E_1934_Zeitung_Nr.007
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No 7 - <strong>1934</strong><br />
Sportnachrichten<br />
Ende der Sternfahrt nach Monte Carlo<br />
115 Wagen am Ziel eingetroffen. — Gross artiges Gesamtergebnis der Konkurrenz. —<br />
Glänzender Erfolg der Athen-Fahrer. — Gas-TrSvoux (Hotchklss) Sieger der grossen<br />
Klasse, D. Healey (Triumph) Erster der Kleinwagen. — Gutes Wetter begünstigte<br />
die Fahrt.<br />
Die während den langen Fahrten in<br />
Schnee, Kälte und Dunkelheit heissersehnte<br />
Sonne strahlte mit linder Frühlingswärme<br />
über der Riviera, als am letzten Mittwoch die<br />
Konkurrenten der XIII. internationalen<br />
Sternfahrt nach. Monte Carlo am Ziele eintrafen.<br />
Eine gewaltige Menschenmenge<br />
säumte die Strassen des Kurortes und fand<br />
sich beim Boulevard Albert ler ein, wo sich<br />
der Endpunkt der riesigen, sich über viele<br />
1000 km erstreckenden Fahrt befand. Das<br />
Resultat des diesjährigen Rallyes übertrifft<br />
alle früheren Veranstaltungen bei weitem.<br />
Noch nie konnte ein solches hervorragendes<br />
Ergebnis verzeichnet werden. Von 132 ge<br />
starteten Konkurrenten liefen am Ziel ihrei<br />
beschwerlichen Reise 115 Wagen ein! Nu<br />
17 Fahrer wurden ein Opfer der gewaltigen<br />
Anstrengungen.<br />
Das grossartige Ergebnis der diesjährigen<br />
Sternfahrt wird erst richtig deutlich, wenn<br />
man dieses mit den frühem Zahlen vergleicht.<br />
Während dieses Jahr rund 86 Prozent aller<br />
Gestarteten ihr Ziel erreichten, waren es<br />
letztes Jahr nur 65 Prozent. Im Jahre 1932<br />
war das Verhältnis noch schlechter, da nur<br />
56 Prozent aller Fahrzeuge bis nach Monte<br />
Carlo gelangten. Die diesjährige Veranstal<br />
tung schlägt damit alle Rekorde und darf al<br />
die glänzendste Fahrt seit Bestehen dieser gewaltigen<br />
Konkurrenz betrachtet werden. Zu<br />
diesem Erfolg hat am meisten das Wetter<br />
beigetragen, das während der ganzen Zei<br />
trocken blieb und sich in mittleren Temperaturbereichen<br />
bewegte. Alle Fahrer waren<br />
übereinstimmend mit den angetroffenen<br />
jStrassenverhältnissen zufrieden.<br />
*""* Weitaus am meisten haben die Athenfahrer<br />
überrascht. Von 22 Gestarteten sind nich<br />
weniger als 13 Wagen strafpunktfrei an der<br />
Riviera angelangt. Damit ist das Ergebnis<br />
des Jahres 1932 bei weitem überboten, da<br />
5 Konkurrenten aus Athen strafpunktfrei die<br />
ganze Riesenstrecke von 3786 km zurücklegten.<br />
In der Geschichte der Monte Carlo-<br />
Sternfahrt steht auch dieses neue Resultat<br />
unerreicht da. Unmittelbar nach der Ankunft<br />
in Monte Carlo folgten die traditionellen<br />
Schlussprüfungen auf dem Boulevard Albert<br />
ler, die in einer Beschleunigungsfahrt über<br />
110 m und einer direkt daran anschliessenden<br />
Bremsprüfung über eine möglichst kurze<br />
Distanz bestanden. Diese Schlusskonkurrenz<br />
hatte die Aufgabe, die zahlreichen Ex aequo-<br />
Fäl'e zu entscheiden<br />
Die Athener-Gruppe hat die Spitze der<br />
Resultatliste vollständig belegt. Die 15 angekommenen<br />
Fahrer aus Griechenland be-<br />
•"^tzten auch die 15 ersten Plätze. Bei 13 dieser<br />
Teilnehmer blieb die Punktzahl von 1000<br />
unangetastet; sie erhöhte sich noch mit dem<br />
Ergebnis der Schlussprüfung. Die französische<br />
Mannschaft Gas-Trdvotix auf Hotchkiss<br />
hat sich, wie erwartet, an die erste Stelle<br />
geschwungen. Hotchkiss ist damit zum dritten<br />
aufeinanderfolgenden Male Sieger geworden.<br />
Ein Erfolg, der für sich selbst spricht!<br />
In der kleinen Klasse hat der berühmte englische<br />
Langstreckenfahrer Donald Healey<br />
(Triumph) wieder den ersten Platz erhalten.<br />
Nur die aus Tallinn und Bukarest eingelaufenen<br />
Piloten konnten sich innerhalb der<br />
Liste der besten zwanzig Fahrer noch in den<br />
hintersten Rängen halten. Jedenfalls haben<br />
aber die Athen-Fahrer in diesem Jahr eine<br />
grossartige Revanche über alles Misssreschick<br />
des letzten Jahres gefeiert. Ein solches Ergebnis<br />
hätte auch der kühnste Optimist nicht<br />
erwartet!<br />
Der Fahrtverlauf.<br />
Die Sternfahrt nach Monte Carlo, deren<br />
13. Wiederholung am letzten Mittwoch' zu<br />
Ende ging, ist bis jetzt von keiner andern,<br />
ähnlichen Veranstaltung überboten worden.<br />
Der ganze Rahmen, in dem sie sich jedes<br />
Jahr abspielt, ist ganz einzigartig, und die<br />
Schwierigkeiten und Gefahren, die sich den<br />
Teilnehmern in den Weg stellen, machen<br />
deren Fahrten zu wahren Odysseen des<br />
20. Jahrhunderts. Man stelle sich vor: im<br />
Automobil mitten im tiefsten Winter Tag und<br />
Nacht fahren zu müssen, über abgelegene,<br />
unwirtliche, menschenverlassene Gebiete. Tag<br />
für Tag mussten rund 1000 km erledigt werden,<br />
dabei mit einem Stundenmittel von<br />
40 km/St. Für unsere Verhältnisse mag das<br />
auf den ersten Blick nicht besonders viel erscheinen,<br />
aber dies ändert sich, wenn man<br />
die vereisten, schneeverwehten Strassen<br />
Skandinaviens, Schottlands, Griechenlands,<br />
Rumäniens, Ungarns und Polens in Betracht<br />
zieht. Die letzten 1000 km vor dem Ziel<br />
brachten noch eine Erhöhung des Durchschnittes<br />
auf 50 km/St., so dass auch über<br />
diese Schlussdistanz alles aus Wagen und<br />
Fahrer herausgeholt werden musste. Jeder<br />
einzelne Konkurrent hatte mit allen den<br />
Nachteilen der winterlichen Jahreszeit zu<br />
kämpfen, und die aus dem hohen Norden<br />
kommenden Fahrer mussten 14 bis 16 Stunden<br />
lang dem Lichte ihrer Scheinwerfer folgen.<br />
Die in John O'Groats gestarteten Teilnehmer<br />
hatten die Aufgabe, die ganze englische<br />
Insel in ihrer Längsrichtung zu durchqueren<br />
und mussten dabei Gefahr laufen, auf<br />
den ärgsten Feind des Automobilisten, den<br />
Nebel, zu stossen.<br />
Die diesjährige Sternfahrt war, wie erwähnt,<br />
vom Wetter sehr begünstigt. Sie hat<br />
aber auch so noch überaus viele Schwierigkeiten<br />
gebracht, die den Fahrern unendlich<br />
zu schaffen machten. Sprach man nach der<br />
Ankunft in Monte Carlo mit den Konkurrenten,<br />
die durch die tagelangen Anstrengungen<br />
beinahe Wilden glichen, so konnte man von<br />
den Routiniers dieser Prüfung immer wieder<br />
hören, wie leicht die Sache diesmal gewesen<br />
sei. Die Neulinge drückten hingegen ihre<br />
Ueberzeugung aus, einer besonders schweren<br />
Konkurrenz beigewohnt zu haben. Ob eine<br />
solche Fahrt nach Monte Carlo im Verhältnis<br />
als leicht erscheint oder nicht, Hindernisse<br />
bietet sie in jedem Jahr mehr als genug. Die<br />
Konkurrenten, die ihre Wagen glücklich bis<br />
ans Ziel brachten, dürfen stolz auf ihre<br />
Leistungen sein, und die Firmen, deren<br />
Maschinen siegten, auf ihre Produkte, die<br />
einer solchen Gewaltsanstrengung gewachsen<br />
waren.<br />
Auch jetzt ist es noch immer nicht leicht,<br />
über den Fahrtverlauf ein eindeutiges Bild<br />
zu geben. Von den Zurückgebliebenen ist<br />
meist noch nichts zu hören, da diese noch<br />
irgendwo in einer weltabgelegenen Ecke<br />
Europas stecken. Man weiss auch meist nur<br />
aus Erzählungen von anderen Konkurrenten,<br />
auf welche Weise diese Pechvögel um ihre<br />
Chancen gekommen sind.<br />
Die eigentliche Sensation der diesjährigen<br />
Konkurrenz stellt der glänzende Erfolg der<br />
Athen-Fahrer dar, von denen nicht weniger<br />
als 13 von 22 Gestarteten in Monte Carlo<br />
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strafpunktlos eintrafen. Auch der kühnste<br />
Optimismus hätte nicht ein solch erstaunliches<br />
Ende dieses Versuches erwarten lassen,<br />
dem man erst nur mit Bangnis entgegensah.<br />
Denn nur zu gut steht noch die Katastrophe<br />
des letzten Jahres in Erinnerung, wo<br />
sämtliche Teilnehmer aus Athen und Bukarest<br />
unter geradezu lebensgefährlichen Umständen<br />
in den furchtbaren Schneemassen des<br />
östlichen Europas hängen blieben. Wenn auch<br />
unbedingt die grosse Leistung der Konkurrenten<br />
und der Wagen anerkannt werden<br />
muss, so darf doch nicht übersehen werden,<br />
dass zu diesem Erfolg bis zu einem gewissen<br />
Teil auch der Zufall beigetragen hat. Bei<br />
anderen Witterungsverhältnissen wäre es<br />
auch diesen tapfern Fahrern wahrscheinlich<br />
.unmöglich gewesen, auf den schlechten Wegen<br />
des Balkans schnell genug vorwärts zu<br />
kommen.<br />
In Athen brachen von 25 Gemeldeten zur<br />
Zeit 22 Konkurrenten auf. Von ihnen erreichten<br />
17 Saloniki, zwei fielen schon bei Larissa<br />
aus, nämlich Mme Schell auf Talbot und<br />
Bryde auf Austin. Die Mannschaften Symons-<br />
Scott auf Hudson-Essex und Regresse auf<br />
Citroen mussten bei Saloniki die Waffen<br />
strecken. Die Konkurrenten trafen auf dieser<br />
Strecke hohen Schnee und stark vereiste<br />
Strassen an. Ausserhalb Saloniki wurden die<br />
Routen von Militär bewacht, um die Sternfahrer<br />
vor Ueberfällen durch Räuberbanden<br />
zu schützen. In Sofia trafen noch 15 Wagen<br />
ein. Die Fahrer Sifflet auf Ariese und Lord<br />
de Clifford hatten in der Nähe der griechischbulgarischen<br />
Grenze die Schwierigkeiten<br />
nicht mehr zu überwinden vermocht. In Belgrad<br />
Hefen alle Wagen zur richtigen Zeit ein<br />
nur Marin-Scordell auf Mathis musste mit<br />
50 Punkten bestraft werden. Auch Wien<br />
wurde von den 15 Wagen glücklich erreicht.<br />
In München wurden Chazel auf Peugeot<br />
mit 11 und Ridley auf Triumph mit 3 Punkten<br />
bestraft. Damit reduzierte sich die Zahl der<br />
Strafpunktfreien auf dreizehn. Auch Strassburg<br />
wurde ohne Verspätung passiert, und<br />
von hier an entfaltete sich unter den Athen-<br />
Fahrern ein erbitterter Kampf um den Sieg.<br />
Jeder bemühte sich aufs Sorgfältigste, keinerlei<br />
Punktverluste mehr zu erleiden, damit<br />
er mit grossen Chancen noch die Brems- und<br />
Beschleunigungsprüfung erledigen konnte.<br />
Die Athen-Fahrer scheinen vor allem durch<br />
den Umstand, dass eine trockene Witterung<br />
herrschte, zu Erfolg gekommen zu sein.<br />
Am meisten Schwierigkeiten bietet erfahrungsgemäss<br />
neben der Athener Route die<br />
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Strecke Bukarest—Monte Carlo. Sie wurde<br />
in diesem Jahr von neun Konkurrenten bestritten.<br />
Der erste Kontrollort Jassy wurde<br />
von allen neun Fahrern erreicht. Nur der<br />
Deutsche Graf auf Steyr und der Italiener<br />
Joanidi auf Lancia erhielten Strafpunkte. In<br />
Lemberg fielen diese beiden Konkurrenten<br />
dann aus, und der Engländer Brown auf Riley<br />
wurde weiterhin mit Strafpunkten belegt.<br />
Einige Fahrer, die ursprünglich in Bukarest<br />
starten wollten, verlegten ihre Abfahrt nachträglich<br />
nach Lemberg und Warschau. In<br />
Krakau erhielt Stenfeldt auf Ford 227 Punkte<br />
aufgesälzen. Prag erreichten die Fahrer alle<br />
innerhalb der notwendigen Frist, und auch<br />
Westeuropa durchfuhren sie, ohne dass sich<br />
weitere Veränderungen ergaben.<br />
In Umea starteten 24 Wagen, die, nur mit<br />
einer Ausnahme, alle innert notwendiger<br />
Frist Stockholm erreichten. Black auf Hudson-Essex<br />
fiel bei der Kontrolle von Sundsvall<br />
aus, und Sebag-Montefiore auf Frazer-<br />
Nash wurden 162 Punkte aufnotiert. 21 Fahrer<br />
trafen zur richtigen Zeit in Hamburg ein.<br />
Brüssel erreichten wieder alle ohne Verspätung,<br />
nur der Engländer Hole auf Singer<br />
wurde nicht mehr gesehen.<br />
In Stavanger brachen 16 Konkurrenten zu<br />
ihrer langen Reise auf, von denen alle glücklich<br />
Christiansund passierten. In Oslo wurden<br />
Kingsley-Scott auf Triumph und Hansberger<br />
auf Mathis mit 12 resp. 23 Punkten<br />
bestraft. Alle Fahrer kamen innerhalb verlangter<br />
Frist nach Helsingborg, Kopenhagen<br />
und Hamburg. In Hannover wurden noch 16<br />
Wagen aus Stavanger notiert, in Brüssel<br />
noch 15. Der Wagen der Mannschaft Ruth-<br />
Paasche auf Ford wurde hier nicht mehr<br />
bemerkt.<br />
In Tallinn traten von 21 gemeldeten Piloten<br />
18 zur Abfajhrt an. Die Kontrolle Riga<br />
wurde von 17 Wagen strafpunktfrei passiert,<br />
nur van Marken auf Talbot erhielt eine Busse<br />
von 180 Punkten. In Königsberg fehlten Frl.<br />
Luzeaux auf Citroen und Graf von Platen<br />
auf B. M. W. In Paris und Monte Carlo behauptete<br />
sich eine Zeitlang hartnäckig das<br />
Gerücht, dass Vasselle auf Hotchkiss, der<br />
Sieger der beiden letzten Jahre, in Königsberg<br />
ausgefallen sei. Erst nachträglich stellte<br />
es sich heraus, dass es sich dabei um eine<br />
Falschmeldung gehandelt hatte. Warschau<br />
durchfuhren die aus Tallinn kommenden Wagen<br />
wieder zur richtigen Zeit. In Berlin fehlten<br />
Michez auf Alfa Romeo und Schirmer<br />
auf Itala. Die 13 übrigbleibenden Fahrer<br />
konnten Hannover ohne Strafpunkte passieren.<br />
Das schottische Fischerdorf John O'Groats<br />
wurde von 25 Engländern als Ausgangspunkt<br />
gewählt. Alle erreichten ohne Bestrafungen<br />
Aberdeen und Glasgow. Erst in Harrogate<br />
wurden fünf Piloten mit kleineren Punktzahlen<br />
betraft, darunter auch Montagua Johnston«<br />
auf Triumph.<br />
In den üb-igen Startorten Aberdeen, Valenca,<br />
Glasgow, Palermo, Kopenhagen, London,<br />
Berlin, Boulogne s/M, Amsterdam id<br />
Madrid trafen nur ganz wenige Fahrer zum<br />
Starte zusammen. Sie hatten zum voraus<br />
-eine Aussicht auf einen ersten Platz. Dte<br />
übrigens in Valencia aufbrechen, hatte dann<br />
aber bei ihrer Hinfahrt in Spa:.ien einen<br />
Unfall und konnte deshalb nicht rechtzeitig<br />
in Valencia eintreffen. Die meisten Piloten<br />
dieser kleineren Strecken absolvierten ihre<br />
Reise ohne grosse Schwierigkeiten, einzelne<br />
brachten es immerhin fertig, auch auf ihrer<br />
relativ kurzen Route noch Strafpunkte zu<br />
ernten.<br />
D Q»<br />
DIE RESULTATE<br />
Klasse Über 1500 ccm.<br />
1. Gat-Trevoux (Hotchkiss 3485 ccm), 1013,73<br />
Punkte, Startort Athen.<br />
2. M. Cha»vierre - Lanciano (Chenard-Walker 3600<br />
ccm), 1012,41 Punkte, Startort Athen.<br />
3. F. de Ribeirn- F>rr»lrfi (« I J»> I '