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51/05 Arbeitsbericht - Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft ...

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<strong>Landesforschungsanstalt</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong> und Fischerei<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Beurteilung der Luzerne als Hochleistungsfutter<br />

in der Milchproduktion<br />

Fo-Nr.: <strong>51</strong>/<strong>05</strong><br />

<strong>Arbeitsbericht</strong><br />

Stand 21.07.2003<br />

Verantwortlicher Bearbeiter: Dr. H. Heilmann, Dr. B. Losand, Dr. Heidi Jänicke<br />

Wissenschaftlicher Leiter: Dr. H. Heilmann


Gliederung Seite<br />

1 Zielstellung 1<br />

2 Versuchsplanung und -durchführung 2<br />

3 Ergebnisse 3<br />

3.1 Produktionstechnische Ergebnisse des Luzerneanbaus 3<br />

3.1.1 Bestandsetablierung und -pflege 3<br />

3.1.2 Düngung 5<br />

3.1.3 Nutzung und Naturalerträge 6<br />

3.1.4 Silierung 7<br />

3.2 Luzerneeinsatz in der Tierernährung 8<br />

3.2.1 Energielieferung 9<br />

3.2.2 Faserversorgung/Strukturlieferant 9<br />

3.2.3 Proteinwert 9<br />

3.2.4 Mineralstofflieferung 10<br />

3.2.5 Qualitätsanforderungen 10<br />

3.3 Wirtschaftlichkeit des Luzerneanbaus 11<br />

3.3.1 Futterkosten im Vergleich 11<br />

3.3.2 Vergleich zwei und drei Nutzungsjahre 12<br />

3.3.3 Wert der Luzerne in der Fruchtfolge 14<br />

3.3.4 Kleinkörnige Leguminosen zu Futterzwecken im ökologischen Landbau 14<br />

4 Bewertung der Luzerne unter zukünftigen Rahmenbedingungen 16<br />

5 Vorschläge <strong>für</strong> weitere Forschungsarbeit 17<br />

6 Literaturverzeichnis 18<br />

7 Tabellenanhang 19<br />

Tabellenverzeichnis Seite<br />

Tabelle 1: Nährstoffentzug und -bewertung in €/kg <strong>für</strong> Verfahrensvergleich 6<br />

Tabelle 2: Charakterisierung der Zellwandbestandteile verschiedener Grobfuttermittel 9<br />

Tabelle 3: Mineralstoffgehalt (g/kg T) ausgewählter Futterpflanzen im Vergleich zur<br />

Luzerne 10<br />

Tabelle 4: Anforderungen an die Nährstoffqualität von Luzerne in Abhängigkeit von der<br />

zu versorgenden Tierkategorie 11<br />

Tabelle 5: Kennzahlen des Feldfutterbaus im Referenzbetrieb im Mittel der Jahre 2001<br />

und 2002 12<br />

Tabelle 6: Kalkulationen zu verschiedenen Nutzungsregimen von Luzerne 13<br />

Tabelle 7: Ausgewählte Ergebnisse des Futterbaues der Öko-Referenzbetriebe 14<br />

Tabelle 8: Futterkostenkalkulationen <strong>für</strong> den ökologischen Landbau 15<br />

Tabelle 9: Verfahrensvergleich Luzerne und Silomais unter derzeitigen (Status quo) und<br />

zukünftig erwarteten agrarpolitischen Rahmenbedingungen (Entkopplung) 16<br />

Tabelle 10: Schlagchronologie - Luzerne 19<br />

Tabelle 11: Ergebnisse der Futtermitteluntersuchungen 20<br />

Tabelle 12: Schlagchronologie – Teilfläche in der betriebsüblichen Rotation 21<br />

Tabelle 13: Bodenuntersuchungsergebnisse der Versuchsfläche 22<br />

Luzerne- Anbautelegramm 23<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne I


1 Zielstellung<br />

An die Futterrationen im Hochleistungsbereich müssen immer größere Ansprüche gestellt<br />

werden, um die Milchkühe ausreichend zu versorgen. Dabei kommt dem Grundfutter<br />

eine besondere Bedeutung zu. Neben hohen Energiegehalten spielen zunehmend<br />

auch hoch verdauliche Zellwandbestandteile (Rohfaser, NDF) eine Rolle. Weitere<br />

Leistungssteigerungen sind vor allem über eine Erhöhung der Aufnahme an hochwertigem<br />

Futter zu erreichen.<br />

Die Verdaulichkeit der Faserbestandteile und damit die Geschwindigkeit des Abbaus<br />

(Passagegeschwindigkeit) im Pansen sind zu erhöhen. Dabei könnte Luzerne eine interessante<br />

Grundfutterkomponente darstellen.<br />

Neuere Erfahrungen mit Luzerneanbau, Futterkonservierung und Verwendung in Hochleistungsrationen<br />

in MV sind nicht in ausreichendem Umfang vorhanden. In einem ersten<br />

Praxisversuch in einem Referenzbetrieb soll daher der Anbau, die Futterkonservierung<br />

und die Effizienz des Einsatzes in einer Milchkuh-Hochleistungsration untersucht<br />

und bewertet werden.<br />

Dieses Forschungsprojekt ist im Forschungsschwerpunkt: Beurteilung und Verbesserung<br />

der Wirtschaftlichkeit von Verfahren, Betriebszweigen und Unternehmen eingeordnet.<br />

Die gesamten Untersuchungen standen folglich unter einer allgemeinen, betriebwirtschaftlichen<br />

Fragestellung.<br />

Das Ziel dieser Forschungsaktivitäten war in erster Linie eine ökonomische Bewertung<br />

der Luzerne als Hochleistungsfutterkomponente. Dies beinhaltete insbesondere die<br />

Überprüfung der Einsatzmöglichkeit von Luzerne im Hochleistungsbereich in der Milchproduktion<br />

zur Erhöhung der Verdaulichkeit der Faserbestandteile und der Geschwindigkeit<br />

des Abbaus im Pansen unter Praxisbedingungen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchungen sollte die Erarbeitung neuerer Erkenntnisse<br />

im Luzerneanbau und der Futterkonservierung sein. Es sollten naturale und ökonomische<br />

Werte ermittelt werden, die auch unter zukünftigen Rahmenbedingungen eine<br />

ökonomische Beurteilung der Luzerne nicht nur zur Tierernährung, sondern auch als<br />

Bestandteil von Fruchtfolgen, ermöglichen.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 1


2 Versuchsplanung und -durchführung<br />

Die Versuchsplanung und -durchführung wurde zwischen den beteiligten Bearbeitern<br />

und Instituten abgestimmt und nach Schwerpunkten und Zuständigkeiten aufgeteilt.<br />

Zunächst wurde in einem Referenzbetrieb ein geeignetes Feldstück in ausreichender<br />

Größe <strong>für</strong> die Etablierung eines Luzernebestandes in Blanksaat <strong>für</strong> eine mehrjährige<br />

Standzeit ausgewählt. Als Praxispartner <strong>für</strong> diese Versuchsdurchführung konnte der<br />

Referenzbetrieb Agrargenossenschaft Roggenhagen e.G. gefunden werden.<br />

Ein Teilstück der Versuchsfläche sollte in der betriebsüblichen Fruchtfolge weiter bewirtschaftet<br />

werden. Im Versuchsplan war vorgesehen, auf einer 8 bis 10 ha großen<br />

Teilfläche Luzerne anzubauen und die Aufwüchse zur Verfütterung in einer Milchvieh-<br />

Hochleistungsherde zu konservieren. Nach dem Umbruch der Luzerne (im 3. Standjahr)<br />

war beabsichtigt, das Feldstück wieder in die betriebsübliche Fruchtfolge als Vorfrucht<br />

<strong>für</strong> Wintergetreide zu integrieren. Zur Quantifizierung des Vorfruchtwertes sollte<br />

die Nachfrucht auf den unterschiedlichen Teilflächen getrennt abgeerntet und Ertrag<br />

und Qualität vorfruchtspezifisch ermittelt werden.<br />

Die produktionstechnischen Daten des Luzerneanbaues wurden vom Referenzbetrieb<br />

dem Institut <strong>für</strong> Betriebswirtschaft der <strong>Landesforschungsanstalt</strong> <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> und<br />

Fischerei MV (LFA MV) übergeben. Diese wurden im Rahmen der Referenzbetriebsauswertung<br />

einer Nachkalkulation nach der DLG-Nomenklatur unterzogen und mit<br />

den Ergebnissen der Futteranalysen zu einer Futterkostenberechnung ergänzt.<br />

Die Aussaat der Luzerne erfolgte als Frühjahrsblanksaat.<br />

Die Futterkonservierung wurde prinzipiell nach Vorgaben des Instituts <strong>für</strong> Tierproduktion<br />

durchgeführt. Unter der Regie des Instituts <strong>für</strong> Tierproduktion (Dr. Jänicke) sollte die<br />

Prüfung der Siliereignung in Folienschläuchen mit Zugabe von Melasse oder/und Silierhilfsmitteln,<br />

später gegebenenfalls auch in Fahrsilos, erfolgen.<br />

Auch der Einbau der Luzerne in die Futterrationen sollte vom Institut <strong>für</strong> Tierproduktion<br />

(Dr. Losand) durchgeführt werden. Während der Versuchsdurchführung wurde im Referenzbetrieb<br />

Paratuberkulose im Milchviehbestand diagnostiziert. Daraufhin fanden keine<br />

Fütterungsversuche mehr statt. Die produzierten Futterstöcke von der Luzernefläche<br />

wurden bis zur vollständigen Auflösung der Milchviehherde (Aufgabe der Milchproduktion<br />

im Versuchsbetrieb) problemlos verfüttert.<br />

Der Luzerneanbau wurde wegen der Aufgabe der Milchproduktion ein Jahr früher als<br />

vorgesehen im 1. Quartal 2003 beendet. Statt der geplanten Wintergetreide-Nachfrucht<br />

baute der Betrieb Futtererbsen zum Erntejahr 2003 auf dem gesamten Feldstück an.<br />

Eine sachgemäße Quantifizierung des Vorfruchtwertes der Luzerne ist daher nicht<br />

möglich.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 2


3 Ergebnisse<br />

3.1 Produktionstechnische Ergebnisse des Luzerneanbaus<br />

In der Tabelle 10 (im Anhang) sind die Schlagchronologien der Luzernenparzelle aus<br />

den beiden Standjahren zu ersehen. Die analogen Angaben zur Vergleichsparzelle in<br />

der betriebsüblichen Fruchtfolge befinden sich im Anhang (Tabelle 12).<br />

Bei der Versuchsfläche handelt es sich um einen D5-Standort mit einer durchschnittlichen<br />

Ackerzahl von etwa 47 (34 bis 53). Es ist eine Lehm-Parabraunerde, als sandiger<br />

Lehm in den Versorgungsklassen A und B eingestuft. Die Bodenuntersuchungsergebnisse<br />

sind in der Tabelle 13 im Anhang dargestellt.<br />

3.1.1 Bestandsetablierung und -pflege<br />

Das Ansaatrisiko <strong>für</strong> Leguminosen ist ab Mitte August in unseren Breiten zu hoch. Laut<br />

Ansaatempfehlungen <strong>für</strong> den Ackerfutterbau der LFA MV sollte Luzerne möglichst bis<br />

Ende Juli bestellt sein. Die Saat erfolgte nach Abstimmung mit dem Betrieb am 25. April<br />

als Frühjahrsblanksaat. Mit der vergleichsweise hohen Aussaatstärke von 20 kg/ha<br />

im Praxisversuch konnte ein recht guter Luzernebestand etabliert werden. Laut Ansaatempfehlungen<br />

<strong>für</strong> den Ackerfutterbau der LFA MV genügen bei Reinsaat 15 kg/ha. Bei<br />

Saatgutpreisen von 2,15 €/kg entstehen hier<strong>für</strong> Aufwendungen von etwa 32 €/ha. Auf<br />

ein feines Saatbett und eine Saattiefe von etwa 1 bis 2 cm ist besonders zu achten. Die<br />

übliche Aussaat erfolgt im Getreidesaatabstand.<br />

Derzeit liegen keine Zulassungen von Herbiziden <strong>für</strong> Luzerne zu Futterzwecken vor.<br />

Der erste Aufwuchs war durch den Verzicht auf eine Herbizidanwendung sehr stark mit<br />

Ackerunkräutern durchwachsen. Die Luzerne war im ersten Aufwuchs nicht genug konkurrenzstark,<br />

um eine massive Verunkrautung zu unterdrücken (siehe nachfolgende<br />

Abbildung). Die Leitunkräuter waren:<br />

• Hirtentäschelkraut (Capsélla búrsa-pastóris)<br />

• Ackerhellerkraut (Thláspi arvénse)<br />

• Kamille (Matricária chamomílla)<br />

• Ackerstiefmütterchen (Víola arvénsis)<br />

• Ackerschachtelhalm (Equisétum arvénse)<br />

Der erste Aufwuchs war durch die starke Beimischung von Unkräutern schon im Ausgangsmaterial<br />

(Frischmasse) im Futterwert so stark reduziert, dass sich eine Silierung<br />

eigentlich nicht empfahl.<br />

Nach dem ersten Schnitt und den weiteren Folgeschnitten nahm kontinuierlich der Anteil<br />

der Luzerne am Gesamtaufwuchs zu, die Verunkrautung ging folglich zurück.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 3


Abb. 1: Luzernebestand – erster Aufwuchs mit starker Verunkrautung<br />

Foto: HEILMANN, 2001.<br />

Abb. 2: Luzernebestand – nach erster Nutzung mit verminderter Verunkrautung<br />

Foto: HEILMANN, 2001.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 4


Durch einen rechtzeitigen Reinigungsschnitt durch Abmulchen und Belassen des Aufwuchses<br />

auf der Fläche hätte man ebenfalls eine befriedigende Unterdrückung der Verunkrautung<br />

erreicht, ein Absamen der Unkräuter verhindert und Verfahrenskosten eingespart.<br />

Der Schröpfschritt (Zur Zeit des Übergangs vom Rosetten- zum Stängelstadium)<br />

wird nicht von allen Autoren als wirksame Maßnahme zur Unkrautbekämpfung<br />

empfohlen, da damit eine Schwächung der Luzerne verbunden ist. Der Erfolg ist stark<br />

von den standörtlichen Bedingungen und der Witterung abhängig.<br />

Im Versuch herrschten zum Zeitpunkt des ersten Schnittes (Stadium Blüte) sehr hohe<br />

Temperaturen. Auch in den folgenden Wochen war die Witterung trocken und heiß. Die<br />

Luzerne als typische Pfahlwurzelpflanze war rasch und tief in den Boden eingedrungen<br />

und hatte bereits ein ausreichendes Wurzelwerk gebildet, um mit der Trockenstresssituation<br />

zurechtzukommen und die Unkräuter stärker zu unterdrücken. Durch die Trockenheit<br />

keimten nach dem Schnitt kaum Unkräuter, der Konkurrenzdruck ließ deutlich<br />

nach. Sollte ein Reinigungsschnitt durchgeführt werden, ist der Zeitraum möglichst spät<br />

(Blühbeginn der Luzerne) zu wählen. Die Stoppelhöhe sollte nicht zu niedrig gewählt<br />

werden (ca. 12 cm), um einen schnellen Wiederaustrieb der Luzerne zu erreichen. Bei<br />

zu hohem Schnitt ist die Unkrautwirkung deutlich reduziert.<br />

Auch der letzte Schnitt sollte nicht zu spät erfolgen, damit die Luzerne etwa 10 cm hoch<br />

in den Winter kommt. Luzerne sollte einmal im Jahr blühen. Die Luzerne lagert Assimilate<br />

vom Blühbeginn an in die Wurzelmasse ein. Am Wurzelkopf entwickeln sich aus<br />

den oberirdisch angelegten Erneuerungsknospen die Triebe <strong>für</strong> den raschen Nachtrieb<br />

nach dem Schnitt.<br />

3.1.2 Düngung<br />

Die Luzerne ist <strong>für</strong> den Anbau auf basenreichen, lehmigen Sanden und sandigen Lehmen<br />

sowie gut durchwurzelbaren Böden geeignet. Auch leichte Sande sind geeignet,<br />

wenn im Untergrund lehmreiche Schichten vorhanden sind. Nach KABIS (1992) sind<br />

diluviale Böden geeignet, sofern sie im Untergrund in 60 bis 80 cm Tiefe über Lehmschleier<br />

verfügen. Nur auf nasskalten, staunassen, verdichteten und sauren Böden gedeiht<br />

Luzerne nicht.<br />

Die Luzerne hat zwar ein recht hohes Kalkbedürfnis (Kalkentzug bis 300 kg CaO/ha<br />

und Jahr), kann sich aber durch ihr tiefes, intensives Wurzelwerk viele Nährstoffe „erwachsen“.<br />

Es genügt daher, die Böden durch Kalkung im neutralen Bereich einzustellen.<br />

Auf unseren leichten und mittleren Böden sollte man magnesiumhaltigen Kalken<br />

den Vorzug geben.<br />

Nach der DüVO wird der Kalkbedarf nach dem pH-Wert und der Bodenart als Erhaltungsdüngung<br />

<strong>für</strong> einen Zeitraum von 4 Jahren kalkuliert. Um bei der ökonomischen<br />

Bewertung der Luzerne im Verfahrensvergleich mit Getreide die deutlichen Unterschiede<br />

im Kalkentzug zu berücksichtigen, soll abweichend von der üblichen DüVO-<br />

Vorgehensweise der CaO-Entzug nach den Stammdaten des Schlagkarteiprogramms<br />

der LFA MV (Stand 11/1998) berechnet werden.<br />

Als Stickstoffsammler benötigt die Luzerne höchstens eine kleine Startgabe (30 bis 40<br />

kg N/ha) <strong>für</strong> eine schnellere Jugendentwicklung.<br />

Der Entzug an P und K beträgt nach der Düngeverordnung (DüVO) 0,6 kg P (1,4 kg<br />

P2O5) und 5,4 kg K (6,5 kg K2O) je t Frischmasse (siehe Tabelle 1).<br />

Wirtschaftseigene Dünger direkt zur Luzerne sind nicht empfehlenswert: sie schädigen<br />

unter Umständen durch Verätzungen die Erneuerungsknospen und der N-Gehalt des<br />

Düngers wird nicht effizient ausgenutzt.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 5


Tabelle 1: Nährstoffentzug und -bewertung in €/kg <strong>für</strong> Verfahrensvergleich<br />

Nährstoff N P2O5 K2O MgO CaO<br />

Wert in €/kg Nährstoff 0,50 0,40 0,26 0,10 0,035<br />

Entzug in kg/dt FM Luzerne<br />

0,60 1) 0,14 0,65 0,07 0,60 2)<br />

(20 % T)<br />

Entzug in kg/dt OS Feldgras 0,48 0,16 0,65 0,07 0,15 2)<br />

Entzug in kg/dt OS Silomais 0,38 0,16 0,45 0,12 0,16 2)<br />

Entzug in kg/dt OS LKS 0,60 0,33 0,45 0,27 0,12 2)<br />

Entzug in kg/dt OS Wi.-roggen 3) 1,50 0,80 0,60 0,20 0,30 2)<br />

Entzug in kg/dt OS Wi.-gerste 3) 1,70 0,80 0,60 0,20 0,30 2)<br />

1) ein Teil des N davon aus der Luft;<br />

2) Bemessung des Kalkentzuges nach Schlagkarteiprogramm LFA MV;<br />

3) Angaben <strong>für</strong> Korn laut DüVO.<br />

3.1.3 Nutzung und Naturalerträge<br />

Wie bereits erläutert, sollte einmal im Jahr der Luzerne eine einmalige Nutzungspause<br />

von etwa 7 bis 8 Wochen (vorzugsweise zwischen dem vorletzten und letzten Schnitt)<br />

zur Nährstoffspeicherung eingeräumt werden.<br />

In der Luzerne fallen nach dem Knospenstadium der Rohprotein- und Energiegehalt<br />

sowie die Verdaulichkeit, der Rohfasergehalt dagegen steigt an. Die Luzerne sollte daher<br />

zum Knospenstadium bis zum Beginn der Blüte geschnitten werden. Die Thüringer<br />

Landesanstalt <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> (TLL) empfiehlt eine Nutzung nach Wuchshöhe in den<br />

Hauptnutzungsjahren:<br />

1. Schnitt 50 – 70 cm Wuchshöhe<br />

2. Schnitt 35 – 45 cm Wuchshöhe<br />

3. Schnitt 45 – 55 cm Wuchshöhe.<br />

SCHMIDT (2001) empfiehlt <strong>für</strong> Wiederkäuer in den Hauptnutzungsjahren:<br />

1. Schnitt 45 – 70 cm Wuchshöhe<br />

2. Schnitt 40 – 45 cm Wuchshöhe<br />

3. Schnitt 45 – 50 cm Wuchshöhe<br />

4. Schnitt 25 – 45 cm Wuchshöhe, jeweils mittels Luzernefutterstab ermittelt.<br />

Bei der Einstellung der Schnitthöhe ist besonders darauf zu achten, dass die Erneuerungsknospen<br />

unbeschädigt bleiben. Vor dem Umbruch kann der Schnitt tiefer oder eine<br />

Nachbeweidung erfolgen. In der Regel sollte eine dreijährige Nutzung (Ansaatjahr<br />

und zwei Hauptnutzungsjahre) angestrebt werden. Dies ergibt 8 bis 10 Aufwüchse, die<br />

genutzt werden können. Bei einem zweijährigen Anbau mit Blanksaat im Frühjahr wie<br />

im Praxisversuch sind dagegen nur 5 bis 6 Aufwüchse zu erzielen.<br />

Luzerne liefert bei geeigneter Standortwahl hohe und sichere Erträge. Besonders in<br />

niederschlagsarmen Jahren ist dies von Vorteil.<br />

Üblicherweise werden folgende Ertragsrelationen zwischen den Nutzungsjahren unterstellt:<br />

Ansaatjahr (Blanksaat) 60 %<br />

1. Hauptnutzungsjahr 100 %<br />

2. Hauptnutzungsjahr 90 %.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 6


Etwa die Hälfte des Jahresertrages wird mit dem ersten Aufwuchs erreicht. Bei einer<br />

dreimaligen Nutzung liefert der zweite Aufwuchs noch etwa 30 %, der dritte 20 %. Allerdings<br />

sind dies lediglich Richtwerte, die je nach Witterungsverlauf relativ stark variieren<br />

können.<br />

Im Praxisversuch wurden im Ansaatjahr etwa 14 % mehr geerntet als im Hauptnutzungsjahr.<br />

Der Hektarertrag lag in der Summe der zwei Nutzungsjahre bei 834 dt<br />

Frischmasse bzw. etwa 150 bis 160 dt Trockenmasse.<br />

Je nach Verwendung der Aufwüchse zur Frischverfütterung/Beweidung, Heubereitung<br />

oder Silierung ist mit unterschiedlichen Ernteverlusten zu rechnen. Die Höhe der Feldverluste<br />

ist stark abhängig von der Höhe des erreichten Welkegrades im Erntegut und<br />

der Art und Intensität der Bearbeitungsgänge. Mit steigendem Trockensubstanzgehalt<br />

im Erntegut nehmen bei der Luzerne die Bröckelverluste stark zu. Daher sollten möglichst<br />

wenige Bearbeitungsgänge auf dem Feld erfolgen. Als Richtwert können 20 bis<br />

25 % Verluste angenommen werden.<br />

Exakte Untersuchungen zu den Verlusten auf dem Feld fanden nicht statt. Die Angaben<br />

zu Erträgen (Tabelle 10) im Praxisversuch sind Ertragsangaben frei Hof/Silo, das heißt<br />

Naturalertrag abzüglich Ernteverluste.<br />

3.1.4 Silierung<br />

Die Aufwüchse wurden im Praxisversuch, mit Ausnahme der abschließenden Beweidung<br />

vor Umbruch, als Schlauchsilage im Lohn konserviert. Für die Schlauchsilage<br />

wurde der AG-Bagger M7000, Aufbaumotor mit 85 kW Leistung, Schlauchdurchmesser<br />

3,<strong>05</strong> m, Schlauchlänge 70 m, verwendet. Diese Art der Siliertechnik wurde gewählt, um<br />

die relativ kleinen Futtermengen aus dem Versuch silieren zu können. Bei hinreichenden<br />

Futtermengen ist auch im Fahrsilo eine gute Silierung der Luzerne möglich. Dazu<br />

sollte ein ausreichender Vorschub bei der Futterentnahme (im Winter mindestens 1,5 m<br />

je Woche, im Sommer 2,5 m) realisiert werden.<br />

Der Einsatz von Silierzusätzen trägt zur Stabilisierung der Silagequalität bei. Im Versuch<br />

kam ECOSYL in der handelsüblichen Form und Menge zur Anwendung. Es ist ein<br />

biologisches Siliermittel, dass Milchsäurebakterien vom Stamm Lactobacillus Plantarum<br />

MTD/1 enthält. Die Kosten betrugen im Mittel etwa 1,5 bis 1,8 €/m 3 bzw. 3 bis 4 €/t Siliergut.<br />

Beim ersten Schnitt nach der Blanksaat herrschte eine trocken-heiße Witterung. Das<br />

Mähgut trocknete binnen weniger Stunden so schnell ab, dass der Trockensubstanzgehalt<br />

im Futter knapp 65 % betrug. Bei einem so hohen Trockensubstanzgehalt kann<br />

grundsätzlich kein optimaler Silierverlauf erwartet werden.<br />

Der da<strong>für</strong> erforderliche Trockensubstanzbereich bewegt sich vergleichsweise in engen<br />

Grenzen. Luzerne sollte auf mindestens 35 % T angewelkt werden, um eine ausreichende<br />

Gärfähigkeit aufzuweisen. Und sie sollte die 40 % T nicht wesentlich überschreiten,<br />

weil dann die <strong>für</strong> einen guten Silierverlauf erforderliche hohe Verdichtung<br />

immer schwieriger realisierbar wird und in höheren Trockensubstanzbereichen die Bröckelverluste<br />

stark ansteigen. Eine gleichmäßig gute, hohe Verdichtung ist auch mit<br />

Blick auf die Auslagerung wichtig, da sie als wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong> eine hohe<br />

aerobe Stabilität der Silage nach Siloöffnung gilt. Die 65 % T beim 1. Schnitt des Ansaatjahres<br />

sind also sehr kritisch zu sehen. Auf unerwünschte Umsetzungsprozesse<br />

und ein negatives Silierergebnis deutet in diesem Fall der relativ hohe Buttersäuregehalt<br />

von 0,48 % i.d.T hin. Er sollte auf jeden Fall unter 0,3 % i.d.T liegen.<br />

Das ungünstige Verhältnis von Zucker und puffernden Substanzen ist typisch <strong>für</strong> die<br />

Luzerne. Es spiegelt sich im Quotienten von Zucker und Rohprotein wieder, der hier an<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 7


der Grenze zur guten Siliereignung (0,5) und zum Teil an der Grenze zur Gärfähigkeit<br />

überhaupt (0,2) liegt. Dabei wurden insgesamt noch relativ niedrige Rohproteinwerte<br />

ermittelt, die wahrscheinlich auf das Alter der geschnittenen Luzerne zurückzuführen<br />

sind, da hohe Rohfaserwerte auf relativ lange Aufwuchszeiten hindeuten. Zu erwarten<br />

wären Rohproteingehalte von über 18 % i.d.T, wodurch der Quotient noch niedriger<br />

ausfallen würde und die schwerwiegendste Ursache <strong>für</strong> die ungünstige Ausgangssituation<br />

bei der Luzernesilierung noch wirkungsvoller wäre.<br />

Aus siliertechnischer Sicht gilt es also die ungünstigen natürlichen Voraussetzungen zu<br />

verbessern. Folgende Möglichkeiten können dazu genutzt werden:<br />

1. Einsatz von Silierzusätzen, die das DLG-Gütezeichen tragen – auszuwählen<br />

nach Wirkungsrichtung z.B. WR 1 = Verbesserung des Gärverlaufs und Anwendungsbereich<br />

nach Trockensubstanzbereich und Vergärbarkeitskoeffizient (=VK)<br />

z.B.: A = schwer vergärbar (d.h. VK < 35, Mangel an Gärsubstrat und/oder Trockensubstanz);<br />

B = mittelschwer silierbares Futter (d.h. VK > 35, T < 35 %, ausreichend<br />

Gärsubstrat).<br />

Für schwer vergärbares Futter werden Siliersalze empfohlen. Für mittelschwer<br />

silierbares Futter werden sowohl Siliersalze als auch homofermentative Milchsäurebakterien<br />

sowie Kombinationsprodukte aus homofermentativen Milchsäurebakterien<br />

plus chemische Substanz als geeignet empfohlen. Für beide Anwendungsbereiche<br />

wird auch die Zugabe von Melasse mit homofermentativen<br />

Milchsäurebakterien als weitere Möglichkeit gesehen. Mit der Melasse wird der<br />

luzernetypische Mangel an Gärsubstrat ausgeglichen. Bisherige Versuchsergebnisse<br />

und Aussagen verschiedener Autoren dazu sind nicht gleichgerichtet. Be<strong>für</strong>chtet<br />

wird, mit der Melassezugabe eine Verschlechterung der aeroben Stabilität<br />

der Silage nach Siloöffnung und/oder eine Erhöhung der Silierverluste zu bewirken.<br />

Demgegenüber gibt es durchaus auch positive Erfahrungen mit Melassezusatz.<br />

Je ungünstiger die Bedingungen <strong>für</strong> Vergärbarkeit und Silierung, desto sicherer<br />

ist die Wirksamkeit der Siliersalze im Vergleich zu anderen Silierhilfsmitteln. Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> eine gute Wirkung der Silierzusätze ist ihre homogene Verteilung<br />

im Siliergut und die Einhaltung aller siliertechnischen Grundsätze.<br />

2. Die Dauer der Anwelkphase muss bestmöglich gesteuert werden, um einen optimalen<br />

Trockensubstanzgehalt zu erreichen.<br />

3. Der Schnittzeitpunkt sollte vorrangig mit Blick auf den angestrebten Futterwert<br />

festgelegt werden. Orientierungshilfen sind Wuchsstadium und Wuchshöhe. Hier<br />

besteht jedoch noch Untersuchungsbedarf, um zu einer höheren Sicherheit hinsichtlich<br />

der Futterqualität zu gelangen.<br />

3.2 Luzerneeinsatz in der Tierernährung<br />

Luzerne ist in erster Linie als Grobfutterlieferant <strong>für</strong> den Wiederkäuer zu bewerten wie<br />

auch Aufwüchse vom Dauergrünland und von Feldgras sowie der Silomais. Daraus leiten<br />

sich die Nährstoff- und Qualitätsanforderungen der verschiedenen Tierkategorien<br />

an das Grobfutter Luzerne ab. Dazu gehören in erster Linie der Energiegehalt, Strukturwert<br />

und Proteingehalt. Hier unterscheidet sich die Leguminosenart Luzerne auch<br />

wegen ihres Habitus teilweise deutlich von den Gräsern. Luzerne kann als alleiniges<br />

Grobfutter auch in der Hochleistungsfütterung eingesetzt werden.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 8


3.2.1 Energielieferung<br />

Die Verdaulichkeit der organischen Substanz und damit der Energiegehalt der Luzerneganzpflanze<br />

hängen wesentlich vom Anteil des sehr ausgeprägten Stängels und vom<br />

Vegetationsstadium ab. Der Anteil des nahezu unverdaulichen Lignins an den Gerüstsubstanzen<br />

ist selbst bei einem frühen Aufwuchsstadium schon relativ hoch (Tabelle 2)<br />

im Vergleich zu anderen Futterpflanzen, was auch durch ein relativ enges Verhältnis<br />

von NDF- und ADF-Gehalt von etwa 1,35 zum Ausdruck kommt. Graspflanzen weisen<br />

vergleichsweise ein Verhältnis NDF/ADF von etwa 1,6, Maisganzpflanzen und Pressschnitzel<br />

von 1,9 bis 2,1 auf. Die Verdaulichkeit der Faserstoffe von Luzerne ist selbst<br />

der Maispflanze gegenüber relativ niedrig, wie hier in Tabelle 2 anhand der Rohfaserverdaulichkeit<br />

dargestellt ist. Daraus leitet sich auch ein vergleichsweise geringerer Energiegehalt<br />

der Luzerne vor allem gegenüber Grasaufwüchsen ab.<br />

Tabelle 2: Charakterisierung der Zellwandbestandteile verschiedener<br />

Grobfuttermittel<br />

Futterpflanze<br />

Vegetationsstadium % XF<br />

% Gerüstsubstanzen<br />

1)<br />

Anteil (%)<br />

Lignin an<br />

den Gerüst-<br />

substanzen <br />

Verdaulichkeit<br />

(%)<br />

XF<br />

Luzerne 1.Schn., vor Knospe 21,5 40,3 17,4 61<br />

Luzerne 1.Schn., Knospe 26,1 45,4 17,2 55<br />

Luzerne 1.Schn., Beg. Blüte 30,5 <strong>51</strong>,0 18,6 52<br />

Rotklee 1.Schn., Beg. Blüte 26,4 48,9 17,0 56<br />

Silomais Wachsreife 20,0 44,5 13,9 71<br />

1.Schn., Beg. Ähren-<br />

Wiesengras 24,9 46,7 13,9 76<br />

Weidelgras<br />

schieben<br />

1.Schn., Beg. Ährenschieben<br />

23,5 40,9 10,5 78<br />

1) Gerüstsubstanzen = Rohzellulose, Pentosane und Lignin nach Nehring u.a. (1970)<br />

3.2.2 Faserversorgung/Strukturlieferant<br />

Ein Vorteil der Luzerne scheint in einem schnelleren Abbau der Zellwände (Strukturkohlenhydrate)<br />

zu bestehen. Einer Literaturübersicht von NOCEK und RUSSEL (1988) zu<br />

Folge ist der numinale Abbau der Faserstoffe (NDF) bei Luzernesilage mit 11,0 (7,8 bis<br />

16,5) %/Std. deutlich schneller als bei früh wie spät geschnittenem ausdauerndem<br />

Weidelgras mit 3,4 bzw. 2,7 %/Std. und Maissilage mit 3,2 bis 3,5 %/Std. Ein schnellerer<br />

Abbau der Gerüstsubstanzen kann Auswirkungen auf eine verbesserte Nährstoffausnutzung<br />

haben, da mit zunehmender Futteraufnahme bei hohen Milchleistungen<br />

auch die Passagegeschwindigkeit steigt. Futtermittel mit hohen Abbaugeschwindigkeiten<br />

haben dann Vorteile in der Nährstoffausnutzung. Eine höhere Verschwinderate der<br />

Futtermittel aus dem Verdauungstrakt kann zudem positiv auf die Höhe der<br />

Futteraufnahme wirken.<br />

3.2.3 Proteinwert<br />

Die Luzerne ist mit 16 % Rohprotein im verblühten Zustand und bis zu 26 % im Vegetationsstadium<br />

vor der Knospe eine proteinreiche Futterpflanze. Die Aminosäurenzusammensetzung<br />

ist, bezogen auf die Milchproteinzusammensetzung, als günstig einzuschätzen.<br />

Auf 1 g Lysin kommen 0,56 g schwefelhaltige Aminosäuren (Met + Zys),<br />

0,25 g Tryptophan und 0,8 g Threonin. Für die Milchproduktion sind Verhältnisse von<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 9


mindestens 0,45 g schwefelhaltige Aminosäuren, 0,2 g Tryptophan und 0,6 g Threonin<br />

günstig. Die Proteinstabilität von frischer Luzerne und noch mehr von Luzernesilage ist<br />

jedoch gering und liegt bei 10 – 25 %, so dass die Proteinqualität durch den überwiegenden<br />

Proteinabbau in den Vormägen <strong>für</strong> die Milchsynthese nicht in ausreichendem<br />

Maße zur Wirkung gelangt. Hinzu kommt, dass schon während der Fermentierung im<br />

Silo das Luzerneprotein zu Nichtprotein-N (NPN) abgebaut wird. Der Umfang der Proteinzersetzung<br />

wird entscheidend durch die Ernte und Konservierung des Futters beeinflusst.<br />

Der NPN-Anteil kann auf 50 bis 80 % des gesamten Stickstoffs ansteigen. Bei<br />

hohen Anteilen Luzerne in der Ration kann Versorgung mit im Pansen abbaubarem<br />

Protein zu einer zusätzlichen Belastung des Stoffwechsels führen. Dies kann sich in erhöhten<br />

Milch- und Blutharnstoffwerten und letztendlich in erhöhten N-Ausscheidungen<br />

über den Harn äußern. Um den Proteinwert der Luzerne optimal zu nutzen, kommt es<br />

auf schnelle Ernte- und Konservierungsarbeit zur Minimierung der Proteinzersetzung<br />

an.<br />

3.2.4 Mineralstofflieferung<br />

Luzerne hebt sich vor allem durch einen sehr hohen Kalziumgehalt und einen deutlich<br />

höheren Schwefelgehalt von den gebräuchlichsten Futterkulturen ab (Tabelle 3). Der P-<br />

Gehalt ist eher als mäßig einzuschätzen. Kalium und Natrium sowie die Spurenelemente<br />

Kupfer, Eisen und Zink sind in ähnlicher Größenordnung enthalten wie in anderen<br />

wichtigen Futterpflanzen.<br />

Tabelle 3: Mineralstoffgehalt (g/kg T) ausgewählter Futterpflanzen im Vergleich<br />

zur Luzerne<br />

Ca P Mg K Na S Cu Fe Zn<br />

g/kg T mg/kg T<br />

Luzerne 1.Schn. Beg. Blüte 18,6 3,0 2,9 24,6 0,5 3,8 10,2 140 24<br />

Dt. Weidelgras 1.Schn. Beg.<br />

Ährenschieben<br />

6,4 3,8 2,0 27,0 0,4 2,4 9,5 150 35<br />

Wiesengras 1.Schn. Beg.<br />

Ährenschieben<br />

6,6 3,9 2,6 32,7 0,5 2,8 9,7 137 25<br />

Silomais, Milchreife 4,5 2,2 2,7 17,8 0,4 2,7 4,4 184 26<br />

3.2.5 Qualitätsanforderungen<br />

Die Qualitätsanforderungen an das Futtermittel Luzerne aus Sicht der Nährstoff- und<br />

Strukturbedarfsdeckung leiten sich aus den spezifischen Bedürfnissen der jeweiligen<br />

Tierkategorie ab. Das Spektrum der erforderlichen Nährstoffzusammensetzung wird<br />

etwa durch die hoch leistenden Milchkühe und trockenstehenden Kühe begrenzt<br />

(Tabelle 4). Aus dieser Sicht ist <strong>für</strong> die Versorgung der Hochleistungskühe ein früher<br />

Schnitt, d.h. Beginn bis Mitte Knospenbildung, notwendig. Für die Bedürfnisse der älteren<br />

Färsen und die Trockensteher reicht es, die Luzerne mit Beginn der Blüte zu<br />

schneiden.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 10


Tabelle 4: Anforderungen an die Nährstoffqualität von Luzerne in Abhängigkeit<br />

von der zu versorgenden Tierkategorie<br />

Milchkuh bis Färsen über Trocken-<br />

100 Tage 12 Monate steher<br />

XF g/kg T 21 – 24 26 – 29 27 - 30<br />

NDF g/kg T 38 – 43 45 – 50 47 - 52<br />

XP g/kg T 19 – 24 12 - 16 12 - 16<br />

NEL MJ/kg T 5,6 – 6,0 5,2 – 5,6 5,0 – 5,4<br />

Häcksellänge (theor.) cm ≥1,0<br />

3.3 Wirtschaftlichkeit des Luzerneanbaus<br />

3.3.1 Futterkosten im Vergleich<br />

Die vergleichende Gegenüberstellung der Kosten der Futterproduktion soll zunächst auf<br />

der Basis der Nachkalkulationen im Versuchsbetrieb erfolgen (Tabelle 5). Bei den Verfahren<br />

des Feldfutterbaus ohne Flächenprämien (Luzerne, Kleegras) ist als Nutzungskosten<br />

das kalkulatorische Betriebszweigergebnis von Winterroggen und Wintergerste<br />

in den Futterkostenberechnungen enthalten. Für die Verfahren mit Flächenprämie (Silomais<br />

und LKS) sind als Nutzungskosten das kalkulatorische Betriebszweigergebnis<br />

von Winterroggen und Wintergerste zuzüglich anteiliger Stilllegung in Rechnung gebracht.<br />

Die höchsten Futter- und Energieerträge zu den günstigsten Stückkosten erbringen<br />

eindeutig der Silomais und die Lieschkolbensilage (LKS). Mit rund 40.000 MJ NEL/ha<br />

lagen die Energieerträge bei der Luzerne ca. 30 % unter dem Silomaisniveau. Die Energiekosten<br />

liegen deutlich höher als bei Mais, niedriger aber als bei Feldgras. Auch<br />

die Energiedichte der Luzerne aus dem Praxisversuch konnte mit durchschnittlich 5,9<br />

MJ NEL/kg T insgesamt nicht an die Qualitäten des Maises heran. Aus mehrjährigen<br />

Ergebnissen des kleinkörnigen Leguminosenanbaus anderer Betriebe sind Werte um<br />

6,1 MJ NEL/kg T erreicht worden (vergleiche Tabelle 7). Von anderen Untersuchungen<br />

sind aber auch deutlich niedrigere Werte um 5,2 MJ NEL bekannt. Aus der Tabelle 11<br />

ist aber auch ersichtlich, dass im Praxisversuch die Energiedichte der einzelnen Aufwüchse<br />

großen Schwankungen von knapp 5,0 bis 6,55 MJ NEL unterworfen war.<br />

Die Futterkosten lagen im Praxisversuch bei der Luzerne fast doppelt so hoch wie bei<br />

Mais. Gegenüber Feldgrasanbau ist Luzerne aber deutlich wettbewerbsfähiger. Hierbei<br />

bleiben die Unterschiede im verdaulichen Rohprotein, im Struktur- und Futterwert der<br />

einzelnen Verfahren und Futterpflanzenarten unberücksichtigt. Letztlich steht auch<br />

nicht die Frage, ob Mais oder Luzerne. Vielmehr ist zu überlegen, ob Mais und Luzerne<br />

eine sinnvolle, wirtschaftliche Alternative darstellt.<br />

Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen sind kleinkörnige Futterleguminosen im<br />

konventionellen Landbau gegenüber Mais nicht konkurrenzfähig. Die förderpolitischen<br />

Unterschiede zwischen Futterleguminosen und Mais (mit Getreideprämie) bedeuten einen<br />

Nachteil <strong>für</strong> Luzerne in Höhe von knapp 8 Ct/10 MJ NEL bzw. fast 5 Ct/10 MJ ME.<br />

Selbst durch die Einbeziehung des positiven Vorfruchtwertes der N-Binder dürfte sich<br />

daran nichts Grundlegendes ändern. Der Anbau von Futterleguminosen im konventionellen<br />

Landbau muss sich derzeit durch Notwendigkeiten aus der Tierernährung (siehe<br />

Kapitel 3.2 Luzerneeinsatz in der Tierernährung) herleiten.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 11


Tabelle 5: Kennzahlen des Feldfutterbaus im Referenzbetrieb im Mittel der<br />

Jahre 2001 und 2002<br />

Parameter ME Luzerne Feldgras Silomais LKS<br />

Ertrag dt OS/ha 417 280 262 121<br />

Flächenprämie €/ha - - 343 343<br />

Direktkosten gesamt €/ha 136 193 348 281<br />

Saatgutkosten €/ha 22 10 137 137<br />

Düngungskosten 1) €/ha 64 136 102 70<br />

Pflanzenschutzkosten €/ha 0 0 37 37<br />

sonstiger Spezialaufw. €/ha 42 36 42 21<br />

Zinsansatz Feldinventar €/ha 8 11 20 16<br />

Direktkostenfr. Leistung €/ha -136 -193 -5 +62<br />

Arbeitserledigungskosten €/ha 560 560 <strong>51</strong>2 469<br />

Gesamtkosten 2) €/ha 810 867 974 864<br />

T-Gehalt in der OS % 18,0 18,0 36,7 53,6<br />

T-Gehalt im Futter % 45,9 41,3 36,7 53,6<br />

Energiegehalt/kg T MJ NEL 5,90 6,48 6,68 7,98<br />

MJ ME 9,85 10,79 11,<strong>05</strong> 12,75<br />

Silierverluste % 9 15 10 5<br />

T-Ertrag (netto) dt T/ha 68,3 42,8 86,5 64,5<br />

Energieertrag/ha (netto) MJ NEL 40.297 27.760 57.808 <strong>51</strong>.770<br />

MJ ME 67.276 46.224 95.625 82.716<br />

Nutzungskosten €/ha 233 233 255 255<br />

Futterkosten €/dt Futter 7,0 10,6 3,8 6,5<br />

T-Kosten €/dt T 15,3 25,7 10,2 12,0<br />

NEL-Energiekosten Ct/10 MJ 25,9 39,6 15,3 15,0<br />

ME-Energiekosten Ct/10 MJ 15,5 23,8 9,3 9,4<br />

1) nach Entzug einschließlich Bewertung des Nährstoffsaldos und der legumen N-Bindung;<br />

2) einschließlich sonstige Kosten (Flächen-, Gebäude-, Gemeinkosten);<br />

alle Angaben beziehen sich auf Hektar und Jahr.<br />

Im ökologischen Landbau sind die Wettbewerbsverhältnisse völlig anders. Hier stellen<br />

die kleinkörnigen Futterleguminosen eine tragende Säule der Fruchtfolge vieler Betriebe<br />

dar. Die agrarpolitischen Bedingungen stellen Mais und Futterleguminosen im ökologischen<br />

Landbau praktisch gleich. Hierzu wird im Kapitel 3.3.4 Kleinkörnige Leguminosen<br />

zu Futterzwecken im ökologischen Landbau noch eingegangen.<br />

3.3.2 Vergleich zwei und drei Nutzungsjahre<br />

Maßgeblichen Einfluss auf Ertrag, Futterwert und Ausdauer der Luzerne hat das Nutzungsregime.<br />

Für den Praxisversuch war ursprünglich eine Nutzung über drei Jahre<br />

vorgesehen. Nicht vorhersehbare Ereignisse im Versuchsbetrieb ließen aber nur zwei<br />

Nutzungsjahre zu. Nachfolgend soll die Frage geklärt werden, ob ein zwei- oder dreijähriges<br />

Nutzungsregime wirtschaftlich günstiger ist. Da aus dem Praxisversuch keine Daten<br />

<strong>für</strong> ein drittes Nutzungsjahr vorliegen, soll in der nachfolgenden Tabelle 6 anhand<br />

von Richtwerten zunächst dies kalkuliert und danach <strong>für</strong> einen Verfahrensvergleich aggregiert<br />

werden.<br />

Nach den oben genannten Richtwerten (von Kapitel 3.1.3 Nutzung und Naturalerträge)<br />

ist <strong>für</strong> das dritte Nutzungsjahr ein Frischmasseertrag von 375 dt/ha anzunehmen. Für<br />

die beiden ersten Nutzungsjahre ergibt sich nach diesen Richtwerten ein Ertragsniveau<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 12


von 333 dt FM/ha. Die im Praxisversuch tatsächlich erzielten Ergebnisse sind der<br />

Tabelle 5 zu entnehmen.<br />

Die Futterparameter wie Trockensubstanz- und Energiegehalt sollen in der Kalkulation<br />

unverändert (1. und 2. Nutzungsjahr) gelassen werden. Die ökonomischen Kennzahlen<br />

wurden entsprechend den Betriebsergebnissen der beiden vorangegangenen Nutzungsjahre<br />

an das veränderte Nutzungsregime angepasst (Düngungskosten, Zinsansatz<br />

<strong>für</strong> Feldinventar, Aufwand <strong>für</strong> Arbeitserledigung).<br />

Tabelle 6: Kalkulationen zu verschiedenen Nutzungsregimen von Luzerne<br />

Parameter ME 1. – 2.<br />

Nutzungsjahr<br />

3.<br />

Nutzungsjahr<br />

1. – 3.<br />

Nutzungsjahr<br />

Ertrag dt OS/ha 333 375 347<br />

Direktkosten gesamt €/ha 123 107 127<br />

Saatgutkosten €/ha 22 0 15<br />

Düngungskosten 1) €/ha <strong>51</strong> 57 62<br />

Pflanzenschutzkosten €/ha 0 0 0<br />

sonstiger Spezialaufw. €/ha 42 42 42<br />

Zinsansatz Feldinventar €/ha 8 8 8<br />

Arbeitserledigungskosten €/ha 560 500 540<br />

Gesamtkosten 2) €/ha 797 721 781<br />

Nutzungskosten €/ha 233 233 233<br />

Summe €/ha 1.030 954 1.0<strong>05</strong><br />

T-Gehalt in der OS % 18 18 18<br />

T-Gehalt im Futter % 45,9 45,9 45,9<br />

Energiegehalt/kg T MJ NEL 5,90 5,90 5,90<br />

MJ ME 9,85 9,85 9,85<br />

Silierverluste % 9 9 9<br />

T-Ertrag (netto) dt T/ha 54,6 61,4 62,5<br />

Energieertrag/ha (netto) MJ NEL 32.214 36.240 36.875<br />

MJ ME 53.781 60.500 61.562<br />

Futterkosten €/dt Futter 8,7 7,1 7,4<br />

T-Kosten €/dt T 18,9 15,5 16,1<br />

NEL-Energiekosten Ct/10 MJ 32,0 26,3 27,3<br />

ME-Energiekosten Ct/10 MJ 19,2 15,8 16,3<br />

1) nach Entzug einschließlich Bewertung des Nährstoffsaldos und der legumen N-Bindung;<br />

2) einschließlich sonstige Kosten (Flächen-, Gebäude-, Gemeinkosten);<br />

alle Angaben beziehen sich auf Hektar und Jahr.<br />

Im dritten Nutzungsjahr liegen die Gesamtkosten ca. 70 bis 80 €/ha unter dem Mittel<br />

der beiden ersten Jahre. Durch die höheren Naturalleistungen liegen jedoch die Futter-<br />

und Energiekosten unter dem Mittel der zweijährigen Nutzung. Bei einer Ertragsstaffelung<br />

von 60 – 100 – 90 Prozent ist eine dreijährige Nutzung günstiger. Fallen dagegen<br />

die Ertragsunterschiede zwischen 2- und 3-jähriger Nutzung geringer aus, können die<br />

Vorteile einer zweijährigen Nutzung überwiegen. Insgesamt sollte sich das Nutzungsregime<br />

vorrangig nach dem jeweiligen Zustand und Leistungsniveau des Luzernebestandes<br />

(Bestand nach Überwinterung, zu erwartender Futterertrag und –bedarf), den alternativen<br />

Nutzungsmöglichkeiten der Fläche (Nutzungskosten) sowie der effizienten Einbindung<br />

in die Betriebsfruchtfolge richten.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 13


Nach KABIS (1992) spricht viel <strong>für</strong> nur zwei Nutzungsjahre im Luzerne- bzw. Luzernegrasanbau.<br />

Damit werde zwar das Leistungspotential der heutigen Zuchtsorten nicht<br />

voll ausgeschöpft, andererseits jedoch ein stärkerer Ertragsabfall vermieden und ackerbauliche<br />

Vorteile der Luzerne besser genutzt.<br />

3.3.3 Wert der Luzerne in der Fruchtfolge<br />

Besonders in ökologisch wirtschaftenden Betrieben kommt dem Klee- und Luzerneanbau<br />

in der Fruchtfolge eine entscheidende Rolle zu. Die Möglichkeit, den Futteraufwuchs<br />

der Stilllegungsflächen nutzen zu dürfen, bietet Futterbaubetrieben mit Ackerbau<br />

eine günstige Möglichkeit, die Erfüllung der Stilllegungsverpflichtung durch Feldfutterbau<br />

mit hoher Vorfruchtwirkung kombinieren zu können.<br />

Im konventionellen Landbau ist der Fruchtfolgewert der Luzerne deutlich niedriger als<br />

im ökologischen Landbau einzuschätzen. Bewertet man die legume N-Bindung von<br />

0,8 kg N/dt FM laut DüVO mit 0,5 €/kg N, ergibt sich ein Betrag von 150 bis 167 €/ha.<br />

Offen bleibt dabei, wie viel des Stickstoffs aus der Luft <strong>für</strong> die nachfolgende Frucht verwertbar<br />

ist.<br />

Unter den Ackerfrüchten weist die Luzerne je nach Bodenart mit +2,7 bis +3,3 t/ha den<br />

höchsten Wert an reproduktionswirksamer organischer Substanz (ROS) aus. Die meisten<br />

der heutigen Fruchtfolgen (mit Stilllegung, Getreide ohne Strohbergung, Rübenernte<br />

ohne Blatt) in MV verfügen über eine ausgeglichene bis positive Humusbilanz. Daher<br />

dürfte der positive Humuswert der Luzerne betriebswirtschaftlich betrachtet gegen Null<br />

gehen.<br />

Detaillierte Ergebnisse der Schlagkarteiauswertung der Referenzbetriebe MV zur Direktkostenfreien<br />

Leistung nach verschiedenen Vorfrüchten stehen <strong>für</strong> den konventionellen<br />

Landbau nicht im ausreichenden Umfang zur Verfügung. Exaktversuche in der Region<br />

fanden nach eigener Erkenntnis zu dieser Fragestellung nicht statt.<br />

3.3.4 Kleinkörnige Leguminosen zu Futterzwecken im ökologischen Landbau<br />

Dieses Kapitel steht im engen Zusammenhang zum vorangegangenen Abschnitt 3.3.3<br />

Wert der Luzerne in der Fruchtfolge. Hier soll jedoch der speziellen Frage nachgegangen<br />

werden, ob Betriebe im ökologischen Landbau über die obligatorische Stilllegungsverpflichtung<br />

hinaus kleinkörnige Leguminosen (Luzerne- und Kleearten auch im Gemengeanbau<br />

mit Gras) zu Futterzwecken anbauen sollten.<br />

Die nachfolgende Tabelle 7 zeigt ausgewählte Ergebnisse des kleinkörnigen Leguminosenanbaues<br />

zu Futterzwecken in den Öko-Referenzbetrieben Mecklenburg-<br />

Vorpommerns.<br />

Tabelle 7: Ausgewählte Ergebnisse des Futterbaues der Öko-Referenzbetriebe<br />

Futterparameter<br />

Futterleguminosen<br />

auf Stilllegung<br />

Futterleguminosen<br />

auf Ackerland<br />

AWS – Grünland<br />

T-Gehalt im Futter (%) 32,2 29,8 45,7<br />

Energiegehalt<br />

MJ NEL/kg T<br />

MJ ME/kg T<br />

6,11<br />

10,2<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 14<br />

6,10<br />

10,2<br />

6,32<br />

10,6


Daraus ergeben sich die nachfolgenden Futter- und Energiekosten (Tabelle 8). Es wird<br />

deutlich, dass im ökologischen Landbau vom Grünland trotz niedrigerer Futtererträge in<br />

der Regel die günstigste Futterenergie bereitgestellt werden kann. Durch die Prämierung<br />

des Kleegrasanbaues auf Stilllegungsflächen und der Möglichkeit der Futternutzung<br />

<strong>für</strong> Öko-Betriebe ist dieses Verfahren (343 €/28.670 =) 0,12 € bzw. (343 €/47.950<br />

=) 0,07 € je 10 MJ ME dem konventionellen Verfahren (Kleegras auf Ackerland) überlegen.<br />

Tabelle 8: Futterkostenkalkulationen <strong>für</strong> den ökologischen Landbau<br />

Futterparameter<br />

Futterleguminosen<br />

auf Stilllegung<br />

Futterleguminosen<br />

auf Ackerland*<br />

AWS – Grünland<br />

OS-Ertrag (dt/ha) 350 350 240-260<br />

T-Gehalt im Futter (%) 35 35 40<br />

Energiegehalt<br />

MJ NEL/kg T<br />

6,1<br />

6,1<br />

5,8<br />

MJ ME/kg T<br />

10,2<br />

10,2<br />

10,0<br />

Netto-T-Ertrag (dt/ha) 47 47 40<br />

Netto-Energieertrag<br />

MJ NEL/ha<br />

28.670<br />

28.670 23.200<br />

MJ ME/ha<br />

47.940<br />

47.940 40.000<br />

Futterkosten (€/dt Fu.) 5,26 7,45 5,73<br />

NEL-Kosten (€/10 MJ) 0,29<br />

0,41<br />

0,25<br />

ME-Kosten (€/10 MJ) 0,17<br />

0,24<br />

0,14<br />

* einschließlich Nutzungskosten (entgangener Nutzen des Getreidebaus);<br />

Kalkulationen basierend auf mehrjährigen Ergebnissen der Öko-Referenzbetriebe MV.<br />

Die standortgerechte Grünlandnutzung ist meist kostengünstiger als Ackerfutter. Der<br />

Anbau von Ackerfutter sollte daher auf das erforderliche Mindestmaß (Fruchtfolge, Futterbedarfsdeckung)<br />

beschränkt bleiben.<br />

Die Futternutzung der Stilllegung ist ökonomisch von Vorteil. Auch als „Winterweide“ ist<br />

sie zur Schonung des Grünlandes gut geeignet.<br />

Ziel ist die maximale Tierleistung aus dem Grundfutter, das setzt hohe Grundfutterqualitäten<br />

und eine entsprechende Grünlandnutzung voraus.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 15


4 Bewertung der Luzerne unter zukünftigen Rahmenbedingungen<br />

Die europäische <strong>Landwirtschaft</strong> steht vor entscheidenden Veränderungen ihrer Rahmenbedingungen.<br />

Neben Osterweiterung und WTO-Verhandlungen werden zum Teil<br />

einschneidende Korrekturen in der Agrarpolitik diskutiert. Im Rahmen der Halbzeitbewertung<br />

der Agenda 2000 hat die EU-Kommission am 22.01.2003 unter anderem folgende<br />

agrarpolitischen Veränderungen vorgeschlagen, deren Auswirkungen auf die relative<br />

Vorzüglichkeit der Luzerne als Feldfutter im konventionellen Landbau diskutiert<br />

werden sollen:<br />

• Entkopplung der Direktzahlungen als individuelle Betriebsprämie auf der Basis<br />

des globalen Beihilfebetrages, der während des Referenzzeitraumes 2000 bis<br />

2002 ausgezahlt wurde,<br />

• Bindung der Prämie an die Fläche, aber regionale Übertragbarkeit der Prämienrechte<br />

mit und ohne Land zwischen Erzeugern möglich.<br />

Durch die Entkopplung (als Betriebsprämie) werden förderungsseitig Luzerne und Silomais<br />

gleichgestellt. Die Betriebsprämie ist <strong>für</strong> die Anbauplanung und Flächennutzung<br />

nicht mehr entscheidungsrelevant. Feldfutterbau würde mittel- und langfristig nur noch<br />

stattfinden, wenn er über die Tierhaltung einen mindestens ebenso hohen Beitrag zum<br />

Betriebsergebnis beisteuert wie das gerade noch in Frage kommende Marktfruchtverfahren.<br />

Ausgehend von den Ergebnissen der Tabelle 5 sind nach entsprechenden Anpassungen<br />

der Direktbeihilfen und Nutzungskosten ceteris paribus die Futter- und Energiekosten<br />

neu berechnet (Tabelle 9).<br />

Tabelle 9: Verfahrensvergleich Luzerne und Silomais unter derzeitigen (Status<br />

quo) und zukünftig erwarteten agrarpolitischen Rahmenbedingungen<br />

(Entkopplung)<br />

Parameter ME Status quo Entkopplung 1)<br />

Parameter ME Luzerne Silomais Luzerne Silomais<br />

Ertrag dt OS/ha 417 262 417 262<br />

Direktbeihilfe €/ha - 343 - -<br />

Gesamtkosten 2) €/ha 810 974 810 974<br />

Nutzungskosten €/ha 233 255 - -<br />

T-Gehalt in der OS % 18,0 36,7 18,0 36,7<br />

T-Gehalt im Futter % 45,9 36,7 45,9 36,7<br />

Energiegehalt/kg T MJ NEL 5,90 6,68 5,90 6,68<br />

MJ ME 9,85 11,<strong>05</strong> 9,85 11,<strong>05</strong><br />

T-Ertrag (netto) dt T/ha 68,3 86,5 68,3 86,5<br />

Energieertrag/ha (netto) MJ NEL 40.297 57.808 40.297 57.808<br />

MJ ME 67.276 95.625 67.276 95.625<br />

Futterkosten €/dt Futter 7,0 3,8 5,4 4,1<br />

T-Kosten €/dt T 15,3 10,2 11,9 11,3<br />

NEL-Energiekosten Ct/10 MJ 25,9 15,3 20,1 16,8<br />

ME-Energiekosten Ct/10 MJ 15,5 9,3 12,0 10,2<br />

1) nach den Halbzeitvorschlägen zur Agenda 2000 der EU-Kommission vom 22.01.2003 kalkuliert;<br />

2) einschließlich sonstige Kosten (Flächen-, Gebäude-, Gemeinkosten).<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 16


Durch die Entkopplung der Direktbeihilfen verbessert sich die relative Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Luzerne gegenüber dem Silomais deutlich. Die Unterschiede zwischen den<br />

beiden Feldfutterbauverfahren werden so klein, dass nicht berücksichtigte Parameter,<br />

wie z.B. der positivere Fruchtfolgeeffekt der Luzerne, schon die Entscheidung nachhaltig<br />

beeinflussen könnten. In dieser Kalkulation würde bereits eine Veränderung um<br />

125 €/ha zugunsten der Luzerne bzw. zu Lasten des Silomaises gleiche Energiekosten<br />

bewirken.<br />

Es erklärt unter anderem auch, dass kleinkörnige Futterleguminosen in der Tierernährung<br />

weltweit eine größere Rolle spielen als in der EU. Die differenzierte EU-Förderung<br />

von Luzerne und Mais hat mit zum Rückgang des kleinkörnigen Leguminosenanbaues<br />

beigetragen. Dies kann sich in absehbarer Zeit durch die geplanten Korrekturen der agrarpolitischen<br />

Rahmenbedingungen wieder zugunsten der Futterleguminosen verändern.<br />

Hierin liegt auch eine ganz wesentliche Begründung, sich in der angewandten Agrarforschung<br />

diesen Verfahren wieder stärker zu widmen.<br />

5 Vorschläge <strong>für</strong> weitere Forschungsarbeit<br />

Die ersten Ergebnisse belegen, dass die kleinkörnigen Futterleguminosen eine weitergehende,<br />

vertiefende agrarwissenschaftliche Bearbeitung verdienen. Dieser Bericht<br />

stellt lediglich einen Ausgangspunkt dar, in dem die weitere „wissenschaftliche Bearbeitungswürdigkeit“<br />

geprüft und bestätigt wurde.<br />

In den folgenden Forschungsaktivitäten sind nach Ansicht der Bearbeiter drei Schwerpunkte<br />

zu untersuchen:<br />

1. Einsatz der Futterleguminosen in der Tierernährung; Ausgestaltung von Futterrationen<br />

im Hochleistungsbereich von Milchviehherden, Beurteilung der Effekte auf<br />

Leistung, Tiergesundheit;<br />

2. Futterkonservierung; kostengünstige Möglichkeiten zur Konservierung unter Praxisbedingungen;<br />

3. ackerbauliche und ökonomische Aspekte der Futterleguminosen, Bestandsetablierung,<br />

Pflege und Nutzung, Fruchtfolgewert, Erträge und Qualitäten.<br />

Die Schwerpunkte 1 und 2 könnten vom Institut <strong>für</strong> Tierproduktion in Dummerstorf als<br />

Praxisversuch in der Gut Dummerstorf GmbH durchgeführt werden.<br />

Für den 3. Schwerpunkt kommt vorrangig eine mehrjährige Exaktversuchsanlage in<br />

Gülzow in Betracht.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 17


6 Literaturverzeichnis<br />

DSV-Saaten: Luzerne Planet. http://www.dsv-saaten.de.<br />

DüVO: Leitfaden zur Umsetzung der Düngeverordnung - Hinweise und Richtwerte <strong>für</strong><br />

die landwirtschaftliche Praxis. LUFA Rostock der LMS, LFA MV vom 1.3.1998.<br />

KABIS, E.: Luzerne mit Zukunftschancen. DLZ 6/92, S. 32-33; 1992.<br />

LFA: Ansaatempfehlungen <strong>für</strong> den Ackerfutterbau. <strong>Landesforschungsanstalt</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong> und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Institut <strong>für</strong> Tierzucht.<br />

Faltblatt herausgegeben in Abstimmung mit Lehr- und Versuchsanstalt <strong>für</strong> Grünland<br />

und Futterwirtschaft Paulinenaue e.V., Lehr- und Versuchsanstalt <strong>für</strong> Tierhaltung<br />

und Technik Sachsen-Anhalt, Juni 2000.<br />

MEISTER, E.: Möglichkeiten im Schweizerischen Futterbau zur Verbesserung der Wertschöpfung<br />

in der Milchproduktion. Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus<br />

(AGFF). http://www.agff.ch.<br />

NOCEK, J.E. und J.B. RUSSEL: Protein and Energy as an integrated system. Relationship of<br />

ruminal protein and carbohydrate Availability to microbial Synthesis and milk production.<br />

J. Dairy Sci. 71: 2070-2107; 1988.<br />

NEHRING, K. und M. BEYER: In: Nehring, K. und F. Lüddecke. Ackerfutterpflanzen. Deutscher<br />

<strong>Landwirtschaft</strong>sverlag, Berlin, 1971.<br />

NEHRING, K., M. BEYER und B. HOFFMANN: Futtermitteltabellenwerk; VEB Deutscher <strong>Landwirtschaft</strong>sverlag<br />

Berlin; 1970.<br />

PEYKER, W. und J. WEGNER: Leitlinie zur effizienten und umweltverträglichen Erzeugung von<br />

Luzerne und Luzernegras. Thüringer Landesanstalt <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>. 1. Auflage.<br />

Jena, April 1996.<br />

SCHMIDT, L.: Vom Feld auf den Futtertisch – Luzerneanbau in Gemengen mit Gräsern. DLZ<br />

4/97, S. 58-60; 1997.<br />

SCHMIDT, L.: Interne schriftliche Mitteilung vom 13.07.2001 nach Anfrage; Univ. Halle.<br />

TTL: Standpunkt zum Anbau von Luzerne und Rotklee sowie deren Grasgemenge in<br />

Thüringen. Thüringer Landesanstalt <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>, Jena, Dezember 1995.<br />

TTL: Betriebswirtschaftliche Richtwerte <strong>für</strong> die Luzerne-/Luzernegrasproduktion. Thüringer<br />

Landesanstalt <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>. Jena-Zwätzen, April 1996.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 18


7 Tabellenanhang<br />

Tabelle 10: Schlagchronologie - Luzerne<br />

Jahr: 2001 Schlagbezeichnung: 52-1 Schlag: <strong>05</strong>2 Größe: 10,0 ha<br />

Anbau Luzerne Vorfrucht: Winterweizen Vorvorfrucht: Stilllegung<br />

Saattermin: 25.04.01 Saatmenge: 20 kg/ha Saatgutpreis: 2,15 €/E.<br />

Düngung Datum Mittel Menge/ha €/ha N<br />

24.08.00 Carbonationskalk 30,0 20,71 9<br />

22.04.01 NPK 12-12-12 2,0 30,01 24<br />

Schlagsumme 50,72 33<br />

Pfl.-schutz Datum Mittel Menge/ha €/ha<br />

- - - -<br />

Ernte Erntemenge/ha Ernteerlös Prämie<br />

3 Schnitte 445 dt FM/ha - -<br />

Nährstoffe N P2O5 K2O MgO CaO<br />

Entzug* 267 62 289 31 500<br />

Zugang 33 34 24 10 306<br />

Saldo** +122 -28 -265 -21 -194<br />

Jahr: 2002 Schlagbezeichnung: 52-1 Schlag: <strong>05</strong>2 Größe: 7,95 ha<br />

Anbau Luzerne 2. Nutzungsjahr Vorvorfrucht: Winterweizen<br />

Düngung Datum Mittel Menge/ha €/ha N<br />

15.04.02 NPK 12-12-12 3,0 44,10 36<br />

Schlagsumme 44,10 36<br />

Pfl.-schutz Datum Mittel Menge/ha €/ha<br />

- - - -<br />

Ernte Erntemenge/ha Ernteerlös Prämie<br />

3 Schnitte (+ Weide) 389 dt FM/ha - -<br />

Nährstoffe N P2O5 K2O MgO CaO<br />

Entzug* 234 55 253 27 500<br />

Zugang 36 36 36 10 -<br />

Saldo** +113 -19 -217 -17 -500<br />

* Entzug laut DüngeVO ohne legume N-Bindung;<br />

** Saldo aus Zugang abzüglich Entzug zuzüglich legume N-Bindung in Höhe von 0,80 N/dt FM;<br />

eigene Berechnungen.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 19


Tabelle 11: Ergebnisse der Futtermitteluntersuchungen<br />

Probenbezeichnung<br />

Luzerne angewelkt,<br />

1. Schnitt,<br />

Neuansaat<br />

Luzerne angewelkt,<br />

2.,<br />

3. Schn.,<br />

Neuansaat<br />

Luzernesilage,<br />

1. Schnitt,<br />

Neuansaat<br />

Luzernesilage,<br />

2., 3. Schn.,<br />

Neuansaat<br />

Luzerne-silage<br />

1. Schnitt,<br />

2. Jahr<br />

Datum d. Probenahme 24.07.01 18.10.01 12.11.01 12.11.01 26.06.02<br />

Inhaltsstoffe<br />

Trockenmasse (% FM) 624,7 392,4 647,4 403,4 394,3<br />

Rohprotein (g/kg T) 127,0 162,0 110,2 137,2 197,2<br />

Rohfaser (g/kg T) 327,0 353,0 295,8 337,5 214,7<br />

ADF (g/kg T) 368,0 411,0<br />

NDF (g/kg T) 460,0 498,0<br />

Rohasche (g/kg T) 117,0 103,0 126,1 122,6 120,5<br />

Zucker (g/kg T) 66,0 38,0 72,5 13,6 42,7<br />

Energiebewertung<br />

Umsetzbare Energie ME (MJ/kg T) 9,<strong>05</strong> 9,30 9,41 8,57 10,79<br />

Nettoenergielaktation NEL (MJ/kg T) 5,30 5,47 5,57 4,98 6,55<br />

Eiweißbewertung<br />

Ruminale N-Bilanz RNB (g/kg T) 1 5 -1,9 2,9 6,8<br />

nutzbares Rohprotein nXP (g/kg T) 122 132 122 119 155<br />

unabbaubares Rohprotein UDP (%) 20 20 20 20 20<br />

Strukturwert 3,888 4,213 3,498 4,019 2,484<br />

Silage-Parameter<br />

pH-Wert 4,8 4,3 4,0<br />

flüchtige Fettsäuren<br />

Buttersäure (% T) 0,48 0,01 0,03<br />

Essig- u. Propionsäure (% T) 1,14 1,47 0,65<br />

Milchsäure (% T) 5,00 7,37 6,07<br />

Ammoniak (% T) 0,01 0,19 0,15<br />

% ELOS (nach Friedel) 64,16 62,6 64,21 58,94<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 20


Tabelle 12: Schlagchronologie – Teilfläche in der betriebsüblichen Rotation<br />

Jahr: 2001 Schlagbezeichnung: 52-2 Schlag: <strong>05</strong>2 Größe: 33,22 ha<br />

Anbau Hybridroggen Sorte: Fernando Vorfrucht: Winterweizen<br />

Saattermin: 02.10.00 Saatmenge: 0,90 dt/ha Saatgutpreis: 95,10 €/E.<br />

Düngung Datum Mittel Menge/ha €/ha N<br />

24.08.00 Carbonationskalk 30,0 20,71 9<br />

28.02.01 NPK 12-12-12 3,0 45,02 36<br />

18.04.01 Piamon 1,5 21,93 50<br />

28.04.01 Bittersalz 5,0 0,96<br />

Schlagsumme 88,62 95<br />

Pfl.-schutz Datum Mittel Menge/ha €/ha<br />

15.10.00 Fenikan 1,00 16,62<br />

15.10.00 IPU 500 Stefes 1,00 4,86<br />

28.04.01 Flamenco 1,75 25,85<br />

28.04.01 Cycocel 720 1,50 4,22<br />

10.<strong>05</strong>.01 Matador 1,00 32,00<br />

Schlagsumme 83,54<br />

Ernte Datum Erntemenge/ha Ernteerlös Prämie<br />

10.08.01 81,59 dt/ha 775,92 €/ha 343,35 €/ha<br />

Nährstoffe N P2O5 K2O MgO CaO<br />

Entzug* 122 65 49 16 500<br />

Zugang 95 46 36 11 306<br />

Saldo** -28 -19 -13 -5 -194<br />

Jahr: 2002 Schlagbezeichnung: 52-2 Schlag: <strong>05</strong>2 Größe: 63,77 ha<br />

Anbau W.Gerste mz Sorte: Candesse Vorfrucht: Winterroggen<br />

Saattermin: 04.10.01 Saatmenge: 1,83 dt/ha Saatgutpreis: 33,23 €/E.<br />

Düngung Datum Mittel Menge/ha €/ha N<br />

10.03.02 NPK 12-12-12 3,00 44,10 36<br />

06.04.02 AHL 2,56 32,00 72<br />

07.<strong>05</strong>.02 Piagran 2,00 34,16 92<br />

10.<strong>05</strong>.02 Mn-Sulfat 0,75 15,53<br />

Schlagsumme 125,79 200<br />

Pfl.-schutz Datum Mittel Menge/ha €/ha<br />

06.04.02 IPU 500 Stefes 1,80 8,74<br />

06.04.02 Pointer 0,20 4,62<br />

10.<strong>05</strong>.02 Stratego 0,80 38,41<br />

10.<strong>05</strong>.02 Camposan 0,70 14,83<br />

Schlagsumme 66,60<br />

Ernte Datum Erntemenge/ha Ernteerlös Prämie<br />

10.08.02 59,65 dt/ha <strong>51</strong>8,95 €/ha 343,35 €/ha<br />

Nährstoffe N P2O5 K2O MgO CaO<br />

Entzug* 101 48 36 12 500<br />

Zugang 200 41 36 5 -<br />

Saldo** +98 -7 0 -7 -350<br />

* Entzug laut DüngeVO; ** Saldo aus Zugang abzüglich Entzug; eigene Berechnungen.<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 21


Tabelle 13: Bodenuntersuchungsergebnisse der Versuchsfläche<br />

Proben-<br />

Nr.<br />

Bodenart<br />

pH-Wert<br />

(CaCl2)<br />

Kalk-<br />

zustand<br />

(Acetat)<br />

P<br />

mg/100g<br />

Phosphor Kalium Magnesium<br />

P2O5<br />

mg/100g<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 22<br />

Kl.<br />

K K2O<br />

mg/100g mg/100g<br />

Kl.<br />

Mg<br />

mg/100g<br />

23 sL 6,1 6,75 6,1 14 B 12,4 15 B 9,0 B<br />

24 sL 4,9 6,54 4,8 11 B 9,1 11 B 5,0 A<br />

25 sL 5,2 6,60 3,5 8 A 7,5 9 B 5,0 A<br />

26 sL 4,8 6,49 3,9 9 A 7,5 9 B 4,0 A<br />

Ergebnisse der Analysen vom 16.10.01 LUFA ITL, Kiel.<br />

Danksagung<br />

Die Mitarbeiter der <strong>Landesforschungsanstalt</strong> <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> und Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern<br />

danken den Betriebsleitern und Mitarbeitern der Referenzbetriebe<br />

<strong>für</strong> die Bereitstellung der Betriebsdaten und <strong>für</strong> die konstruktive Mitarbeit, ohne die die<br />

vorliegende Auswertung nicht möglich gewesen wäre.<br />

Kl.


LUZERNE - ANBAU - TELEGRAMM<br />

AZ > 35<br />

Mindest pH-Wert: 6,0 (schwach lehmiger Sand)<br />

6,2 (stark lehmiger Sand)<br />

6,5 - 6,8 (sandiger Lehm)<br />

Fruchtfolge: max. mit 33 % Luzerne (dreijährige Nutzung mit nachfolgender<br />

sechsjähriger Anbaupause auf der Fläche)<br />

Bodenversorgung: Kalkung systematisch, um min. pH-Wert vorab zu erreichen<br />

Keimbettkalkung (bis 30 dt Kohlensaurer Kalk) auf die Herbstfurche<br />

streuen und flach einarbeiten - wirkt sich günstig auf eine rasche Jugendentwicklung<br />

aus<br />

Kalidünger min. drei Wochen vor Saat streuen (Luzernekeimlinge sind<br />

empfindlich gegenüber K-Salzen)<br />

PK - Dünger in trockenen Lagen einarbeiten<br />

Molybdän und Bor - besonders wichtig<br />

Bodenbearbeitung: Herbstfurche<br />

Aussaat von Ende März bis Ende Juli möglich<br />

Saatbett: eben, feinkrümelig, gut abgesetzt, unkrautfrei,<br />

letzter Arbeitsgang vor der Saat: nicht früher als 10 Stunden vor der<br />

Saat und nicht tiefer als 4 cm<br />

Aussaat: Frühjahrsblanksaat (hat relativ beste Chancen, Ende März bis<br />

Mitte April) mit Saattiefe von 1 bis 2 cm, Rauhwalze nach Drillmaschine<br />

hat sich bewährt<br />

Düngung: N: nein, außer Start-Gabe von 30-50 kg N/ha;<br />

Allgemein Entzugsdüngung auf Basis Bodenuntersuchung<br />

Pflege: Mechanisch bei Etablierung – nein, selten Kompromisse möglich;<br />

Chemisch - aktueller Beratungsbedarf in Abhängigkeit vom Besatz,<br />

Entwicklungsstadien beachten<br />

Schnitt: im Ansaatjahr: frühestens 75 Tage nach der Saat oder zu Beginn<br />

der Luzerneblüte schneiden,<br />

allg. 4 Schnitte anzustreben (hochwertiges Futter);<br />

dazu sind min. 210 Tage mit > 5°C notwendig, d.h. in Grenzlagen<br />

können im Sinne der Ausdauer des Bestandes auch 3 Schnitte zu empfehlen<br />

sein (Jahreseffekte);<br />

Wuchshöhen und Vegetationsstadium können Orientierung geben <strong>für</strong><br />

Schnittfolge, aktueller Beratungsbedarf<br />

Forschungsbericht <strong>51</strong>/<strong>05</strong>: Beurteilung der Luzerne 23

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