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BEITRÄGE<br />
178<br />
und organisatorisch vor. Der Referent<br />
berichtete z.B. von <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />
Teilnahme muslimischer Imame an solchen<br />
Feiern. Darin liegt bei <strong>de</strong>r staatlichen<br />
Regelschule auch schnell eine<br />
Grenze <strong>de</strong>r Kooperation, da die muslimischen<br />
Gemein<strong>de</strong>n und Moscheen<br />
oft ethnisch geprägt sind und ein Bezug<br />
zu einer konkreten Schule nur<br />
schwer herzustellen ist. Für die<br />
Grundschulen ist zu überlegen, ob<br />
nicht auch kooperationsbereite, „aufgeklärte“<br />
muslimische Eltern in einer<br />
solchen Feier die Rolle <strong>de</strong>s Religionsvertreters<br />
übernehmen können. An einer<br />
weiterführen<strong>de</strong>n Schule kann dies<br />
eventuell auch schon durch ältere<br />
Schüler/-innen selbst geschehen.<br />
Die Vertreter einzelner Religionen<br />
und Konfessionen bringen dann in die<br />
Feier ihren Text, ihr Gebet, ihr Lied, ihre<br />
Gedanken ein. Die Mitglie<strong>de</strong>r ihrer Religion/Konfession<br />
sprechen und singen<br />
eventuell mit. Die an<strong>de</strong>ren hören zu.<br />
Probleme? Für die Grundschule<br />
wur<strong>de</strong> diskutiert, ob man <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
pädagogisch nicht doch mehr Elemente<br />
eines echten „Miteinan<strong>de</strong>rs“ (wie gemeinsames<br />
Beten, Singen, tanzen, etc.)<br />
ermöglichen müsse, um ein ihnen entsprechen<strong>de</strong>s<br />
Erlebnis zu gestalten und<br />
sie mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt auf <strong>de</strong>m puren<br />
Zuhören nicht zu überfor<strong>de</strong>rn.<br />
Es muss geklärt sein, dass die fremdsprachlichen<br />
Elemente nicht <strong>de</strong>m gemeinsamen<br />
Anliegen von Inhalt und<br />
Form <strong>de</strong>r Feier wi<strong>de</strong>rsprechen.<br />
Insgesamt herrschte reges Interesse<br />
und große Nachfrage zu diesem Thema,<br />
aber bisher wenig konkrete Erfahrung.<br />
Der Arbeitskreis wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />
Mehrzahl <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>als</strong> kritische<br />
Ermunterung wahrgenommen, in<br />
diesem Bereich selbst Erfahrungen zu<br />
sammeln. Dafür war man <strong>de</strong>m Referenten<br />
dankbar.<br />
Stefan Herok<br />
Am Anfang war die Uneinigkeit<br />
Rémi Brague<br />
Christen, Ju<strong>de</strong>n und Muslime<br />
haben einiges gemeinsam. Für das<br />
gegenseitige Verständnis ist aber<br />
ein Blick auf die Unterschie<strong>de</strong> hilfreicher<br />
Wenn es um das Ju<strong>de</strong>ntum, das<br />
Christentum und <strong>de</strong>n Islam geht, stößt<br />
man seit einigen Jahren immer wie<strong>de</strong>r<br />
auf folgen<strong>de</strong> Begriffe: „die drei Monotheismen“,<br />
„die drei Religionen <strong>de</strong>s<br />
Abraham“ o<strong>de</strong>r auch „die drei Buchreligionen“.<br />
Häufig wird aus ganz ehrenwerten<br />
Motiven auf diese Bezeichnungen<br />
zurückgegriffen: Sie sollen eine<br />
Gemeinsamkeit, wenn nicht sogar eine<br />
Übereinstimmung wie<strong>de</strong>rgeben. Doch<br />
oft sind diese Bezeichnungen ebenso<br />
f<strong>als</strong>ch wie brisant. F<strong>als</strong>ch sind sie, weil<br />
es <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>r drei Religionen nicht<br />
gerecht wird, wenn man glaubt, sie alle<br />
auf einen Nenner bringen zu können.<br />
Brisant sind diese Begriffe, da sie eine<br />
intellektuelle Bequemlichkeit för<strong>de</strong>rn,<br />
die sich nicht um eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>r Realität bemüht.<br />
Zunächst einmal ist festzuhalten,<br />
dass <strong>de</strong>r Begriff „Monotheismus“ nicht<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Religionen entstan<strong>de</strong>n<br />
ist, son<strong>de</strong>rn ihnen zugeschrieben wur<strong>de</strong>.<br />
Erstm<strong>als</strong> verwen<strong>de</strong>t hat ihn im<br />
17. Jahrhun<strong>de</strong>rt Henry More, ein Theologe<br />
aus Cambridge. „Monotheismus“<br />
ist seit<strong>de</strong>m eher ein philosophischer<br />
<strong>de</strong>nn ein theologischer Begriff. Die<br />
Postulierung eines einzigen Gottes ist<br />
somit nicht unbedingt nur ein religiöses<br />
Phänomen. Man kann einen Gott haben,<br />
ohne sich einer Religion zu verschreiben.<br />
Wie es am Beispiel <strong>de</strong>s<br />
Buddhismus <strong>de</strong>r Fall ist, kann es aber<br />
auch eine Religion ohne Gott geben.<br />
Auch die Bezeichnung „die drei<br />
Religionen Abrahams“ suggeriert eine<br />
einvernehmliche Verständnisgrundlage.<br />
In Wirklichkeit stößt man auf einen<br />
wun<strong>de</strong>n Punkt. Das Ju<strong>de</strong>ntum, das<br />
Christentum sowie <strong>de</strong>r Islam besitzen<br />
allesamt Schriften, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Name<br />
Abraham auftaucht. Im Koran taucht<br />
<strong>de</strong>r Name auf Arabisch in einer abweichen<strong>de</strong>n<br />
Variante auf: Ibrahim. Abraham<br />
ist übrigens nicht die einzige biblische<br />
Person, die alle drei Religionen<br />
gemeinsam haben. Adam, Noah, Josef,<br />
Moses, Jonas tauchen allesamt sowohl<br />
im Alten <strong>als</strong> auch im Neuen Testament<br />
sowie im Koran auf. Während <strong>de</strong>r Koran<br />
auch Jesus und die Jungfrau Maria<br />
erwähnt, tauchen sie in <strong>de</strong>n Offenbarungsschriften<br />
<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums selbstverständlich<br />
nicht auf.<br />
Eine weitere Schwierigkeit stellen<br />
die biblischen Personen dar, die in allen<br />
drei Religionen <strong>de</strong>nselben Namen<br />
tragen. Auch wenn die Namen i<strong>de</strong>ntisch<br />
sein mögen, be<strong>de</strong>utet dies nicht<br />
unbedingt, dass auch die Personen<br />
i<strong>de</strong>ntisch sind. Erst durch die Erzählungen<br />
nehmen sie Gestalt an. Jedoch ist<br />
das, was in <strong>de</strong>n heiligen Büchern <strong>de</strong>r<br />
drei Religionen zu ebendiesen Personen<br />
steht, alles an<strong>de</strong>re <strong>als</strong> einheitlich.<br />
Die Geschichte Josefs ist die einzige,<br />
die <strong>de</strong>r Koran zusammenhängend in <strong>de</strong>r<br />
12. Sure schil<strong>de</strong>rt. Sie nimmt die<br />
Hauptstränge <strong>de</strong>r biblischen Erzählung<br />
auf (Gen 37-50), wobei sie einige Details<br />
aus jüdischen Legen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Midrash,<br />
hinzufügt. Man kann im Groben<br />
dasselbe zur Person Moses sagen.<br />
Vor allem aber unterschei<strong>de</strong>n sich<br />
<strong>de</strong>r Koran und das Neue Testament in<br />
Bezug auf Jesus <strong>de</strong>utlich voneinan<strong>de</strong>r.<br />
INFO 36 · 4/2007