E_1938_Zeitung_Nr.093
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"FREITAG, 18. NOVEMBER 1939<br />
AUTOMOBIL-'REVUt<br />
Die Lehren der Rennsaison <strong>1938</strong><br />
Ein Gespräch mit Direktor Werner von der Auto-Union Ober das<br />
Rennjahr <strong>1938</strong> und die zukünftige Entwicklung des Rennsports.<br />
Das Rennjahr <strong>1938</strong> — das erste Jahr der<br />
neuen Formel — ist vorbei. Vor uns liegt<br />
der Beschluss der AIACR, die nun einmal<br />
zeltende Formel auch in den nächsten Jahren<br />
Dir. William Werner, techn. Leiter und Vorstandsmitglied<br />
der Auto-Union AG.<br />
beizubehalten, und vor uns liegt ferner der<br />
Internationale Terminkalender des nächsten<br />
Jahres, der bekanntlich nicht weniger als<br />
12 Formelrennen aufweist. Wir hatten<br />
nun Gelegenheit, Direktor Werner von<br />
der Auto-Union über das vergangene Jahr<br />
zu sprechen und haben diese Gelegenheit<br />
gleich benutzt, uns über die Frage des Rennwagenbaues<br />
und sein© voraussichtliche zukünftige<br />
Entwicklung zu unterhalten.<br />
Direktor Werner,<br />
der leitende technische Mann der Auto-TTnion, gibt<br />
zunächst eeiner Befriedigung über daß soeben am<br />
Ende gegangene Jahr Ausdruck. Wenn es die Absicht<br />
der italienischen und französischen Konstrukteure<br />
war, durch die neue Formel den Siegeszug<br />
der Rennwagen von Mercedes-Benz und Auto-<br />
Union aufzuhalten, so hat der Gesamterfolg des<br />
Jahres <strong>1938</strong> tatsächlich die Vormachtstellung der<br />
Boliden von Untertürkheim und Zwickau im Gegenteil<br />
noch gefestigt. «Wir von der Auto-Union<br />
hätten>, so erzählt er uns, «nach dem tragischen<br />
Tode unseres Bernd Rosemeyer vielleicht Grund<br />
gehabt, uns zu Beginn der neuen Formelsaison<br />
vom Sport zurückzuziehen. Wir haben es nicht getan,<br />
weil wir wussten, daee damit den Interessen<br />
des Sports im allgemeinen absolut nicht gedient<br />
war. Gewiss, der 28. Januar nahm uns an manchem,<br />
was uns bis dahin begeistert hatte, die<br />
Freude, aber er nahm uns nicht den Mut, aufs<br />
neue unsere Leistung und Tatkraft ru versuchen.<br />
So ist es erklärlich, das» wir erst verhältnismäßig<br />
spät mit unseren neuen Rennwagen erschienen, so<br />
ist es auch erklärlich, dae-s wir in Reime eine erste<br />
und schwere Enttäuschung hinnehmen mnssten. Der<br />
Publizist empfindet eine Niederlage immer anders<br />
als der Techniker, der sich immer bewusst kt, das«<br />
nur der offene Kampf Lücken und Fehler aufdecken<br />
kann, wie sie bei einer Neukonstruktion<br />
eben unvermeidbar sind. An guten Ratschlägen hat<br />
es uns damals nicht gefehlt. Wir haben sie dankend<br />
zu Notiz genommen, wir haben erklärt, dass<br />
es sich nur um<br />
Kleinigkeiten<br />
handelte und haben diesen Beweis erbracht. Heute,<br />
nach den beiden grossen Siegen in Monsa und Donington,<br />
steht unser Rennwagen fertig da.<br />
Es ist absolut nicht, wie viele annehmen möchten,<br />
ein Wunder geschehen. Es ist auch nicht eo,<br />
dase nur etwa unser Sieger Tazio Nuvolari der<br />
Mann sei. der in der Lage ist, einen Auto-Union-<br />
Wagen zum Siege zu steuern, denn es hat ja nicht<br />
an Stimmen gefehlt, die wissen wollten, dass Nuvolari<br />
niemals mit unserem Wagen zurechtkommen<br />
werde. Ich glaube sagen zu dürfen, da68 alle<br />
unsere Fahrer, voran der junge Müller, unseren<br />
Wagen heute meisterhaft zu steuern wissen, Aber<br />
warum jetzt und nicht schon in Reims? — Wir<br />
haben durch viele Versuche festgestellt, dass die<br />
von uns neuerdings verwandte Doppelgelenkachse,<br />
die bewährte Hinterachekonstruktion unserer<br />
Horchwagen, in der Vorderachse eine weichere<br />
Federung voraussetzt als die in früheren Jahren<br />
verwandte Pendel-Hinterachse. Das war das<br />
Grundproblem neben mancherlei Verbesserungen<br />
und feineren Abstimmungen der Federungselemente,<br />
wie sie sich zwangeläufig aus der Erfahrung<br />
auf den bekannten Rennetrecken ganz von<br />
selbst ergeben. Das Resultat dieser Versuche und<br />
Erfahrungen ist unser Wagen von Monza und Donington,<br />
der hier eine glänzende motorische Leistung<br />
und eine ebenso hervorragende Strassenlage<br />
bewies!<br />
Ganz interessant sind die oftmals gemachten<br />
Vergleiche<br />
zwischen den Leistungen der früheren Sechslitermotoren<br />
und den heutigen Grand-Prix-Motoren mit<br />
3 Liter Zylinderinhalt. Lassen wir einmal den Unterschied<br />
in der motorischen Leistung ausser acht,<br />
so hat sich herausgestellt, daes — insbesondere auf<br />
kurvenreichen Strecken — die Durchschnitte schon<br />
sehr nahe an die früheren Leistungen herankommen,<br />
ja, ich möchte behaupten, dass wir heute auf<br />
dem Nürburgring die Vorjahresgeschwindigkeiten<br />
sogar übertreffen könnten. Allein diese Tatsache<br />
beweist schon, welch interessante Aufgaben die<br />
neue Formel gestellt hat, die das Zylindervolumen<br />
limitierte, den Konstrukteur mithin zwang, die<br />
Endleistung auf anderen Gebieten zu suchen. Das<br />
hat dazu geführt, dass wir unseren Wagen eine<br />
weit verbesserte Strassenlage geben mussten, dass<br />
wir insbesondere Anzugs- und Bremsvermögen immer<br />
weiter verbesserten, womit — konstruktiv gesehen,<br />
der Rennwagenbau eine wertvolle Bereicherung<br />
erfahren hat. In dieser Richtung liegen<br />
natürlich auch unsere weiteren Aufgaben. Die<br />
Weiterentwicklung<br />
unserer Rennwagen stellt uns in den kommenden<br />
Wintermonaten vor eine ganze Reihe wichtiger<br />
Fragen. Ich verrate nichts Neues, wenn ich sage,<br />
dase unser Motor hier und dort an Unterkühlung<br />
litt. Nun, das ist für den Techniker kein Problem.<br />
für raschen Start und Benzin-<br />
ersparnis<br />
x<br />
Oskar Siebler, Konstruktionsleiter des Fahrgestellbaues.<br />
Dipl.-Ing. Werner Strobel, Konstruktionsleiter des<br />
Motorenbaues.<br />
Für den<br />
Winter<br />
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Auch unsere anderen Aufgaben sind absolut nicht reich im nächsten Jahre verstärkte Anstrengungen<br />
problematischer Natur, wenn ich davon spreche, machen will, um mit den hohen Leistungen unserer<br />
dass wir versuchen wollen, die gesamten Federungselemente<br />
noch weit feiner abzustimmen, als Wenn vom zukünftigen Rennsport die Rede ist,<br />
Rennwagen mitzukommen.<br />
uns dies bis heute schon gelungen ist, um so PSund<br />
Bremskraft noch besser als bisher «auf die ist das A und 0 jener Hoffnungen, die den euro-<br />
dann spricht man viel vom 1500er-Rennwagen. Er<br />
Bahn zu bringen». Hier ist sicherlich noch mancherlei<br />
zu holen.<br />
sehen möchten. Sollte er die jetzt geltende Rennpäischen<br />
Rennsport auch über 1940 hinaus gerettet<br />
Wenn wir 60 voller Genugtuung auf das zurückblicken<br />
können, was von Mercedes-Benz und erwarten, dase auch diese Aufgabe von uns mit<br />
formel vielleicht eines Tages ablösen, so kann man<br />
Auto-Union in den vergangenen Monaten geleistet der gleichen Energie wie bisher angepackt wird.<br />
worden ist, so bedauern wir anderseits sehr, dass Für uns ist der Rennsport nicht mehr so stark<br />
eich der europäische Rennsport, wie es den Anschein<br />
hat, im Kampf der deutschen und italieni-<br />
wie früher ausgesprochener<br />
schen Konstrukteure erschöpfen soll. Wir bedauern Schrittmacher<br />
vor allem, dass es bis heute nicht gelungen ist, der<br />
Formel, die ja Kompressorwagen und Rennwagen der Serie, sondern vielmehr nur der Beweis eine«<br />
ohne Kompressor vorsah, gerecht zu werden. Wenn hohen Leistungsstandards unseres Gebrauchsfahrzeuge.<br />
Ich gebe freimütig zu, dass im Motorradbau<br />
die zwei deutschen Rennfirmen sich zum Kompreasormotor<br />
entschlossen haben, so ist das in erster manche wertvolle Erfahrung erst durch den Rennsport<br />
gewonnen wurde. Das ißt in diesem Masse<br />
Linie damit zu erklären, dass sie auf diesem Gebiete<br />
über grosee Erfahrungen verfügten. Aber gerade<br />
deshalb ist es bedauerlich, dass der bisher schen und materialmässigen Grenzbereichen be-<br />
beim Rennwagenbau von heute, der sich .in techni-<br />
nur durch eine Marke vertretene kompreseorlose wegt, nicht mehr oder kaum noch der Fall. Aber<br />
Rennwagen nicht in der Lage war, mit der deutschen<br />
oder italienischen Entwicklung Schritt zu schrittlichen Konstrukteur einen gros-sen Reiz:<br />
auch so hat der Rennwagenbau für Jeden fort-<br />
halten. Im Interesse des europäischen Motorsports denn so «ehr der gute Konstrukteur von heute<br />
liegt es daher, wenn sich die Gerüchte bewahrheiten;<br />
1 die davon wissen wollen, daes man ia Frank- sein mues, 60 sehr wird es ihn immer reizen, sein<br />
auch immer wieder ein ebenso tüchtiger Kaufmann<br />
Können in der letzten Erprobung von Material<br />
und Leistung unter Beweis zu stellen.<br />
Wettbewerb ist Voraussetzung für hohe Leistung.<br />
Und «o hoffen wir, dass eich der europäische<br />
Wagenrennsport demnächst wieder auf einer<br />
breiteren internationalen<br />
dies heute leider der Fall ist<br />
Basis vollzieht ala<br />
IN ENGLAND<br />
Weltrekordfahrer Eyston gebüsst<br />
Der englische Weltrekordmann George_ Eystoa<br />
musete sich am Montag vor dem Polizeigericht Bow<br />
Street in London verantworten, weil er auf dem<br />
Victoria Quai in London die vorgeschriebene Geschwindigkeit<br />
von 30 Meilen pro Stunde weit überboten<br />
hatte. Eyston wurde vom Polizeirichter mit<br />
einer Busse von 20 Schillingen bedacht<br />
IN DEUTSCHLAND<br />
Keine Dreitage-Mittelgebirgsfahrt<br />
Wie wir der deutschen Fachpresse entnehmen,<br />
ist für nächstes Jahr eine Wiederholung der Dreitage-Mittelgebirgsfahrt,<br />
welche heuer ihr lOj ähriges<br />
Jubiläum feiern konnte, nicht vorgesehen.<br />
Die deutsche Winterprüfungsfahrt<br />
wird in der zweiten Januar-Hälfte im Gebiet des<br />
ehemaligen Oesterreich und des Sudetenlandes stattfinden.<br />
Als Startort ist Salzburg bestimmt worden,<br />
von wo aus die sechs Tage dauernde Konkurrent<br />
in vielen Schleifen nach Linz führt<br />
IN MONACO<br />
Die erste Meldung für das Monte-Carlo-<br />
Rallye.<br />
Für die vom 17. bis 25. Januar stattfindende internationale<br />
Sternfahrt nach Monte Carlo ist als<br />
erste Meldung die des Holländers Cornelius eingegangen,<br />
der die Fahrt mit einem DKW-Wagen<br />
(Meisterklasse) von AJhen aus, dem höchtbewerteten<br />
Startplatz, durchführen will.<br />
IN SUDAMERIKA<br />
Katastrophaler Rennaasgang in Argentinien.<br />
Das Automobilrennen von Tres Aroyes bei Buenos<br />
Aires, das am Sonntag ausgetragen wurde,<br />
nahm einen katastrophalen Ausgang. Während ein<br />
Wagen zum Reifenwechsel hielt, fuhr ein zweiter<br />
Wagen in der dichten Staubwolke auf. Die nächstfolgenden<br />
Konkurrenten rasten in die beiden Wagen<br />
und in die Zuschauermenge hinein. Ein vierter<br />
Fahrer bemerkte die Gefahr und stoppte scharf<br />
ab. Der dichtauffolgende Josey Zatuszek, mit dem<br />
Hilfsfahrer Martin auf dem Nebensitz, raste in<br />
dieses Fahrzeug hinein. Zatuszek und Martin erlitten<br />
schwere innere Verletzungen und waren auf<br />
der Stelle tot Die Rennfahrer Tripaldi und Ruidz<br />
erlagen ihren Verletzungen im Krankenhaus. Von<br />
den zahlreichen verletzten Zuschauern sind ebenfalls<br />
zwei im Spital gestorben.<br />
Josey Zatuszek war der Bruder des letztes Jahr<br />
ebenfalls tödlich verunglückten argentinischen<br />
Rennfahrers Carlos Zatuszek.