11.04.2018 Aufrufe

App in die Zukunft - den digitalen Wandel gestalten

Das Themenheft 2018 des KWA ist erschienen! Die Beiträge setzen sich mit den Herausforderungen der Digitalisierung auseinander. Für uns stehen nicht die technischen Möglichkeiten im Vordergrund, sondern die denkbaren Auswirkungen auf den Menschen in seiner Lebens- und Arbeitswelt. Uns ist wichtig, dass wir als Menschen nicht „verdigitalisiert“ werden, sondern die Gestaltungshoheit behalten und mit unserer gottgegebenen Würde erkennbar bleiben. Digitalisierung muss dem Menschen in sinnvoller Weise dienen und nicht über ihn bestimmen. Unsere Themenhefte erscheinen einmal im Jahr zu aktuellen wirtschafts- und sozialpolitischen Themen. Sie werden gerne genutzt, um Vorträge, Themenabende und Gottesdienste zu gestalten.

Das Themenheft 2018 des KWA ist erschienen! Die Beiträge setzen sich mit den Herausforderungen der Digitalisierung auseinander. Für uns stehen nicht die technischen Möglichkeiten im Vordergrund, sondern die denkbaren Auswirkungen auf den Menschen in seiner Lebens- und Arbeitswelt. Uns ist wichtig, dass wir als Menschen nicht „verdigitalisiert“ werden, sondern die Gestaltungshoheit behalten und mit unserer gottgegebenen Würde erkennbar bleiben. Digitalisierung muss dem Menschen in sinnvoller Weise dienen und nicht über ihn bestimmen.
Unsere Themenhefte erscheinen einmal im Jahr zu aktuellen wirtschafts- und sozialpolitischen Themen. Sie werden gerne genutzt, um Vorträge, Themenabende und Gottesdienste zu gestalten.

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DAS THEMA<br />

Prozess verstehen, der immer technologische,<br />

ökonomische, soziale, politische, rechtliche und<br />

ethische Aspekte hat. Man muss nicht all <strong>die</strong>se<br />

Aspekte kennen. Aber man sollte sie <strong>in</strong>teressiert<br />

aufnehmen, wenn sie von anderen e<strong>in</strong>gebracht<br />

wer<strong>den</strong>. Im wissenschaftlichen Kontext<br />

heißt <strong>die</strong>s dann: Transdiszipl<strong>in</strong>äres Forschen<br />

und Arbeiten. Im ökonomischen Kontext heißt<br />

das: Offen se<strong>in</strong> für <strong>den</strong> gesellschaftlichen Diskurs.<br />

Aufgabe der Kirche ist es, sich an solcher<br />

Bildung, an solchen Diskursen zu beteiligen,<br />

durch Verkündigung des Evangeliums Menschen<br />

zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>wohlorientierten Handeln<br />

zu befähigen und durch öffentliches Wirken<br />

ethische Orientierungen zu geben bzw. mit<br />

anderen Akteur*<strong>in</strong>nen zusammenzuarbeiten.<br />

ETHISCHE GRUNDANNAHMEN<br />

Zum anderen, aus anthropologischer und ethischer<br />

Perspektive, muss es Kirche und Theo lo gie<br />

um das Ausarbeiten ethischer Grund an nah men<br />

gehen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en Hand lungs feldern<br />

der Digitalisierung e<strong>in</strong>e besondere Rolle spielen.<br />

So präformieren Technologien bestimm te<br />

Handlungsweisen und entwerfen Ziele (Beispiel:<br />

E<strong>in</strong>e digitale, technisierte Mediz<strong>in</strong> verstärkt <strong>den</strong><br />

technischen Blick auf <strong>den</strong> Körper und lässt<br />

tech nisch-mediz<strong>in</strong>isch Mögliches als Ziel attraktiv<br />

ersche<strong>in</strong>en). Es ist dann e<strong>in</strong> Akt der Selbstbestimmung<br />

zu fragen, ob man sich <strong>die</strong>se Ziele<br />

wirklich zu eigen machen möchte. Algo rith men<br />

geben im Rahmen e<strong>in</strong>er Datenver arbei tung mit<br />

großen Datenmengen (Big Data) Hand lungsprog<br />

nosen und -empfehlungen. Es ist e<strong>in</strong> Akt<br />

der Freiheit zu fragen, ob man solchen Prog nosen<br />

und Empfehlungen folgen oder auf anderem<br />

Weg zu Handlungszielen kommen möchte.<br />

BEISPIELE<br />

In Unternehmen verschaffen sogenannte Wearables,<br />

also körpergebun<strong>den</strong>e Sensoren, Vor teile<br />

bei der betrieblichen Organisation, sie dürfen<br />

aber nicht <strong>die</strong> Persönlichkeitsrechte des E<strong>in</strong>zelnen<br />

e<strong>in</strong>schränken – e<strong>in</strong>e Person ist immer<br />

auch „Zweck an sich“ und Ebenbild Gottes. Die<br />

theologisch gut begründeten ethischen Kri te rien<br />

der Befähigungs-, Beteiligungs-, Vertei lungs-,<br />

Gender- und Generationen gerechtigkeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

vielen Entscheidungsprozessen der Digitalisie-<br />

rung angesprochen: Die Organisa tionsformen<br />

des Crowdwork<strong>in</strong>gs erweitern e<strong>in</strong>erseits <strong>die</strong><br />

Mög lichkeiten e<strong>in</strong>er Teilhabe an der Arbeitswelt<br />

(z. B. für Menschen des Sü<strong>den</strong>s und für Menschen<br />

mit E<strong>in</strong>schränkungen), können aber andererseits<br />

<strong>die</strong> gegenwärtigen Systeme der sozialen<br />

Sicherung unterlaufen.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e hoch anspruchsvolle politische Aufgabe,<br />

<strong>die</strong> Asymmetrie zwischen der globalen<br />

Reichweite der <strong>digitalen</strong> Technologien und der<br />

an Grenzen der Nationen gekoppelten sozialpolitischen<br />

Errungenschaften zu reduzieren. Die<br />

Automatisierung von Produktion und Bürotätigkeiten<br />

– <strong>in</strong>sbesondere durch autonome<br />

Datenverarbeitung – wird zu gravieren<strong>den</strong> Veränderungen<br />

der Berufsbilder führen. Hier s<strong>in</strong>d<br />

Fragen der lebenslangen I<strong>den</strong>titätssuche <strong>in</strong><br />

wechseln<strong>den</strong> beruflichen Kontexten angesprochen<br />

– der aus dem geistlichen Begriff der<br />

„Berufung“ entstan<strong>den</strong>e Begriff des „Berufes“<br />

gibt e<strong>in</strong>en deutlichen H<strong>in</strong>weis auf <strong>die</strong> geistliche<br />

und existenzielle Bedeutung des Zusammenhangs<br />

von I<strong>den</strong>tität und Beruf. Die Zahl und <strong>die</strong><br />

Ausprägung der Arbeitsplätze wer<strong>den</strong> sich verändern.<br />

Man wird zu Veränderungen im Bildungs<br />

wesen (Stichwort: lebenslanges Lernen)<br />

und im Steuerwesen (Stichwort: Steuer auf E<strong>in</strong>kommen<br />

aus Roboterleistungen) kommen müssen.<br />

Im Prozess der Digitalisierung hat sich<br />

herausgebildet, dass sich <strong>die</strong> Macht über relevante<br />

Datenbestände auf wenige Unternehmen<br />

konzentriert. Diese weitgehende Monopolisierung<br />

ökonomischer und politischer Macht muss<br />

mit Blick auf das Kriterium des Geme<strong>in</strong>wohls<br />

auch rechtlich begrenzt wer<strong>den</strong>.<br />

Herausforderungen auf Herausforderungen –<br />

mit vielen Anknüpfungspunkten an unsere<br />

kirch liche und theologische Tradition.<br />

Der Prozess der Digitalisierung der Arbeitswelt<br />

ist umfassend, vielfältig und dynamisch – entsprechend<br />

anspruchsvoll ist e<strong>in</strong>e ethisch verantwortliche<br />

Mitwirkung an <strong>die</strong>sem Prozess,<br />

dem sich niemand entziehen kann. Es wird<br />

Aufgabe der Kirche se<strong>in</strong>, im Gespräch mit anderen<br />

Akteur*<strong>in</strong>nen der Digitalisierung, Menschen<br />

<strong>in</strong> ihrer Urteilsfähigkeit <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Fragen<br />

zu unterstützen.<br />

DR. RALPH CHARBONNIER<br />

8 THEMENHEFT 2018: APP IN DIE ZUKUNFT – DEN DIGITALEN WANDEL GESTALTEN<br />

„WO MAN ARBEITET, DA IST GEWINN, WO MAN ABER NUR MIT WORTEN UMGEHT, DA IST MANGEL.“

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