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m80 Magazin März 2018

Das Schüler- und Jugendmagazin in München und Oberbayern

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s6-14_<strong>m80</strong>_03.18_Schülerred_<strong>m80</strong> 09.03.<strong>2018</strong> 15:02 Seite 10<br />

BIOLOGIE<br />

DAMPF ABLASSEN<br />

SIND E-ZIGARETTEN EINE ALTERNATIVE ZUR KLASSISCHEN KIPPE? EINE EXPERTIN WARNT<br />

Dampfen statt Rauchen.<br />

Die E-Zigarette gewinnt immer<br />

mehr Qualmer für sich: Lag der<br />

Umsatz der elektronischen Zigarette<br />

2015 noch bei 275 Millionen Euro,<br />

waren es 2016 schon 400 Millionen<br />

Euro. Rund zwei Millionen E-Raucher<br />

gibt es in Deutschland. Sind die<br />

kleinen Nebelmaschinen gesünder<br />

als herkömmliche Zigaretten?<br />

Ja und Nein, sagt eine Expertin.<br />

10<br />

Text // Titus Sierra<br />

Foto // iStock.com/Liudmyla Supynska<br />

<strong>m80</strong> // 03.18<br />

„Die E-Zigarette ist derzeit politisch heiß<br />

umkämpft.“ Das sagt Cornelia Schulz, Diplompsychologin<br />

und Leiterin des Präventionsteam<br />

CPMT (Cancer Prävention Management<br />

Team) des Universitätsklinikums<br />

Freiburg. Sie weiß um das Für und Wider und<br />

ist skeptisch, ob die E-Zigarette überzeugt:<br />

„Momentan ist es schwierig, ihre Langzeitwirkung<br />

zu beurteilen, da die Datenlage noch<br />

nicht eindeutig ist“, sagt sie. E-Zigaretten seien<br />

ein relativ junges Produkt; Langzeitstudien<br />

existieren noch nicht. Eines steht für Schulz<br />

fest: „Elektronische Zigaretten sind risikoreicher<br />

als Nikotinersatz.“ Soll heißen: Gesund geht<br />

anders – auch wenn man E-Zigaretten dampft.<br />

Eine normale Zigarette verbrennt bei<br />

900 Grad. Wer ihren Rauch inhaliert, nimmt<br />

sowohl Nikotin als auch 4800 Zusatzstoffe zu<br />

sich, davon sind 40 krebserregend. Bei der<br />

E-Zigarette wird der sogenannte Liquid nicht<br />

verbrannt, sondern nur erhitzt. Zudem enthält<br />

sie andere Stoffe als normale Kippen. Das führt<br />

dazu, dass bei E-Zigaretten wesentlich weniger<br />

Zusatzstoffe inhaliert werden. So manchen<br />

bringt das dazu, umzusteigen. Bis 2022 könnte<br />

es in Deutschland ebenso viele Dampfer wie<br />

Raucher geben, prophezeien Optimisten.<br />

Zwei Millionen Raucher haben sich bereits<br />

für die dampfende Alternative entschieden.<br />

Sind die Gefahren bald Schall und Rauch?<br />

Die 44-jährige Expertin Cornelia Schulz bremst<br />

die Euphorie: „Man spricht bei der E-Zigarette<br />

von einer verminderten Gefährdung im Gegensatz<br />

zur normalen Zigarette.“ Sie sei zwar<br />

weniger schädlich als Zigaretten, aber längst<br />

nicht harmlos. Auch in der E-Zigarette seien<br />

Substanzen enthalten, die Atemwege reizen und<br />

krebserregend sind. Darüber hinaus können<br />

die bunten Liquids auch den Suchtstoff<br />

Nikotin enthalten. Wenn der vorhanden<br />

ist, werde es schwierig, mit der E-Variante<br />

vom Rauchen loszukommen, sagt die<br />

Leiterin der Suchtberatung.<br />

Die Dampfer nehmen auch andere<br />

Gifte in Kauf: Wer eine E-Zigarette qualmt,<br />

inhaliere oft Stoffe wie Ethylenglykol, warnt<br />

Schulz. Dieses Verneblungsmittel ist in einer<br />

herkömmlichen Zigarette nicht enthalten.<br />

„Diese Stoffe sollten nicht in einer Lunge<br />

sein“, sagt Schulz. Sie sind krebserregend.<br />

Viele Raucher reizen neben den Inhaltsstoffen<br />

auch die sozialen Möglichkeiten,<br />

die das Rauchen mit sich bringt, weiß die<br />

Psychologin: „Die Zigarette ist nicht nur ein<br />

Suchtmittel, sie ist auch eine Art Kommunikation.“<br />

Menschen kommen so ins Gespräch,<br />

sie müssen nur mit dem Satz anfangen:<br />

Hey, hast du vielleicht ’ne Ziggi für mich?<br />

Auch Luca B. aus Freiburg raucht<br />

hauptsächlich auf Partys, um mit Menschen ins<br />

Gespräch zu kommen: „Die Zigarette ist für mich<br />

ein gutes Mittel, um verschiedene Menschen<br />

aus verschiedenen Regionen kennenzulernen<br />

und kurz mit ihnen zu reden“, sagt der 19-jährige<br />

Student. Kippen sind für ihn die Lösung<br />

bei Partynotfällen oder in Stresssituationen.<br />

Die E-Zigarette kann auch eine<br />

Möglichkeit sein, das Rauchen zumindest<br />

zu reduzieren. „Ich kenne viele, die dank<br />

der E-Zigarette mit dem Rauchen aufgehört<br />

haben“, sagt Luca. Umsteigen möchte<br />

er trotzdem nicht. „Ich bin kein Kettenraucher,<br />

also werde ich so schnell auch keine<br />

drastischen Maßnahmen ergreifen.“

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