E-Book_Recruiting_04
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4 | Neue Generationen am Arbeitsmarkt<br />
Kapitel 2<br />
Neue Wertvorstellungen<br />
Die Generation Y stellt den bisherigen<br />
Wertekanon in den Unternehmen völlig<br />
auf den Kopf: Anders als ihre Elterngeneration<br />
ordnen sie ihr Privatleben<br />
nicht mehr bedingungslos ihrem Beruf<br />
unter. Zudem ist sie – als erste Generation<br />
überhaupt – mit dem Internet<br />
aufgewachsen. Echtzeitkommunikation<br />
und Vernetzung sind für sie selbstverständlich.<br />
Damit verbunden ist auch das<br />
Aufbrechen von Zeit- und Ländergrenzen.<br />
Das Internet gewährt ihnen seit<br />
Kindesbeinen an uneingeschränkten Zugriff<br />
auf Wissen und Information. Für ihr<br />
Privatleben haben sie das verinnerlicht,<br />
für ihr berufliches Schaffen ist diese<br />
„Grenzenlosigkeit“ essentiell. Sie wollen<br />
vieles auf einmal: Job und Familie, eine<br />
sinnstiftende Aufgabe und mehrwertbringende<br />
Freizeitaktivitäten.<br />
2.1 Work-Life-Balance oder<br />
Work-Life-Blending?<br />
Work-Life-Balance beschreibt die<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, in<br />
der Regel mittels flexibler Arbeitszeiten.<br />
Deren Ausgestaltung reicht von Gleitzeitmodellen,<br />
bei denen Mitarbeiter ihre<br />
Präsenzzeiten im Büro beispielsweise<br />
variabel den KiTa-Öffnungszeiten anpassen<br />
können, über reduzierte Wochenstunden<br />
bis hin zu Tandem-Konzepten,<br />
bei denen sich zwei Führungskräfte eine<br />
Stelle teilen. Ziel dieses Ansatzes ist es,<br />
ein ausgewogenes Verhältnis zwischen<br />
Berufs- und Privatleben herzustellen –<br />
und mehr Zeit für die Familie oder das<br />
Hobby zu haben.<br />
Auch – oder gerade – die Generation Y<br />
misst ihrem Privatleben hohe Bedeutung<br />
bei. Eine gemeinsame Umfrage von<br />
Washington Post und Harvard University<br />
ergab, dass ausreichend Zeit für Freunde<br />
und Familie für sie zu den wichtigsten<br />
Dingen im Leben gehört. Karriere ist<br />
ihnen zwar wichtig, aber nicht um jeden<br />
Preis. Vielmehr sollten Beruf und Freizeit<br />
gleichberechtigt sein. Wobei auch mal<br />
das eine oder das andere überwiegen<br />
kann. Diesbezüglich streben sie maximale<br />
Unabhängigkeit an. Das Konzept<br />
der Work-Life-Balance entspricht dabei<br />
allerdings nicht ihren Vorstellungen,<br />
denn es zwängt Job und Privates – trotz<br />
aller Freiheiten – in ein starres Korsett.<br />
Es heißt entweder arbeiten – oder sich<br />
um die Kinder kümmern, im Büro sitzen<br />
– oder eine Fahrradtour machen. Die<br />
Generation will aber beides und zwar<br />
gleichzeitig.<br />
Auch weil eine strikte Trennung von<br />
Berufs- und Privatleben heute kaum<br />
mehr realisierbar ist. E-Mails lassen sich<br />
immer und überall lesen. Laut einer<br />
Umfrage von gfu – Consumer and und<br />
Home Electronics greifen 42 Prozent der<br />
Arbeitnehmer in ihrer Freizeit auf ihre<br />
geschäftliche Korrespondenz zu. Dank<br />
webbasierter Zugriffe auf die Unternehmensdaten<br />
wird der Anteil in den nächsten<br />
Jahren noch weiter zunehmen. Wer<br />
aktuelle Umsatzzahlen und Geschäftsentwicklungen<br />
in Echtzeit verfolgen<br />
kann, nutzt diese Gelegenheit sicherlich<br />
auch nach offiziellem Feierabend. Vor<br />
allem dann, wenn er sich während seiner<br />
Arbeitszeit – umgekehrt – auch mal um<br />
Privates kümmert. Lauf gfu-Studie checken<br />
nämlich ebenfalls 42 Prozent der<br />
Mitarbeiter private Mails vom Büro aus.<br />
Freizeit und Arbeit verschmelzen also<br />
immer mehr. Wer trotz aller Mobilität und<br />
Flexibilität versucht, die beiden Welten –<br />
also Arbeiten und Leben – zu separieren,<br />
stößt dabei schnell an Grenzen.