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GURU Magazin April 2018

Stadtmagazin für Mönchengladabch

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SPORT UND FITNESS<br />

Foto: D. Wiechmann.<br />

Die Leidenszeit von Lars Stindl<br />

Stürmer, kein Torjäger<br />

Der Kapitän von Borussia Mönchengladbach<br />

wird seit Wochen „angezählt“. Dem<br />

29-Jährigen will partout kein Tor gelingen.<br />

Seit dem 18. November 2017 beim 4:2<br />

bei Hertha. Fleißig listen die statistischen<br />

Erbsenzähler die Minuten auf, die belegen<br />

sollen: Stindl komme seiner eigentlichen<br />

Arbeit nicht mehrfach. Dabei ist er Stürmer,<br />

ein Torjäger ist er niemals gewesen.<br />

Aber bei Borussia Mönchengladbach verteilt<br />

man die Trefferlast auf mehrere Stürmer bzw.<br />

Nicht-Torjäger. Hazard, Raffael und Stindl<br />

eben. Der ehemalige Hannoveraner bot eine<br />

von drei Schultern, auf denen die Gladbacher<br />

Torquote ruht. Zuletzt war er mit der Flaute<br />

nicht allein, doch für ihn wog die Bürde doppelt<br />

schwer. Als Kapitän musste er in dieser<br />

Zeit der Torlosigkeit verstärkt als Sozialarbeiter<br />

und Psychologe arbeiten: in der Kabine<br />

und auf dem Platz. Das erledigte er gewissenhaft.<br />

So intensiv und engagiert, dass er daran<br />

erinnert werden musste, sich auch selbst aus<br />

dem Leistungsloch zu befreien, sich ein wenig<br />

mehr auf die eigene Befreiung zu konzentrieren.<br />

Das versucht er immer, mit der von<br />

ihm gewohnten Hingabe und einem enormen<br />

läuferischen Aufwand. Fleißig also ist er,<br />

aber das hilft derzeit nicht allzu viel. Nicht<br />

dem Klub, und auch nicht ihm selbst. Stindl<br />

kämpft noch um ein WM-Ticket. Und der Abwärtsstrudel<br />

seines Klubs könnte ihn auch<br />

aus dem Kader für Russland spülen.<br />

Wenn man in Zeiten, in denen ein nachdenklicher<br />

Profi wie Per Mertesacker ehrlich<br />

über den zum Teil unmenschlichen Druck<br />

berichten, den Profis ausgesetzt sind, und<br />

dafür von einem Oberflächen-Champion<br />

wie Lothar Matthäus an den Pranger gestellt<br />

werden, ein Beispiel benötigt, das diesen<br />

Überdruck beschreibt: Voila - Lars Stindl<br />

bietet es. Und bedarf dafür Anerkennung,<br />

Respekt und auch Hilfe. Die Misere seiner<br />

Mannschaft, für die er als Kapitän verantwortlich<br />

ist, seine eigene Tor-Krise, der<br />

Druck, sich unter solch widrigen Verhältnissen<br />

für den Löw-Kader zu empfehlen, - zumindest<br />

nach außen gibt sich der Gladbacher<br />

dafür noch recht gelassen. „Allzu viele<br />

Gedanken über die WM mache ich mir derzeit<br />

nicht. Es geht vor allem um den Verein,<br />

und deshalb versuche ich mich völlig auf<br />

Gladbach zu konzentrieren.“<br />

Dass die Minuten seiner Torlosigkeit gezählt<br />

werden, ist für ihn auch normal. Das<br />

nimmt man dem Routinier ab. Der 29-Jährige<br />

ist so oder so ein Opfer: In der vergangenen<br />

Spielzeit unterlag er dem Dreifachstress<br />

der Borussia besonders stark, weil er<br />

als unersetzbar galt. Und als andere sich<br />

auf den Malediven erholten, spielte er für<br />

die Nationalelf beim Confed-Cup. Da spielte<br />

er sich endgültig in den DFB-Kader.<br />

Doch dieses Schaufenster könnte ihm jetzt<br />

zum Verhängnis werden. Dauergeschunden<br />

kann die Frische auf dem letzten Drittel<br />

der Spielzeit nur fehlen. Aufladen kann<br />

Stindl sein Akku nur, wenn er die WM vor<br />

dem Fernseher erlebt. Tragisch.<br />

Bernhard Kütter<br />

44 | guru-magazin.de

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