Die Montanuniversität im Dritten Reich - eine Spurensuche
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Als Reaktion darauf begannen<br />
die Korporationen wenig später<br />
damit zu argumentieren, dass „ein<br />
Studium allein noch nicht zur Elite<br />
ausbilde“, sondern dass „wahres<br />
Akademikertum <strong>eine</strong>n besonderen<br />
Ethos und besondere Kompetenzen“<br />
(vgl. oben: „Amtsethos“ und<br />
„Kompetenz“ bei Reitz) erfordere,<br />
die nur innerhalb <strong>eine</strong>r Korporation<br />
vermittelt werden könnten.<br />
[10,11,38]<br />
NACHWORT<br />
Aus den vorliegenden Texten ergeben sich für uns die<br />
folgenden Forderungen:<br />
DIE MONTANUNIVERSITÄT MUSS ENDLICH EINE EHRLICHE UND TIEFGEHENDE<br />
AUFARBEITUNG DER VERGANGENHEIT ZULASSEN UND VORANTREIBEN.<br />
Auch wenn sich heute nur noch wenige Mitglieder von Korporationen<br />
unter den Hochschulangehörigen befinden, erscheint die Kultur an<br />
der <strong>Montanuniversität</strong> nach wie vor geprägt von burschenschaftlichen<br />
Denkweisen. <strong>Die</strong> Scheu, Interessenskonflikte an der Hochschule offensiv<br />
auszutragen und das aufwändige Aufrechterhalten <strong>eine</strong>s Bildes von<br />
Elite und Exklusivität nach außen hin ähnelt sehr dem Verhalten <strong>eine</strong>r<br />
Burschenschaft, welche sich gegen <strong>eine</strong>n „Außenfeind“ zu wappnen sucht.<br />
Weidinger hält dazu fest: „In dieselbe Richtung wirken die Auslegung<br />
von Werten wie Solidarität und Loyalität <strong>im</strong> Sinne des Kritikverzichts<br />
und die Propagierung von ‚Geschlossenheit‘ und ‚geistiger Einheit‘<br />
<strong>im</strong> Angesicht von Außenfeinden und eigener Schwäche. In <strong>eine</strong>m solchen<br />
diskursiven Umfeld steht jede Äußerung von Dissens und Selbstkritik von<br />
vornherein unter Verratsverdacht.“ [10]<br />
DIE LEITUNG DER MONTANUNIVERSITÄT MUSS SICH DEM EINFLUSS RECHTER<br />
GRUPPIERUNGEN ENTZIEHEN.<br />
Beispielsweise hält sie bis dato am Ledersprungabkommen mit den<br />
Korporationen als Organisatorinnen des Ledersprungs fest und ist damit<br />
die einzige Universität in Österreich, welche noch <strong>im</strong> 21. Jahrhundert<br />
ein solch enges Verhältnis mit Studentenverbindungen eingeht. Bedenklich<br />
daran sind nicht nur deren männerbündische Strukturen, sondern auch die<br />
Tatsache, dass sich unter den geladenen Gästen nach wie vor Mitglieder<br />
und „Alte Herren“ deutschnationaler, rechtsextremer Burschenschaften<br />
befinden.<br />
ALLE UNIVERSITÄTSANGEHÖRIGEN SIND AUFGERUFEN, FÜR EIN<br />
PROGRESSIVES UMFELD ZU SORGEN, IN DEM SICH ALLE STUDIERENDEN<br />
WOHLFÜHLEN UND WELCHES WIEDER VERMEHRT RENOMMIERTE<br />
WISSENSCHAFTLER_INNEN NACH LEOBEN LOCKEN KÖNNTE.<br />
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