Die Montanuniversität im Dritten Reich - eine Spurensuche
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TRAUIGER REKORD FÜR LEOBEN:<br />
86% DER STUDIERENDEN WAREN MITGLIEDER DER NSDAP<br />
Mitglied <strong>im</strong> Nationalsozialistischen<br />
Deutschen Studentenbund (NSDStB)<br />
wurden Studierende nicht<br />
automatisch, dazu musste ein<br />
mehrwöchiges Aufnahmeverfahren<br />
durchlaufen werden. <strong>Die</strong> starke<br />
Präsenz der waffenstudentischen<br />
Verbindungen bzw. NSDStB-<br />
Kameradschaften (siehe oben) an<br />
der Montanistischen Hochschule<br />
ist wohl <strong>eine</strong>r der Gründe,<br />
warum die Leobener Hochschüler<br />
den höchsten Organisationsgrad<br />
an den österreichischen<br />
Universitäten aufwiesen. Ganze<br />
86 % der Studierenden waren<br />
Mitglied der NSDAP bzw. <strong>eine</strong>r<br />
ihrer Gliederungen. An den<br />
Technischen Hochschulen in Wien<br />
und Graz waren es 70,3%, an den<br />
Universitäten (Wien, Graz und<br />
Innsbruck) „nur“ 55,6%. Zur<br />
Zeit des Nationalsozialismus<br />
mussten alle Studierenden ihre<br />
„arische“ Abstammung bis zu den<br />
Großeltern und die Ableistung<br />
des Arbeitsdienstes nachweisen<br />
und Mitglied der Deutschen<br />
Studentenschaft werden.<br />
<strong>Die</strong> Studierenden waren zudem<br />
zur Teilnahme an Leibesübungen<br />
verpflichtet, wofür ein eigenes<br />
Institut geschaffen wurde. <strong>Die</strong><br />
NS-Studentenführung konnte<br />
Einspruch gegen die Aufnahme<br />
oder Fortsetzung <strong>eine</strong>s Studiums<br />
erheben und so die akademische<br />
Karriere von nicht-reg<strong>im</strong>ekonformen<br />
Studierenden jäh beenden. Sowohl in<br />
Leoben als auch an der THG wurden<br />
verpflichtende Lehrveranstaltungen<br />
zum Thema Luftschutz abgehalten,<br />
die die Studierenden auf den<br />
Krieg vorbereiten und Interesse<br />
an „kriegswichtigen“ Themen wie<br />
z.B: chemische Kampfstoffe wecken<br />
sollten. [4,14]<br />
<strong>Die</strong> montanistischen Traditionen<br />
wurden in reg<strong>im</strong>ekonformer<br />
Abwandlung weitergeführt. Be<strong>im</strong><br />
Ledersprung 1938, an dem auch<br />
der steirische NS-Multifunktionär<br />
Prof. Armin Dadieu teilnahm, wurde<br />
nicht nach Name, „Stand“, He<strong>im</strong>at<br />
und Wahlspruch gefragt, sondern<br />
„Wer ist dein Führer?“ und „Was<br />
ist dein Bekenntnis?“, worauf der<br />
Springer mit „Adolf Hitler“ und<br />
„Deutschland“ zu antworten hatte.<br />
In s<strong>eine</strong>m nationalsozialistischem<br />
Machwerk über die Leobener<br />
Geschichte lobt Josef Freudenthaler<br />
die „stramm-völkische Gesinnung“<br />
der Leobener und schreibt:<br />
„<strong>Die</strong>ses Bekenntnis konnte eben den<br />
Angehörigen unserer Hochschule<br />
nicht schwerfallen, ist es doch der<br />
Ausdruck jenes aufrechten deutschen<br />
Geistes der hier geherrscht<br />
und der der Anstalt Hass und<br />
Verfolgung bis zur angestrebten<br />
Vernichtung eingetragen hat. Es<br />
war dieses Bekenntnis schon einige<br />
Monate früher abgelegt worden, als<br />
unsere wehrhafte Studentenschaft<br />
feierlich Abschied nahm von ihren<br />
stolzen Farben <strong>im</strong> Geiste der neuen<br />
Volksgemeinschaft.“ [14,15]<br />
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