Hypnose 1920
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58 Technik der <strong>Hypnose</strong>.<br />
worben sind, beginnt das praktische Lernen bei einem erfahrenen<br />
Hypnotherapeuten, das durch kein Selbststudium ersetzt werden<br />
kann. Gleichwohl will ich den Versuch machen, so kurz zusammengefaßt,<br />
als dies möglich ist, die Methodik zu beschreiben, welche<br />
ich seit mehr als 20 Jahren angewendet habe. Irgend etwas Neues<br />
wird der in der <strong>Hypnose</strong> Bewanderte nicht erfahren.<br />
Kurze Darstellung der hypnotischen Technik.<br />
A.<br />
Wir wiederholen, worauf bereits aufmerksam gemacht wurde:<br />
Die Vornahme jeder seelischen Behandlung setzt eine genaue Ergründung<br />
und Umgrenzung der Persönlichkeit voraus. Dies wird<br />
durch die Erhebung einer möglichst lückenlosen Vorgeschichte erreicht.<br />
Somit genügt es nicht, die erblichen Verhältnisse, die überstandenen<br />
Kinder- und etwaigen späteren Krankheiten festzustellen,<br />
wir müssen vielmehr einen Einblick in die Kindheits- und Reifungszeit,<br />
in die Lebenserfahrungen und Schicksale, in die Weltanschauung,<br />
in den Umfang des Wissens zu gewinnen versuchen. Durch die<br />
Erforschung der Entwicklung des Seelenlebens, familiärer Konflikte,<br />
Enttäuschungen im Berufe, im Liebesleben erhalten wir Anhaltspunkte<br />
für die Beurteilung des Temperaments, der Willensrichtungen,<br />
der derzeitigen Stimmungslage des Kranken, wir stellen fest, ob<br />
ihn Gewissens- oder Glaubensfragen quälen usw. Nicht allein<br />
lernen wir den Kranken kennen, der Kranke lernt auch uns kennen.<br />
Er empfindet, daß sich eine Brücke von seiner Seele zu der des<br />
Arztes schlägt, er gewinnt Vertrauen.<br />
B.<br />
Die auf diese Weise geschaffene Atmosphäre wird durch<br />
eine weitere seelische Vorbereitung des Kranken verdichtet. Mit<br />
möglichst knappen Worten wird, dem Bildungsgrade des Kranken<br />
entsprechend, auseinandergesetzt, was unter <strong>Hypnose</strong> zu verstehen<br />
sei. Etwaige Einwände und Widerstände werden widerlegt und<br />
überwunden.<br />
(Hier ist<br />
die weise Mitte einzuhalten zwischen zu weitschweifiger<br />
Belehrung« und dem Versuch, blinden Autoritätsglauben erzwingen<br />
zu wollen.)<br />
Im Verlaufe dieser Unterredung werfen wir weitere Blicke in<br />
die Intelligenz, Urteilskraft und Beeinflußbarkeit des Kranken. Dann<br />
beginnt sofort der erste Versuch.<br />
(Im folgenden bedeutet H. = Hypnotiseur,<br />
K. = der Kranke.)