<br />

Damit wird genau beschrieben, was<br />

Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Grundschule im katholischen<br />

Religionsunterricht über <strong>de</strong>n<br />

Glauben ihrer muslimischen Mitschülerinnen<br />

und Mitschüler lernen sollen.<br />

Wie diese bischöflichen Vorgaben<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mnächst zur Veröffentlichung<br />

anstehen<strong>de</strong>n hessischen Bildungsstandards<br />

für die Grundschule umgesetzt<br />

wor<strong>de</strong>n sind, erläuterte in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Kurzreferat folgen<strong>de</strong>n Diskussion eine<br />

Vertreterin <strong>de</strong>r zuständigen Arbeitsgruppe<br />

im AfL Frankfurt a. M. Im Anschluss<br />

an <strong>de</strong>n Arbeitskreis bestand<br />

schließlich noch die Möglichkeit, sich<br />

über Erfahrungen mit Religionsbüchern<br />

und an<strong>de</strong>ren Materialien zum interreligiösen<br />

Lernen auszutauschen<br />

o<strong>de</strong>r sich ausgelegte Medien anzuschauen.<br />

Clauß Peter Sajak<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Hemel, Ulrich: Ermutigung zum Leben und Vermittlung<br />

religiöser Kompetenz – Ziele <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />

in <strong>de</strong>r postmo<strong>de</strong>rnen Gesellschaft, in: Angel,<br />

Hans-Ferdinand (Hg.): Tragfähigkeit <strong>de</strong>r Religionspädagogik<br />

– Graz/Wien/Köln. 2000. 63-76.<br />

2<br />

Der Religionsunterricht vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen,<br />

hg. vom Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz<br />

(Die <strong>de</strong>utschen Bischöfe 80 – Bonn.<br />

2005). 18 u. ö.<br />

3<br />

Ebd., 20.<br />

4<br />

Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards für <strong>de</strong>n<br />

katholischen Religionsunterricht in <strong>de</strong>n Jahrgangsstufen<br />

5-10 / Sekundarstufe I (Mittlerer Schulabschluss),<br />

hrsg. vom Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz<br />

(Die <strong>de</strong>utschen Bischöfe 78, Bonn<br />

2004); und Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards<br />

für <strong>de</strong>n katholischen Religionsunterricht in<br />

<strong>de</strong>r Grundschule / Primarstufe, hrsg. vom Sekretariat<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz (Die <strong>de</strong>utschen<br />

Bischöfe 85 – Bonn. 2006).<br />

5<br />

Vgl. Die Erklärung <strong>de</strong>r Kirche über das Verhältnis <strong>de</strong>r<br />

Kirche zu <strong>de</strong>n nichtchristlichen Religionen Nostra<br />

aetate, in: Rahner, Karl/Vorgrimler, Herbert: Kleines<br />

Kompendium – Freiburg/Basel/Wien. 1966. u.ö.,<br />

355-359.<br />

6<br />

Vgl. Leimgruber, Stephan: Interreligiöses Lernen, –<br />

München. 2007 und Sajak, Clauß Peter: Das Frem<strong>de</strong><br />

<strong>als</strong> Gabe begreifen. Auf <strong>de</strong>m Weg zu einer Didaktik<br />

<strong>de</strong>r Religionen aus katholischer Perspektive –<br />

Münster. 2005.<br />

7<br />

Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards für <strong>de</strong>n<br />

katholischen Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Grundschule,<br />

28.<br />

BEITRÄGE<br />

177<br />

Arbeitskreis 4 – Multireligiöse Feiern in <strong>de</strong>r Schule –<br />

Chancen und Grenzen<br />

Um es gleich vorweg zu sagen, die<br />

in manchen kirchlichen Sphären kreisen<strong>de</strong><br />

Frage nach einem absoluten Verbot<br />

„multireligiöser Feiern“ im Gestaltungsraum<br />

von Schule spielte in diesem<br />

Arbeitskreis keine Rolle. We<strong>de</strong>r im<br />

sehr sachkundigen und trotz<strong>de</strong>m kurzweiligen<br />

Impuls-Statement <strong>de</strong>s Referenten,<br />

Hermann-Josef Grünhage, noch<br />

in einer Frage <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n. Der<br />

Referent berichtete von seinen Erfahrungen<br />

<strong>als</strong> kirchlicher Religionslehrer,<br />

sein Ausgangsberuf ist Pastoralreferent<br />

an einem kirchlichen Gymnasium.<br />

Das zeigte sich natürlich schnell <strong>als</strong><br />

sehr spezielles Feld, das mit <strong>de</strong>r Regelsituation<br />

<strong>de</strong>r meisten Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

am Arbeitskreis wenig vergleichbar ist.<br />

So lief das angeregte Gespräch auch<br />

bald in Richtung <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r<br />

Anwendbarkeit <strong>de</strong>r referierten Erfahrungen<br />

durch staatliche Religionslehrer/-innen<br />

an staatlichen Schulen.<br />

An Ergebnissen kann festgehalten wer<strong>de</strong>n:<br />

– Multireligiöse Feiern unter Beteiligung<br />

möglichst aller Religionen<br />

und Konfessionen an einer Schule<br />

sind möglich und zu<br />

unterschiedlichen<br />

Anlässen sinnvoll.<br />

Beson<strong>de</strong>rs bei außergewöhnlichen<br />

Ereignissen<br />

<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>r Trauer in einer<br />

Schule o<strong>de</strong>r <strong>als</strong><br />

regelmäßiges Ereignis<br />

im Schuljahr,<br />

dann aber eher nicht<br />

zu einem bestimmten<br />

Feiertag einer<br />

einzelnen Religion<br />

o<strong>de</strong>r Konfession.<br />

– Multireligiöse Feiern sollen und<br />

dürfen die eingeübten o<strong>de</strong>r neu zu<br />

entwickeln<strong>de</strong>n Traditionen eigener<br />

Gottesdienste im jeweiligen Konfessions-<br />

und Religionszusammenhang<br />

nicht ersetzen. Aschermittwoch<br />

und Allerheiligen z.B. sollen<br />

auch im Raum von Schule ihr konfessionelles<br />

Gepräge behalten, wie<br />

auch die Sinnhaftigkeit von Eucharistiefeiern<br />

an katholischen Schulen<br />

durch multireligiöse Feiern nicht<br />

berührt wird.<br />

Foto: En<strong>de</strong>rs<br />

Bei multireligiösen Feiern wird es<br />

immer mehr um ein „Beieinan<strong>de</strong>r“ und<br />

„Nebeneinan<strong>de</strong>r“ <strong>als</strong> um ein „Miteinan<strong>de</strong>r“<br />

<strong>de</strong>r Religionen und Konfessionen<br />

gehen. Es klingt vielleicht komisch,<br />

aber es ist durchaus schon ein<br />

echtes „Miteinan<strong>de</strong>r“, wenn je<strong>de</strong> Religion<br />

und Konfession „beieinan<strong>de</strong>r“,<br />

„nebeneinan<strong>de</strong>r“ und „nacheinan<strong>de</strong>r“<br />

religiöse Riten vollzieht. D.h. in einer<br />

Vorbereitungsgruppe treffen sich Vertreter/-innen<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Gruppen<br />

und bereiten die Feier inhaltlich<br />

INFO 36 · 4/2007


BEITRÄGE<br />

178<br />

und organisatorisch vor. Der Referent<br />

berichtete z.B. von <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />

Teilnahme muslimischer Imame an solchen<br />

Feiern. Darin liegt bei <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Regelschule auch schnell eine<br />

Grenze <strong>de</strong>r Kooperation, da die muslimischen<br />

Gemein<strong>de</strong>n und Moscheen<br />

oft ethnisch geprägt sind und ein Bezug<br />

zu einer konkreten Schule nur<br />

schwer herzustellen ist. Für die<br />

Grundschulen ist zu überlegen, ob<br />

nicht auch kooperationsbereite, „aufgeklärte“<br />

muslimische Eltern in einer<br />

solchen Feier die Rolle <strong>de</strong>s Religionsvertreters<br />

übernehmen können. An einer<br />

weiterführen<strong>de</strong>n Schule kann dies<br />

eventuell auch schon durch ältere<br />

Schüler/-innen selbst geschehen.<br />

Die Vertreter einzelner Religionen<br />

und Konfessionen bringen dann in die<br />

Feier ihren Text, ihr Gebet, ihr Lied, ihre<br />

Gedanken ein. Die Mitglie<strong>de</strong>r ihrer Religion/Konfession<br />

sprechen und singen<br />

eventuell mit. Die an<strong>de</strong>ren hören zu.<br />

Probleme? Für die Grundschule<br />

wur<strong>de</strong> diskutiert, ob man <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />

pädagogisch nicht doch mehr Elemente<br />

eines echten „Miteinan<strong>de</strong>rs“ (wie gemeinsames<br />

Beten, Singen, tanzen, etc.)<br />

ermöglichen müsse, um ein ihnen entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Erlebnis zu gestalten und<br />

sie mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt auf <strong>de</strong>m puren<br />

Zuhören nicht zu überfor<strong>de</strong>rn.<br />

Es muss geklärt sein, dass die fremdsprachlichen<br />

Elemente nicht <strong>de</strong>m gemeinsamen<br />

Anliegen von Inhalt und<br />

Form <strong>de</strong>r Feier wi<strong>de</strong>rsprechen.<br />

Insgesamt herrschte reges Interesse<br />

und große Nachfrage zu diesem Thema,<br />

aber bisher wenig konkrete Erfahrung.<br />

Der Arbeitskreis wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />

Mehrzahl <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>als</strong> kritische<br />

Ermunterung wahrgenommen, in<br />

diesem Bereich selbst Erfahrungen zu<br />

sammeln. Dafür war man <strong>de</strong>m Referenten<br />

dankbar.<br />

Stefan Herok<br />

Am Anfang war die Uneinigkeit<br />

Rémi Brague<br />

Christen, Ju<strong>de</strong>n und Muslime<br />

haben einiges gemeinsam. Für das<br />

gegenseitige Verständnis ist aber<br />

ein Blick auf die Unterschie<strong>de</strong> hilfreicher<br />

Wenn es um das Ju<strong>de</strong>ntum, das<br />

Christentum und <strong>de</strong>n Islam geht, stößt<br />

man seit einigen Jahren immer wie<strong>de</strong>r<br />

auf folgen<strong>de</strong> Begriffe: „die drei Monotheismen“,<br />

„die drei Religionen <strong>de</strong>s<br />

Abraham“ o<strong>de</strong>r auch „die drei Buchreligionen“.<br />

Häufig wird aus ganz ehrenwerten<br />

Motiven auf diese Bezeichnungen<br />

zurückgegriffen: Sie sollen eine<br />

Gemeinsamkeit, wenn nicht sogar eine<br />

Übereinstimmung wie<strong>de</strong>rgeben. Doch<br />

oft sind diese Bezeichnungen ebenso<br />

f<strong>als</strong>ch wie brisant. F<strong>als</strong>ch sind sie, weil<br />

es <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>r drei Religionen nicht<br />

gerecht wird, wenn man glaubt, sie alle<br />

auf einen Nenner bringen zu können.<br />

Brisant sind diese Begriffe, da sie eine<br />

intellektuelle Bequemlichkeit för<strong>de</strong>rn,<br />

die sich nicht um eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>r Realität bemüht.<br />

Zunächst einmal ist festzuhalten,<br />

dass <strong>de</strong>r Begriff „Monotheismus“ nicht<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Religionen entstan<strong>de</strong>n<br />

ist, son<strong>de</strong>rn ihnen zugeschrieben wur<strong>de</strong>.<br />

Erstm<strong>als</strong> verwen<strong>de</strong>t hat ihn im<br />

17. Jahrhun<strong>de</strong>rt Henry More, ein Theologe<br />

aus Cambridge. „Monotheismus“<br />

ist seit<strong>de</strong>m eher ein philosophischer<br />

<strong>de</strong>nn ein theologischer Begriff. Die<br />

Postulierung eines einzigen Gottes ist<br />

somit nicht unbedingt nur ein religiöses<br />

Phänomen. Man kann einen Gott haben,<br />

ohne sich einer Religion zu verschreiben.<br />

Wie es am Beispiel <strong>de</strong>s<br />

Buddhismus <strong>de</strong>r Fall ist, kann es aber<br />

auch eine Religion ohne Gott geben.<br />

Auch die Bezeichnung „die drei<br />

Religionen Abrahams“ suggeriert eine<br />

einvernehmliche Verständnisgrundlage.<br />

In Wirklichkeit stößt man auf einen<br />

wun<strong>de</strong>n Punkt. Das Ju<strong>de</strong>ntum, das<br />

Christentum sowie <strong>de</strong>r Islam besitzen<br />

allesamt Schriften, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Name<br />

Abraham auftaucht. Im Koran taucht<br />

<strong>de</strong>r Name auf Arabisch in einer abweichen<strong>de</strong>n<br />

Variante auf: Ibrahim. Abraham<br />

ist übrigens nicht die einzige biblische<br />

Person, die alle drei Religionen<br />

gemeinsam haben. Adam, Noah, Josef,<br />

Moses, Jonas tauchen allesamt sowohl<br />

im Alten <strong>als</strong> auch im Neuen Testament<br />

sowie im Koran auf. Während <strong>de</strong>r Koran<br />

auch Jesus und die Jungfrau Maria<br />

erwähnt, tauchen sie in <strong>de</strong>n Offenbarungsschriften<br />

<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums selbstverständlich<br />

nicht auf.<br />

Eine weitere Schwierigkeit stellen<br />

die biblischen Personen dar, die in allen<br />

drei Religionen <strong>de</strong>nselben Namen<br />

tragen. Auch wenn die Namen i<strong>de</strong>ntisch<br />

sein mögen, be<strong>de</strong>utet dies nicht<br />

unbedingt, dass auch die Personen<br />

i<strong>de</strong>ntisch sind. Erst durch die Erzählungen<br />

nehmen sie Gestalt an. Jedoch ist<br />

das, was in <strong>de</strong>n heiligen Büchern <strong>de</strong>r<br />

drei Religionen zu ebendiesen Personen<br />

steht, alles an<strong>de</strong>re <strong>als</strong> einheitlich.<br />

Die Geschichte Josefs ist die einzige,<br />

die <strong>de</strong>r Koran zusammenhängend in <strong>de</strong>r<br />

12. Sure schil<strong>de</strong>rt. Sie nimmt die<br />

Hauptstränge <strong>de</strong>r biblischen Erzählung<br />

auf (Gen 37-50), wobei sie einige Details<br />

aus jüdischen Legen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Midrash,<br />

hinzufügt. Man kann im Groben<br />

dasselbe zur Person Moses sagen.<br />

Vor allem aber unterschei<strong>de</strong>n sich<br />

<strong>de</strong>r Koran und das Neue Testament in<br />

Bezug auf Jesus <strong>de</strong>utlich voneinan<strong>de</strong>r.<br />

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Die Wun<strong>de</strong>r, von <strong>de</strong>nen im Koran die<br />

Re<strong>de</strong> ist, han<strong>de</strong>ln von Heilungen, die<br />

nicht weiter geschil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Der<br />

Koran berichtet von spektakulären Wun<strong>de</strong>rn,<br />

<strong>de</strong>nen die apokryphischen Evangelien<br />

ihre Anziehungskraft verdanken:<br />

seine Gabe, bereits von <strong>de</strong>r Wiege<br />

an zu re<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Tonvögel zu erschaffen,<br />

ihnen Leben einzuhauchen, um<br />

sie dann wie<strong>de</strong>r zu zerstören (III, 50;<br />

V, 111). <strong>Diese</strong>r Jesus ist nicht von <strong>de</strong>n<br />

Ju<strong>de</strong>n gekreuzigt wor<strong>de</strong>n, „son<strong>de</strong>rn er<br />

erschien ihnen nur gleich (einem Gekreuzigten)“<br />

(IV, 158). Da er in <strong>de</strong>n<br />

Himmel erhoben wird, braucht er auch<br />

nicht wie<strong>de</strong>raufzuerstehen.<br />

Im Okzi<strong>de</strong>nt hat sich vor allem bei<br />

<strong>de</strong>n Christen <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r abrahamitischen<br />

Religionen eingebürgert. Hingegen<br />

gibt es für <strong>de</strong>n Islam nur eine Religion<br />

Abrahams: <strong>de</strong>n Islam. Von <strong>de</strong>r<br />

„Religion Abrahams“ zu sprechen, be<strong>de</strong>utet<br />

für <strong>de</strong>n Christen, das Ju<strong>de</strong>ntum<br />

und <strong>de</strong>n Islam miteinzubeziehen und<br />

sie mit <strong>de</strong>m Christentum in Verbindung<br />

zu setzen. Der Islam jedoch schließt dadurch<br />

das Ju<strong>de</strong>n- und Christentum aus.<br />

Nach <strong>de</strong>m muslimischen Dogma ist <strong>de</strong>r<br />

Islam bereits die Religion Abrahams<br />

gewesen, die schon vor <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>n- und<br />

Christentum existierte (II, 135; III, 67)<br />

und auch die Religion von Moses, Noah,<br />

Adam und später auch die von Jesus<br />

war. Der Islam versteht sich <strong>als</strong> die Urreligion<br />

<strong>de</strong>r gesamten Menschheit, die<br />

auf wun<strong>de</strong>rsame Weise aus <strong>de</strong>n Len<strong>de</strong>n<br />

Adams geschaffen wur<strong>de</strong> und die noch<br />

vor <strong>de</strong>r Erschaffung <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> die Gottesherrschaft<br />

kundtat (VII, 172).<br />

Was ist <strong>de</strong>mnach <strong>de</strong>r Status <strong>de</strong>r<br />

zwei folgen<strong>de</strong>n (chronologisch betrachtet<br />

<strong>de</strong>r zwei vorhergegangenen)<br />

Religionen? Sie sind <strong>de</strong>formiert, ein<br />

Verrat an <strong>de</strong>r ursprünglichen Botschaft,<br />

die an Abraham gerichtet war. Die Position<br />

<strong>de</strong>s Islams ist die folgen<strong>de</strong>: Die<br />

Ju<strong>de</strong>n gehen davon aus, dass die Thora<br />

von Moses verkün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, die Christen<br />

glauben, das „Evangelium“ (im<br />

Singular) in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n zu halten, das<br />

vom Prophet Jesus verkün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

Aber die zwei Schriften seien „bloße<br />

Deformationen“, die erstere durch die<br />

Ju<strong>de</strong>n „entstellt“, die zweite durch die<br />

Christen, was ihnen jegliche Authentizität<br />

entziehe. Die Schuldigen hierfür<br />

wer<strong>de</strong>n manchmal sogar beim Namen<br />

genannt: Esdras für die Thora und <strong>de</strong>r<br />

heilige Paulus für das Evangelium.<br />

Glücklicherweise sei <strong>de</strong>r authentische<br />

Inhalt <strong>de</strong>r Offenbarungen Moses und<br />

Jesus natürlich im Koran erhalten geblieben.<br />

Durch die Anlehnung an die<br />

Figur Abrahams vollbringt <strong>de</strong>r Islam<br />

ein paradoxes Unternehmen, in<strong>de</strong>m er<br />

die Religion Abrahams zum einen <strong>als</strong><br />

die letzte, zum an<strong>de</strong>ren aber auch <strong>als</strong><br />

die erste aller Religionen darstellt.<br />

Schließlich wer<strong>de</strong>n die drei Religionen<br />

auch <strong>als</strong> die „drei Buchreligionen“<br />

bezeichnet. Der Begriff ist trügerisch.<br />

Be<strong>de</strong>utet eine „Religion <strong>de</strong>s Buches“,<br />

dass innerhalb <strong>de</strong>rselben ein<br />

Buch o<strong>de</strong>r mehrere heilige Bücher existieren?<br />

In diesem Sinne hat je<strong>de</strong>s Volk,<br />

das eine Schriftsprache beherrscht, einen<br />

o<strong>de</strong>r sogar mehrere schriftliche<br />

© Burkhard Mohr<br />

Texte, die Mythen o<strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong>n über<br />

Gott o<strong>de</strong>r die jeweiligen Götter <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />

Religion wie<strong>de</strong>rgeben. Daher<br />

ist es angebracht, Buchreligionen<br />

nicht allein mit <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>ntum, <strong>de</strong>m<br />

Christentum und <strong>de</strong>m Islam zu i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />

Aber auch wenn man es tut,<br />

sollte man Folgen<strong>de</strong>s nicht außer Acht<br />

lassen: Das Verhältnis je<strong>de</strong>r einzelnen<br />

<strong>de</strong>r drei Religionen zu ihrem jeweiligen<br />

Buch unterschei<strong>de</strong>t sich wesentlich<br />

vom Verhältnis <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu<br />

<strong>de</strong>m ihrigen.<br />

Das Christentum basiert sozusagen<br />

auf einem heiligen „Doppelbuch“,<br />

das auch das heilige Buch <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums<br />

umfasst. Der Ausdruck „Bibel“<br />

sollte genauer betrachtet wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Bezeichnung „Altes und Neues Testament“<br />

scheint wie eine Selbstverständlichkeit.<br />

Jedoch schien es anfangs<br />

gar nicht so selbstverständlich,<br />

das Alte Testament beizubehalten. Im<br />

BEITRÄGE<br />

179<br />

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BEITRÄGE<br />

180<br />

Verlauf <strong>de</strong>s 2. Jahrhun<strong>de</strong>rts war das<br />

frühe Christentum in Versuchung, das<br />

Alte Testament auszuschließen. Die<br />

Kirche folgte nicht diesem Weg. Sie<br />

behielt das Paradoxon eines heiligen<br />

„Doppelbuches“ bei. Das Ju<strong>de</strong>ntum<br />

und das Christentum haben <strong>als</strong>o das<br />

Alte Testament gemeinsam. Die Ereignisse<br />

im Leben Jesu Christi wer<strong>de</strong>n<br />

im Hinblick auf die Ankündigungen<br />

<strong>de</strong>s Alten Testaments durch das Neue<br />

Testament interpretiert.<br />

Der Islam hingegen beruht auf einem<br />

ihm ganz eigenen heiligen Buch,<br />

nämlich <strong>de</strong>m Koran, das er nicht <strong>als</strong><br />

eine Art „Drittes Testament“ betrachtet.<br />

In <strong>de</strong>r Tat wur<strong>de</strong> bereits ein fundamentales<br />

Dogma im Islam dargestellt,<br />

ohne das dieser wahrscheinlich nicht<br />

existieren könnte; nämlich dass er die<br />

Bücher <strong>de</strong>r zwei vorangegangenen<br />

Religionen nicht <strong>als</strong> authentisch betrachtet.<br />

Der Islam benötigt <strong>de</strong>mnach<br />

we<strong>de</strong>r das Alte noch das Neue Testament.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis wer<strong>de</strong>n diese nicht<br />

gelesen, ja er untersagt zuweilen sogar<br />

ihre Lektüre. Tiefer noch: Nur im Islam<br />

ist <strong>de</strong>r Gegenstand <strong>de</strong>r Offenbarung<br />

ein Buch. Im Ju<strong>de</strong>ntum ist es das<br />

geschichtliche Zusammenleben Gottes<br />

mit <strong>de</strong>m Menschen durch <strong>de</strong>n<br />

Bund. Im Christentum ist es die Person<br />

Jesu, <strong>de</strong>r die Geschichte <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />

in sich zusammenfasst.<br />

Gibt es wirklich drei Religionen?<br />

Wenn ja, worin unterschei<strong>de</strong>n sie sich?<br />

Das Christentum ist eine Form <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums:<br />

Jesus von Nazareth war ein<br />

Ju<strong>de</strong> wie auch die zwölf Apostel und<br />

<strong>de</strong>r heilige Paulus sowie die Verfasser<br />

<strong>de</strong>s Neuen Testaments. Man könnte sagen,<br />

es han<strong>de</strong>lt sich um eine jüdische<br />

Geschichte. Das Christentum hat allmählich<br />

und schmerzlich <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>ntum<br />

entsagt, zum einen, da die Christen<br />

sich <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n zuwandten und ihnen<br />

die Botschaft von <strong>de</strong>r Auferstehung<br />

verkün<strong>de</strong>ten, zum an<strong>de</strong>ren, da die Ju<strong>de</strong>n<br />

die Christen <strong>als</strong> Häretiker betrachteten.<br />

So hat sich eine Spannung entwickelt,<br />

die letztendlich zu einer Trennung<br />

bei<strong>de</strong>r Religionen führte, die aus<br />

<strong>de</strong>mselben Ursprung hervorgingen. Der<br />

Islam hingegen ist unabhängig von Israel<br />

entstan<strong>de</strong>n, weit entfernt vom Heiligen<br />

Land und bei einem Volk, das<br />

nichtjüdisch war. Mohammed war we<strong>de</strong>r<br />

Ju<strong>de</strong> noch Christ. <strong>Diese</strong> Tatsache<br />

hat er „theoretisiert“, in<strong>de</strong>m er seine<br />

Abstammung von Abraham herleitete<br />

und sie noch vor das Gesetz <strong>de</strong>s Mose<br />

und das Leben Jesu stellte.<br />

Geht es <strong>als</strong>o um drei o<strong>de</strong>r doch nur<br />

um zwei Religionen? Wir können annehmen,<br />

dass es sich zum einen um<br />

zwei „Halb-Religionen“ han<strong>de</strong>lt, nämlich<br />

das Ju<strong>de</strong>ntum und die christliche<br />

Zerrüttung <strong>de</strong>r jüdischen Einheit, und<br />

zum an<strong>de</strong>ren um eine dritte Religion,<br />

<strong>de</strong>n Islam. Man könnte meinen, dass<br />

<strong>de</strong>r Gebrauch <strong>de</strong>r drei Begriffe gewöhnlich<br />

in bester Absicht erfolgt.<br />

Man versucht gemeinsame Elemente<br />

herauszufiltern, über die man sich einig<br />

ist, um einen friedlichen Dialog<br />

zu ermöglichen. Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall<br />

stiftet das Vokabular jedoch mehr<br />

Verwirrung <strong>als</strong> Klarheit. Es ver<strong>de</strong>ckt<br />

die eigentlichen Probleme und schafft<br />

eine Harmonie nur an <strong>de</strong>r Oberfläche.<br />

Mit einem Mal ruft es genau das Gegenteil<br />

<strong>de</strong>ssen hervor, was es eigentlich<br />

beabsichtigte.<br />

In <strong>de</strong>r Tat sollte man damit beginnen,<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu respektieren, wenn man<br />

einen wahrhaften Dialog anstrebt. Dies<br />

impliziert auch, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren so zu begreifen,<br />

wie er sich selbst begreift, <strong>de</strong>n<br />

Sinn <strong>de</strong>r Worte so aufzufassen, wie er sie<br />

gebraucht, die anfängliche Situation <strong>de</strong>r<br />

Uneinigkeit zu akzeptieren, um zu versuchen,<br />

aus dieser Situation heraus zu einem<br />

besseren Verständnis zu gelangen.<br />

Prof. Dr. Rémi Brague lehrt Philosophie<br />

und Religionswissenschaft in<br />

Paris und München.<br />

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.10.2007,<br />

Nr. 42, S. 15 – Alle Rechte vorbehalten. (c) F.A.Z. GmbH,<br />

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INFO 36 · 4/2007


Der eine Baum und die vielen Gärtner<br />

Von Theo, <strong>de</strong>r auszog, <strong>de</strong>n Glauben zu fin<strong>de</strong>n<br />

Matthias Werner<br />

„Sehr gut“, murmelte er und holte<br />

sein Heft. „Auf <strong>de</strong>r Reise hab ich ein<br />

paar Sachen aufgeschrieben. Und ab<br />

und zu auch Zeichnungen gemacht,<br />

siehst du? Die letzte ist einfach nur ein<br />

Baum. Ich werd’s dir erklären. Die Religionen<br />

sehe ich <strong>als</strong> die Äste eines<br />

Baumes. Ein einziger großer Baum mit<br />

gewaltigen Wurzeln, die unter <strong>de</strong>r ganzen<br />

Er<strong>de</strong> entlangwachsen. Sie wachsen<br />

alle in dieselbe Richtung, zum Himmel.<br />

(...) Es kommt vor, dass die ersten<br />

Gärtner Gottes sterben. Ihre Nachfolger<br />

streiten sich. Je<strong>de</strong>r Gärtner hat seine<br />

eigene Vorstellung über <strong>de</strong>n richtigen<br />

Dünger. Für <strong>de</strong>n ersten ist es Tierblut,<br />

für <strong>de</strong>n zweiten Wein und Brotkrumen,<br />

für <strong>de</strong>n dritten nur Wasser, <strong>de</strong>r<br />

vierte will Mineralwasser, (...). Sie sagen,<br />

sie seien Gesandte<br />

Gottes. Anscheinend<br />

haben sie beson<strong>de</strong>re Beziehungen<br />

zum Baum,<br />

sie nennen das Offenbarungen.<br />

(...) Sie sind ein<br />

bisschen verrückt und<br />

sehr weise. Und sie sind<br />

ganz schön ähnlich!<br />

Moses, Jesus, Mohammed,<br />

Buddha, Joseph<br />

Smith (...).“<br />

Theos ‚Baum <strong>de</strong>r<br />

Religionen’ steht am<br />

En<strong>de</strong> einer Reiseerzählung,<br />

die für Jugendliche<br />

und Erwachsene<br />

gleichermaßen lesbar<br />

ist. Die Handlung ist<br />

trotz <strong>de</strong>r Fülle an Informationen<br />

bei gut 700<br />

Seiten und einem Stichwortregister<br />

klar strukturiert<br />

und folgt einer<br />

Reihe immer wie<strong>de</strong>r<br />

kehren<strong>de</strong>r Motive. Theo,<br />

ein junger Franzose, ist<br />

an einer tödlichen Krankheit<br />

erkrankt. Von europäischer Schulmedizin<br />

gewissermaßen aufgegeben,<br />

steht es schlecht um <strong>de</strong>n Jungen. Seine<br />

gleichermaßen exzentrische wie agnostisch-atheistische<br />

Tante Marthe verlangt<br />

von Theos Familie, <strong>de</strong>n Jungen für<br />

eine Weltreise freizugeben. Bereist<br />

wer<strong>de</strong>n Orte, die charakteristisch sind<br />

für die großen Weltreligionen.<br />

Die Reise beginnt in Jerusalem, wo<br />

Tante Marthe <strong>de</strong>n Jungen, wie an je<strong>de</strong>r<br />

Station <strong>de</strong>r Reise, mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

bekennen<strong>de</strong>n Experten in Kontakt<br />

bringt, welche <strong>de</strong>m bislang religiös<br />

völlig isoliert aufgewachsenen Jungen<br />

die Inhalte ihrer Religion darlegen.<br />

Hier, in Jerusalem, sind es gleich drei<br />

Experten: Rabbi Elieser Sylberberg,<br />

Scheich Suleiman Al´Hajid und <strong>de</strong>r<br />

Dominikanerpater Antoine Dubourg.<br />

Ein weiteres Muster wird <strong>de</strong>utlich: Immer<br />

geht es auch um das mögliche<br />

friedliche Zusammenleben, religiöse<br />

Absolutheitsansprüche, aber auch um<br />

das zu ent<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Gemeinsame aller<br />

Religionen. In <strong>de</strong>r Vertiefungsphase<br />

dieses Reiseabschnittes, Ägypten,<br />

nimmt Theo bei einer ägyptischen<br />

Sheika an <strong>de</strong>r ersten religionsspezifischen<br />

Zeremonie zu seiner Heilung<br />

teil. Dabei bekommt er zum ersten Mal<br />

auch Kontakt zu seinem „Cousin aus<br />

<strong>de</strong>r Unterwelt“, seinem bei <strong>de</strong>r Geburt<br />

gestorbenen Zwilling, von <strong>de</strong>ssen<br />

Existenz <strong>de</strong>r Junge jedoch erst am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Reise etwas erfährt.<br />

Auf Ägypten folgt Rom, um <strong>de</strong>n<br />

Katholizismus kennen zu lernen. Die<br />

im Petersdom einsetzen<strong>de</strong> Ohnmacht<br />

<strong>de</strong>s Jungen kann, da dies auch an an<strong>de</strong>ren<br />

Orten <strong>de</strong>r Reise wie<strong>de</strong>r geschieht,<br />

<strong>als</strong> eine spezifische Reaktion <strong>de</strong>s Jungen<br />

auf Religion, Heilige Orte bzw.<br />

Anwesenheit von Heiligkeit ge<strong>de</strong>utet<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie wird zu einem weiteren<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Motiv <strong>de</strong>s Buches.<br />

Von Rom geht es nach Indien. Hier<br />

Hinduismus und Buddhismus. In Darjeeling<br />

wer<strong>de</strong>n bei Frau Dr. Lobsang<br />

Dorjé die Medikamente abgesetzt: Die<br />

Tibetanische Medizin setzt dabei einen<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Heilungsimpuls. Es<br />

geht weiter nach Bangkok und zum<br />

Taoismus. In Japan dann nicht nur Taoismus,<br />

Maoismus und Zen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch seelische Verwirrungen und <strong>de</strong>r<br />

Beginn von Liebeshän<strong>de</strong>ln: Ashiko –<br />

ein Kuss in Ehren ... Theo befin<strong>de</strong>t sich<br />

nach zahlreichen Zeremonien auf <strong>de</strong>m<br />

Weg <strong>de</strong>r Besserung.<br />

In Russland lernt Theo die Religion<br />

<strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns kennen; in Istanbul wird<br />

<strong>de</strong>r Islam vertieft. Herr Diop im Senegal,<br />

einem an sich islamischen Land,<br />

klärt über <strong>de</strong>n afrikanischen Synkretismus<br />

und die beson<strong>de</strong>ren Arten <strong>de</strong>r<br />

BEITRÄGE<br />

181<br />

INFO 36 · 4/2007


BEITRÄGE<br />

182<br />

Stammesreligionen auf (Initiationsriten).<br />

Brasilien bietet einige afroamerikanische<br />

Geheimkulte und für Tante<br />

Marthe ein Liebesabenteur; in Nordamerika<br />

wird <strong>de</strong>r Protestantismus angeschaut.<br />

Bei Theos Großmutter<br />

Theano in Athen laufen die Fä<strong>de</strong>n<br />

schließlich zusammen: Der mittlerweile<br />

geheilte Theo zieht mit Hilfe<br />

<strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s vom Baum Bilanz über die<br />

Religionen.<br />

Der Roman erschien 1998 erstmalig<br />

in <strong>de</strong>utscher Sprache und hat <strong>als</strong><br />

Taschenbuch nun bereits die 6. Auflage<br />

hinter sich. Aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

Grün<strong>de</strong>n (Länge, Handlung, Enzyklopädismus<br />

und <strong>de</strong>rgleichen mehr) hat<br />

er nicht immer geneigte Rezensoren<br />

gefun<strong>de</strong>n. Auch aus religionspädagogischer<br />

Sicht lässt er an einigen Stellen<br />

hellhörig und aufmerksam wer<strong>de</strong>n:<br />

Sollte am En<strong>de</strong> eines Bildungsprozesses<br />

nichts weiter <strong>als</strong> die zwar<br />

sehr reflektierte (und äußerliche) Einsicht<br />

stehen, dass Religionen irgendwie<br />

auf das Heil bezogen, sie „ganz<br />

schön ähnlich“ sind, Jesus und Joseph<br />

Smith es verdient haben, in einem<br />

Atemzug genannt zu wer<strong>de</strong>n?<br />

Das im Bild <strong>de</strong>s Baumes veranschaulichte<br />

Fazit entspricht im wesentlichen<br />

<strong>de</strong>n vor allem aus <strong>de</strong>m angelsächsischen<br />

Raum stammen<strong>de</strong>n Positionen<br />

<strong>de</strong>s sogenannten religionstheologischen<br />

Pluralismus. Von seinen Vor<strong>de</strong>nkern<br />

J. Hick o<strong>de</strong>r W.C. Smith wird<br />

darin in erster Linie positiv auf die Pluralität<br />

<strong>de</strong>r Religionen reagiert, in<strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r religionstheologische Pluralismus<br />

in <strong>de</strong>n Weltreligionen die unterschiedlichen<br />

Arten und Weisen ausgebil<strong>de</strong>t<br />

sieht, wie sich die Menschen auf das<br />

Gesamte <strong>de</strong>r Wirklichkeit und die<br />

Transzen<strong>de</strong>nz beziehen bzw. diesen<br />

Bezug symbolisch ausgestalten. Prägnant<br />

heißt es in John Hicks Philosophie<br />

<strong>de</strong>s religiösen Pluralismus (309):<br />

„Es gibt eine Vielfalt von göttlichen<br />

Offenbarungen, die eine Vielfalt von<br />

Formen heilshafter menschlicher Antwort<br />

ermöglicht.“ Vor allem mit Hinweis<br />

auf <strong>de</strong>n weltweit zu führen<strong>de</strong>n<br />

interreligiösen Dialog gelten die pluralistischen<br />

Positionen heute <strong>als</strong> eine<br />

Art Allheilmittel im Sinne einer Dialogbasis,<br />

auf die sich alle Religionen<br />

einlassen könnten.<br />

Catherine Cléments Roman leistet<br />

zwar einer freundlichen und unentschie<strong>de</strong>nen<br />

Sichtweise <strong>de</strong>r Religion<br />

gute Dienste, ist jedoch mit einer religionspädagogischen<br />

Position aus guten<br />

Grün<strong>de</strong>n nicht überein zu bringen<br />

– dies nicht nur <strong>de</strong>swegen nicht, weil<br />

Jugendliche <strong>de</strong>r eigenen und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Religionen ohnehin tolerant<br />

und/o<strong>de</strong>r indifferent begegnen: Geht<br />

man davon aus, dass Religion eine<br />

wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>de</strong>r<br />

eigenen I<strong>de</strong>ntität spielt und <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />

dabei einen wichtigen<br />

Beitrag zu leisten hat, so kann sich <strong>de</strong>r<br />

Religionsunterricht nicht auf eine Position<br />

zurückziehen, die einen bloß<br />

metatheoretischen Blick auf die Welt<br />

<strong>de</strong>r Religionen wirft. I<strong>de</strong>ntitäten entwickeln<br />

sich in Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen,<br />

Dialogen, Begegnungen und Wi<strong>de</strong>rfahrnissen,<br />

für die alle gleichermaßen<br />

das zur Entwicklung stehen<strong>de</strong><br />

Haben einer eigenen Positionen wenigstens<br />

vorauszusetzen ist. Hierin<br />

zeigt sich gewissermaßen die natürliche<br />

Differenz zwischen einer bloßen<br />

Religionskun<strong>de</strong> und einem Religionsunterricht<br />

konfessioneller Prägung:<br />

<strong>Diese</strong>r nämlich will junge Menschen<br />

dazu befähigen, eine eigene I<strong>de</strong>ntität<br />

innerhalb einer religiösen Tradition<br />

aufzubauen, um sie darin auch religionsmündig<br />

wer<strong>de</strong>n zu lassen.<br />

<strong>Diese</strong>r wichtige Aspekt ist bei Clément<br />

keineswegs ausgeblen<strong>de</strong>t, er begegnet<br />

in <strong>de</strong>m enzyklopädischen Bildungsroman<br />

jedoch auf einer an<strong>de</strong>ren<br />

Ebene: Theo selbst trifft während seiner<br />

Reise eben gera<strong>de</strong> nicht auf religiös<br />

indifferente Menschen. In all ihren Vertretern<br />

artikulieren sich die Religionen<br />

engagiert und selbstbewusst. Und genau<br />

unter <strong>de</strong>r Voraussetzung erweisen<br />

sie sich <strong>als</strong> dialogfähig und tolerant,<br />

dass sie aus ihrer Tradition heraus etwas<br />

zu sagen haben. Durch die schließlich<br />

erfolgte Einebnung läuft <strong>de</strong>r Roman<br />

Gefahr, sein Grundmotiv, die Reise,<br />

ad absurdum zu führen. Auch wenn<br />

diese selbst natürlich <strong>de</strong>r Literalität geschul<strong>de</strong>t<br />

ist und <strong>als</strong> solche im Religionsunterricht<br />

kaum einzulösen sein wird,<br />

gibt sie möglicherweise ungewollt eine<br />

wichtige Zielgröße vor, nämlich Religionsunterricht<br />

auf das Lernen in Begegnung<br />

und Dialogizität mit an<strong>de</strong>ren Religionen<br />

hin auszurichten.<br />

Matthias Werner ist Studienrat an <strong>de</strong>r<br />

Marienschule, Limburg. Bis 2005 war<br />

er wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Lehrstuhl für Systematische Theologie<br />

an <strong>de</strong>r Justus-Liebig-Universität,<br />

Gießen.<br />

Clément, Catherine: Theos Reise. Roman über die Religionen<br />

<strong>de</strong>r Welt (dtv 12887) – München: Deutscher Taschenbuch<br />

Verlag 6 2006 (Original bei Hanser 1997)<br />

INFO 36 · 4/2007


Und das Wort ist Fleisch gewor<strong>de</strong>n<br />

Johannes Rauchenberger<br />

Gott ist <strong>als</strong> das Wort bei <strong>de</strong>n großen<br />

Schrift-Religionen an das Buch gebun<strong>de</strong>n.<br />

Das Christentum lässt das Wort<br />

mit Weihnachten zum Menschen wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Festbetrachtung über eine<br />

wun<strong>de</strong>rbare Beziehung zwischen Bild<br />

und Wort.<br />

Geburt, das heißt, dass die Seiten<br />

<strong>de</strong>s Lebens beginnen beschrieben zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Das Leben nimmt seinen Lauf.<br />

Leben, im größeren Sinne gesehen,<br />

geht weiter. Wodurch hat das Christentum<br />

seinen Glauben, <strong>de</strong>r Leben ist, an<br />

die jeweils nachfolgen<strong>de</strong>n Generationen<br />

weitergegeben? Durch Riten und<br />

Gesänge, durch Wissenschaft und Dogmatik,<br />

durch Amt und Kritik, durch<br />

Brauchtum und Kontrolle, durch Politik<br />

und Gewalt, durch Wi<strong>de</strong>rstand und<br />

Martyrium, durch Fürsorge und Askese?<br />

Ein Blick auf die Geschichte gibt<br />

viele Antworten.Geburt, das heißt purer<br />

Lebensüberschuss. Als solcher ist er<br />

auch Anlass, über die Zukunft nachzu<strong>de</strong>nken<br />

– welches Nest man diesem<br />

neuen Leben baut, welche Sprache man<br />

es lehrt, welche Herzenssachen man<br />

ihm eröffnen und mitgeben will. Weihnachten<br />

lässt in seiner jährlichen Wie<strong>de</strong>rholung<br />

das Christentum auch in einer<br />

„nachchristlichen Zeit“ von seiner<br />

lebensüberquellen<strong>de</strong>n Seite her leuchten.<br />

Seine Geschichten, Bil<strong>de</strong>r und<br />

Lie<strong>de</strong>r umkreisen die Geburt eines<br />

Menschenkin<strong>de</strong>s, das schon Leben genug<br />

wäre. Die Menschwerdung <strong>de</strong>s<br />

ewigen Gottes in Text, Bild und Gesang<br />

zu fassen ist freilich eine religions-<br />

und kulturgeschichtliche Leistung,<br />

die das Christentum im Stimmengewirr<br />

und <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rflut globalisierter<br />

Weltanschauungen und Religionen<br />

einzigartig macht.<br />

Das Wort <strong>als</strong> Welt, <strong>als</strong> Licht,<br />

<strong>als</strong> Brot, <strong>als</strong> Kind<br />

Mit <strong>de</strong>r Menschwerdung Gottes wird<br />

im Christentum auch das Bild ins rechte<br />

Licht gerückt<br />

Das Weihnachtsevangelium am<br />

Christtag gibt <strong>de</strong>n großen Prolog <strong>de</strong>s<br />

Johannesevangeliums zu singen vor:<br />

„Am Anfang war das Wort, und das<br />

Wort war bei Gott ... Und das Wort ist<br />

Fleisch gewor<strong>de</strong>n und hat unter uns gewohnt.<br />

Und wir haben seine Herrlichkeit<br />

gesehen.“ (Joh 1,1.14). Die Herrlichkeit<br />

bedurfte <strong>de</strong>r Weitergabe durch<br />

Bekenntnis, durch Abgrenzung und<br />

dann durch Durchdringung <strong>de</strong>r umliegen<strong>de</strong>n<br />

Kultur – und durch die Schrift,<br />

die allmählich Form angenommen hat:<br />

Die Heilige Schrift wur<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>r Erfindung<br />

<strong>de</strong>r Buchdruckerei durch „Abschreiben“,<br />

wörtlich „Abmalen“, an<br />

die nächsten Generationen weitergegeben.<br />

„Schreibstuben“, Skriptorien entstan<strong>de</strong>n.<br />

Das abendländische Mönchtum<br />

war <strong>de</strong>r kulturgeschichtliche Ort, an<br />

<strong>de</strong>m die heiligen Texte vervielfältigt<br />

wur<strong>de</strong>n. Doch bald – die frühesten Beispiele<br />

sind aus <strong>de</strong>m 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt bezeugt<br />

– gesellten sich Bil<strong>de</strong>r zum heiligen<br />

Text, oftm<strong>als</strong> scheinen sie wie von<br />

selber <strong>de</strong>m Text entschlüpft zu sein.<br />

Dass das Wort, das zu hören ist, auch<br />

Bild wer<strong>de</strong>n kann, das zu beschauen<br />

ist, darüber war man sich im Christentum<br />

lange nicht einig. Denn es könnte<br />

ja sein, dass das Bild ähnlich wie in <strong>de</strong>r<br />

antiken Umwelt auch im jeweiligen<br />

Heute ein Götzenbild ist. Solche gibt es<br />

bekanntlich in unserer bildbestimmten<br />

Gegenwart zur Genüge.<br />

Also ist trotz üppiger Bildkultur,<br />

die dieser Religion entsprungen ist,<br />

BEITRÄGE<br />

183<br />

Ambo von Michael Kienzer in <strong>de</strong>r Dominikuskapelle<br />

von Graz-St. Andrä.<br />

„Kunst und Kirche“ • Zeitgenössische Kunst von Michael Kienzer<br />

Foto: Johannes Rauchenberger<br />

WORT – GOTT – FLEISCH – ZEIT –<br />

RAUM – ERINNERUNG hat Michael<br />

Kienzer in diesen Ambo, gleichsam<br />

<strong>als</strong> Wortspeicher, verborgen, so <strong>als</strong> ob<br />

aus ihm heraus das Wort, das immer<br />

neu zu sagen ist, je neu entlassen wird.<br />

Es ist gleichsam eine Kurzfassung <strong>de</strong>s<br />

Johannesprologs unter <strong>de</strong>n Bedingungen<br />

von Raum und Zeit: „Das Wort ist<br />

Fleisch gewor<strong>de</strong>n und hat unter uns<br />

gewohnt“ (Joh 1,14).<br />

INFO 36 · 4/2007


BEITRÄGE<br />

184<br />

„TransLOKAL“ • Zeitgenössische Kunst von Klaus Schuster<br />

dieser Gefährdung immer neu eine reformatorische<br />

Bahn frei zu machen.<br />

Der „Bil<strong>de</strong>rstreit“, <strong>de</strong>r im vergangenen<br />

Jahr zwischen Islam und Westen geführt<br />

wur<strong>de</strong>, zeigte auf, dass für eine<br />

Religion etwas heilig sein kann, das<br />

eben nicht Bild wer<strong>de</strong>n darf. Der Bil<strong>de</strong>rstreit<br />

im Christentum wur<strong>de</strong> vor<br />

rund 1250 Jahren geführt. Im letzten<br />

gemeinsamen Konzil zwischen Westund<br />

Ostkirche, <strong>de</strong>m II. Konzil von Nizäa<br />

787, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Weg frei gemacht<br />

Foto: Johannes Rauchenberger<br />

Klaus Schusters Schriftzug „Welt“<br />

(2004), von einer Neonröhre geformt,<br />

erinnert an einschlägige Leuchtreklame.<br />

Dass sich hier die „Welt“ befin<strong>de</strong>t,<br />

wo das Kunstwerk hängt, for<strong>de</strong>rt<br />

auf, das Stückchen Welt erst einmal zu<br />

fin<strong>de</strong>n, das erleuchtet ist. Ihm Erleuchtung<br />

zuzuschreiben, kommt einer<br />

Nobilitierung gleich.<br />

für das Bild im Christentum und damit<br />

auch für die gesamte nachfolgen<strong>de</strong><br />

Bildkultur <strong>de</strong>s Abendlan<strong>de</strong>s. Johannes<br />

von Damaskus, <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Bild-Theologe im 8. Jahrhun<strong>de</strong>rt, hat in<br />

<strong>de</strong>r Menschwerdung Gottes das zentrale<br />

Argument gesehen, Bil<strong>de</strong>r im Christentum<br />

zu verankern. Somit gilt: „Christus<br />

ist das Bild <strong>de</strong>s unsichtbaren Gottes“<br />

(Kol 1,15). Und von <strong>de</strong>r Schöpfungsgeschichte<br />

ist abgeleitet: „Gott<br />

hat <strong>de</strong>n Menschen nach seinem Bil<strong>de</strong><br />

geschaffen“ (Gen 1,26). Geschrieben<br />

hat Johannes von Damaskus seine<br />

Bildtheologie in <strong>de</strong>r Wüste von Judäa<br />

in <strong>de</strong>r Nähe von Jerusalem (Mar Saba),<br />

fernab vom Trubel <strong>de</strong>s Alltags<br />

und <strong>de</strong>n Ballungszentren <strong>de</strong>r Macht.<br />

Sie, wie auch seine Wüste, waren dam<strong>als</strong><br />

schon vom aufstreben<strong>de</strong>n Islam<br />

und seiner bil<strong>de</strong>rkritischen Haltung<br />

beherrscht. Dass Gott aber in Christus<br />

fortan ein Gesicht haben darf, mit ihm<br />

die Gottesmutter Maria und die Heiligen,<br />

darauf bestand <strong>de</strong>r gelehrte Wüstentheologe,<br />

wobei er dabei, mit <strong>de</strong>m<br />

Alois Neuhold beschäftigt sich wie<br />

kein an<strong>de</strong>rer steirischer Künstler mit<br />

<strong>de</strong>m Ineinan<strong>de</strong>r von Bild und Wort.<br />

Seine Bildchen sind klein, scheinbar<br />

verspielt und kindlich gemalt. Zu seinen<br />

Bildinspirationen zählen vor allem<br />

Paul Klee, aber nicht min<strong>de</strong>r die<br />

mittelalterliche Buchmalerei. Das Wort<br />

entwickelt sich bei ihm in intimen Gehäusen<br />

aus Bil<strong>de</strong>rn, Gesichtern, Geranken<br />

und Säulchen, wie aus einer inneren<br />

poetischen Sprengkraft heraus.<br />

Das hier gezeigte Bild „Innenzonendichtbild<br />

grüßt Randzonendichtbild“<br />

(2006) war Teil <strong>de</strong>r Ausstellung „Hommage<br />

à Gerhard Lojen“, bis 6. Jänner<br />

2007 in <strong>de</strong>n Minoriten-Galerien Graz.<br />

Alois Neuhold • „Randzonendicht- & Innenzonendichtstrichbild“<br />

Foto: Johannes Rauchenberger<br />

INFO 36 · 4/2007


Gerhard Lojen, Buchobjekt, o. J.;<br />

Buch, Farbe, Holzstück, Eisenklammer,<br />

Spagat; 18,5 x 42,5 x 10,3.<br />

Werke <strong>de</strong>s vor einem Jahr verstorbenen<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n steirischen Künstlers<br />

(1936-2005) waren bis 6. Jänner<br />

2007 in <strong>de</strong>r „Hommage à Gerhard<br />

Lojen“ in <strong>de</strong>n Minoriten-Galerien<br />

Graz zu sehen. Lojens „Buchobjekte“<br />

sind eine Verehrung vor <strong>de</strong>m<br />

Buch, wissend, was in ihm an geistiger<br />

Kraft steckt – aber was ihm auch<br />

zugefügt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Gegenwind rechnend, ins Grundsätzliche<br />

ging, wenn er seinem Gegner<br />

entgegenhält: „Mache mir die Materie<br />

nicht schlecht! Gott hat sie in seiner<br />

Fleischwerdung angenommen und<br />

durch sie mein Heil gewirkt.“Das ist<br />

ein engagiertes Urteil. Das Licht von<br />

Betlehem leuchtet die Welt nicht nur<br />

an, son<strong>de</strong>rn dringt in sie ein und verwan<strong>de</strong>lt<br />

sie von innen her. Das gilt<br />

auch für das Wort, das nur gehört zu<br />

wenig ist. Es drängt, <strong>als</strong> Wort genossen<br />

und gegessen zu wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Früchte <strong>de</strong>s Lebens nehmen Maß an<br />

<strong>de</strong>r Ebenbildlichkeit Gottes.Und es<br />

Gerhard Lojen • „Buchobjekt“<br />

gilt auch für das Kind, das <strong>als</strong> wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s<br />

Leben <strong>de</strong>n Glanz <strong>de</strong>s Göttlichen<br />

birgt. All diese Momente umkreisen<br />

die Abbildungen, die <strong>als</strong> Bil<strong>de</strong>r aus<br />

Texten entsprungen sind, die Weihnachten<br />

„wahrer“ gemacht haben.<br />

„Das wahre Licht, das je<strong>de</strong>n Menschen<br />

erleuchtet, kam in die Welt. Er<br />

war in <strong>de</strong>r Welt, und die Welt ist durch<br />

ihn gewor<strong>de</strong>n, aber die Welt erkannte<br />

ihn nicht.“ (Joh 1,9.10)<br />

Foto: Johannes Rauchenberger<br />

Dr. Johannes Rauchenberger ist Leiter<br />

<strong>de</strong>s Kulturzentrums bei <strong>de</strong>n Minoriten<br />

(www.MinoritenKulturGraz.at) in Graz<br />

und Universitätslektor für christliche<br />

Kunst und Religion in <strong>de</strong>r Kunst <strong>de</strong>r<br />

Gegenwart am Institut für Kirchengeschichte<br />

<strong>de</strong>r Universität Wien.<br />

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung <strong>de</strong>s Autors<br />

aus: Sonntagsblatt für die Steiermark, Weihnachten 2006.<br />

BEITRÄGE<br />

185<br />

Information von gestern und vorgestern<br />

Spiegel special nicht auf <strong>de</strong>r Höhe<br />

aktueller historischer Forschung<br />

Arnold Agenendt<br />

Der im September 2006 herausgekommene<br />

›SPIEGEL special‹ über „Weltmacht<br />

Religion“ beginnt mit <strong>de</strong>m Artikel<br />

›Gott will es‹. <strong>Diese</strong>r Artikel ist mit<br />

geringfügigen Umarbeitungen <strong>de</strong>m<br />

gleich betitelten Artikel zum New Yorker<br />

Attentat <strong>de</strong>s 11. September 2001<br />

entnommen, wobei aber noch Teile aus<br />

früheren Artikeln <strong>de</strong>r Jahre 1998 und<br />

2000 eingeflossen sind.<br />

Stichwort „Hexenverbrennung“<br />

Nehmen wir <strong>als</strong> erstes Beispiel die<br />

Hexenverbrennung, die im Special-<br />

Heft mit einem kolorierten Stich und<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Unterschrift zum Eyecatcher<br />

gemacht ist: „Hexenverbrennung<br />

im Mittelalter: Der perverse Ungeist<br />

<strong>de</strong>r Inquisition“ (SPIEGEL SPECIAL<br />

9/2006, S. 18). Dazu erschien 2006 und<br />

2001 ein Text, <strong>de</strong>r zuvor schon 2000<br />

und 1998 zu lesen gewesen war: „Einen<br />

weiteren Gipfel erklomm <strong>de</strong>r perverse<br />

Ungeist <strong>de</strong>r Inquisition in <strong>de</strong>r 500<br />

Jahre andauern<strong>de</strong>n Hexenverbrennung,<br />

die sich vor allem aus zwei Quellen<br />

speiste: aus <strong>de</strong>m magischen Weltbild<br />

<strong>de</strong>s Mittelalters, das bevölkert war von<br />

Zauberern und bösen Geistern, und aus<br />

INFO 36 · 4/2007


<strong>de</strong>r im Christentum tief verwurzelten<br />

Angst vor <strong>de</strong>r Frau <strong>als</strong> Verführerin“<br />

(SPECIAL 9/2006, S. 18; zuvor SPIEGEL<br />

23/1998, S. 82; 17/2000, S. 118; 41/<br />

2001, S. 170). Inzwischen hat die Forschung<br />

genau das Gegenteil herausgearbeitet.<br />

Hexen-Verbrennung ist gar<br />

kein mittelalterliches Phänomen; <strong>de</strong>nn<br />

im Mittelalter sind Hexer und Hexen<br />

gera<strong>de</strong> nicht blutig verfolgt wor<strong>de</strong>n, allenfalls<br />

durch Lynchjustiz, und schon<br />

gar nicht durch Kirchengerichte hingerichtet<br />

wur<strong>de</strong>. Für <strong>de</strong>n SPIEGEL ist es<br />

selbstverständlich die kirchliche Inquisition,<br />

die diese Verfolgung und Verbrennung<br />

betrieben hat – wer sonst?<br />

Tatsächlich ist aber seit Jahrzehnten<br />

klargestellt, dass we<strong>de</strong>r die Kirchengerichte<br />

noch die Inquisition Hexen-Prozesse<br />

geführt haben, somit we<strong>de</strong>r Hexen<br />

gefoltert, noch verurteilt o<strong>de</strong>r gar<br />

verbrannt haben. In Spanien, wo zu Beginn<br />

<strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts die Inquisition<br />

agierte – und praktisch in keinem<br />

an<strong>de</strong>ren Land sonst –, war es gera<strong>de</strong>,<br />

wie Wolfgang Behringer <strong>als</strong> einer <strong>de</strong>r<br />

besten Kenner herausstellt, „die institutionalisierte<br />

Inquisition, welche die<br />

Hexenverfolgungen zunächst unter ihre<br />

Kontrolle brachte und 1526 praktisch<br />

been<strong>de</strong>te“ 1 . Für Rom hat sich<br />

Ähnliches ergeben, „daß Päpste und Inquisitoren<br />

<strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts keine<br />

‘Hexenprozesse’ in <strong>de</strong>m Sinne, wie sie<br />

zur selben Zeit in Mitteleuropa Angst<br />

und Schrecken verbreiteten, durchführten“<br />

2 . Tatsächlich weisen Rom und Italien<br />

nur minimale Opferzahlen auf. Somit<br />

ist kritisch einzuwen<strong>de</strong>n, was <strong>de</strong>r<br />

Katalog zur 2002 in Berlin gezeigten<br />

Ausstellung ›Hexenwahn. Ängste <strong>de</strong>r<br />

Neuzeit‹, wissenschaftlich verantwortet<br />

von einem Trierer Son<strong>de</strong>rforschungsbereich,<br />

direkt rügte: „Mit beson<strong>de</strong>rer<br />

Hartnäckigkeit hält sich das Vorurteil,<br />

Hexenprozesse hätten in ihrer großen<br />

Masse vor geistlichen Inquisitionsgerichten<br />

stattgefun<strong>de</strong>n“ 3 .<br />

In Wirklichkeit sind die Hexerei-<br />

Prozesse von weltlichen Gerichten<br />

durchgeführt wor<strong>de</strong>n, sogar unter Beiziehung<br />

promovierter Juristen und mit<br />

Begutachtung seitens juristischer – und<br />

nicht theologischer – Fakultäten. In be-<br />

BEITRÄGE<br />

186<br />

sagtem Katalog heißt es ausdrücklich:<br />

„Die massenhaften Prozesse während<br />

<strong>de</strong>s Höhepunkts <strong>de</strong>r west- und mitteleuropäischen<br />

Hexenverfolgungen im<br />

Zeitraum zwischen 1560 und 1700 mit<br />

ihren hohen Hinrichtungsraten waren<br />

jedoch das Werk weltlicher Richter“ 4 .<br />

Nur hat <strong>de</strong>r SPIEGEL über diese Berliner<br />

Hexerei-Ausstellung nicht berichtet 5 .<br />

© Spiegel<br />

Der Forschungskonsens ist inzwischen<br />

einhellig, nämlich „wie entschei<strong>de</strong>nd<br />

die Beteiligung und das Übergewicht<br />

weltlicher Instanzen für <strong>de</strong>n Verlauf<br />

<strong>de</strong>r europäischen Hexenjagd waren“<br />

6 . Der Amerikaner Brian Levack<br />

stellt eine inquisitorische „Mil<strong>de</strong>“ heraus:<br />

„Aber keines dieser [weltlichen]<br />

Gerichte konnte sich mit <strong>de</strong>r Mil<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

spanischen Inquisition im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

messen“ 7 . Ja, weiter noch: „Wäre<br />

die weltliche Gerichtsbarkeit nicht mobilisiert<br />

wor<strong>de</strong>n, wäre die große Hexenjagd<br />

ein Schatten ihrer selbst geblieben“<br />

8 . Seltsamerweise aber hatte<br />

<strong>de</strong>r SPIEGEL schon 1998 verlauten lassen:<br />

„Ausgerechnet Italien, das päpstliche<br />

Stammland, blieb von <strong>de</strong>r Hexenjagd<br />

weitgehend verschont – dank <strong>de</strong>r<br />

Vernunft <strong>de</strong>r römischen Kardinäle“<br />

(23/1998, S. 82). Zu <strong>de</strong>r Erkenntnis,<br />

dass das päpstliche Rom keine Hexen-<br />

Prozesse, wie sie nördlich <strong>de</strong>r Alpen<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>n, geführt hat, vermochten<br />

aber die Rechercheure nicht<br />

durchzustoßen.<br />

Weiter wird die Zeitspanne <strong>de</strong>r Verfolgung<br />

uneinheitlich angegeben. Die<br />

in <strong>de</strong>n Artikeln von 1998, 2001 und<br />

2006 vorgenommene Frühansetzung<br />

INFO 36 · 4/2007


mit Beginn schon En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

und <strong>de</strong>r Gesamtdauer von 500<br />

Jahren beruht auf inzwischen <strong>als</strong> gefälscht<br />

erkanntem Material. Die Verfolgung<br />

setzte um die Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

nur erst punktuell ein und<br />

entartete dann in <strong>de</strong>r Frühen Neuzeit<br />

zu <strong>de</strong>n massenhaften Verfolgungswellen<br />

von 1590, 1619 und 1680 zu jenem<br />

schrecklichen „Justizmord“, <strong>als</strong><br />

<strong>de</strong>r die Hexen-Verfolgung zu recht<br />

berüchtigt ist. Zwischenzeitlich im<br />

SPIEGEL erschienene Artikel hatten es<br />

schon besser gewusst, nämlich „ab<br />

1430 gab es in Europa 350 Jahre lang<br />

‘legale’ Hexenprozesse“ (SPIEGEL<br />

52/2001, S. 42).<br />

Beson<strong>de</strong>rs verräterisch sind Zahlenangaben.<br />

In <strong>de</strong>n nahezu i<strong>de</strong>ntischen<br />

Artikeln von 2001 und 2006 sind es<br />

„50.000 bis 80.000 Frauen“ (41/2001,<br />

S. 170, 9/2006, S. 18). Zuvor, nämlich<br />

1998 und 2000, waren es noch „über eine<br />

Million Frauen“ (23/1998, S. 82;<br />

17/2000, S. 118: („mehr <strong>als</strong> eine Million<br />

Frauen“) gewesen. Im SPIEGEL 2001<br />

sind die Zahlen entsprechend <strong>de</strong>m tatsächlichen<br />

Forschungsstand mit „etwa<br />

60.000“ Opfer angegeben, wovon im<br />

Deutschen Reich je<strong>de</strong>s vierte Opfer ein<br />

Mann war (52/2001, S. 42), hier <strong>als</strong>o<br />

statt <strong>de</strong>r „über eine Million ‘Teufelsweiber’“<br />

(17/2000, S. 115) noch<br />

45.000 Frauen.<br />

Stichwort „Folter“<br />

Weiter zur Folter. Schon 1998 waren<br />

es „Gottes willige Vollstrecker“<br />

(23/1998, S. 74), die <strong>als</strong> „Kirchen-Stasi“<br />

(23/1998, S. 77, S. 82: „katholische<br />

Stasi“), schnüffelten, folterten und verbrannten.<br />

Bis zur Mitte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

hat die Kirche, weil sie we<strong>de</strong>r<br />

Körperstrafen verhängen noch physische<br />

Gewalt einsetzen wollte, die Folter<br />

abgelehnt. <strong>Diese</strong> war in <strong>de</strong>r Antike<br />

angewen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n und dann wie<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>n Stadtkommunen <strong>de</strong>s Mittelalters.<br />

Hier tat nun Papst Innozenz IV.<br />

(†1254) <strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>r älteren Kirchenauffassung<br />

wahrlich <strong>de</strong>saströsen<br />

Schritt, bei <strong>de</strong>r Verfolgung <strong>de</strong>r Katharer<br />

die Folter zu erlauben, obwohl sie<br />

aller kirchlichen Tradition wi<strong>de</strong>rsprach.<br />

Ein Aber ist <strong>de</strong>nnoch anzufügen:<br />

Die Folter sollte nur strikt begrenzt<br />

angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. <strong>Diese</strong> Begrenzung<br />

scheint auch befolgt wor<strong>de</strong>n<br />

zu sein, lässt sich doch für die Anwendung<br />

<strong>de</strong>r Folter bei <strong>de</strong>n Katharer-Prozessen<br />

<strong>de</strong>s 13./14. Jahrhun<strong>de</strong>rts kein<br />

direkter Beleg beibringen, wie eine<br />

1997 veröffentlichte Dissertation<br />

glaubt nachweisen zu können 9 . Die<br />

1542 <strong>als</strong> feste Behör<strong>de</strong> gegrün<strong>de</strong>te Römische<br />

Inquisition hat gleichfalls die<br />

Folter zugelassen, aber nur – wie <strong>de</strong>r<br />

Bielefel<strong>de</strong>r Rechtshistoriker Wolfgang<br />

Schild anmerkt – „<strong>de</strong>rmaßen eingeschränkt,<br />

daß diese in <strong>de</strong>r Praxis wegfallen<br />

mußte“ 10 . Es war <strong>de</strong>nn auch die<br />

„mil<strong>de</strong>“ Praxis <strong>de</strong>r römisch-päpstlichen<br />

Justiz, die Friedrich Spee (†1635)<br />

zum Protest gegen die schrankenlose<br />

Folterung <strong>de</strong>r weltlichen Justiz in<br />

Deutschland veranlasste. Im ›Handbuch<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Rechtsgeschichte‹<br />

heißt es: „Obwohl Spee kein Jurist war,<br />

erkannte er die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Mängel<br />

<strong>de</strong>s Hexenverfahrens und verstand es,<br />

mit bestechen<strong>de</strong>r Logik und Anschauungskraft<br />

eine Reihe von Prozeßmaximen<br />

für das Hexenverfahren zu formulieren,<br />

die in Deutschland erst nach <strong>de</strong>r<br />

Französischen Revolution im liberalen<br />

Strafprozeß allgemein Anerkennung<br />

fan<strong>de</strong>n. ... Darüber hinaus hat Spee mit<br />

überzeugen<strong>de</strong>n zum Teil selbst erfahrenen<br />

Beispielen belegt, daß die Folter<br />

nicht nur ein inhumanes, son<strong>de</strong>rn ganz<br />

und gar unzuverlässiges Mittel zur Erforschung<br />

<strong>de</strong>r Wahrheit ist. Wörtlich<br />

schreibt er: ‘daß die Tortur völlig abzuschaffen<br />

und nicht mehr anzuwen<strong>de</strong>n<br />

ist’“ 11 . Die aufklärerische Kritik an <strong>de</strong>r<br />

Folter ist <strong>als</strong>o von einem Theologen<br />

ausgegangen und nicht von Juristen. Im<br />

Gegenteil, einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Juristen<br />

<strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts, <strong>de</strong>r <strong>als</strong> Begrün<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Strafrechts gefeierte kursächsische<br />

Benedict Carpzov (†1666),<br />

schuf ein Hexen-Recht, das gera<strong>de</strong><br />

„nicht dazu angetan [war], Unschuldige<br />

vor <strong>de</strong>r Folter und <strong>de</strong>m Scheiterhaufen<br />

zu bewahren“ 12 .<br />

Stichwort „Inquisition“<br />

Erhebliche Korrekturen sind am<br />

unterstellten Bild <strong>de</strong>r Inquisition vorzunehmen.<br />

Ein in besagten Artikeln<br />

immer wie<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>te Satz heißt:<br />

„Hand in Hand mit Bischöfen, Kaisern,<br />

Königen und Fürsten verfolgten Päpste<br />

über mehr <strong>als</strong> fünf Jahrhun<strong>de</strong>rte alle,<br />

die es wagten, Gott an<strong>de</strong>rs zu verehren,<br />

<strong>als</strong> sie es vorschrieben. Vom 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

bis über die Aufklärung hinaus<br />

zog die Inquisition eine grausige Blutspur.<br />

Min<strong>de</strong>stens eine Million Menschen<br />

kamen nach Schätzungen durch<br />

die geistlichen Tribunale zu To<strong>de</strong>“<br />

(SPECIAL 9/2006, S. 17). Nahezu wortgleich<br />

stand es so bereis im SPIEGEL<br />

41/2001, S. 168f., wie auch im SPIEGEL<br />

17/2000, S. 113, zuvor variiert im SPIE-<br />

GEL 23/1998, S. 75, dort mit <strong>de</strong>r Zahlenangabe<br />

„zwischen einer und zehn<br />

Millionen“. Überhaupt sei die Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Christentums „über an<strong>de</strong>rthalb<br />

Jahrtausen<strong>de</strong> ... prall gefüllt<br />

mit Beispielen eines gewalttätigen Fanatismus“<br />

(41/2001, S. 164); seit <strong>de</strong>r<br />

Erhebung <strong>de</strong>s Christentums zur Staatsreligion<br />

fand sich „Mordlust gegen<br />

An<strong>de</strong>rs<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>, Abweichler von <strong>de</strong>r<br />

reinen Lehre und Ungläubige“<br />

(41/2001, S. 166).<br />

In Wirklichkeit ist im ersten christlichen<br />

Jahrtausend nur ein veritabler Ketzerprozess<br />

mit To<strong>de</strong>surteil zu verzeichnen,<br />

nämlich gegen <strong>de</strong>n spanischen Asketen<br />

Priscillian (†385), <strong>de</strong>r von Bischöfen<br />

zum Häretiker verurteilt war<br />

und vom Kaiser in Trier wegen Magie,<br />

aber nicht wegen Häresie, hingerichtet<br />

wur<strong>de</strong>, ein To<strong>de</strong>surteil, das sofort das<br />

Entsetzen von Theologen und Päpsten<br />

auslöste. Der christliche Osten kennt<br />

bis 1451 überhaupt kein Bluturteil gegen<br />

Ketzer; <strong>de</strong>m Münchner Byzantinisten<br />

Hans-Georg Beck zufolge begegnet<br />

man „in <strong>de</strong>r byzantinischen Geschichte<br />

keinem Fall, in <strong>de</strong>m gegen einen christlichen<br />

Ketzer ein Bluturteil ergangen<br />

wäre“ 13 . Wieso dann: „Die Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Christentums ist über an<strong>de</strong>rthalb<br />

Jahrtausen<strong>de</strong> ebenfalls prall gefüllt mit<br />

Beispielen eines gewalttätigen Fanatismus“<br />

(41/ 2001, S. 164).<br />

BEITRÄGE<br />

187<br />

INFO 36 · 4/2007


BEITRÄGE<br />

188<br />

Nun ging es allerdings bei <strong>de</strong>r mittelalterlichen<br />

und frühneuzeitlichen<br />

Inquisition wirklich blutig zu. Dafür<br />

liegen inzwischen fundierte Untersuchungen<br />

und Schätzungen vor. Fürs<br />

Mittelalter kann man nur vage mit einigen<br />

Tausend rechnen – immerhin.<br />

Die Spanische Inquisition, eine eigentlich<br />

staatliche, aber doch von <strong>de</strong>n<br />

Päpsten gebilligte Organisation, lieferte<br />

nach 1540 zur Hinrichtung an<br />

<strong>de</strong>n Weltlichen Arm 826 Verurteilte<br />

aus. So nachzulesen in <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Henningsen-Datei, benannt nach<br />

einem dänischen Volkskundler, <strong>de</strong>r im<br />

Zentralarchiv <strong>de</strong>r Spanischen Inquisition<br />

50.000 Prozesse untersuchte und<br />

dabei insgesamt 826 zur Hinrichtung<br />

Verurteilte ausmachen konnte 14 . Für<br />

die 1542 gegrün<strong>de</strong>te Römische Inquisition<br />

sind bis zum Jahr 1761 die Zahl<br />

von 97 Ketzer-Hinrichtungen aufgewiesen<br />

wor<strong>de</strong>n 15 . Zum Vergleich: Allein<br />

die Stadt Zürich richtete von 1525<br />

bis gegen Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

84 Gotteslästerer hin, <strong>als</strong>o wegen Religionsfrevels,<br />

verurteilt freilich zumeist<br />

in Kombination mit an<strong>de</strong>ren<br />

Schwerverbrechen, so dass nur von 19<br />

direkten Gotteslästerer-Urteilen zu<br />

sprechen ist 16 .<br />

Was heutigem Verständnis so<br />

gar nicht einleuchten will, ist eben<br />

dies: Nach 1500, <strong>als</strong> sich in Europa<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Staat etablierte, waren es<br />

die Herrscher und die Obrigkeiten,<br />

die religiöse Abweichler hinrichteten:<br />

in Deutschland die Habsburger wie<br />

ebenso die Territorialherren und die<br />

Stadtobrigkeiten bei<strong>de</strong>r Konfessionen,<br />

wodurch über 3.000 Täufer zu<br />

To<strong>de</strong> kamen. Allein das zwinglianische<br />

Bern richtete 40 Täufer hin 17 . In<br />

Frankreich verurteilten die Königsgerichte,<br />

allen voran das Parlament von<br />

Paris, <strong>de</strong>r dam<strong>als</strong> größte Gerichtshof<br />

in Europa, die Lutheraner zum To<strong>de</strong>,<br />

bis 1560 um die 500 18 . Demgegenüber<br />

bleiben die Zahlen <strong>de</strong>r Römischen Inquisition<br />

im europäischen Vergleich,<br />

wie etwa <strong>de</strong>r amerikanische Historiker<br />

Wilhelm Monter schreibt, „infinitesimal“<br />

19 .<br />

Stichwort „Antijudaismus“<br />

Recht hat in<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r SPIEGEL mit<br />

seinem Satz: „Die wohl schwerste<br />

Schuld hat die katholische Kirche gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n auf sich gela<strong>de</strong>n“<br />

(SPECIAL 9/2006, S 18; 41/2001, S 170).<br />

Mit <strong>de</strong>n dazu aufgeführten Erläuterungen<br />

aber hat er wie<strong>de</strong>r Unrecht. Der<br />

Satz: „Für die meisten Päpste bis in die<br />

angehen<strong>de</strong> Neuzeit blieben Ju<strong>de</strong>n das,<br />

was sie für Innozenz III. (1198 bis<br />

1216) waren: ‘von Gott verfluchte<br />

Sklaven’“ (41/2001, S. 170). Die<br />

Grundlage für das christlich-jüdische<br />

Verhältnis im Mittelalter schuf Papst<br />

Gregor <strong>de</strong>r Große (†604), nämlich die<br />

zivilrechtliche Anerkennung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n,<br />

ihre nicht öffentliche Religionsausübung,<br />

eine höhere Besteuerung<br />

und keine Zwangsbekehrung, was <strong>de</strong>r<br />

Wiener Judaist Günter Stemberger <strong>als</strong><br />

eine „sehr ausgewogene Ju<strong>de</strong>npolitik“<br />

20 bezeichnet.<br />

Seit <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt hat je<strong>de</strong>r<br />

Papst eine ›Sicut Judaeis‹-Bulle publiziert,<br />

worin Zwangsbekehrung, Zerstörung<br />

<strong>de</strong>r Synagogen, Schändung jüdischer<br />

Friedhöfe und Gewalt gegen<br />

Ju<strong>de</strong>nviertel zu ahn<strong>de</strong>n geboten wur<strong>de</strong><br />

21 ; bei Bedarf erfolgten noch Präzisierungen,<br />

so zum Beispiel, dass <strong>de</strong>n<br />

Ju<strong>de</strong>n unmöglich Ritualmor<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

auch Brunnenvergiftungen angelastet<br />

wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Für die mittelalterlichen Städte hat<br />

man von einer „concivilitas“, einer<br />

„Mitbürgerlichkeit“ <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n sprechen<br />

können, die dann allerdings im<br />

Spätmittelalter brutal mit Vertreibung<br />

<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n been<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Dass die mittelalterliche<br />

Ju<strong>de</strong>ngeschichte letztlich<br />

ein „Tränental“ genannt wer<strong>de</strong>n muss,<br />

ist schwerlich <strong>de</strong>n Päpsten anzulasten.<br />

Im Kirchenstaat und in Rom sind Ju<strong>de</strong>n<br />

nie dauerhaft belästigt wor<strong>de</strong>n. Dem<br />

amerikanischen Judaisten Salomon<br />

Grayzel zufolge verhin<strong>de</strong>rten die ›Sicut<br />

Judaeis‹-Bullen (trotz juristischer<br />

Aushöhlung seit Innozenz III. bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Zwangstaufe) „manchen Gewaltausbruch<br />

und feindliche Gesetzgebung“<br />

22 . Der in Jerusalem dozieren<strong>de</strong><br />

Shlomo Simonsohn schreibt im Abschlussband<br />

seiner Edition von insgesamt<br />

1.100 Verlautbarungen <strong>de</strong>r mittelalterlichen<br />

Päpste gegenüber <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n:<br />

„Es ist wohl fair zu konstatieren,<br />

dass – hätte <strong>de</strong>r Apostolische Stuhl im<br />

Mittelalter seinen Weg nehmen können<br />

– die jüdische Präsenz in <strong>de</strong>n meisten<br />

westeuropäischen Län<strong>de</strong>rn überdauert<br />

hätte“ 23 . Dass dann die Ju<strong>de</strong>n im Kirchenstaat<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts keine<br />

gleichberechtigte Bürgerlichkeit erhielten,<br />

wur<strong>de</strong> zurückprojiziert und trug<br />

<strong>de</strong>n Päpsten das Odium ewiger Ju<strong>de</strong>nfeindschaft<br />

ein.<br />

Der Innozenz III. zugeschriebene<br />

Ausspruch von <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n <strong>als</strong> „‘von Gott<br />

verfluchte Sklaven’“ (41/2001, S. 170)<br />

kann nur <strong>als</strong> Verdrehung bezeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n: Die viel bere<strong>de</strong>te ‘Schuldknechtschaft’<br />

meinte nicht von Anfang<br />

an nur Negatives. Sie besagte zunächst,<br />

die Ju<strong>de</strong>n hätten mit <strong>de</strong>m Alten Testament<br />

<strong>de</strong>n Christen einen Dienst erwiesen.<br />

Im Mittelalter wur<strong>de</strong> diese ‘Schuldknechtschaft’<br />

– und das war durchaus<br />

bösartig – im Sinne einer teilweise bis<br />

ans Ruinöse gehen<strong>de</strong>n Finanzknechtschaft<br />

ge<strong>de</strong>utet. Dennoch; wer jüdischmittelalterliches<br />

Leben kenne, so fast<br />

brüsk <strong>de</strong>r amerikanische Judaist Yosef<br />

Yerushalmi über die Schuldknechtschaft,<br />

„sollte wissen, daß es sich nicht<br />

buchstäblich um <strong>de</strong>n Status <strong>de</strong>r Leibeigenschaft<br />

han<strong>de</strong>lte“; „keiner [<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n]<br />

war Sklave, im Prinzip hatten alle<br />

Bewegungsfreiheit“ 24 .<br />

Dennoch ist hier die Anklage von<br />

schwerster Schuld <strong>de</strong>r Christen gegen<br />

die Ju<strong>de</strong>n zu wie<strong>de</strong>rholen. Im spätmittelalterlichen<br />

Spanien erfolgte eine<br />

massenhafte Konversion von Ju<strong>de</strong>n<br />

zum Christentum, und zwar keineswegs<br />

immer gezwungen. <strong>Diese</strong> Conversos,<br />

wie sie hießen, führten Gutteils<br />

ihre jüdische Lebensweise weiter, so<br />

auch in Geldgeschäften. Das entfachte<br />

Feindschaft und brachte die Conversos<br />

in <strong>de</strong>n Verdacht, keine Christen son<strong>de</strong>rn<br />

Kryptoju<strong>de</strong>n zu sein. Um <strong>de</strong>m<br />

Vorwurf <strong>de</strong>r Nichtchristlichkeit zu entgehen,<br />

for<strong>de</strong>rten die Conversos eine<br />

Überprüfung. <strong>Diese</strong> wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r da-<br />

INFO 36 · 4/2007


m<strong>als</strong> in Spanien institutionalisierten<br />

(staatlichen) Inquisition durchgeführt,<br />

und zwar brutal mit einer Zahl von<br />

5000 Hinrichtungen. Gera<strong>de</strong> hier gilt<br />

<strong>de</strong>r Satz: Je<strong>de</strong>s Opfer ist zu viel. Gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>swegen ist nebulösen Aussagen<br />

entgegenzutreten, daß gemeinhin Ju<strong>de</strong>n<br />

„mit Billigung <strong>de</strong>r Kirche o<strong>de</strong>r gar<br />

auf ihren ausdrücklichen Befehl umgebracht<br />

wur<strong>de</strong>n“ (41/2001, S. 170).<br />

Gleichwohl bleibt die Frage, ob Gewalt<br />

nicht doch kennzeichnend für die<br />

ganze christlich-jüdische Geschichte,<br />

wegbereitend sogar für <strong>de</strong>n Holocaust?<br />

Yosef Yerushalmi kommentierte 1993<br />

bei einem Vortrag in München die antijüdische<br />

Gewalt <strong>de</strong>s Mittelalters mit<br />

<strong>de</strong>m zunächst erstaunlich klingen<strong>de</strong>n,<br />

aber grundsätzlich doch erhellen<strong>de</strong>n<br />

Satz: „ Aber Massenmord gab es im<br />

Mittelalter nicht. Kein mittelalterlicher<br />

König hatte ihn je verfügt, kein Papst je<br />

gutgeheißen. Ju<strong>de</strong>nmord war, wenn er<br />

vorkam, nie von ganz oben angeordnet<br />

wor<strong>de</strong>n“ 25 ; daß einen solchen Mord<br />

von oben die Nazis verordneten, war<br />

ein beispielloses Phänomen, <strong>als</strong>o nicht<br />

Fortsetzung mittelalterlicher Pogrome.<br />

Faktisch bietet <strong>de</strong>r SPIEGEL in seinem<br />

Heft ›Weltmacht Religion‹ vom<br />

Herbst 2006 Information von gestern<br />

und vorgestern, in <strong>de</strong>r sachlichen Aussage<br />

sogar vom 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Was<br />

für die inzwischen aufgearbeitete Hexen-Forschung<br />

<strong>als</strong> herrschen<strong>de</strong> Meinung<br />

<strong>de</strong>s aufklärerisch-antiklerikalen<br />

19. Jahrhun<strong>de</strong>rts festgestellt wor<strong>de</strong>n<br />

ist, nämlich – so in einer 2003 vorgelegten<br />

Untersuchung: „mehrere Millionen<br />

Opfer, mittelalterliches Phänomen<br />

und ausschließliche Schuld bei<br />

<strong>de</strong>r katholischen Kirche bzw. <strong>de</strong>r Inquisition“<br />

26 , gilt <strong>de</strong>m SPIEGEL zufolge<br />

<strong>als</strong> allgemein, ja, wird unbe<strong>de</strong>nklich<br />

ausgeweitet auf eine Kriminalgeschichte<br />

hin, die das Christentum insgesamt<br />

gewesen sei: „Millionen Unschuldiger<br />

wur<strong>de</strong>n im Namen Christi<br />

um ihr Leben gebracht (17/2000, S.<br />

112), zuvor „zwischen einer und zehn<br />

Millionen Menschen“ (23/1998, S.<br />

75). Wenn die Leugnung <strong>de</strong>s Holocaust<br />

heute straffällig macht – ist nicht<br />

auch das umgekehrte Vorgehen strafwürdig,<br />

die gegen alle wissenschaftlichen<br />

Befun<strong>de</strong> maßlose Übertreibung<br />

von <strong>de</strong>n tatsächlich Tausen<strong>de</strong>n Opfern<br />

zu <strong>de</strong>n fantasierten Millionen?<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Behringer, Wolfgang: Hexen. Glaube, Verfolgung,<br />

Vermarktung (Beck’sche Reihe 2082) – München<br />

1998, S. 76<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Decker, Rainer: Die Päpste und die Hexen. Aus <strong>de</strong>n<br />

geheimen Akten <strong>de</strong>r Inquisition, Darmstadt 2003,<br />

S. 115.<br />

Voltmer, Rita/Irsigler, Franz: Die europäischen Hexenverfolgungen<br />

<strong>de</strong>r Frühen Neuzeit – Vorurteile,<br />

Faktoren und Bilanzen, in: Beier-<strong>de</strong> Haan, Rosmarie<br />

u.a. (Hgg.): Hexenwahn. Ängste <strong>de</strong>r Neuzeit. Begleitband<br />

zur gleichnamigen Ausstellung <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Historischen Museums – Berlin 2002, S. 30–<br />

45, S. 33.<br />

Ei<strong>de</strong>n, Herbert: Vom Ketzer- zum Hexenprozess. Die<br />

Entwicklung geistlicher und weltlicher Rechtsvorstellungen<br />

bis zum 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt, in: Beier-<strong>de</strong><br />

Haan, Rosmarie u. a. (Hgg.): Hexenwahn. Ängste <strong>de</strong>r<br />

Neuzeit, Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Historischen Museums – Wolfratshausen<br />

2002, S. 48–59, S. 58.<br />

http://www.dhm.<strong>de</strong>/ausstellungen/hexenwahn/<br />

presse.htm (07.03.2007, 13:30 h); gleichfalls überprüft<br />

anhand <strong>de</strong>r Spiegel-<strong>Ausgabe</strong>n <strong>de</strong>s Jahres<br />

2002 und 2003.<br />

P. Levack, Brian: Hexenjagd. Die Geschichte <strong>de</strong>r Hexenverfolgungen<br />

in Europa (Beck’sche Reihe 1332),<br />

– München 1999, S. 96.<br />

7<br />

P. Levack, Brian. Hexenjagd. Die Geschichte <strong>de</strong>r Hexenverfolgungen<br />

in Europa (Beck’sche Reihe 1332),<br />

– München 1999, S. 95.<br />

8<br />

9<br />

10<br />

P. Levack, Brian: Hexenjagd. Die Geschichte <strong>de</strong>r Hexenverfolgungen<br />

in Europa (Beck’sche Reihe 1332),<br />

– München 1999, S. 90.<br />

Hanssler, Michael: Katharismus in Südfrankreich.<br />

Struktur <strong>de</strong>r Sekte und inquisitorische Verfolgung in<br />

<strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts (Berichte<br />

aus <strong>de</strong>r Geschichtswissenschaft) – Aachen 1997,<br />

S. 149–167.<br />

Schild, Wolfgang: Die Dimensionen <strong>de</strong>r Hexerei: Vorstellung<br />

– Begriff – Verbrechen – Phantasie. in: Lorenz,<br />

Sönke/Schmidt, Jürgen Michael (Hgg.): Wi<strong>de</strong>r<br />

alle Hexerei und Teufelswerk. Die europäische Hexenverfolgung<br />

und ihre Auswirkungen auf Südwest<strong>de</strong>utschland<br />

– Ostfil<strong>de</strong>rn 2004, S. 1–104, S. 73.<br />

11<br />

Sellert, Wolfgang/Spee von Langenfeld, Friedrich, in:<br />

Handwörterbuch zur <strong>de</strong>utschen Rechtsgeschichte 4<br />

(1990), Sp. 1745–1748, Sp. 1747.<br />

12<br />

Lorenz, Sönke: Benedikt Carpzov und die Hexenverfolgung.<br />

in: Jerouschek, Günter/Schild, Wolfgang/<br />

Gropp, Walter (Hgg.): Benedict Carpzov. Neue Perspektiven<br />

zu einem umstrittenen sächsischen Juristen<br />

(Rothenburger Gespräche zur Strafrechtsgeschichte<br />

2) – Tübingen 2000, S. 91–109, S. 105.<br />

13<br />

Beck, Hans-Georg: Actus Fi<strong>de</strong>i. Wege zum Autodafé<br />

(Bayerische Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften, Philosophisch-historische<br />

Klasse, Sitzungsberichte, Jg. 1987,<br />

Heft 3) – München. 1987, S. 55.<br />

14<br />

Henningsen, Gustav: The Database of the Spanish<br />

Inquisition. The ‘relaciones <strong>de</strong> causas’-project revisited,<br />

in: Heinz Mohnhaupt, Dieter Simon (Hgg.), Vorträge<br />

zur Justizforschung. Geschichte und Theorie 2<br />

(Rechtsprechung. Materialien und Studien 7) –<br />

Frankfurt a. M. 1993, S. 43–85, S. 58.<br />

15<br />

Te<strong>de</strong>schi, John/Monter, William: Toward a Statistical<br />

Profile of the Italian Inquisitions, Sixteenth to<br />

Eighteenth Centuries, in: John Te<strong>de</strong>schi, The Prosecution<br />

of Heresy. Collected Studies on the Inquisition<br />

in Early Mo<strong>de</strong>rn Italy (Medieval & Renaissance texts<br />

& studies 78) – New York. 1991, S. 89–126, S. 104.<br />

16<br />

Loetz, Francisca: Mit Gott han<strong>de</strong>ln. Von <strong>de</strong>n Zürcher<br />

Gotteslästerern <strong>de</strong>r Frühen Neuzeit zu einer Kulturgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Religiösen (Veröffentlichungen <strong>de</strong>s<br />

Max-Planck-Instituts für Geschichte 177) – Göttingen.<br />

2002, S. 113–261, S. 176, S. 181 (Statistik), S. 214<br />

(Statistik).<br />

17<br />

Clasen, Claus-Peter: Anabaptism. A Social History,<br />

1525–1618, Switzerland, Austria, Moravia, South<br />

and Central Germany, Ithaca, – London. 1972, S. 373<br />

18<br />

Monter, William: Les exécutes pour hérésie par arrêt<br />

du Parlement <strong>de</strong> Paris (1523–1560), in: Bulletin <strong>de</strong> la<br />

Sociéte <strong>de</strong> l’Histoire du Protestantisme Français 142<br />

(1996), S. 191–224, S. 217.<br />

19<br />

Monter, William: Judging the French Reformation,<br />

Heresy Tri<strong>als</strong> by Sixteenth-Century Parlements, Cambridge/Massachusetts<br />

– London. 1999, S. 44.<br />

20<br />

Stemberger, Günter: Ju<strong>de</strong>n. in: Reallexikon für Antike<br />

und Christentum 19 (2001), Sp. 160–228, Sp. 218.<br />

21<br />

Als ein Beispiel mag Papst Alexan<strong>de</strong>r III. (1159–<br />

1181) dienen: Schoeps, Julius H./Wallenborn, Hiltrud<br />

(Hgg.): Ju<strong>de</strong>n in Europa. Ihre Geschichte in Quellen,<br />

Bd. 1: Von <strong>de</strong>n Anfängen bis zum späten Mittelalter<br />

– Darmstadt. 2001, S. 114f., Nr. 48.<br />

22<br />

Grayzel, Solomon: Popes, Jews, and Inquisition from<br />

‘Sicut’ to ‘Turbato’. in: Katsh, Abraham I./Nemoy, Leon<br />

(Hgg.): Essays on the occasion of the seventieth anniversary<br />

of the Dropsie University (1909–1979) –<br />

Phila<strong>de</strong>lphia. 1979, S. 151–188, S. 155.<br />

23<br />

Simonsohn, Shlomo: The Apostolic See and the Jews.<br />

History (Studies and texts 109), Bd. 7 – Toronto. 1991,<br />

S. 467: „It is probably fair to state that if the Apostolic<br />

See had had its way in the Middle Ages, the Jewish<br />

presence in most West European countries would<br />

have continued.“<br />

24<br />

Yerushalmi, Yosef Hayim: Diener von Königen und<br />

nicht Diener von Dienern. Einige Aspekte <strong>de</strong>r politischen<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n – München. 1995, S. 29.<br />

25<br />

Yerushalmi, Yosef Hayim: Diener von Königen und<br />

nicht Diener von Dienern. Einige Aspekte <strong>de</strong>r politischen<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n, München 1995, S. 37f.<br />

26<br />

Freytag, Nils: Auf <strong>de</strong>m Scheiterhaufen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne.<br />

Hexengeschichtsschreibung im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt, in:<br />

Moeller, Katrin/Schmidt Burghart.<br />

Prof. Dr. Arnold Agenendt ist em. Professor<br />

für Kirchengeschichte <strong>de</strong>r Universität<br />

Münster.<br />

BEITRÄGE<br />

189<br />

INFO 36 · 4/2007


BEITRÄGE<br />

190<br />

Ethik ist kein Wahlfach!<br />

Neuer Erlass über <strong>de</strong>n Ethikunterricht be<strong>de</strong>utet<br />

keine Än<strong>de</strong>rung<br />

Nicht wenige Schülerinnen und<br />

Schüler sehen sich zu Beginn eines<br />

Schul- o<strong>de</strong>r Schulhalbjahres vor einer<br />

vermeintlich schwierigen Frage: Sie<br />

überlegen, entwe<strong>de</strong>r das Fach Religion<br />

o<strong>de</strong>r Ethik zu wählen. In <strong>de</strong>r Schulpraxis<br />

nämlich stehen nicht selten bei<strong>de</strong><br />

Fächer auf gleicher Stufe. Und so treffen<br />

die Schüler regelmäßig ihre Wahl je<br />

nach <strong>de</strong>m, welcher Lehrer das eine o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re Fach unterrichtet, welche Inhalte<br />

sie gera<strong>de</strong><br />

mehr interessieren,<br />

welche<br />

Mühen<br />

das Fach mit<br />

sich bringt, wie die zu erwarten<strong>de</strong> Note<br />

ausfallen könnte, ob es im Stun<strong>de</strong>nplan<br />

günstiger liegt und vieles weitere mehr.<br />

Mal fällt die Wahl zu Gunsten <strong>de</strong>s Faches<br />

Religion aus, mal zu Gunsten <strong>de</strong>s<br />

Faches Ethik, mal einfach zu Gunsten<br />

<strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Mitschüler. Die Schülerinnen<br />

und Schüler, nicht selten auch<br />

die Schulleitungen, übersehen dabei<br />

gerne, dass es zumin<strong>de</strong>st für Getaufte<br />

eine solche Wahlmöglichkeit überhaupt<br />

nicht gibt. Denn es ist rechtlich in<br />

Hessen klar geregelt, dass die Schülerinnen<br />

und Schüler in <strong>de</strong>r Regel an <strong>de</strong>m<br />

Religionsunterricht <strong>de</strong>s Bekenntnisses,<br />

<strong>de</strong>m sie angehören, teilnehmen. Die<br />

Konfession wird bei <strong>de</strong>r Aufnahme in<br />

die Schule festgestellt und entsprechend<br />

hat die Zuweisung zu erfolgen.<br />

Die Nichtteilnahme am Religionsunterricht<br />

bedarf einer schriftlichen Erklärung<br />

<strong>de</strong>r Eltern o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r religionsmündigen<br />

Schülerinnen und Schüler.<br />

Zur Teilnahme am Ethikunterricht sind<br />

hingegen nur die Schülerinnen und<br />

Schüler verpflichtet, die bis zur Vollendung<br />

<strong>de</strong>s 14. Lebensjahres auf Grund<br />

einer Entscheidung ihrer Eltern, danach<br />

aufgrund eigener Entscheidung<br />

von einem eingerichteten Religionsunterricht<br />

abgemel<strong>de</strong>t sind o<strong>de</strong>r sich nicht<br />

für die Teilnahme an einem eingerichteten<br />

Religionsunterricht entschei<strong>de</strong>n.<br />

Mit Inkrafttreten <strong>de</strong>s neuen<br />

Ethikerlasses im August (ABl. 8/07,<br />

S. 504) hat sich an diesen bekannten Regelungen<br />

nichts geän<strong>de</strong>rt. Eine Wahlmöglichkeit<br />

besteht nicht. Der Ethikunterricht<br />

ist nach wie vor keine in das<br />

Belieben <strong>de</strong>r<br />

Schüler o<strong>de</strong>r<br />

Schulleitungen<br />

gestellte<br />

alternative<br />

Unterrichtsform zum Religionsunterricht.<br />

So sieht es auch bereits schon § 8<br />

<strong>de</strong>s hessischen Schulgesetztes. Danach<br />

sind nur solche Schülerinnen und<br />

Schüler, die am Religionsunterricht<br />

nicht teilnehmen, verpflichtet, an einem<br />

Ethikunterricht teilzunehmen. In<br />

diesem Unterricht soll ihnen das Verständnis<br />

für Wertvorstellungen und<br />

ethische Grundsätze und <strong>de</strong>r Zugang zu<br />

ethischen, philosophischen und religionskundlichen<br />

Fragen vermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der neue Ethikerlass bringt dies<br />

ebenfalls noch einmal klar zum Ausdruck.<br />

Er stellt heraus, dass Ethik verpflichtend<br />

ist, wenn keine Pflicht zum<br />

» Schülerinnen und Schüler nehmen in <strong>de</strong>r<br />

Regel an <strong>de</strong>m Religionsunterricht ihres<br />

Bekenntnisses teil.<br />

Besuch <strong>de</strong>s<br />

Religionsunterrichts<br />

besteht.<br />

Wenn<br />

ein Schüler<br />

über <strong>de</strong>n Religionsunterricht hinaus<br />

am Ethikunterricht teilnehmen möchte<br />

und dies schulorganisatorisch möglich<br />

ist, dann kann er dies tun. Dann<br />

aber ist <strong>de</strong>r Ethikunterricht für ihn lediglich<br />

eine freiwillige Unterrichtsveranstaltung.<br />

Walter Fischedick<br />

Das Fach Ethik kann <strong>als</strong>o nicht<br />

losgelöst von <strong>de</strong>r Erteilung <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />

gesehen wer<strong>de</strong>n. Überall<br />

dort, wo Religion erteilt wird, ist<br />

Ethik ein verpflichten<strong>de</strong>s Ersatzfach.<br />

Hierbei gilt nach wie vor, dass <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />

einzurichten ist, wenn<br />

min<strong>de</strong>stens acht Schülerinnen und<br />

Schüler teilnehmen und zu einer pädagogisch<br />

und schulorganisatorisch vertretbaren<br />

Lerngruppe zusammengefasst<br />

wer<strong>de</strong>n können, wobei gegebenenfalls<br />

<strong>de</strong>r Unterricht auch jahrgangsund<br />

schulübergreifend erteilt wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Soweit dies zur Bildung von<br />

Lerngruppen schulorganisatorisch notwendig<br />

und verkehrsmäßig möglich<br />

ist, können auch Schülerinnen und<br />

Schüler mehrerer benachbarter Schulen<br />

zusammengefasst wer<strong>de</strong>n. Grundsätzlich<br />

sind bei <strong>de</strong>r Bildung von Lerngruppen<br />

die jeweils gelten<strong>de</strong>n Richtlinien<br />

für die Festlegung <strong>de</strong>r Anzahl und<br />

Größe <strong>de</strong>r Klassen einer Schulform zu<br />

beachten. Nur dort <strong>als</strong>o, wo es auch Religionsunterricht<br />

gibt, ist zugleich auch<br />

<strong>de</strong>r Ethikunterricht verpflichtend. Als<br />

Ersatzfach ist Ethik dann or<strong>de</strong>ntliches<br />

Lehrfach. Der neue Erlass sieht <strong>als</strong>o<br />

keineswegs die verpflichten<strong>de</strong> Einführung<br />

<strong>de</strong>s Faches Ethik für alle Schülerinnen<br />

und Schüler vor. Die Berechtigung<br />

<strong>de</strong>s Faches<br />

Ethik erwächst<br />

nicht<br />

aus <strong>de</strong>n allgemeinen<br />

staatlichen<br />

Erziehungszielen, son<strong>de</strong>rn ist in<br />

Hessen ausschließlich Korrelat zum<br />

Religionsunterricht. Dass es begrüßenswert<br />

ist, wenn ethische Grundlagen<br />

möglichst viele Schülerinnen und<br />

Schüler auch außerhalb <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />

erhalten, wi<strong>de</strong>rspricht die-<br />

» Nur dort, wo es auch Religionsunterricht<br />

gibt, ist zugleich auch <strong>de</strong>r Ethikunterricht<br />

verpflichtend.<br />

INFO 36 · 4/2007


ser Regelung nicht. Wird Religionsunterricht<br />

erteilt, dann sind die Schulleitungen<br />

verpflichtet, auch für die übrigen<br />

Schülerinnen und Schüler, die daran<br />

nicht teilnehmen, das Ersatzfach zu<br />

gewährleisten. Wichtig ist, dass dieses<br />

Verhältnis nicht umgekehrt wird! Lediglich<br />

in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn, die vor<br />

Verabschiedung <strong>de</strong>s Grundgesetzes eine<br />

an<strong>de</strong>re Regelung hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />

Religionsunterrichts hatten, ist eine<br />

Ausnahme zulässig.<br />

Der neue Erlass bringt darüber hinaus<br />

klar zum Ausdruck, wer das Fach<br />

Ethik unterrichten soll. Nicht selten<br />

sind es ja ausgerechnet<br />

Religionslehrer<br />

und -lehrerinnen,<br />

die für diesen Unterricht eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies liegt nahe, verfügen<br />

sie doch über die notwendige<br />

Kompetenz und manchmal über <strong>de</strong>n<br />

Wunsch, zumin<strong>de</strong>st über dieses Fach<br />

bestimmte Inhalte, die teilweise auch<br />

Grundlagen für das Fach Religion sind,<br />

zu vermitteln. Wer aber darin eine<br />

Möglichkeit sieht, Schwierigkeiten mit<br />

<strong>de</strong>m Fach Religion auszuweichen, z.B.<br />

wegen eigener Glaubenszweifel, sollte<br />

die Hilfsangebote <strong>de</strong>s Bistums annehmen<br />

o<strong>de</strong>r prüfen, ob notfalls die Abgabe<br />

<strong>de</strong>r Missio nicht <strong>de</strong>r ehrlichere Weg<br />

wäre. Konflikte sind auch dann zu befürchten,<br />

wenn Schülerinnen und<br />

» Kein Lehrer kann gezwungen wer<strong>de</strong>n, gegen<br />

seinen Willen Religion zu unterrichten.<br />

Schüler sich vom Religionsunterricht<br />

befreit haben und ihren Religionslehrer<br />

nun unter einer an<strong>de</strong>ren Titulatur wie<strong>de</strong>r<br />

treffen. Die Schülerinnen und Schüler je<strong>de</strong>nfalls<br />

sollten in ihrer Entscheidung<br />

ernst genommen wer<strong>de</strong>n und das Fach<br />

ehrlich unterrichtet wer<strong>de</strong>n. Manch an<strong>de</strong>re<br />

Lehrkräfte hingegen scheuen <strong>de</strong>n<br />

Ethikunterricht, weil sie Religion gerne<br />

unterrichten und ihre Kompetenz in jenem<br />

Fach weitergeben möchten, für welches<br />

sie ausgebil<strong>de</strong>t und letztlich auch<br />

von ihrer Kirche beauftragt wur<strong>de</strong>n.<br />

Kein Lehrer kann gezwungen wer<strong>de</strong>n,<br />

gegen seinen Willen Religion zu unterrichten,<br />

zugleich<br />

heißt es<br />

aber auch in<br />

Art. 58 <strong>de</strong>r<br />

Hessischen Verfassung, dass Religionslehrkräfte<br />

nicht an <strong>de</strong>r Erteilung <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />

gehin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

Dass mancher Religionslehrer mehr<br />

Ethikunterricht <strong>als</strong> Religionsunterricht<br />

erteilt, ist mit diesem Grundsatz nur<br />

schwer vereinbar. Der neue Erlass sieht<br />

daher vor, dass Ethik nur unterrichten<br />

kann, wer die Lehrbefähigung für dieses<br />

Unterrichtsfach besitzt. Ethik kann aber<br />

darüber hinaus auch unterrichten, wer<br />

die Lehrbefähigung für das Fach Philosophie<br />

besitzt und Studienanteile im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Ethik, <strong>de</strong>r Religionsphilosophie<br />

und <strong>de</strong>r Sozialwissenschaften nachweisen<br />

kann o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st eine Unterrichtserlaubnis<br />

für das Unterrichtsfach<br />

Ethik gemäß § 62 Abs. 1 <strong>de</strong>s Hessischen<br />

Lehrerbildungsgesetzes vom 29. November<br />

2004 besitzt. Und daneben gilt<br />

lei<strong>de</strong>r immer noch die sehr weite Regelung,<br />

dass ein Schulleiter Lehrkräfte, die<br />

eine Lehrbefähigung besitzen, aufgrund<br />

ihrer Eignung bis zum Erwerb <strong>de</strong>r Fakultas<br />

Ethik eine vorläufige Unterrichtserlaubnis<br />

erteilen kann.<br />

Das Fach Religion ist vielen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

ausgesetzt. Der Ethikunterricht<br />

ist eine davon. Durch die For<strong>de</strong>rungen<br />

nach einem islamischen Religionsunterricht<br />

gerät es darüber hinaus<br />

in die Diskussion. Trotz aller rechtsdogmatischen<br />

Erwägungen ist aber gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Religionsunterricht ein spannen<strong>de</strong>s<br />

Feld, weil Fragen <strong>de</strong>s Rechts und <strong>de</strong>r<br />

daraus resultieren<strong>de</strong>n Wahlmöglichkeiten<br />

zuletzt in einer Gewissensfrage<br />

mün<strong>de</strong>n, die Schüler und Lehrer sich<br />

selbst beantworten müssen und bei <strong>de</strong>r<br />

es dann keine Wahl mehr gibt.<br />

Dr. Walter Fischedick ist Justiziar<br />

im Kommissariat <strong>de</strong>r Katholischen<br />

Bischöfe im Lan<strong>de</strong> Hessen, <strong>de</strong>r offiziellen<br />

Verbindungsstelle <strong>de</strong>r Hessischen<br />

Diözesen mit <strong>de</strong>r Hessischen<br />

Lan<strong>de</strong>sregierung und <strong>de</strong>n Institutionen<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Hessen.<br />

BEITRÄGE<br />

191<br />

Anzeige<br />

INFO 36 · 4/2007


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

192<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Einleitung<br />

Rehabilitierung <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke<br />

René Girards anthropologische Apologie<br />

<strong>de</strong>r jüdisch-christlichen Tradition<br />

Der biblische Monotheismus steht<br />

unter <strong>de</strong>m schwerwiegen<strong>de</strong>n Verdacht,<br />

aus seinem ureigenen Kern heraus Gewalt<br />

zu produzieren. Bekanntheit hat die<br />

Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ägyptologen Jan Assmann von<br />

<strong>de</strong>r „mosaischen Unterscheidung“ erlangt:<br />

Mit <strong>de</strong>r biblischen Gestalt <strong>de</strong>s Mose<br />

verbin<strong>de</strong> sich die Unterscheidung zwischen<br />

<strong>de</strong>r eigenen, einzig wahren Offenbarungsreligion<br />

auf <strong>de</strong>r einen Seite und<br />

<strong>de</strong>n f<strong>als</strong>chen Naturreligionen und ihren<br />

Götzen auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. <strong>Diese</strong>r intolerante<br />

biblische Monotheismus habe<br />

zu grauenvollen Gewaltexzessen geführt,<br />

die im Namen <strong>de</strong>s einen und wahren Gottes<br />

begangen wur<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n. 1<br />

Eine gegenteilige Überzeugung vertritt<br />

<strong>de</strong>r Literaturwissenschaftler und<br />

Kulturanthropologe René Girard (geb.<br />

1923): Die Wahrheit <strong>de</strong>s jüdisch-christlichen<br />

Monotheismus bestehe gera<strong>de</strong><br />

darin, die zuvor verborgenen Gewaltmechanismen<br />

polytheistischer Religionen<br />

und ihrer Mythen aufge<strong>de</strong>ckt zu<br />

haben. Die folgen<strong>de</strong> knappe Einführung<br />

in diese anthropologisch argumentieren<strong>de</strong><br />

Religionstheorie erfolgt in<br />

didaktischer Absicht.<br />

Mimesis –<br />

das anthropologische Fundament<br />

In seinen weit ausgreifen<strong>de</strong>n literatur-<br />

und kulturwissenschaftlichen Untersuchungen<br />

stößt Girard immer wie<strong>de</strong>r<br />

auf das Phänomen <strong>de</strong>r Nachahmung<br />

o<strong>de</strong>r Mimensis. Er ist fest davon<br />

überzeugt, ein evi<strong>de</strong>ntes anthropologisches<br />

Faktum i<strong>de</strong>ntifiziert zu haben,<br />

mit <strong>de</strong>m sich die vielfältigen menschlichen<br />

Konflikte analysieren lassen.<br />

Im Prozess <strong>de</strong>r Hominisation bestimmen<br />

nicht länger die Instinkte, son<strong>de</strong>rn<br />

das mimetische Begehren das<br />

menschliche Han<strong>de</strong>ln. „Sind die Grundbedürfnisse<br />

einmal befriedigt, begehren<br />

die Menschen intensiv, aber sie<br />

wissen nicht genau was, weil kein Instinkt<br />

sie leitet“ (31) 2 Der einzelne<br />

Mensch in<strong>de</strong>s verfügt über kein eigenständiges<br />

Begehren und orientiert sich<br />

<strong>de</strong>shalb am Begehren An<strong>de</strong>rer – ein im<br />

Ganzen höchst ambivalenter Prozess 3 :<br />

Nachgeahmt wer<strong>de</strong>n kann das Begehren<br />

<strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren <strong>als</strong> positives Vorbild<br />

(wenn etwa ein Schüler Bestimmtes<br />

von seinem Lehrer übernimmt); die<br />

Imitation <strong>de</strong>s Begehrens kann aus <strong>de</strong>m<br />

An<strong>de</strong>ren aber auch einen feindlichen<br />

Rivalen machen. Der konfliktuellen<br />

Form <strong>de</strong>r Mimesis gilt Girards beson<strong>de</strong>res<br />

Interesse, weil er in ihr „die<br />

Hauptquelle zwischenmenschlicher<br />

Gewalt“ (26) erkennt.<br />

Ein alltägliches Beispiel kann veranschaulichen,<br />

wie sich mimetische<br />

Konflikte aufschaukeln können.<br />

Im Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

Kain und Abel kommen in ein Zimmer<br />

voller Spielsachen. Abel nimmt<br />

sich ein rotes Auto und beginnt damit<br />

zu spielen. Da greift Kain, obwohl sich<br />

genug Spielzeugautos im Raum befin<strong>de</strong>n,<br />

nach <strong>de</strong>m roten Auto. Abel bemerkt<br />

sofort, dass <strong>de</strong>r Kamerad es auf<br />

sein Auto abgesehen hat und beschließt,<br />

es ihm gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb nicht zu<br />

überlassen. Kain ist das nicht entgangen,<br />

er ärgert sich über Abel, <strong>de</strong>r ihm<br />

partout das Auto, mit <strong>de</strong>m er so gerne<br />

spielen wür<strong>de</strong>, nicht gibt. Darauf reagiert<br />

Abel: „Nein, ich gebe Dir dieses<br />

Auto auf gar keinen Fall!“ Ein Wort<br />

Thomas Menges<br />

gibt das nächste, bei<strong>de</strong> sind wütend<br />

aufeinan<strong>de</strong>r. Der eine stößt <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

weg, eine wil<strong>de</strong> Keilerei droht; um<br />

das Auto geht es dabei schon längst<br />

nicht mehr. Die Kin<strong>de</strong>rgärtnerin stürzt<br />

herein, um die Streithähne zu trennen,<br />

die, plötzlich ganz einig, unisono<br />

schimpfen: „Du bist schuld; warum<br />

gibt es in diesem blö<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

nur ein rotes Auto!“ 4<br />

Bevor wir diese Szene mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />

mimetischen Theorie interpretieren,<br />

halten wir fest, dass sich nach Girards<br />

Auffassung das kindliche Begehren in<br />

nichts von <strong>de</strong>m Erwachsener unterschei<strong>de</strong>t.<br />

Wir sind Zeugen einer ganz<br />

alltäglichen Situation. Zwei Jungs betreten<br />

einen Raum mit Spielsachen (Sequenz<br />

1). Abel, <strong>de</strong>r sein Begehren auf<br />

das rote Auto richtet (Sequenz 2), wird<br />

Kain zum Vorbild eigenen Begehrens:<br />

Er begehrt das Objekt, weil Abel es begehrt<br />

(Sequenz 3). Durch sein mimetisches<br />

Begehren wertet Kain das rote<br />

Auto auf. Abel gibt das rote Auto nicht<br />

ab, son<strong>de</strong>rn verstärkt sein Begehren,<br />

womit er seinerseits Kains Begehren<br />

imitiert. Die Folge: Kain und Abel wer<strong>de</strong>n<br />

mimetische Rivalen (Sequenz 4).<br />

Der Konflikt eskaliert durch <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand<br />

<strong>de</strong>s reziprok begehren<strong>de</strong>n Rivalen<br />

(Sequenz 5) und mün<strong>de</strong>t in einer<br />

mimetischen Krise. In einer solchen<br />

Krisensituation tritt das Objekt <strong>de</strong>r Begier<strong>de</strong><br />

zunehmend in <strong>de</strong>n Hintergrund;<br />

Kain und Abel begegnen sich nicht länger<br />

<strong>als</strong> Individuen, son<strong>de</strong>rn <strong>als</strong> feindliche<br />

Zwillinge (Sequenz 6). Durch die<br />

hereinstürzen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>rgärtnerin bekommt<br />

die von Gewalt imprägnierte<br />

Krise ihre charakteristische Wen<strong>de</strong>: Eine<br />

unschuldige Person wird – ohne<br />

dass es <strong>de</strong>n Rivalen bewusst wird – <strong>als</strong><br />

INFO 36 · 4/2007


Konfliktursache ausgemacht; sie wird<br />

zum Sün<strong>de</strong>nbock, auf <strong>de</strong>n in plötzlicher<br />

Einmütigkeit die aufgestaute Aggression<br />

abgela<strong>de</strong>n wird (Sequenz 7).<br />

In die Konstitution <strong>de</strong>s Lebewesens<br />

Mensch ist die Mimesis eingeschrieben.<br />

Ist dies erst einmal erkannt, kann das mimetische<br />

Begehren <strong>als</strong> Schlüssel zur<br />

Analyse nicht nur zwischenmenschlicher,<br />

son<strong>de</strong>rn auch gesellschaftlicher Prozesse<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n. Die durch mimetische<br />

Rivalitäten verursachte Gewalt<br />

kann sich nämlich wie eine Epi<strong>de</strong>mie<br />

ausbreiten, dabei jedwe<strong>de</strong> soziale Differenzierungen<br />

wegspülen und auf diese<br />

Weise zumin<strong>de</strong>st archaische Gesellschaften<br />

ins völlige Chaos stürzen.<br />

Eine immer wie<strong>de</strong>r geäußerte<br />

Grundsatzkritik liegt auf <strong>de</strong>r Hand:<br />

Kann Mimesis <strong>als</strong> Imitation <strong>de</strong>s Begehrens<br />

An<strong>de</strong>rer <strong>als</strong> das anthropologische<br />

Grunddatum schlechthin und <strong>als</strong><br />

<strong>de</strong>r Erklärungsschlüssel für die vielfältigen<br />

Formen menschlicher Gewalt<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n? Ist das Lebewesen<br />

Mensch – wenigstens in manchen Fällen<br />

– nicht doch imstan<strong>de</strong>, seinem Begehren<br />

eine reflektierte und – mit Kant<br />

gesprochen – am Sittengesetz orientierte<br />

Richtung zu geben?<br />

<strong>Diese</strong> Fragen im Hinterkopf lassen<br />

wir uns auf eine Theorie ein, die neue<br />

und überraschen<strong>de</strong> Schlaglichter auf<br />

mythologische und biblische Texte wirft.<br />

Mimetischer Zyklus –<br />

die anthropogenen Götter <strong>de</strong>r Mythen<br />

Herlin<strong>de</strong> Koelbl hat die rituelle<br />

Schlachtung von Lämmern auf Sardinien<br />

zu Ostern in einem großformatigen<br />

Fotozyklus festgehalten. Unser Foto<br />

zeigt ein soeben zusammengebrochenes<br />

Lamm, aus <strong>de</strong>ssen tödlicher<br />

H<strong>als</strong>wun<strong>de</strong> sich ein tiefroter Blutstrom<br />

ergießt; ungläubig blickt es <strong>de</strong>n irritierten<br />

Betrachter an.<br />

Das Bild verweist auf einen breiten<br />

Strom biblischer Überlieferung: auf<br />

Abel, <strong>de</strong>r seinem Gott <strong>de</strong>n Erstling seiner<br />

Her<strong>de</strong> opfert (Gen 4,4); auf Abraham,<br />

<strong>de</strong>r auf Geheiß Gottes nicht seinen<br />

Sohn Isaak, son<strong>de</strong>rn einen Wid<strong>de</strong>r<br />

opfert (Gen 22,13); auf die Schlachtung<br />

<strong>de</strong>r Lämmer beim Exodus (Ex<br />

12); auf <strong>de</strong>n Gottesknecht, <strong>de</strong>r wie ein<br />

Lamm zum Schlachten geführt wird<br />

(Jes 53,7); auf Jesus Christus, das<br />

Lamm Gottes (Joh 1,29).<br />

Der fotografierte Opferritus verweist<br />

auf <strong>de</strong>n Zusammenhang von Gewalt<br />

und Religion; genauer: auf das getötete<br />

Lamm, das an die Stelle <strong>de</strong>s Menschenopfers<br />

tritt. Mit dieser Überlegung<br />

nähern wir uns <strong>de</strong>m Kern <strong>de</strong>r anthropologischen<br />

Religionstheorie Girards.<br />

Zunächst ist es wichtig, sich <strong>de</strong>ssen<br />

Erkenntnisinteresse bewusst zu machen.<br />

Girard geht es we<strong>de</strong>r um eine<br />

Phänomenologie noch um eine Theologie<br />

<strong>de</strong>s Opfers, vielmehr fragt er nach<br />

<strong>de</strong>r sozialen Funktion <strong>de</strong>s Opfers und<br />

<strong>de</strong>r korrespondieren<strong>de</strong>n Opferriten.<br />

Die Antwort fin<strong>de</strong>t er durch die Analyse<br />

unterschiedlicher Mythen.<br />

Was aber sind Mythen – reine Phantasiegebil<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r phantasievoll ausgestaltete<br />

Erinnerung an Geschehenes?<br />

Die in Mythen geschil<strong>de</strong>rten Gewalttaten,<br />

so Girards Überzeugung, sind alles<br />

an<strong>de</strong>re <strong>als</strong> harmlose Geschichten, spiegeln<br />

sie doch, wenn auch verzerrt, reale<br />

Ereignisse wi<strong>de</strong>r. In seinem Hauptwerk<br />

„Das Heilige und die Gewalt“ aus<br />

<strong>de</strong>m Jahre 1972 formuliert er erstm<strong>als</strong><br />

seine bis heute umstrittene Hypothese,<br />

dass am Ursprung <strong>de</strong>s Mythos ein<br />

wirklicher, aber „getarnter Gründungslynchmord“<br />

stehe.<br />

Die Ursache <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Mythen erzählten<br />

Gewalt erkennt Girard in <strong>de</strong>n in<br />

allen Kulturen vorkommen<strong>de</strong>n mimetischen<br />

Rivalitäten. <strong>Diese</strong> können in archaischen<br />

Gesellschaften <strong>de</strong>rart überhand<br />

nehmen, dass sie in einen bestimmten<br />

Verlauf nehmen, <strong>de</strong>n Girard<br />

<strong>als</strong> „mimetischen Zyklus“ bezeichnet.<br />

Schema 1:<br />

Mimetischer Zyklus<br />

(a) Entdifferenzierungskrise: Alle gegen<br />

alle<br />

(b) Kollektivgewalt: Alle gegen einen<br />

(c) Mythische Divinisierung<br />

Die erste Stufe wur<strong>de</strong> am Beispiel<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rgartenszene dargestellt. Die<br />

mimetischen Rivalitäten führen auf<br />

<strong>de</strong>m Höhepunkt <strong>de</strong>r Krise zur Auflösung<br />

sozialer Ordnung und mün<strong>de</strong>n in<br />

einem chaotischen Kampf Aller gegen<br />

Alle; die ungestille Aggressivität sucht<br />

nach einem Ventil. Die Überwindung<br />

dieser Entdifferenzierungskrise wird<br />

von <strong>de</strong>n Beteiligten nicht bewusst herbeigeführt,<br />

son<strong>de</strong>rn vollzieht sich<br />

gleichsam mechanisch. Der durch die<br />

Analyse mythologischer Texte geschulte<br />

Anthropologe hingegen vermag<br />

zwei eng miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ne Momente<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />

Auf <strong>de</strong>r zweiten Stufe schlägt das<br />

Alle gegen Alle in ein Alle gegen Einen<br />

um: Der anstecken<strong>de</strong> „mimetische Furor“<br />

einigt die aufgebrachte Menge, in<strong>de</strong>m<br />

sie sich spontan gegen <strong>de</strong>n (vermeintlichen)<br />

Verursacher <strong>de</strong>r Krise<br />

richtet. An ihm entlädt sich die aufgestaute<br />

kollektive Gewalt. Die Aggressionsabfuhr<br />

bewirkt eine abrupte Beruhigung<br />

<strong>de</strong>r Menge.<br />

<strong>Diese</strong>r Umschlag gewinnt nun auf<br />

<strong>de</strong>r dritten Stufe seine spezifisch religiöse<br />

Gestalt: Es ist <strong>de</strong>r Getötete selbst,<br />

<strong>de</strong>r zuvor noch <strong>als</strong> schuldig Verdammte,<br />

<strong>de</strong>r jetzt lebt und die Versöhnung <strong>de</strong>r<br />

Menschenmenge bewirkt haben muss.<br />

Solchermaßen wird das Opfer kollektiver<br />

Gewalt zum Gott erhoben. Der Tod<br />

eines Opfers und die Geburt eines Gottes<br />

hängen <strong>als</strong>o unmittelbar zusammen.<br />

Schema 2:<br />

2. Stufe<br />

Projektion 1<br />

➛ VERDAMMTES OPFER<br />

VERFOLGER<br />

3. Stufe<br />

➛<br />

Projektion 2<br />

VERGÖTTLICHTES OPFER<br />

Halten wird fest: Der mimetische<br />

Zyklus produziert die archaischen Götter.<br />

Der Gründungsmord wird in Opferriten,<br />

mit <strong>de</strong>nen stets Verbote verbun<strong>de</strong>n<br />

sind, wie<strong>de</strong>rholt. Opferriten haben<br />

<strong>de</strong>mnach die Funktion, die sozi<strong>als</strong>chädliche<br />

Gewalt auf ein sozialverträgliches<br />

Maß zu reduzieren. – Wird die Gewalt<br />

jedoch übermächtig, bieten die Riten<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

193<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

INFO 36 · 4/2007


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

194<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

nicht länger Halt. Das hat zur Folge,<br />

dass <strong>de</strong>r mimetische Zyklus mitsamt<br />

<strong>de</strong>r Geburt neuer Götter erneut abläuft.<br />

Die immense Be<strong>de</strong>utung von Opferriten<br />

besteht <strong>als</strong>o darin, dass sie<br />

durch die Einhegung mimetisch verursachter<br />

Gewalt Kultur überhaupt erst<br />

entstehen lassen. Es sind nach Überzeugung<br />

von Girard religiöse Riten,<br />

aus <strong>de</strong>nen sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit gesellschaftliche<br />

Institutionen entwickeln.<br />

Verfolgungstexte<br />

(1) Girard hat eine Textgattung ent<strong>de</strong>ckt,<br />

die er <strong>als</strong> Verfolgungstexte 6 bezeichnet.<br />

Die Gattungsmerkmale lassen<br />

sich gut an einem historischen Beispiel<br />

erkennen.<br />

Hexenprozesse im Oberen Erzstift<br />

Mainz (Jahresberichte <strong>de</strong>s Jesuitenkollegs<br />

Aschaffenburg 1612)<br />

Die schrecklichen Scharen <strong>de</strong>r Hexen<br />

erfüllen hier alles mit Furcht. Sie<br />

drohen nicht allein, son<strong>de</strong>rn verursachen<br />

auch in <strong>de</strong>r Tat meistens Unfruchtbarkeit<br />

für die Äcker. Um ihre<br />

ver<strong>de</strong>rbliche Zauberei abzuwen<strong>de</strong>n,<br />

hat <strong>de</strong>r Erzbischof [von Mainz] neulich<br />

ein dreitägiges Fasten und eine feierliche<br />

Prozession verordnet, bei welcher<br />

er selbst das Allerheiligste trug. Einige<br />

dieser Hexen wur<strong>de</strong>n zum Scheiterhaufen<br />

verurteilt. Die Unsrigen erhielten<br />

<strong>de</strong>n Auftrag, sie zu trösten. Anfangs<br />

versuchten sich die Hexen hartnäckig<br />

zu entschuldigen, aber durch die Beharrlichkeit<br />

und die Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Unsrigen<br />

wur<strong>de</strong>n sie besiegt und ergaben<br />

sich schließlich darein, ihre Strafe mit<br />

Gleichmut zu tragen. 7<br />

<strong>Diese</strong>s Dokument charakterisiert<br />

eine Kombination wahrscheinlicher<br />

und unwahrscheinlicher Merkmale.<br />

Die Unwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r vorgebrachten<br />

Anklagen offenbart ein psychosoziales,<br />

zwischen realer Not und<br />

gesellschaftlichem Zerfall changieren<strong>de</strong>s<br />

Umfeld – eine Entdifferenzierungskrise<br />

–, was die Tatsache von Verfolgungen<br />

glaubhaft macht. Die Opfer<br />

können, aber müssen sich nicht durch<br />

beson<strong>de</strong>re Merkmale auszeichnen. Hexen<br />

wur<strong>de</strong>n bekanntlich außeror<strong>de</strong>ntliche<br />

Fähigkeiten zugeschrieben. Außer<strong>de</strong>m<br />

ist dieser Text aus <strong>de</strong>r Perspektive<br />

<strong>de</strong>r Verfolger verfasst, die, von <strong>de</strong>r<br />

Richtigkeit ihres Han<strong>de</strong>lns überzeugt,<br />

ein gutes Gewissen haben. Sie erkennen<br />

<strong>de</strong>shalb nicht, dass sie Menschen,<br />

die an <strong>de</strong>r Krise völlig unschuldig sind,<br />

ganz zu Unrecht Gewalt antun und sie<br />

zu Sün<strong>de</strong>nböcken machen.<br />

Halten wir fest: In einem Verfolgungstext<br />

begegnet <strong>de</strong>m aufgeklärten<br />

Leser <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nbock <strong>als</strong> das <strong>de</strong>n Text<br />

strukturieren<strong>de</strong> Prinzip.<br />

Schema 3:<br />

Stereotype kollektiver Verfolgung in<br />

Verfolgungstexten<br />

(a Entdifferenzierungskrise<br />

(b) Unwahrscheinliche Anschuldigung<br />

(c) Opferzeichen<br />

(d) Kollektivgewalt<br />

Die angeführten Merkmale treffen<br />

allesamt auf mythologische Texte zu, die<br />

<strong>de</strong>shalb ebenfalls <strong>als</strong> Verfolgungstexte<br />

zu entschlüsseln sind. Der gravieren<strong>de</strong><br />

Unterschied zwischen historischen und<br />

mythologischen Verfolgungstexten besteht<br />

jedoch darin, dass nur bei letzteren<br />

die Sün<strong>de</strong>nböcke vergöttlicht wer<strong>de</strong>n. 8<br />

Warum aber fällt in historischen Verfolgungstexten<br />

die Vergöttlichung <strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbocks<br />

aus? Der ausschlaggeben<strong>de</strong>n<br />

Grund liegt in <strong>de</strong>r biblischen Rehabilitierung<br />

<strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbocks.<br />

Girard liest die Bibel mit <strong>de</strong>m Blick<br />

<strong>de</strong>s Anthropologen, <strong>de</strong>m die strukturelle<br />

Verwandtschaft von mythologischen<br />

und biblischen Texten gera<strong>de</strong>zu ins Auge<br />

springt. Dies hält ihn aber nicht davon<br />

ab, <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Unterschied,<br />

nämlich die gegensätzliche Bewertung<br />

kollektiver Gewalt, umso<br />

kräftiger zu markieren:<br />

– Mythologische Texte sind aus <strong>de</strong>r<br />

Perspektive <strong>de</strong>r Verfolger verfasst,<br />

<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nbock ist ihr strukturieren<strong>de</strong>s<br />

Prinzip.<br />

– Biblische Texte hingegen nehmen<br />

die Perspektive <strong>de</strong>s unschuldigen<br />

Opfers ein, sie machen <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>nbock<br />

zum Thema.<br />

<strong>Diese</strong> Einsicht kann exemplarisch<br />

an <strong>de</strong>n Gestalten Ödipus und Josef<br />

durchgespielt wer<strong>de</strong>n: Während <strong>de</strong>r<br />

Mythos Ödipus die Schuld an <strong>de</strong>r Pest<br />

gibt und seine Vertreibung rechtfertigt 9 ,<br />

verteidigt die Joseferzählung ihren<br />

Protagonisten gegen ungerechtfertigte<br />

Anklagen (Gen 37-50). – Als ein weiteres<br />

Beispiel aus <strong>de</strong>m AT sei das Lied<br />

vom Gottesknecht (Jes 53) angeführt:<br />

Der von Gott gesandte Prophet, <strong>de</strong>r<br />

kollektiver Gewalt zum Opfer fällt,<br />

wird ins Recht gesetzt und sein Tod <strong>de</strong>n<br />

Tätern angelastet. – Auf <strong>de</strong>r gleichen<br />

gedanklichen Linie hat Girard eine ausführliche<br />

Interpretation <strong>de</strong>s Buches<br />

Ijob vorgelegt. 10<br />

Biblische Aufklärung über Gewalt<br />

In <strong>de</strong>n Evangelien, insbeson<strong>de</strong>re in<br />

<strong>de</strong>r Passion Jesu, fin<strong>de</strong>t die Entlarvung<br />

kollektiver Gewalt ihren Höhepunkt.<br />

Girard belegt dies an zwei von ihm <strong>als</strong><br />

Schlüsselworte apostrophierten Stellen<br />

<strong>de</strong>r Passionsgeschichte:<br />

– Der Hohepriester Kaiaphas weiß<br />

um die soziale Funktion <strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbocks,<br />

wenn er im Hohen Rat<br />

spricht: „Ihr be<strong>de</strong>nkt nicht, dass es<br />

besser für euch ist, wenn ein einziger<br />

Mensch für das Volk stirbt, <strong>als</strong><br />

wenn das ganze Volk zugrun<strong>de</strong><br />

geht“ (Joh 11,50).<br />

– Jesus vergibt <strong>de</strong>nen, die ihn, von<br />

Gewalt infiziert, verurteilen: „Vater<br />

vergib ihnen, <strong>de</strong>nn sie wissen nicht,<br />

was sie tun“ (Lk 23,34). Von mimetischer<br />

Gewalt infiziert wissen die<br />

Verfolger nicht, dass sie ein unschuldiges<br />

Opfer zu To<strong>de</strong> bringen. 11<br />

An <strong>de</strong>r Gestalt <strong>de</strong>s Petrus wird <strong>de</strong>utlich,<br />

dass die Erkenntnis <strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbockmechanismus<br />

und die Offenbarung<br />

Gottes <strong>als</strong> zwei Seiten einer Medaille zu<br />

verstehen sind. Selbst eine Gestalt wie<br />

Petrus (Mk 14,66-72 parr) unterliegt zunächst<br />

<strong>de</strong>m mimetischen Furor und ver-<br />

INFO 36 · 4/2007


ät Jesus dreimal. Doch <strong>als</strong> <strong>de</strong>r Hahn<br />

zum zweiten Mal kräht, zerreißt <strong>de</strong>r Verblendungszusammenhang:<br />

Jetzt erst begreift<br />

Petrus sein Tun (Mk 14,72). <strong>Diese</strong>s<br />

Geschehen <strong>de</strong>utet Girard <strong>als</strong> eine Intervention<br />

<strong>de</strong>s Heiligen Geistes.<br />

Nach <strong>de</strong>m Kreuzestod erkennen die<br />

Anhänger Jesu mit <strong>de</strong>m Beistand <strong>de</strong>s<br />

Geistes (Paraklet) die Unschuld <strong>de</strong>s<br />

Opfers und das Satanische <strong>de</strong>r Anklage.<br />

12 Mit dieser geistgewirkten Einsicht<br />

wird die Einmütigkeit <strong>de</strong>r Verfolger<br />

zerstört – ein Geschehen, das noch heute<br />

wirksam ist: Denn mit <strong>de</strong>m entstehen<strong>de</strong>n<br />

Christentum wird ein Prozess<br />

in Gang gesetzt, <strong>de</strong>r zunehmend <strong>de</strong>n<br />

Opfermechanismus außer Kraft setzt<br />

und uns für frühere wie heutige Sün<strong>de</strong>nböcke<br />

sensibilisiert. Die „mo<strong>de</strong>rne<br />

Sorge um die Opfer“ (202 ff) versteht<br />

Girard <strong>als</strong> eine säkularisierte Form<br />

christlicher Caritas.<br />

Die bisherigen Überlegungen lassen<br />

sich in einer prägnanten These zusammenfassen:<br />

Die Bibel leistet Aufklärung<br />

über menschliche Gewalt. <strong>Diese</strong><br />

Aufklärungsleistung spielen wir im<br />

Folgen<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n drei Stufen <strong>de</strong>s mimetischen<br />

Zyklus durch.<br />

Als Ursache <strong>de</strong>s Aller gegen Alle<br />

gilt Girard die konfliktuelle Mimesis.<br />

In <strong>de</strong>r Bibel fin<strong>de</strong>n sich etliche Passagen,<br />

die sich <strong>als</strong> Auffor<strong>de</strong>rung zur Deeskalation<br />

mimetischer Rivalität lesen<br />

lassen. So untersagt das 10. Gebot (Ex<br />

20,17) das mimetische Begehren 13 ,<br />

weil es „für die im sechsten bis neunten<br />

Gebot verbotenen Gewalttaten [Mord,<br />

Ehebruch, Diebstahl und F<strong>als</strong>chaussage]<br />

verantwortlich ist“ (27).<br />

An zwei Perikopen, die Girard<br />

ausführlicher analysiert, lässt sich eindrucksvoll<br />

belegen, wie eine von massiver<br />

Gewalt geprägte Situation <strong>de</strong>eskaliert<br />

wird. Dies geschieht, weil<br />

ein Akteur ganz bewusst aus <strong>de</strong>m<br />

Kreislauf <strong>de</strong>r Gewalt aussteigt und etwas<br />

ganz An<strong>de</strong>res tun („paradoxe Intervention“).<br />

– So stoppt Salomon die mimetische<br />

Rivalität zweier Mütter durch sein<br />

scheinbar abwegiges, in Wirklichkeit<br />

weises Urteil, das begehrte<br />

Kind entzwei schnei<strong>de</strong>n zu lassen;<br />

Ausbluten<strong>de</strong>s Schaf • Sardinien 1996 5<br />

<strong>als</strong> wahre Mutter gibt dann die Frau<br />

zu erkennen, die von ihrem Begehren<br />

ablässt, in<strong>de</strong>m sie auf ihr Kind<br />

verzichtet (1 Kön 3,16-28).<br />

– Die Perikope von <strong>de</strong>r Ehebrecherin<br />

(Joh 8,2-11) schil<strong>de</strong>rt einen unmittelbar<br />

bevorstehen<strong>de</strong>r Gewaltausbruch:<br />

In<strong>de</strong>m Jesus seinen Blick<br />

von <strong>de</strong>r aufgebrachten Menge abwen<strong>de</strong>t<br />

und auf die Er<strong>de</strong> schreibt,<br />

unterbricht er die durch mimetische<br />

Ansteckung aufgela<strong>de</strong>ne Situation,<br />

<strong>de</strong>r die ehebrüchige Frau fast zum<br />

Opfer gefallen wäre, um die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Sekun<strong>de</strong>n.<br />

Das Reich Gottes, so Girard,<br />

schreibt das 10. Gebot fort. Seine „einzige<br />

Regel“, die von Jesus konsequent<br />

praktiziert wur<strong>de</strong>, lautet: Überlasse <strong>de</strong>inem<br />

potentiellen Rivalen das Streitobjekt<br />

und vermei<strong>de</strong> auf diese Weise je<strong>de</strong><br />

gewaltsame Eskalation! 14 Kein Wun<strong>de</strong>r,<br />

dass <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r so lebte, ein Opfer<br />

menschlicher Gewalt wer<strong>de</strong>n musste!<br />

Die biblische Relecture <strong>de</strong>s Aller gegen<br />

Einen korrigiert die mythische<br />

Wahrnehmung in doppelter Hinsicht:<br />

Der Vorwurf, das Opfer habe die Krise<br />

verursacht, beruht auf einer verzerrten<br />

© Herlin<strong>de</strong> Koelbl<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>r Wirklichkeit; richtig<br />

ist vielmehr, dass das Opfer zum Sün<strong>de</strong>nbock<br />

gemacht wird. Damit hängt unmittelbar<br />

zusammen: Das Opfer wird <strong>als</strong><br />

unschuldiger Sün<strong>de</strong>nbock rehabilitiert,<br />

und die sich keiner Schuld bewussten<br />

Täter wer<strong>de</strong>n <strong>als</strong> Lynchmör<strong>de</strong>r entlarvt.<br />

Girards Religionsanthropologie<br />

dreht die religionskritische These Assmanns<br />

um: Der Polytheismus archaischer<br />

Religionen beruht auf <strong>de</strong>r „f<strong>als</strong>che(n)<br />

Transzen<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s gewalttätigen<br />

Religiösen“ (131), sind doch die<br />

Götter nichts an<strong>de</strong>res <strong>als</strong> vergöttlichte<br />

Sün<strong>de</strong>nböcke: „Seit <strong>de</strong>m Menschheitsursprung<br />

wurzeln vermutlich alle Götter<br />

im Opfermechanismus“ (156). Ihre<br />

Existenz verdanken diese Götter <strong>de</strong>r Illusion<br />

<strong>de</strong>r Täter, das von ihnen getötete<br />

Opfer sei die Ursache <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m<br />

Kollektivmord eingetretenen Ordnung.<br />

An<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Monotheismus <strong>de</strong>r Bibel:<br />

Gott ist kein von Menschen gemachter<br />

Gott, son<strong>de</strong>rn hat sich offenbart.<br />

Für Girard bil<strong>de</strong>n die Einsicht in<br />

die Unschuld <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke und die<br />

Offenbarung JHWHs „ein und dasselbe<br />

Ereignis“ (48).<br />

Damit einher geht ein grundsätzlich<br />

an<strong>de</strong>res Verhältnis zur Gewalt: Der<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

195<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

INFO 36 · 4/2007


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

196<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Mythos und <strong>de</strong>r mit ihm verbun<strong>de</strong>ne<br />

Polytheismus verkleistert die menschliche<br />

Gewalt, die Bibel und <strong>de</strong>r mit ihr<br />

verbun<strong>de</strong>ne Monotheismus för<strong>de</strong>rt sie<br />

zu Tage. In <strong>de</strong>r Tat: Einem solchen Gott<br />

sind Schlachtopfer nicht angenehm<br />

(Jer 6,20).<br />

Das folgen<strong>de</strong> Schema fasst <strong>de</strong>n Gedankengang<br />

zusammen:<br />

Schema 4:<br />

Mythen: Sün<strong>de</strong>nbock <strong>als</strong> strukturieren<strong>de</strong>s<br />

Prinzip Perspektive <strong>de</strong>r Verfolger<br />

➛ Opfermechanismus verborgen<br />

➛ Schuld <strong>de</strong>s Opfers, Unschuld <strong>de</strong>r<br />

Verfolger<br />

➛ Mythische Divinisierung<br />

➛ Einmütigkeit <strong>de</strong>r Menge<br />

Bibel (insbeson<strong>de</strong>re Passion<br />

Jesu): Sün<strong>de</strong>nbock <strong>als</strong> Thema<br />

Perspektive <strong>de</strong>s Opfers<br />

➛ Opfermechanismus wird erkannt<br />

➛ Unschuld <strong>de</strong>s Opfers, Schuld <strong>de</strong>r<br />

Verfolger<br />

➛ Heiliger Geist<br />

➛ Spaltung infolge <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung<br />

Theologische Anschlüsse<br />

täten verstrickten Menschen nicht<br />

von alleine: Sie setzt die Offenbarung<br />

Gottes voraus, die in <strong>de</strong>n Texten<br />

<strong>de</strong>r Bibel ihren Nie<strong>de</strong>rschlag<br />

gefun<strong>de</strong>n hat.<br />

Präziser lässt sich Girards Offenbarungsverständnis<br />

<strong>als</strong> Revelatio bestimmen:<br />

Es wird <strong>de</strong>r Schleier (lat.:<br />

velamen), <strong>de</strong>m die f<strong>als</strong>chen Götter<br />

ihre Existenz verdanken, weggezogen<br />

und so <strong>de</strong>r Blick auf <strong>de</strong>n einen<br />

Gott <strong>de</strong>r Liebe freigegeben. 15<br />

– Die Offenbarung wird vom Heiligen<br />

Geist vermittelt; auf ihn, nicht<br />

auf eigene Leistung, führen die Jünger<br />

ihre Selbsterkenntnis zurück,<br />

vor <strong>de</strong>r Kreuzigung Jesu <strong>de</strong>r mimetischen<br />

Ansteckung erlegen gewesen<br />

zu sein. Der Heilige Geist erweist<br />

sich <strong>als</strong> Beistand (Paraklet)<br />

und Verteidiger <strong>de</strong>r unschuldigen<br />

Opfer. Sein Gegenspieler ist <strong>de</strong>r Satan,<br />

<strong>de</strong>r Ankläger <strong>de</strong>r scheinbar<br />

schuldigen Opfer.<br />

– Aus dieser Perspektive wird einsichtig,<br />

wovon die Selbstoffenbarung<br />

Gottes in Jesus Christus erlöst:<br />

In<strong>de</strong>m die Passionsgeschichte <strong>de</strong>n<br />

Sün<strong>de</strong>nbockmechanismus auf<strong>de</strong>ckt,<br />

geschieht Erlösung aus <strong>de</strong>m<br />

gewaltförmigen Verblendungszusammenhang<br />

polytheistischer Religionen<br />

– an<strong>de</strong>rs gesprochen: geschieht<br />

die Entmachtung Satans. In<br />

<strong>de</strong>r Aufmerksamkeit für die Opfer<br />

von Gewalt hat die Erlösung schon<br />

Gestalt gewonnen, ihre Realisierung<br />

in<strong>de</strong>s steht noch aus. 16<br />

– Für die mimetische Theorie ist das,<br />

was in religiösem Zusammenhang<br />

Nachfolge Christi heißt, hoch be<strong>de</strong>utsam:<br />

Wer sich Jesus zum Vorbild<br />

nimmt, <strong>de</strong>r ahmt einen Menschen<br />

nach, <strong>de</strong>ssen Begehren es<br />

war, „das vollkommene Abbild<br />

Gottes zu wer<strong>de</strong>n“ (29) und das gera<strong>de</strong><br />

„nicht in mimetische Rivalitäten<br />

hineinzieht“ (30).<br />

– Mit diesem Gedanken läst sich ein<br />

gedanklicher Bogen zum Thema<br />

Sün<strong>de</strong> schlagen: Die Erkenntnis,<br />

unauslöschlich vom mimetischen<br />

Begehren – in traditioneller christlicher<br />

Sprache: von <strong>de</strong>r Erbsün<strong>de</strong> –<br />

„Meine Argumentation“, so Girard,<br />

„gehört in die Anthropologie <strong>de</strong>s Religiösen<br />

und nicht in die Theologie“<br />

(13). Durch anthropologische Analysen<br />

will er die „jüdisch-christlichen<br />

Tradition“ (14) verteidigen, ja sogar<br />

die „die absolute Einzigartigkeit <strong>de</strong>s<br />

Christentums“ (18) beweisen. Den<br />

Fluchtpunkt aller Betrachtungen bil<strong>de</strong>t<br />

das Verhältnis von Religion und Gewalt.<br />

Dabei geben sich viele be<strong>de</strong>nkenswerte<br />

Anschlüsse an klassische<br />

theologische Themen.<br />

– Girard leistet Aufklärung, wenn seine<br />

Religionskritik die mythischen<br />

Götter <strong>als</strong> Produkt einer trügerischen<br />

Projektion entlarvt: Die Götter<br />

sind von Menschen gemacht,<br />

haben sie doch ihren Ursprung im<br />

Sün<strong>de</strong>nbockmechanismus; <strong>de</strong>shalb<br />

sind sie keine Götter, son<strong>de</strong>rn<br />

nichts an<strong>de</strong>res <strong>als</strong> Götzen.<br />

– Zur Einsicht in diesen Sachverhalt<br />

kommen die in mimetische Rivali-<br />

Josef Enigmater • ohne Titel (2001)<br />

© www.fotobesier.<strong>de</strong><br />

INFO 36 · 4/2007


imprägniert zu sein, befreit nicht<br />

schon von rivalisieren<strong>de</strong>m Verhaltensweisen,<br />

sie kann aber Konflikte<br />

minimieren. Von seinen Nachfolgern<br />

unterschei<strong>de</strong>t sich Jesus Christus<br />

in grundlegen<strong>de</strong>r Hinsicht – darin<br />

nämlich, dass er „in allem wie<br />

wir in Versuchung geführt wor<strong>de</strong>n<br />

ist, aber nicht gesündigt hat“ (Hebt<br />

4,15).<br />

– Die Sündlosigkeit Jesu lässt sich im<br />

Rahmen mimetischer Theorie reformulieren:<br />

Jesus ist <strong>de</strong>r Mensch,<br />

<strong>de</strong>r sich nicht durch mimetische<br />

Konflikte infizieren lässt und <strong>de</strong>n<br />

unverstellten Blick auf seine Mitmenschen<br />

behält. In mimetischen<br />

Konflikten jedoch, welche die<br />

menschliche Kommunikation ständig<br />

bedrohen, verkürzt sich die<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren, er ist<br />

nur noch Rivale. Wo Menschen<br />

aber ihre Rivalitäten überwin<strong>de</strong>n<br />

und sich in ihrem An<strong>de</strong>rssein anerkennen<br />

können, da geschieht Nachfolge<br />

Christi, da ist das Reich Gottes<br />

ein Stück Wirklichkeit gewor<strong>de</strong>n.<br />

– Die archaischen Opferriten sind im<br />

Sakrament transformiert: Die Eucharistie<br />

wie<strong>de</strong>rholt keinen Gründungsmord,<br />

son<strong>de</strong>rn symbolisiert<br />

die Heilsgeschichte; Tod und Auferweckung<br />

Jesu Christi sehen im<br />

großen Zusammenhang <strong>de</strong>r Zuwendung<br />

Gottes zu <strong>de</strong>n Menschen. 17<br />

Schluss<br />

Josef Enigmater hat – offenbar von<br />

Herlin<strong>de</strong> Koelbls Fotographie angeregt<br />

– das Motiv <strong>de</strong>s ausbluten<strong>de</strong>n Lammes<br />

auf eine kleinformatige Holztafel gebracht.<br />

Schwarzgrün ist <strong>de</strong>r unbestimmte<br />

Hintergrund. Darauf zeichnet<br />

sich das Lamm ab, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r tödliche<br />

Stich zugefügt wur<strong>de</strong>. Das Auge <strong>de</strong>s<br />

zusammengebrochenen Tieres fixiert<br />

<strong>de</strong>n Betrachter, <strong>de</strong>r das herabströmen<strong>de</strong><br />

tiefrote Blut sieht, das sich am Bo<strong>de</strong>n<br />

sammelt. Mit kräftigem Rot ist übrigens<br />

auch <strong>de</strong>r äußere Rand <strong>de</strong>r Tafel<br />

bemalt. Die transparenten weißen Pinselstriche<br />

jedoch, die das sterben<strong>de</strong><br />

Lamm durchkreuzen, la<strong>de</strong>n das Bild<br />

mit neuem Sinn auf.<br />

Eine mögliche Deutung sei abschließend<br />

ange<strong>de</strong>utet: Im Evangelium<br />

nach Johannes dient das Lamm <strong>als</strong> Metapher<br />

für Jesus Christus und <strong>de</strong>ssen<br />

Kreuzestod. Der Tod und die Auferstehung<br />

Jesu be<strong>de</strong>uten in theologischer<br />

Hinsicht zwar das En<strong>de</strong> aller blutigen<br />

Opferriten. Doch hinter <strong>de</strong>m zarten<br />

Weiß <strong>de</strong>r sich kreuzen<strong>de</strong>n Striche bleibt<br />

das ausbluten<strong>de</strong> Lamm <strong>als</strong> die gewalttätige<br />

Folie unserer Kultur sehr präsent –<br />

sei es <strong>als</strong> die Erinnerung an vergangene<br />

blutige Opfer, sei es <strong>als</strong> das stets virulente<br />

Verlangen nach neuen Opfern.<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Die hier zugespitzte These ist entfaltet in: Assmann,<br />

Jan: Die Mosaische Unterscheidung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Preis<br />

<strong>de</strong>s Monotheismus. – München/Wien. 2003.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Die Seitenzahlen im Text beziehen sich auf Girard,<br />

René: Ich sah <strong>de</strong>n Satan vom Himmel fallen wie ein<br />

Blitz. Eine kritische Anthropologie <strong>de</strong>s Christentum<br />

(1999). – München/Wien. 2002.<br />

Deshalb gilt sowohl: „Ohne mimetisches Begehren<br />

gäbe es we<strong>de</strong>r Freiheit noch Menschlichkeit“ (31)<br />

<strong>als</strong> auch: „Unsere endlosen Zwiste sind <strong>de</strong>r Preis <strong>de</strong>r<br />

Freiheit“ (32).<br />

Menges, Thomas: Opfer sind immer und überall. In:<br />

Zeitschrift für Didaktik <strong>de</strong>r Philosophie und Ethik<br />

19(1997)171-184, hier: 174 (leicht modifiziert). Auf<br />

diesen Beitrag greife ich gelegentlich zurück.<br />

Koelbel, Herlin<strong>de</strong>: Opfer. Hei<strong>de</strong>lberg 1996. – Als Folie<br />

zugänglich in: Menges, Thomas/Kall, Alfred: Opfer.<br />

Schwarzer Peter – weißes Lamm. Religion betrifft<br />

uns 6/1998.<br />

Girard, René: Ausstoßung und Verfolgung. Eine historische<br />

Theorie <strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>nbocks (1982). – Frankfurt.<br />

1992.<br />

Behringer, Wolfgang (Hg): Hexen und Hexenprozesse.<br />

– München. 1988, 242.<br />

8<br />

Ein literarischer Text, an <strong>de</strong>m sich die mimetische<br />

Theorie hervorragend durchspielen lässt, ist Heinrich<br />

von Kleists Novelle „Das Erdbeben in Chili“<br />

(1810).; vgl. Girard, René: Mythos und Gegenmythos.<br />

Zu Kleists ‚Das Erdbeben von Chili’. In: Wellberg, David<br />

E. (Hg.): Positionen <strong>de</strong>r Literaturwissenschaft.<br />

Acht Mo<strong>de</strong>llanalysen. – München. 1985, 130-148.<br />

9<br />

In „Der Sün<strong>de</strong>nbock“ überträgt Girard <strong>de</strong>n antiken<br />

Mythos in die christliche Welt <strong>de</strong>s 12. bis 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts:<br />

„Die Ernten sind schlecht, die Kühe verwerfen;<br />

alle sind miteinan<strong>de</strong>r zerstritten. Es scheint, <strong>als</strong><br />

sei das Dorf verhext. Klar, <strong>de</strong>r Hinken<strong>de</strong> hat uns das<br />

eingebrockt. Er ist eines schönen Tages aufgetaucht,<br />

niemand weiß woher, und hat sich eingerichtet, <strong>als</strong><br />

wäre er hier zu Hause. Er hat sich sogar erkühnt, die<br />

umworbenste Erbin <strong>de</strong>s Dorfes zu heiraten, und er<br />

hat mit ihr zwei Kin<strong>de</strong>r gezeugt. Es scheint bei ihnen<br />

nicht alles mit rechten Dingen zu und her und her zu<br />

gehen. Der Frem<strong>de</strong> wird verdächtigt, <strong>de</strong>m ersten<br />

Mann seiner Frau, einem Dorfpotentaten, übel mitgespielt<br />

zu haben; er verschwand nämlich unter ganz<br />

mysteriösen Umstän<strong>de</strong>n, und <strong>de</strong>r Neuankömmling<br />

übernahm seine Stellung in bei<strong>de</strong>n Rollen. Eines Tages<br />

wur<strong>de</strong> es Kerlen im Dorf zuviel. Sie nahmen ihre<br />

Mistgabeln und zwangen damit die unheimliche Figur<br />

zu verschwin<strong>de</strong>n“ (47).<br />

10<br />

Girard, René: Hiob – ein Weg aus <strong>de</strong>r Gewalt (1985)<br />

– Zürich. 1990.<br />

11<br />

<strong>Diese</strong> Stellen eröffnen einen religionspädagogisch<br />

relevanten Zugang zur Re<strong>de</strong> vom Opfertod Jesu.<br />

Nicht Gott hat seinen Sohn „geopfert“, vielmehr wur<strong>de</strong><br />

Jesus <strong>als</strong> Sün<strong>de</strong>nbock ein Opfer menschlicher<br />

Gewalt!<br />

12<br />

In seiner anthropologischen Perspektive interpretiert<br />

Girard <strong>de</strong>n Paraklet <strong>als</strong> Beistand bzw. Verteidiger <strong>de</strong>r<br />

unschuldigen Opfer, <strong>de</strong>n Satan <strong>als</strong> Ankläger <strong>de</strong>r<br />

scheinbar schuldigen Opfer. Satan steht im NT für<br />

die konfliktuelle Mimetik mitsamt Opfermechanismus;<br />

er existiert „in erster Linie <strong>als</strong> Subjekt <strong>de</strong>r Strukturen<br />

<strong>de</strong>r mimetischen Gewalt“ (239).<br />

13<br />

Die Einheitsübersetzung übersetzt mit „Verlangen“.<br />

14<br />

Girard, René: Mimentische Theorie und Theologie, in:<br />

Niewiadomski, Józef / Palaver, Wolfgang: Vom Fluch<br />

und Segen <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke. – Wien/München.<br />

1995, 15-29, hier: 25.<br />

15<br />

Karl Barths Gegensatz von Offenbarung und Religion<br />

– für letztere ist Feuerbachs Projektionstheorie „zuständig“<br />

– fin<strong>de</strong>t sich bei Girard in etwas an<strong>de</strong>rer Gestalt<br />

wie<strong>de</strong>r: Es ist <strong>de</strong>r Gegensatz zwischen <strong>de</strong>r die Gewalt<br />

auf<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Offenbarung (bzw. <strong>de</strong>m jüdischchristlichem<br />

Monotheismus) einerseits und <strong>de</strong>n die<br />

Gewalt verschleiern<strong>de</strong>n polytheistischen Religionen,<br />

die anthropogene Götter verehren, an<strong>de</strong>rerseits.<br />

16<br />

Unter Opfer versteht Girard die von einer Menge<br />

zum Sün<strong>de</strong>nbock gemachte Person. Davon zu unterschei<strong>de</strong>n<br />

ist die Re<strong>de</strong> von Opfer in Theologie und<br />

Kirche. Hier wird darauf abgehoben, dass Jesus sich<br />

selbst zum Sün<strong>de</strong>nbock für die Vielen gemacht hat.<br />

<strong>Diese</strong>r Sicht hat sich Girard nach langem Zögern in<br />

<strong>de</strong>m zitierten Aufsatz „Mimetische Theorie und<br />

Theologie“ angenähert: Der mythischen und <strong>de</strong>r<br />

christlichen Religion korrespondieren „zwei verschie<strong>de</strong>ne<br />

Typen <strong>de</strong>s Opfers“ (27). – Ein weiterer Aspekt:<br />

Aus <strong>de</strong>m Blick <strong>de</strong>s mimetischen Zyklus betrachtet,<br />

scheinen <strong>de</strong>r christliche Glaube an die die<br />

Auferweckung Jesu einerseits und seine Gottheit<br />

an<strong>de</strong>rerseits typische Produkte <strong>de</strong>r dritten Stufe zu<br />

sein. Der Schein trügt: Die Grundlage <strong>de</strong>s christlichen<br />

Glaubens bil<strong>de</strong>t die durch <strong>de</strong>n Geist Gottes bewirkte<br />

Einsicht, dass Jesus ein unschuldiger Sün<strong>de</strong>nbock<br />

ist. Auf dieser Basis ist eine mythische Divinisierung<br />

ausgeschlossen.<br />

17<br />

Aus <strong>de</strong>m Blick <strong>de</strong>s mimetischen Zyklus betrachtet,<br />

scheinen <strong>de</strong>r christliche Glaube an die die Auferweckung<br />

Jesu einerseits und seine Gottheit an<strong>de</strong>rerseits<br />

typische Produkte <strong>de</strong>r dritten Stufe zu sein. Der<br />

Schein trügt: Die Grundlage <strong>de</strong>s christlichen Glaubens<br />

bil<strong>de</strong>t die durch <strong>de</strong>n Geist Gottes bewirkte Einsicht,<br />

dass Jesus ein unschuldiger Sün<strong>de</strong>nbock ist.<br />

Auf dieser Basis ist eine mythische DivinisieRehabilitierung<br />

<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>nböcke<br />

Thomas Menges ist Referent für<br />

Grundsatzfragen im Dezernat Bildung<br />

und Kultur.<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

197<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

INFO 36 · 4/2007


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

198<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Die Schöpfungsszenen<br />

Michelangelo und seine Welt<br />

Theologie <strong>de</strong>r Sixtinischen Kapelle – 3. Teil<br />

Michelangelo hat sie, was die Chronologie<br />

betrifft, von hinten nach vorne<br />

gemalt und seinen Ausdruck und seine<br />

Malfähigkeiten darin sehr <strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rt<br />

und weiter entwickelt. In dieser<br />

Reihenfolge gehen wir sie auch durch<br />

und zählen <strong>als</strong>o rückwärts. Drei mal<br />

drei Szenen. Letztes Trio: Sün<strong>de</strong> und<br />

(ansatzweise) Erlösung <strong>de</strong>r ganzen<br />

Menschheit – die Noahgeschichte. Zweites<br />

Trio: Beseelung und Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelmenschen<br />

– Erschaffung von Adam<br />

und Eva und ihre Vertreibung aus <strong>de</strong>m<br />

Paradies. Erstes Trio: Gott schafft Natur<br />

– Drei Bil<strong>de</strong>r mit vier ausgewählten<br />

Szenen aus sieben Schöpfungstagen.<br />

Begonnen hat Michelangelo mit <strong>de</strong>n<br />

drei Noah-Szenen. Noah wird nach<br />

Sintflut und Dankopfer erster Weinbauer.<br />

Dass dabei auch eine Trunkenheit<br />

Noahs nicht ausbleibt, ist feiner<br />

biblischer Realismus. Die Bibel erzählt<br />

(Gen 9,18-29), wie seine Söhne dabei<br />

unterschiedlich mit seiner Nacktheit<br />

umgehen. Michelangelo malt seine erste<br />

„Nacktszene“. Wie sehr ihn dabei<br />

tatsächlich die Nacktheit zu motivieren<br />

scheint, erkennt man daran, dass die<br />

Bibel diese Geschichte ja gera<strong>de</strong> wegen<br />

<strong>de</strong>r Einhaltung von Schamgrenzen<br />

erzählt, Michelangelo aber <strong>de</strong>ssen völlig<br />

ungeachtet seine Szene „griechisch“<br />

malt, in<strong>de</strong>m auch die Söhne<br />

Noahs wie selbstverständlich und <strong>als</strong><br />

wäre es nicht schamlos mit keck wippen<strong>de</strong>n,<br />

nackten Geschlechtsteilen erscheinen.<br />

Die Sintflut, mit <strong>de</strong>taillierter Tragik<br />

<strong>de</strong>n aussichtslosen Kampf <strong>de</strong>s Menschen<br />

gegen seine To<strong>de</strong>sverfallenheit<br />

darstellend, ist natürlich Symbol für<br />

das wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Strafgericht Gottes<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zeiten. Die Taube sitzt<br />

sichtbar im Dach <strong>de</strong>r Arche, aber noch<br />

Sün<strong>de</strong>nfall und Vertreibung aus <strong>de</strong>m irdischen Paradies<br />

kein Hauch von Ölzweig und Rettung<br />

in Sicht. Zwei<strong>de</strong>utige Anspielung auf<br />

Michelangelos Gegenwart ist die Form,<br />

die er <strong>de</strong>r Arche gibt. Sie hat nichts<br />

Schiffartiges. Sie ähnelt eher <strong>de</strong>r Außenansicht<br />

<strong>de</strong>r Sixtinischen Kapelle.<br />

Damit verweist Michelangelo zwar auf<br />

die retten<strong>de</strong> Rolle <strong>de</strong>r Kirche in Gericht<br />

und Heilsgeschichte, gleichzeitig macht<br />

er die durch die menschliche Ver<strong>de</strong>rbtheit<br />

verursachte Sintflutgeschichte damit<br />

aber auch zum Zeitgeistgemäl<strong>de</strong><br />

seiner Gegenwart!<br />

Das Dankopfer Noahs, chronologisch<br />

vorgezogen, damit er für die Sintflut<br />

eine großformatige Fläche zur Verfügung<br />

hatte, setzt <strong>de</strong>n Gesamttrend<br />

seiner Sixtinischen Grundaussage fort:<br />

„Arme Welt - noch kein Hauch von Erlösung<br />

zu spüren!“ Obwohl es sich um<br />

<strong>de</strong>n Dank Noahs für die Rettung seiner<br />

Sippe und damit <strong>de</strong>r Menschheit han<strong>de</strong>lt,<br />

hat das Bild nichts Frohes, keinen<br />

hoffnungsvollen Regenbogen. Angestrengte<br />

Opfer-Arbeiter-Mienen und<br />

ein mü<strong>de</strong> melancholischer, Zeigefinger<br />

schwingen<strong>de</strong>r Noah prägen die eher<br />

Stefan Herok<br />

© Edizioni Musei Vaticani<br />

triste Szenerie. Wir kommen ins zweite<br />

Drittel<br />

Sün<strong>de</strong>rfall und Vertreibung aus <strong>de</strong>m<br />

Paradies, zwei Szenen in einem Bild<br />

voller innerer Motive, Anspielungen<br />

und ungewöhnlicher I<strong>de</strong>en. Michelangelo<br />

zeigt ein klassisches Verständnis<br />

dieser Szene und sprengt es gleichzeitig.<br />

Die Schlange, die zum Bösen verführt,<br />

wird <strong>als</strong> Frau dargestellt, die typisch<br />

frauenfeindliche Perspektive, die<br />

<strong>de</strong>m „Weib“ die Schuld für Sün<strong>de</strong> und<br />

Tod zuschreibt und sie <strong>als</strong> Verführungsmacht<br />

stilisiert. Gleichzeitig durchbricht<br />

Michelangelo dieses Klischee,<br />

in<strong>de</strong>m nicht Eva <strong>de</strong>m Adam die verbotene<br />

Frucht reicht, son<strong>de</strong>rn Adam sich<br />

höchst aktiv selbst bedient. Er braucht<br />

nicht einmal die Schlange, son<strong>de</strong>rn<br />

greift eigenmächtig zu. Die im Bibeltext<br />

unbenannte Frucht wird hier von<br />

Michelangelo feigenartig dargestellt.<br />

Adam und Eva sind vital und jugendlich.<br />

Eva hat gerötete Wangen und ähnelt<br />

<strong>de</strong>r Delphischen Sybille. Ziemlich<br />

in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Deckenfreskos ist dies,<br />

obgleich Sün<strong>de</strong>, eigentlich <strong>de</strong>r „hei-<br />

INFO 36 · 4/2007


terste“ Moment im Gesamtkunstwerk.<br />

Aber es ist wirklich nur ein kurzer Augenblick.<br />

Im gleichen Bild zeigt Michelangelo<br />

die Vertreibungsszene. Adam<br />

und Eva sind schlagartig gealtert und<br />

<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> beraubt, weil ja mit dieser<br />

Überschreitungs- und Anmaßungssün<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Tod in die Welt gekommen ist,<br />

Alter, Schmerz und Mühsal. Mit minimalen<br />

Gestaltungsmitteln in <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />

von Mimik, Haltung und Körperfarbe<br />

zeigt Michelangelo diese fundamentale<br />

Verän<strong>de</strong>rung. Über <strong>de</strong>m<br />

Arm <strong>de</strong>s Engels, <strong>de</strong>r Adam und Eva aus<br />

<strong>de</strong>m Paradies jagt, ragt die Rovere-Eichengirlan<strong>de</strong><br />

ins Bild, wie eine optische<br />

Fortsetzung und grafische Spiegelung<br />

<strong>de</strong>s Paradiesbaumes. Ob Michelangelo<br />

<strong>de</strong>n Rovere-Papst Julius II. damit in <strong>de</strong>r<br />

Nähe <strong>de</strong>s göttlichen Engels zeigen will<br />

o<strong>de</strong>r <strong>als</strong> einfach nur irgendwie in die<br />

Sün<strong>de</strong>nfallgeschichte verstrickt, muss<br />

offen bleiben. Natürlich malt Michelangelo<br />

wie<strong>de</strong>r Nacktheit, obwohl bei <strong>de</strong>r<br />

Vertreibung nach biblischem Text eigentlich<br />

die Scham be<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Feigenblätter<br />

angesagt wären, die ja im Bild<br />

sogar reichlich vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />

Mit <strong>de</strong>r Erschaffung <strong>de</strong>r Eva kommen<br />

wir in <strong>de</strong>r Bildmitte an. Erstmalig<br />

lässt Michelangelo <strong>de</strong>n Schöpfer persönlich<br />

erscheinen. Gravitätisch, in<br />

sich selbst ruhend, ein Bein locker nach<br />

außen gewinkelt, fast völlig in einen<br />

Mantel gehüllt, steht er da, bildfüllend,<br />

<strong>de</strong>n oberen Bildrand sprengend, weil<br />

ihn ja eben kein Bild ganz zu erfassen<br />

vermag. Mit <strong>de</strong>r rechten Hand „winkt“<br />

er Eva aus Adams Seite heraus. So wie<br />

im Gottesdienst o<strong>de</strong>r sonst wo uns jemand<br />

mit stummem Impuls aufzustehen<br />

heißt, in<strong>de</strong>m er mit angewinkeltem<br />

Ellenbogen und nach oben geöffneter<br />

Hand, <strong>de</strong>n Unterarm von unten nach<br />

oben bewegt, so ruft Gott Eva ins Dasein.<br />

Ein kahler, <strong>de</strong>utlich abgesägter<br />

und beschnittener Baum am linken<br />

Szenenrand verleiht zusammen mit<br />

<strong>de</strong>m schlafen<strong>de</strong>n Adam und <strong>de</strong>r wie in<br />

Trance o<strong>de</strong>r wie eine Marionette am<br />

unsichtbaren Fa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Spielleiters<br />

sich langsam erheben<strong>de</strong>n Eva <strong>de</strong>m ganzen<br />

Bild einen Eindruck eher „gebremsten“<br />

Lebens.<br />

Erschaffung Evas<br />

Michelangelo hat immer einen gesamten<br />

so genannten „Spannbogen“<br />

nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren gemalt, immer Mittelszene<br />

mit Umgebung nach links und<br />

rechts. Bei <strong>de</strong>n kleinen Bil<strong>de</strong>rn zunächst<br />

Prophet, Medaillon, Schöpfungsszene,<br />

Medaillon, Sybille; bei<br />

<strong>de</strong>n großen Bil<strong>de</strong>rn zunächst Lünette,<br />

Stichkappe, Schöpfungsszene, Stichkappe,<br />

Lünette. Nun ist die Hälfte <strong>de</strong>s<br />

Deckenfreskos fertig. Michelangelo<br />

baut das Gerüst ab und übergibt <strong>de</strong>n<br />

ersten Teil einem begeisterten Papst<br />

und <strong>de</strong>r staunen<strong>de</strong>n Öffentlichkeit.<br />

Trotz päpstlicher Zufrie<strong>de</strong>nheit gibt es<br />

Zwist um die Finanzen. Julius II. führt<br />

mal wie<strong>de</strong>r einen teuren Krieg und<br />

zahlt Michelangelo nichts. Der reist im<br />

Herbst 1510 für einige Monate heim<br />

nach Florenz um seine Angelegenheiten<br />

zu regeln und sich von <strong>de</strong>n enormen<br />

Strapazen zu erholen. Im Frühjahr<br />

1511 kommt er wie<strong>de</strong>r, baut das Gerüst<br />

im an<strong>de</strong>ren Teil <strong>de</strong>r Kapelle auf und<br />

macht sich mit großer Eile an <strong>de</strong>n zweiten<br />

Teil. Er hat inzwischen enorme<br />

Routine in <strong>de</strong>r Freskotechnik und will<br />

es hinter sich bringen. Er träumt ja<br />

noch immer von <strong>de</strong>r Bildhauerei und<br />

vom Auftrag für das Julius-Grabmal.<br />

Er malt vieles mit wenig o<strong>de</strong>r gar keiner<br />

Vorskizzierung auf <strong>de</strong>r Decke und<br />

hat vor allem ein völlig verän<strong>de</strong>rtes<br />

© Edizioni Musei Vaticani<br />

Gottesbild im geistigen Gepäck.<br />

Das weitaus berühmteste Bild ist<br />

die Erschaffung <strong>de</strong>s Adam. Gottes<br />

Werk am sechsten Schöpfungstag. Ich<br />

nenne es eher seine „Beseelung“. Auch<br />

die Schüler und Schülerinnen kennen<br />

es und schleppen mir je<strong>de</strong> Menge Verwendungen<br />

und Verfremdungen an.<br />

Die schönste Sammlung solcher „Werke“<br />

fin<strong>de</strong>t man unter www.glaubenund-kaufen.<strong>de</strong>.<br />

Der Schöpfergott dieser<br />

und <strong>de</strong>r nächsten Szenen hat mit jenem<br />

aus <strong>de</strong>r Erschaffung <strong>de</strong>r Eva nicht<br />

mehr viel gemein. Ein muskulös-vitaler,<br />

äußerst dynamischer, irgendwie<br />

sogar erotischer Gott saust mit fliegen<strong>de</strong>m,<br />

weiß-grau-melliert-gelocktem<br />

Kopf- und Barthaar, in einer Wolke ihn<br />

tragen<strong>de</strong>r und umhüllen<strong>de</strong>r Engelwesen<br />

mit fliegen<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong>rn und Gewän<strong>de</strong>rn<br />

durch das All. Wenn Eros vor<br />

allem Kraft und Lei<strong>de</strong>nschaft und Ausstrahlung<br />

ist und elektrisieren<strong>de</strong>s sich<br />

Verströmen, dann darf man diesen Gott<br />

sicherlich erotisch nennen. Ein dunkelrosa<br />

Mantel umhüllt die Gruppe, Gott<br />

trägt in hellrosa eine Art sei<strong>de</strong>nes Gewand.<br />

In <strong>de</strong>r Renaissance war blau die<br />

klassisch weibliche und rosa die klassisch<br />

männliche Farbe! Adam liegt lässig<br />

auf stilisiertem Land und hält <strong>de</strong>m<br />

Schöpfer die erhobene und doch gesenkte<br />

Hand mit leicht gekrümmtem<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

199<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

INFO 36 · 4/2007


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

200<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Zeigefinger entgegen. Der stattliche<br />

Junge blickt mit „erwartungsvollem<br />

Gleichmut“ zu Gott hinüber, hebt Arm<br />

und Schulter, erhebt sich aber ansonsten<br />

nicht aus seiner bequem hingegossenen<br />

Seitenlage. Die ganze Dynamik<br />

<strong>de</strong>r Schöpfergruppe scheint in <strong>de</strong>n ausgestreckten<br />

göttlichen Finger zu fließen.<br />

Es ist <strong>de</strong>r Augenblick vor <strong>de</strong>r Berührung.<br />

O<strong>de</strong>r muss es gar keine Berührung<br />

geben, weil <strong>de</strong>r göttliche Funke<br />

auch so überspringen kann? In <strong>de</strong>n<br />

Bibelstellen, die Michelangelo hier<br />

aufgreift, erschafft Gott Adam entwe<strong>de</strong>r<br />

durch sein Wort o<strong>de</strong>r aber handgreiflich<br />

aus Lehm und in die Nase geblasenen<br />

Lebensatem. Wie kommt Michelangelo<br />

auf die Sache mit <strong>de</strong>n Fingern?<br />

Und warum ist Michelangelo,<br />

<strong>de</strong>r Proportionsfanatiker perfekter<br />

Nacktheit bei <strong>de</strong>r Darstellung von<br />

Adams Geschlecht ausnahmsweise so<br />

zurückhaltend? Siegt hier doch einmal<br />

das Schamgefühl? Ich nenne diese bei<strong>de</strong>n<br />

so ungleich wirken<strong>de</strong>n Fragen in<br />

einem Atemzug, weil sie eine gemeinsame,<br />

überraschen<strong>de</strong> Antwort haben.<br />

Natürlich han<strong>de</strong>lt es sich wie<strong>de</strong>r um zu<br />

entschlüsseln<strong>de</strong> Michelangelo-Mehrdimensionalität.<br />

Meine Schüler und<br />

Schülerinnen bekommen ein Textblatt<br />

mit Bibelversen wie Ex 31,18; Ps 8 und<br />

Lk 11,20 und <strong>de</strong>m Pfingst-Hymnus<br />

„veni creator spiritus“ mit <strong>de</strong>m Auftrag,<br />

darin Bezüge zu einem.<br />

Wenn Latein-Schüler und Schülerinnen<br />

dabei sind, sind min<strong>de</strong>st die Verse<br />

drei und vier auf lateinisch zu singen<br />

(Quelle: Gotteslob Nr. 240):<br />

Tu septiformis munere, <strong>de</strong>xtrae Dei<br />

tu digitus, tu rite promissum Patris,<br />

sermone ditans guttura. Accen<strong>de</strong> lumen<br />

sensibus, infun<strong>de</strong> amorem cordibus,<br />

infirma nostri corporis virtute firmans<br />

perpeti.<br />

Und vom ganzen Text die möglichst<br />

direkte <strong>de</strong>utsche Übersetzung (hier nur<br />

im Auszug): Du bist mit Gaben siebenfalt,<br />

<strong>de</strong>r Finger an Gott’s rechter Hand;<br />

<strong>de</strong>s Vaters Versprechen gibst du gar<br />

bald / mit Zungen in alle Land. / Zünd<br />

uns ein Licht an im Verstand, gib uns ins<br />

Herz <strong>de</strong>r Lieb Inbrunst, das schwach<br />

Fleisch in uns, dir bekannt, erhalt fest<br />

<strong>de</strong>in Kraft und Gunst.<br />

Zu Pfingsten und bei je<strong>de</strong>r Papstwahl<br />

wird in <strong>de</strong>r Sixtinischen Kapelle<br />

<strong>de</strong>r Hymnus „Veni creator spiritus“<br />

gesungen. Er enthält sowohl <strong>de</strong>n „Finger<br />

an Gott’s rechter Hand“ <strong>als</strong> auch die<br />

Bitte, „unser schwaches Fleisch mit<br />

<strong>de</strong>iner (göttlichen) Kraft zu stärken“.<br />

Kraft hieße eigentlich „vis“, „virtus“<br />

heißt tatsächlich „Mannhaftigkeit“ und<br />

schon sind wir bei Michelangelos symbolträchtiger<br />

Zurückhaltung bezüglich<br />

Adams körperlicher Ausstattung. Nicht<br />

nur für solcherart pikante Höhepunkte<br />

<strong>de</strong>r symboldidaktischen Bil<strong>de</strong>rschließung<br />

sind Schüler und Schülerinnen<br />

empfänglich. Schließlich gilt es noch<br />

das Wesen in <strong>de</strong>n Blick zu nehmen,<br />

dass <strong>de</strong>n Schöpfer <strong>de</strong>utlich an<strong>de</strong>rs begleitet<br />

<strong>als</strong> die übrigen Engelwesen, die<br />

ihn sichtbar angestrengt durch die Luft<br />

tragen und beför<strong>de</strong>rn: In seinem linken<br />

Arm hält er, irgendwie zärtlich, wie<br />

eben, wenn wir jeman<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Arm um<br />

die Schulter legen, ein androgynes Wesen,<br />

das unsere Wahrnehmung heute<br />

wohl am ehesten <strong>als</strong> zarte, schlanke<br />

Frau interpretieren wür<strong>de</strong>. Dann wür<strong>de</strong><br />

sich natürlich eine Deutung anbieten,<br />

dass <strong>de</strong>r Schöpfer für seinen Adam bereits<br />

eine Eva bereithält, obwohl sie ja<br />

<strong>als</strong> endlich „Bein von meinem Bein“<br />

später aus seiner Rippe stammt. Um<br />

diese Figur streitet die Wissenschaft.<br />

Die einen erklären sie für klar männlich,<br />

an<strong>de</strong>re übergehen sie, einige halten<br />

sie für weiblich. Als feines weiteres<br />

Moment <strong>de</strong>r „Mehrdimensionalität“ im<br />

Werk Michelangelos bleibt es wohl <strong>de</strong>r<br />

Deutung <strong>de</strong>s einzelnen Betrachters<br />

überlassen.<br />

Gott schei<strong>de</strong>t Land und Wasser, ist<br />

ein eher stilles, kleines Motiv aus <strong>de</strong>m<br />

dritten Schöpfungstag. Gott fliegt<br />

zwar wie<strong>de</strong>r und die ausgebreiteten<br />

Arme zeigen <strong>de</strong>n Akt <strong>de</strong>r Trennung,<br />

aber mit weniger Dynamik, er hat die<br />

Augen geschlossen, „fliegt mit kleiner<br />

Mannschaft“, nur drei Engelwesen<br />

umgeben ihn, es scheint keine größere<br />

Sache zu sein.<br />

Erschaffung Adams<br />

© Edizioni Musei Vaticani<br />

INFO 36 · 4/2007


Erschaffung <strong>de</strong>r Gestirne und <strong>de</strong>r Pflanzen<br />

Das Doppelmotiv, <strong>de</strong>r Erschaffung<br />

<strong>de</strong>r Gewächse aus <strong>de</strong>m dritten Schöpfungstag<br />

und <strong>de</strong>r Erschaffung von Sonne<br />

und Mond aus <strong>de</strong>m vierten Schöpfungstag.<br />

Die Schüler und Schülerinnen<br />

ent<strong>de</strong>cken schnell das logische<br />

Problem mit <strong>de</strong>r Erschaffung von Sonne<br />

und Mond am dritten Schöpfungstag,<br />

nach<strong>de</strong>m Licht und Finsternis <strong>als</strong><br />

Tag und Nacht schon am ersten Schöpfungstag<br />

entstan<strong>de</strong>n waren. Dann fällt<br />

ihnen auf, dass hier im dritten Bild ein<br />

nicht nur energischer, son<strong>de</strong>rn fast zorniger<br />

Schöpfer Sonne und Mond mit<br />

weit ausgebreiteten Armen und richten<strong>de</strong>n<br />

Zeigefingern auf ihre Plätze<br />

verweist. Wenn ich dann frage, an was<br />

o<strong>de</strong>r wen sie diese Schöpfergeste erinnert,<br />

dann nenne Schüler und Schülerinnen<br />

eigentlich immer das „Schiedsrichtermotiv“,<br />

wie wenn <strong>de</strong>r Unparteiische<br />

beim Boxen o<strong>de</strong>r Fußball zwei<br />

verbissene, die Regeln verletzen<strong>de</strong><br />

Kampfhähne auseinan<strong>de</strong>r treibt. Darin<br />

liegt dann auch ein guter Teil <strong>de</strong>r Lösung<br />

für <strong>de</strong>n Tag-Nacht- (1. Schöpfungstag)<br />

und Sonne-Mond-Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

(3. Schöpfungstag). Es gibt zwar noch<br />

keine Menschen auf <strong>de</strong>r Welt, aber wie<br />

ein großes Symbol für sein großes Thema<br />

<strong>de</strong>utet Michelangelo diese Doppelung<br />

in <strong>de</strong>r Schöpfungsgeschichte typologisch<br />

und mythologisch, wie es in<br />

Genesis 1,18 steht: „um das Licht zu<br />

schei<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Finsternis“. Es geht<br />

© Edizioni Musei Vaticani<br />

ihm <strong>als</strong>o um Licht und Dunkel <strong>als</strong> Symbol<br />

für die Kräfte, die von Anfang an<br />

um Welt und Mensch streiten. An<strong>de</strong>rs<br />

wäre sein „zorniger“ Schöpfer hier<br />

kaum zu erklären. Noch mehr Gespräch<br />

aber gibt es zum an<strong>de</strong>ren Teil<br />

dieses dritten Schöpfungsbil<strong>de</strong>s: Gott<br />

erschafft die Gewächse. Dass Michelangelo<br />

die an<strong>de</strong>ren Schöpfungstage<br />

und Inhalte, z.B. die Tiere nicht zu interessieren<br />

scheinen, fällt schon auch<br />

auf. Aber auch das mit <strong>de</strong>n Gewächsen<br />

wird zum Randthema: Ganz knapp<br />

links unten sieht man etwas Grün. Viel<br />

auffälliger ist, dass hier <strong>de</strong>r Schöpfer<br />

ohne Begleitung von Engeln, <strong>de</strong>n Rücken<br />

<strong>de</strong>m Betrachter zugewandt mit<br />

angewinkelten Knien durch’s All saust<br />

und ob <strong>de</strong>r großen Dynamik sein Gewand<br />

so verrutscht, dass durch ein<br />

hauchdünnes Sei<strong>de</strong>nuntergewand nur<br />

leicht geschützt, ein nackter göttlicher<br />

Hintern zum Vorschein kommt. Kann<br />

das <strong>de</strong>nn sein! In <strong>de</strong>r Kapelle <strong>de</strong>s Papstes!<br />

Michelangelo muss dieser pikante<br />

Anblick wichtig gewesen sein, verzichtet<br />

er doch ihm zuliebe auf seine sonst<br />

obligatorische Perfektion in Sachen<br />

realistische Proportionen, Perspektiven,<br />

Faltenwürfe etc. Er missachtet zur<br />

Präsentation <strong>de</strong>s göttlichen Hinterteils<br />

grob die Gesetze <strong>de</strong>r Fliehkraft, die in<br />

<strong>de</strong>r Dynamik rasanten Vorwärtsfluges<br />

das Gewand nur nach hinten wegwehen<br />

lassen könnte, nicht nach vorne!<br />

Ich musste lange suchen, bis ich eine<br />

Deutung fand und sich überhaupt ein<br />

Autor mit dieser doch so offensichtlichen<br />

und ins Auge springen<strong>de</strong>n Tatsache<br />

befasste. Seitenweise hatten sie<br />

über die Perfektion <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r<br />

angewinkelten Beine gesprochen. Irgendwer<br />

hat sogar geleugnet, dass es<br />

sich bei dieser Figur um <strong>de</strong>n Schöpfer<br />

han<strong>de</strong>lt, obwohl die Bildsprache vollkommen<br />

ein<strong>de</strong>utig ist. Langsam kennen<br />

wir Michelangelo so gut, dass tatsächlich<br />

eine theologische Lösung zu<br />

erwarten ist, mit <strong>de</strong>r er seine „humorvolle<br />

Frechheit“, <strong>de</strong>n Schöpfer <strong>de</strong>m<br />

Papst und seiner Kirche und <strong>de</strong>r ganzen<br />

Welt <strong>de</strong>n (fast) nackten Allerwertesten<br />

zu zeigen, rechtfertigt. <strong>Diese</strong> „Ihr<br />

könnt mich mal – Geste“ ist klassisch<br />

und alt und in Goethes Götz von Berlichingen<br />

nur erneut künstlerisch verarbeitet,<br />

aber nicht erfun<strong>de</strong>n. Auch<br />

Michelangelo hat sie „künstlerisch<br />

verarbeitet“. Die theologische Lösung?<br />

Beim Auszug aus Ägypten erfleht<br />

ein verzweifelter, resignierter<br />

Moses eine Begegnung mit Gott von<br />

Angesicht zu Angesicht (Exodus<br />

33,11-23) und Gott antwortet: „Wenn<br />

meine Herrlichkeit vorüberzieht, stelle<br />

ich dich in <strong>de</strong>n Felsspalt und halte<br />

meine Hand über dich, bis ich vorüber<br />

bin. Dann ziehe ich meine Hand zurück,<br />

und du wirst meinen Rücken sehen.<br />

Mein Angesicht aber kann niemand<br />

sehen.“ Vorüberzug <strong>de</strong>r Herrlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Herrn, bei <strong>de</strong>m man nur<br />

seinen „Rücken“ sehen kann. Michelangelo!<br />

Dass eine solche Respektlosigkeit<br />

Michelangelos Frömmigkeit<br />

entspringt und nicht Gott und <strong>de</strong>n<br />

Glauben verächtlich macht, son<strong>de</strong>rn<br />

sein ver<strong>de</strong>rbtes „Bo<strong>de</strong>npersonal“, illustriere<br />

ich dann <strong>de</strong>n Schüler/-innen<br />

mit Versen aus Michelangelos Gedichten.<br />

In Frömmigkeit und Glauben<br />

begrün<strong>de</strong>te Kirchenkritik ist ein Motiv,<br />

mit <strong>de</strong>m Schüler und Schülerinnen<br />

sehr konstruktiv umgehen.<br />

Stefan Herok ist Referent für Schulpastoral<br />

im Dezernat Bildung und Kultur.<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

201<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

INFO 36 · 4/2007


<strong>Service</strong>-Adressen<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

202<br />

von Institutionen und Dienststellen, die (oft kostenlos)<br />

Informations- und Dokumentationsmaterial für <strong>de</strong>n Unterricht<br />

zur Verfügung stellen können:<br />

ADVENIAT<br />

Bischöfliche Aktion ADVENIAT<br />

Hilfe <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Katholiken für die Kirche<br />

in Lateinamerika<br />

Am Posrscheplatz 7, 45127 Essen<br />

Postfach 10 01 52, 45001 Essen<br />

Fon: (0201) 17 56 - 0<br />

Fax: (0201) 17 56 - 111<br />

E-Mail: zentrale@adveniat.<strong>de</strong><br />

Internet: www.adveniat.<strong>de</strong><br />

Bonifatiuswerk <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Katholiken e.V.<br />

Kamp 22, 33098 Pa<strong>de</strong>rborn<br />

Postfach 11 68, 33041 Pa<strong>de</strong>rborn<br />

Fon: (05251) 29 96 - 0<br />

Fax: (05251) 29 96 - 13<br />

E-Mail: info@bonifatiuswerk.<strong>de</strong><br />

Internet: www.bonifatiuswerk.<strong>de</strong><br />

Borromäusverein e.V.<br />

Wittelsbacherring 9, 53115 Bonn<br />

Postfach 12 67, 53002 Bonn<br />

Fon: (0228) 72 58 - 111<br />

Fax: (0228) 72 58 - 181<br />

E-Mail: info@borro.<strong>de</strong><br />

Internet: www.borro.<strong>de</strong><br />

BROT FÜR DIE WELT<br />

Diakonisches Werk<br />

Stafflenbergstr. 76, 70184 Stuttgart<br />

Postfach 1011 42, 70010 Stuttgart<br />

Fon: (0711) 21 59 - 0<br />

Fax: (0711) 21 59 - 110 o<strong>de</strong>r - 368<br />

E-Mail: bfsinformation@brot-fuer-die-welt.org<br />

Internet: www.brot-fuer-die-welt.<strong>de</strong><br />

Bund <strong>de</strong>r Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)<br />

Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf<br />

Postfach 32 05 20, 40420 Düsseldorf<br />

Fon: (0211) 46 93 - 0<br />

Fax: (0211) 46 92 - 120<br />

E-Mail: bun<strong>de</strong>svorstand@bdkj.<strong>de</strong><br />

Internet: www.bdkj.<strong>de</strong><br />

CIBEDO e.V.<br />

Christlich-islamische Begegnung.<br />

Dokumentationsstelle<br />

Balduinstr. 62, 60599 Frankfurt am Main<br />

Fon: (069) 72 64 91<br />

Fax: (069) 72 30 52<br />

E-Mail: huenseler@cibedo.<strong>de</strong><br />

Internet: www.cibedo.<strong>de</strong><br />

Comenius-lnstitut<br />

Evang. Arbeitststätte für Erziehungswissenschaft e.V.<br />

Information – Dokumentation – Bibliothek<br />

Schreiberstr. 12, 48149 Münster<br />

Fon: (0251) 98 101 - 0<br />

Fax: (0251) 98 101 - 50<br />

E-Mail: info@comenius.<strong>de</strong><br />

Internet: www.comenius.<strong>de</strong><br />

Deutsche Bischofskonferenz<br />

Sekretariat<br />

Kaiserstr. 161, 53113 Bonn<br />

Postfach 29 62, 53019 Bonn<br />

a) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fon: (0228) 1 03 - 213 und - 215<br />

Fax: (0228) 1 03 - 254<br />

E-Mail: Pressestelle@dbk.<strong>de</strong><br />

Internet: www.dbk.<strong>de</strong><br />

b) Glaubenskommission<br />

Fon: (0228) 1 03 - 247<br />

Fax: (0228) 1 03 - 201<br />

E-Mail: GlaubeBildung@dbk.<strong>de</strong><br />

c) Kommission für Erziehung und Schule<br />

Fon: (0228) 1 03 - 247<br />

E-Mail: GlaubeBildung@dbk.<strong>de</strong><br />

d) Religionspädagogik<br />

Fon: (0228) 1 03 - 252<br />

E-Mail: a.verhuelsdonk@dbk.<strong>de</strong><br />

Deutsche Kommission Justitia et Pax<br />

Kaiserstr. 161, 52113 Bonn<br />

Fon: (0228) 1 03 - 217<br />

Fax: (0228) 1 03 - 318<br />

E-Mail: Justitia-et-Pax-Deutschland@dbk.<strong>de</strong><br />

Internet: www.justitia-et-pax.<strong>de</strong><br />

Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW)<br />

Mariannhillstr. 1 c, 97074 Würzburg<br />

Postfach 11 04 62, 97067 Würzburg<br />

Fon: (0931) 79 48 - 0<br />

Fax: (0931) 79 48 - 160<br />

E-Mail: info@dahw.<strong>de</strong><br />

Internet: www.dahw.<strong>de</strong><br />

Deutsche Welthungerhilfe e.V.<br />

Friedrich-Ebert-Str. 1, 53173 Bonn<br />

Fon: (0228) 22 88 - 0<br />

Fax: (0228) 22 88 - 333<br />

E-Mail: info@welthungerhilfe.<strong>de</strong><br />

Internet: www.welthungerhilfe.<strong>de</strong><br />

Deutscher Caritasverband e.V. (DCV)<br />

Lorenz-Werthmann-Haus<br />

Karlstr. 40, 79104 Freiburg<br />

Postfach 420, 79004 Freiburg<br />

Fon: (0761) 200 - 0<br />

Fax: (0761) 200 - 730<br />

E-Mail: info@caritas.<strong>de</strong><br />

presse@caritas.<strong>de</strong><br />

Internet: www.caritas.<strong>de</strong><br />

Deutscher Katecheten-Verein e.V. (DKV)<br />

Preysingstr. 97, 81667 München<br />

Fon: (089) 480 92 - 12 42<br />

Fax: (089) 480 92 - 12 37<br />

E-Mail: katecheten-verein@t-online.<strong>de</strong><br />

Internet: www.katecheten-verein.<strong>de</strong><br />

Deutsches Liturgisches Institut e.V.<br />

Weberbach 72a, 54290 Trier<br />

Postfach 26 28, 54216 Trier<br />

Fon: (0651) 94 808 - 0<br />

Fax: (0551) 94 808 - 33<br />

E-Mail: dli@liturgie.<strong>de</strong><br />

Internet: www.liturgie.<strong>de</strong><br />

ILF – Institut für Lehrerfort- und -Weiterbildung<br />

Kötherhofstr. 4, 55116 Mainz<br />

Postfach 24 50, 55014 Mainz<br />

Fon: (06131) 28 45 - 0<br />

Fax: (06131) 28 45 - 25<br />

E-Mail: ilf@ilf.bildung-rp.<strong>de</strong><br />

Internet: www.ilf.bildung-rp.<strong>de</strong><br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am<br />

Main, Fachbereich 7 – Katholische Theologie<br />

Grüneburgplatz 1, 60629 Frankfurt am Main<br />

Fon: (069) 7 98 - 3 33 48 und 3 33 49 (Sekretariat)<br />

Fax: (069) 7 98 - 3 33 54<br />

E-Mail: Viehl@em.uni-frankfurt.<strong>de</strong><br />

A.Neuse@em.uni-frankfurt.<strong>de</strong><br />

Internet: http://www.uni-frankfurt.<strong>de</strong>/fb07/<br />

http://www.gaff-goethe.<strong>de</strong><br />

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)<br />

Deutschlands e.V.<br />

Bernhard-Letterhaus-Str. 26, 50670 Köln<br />

Fon: (0221) 77 22 - 0<br />

Fax: (0221) 77 22 - 135<br />

E-Mail: info@kab.<strong>de</strong><br />

Internet: www.kab.<strong>de</strong><br />

Katholische Glaubensinformation (kgi)<br />

Justinusplatz 5, 65929 Frankfurt am Main<br />

Fon: (069) 33 00 97 - 0<br />

Fax: (069) 33 00 97 - 17<br />

E-Mail: kgi@kgi.org<br />

Internet: www.internetseelsorge.<strong>de</strong><br />

Katholische Sozialethische Arbeitsstelle e.V. (KSA)<br />

– Sekten- und Weltanschauungsfragen;<br />

Konsum und Sucht; Jugendschutz –<br />

Jägerallee 5, 59071 Hamm<br />

Fon: (02381) 980 20 - 0<br />

Fax: (02381) 980 20 - 99<br />

E-Mail: ksa-hamm@t-online.<strong>de</strong><br />

Katholische Sozialwissenschaftliche Zentr<strong>als</strong>telle<br />

Bran<strong>de</strong>nberger Str. 33, 41065 Mönchengladbach<br />

Fon: (02161) 81 596 - 0<br />

Fax: (02161) 81 596 - 21<br />

E-Mail: dir@ksz.<strong>de</strong><br />

Internet: www.ksz.<strong>de</strong><br />

Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart (KBW)<br />

Silberburgstr. 121, 70176 Stuttgart<br />

Fon: (0711) 619 20 - 50<br />

Fax: (0711) 619 20 - 77<br />

E-Mail: bibelwerk@t-online.<strong>de</strong><br />

Internet: www.bibelwerk.<strong>de</strong><br />

Katholisches Filmwerk GmbH (KFW)<br />

Ludwigstr. 33, 60327 Frankfurt am Main<br />

Postfach 11 11 52, 60046 Frankfurt am Main<br />

Fon: (069) 97 14 36 - 0<br />

Fax: (069) 97 14 36 - 13<br />

E-Mail: info@filmwerk.<strong>de</strong><br />

Internet: www.filmwerk.<strong>de</strong><br />

KINDERMISSIONSWERK „Die Sternsinger"<br />

Päpstliches Missionswerk <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

in Deutschland e.V.<br />

Stephanstr. 35, 52064 Aachen<br />

Fon: (0241) 44 61 - 0<br />

Fax: (0241) 44 61 - 40<br />

E-Mail: kontakt@kin<strong>de</strong>rmissionswerk.<strong>de</strong><br />

Internet: www.sternsinger.<strong>de</strong><br />

INFO 36 · 4/2007


MISEREOR<br />

Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V.<br />

Mozartstr. 9, 52064 Aachen<br />

Postfach 14 50, 52015 Aachen<br />

Fon: (0241) 442 - 0<br />

Fax: (0241) 442 - 188<br />

E-Mail: postmaster@misereor.<strong>de</strong><br />

Internet: www.misereor.<strong>de</strong><br />

missio.<br />

Internationales Katholisches Missionswerk e.V.<br />

Päpstl. Werk <strong>de</strong>r Glaubensverbreitung<br />

Goethestr. 43, 52064 Aachen<br />

Postfach 10 12 48, 52012 Aachen<br />

Fon: (0241) 75 07 - 00<br />

Fax: (0241) 75 07 - 335<br />

E-Mail: praesi<strong>de</strong>nt@missio-aachen.<strong>de</strong><br />

Internet: www.missio-aachen.<strong>de</strong><br />

Pädagogisches Zentrum <strong>de</strong>r Bistümer<br />

im Lan<strong>de</strong> Hessen (PZ)<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, 65207 Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Fon: (06127) 77 - 285<br />

Fax: (06127) 77 - 246<br />

E-Mail: info@pz-hessen.<strong>de</strong><br />

Internet: www.pz-hessen.<strong>de</strong><br />

Pax Christi<br />

Internationale katholische Frie<strong>de</strong>nsbewegung<br />

Deutsche Sektion<br />

Feststr. 9, 61118 Bad Vilbel<br />

Postfach 13 45, 61103 Bad Vilbel<br />

Fon: (06101) 20 73<br />

Fax: (06101) 651 65<br />

E-Mail: paxchristi.sekretariat@t-online.<strong>de</strong><br />

Internet: www.paxchristi.<strong>de</strong><br />

Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen<br />

Theologische Fakultät<br />

Offenbacher Ldstr. 224, 60599 Frankfurt am Main<br />

Fon: (069) 60 61 - 0<br />

Fax: (069) 60 61 - 307<br />

E-Mail: rektorat@sankt-georgen.<strong>de</strong><br />

Internet: www.sankt-georgen.<strong>de</strong><br />

RENOVABIS Bischöfliches Hilfswerk<br />

Solidaritätsaktion <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Katholiken mit <strong>de</strong>n<br />

Menschen in Mittel- und Osteuropa<br />

Kardinal-Döpfner-Haus<br />

Domberg 27, 85354 Freising<br />

Fon: (08161) 53 09 - 0<br />

Fax: (08161) 53 09 - 11<br />

E-Mail: info@renovabis.<strong>de</strong><br />

Internet: www.renovabis.<strong>de</strong><br />

Theologie im Fernkurs<br />

Katholische Aka<strong>de</strong>mie Domschule<br />

Am Bru<strong>de</strong>rhof 1; 97070 Würzburg<br />

Postfach 11 04 55, 97031 Würzburg<br />

Fon: (0931) 38 664 - 600<br />

Fax: (0931) 38 664 - 666<br />

E-Mail: theologie@fernkurs-wuerzburg.<strong>de</strong><br />

Weltanschauungsfragen<br />

Referat für ... im Bischöflichen Ordinariat Limburg<br />

Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main<br />

Fon: (069) 800 87 18 - 310<br />

Fax: (069) 800 87 18 - 312<br />

E-Mail: weltanschauungsfr-ffm@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Wettanschauungsfragen<br />

Evangelische Zentr<strong>als</strong>telle für ... (EZW)<br />

Auguststr. 80, 10117 Berlin<br />

Fon: (030) 28 395 - 211<br />

Fax: (030) 28 395 - 212<br />

E-Mail: ezw@compuserve.com<br />

Internet: www.ekd.<strong>de</strong>/ezw<br />

Zentralkomitee <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Katholiken (ZDK)<br />

Hochkreuzallee 246, 53175 Bonn<br />

Postfach 24 01 41, 53154 Bonn<br />

Fon: (0228) 3 82 97 - 0<br />

Fax: (0228) 3 82 97 - 44<br />

E-Mail: info@zdk.<strong>de</strong><br />

Internet: www.zdk.<strong>de</strong><br />

Diözesanstelle Berufe <strong>de</strong>r Kirche im Bistum Limburg<br />

Weilburger Str. 16, 65549 Limburg<br />

Fon: (06431) 200 7 - 0<br />

Fax: (06431) 200 7 - 50<br />

Zusammenstellung: Bernhard Merten<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

203<br />

WIR UND DIE ANDEREN<br />

LITERATURÜBERSICHT – Eine Auswahl<br />

Sind Differenzen zwischen <strong>de</strong>n<br />

Religionen eine Chance für <strong>de</strong>n<br />

Religionsunterricht ?<br />

Ratzinger, Joseph/Benedikt XVI.: Glaube – Wahrheit –<br />

Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen. –<br />

Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 4. Aufl. 2005. 220 S., € 16,90<br />

(ISBN 978-3-451-28110-5)<br />

Benedikt XVI.: Glaube und Vernunft. Die Regensburger<br />

Vorlesung. Vollständige <strong>Ausgabe</strong>. Kommentiert v. Gesine<br />

Schwan/A<strong>de</strong>l Th. Khoury/Karl Kard. Lehmann. – Freiburg<br />

u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2006.141 S., € 12,00 (ISBN 978-<br />

3-451-29597-3)<br />

Wenzel, Knut (Hg.): Die Religionen und <strong>de</strong> Vernunft. Die<br />

Debatte um die Regensburger Vorlesung <strong>de</strong>s Papstes. –<br />

Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 128 S., € 9,90 (ISBN<br />

978-3-451-29709-0)<br />

Ratzinger, Joseph Kard.: Die Vielfalt <strong>de</strong>r Religionen und<br />

<strong>de</strong>r Eine Bund. (Urfel<strong>de</strong>r Reihe, Bd.1) – Bad Tölz: Verlag<br />

Urfeld. 4. Aufl. 2005. 131 S., € 14,90 (ISBN 978-3-<br />

932857-20-1)<br />

Bernhardt, Reinhold: En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dialogs? Eine Begegnung<br />

<strong>de</strong>r Religionen und ihre theologische Reflexion. – Zürich:<br />

Theol. Verlag Zürich. 2006. 193 S., € 24,00 (ISBN 978-3-<br />

290-17391-3) (Rezension in INFO Heft 4/2006, S. 204 f.)<br />

Brocker, Manfred/Stein, Tine (Hg.): Christentum und Demokratie.<br />

– Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.<br />

2006. 252 S., € 49,90 (ISBN 978-3-534-20055-9)<br />

Bowker, John (Hg.): Religionen <strong>de</strong>r Welt. Aus d. Engl.<br />

Übers, v. Karl-Heinz Golzio – Darmstadt: Primus Verlag.<br />

2004. 336 S. m. zahl. Fotos u. Karten. € 39,90 (ISBN<br />

978-3-89678-134-0) (Rezension in INFO, Heft 4/2004,<br />

S. 266f.)<br />

Claussen, Johann Hinrich: Die 101 wichtigsten Fragen. –<br />

Christentum. – München: Verlag C.H. Beck. 2., durchges.<br />

Aufl. 2006.150 S., 12 Abb., € 9,90 (ISBN 978-3-406-<br />

54094-3)<br />

Douglas-Klotz, Neil: Aus <strong>de</strong>rselben Quelle leben wir. Wege<br />

zum Frie<strong>de</strong>n zwischen Christen, Ju<strong>de</strong>n und Muslimen.<br />

Aus d. Anmerk. übers. v. Eva Ploes. – München: Kösel-Verlag.<br />

2004. 318 S., € 19,95 (ISBN 978-3-446-<br />

366660-7) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 206)<br />

Figl, Johann (Hg.): Handbuch Religionswissenschaft.<br />

Religionen und ihre zentralen Themen. – Innsbruck:<br />

Tyrolia Verlag/Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht.<br />

2003. 880 S., € 79,00 (ISBN 978-3-7022-2508-0 Tyrolia;<br />

978-3-525-50165-8 Van<strong>de</strong>nhoeck) (Rezension in INFO ,<br />

Heft 2/2004, S. 110f.)<br />

Gottwald, Eckart/Rickers, Folkert (Hg.): Die Zukunft<br />

<strong>de</strong>s Religionsunterrichts im Horizont von Globalisierung<br />

und Multikulturalität. – Nordhausen: Traugott<br />

Bautz GmbH. 2004.195 S., € 30,00 (ISBN 978-3-<br />

88309-152-5)<br />

Höhn, Elisabeth: Das große Quizbuch Weltreligionen.<br />

für Unterricht und Gemein<strong>de</strong>. – Stuttgart: Verlag Katholisches<br />

Bibelwerk. 2007. 216 S., ill., DIN A 4., € 19,95 (ISBN<br />

978-3-460-33206-5)<br />

Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht. Theologische<br />

Grundlagen – Didaktische Überlegungen – Materialien<br />

und Medien. Hg. v. Bischöflichen Ordinariat<br />

Mainz. Referat Pädagogische Grundsatzfragen. Erarb. v.<br />

Clauß Peter Sajak (Arbeitshilfe für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

Nr. 2). – Mainz: Bischöfliches Ordinariat. Referat Pädagogische<br />

Grundsatzfragen (Bischofsplatz 2, 55116<br />

Mainz). 2. Aufl. 2005. 38 S.<br />

Keene, Michael: Was Weltreligionen zu ethischen<br />

Grundfragen sagen. Antworten von Christen, Ju<strong>de</strong>n und<br />

Muslimen (13-17 J.). Aus <strong>de</strong>m Engl. übers, v. Friedrich<br />

Helmschrott. – Mühlheim/Ruhr: Verlag an <strong>de</strong>r Ruhr.<br />

2007. 189 S., ill., DIN A4. € 22,00 (ISBN 978-3-8346-<br />

0080-6) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 207)<br />

Kessler, Hans: Den verborgenen Gott suchen. Gottesglaube<br />

in einer von Naturwissenschaft und Religionskonflikten<br />

geprägten Welt. – Pa<strong>de</strong>rborn u.a.: Verlag<br />

F. Schöningh. 2006. 332 S., € 39,90 (ISBN 978-3-<br />

506-756664-4) (Rezension in INFO, Heft 3/2006,<br />

S. 130f.)<br />

INFO 36 · 4/2007


LITERATUR & MEDIEN<br />

204<br />

Kuschel, Karl-Josef: Ju<strong>de</strong>n – Christen – Muslime. Herkunft<br />

und Zukunft. – Düsseldorf: Patmos Verlag. 2007.<br />

650 S., € 29,90 (ISBN 978-3-491 -72500-1) (Rezension<br />

in INFO; Heft 4/2O07, S. 207)<br />

Kliemann, Peter: Das Haus mit <strong>de</strong>n vielen Wohnungen.<br />

Eine Einführung in die Religionen <strong>de</strong>r Welt. – Stuttgart:<br />

Calwer Verlag. 2. Aufl. 2007. 248 S., 179 farb. Abb.,<br />

€ 19,90 (ISBN 978-3-7668-3880-3)<br />

Leimgruber, Stephan: Interreligiöses Lernen. Neuausgabe.<br />

– München: Kösel-Verlag. 2007.352 S., € 19,95 (ISBN 978-<br />

3-466-36748-1) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 209)<br />

Lutz-Bachmann, Matthias/Fidora, Alexan<strong>de</strong>r (Hg.): Ju<strong>de</strong>n,<br />

Christen und Muslime. Religionsdialoge im Mittelalter.<br />

– Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.<br />

2004. 240 S., € 54,00 (ISBN 978-3-534-17433-6) (Rezension<br />

in INFO, Heft 2/2006, S. 85)<br />

Neuhaus, Gerd: Kein Weltfrie<strong>de</strong>n ohne christlichen<br />

Absolutheitsanspruch. Eine religionstheologische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit Hans Küngs "Projekt Weltethos"<br />

(Quaestiones disputatae; Bd. 175). – Freiburg u.a.: Verlag<br />

Her<strong>de</strong>r. 1999. 179 S., € 21,50 (ISBN 978-3-451-<br />

02175-6)<br />

Noebel, David A.: Kampf um Wahrheit. Die be<strong>de</strong>utendsten<br />

Weltanschauungen im Vergleich. Aus d. Engl.<br />

übers., v. Christian Ren<strong>de</strong>l. – Gräfelfing: Dr. Ingo Rech<br />

Verlag. 2007. 502 S., € 29,80 (ISBN 978-3-935196-41-0)<br />

Pesch, Magdalene: Wie Weihnachten!? Die Religionen<br />

und ihre Freu<strong>de</strong>nfeste (Religionsunterricht primar) –<br />

Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007. 99 S., ill., DIN<br />

A4, € 14,90 (ISBN 978-3-525-61009-1) (Rezension in<br />

INFO, Heft 4/2007, S. 208)<br />

Sajak, Clauß Peter: Das Frem<strong>de</strong> <strong>als</strong> Gabe begreifen.<br />

Auf <strong>de</strong>m Weg zu einer Didaktik <strong>de</strong>r Religionen aus katholischer<br />

Perspektive (Forum Religionspädagogik interkulturell,<br />

Bd. 9). – Münster u.a.: LIT Verlag. 2005. 335 S.,<br />

€ 29,90 (ISBN 978-3-8258-8480-2)<br />

Scheliha, Arnulf von: Der Islam im Kontext <strong>de</strong>r christlichen<br />

Religionen (Studien zum interreligiösen Dialog;<br />

Band 6). – Münster u.a.: Waxmann Verlag. 2004. 190 S.,<br />

€ 19,90 (ISBN 978-3-8309-1395-8)<br />

Schreijäck, Thomas (Hg.): Religionsdialog im Kulturwan<strong>de</strong>l.<br />

Interkulturelle und interreligiöse Kommunikations-<br />

und Handlungskompetenzen auf <strong>de</strong>m Weg in die<br />

Weltgesellschaft. – Münster u.a.: Waxmann Verlag.<br />

2003. 324 S., € 25,90 (ISBN 978-3-8309-1208-0)<br />

Schreiner, Peter/Spin<strong>de</strong>r, Hans (Hg.): I<strong>de</strong>ntitätsbildung<br />

im pluralen Europa. Perspektiven für Schule und Religionsunterricht.<br />

– Münster u.a.: Waxmann Verlag. 1997.<br />

214 S., € 19,50 (ISBN 978-3-89325-536-8)<br />

Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz (Hg.):<br />

Leitlinien für multireligiöse Feiern von Christen, Ju<strong>de</strong>n<br />

und Muslimen. Eine Handreichung <strong>de</strong>r Deutschen Bischöfe.<br />

25. Januar 2003 (Arbeitshilfen 170). – Bonn: Sekretariat<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz (Kaiserstr.<br />

161, 53113 Bonn). 2003. 48 S. kostenfrei<br />

Sinkovits/Winkler, Ulrich (Hg.): Weltkirche und Weltreligionen.<br />

Die Brisanz <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen Konzils.<br />

40 Jahre nach Nostra Aetate (Salzburger theologische<br />

Studien interkulturell; 3) – Innsbruck: Tyrolia Verlag.<br />

2007. 368 S., € 36,00 (ISBN 978-3-7029-2744-9) (Rezension<br />

in INFO, Heft 4/2007, S. 205)<br />

Weiler, Joseph H.: Ein christliches Europa. Erkundungsgänge.<br />

Vorw. v. Ernst W. Böckenför<strong>de</strong>. Aus <strong>de</strong>m Ital.<br />

übers. v. Franz Reimer. – Salzburg: Verlag A. Pustet.<br />

2004. 168 S., € 9,90 (ISBN 978-3-7025-0493-9) (Rezension<br />

in INFO, Heft 1/2005, S. 38)<br />

Weimer, Ludwig: Christsein angesichts <strong>de</strong>r vielen Religionen<br />

(Urfel<strong>de</strong>r Reihe; Bd.3). – Bad Tölz: Verlag Urfeld.<br />

2002.190 S., € 17,90 (ISBN 978-3-932857-22-5)<br />

Wimmer, Johann Jakob: Weltreligionen ent<strong>de</strong>cken. Ju<strong>de</strong>ntum,<br />

Christentum, Islam. Das Memospiel. – Stuttgart:<br />

Verlag Katholisches Bibelwerk. 2005. 36 Kartenpaare,<br />

vierfarb., Begleitheft: 22 S., € 12,90 (ISBN 978-3-460-<br />

33205-8) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 207)<br />

ISLAM<br />

Der Koran. Übers, v. A<strong>de</strong>l Theodor Khoury. Unter Mitarb.<br />

v. Muhammad Salim Abdullah. – Gütersloh: Gütersloher<br />

Verlagshaus. 4. Aufl. 2007. XLI, 580 S., € 19,95 (ISBN<br />

978-3-579-08024-6)<br />

Der Koran. Erschlossen und kommentiert v. A<strong>de</strong>l Theodor<br />

Khoury. – Düsseldorf: Patmos Verlag. 2. Aufl. 2006.<br />

352 S. m. 150 zumeist farb. Abb., € 49,90 (ISBN 978-3-<br />

491-72485-6) (Rezension in INFO, Heft 2/2006, S. 86)<br />

Der Koran. Übers, v. Rudi Paret. – Stuttgart: Verlag Kohlhammer.<br />

10. Aufl. 2007. 440 S., € 18,00 (ISBN 978-3-17-<br />

019829-6) (Rezension in INFO, Heft 2/2001, S. 163)<br />

Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz (Hg.):<br />

Christen und Muslime in Deutschland. 23. September<br />

2003 (Arbeitshilfen 172). – Bonn: Sekretariat <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Bischofskonferenz (Kaiserstr. 161, 53117 Bonn).<br />

2003. 277 S., kostenfrei<br />

Kirchenamt <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

(EKD) (Hg.): Klarheit und gute Nachbarschaft. Christen<br />

und Muslime in Deutschland. Eine Handreichung <strong>de</strong>s<br />

Rates <strong>de</strong>r EKD (EKD Texte 86). – Hannover: Kirchenamt<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) (Herrenhäuser<br />

Str. 12, 30419 Hannover). 2006. 123 S.<br />

Ammann, Ludwig: Islam. Was stimmt? Die wichtigsten<br />

Antworten (HERDER spektrum; Bd. 5736). – Freiburg u.a.:<br />

Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 128 S., € 7,90 (ISBN 978-3-451-<br />

05736-6) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 213)<br />

Bock, Wolfgang (Hg.): Islamischer Religionsunterricht?<br />

Rechtsfragen, Län<strong>de</strong>rberichte, Hintergrün<strong>de</strong> (Religion<br />

und Aufklärung; Bd. 13). – Tübingen: Mohr Siebeck.<br />

2. durchges. Aufl. 2007. XII, 252 S., € 39,00 (ISBN 978-3-<br />

16-149324-9) (Rezension in INFO, Heft 4/2007, S. 212)<br />

Gabriel, Mark A.: Jesus und Muhammad. Erstaunliche<br />

Unterschie<strong>de</strong> und überraschen<strong>de</strong> Ähnlichkeiten. Aus d.<br />

Engl. übers, v. Christian Ren<strong>de</strong>l. – Gräfelfing: Dr. Ingo<br />

Resch Verlag. 2006. 301 S., € 13,90 (ISBN 978-3-935197-<br />

52-6) (Rezension in INFO, Heft 4/2006, S. 204)<br />

Gnilka, Joachim: Bibel und Koran. Was sie verbin<strong>de</strong>t,<br />

was sie trennt. – Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 6. Aufl.<br />

2007. 216 S., € 14,90 (ISBN 978-3-451-28316-1) (Rezension<br />

in INFO, Heft 4/2004, S. 269)<br />

Gnilka, Joachim: Die Nazarener und <strong>de</strong>r Koran. Eine<br />

Spurensuche. – Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007.174 S.,<br />

€ 14,90 (ISBN 978-3-451 -29668-0) (Rezension in INFO,<br />

Heft 4/2007, S. 206)<br />

Halm, Heinz: Der Islam. Geschichte und Gegenwart (bsr<br />

2145). – München: Verlag C.H. Beck. 6. Aufl. 2005. 103 S.,<br />

€ 7,90 (ISBN 978-3-406-51917-8)<br />

Heine, Peter: Der Islam. erschlossen und kommentiert von<br />

Peter Heine. – Düsseldorf: Patmos Verlag. 2007.<br />

400 S. m. 180 färb. Abb., € 30,90 (ISBN 978-3-491-72514-0)<br />

Hirzenberger, Gottfried: Der Islam. – Wiesba<strong>de</strong>n: marixverlag.<br />

2006. 158 S., ill., graph. Darstellungen. € 5,00<br />

(ISBN 978-3-86539-903-8)<br />

Hottinger, Arnold: Islamische Welt. Der Nahe Osten.<br />

Erfahrungen, Begegnungen, Analysen. – Pa<strong>de</strong>rborn u.a.:<br />

Verlag F. Schöningh. 2004. 748 S., 2 Kart., € 49,00 (ISBN 978-<br />

3-506-71800-6) (Rezension in INFO, Heft 3/2005, S. 174)<br />

Kamphaus, Bischof Franz: Religionsgespräch mit <strong>de</strong>m<br />

Islam. Ansprache beim St. Martins-Jahresempfang <strong>de</strong>s<br />

Katholischen Büros Mainz 2006. Hg.: Katholisches Büro<br />

Mainz. – Mainz: Katholisches Büro (Saarstr. 1, 55122<br />

Mainz). 2006. 18 S.<br />

Khoury, A<strong>de</strong>l Theodor/Heine, Peter/Oebbecke, Janbernd:<br />

Handbuch Recht und Kultur <strong>de</strong>s Islams in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Gesellschaft. Probleme im Alltag-Hintergrün<strong>de</strong>-<br />

Antworten. – Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. 2000.<br />

333 S., € 39,95 (ISBN 978-3-579-02663-3)<br />

Khoury, A<strong>de</strong>l Theodor: Die Weisheit <strong>de</strong>s Islam. Gebete<br />

und koranische Texte (HERDER spektrum; Bd. 5807). –<br />

Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2006. 159 S., € 8,90 (ISBN<br />

978-3-451-05807-3)<br />

Klausnitzer, Wolfgang: Jesus und Muhammad. Ihr<br />

Leben, ihre Botschaft. Eine Gegenüberstellung. – Freiburg<br />

u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 216 S., € 19,90 (ISBN<br />

978-3-451-29669-7)<br />

Mohr, Irka Christin: Islamischer Religionsunterricht in<br />

Europa. Lehrtexte <strong>als</strong> Instrumente muslimischer Selbstverortung<br />

im Vergleich. – Bielefeld: transcript Verlag.<br />

2006. 310 S., € 28,80 (ISBN 978-3-89942-453-9)<br />

Reichmut, Stefan/Bo<strong>de</strong>nstein, Mark/Kiefer, Michael/<br />

Väth, Birgit (Hg.): Staatlicher Islamunterricht in Deutschland.<br />

Die Mo<strong>de</strong>lle in NRW und Nie<strong>de</strong>rsachsen im Vergleich<br />

(Islam in <strong>de</strong>r Lebenswelt Europas; Bd.1). – Münster<br />

u.a.: LIT Verlag. 2006.144 S., € 14,90 (ISBN 978-3-<br />

8258-8830-5)<br />

Renz, Andreas/Leimgruber, Stefan (Hg.): Lernprozess<br />

Christen Muslime. Gesellschaftliche Kontexte-Theologische<br />

Grundlagen-Begegnungsfel<strong>de</strong>r (Forum Religionspädagogik<br />

interkulturell; Bd. 3). – Münster u.a.: LIT Verlag.<br />

2002. 424 S., € 29,90 (ISBN 978-3-8258-6165-0)<br />

(Rezension in INFO, Heft 4/2003, S. 259)<br />

Renz, Andreas/Leimgruber, Stefan: Christen und Muslime.<br />

Was sie verbin<strong>de</strong>t – Was sie unterschei<strong>de</strong>t. – München:<br />

Kösel-Verlag. 2., durchges. Aufl. 2005. 318 S.,<br />

€ 17,95 (ISBN 978-3-466-36647-7) (Rezension in INFO,<br />

Heft 4/2004, S. 271)<br />

SAID: Psalmen. – München: Verlag C.H. Beck. 2007.<br />

112 S., € 14,90 (ISBN 978-3-406-55750-7)<br />

Spuler-Stegemann, Ursula: Die 100 wichtigsten Fragen<br />

– Islam (bsr 2007). – München: Verlag C.H. Beck. 2007.<br />

149 S., € 9,90 (ISBN 978-3-406-51111-0)<br />

Struwe, Gerhard: Religionen <strong>de</strong>r Welt: Der Islam. Zwischen<br />

Toleranz und Fundamentalismus. Material- und Aufgabensammlung<br />

für die Sekundarstufe II. – Donauwörth:<br />

Auer Verlag. 2004. 100 S., DIN A4. € 18,80 (ISBN 978-3-<br />

403-03744-6) (Rezension in INFO, Heft 4/2004, S. 255)<br />

Tischler, Bianca: Einführung in <strong>de</strong>n Islam. Eine Unterrichtsreihe<br />

für die Jahrgangsstufen 5-7. – Donauwörth:<br />

Auer Verlag. 2002. 96 S., € 18,80 (ISBN 978-3-403-<br />

03742-2)<br />

Troeger, Eberhard: Der Islam bei uns. Ängste und Erwartungen<br />

zwischen Christen und Muslimen. – Gießen:<br />

Brunnen Verlag. 2007. 128 S., € 6,95 (ISBN 978-3-7655-<br />

3968-8)<br />

Tworuschka, Monika/Tworuschka, Udo: Die Welt <strong>de</strong>r Religionen<br />

– Islam. – Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.<br />

2007. 216 S. m. zahlr. farb. Abb., € 19,95 (ISBN 978-3-<br />

579-06481-9)<br />

INFO 36 · 4/2007


Was je<strong>de</strong>r vom Islam wissen muss. Hg. v. Lutherischen<br />

Kirchenamt <strong>de</strong>r Vereinigten Ev.-Luth. Kirche Deutschlands<br />

(velkd) und vom Kirchenrat <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland (EKD) (GTB 786). – Gütersloh: Gütersloher<br />

Verlagshaus. 6., überarb. Aufl. 2001. 265 S. m.<br />

zahlr. ill. und Karten. € 12,50 (ISBN 978-3-579-00786-1)<br />

Wimmer, Staphan Jakob/Leimgruber, Stephan: Von<br />

Adam bis Muhammad. Bibel und Koran im Vergleich.<br />

Mit einem Geleitwort v. Isa Güzel. Hg. v. Deutschen Katecheten-Verein<br />

e.V., München. – Stuttgart: Verlag Katholisches<br />

Bibelwerk. 2005. 256 S., € 19.90 (ISBN 978-3-460-<br />

33175-4) (Rezension in INFO, Heft 1/2006, S. 44)<br />

Wunn, Ina: Muslimische Gruppierungen in Deutschland.<br />

Ein Handbuch. – Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.<br />

2007. 272 S., € 14,80 (ISBN 978-3-17-019534-9) (Rezension<br />

in INFO, Heft 4/2007, S. 212)<br />

JUDENTUM<br />

Brumlik, Micha: Was stimmt ? – Ju<strong>de</strong>ntum. Die wichtigsten<br />

Antworten (HERDER spektrum; Bd. 5796). – Freiburg<br />

u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007.127 S. m. Abb., € 7,90<br />

(ISBN 978-3-451-05796-0) (Rezension in INFO, Heft<br />

4/2007, S. 209)<br />

Brumlik, Mische/Heuberger, Rachel/Kugelmann, Cilly<br />

(Hg.): Reisen durch das jüdische Deutschland – Köln:<br />

DuMont Verlag. 2006. 480 S. m. zahlr. farb. Abb., €49,90<br />

(ISBN 978-3-8321-7939-8) (Rezension in INFO, Heft<br />

4/2007, S. 210)<br />

Knobloch, Charlotte/Brumlik, Micha/E<strong>de</strong>rberg Gesa S. im<br />

Gespräch mit Wilfried Köpke: Wenn nicht jetzt, wann<br />

dann? Die Zukunft <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Ju<strong>de</strong>ntums. – Freiburg<br />

u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 144 S., € 14,90 (ISBN<br />

978-3-451-29395-5) (Rezension in INFO, Heft 4/2007,<br />

S. 209)<br />

Krochmalnik, Daniel: Im Garten <strong>de</strong>r Schrift. Wie Ju<strong>de</strong>n<br />

die Bibel lesen. – Augsburg: St. Ulrich Verlag. 2006.<br />

176 S., € 16,90 (ISBN 978-3-936484-67-0) (Rezension in<br />

INFO, Heft 4/2007, S. 209)<br />

Landgraf, Michael/Meißner, Stefan: Ju<strong>de</strong>ntum. Einführung-Materialien-Kreativi<strong>de</strong>en<br />

(ReliBausteine 4). – Stuttgart:<br />

Calwer Verlag/RPE/Speyer: Evang. Presseverlag<br />

Pfalz. 2007. 178 S. m. zahlr. Abb. u. Kopiervorlagen.<br />

DIN A4. € 19,90 (ISBN 978-3-7668-3943-5 Calwer / 978-<br />

3-939512-01-1 Evang. Presseverlag) (Rezension in<br />

INFO; Heft 4/2007, S. 211)<br />

Landgraf, Michael: Schalom Martin. Eine Begegnung<br />

mit <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>ntum – Wiesba<strong>de</strong>n: marix Verlag. 2006.<br />

223 S. m. zahlr. farb. Abb., € 9,95 (ISBN 978-3-86539-<br />

108-7)<br />

Lau, Israel M.: Wie Ju<strong>de</strong>n leben. Glaube-Alltag-Feste.<br />

Aufgezeichnet und redigiert v. Schaull Meislisch. Aus<br />

<strong>de</strong>m Hebr. übers, v. Miriam Magali. – Gütersloh: Gütersloher<br />

Verlagshaus. 6. Aufl. 2005. 396 S., € 34,95 (ISBN<br />

978-3-579-02155-9)<br />

Maier, Johann: Ju<strong>de</strong>ntum. Studium Religionen (UTB<br />

2886 S). – Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007.<br />

215 S., € 16,90 (ISBN 978-3-8252-2886-6)<br />

Maier, Johann: Ju<strong>de</strong>ntum – Rea<strong>de</strong>r. Studium Religionen<br />

(UTB 2912 S). – Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht.<br />

2007. 117 S., € 8,90 (ISBN 978-3-8252-2912-2) (Rezension<br />

in INFO, Heft 4/2007, S. 210)<br />

Mo<strong>de</strong>na, Leo: Jüdische Riten, Sitten und Gebräuche.<br />

Hg., übers, u. eingel. v. Roland Arnold. – Wiesba<strong>de</strong>n: marixverlag.<br />

2007. 223 S., 7 Abb., € 18,00 (ISBN 978-3-<br />

86539-128-6)<br />

Petri, Dieter/Thierfel<strong>de</strong>r, Jörg (Hg.): Grundkurs Ju<strong>de</strong>ntum.<br />

Materialien und Kopiervorlagen für Schule und Gemein<strong>de</strong><br />

(Calwer Materialien). – Stuttgart: Calwer Verlag.<br />

2. völlig neu bearb. u. erw. Aufl. 2006. DIN A4.<br />

Teil 1: Einführungen, Erläuterungen, methodisch-didaktische<br />

Hinweise. – 223 S., 29 sw-Abb., € 24,90 (ISBN<br />

978-3-7668-3771 -4)<br />

Teil 2: Kopiervorlagen. – 195 S., 378 sw-Abb. und Kopiervorlagen.<br />

€ 24,90 (ISBN 879-3-7668-3772-4)<br />

Teil 1 und 2: € 39,90 (ISBN 978-3-7668-3712-7)<br />

Rosenthal, Donna: Die Israelis. Leben in einem außergewöhnlichen<br />

Land. Aus <strong>de</strong>m Engl. übers, v. Karl Heinz<br />

Silber. – München: Verlag C.H. Beck. 2007. 409 S.,<br />

€ 24,90 (ISBN 978-3-406-55501-5) (Rezension in INFO,<br />

Heft 4/2007, S. 209)<br />

Stemberger, Günter: Jüdische Religion (bsr 2003). –<br />

München: Verlag C.H. Beck. 5. Aufl. 2006. 114 S., € 7,90<br />

(ISBN 978-3-406-45003-7)<br />

Then, Reinhold: Das Ju<strong>de</strong>ntum. Religion-Geschichte-Gegenwart.<br />

– Donauwörth: Auer Verlag. 2006. Foliensatz:<br />

54 Farbfolien. DIN A5. Begleitbuch: 286 S., € 36,80 (ISBN<br />

978-3-405-04679-9)<br />

Vries, S. Ph: Jüdische Riten und Symbole. – Wiesba<strong>de</strong>n:<br />

marixverlag. 2005. 375 S., € 14,95 (ISBN 978-3-86539-<br />

017-2)<br />

Zusammenstellung: Bernhard Merten<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

205<br />

Rezensionen<br />

Elisabeth<br />

Leben und Legen<strong>de</strong> einer europäischen<br />

Heiligen. Eine Bil<strong>de</strong>rreise<br />

durch Ungarn, Deutschland,<br />

Italien und die Slowakei. Fotografie: Ulrich<br />

Kneise. Texte: Jutta Krauß. – Regensburg: Verlag<br />

Schnell & Steiner. 2007. 200 S. farb. ill., € 12,90<br />

(ISBN 978-3-7954-1995-0)<br />

Unter <strong>de</strong>n vielen Neuerscheinungen im Elisabeth-Jahr<br />

2007 ist auch ein handlicher Bildband<br />

anzuzeigen. Jutta Krauß, wissenschaftliche Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r Wartburg-Stiftung, ist mit erläutern<strong>de</strong>n<br />

Worten zu <strong>de</strong>n aussagekräftigen Bil<strong>de</strong>rn von<br />

Ulrich Kneise sehr sparsam. In acht Kapiteln<br />

wird <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>r Thüringer Landgräfin von<br />

ihrer ungarischen Heimat bis nach Marburg nachgegangen.<br />

Prolog und Epilog sind <strong>de</strong>r Heiligen<br />

und ihrer Nachwirkung gewidmet. Sprechend<br />

sind die Bil<strong>de</strong>r, hinter <strong>de</strong>nen eine faszinieren<strong>de</strong><br />

Gestalt aus <strong>de</strong>m Mittelalter aufscheint, <strong>de</strong>ren<br />

Handlungsweisen bis heute anregend wirken.<br />

Welche Persönlichkeit scheint wirklich hinter<br />

<strong>de</strong>n Biographien auf? Wer war die wahre Elisabeth?<br />

Die Autorin versucht eine Antwort, in<strong>de</strong>m<br />

sie die Orte ihres Lebens mit ihrer Nachwirkung<br />

verknüpft. Vielleicht geben die Schlussworte einen<br />

Schlüssel zur Deutung an: „Geographische<br />

Grenzen, in <strong>de</strong>nen sich Elisabeths Leben vollzog,<br />

verlieren dabei ihr Gewicht, lösen sich auf in eine<br />

zeitlose Landschaft <strong>de</strong>s sehen<strong>de</strong>n Geistes.“ (S.<br />

170) Historische Wirklichkeit, <strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Berichte,<br />

dankbare Erinnerung und verfrem<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Legen<strong>de</strong>n<br />

gehen bei Elisabeth eine Symbiose ein.<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Bildband kann zu einem meditieren<strong>de</strong>n<br />

Zugang zur mittelalterlichen Heiligen<br />

verhelfen.<br />

Joachim Schmiedl<br />

Sinkovits, Josef/<br />

Winkler, Ulrich (Hg.)<br />

Weltkirche und<br />

Weltreligionen<br />

Die Brisanz <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen Konzils<br />

40 Jahre nach Nostra Aetate (Salzburger theologische<br />

Studien interkulturell; 3). – Innsbruck: Tyrolia<br />

Verlag. 2007. 368 S., € 36,00 (ISBN 978-3-<br />

7029-2744-9)<br />

Der Sammelband bemüht sich um einen Überblick<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s interreligiösen Dialoges<br />

40 Jahre nach <strong>de</strong>r Veröffentlichung von Nostra<br />

Aetate, <strong>de</strong>r Erklärung <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils über das Verhältnis <strong>de</strong>r Kirche zu <strong>de</strong>n<br />

Weltreligionen. Im ersten Teil <strong>de</strong>s Buches kommen<br />

einige Autoren mit direkten Einschätzungen<br />

<strong>de</strong>r Erklärung zu Wort. Erzbischof Michael L.<br />

Fitzgerald, langjähriger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Päpstlichen<br />

Rates für <strong>de</strong>n Interreligiösen Dialog und<br />

<strong>de</strong>rzeit Apostolischer Nuntius in Kairo, fasst in<br />

seinem Beitrag die leiten<strong>de</strong>n Intentionen von<br />

Nostra Aetate zusammen und beschreibt die inspirieren<strong>de</strong><br />

Wirkung <strong>de</strong>r Erklärung auf <strong>de</strong>n interreligiösen<br />

Dialog auf <strong>de</strong>n unterschiedlichen Ebenen<br />

<strong>de</strong>r katholischen Kirche (29-43). Hans-Joachim<br />

San<strong>de</strong>r benennt Konfliktpotenziale und Gemeinsamkeiten<br />

zwischen <strong>de</strong>n monotheistischen<br />

Weltreligionen (45-65). Während er im Gottesbegriff<br />

wichtige Übereinstimmungen sieht (Wer-<br />

I<strong>de</strong>ntität), diagnostiziert er in <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung<br />

dieses Gottes an unterschiedlichen Orten (Wo-<br />

I<strong>de</strong>ntität) die Gefahr eines Konkurrenzdrucks<br />

zwischen <strong>de</strong>n Religionen. Roman A. Siebenrock<br />

formuliert nach einer eigenen Zusammenfassung<br />

<strong>de</strong>r wesentlichen Anliegen von Nostra Aetate die<br />

Wirkungen <strong>de</strong>r Erklärung innerhalb <strong>de</strong>r Kirche<br />

und im Verhältnis zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Weltreligionen<br />

(67-89). Schließlich benennt er noch einige offe-<br />

INFO 36 · 4/2007


LITERATUR & MEDIEN<br />

206<br />

ne Fragen zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s interreligösen Dialoges,<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Frage nach <strong>de</strong>r spezifischen<br />

I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>s Christlichen. Abgerun<strong>de</strong>t wird<br />

<strong>de</strong>r erste Teil <strong>de</strong>s Buches durch einen kurzen Beitrag<br />

<strong>de</strong>s Wiener orthodoxen Metropoliten Michael<br />

Staikos, <strong>de</strong>r ein paar kurze Bemerkungen zum<br />

Beitrag <strong>de</strong>s interreligiösen Dialoges zum Frie<strong>de</strong>n<br />

macht (91-95).<br />

Nach<strong>de</strong>m man mit Hilfe <strong>de</strong>r bisher genannten<br />

Beiträge einen ersten, sehr allgemein gehaltenen<br />

Überblick über Nostra Aetate und seine Rezeption<br />

in <strong>de</strong>r Kirche bekommen kann, geht es in <strong>de</strong>n<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Teilen <strong>de</strong>s Buches um das konkrete<br />

Gespräch mit an<strong>de</strong>ren Religionen. Im zweiten<br />

Teil steht das Ju<strong>de</strong>ntum und <strong>de</strong>r jüdisch-christliche<br />

Dialog im Mittelpunkt. Ausgewiesene Experten<br />

<strong>de</strong>s jüdisch-christlichen Gesprächs wie Rabbi<br />

Michael A. Signer (97-113), <strong>de</strong>r Judaist und Historiker<br />

Ernst Ludwig Ehrlich (115-122), <strong>de</strong>r Direktor<br />

<strong>de</strong>r Bischöflichen Aka<strong>de</strong>mie Aachen Hans<br />

Hermann Henrix (123-141) und <strong>de</strong>r katholische<br />

Theologe Josef Wohlmuth (144-159) würdigen<br />

die be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Fortschritte, die durch Nostra<br />

Aetate erreicht und in <strong>de</strong>n Jahrzehnten danach<br />

vertieft wur<strong>de</strong>n, benennen aber auch offene Fragen<br />

und Herausfor<strong>de</strong>rungen, wie z.B. die immer<br />

noch nicht abgeschlossene Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />

christlichen Schuldgeschichte gegenüber <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>ntum<br />

und die Frage nach <strong>de</strong>r Gleichwertigkeit<br />

<strong>de</strong>s jüdischen Heilsweges mit <strong>de</strong>m christlichen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs die Frage, wie das Bekenntnis zur<br />

Heilsuniversalität Jesu Christi zur Unbedingtheit<br />

<strong>de</strong>r Treue Gottes zu Israel auch ohne Anerkennung<br />

Christi passt, wird diskutiert.<br />

Im dritten, weniger gut gelungenen Teil wird<br />

ein Blick auf das Verhältnis <strong>de</strong>r Kirche zum Islam<br />

geworfen. Dirk Ansorge wirft die Frage auf, ob<br />

das die Einheit Gottes betonen<strong>de</strong> muslimische<br />

Gottesbild es <strong>de</strong>m Islam schwerer mache, ein positives<br />

Verhältnis zur gesellschaftlichen, politischen<br />

und religiösen Pluralität zu entwickeln <strong>als</strong><br />

<strong>de</strong>m Christentum, das aufgrund seines trinitarischen<br />

Gottesbil<strong>de</strong>s Differenz positiv im Gottesbegriff<br />

zu würdigen imstan<strong>de</strong> sei (161-180). Nach<strong>de</strong>m<br />

er auf diese Weise unverhohlen die Superiorität<br />

christlichen Gott<strong>de</strong>nkens betont hat, schließt<br />

er sich Peter Knauers geistreichem Vorschlag an,<br />

diese eigene Überlegenheit dadurch auf eine beson<strong>de</strong>rs<br />

unauffällige Weise zu zelebrieren, „dass<br />

er das Zeugnis von Christen nicht <strong>als</strong> Überbietung<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Religionen versteht, son<strong>de</strong>rn <strong>als</strong><br />

Dienst an ihrer Wahrheit“ (177). Welchen Wert<br />

die angeblich im christlichen Gottesbild so sehr<br />

hochgehaltene genuine Differenz noch hat, wenn<br />

man <strong>de</strong>m An<strong>de</strong>ren erst durch das eigene Zeugnis<br />

zur Wahrheit hilft, bleibt das Geheimnis, das <strong>de</strong>r<br />

Autor mit Knauer teilt. Nach Ansorges provokativen<br />

Einlassungen folgen ein paar brav-informative,<br />

systematisch aber relativ nichtssagen<strong>de</strong> Anmerkungen<br />

zur Wichtigkeit und jüngsten Geschichte<br />

<strong>de</strong>s christlich-muslimischen Dialogs von<br />

Praktikern dieses Dialogs, nämlich von Carla<br />

Amina Baghajati (181-195) und Barbara Huber-<br />

Rudolf (197-212).<br />

Mehr Niveau und systematischen Zündstoff<br />

bietet <strong>de</strong>r sehr instruktive vierte Teil <strong>de</strong>s Buches,<br />

<strong>de</strong>r einige führen<strong>de</strong> Vertreter <strong>de</strong>s christlich-hinduistischen<br />

Dialoges zu Worte kommen lässt. Die<br />

Jesuiten Francis X. D’Sa (213-229), Anand Amaladass<br />

(231-245) und Sebastian Painadath (247-<br />

256) zeigen sich dabei <strong>als</strong> überaus lernbereite<br />

Grenzgänger zwischen Hinduismus und Christentum,<br />

die die Einlassungen <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils nur <strong>als</strong> ersten Schritt akzeptieren<br />

können und uns zu <strong>de</strong>r Einsicht ermutigen, „dass<br />

unsere Sache nicht unbedingt dadurch besser<br />

o<strong>de</strong>r wahrer sein wird, wenn wir die Sache <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

negativ beurteilen“ (229). Sie weisen Wege<br />

hin zu einer neuartigen Inkulturation <strong>de</strong>s Christentums<br />

und verlassen das klassisch inklusivistische<br />

Vorgehen <strong>de</strong>r Theologie <strong>de</strong>r Religionen.<br />

Wie<strong>de</strong>r enger an Nostra Aetate und <strong>de</strong>n offiziellen<br />

Positionen <strong>de</strong>r katholischen Kirche orientiert<br />

skizziert im fünften Teil <strong>de</strong>r römische Theologe Michael<br />

Fuss Grundzüge <strong>de</strong>s buddhistisch-christlichen<br />

Verhälntnisses (257-282). Am En<strong>de</strong> wird im<br />

letzten Teil <strong>de</strong>s Buches noch in einigen Beiträgen<br />

<strong>de</strong>r Konfliktherd im ehemaligen Jugoslawien <strong>als</strong><br />

Bewährungs- bzw. Stellprobe <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Band entfalteten<br />

Einsichten herangezogen (283-357).<br />

Insgesamt bietet <strong>de</strong>r Sammelband einen vielfältigen<br />

Überblick über <strong>de</strong>n gegenwärtigen Stand<br />

<strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>de</strong>r katholischen Kirche zu <strong>de</strong>n<br />

Weltreligionen, <strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st teilweise in angemessener<br />

Weise <strong>de</strong>n Forschungsstand reflektiert<br />

und die epochemachen<strong>de</strong> Leistung von Nostra<br />

Aetate in anregen<strong>de</strong>r Weise ins rechte Licht rückt,<br />

ohne die Defizite <strong>de</strong>r Erklärung auszublen<strong>de</strong>n<br />

(vgl. IV.).<br />

Klaus von Stosch<br />

Douglas-Klotz, Neil<br />

Aus <strong>de</strong>rselben<br />

Quelle leben wir<br />

Wege zum Frie<strong>de</strong>n zwischen Christen, Ju<strong>de</strong>n und<br />

Muslimen. Übers. aus <strong>de</strong>m Amerik. von Eva Ploes.<br />

– München: Kösel-Verlag 2004. 318 S., € 19,95<br />

(ISBN 3-466-36660-7)<br />

Hurrikane, Wald- und Tiersterben, Terrorismus,<br />

Kriege u.v.a.m. gibt es schon seit eh und je.<br />

Doch hat es <strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>n Anschein, dass die chaotischen<br />

Störungen <strong>de</strong>s Weltgefüges überdurchschnittlich<br />

zugenommen haben. Ist sich <strong>de</strong>r<br />

Mensch <strong>als</strong> Teil <strong>de</strong>s Gesamtgefüges um seine<br />

Mitverantwortung für die Bewahrung <strong>de</strong>r Schöpfung<br />

bewusst?<br />

Der Religionswissenschaftler und Psychologe<br />

Douglas-Klotz plädiert in diesem Zusammenhang<br />

wegen <strong>de</strong>r „Trennung <strong>de</strong>r Menschheit von<br />

<strong>de</strong>r Natur – und letztlich vom Göttlichen“ (272)<br />

für eine heutzutage in Vergessenheit geratene „Remythologisierung“<br />

<strong>de</strong>r Schöpfungsgeschichten in<br />

Genesis 1-3 <strong>als</strong> „Erfahrung <strong>de</strong>r Ursprünglichen<br />

Meditation“ (17). Zunächst führt er <strong>de</strong>swegen die<br />

Leserinnen und Leser in seinem Buch theoretisch<br />

in <strong>de</strong>n gemeinsamen interkulturellen/-spirituellen<br />

Ursprungsmythos <strong>de</strong>r jüdischen, kabbalistischen<br />

(so z. B. Abraham ben Samuel Abulafia<br />

o<strong>de</strong>r Rabbi Isaak Luria) und die christlich-mystischen<br />

(wie Pelagius, Johannes Scotus Eriugena,<br />

Meister Eckhart, William Blake, Emanuel Swe<strong>de</strong>nborg,<br />

Ralph Waldo Emerson) sowie islamisch-sufistischen<br />

(so Imam Jafar as-Sadiq,<br />

Imam Abu Hamid Al-Ghazali) Traditionen ein<br />

(18-130). „Die Schöpfungspraxis“ wird in einem<br />

zweiten Teil (133-269) <strong>de</strong>n Lesern sehr konkret<br />

mit Einführungen und vom Autor selbst übersetzten<br />

Texten zum persönlichen Gebet und zu eigenen<br />

Meditationsübungen (133-269) vorgestellt.<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>r meditativ-spirituellen Praktiken zu<br />

<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Schöpfungsgeschichten bzw.<br />

-texten <strong>de</strong>r drei Weltreligionen soll ein bewusster<br />

Umgang respektive Zugang <strong>de</strong>s Menschen mit/zu<br />

<strong>de</strong>r sich im Prozess mit ihm befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n dynamischen<br />

Umwelt <strong>als</strong> Mitwelt im „Gefühl <strong>de</strong>r Ehrfurcht<br />

und Hochachtung“ (31) geweckt und geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die <strong>de</strong>rzeitige durch <strong>de</strong>n Menschen<br />

mitverursachte missliche Schieflage <strong>de</strong>s Weltgefüges<br />

kann nur mit Hilfe einer richtigen Einstellung<br />

<strong>de</strong>s Menschen (beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r westlichen<br />

Kultur infolge <strong>de</strong>s griechisch-römischen Zeit- und<br />

Weltverständnisses) zu sich und seiner Umwelt in<br />

Form einer „kulturellen Therapie“ (271) korrigiert<br />

und durch ein „Gemeinschaftsgefühl“ (274)<br />

füreinan<strong>de</strong>r in Harmonie gebracht wer<strong>de</strong>n. Nur im<br />

Einklang mit <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>r Natur ist Frie<strong>de</strong>n<br />

mit sich und <strong>de</strong>r Welt möglich. <strong>Diese</strong> spirituelle<br />

Grun<strong>de</strong>rfahrung/-weisheit sollte Schülern<br />

zum Gelingen einer guten Beziehung zwischen<br />

<strong>de</strong>r Menschheit mit <strong>de</strong>r Schöpfung und letztendlich<br />

mit <strong>de</strong>m göttlichen Schöpfer einerseits und<br />

zwischen Christen, Ju<strong>de</strong>n und Muslimen an<strong>de</strong>rerseits<br />

so früh wie nur möglich meditativ „kinästhetisch“<br />

(44) bewusst gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Bleibt zu hoffen, dass das Buch von D. einen<br />

wichtigen Schritt in die richtige Richtung zum<br />

Erhalt <strong>de</strong>r Schöpfung und <strong>de</strong>r in ihr leben<strong>de</strong>n und<br />

von ihr abhängigen Menschheit bei <strong>de</strong>n Lesern<br />

nachhaltig bewirkt. Manfred Diefenbach<br />

Gnilka, Joachim<br />

Die Nazarener<br />

und <strong>de</strong>r Koran<br />

Eine Spurensuche. – Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r.<br />

2007. 176 S., € 14,90 (ISBN 978-3-451-29668-0)<br />

Schon <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r ersten Islam-Veröffentlichung,<br />

zum Verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n von Bibel und Koran,<br />

<strong>de</strong>s emeritierten Münchner Neutestamentlers Joachim<br />

Gnilka war auch <strong>de</strong>m unbeschwerten Zugang<br />

zum Thema zuzuschreiben. Der Autor hat<br />

Spaß am Forschen, erweist sich in seiner Sparte<br />

<strong>als</strong> zu Recht anerkannter Fachmann und stellt<br />

Fragen an <strong>de</strong>n Islam, wie sie <strong>de</strong>m lesen<strong>de</strong>n Nichtmuslim<br />

nahe sind.<br />

Und in diesem nun zur Vorstellung zu bringen<strong>de</strong>n<br />

neuen Buch mischt er sich in die aktuelle Debatte<br />

um die Inschriften <strong>de</strong>s Jerusalemer Felsendoms<br />

ein. Das ist <strong>de</strong>r Leckerbissen. Gnilkas Standpunkt<br />

zur möglichen Neuinterpretation <strong>de</strong>s bisher<br />

<strong>als</strong> Eigennamen verstan<strong>de</strong>nen „muhammad“, das<br />

nach <strong>de</strong>m unter Pseudonym schreiben<strong>de</strong>n Luxenberg<br />

auch <strong>als</strong> Gerundiv gelesen wer<strong>de</strong>n und dann<br />

vielleicht auch auf „<strong>de</strong>n zu loben<strong>de</strong>n“ Jesus<br />

gemünzt wer<strong>de</strong>n könnte, ist die neu begrün<strong>de</strong>te<br />

Auffor<strong>de</strong>rung zum Dialog <strong>de</strong>r monotheistischen<br />

Religionen.<br />

INFO 36 · 4/2007


Welche Christen hat <strong>de</strong>r Koran im Sinn, wenn er<br />

von ihnen einmal positiv einmal negativ spricht,<br />

wenn er ihren Tritheismus verurteilt, aber ihre<br />

moralische Stärke rühmt? Gnilka stellt mit Recht<br />

fest, dass die Christen im Koran „nasara“ genannt<br />

wer<strong>de</strong>n. Er beginnt daraufhin, <strong>de</strong>n Koran von <strong>de</strong>r<br />

zweiten Sure an zu lesen, um sich einen ersten<br />

Eindruck, wie er schreibt, zu verschaffen. <strong>Diese</strong><br />

Sure ist ausgesprochen ergiebig, fällt allerdings<br />

in die medinensische Offenbarungszeit, d.h. nach<br />

622 n. Chr., und darf nicht mit <strong>de</strong>n historisch ersten<br />

Offenbarungsversen verwechselt wer<strong>de</strong>n. In<br />

<strong>de</strong>r ersten mekkanischen Offenbarungsperio<strong>de</strong><br />

macht <strong>de</strong>r Koran kaum Anspielungen auf die<br />

Christen, wenn nicht auf jene in Nadschran. Anhand<br />

sprachwissenschaftlicher Beobachtungen<br />

kommt Gnilka schließlich zu <strong>de</strong>r Vermutung, es<br />

könnte sich bei <strong>de</strong>n „nasara“ um die Nazoräer<br />

han<strong>de</strong>ln. Deren Geschichte behan<strong>de</strong>lt er auch in<br />

zwei spannen<strong>de</strong>n Kapiteln.<br />

Zur Unterstützung seiner These befragt er dann<br />

die koranischen Zitate aus <strong>de</strong>n neutestamentlichen<br />

Überlieferungen, die verschwin<strong>de</strong>nd gering<br />

sind im Vergleich zu <strong>de</strong>n alttestamentlich-jüdischen.<br />

Nach einer ersten Beobachtung muss er<br />

konstatieren, dass das Matthäusevangelium favorisiert<br />

wird. Zum zweiten behauptet er, <strong>de</strong>r Koran<br />

kenne keinen paulinischen Stoff. So lenkt er die<br />

Aufmerksamkeit auf das Ju<strong>de</strong>nchristentum, das<br />

sich von <strong>de</strong>r Großkirche löste und eine eigene<br />

Ausprägung entwickelte.<br />

Im langen Kapitel über das Jesusbild <strong>de</strong>s Koran<br />

fallen schließlich die in diesem Forschungsbericht<br />

schon vermissten Fachbegriffe von Adoptianismus,<br />

Nestorianismus, Monophysitismus. Gnilka<br />

ordnet Muhammad bzw. <strong>de</strong>n Koran keiner bestimmten<br />

christologischen Richtung zu, weil sie<br />

<strong>de</strong>r Islam, hier beruft sich Gnilka auf Ohlig, verwirft.<br />

Hier hätte ich mir persönlich die Expertenmeinung<br />

zu <strong>de</strong>n möglichen Einflüssen <strong>de</strong>r Nasiräer,<br />

<strong>de</strong>ren Name durchaus Ähnlichkeit mit <strong>de</strong>m<br />

Begriff „nasara“ zeigt, gewünscht. Gera<strong>de</strong> weil<br />

Riten, wie jene <strong>de</strong>r Pilgerfahrt, zu <strong>de</strong>nen das Verbot<br />

<strong>de</strong>s Haareschnei<strong>de</strong>ns gehört, auch die absolute<br />

Abstinenz von Alkohol, in diese Richtung Spuren<br />

legen, auf <strong>de</strong>nen noch gesucht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

In seiner Sachlichkeit resümiert Gnilka am En<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>r Koran stelle we<strong>de</strong>r ein Reformju<strong>de</strong>ntum noch<br />

ein Reformchristentum dar, „son<strong>de</strong>rn etwas Neues,<br />

geprägt auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n Arabiens durch einen kraftvollen<br />

Propheten.“ Barbara Huber-Rudolf<br />

Kuschel, Karl-Josef<br />

Ju<strong>de</strong>n –<br />

Christen – Muslime<br />

Herkunft und Zukunft. – Düsseldorf: Patmos<br />

Verlag. 2007. 688 S., € 29,90 (ISBN 978-3-491-<br />

72500-3)<br />

Das umfangreiche neue Opus Kuschels „stellt<br />

Menschen aller drei Religionen die Grundfrage:<br />

Welchen Ort hat <strong>de</strong>r je An<strong>de</strong>re für mich? Welchen<br />

Raum hat das je an<strong>de</strong>re Glaubenszeugnis neben<br />

mir? Welche Herausfor<strong>de</strong>rung stellt es für mich<br />

dar?“ (23). Er will <strong>de</strong>n Leser „hineinziehen in die<br />

komplexe Welt <strong>de</strong>r Ur-Kun<strong>de</strong>n von Ju<strong>de</strong>ntum,<br />

Christentum und Islam“, die Texte „wie<strong>de</strong>r neu<br />

sprechen lassen, sie miteinan<strong>de</strong>r in Beziehung<br />

setzen, Gesprächsfä<strong>de</strong>n knüpfen, wechselseitig<br />

Dialoge eröffnen“, insgesamt: interreligiös vernetztes<br />

Denken einüben und interreligiös vernetztes<br />

Han<strong>de</strong>ln anstoßen“ (28).<br />

Dass <strong>de</strong>r interreligiöse Dialog mehr <strong>als</strong> je zuvor<br />

von drängen<strong>de</strong>r Brisanz ist und keine „Saisonentscheidung“,<br />

son<strong>de</strong>rn von vitaler Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r globalen Zukunft (37), muss wohl nicht<br />

eigens begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Der wirklich substanzielle<br />

und breitenwirksame Trialog <strong>de</strong>r drei abrahamitischen<br />

Religionen befin<strong>de</strong>t sich zwar aktuell<br />

(wie<strong>de</strong>r) erst in <strong>de</strong>n Anfängen, hat aber <strong>de</strong>nnoch<br />

weit zurückreichen<strong>de</strong> Wurzeln und ebenso<br />

ermutigen<strong>de</strong> Beispiele vorzuweisen. Kuschels<br />

Bemühen um eine sachlich-differenzierte Darstellung<br />

sowie die dazu notwendig breite Wie<strong>de</strong>rgabe<br />

von Dokumenten und Kronzeugen machen<br />

das Werk so umfänglich wie informativ. Kennzeichnend<br />

sind schon die Überschriften <strong>de</strong>r<br />

(nochm<strong>als</strong> stark geglie<strong>de</strong>rten) Teile <strong>de</strong>s Buches:<br />

1. Vom Konfrontations- zum Beziehungs<strong>de</strong>nken,<br />

2. Adam o<strong>de</strong>r: Gottes Risiko Mensch, 3. Noach<br />

o<strong>de</strong>r: Gottes zweite Chance für die Schöpfung, 4.<br />

Mose o<strong>de</strong>r: Der Kampf für ein „Grundgesetz <strong>de</strong>s<br />

Menschenanstan<strong>de</strong>s“, 5. Maria und Jesus o<strong>de</strong>r:<br />

Zeichen Gottes für alle Welt, 6. Abraham o<strong>de</strong>r:<br />

Das Risiko <strong>de</strong>s Gottvertrauens.<br />

Das Beson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r hier praktizierten „Synopse“<br />

ist, dass sie vom Koran ausgeht, <strong>als</strong>o „chronologisch<br />

mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> eines Glaubensprozesses“<br />

beginnt, „<strong>de</strong>r mit Abraham begann, durch Mose<br />

und Jesus neu ausgerichtet und durch Mohammed<br />

zu einem Abschluss gebracht ist“ (110).<br />

Bei <strong>de</strong>r Darlegung <strong>de</strong>r facettenreichen und<br />

teils heiklen Materie (etwa im 5. Teil) bleibt Kuschel<br />

wohlwollend aber kritisch zu allen Seiten,<br />

insbeson<strong>de</strong>re wo exklusivistische Positionen zu<br />

verzeichnen sind. Wer die „abrahamische Ökumene“<br />

ernst nimmt, „hört auf, allein an das Wohl<br />

<strong>de</strong>r Synagoge, <strong>de</strong>r Kirche o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Umma zu <strong>de</strong>nken.<br />

Dem ist es nicht gleichgültig, wie es um das<br />

Schicksal an<strong>de</strong>rer >Geschwister< gestellt ist“<br />

(609). Die Differenzen sollen dabei nicht überspielt<br />

wer<strong>de</strong>n, vielmehr heißt die Aufgabe „diese<br />

unvereinbaren Wahrheitsansprüche gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

in richtigem Geist gesprächsfähig machen“<br />

(608). Genau das <strong>de</strong>monstriert das Buch in eindrucksvoller<br />

Weise – und ist darin Einladung und<br />

Zumutung zugleich.<br />

Es dürfte daher zu einem ungemein spannen<strong>de</strong>n<br />

Trialog kommen, wenn Gläubige <strong>de</strong>r drei<br />

Wege nach <strong>de</strong>r Lektüre ins Gespräch fin<strong>de</strong>n. Das<br />

ist <strong>de</strong>r Sache und <strong>de</strong>m Buch zu wünschen.<br />

Reiner Jungnitsch<br />

Keene, Michael<br />

Was Weltreligionen<br />

zu ethischen Grundfragen<br />

sagen<br />

Antworten von Christen, Ju<strong>de</strong>n und Muslimen.<br />

Aus d. Engl. übers. v. Friedrich Helmschrott. –<br />

Mülheim/Ruhr: Verlag an <strong>de</strong>r Ruhr. 2007. 189 S.,<br />

ill., € 22,00 (ISBN 978-3-8346-0080-6)<br />

Ein sehr lobenswertes Synopse-Projekt wird<br />

hier realisiert. Es basiert auf <strong>de</strong>r Einsicht, dass<br />

Verständnis, Akzeptanz und <strong>de</strong>r Abbau von Vorurteilen<br />

nur erreichbar sind, „wenn wir uns mehr<br />

mit <strong>de</strong>n Religionen auf dieser Welt auseinan<strong>de</strong>rsetzen“<br />

(9). Jedoch nicht alle Weltreligionen,<br />

son<strong>de</strong>rn speziell Ju<strong>de</strong>ntum, Christentum und Islam<br />

kommen zum Vergleich. Die ersten <strong>de</strong>r 10<br />

Kapitel gelten <strong>de</strong>n religiösen Grundlagen <strong>de</strong>r<br />

abrahamitischen Religionen: 1. Das Wesen Gottes,<br />

2. Das Wesen <strong>de</strong>s Glaubens, 3. Religionen<br />

und Wissenschaft, 4. Der Tod und das Leben nach<br />

<strong>de</strong>m Tod. Danach wird es eigentlich ethisch:<br />

5. Das Gute und das Böse, 6. Religion und zwischenmenschliche<br />

Beziehungen (Geschlechterrollen,<br />

Sexualität, Heirat, Empfängnisverhütung,<br />

Scheidung), 7. Religion und medizinische Ethik<br />

(Abtreibung, künstl. Befruchtung, Sterbehilfe,<br />

Suicid, Tierversuche), 8. Religion und Gleichberechtigung<br />

(Frauenrolle, Rassismus, Vergebung,<br />

Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Religionen), 9. Religion,<br />

Armut und Reichtum (Geld, Mildtätigkeit),<br />

10. Religion, Frie<strong>de</strong> und Gerechtigkeit (Krieg,<br />

Gewalt, Strafe, soziale Ungerechtigkeit). Ein<br />

Glossar im Anhang (184-189) erläutert die wichtigsten<br />

Begriffe.<br />

Angezielt sind 13- bis 17jährige Schüler/-innen.<br />

Die gut strukturierte und nutzvoll aufbereitete<br />

Materie macht das Werk unmittelbar unterrichtstauglich.<br />

Hilfreiche Fragen bzw. Arbeitsaufträge<br />

beschließen je<strong>de</strong>n Abschnitt sowie das<br />

gesamte Kapitel. Die zahlreichen s/w-Abbildungen<br />

sind allerdings weithin allgemeine Illustrierung.<br />

Die Texte sind einfach und überschaubar<br />

gehalten. Interessierte fin<strong>de</strong>n am Kapitelen<strong>de</strong> jeweils<br />

noch Literatur- und Linktipps.<br />

Kritisierbares liegt mehr formal im sprachlichen<br />

Detail. Etwa wi<strong>de</strong>rsprüchliche Bezeichnungen,<br />

wenn (50ff u.ö.) zu Genesis 1 und 2 mal<br />

von Schöpfungsmythen, mal von Schöpfungsberichten<br />

die Re<strong>de</strong> ist. Missverständlich bleibt<br />

(64) die Aussage, dass nach christlicher Auffassung<br />

<strong>de</strong>r Körper (!) bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt im<br />

Grabe bleibe. Unklar bleibt auch (66f) die Bezeichnung<br />

„nonkonformistische Bestattung“,<br />

und <strong>de</strong>r Zölibat erhält (103) einmal mehr sein<br />

f<strong>als</strong>ches „das“.<br />

Anzufragen wäre noch, wieso beim Abschnitt<br />

über das Verhältnis <strong>de</strong>r Christen zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Religionen nicht aus <strong>de</strong>m epochalen Vatikan-Dokument<br />

„Nostra Aetate“ zitiert wur<strong>de</strong>, was hier<br />

mehr Profil vermittelt hätte. Doch diese vergleichsweise<br />

geringen Mängel schmälern kaum<br />

<strong>de</strong>n Wert und praktischen Nutzen <strong>de</strong>s Werkes.<br />

Der Religionendialog ist heute nötiger <strong>de</strong>nn je.<br />

Dazu leistet das Arbeitsbuch einen hochwertigen<br />

Beitrag.<br />

Reiner Jungnitsch<br />

Wimmer, Stefan Jakob<br />

Weltreligionen<br />

ent<strong>de</strong>cken<br />

Ju<strong>de</strong>ntum, Christentum und Islam. Das Memospiel.<br />

– Stuttgart: Verlag Kath. Bibelwerk. 2005. 36<br />

Kartenpaare. Spielanleitung: 22 S., € 12,90 (ISBN<br />

978-3-460-33205-8)<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

207<br />

INFO 36 · 4/2007


LITERATUR & MEDIEN<br />

208<br />

Die jeweils 12 Kartenpaare aus <strong>de</strong>n drei abrahamitischen<br />

Religionen – Ju<strong>de</strong>ntum, Christentum,<br />

Islam – tragen auf <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rseite Fotos mit<br />

Symbolen, Festen o<strong>de</strong>r Ritualen aus je<strong>de</strong>r dieser<br />

Religionen, die sich in ihrer Eigenheit entsprechen<br />

o<strong>de</strong>r ähneln (z. B. Synagoge – Kirche – Moschee,<br />

o<strong>de</strong>r Tora – Bibel – Koran, o<strong>de</strong>r Pfarrer –<br />

Rabbi – Imam). Im Beiblatt sind die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r und ihre Verbindungen zueinan<strong>de</strong>r<br />

übersichtlich abgebil<strong>de</strong>t und erklärt. Wobei man<br />

natürlich über die Auswahl, die auch eine Akzentsetzung<br />

be<strong>de</strong>utet, streiten kann. Auch fin<strong>de</strong>t man<br />

im Beiblatt die Spielregeln und Spielvarianten,<br />

z.B. „Das Memospiel ist für 2 bis 7 Spieler. Bei<br />

mehr <strong>als</strong> 7 Spielern (Anm.: in <strong>de</strong>r Klasse o<strong>de</strong>r Religionsgruppe)<br />

wer<strong>de</strong>n möglichst 2-3 gleichstarke<br />

Mannschaften gebil<strong>de</strong>t.“ Während <strong>de</strong>s Spiels<br />

können die Kin<strong>de</strong>r einige äußerliche Unterschie<strong>de</strong><br />

zwischen <strong>de</strong>n Weltreligionen und neue Begriffe<br />

und Symbole kennen lernen. Da <strong>de</strong>r Alltag<br />

schon für Kin<strong>de</strong>r im Kin<strong>de</strong>rgarten vom Kontakt<br />

mit an<strong>de</strong>ren Religionsgemeinschaften geprägt<br />

ist, ist das Memospiel eine gute Möglichkeit „auf<br />

spielerische Weise Interesse und Toleranz zu wecken“(Spielanleitung).<br />

Interreligiöse Kompetenz<br />

ist in unserer Zeit schon in <strong>de</strong>r Grundschule ein<br />

Schlüssel für ein friedliches und respektvolles<br />

Zusammenleben.<br />

Das Spiel ist auch schon für jüngere (ab Eingangstufe),<br />

bzw. schwächere (För<strong>de</strong>rschule)<br />

Schüler/-innen geeignet. Gera<strong>de</strong> diese Kin<strong>de</strong>r<br />

mögen gerne Memories, weil sie gegenüber intelligenteren<br />

und älteren und mir <strong>als</strong> Lehrerin eine<br />

reelle Gewinnchance haben. Als Einstieg o<strong>de</strong>r<br />

Freiarbeitsmaterial zum Thema Weltreligionen<br />

ist <strong>de</strong>r Einsatz für ältere Schüler/-innen <strong>de</strong>nkbar,<br />

die so spielerisch wesentliche Begriffe und Merkmale<br />

sowohl <strong>de</strong>r eigenen <strong>als</strong> auch an<strong>de</strong>rer Religionen<br />

kennen lernen.<br />

Die Spielregeln und –varianten sind kurz und<br />

verständlich formuliert und lassen Raum für eigene<br />

I<strong>de</strong>en und Fortsetzungen (z.B. weitere sich<br />

entsprechen<strong>de</strong> Begriffe auf eigenen Kärtchen gestalten).<br />

Das Spiel eignet sich gut zum Einsatz im<br />

Religions- und Ethikunterricht von Grund-, För<strong>de</strong>r-<br />

und weiterführen<strong>de</strong>n Schulen <strong>de</strong>r Sekundarstufe<br />

1.<br />

Christa Kuch<br />

Pesch, Magdalene<br />

Wie Weihnachten!?<br />

Drei Religionen und ihre Freu<strong>de</strong>nfeste<br />

(Religionsunterricht primar).- Göttingen:<br />

Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007.99 S.,ill., DIN A4.,<br />

€ 14,90 (ISBN 987-3-525-61009)<br />

Wir leben in einer Gesellschaft, die immer<br />

vielfältiger wird. Das macht ein Miteinan<strong>de</strong>r<br />

nicht immer leicht, son<strong>de</strong>rn erfor<strong>de</strong>rt Achtung<br />

und Solidarität. Regeln sind notwendig. Um <strong>de</strong>n<br />

Frem<strong>de</strong>n neben mir zu verstehen, muss ich ihn<br />

kennenlernen. Religion und Kultur prägen das<br />

christliche Abendland ebenso wie <strong>de</strong>n muslimischen<br />

Orient. Wichtig ist es, immer wie<strong>de</strong>r zu fragen:<br />

Was verbin<strong>de</strong>t uns? Aber auch: Was trennt<br />

uns? Was ist an<strong>de</strong>rs?<br />

Gemeinsam sind vielen Festen einige grundlegen<strong>de</strong><br />

Kommunikationsformen: Menschen beten,<br />

etwa in <strong>de</strong>r Form von Gesang; sie sprechen<br />

<strong>de</strong>n Segen – im Haus o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r gottesdienstlichen<br />

Versammlung; sie freuen sich über das Licht<br />

im Dunkeln. Allerdings ist <strong>de</strong>r religiöse Grund<br />

für die Festfreu<strong>de</strong> sehr verschie<strong>de</strong>n: Christen<br />

freuen sich an Weihnachten über die Geburt <strong>de</strong>s<br />

Erlösers. Sie feiern seinen Geburtstag und damit<br />

auch die eigene neue Geburt. Ju<strong>de</strong>n erinnern sich<br />

an Chanukka voll Freu<strong>de</strong> an die Wie<strong>de</strong>r-Eröffnung<br />

ihres Tempels: Dies ist für sie ein Zeichen<br />

dafür, dass Gott <strong>de</strong>n Schwachen gegenüber <strong>de</strong>n<br />

Starken hilft. Muslime zeigen im gemeinsamen<br />

Fasten gegenüber Gott Gehorsam: Das Zuckerfest<br />

zum Abschluss <strong>de</strong>r Fastenzeit wird dann <strong>als</strong> ein<br />

Geschenk Gottes gefeiert. Bei diesen drei großen<br />

Festen haben sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit religiöser Ursprung<br />

und Brauchtum vielfältig miteinan<strong>de</strong>r<br />

vermischt. Das vorliegen<strong>de</strong> Heft will <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />

mit Hilfe von 5 Schwerpunkten zu bei<strong>de</strong>m<br />

einen Zugang verschaffen:<br />

– Aneinan<strong>de</strong>r freuen – Füreinan<strong>de</strong>r da sein (Der<br />

barmherzige Samariter; Wir gehören zusammen;<br />

Ruts Weg)<br />

– Christen freuen sich auf ihr Weihnachtsfest<br />

(Ein Licht geht uns auf in <strong>de</strong>r Dunkelheit; Wir<br />

gehen zur Krippe; Weihnachtsbräuche und ihre<br />

Be<strong>de</strong>utung)<br />

– Ju<strong>de</strong>n freuen sich auf ihr Lichterfest (Chanukka<br />

– Lichter und Segen; Chanukka - Stationen)<br />

– Muslime freuen sich auf ihr Zuckerfest (Ramadan<br />

und Zuckerfest; Sieben Wochen ohne –<br />

was? ; Wir feiern gemeinsam)<br />

– Wir freuen uns miteinan<strong>de</strong>r (Ein Bild: Wie<br />

Frie<strong>de</strong>nstauben geboren wer<strong>de</strong>n; Ein Spiel:<br />

Wir gewinnen alle; Eine Feier: Wir sind alle<br />

Sterne Gottes)<br />

<strong>Diese</strong>s Heft gehört zu einer Reihe mit <strong>de</strong>m Titel<br />

„Religionsunterricht primar“. Das religionspädagogische<br />

Konzept dieser Heftreihe sieht einen<br />

Religionsunterricht zum Sehen und Hören,<br />

Anfassen und Erleben, Nach<strong>de</strong>nken und Aussprechen,<br />

Forschen und Tüfteln vor. Für je<strong>de</strong>n<br />

Schwerpunkt (siehe oben) gibt es Bausteine, die<br />

drei Dimensionen umfassen: Lebenswelt (ent<strong>de</strong>cken/wahrnehmen),<br />

Bibel (<strong>de</strong>uten/verstehen) und<br />

religiöse Sitten und Gebräuche (gestalten).<br />

Alle Bausteine beinhalten einen möglichen<br />

Verlauf, alle für <strong>de</strong>n Lehrer benötigten Texte,<br />

mögliche Aufgaben sowie Arbeitsblätter für die<br />

Schüler. Das Heft ist sehr übersichtlich geglie<strong>de</strong>rt<br />

und durch Symbole wird die Anwendung erleichtert.<br />

Die Unterrichtsi<strong>de</strong>en für eine Umsetzung <strong>de</strong>s<br />

Themas sind ohne großen Aufwand zu verwirklichen,<br />

alle Kopiervorlagen sind ansprechend gestaltet.<br />

Das Thema wird <strong>de</strong>n Schülern mit Hilfe<br />

von Lie<strong>de</strong>rn, Geschichten, Mal- und Bastelvorlagen,<br />

Rätseln, Rollenspielen und Gedichten nahe<br />

gebracht.<br />

Das Heft bietet mit <strong>de</strong>m Bausteine-Prinzip eine<br />

große Auswahl an I<strong>de</strong>en. Je<strong>de</strong>r Unterrichten<strong>de</strong><br />

ist selbst gefor<strong>de</strong>rt, durch die Auswahl<br />

Schwerpunkte zu setzen. Das Konzept dieser<br />

Reihe (Lebenswelt – Bibel – religiöse Sitten und<br />

Gebräuche) gewährleistet einen kommunikativen,<br />

interreligiösen, korrelativen und handlungsorientierten<br />

Religionsunterricht mit rotem Fa<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Diese</strong> <strong>Ausgabe</strong> überzeugt und macht neugierig<br />

auf die an<strong>de</strong>ren Hefte <strong>de</strong>r Reihe „Religionsunterricht<br />

primar“! Sehr empfehlenswert!<br />

Gabriele Hastrich<br />

Leimgruber, Stephan<br />

Interreligiöses lernen<br />

– München: Kösel-Verlag. 2007.<br />

351 S., ill., € 19,95 (ISBN 978-3-<br />

466-36748-1)<br />

Manche Bücher wer<strong>de</strong>n von ihrer beschriebenen<br />

Sache so rasch überholt, dass durch die „erhöhte<br />

gesellschaftliche Dringlichkeit <strong>de</strong>s Anliegens“<br />

(13) eine gründlich überarbeitete Neuauflage<br />

geboten ist. Wur<strong>de</strong> schon die erste Auflage<br />

1995 in allen Bildungsbereichen begrüßt, so dürfte<br />

auch diese Überarbeitung auf positive Resonanz<br />

treffen.<br />

Leimgruber verarbeitet und präsentiert hier<br />

sowohl die jüngsten fachwissenschaftlichen Beiträge<br />

und empirischen Studien. Er erweitert auch<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Lernfel<strong>de</strong>r, z. B. die „Sakralraumpädagogik“,<br />

geht auf die Heiligen Schriften<br />

<strong>de</strong>r Religionen ein und auch auf die zwischenzeitlich<br />

erschienenen Stellungnahmen <strong>de</strong>r Kirchen<br />

zum interreligiösen Dialog.<br />

Dem Prinzip einer „subjektorientierten Religionsdidaktik<br />

<strong>de</strong>r Differenz“ folgen auch die drei<br />

großen Dialogkapitel: Lernprozess Christen – Ju<strong>de</strong>n,<br />

Christen – Muslime und Christentum – fernöstliche<br />

Religionen. Voraus geht eine Klärung<br />

von Schlüsselbegriffen: interkulturelles und interreligiöses<br />

lernen. Die „verän<strong>de</strong>rten gesellschaftlichen<br />

und kirchlichen Voraussetzungen“<br />

(etwas die Diskussion um die religionstheologischen<br />

Mo<strong>de</strong>lle) mün<strong>de</strong>n konsequent in <strong>de</strong>n „Entwurf<br />

einer Didaktik <strong>de</strong>r Weltreligionen“.<br />

Die angestrebte interkulturelle und interreligiöse<br />

Kompetenz zeige sich vor allem „in <strong>de</strong>r Unterscheidungsfähigkeit<br />

von authentischen Erfahrungen<br />

und an<strong>de</strong>ren“ (40). Die Kompetenzen<br />

„auszubil<strong>de</strong>n, zu selbstständigem Urteilen anzuleiten<br />

und dadurch zu religiöser Mündigkeit zu<br />

befähigen“ sei die generelle Aufgabe. Das bessere<br />

Verstehen <strong>de</strong>s Frem<strong>de</strong>n erbringt bekanntlich<br />

auch ein vertieftes Verstehen <strong>de</strong>s Eigenen.<br />

Die anspruchsvollen Inhalte sind übersichtlich<br />

geglie<strong>de</strong>rt, in vorbildlicher Sprache gehalten<br />

und wer<strong>de</strong>n hilfreich durch jeweilige Zusammenfassungen<br />

transparent gemacht. Die „Schritte in<br />

die Praxis“ bieten mehrere Unterrichtssequenzen,<br />

die notgedrungen „grob strukturiert“ (236)<br />

bleiben müssen (aber <strong>de</strong>nnoch anregen<strong>de</strong> Bausteine<br />

darstellen), eben weil es heute keine allgemein-gültige<br />

Unterrichtskonzeption für das interreligiöse<br />

Lernen mehr gibt (74).<br />

Wenn auch <strong>de</strong>r Blick auf Ju<strong>de</strong>ntum und Islam<br />

zu wenig die Differenzen zwischen <strong>de</strong>n internen<br />

Glaubensgruppierungen berücksichtigt, so schmälert<br />

das kaum <strong>de</strong>n informativen und didaktischen<br />

Wert dieses Handbuches. In Schule, Gemein<strong>de</strong><br />

und Erwachsenenbildung wird es seinen verdienten<br />

Platz (erneut) behaupten.<br />

Reiner Jungnitsch<br />

INFO 36 · 4/2007


Brumlik, Micha<br />

Was stimmt?<br />

Ju<strong>de</strong>ntum<br />

Die wichtigsten Antworten (HERDER spektrum<br />

5796). – Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r 2007. 127 S.,<br />

€ 7,90 (ISBN 978-3-451-05796-0)<br />

Micha Brumlik (Professor am Institut für Allgemeine<br />

Erziehungswissenschaft <strong>de</strong>r Johann<br />

Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main<br />

mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt „Theorie <strong>de</strong>r Erziehung<br />

und Bildung“) legt in <strong>de</strong>r kleinen HERDER-spektrum-Reihe<br />

einen Band mit <strong>de</strong>n wichtigsten Fragen,<br />

Vorurteilen und Antworten zum Ju<strong>de</strong>ntum<br />

vor. Bei <strong>de</strong>r Lektüre fällt vor allem eines auf: Wie<br />

viel Wissen auf so wenigen Seiten anschaulich,<br />

mit leserfreundlichem Druckbild und verständlich<br />

präsentiert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Nach einer Einleitung (1.), in <strong>de</strong>r das jüdische<br />

Selbstverständnis, die Spannungen zwischen Ju<strong>de</strong>ntum<br />

und Christentum <strong>als</strong> auch die bestehen<strong>de</strong>n<br />

Vorurteile gegen Ju<strong>de</strong>n angesprochen wer<strong>de</strong>n,<br />

wen<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Autor in drei Kapiteln <strong>de</strong>n<br />

wesentlichen Themen zu und bietet Einblicke in<br />

die Welt <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums. Im ersten Abschnitt (2.)<br />

behan<strong>de</strong>lt er „Grenzlinien“, genauer das Verhältnis<br />

von Glaube, Volk, Religion und Staat; dabei<br />

räumt er auf mit <strong>de</strong>r Vorstellung von einer Symbiose<br />

dieser vier Elemente. Weiter argumentiert<br />

er gegen das Vorurteil, das Ju<strong>de</strong>ntum sei eine Religion<br />

<strong>de</strong>s Gesetzes und stelle einen Gegensatz<br />

zum Evangelium dar. Eine Sichtweise, die aus<br />

neutestamentlicher Sicht, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r neueren<br />

(angelsächsischen) Paulusforschung, nur unterstrichen<br />

wer<strong>de</strong>n kann! Schließlich geht er auf<br />

das Verhältnis von Ju<strong>de</strong>ntum und Christentum,<br />

ihre gemeinsamen Ursprünge und ihren Trennungsprozess<br />

ein. Das 18-Bittgebet, die Kanonwerdung<br />

<strong>de</strong>s AT sowie die Komplexität <strong>de</strong>r geschichtlichen<br />

Entwicklung wer<strong>de</strong>n dabei kurz<br />

und <strong>de</strong>nnoch mit <strong>de</strong>n notwendigen Differenzierungen<br />

dargestellt. Der zweite Abschnitt (3.)<br />

stellt das Verhältnis <strong>de</strong>s Menschen zu Gott in die<br />

Mitte. Das alte von Markion stammen<strong>de</strong> Vorurteil,<br />

das Ju<strong>de</strong>ntum sei eine Religion <strong>de</strong>r Rache,<br />

sowie die Zuordnungen von Angst, Werkgerechtigkeit<br />

und Ritualismus zur jüdischen I<strong>de</strong>ntität<br />

wer<strong>de</strong>n argumentativ aus <strong>de</strong>m Weg geräumt. Notwendige<br />

Basisinformationen zum besseren Verständnis<br />

<strong>de</strong>s Haupttextes wer<strong>de</strong>n in farblich unterlegten<br />

Kästchen geboten (z.B. zum zweiten<br />

Tempel, Bibeltexte o<strong>de</strong>r biographische Informationen).<br />

Der dritte thematische Abschnitt (4.) behan<strong>de</strong>lt<br />

das Verhältnis von Religion und Gesellschaft.<br />

Darunter wird zunächst <strong>de</strong>r Erwählungsgedanke<br />

dargestellt und erklärt. Erwählung ist<br />

dabei nicht im Sinne eines Exklusivismus zu verstehen.<br />

Die Offenheit gegenüber <strong>de</strong>m Beitritt<br />

zum Sinaibund ist ein Argument gegen das Vorurteil<br />

<strong>de</strong>s „Rassenstolzes“. Gegen die These eines<br />

patriarchalen Ju<strong>de</strong>ntums hält Brumlik die Vielfalt<br />

<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums und insbeson<strong>de</strong>re die <strong>de</strong>s Reformju<strong>de</strong>ntums,<br />

das Frauen zu Rabbinerinnen ordiniert;<br />

zu<strong>de</strong>m privilegiere die Matrilinearität Frauen<br />

seit rabbinischer Zeit. Auch auf große Frauengestalten<br />

<strong>de</strong>r Bibel verweist <strong>de</strong>r Autor. Frauenfeindliche<br />

Züge erkennt er ausschließlich in <strong>de</strong>m<br />

seit <strong>de</strong>m 18. Jh. entstehen<strong>de</strong>n orthodoxen Ju<strong>de</strong>ntum,<br />

das jedoch – und das wird nicht ausdrücklich<br />

genannt – im Land Israel immer einflussreicher<br />

wird. Schließlich wird das Vorurteil wi<strong>de</strong>rlegt,<br />

das Ju<strong>de</strong>ntum sei eine Religion <strong>de</strong>s Utopismus<br />

und Nationalismus.<br />

Eine Chronologie wichtiger Daten zum Ju<strong>de</strong>ntum,<br />

ein Glossar sowie ausgewählte Literaturhinweise<br />

run<strong>de</strong>n das Buch ab und la<strong>de</strong>n zur<br />

Vertiefung ein. Die Offenheit <strong>de</strong>s Autors und seine<br />

Verortung in einem weltzugewandten Ju<strong>de</strong>ntum<br />

lassen sich durchgängig erkennen. Das Buch<br />

sei all jenen empfohlen, die sich mit <strong>de</strong>n gängigen<br />

Vor-Urteilen gegen das Ju<strong>de</strong>ntum auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />

– auch wenn Vor-Urteile sich eher durch<br />

Begegnungen <strong>als</strong> durch kognitive Reflexionen<br />

abbauen lassen.<br />

Beate Kow<strong>als</strong>ki<br />

Knobloch, Charlotte / Brumlik,<br />

Micha / E<strong>de</strong>rberg, Gesa S. im<br />

Gespräch mit Wilfried Köpke<br />

Wenn nicht jetzt,<br />

wann dann?<br />

Die Zukunft <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Ju<strong>de</strong>ntums. – Freiburg<br />

u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2007. 144 S., € 14,90<br />

(ISBN 978-3-451-29395-5)<br />

Mehr <strong>als</strong> 100.000 Mitglie<strong>de</strong>r verzeichnen die<br />

jüdischen Kultusgemein<strong>de</strong>n in Deutschland wie<strong>de</strong>r.<br />

München und Berlin beherbergen wie<strong>de</strong>rerstan<strong>de</strong>ne<br />

große Synagogen. Seit 2006 wer<strong>de</strong>n<br />

nach vielen Jahrzehnten wie<strong>de</strong>r hierzulan<strong>de</strong> ausgebil<strong>de</strong>te<br />

Rabbiner in ihr Amt eingeführt. Um die<br />

langsam gewachsene „Normalität in <strong>de</strong>m Land,<br />

das in <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r Schoa steht“ (11)<br />

sowie eine „Standortbestimmung jüdischen Lebens<br />

in Deutschland“ (15) drehen sich die hier<br />

dokumentierten Gespräche. Jüdische Repräsentanten<br />

aus drei Generationen geben selbstbewusst<br />

Auskunft über ihre Erfahrungen und Sichtweisen<br />

auf ihr Ju<strong>de</strong>ntum. Die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zentralrats<br />

<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n in Deutschland, ein Wissenschaftler<br />

und eine (konvertierte) Rabbinerin stehen zugleich<br />

für <strong>de</strong>n Facettenreichtum jüdischen Lebens<br />

<strong>als</strong> auch für <strong>de</strong>ssen vitale Wandlungsfähigkeit<br />

innerhalb <strong>de</strong>r gemeinsamen Traditionen.<br />

Es sind, trotz aller Kürze, informative Einblicke<br />

in heutiges Ju<strong>de</strong>sein „im Land <strong>de</strong>r Täter“ –<br />

insbeson<strong>de</strong>re für christliche Leser, <strong>de</strong>ren religiöse<br />

I<strong>de</strong>ntität eben nicht ohne die jüdischen Wurzeln<br />

zu bestimmen ist. Reiner Jungnitsch<br />

Krochmalnik, Daniel<br />

Im Garten <strong>de</strong>r Schrift<br />

Wie Ju<strong>de</strong>n die Bibel lesen. –<br />

Augsburg: St. Ulrich Verlag. 2006. 176 S., € 16,90<br />

(ISBN 978-3-936484-67-0)<br />

Der Verfasser ist Professor für Jüdische Religionspädagogik<br />

sowie Dozent für Jüdische Philosophie<br />

in Hei<strong>de</strong>lberg. Als renomierter Kenner <strong>de</strong>r<br />

rabbinischen Literatur und Schriftauslegung<br />

möchte er gera<strong>de</strong> christliche Leser in diese eigenwillige<br />

exegetische Welt einführen. Schlüsselbegriff<br />

ist dabei PaRDeS, ein Kürzel für die vier<br />

Sinnschichten und Interpretationsmetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Bibel: Pschat = einfacher Sinn, Remes = ange<strong>de</strong>uteter<br />

Sinn, Drasch = belehren<strong>de</strong>r Sinn und<br />

Sod = geheimer Sinn. Das erinnert an die scholastische<br />

Lehre vom „vierfachen Schriftsinn“ (Th. v.<br />

Aquin), bleibt naturgemäß aber theologisch an<strong>de</strong>rs<br />

ausgerichtet.<br />

K. unterstreicht, dass in <strong>de</strong>r rabbinischen Hermeneutik<br />

dieser vierfache Schriftsinn <strong>als</strong> Ganzheit<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n müsse, „daß die Vier<strong>de</strong>utigkeit<br />

im Grun<strong>de</strong> genommen eine Vierfaltigkeit<br />

o<strong>de</strong>r Viereinigkeit <strong>de</strong>s Sinns ist“ (17).<br />

Einheit und gleichzeitige Vielfalt dieses Konzepts<br />

jüdischer Schriftauslegung <strong>de</strong>monstriert K.<br />

mittels vier ausgewiesenen mittelalterlichen<br />

Meistern <strong>de</strong>r Schrift<strong>de</strong>utung (11. bis 16. Jh.), die<br />

jeweils eine Hauptströmung dieser exegetischen<br />

Epoche repräsentieren.<br />

<strong>Diese</strong> Kapitel sind für nichtjüdische Leser<br />

hochinteressant und aufschlussreich, gera<strong>de</strong> weil<br />

diese Sichtweisen jenseits <strong>de</strong>r gängigen christlichen<br />

Exegese angesie<strong>de</strong>lt sind. Die Lektüre verlangt<br />

jedoch Konzentration und Geduld, belohnt<br />

dafür aber mit einem reicheren Verstehen <strong>de</strong>r jüdischen<br />

Zugänge zur Schrift. Reiner Jungnitsch<br />

Rosenthal, Donna<br />

Die Israelis<br />

Leben in einem außergewöhnlichen<br />

Land. Aus d: Engl. übers. v. Karl Heinz Sieber.-<br />

München: Verlag C. H. Beck. 2007. 209 S.,<br />

€ 24.90 (ISBN 978-3-406-55501-5)<br />

Donna Rosenthal ist Journalistin (BA in Politikwissenschaft/Berkely<br />

und MA in Internationale<br />

Beziehungen/London) und hat sowohl für verschie<strong>de</strong>ne<br />

amerikanische Zeitungen <strong>als</strong> auch <strong>als</strong><br />

TV-Produzentin in Israel und Reporterin für das<br />

Israelische Radio und die Jerusalem Post gearbeitet.<br />

Zu<strong>de</strong>m hat sie Lehraufträge für Journalismus<br />

inne an <strong>de</strong>r Hebrew University of Jerusalem, in<br />

Harvard und Georgetown.<br />

Ihrer wissenschaftlichen Akribie und journalistischen<br />

Begabung verdankt sich das vorliegen<strong>de</strong><br />

Buch, bei <strong>de</strong>ssen Lektüre einem manches Mal<br />

<strong>de</strong>r Atem stillsteht: spätestens wenn man mit ihr<br />

die Schicksale von namentlich genannten Personen<br />

in ihrem Alltagsleben in Jerusalem mitverfolgt,<br />

das von unsichtbaren Unsicherheiten,<br />

Selbstmordattentaten und krassen Gegensätzen<br />

einer multikulturellen, hoch religiös aufgela<strong>de</strong>nen<br />

bis absolut säkularen Gesellschaft innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Staates Israel geprägt ist. Es gibt keinen Lebensbereich,<br />

<strong>de</strong>r in dieser Darstellung <strong>de</strong>r Vielfalt<br />

und Gegensätzlichkeit dieses kleinen (Größe wie<br />

Rheinland-Pfalz!), unruhigen Staates ausgeklammert<br />

wird.<br />

In einer Einleitung beschreibt die Autorin die<br />

einan<strong>de</strong>r kollidieren<strong>de</strong>n Welten: „Israelis tragen<br />

Soldatenhelme, Kippot, Keffiyahs, Perücken<br />

und Schleier, aber auch umgedrehte Baseball-<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

209<br />

INFO 36 · 4/2007


LITERATUR & MEDIEN<br />

210<br />

mützen und an mp3-Player angeschlossene<br />

Kopfhörer.“ (S. 8) Die Beschreibung <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Kopfbe<strong>de</strong>ckungen ließe sich durchaus<br />

ausweiten... Der Hauptteil <strong>de</strong>s Buches glie<strong>de</strong>rt<br />

sich in vier Teile, jeweils weiter unterglie<strong>de</strong>rt<br />

in Kapitel.<br />

Teil eins behan<strong>de</strong>lt das Thema „Israeli wer<strong>de</strong>n“.<br />

Darin wird <strong>de</strong>r gefährliche Alltag in einem<br />

Jerusalem <strong>de</strong>r Selbstmordattentäter geschil<strong>de</strong>rt,<br />

gegen <strong>de</strong>n es kaum einen Schutz gibt. Gefahren,<br />

die sichtbar sind, kann aus <strong>de</strong>m Weg gegangen<br />

wer<strong>de</strong>n; aber öffentliche Buslinien zur Arbeit<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Zielorten lassen sich nicht vermei<strong>de</strong>n.<br />

Dass es kaum jeman<strong>de</strong>n gibt, kaum ein Ereignis<br />

<strong>de</strong>s individuellen Lebens, <strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r das<br />

nicht durch diese unsichtbare Bedrohung betroffen<br />

wäre: daran lässt Rosenthal keinen Zweifel.<br />

Weiters wer<strong>de</strong>n die Schwierigkeiten von Mischpaaren<br />

geschil<strong>de</strong>rt, die ihre Beziehung heimlich<br />

leben (müssen), um die scheinbar unvereinbaren<br />

Gegensätze ihrer Religion und nationalen Herkunft<br />

nicht preisgeben zu müssen. Wichtige Kapitel<br />

stellen auch die Darstellung <strong>de</strong>r israelischen<br />

Armee sowie <strong>de</strong>r Wirtschaftstechnologie dar.<br />

Dabei bleibt die Lektüre spannend, da immer<br />

konkrete Lebensschicksale ausgewählt wer<strong>de</strong>n,<br />

an <strong>de</strong>ren Beispiel Einblicke in <strong>de</strong>n jeweiligen gesellschaftlichen<br />

Sektor geworfen wer<strong>de</strong>n. Der<br />

Schutz <strong>de</strong>r einzelnen Personen wird durch die<br />

ausschließliche Nennung <strong>de</strong>r Vornamen <strong>de</strong>nnoch<br />

gewahrt. Der zweite Teil wen<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Vielfalt<br />

<strong>de</strong>r Einwohner in Israel zu: <strong>de</strong>n Ashkenasim, <strong>de</strong>n<br />

Mizrahim, <strong>de</strong>n Russen und <strong>de</strong>n äthiopischen Israelis.<br />

Spätestens nach <strong>de</strong>r Lektüre dieses Kapitels<br />

müsste man davon überzeugt sein, dass es<br />

„das“ Ju<strong>de</strong>ntum in Israel nicht gibt und <strong>de</strong>r/die<br />

typische Israeli/n noch erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Im dritten Teil geht es noch einmal um die Vielfalt<br />

<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums, aber unter <strong>de</strong>m Blickwinkel<br />

<strong>de</strong>r „Grabenbrüche“ zwischen Haredim, Orthodoxen<br />

und Nichtorthodoxen, überschrieben mit<br />

„Krieg <strong>de</strong>r Cheeseburger“. Schließlich han<strong>de</strong>lt<br />

<strong>de</strong>r vierte Teil von Nichtju<strong>de</strong>n im jüdischen<br />

Staat: von Muslimen, Beduinen, Drusen und<br />

Christen. Auch diese wer<strong>de</strong>n differenziert wahrgenommen,<br />

an Individuen vorgestellt und in ihrem<br />

Verhältnis zum Ju<strong>de</strong>ntum und Staat Israel<br />

charakterisiert.<br />

Wer einmal in Israel gewesen ist und aufmerksam<br />

durch Tel Aviv und dann Jerusalem gegangen<br />

ist – letzteres reicht fast schon – wird die Eindrücke<br />

<strong>de</strong>r Autorin sogleich mit eigenen Erfahrungsberichten<br />

anfüllen können und zustimmend<br />

nicken. Die Autorin hat nicht nur akribisch recherchiert,<br />

wie es sich für eine Wissenschaftlerin<br />

gehört, son<strong>de</strong>rn zu<strong>de</strong>m auch in ihrer sprachlich<br />

lebendigen Form Einblicke geboten, die nicht nur<br />

sensibel portraitieren wollen, son<strong>de</strong>rn auch konkret<br />

sind. Nichts ist frei erfun<strong>de</strong>n, alles kann sich<br />

so zutragen, je<strong>de</strong>n Tag neu. Die unterschiedlichen<br />

religiösen und geschichtlichen Traditionen, die<br />

politische Situation <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, beson<strong>de</strong>rs aber<br />

das Alltagsleben wer<strong>de</strong>n mit äußerster Lebendigkeit<br />

beschrieben. Das Buch von Rosenthal sollte<br />

man daher nicht abends lesen, da es leicht zu einer<br />

schlaflosen Nacht führen kann...<br />

Beate Kow<strong>als</strong>ki<br />

Brumlik, Micha/Heuberger,<br />

Rachel/Kugelmann, Cilly (Hg.)<br />

Reisen duch das jüdische<br />

Deutschland.<br />

– Köln: DuMont Verlag. 2006. 480 S. m. zahlr.<br />

farb. Abb., € 49,90 (ISBN 978-3-8321-7939-8)<br />

<strong>Diese</strong>s Buch ist weit mehr <strong>als</strong> ein Reiseführer<br />

<strong>de</strong>r üblichen Art mit Fakten, Daten und einigen<br />

Bil<strong>de</strong>rn! Es bietet nicht touristische Erlebnisse,<br />

son<strong>de</strong>rn historische Erfahrungen, nicht breite Information,<br />

son<strong>de</strong>rn Tiefenschörfung mit Blick<br />

auf die Beson<strong>de</strong>rheit jüdischer Geschichte und<br />

Gegenwart. Dass dies in Deutschland nur „nach“<br />

<strong>de</strong>m Holocaust geschehen kann, ist Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

Problem und Chance zugleich.<br />

Der erste Teil <strong>de</strong>s schön gestalteten Werkes<br />

zeichnet „Porträts von Städten und Regionen“ –<br />

von Berlin bis Südwest<strong>de</strong>utschland, von Dres<strong>de</strong>n<br />

bis Speyer, von Düsseldorf bis Schleswig-Holstein:<br />

präzise Kurzdarstellungen aus Geschichte<br />

und Gegenwart, nicht ohne treffen<strong>de</strong>, auch mehrfarbige<br />

Bebil<strong>de</strong>rung. Deutlich wird: Trotz <strong>de</strong>r bösen<br />

Unterbrechung <strong>de</strong>r Nazizeit existiert jüdisches<br />

Leben in Deutschland (und <strong>de</strong>utsches Leben<br />

im jüdischen). Der zweite etwas kürzere Teil<br />

<strong>de</strong>s opulenten und erstaunlich preisgünstigen<br />

Werkes sammelt Essays zur grundsätzlichen Orientierung:<br />

angefangen bei <strong>de</strong>r Frage, was <strong>de</strong>nn eigentlich<br />

Ju<strong>de</strong>ntum sei o<strong>de</strong>r die jüdddische Sprache,<br />

bis hin zur Geschichte und Struktur jüdischer<br />

Gemein<strong>de</strong>n in Deutschland. Darsgestellt wer<strong>de</strong>n<br />

auch die Eigenart jüdischer Literatur nach 1945<br />

o<strong>de</strong>r die Beson<strong>de</strong>rheit koscheren Essens und entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Geschäfte. Nortgedrungen kurz gefasst,<br />

aber gut informierend und mit Standpunkt<br />

la<strong>de</strong>n die Beiträge ein, eine zugleich frem<strong>de</strong> und<br />

nahe Welt zu ent<strong>de</strong>cken. Die (bloß) zehn Seiten<br />

zum christlich-jüdischen Dialog in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

mit <strong>de</strong>m bezeichnen<strong>de</strong>n Titel „Kin<strong>de</strong>r<br />

Gottes im Land <strong>de</strong>r Täter“ nehmen, aus jüdischer<br />

Sicht verständlich, Kirchen und Christen primär<br />

unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt einer „Bringeschuld“ in<br />

<strong>de</strong>n Blick. Noch scheint die Zeit kaum reif, hier<br />

wechselseitig genauer und auch selbstkritischer<br />

ins Gespräch zu kommen.<br />

Der dritte, äußerlich knappe „<strong>Service</strong>teil“ informiert<br />

über Adressen jüdischer Gemein<strong>de</strong>n in<br />

Deutschland, KZ-Mahn- und Ge<strong>de</strong>nkstätten,<br />

weitere jüdische Sehenswürdigkeiten beson<strong>de</strong>rs<br />

in Ost<strong>de</strong>utschland und schließt mit einer Auswahlbibliographie.<br />

Das höchst empfehlenswerte Buch ist ein unerlässliches<br />

Werk für Basisorientierung und Erstinormation.<br />

Es weckt und vertieft Sinn und Interesse<br />

für <strong>de</strong>n Reichtum <strong>de</strong>rer, die dank <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>n<br />

aus Nazareth die älteren Brü<strong>de</strong>r und Schwestern<br />

<strong>de</strong>r Christen sind.<br />

Gotthard Fuchs<br />

Nachdruck mit freundlicher Erlaubnis <strong>de</strong>s Rezensenten<br />

und von „Christ in <strong>de</strong>r Gegenwart“ aus CiG, Nr. 38/2007,<br />

S. 310. Homepage: www.christ-in-<strong>de</strong>r-gegenwart.<strong>de</strong><br />

Maier, Johann<br />

Ju<strong>de</strong>ntum<br />

Studium Religion (UTB 2886). –<br />

Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007. 235 S.,<br />

€ 16,90 (ISBN 978-3-8252-2886-6)<br />

Maier, Johann<br />

Ju<strong>de</strong>ntum Rea<strong>de</strong>r<br />

Studium Religion (UTB 2112) –<br />

Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht. 2007. 227 S.,<br />

€ 8,90 (ISBN 978-3-8252-2912-2)<br />

Johann Maier, emeritierter evangelischer Judaist<br />

an <strong>de</strong>r Universität Köln und Experte <strong>de</strong>r<br />

Qumranschriften, hat legt mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n kleinen<br />

UTB-Bän<strong>de</strong>n eine profun<strong>de</strong> Einführung in die<br />

Religion <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums vor, die sowohl für Studium<br />

<strong>als</strong> auch Praxis unentbehrlich ist. Bei<strong>de</strong><br />

Werke bauen auf früheren Publikationen <strong>de</strong>s Autors<br />

auf; insbeson<strong>de</strong>re wird die „Geschichte <strong>de</strong>r<br />

jüdischen Religion“ (2. Aufl. 1992) <strong>als</strong> Leitfa<strong>de</strong>n<br />

vorausgesetzt.<br />

Die Einführung in das Ju<strong>de</strong>ntum besteht aus<br />

vier größeren Hauptteilen, die aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen<br />

und bezogen sind: In einem ersten kurzen<br />

Teil wer<strong>de</strong>n Definitionen vorgestellt, die die<br />

Selbstbezeichnung <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums und Zugehörigkeitskriterien<br />

betreffen. Im zweiten Teil (21-<br />

62) wird die geglaubte Geschichte in <strong>de</strong>r jüdischen<br />

Religion vorgestellt, d.h. ein jüdisch-heilsgeschichtlicher<br />

Ansatz, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Schöpfungsund<br />

Urgeschichte einsetzt und <strong>de</strong>n eschatologischen<br />

Perspektiven en<strong>de</strong>t. Insbeson<strong>de</strong>re in diesem<br />

Teil kommen jüdisches Denken und Schriftinterpretation<br />

<strong>de</strong>utlich ans Licht; christliche Leser/-innen<br />

wer<strong>de</strong>n die Unterschie<strong>de</strong> zu einer Lektüre<br />

<strong>de</strong>s „Alten Testaments“ im Lichte Christi<br />

und <strong>de</strong>r christlichen Tradition dabei auf eine sehr<br />

diskrete, unausgesprochene Weise wahrnehmen.<br />

Zentrale Themen aus <strong>de</strong>r Hebräischen Bibel wer<strong>de</strong>n<br />

aus jüdischer Perspektive behan<strong>de</strong>lt und vorgestellt<br />

(Bund, Erwählung, Kult, Zeitrechnung,<br />

messianische Hoffnung etc.). Die Charakterisierung<br />

<strong>de</strong>s jüdischen Glaubens <strong>als</strong> einer geschichtsbewussten<br />

Religion wird allenthalben <strong>de</strong>utlich.<br />

In einem dritten Teil (63-185) wird ein Abriss <strong>de</strong>r<br />

Geschichte <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums entworfen. <strong>Diese</strong> wird<br />

nach <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Epochen eingeteilt: Anfänge<br />

bis zur Diadochenherrschaft – Diadochenherrschaft<br />

bis Tempelzerstörung – Arabische Expansion<br />

bis Vertreibung aus Spanien – 1492 bis zur<br />

Aufklärung – Zeit seit <strong>de</strong>r Aufklärung – Zionismus<br />

und jüdische Religion. Auch wenn Epocheneinteilungen<br />

in <strong>de</strong>r Geschichtswissenschaft immer<br />

ein Wagnis sind, so orientiert sich die vom<br />

Verf. vorgelegte an <strong>de</strong>n wichtigsten Wegmarken<br />

<strong>de</strong>r biblischen und nachbiblischen Zeit. Zentrale<br />

Institutionen (Torah), <strong>als</strong> auch Quellen (rabbinische<br />

Schriften) und Gruppierungen (zur Zeit Jesu<br />

und <strong>de</strong>s rabbinischen Ju<strong>de</strong>ntums) wer<strong>de</strong>n prägnant<br />

vorgestellt. Das Verhältnis <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums zu<br />

an<strong>de</strong>ren Religionen (Islam, Christentum) <strong>als</strong><br />

auch die unterschiedlichen Ausrichtungen in <strong>de</strong>r<br />

Zeit <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Ju<strong>de</strong>ntums (Reformju<strong>de</strong>ntum,<br />

Orthodoxie, Chasidismus etc.) fin<strong>de</strong>n Beachtung<br />

INFO 36 · 4/2007


im Kontext ihrer jeweiligen Entstehungszeit. Der<br />

vierte Teil (186-223) behan<strong>de</strong>lt die praktizierte<br />

Religion, d.h. die Heiligung <strong>de</strong>s Lebens, <strong>de</strong>n<br />

Glaubensvollzug in <strong>de</strong>r Familie, <strong>de</strong>n Jahreszyklus<br />

mit seinen typischen Festen, und <strong>de</strong>n Lebenszyklus<br />

mit seinen Wegmarken Geburt und<br />

Beschneidung, Auslösung <strong>de</strong>s Sohnes, Kindheit,<br />

Bar Mizwah, Hochzeit und Tod.<br />

Die Notwendigkeit dieses weiteren Ban<strong>de</strong>s<br />

zum Ju<strong>de</strong>ntum begrün<strong>de</strong>t sich aus <strong>de</strong>m wissenschaftlichen<br />

Fortschritt. In <strong>de</strong>n Fußnoten zu <strong>de</strong>m<br />

sehr verständlichen und klaren Haupttext (hebräische<br />

Wörter in Umschrift) wer<strong>de</strong>n Literaturhinweise<br />

auf neueste Forschungsergebnisse (naturgemäß<br />

vorwiegend in englischer Sprache) geboten,<br />

die ein Weiterstudium ermöglichen.<br />

Der Begleitband, <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n einzelnen Abschnitten<br />

Quellenmaterial aus <strong>de</strong>r Hebräischen<br />

Bibel und <strong>de</strong>r rabbinisch-jüdischen Tradition in<br />

<strong>de</strong>utscher Übersetzung bietet, ist unverzichtbar<br />

für die praktische Arbeit zum Thema. Schwer zugängliche<br />

Quellen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>utscher Übersetzung<br />

systematisch geordnet vorgestellt. Die Gebetstexte<br />

folgen <strong>de</strong>r aschkenasischen Tradition.<br />

Für die Nutzung <strong>de</strong>r Textsammlung wird das notwendige<br />

Hintergrundwissen zur Einordnung <strong>de</strong>r<br />

Quellen stillschweigend vorausgesetzt, das für<br />

eine kritische Arbeit unerlässlich ist; Einführungen<br />

in die sehr unterschiedlichen Quellen erfolgen<br />

we<strong>de</strong>r im Blick auf <strong>de</strong>ren zeitliche Einordnung<br />

noch auf die Verfasserfrage etc. Die Gefahr<br />

einer Steinbruchexegese jüdischer Texte aus <strong>de</strong>m<br />

Rea<strong>de</strong>r besteht <strong>de</strong>mnach bei unkritischem Umgang<br />

o<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>m Hintergrundwissen.<br />

Insgesamt sind bei<strong>de</strong> Bän<strong>de</strong> sowohl für Studium<br />

<strong>als</strong> auch für Praxis zu empfehlen, da sie auf<br />

<strong>de</strong>m aktuellen Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft und<br />

sprachlich sehr verständlich einen Einblick geben<br />

in das Ju<strong>de</strong>ntum und seine wichtigsten Quellen.<br />

Beate Kow<strong>als</strong>ki<br />

Landgraf, Michael / Meißner,<br />

Stefan<br />

Ju<strong>de</strong>ntum<br />

Einführung, Materialien, Kreativi<strong>de</strong>en (ReliBausteine<br />

4). – Stuttgart: Calwer Verlag / Stuttgart:<br />

RPE/Speyer: Evang. Presseverlag. Pfalz. 2007.<br />

175 S., ill., DIN A 4, € 19,90 (ISBN 978-3-7668-<br />

3243-5 Calwer / 978-3-939512-01-1 EVP / 978-3-<br />

938356-15-9 RPE)<br />

Nicht nur ein soli<strong>de</strong>s Grundwissen über das<br />

Ju<strong>de</strong>ntum vermittelt dieser Band, son<strong>de</strong>rn auch<br />

viele „Kreativi<strong>de</strong>en“, wie es im Titel heißt, für die<br />

Beschäftigung im schulischen Religionsunterricht<br />

o<strong>de</strong>r bei Veranstaltungen in <strong>de</strong>r Erwachsenenbildung.<br />

Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen zum<br />

Thema, ein kleines jüdisches Lexikon, eine ganze<br />

Seite mit über 150 Stichwörtern zu <strong>de</strong>n im gesamten<br />

Band behan<strong>de</strong>lten Themen und didaktische<br />

und methodische Hinweise sind die wesentlichen<br />

Inhalte <strong>de</strong>s Einleitungskapitels. Eine geson<strong>de</strong>rte<br />

Aufstellung über die Inhalte ist je<strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r drei folgen<strong>de</strong>n Kapitel vorangestellt. <strong>Diese</strong><br />

Aufstellung ist insofern gut und wichtig, weil<br />

man offensichtlich auf einen streng logischen<br />

Aufbau verzichtet hat – immerhin han<strong>de</strong>lt es sich<br />

ja um verschie<strong>de</strong>n einsetzbare Bausteine. Damit<br />

ist bereits die Herausfor<strong>de</strong>rung für die oben erwähnten<br />

Kreativi<strong>de</strong>en angesprochen. Schwerpunkte<br />

<strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s bil<strong>de</strong>n Themen wie: die jüdische<br />

Religion, die Geschichte <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums bis<br />

in die heutige Zeit, jüdische Persönlichkeiten und<br />

beson<strong>de</strong>rs aktuelle Fragen. Erwähnte Einzelheiten<br />

können hier nur <strong>als</strong> typische Beispiele angesehen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Nicht mehr außergewöhnlich im Hinblick auf<br />

bereits erschienene Werke zum gleichen Thema<br />

ist die hier immerhin beson<strong>de</strong>rs gelungene Einführung<br />

in die hebräische Schrift, auf die in so gut<br />

wie allen folgen<strong>de</strong>n Kapiteln Bezug genommen<br />

wird. Auffallend oft wer<strong>de</strong>n Parallelen gezogen<br />

zwischen jüdischen und christlichen Festen und<br />

Gebräuchen. Im Gegensatz zu manch an<strong>de</strong>ren<br />

Werken wer<strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong> Texte nicht immer<br />

im Wortlaut vorgelegt, son<strong>de</strong>rn sollen selbst ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies regt ganz gewiss die Kreativität<br />

an, kann aber auch zu Engpässen führen. Ob<br />

es wirklich so leicht ist, die noachidischen Gebote<br />

o<strong>de</strong>r das 18-Gebet zu fin<strong>de</strong>n?<br />

Für <strong>de</strong>n schulischen Unterricht ist sicher beson<strong>de</strong>rs<br />

geeignet <strong>de</strong>r Einsatz von im Band vorgestellten<br />

Memory-Spielen, die auf unterhaltsame<br />

Weise das Erlernen von Wissen über das Ju<strong>de</strong>ntum<br />

interessant macht. Beson<strong>de</strong>rs erwähnenswert<br />

ist hier die Einführung in <strong>de</strong>n jüdischen Talmud,<br />

die hier sehr anschaulich dargeboten wird. Die<br />

Texte und bildlichen Darstellungen liegen ausschließlich<br />

in schwarz-weiß vor. Bis auf einige<br />

Grenzfälle ist dies ausreichend. Wenn Unklarheiten<br />

auftreten, wie z. B. auf S. 104 bei <strong>de</strong>r Gegenüberstellung<br />

eines Ju<strong>de</strong>n mit einem Arier, sollte<br />

<strong>de</strong>r un<strong>de</strong>utlich wie<strong>de</strong>rgegebene und auch noch in<br />

Sütterlin verfasste Begleittext ergänzend abgedruckt<br />

wer<strong>de</strong>n. Für einen effektiven Einsatz ist<br />

Internet-Benutzung – heute fast schon eine<br />

Selbstverständlichkeit – nicht nur eine Hilfe, son<strong>de</strong>rn<br />

eine unverzichtbare Voraussetzung.<br />

Die Art und Weise, wie mit <strong>de</strong>n angebotenen<br />

Materialien gearbeitet wer<strong>de</strong>n kann, scheint für<br />

<strong>de</strong>n schulischen Religionsunterricht beson<strong>de</strong>rs geeignet<br />

zu sein, da man hier am ehesten von einer<br />

kontinuierlichen Beschäftigung über mehrere Unterrichtseinheiten<br />

ausgehen kann. Bei Einzelveranstaltungen,<br />

wie z. B. in <strong>de</strong>r Erwachsenenbildung,<br />

kann man auch sinnvoll mit <strong>de</strong>n angegebenen Vorschlägen<br />

arbeiten. Nur sollte man sich noch sorgfältiger<br />

vorbereiten <strong>als</strong> dies ohnehin auch für <strong>de</strong>n<br />

schulischen Religionsunterricht gilt. Ob eine Veranstaltungsreihe<br />

sinnvoll ist, hängt von <strong>de</strong>r Bereitschaft<br />

<strong>de</strong>r Teilnehmer/-innen ab, zwischen <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Veranstaltungen selbstständig mit <strong>de</strong>m<br />

Thema sich zu befassen. Helmut Bahr<br />

Küchler, Max<br />

Jerusalem<br />

Ein Handbuch und Studienführer<br />

zur Heiligen Stadt (Orte und Landschaften <strong>de</strong>r<br />

Bibel; Bd. IV, 2). – Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht.<br />

2007. 1266 S. m. 650 Abb., € 98,00 (ISBN<br />

978-3-525-50170-2)<br />

Die Bezeichnung „Handbuch“ scheint mir etwas<br />

untertrieben, obwohl sie in <strong>de</strong>r Sache stimmt:<br />

Das dreipfündige und fast 1300seitige Werk – ein<br />

„mattone“ (Ziegelstein), wie Bücher dieses Formats<br />

im Italienischen heißen – ist ein Solitär in<br />

<strong>de</strong>r Reiseliteratur zur Heilige Stadt. Etwas an<strong>de</strong>res<br />

war von <strong>de</strong>r Reihe, in <strong>de</strong>r es erschienen ist,<br />

auch nicht zu erwarten. Max Küchler, Neutestamentler<br />

und Dekan <strong>de</strong>r Katholisch-Theologischen<br />

Fakultät Fribourg, will Bewohnern und Besuchern<br />

Jerusalems dienen, um diese Metropolis<br />

(=Mutterstadt) von Ju<strong>de</strong>n, Christen und Muslimen<br />

durch „aufgeklärte Begeisterung“ (IX) von<br />

i<strong>de</strong>ologischen Überformungen befreien zu helfen.<br />

Dabei ist ein Buch herausgekommen, durch<br />

das sich <strong>de</strong>r Leser gespannt durchlesen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>tailliert<br />

navigieren kann. Die Struktur <strong>de</strong>r gesamten<br />

Reihe gilt auch hier: Einführen<strong>de</strong>s zu Lage,<br />

Name, Geschichte und Besichtigung wird an einzelnen<br />

größeren Einheiten vertieft und nochm<strong>als</strong><br />

für Details spezifiziert. Frontispizkarten, ein abschließen<strong>de</strong>s<br />

16. Kapitel zur Geschichte Jerusalems<br />

(1096-1139), ausführliche bzw. im laufen<strong>de</strong>n<br />

Text immer wie<strong>de</strong>r benutzte Quellen sind in<br />

Anhängen beigegeben und erschlossen, neben einem<br />

großen Literaturverzeichnis sowie üblichen<br />

Registern wird sogar ein kleines Fachlexikon angefügt.<br />

Was ist <strong>de</strong>r Inhalt?<br />

Das Handbuch erschließt Jerusalems Topographie<br />

in sinnvollen Einheiten: <strong>de</strong>r Südosthügel<br />

<strong>als</strong> Siedlungsbeginn und Davidsstadt (1.), die<br />

Mauern und Tore (2.), <strong>de</strong>r Nordosthügel mit <strong>de</strong>m<br />

heiligen Berg (3.), <strong>de</strong>r archäologische Park (4.),<br />

<strong>de</strong>r christliche Ost-West-Weg (5.), die antiken<br />

Nord-Süd-Wege (6.), das armenische Viertel (7.),<br />

das (inzwischen vierte) jüdische Viertel (8.), <strong>de</strong>r<br />

christliche Sionsberg (9.), das Kedrontal (10.),<br />

das Hinnomtal (11.), <strong>de</strong>r Ölberg (12.), <strong>de</strong>r Nor<strong>de</strong>n<br />

bzw. Westen <strong>de</strong>r Altstadt (13. bzw. 14.) und zuletzt<br />

die großen Museen (Israel Museum, Bible<br />

Lands Museum, Rockefeller Museum: 15.). Dabei<br />

dienen die verschie<strong>de</strong>nen methodischen Zugänge<br />

zu <strong>de</strong>r jeweiligen Einheit <strong>de</strong>m Ziel, nicht<br />

nur archäologisch und historisch möglichst präzise<br />

die Spuren <strong>de</strong>s Heiligen an seinen Orten zu sichern,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Textzeugen von <strong>de</strong>r Hl.<br />

Schrift (die Evangelien in synoptischen Tabellen)<br />

über die Kirchenväter und Pilgertexte (in ausführlich<br />

pétitgesetzten Auszügen) bis hin zu neuzeitlichen<br />

Dokumenten heranzuziehen. Als Beispiel<br />

kann das 5. Kap. zum christlichen Ost-Weg-<br />

Weg dienen. Er führt von <strong>de</strong>n Betesdateichen und<br />

christlichen bzw. muslimischen Orten über <strong>de</strong>n<br />

Stätten <strong>de</strong>r Via dolorosa bis zur Grabeskirche, die<br />

<strong>als</strong> heiliger Ort und „steinerne Torheit einer geteilten<br />

Christenheit“ vorgestellt wird. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />

die Ortstraditionen kritisch plausibilisiert sowie<br />

Geschichte und bauliche Gestalt von Golgota,<br />

Herrengrab und Anastasis nach archäologischen,<br />

baugeschichtlichen, exegetischen, patrologischen<br />

und liturgischen Quellen (<strong>de</strong>r Bericht<br />

<strong>de</strong>r Etheria sowie die Zeugnisse <strong>de</strong>s armenischen<br />

Lektionars) in ihrem Sinne erschlossen und theologisch<br />

reflektiert. Die liturgische Topographie<br />

Jerusalems führt dabei historische, biblische und<br />

theologische Aspekte zusammen: Der Reiseführer<br />

kann <strong>als</strong> Pilgerführer dienen. Aber dies ist bei<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

211<br />

INFO 36 · 4/2007


LITERATUR & MEDIEN<br />

212<br />

weitem nicht alles. Denn vor allem soll „jener<br />

Zynismus vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n das kontextlose<br />

Aneinan<strong>de</strong>rreihen von jüdischen, christlichen<br />

und islamischen Einzeltraditionen letztlich auslöst<br />

und <strong>de</strong>r Jerusalem zur Kulisse von allerhand<br />

religiösen Absurditäten, spinnigen Außenseitern,<br />

ten<strong>de</strong>nziösen Lokaltraditionen und theologischen<br />

Grabenkämpfen verkommen lässt“ (IX). Die bewusste<br />

und behutsame kontextuelle Erschließung<br />

<strong>de</strong>r Orte zeigt so beispielsweise die Brüche und<br />

Kontinuitäten in <strong>de</strong>r Bebauung <strong>de</strong>s Nordosthügels<br />

und vermittelt ein entspannen<strong>de</strong>s Wissen um<br />

Zusammenhänge, die an<strong>de</strong>ren Handbüchern dieser<br />

Art verborgen bleiben. So lässt sich „die<br />

omaij.[adische] Erstausstattung <strong>de</strong>s Felsendomes<br />

<strong>als</strong> eine interpretatio islamica und Renaissance<br />

<strong>de</strong>r Heilsmotive <strong>de</strong>s biblischen Tempels interpretieren“<br />

(251), ähnlich wie auch die Anlage <strong>de</strong>r<br />

Grabeskirche o<strong>de</strong>r die Bebauung <strong>de</strong>s Ölbergs <strong>als</strong><br />

Übertragung <strong>de</strong>r heilsgeschichtlichen Rolle <strong>de</strong>s<br />

Tempelberges auf einen neuen christlichen Gehalt<br />

verstehbar wird. Dabei verhin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r „geschichtete“<br />

und sich in Einzelbeschreibungen<br />

ausdifferenzieren<strong>de</strong> Aufbau <strong>de</strong>r Darstellung, was<br />

viele an<strong>de</strong>re – auch hochrangige – Reiseführer<br />

schnell erzeugen können: trockene Langeweile<br />

gera<strong>de</strong> wegen allzu vieler bunter, aber unverbun<strong>de</strong>ner<br />

Details. Die trotz aller Materialfülle mögliche<br />

fortlaufen<strong>de</strong> Lektüre und Betrachtung <strong>de</strong>r<br />

Bildquellen ist nicht mühsamer <strong>als</strong> die eines anspruchsvollen<br />

Romans; <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Handbuchs<br />

wird sich aber wohl erst an Ort und Stelle erschließen,<br />

wenn nicht nur die üblichen Fragen auf<br />

Antwort warten. <strong>Diese</strong>s Handbuch – und darum<br />

ist es wirklich eines – ersetzt eine Reisbibliothek.<br />

Sie hilft auch <strong>de</strong>n theologisch Interessierten, die<br />

Orts- und Zeitgebun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s christlichen<br />

Glaubens theologisch in <strong>de</strong>n Blick zu bekommen<br />

und <strong>de</strong>ssen Be<strong>de</strong>utung in seiner Geschichtlichkeit<br />

zu erfahren. Insofern ist dieses Werk keine<br />

bloße Reiseliteratur, son<strong>de</strong>rn im besten Sinn ein<br />

theologisches Werk, <strong>de</strong>ssen „aufgeklärte Begeisterung“<br />

nicht nur <strong>de</strong>n eigenen Glauben, son<strong>de</strong>rn<br />

die jüdische und muslimische Nachbarschaft verstehen<br />

hilft. Eine Herausfor<strong>de</strong>rung und ein Lesevergnügen,<br />

vom praktischen Wert ganz zu<br />

schweigen!<br />

Peter Hofmann<br />

Bock, Wolfgang (Hg.)<br />

Islamischer<br />

Religionsunterricht?<br />

Rechtsfragen, Län<strong>de</strong>rberichte, Hintergrün<strong>de</strong> (Religion<br />

und Aufklärung, Bd. 13) – Tübingen: Mohr<br />

Siebeck. 2. durchges. Aufl. 2007. XII, 252 S.,<br />

€ 39,00 (ISBN 978-3-16-149324-9)<br />

Seit vielen Jahren ist <strong>de</strong>r Anteil von Schülerinnen<br />

und Schülern mit Migrationshintergrund in<br />

<strong>de</strong>n Schulen steigend. Dies hat auch Auswirkungen<br />

auf die konfessionelle Zusammensetzung<br />

und somit auf <strong>de</strong>n Religionsunterricht. Die Zahl<br />

<strong>de</strong>r muslimischen Schülerinnen und Schüler wird<br />

<strong>de</strong>rzeit auf ca. 750.000 geschätzt. Umstritten ist,<br />

welche Folgen dies hinsichtlich eines „islamischen<br />

Religionsunterrichts“ haben muss. Die<br />

rechtswissenschaftliche Literatur tendiert zu einer<br />

Gleichstellung mit <strong>de</strong>m Religionsunterricht<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n großen christlichen Kirchen gemäß<br />

Art. 7 Abs. 3 GG. Einige Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r praktizieren,<br />

zum Teil bereits seit einigen Jahren, Mo<strong>de</strong>llversuche<br />

unterhalb <strong>de</strong>r verfassungsrechtlichen<br />

Voraussetzungen eines Religionsunterrichts.<br />

Dies wirft eine Reihe von rechtlichen und<br />

praktischen Fragen auf, die in <strong>de</strong>r von Wolfgang<br />

Bock herausgegeben Aufsatzsammlung aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

Perspektiven dargestellt wer<strong>de</strong>n. So<br />

ist gegenwärtig unklar, welche <strong>de</strong>r zahlreichen islamischen<br />

Vereinigungen geeignet sein könnte,<br />

eine Religionsgemeinschaft darzustellen, die<br />

auch ohne feste Mitglie<strong>de</strong>rstruktur <strong>als</strong> oberste Instanz<br />

die Grundsätze eines Religionsunterrichts<br />

mit <strong>de</strong>m Staat vereinbaren könnte. Lehrkräfte, die<br />

flächen<strong>de</strong>ckend eingesetzt wer<strong>de</strong>n könnten, fehlen<br />

ebenso wie entsprechen<strong>de</strong> Lehrstühle, die sowohl<br />

die fachlichen <strong>als</strong> auch die didaktischen<br />

Grundlagen vermitteln könnten. Der Staat darf<br />

die Inhalte <strong>de</strong>s Islamunterrichts nicht vorschreiben,<br />

son<strong>de</strong>rn lediglich überprüfen, ob Kollisionen<br />

mit <strong>de</strong>n allgemeinen Erziehungszielen vorliegen.<br />

Konflikte sind möglich, beispielsweise<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Frau, <strong>de</strong>r Religionsfreiheit,<br />

<strong>de</strong>s möglichen Aufrufs zum Heiligen Krieg,<br />

<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s islamischen Strafrechts, <strong>de</strong>s<br />

Vorrangs von Koran, Sunna und Hadtith sowie<br />

<strong>de</strong>s Staatsverständnisses insgesamt. Dennoch besteht<br />

bei allen Autoren <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s Einigkeit, dass<br />

die Regelungen <strong>de</strong>s Grundgesetzes geeignet seien,<br />

die anstehen<strong>de</strong>n Fragen und Probleme sachgerecht<br />

im Sinne <strong>de</strong>r Religionsfreiheit zu lösen.<br />

Der Herausgeber selbst plädiert in seinem klaren<br />

und systematischen, aber für Laien wohl nicht<br />

immer leicht verständlichen Beitrag, für die Einführung<br />

eines „islamischen Religionsunterrichts“.<br />

Er hält es für möglich, die rechtlichen Vorgaben,<br />

z.B. hinsichtlich <strong>de</strong>s Bestehens einer Religionsgemeinschaft<br />

und eines geeigneten Ansprechpartners<br />

für <strong>de</strong>n Staat zu erfüllen. Kritisch mit <strong>de</strong>r<br />

Frage eines islamischen Religionsunterrichts<br />

setzt sich Stefan Korioth auseinan<strong>de</strong>r. Im Bewusstsein<br />

nicht die herrschen<strong>de</strong> Meinung zu vertreten<br />

– für <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Band daher bereichernd<br />

–, weist er auf zahlreiche Schwierigkeiten<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r inhaltlichen Gestaltung, <strong>de</strong>n organisatorischen<br />

Voraussetzungen sowie mit <strong>de</strong>m<br />

staatlichen Aufsichtsrecht hin. Eine interessante<br />

Ergänzung <strong>de</strong>r verfassungsrechtlichen Debatte<br />

bietet Mathias Rohe, <strong>de</strong>r die Rahmenbedingungen<br />

<strong>de</strong>r Anwendung islamischer Normen in<br />

Deutschland und Europa untersucht. Neben <strong>de</strong>n<br />

Rechtsfragen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Band<br />

auch verschie<strong>de</strong>ne Berichte aus <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

aufgenommen, die einen aktuellen Blick auf<br />

die unterschiedliche Praxis im Umgang mit <strong>de</strong>m<br />

Bedürfnis nach einer religiösen Unterweisung für<br />

Muslime werfen. Einen kompakten Überblick<br />

bietet hier Franz Köller insbeson<strong>de</strong>re über die Situation<br />

in Hessen, wo <strong>de</strong>rzeit we<strong>de</strong>r islamischer<br />

Religionsunterricht noch Mo<strong>de</strong>llversuche stattfin<strong>de</strong>n.<br />

In einem dritten, ein wenig beliebig zusammengetragenen<br />

Teil, versuchen verschie<strong>de</strong>ne<br />

Autoren Hintergrundwissen zu vermitteln. Der<br />

Leser wird informiert über die muslimischen<br />

Spitzenverbän<strong>de</strong> in Deutschland, über islamische<br />

„Gegenwelten“ sowie über Erfahrungen und Orientierungen<br />

junger muslimischer Migranten. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

dürfte für Lehrerinnen und Lehrer, die<br />

sich in diesem Band Orientierung verschaffen<br />

wollen, <strong>de</strong>r Beitrag von Peter Müller von Interesse<br />

sein, <strong>de</strong>r über ein religionspädagogisches Prolegomena<br />

für die Entwicklung eines Curriculums<br />

islamischen Religionsunterrichts versucht Auskunft<br />

zu geben. Im Anhang fin<strong>de</strong>n sich darüber<br />

hinaus Gerichtsentscheidungen zum islamischen<br />

Religionsunterricht.<br />

Wer ein ernsthaftes Interesse an <strong>de</strong>r Diskussion<br />

über <strong>de</strong>n islamischen Religionsunterrichts hat<br />

und sich nicht scheut, auch juristische Gedankengänge<br />

nachzuvollziehen, wird aus <strong>de</strong>m 240 Seiten<br />

umfassen<strong>de</strong>n Band aus <strong>de</strong>r Reihe „Religion<br />

und Aufklärung“ großen Nutzen ziehen können.<br />

Die Stärke liegt vor allem in <strong>de</strong>r Dichte und <strong>de</strong>r<br />

Präzision <strong>de</strong>r Beiträge, in ihren <strong>de</strong>nnoch jeweils<br />

sorgfältigen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen mit <strong>de</strong>n wesentlichen<br />

Argumenten und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

juristischen Güte, in <strong>de</strong>r die zentralen Aspekte<br />

und Schwierigkeiten eines „islamischen Religionsunterrichts“<br />

dargelegt wer<strong>de</strong>n. Weil die Autorinnen<br />

und Autoren nicht nur die rechtliche<br />

Problemlage nachzeichnen, son<strong>de</strong>rn auch Erfahrungen,<br />

pädagogische Betrachtungen und an<strong>de</strong>re<br />

soziale Perspektiven mit einbeziehen, han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um ein vielseitiges Buch, das seinen Lesern<br />

einen sehr guten Überblick über die aktuelle Diskussion<br />

vermittelt.<br />

Weil die Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s islamischen Religionsunterrichts immer auch<br />

eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />

Praxis <strong>de</strong>s katholischen und evangelischen Religionsunterrichts<br />

ist, wer<strong>de</strong>n die Vertreter dieser<br />

Fächer das Buch mit beson<strong>de</strong>rem Gewinn lesen<br />

und es zur Verortung ihres eigenen Standpunktes<br />

nutzen können.<br />

Walter Fischedick<br />

Wunn, Ina<br />

Muslimische<br />

Gruppierungen in<br />

Deutschland<br />

Ein Handbuch. – Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.<br />

2007. 272 S., € 24,80 (ISBN 978-3-17-<br />

019534-9)<br />

Die in Deutschland leben<strong>de</strong>n Muslime entstammen<br />

<strong>de</strong>n unterschiedlichsten Herkunftslän<strong>de</strong>rn,<br />

wobei die türkischstämmigen Migranten<br />

<strong>de</strong>n bei weitem größten Anteil stellen. Entsprechend<br />

dieser unterschiedlichen Herkunft und<br />

Kulturen spiegelt die Vielfalt <strong>de</strong>r Gruppierungen<br />

das gesamte Spektrum <strong>de</strong>r muslimischen Ökumene<br />

wie<strong>de</strong>r. Schon ein Blick in das Inhaltsverzeichnis<br />

macht dies <strong>de</strong>utlich: Die Einleitung stellt<br />

die geschichtliche Entwicklung <strong>de</strong>r religiösen<br />

Organisation im Islam dar, bezogen vor allem in<br />

seiner Sicht auf Deutschland. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Abschnitten wer<strong>de</strong>n die zahlreichen Gruppierungen<br />

türkischer Provenienz einschl. <strong>de</strong>r Aleviten<br />

vorgestellt, ebenso die Schiiten und die Ahma-<br />

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diyya, die Bru<strong>de</strong>rschaften und Sufior<strong>de</strong>n und die<br />

Gruppierung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Muslime. Knappen<br />

Raum fin<strong>de</strong>n die muslimischen Moscheengemein<strong>de</strong>n<br />

asiatischer und nordafrikanischer Herkunft.<br />

Ein eigener Abschnitt ist <strong>de</strong>m traditionell<br />

liberalen Islam in Bosnien, <strong>de</strong>r hier <strong>de</strong>n europäischen<br />

Islam repräsentiert, gewidmet. Ein Beitrag<br />

über Muslime aus Mali beleuchtet eine Beson<strong>de</strong>rheit<br />

<strong>de</strong>r afrikanischen Gemeinschaft. Die weiteren<br />

Kapitel beschäftigen sich mit <strong>de</strong>n „Koordinierungsinstanzen<br />

und politischen Ansprechpartnern“<br />

in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik, <strong>de</strong>m „Islam in <strong>de</strong>n<br />

Medien“ und unter <strong>de</strong>r Überschrift: „Der Islam in<br />

Deutschland - und die Bildung einer religiösen<br />

Gemeinschaft“ mit <strong>de</strong>r universitären Ausbildung<br />

und <strong>de</strong>r schulischen Verwirklichung <strong>de</strong>s (Lehr-)<br />

Faches Theologie. Den Abschluss bil<strong>de</strong>t ein ausführliches<br />

Literaturverzeichnis.<br />

Das hier vorgelegte Buch, entstan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />

Zusammenarbeit von Religionswissenschaftlern<br />

und engagierten und im interreligiösen Dialog erfahrenen<br />

– ebenfalls in <strong>de</strong>r universitären Lehre tätigen<br />

– praktizieren<strong>de</strong>n Muslimen, bietet ein vielfältiges<br />

Bild <strong>de</strong>r muslimischen Gemeinschaften<br />

in Deutschland, dabei neben <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r<br />

unterschiedlichen Richtungen innerhalb <strong>de</strong>s Islam<br />

aus einer historischen Perspektive, eine willkommene<br />

Aufklärung über Organisation(sformen),<br />

Dachverbän<strong>de</strong> und Fragen <strong>de</strong>r politischen<br />

Partizipation.<br />

Bernhard Merten<br />

Ammann, Ludwig<br />

Was stimmt? Islam<br />

Die wichtigsten Antworten (HER-<br />

DER Spektrum. Bd. 5736) – Freiburg u.a.: Verlag<br />

Her<strong>de</strong>r. 2007. 128 S., € 7,90 (ISBN 978-3-451-<br />

05736-6)<br />

Rund 3,4 Millionen Muslime leben in<br />

Deutschland. Dabei bil<strong>de</strong>n Muslime türkischer<br />

Herkunft mit etwa 2, 4 Millionen die größte Einwan<strong>de</strong>rergruppe.<br />

Genaue Zahlen liegen nicht vor,<br />

<strong>de</strong>nn die Auslän<strong>de</strong>rbehör<strong>de</strong>n fragen nicht nach<br />

<strong>de</strong>r Religionszugehörigkeit. Es scheint, <strong>als</strong> wüsste<br />

man hierzulan<strong>de</strong> überhaupt wenig über Einwan<strong>de</strong>rer<br />

aus muslimisch geprägten Län<strong>de</strong>rn und<br />

über ihre Religion – <strong>de</strong>n Islam.<br />

<strong>Diese</strong>m Umstand möchte <strong>de</strong>r Islamwissenschaftler,<br />

Publizist und Filmverleiher Ludwig<br />

Ammann entgegen wirken. Mit seinem Taschenbuch<br />

„Was stimmt? Islam. Die wichtigsten Antworten“<br />

gibt er einen knappen, aber <strong>de</strong>nnoch fundierten<br />

Überblick über Entstehung, Verbreitung<br />

und Glaubensgrundlagen <strong>de</strong>s Islams. Ammann<br />

zeigt die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Korans auf, schil<strong>de</strong>rt unter<br />

an<strong>de</strong>rem die Quellen und Ausformungen <strong>de</strong>s<br />

islamischen Rechts (Scharia), die Rolle <strong>de</strong>r<br />

Rechtsgelehrten (Ulama), die Entstehung <strong>de</strong>r<br />

muslimischen Gemeinschaft (Umma) sowie die<br />

Spaltung <strong>de</strong>r Muslime in Sunniten und Schiiten.<br />

Dabei gelingt es <strong>de</strong>m Autor, die Darstellung<br />

<strong>de</strong>s Islams mit aktuellen Fragestellungen zu verbin<strong>de</strong>n:<br />

Ist <strong>de</strong>r Islam mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne vereinbar?<br />

Ist die Militanz radikaler Muslime aus <strong>de</strong>m Koran<br />

zu erklären? Wie ist das Konzept <strong>de</strong>s „Heiligen<br />

Krieges“ (Dschihad) zu verstehen? Unterdrückt<br />

<strong>de</strong>r Islam Frauen und An<strong>de</strong>rsgläubige?<br />

Beruft sich Osama bin La<strong>de</strong>n zu Recht auf die<br />

Religion?<br />

Außer<strong>de</strong>m verweist Ammann immer wie<strong>de</strong>r<br />

auf historische und aktuelle Werke muslimischer<br />

Literaten und Theologen. Unter an<strong>de</strong>rem nennt er<br />

Sayyid Qutb, Hasan al-Banna, Ibn Taimiyya,<br />

Nasr Hamid Abu Zaid und Schirin Ebadi.<br />

Ammann gelingt es, in prägnanter und knapper<br />

Form, <strong>de</strong>n Islam in seiner historischen Entwicklung<br />

und seinen wichtigsten Grundzügen darzustellen<br />

und mit verbreiteten Vorurteilen aufzuräumen.<br />

Er warnt vor stereotypen Verallgemeinerungen<br />

und Vereinfachungen im interkulturellen Diskurs.<br />

Bleibt zu hoffen, dass seine Worte Gehör fin<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nn die Einstellungen <strong>de</strong>r Deutschen,<br />

schenkt man neuesten Studien Glauben, sind geprägt<br />

von Misstrauen und einem diffusen Gefühl<br />

<strong>de</strong>r Bedrohung. Abhilfe schafft hier vor allem eines:<br />

eine differenzierte Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />

<strong>de</strong>m Islam. Christine Leuchtenmüller<br />

Mühling, Markus<br />

Gott und die Welt<br />

in Narnia<br />

Eine theologische Orientierung zu C.S. Lewis’ „Der<br />

König von Narnia“. – Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck &<br />

Ruprecht / Moers: Joh. Bredow & Sohn Verlag.<br />

2005. 147 S., € 12,90 (ISBN 978-3-535-60422-X)<br />

Je<strong>de</strong>m religiös halbwegs bewan<strong>de</strong>rten Zeitgenossen,<br />

<strong>de</strong>r Lewis’ 1950 erschienenen fantastischen<br />

Roman „Der König von Narnia“ gelesen<br />

o<strong>de</strong>r die Disney-Verfilmung aus <strong>de</strong>m Jahre 2005<br />

gesehen hat, fallen Bezüge zum christlichen<br />

Glauben auf. Wer mehr darüber wissen möchte –<br />

und sich weniger für die literarische Machart von<br />

Lewis’ Longseller interessiert –, <strong>de</strong>m hilft Markus<br />

Mühlings anregen<strong>de</strong> „theologische Orientierung“<br />

weiter. Je<strong>de</strong>s Kapitel <strong>de</strong>s Romans wird präzise<br />

zusammengefasst und dann theologisch interpretiert:<br />

Die vielen religiösen Anspielungen<br />

wer<strong>de</strong>n expliziert und umfangreiche theologische<br />

Hintergrundinformationen in verständlicher<br />

Sprache ausgebreitet. Mühling tut dies aus <strong>de</strong>r<br />

Perspektive <strong>de</strong>s protestantischen systematischen<br />

Theologen und mit <strong>de</strong>m Ergebnis, dass die erste<br />

<strong>de</strong>r insgesamt sieben Narnia-Geschichten im<br />

Kern eine narrative Antwort auf die Frage nach<br />

<strong>de</strong>r Heilsbe<strong>de</strong>utsamkeit <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s Jesus Christi –<br />

respektive Aslans, <strong>de</strong>s Königs von Narnia, – gibt.<br />

Welche Antwort <strong>als</strong>o präsentiert uns Lewis?<br />

Im Lan<strong>de</strong> Narnia, in welches die vier Geschwister<br />

Peter, Suse, Edmund und Lucy durch<br />

einen Wandschrank gelangen, ist stets Winter,<br />

niem<strong>als</strong> aber Weihnachten. Beherrscht wird es<br />

durch eine böse weiße Hexe, einer Nachfahrin<br />

<strong>de</strong>r Dämonin Lilith. Bei einem ersten Besuch hat<br />

sie Edmund – wie die Schlange Adam und Eva –<br />

unter <strong>de</strong>m Schein <strong>de</strong>s Schönen und Guten zum<br />

Bösen verführt. An <strong>de</strong>r Gestalt <strong>de</strong>s Edmund entwickelt<br />

Lewis gera<strong>de</strong>zu eine Phänomenologie<br />

<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>; für <strong>de</strong>ren kosmische Dimension (vgl.<br />

Röm 8,19-23) steht <strong>de</strong>r Winter. Dem schon bald<br />

gebrochenen Versprechen <strong>de</strong>r Hexe auf Macht<br />

vertrauend, verrät Edmund seine Geschwister.<br />

Der auf einem Steintisch eingeritzte „tiefe Urzauber<br />

aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Dämmerung“, <strong>de</strong>r im Willen<br />

<strong>de</strong>s „Herrn <strong>de</strong>r Herren“, d. h. Gottes grün<strong>de</strong>t, bestimmt,<br />

dass Verräter von <strong>de</strong>r Hexe mit <strong>de</strong>m Tod<br />

zu bestrafen sind. Damit ist die theologische<br />

Konstellation umrissen, die Mühling im Rückgriff<br />

auf Martin Luther <strong>als</strong> Gesetz bezeichnet. Gegen<br />

dieses Gesetz ist kein Wi<strong>de</strong>rspruch möglich,<br />

auch nicht von Aslan, arabisch für Löwe, <strong>de</strong>m<br />

Sohn <strong>de</strong>s „Herrn <strong>de</strong>r Herren“. Im Unterschied zur<br />

Hexe, die ja nur ein mächtiges, mit Richterfunktion<br />

ausgestattetes Geschöpf ist, weiß Aslan, <strong>de</strong>r<br />

präexistente Gottessohn, von einem „noch tieferen<br />

Zauber“: Er darin besteht, dass das freiwillige<br />

Opfer eines Unschuldigen einen Schuldigen erlösen<br />

kann. Als Löwe gewor<strong>de</strong>ner Gottessohn lässt<br />

sich Aslan freiwillig von <strong>de</strong>r Hexe töten, um Edmunds<br />

Schuld zu tilgen. Wie beim Kreuzestod Jesu<br />

<strong>de</strong>r Vorhang vor <strong>de</strong>m Allerheiligsten zerreißt<br />

(Mk 15,38), so bricht mit <strong>de</strong>r Tötung Aslans <strong>de</strong>r<br />

das Gesetz repräsentieren<strong>de</strong> Steintisch entzwei,<br />

um das Evangelium in Geltung zu setzen. Der<br />

auferweckte Aslan besiegt unter Einbeziehung aller<br />

vier Geschwister die weiße Hexe und ihr Gefolge.<br />

Aber er bleibt <strong>de</strong>r unverfügbare Gottessohn,<br />

<strong>de</strong>r unbemerkt entschwin<strong>de</strong>t, während die<br />

Kin<strong>de</strong>r feierlich inthronisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Lewis’ fantastisches Abenteuer erzählt davon,<br />

dass <strong>de</strong>r Tod Aslans – respektive Christi – von <strong>de</strong>r<br />

Sün<strong>de</strong> befreit, die ja die Beziehungsfähigkeit zu<br />

Gott und <strong>de</strong>n Mitmenschen aushöhlt und zerstört.<br />

Dies hat Mühling in wünschenswerter Klarheit<br />

herausgearbeitet. Selbst <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>m Lewis’<br />

Botschaft zu altbacken erscheint, wird zugeben<br />

müssen, dass sie flott und spannend erzählt wird.<br />

Nicht ohne Grund zählen die Narnia-Geschichten<br />

zu <strong>de</strong>n Klassikern <strong>de</strong>r Jugendliteratur.<br />

Thomas Menges<br />

Hartmann, Gerhard<br />

Kirche und<br />

Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

(Topos Tb. 624). – Kevelaer: Verlagsgemeinschaft<br />

Topos plus. 2007. 96 S., € 7,90 (ISBN 978-3-7867-<br />

8624-5)<br />

Für ein breiteres Publikum, von Wissenschaftlern<br />

kompetent geschriebene, knappe Bändchen<br />

zu klar abgesteckten Themen haben in <strong>de</strong>r Form<br />

erfolgreicher Reihen wie Beck wissen ihren festen<br />

Platz in <strong>de</strong>n Buchhandlungen erobert. Trotz<br />

<strong>de</strong>r vergleichbaren Grundstruktur <strong>de</strong>r Reihe Wissen<br />

kompakt <strong>de</strong>r katholischen Verlagsgemeinschaft<br />

Topos plus lässt sich <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Grazer<br />

Privatdozenten und Verlagsgeschäftsführer Gerhard<br />

Hartmann vorgelegte kleine Band nicht ohne<br />

Weiteres in diese Kategorie einordnen. Schon<br />

in seiner Einleitung macht Hartmann <strong>de</strong>utlich,<br />

dass es ihm weniger um <strong>de</strong>n von Marc Bloch bis<br />

Ian Kershaw immer wie<strong>de</strong>r formulierten Zugang<br />

<strong>de</strong>s Begreifens <strong>de</strong>r Vergangenheit geht, son<strong>de</strong>rn<br />

um einen apologetischen Diskussionsbeitrag für<br />

eine einseitig und aus seiner Perspektive zu Un-<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

213<br />

INFO 36 · 4/2007


LITERATUR & MEDIEN<br />

214<br />

recht kritisierten Kirche. Der von Hartmann gegen<br />

Grass, Hochhuth, „Linke“, „Neo-Linke“ und<br />

die „linkskatholische Selbstkritik“ vorgetragene<br />

Gegenangriff trägt <strong>de</strong>n Zug einer persönlichen<br />

Verletztheit, die er mit <strong>de</strong>m Diktum vom „Katholiken<br />

Adolf Hitler“ selbst auf <strong>de</strong>n Punkt bringt. Bei<br />

<strong>de</strong>m insgesamt streitschriftartigen Prolog muss es<br />

nicht verwun<strong>de</strong>rt, dass Hartmann auch sein Ergebnis<br />

mit großer Gewissheit in <strong>de</strong>r Einleitung vorwegnimmt,<br />

dass nämlich die Kirche „die nation<strong>als</strong>ozialistische<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung in Theorie [...] und<br />

in <strong>de</strong>r Praxis gemeistert“ habe. Auf <strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n<br />

79 Seiten in neun im Wesentlichen chronologisch<br />

vorgehen<strong>de</strong>n Hauptkapiteln widmet er<br />

sich dann zunächst weiter im Stil seiner Einleitung<br />

<strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>n Schuldigen für <strong>de</strong>n nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />

Erfolg und fin<strong>de</strong>t sie – nach <strong>de</strong>m feigenblattartigen<br />

Hinweis auf Dietrich Bonhoeffer –<br />

im Protestantismus. Dem stellt er exemplarisch gemeinte<br />

Kurzporträts entgegen, die die katholische<br />

Resistenz gegen die „Bewegung“ ver<strong>de</strong>utlichen<br />

sollen. Was Wun<strong>de</strong>r, dass <strong>de</strong>r Zentrums-Apostat<br />

und Vizekanzler Hitlers von Papen nicht vorkommt<br />

und <strong>de</strong>r verbreitete antijudaistische Affekt<br />

im Katholizismus <strong>als</strong> solcher nicht thematisiert<br />

wird. Jedoch verschweigt Hartmann keineswegs<br />

die katholischen Versuche <strong>de</strong>s « Brückenbaus »<br />

zum NS, aber er malt auch hier schwarz-weiß und<br />

wen<strong>de</strong>t die nun eigene Kritik gegen die hierarchienahe<br />

Katholische Aktion und die Bischöfe, <strong>de</strong>ren<br />

politischer Bandbreite von von Preysing bis Gröber<br />

er nicht gerecht wird. Nach<strong>de</strong>m Hartmann sich<br />

so verbandsnah und konservativ <strong>als</strong> eine Art später<br />

Anhänger Adam Stegerwalds offenbart hat, folgen<br />

knapp und informativ geschriebene Abschnitte etwa<br />

zu <strong>de</strong>n Sittlichkeitsprozessen und zur Enzyklika<br />

„Mit brennen<strong>de</strong>r Sorge“, in <strong>de</strong>nen die Qualität<br />

<strong>de</strong>r rezipierten Literatur aufscheint. Insgesamt<br />

wird man <strong>de</strong>m kenntnisreich geschriebenen Bändchen<br />

seine Einseitigkeit und sein innerkatholisch<br />

aufdringlich-aufrechnerisches Bedürfnis anlasten<br />

müssen, während die zu oft vernachlässigte österreichische<br />

Perspektive und ein knappes, aber gut<br />

gemachtes Literaturverzeichnis zu <strong>de</strong>n Pluspunkten<br />

gehören.<br />

Michael Habersack<br />

Berger, Klaus / Niemann, Ulrich<br />

/ Wagner, Marion<br />

Das Böse und<br />

die Sprachlosigkeit<br />

<strong>de</strong>r Theologie<br />

– Regensburg: Verlag Friedrich Pustet. 2007. 128 S.,<br />

€ 16,90 (ISBN 978-3-7917-2064-7)<br />

„Der Theologe scheut die Beschäftigung mit<br />

<strong>de</strong>m Teufel inzwischen so wie <strong>de</strong>r Teufel das<br />

Weihwasser.“ <strong>Diese</strong> Diagnose mag für die Beschäftigung<br />

<strong>de</strong>r gegenwärtigen theologischen<br />

„Szene“ speziell mit <strong>de</strong>m Teufel zutreffen, wenn<br />

man von einigen allerdings gewichtigen Ausnahmen<br />

absieht. Sie gilt nicht für die theologische<br />

und philosophische Beschäftigung mit <strong>de</strong>m Bösen<br />

im Allgemeinen und seinen vielfältigen<br />

Schattierungen und Facetten im Beson<strong>de</strong>ren.<br />

Dies zeigt das vorliegen<strong>de</strong> Buch, das sich in eine<br />

ganze Reihe von Diskussions- und Tagungsbän<strong>de</strong>n<br />

einglie<strong>de</strong>rt, die in <strong>de</strong>n letzten Jahren zum<br />

Thema erschienen sind. Unter <strong>de</strong>m Titel „Das<br />

Böse und die Sprachlosigkeit <strong>de</strong>r Theologie“<br />

wird eine Tagung zum Thema „Das Böse und das<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Moraltheologie“ dokumentiert. Es versammeln<br />

sich sieben anspruchsvolle Beiträge<br />

namhafter Vertreter <strong>de</strong>r Theologie und Philosophie,<br />

<strong>de</strong>r Medizin und <strong>de</strong>s Gesundheitswesens.<br />

Begriffsgeschichte, begrifflich-analytische Schärfung<br />

<strong>de</strong>s Bösen und systematisch zentrale Fragestellungen<br />

(Freiheit, praktische Vernunft; Theodizee;<br />

Sün<strong>de</strong>, Erbsün<strong>de</strong>) kommen ebenso in <strong>de</strong>n<br />

Blick wie die Analyse verschie<strong>de</strong>ner Menschenbil<strong>de</strong>r<br />

in Exegese und Ethik o<strong>de</strong>r die Untersuchung<br />

konkreter Phänomene in psychotherapeutischer<br />

Theorie und Praxis sowie gesellschaftlicher<br />

Realität. Die Autoren machen <strong>de</strong>utlich, dass<br />

das Phänomen <strong>de</strong>s menschlich/moralisch Bösen<br />

in seiner unübersehbaren Bedrängnis we<strong>de</strong>r durch<br />

seine schleichen<strong>de</strong> Banalisierung und Naturalisierung<br />

noch durch eine Dekonstruktion <strong>de</strong>s Freiheitsbegriffs<br />

adäquat zur Sprache gebracht wird,<br />

wie sie gegenwärtig in <strong>de</strong>n Life Sciences und Gesellschaftswissenschaften<br />

häufig geschieht.<br />

Was einer <strong>de</strong>r Autoren <strong>als</strong> Anliegen seines<br />

Beitrags beschreibt, nämlich „das Thema <strong>de</strong>s Bösen<br />

... exemplarisch zu betrachten und einzuordnen“<br />

(71), charakterisiert <strong>de</strong>n Band im Ganzen.<br />

Sein Reiz liegt in <strong>de</strong>r Zusammenführung ganz<br />

verschie<strong>de</strong>ner Perspektiven, die eine facettenreiche<br />

Sichtung <strong>de</strong>s Themas ermöglicht. Die Beiträge<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich dabei <strong>de</strong>utlich in Zielsetzung,<br />

thematischer Fokussierung, formaler Gestalt,<br />

(fach-) sprachlicher Durchführung und Lesbarkeit<br />

für <strong>de</strong>n Laien. Während einige Beiträge<br />

einen konkreten Ausschnitt, ein konkretes philosophisches<br />

Problem o<strong>de</strong>r eine fachinterne Diskussion<br />

behan<strong>de</strong>ln, argumentieren an<strong>de</strong>re grundsätzlich<br />

und systematisch. Wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re unternehmen<br />

phänomenologische Streifzüge durch<br />

Gesellschaft und ärztliche Praxis o<strong>de</strong>r analysieren<br />

die biblische Überlieferung. Der Band spiegelt<br />

so die Atmosphäre einer interdisziplinären<br />

Fachtagung wi<strong>de</strong>r, ohne gleichwohl <strong>als</strong> gedrucktes<br />

Buch das Gesprächsforum einer solchen Tagung<br />

bieten zu können, so dass etwaiger Klärungsbedarf<br />

und vor allem eine Synthese <strong>de</strong>s dokumentierten<br />

Gesprächs vom Leser selbst zu leisten<br />

ist.<br />

Julia Knop<br />

Polak, Regina<br />

Religion kehrt wie<strong>de</strong>r<br />

Handlungsoptionen in Kirche und<br />

Gesellschaft. – Ostfil<strong>de</strong>rn: Schwabenverlag. 2006.<br />

389 S., € 35,00 (ISBN 978-3-7966-1057-8)<br />

Die allgegenwärtige medienwirksame Präsenz<br />

von Religion ist mehr <strong>als</strong> nur ein flüchtiger<br />

Medienhype. Das ist die Überzeugung <strong>de</strong>r Leiterin<br />

<strong>de</strong>s pastoraltheologischen Instituts <strong>de</strong>r Universität<br />

Wien, Regina Polak, die sie in ihrer pastor<strong>als</strong>oziologischen<br />

Studie erläutert. Religion<br />

kehrt <strong>de</strong>mnach allerorten zurück und das nachhaltig.<br />

Sie wer<strong>de</strong> <strong>als</strong> reine Privatsache zunehmend<br />

abgelegt und erhalte im öffentlichen Raum<br />

wie im persönlichen Leben vieler Menschen wie<strong>de</strong>r<br />

neue Relevanz.<br />

<strong>Diese</strong>r überraschen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utungsgewinn geschieht<br />

für das Phänomen „Religion“ allerdings<br />

nicht rückstandsfrei: Traditionelle Religion wan<strong>de</strong>lt<br />

sich hierbei nicht nur in ihrem Phänotyp,<br />

auch ihr Genotyp ist betroffen. Religion – folgt<br />

man <strong>de</strong>r These Polaks – transformiert sich in ihrer<br />

Gestalt, ihrer Funktion und ihrem Sinn. Und hier<br />

liegt genau <strong>de</strong>r Punkt, an <strong>de</strong>m kritische Rückfragen<br />

an die diagnostizierten Heils- und Hoffnungszeichen<br />

<strong>de</strong>r Wiener Theologin erlaubt sein<br />

müssen: Polaks Religionsbegriff ist etwas zu<br />

flach und damit zeitdiagnostisch zu unscharf geraten.<br />

Religion ist mehr <strong>als</strong> Sehnsucht nach Sinn<br />

und „spiritueller Wellness“. Ein Religionsbegriff,<br />

bei <strong>de</strong>m Gott zu einem Epiphänomen verkommt,<br />

verbrämt und verdoppelt lediglich das ökonomisch-ästhetische<br />

Selbstverständnis <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen<br />

Menschen (Hans-Joachim Höhn) und kommt<br />

einer Religion <strong>de</strong>r Bedürfnisbefriedigung gleich.<br />

Dennoch müssen seitens <strong>de</strong>r Kirche Antworten<br />

und Strategien auf die gesellschaftlich offene<br />

Situation im „religiösen Feld“ (Pierre Bourdieu)<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Der handlungsorientierte dritte<br />

Teil „Kirche gestalten“ weist hier Wege auf. Interessant<br />

sind z.B. die Überlegungen <strong>de</strong>r Autorin zu<br />

einer erneuerten Riten-Kultur. Trotz <strong>de</strong>s eingangs<br />

formulierten Vorbehalts lohnt sich die Lektüre.<br />

Die Studie macht Mut, sich auf die gegenwärtige<br />

neue Lage neugierig und kreativ einzulassen. Beson<strong>de</strong>rs<br />

Religionslehrer wer<strong>de</strong>n sicher bei folgen<strong>de</strong>r<br />

Einschätzung aufmerken: „Die Zeit <strong>de</strong>r<br />

Kirchenhäme wird zu En<strong>de</strong> gehen. Kirchen wer<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n nächsten Jahren im Sog <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkehr<br />

<strong>de</strong>r Religion Gehör und neue Chancen fin<strong>de</strong>n.<br />

In Europa wird es viele, vor allem junge<br />

Menschen geben, die fernab von <strong>de</strong>r Kirche aufgewachsen<br />

sind, und <strong>de</strong>ren Interesse man wird<br />

wecken können abseits <strong>de</strong>r gegenwärtig festgefahrenen<br />

binnenkirchlichen Streitereien.“<br />

Martin W. Ramb<br />

INFO 36 · 4/2007


Zur Person<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität,<br />

Frankfurt am Main<br />

Am 8. April feierte Prof. Dr. Johannes<br />

Hoffmann seinen 70. Geburtstag.<br />

Anlässlich <strong>de</strong>r großen Feier wur<strong>de</strong> er<br />

unter an<strong>de</strong>rem mit einer Festschrift<br />

überrascht und geehrt. „Damit alle leben<br />

können - Plädoyers für eine menschenfreundliche<br />

Ethik“ lautet <strong>de</strong>r Titel<br />

<strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s, in <strong>de</strong>ssen Vorwort Hoffmann<br />

treffend beschrieben wird <strong>als</strong><br />

jemand, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>m ethischen Anspruch<br />

<strong>de</strong>r ‚Lebensermöglichung’<br />

verpflichtet sieht.<br />

Der 1937 im schlesischen Altreichenau<br />

geborene Hoffmann lehrt seit<br />

1976 <strong>als</strong> Professor an <strong>de</strong>r Universität<br />

Frankfurt am Fachbereich Katholische<br />

Theologie Moraltheologie und Sozialethik.<br />

Zuvor war er <strong>als</strong> Professor für<br />

Theologische Anthropologie und Moralpädagogik<br />

an <strong>de</strong>r Pädagogischen<br />

Hochschule Westfalen-Lippe in Münster<br />

tätig. Promoviert wur<strong>de</strong> Johannes<br />

Hoffmann nach <strong>de</strong>n Studien <strong>de</strong>r Katholischen<br />

Theologie, <strong>de</strong>r Volkswirtschaftslehre<br />

und <strong>de</strong>r Psychologie an<br />

<strong>de</strong>r Universität Bonn (1972) bei Prof.<br />

Franz Böckle. Seit <strong>de</strong>n 90er-Jahren hat<br />

sich Hoffmann verstärkt wirtschaftsethischen<br />

Themen zugewandt, die er<br />

stets in Hinblick auf die Sicherung <strong>de</strong>r<br />

Bio-Überlebenssicherheit für alle Menschen<br />

und ihre Mitwelt betrachtet. Der<br />

vorherrschen<strong>de</strong>n Lehre, Unternehmen<br />

hätten sich ausschließlich am Gewinn<br />

zu orientieren, stellt er eine an<strong>de</strong>re entgegen:<br />

„Gewinn ist nur gerechtfertigt,<br />

wenn er nicht auf Kosten <strong>de</strong>r natürlichen<br />

Mitwelt, nicht zu Lasten <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

und nicht um <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>r<br />

Missachtung von kulturellen Werten<br />

erworben wird.“<br />

Um <strong>de</strong>m Gedanken <strong>de</strong>r Durchdringung<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft mit mehr Ethik<br />

und <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung eines ethischen<br />

Wettbewerbs Gestalt zu verleihen, hat<br />

Hoffmann 1993 zusammen mit <strong>de</strong>m<br />

Ökonomen Prof. Gerhard Scherhorn<br />

das interdisziplinäre, drittmittelfinanzierte<br />

Forschungsprojekt ‚Ethisch-<br />

Ökologisches Rating’ (EÖR) gebil<strong>de</strong>t.<br />

Auch nach seiner Emeritierung im September<br />

2002 leitet er weiterhin die Projektgruppe<br />

EÖR. <strong>Diese</strong> hat 1997 für die<br />

ethische Bewertung von Unternehmen<br />

eine Kriteriologie entwickelt, die an<br />

<strong>de</strong>r ökologischen und sozial-kulturellen<br />

Dimension <strong>de</strong>r Nachhaltigen Entwicklung<br />

im umfassen<strong>de</strong>n Sinne verortet<br />

ist: <strong>de</strong>n Frankfurt-Hohenheimer<br />

Leitfa<strong>de</strong>n (FHL). <strong>Diese</strong>r FHL gilt <strong>als</strong><br />

die weltweit umfassendste Kriteriensammlung<br />

zur ethischen Bewertung<br />

von Unternehmen. Mit <strong>de</strong>m Corporate<br />

Responsibility Rating (CRR), das zusammen<br />

mit <strong>de</strong>r oekom research AG<br />

(München) aus <strong>de</strong>m FHL entwickelt<br />

wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong>n bislang weltweit die<br />

wichtigsten Unternehmen und Staaten<br />

in ihrer Rolle <strong>als</strong> Wertpapieremittenten<br />

analysiert und bewertet (über 850 Unternehmen<br />

und 45 Staaten). Eine Vielzahl<br />

von Spezial- aber auch Publikumsfonds,<br />

die aus diesem Research-<br />

Universum gespeist wer<strong>de</strong>n, existieren<br />

bereits. Insgesamt wird mit <strong>de</strong>m CRR<br />

zurzeit ein Vermögen von rund 85 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro ethisch-ökologisch verwaltet.<br />

Damit bietet das CRR institutionellen<br />

und privaten Anlegern die Möglichkeit,<br />

ihre Kapitalanlage glaubwürdig<br />

nach ethischen Kriterien zu durchleuchten<br />

und zu optimieren und damit<br />

zugleich – in kleinen Schritten – einen<br />

ethischen Wettbewerb zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Um einem möglichst breiten Publikum<br />

Hintergrundinformationen und<br />

konkrete Kriterien dafür zu geben, das<br />

Geld nicht nur gewinnbringend, son<strong>de</strong>rn<br />

auch nach ethischen Gesichtspunkten<br />

anzulegen, hat Hoffmann zusammen<br />

mit Scherhorn 2002 das im Her<strong>de</strong>r Verlag<br />

erschienene Taschenbuch „Saubere<br />

Gewinne. So legen Sie Ihr Geld ethischökologisch<br />

an“ verfasst.<br />

Zurzeit bemüht sich Johannes Hoffmann<br />

zusammen mit <strong>de</strong>r Projektgruppe<br />

EÖR unter an<strong>de</strong>rem darum, eine<br />

schnellere Verbreitung <strong>de</strong>s ethischen<br />

Investments und eine breitere Bewusstseinsbildung<br />

für ethische Geldanlagen<br />

zu för<strong>de</strong>rn. Dazu gehört auch die Erkundung<br />

<strong>de</strong>r internen und externen<br />

Hin<strong>de</strong>rnisse, mit <strong>de</strong>nen sich institutionelle<br />

Investoren (vielfach im kirchlichen<br />

Bereich) beim Versuch <strong>de</strong>r Umschichtung<br />

ihrer Gel<strong>de</strong>r konfrontiert<br />

sehen. Außer<strong>de</strong>m wird für nächstes<br />

Jahr ein Symposium vorbereitet mit<br />

<strong>de</strong>m Thema „Nachhaltigkeit, Markt<br />

und Wettbewerb. Zur Revision <strong>de</strong>s<br />

Markt- und Wettbewerbsrechts unter<br />

<strong>de</strong>m Gesichtspunkt nachhaltiger Entwicklung“.<br />

Claudia Doepfner<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

215<br />

Im HAUS AM DOM fin<strong>de</strong>n regelmäßig Veranstaltungen statt<br />

zu <strong>de</strong>n Themen Kultur und Religion.<br />

Detaillierte Informationen fin<strong>de</strong>n Sie im Internet unter<br />

www.hausamdom.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

INFO 36 · 4/2007


Der Dom stand im Mittelpunkt<br />

Missio Canonica 2007<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

216<br />

Aus <strong>de</strong>m Geheimnis <strong>de</strong>s Glaubens<br />

leben und Kin<strong>de</strong>r an das Geheimnis <strong>de</strong>s<br />

Glaubens heranführen, war das Thema<br />

<strong>de</strong>r diesjährigen Missio Tagungen.<br />

Foto: En<strong>de</strong>rs<br />

Foto: En<strong>de</strong>rs<br />

Zwei Gruppen angehen<strong>de</strong>r Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer<br />

bereiteten sich in Veranstaltungen, am<br />

31. Mai/1. Juni und am 10. September<br />

2007, auf die Erteilung <strong>de</strong>r Missio Canonica<br />

vor. Die Missio Tagungen wur<strong>de</strong>n<br />

in gut bewährter Tradition im Bildungs-<br />

und Exerzitienhaus <strong>de</strong>r Pallottinerinnen<br />

in Limburg durchgeführt und<br />

von <strong>de</strong>n Referenten im Dezernat Bildung<br />

und Kultur, Stefan Herok und Katharina<br />

Sauer, geleitet. Inhaltlich setzten<br />

sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

mit mystagogischem Lernen<br />

auseinan<strong>de</strong>r, welches nach theoretischer<br />

Einführung auf <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>r eigenen Religiosität erprobt und reflektiert<br />

wur<strong>de</strong>. Dabei stand <strong>de</strong>r Dom<br />

<strong>als</strong> Lernort <strong>de</strong>s Glaubens im Mittelpunkt<br />

<strong>de</strong>s Geschehens. Eine mystagogische<br />

Dombegehung, die Stefan Herok<br />

leitete, gab <strong>de</strong>n angehen<strong>de</strong>n Religionslehrkräfte<br />

die Möglichkeit, <strong>de</strong>n<br />

Dom <strong>als</strong> sakralen Raum in seiner ganzen<br />

Schönheit und Größe, mit <strong>de</strong>r darin<br />

beinhalteten religiösen Aussagekraft,<br />

auf sich wirken lassen und sich so <strong>de</strong>m<br />

Geheimnis <strong>de</strong>s Glaubens zu nähern.<br />

Unterstützt wur<strong>de</strong> diese spirituelle Erfahrung<br />

durch Weihrauchduft und meditative<br />

Orgelmusik. In Gesang und<br />

Gebet konnten die Missiokandidatinnen<br />

und Missiokandidaten sich selbst<br />

und ihre Anliegen vor Gott bringen.<br />

<strong>Diese</strong> religiöse Erfahrung wur<strong>de</strong> anschließend<br />

reflektierend in Verbindung<br />

zur eigenen Spiritualität, zu <strong>de</strong>m eigenen<br />

Glaubensleben gebracht.<br />

Anregungen zur Umsetzung mystagogischen<br />

Lernens, Möglichkeiten, Kin<strong>de</strong>r<br />

an das Geheimnis <strong>de</strong>s Glaubens heranzuführen,<br />

vermittelte Schwester Theresia<br />

Becker mit einer Domführung,<br />

die sich auf unterrichtliche Situationen<br />

bezog: Kirchen können <strong>als</strong> Lernorte<br />

<strong>de</strong>s Glaubens in die Unterrichtsplanung<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n. Dabei kommt es<br />

jedoch darauf an, <strong>de</strong>n Kirchenraum in<br />

seiner religiösen Dimension für Kin<strong>de</strong>r<br />

und Jugendliche zu erschließen. Dazu,<br />

wie auch bei <strong>de</strong>r Durchführung eines<br />

glaubenspraktischen Religionsunterrichts,<br />

bedarf es Religionslehrkräfte,<br />

die Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Glauben vormachen<br />

und zum Mittun anregen. So sollte beispielsweise<br />

die Be<strong>de</strong>utung von Weihwasser<br />

nicht nur erklärt, son<strong>de</strong>rn auch<br />

ein Kreuzzeichen mit <strong>de</strong>m Weihwasser<br />

vollzogen wer<strong>de</strong>n. Viele Hinweise sowie<br />

die Ermutigung zur Umsetzen im<br />

INFO 36 · 4/2007


INFOS & AKTUELLES<br />

217<br />

Foto: En<strong>de</strong>rs<br />

Religionsunterricht konnten die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer aus <strong>de</strong>m<br />

Dom mitnehmen.<br />

In einem abendlichen Gespräch mit<br />

Diözesanadministrator Dr. Günther<br />

Geis bekamen die Missiokandidatinnen<br />

und Missiokandidaten die Gelegenheit<br />

zu einem Austausch mit <strong>de</strong>r<br />

Bistumsleitung, die auch rege genutzt<br />

wur<strong>de</strong>. Themen von Unterrichtsausfall<br />

bis hin zu persönlichen Fragestellungen<br />

wur<strong>de</strong>n in vertrauensvoller Atmosphäre<br />

erörtert.<br />

Am Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik,<br />

11. September 2007, wur<strong>de</strong>n die 46 Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer<br />

in einem feierlichen Gottesdienst von<br />

Diözesanadministrator Dr. Günther<br />

Geis mit <strong>de</strong>r Missio Canonica zur Erteilung<br />

von Katholischem Religionsunterricht<br />

betraut. Der Gottesdienst<br />

wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Limburgern Domsingknaben<br />

unter Leitung von Klaus Knubben,<br />

in Orgelbegleitung durch Prof.<br />

Markus Eichenlaub und Wilhelm Gries,<br />

gestaltet. Tatkräftig unterstützt wur<strong>de</strong>n<br />

die Zelebranten Dr. Geis, in Konzelebration<br />

mit Prof. Dr. Leo J. O’Donovan<br />

und Schulpfarrer Harald Klein, von<br />

Ministranten <strong>de</strong>r Bischof-Neumann-<br />

Schule.<br />

Die Missio Canonica erhielten:<br />

Melanie Althen, Mainz Kostheim<br />

Sandra Behrendt, Altendiez<br />

Lena Birkenbeil, Friedrichsdorf<br />

Sabine Brunnhübner, Diez<br />

Dr. Christine Büchner, Frankfurt<br />

Nina Burger-Keßler, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Karine Hannuschke, Herschbach<br />

Miram Hornig, Beselich<br />

Rüdiger Jarzina, Oberursel<br />

Bettina Kahle, Sulzbach<br />

Gretel Kern, Nauort<br />

Stefan Klima, Bad Homburg<br />

Erika Lipskey, Nie<strong>de</strong>relbert<br />

Katharina Mardorf, Nie<strong>de</strong>rbrechen<br />

Claire Mateos Rodrigues, Waldbrunn-<br />

Fussingen<br />

Astrid Meinert, Eppstein<br />

Maria Poker-Roppertz, Taunusstein-<br />

Wehen<br />

Nele Renne, Weilburg<br />

Markus Rie<strong>de</strong>l, Frankfurt<br />

Nina Röhrig, Limburg<br />

Viola Spohr, Kleinmaischeid<br />

Tina Schiel, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Anne-Kathrin Schütz, Dreieich<br />

Gerd Schupp, Brechen<br />

Clarissa Weyer, Oberzeuzheim<br />

Katharina Sauer<br />

INFO 36 · 4/2007


Erstes Treffen am 20. Geburtstag<br />

Erstes Treffen am 20. Geburtstag:<br />

Limburger Dey-Stiftung för<strong>de</strong>rt Schüler<br />

und Stu<strong>de</strong>nten<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

218<br />

Es war eine Premiere: Zum ersten<br />

Mal trafen sich Stipendiaten <strong>de</strong>r Dey-<br />

Stiftung. <strong>Diese</strong> gibt es bereits seit 20<br />

Jahren, aber nur wenigen ist sie bekannt.<br />

„Wir wollen die jungen Menschen,<br />

die wir materiell för<strong>de</strong>rn, auch<br />

i<strong>de</strong>ell begleiten“, sagt Dr. Eckhard<br />

Nordhofen, Leiter <strong>de</strong>s Dezernats Bildung<br />

und Kultur. Die Stipendiaten sollten<br />

untereinan<strong>de</strong>r in Kontakt kommen<br />

und persönliche Beziehungen aufbauen.<br />

Zu<strong>de</strong>m ging es darum, Limburg, <strong>de</strong>n<br />

Dom und die Bistumsleitung sowie die<br />

Ansprechpartner im Dezernat Bildung<br />

und Kultur näher kennenzulernen.<br />

„Wir haben auch zwei Schüler<br />

in <strong>de</strong>r Stiftung, und das macht<br />

sie ziemlich beson<strong>de</strong>rs.“<br />

Martin W. Ramb<br />

Ein abwechslungsreiches Programm<br />

sei ausgearbeitet wor<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m das<br />

Bildungsangebot nicht zu kurz kam.<br />

Sie wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt: Aktuelle und ehemalige Stipendiaten <strong>de</strong>r Dey-Stiftung besichtigen<br />

<strong>de</strong>n Limbur-ger Dom mit <strong>de</strong>m Dezernenten für Bildung und Kultur, Dr. Eckhard Nordhofen (vor<strong>de</strong>re<br />

Reihe, Dritter von links) und Martin W. Ramb, Mitglied <strong>de</strong>s Stiftungs-Kuratoriums (Fünfter von links).<br />

Und offenbar hat das Treffen reiche<br />

Früchte getragen, <strong>de</strong>nn, so Nordhofen:<br />

„An <strong>de</strong>n Reaktionen <strong>de</strong>r Leute haben<br />

wir gemerkt, dass sie gerne nach Limburg<br />

gekommen sind.“ Nach Ansicht<br />

von Martin W. Ramb, Mitglied <strong>de</strong>s Stiftungs-Kuratoriums<br />

und Organisator<br />

<strong>de</strong>s Treffens, ist inzwischen ein „Meilenstein<br />

auf <strong>de</strong>m Weg zur einer katholischen<br />

Begabtenför<strong>de</strong>rung“ erreicht<br />

Foto: Sascha Braun<br />

wor<strong>de</strong>n. Die Stiftung Dey mit Sitz in<br />

Limburg geht zurück auf eine Schenkung<br />

<strong>de</strong>r Geschwister Dey aus <strong>de</strong>m<br />

Jahr 1987. Die Stiftung hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, „charakterlich geeignete<br />

Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche, Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

und Stu<strong>de</strong>nten aus katholischen Familien,<br />

die eine hohe Begabung intellektueller<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Art besitzen“, i<strong>de</strong>ell<br />

und materiell zu för<strong>de</strong>rn. Die För<strong>de</strong>rung<br />

soll qualifiziertem katholischem<br />

Nachwuchs in verschie<strong>de</strong>nen Bereichen<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft zu Gute kommen.<br />

Seit Gründung <strong>de</strong>r Stiftung bis<br />

heute wur<strong>de</strong>n 51 För<strong>de</strong>rungen abgeschlossen.<br />

Derzeit gibt es 23 aktuelle<br />

Stipendiaten, davon neun Frauen. Man<br />

sei „keine reine Studienstiftung“, bekräftigte<br />

Ramb: „Wir haben beispielsweise<br />

auch zwei Schüler in <strong>de</strong>r Stiftung,<br />

und das macht sie ziemlich beson<strong>de</strong>rs.“<br />

Für eine Bewerbung müssen<br />

verschie<strong>de</strong>ne Kriterien erfüllt wer<strong>de</strong>n:<br />

So müssen die Bewerber beispielsweise<br />

katholischer Konfession sein, eine<br />

beson<strong>de</strong>re Begabung und fachliche<br />

Qualifikation besitzen, sich kirchlich<br />

engagieren und charakterlich eignen.<br />

Sascha Braun<br />

Dombesichtigung<br />

Foto: Sascha Braun<br />

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung aus: Der<br />

Sonntag, Nr. 44 vom 04.11.2007, S. 11<br />

INFO 36 · 4/2007


Der Schatz im Acker<br />

„Limburger Lesezeichen 2008“ ein voller Erfolg<br />

Ein Pfeilersockel im Sonnenlicht,<br />

ein Treppenaufgang, <strong>de</strong>r so aussieht,<br />

<strong>als</strong> führe er direkt ins Helle, das Detail<br />

eines Radfensters: Stimmungsbil<strong>de</strong>r,<br />

die ungewohnte Einblicke in <strong>de</strong>n Limburger<br />

Dom gewähren. „Der Dom hat<br />

so viele Gesichter, und je nach Tagesund<br />

Jahreszeit erscheinen die Motive in<br />

einem ganz an<strong>de</strong>ren Farbeindruck:<br />

Man lernt, Licht an<strong>de</strong>rs wahrzunehmen.“<br />

Martin W. Ramb, Leiter <strong>de</strong>s Verlags<br />

<strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariats in<br />

Limburg, ist zu Recht stolz auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Lesezeichenkalen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n das Bistum<br />

herausgebracht hat. In nur zwei<br />

Monaten war die erste Auflage vergriffen.<br />

Rechtzeitig vor Weihnachten erscheint<br />

<strong>de</strong>r Kalen<strong>de</strong>r nun schon in <strong>de</strong>r<br />

vierten Auflage.<br />

Die Fotos stammen von Werner En<strong>de</strong>rs<br />

(Ebernhahn). Der 53-Jährige ist<br />

Studiendirektor an <strong>de</strong>n Berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schulen in Lahnstein, unterrichtet<br />

Religion, Deutsch und Ethik. Seit 25<br />

Jahren hat sich <strong>de</strong>r Pädagoge seinem<br />

Hobby, <strong>de</strong>m Fotografieren, verschrieben.<br />

Er entwickelt nicht nur einen Blick<br />

für ausgefallene Motive, son<strong>de</strong>rn sieht<br />

dabei auch <strong>de</strong>n Bezug zum Religiösen,<br />

will nicht nur kulturelles Erbe, son<strong>de</strong>rn<br />

auch Spiritualität ins Bild bringen. „Ich<br />

hoffe, es ist mir gelungen, diese religiöse<br />

Sicht auf Motive einzufangen“,<br />

meint er beschei<strong>de</strong>n. Der Lesezeichenkalen<strong>de</strong>r<br />

bietet inklusive Titelblatt 13<br />

ungewöhnliche An- und Einsichten:<br />

Stimmungsbil<strong>de</strong>r sind genauso vertreten<br />

wie auf Anhieb erkennbare Motive<br />

– unter an<strong>de</strong>rem die „Wurzel Jesse“<br />

und die Marienstatue im nördlichen<br />

Querhaus o<strong>de</strong>r Nikolaus im Langhaus.<br />

„<strong>Diese</strong> Motive sind ein Schatz im<br />

Acker, <strong>de</strong>r nur noch gehoben wer<strong>de</strong>n<br />

musste“, freut sich Ramb. Es war seine<br />

I<strong>de</strong>e, das kulturell-religiöse Gut <strong>de</strong>s<br />

Limburger Doms in eine handliche<br />

Den Dom im Rücken, Nachfolgeprojekte im Blick: Fotograf Werner En<strong>de</strong>rs (links) und Verlagsleiter<br />

Martin W. Ramb wollen ihre Zusammenarbeit fortsetzen.<br />

Foto: Heike Kaiser<br />

Form zu bringen. „Wir wollten <strong>de</strong>n vielen<br />

Besuchern und Liebhabern <strong>de</strong>s<br />

Doms ein Souvenir anbieten, das sie<br />

mit Highlights durch das ganze Jahr begleitet.<br />

Was schien da besser geeignet<br />

zu sein <strong>als</strong> ein Kalen<strong>de</strong>r – die abgerissenen<br />

Monate können noch lange <strong>als</strong><br />

Lesezeichen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n: schön<br />

und praktisch zugleich. Der 37-Jährige<br />

hat ent<strong>de</strong>ckt, dass es – außer kunsthistorischen<br />

Motiven – bislang vom und<br />

über <strong>de</strong>n Limburger Dom „viel zu wenig<br />

Spirituelles“ <strong>als</strong> Bildmaterial gibt:<br />

„An<strong>de</strong>re Diözesen haben da mehr zu<br />

bieten.“ Das gemeinsame Projekt mit<br />

Werner En<strong>de</strong>rs folgt <strong>de</strong>m Trend, Kirchenräume<br />

und Spiritualität neu zu ent<strong>de</strong>cken:<br />

Der Fotograf hat fast 250 Bil<strong>de</strong>r<br />

geschossen, von <strong>de</strong>nen nur ein<br />

Bruchteil für <strong>de</strong>n Lesezeichenkalen<strong>de</strong>r<br />

ausgesucht wur<strong>de</strong>. „Wir haben <strong>als</strong>o<br />

noch viel in petto“, verrät En<strong>de</strong>rs. Kein<br />

Wun<strong>de</strong>r, dass er und Martin W. Ramb<br />

bereits über Serien von Postkarten<br />

nach<strong>de</strong>nken. „Die ,Wurzel Jesse‘ wird<br />

sehr oft nachgefragt“, weiß Ramb. „Ein<br />

fantastisches Motiv“, bekräftigt Werner<br />

En<strong>de</strong>rs. „Doch es liegt meistens im<br />

Dunkeln, ist <strong>als</strong>o nur sehr schwer zu<br />

fotografieren.“ Um Bil<strong>de</strong>r ins rechte<br />

Licht zu rücken, hat Werner En<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>n<br />

Dom zu unterschiedlichen Tageszeiten<br />

besucht, um ihn von innen und außen<br />

von seinen schönsten Seiten zu zeigen.<br />

„Dabei haben mich viele Menschen unterstützt:<br />

Der Domschweizer, <strong>de</strong>r für<br />

ausreichend Licht sorgte, die Schwestern,<br />

die Domführungen anbieten und<br />

auf versteckte Motive hinwiesen, Bildungs-<br />

und Kultur<strong>de</strong>zernent Dr. Eckhard<br />

Nordhofen, <strong>de</strong>r mit mir ins Domgewölbe<br />

stieg und mir Atem berauben<strong>de</strong><br />

Einblicke ins Kirchenschiff eröffnete“,<br />

erzählt Werner En<strong>de</strong>rs.<br />

Heike Kaiser<br />

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung aus: Der<br />

Sonntag/Kreuzfest-Extra 9/2007, S. VIII<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

219<br />

INFO 36 · 4/2007


Zeitschriftenaufsätze suchen und fin<strong>de</strong>n ...<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

220<br />

... in <strong>de</strong>r Datenbank „Religionspädagogik<br />

- Kirchliche Bildungsarbeit -<br />

Erziehungswissenschaft“ RKE<br />

Im Zeitschriftenkatalog <strong>de</strong>s Comenius-Institutes,<br />

Münster, wer<strong>de</strong>n über<br />

310 Fachzeitschriften (und auch graue<br />

Literatur) <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Religionspädagogik<br />

und Bezugswissenschaften<br />

ausgewertet. Derzeit sind über<br />

255.000 Zeitschriftenaufsätze erschlossen.<br />

Die einzelnen Aufsätze sind<br />

durch Schlagworte und an<strong>de</strong>re inhaltliche<br />

Suchkriterien aufbereitet. Sofern<br />

die Aufsätze mit Abstracts versehen<br />

sind, wer<strong>de</strong>n diese mit in <strong>de</strong>n Katalog<br />

übernommen. Die religionspädagogischen<br />

und pädagogischen Zeitschriften<br />

wer<strong>de</strong>n vollständig ausgewertet. Einen<br />

Überblick über die Zeitschriften und<br />

ihren Auswertungsstatus fin<strong>de</strong>t man in<br />

<strong>de</strong>r kostenlos zugänglichen Datenbank<br />

Ausgewertete Zeitschriften. Sie enthält<br />

Informationen zu <strong>de</strong>n bibliografischen<br />

Angaben mit Link zum Herausgeber/Verlag<br />

und Angaben zum Bestand<br />

in <strong>de</strong>r Bibliothek <strong>de</strong>s Comenius-Instituts.<br />

Für je<strong>de</strong> Zeitschrift gibt es dort einen<br />

Beispieldatensatz eines Heftes und<br />

die daraus ausgewerteten Aufsätze.<br />

Online-Zeitschriften wer<strong>de</strong>n in einen<br />

geson<strong>de</strong>rten Katalog mit Link zur URL<br />

aufgenommen. Zukünftig sollen dort<br />

auch relevante Dokumente <strong>de</strong>r Bildungsserver<br />

und an<strong>de</strong>re Online-Ressourcen<br />

ausgewertet wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Regel<br />

sind die Zeitschriften seit etwa<br />

1980 ausgewertet. Geplant ist, ältere<br />

Jahrgänge religionspädagogischer Zeitschriften<br />

nachträglich aufzunehmen.<br />

Seit 2003 steht RKE im Internet unter<br />

www.comenius.<strong>de</strong> > Bereich biblioinfothek<br />

<strong>als</strong> (kostenpflichtige) Datenbank<br />

zur Verfügung und wird laufend<br />

aktualisiert. Man kann die individuelle<br />

Nutzung entwe<strong>de</strong>r für 24 Stun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

für ein Jahr anmel<strong>de</strong>n. Für Universitäten<br />

und Fachhochschulen kann ein direkter<br />

Zugang eingerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Wenn jemand die Kopie eines Zeitschriftenartikels<br />

o<strong>de</strong>r Beitrags aus einem<br />

Sammelwerk braucht: Über <strong>de</strong>n<br />

Dokumentlieferdienst CiDoLi kann <strong>de</strong>r<br />

Artikel bestellt wer<strong>de</strong>n. Er wird im Comenius-Institut<br />

eingescannt und <strong>als</strong><br />

pdf-Datei per Mail zugestellt - gegen<br />

eine geringe Gebühr.<br />

Neben Zeitschriften und Online-<br />

Dokumenten wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Datenbank<br />

RKE Monografien, Sammelwerksbeiträge,<br />

Unterrichtsmo<strong>de</strong>lle, Schulbücher,<br />

Gesetze, Lehrpläne aus <strong>de</strong>n Bereichen<br />

Religions- und Gemein<strong>de</strong>pädagogik,<br />

kirchliche Bildungsarbeit sowie<br />

Literatur aus <strong>de</strong>r Allgemeinen Erziehungswissenschaft,<br />

Schulpädagogik<br />

und Lehrerbildung, sowie Praktische<br />

Theologie, Psychologie und Soziologie<br />

aufgenommen.<br />

Quelle: CI Informationen, Comenius-Institut, Evangelische<br />

Arbeitsstätte für Erziehungswissenschaft e.V., Münster<br />

Kontakt:<br />

E-Mail: dokumentation@comenius.<strong>de</strong><br />

Renaissance für die Religion in <strong>de</strong>n Bestsellerlisten<br />

Fallen<strong>de</strong> Aktien für das Papstbuch<br />

„Jesus von Nazareth“, gleichzeitig<br />

stürmt die anti-religiöse Streitschrift<br />

<strong>de</strong>s Evolutionsbiologen Richard Dawkins<br />

„Der Gotteswahn“ in Richtung Tabellenspitze<br />

<strong>de</strong>r Spiegel-Bestsellerliste.<br />

Mehr <strong>als</strong> 50.000 verkaufte Bücher in<br />

nur vier Wochen, freut sich Ullstein-<br />

Verlagsmanager Klaus Füre<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r<br />

Frankfurter Buchmesse. Eine Trendwen<strong>de</strong>?<br />

Offenbar erleben Bücher, die<br />

sich mit Religion beschäftigen, beim<br />

<strong>de</strong>utschen Leser eine Renaissance. Allein<br />

7 <strong>de</strong>r 20 Titel in <strong>de</strong>r aktuellen Spiegel-Bestsellerliste<br />

gehören zu diesem<br />

Themenkreis. Das Spektrum reicht von<br />

Dawkins über Hape Kerkelings besinnlich-lustigen<br />

Pilgerbericht „Ich bin<br />

dann mal weg“, das spirituelle „Buch<br />

<strong>de</strong>r Antworten“ von Pater Anselm<br />

Grün bis hin zu <strong>de</strong>n Aufzeichnungen<br />

<strong>de</strong>r Glaubenszweifel von Mutter Teresa<br />

und <strong>de</strong>m zweiten Teil <strong>de</strong>r Memoiren<br />

<strong>de</strong>s papstkritischen Theologen Hans<br />

Küng.<br />

Den Stellenwert <strong>de</strong>s Themas belegt<br />

auch ein gewagtes Projekt <strong>de</strong>r Suhrkamp-Chefin<br />

Ulla Unseld-Berkewicz:<br />

Sie stellte im Vorfeld <strong>de</strong>r Buchmesse<br />

ihren neuen „Verlag <strong>de</strong>r Weltreligionen“<br />

(VDWR) vor, <strong>de</strong>r die Basistexte<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlichsten Religionen<br />

wie<strong>de</strong>r neu zugänglich machen will.<br />

Das Programm ist äußerst anspruchsvoll<br />

und präsentiert im ersten Anlauf<br />

gleich 17 Bän<strong>de</strong> über Hinduismus,<br />

Buddhismus, Ju<strong>de</strong>ntum, Islam und<br />

Christentum. Dazu gehört eine Edition<br />

<strong>de</strong>r Aussprüche <strong>de</strong>s Propheten Mohammed,<br />

eine Einführung in <strong>de</strong>n Buddhismus,<br />

Essays vom Philosophen Peter<br />

Sloterdijk und <strong>de</strong>m Soziologen Ulrich<br />

Beck und Taschenbücher wie zum Beispiel<br />

das Hohelied Salomos.<br />

Warum so viel verlegerischer Mut?<br />

Für Suhrkamp ist die Gründung<br />

schlicht „eine politische Notwendigkeit“.<br />

Drei Grün<strong>de</strong> nennen die Verantwortlichen:<br />

<strong>de</strong>n Schrecken über <strong>de</strong>n<br />

aufkeimen<strong>de</strong>n Fundamentalismus, die<br />

Globalisierung, „durch die wir ständig<br />

auf Kulturen treffen, die wir we<strong>de</strong>r<br />

kennen noch verstehen“, und die Erkenntnis,<br />

„dass sich trotz <strong>de</strong>r Aufklärung<br />

unsere Welt noch immer nicht vernünftig<br />

erklären lässt“.<br />

Quelle: Informationen, herausgegeben von <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

Katholischer Publizisten Deutschlands, November<br />

2007, XI/24. Jahrgang.<br />

INFO 36 · 4/2007


Erster Apostolischer Weltkongress <strong>de</strong>r Barmherzigkeit in Rom<br />

Der Erste Apostolische Weltkongress<br />

<strong>de</strong>r Barmherzigkeit, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Woche<br />

nach <strong>de</strong>m Barmherzigkeitssonntag<br />

vom 2. bis 6. April 2008 in Rom stattfin<strong>de</strong>t,<br />

hat das Anliegen die Barmherzigkeit<br />

Gottes <strong>als</strong> <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>r christlichen<br />

Botschaft wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Mittelpunkt zu<br />

stellen und zu verkün<strong>de</strong>n.<br />

Initiiert wur<strong>de</strong> das Welttreffen von<br />

einem französischen Laien, Gerald Arbola<br />

aus Paris, und von Kardinal<br />

Schönborn, <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r österreichischen<br />

Bischofskonferenz. In<br />

einer Pressekonferenz am 2. April 2007<br />

in Wien stellte er die Initiative vor. Der<br />

Aufruf zur Barmherzigkeit sei ein Vermächtnis<br />

von Papst Johannes Paul II.,<br />

<strong>de</strong>r seit seiner Jugend vom Geheimnis<br />

<strong>de</strong>r Göttlichen Barmherzigkeit fasziniert<br />

gewesen sei, welches beson<strong>de</strong>rs in<br />

<strong>de</strong>n Visionen <strong>de</strong>r hl. Faustina Kow<strong>als</strong>ka<br />

eine zentrale Rolle spielte. Ihre<br />

schlichte Botschaft, so <strong>de</strong>r Wiener Erzbischof,<br />

sei das große Gegenbild gegen<br />

<strong>de</strong>n Hass. „<strong>Diese</strong> Botschaft för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n<br />

Frie<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Welt, unter <strong>de</strong>n Völkern<br />

und <strong>de</strong>n Religionen. Sie hilft, das wahre<br />

Antlitz Gottes, aber auch das wahre<br />

Antlitz <strong>de</strong>s Menschen, das wahre Antlitz<br />

<strong>de</strong>r Kirche zu ent<strong>de</strong>cken.“<br />

Zur Vorbereitung <strong>de</strong>s Weltkongresses<br />

in Rom wer<strong>de</strong>n weltweit Veranstaltungen<br />

durchgeführt. Im Bistum Limburg<br />

fan<strong>de</strong>n sie 2007 überwiegend in<br />

Frankfurt - St. Georgen und in Wiesba<strong>de</strong>n<br />

statt. Auch haben sich an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Orten im Bistum, z. B. im<br />

Haus St. Josef in Kölbingen/Ww. und<br />

am Limburger sowie am Frankfurter<br />

Dom, Gottesdienst- und Gebetsgruppen<br />

gebil<strong>de</strong>t.<br />

Zu <strong>de</strong>m Weltkongress in Rom sind<br />

Delegierte von je<strong>de</strong>r Pfarrei, Diözese,<br />

Bewegung und neuer geistlicher Gemeinschaften<br />

und alle Interessierte eingela<strong>de</strong>n.<br />

Näheres auf <strong>de</strong>r website <strong>de</strong>s<br />

Kongresses (www.worldapostoliccongressonmercy.org)<br />

Programm vom 2. bis 6. April 2008<br />

in Rom:<br />

– 2. April: Die prophetische Intuition<br />

Papst Johannes Pauls II. für das<br />

Fest <strong>de</strong>r Göttlichen Barmherzigkeit<br />

– 3. April: Barmherzigkeit im Mysterium<br />

<strong>de</strong>r Kirche<br />

– 4. April: Die Barmherzigkeit <strong>als</strong><br />

Beitrag für die Einheit <strong>de</strong>r Kirche<br />

Foto: En<strong>de</strong>rs<br />

– 5. April: Die Rolle <strong>de</strong>r Barmherzigkeit<br />

in <strong>de</strong>r Mission <strong>de</strong>r Kirche<br />

– 6. April: Abschließen<strong>de</strong> Eucharistiefeier<br />

auf <strong>de</strong>m Petersplatz<br />

Möglichkeiten zur Vertiefung bieten<br />

Eucharistiefeiern, Gebetsvigilien,<br />

Prozessionen, Katechesen von Kardinälen,<br />

Workshops und „Run<strong>de</strong> Tische“<br />

mit einer großen Bandbreite von Themen.<br />

Mit einem Festival <strong>de</strong>r Barmherzigkeit<br />

öffnet <strong>de</strong>r Kongress seine Türen<br />

für alle Besucher Roms.<br />

Die Anmeldung zum Kongress und<br />

die Registrierung erfolgen über (www.<br />

visconticomunicazione.com/form/).<br />

Katharina Sauer<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

221<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet:<br />

INFO-Online:<br />

www.ifrr.<strong>de</strong><br />

INFO 36 · 4/2007


Argumente für <strong>de</strong>n Religionsunterricht an<br />

öffentlichen Schulen<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

222<br />

Broschüre <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Bischofskonferenz<br />

informiert<br />

Die neu erschienene<br />

Argumentationshilfe <strong>de</strong>s<br />

Sekretariats <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Bischofskonferenz<br />

enthält eine Vielzahl<br />

lesenswerter Informationen<br />

zur Rechtslage,<br />

zur Konfessionalität,<br />

zum Bildungsauftrag sowie<br />

zum beson<strong>de</strong>ren<br />

Profil <strong>de</strong>s katholischen<br />

Religionsunterrichts an<br />

öffentlichen Schulen.<br />

Sie richtet sich vor<br />

allem an Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer,<br />

zur eigenen Vergewisserung,<br />

aber auch<br />

<strong>als</strong> Hilfe für Elternaben<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r <strong>als</strong><br />

Grundlage für die Stärkung <strong>de</strong>s Fachs<br />

Katholische Religion bei <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

eines Schulprogramms.<br />

Bezug:<br />

Bischöfliches Ordinariat<br />

Dezernat Bildung und Kultur<br />

Stichwort „Argumente“<br />

Roßmarkt 12<br />

65549 Limburg<br />

E-Mail: schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Homepage:<br />

www.schule.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

(Download <strong>als</strong> <strong>PDF</strong>)<br />

Anzeige<br />

INFO 36 · 4/2007


I. Zielsetzung<br />

Die Stiftung DEY för<strong>de</strong>rt charakterlich<br />

geeignete Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche,<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und Stu<strong>de</strong>nten/-innen<br />

aus katholischen Familien, die eine hohe<br />

Begabung intellektueller o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer<br />

Art besitzen, i<strong>de</strong>ell und materiell. Durch<br />

ihre För<strong>de</strong>rung will die Stiftung DEY zur<br />

Heranbildung qualifizierten katholischen<br />

Nachwuchses in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Bereichen unserer Gesellschaft<br />

beitragen.<br />

II. För<strong>de</strong>rungskriterien<br />

Für eine Bewerbung müssen folgen<strong>de</strong><br />

Kriterien gleichzeitig erfüllt sein:<br />

• katholische Konfession<br />

• beson<strong>de</strong>re Begabung und fachliche<br />

Qualifikation<br />

• kirchliches Engagement<br />

• charakterliche Eignung<br />

III. För<strong>de</strong>rungsleistungen<br />

• Zuwendungen durch einmalige<br />

o<strong>de</strong>r periodische Geldleistungen<br />

• Unterstützung beim Ergreifen<br />

bestehen<strong>de</strong>r Bildungsmöglichkeiten<br />

und bei <strong>de</strong>r Erschließung neuer<br />

Bildungswege<br />

• Ermöglichung menschlicher Kontakte<br />

innerhalb <strong>de</strong>s geför<strong>de</strong>rten Kreises<br />

IV. För<strong>de</strong>rungsdauer<br />

Die För<strong>de</strong>rung wird zunächst für die<br />

Dauer eines Kalen<strong>de</strong>rjahres gewährt.<br />

Eine Verlängerung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung kann<br />

vom Stipendiaten, von <strong>de</strong>r Stipendatin<br />

ggf. beantragt wer<strong>de</strong>n. Vor <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

über eine weitere För<strong>de</strong>rung<br />

wird u.a. durch eine Leistungskontrolle<br />

(Arbeitsbericht) festgestellt, ob dies<br />

gerechtfertigt ist. Eine Verlängerung wird<br />

jeweils für <strong>de</strong>n Zeitraum eines weiteren<br />

Jahres gewährt.<br />

Anträge sind zu richten an:<br />

Bischöfliches Ordinariat<br />

Kuratorium <strong>de</strong>r Stiftung DEY<br />

z. Hd. Herrn Martin W. Ramb<br />

Roßmarkt 12<br />

65549 Limburg/Lahn<br />

V. Bewerbungs- und<br />

Auswahlverfahren<br />

Es gilt das Prinzip <strong>de</strong>r<br />

Selbstbewerbung.<br />

Der standardisierte Bewerbungsbogen<br />

kann mit einem formlosen Schreiben<br />

bei <strong>de</strong>r Stiftung angefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die vollständigen Bewerbungsunterlagen<br />

müssen bis spätestens 31.12. für das<br />

Folgejahr vorliegen.<br />

Die Bewerbung soll folgen<strong>de</strong> Unterlagen<br />

enthalten:<br />

• Bewerbungsbogen<br />

• ausführlicher Lebenslauf<br />

• Zusammenstellung <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Ausbildungs- und Studienschwerpunkte<br />

• ggf. eine Darstellung <strong>de</strong>s<br />

Dissertationsvorhabens<br />

• Abschlusszeugnisse bzw. sonstige<br />

Qualifikationen und Nachweise<br />

• Referenz durch einen Priester<br />

und/o<strong>de</strong>r Pastorale Mitarbeiter/-in<br />

Bewerber/-innen, die in die engere<br />

Wahl einbezogen wer<strong>de</strong>n, bittet die<br />

Stiftung zu einem Gespräch.<br />

Die endgültige Entscheidung über einen<br />

För<strong>de</strong>rungsantrag trifft das Kuratorium.<br />

Das Bemühen um eine möglichst faire,<br />

umfassen<strong>de</strong> Beurteilung <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />

eines je<strong>de</strong>n Bewerbers, einer je<strong>de</strong>n<br />

Bewerberin kennzeichnet das Auswahlverfahren<br />

<strong>de</strong>r Stiftung; dazu gehört ein<br />

differenziertes Verständnis von Begabung.<br />

Auf generalisieren<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong>n<br />

zu ihrer Bestimmung wird bewusst<br />

verzichtet. Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht die<br />

individuelle Bewertung von Eignung,<br />

Leistungsfähigkeit und –bereitschaft mit<br />

Blick auf das jeweils angestrebte<br />

Bildungs- bzw. Ausbildungsziel.<br />

Das Kuratorium erwartet, dass <strong>de</strong>r/die<br />

Bewerber/-in darüber informiert, ob<br />

von einer an<strong>de</strong>ren Einrichtung eine<br />

För<strong>de</strong>rung beantragt wur<strong>de</strong> bzw.<br />

bereits geleistet wird.<br />

Grün<strong>de</strong> für die Aufnahme o<strong>de</strong>r die<br />

Ablehnung wer<strong>de</strong>n nicht mitgeteilt.<br />

Ein Rechtsanspruch auf Aufnahme in<br />

die För<strong>de</strong>rung besteht nicht.<br />

BISTUM LIMBURG<br />

Die unselbstständige<br />

Stiftung DEY mit <strong>de</strong>m Sitz<br />

in Limburg an <strong>de</strong>r Lahn<br />

geht zurück auf eine<br />

Schenkung <strong>de</strong>r<br />

Geschwister Dey aus <strong>de</strong>m<br />

Jahr 1987


Bestell-Liste<br />

Themen <strong>de</strong>r Hefte 1980 – 2007<br />

Die nachfolgen<strong>de</strong>n Hefte können, solange <strong>de</strong>r Vorrat reicht, nachbestellt wer<strong>de</strong>n:<br />

Jahrgang 1980<br />

Heft 4: Jesus Christus – Gott wird Mensch ❏<br />

Jahrgang 1981<br />

Heft 1/2: Beten in <strong>de</strong>r Schule<br />

❏<br />

Heft 3: Im Dialog ❏<br />

Heft 4: Für euch und für alle ❏<br />

Jahrgang 1982<br />

Heft 1/2: Religiöse Erziehung in <strong>de</strong>r Eingangsstufe ❏<br />

Heft 3: Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Primarstufe ❏<br />

Jahrgang 1983 *<br />

Jahrgang 1984 *<br />

Jahrgang 1985<br />

Heft 4: Armuts-Bewegungen ❏<br />

Jahrgang 1986<br />

Heft 1/2: Kirche im Aufbruch<br />

❏<br />

Heft 3: Christen und Ju<strong>de</strong>n ❏<br />

Heft 4: Mit Wi<strong>de</strong>rsprüchen leben ❏<br />

Jahrgang 1987<br />

Heft 4: Christen und Schöpfung ❏<br />

Jahrgang 1988<br />

Heft 1: Afrika begegnen – MISEREOR ‘88 ❏<br />

Heft 2/3: Schule und Leben<br />

❏<br />

Jahrgang 1989<br />

Heft 1/2: Brennpunkt: Religionsunterricht<br />

Jahrgang 1990 *<br />

Jahrgang 1991<br />

Heft 3: Mitwelt – Schöpfung ❏<br />

Heft 4: Neue Re<strong>de</strong> von Maria ❏<br />

Jahrgang 1992 *<br />

Jahrgang 1993<br />

Heft 1: Qumran Essener Jesus ❏<br />

Heft 4: Religionsunterricht und Literatur ❏<br />

Jahrgang 1994<br />

Heft 3: Kirchengeschichte im Religionsunterricht ❏<br />

Heft 4: Das Erste Tesament und die Christen ❏<br />

Jahrgang 1995<br />

Heft 1: „Wenn die Kirche zur Schule geht ...“ ❏<br />

Heft 2: „Ich wer<strong>de</strong> von meinem Geist ausgießen<br />

über alles Fleisch“ (Apg 2,17)<br />

❏<br />

Heft 3: Gespeicherte Erinnerung –<br />

Das Museum <strong>als</strong> Lernort<br />

❏<br />

Heft 4: „Ich war hungrig; und ihr ...“ (Mt 25,35; 42)<br />

Vom Umgang mit <strong>de</strong>r Armut<br />

❏<br />

Jahrgang 1996<br />

Heft 1: „Ihr seid zur Freiheit berufen ...“ (Gal 5,13)<br />

Er-löst!<br />

❏<br />

Heft 2: „Er stellte ein Kind in ihre Mitte ...“ (Mt 18,1) ❏<br />

Heft 3: „... und spielte vor ihm allezeit.“ (Spr. 8,30 b) ❏<br />

Heft 4: Konfessionalität <strong>de</strong>s Religionsunterrichts ❏<br />

Jahrgang 1997<br />

Heft 4: „Typisch Mädchen?“<br />

Mädchenerziehung in <strong>de</strong>r Schule<br />

Anzahl<br />

Jahrgang 1998<br />

Heft 1: „Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt!“<br />

(Ez 18,32)<br />

❏<br />

Heft 2: „Vergesst mir die Berufsschüler nicht“ ❏<br />

Heft 3: Gemeinschaft <strong>de</strong>r Heiligen. Große Gestalten <strong>de</strong>s<br />

Bistums und ihre Wirkung in unserer Zeit ❏<br />

❏<br />

❏<br />

Anzahl<br />

Jahrgang 1999<br />

Heft 1: Gottes Er<strong>de</strong> – Zum Wohnen gemacht.<br />

Unsere Verantwortung für die Schöpfung ❏<br />

Heft 2: En<strong>de</strong>? Apokalyptische Visionen in<br />

Vergangenheit und Gegenwart ❏<br />

Heft 3: Begegnungen mit <strong>de</strong>m Buddhismus ❏<br />

Heft 4: Jugendliche I<strong>de</strong>ntität–Christlicher Glaube ❏<br />

Jahrgang 2000<br />

Heft 3: Kirchenraum <strong>als</strong> Lernort ❏<br />

Heft 4: „Schwarz greift ein“. Vom kritischen Verhältnis<br />

kirchlicher Religiosität zur „civil religion“ ❏<br />

Jahrgang 2001 *<br />

Jahrgang 2002<br />

Heft 2: „Das wäre ja gelacht!“ Humor und<br />

Komik im Religionsunterricht<br />

❏<br />

Heft 4: Was ist schief an PISA? ❏<br />

Jahrgang 2003<br />

Heft 3: Zeit für die Zeit ❏<br />

Heft 4: Der Sinn für die Fülle ❏<br />

Jahrgang 2004<br />

Heft 1: Ars moriendi – Ars vivendi. ❏<br />

Heft 2: Philosophieren mit Kin<strong>de</strong>rn<br />

im Religionsunterricht.<br />

❏<br />

Heft 3: Einfach fantastisch!<br />

Das Fantastische im Religionsunterricht. ❏<br />

Heft 4: Erstaunliche Nähe – bedrängen<strong>de</strong> Ferne<br />

Der Islam im Verhältnis zum Christentum. ❏<br />

Jahrgang 2005<br />

Heft 1: Bewegung Gottes – Wege <strong>de</strong>s Pilgerns ❏<br />

Heft 2: Freu<strong>de</strong> am Lernen ❏<br />

Heft 3: Sag an, wer ist doch diese ... ❏<br />

Heft 4: Arbeiten an ungeliebten Bibeltexten ❏<br />

Jahrgang 2006<br />

Heft 1: Faszination Vatikan ❏<br />

Heft 2: „Er hat Gott gelästert“ –<br />

Blasphemie und Sakralität<br />

❏<br />

Heft 3: Alles reiner Zufall? – Streit um Gott <strong>als</strong><br />

intelligenten Designer<br />

❏<br />

Heft 4: Erfahrung – Werte – Religion ❏<br />

Jahrgang 2007<br />

Heft 1/2: Quo vadis – Religionspädagogik ❏<br />

Heft 3: Interpretin Christi – Die hl. Elisabeth<br />

von Thüringen<br />

❏<br />

Heft 4: Wir und die An<strong>de</strong>ren ❏<br />

INFO<br />

Name<br />

Vorname<br />

Schule<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

Bitte ausfüllen, kopieren<br />

und faxen an:<br />

06431/295-237<br />

o<strong>de</strong>r per Post sen<strong>de</strong>n an:<br />

Dezernat<br />

Bildung und Kultur<br />

Bischöfliches Ordinariat<br />

Limburg<br />

Dipl.-Theol. Martin W. Ramb<br />

Postfach 1355<br />

65533 Limburg<br />

je <strong>Ausgabe</strong> € 2.00<br />

* <strong>Diese</strong> Jahrgänge sind vergriffen.<br />

Alle <strong>Ausgabe</strong>n ab Jahrgang 1985 sind <strong>als</strong><br />

<strong>PDF</strong>-Dateien im Internet unter www.ifrr.<strong>de</strong><br />

erhältlich.


Salzburger Hochschulwoche 2008<br />

zum Thema „LIEBEN“<br />

„LIEBEN“ ist das Thema <strong>de</strong>r Salzburger<br />

Hochschulwoche 2008. Das<br />

Thema ist faszinierend, facettenreich<br />

und von irritieren<strong>de</strong>r Ambivalenz. Wir<br />

stehen unter <strong>de</strong>m christlichen Liebesgebot<br />

- nur wo und wen und wie können<br />

wir lieben? Was be<strong>de</strong>utet dieses<br />

flüchtige Wort am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Unsagbaren,<br />

das soviel verspricht und sich<br />

doch kaum in unserer Alltagswelt<br />

ganz einlösen lässt? Namhafte Wissenschaftler<br />

und Wissenschaftlerinnen<br />

verschie<strong>de</strong>ner Fachgebiete wer<strong>de</strong>n<br />

in Vorträgen, Diskussionen und<br />

Workshops versuchen, darauf Antworten<br />

zu geben.<br />

Als „Sommeruniversität“ thematisiert<br />

die Salzburger Hochschulwoche<br />

seit 1931 Fragen von Glauben<br />

und Leben im interdisziplinären Dialog<br />

<strong>de</strong>r Wissenschaften. Terminlich<br />

eingebettet in die Zeit <strong>de</strong>r Salzburger<br />

Festspiele, besteht für Studieren<strong>de</strong><br />

die Möglichkeit, kostengünstig Aufführungen<br />

<strong>de</strong>r Festspiele zu besuchen.<br />

Darüber hinaus ist die Salzburger<br />

Hochschulwoche Ort <strong>de</strong>r Begegnung<br />

von Menschen verschie<strong>de</strong>ner<br />

Län<strong>de</strong>r und Generationen. Die Stadt<br />

Salzburg selbst ist reich an Sehenswürdigkeiten<br />

und vielfältigen kulturellen<br />

Angeboten.<br />

Die Salzburger Hochschulwoche<br />

fin<strong>de</strong>t vom 4.-10. August 2008 in <strong>de</strong>r<br />

Paris-Lodron Universität Salzburg<br />

statt.<br />

Im Betrag von 100,- Euro sind für<br />

Studieren<strong>de</strong> (bis zum vollend. 30. Lebensjahr)<br />

die Hörerkarte für die Woche<br />

sowie die Kosten für Unterkunft<br />

und Verpflegung enthalten. Bei diesem<br />

Angebot muss man Salzburg<br />

„LIEBEN“!<br />

Kontakt:<br />

Salzburger Hochschulwochen,<br />

Mönchsberg 2a,<br />

A 5020 Salzburg<br />

Fon 0043 662 / 84 25 21 - 111<br />

Fax 0043 662 / 84 25 21 - 118<br />

www. salzburger-hochschulwochen.at<br />

E-Mail: office@salzburgerhochschulwochen.at<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

225<br />

Veranstaltungen<br />

PÄDAGOGISCHES<br />

<strong>de</strong>r Bistümer im Lan<strong>de</strong> Hessen<br />

Soweit nicht an<strong>de</strong>rs angegeben, fin<strong>de</strong>n alle<br />

Kurse im Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-<br />

Naurod, statt.<br />

PZ 8001<br />

18.01.2008, 16.00 Uhr, bis 20.01.2008, 13.00 Uhr<br />

Einblicke in die Gestaltpädagogik<br />

OStR Martin Kläsner, Marienstatt<br />

Religionslehrer/-innen und alle Interessierte aller Schularten<br />

Eigenkostenanteil: 80,00 €; Leistungspunkte: 25<br />

PZ 8002<br />

22.01.2008, 09.00-18.00 Uhr<br />

Work-Life-Balance<br />

Rückblick und Ausblick – Zeit zum Reflektieren<br />

und Perspektiven entwickeln<br />

Lubentia Fritz, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Lehrer/-innen aller Schularten<br />

Eigenkostenanteil: 30,00 €; Leistungspunkte: 10<br />

PZ 8003<br />

23.01.2008, 14.30 Uhr, bis 25.01.2008, 13.00 Uhr<br />

Quo vadis Religionsunterricht?<br />

Der RU zwischen Bildungs- und Kompetenzorientierung<br />

– eine kritische Standortbestimmung<br />

Prof. Dr. Bernhard Dressler, Philipps-Universität Marburg;<br />

Prof. Dr. Rudolf Englert, Universität Duisburg-Essen;<br />

Dr. Hermann-Josef Abs, Deutsches Institut für Internationale<br />

Pädagogische Forschung, Frankfurt am Main;<br />

(Fortsetzung siehe nächste Seite)<br />

INFO 36 · 4/2007


Prof. Dr. Clauß-Peter Sajak, Bistum Mainz;<br />

Dr. Wolfgang Michalke-Leicht, IRP Freiburg i.Br.<br />

Religionslehren<strong>de</strong>, vor allem im Bereich <strong>de</strong>r Sek I; Multiplikatoren,<br />

die mit Lehrerausbildung und -fortbildung befasst sind<br />

Eigenkostenanteil: 40,00 €; Leistungspunkte: 25<br />

* Der Eigenkostenanteil bezieht sich auf anteilige Kosten: Kurs mit Übernachtung/Vollverpflegung. Alle weiteren anfallen<strong>de</strong>n<br />

Kosten wer<strong>de</strong>n vom Pädagogischen Zentrum übernommen und aus Kirchensteuermitteln finanziert.<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

226<br />

Weitere Informationen zu <strong>de</strong>n Kursen fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>s Pädagogischen Zentrums: info@pz-hessen.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r www.pzhessen.<strong>de</strong><br />

(Stichwort: Fortbildung); Fon: 06127/77285.<br />

Schriftliche Anmeldungen wer<strong>de</strong>n umgehend erbeten, spätestens jedoch bis vier Wochen vor Lehrgangsbeginn an: Pädagogisches Zentrum<br />

<strong>de</strong>r Bistümer im Lan<strong>de</strong> Hessen, Wilhelm-Kempf-Haus, 65207 Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod. Fon: 0 61 27 / 7 72 85; Fax: 0 61 27 / 7 72 46; E-Mail:<br />

anmeldung@pz-hessen.<strong>de</strong>. Anmeldung auch über die Homepage: www.pz-hessen.<strong>de</strong>, entsprechen<strong>de</strong>n Kurs anklicken, dann auf „Anmeldung<br />

zu diesem Kurs“.<br />

Alle Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote sind beim Institut für Qualitätsentwicklung in Wiesba<strong>de</strong>n zur Akkreditierung beantragt<br />

und können im IQ-Veranstaltungskatalog unter www.iq.hessen.<strong>de</strong> aufgerufen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Unterrichtsbefreiung für die Teilnahme an <strong>de</strong>n Lehrgängen erfolgt bei 1-3tägigen Veranstaltungen durch die Schulleitung, bei 4-<br />

und mehrtägigen Veranstaltungen durch das Staatliche Schulamt (vgl. Erlass <strong>de</strong>s HKM v. 01.07.1997 – B V 3.1-960-500 –2000–) bzw. bei<br />

<strong>de</strong>n Katholischen Schulen in Freier Trägerschaft durch <strong>de</strong>n Schulträger.<br />

Bibelschule Königstein<br />

Programm 2008<br />

Angebote zum Neuen Testament<br />

NT1: 12.01.2008, 09.00-17.30 Uhr *<br />

Das Papstbuch über „Jesus von Nazareth"<br />

Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />

Ursulinenkloster St. Angela, Gerichtstr. 19, 61462 Königstein<br />

VERANSTALTUNGEN 2008<br />

Angebote zum Alten Testament<br />

AT1: 26.01.2008, 09.30-17.30 Uhr *<br />

„Wenn Männer <strong>de</strong>n Kopf verlieren ..."<br />

Judith und an<strong>de</strong>re starke Frauen im AT<br />

Dr. Gabriele Theuer, Schwäbisch-Gmünd<br />

AT 2: 05.04.2008, 09.00-17.30 Uhr *<br />

Von <strong>de</strong>r Schwierigkeit, ein Prophet zu sein.<br />

Prof. Dr. v. Nordheim<br />

AT 3: 07.06.2008, 09.00 -17.30 Uhr<br />

„Mein Gott, mein Gott, warum ...?“<br />

Klage, Anklage, Gebet im AT<br />

Prof. Dr. Gerstenberger<br />

NT 2: 08.03.2008, 09.00-17.30 Uhr *<br />

„Ostern" ohne „Auferstehung" ?<br />

Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />

NT 3: 03.05.2008, 09.00-17.30 Uhr *<br />

„Wo wäre da noch Platz für einen<br />

Schöpfer?“ (S. Hawking)<br />

Biblischer Schöpfungsglaube zwischen<br />

Kreatianismus und Evolutionslehre<br />

Prof. Dr. Hans Kessler, Frankfurt<br />

NT 4: 14.06.2008, 9.00-17.00 Uhr *<br />

Zum Streit um „die Kirche"<br />

Kirche, Amt und Sakrament nach <strong>de</strong>m NT<br />

Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />

Interpretation von Briefen im NT<br />

Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />

BR1: 11./12.02.2008, jew. 18.00-21.00Uhr<br />

1. Korintherbrief (a)<br />

INFO 36 · 4/2007


BR 2: 14./15.04.2008, jew. 18.00-21.00 Uhr<br />

1. Korintherbrief (b)<br />

BR 3: 16./17.06.2008, jew. 18.00-21.00 Uhr<br />

1. Korintherbrief (c)<br />

Tagungskosten Montage/Dienstage: jew. 5.00 €<br />

Grundkurs zum NT<br />

Prof. Dr. Josef Hainz, Königstein<br />

GK 1: 07.02.2008, 18.00-21.00 Uhr<br />

Der Weg Jesu<br />

Einführung in das MkEv<br />

GK 2: 24.04.2008, 18.00-21.00 Uhr<br />

„Selig seid ihr..."<br />

Einführung in das MtEv<br />

GK 3: 29.05.2006, 18.00-21.00 Uhr<br />

Heil in <strong>de</strong>r Geschichte<br />

Einführung in LkEv und Apg<br />

SY 1: 12.04.2008, 10.00-17.30 Uhr *<br />

OStR' Irmgard Hess, Wiesloch<br />

Die Symbolik <strong>de</strong>r Zahlen in <strong>de</strong>r Bibel<br />

Tagungskosten: je Abend 7,00 €<br />

Die mit einem * versehenen Veranstaltungen <strong>de</strong>r Bibelschule Königstein wer<strong>de</strong>n auch über das Pädagogische Zentrum Wiesba<strong>de</strong>n-<br />

Naurad allen Lehrerinnen und Lehrern angeboten. Sie erhatten dafür jeweils 10 Leistungspunkte. Der Egenkostenanteil beträgt 25,00 €.<br />

Auskünfte erteilt: Prof. Dr. Josef Hainz, Bibelschule Königstein e.V., Ursulinenkloster St. Angela, Gerichtstr. 19, 61462 Königstein,<br />

Fon: 06174/9381-0; Fax: 06174/9381-55; E-Mail: Bibelschule.Koenigstein@gmx.<strong>de</strong>; Homepage: www.bibelschule-koenigstein.<strong>de</strong><br />

INFOS & AKTUELLES<br />

227<br />

RHEINLAND - PFALZ<br />

ILF<br />

M A I N Z<br />

Institut für Lehrerfort- und<br />

-weiterbildung (ILF),<br />

Mainz<br />

Überregionale<br />

Veranstaltungen<br />

ILF-Nr. 81/200101<br />

20.02.2008, 09.00 Uhr, bis 21.02.2008, 18.00 Uhr<br />

Erbacher Hof, Mainz<br />

„Heilige" Räume erzählen vom Glauben<br />

RL’ Barbara Schwarz, Mainz<br />

Religionslehrer/- innen an GS und Fachsschulen, Erzieher/-innen<br />

für Sozialwesen<br />

ILF-Nr. 81/200201<br />

03.03.2008, 10.00 -17.00 Uhr<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Theologisieren mit Kin<strong>de</strong>rn<br />

Wie man im Gespräch religiöse Entwicklung<br />

för<strong>de</strong>rn kann<br />

Prof. Dr. Clauß Peter Sajak, Mainz<br />

Lehrer/-innen an Grundschulen und Sekundarstufe l<br />

ILF-Nr. 81/200301<br />

07.04.2008, 14.30 Uhr, bis 09.04.2008, 13.00 Uhr<br />

Kloster Jakobsberg, Ockenheim<br />

Maria aus Nazareth und<br />

Maria Magdalena im Film<br />

zwischen Tradition und mo<strong>de</strong>rnen Brechungen<br />

Prof. Dr. Reinhold Zwick, Münster<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Sekundarstufen l und II. Mitrabeiter/-innen<br />

in <strong>de</strong>r Pastoral<br />

ILF-Nr. 81/200401<br />

16.04.2008, 14.00 Uhr, bis 18.04.2008, 17.00 Uhr<br />

Kloster Jakobsberg, Ockenheim<br />

Älter wer<strong>de</strong>n im Beruf<br />

Anneli Baum-Resch, Mainz; Dipl.-Päd. Elisabeth Baum, Mainz;<br />

ORi.R. Hubert Ries, Gutweiler<br />

Lehrer/-innen aller Schularten<br />

ILF-Nr. 81/200501<br />

23.04.2008, 10.00 Uhr, bis 24.04.2008, 17.00 Uhr<br />

Haus Maria Rosenberg, Waldfischbach<br />

Die Bibel <strong>als</strong> Hoffnungsbuch<br />

FL' Birgit Menzel, Offenbach<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Sekundarstufen l und II<br />

INFO 36 · 4/2007


INFOS & AKTUELLES<br />

228<br />

ILF-Nr. 81/200601<br />

28.04.2008, 10.00 Uhr, bis 29.04.2008, 17.00 Uhr<br />

Forum Vinzenz Pallotti, Vallendar<br />

„Der unsagbare Gott"<br />

Gottesbil<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Literatur <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Anneli Baum-Resch, Mainz; Dr. Jürgen Kost, Mainz<br />

Religionslehrer/-innen sowie Deutschlehrer/-innen <strong>de</strong>r<br />

Sekundarstufen l und II<br />

ILF-Nr. 81/200701<br />

19.05.2008, 10.00 Uhr, bis 20.05.2008, 17.00 Uhr<br />

Forum Vinzenz Pallotti, Valendar<br />

Jesus-Geschichte und Jesus-Geschichten<br />

im Religionsunterricht <strong>de</strong>r Grundschule<br />

FL Norbert Wolf, Mainz<br />

Religionslehrer/-innen <strong>de</strong>r Grundschulen<br />

ILF-Nr. 81/200801<br />

26.05.2008, 10.00 Uhr bis 27.05.2008, 17.00 Uhr<br />

Herz-Jesu-Kloster, Neustadt<br />

Interaktionsspiele im Religionsunterricht<br />

FL' Brigitte Stegemann, Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

Lehrer -innen <strong>de</strong>r Sekundarstufe l<br />

ILF-Nr. 81/200901<br />

02.06.2008, 09.30 -17.00 Uhr<br />

Kloster Jakobsberg, Ockenheim<br />

Lebendiges Gotteslob<br />

Rhythmische Lie<strong>de</strong>r für Religionsunterricht und<br />

Schulgottesdienst<br />

L Michael Gorius, Wiebeiskirchen<br />

Lehrer -innen <strong>de</strong>r Grundschulen und Orientierungsstufe<br />

Anmeldungen erfolgen schriftlich – d.h. bis spätestens 3 Wochen vor Kursbeginn – mit <strong>de</strong>r gelben Anmel<strong>de</strong>karte (erhältlich beim<br />

Schulleiter o<strong>de</strong>r beim ILF Mainz) über Ihre Schulleitung an das ILF Mainz.<br />

Anschrift: ILF Mainz, Postfach 24 50, 55014 Mainz; Kötherhofstr. 4, 55116 Mainz, Fon: 0 61 31 / 28 45 - 0; Fax: 0 61 31 / 28 45 25;<br />

Homepage: http://www.ilf.bildung-rp.<strong>de</strong>; E-Mail: ilf@ilf.bildung-rp.<strong>de</strong>.<br />

Überregional interessieren<strong>de</strong><br />

Veranstaltungen <strong>de</strong>r Ämter für<br />

Katholische Religionspädagogik<br />

in <strong>de</strong>n Bezirken<br />

LIMBURG<br />

31.01.2008, 08.30 -17.00 Uhr<br />

Don-Bosco-Tag 2008<br />

Priesterseminar, Weilburger Str. 1, Limburg<br />

Auf <strong>de</strong>n Lehrer kommt es an<br />

Frau Prof. Dr. Barbara Staudigl, Universität Eichstätt<br />

Arbeitskreise zu <strong>de</strong>n Themen: „RU in <strong>de</strong>r Hauptschule"<br />

(Reinhard Schlereth, Würzburg) – „Heilige und Vorbil<strong>de</strong>r":<br />

Lie<strong>de</strong>r zum Thema (Reinhard Horn) – „Kett-Metho<strong>de</strong>"<br />

(Britta Krämer / Jutta Renner-Schäfftlein)<br />

MONTABAUR<br />

ILF-Nr. 81/610101<br />

29.02.2006 bis 02.03.2008<br />

Bildungshaus <strong>de</strong>r Franziskanerinnen, Waldbreitbach<br />

Familienwochenen<strong>de</strong><br />

Dr. Katrin Brockmöller, TPI Mainz<br />

Religionslehrer/-innen an Berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen im Westerwald und<br />

Rhein-Lahn-Kreis sowie Ehepartner und Familien<br />

ILF-Nr. 81/610201<br />

10.04.2008, 09.00-16.00 Uhr<br />

Kommunität <strong>de</strong>r Jesusbru<strong>de</strong>rschaft,<br />

Hünfel<strong>de</strong>n-Gna<strong>de</strong>nthal<br />

Ein Tag im Kloster<br />

Sr. Elfrie<strong>de</strong> Popp, Gna<strong>de</strong>nthal<br />

Religionslehrer/-innen aus <strong>de</strong>m Westerwald und <strong>de</strong>m Rhein-Lahn-Kreis.<br />

Es wird ein Teilnehmerbeitrag erhoben.<br />

ILF-Nr. 81/610301<br />

10.04.2008<br />

Heime Scheuern, Nassau<br />

Ökumenischer Religionslehrertag<br />

Religionslehrer/-innen aus <strong>de</strong>m Westerwald und Rhein-Lahn-Kreis<br />

ILF-Nr. 81/610401<br />

20.04.2008, 18.00-21.00 Uhr<br />

Ehem. Bezirksamt, Montabaur<br />

Filmbistro<br />

Gemeinsam neuere Kurz- und Spielfilme kennen<br />

lernen, diskutieren, essen, trinken<br />

Franz Günther Weyrich, Wetzlar<br />

(Religions-)Lehrer/-innen aus <strong>de</strong>m Westerwald und Rhein-Lahn-Kreis<br />

INFO 36 · 4/2007


TAUNUS / OBERURSEL<br />

29.01.2008, 18.00-21.00 Uhr<br />

Gemein<strong>de</strong>zentrum Königstein, Georg-Pingler-Str. 26,<br />

Königstein<br />

Schule trifft Gemein<strong>de</strong><br />

–Pastoraler Raum Königstein-Kronberg –<br />

Schulpfarrer Harald Klein; Seelsorger/-innen <strong>de</strong>s Pastoralen<br />

Raumes Königstein/Kronberg<br />

Lehrkräfte aller Schularten<br />

25.02.2008, 15.00-17.30 Uhr<br />

Amt für Kath. Religionspädagogik Taunus/Oberursel<br />

Einan<strong>de</strong>r lieben und miteinan<strong>de</strong>r leben<br />

Sexualpädagogische Elemente im<br />

Religionsunterricht<br />

Andrea Gürke-Welsch; Martin Welsch, Caritas Hofheim<br />

Lehrkräfte <strong>de</strong>r Sekundarstufe I; Berufsschulen<br />

04.03.2008, 09.00-16.00 Uhr<br />

Ökumenischer Studientag für Religionslehrer/-innen<br />

Gemein<strong>de</strong>zentrum SL Crutzen, Bischof-Brand-Str. 13,<br />

Oberursel-Weißkirchen<br />

Durchs Ohr ins Herz<br />

Zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Musik und <strong>de</strong>s Singens im<br />

Religionsunterricht<br />

Pfarrer Eugen Eckert, Texter; Peter Reulein, Kirchenmusiker;<br />

StR Johannses Pfannmüller, Therese und Regina Weleda,<br />

Jugendbildungsreferentinnen; u.a.<br />

Lehrkräfte aller Schulformen<br />

Unsere Autorinnen und Autoren:<br />

Prof. em. Dr. Arnold Angenendt, Wal<strong>de</strong>yerstr. 41, 48149 Münster<br />

Prof. Dr. Rémi Brague, Raum 202, Ludwigstr. 31, 80539 München<br />

Sascha Braun, c/o Redaktion „Der Sonntag“,<br />

Frankfurter Str. 9, 65549 Limburg<br />

Claudia Doepfner, Goethestr. 122, 63263 Neu-Isenburg<br />

Prof. em. Dr. Leo J. O’Donovan,<br />

America House, 106 W. 56 St., New York, NY 10019, USA<br />

Dr. Walter Fischedick, Kommissariat <strong>de</strong>r Kath. Bischöfe<br />

im Lan<strong>de</strong> Hessen, Viktoriastr. 19, 65189 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Dipl.-Theol., Stefan Herok, Pfarrstr. 33, 55296 Gau-Bischofsheim<br />

Heike Kaiser, c/o Redaktion „Der Sonntag“,<br />

Frankfurter Str. 9, 65549 Limburg<br />

Referent Thomas Menges, Am Wall 20, 65550 Limburg-Linter<br />

Studienleiter i. K. Bernhard Merten,<br />

Altheimstr. 18, 60431 Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Theol. Martin W. Ramb,<br />

Im Silbertal 15, 56203 Höhr-Grenzhausen<br />

MMag Dr. Johannes Rauchenberger,<br />

Kulturzentrum <strong>de</strong>r Minoriten, Mariahilfplatz 3, A-8020 Graz<br />

Prof. Dr. Clauß Peter Sajak, Burgun<strong>de</strong>rweg 12 c, 55130 Mainz<br />

Dipl.-Theol. Katharina Sauer, Römerstr. 30, 56337 Ka<strong>de</strong>nbach<br />

StR. Matthias Werner, Am Zehnten Stein 24, 65549 Limburg<br />

Unsere Rezensentinnen und Rezensenten:<br />

OStR. i. R. Helmut Bahr, Auf <strong>de</strong>r Au 22, 56132 Dausenau<br />

Dr. Manfred Diefenbach, Obergasse 1, 65555 Limburg<br />

Dr. Walter Fischedick, Kommissariat <strong>de</strong>r Kath. Bischöfe<br />

im Lan<strong>de</strong> Hessen, Viktoriastr. 19, 65189 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

INFOS & AKTUELLES<br />

229<br />

10.04.2006, 18.00-20.30 Uhr<br />

Amt für Kath. Religonspädagogik Taunus/Oberursel<br />

Filmbistro<br />

Gemeinsam neue Kurz- und Spielfime<br />

kennen lernen<br />

Franz Günther Weyrich, Wetzlar<br />

Lehrkräfte <strong>de</strong>r Sekundarstufen l und II, Berufsschulen<br />

25.-27.04.2008<br />

Gemein<strong>de</strong>zentrum SL Crutzen, Oberursel-Weißkirchen<br />

Egli–Figurenwerkstatt<br />

Mit biblischen Erzählfiguren Texte spielen verstehen<br />

Familie Erber, Bad Mergentheim<br />

Lehrkräfte <strong>de</strong>r Primarstufe, Sekundarstufe l; Erzieher/-innen; Mitarbeiter/-innen<br />

von Kin<strong>de</strong>rwortgottesdiensten<br />

Unkostenbeitrag: 30,00 € + Material (18,00 € Tier;<br />

28,00 € Figur)<br />

Nähere Auskünfte bei <strong>de</strong>n angegebenen Ämtern. –<br />

Anschriften und Telefonnummern siehe Seite 230 .<br />

OR Dr. Gotthard Fuchs, Rheingoldstr. 3, 65203 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Michael Habersack M.A.,<br />

Nie<strong>de</strong>rschel<strong>de</strong>r Weg 12, 60439 Frankfurt am Main<br />

L’ Gabriele Hastrich, Neustr. 22, 56459 Ka<strong>de</strong>n<br />

Prof. Dr. Peter Hofmann, In <strong>de</strong>r Weglänge 19, 56072 Koblenz<br />

Dr. Barbara Huber-Rudolf, Weilbornstr. 25, 63303 Dreieich<br />

Dipl.-Theol.; Dipl.-Religionspäd. Reiner Jungnitsch,<br />

Friedrich-Ebert-Str. 23, 64839 Münster<br />

Dr. Julia Knop, Falkensteinstr. 18, 79102 Freiburg i.Br.<br />

Prof. Dr. Beate Kow<strong>als</strong>ki, Trierer Str. 388, 56070 Koblenz<br />

Dipl.-Päd. Christa Kuch, Berliner Str. 62, 61348 Bad Homburg<br />

Christine Leuchtenmüller M. A., Stiftstr. 6, 65183 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Referent Thomas Menges, Am Wall 20, 65550 Limburg-Linter<br />

StL i. K. Bernhard Merten, Altheimstr. 18, 60431 Frankfurt a. M.<br />

Dipl.-Theol. Martin W. Ramb,<br />

Im Silbertal 15, 56203 Höhr-Grenzhausen<br />

Prof. P. Dr. Joachim Schmiedl, Berg Sion 6, 56179 Vallendar<br />

PD Dr. Klaus von Stosch, Adolfstr. 28, 53111 Bonn<br />

INFO 36 · 4/2007


Dezernat Bildung und Kultur<br />

im Bischöflichen Ordinariat Limburg<br />

Abteilung Religionspädagogik (Stand: 01.12.2007)<br />

Roßmarkt 12 · 65549 Limburg · Postfach 13 55 · Fon: 06431/295-2 35 · Fax: 06431/295-237<br />

E-Mail: schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong> · Internet: schule.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Dezernatsleitung Dr. Eckhard Nordhofen (-234)<br />

Sekretariat Sabine Benecke (-482, -321), Sabrina Gilles (-424),<br />

Annemarie Schupp (-349), Jutta Stähler (-235)<br />

SONSTIGES<br />

230<br />

Abteilung Religionspädagogik<br />

Leitung Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />

Referat I Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />

Kommunikation / Hochschulen<br />

Referat II Thomas Menges (-430)<br />

Gymnasien / Gesamtschulen / Grundsatzfragen<br />

Referat III Dipl.-Theol. Katharina Sauer (-360)<br />

Grund-, Haupt-, Real- und För<strong>de</strong>rschulen / Missio canonica<br />

Referat IV Dipl.-Theol. Andreas von Erdmann (-431)<br />

Berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schulen<br />

Referat V Franz-Günther Weyrich (-424)<br />

Religionspädagogische Ausbildung für hauptamtlich<br />

Pastorale Mitarbeiter/innen und Geistliche<br />

Referat VI<br />

Schulpastoral, Elternarbeit, Verbän<strong>de</strong> (DKV, KED) Dipl.-Theol. Stefan Herok (-430)<br />

Referat VII<br />

Statistik Rainer Ratmann (-386)<br />

Biblio- und Mediothek Rosemarie Hansel (-435)<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Donnerstag 10.00-12.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr. Während <strong>de</strong>r Ferien nach Absprache.<br />

Fragen zu Missio canonica Marianne Roos (-460)<br />

Montag bis Donnerstag 13.30-15.30 Uhr<br />

INFO 36 • 4/2007


Ämter für Katholische Religionspädagogik<br />

im Bistum Limburg (Stand: 01.12.2007)<br />

Frankfurt am Main<br />

Haus am Dom,<br />

Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main<br />

Fon: 069/8 00 87 18 - 3 00; Fax: 069/8 00 87 18 - 3 04<br />

E-Mail: relpaed-frankfurt@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: relpaed-frankfurt.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter/-innen:<br />

Peter Eberhardt , Leiter (-301)<br />

Sabine Christe (-302)<br />

Ute Schüßler-Telschow (-305)<br />

Sekretariat: Rita Merkel (-303)<br />

Waltraud Schäfer (-300)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Mo 16.00-18.00 Uhr, Di 12.30-16.30 Uhr,<br />

Mi 16.00-18.00 Uhr, Do 9.00-12.00 Uhr und<br />

12.30-16.30 Uhr, Fr 9.00-12.00 Uhr.<br />

Während <strong>de</strong>r Schulferien auf Anfrage.<br />

Taunus / Oberursel<br />

Herzbergstr. 34, 61440 Oberursel<br />

Fon: 06171/69 42 -20; Fax: 06171/69 42 -25<br />

E-Mail: relpaed-oberursel@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: relpaed-oberursel.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter/-innen:<br />

Dipl.-Theol. Wolfgang Bentrup, Leiter (- 22)<br />

Dipl.-Theol. Juliane Schlaud-Wolf (-23)<br />

Sekretariat: Renate Fritz (-20)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Mo - Do 11.00-16.00 Uhr.<br />

Während <strong>de</strong>r Schulferien nach Vereinbarung.<br />

Limburg<br />

Roßmarkt 12, 65549 Limburg<br />

Fon: 06431/295 - 367<br />

E-Mail: relpaed-limburg@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: relpaed-hadamar.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter/-innen:<br />

Franz-Josef Arthen, Leiter (-367)<br />

Sekretariat: Heidi Egenolf<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Mo bis Do 10.00-12.00 Uhr, 14.00-16.00 Uhr<br />

Während <strong>de</strong>r Schulferien nach Vereinbarung.<br />

Montabaur<br />

Auf <strong>de</strong>m Kalk 11, 56410 Montabaur<br />

Fon: 02602/6802-20; Fax: 02602/6802-25<br />

E-Mail: relpaed-montabaur@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: relpaed-montabaur.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter/-innen:<br />

Josef Weingarten, Leiter ( - 23)<br />

Sekretariat: Gisela Roos ( - 22)<br />

Biblio- und Mediothek: Gisela Roos ( - 22)<br />

Rita Kurtenacker ( - 22)<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo - Fr 10.00-12.00 Uhr, Mo und Do 14.30-16.30 Uhr.<br />

Während <strong>de</strong>r Schulferien geschlossen.<br />

Wetzlar<br />

Kirchgasse 4, 35578 Wetzlar<br />

Fon: 06441/4 47 79 -18; Fax: 06441/4 47 79-50<br />

E-Mail: relpaed-wetzlar@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: relpaed-wetzlar.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter/-innen:<br />

Franz-Günther Weyrich, Leiter (-20)<br />

Dipl.-Theol. Beate Mayerle-Jarmer (-19)<br />

Sekretariat: Elvira Heinrich, Anne Ruggia (- 18)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Di, Mi und Do 13.00-16.00 Uhr<br />

und nach Vereinbarung.<br />

Wiesba<strong>de</strong>n / Rheingau / Untertaunus<br />

Roncalli-Haus, Friedrichstr. 26-28, 65185 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Fon: 0611/174-112 bis 115; Fax: 0611/174-170<br />

E-Mail: relpaed-wiesba<strong>de</strong>n@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: relpaed-wiesba<strong>de</strong>n.bistum.limburg.<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter/-innen:<br />

Martin E. Musch-Himmerich, Leiter (-113)<br />

Elisabeth Kessels (-112)<br />

Sekretariat: Karin Rebstein-Nissel (-112)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Mo 13.00-17.00 Uhr<br />

Di und Do 10.00-12.00 Uhr und 13.00-17.00 Uhr<br />

und nach Vereinbarung.<br />

Während <strong>de</strong>r Schulferien in <strong>de</strong>r Regel geschlossen.<br />

SONSTIGES<br />

INFO 36 • 4/2007


„Menschen zu gewinnen,<br />

Orte <strong>de</strong>s Glaubens<br />

miteinan<strong>de</strong>r zu erkun<strong>de</strong>n,<br />

bringt Kirche<br />

physisch und gedanklich<br />

auf <strong>de</strong>n Weg.<br />

Aus <strong>de</strong>r Begegnung<br />

mit <strong>de</strong>m geschichtlich<br />

gewachsenen Glaubenszeugnis<br />

die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Glaubensweitergabe<br />

heute und morgen in einem<br />

größeren und gelasseneren<br />

Horizont zu sehen,<br />

ist mystagogische Verkündigung:<br />

Aus Erleben und Mitleben<br />

zum Erzählen und Weitersagen<br />

zu fin<strong>de</strong>n,<br />

stiftet Kommunikation!<br />

INFO<br />

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst<br />

Aus: Glaube braucht Gestalt, Ermutigung zu einer<br />

missionarischen Spiritualität – Kevelaer. 2006.<br />

ISBN 978-3-921221-51-8<br />

ISSN 0937-8162

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