E_1939_Zeitung_Nr.015
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2 AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 21. FEBRUAR <strong>1939</strong> — N°15<br />
Noch mehr als es In andern Jähren der Fall -war,<br />
haben sich die Unfälle 1938<br />
auf die Sommermonate konzentriert<br />
Das erste und das letzte Quartal des Jahres 800<br />
und 1100 Unfälle, gleich wie im Vorjahr. Im zweiten<br />
und dritten Quartal wurden jedoch 1300 und<br />
1400 Unfälle Terzeichnet, das sind je 200 mehr als<br />
1937.<br />
Die Unfälle mit Personenverletzung<br />
haben im letzten Jahr noch etärker als die der<br />
reinen Sachschadenunfälle zugenommen, nämlich<br />
um 12,3 gegen 7,6 Prozent. Fast 1800 Personen<br />
sind bei diesen Unfällen verletzt worden, davon<br />
756 schwer und 42 tödlich. Nachdem bereits im<br />
Jahre 1935 im Strassenverkehr 39 Personen unserer<br />
Stadt ums Leben gekommen waren, sank die<br />
Zahl in den beiden folgenden Jahren auf 27 und<br />
31 Personen, um nun wieder die genannte erschreckende<br />
Höhe zu erreichen.<br />
6 von jenen 42 Toten waren nicht in Zürich<br />
wohnhaft, hingegen sind 14 Zürcher im Jahre 1938<br />
ausserhalb Zürichs bei Verkehrsunfällen ums Leben<br />
gekommen. Im ganzen hat der Strassenverkehr<br />
somit 50 Tote aus der Zürcher Wohnbevölkerung<br />
gefordert.<br />
Verunfallte Personen nach der Schwere<br />
der Verletzung.<br />
Verletzte Personen<br />
Jahre leicht schwer tödlich zus. dav. Fussg.<br />
1934 826 757 32 1615 551<br />
1935 740 658 39 1437 458<br />
1936 832 724 27 1583 491<br />
1937 857 692 31 1580 459<br />
1938 979 756 42 1777 508<br />
Der von den Polizeiorganen geschätzte Sachschaden<br />
belief sich im Berichtsjahr auf 760000<br />
(690.000) Franken.<br />
Mit den Unfällen hat natürlich, auch die Zahl<br />
der daran Beteiligten zugenommen. Gegenüber dem<br />
Vorjahr ist die Zunahme besonders stark bei den<br />
privaten Personenautomobilen, wo sie fast 15 Prozent<br />
ausmacht. Die Fahrräder sind um 11 Prozent<br />
, stärker vertreten, d. h. um genau so viel wie die<br />
Zahl der Fahrradbewilligungen zugenommen hat.<br />
Die Beteiligung der übrigen Verkehrsbenützer geht<br />
aus folgender Zusammenstellung hervor.<br />
Beteiligte 1934 1935 1936 1937 1938<br />
Private Personenautomobile<br />
3249 3034 2932 2853 3274<br />
Andere Automobile 1231 1220 1060 1106 1210<br />
Motorräder 531 390 346 330 340<br />
Fahrräder 1715 1758 2207 2233 2476<br />
Strassenbahnwagen 466 375 301 379 338<br />
Andere Fahrzeuge 180 199 152 169 144<br />
Fahrzeuge überhaupt 7372 6976 6998 7070 7782<br />
Fussgänger 622 541 603 553 596<br />
Zusammen 7994 7517 7601 7623 8378<br />
Eine andauernde und deutlich ausgesprochene<br />
Zunahme zeigt die Beteiligung der Fahrräder,<br />
einen ebenso ausgesprochenen Rückgang weisen die<br />
Motorräder und andere Fahrzeuge auf. Die Zahl<br />
der in Strassenverkehrsunfälle verwickelten Strassenbahnwagen<br />
ist zuerst bis 1936 gefallen und seither<br />
wieder angestiegen. Automobile waren im vergangenen<br />
Jahr in gleicher Zahl an Verkehrsunfällen<br />
beteiligt wie vor fünf Jahren.<br />
Wie in jedem Jahr seit 1934 ereigneten sieh<br />
rund drei Zehntel der Unfälle im ersten Stadtkreise.<br />
Die geringere Heftigkeit der Unfälle in der<br />
Verkehrsdichten Altstadt hat sich ebenfalls wieder<br />
bestätigt, indem hier zwar 37 Prozent aller reinen<br />
Sachschadenunfälle, jedoch nur 16 Prozent der Unfälle<br />
mit Personenverletzung vorgefallen sind. Von<br />
den Todesfällen sind weniger als 10 Prozent im<br />
Kreis 1 passiert<br />
Der Kanton Wallis und die Rawilstrasse.<br />
Wie der Tagespresse berichtet wird, beabsichtigt<br />
der Kanton Wallis noch in diesem Jahr mit<br />
einem neuen Projekt für eine Rawilstrasse hervorzutreten.<br />
Das Projekt sieht einen 3,8 Kilometer<br />
langen Tunnel vor, der in ziemlich genau südnördlicher<br />
Richtung Les Loquets auf der Walliserseite<br />
nach Stieren-Iffigen auf der Bernerseite geht<br />
Der Tunnel liegt ungefähr 1800 Meter über Meer.<br />
Die Baukosten werden auf 9,5 Millionen Franken<br />
berechnet. Es wird behauptet, dass der Strassenzug<br />
über den Winter offengehalten werden könnte, dass<br />
er den Lötsehberg nicht konkurrenziere und auch<br />
andere touristische Vorteile aufweise. Vom Gesichtspunkt<br />
der militärischen Zweckmässigkeit aus<br />
wird gesagt, dass die Rawilstrasse für den Simplon<br />
bedeute, was der Susten für den Gotthard: eine<br />
•wichtige Zufahrtsstrasse aus dem Hinterland und<br />
von wichtigen Waffenplätzen her nach der Südgrenze.<br />
Geschwindigkeitsmesserkontrollen des ACS<br />
Wie vorauszusehen, hat das Genfer Justizund<br />
Polizeidepartement dem ACS die Bewilligung<br />
zur Durchführung der Geschwindigkeitsmesserkontrolle<br />
auf der Betonstrasse<br />
Genf-Bellevue erteilt. Wir sind heute in der<br />
Lage, mit weiteren Einzelheiten über dieses<br />
neue Unternehmen des ACS aufzuwarten.<br />
Obwohl die genauen Tage und Stunden<br />
noch nicht definitiv feststehen, ist es wahrscheinlich,<br />
dass die Kontrollen am 7., 8. und<br />
9., möglicherweise auch noch am 10. März,<br />
also mitten während des Salons durchgeführt<br />
werden. Um dem Strom von Automobilisten<br />
Rücksicht zu tragen, der während dieser<br />
Zeit nach Genf flutet, ist geplant, die Kontrolle<br />
in der Richtung Genf-Bellevue vorzunehmen.<br />
Damit wird vermieden, dass sich<br />
Leute zur Kontrolle einfinden, die es eilig<br />
haben, ihr Hotel oder die Ausstellung zu gewinnen.<br />
Wahrscheinlich unterbricht man die<br />
Kontrollen jeweilen spätestens um 12 und um<br />
18 Uhr und nimmt sie eventuell erst nach<br />
2 Uhr wirder auf, um den starken Verkehr,<br />
der sich während des Salons auf der in Frage<br />
stehenden Strecke abwickelt, nicht zu behindern.<br />
Zum gleichen Zweck stellen übrigens<br />
die Genfer Polizeibehörden eine Anzahl Polizisten<br />
zur Verfügung.<br />
Bereits begegnet die Aktion des ACS bei<br />
den Automobilisten lebhaftem Interesse. Es<br />
scheint uns aber am Platz, in diesem Zusammenhang<br />
darauf hinzuweisen, dass derartige<br />
Kontrollen, die eine ziemlich kostspielige Angelegenheit<br />
darstellen, nicht im ganzen Lande<br />
herum organisiert werden können. Der ACS<br />
hat deshalb eine glückliche Hand gehabt,<br />
wenn er die Aktion just auf die Zeit des<br />
Genfer Salons verlegte, gewährt er damit<br />
doch sehr vielen Automobilisten aus allen<br />
Gegenden der Schweiz die Möglichkeit, ihre<br />
Geschwindigkeitsmesser gratis und franko<br />
kontrollieren zu lassen. Nicht um eine lokale,<br />
sondern um eine<br />
nationale Aktion<br />
handelt es sich also in diesem Fall. Wiederholen<br />
wir übrigens, dass die Kontrolle allen<br />
Automobilisten offensteht, ganz gleichgültig,<br />
welchem Club sie angehören.<br />
Dass es die Verkehrssicherheit fördern<br />
heisst, wenn der Automobilist in jedem Augenblick<br />
weiss, mit welcher Geschwindigkeit<br />
er fährt und um wieviel Prozent sein<br />
Geschwindigkeitsmesser von der Wirklichkeit<br />
abweicht, dazu erübrigt sich jedes weitere<br />
Wort. Nehmen wir beispielsweise an,<br />
eine Sitzung oder eine geschäftliche Besprechung<br />
rufe einen Automobilisten von<br />
einer Stadt in eine andere, nehmen wir weiter<br />
an, er habe eine Stunde Zeit, um die<br />
Strecke von 60 km zu bewältigen. In diesem<br />
Falle wird er eine mittlere Geschwindigkeit<br />
von ungefähr 60 km/St, einzuhalten versuchen.<br />
3/4 Stunden lang fährt er m diesem<br />
Teimipo dahin, als er plötzlich bemerkt, dass<br />
er anstatt der 10 km, die ihm nach seinem<br />
< Fahrplan» noch zu erledigen blieben, in<br />
Tat und Wahrheit noch 20 oder 2S zu absolvieren<br />
hat. Etwas überrascht wirft er einen<br />
Blick auf seinen Geschwindigkeitsmesser,<br />
der immer noch auf 60 steht. Und dann tritt<br />
er stärker aufs Gaspedal, um die unvorhergesehene<br />
Verspätung aufzuholen. Unter dem<br />
Zwang der Verhältnisse also muss er wesentlich<br />
schneller fahren als er sich vorgenommen.<br />
Schneller fahren heisst aber grössere<br />
Risiken für sich und andere eingehen<br />
zu müssen.<br />
Auch aus einem anderen Grunde kommt dem<br />
Wissen um die Fehler des Geschwindigkeitszählers<br />
eine besondere Bedeutung zu. Nicht wenige<br />
unter diesen Instrumenten können als Folge eines<br />
Ersatzes der Räder oder der Reifen<br />
Fehlerquellen<br />
aufweisen. Da Fabriken bereitet es erhebliche<br />
Schwierigkeiten, Wagen zu liefern, deren Geschwindigkeitsmesser<br />
einwandfrei funktioniert. Ein grosser<br />
Teil der nach der Schweiz eingeführten Automobile<br />
trifft heute ohne Pneus ein, weil die Wagen<br />
mit schweizerischen Reifen ausgerüstet werden.<br />
Nun hängt aber das Verhältnis «wischen der<br />
effektiven Geschwindigkeit des Wagens und der<br />
Tourenzahl des Motors u. a. auch vom Pneudnrchmesser<br />
ab. Und dieses Verhältnis kann nun durch<br />
die Montage von Spezialreifen, beispielsweise von<br />
Schneepneus, ebenso wie natürlich durch die Abnützung<br />
der Reifen eine fühlbare Aenderung erfahren.<br />
Auf der chronometrierten MeDstrecke bei Genf<br />
muss der Automobilist eine gleichmässige Geschwindigkeit<br />
einhalten. Ganz ©o leicht wie man sich<br />
die Sache vorstellt, gestaltet sie sich freilich nicht<br />
immer, besonders mit hochgezüchteten Wagen mit<br />
solchen, deren Geschwindigkeitszähler andauernd<br />
hin- und herpendelt- Immerhin ist ee nicht i tout<br />
Prix erforderlich, die Strecke zwischen den beiden<br />
Chronometerschläuchen mit absolut konstanter Geschwindigkeit<br />
zurückzulegen. Am zweckmässigsten<br />
versucht man, sofort nach dem Start den Wagen<br />
auf annähernd jenes Tempo zu bringen, das man<br />
sich für die Kontrolle vorgenommen, und es dann<br />
beizubehalten. Stellt man fest, dass die vom Zähler<br />
angezeigte Geschwindigkeit zwischen den beidep<br />
•Kontrollposten regelmässig um eine Kleinigkeit<br />
steigt oder sinkt, eo genügt es, nachher auf dem<br />
Zettel, der N von den Chronometreuren ausgehändigt<br />
wird, das Mittel zwischen der unteren und der oberen<br />
Geschwindigkeitsmarke zu notieren. So ergibt<br />
z. B. eine Geschwindigkeit, die von 60 auf 56 km<br />
fällt, ein Mittel von 58 und eine solche, die von<br />
55 auf 59 steigt, einen Durchschnitt von 57.<br />
Die Stände der deutschen Personenwagen<br />
an der Berliner Ausstellung<br />
ADLER<br />
stellt drei verschiedene Typen von Gebrauchswagen<br />
aus, die durchweg bereits auf eine eingehende Bewährung<br />
zurückblicken können. Der 1932 auf den<br />
Markt gebrachte «Trumpf» verdient auch heute<br />
noch die Bezeichnung als einer der modernsten<br />
Wagen.. Seit dem vergangenen Jahr wird dieses<br />
Modell mit einem Motor von 10 PS geliefert Der<br />
«Adler-Zweiliter» zählt zu den ausgereiftesten Kon-<br />
•etruktionen des deutschen Automarktes. Das gleiche<br />
gilt von seinem kleineren Bruder, dem «Trumpf-<br />
Junior >, 5 PS. — Mit einer Verbesserung der Karosserie<br />
wartet der 2-Liter insofern auf. als der<br />
Kofferraum jetzt von aussen zugänglich ist. — Als<br />
grösster Vertreter dieser Marke debütierte voriges<br />
Jahr der Adler 2,5 Liter, eine Konstruktion, die<br />
mit absoluter Konsequenz die äussere Form durchgebildet<br />
hat. Lediglich der Volkswagen und der<br />
neue Hanomag 1,3 Liter lassen sich ihm in dieser<br />
Hinriebt an die Seit* «feilen. Was Wunder, wenn<br />
er unverändert weitergebaut wird? Einzig an der<br />
Karosserie entdeckt man einige Verbesserungen,<br />
tu a. eine Koffertür. TJebrigens begegnet man aui<br />
der Ausstellung auch einem Adler 2,5 Liter als<br />
Sportlimoueine, die bei massigem Verbrauch mühelos<br />
150 km/St, erreicht und sich durch eine vollendete<br />
Linienführung auszeichnet<br />
AUDI<br />
hat dieses Jahr ©ine grundlegende Neukonstruktion<br />
an Stelle des bisherigen Wagen« geschaffen. Dem<br />
neuen Audi rühmt man ein ausserordentlich günstiges<br />
Leistungsgewicht nach, eine Eigenschaft, die<br />
bei ihm eine erhöhte Bergfreudigkeit erwarten<br />
lässt Beim Motor, einem Sechszylinder von 3,3 L,<br />
handelt es sich um eine Sonderausführung des bewährten<br />
grossen Horch-Motors unter Weglassung<br />
von zwei Zylindern. Vom Vorderradantrieb des<br />
früheren Modells ist man nunmehr zum Hinterradantrieb<br />
mittels einer sogenannten Schwebeachse<br />
übergegangen, währenddem die Vorderräder<br />
Einzelradfederung aufweisen. Entsprechend seiner<br />
untadeligen Ausstattung findet sich in diesem<br />
Wagen ein Getriebe eingebaut, bei dem alle vier<br />
Gänge synchronisiert sind. Auf dem Ausstellungsstand<br />
präsentiert Audi eine zweifenstrige Limousine<br />
und ein Cabriolet<br />
BMW.<br />
Ihre Fahrzeuge versehen die Bayrischen Motorenwerke<br />
einheitlich mit Motoren zu 2 Liter und<br />
zu 3,5 Liter. Was das kleine Modell zu 4ö PS von<br />
seinem Vorgänger unterscheidet, das ist vor allem<br />
die Weiterentwicklung der Karosserie. Indessen<br />
liegt das Schwergewicht des Produktionsprogrammes<br />
auf dem Wagen zu 50 PS, der punkto Reichhaltigkeit<br />
der Ausstattung mit an der Spitze der<br />
deutschen Wagen marschiert. Da fehlt keine jener<br />
Einrichtungen, welche der technisch und sportlich<br />
anspruchsvolle Fahrer fordert, so eine von Hand<br />
verstellbare Kühlerjalousie, ein Fernthermometer<br />
für das Kühlwasser und ein ebensolches für das<br />
Oel. Jede Einzelheit ist im höchsten Masse auf die<br />
Bedürfnisse des Automobilisten zugeschnitten.<br />
Neben dem Sportcabriolet bringt BMW nunmehr<br />
ein bildschönes Sportcoupe heraus; beide Wagen<br />
können mit dem Motor zu 55 PS oder dem Sportmotor<br />
zu 80 PS, der eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 145 km/St, hergibt, ausgerüstet werden. —Als<br />
Neuerscheinung fügt die Fabrik ihrer bisherigen<br />
Typenreihe den Wagen zu 3,5 Liter und 90 PS bei,<br />
der sich in seiner äußeren Form und im Aufbau<br />
des Chassis an die gediegene und Gewährte Konstruktion<br />
des 50-PS-Wagens lehnt. Für seine hervorragenden<br />
Fahreigenschaften spricht das Leistungsgewicht<br />
von nur 15 kg je PS.<br />
BORGWARD (Hansa).<br />
Vor drei Jahren traten die Hansa-Werke in<br />
Bremen mit einer Neukonstruktion vor die Oeffentlichkeit,<br />
die in ihrer technischen Durchbildung<br />
allgemein Aufsehen erregte. Seither hat dieser<br />
Wagen, der einen sehr lebendigen Motor mit einem<br />
Vollschwingachs-Chassis vereinigt, verschiedene<br />
Abwandlungen durchgemacht. Heute konzentriert<br />
sich das Bremer Werk, das nunmehr, ebenso wie<br />
seine Erzeugnisse, den Namen seines Besitzers<br />
Borgward trägt, auf die Herstellung der Type 2000<br />
mit einem Motor von 53 PS. Nicht nur punkto<br />
technische Reife, sondern auch hinsichtlich der Karosserie<br />
hat dieser Wagen eine bemerkenswerte<br />
Höhe erreicht. Mit der Geräumigkeit paart 6ich<br />
eine Polsterung, die höchsten Fahrkomfort gewährleistet.<br />
Uebrigens handelt es sich hier um den<br />
grösäten Wagen, der mit der ebenso praktischen<br />
wie preiswerten Karosserie einer Cabrio - Limousine<br />
geliefert wird. Als interessante technische Verbesserung<br />
verzeichnet der Chronist die Einfügung<br />
einer Gummihilfsfeder zwischen Hinterfedern und<br />
Hinterachse; ihr fällt die Aufgabe zu, die kleinen<br />
Unebenheiten zu schlucken.<br />
Zu unserer Mitteilung in der «A.-R.> vom<br />
14. dies über die Borgward-Werke (früher Hansa)<br />
tragen wir noch nach, dass die Typen 1100 und<br />
3500, die jetzt ebenfalls die Markenbezeichnung<br />
Bordward tragen, in Uebereinstimmung mit den<br />
Verhältnissen bei den anderen deutschen Autofabriken<br />
hinsichtlich der Wagen ausserhalb des<br />
zukünftigen Typenprogrammes, vorerst noch hergestellt<br />
und insbesondere für den Export prompt<br />
geliefert werden.<br />
Fortsetzung Seite 4.<br />
F E U I L L E T O N<br />
Rätsel um Muriel.<br />
Roman von Johann Friedrich.<br />
16. Fortsetzung.<br />
•*>•», Natürlich wäre sie niemals eine Frau<br />
für ihn. Dazu weiss sie viel zu viel vom<br />
Leben und er viel zu wenig von ihr. Ueberhaupt<br />
möchte er keine Kollegin heiraten wollen.<br />
Der Intelligence Service ist für Männer<br />
eine immer neue Quelle von Abenteuern, aber<br />
für Frauen... Der motorisierte Kinderwagen<br />
da hinter ihm hat das Rennen noch immer<br />
nicht aufgegeben. Ob er ihn wohl im Auftrage<br />
SabanilJos oder Riveraltas beobachtet?<br />
Oder ob sich gar noch ein Dritter für ihn<br />
interessiert ? Schliesslich kann es ihm Ja<br />
gleich sein. Sobald es ihm passt, wird er den<br />
grössenwahnsinnigeri Verfolger nach Belieben<br />
abschütteln. Ein Knabe auf einem Kinderroller<br />
könnte ihm mit derselben Aussicht auf<br />
Erfolg nachfahren. Im Gefühl absolutester<br />
Ueberlegenheit gibt Charles Gas und stösst<br />
im gleichen Augenblick einen unterdrückten<br />
Fluch aus. Das ist ein ReinfaH, der an Blamage<br />
grenzt. An dem fabrikneuen Wagen ist<br />
der Motor für die ersten paar tausend Kilometer<br />
gedrosselt. Das Miniaturvehikel da<br />
hinter ihm mag klopfen, ächzen und stossen,<br />
ihn in seinem eleganten Luxuswagen wird es<br />
vorläufig jederzeit überholen können. Sicher<br />
bat das der Bursche, der ihm nachspürt.<br />
längst erkannt und lacht sich ins Fäustchen.<br />
Was ist da zu tun ? Auf ein Rennen darf<br />
man sich also keinesfalls einlassen. Charles<br />
hat vorgehabt, Don Aguillar in der Nachmittagsvorstellung<br />
aufzusuchen. Nicht, um ihm<br />
einen Bescheid zu geben, dafür hat er leider<br />
noch immer keine Anweisung, sondern nur,<br />
um die Führung nicht zu verlieren. Ein richtiger<br />
Kaufmann, so stellt er sich vor, würde<br />
angesichts eines so bedeutenden Geschäftes<br />
auch keinen Kunden ganz beiseite liegen lassen,<br />
bevor er nicht einen perfekten Kaufvertrag<br />
in der Tasche hat. Also. — Warum<br />
sollte er eigentlich seine Absicht nicht ruhig<br />
ausführen? Wenn er vor dem Zirkusgebäude<br />
harmlos und selbstverständlich anhält, so geht<br />
er erst einmal jedem Wettkampf in bezug<br />
auf Geschwindigkeit aus dem Weg. Ausserdem<br />
wird es kaum schwierig sein, in dem<br />
weitläufigen Hause einen Verfolger abzuschütteln.<br />
Irgendwo anders auszusteigen und<br />
einen Umweg zu Fuss zu machen, wäre natürlich<br />
sinnlos, das könnte den Eifer des<br />
Spions nur erhöhen, während ein unverheimlichter<br />
Besuch im Zirkus eher geeignet ist,<br />
ihn irre zu führen. Er wird dann womöglich<br />
annehmen, dass sein wirkliches Ziel anderswo<br />
liegt und sich um so leichter anführen zu<br />
lassen. Mit elegantem Schwung, leicht ausrollend<br />
stoppt der Cadillac vor dem Hauptportal<br />
des Zirkus Farroll. Ein Diener in<br />
Zirkuslivree stürzt herzu und hilft Charles<br />
beim Aussteigen. Auch die untern Angestellten<br />
derartiger Schauunternehmungen haben<br />
oft ein ausgeprägtes Gefühl für Reklame.<br />
Die Vorfahrt eines so eleganten Wagens<br />
muss ausgenutzt werden. Der Diener arrangiert<br />
sofort eine, kleine Szene. Vornehmer<br />
Ausländer besichtigt als eine der grössten<br />
Sehenswürdigkeiten von Paris den Zirkus<br />
Farroll. Oder so ähnlich. Charles spielt gut<br />
gelaunt mit, indem er sich steif und gravitätisch<br />
benimmt Dabei vergisst er nicht, nach<br />
seinem Verfolger auszublicken. Jetzt ist dessen<br />
grosse Chance. Sie heisst aussteigen und<br />
Charles direkt auf dem Fusse folgen. Aber<br />
da schleppt sich der kleine Ford schon mit<br />
offenem Auspuff vorbei. Chanles atmet trotz<br />
der stinkenden Abgase auf. Der zwei Minutenvorsprung,<br />
den er jetzt mindestens hat,<br />
genügt vollkommen, um in den Teil des Zirkusgebäudes<br />
zu verschwinden, der dem Publikum<br />
nicht zugänglich ist. Dann mag ihn<br />
der andere ruhig suchen. Im Zuschauerraum,<br />
in den Gängen und Ställen ist Platz genug<br />
dazu vorhanden. — Aber Don Paulo denkt<br />
nicht daran, sich auf Abenteuer in das unbekannte<br />
und für ihn ziemlich gefährliche<br />
Gebiet des Zirkus zu begeben. Er fährt vielmehr<br />
auf dem raschesten Weg zu der Villa<br />
des Dr. Martinez zurück. Er weiss genug,<br />
mehr als genug.<br />
< Ich habe ihn getroffen und verfolgt»,<br />
berichtet er Dr. Martinez in seiner phlegmatischen<br />
Art. «Er ist zum Zirkus Farroll gefahren.<br />
»<br />
c Und dort ?» Martinez ist so nervös,<br />
dass er sich selbst in die Behandlung eines<br />
tüchtigen Nervenarztes begeben sollte.<br />
« Was er dort gemacht hat, weiss ich natürlich<br />
nicht ganz genau, aber man kann es<br />
ohne grosse Einbildungskraft vermuten. Er<br />
wird mit Juan Aguillar über den Verkauf<br />
des Schiffes an die Riveraltaleute verhandelt<br />
haben. ><br />
« Das sagst du so ruhig ? »<br />
t Ich glaube nicht, dass Nervosität in einem<br />
solchen Falle etwas nützt. Aber ich bin jetzt<br />
entschlossen, die Idee auszuführen, die du<br />
gehabt hast.»<br />
t Welche Idee denn ? »<br />
c Mistress d'Andrade als Pfand für die<br />
Munitionslieferung in unsere Hände zu bringen.<br />
»<br />
« Mistress d'Andrade ist eine Dame, die<br />
ich hochschätze, vor der ich höchste Achtung<br />
habe, die ich — »<br />
c Meinetwegen, die du Hebst. Es soll ihr<br />
ja auch nichts geschehen. Sie soll ihrem<br />
Manne nur so lange entzogen werden, bis<br />
die Schiffsladung glücklich in Sabanillos<br />
Händen ist. Bedenke bitte, dass diese Menge<br />
Munition für den Kampf in der Heimat entscheidend<br />
sein kann.»<br />
«Ich tu« so etwas höchst ungern. < Es<br />
ist Dr. Martinez anzumerken, dass er die<br />
Wahrheit spricht, dass er aber der grösseren<br />
Energie Don Paulos bestimmt unterliegen<br />
wird.<br />
(Fortsetzung folgt.)