Hypnose 1920
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120 Die Bedeutung eines psychotherapeutischen Seminars.<br />
ling eine allgemeine Übersicht über den ihm gebotenen Stoff gewonnen<br />
hat.<br />
Der Dozent wird im Verlaufe der Seminarübungen hierüber<br />
soviel Klarheit gewonnen haben, daß die Prüfung selbst nicht<br />
mehr als eine »offizielle« Bestätigung des vorher gebildeten<br />
Urteils sein wird.<br />
Die praktische Befähigung wird sich durch Vorführung eines<br />
Falles nachweisen lassen, bei welchem der Prüfling zu zeigen hat,<br />
ob er eine Vorgeschichte in psychologischer Art aufzunehmen und<br />
zu entscheiden imstande ist, welche Art der seelischen Behandlung<br />
er für zweckmäßig halten würde. Auf die Prüfung wäre weniger<br />
Wert als auf den ihr vorhergegangenen Unterricht zu legen. Denn<br />
mehr als für irgend einen Zweig der Medizin gilt für die Psychotherapie:<br />
Nur wenige sind auserkoren. Diese werden durch die<br />
Einführung in die medizinische Psychologie,<br />
welche ihnen ungeahnte<br />
Möglichkeiten, welche ihnen die schönste Seite der ärztlichen Kunst<br />
aufdeckt, einen so starken Eindruck und solche Anregung erhalten,<br />
daß die weitere Ausbildung auf diesem Gebiete ihrem Drange, ihrem<br />
eigenen Streben nach Vervollkommnung überlassen bleiben kann.<br />
Ohne Zweifel würden die Vorlesungen und das Seminar auch<br />
für Juristen großen Wert haben.<br />
Ich erwähne nur die Psychologie der Zeugenaussage, die<br />
strafrechtliche Bedeutung der <strong>Hypnose</strong> und Suggestion.<br />
Zwischen Psychologen und Psychopathologen werden sich<br />
gleichen engen und fruchttragenden Verbindungen entwickeln, wie<br />
zwischen den Vertretern der Physiologie und Pathologie.<br />
Die Erkenntnis, daß zur Behandlung des Kranken die eingehendste<br />
Vertrautheit mit den Tätigkeiten des gesunden Körpers<br />
unerläßlich ist, hat sich längst über jeden Zweifel erhoben. Oder<br />
richtiger gesagt: hierüber bestanden niemals Zweifel. Die gleich<br />
bedeutsame Forderung bezüglichdes regelrechten und<br />
regelwidrigen Seelenlebens harrt,fwenn nicht ihrer Anerkennung,<br />
so doch der allgemeinen praktischen Anwendung.<br />
Ich versuche, da mir die Beschäftigung mit der Erscheinungswelt<br />
des gesunden und kranken Seelenlebens so lieb geworden ist,<br />
so bedeutungsvoll erscheint, jene Überschätzung zu vermeiden, welche<br />
leicht eine Folge des Erfolges (in therapeutischer) und eine solche<br />
von Autosuggestionen und »Bewußtseinseinengung« (in wissenschaftlich-kritischer<br />
Beziehung) sein kann. Eine ruhige, vorurteilslose<br />
Prüfung der letzten 10—12 Jahre der deutschen<br />
Geschichte lehrt, welche Wirkungen die Unter-<br />
die