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GewerbeparkJournal Ausgabe Winter 2017

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| Portrait |<br />

„Richtige Fußballer“ geben nie auf<br />

Christian Heintz spielt im Nationalteam mit amputiertem Bein<br />

sind. Sein Leben meistert er mit<br />

einer Prothese. „Reine Gewohnheitssache.<br />

Ich ziehe sie morgens<br />

an und abends eben wieder aus.<br />

Tagsüber denke ich kaum daran.“<br />

Ein echter Fußballer aus Leidenschaft<br />

– und das schon<br />

seit er gerade mal laufen<br />

konnte. „Mit vier Jahren habe<br />

ich begonnen gegen das runde<br />

Leder zu treten“, sagt der 33-jährige<br />

Christian Heintz, der mir an<br />

einem sonnigen Novembertag<br />

an seinem Arbeitsplatz beim<br />

Malereinkauf in Mülheim-Kärlich<br />

gegenüber sitzt. Nach seinem<br />

Unfall im Februar 2010, bei dem<br />

er ein Bein verlor, hatte sich der<br />

Rübenacher bereits vom Fußball-Sport<br />

verabschiedet. „Doch<br />

dann kamen meine Eltern ins<br />

Krankenhaus und brachten<br />

mir einen Flyer über Amputierten-Fußball<br />

mit. Das war wie ein<br />

Wink vom lieben Gott und weit<br />

mehr als ein Hoffnungsschimmer<br />

am Horizont.“<br />

Christian Heintz, gelernter Maler<br />

& Lackierer, schulte im Jahr 2011<br />

beim Malereinkauf um zum<br />

Groß- und Außenhandelskaufmann<br />

und wurde dort auch nach<br />

zweijähriger Einarbeitungszeit<br />

übernommen. Heute arbeitet<br />

er als Kundenberater im Innendienst,<br />

wobei ihm die Vorkenntnisse<br />

seiner ersten Ausbildung<br />

natürlich ganz oft sehr nützlich<br />

Im Jahr 2012, nachdem er einigermaßen<br />

genesen war, ging<br />

Heintz erstmals zum Training<br />

der Amputierten-Fußballnationalmannschaft.<br />

Seither ist er mit<br />

Herzblut dabei. Ist Kapitän des<br />

Teams und zugleich Organisator<br />

für viele Dinge. Bei der WM 2014<br />

in Mexiko reichte es immerhin<br />

zu Platz 13 unter 24 Mannschaften<br />

aus aller Welt. Und bei der<br />

WM im kommenden Jahr ist die<br />

Elf erneut qualifiziert. Auch dieses<br />

Mal geht es nach Mexiko. In<br />

Deutschland gibt es etwa zwei<br />

Dutzend Amputierten-Fußballer.<br />

„Das könnte sicher mehr sein,<br />

wie z.B. in Polen wo es einen<br />

Kader von annähernd einhundert<br />

Spielern gibt “, erklärt Christian<br />

Heintz.<br />

„Wir treffen uns einmal im Monat<br />

in Hoffenheim zum Training und<br />

haben so eine knappe Handvoll<br />

Länderspiele pro anno. Für 2018<br />

ist eine Art “Ligabetrieb“ mit<br />

den Niederlanden und Belgien<br />

geplant. Heißt konkret: gespielt<br />

wird an drei Wochenenden. Ein<br />

Turnier findet in Holland statt,<br />

weitere in Belgien und bei uns in<br />

Hoffenheim.“<br />

Gespielt wird übrigens ohne Prothesen,<br />

dafür auf Krücken. „Das<br />

geht tierisch auf die Arme und<br />

ist häufig mehr ein Kraft-Training.“<br />

Dankbar sind die Fußballer<br />

der Sepp-Herberger- und Dietmar-Hopp-Stiftung,<br />

die beide<br />

für eine notwendige finanzielle<br />

Unterstützung beitragen. Sein<br />

ganz persönlicher Dank geht<br />

an seinen Arbeitgeber, der sich<br />

sehr „kulant zeigt und immer<br />

wieder mit einem Kontingent<br />

an Sonderurlaub aushilft. Sonst<br />

wäre das alles gar nicht mach-<br />

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| <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>

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