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Arbeitskreis 3 – Was sollen Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Grundschule im<br />
katholischen Religionsunterricht über <strong>de</strong>n Glauben ihrer<br />
muslimischen Mitschülerinnen und Mitschüler lernen?<br />
BEITRÄGE<br />
176<br />
Im dritten Arbeitskreis stand die<br />
Frage im Mittelpunkt, welchen Beitrag<br />
<strong>de</strong>r katholische Religionsunterricht zur<br />
Entwicklung einer religiösen Kompetenz<br />
leisten kann, die nicht nur Orientierung<br />
und Sinnfindung, son<strong>de</strong>rn auch<br />
Welt<strong>de</strong>utungsperspektiven ermöglicht.<br />
Der Religionspädagoge Ulrich Hemel<br />
versteht unter <strong>de</strong>r Eröffnung einer<br />
„Welt<strong>de</strong>utungsperspektive“ 1 die Fähigkeit,<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Religiosität wahrnehmen,<br />
differenzieren, kommunizieren<br />
und sich ausdrücken zu können. Mit<br />
Blick auf eine zunehmend religiös plurale<br />
Gesellschaft be<strong>de</strong>utet dies auch,<br />
über an<strong>de</strong>re gesellschaftlich und kulturell<br />
relevante Religionen grundlegen<strong>de</strong><br />
Kenntnisse zu verfügen. Für <strong>de</strong>n katholischen<br />
Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Deutschland folgt daraus,<br />
dass dieser auch Grundwissen über <strong>de</strong>n<br />
Islam und <strong>de</strong>n Glauben <strong>de</strong>r hier leben<strong>de</strong>n<br />
Muslime vermitteln muss.<br />
Bildungspolitiker formulieren schon<br />
seit längerer Zeit <strong>de</strong>utlich die Erwartung,<br />
dass <strong>de</strong>r konfessionelle Religionsunterricht<br />
einen spezifischen Beitrag<br />
für das interreligiöse und damit<br />
auch interkulturelle Lernen zu leisten<br />
habe. Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r staatlichen<br />
Schulorganisation und –aufsicht<br />
ist das verständlich: Wenn es im grundgesetzlichen<br />
Rahmen keinen religionskundlichen<br />
Unterricht über Religion<br />
gibt, muss <strong>de</strong>r konfessionelle Unterricht<br />
in Religion auch die Binnenperspektive<br />
auf an<strong>de</strong>re Konfessionen und<br />
Religionen eröffnen. Auch die <strong>de</strong>utschen<br />
Bischöfe haben dies jüngst noch<br />
einmal aus kirchlicher Sicht bestätigt,<br />
wenn sie betonen, dass „Der Religionsunterricht<br />
vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen“<br />
vor allem die religiöse Dialogund<br />
Urteilsfähigkeit <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />
und Schüler för<strong>de</strong>rn soll. 2 Weiter heißt<br />
es dort zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen einer<br />
solchen Dialogfähigkeit:<br />
„Zum religiösen<br />
Grundwissen im schulischen<br />
Religionsunterricht<br />
gehören sodann die<br />
Kerninhalte an<strong>de</strong>rer Religionen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums und <strong>de</strong>s<br />
Islam, und Kenntnisse<br />
ihrer religiösen Praxis.“ 3<br />
Was Schülerinnen<br />
und Schüler nun genau<br />
im katholischen Religionsunterricht<br />
<strong>de</strong>r<br />
Grundschule und <strong>de</strong>r<br />
Sekundarstufe I gelernt wer<strong>de</strong>n soll,<br />
haben die <strong>de</strong>utschen Bischöfe in zwei<br />
weiteren Dokumenten, <strong>de</strong>n Kirchliche<br />
Richtlinien für Bildungsstandards im<br />
Fach Katholische Religion, ausführlich<br />
zusammengestellt. 4 <strong>Diese</strong> Richtlinien,<br />
die jene inhaltsbezogene Kompetenzen<br />
für <strong>de</strong>n Religionsunterricht benennen,<br />
die Schülerinnen und Schüler am En<strong>de</strong><br />
eines bestimmten Bildungsabschlusses<br />
beherrschen sollen, sind die kirchliche<br />
Reaktion auf einen Paradigmenwechsel<br />
in <strong>de</strong>r Bildungspolitik, von <strong>de</strong>m<br />
auch <strong>de</strong>r Religionsunterricht betroffen<br />
ist, nämlich <strong>de</strong>r Umstellung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />
Schulsystems von einer an Lehrplänen<br />
orientierten „In-put“-Steuerung<br />
auf eine an Kompetenzanfor<strong>de</strong>rungen<br />
ausgerichteten „Outcome“-Orientierung.<br />
Der Islam wird in <strong>de</strong>n Kirchlichen<br />
Richtlinien im Rahmen <strong>de</strong>s Gegenstandsbereiches<br />
6 „An<strong>de</strong>re Religionen“<br />
abgehan<strong>de</strong>lt. Hier wer<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>ntum<br />
wie Islam in analoger Weise in je drei<br />
inhaltsbezogenen Kompetenzen erschlossen.<br />
Dass Ju<strong>de</strong>ntum und Islam<br />
auf einer Stufe behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, lässt<br />
sich mit Blick auf das spezifische Verhältnis<br />
von Ju<strong>de</strong>ntum und Christentum<br />
zwar hinterfragen, doch entspricht dieses<br />
Glie<strong>de</strong>rung eben <strong>de</strong>r Kategorisie-<br />
Foto: En<strong>de</strong>rs<br />
rung <strong>de</strong>r nichtchristlichen Religionen<br />
durch das katholische Lehramt, wie sie<br />
seit <strong>de</strong>r einschlägigen Konzilserklärung<br />
„Nostra aetate“ (NA) 5 üblich gewor<strong>de</strong>n<br />
ist: Die religionsphänomenologische<br />
Trennlinie verläuft in dieser Erklärung<br />
über das Verhältnis <strong>de</strong>r Kirche<br />
zu <strong>de</strong>n nichtchristlichen Religionen<br />
zwischen <strong>de</strong>n Natur- und Kulturreligionen<br />
<strong>de</strong>s afrikanischen und asiatischen<br />
Raumes auf <strong>de</strong>r einen (NA 2) und <strong>de</strong>m<br />
Islam (NA 3) wie Ju<strong>de</strong>ntum (NA 4) auf<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite – eine Glie<strong>de</strong>rung, die<br />
z. B. auch in <strong>de</strong>r interreligiösen Didaktik<br />
bis heute Gültigkeit behalten hat. 6<br />
Konkret wird im Bereich <strong>de</strong>r inhaltsbezogenen<br />
Kompetenzen gefor<strong>de</strong>rt,<br />
dass die Schülerinnen und Schüler<br />
„wichtige Elemente <strong>de</strong>s muslimischen<br />
Glaubens benennen“ können. Dazu gehören<br />
folgen<strong>de</strong> Einzelkompetenzen:<br />
„Die Schülerinnen und Schüler<br />
– kennen Beispiele muslimischen Lebens<br />
in ihrer näheren Umgebung;<br />
– kennen die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Koran<br />
<strong>als</strong> heiliges Buch <strong>de</strong>r Muslime;<br />
– erklären die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Fastenmonats<br />
„Ramadan“ und <strong>de</strong>s Zuckerfestes<br />
„Ramazan Bayrami“;<br />
– beschreiben Merkmale einer Moschee<br />
<strong>als</strong> Gotteshaus <strong>de</strong>r Muslime;<br />
INFO 36 · 4/2007