Handbuch. Freiwilligenkoordination in Unterkünften für Geflüchtete
Das Beratungsforum Engagement für Geflüchtete der Landesfreiwilligenagentur Berlin bietet seit Ende 2016 den Ehrenamtskoordinator_innen in Unterkünften für Geflüchtete in den vier Berliner Regionen Nordost, Nordwest, Südwest, Südost fachliche Unterstützung im Freiwilligenmanagement vor Ort und arbeitet dazu mit regional verankerten Kooperationspartner_innen zusammen. Es organisiert Angebote für wechselseitigen Austausch und Lernmöglichkeiten und unterstützt die regionale und landesweite Vernetzung der Koordinator_innen.
Das Beratungsforum Engagement für Geflüchtete der Landesfreiwilligenagentur Berlin bietet seit Ende 2016 den Ehrenamtskoordinator_innen in Unterkünften für Geflüchtete in den vier Berliner Regionen Nordost, Nordwest, Südwest, Südost fachliche Unterstützung im Freiwilligenmanagement vor Ort und arbeitet dazu mit regional verankerten Kooperationspartner_innen zusammen. Es organisiert Angebote für wechselseitigen Austausch und Lernmöglichkeiten und unterstützt die regionale und landesweite Vernetzung der Koordinator_innen.
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Gerade mit Blick auf letztere ist zu er<strong>in</strong>nern, dass es <strong>in</strong> den Medien die Berichte über<br />
(hier vor allem alle<strong>in</strong> reisende, junge) Männer s<strong>in</strong>d, die e<strong>in</strong>en gesellschaftlichen Blick<br />
auf die Neuangekommenen prägen, der <strong>in</strong> <strong>Geflüchtete</strong>n v.a. e<strong>in</strong>e Bedrohung sieht.<br />
Auch hier werden engagierte Ehrenamtliche e<strong>in</strong>iges, aber nicht alles leisten können.<br />
So kann die Herausforderung, kontextsensible Angebote <strong>für</strong> Männer zu schaffen, nur<br />
<strong>in</strong> der Zusammenarbeit mit der professionellen sozialen Regelstruktur bewältigt werden.<br />
Dazu ist e<strong>in</strong> Ausbau der psychosozialen Versorgung notwendig; ebenso s<strong>in</strong>d die<br />
Themen Zugang zum Arbeitsmarkt und Familiennachzug hier unmittelbar relevant.<br />
In allen diesen Themen zeigt sich die Notwendigkeit und Produktivität e<strong>in</strong>er engen<br />
Zusammenarbeit e<strong>in</strong>erseits zwischen Sozialarbeit und Ehrenamtskoord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Unterkünfte, und andererseits von Ehrenamtskoord<strong>in</strong>ation und Angeboten<br />
und Projekten im Sozialraum. So wird nicht nur <strong>in</strong> unseren Jour fixe, dem monatlichen<br />
Austausch der Ehrenamtskoord<strong>in</strong>ator_<strong>in</strong>nen, immer wieder e<strong>in</strong>e Verbesserung der<br />
Kommunikation und des Austausches zwischen <strong>Unterkünften</strong>, Initiativen, Projekten<br />
und E<strong>in</strong>richtungen des Sozialraums gefordert. Alle Seiten können hier nur profitieren:<br />
von e<strong>in</strong>em Austausch der gemachten Erfahrungen, e<strong>in</strong>em Transfer des gewonnenen<br />
Wissens, von e<strong>in</strong>er Kommunikation der eigenen Möglichkeiten und Grenzen, von e<strong>in</strong>er<br />
besseren, langfristigeren Abstimmung, nicht zuletzt auch von e<strong>in</strong>em geschärften<br />
Bewusstse<strong>in</strong> davon, welche Gruppen von welchen Akteuren erreicht werden und erreicht<br />
werden können. Dies umfasst auch die Fragen, wie sich diese Kommunikation<br />
<strong>für</strong> alle Seiten gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend an Entscheider <strong>in</strong> Bezirken und Senat anschließen lässt,<br />
und wie sich Prozesse stadtübergreifend besser abstimmen lassen.<br />
Immer wieder, zuletzt <strong>in</strong> den Auswertungfragebögen zu unserer Arbeit im Jahr 2017,<br />
wird das Thema Mittelakquise virulent. Ehrenamtskoord<strong>in</strong>ator_<strong>in</strong>nen haben e<strong>in</strong>en<br />
unmittelbaren E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Bedürfnisse und Situationen <strong>in</strong> den <strong>Unterkünften</strong>. Sie<br />
sollten vermehrt <strong>in</strong> die Lage versetzt werden, eigen<strong>in</strong>itiativ Projekte anzuschieben,<br />
welche den Bedürfnissen und Situationen vor Ort entsprechen. Dazu müssen sie wissen,<br />
wie Budgets akquiriert werden können: welche Fördermöglichkeiten existieren,<br />
wie schreibt man erfolgreich Projektanträge etc. Gleichzeitig bedarf es e<strong>in</strong>er Diskussion<br />
über überkommene und unübersichtliche Förderstrukturen, über Projektlaufzeiten<br />
und -ziele. Ebenso s<strong>in</strong>d niedrigschwelligere, unbürokratischere und flexiblere F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten<br />
gefordert.<br />
Das Potential der neu geschaffenen Ehrenamtskoord<strong>in</strong>ation an den Berl<strong>in</strong>er <strong>Unterkünften</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Geflüchtete</strong> erschöpft sich nicht im engeren S<strong>in</strong>n der <strong>Freiwilligenkoord<strong>in</strong>ation</strong>,<br />
der Vermittlung von Ehrenamtlichen und deren anerkennender Begleitung. Im<br />
richtigen Rahmen können die Ehrenamtskoord<strong>in</strong>ator_<strong>in</strong>nen ihr Potential als Brückenbauer<br />
zwischen <strong>Unterkünften</strong> und Nachbarschaften weiter entfalten, können sie e<strong>in</strong>en<br />
wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Aufgabe der Inklusion von <strong>Geflüchtete</strong>n und<br />
zum Berl<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>wesen leisten.<br />
Wir bedanken uns bei allen Ehrenamtskoord<strong>in</strong>ator_<strong>in</strong>nen <strong>für</strong> ihr Engagement sowie<br />
die aufgeschlossene Zusammenarbeit mit dem BFE und freuen uns auf e<strong>in</strong> weiteres<br />
Jahr!<br />
Kathr<strong>in</strong> Duffner Lukas Heimes Grischa Schwiegk Sab<strong>in</strong>e Strauch