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Zwei Leben_SchennachAbus_160x230mm_2018_web

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haltlos!<br />

Wer ist dieser Papa? Wo ist Papa? Was macht Mama,<br />

weil sie schreit und stöhnt? Der Mann tut ihr weh! Ich<br />

weine und schreie.<br />

Was heute als Erwachsener klar liegt,<br />

waren damals immense Ängste und<br />

Wut gegenüber den häufigen Wechseln<br />

der Geschlechtspartner meiner Mutter,<br />

jedoch war sie verheiratet. Das Empfinden<br />

war für mich – wie oben beschrieben.<br />

Für ein Kleinkind hat diese Art<br />

der Vereinigung eine sehr bedrohliche<br />

Wirkung. Die Geräusche und Bewegungen<br />

waren nicht einzuordnen und<br />

machten mir riesige Angst um meine<br />

Mutter; es wirkt für ein Kind wie eine<br />

permanente körperliche Misshandlung<br />

der Mutter, noch dazu nackt. Die Wut<br />

gegenüber diesen Männern war gepaart<br />

mit Ohnmacht und Angst, was er<br />

wohl mit mir machen würde. Nebenbei<br />

auch noch die permanente Frage: Wo<br />

ist mein Vater? – Situationen, die für<br />

mich sehr schmerzhaft waren.<br />

Unverständlich ist für mich heute als<br />

Erwachsener, dass meine Mutter es<br />

manchmal in meinem Beisein ohne<br />

Rücksicht auf mein Alter und meine<br />

eventuellen Ängste tat. Heute denke<br />

ich nach allem, was danach geschehen<br />

ist, dass ich ihr schon damals mehr<br />

oder minder egal war – und mich wegzugeben<br />

bereits geplant war. Trennung<br />

und Scheidung sowie mich in ein Heim<br />

zu geben passierten kurz nach diesen<br />

Erlebnissen. Ich war damals etwa fünf<br />

Jahre alt.<br />

Kommentar Claudia Schennach<br />

Die nackte Mutter mit gespreizten Beinen,<br />

die sich vor den Kindern sexuellen<br />

Handlungen hingibt – das Kind, das<br />

Verhalten und Geräusche nicht einordnen<br />

kann, fühlt sich bedroht und ist Zeuge<br />

von zunächst vermeintlicher Gewalt.<br />

Das Kleinkind wohnte den sexuellen<br />

Handlungen der Mutter bei und hatte<br />

Angst um sie. Kurz taucht auch die Frage<br />

auf, ob er und seine Mutter beschützt<br />

werden könnten – eventuell durch den<br />

Vater. Wieder erlebt Timo Ohnmacht,<br />

Angst und Wut, ohne Schutz zu erfahren.<br />

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