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LINDSCHULTE-Kundenzeitung „Journal Planung“ 15/2018

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, wir waren die Tour de France 2017! Unser Düsseldorfer Standort war maßgeblich an der Radverkehrsplanung des Auftakts dieses Sport-Großereignisses beteiligt. Keine Kleinigkeit, nicht einmal für unsere sehr erfahrenen Verkehrsplaner aus Düsseldorf. Neu bei LINDSCHULTE ist mit WINTECS ein auf Verfahrens- und Anlagentechnik spezialisiertes Büro, das wir in dieser Ausgabe vorstellen. Ebenfalls neu ist, dass wir uns immer mehr in die Welt der virtuellen Bauplanung begeben – lesen Sie auf der letzten Seite über Virtual Reality. Und natürlich gibt es auch wieder den einen oder anderen Projektbericht aus den Bereichen Hochbau, Wasserwirtschaft und Tiefbau... Ihr Thomas Garritsen (Geschäftsführer)

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
wir waren die Tour de France 2017! Unser Düsseldorfer Standort war maßgeblich an der Radverkehrsplanung des Auftakts dieses Sport-Großereignisses beteiligt. Keine Kleinigkeit, nicht einmal für unsere sehr erfahrenen Verkehrsplaner aus Düsseldorf.

Neu bei LINDSCHULTE ist mit WINTECS ein auf Verfahrens- und Anlagentechnik spezialisiertes Büro, das wir in dieser Ausgabe vorstellen. Ebenfalls neu ist, dass wir uns immer mehr in die Welt der virtuellen Bauplanung begeben – lesen Sie auf der letzten Seite über Virtual Reality.

Und natürlich gibt es auch wieder den einen oder anderen Projektbericht
aus den Bereichen Hochbau, Wasserwirtschaft und Tiefbau...

Ihr Thomas Garritsen (Geschäftsführer)

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4 Infrastruktur<br />

Überflutungsnachweise<br />

Methoden zur Überflutungsbetrachtung<br />

GIS-Analyse<br />

Verantwortlichkeiten<br />

In Zeiten immer häufiger auftretender<br />

Starkregenereignisse gewinnt<br />

die Frage nach Verantwortlichkeiten<br />

für den Überflutungsschutz<br />

immer mehr an Bedeutung. In den<br />

einschlägigen Normen und Regelwerken<br />

sind die Zuständigkeiten<br />

definiert. Die Verantwortung für<br />

den Überflutungsschutz liegt dabei<br />

nicht alleinig bei den Kommunen<br />

respektive Kanalnetzbetreibern, vielmehr<br />

ist dies eine Gemeinschaftsaufgabe<br />

des Straßenbaulastträgers,<br />

des Kanalnetzbetreibers sowie der<br />

Anwohner, denn selbst der Anwohner<br />

hat nach DIN 1986-100 ab einer<br />

abflusswirksamen Fläche von 800<br />

m² einen Überflutungsnachweis zu<br />

erbringen.<br />

Vereinfachter<br />

Überflutungsnachweis<br />

Für kleine Entwässerungssysteme<br />

ohne oberstrom gelegene Einzugsgebiete<br />

kann ein vereinfachter Überflutungsnachweis<br />

nach DIN 1986-100<br />

erbracht werden. In Abhängigkeit<br />

von Starkregenzufluss, Bemessungsabfluss<br />

und der jeweiligen Dauerstufe<br />

wird für die maßgebende Wiederkehrzeit<br />

eine Regenwassermenge<br />

berechnet, welche schadlos auf dem<br />

entsprechenden Grundstück rückzuhalten<br />

ist. Die nachzuweisende Jährlichkeit<br />

hängt dabei im Wesentlichen<br />

von der Flächennutzung ab.<br />

Formel: Vereinfachte Berechnung des<br />

rückzuhaltenden Niederschlagswassers<br />

(DIN 1986-100)<br />

Überstauberechnung<br />

Die Überstauberechnung wird zum<br />

Nachweis der Leistungsfähigkeit des<br />

Entwässerungssystems verwendet.<br />

Mittels hydrodynamischer Simulationen<br />

des Kanalnetzes werden die<br />

Fließvorgänge innerhalb des Kanals<br />

sowie die an den Schächten austretenden<br />

Wassermengen berechnet.<br />

Die Fließvorgänge an der Oberfläche<br />

werden in diesem Verfahren nicht<br />

berücksichtigt und sind in der Örtlichkeit<br />

abzuschätzen.<br />

GIS-Analyse<br />

Mit dem Werkzeug der GIS-Analyse<br />

werden die Fließwege von Niederschlagswasser<br />

auf der Geländeoberfläche<br />

untersucht. Diese rein qualitative<br />

Betrachtungsweise wird ohne<br />

Kopplung mit dem Kanalnetz durchgeführt<br />

und unterliegt keinen Jährlichkeiten.<br />

Die GIS-Analyse ermöglicht<br />

bei vergleichsweise geringem<br />

Aufwand, die Fließwege und überflutungsgefährdeten<br />

Geländetiefpunkte<br />

zu identifizieren und eine<br />

vereinfachte (statische) Volumenberechnung<br />

der Senken durchzuführen.<br />

Aufbauend auf diesen Erkenntnissen<br />

sind die Geländetiefpunkte in der<br />

Örtlichkeit hinsichtlich der Überflutungssicherheit<br />

zu überprüfen.<br />

Straßenprofilmethode<br />

Die Straßenprofilmethode basiert<br />

darauf, dass Wasser, welches aus<br />

Schächten austritt bzw. nicht mehr<br />

der Kanalisation zufließen kann,<br />

oftmals schadfrei in der Straßenparzelle<br />

abgeführt werden kann.<br />

Diese Methode dient der Identifikation<br />

von Geländetiefpunkten und<br />

Senken unter Berücksichtigung der<br />

Abflusskapazität eines vereinfachten<br />

Straßenprofils. Hierzu werden<br />

im hydrodynamischen Modell die<br />

Straßenquerschnitte als zusätzliche<br />

Elemente oberhalb des Kanals abgebildet.<br />

Diese Erweiterung ermöglicht<br />

einen vereinfachten Nachweis der<br />

Überflutungssicherheit. Aufgrund<br />

der 1-dimensionalen Betrachtungsweise<br />

wird eine laterale Überflutungsausbreitung<br />

jedoch nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Gekoppelte<br />

1D-/2D-Abflusssimulation<br />

Die gekoppelte 1D-/2D-Abflusssimulation<br />

ermöglicht eine vollwertige<br />

modelltechnische Überflutungsberechnung.<br />

Durch die bidirektionale<br />

Kopplung und synchrone Berechnung<br />

werden nicht nur die Fließvorgänge<br />

im Kanalnetz und an der<br />

Oberfläche abgebildet, sondern auch<br />

die für eine realitätsnahe Überflutungsberechnung<br />

unbedingt zu<br />

berücksichtigenden Wechselwirkungen<br />

zwischen Oberflächenabfluss<br />

und Kanalisation simuliert.<br />

Das bedeutet, dass sowohl die<br />

Überflutung der Geländeoberflächen<br />

infolge einer Überlastung des Kanalnetzes<br />

als auch die Kanalüberlastung<br />

infolge einer Überflutung realitätsnah<br />

abgebildet werden können.<br />

Folglich können durch die gekoppelte<br />

1D/2D-Abflusssimulation für<br />

Starkregenereignisse sehr genaue<br />

Prognosen zu den Überflutungsbereichen<br />

einschließlich der Fließtiefen<br />

und -geschwindigkeiten aufgestellt<br />

werden.<br />

Straßenprofilmethode<br />

für die wirtschaftliche Planung von<br />

Sanierungs- und Objektschutzmaßnahmen.<br />

Besonders attraktiv ist dieses<br />

Verfahren, da an dem Modell<br />

direkt erkannt werden kann, welche<br />

Teile einer Infrastruktur gefährdet<br />

sind und neben der kostenintensiven<br />

Ertüchtigung der Kanalisation<br />

auch günstigere Möglichkeiten, wie<br />

z.B. der gefahrlose Regenrückhalt in<br />

geeigneten Flächen oder konkrete<br />

Objektschutzmaßnahmen, untersucht<br />

werden können. Zudem kann<br />

abgeschätzt werden, ob ein Überstau<br />

der Kanalisation tatsächlich<br />

zu einer schadenbringenden Überflutung<br />

führt. In der Realität können<br />

zum Teil auch große Überstauvolumina<br />

relativ gefahrlos gehandhabt<br />

werden, während im ungünstigen<br />

Fall auch kleine Volumina zu großen<br />

Schäden (z.B. Wohneinheiten<br />

im Souterrain) führen können.<br />

1D-/2D-<br />

Abflusssimulation<br />

Diese Informationen sind die Grundlage<br />

für realitätsnahe Risikoanalysen<br />

und Gefahrenabwehrpläne sowie<br />

Dipl.-Ing. Sven Hörmann<br />

Projektleiter Wasserwirtschaft<br />

Neue Bemessungsregen<br />

KOSTRA-DWD-2010R<br />

Die 2016 veröffentlichte Fortschreibung<br />

der „Koordinierten Starkniederschlagsregionalisierung<br />

und<br />

-auswertung des Deutschen Wetterdienstes“<br />

(KOSTRA-DWD- 2010)<br />

erhielt Anfang November 2017 eine<br />

Revision des Datensatzes.<br />

Die Version KOSTRA-DWD-2010R<br />

ist nun die amtliche Starkregenauswertung<br />

für Deutschland.<br />

Gerne zeigen Ihnen die Wasserwirtschafts-Experten<br />

aus Nordhorn die<br />

Änderungen der Bemessungsregen<br />

in Ihrer Region auf.<br />

Starkregenindex – Was ist das denn bitte?<br />

Die <strong>LINDSCHULTE</strong>-Mitarbeiter<br />

verfolgen durch die Teilnahme an<br />

vielen Weiterbildungsmaßnahmen<br />

sowie durch das Studium neuer<br />

Regelwerke stetig die neuesten<br />

Entwicklungen in der Wasserwirtschaft.<br />

An dieser Stelle berichten<br />

wir über eine Neuerung, die<br />

in nächster Zeit immer gängiger<br />

werden wird. Das DWA-Merkblatt<br />

M 119 „Risikomanagement in der<br />

kommunalen Überflutungsvorsorge<br />

für Entwässerungssysteme bei Starkregen“<br />

sieht zur Kategorisierung<br />

von Regenereignissen einen neu<br />

eingeführten Starkregenindex vor.<br />

Bisher wurden die Niederschlagsereignisse<br />

unter Berücksichtigung<br />

der jeweiligen Regendauer einer<br />

statistischen Wiederkehrzeit zugeordnet.<br />

Erfahrungsgemäß ist diese<br />

Begrifflichkeit in der breiten Öffentlichkeit<br />

schwierig zu kommunizieren.<br />

Im Sinne der Aufklärung über Überflutungsrisiken<br />

muss den politisch<br />

Verantwortlichen, den verschiedenen<br />

Fachplanern und den betroffenen<br />

Bürgern das bestehende Risiko<br />

des Auftretens von Starkregen und<br />

daraus resultierender Überflutungen<br />

bewusstgemacht werden. Die Charakterisierung<br />

von Starkregen soll<br />

zukünftig mittels Starkregenindex<br />

mit folgender Sprachregelung zur<br />

Risikokommunikation erfolgen:<br />

In Abhängigkeit von der Örtlichkeit<br />

sind Entwässerungssysteme für die<br />

Starkregenindizes 1, 2 oder 3 zu<br />

bemessen. Der Überflutungsschutz<br />

wird in der Regel für die Starkregenindizes<br />

4 bis 5 sowie sonderfallabhängig<br />

für die Starkregenindizes<br />

6 bis 7 angestrebt. Darüber<br />

hinaus (Starkregenindex 8 bis 12)<br />

ist ein vollständiger Schutz vor Überflutungen<br />

weder technisch noch<br />

wirtschaftlich leistbar. Hier stehen<br />

Maßnahmen der vorsorgenden Schadensbegrenzung<br />

im Vordergrund.<br />

Tabelle: Zuordnung Starkregenindex SRI und Wiederkehrzeit T n<br />

(Quelle: Schmitt et al. <strong>2018</strong>, modifiziert)<br />

Dr.-Ing. Klaus Koll<br />

Projektleiter Wasserwirtschaft

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