Berlin-Mitte Täglich 10 –18 Uhr www.dhm.de - AFAKTOR
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<strong>Mitte</strong>lalter an Rhein und Ruhr<br />
AufRuhr1225!<br />
27.02. - 28.11.20<strong>10</strong><br />
Alle Fotos: LWL, Motte: LWL/K<br />
Der Mord an <strong>de</strong>m Erzbischof ist <strong>de</strong>r rote<br />
Fa<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>m sich die Ausstellung<br />
„Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen“<br />
entlang orientiert. Sie wur<strong>de</strong> im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
„Kulturhauptstadt Ruhr20<strong>10</strong>“ organisiert und<br />
läuft vom 27. Februar bis 28. November 20<strong>10</strong><br />
im LWL-Museum für Archäologie in Herne.<br />
Das Hauptthema <strong>de</strong>r Ausstellung sind<br />
Burg und Ritter und <strong>de</strong>ren Alltagswelt im<br />
heutigen Raum Rhein / Ruhr. Diese wird<br />
<strong>de</strong>m Besucher <strong>de</strong>r Schau auf 1.500 m2 1225 kommt <strong>de</strong>r Kölner Erzbischof<br />
Engelbert, einer <strong>de</strong>r mächtigsten<br />
Männer <strong>de</strong>s Reiches, während<br />
eines Überfalls bei Gevelsberg im<br />
heutigen Ruhrgebiet gewaltsam<br />
ums Leben. Wie dieser Mord die<br />
ganze Ruhrregion verän<strong>de</strong>rte –<br />
das ist Ausgangspunkt und Leitmotiv<br />
<strong>de</strong>r größten <strong>Mitte</strong>lalterausstellung,<br />
die bisher im Ruhrgebiet<br />
gezeigt wur<strong>de</strong>.<br />
in drei<br />
Ausstellungshallen präsentiert. Die Rahmenhandlung<br />
<strong>de</strong>s Mor<strong>de</strong>s und seiner politischen<br />
Auswirkungen gibt die Themenschwerpunkte<br />
vor. Hierbei gibt es etwa 800 Ausstellungsstücke<br />
wie Waffen, Rüstungen, gol<strong>de</strong>ne<br />
Reli quiare o<strong>de</strong>r Kochgeschirr sowie in einem<br />
Mitmachbereich Nachbildungen zum Anfassen<br />
und Ausprobieren. Zeitlicher Fokus liegt<br />
dabei klar auf <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Mit <strong>de</strong>r<br />
Schlacht von Worringen 1288 wird <strong>de</strong>r Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Ausstellung geschlossen.<br />
Das Konzept <strong>de</strong>s Hauptbereiches <strong>de</strong>r Ausstellung<br />
bietet einen Rundgang entlang <strong>de</strong>r<br />
Außenwän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ausstellungs-Halle. An<br />
<strong>de</strong>n Außenwän<strong>de</strong>n befin<strong>de</strong>n sich die Hin-<br />
Links: Markantes und weithin sichtbares Wahrzeichen <strong>de</strong>r<br />
Ausstellung ist die beispielhafte Rekonstruktion einer kleinen<br />
Motte. Eine Motte ist eine Turmburg aus Holz auf einem<br />
künstlich angelegten Hügel, wie sie in Europa vom 11. bis<br />
ins 14. Jhdt. verbreitet war. Die in Herne aufgestellte kleine<br />
Burg (26 m Höhe, ca. 60 t Gewicht) wird nach Beendigung<br />
<strong>de</strong>r Ausstellung wie<strong>de</strong>r abgebaut und ist schon aus diesem<br />
Grund nicht mit <strong>de</strong>n dauerhaften Installationen wie <strong>de</strong>r<br />
Bachritterburg Kanzach o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Turmhügelburg Lütjenburg<br />
zu vergleichen. Die Veranstalter sehen sie als museumspädagogisches<br />
Mo<strong>de</strong>ll, welches auch nur rudimentär mit Inneneinrichtungen<br />
versehen wor<strong>de</strong>n ist, um die Funktionalität<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Geschosse zu erklären. Nichts<strong>de</strong>stotrotz ist die<br />
eigentliche Konstruktion nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten<br />
erfolgt – wenn auch <strong>de</strong>r Aborterker, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Unrat<br />
in <strong>de</strong>n Innenhof leiten wür<strong>de</strong>, scheinbar eher aus Grün<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Publikumswirksamkeit eingebaut wur<strong>de</strong>.<br />
Der sogenannte Cappenberger Barbarossakopf (2. Hälfte<br />
12. Jhdt.) in Verbindung mit <strong>de</strong>m Grabmal Gottfrieds von<br />
Cappenberg.<br />
tergrün<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r chronologische Ablauf<br />
<strong>de</strong>s Geschehens. Dementsprechend wer<strong>de</strong>n<br />
zum Innenbereich hin, ähnlich wie in Messeboxen,<br />
die einzelnen Themen wie Akteure,<br />
Gerichtsbarkeit, Reisen, Burgenbau, Feh<strong>de</strong><br />
etc. aufgebaut. Problematisch sind hierbei<br />
die durch die „Boxen“ vorgegebenen, recht<br />
engen Räumlichkeiten. Bei größeren Besuchermengen<br />
kann es hier schnell zu Staus<br />
kommen. Auch ist die Struktur manchmal<br />
schlecht nachzuvollziehen. Klischeegemäß<br />
ist <strong>de</strong>r nachgebaute Kerker, <strong>de</strong>r – wie die<br />
Hinweise auf das Vordringen <strong>de</strong>r Feuerwaffen<br />
im Spätmittelalter – anscheinend in je<strong>de</strong><br />
„richtige“ <strong>Mitte</strong>lalterausstellung gehört.<br />
Reliquienbüste <strong>de</strong>s im Zuge <strong>de</strong>r Gegenreformation 1618<br />
kanonisierten Engelbert, entstan<strong>de</strong>n gegen 1500 im Dortmun<strong>de</strong>r<br />
Raum.<br />
Eines <strong>de</strong>r vielen seltenen Einzelstücke: Der „Prankh-Helm“,<br />
ein Kübelhelm aus Österreich (ca. 1350). Die Helmzimier<br />
stammt wahrscheinlich aus <strong>de</strong>m 15. Jhdt.<br />
Es gibt hervorragen<strong>de</strong> Einzelstücke aus<br />
ganz Europa, die an dieser Zeit Interessierte<br />
oft nur aus entsprechen<strong>de</strong>n Publikationen<br />
kennen. Als Beispiele wären <strong>de</strong>r frühe Eisenhut<br />
von Wilnsdorf von ca. 1230 o<strong>de</strong>r die<br />
Runneburg-Gürteltasche zu erwähnen, die<br />
in Ihrem Fundbestand singulär sind. Auch<br />
an<strong>de</strong>re seltene Stücke, wie die Tannenberg-<br />
Büchse, eine italienische Hundsgugel (bei<strong>de</strong><br />
ca. 1400) o<strong>de</strong>r die Handschrift „Bellifortis“<br />
von Konrad Kyser (ca. 1430) wer<strong>de</strong>n ausgestellt.<br />
Hierbei erschließt sich aber – wie<br />
auch bei einigen an<strong>de</strong>ren Ausstellungsstücken<br />
– trotz ihrer Einzelqualität <strong>de</strong>r Sinnzusammenhang<br />
zum 13. Jhdt. nicht unbedingt.<br />
Neben <strong>de</strong>r thematisch orientierten Hauptausstellung<br />
fin<strong>de</strong>n sich die für viele historische<br />
Darsteller interessantesten Stücke rund um<br />
die Alltagskultur im räumlich getrennten<br />
Informationen<br />
LWL-Museum für Archäologie<br />
Europlatz 1, 44623 Herne<br />
<strong>www</strong>.aufruhr1225.lwl.org<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di, Mi, Fr 9-17 uhr, Do 9-19 uhr<br />
Sa, So und feiertags 11-18 uhr<br />
zur Ausstellung gibt es einen ca. 600-seitigen<br />
Katalog: ISBn 978-3-8053-4<strong>10</strong>8-0<br />
(in <strong>de</strong>r Ausstellung 24,95 €, im Han<strong>de</strong>l 39,95 €).<br />
ExPoSItIon<br />
Beeindruckend: das speziell für die Ausstellung gebaute<br />
Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Isenburg bei Hattingen im Maßstab 1:50 mit 6 m<br />
Länge im Mitmachbereich<br />
Mitmachbereich. Unverständlich ist hier die<br />
eher schlechte Ausleuchtung und Präsentation.<br />
Im Begleitprogramm gibt es Führungen,<br />
Kreativseminare und Vorträge. Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong><br />
ähnliche Sorgfalt wie bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r<br />
Ausstellungsstücke nicht auf die Darsteller im<br />
Begleitprogramm (Museumsnacht, Marktspektakel)<br />
gelegt: im Großen und Ganzen bewegt<br />
man sich auf <strong>Mitte</strong>l alter markt-Niveau.<br />
Auf anspruchs volle Living History <strong>de</strong>s<br />
13. Jhdts. darf man hier nicht hoffen.<br />
Fazit: Kein Highlight, doch eine soli<strong>de</strong><br />
Ausstellung mit interessanten Einzel stücken<br />
und manchmal etwas schwer nachvollziehbarer<br />
Struktur. Bei einem Besuch sollte man<br />
auf je<strong>de</strong>n Fall auch die mo<strong>de</strong>rn präsentierte<br />
Dauerausstellung mitnehmen.<br />
tp<br />
Eintritt nur Son<strong>de</strong>rausstellung:<br />
6,00 € Erwachsene<br />
4,00 € Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche (6 bis 17 Jahre)<br />
12,00 € Familien<br />
Kombiticket Dauer- und Son<strong>de</strong>rausstellung:<br />
8,00 € Erwachsene<br />
5,00 € Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche (6 bis 17 Jahre)<br />
17,00 € Familien<br />
Abweichen<strong>de</strong> Preise für Gruppen, Führungen,<br />
in Verbindung mit ÖPnV etc.<br />
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