E_1936_Zeitung_Nr.061
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NO 61<br />
DIENSTAG. 28. JULI <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 3<br />
Sportnachrichten<br />
Der Grosse Preis von Deutschland<br />
Grandioser Doppelsieg der Auto-Union mit Rosemeyer auf dem<br />
ersten und Stuck auf dem zweiten Platz. — Brivio rettet auf dem<br />
8-Zylinder-Alfa-Romeo den dritten Rang für sich. — Mercedes 1<br />
Rennpech. — Auch Nuvolari ausgeschieden.<br />
(Eigener Bericht der Automobil-Revue)<br />
Nach dem bisherigen Verlauf der Rennsaison<br />
<strong>1936</strong> kam dem Grossen Preis von<br />
Deutschland, der am vergangenen Sonntag<br />
auf dem Nürburgring die Creme der europäischen<br />
Klassenfahrer vereinigte, insofern<br />
eine besondere Bedeutung zu, als er Aufschhtss<br />
darüber geben sollte, wie sich die<br />
weitere Entwicklung der Dinge im internationalen<br />
Rennspori gestalten werde, nachdem<br />
in den vorangehenden Monaten Auto-Union,<br />
Mercedes und Alfa Romeo je zwei Siege gelandet<br />
hatten, das grosse Ringen somit gewissermassen<br />
zu pari stand. Deutschland<br />
oder Italien, das war hier die Frage. Nun,<br />
das Rennen endete mit einem klaren Triumph<br />
der deutschen Farben. Die Auto-Union belegt<br />
mit Rosemeyer und Stuck den ersten<br />
und zweiten Platz, feierte also einen überzeugenden<br />
Doppelsieg.. Für einmal ist der<br />
Ansturm der Italiener abgewiesen. Aber so<br />
schnell werden sie sich nicht geschlagen geben<br />
und erst der Abschluss der, Saison im<br />
September wird ein endgültiges Urteil über<br />
die Situation erlauben. Der Kampf geht also<br />
weiter, verbissener und hartnäckiger wahrscheinlich<br />
denn je.<br />
Damit allerdings soll der Sieg der Auto-<br />
Union nicht im allermindesten geschmälert<br />
werden. Im Gegenteil: er ist um so höher<br />
zu veranschlagen, als er eine Schlacht krönte,<br />
die mit einer Erbitterung sondergleichen<br />
tobte und die auf der ganzen Linie mit dem<br />
atzten Einsatz der Kräfte geführt wurde.<br />
Davon vermitteln die geradezu phantastisch<br />
zu nennenden, noch nie dagewesenen Zeiten<br />
einen Begriff. In einer derart mörderischen<br />
Auseinandersetzung die beiden ersten Ränge<br />
an sich zu reissen — und mit was für einer<br />
magistralen Sicherheit und Überlegenheit! —<br />
ist ein verdienter Erfolg, an dem es nichts<br />
zu kritteln und zu nörgeln gibt.<br />
Die Auto-Union hatte am 26. Juli einen<br />
ihrer ganz grossen Tage. Vier Wagen am<br />
Start, vier Wagen am Ziel nach 503 km<br />
schwerster Fahrt, die von Mann und Wagen<br />
Letztes verlangt, das spricht für sich. Damit<br />
haben die Zschopauer Werke bewiesen, dass<br />
sie voll am Posten sind und dass ihnen bei<br />
den kommenden Grosskämpfen in Pescara,<br />
in Bern und in Monza erste Aussichten eingeräumt<br />
werden müssen. Wie die Uhrwerke<br />
frassen die « Silberfische » die Kilometer herunter.<br />
Keine Störung,, kein Defekt hielt sie in<br />
'hrem Lauf auf. Und dabei wurde, wie bereits<br />
angedeutet, das Rennen in einem Tempo<br />
gefahren, bei dem alle bisherigen Rekorde<br />
wie Kartenhäuser rfnsich zusammenbrachen.<br />
Beweis: Rosemeyers Durchschnitt über die<br />
501 km .028 steht mit 131,6 km um 1,3 km<br />
höher als die schnellste Runde, welche Brauchitsch<br />
beim Training zum internationalen<br />
Eifelrennen am 14. Juni auf sein Konto<br />
brachte. Ueberhaupt: Rosemeyer, der Held<br />
des Tages ! Dass in diesem blonden Jungen<br />
ein glänzendes Fahrertalent steckt, das<br />
wusste man. Dass er aber heute schon, zwei<br />
Jahre erst nachdem er vom Lager der Motorradfahrer<br />
in die Rennmannschaft der Auto-<br />
Union hinübergewechselt hatte, mit zu den<br />
Spitzenkönnern, zu den Koryphäen des Autorennsportes<br />
gezählt werden muss, das hat er<br />
am Sonntag gezeigt, und zwar in einer Art<br />
und Weise, deren Eindruck sich niemand zu<br />
entziehen vermochte. Gegen ihn war schlechterdings<br />
kein Kraut gewachsen, er verfügt<br />
heute über eine Renntechnik, womit er sich<br />
den «alten » Routiniers würdig an die Seite<br />
stellt.<br />
Das Missgeschick und Pech, das Mercedes<br />
in letzter Zeit verfolgte, ist der Untertürkheimer<br />
Firma auch im Grossen Preis von<br />
Deutschland treu zur Seite geblieben. .Einmal<br />
mehr musste sie die x bittere Wahrheit schlukken,<br />
die in dem Wort steckt, dass kleine Ursachen<br />
grosse Wirkungen haben.<br />
Erst die Sache mit dem Unglücksraben<br />
Am Doryierstagmorgen hat das offizielle Training<br />
auf der Nordschleife des Nürburgrings beV<br />
gönnen. Zu Tausenden und Abertausenden strömten<br />
die Rennbegeisterten aus nah und fern herbei.<br />
Sie alle sahen den Donnerstagresultaten mit<br />
um so grösserer Spannung entgegen, als man<br />
wusste, daes der Auto-Union-Fahrer Bernd Rosemeyer,<br />
der eben von seiner kurzen Hochzeitsreise<br />
zurückgekehrt war, am Mittwoch eine Runde<br />
in der phantastischen Zeit von 10' 8" hinter<br />
eich gebracht hatte, was eine Verbesserung<br />
des Rundenrekordes um nicht mehr<br />
als 24 Sekunden bedeutete. Auch Stuck war mit<br />
10' 18" hinter dem Rekord zurückgeblieben. Mercedes-Benz<br />
entwickelte am Donnerstag die gr"össte<br />
Aktivität. Die Fahrer der Untertürkheimer Firma<br />
schienen ganz darauf bedacht zu sein, die von der<br />
Auto-Union aufgestellten Zeiten weiter zu drücken,<br />
was denn auch Caracciola, sowie von Brauchitsch<br />
gelang. Der Erste drehte in 10' 3" bei einem<br />
Durchschnitt von 136,2 km/St, und Manfred benötigte<br />
ebenfalls nur 10' 5". Rosemeyer selbst kam<br />
an seine Bestzeit mit 10' 6' nicht mehr heran. Auch<br />
die übrigen Mercedes-Benz-Leute waren verblüffend<br />
schnell, wurden doch beim Nachwuchsfahrer<br />
Lang 10' 10" und bei Chiron 10' 16" registriert,<br />
während für Stuck 10' 25", für Delius 10' 35", für<br />
Fagioli 10 36", und für Sommer 12' 54" angegeben<br />
wurden. Brivio und Dreyfus erschienen vorerst mit<br />
den beiden 8-Zylinder-Alfa auf der Arena. Während<br />
Dreyfus als schnellste Zeit 10' 43" erreichte,<br />
egalisierte Brivio mit 10' 34" und 10' 32" den<br />
Rundenrekord des vergangenen Jahres; Nuvolari<br />
selbst war in Adenau noch nicht eingetroffen.<br />
Die Fahrer äueserten sich samt und sonders<br />
dahin, dass der Nürburgring seit dem Eifelrennen<br />
bedeutend schneller geworden sei. Man hatte don<br />
Streckenbelag schon auf den 14. Juni teilweise verbessert;<br />
der Teer war aber an mehreren Stellen<br />
noch zu weich gewesen, so dass er leicht unter den<br />
Rekordzelten im Training.<br />
von Brauchitsch, der mit der Spitze davon<br />
ging, um schon nach der ersten Runde durch<br />
Bremsschwierigkeiten in aussichtslose Position<br />
zurückgeworfen zu werden, dann der<br />
stupide ölpumpendefekt, dem Caracciola, an<br />
dritter Stelle liegend, in der 5. Runde zum<br />
Opfer fiel, und schliesslich — weil aller « guten<br />
» Dinge doch drei sein müssen — noch<br />
der zwar glimpflich abgelaufene Sturz Chirons.<br />
Wahrlich, ein vollgerüttelt Mass an bitteren<br />
Enttäuschungen. Das^Glück (denn etwas<br />
Glück gehört auch bei den Autorennen mit<br />
dazu) scheint sich von Mercedes abgewendet<br />
zu haben. Aber noch bleibt hinlänglich Gelegenheit<br />
zur Revanche.<br />
Dass Alfa Romeo ein durchaus ernst zu<br />
nehmender Gegner ist, hat der Sonntag einmal<br />
mehr bewiesen. Solange Nuvolari mit<br />
dabei war, musste mit ihm gerechnet werden.<br />
Dreyfus allerdings vermochte mit dem zweiten<br />
12-Zylinder nie in den Kampf einzugreifen,<br />
weil ihm Kerzenschwierigkeiten andauernd<br />
zu schaffen machten. Dafür hielt Brivio<br />
auf dem Achtzylinder durch und rettete mit<br />
seiner Regelmässigkeit noch den 3. Platz für<br />
die italienische Marke. Maserati dagegen<br />
hatte in dieser illustren Gesellschaft nicht<br />
viel zu bestellen;-an Schnelligkeit kommen<br />
seine Wagen weder an die deutschen noch<br />
an Alfa Romeo heran. ,<br />
Rädern wegrutschte. Natürlich i»t auch in den<br />
Fabriken während der letzten fünf Wochen emsig sieht, mit welcher Umsicht, Gründlichkeit und (minutiöser<br />
Exaktheit die Deutschen ihre Vorberei-<br />
an der Ausbesserung der Strassenlage der verschiedenen<br />
Maschinen gearbeitet worden, was die tungen durchgeführt haben. Sie wissen, um was<br />
Bürresheim, etwas abseits der grossen Strasse zwischen<br />
dem Grün steiler Talhänge gelegen, ein herr-<br />
wesentlich erhöhten Geschwindigkeiten erklärt. es geht. Und sie handeln danach. Dass die Wagen<br />
Auch am Freitag herrschte auf der Rennstrecke<br />
im Lauf der letzten paar Wochen um ein gut Stück<br />
wieder Hochbetrieb. Die Fxjuipen stellten sich dem schneller geworden sind, spiegelt sich, auch dem<br />
Rennleiter in globo, zumal auch Nuvolari und Severi<br />
von der Scuderia Ferrari zu ihren Stallgefährten<br />
gestossen waren. Nuvolari startete mit dem<br />
Zwölf-Zylinder-Alfa-Romeo und fuhr nacheinander<br />
10' 24", 10' 17" und schliesslich 10' 14". Brivio<br />
und Dreyfus fuhren schneller als am Vortage und<br />
erreichten beide 10' 28" (mit dem 8-Zylinder-Alfa).<br />
An Stelle des plötzlich erkrankten Varzi trat der<br />
Auto-Union-Ereatzfahrer Hasse. Die Bestzeiten des<br />
Mittwoch und Donnerstag wurden nicht mehr herausgeholt,<br />
immerhin brachten es die meisten Konkurrenten<br />
unter die letztjährige Rekordzeit. Es<br />
wurden registriert: von Brauchitsch 1O'~O9"; Nuvolari<br />
10' 14", Caracciola 10' 15". Stuck 10 1 20",<br />
Lang 10' 22", Brivio und Dreyfus 10' 28", Chiron<br />
10' 35", Hasse 10' 42", Delius 11', Fagioli 11' 01",<br />
Trossi und Zehender 11" 06". Seaman 12', »<br />
Das Samstags-Training.<br />
Man könnte nicht behaupten, dass die letzte<br />
Trainingsgelegenheit nach Noten ausgenützt worden<br />
wäre. Was die Zuschauer vorgesetzt kriegten,<br />
ist ein hinlänglich flauer Betrieb. Zum grossen<br />
Teil begnügten sich die Fabriken und Rennställe<br />
mit kurzen Probegalopps, wobei nur noch Einzelheiten<br />
geprüft und wenn nötig verbessert werden.<br />
Denn die Wagen sind soweit fit, dass es praktisch<br />
nichts mehr daran herumzulaborieren gibt. Jedenfalls,<br />
auf Spitzengeschwindigkeit wird kaum mehr<br />
gefahren, hat man doch schon am Vortag die Wagen<br />
nach dieser Richtung hin gründlich ausprobiert.<br />
Und mit welchem Erfolg! So bleibt es heute<br />
in der Regel bei 2—3 Trainingsrunden, wobei der<br />
Wagen noch seinen letzten Schliff erhält. Das<br />
trifft auf Auto Union, Mercedes und Alfa Romeo<br />
zu. Die beiden deutschen Firmen lassen nochmals<br />
alle ihre Fahrer zu kurzen Gastspielen antreten,<br />
währenddem bei Alfa der campiononissimo Nuvolari<br />
sich damit zufrieden gibt, bei den Boxen zu<br />
erscheinen, ohne sich indessen ans Lenkrad zu<br />
setzen. Dagegen zeichnet sich Dreyfus durch eine<br />
gewisse Beharrlichkeit aus. Auch Severi und<br />
Brivio drehen mehrere Runden. Von den Einzelfahrern<br />
machen einzig Wimille und Zanelli ihre Aufwartung.<br />
Der Spanier soll übrigens, wie uns sein<br />
Mechaniker sagte, den Wa.gen des Schweizers<br />
Ruesch fahren.<br />
Mercedes schickt natürlich sein <strong>1936</strong>-Modell ins<br />
Feuer, das gegenüber dem letztjährigen etwas<br />
kürzer geworden ist und dessen Schwerpunkt tiefer<br />
liegt. Nach der ersten Saisonhälfte, welche der<br />
Untertürkheimer Firma einige Enttäuschungen bescherte,<br />
hat der Wagen — die Pause seit Budapest<br />
gestattete das ohne weiteres — bedeutsame Aenderungen<br />
erfahren, die bei umfassenden Versuchen<br />
auf dem Nürburgring ihre Feuerprobe zu bestehen<br />
hatten. Zum gleichen Zweck nahm auch die Auto<br />
Union einen längeren Aufenthalt in der Eifel. Man<br />
Laien fasslich, in den Trainingszeiten vom Freitag<br />
wieder, wobei der Mercedesfahrer Lang den Vogel<br />
abschoss. Bis zu 20 Sekunden wurde dabei der von<br />
Brauchitsch im Eifelrennen dieses Jahres aufgestellte<br />
Rundenrekord unterboten. Das spricht für<br />
sich. Und verspricht allerhand für morgen. Dass,<br />
die bisherigen Bestzeiten fallen werden, ist soviel<br />
wie eine ausgemachte Sache, musste der den Vorwurf<br />
der Naivität einstecken, der glaubt, der<br />
Rekord über die Gesamtdistanz werde nur «proportional»<br />
verbessert. 501 km sind immerhin eine<br />
Distanz und obendrein zählt der Nürburgring mit<br />
zu den schwersten Pisten unseres Kontinents, die<br />
an Mann und Maschine ungeheure Anforderungen<br />
stellt.<br />
Dass es hart auf hart gehen wird, darüber<br />
herrscht auch im Lager der Rennkanonen nur<br />
eine Meinung. Und es wäre vollkommen müssig,<br />
irgend eine Prognose in die Welt setzen zu wollen,<br />
wer das Rennen «machen» wird Bei der Ausgeglichenheit<br />
der Kräfte zwischen den drei führenden<br />
Firmen Alfa, Auto Union und Mercedes,<br />
von denen eine jede ihr letztes daran setzen wird,<br />
die Partie zu gewinnen, kann sehr wohl der Fall<br />
eintreten, dass sich der Ausgang der »Schlacht»<br />
erst in der letzten Runde, vieleicht sogar in den<br />
letzten Hundert Metern entscheidet. Kurz, die Situation<br />
ist vollkommen offen und erst der morgige<br />
Tag wird lehren, wer seinen Namen als Sieger<br />
ins goldene Bu;h des Grossen Preises von Deutsohland<br />
einträgt Die Situation ist offen wie schon<br />
lange nicht me*tir und damit gewinnt der Grand-<br />
Prix-Autorennsport sein volles Interesse zurück,<br />
weil die «glorious uncertainity of sport» wieder<br />
in ihre Rechte tritt. Wie wird d_er Sieger heissen?<br />
Lassen wir das Orakeln, lassen wir die mehr oder<br />
weniger unfehlbaren Tipps — und warten wir ab,<br />
was der morgige Tag in seinem Schosse birgt.<br />
Das Drum und Dran.<br />
Adenau, 25. Juli <strong>1936</strong>.<br />
Samstagnachmittag, am Vorabend des Grossen<br />
Preises von Deutschland. Adenau, sonst ein stilles<br />
Städtchen, ist vom Fieber gepackt. Tausendfach verstärkt<br />
rast das Leben durch die Strasse. Motorengeräusch<br />
erfüllt die Luft, ununterbrochen fast rollt<br />
und zischt eine Schlange von Wagen, Motorrädern,<br />
gigantischen Autobussen zwischen den Häuserzeilen.<br />
Velofahrer mischen sich in Schwärmen darun*<br />
ter. Einzeln, paarweise, in Trupps und ganzen Kolonnen<br />
strömt Fussvolk, bewaffnet mit Köfferchen,<br />
Decken, Rucksäcken und Tornistern, mit ganzen<br />
Haushaltungsausstattungen dem Nürburgring entgegen.<br />
Zeltbahnen, Kochgeschirre, Feldflaschen,<br />
kurz alles, was sich eine bewegte Phantasie nur vorstellen<br />
kann, werden mitgeführt. Das Camping wird<br />
heute nacht Triumphe feiern. Und die Schlaflosigkeit<br />
auch, denn bei diesem Betrieb, bei solchem<br />
Spektakel, der da durch die Hauptstrasse gröhlt<br />
und flutet, ist wohl kaum daran zu denken, dass<br />
es gelingen wird, auch nur vorübergehend ein Auge<br />
zuzumachen. Unglaublich, kaum fassbar für uns,<br />
was für eine Völkerwanderung das Rennen auslöst.<br />
Dreihunderttausend zum mindesten werden erwartet.<br />
Stellen auch die Deutschen dabei naturgemäss<br />
das Hauptkontingent, so lockt der Kampf der Asse<br />
des Volants auch Scharen von Ausländern herbei,<br />
namentlich aus dem Norden und Westen. Zahlreich<br />
sind unter den Wagen die Holländer, Belgier und<br />
sogar die Dänen, aber auch Franzosen und Engländer<br />
mengen sich in den Strom, der auf allen Wegen<br />
— und es sir>d ihrer erstaunlich viele — dem<br />
Schauplatz des Ringens zustrebt. Ueber die Internationalität<br />
auch des Besuchs brauchen sich also<br />
die Veranstalter nicht zu beklagen. Heute noch ein<br />
Bett in Adenau aufzutreiben, dürfte auch einer mit<br />
detektivischem Scharfsinn ausgestatteten Spürnase<br />
nicht gelingen. Seit Wochen schon sind die Hotel3<br />
ausverkauft, und die Privatunterkünfte haben Ab-,<br />
satz gefunden wie frische Semmeln. Was Wunder,<br />
wenn das Camping blüht? Man will sich immerhin<br />
noch zeitig einen günstigen Platz ergattern. Und,<br />
dann lädt ja das Wetter zum « Freiluftleben » geradezu<br />
ein. Zwar heute morgen kroch es schwarz<br />
und düster über die Hügel der Eifel daher, aber<br />
der Nachmittag brachte eine Aufheiterung mit Spnne<br />
und Wärme, und wenn der Schein nicht trügt, so<br />
werden wir für morgen hoffen können, dass die<br />
Schleusen des Himmels geschlossen bleiben. Was<br />
dringend zu wünschen wäre, denn der Bedarf an,<br />
Feuchtigkeit ist nachgerade gedeckt, man lechzt<br />
auch hier nach einem Sommer, der diesen Namen<br />
verdient.<br />
Es war eine glänzende Idee Herrn Bretz', der<br />
die Presse mit väterlicher Fürsorge betreut, seine<br />
Kollegen von der Feder mal nicht in einer Hotelhalle,<br />
sondern im Gemach einer der mittelalterlichen<br />
Burgen zu empfangen, an denen auch die Eifel<br />
reich ist. Bei sinkender Nacht bot das Schlosa<br />
liches, romantisch-trotziges Bild. Und wenn man<br />
auch hinter meterdickem Gemäuer sass, wenn an<br />
Stelle des elektrischen Lichts der Kerzenschimmer<br />
trat und im riesigen Kamin die Holzscheiter prasselten,<br />
so war es gerade dieser ungewohnte, originelle,<br />
in seiner vollen Ursprünglichkeit erhaltene<br />
Rahmen, der die Stimmung schuf.<br />
Wiedersehen mit Geyer.<br />
Bei der Wagenabnahme heute vormittag traf<br />
man etliche bekannte Gesichter aus den Kreisen des<br />
Automobilsports. Dabei hatten wir auch Gelegenheit<br />
zu einer Unterredung mit dem Mercedesfahrer<br />
Geyer, der sich von seinem fürchterlichen Sturz<br />
beim Training zum letztjährigen Grossen Preis der<br />
Schweiz fast vollkommen erholt hat und wieder<br />
Konkurrenzen, allerdings keine Rennen mehr, bestreitet.<br />
Von seinem Unfall ist ihm indessen nicht<br />
der Schimmer einer Erinnerung verblieben. Er<br />
Grasser Preis van Deutschland<br />
Sieger: B. Rosemeyer auf Auto-Union<br />
Zweiter: H. Stuck auf Auto-Union<br />
Vierter: Hasse auf Auto-Union<br />
Fünfter: R.Caracciola auf Mercedes-Benz<br />
Sämtliche auf den bewährten Reifen