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KV.info März 2018

Neues aus dem DRK Kreisverband Güstrow e. V.

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Ein Ohr für Probleme jugendlicher Migranten<br />

Güstrow, 7. <strong>März</strong> <strong>2018</strong><br />

DRK-Migrationsberaterin Gudrun Mucauque will ab Mai „Teenieberatung“ in Güstrow etablieren<br />

Oft kommen jugendliche Migranten heimlich zu Gudrun Mucauque. Sie suchen Rat für Probleme, die sie in ihrer Familie nicht ansprechen<br />

können. Es geht um das Tragen des Kopftuchs, um den ersten Flirt oder auch die Pille. „Vor allem junge Mädchen aus Syrien oder dem Iran<br />

kommen zu mir“, sagt die Migrationsberaterin des DRK Güstrow. „Es geht um für uns alltägliche Dinge, aber auch intime Fragen spielen Rolle.<br />

Die Mädchen sind neugierig, wollen wissen, wie es bei uns in Deutschland läuft.“ Der Großteil von ihnen kommt aus Familien, in denen der<br />

Vater das absolute Sagen hat, aus einer Gesellschaft mit teilweise rigiden Moralvorstellungen. Hier sind Konflikte mit der aufgeklärten<br />

deutschen Gesellschaft programmiert. Wegen des großen Bedarfs, richtet Gudrun Mucauque in Güstrow ab Mai erstmals eine<br />

„Teenieberatung“ für junge Migranten ein.<br />

Ohne Angst auch<br />

intime Fragen stellen<br />

„Wir wollen eine Anlaufstelle schaffen, wo die jugendlichen Migranten ohne Angst ihre Fragen stellen können“, sagt Gudrun Mucauque, die die<br />

Migrationsberatung in Güstrow und Bützow wesentlich aufgebaut hat. Die geplante „Teenieberatung“ ist Teil der Migrationsberatung. „Der<br />

deutsche Alltag ist vielen zugewanderten Teenies fremd“, hat sie festgestellt. Oft gibt es auch strenge Regeln der Eltern. So dürfen Mädchen<br />

nicht alleine vor die Tür. „Ich suche dann das Gespräch mit den Eltern“, erzählt Gudrun Mucauque. „Man kann nicht alles grundlegend ändern.<br />

Es sind Menschen mit eigener Sozialisierung, eigenen Lebenserfahrungen, Normen und Werten. Im Dialog und mit passenden Angeboten<br />

kann jedoch ein für alle akzeptierbarer Konsens gefunden werden.“ Das sei jedoch oftmals eine Gratwanderung, gibt sie zu.<br />

Familiennachzug<br />

immer wieder Thema<br />

Seit der großen Flüchtlingskrise 2015 arbeitet die Migrationsberatung in Güstrow und Bützow auf Hochtouren. „Damals ging es noch um<br />

grundlegende Bedürfnisse – essen, trinken, schlafen. Jetzt läuft die Integration und die Probleme haben sich gewandelt“, sagt die<br />

Migrationsberaterin. Sprachkurse seien weiterhin ein wichtiger Faktor, aber auch die Schulbildung der Kinder. Immer häufiger geht es auch<br />

um den Familiennachzug. Gudrun Mucauque berät, vermittelt und agiert mit ihrer Migrationsberatung als Schnittstelle zu Behörden und<br />

anderen Institutionen. Im vergangenen Jahr hat die Migrationsberatungsstelle des DRK-Kreisverbandes Güstrow knapp 250 Migranten<br />

geholfen. Es wurden insgesamt 1100 Beratungen durchgeführt.<br />

„Die Beratungstelle wird stark in<br />

Anspruch genommen“, sagt Gudrun<br />

Mucauque. Familienzusammenführung<br />

ist dabei immer wieder ein Thema. Auch<br />

hier unterstützt die Migrationsberatung.<br />

„Der Aufenthaltsstatus des Geflüchteten<br />

muss zum Familiennachzug berechtigen“,<br />

erklärt Gudrun Mucauque. „Wer als<br />

Flüchtling anerkannt ist und eine<br />

Aufenthaltsgenehmigung von drei Jahren<br />

hat, kann seine Familie nachholen.“<br />

Bisher hat die Beraterin dabei geholfen,<br />

15 Familien in Güstrow wieder<br />

zusammenzuführen. Dabei handelte es<br />

sich ausschließlich um Familien aus<br />

Syrien. „Das geht natürlich nicht von<br />

heute auf morgen“, sagt Gudrun<br />

Mucauque. „Die Familien müssen lange<br />

warten. Gerade durch den Krieg in Syrien<br />

ist die Lage sehr prekär.“ Jens Griesbach<br />

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