E_1940_Zeitung_Nr.001
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Personenwagenanhänger mit<br />
Gasgeneratoranlage<br />
ermöglichen Zurücklegen beliebiger Fahrstrecken ungeachtet Brennstoffrationierung<br />
Infolge des Krieges herrscht in den meisten<br />
Ländern Europas eine zum Teil recht akute<br />
Knappheit an flüssigen Brennstoffen für Motorfahrzeuge,<br />
die zu einer Rationierung sowie<br />
erheblichen Betriebseinschränkungen geführt<br />
hat. Es gibt aber viele Wagenbesitzer,<br />
für die eine Stillegung ihres Fahrzeugs oder<br />
auch nur eine Herabsetzung der normalen<br />
Fahrstrecke mit sehr empfindlichen Einbussen<br />
an dem durch die Ungunst der Verhältnisse<br />
ohnehin schon zusammengeschrumpften<br />
Einkommen verbunden ist, ja vielleicht die<br />
bisherige Existenzbasis überhaupt in Frage<br />
stellt. Dies um so mehr, je stärker die Rationierungsschraube<br />
angezogen wird. Was uns<br />
diesbezüglich noch alles bevorsteht, kann zur<br />
Stunde natürlich niemand voraussagen und<br />
ebenso stehen auch viele Prophezeiungen<br />
über die vermutliche Kriegsdauer keineswegs<br />
auf sehr festen Füssen.<br />
Trotzdem überlegt sich heute mancher<br />
Wagenbesitzer, ob er sich nicht durch Umbau<br />
seines Fahrzeugs auf<br />
Betrieb mit einem Ersatzbrennstoff<br />
aus der gegenwärtigen Zwicklage heraushelfen<br />
könnte. Die zahlreichen, diesbezüglichen<br />
Anfragen, die uns bereits zugegangen sind,<br />
beweisen dies zur Genüge. Als Brennstoffe<br />
kommen in erster Linie Holz- und Holzkohlegas,<br />
vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt<br />
auch Acetylengas in Frage. Holz- und<br />
Holzkohle haben als Betriebsstoffe den Vorzug,<br />
dass sie zu 100 % Inlandsprodukt sind<br />
und vorläufig ohne weiteres in genügenden<br />
Mengen zur Verfügung stehen. Immerhin ist<br />
natürlich ein Umbau im einen wie im andern<br />
Fall mit recht erheblichen Unkosten verbunden,<br />
was viele Interessenten bei der gegenwärtigen<br />
Lage der Dinge noch davon abgehalten<br />
hat, sich in dieser Weise umzustellen.<br />
Am ehesten würden, rein betriebswirtschaftlich<br />
gesehen, jene Wagenbesitzer auf<br />
ihre Rechnung kommen, die jährlich wirklich<br />
sehr grosse Strecken von 30—50.000 km oder<br />
gar noch mehr zurückzulegen haben. Wer<br />
dagegen bedeutend weniger fährt, muss unter<br />
Umständen damit rechnen, dass er vom<br />
Standpunkt reiner Betriebskosten aus durch<br />
den Umbau in Nachteil gerät, weil sich die<br />
Auslage bis Kriegsende möglicherweise nicht<br />
vollständig aus den Ersparnissen an Brennstoffkosten<br />
sowie dem aus der uneingeschränkten<br />
Benützung des Wagens resultierenden<br />
Mehrverdienst decken lässt. Und<br />
trotzdem ist auch dort von einem solchen<br />
Umbau nicht unbedingt immer abzuraten,<br />
wenn man einen wichtigen Faktor berücksichtigt,<br />
der sich freilich einer genauen Berechnung<br />
entzieht. Wir meinen den ständigen<br />
Kontakt mit Geschäftsfreunden und dem ganzen<br />
Kundenkreis überhaupt, der sich mitunter<br />
nach einigen Jahren der Vernachlässigung<br />
nur durch mühevolle Kleinarbeit wieder voll<br />
und ganz herstellen lässt. Dies nur so nebenbei.<br />
Was uns hier vor allem bewegt hat, das<br />
Thema der Ersatzbrennstoffe erneut anzuschneiden,<br />
ist die Tatsache, dass nunmehr<br />
Personenwagenanhänger mit Gaserzeugeranlagen<br />
für den Verkehr zugelassen<br />
sind. Während man also bisher darauf angewiesen<br />
war, am Wagen selbst einschneidende<br />
Abänderungen, wie Vergrösserung des Kofferraums<br />
zur Unterbringung der Gasanlage u. a.<br />
m., vornehmen zu lassen, die eine zeitweise<br />
Ausserbetriebsetzung bedingten und schon<br />
darum nicht nach jedermanns Geschmack<br />
waren, ist es nun möglich geworden, mit veram<br />
Wagen selbst auszukommen und im übri-<br />
hältnismässig geringfügigen Abänderungen<br />
gen einen Anhänger mit Gasgeneratoranlage<br />
mitzuführen, wenn mit Holzgas gefahren werden<br />
soll.<br />
Wünscht man den Wagen aus irgendeinem<br />
Grunde mit Benzin zu betreiben, so kann man<br />
bei längerer Dauer (z. B. Stadtbetrdeb mit<br />
häufigen Halten) den Anhänger überhaupt zu<br />
Hause lassen oder dann doch wenigstens zeitweise<br />
durch Benzinbetrieb etwas nachhelfen,<br />
AUTOMOBIL-REVUE DONNERSTAG, 4. JANUAR <strong>1940</strong> — N°<br />
damit die Gaserzeugung etwas stärker angefacht<br />
wird. Im ersten Fall ergibt sich aus dem<br />
Wegfall des Anhängergewiohts eine gewisse<br />
Brennstoffersparnis.<br />
Technisch bietet die<br />
Herstellung solcher Gasgeneratoranhänger<br />
heute keine unlösbaren Aufgaben mehr. Tatsächlich<br />
haben bereits in verschiedenen Ländern<br />
Firmen der Autobranche den Bau solcher<br />
Fahrzeuge aufgenommen. In England sind<br />
diese Anhänger stets für Betrieb mit Anthrazit<br />
oder Koks eingerichtet. Ihr Gewicht beläuft<br />
sich bei Ausführungen für Wagen mit einem<br />
Hubraum zwischen 3,5 und 6 Liter auf rund<br />
230 Kilo gegenüber 135 Kilo für die Gaserzeugungs-<br />
und Reinigungsanlage allein. Die<br />
Inbetriebnahme geschieht in der Weise, dass<br />
man den Motor erst mit Benzin anlaufen und<br />
ihn die Verbrennungsluft durch den Gasgenerator<br />
ansaugen lässt. Der entstehende Zug<br />
setzt dann die Kohle in Brand, sobald man<br />
eine brennende, petrolgetränkte Lunte durch<br />
die dafür vorgesehene Anheizöffnung in den<br />
Generator steckt. Nach ungefähr 10 Minuten<br />
kann ohne Fahrtunterbruch die Benzinzufuhr<br />
abgestellt und mit Kohlegas weitergefahren<br />
werden.<br />
Eine schwedische Automobilfabrik hat einen<br />
ähnlichen Anhänger für Holz- und Holzkohlegasbetrieb<br />
entwickelt und in den ersten zwei<br />
Kriegsmonaten schon Bestellungen auf nicht<br />
weniger als 2500 solcher Fahrzeuge erhalten.<br />
Sie verfügen am Hinterende im Gegensatz zu<br />
den zweirädrigen, englischen Bauarten über<br />
ein einziges, kleines Rad mit Luftbereifung.<br />
Als weitere Stützpunkte dienen die äusseren<br />
Wölbungen des hinteren Stossfängers des<br />
Wagens. Das Gas wird durch einen flexiblen<br />
Rohranschluss zum Wagenhinterende geführt,<br />
von wo es durch ein fest eingebautes Rohr<br />
zum Saugstutzen des Motors gelangt. Der Aktionsradius<br />
soll sich mit dieser Ausrüstung auf<br />
zirka 260 Kilometer belaufen.<br />
Man ersieht aus all dem, dass die Frage<br />
des Gasgeneratoranhängers für Personenwagen<br />
heute technisch gelöst ist. Wie weit diese<br />
neue Betriebsart nun berufen sein wird, manchem<br />
Automobilisten aus der Klemme zu helfen,<br />
in die er durch die Brennstoffrationierung<br />
geraten ist, das kann nur die Zukunft lehren.<br />
Ein jeder wird sich natürlich vor der Anschaffung<br />
einer solchen Anlage das Für und<br />
Wider genau vor Augen halten — und im<br />
übrigen je nach seiner persönlichen Einschätzung<br />
der vermutlichen Kriegsdauer handeln.<br />
-b-<br />
Von einer neuen « Faltgarage » für Automobile,<br />
die speziell jetzt, wo so viele Wagen<br />
Tag und Nacht draussen stehen bleiben,<br />
viel zur Schonung der Karosserie beitragen<br />
könnte. Es handelt sich um eine An<br />
der Fahrzeuggrösse angepasstes Segeltuchfutteral,<br />
das über den parkierten Wagen<br />
gedeckt und daran festgeschnallt wird<br />
Dass die auf Urlaub aus Frankreich zurückkehrenden<br />
englischen Soldaten und Offiziere<br />
auf Wunsch zusätzliche Benzin-<br />
Rationierungskarten erhalten, die ausreichen,<br />
um 500 Kilometer weiter zu fahren,<br />
als dies mit der normalen Ration möglich<br />
wäre.<br />
Dass sich jetzt in Deutschland der erste<br />
für den praktischen Betrieb bestimmte<br />
Kohlenstaubmotor im Bau befinde, nachdem<br />
die Entwicklungsarbeiten als abgeschlossen<br />
zu betrachten seien. Es sei gelungen, die<br />
zwei wichtigsten Fragen, nämlich die kompressorlose<br />
Förderung des Kohlenstaube<br />
sowie das Verschleissproblem, das durcl<br />
die bei der Verbrennung sich bildende Flugasche<br />
entsteht, in befriedigender Weise zu<br />
lösen.<br />
Die amerikanische Regierung habe der<br />
Wright-Motorenfabrik einen Fonds vor,<br />
75,000 Dollar zur Entwicklung eines 42-<br />
zylindrigen (in Worten: zweiundvierzigzylindrigen)<br />
Flugmotors von 4000 PS zui<br />
Verfügung gestellt.<br />
Dass vor einem englischen Gericht kürzlich<br />
ein Zeuge auf die Frage, wie der Wagen<br />
des Delinquenten beschaffen gewesen<br />
sei, aussagte, er habe ein Hörn gehabt, das<br />
wie die einleitenden Akkorde zu Beethovens<br />
fünfter Symphonie töne.<br />
Ted*<br />
Motor als Ganzes ausbalanciert.<br />
Eine grosse amerikanische Automobilfabrik hai<br />
zur weiteren Verbesserung der Laufruhe ihrer Motoren<br />
neuerdings begonnen, nicht mehr allein di<<br />
Einzelteile, sondern auch das fertige Antriebsaggregat<br />
auf einer Spezialmaschine auszubalancieren<br />
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