QF-Kita-Handreichung-2018
Kindergarten....unmöglich
Kindergarten....unmöglich
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PRAXISHILFEN<br />
THEMATISIERUNG VON<br />
GESCHLECHTLICHER UND<br />
SEXUELLER VIELFALT<br />
IN DER ZUSAMMENARBEIT<br />
MIT ELTERN 1<br />
Stephanie Nordt<br />
1 Mit Eltern sind hier – analog zum Berliner Bildungsprogramm für <strong>Kita</strong>s und Kindertagespflege – alle Personen gemeint, die in den Familien<br />
an der Bildung, Erziehung und Betreuung des Kindes wesentlich beteiligt sind. (vgl. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft<br />
[Hrsg.] 2014, S. 49).<br />
↘<br />
Wie schon in der Einführung erläutert wurde,<br />
haben Berliner Kindertageseinrichtungen einen<br />
rechtlichen, fachlichen und politschen Auftrag,<br />
Themen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt<br />
aktv in die frühkindliche pädagogische Arbeit<br />
einzubringen. Eine Übersicht der gesetzlichen und<br />
fachlichen Grundlagen finden Sie auf S. 104 dieser<br />
<strong>Handreichung</strong>.<br />
Doch wie können Sie als Pädagog_innen mit Eltern<br />
darüber ins Gespräch kommen, dass es für Kinder<br />
wichtg ist, schon in der <strong>Kita</strong> etwas über geschlechtliche<br />
und sexuelle Vielfalt zu erfahren? Und wie<br />
können Sie ihnen Vielfalt als umfassenden Ansatz<br />
in der Inklusionspädagogik vermitteln? Wie kann<br />
ein Dialog gestaltet werden, wenn der pädagogische<br />
Auftrag der <strong>Kita</strong> und die Erziehungsvorstellungen<br />
und das Wertesystem der Eltern voneinander abweichen?<br />
Die Beschäftigung mit diesen Fragestellungen erfordert<br />
eine gute Bildungs- und Erziehungspartnerschaft<br />
zwischen pädagogischen Fachkräften und<br />
Eltern. Solch eine Partnerschaft herzustellen und<br />
aufrecht zu erhalten, ist ein zentraler fachlicher<br />
Qualitätsanspruch an Kindertageseinrichtungen,<br />
der wesentlich für die Entwicklung des Kindes ist.<br />
„Zu einer gelingenden Zusammenarbeit zwischen<br />
Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen gehören<br />
der intensive Austausch und die Abstmmung über<br />
Bildungs- und Erziehungsziele, somit auch über<br />
Themen, für die bei den Kindern Aufmerksamkeit<br />
und Interesse erst geweckt werden sollen. (...) Fehlende<br />
Abstmmung dagegen kann zu erheblichen<br />
Konflikten führen – das zeigt sich bei sensiblen<br />
Themen (...) besonders deutlich.“ (Senatsverwaltung<br />
für Bildung, Jugend und Wissenschaft [Berlin]<br />
(Hrsg.), Berliner Bildungsprogramm für <strong>Kita</strong> und<br />
Kindertagespflege 2014, S. 49)<br />
In diesem Kapitel geht es um Fragen, die in den<br />
Fortbildungsveranstaltungen der Bildungsinitatve<br />
Queerformat häufig von <strong>Kita</strong>-Fachkräften und<br />
Leitungen gestellt werden. Es geht dabei nicht vordergründig<br />
und grundsätzlich um die Herstellung<br />
und Gestaltung der Zusammenarbeit mit Eltern.<br />
Zu diesem vielschichtigen Thema gibt es ganz<br />
eigene Publikatonen (vgl. z. B.: ISTA/Fachstelle<br />
Kinderwelten [2016a, 2016b]; Senatsverwaltung<br />
für Bildung, Jugend und Wissenschaft [Berlin]<br />
[2014]; Elke Schlösser [2004]). Im Folgenden geht<br />
es vielmehr um konkrete Anregungen und Argumentatonshilfen<br />
zu Fragen geschlechtlicher und<br />
sexueller Vielfalt, die sich auf die Zusammenarbeit<br />
mit Eltern beziehen.<br />
WIE KANN ICH MICH UND MEIN TEAM<br />
ZU FRAGEN GESCHLECHTLICHER UND<br />
SEXUELLER VIELFALT VORBEREITEN?<br />
Bei geschlechtlicher und sexueller Vielfalt handelt<br />
es sich um Themen, die mit einer langen Diskriminierungsgeschichte<br />
verknüpft sind, die bis in<br />
die heutge Zeit wirkt. Über intergeschlechtliche<br />
Menschen, gleichgeschlechtliche Liebe und transgeschlechtliche<br />
Identtäten wird meistens nicht<br />
sachlich korrekt und emotonal neutral gesprochen,<br />
empfunden und gehandelt. Deshalb ist es für Sie<br />
als pädagogische Fachkräfte nicht nur wichtg, sich<br />
Wissen zu den Themen anzueignen, sondern auch<br />
die eigenen Bilder, Gefühle und Gedanken zu erkunden<br />
und zu reflekteren, die Sie sich im Laufe Ihres<br />
eigenen Lebens als „soziokulturelles Gepäck“ angeeignet<br />
haben. Entwickeln Sie mit Ihrem Team eine<br />
gemeinsame auf Gleichheit und Wertschätzung<br />
basierende Haltung zu den Themen und sichern<br />
Sie sich gegenseitge Unterstützung zu. Dafür ist es<br />
wichtg, im Team Ihre eigenen Unsicherheiten im<br />
Umgang mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt<br />
ebenso wie mit anderen Vielfaltsmerkmalen, die<br />
eine Diskriminierungsgeschichte haben, zu thematsieren.<br />
Reflekteren Sie Ihre eigenen Stereotype,<br />
Vorannahmen und Vorurteile – auch hinsichtlich<br />
lesbisch, schwul, trans- oder intergeschlechtlich<br />
lebender Menschen –, ohne diejenigen zu<br />
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