Timotheus Magazin #9 - Buße
Inhalt Editorial Psalm 51 (König David) Das Wesen wahrer Buße (Kurt Vetterli) – Was die Bibel wirklich über Buße sagt. Ein Mann der Buße (Sascha Bär) – König Josia und seine beeindruckende Bußhaltung. Luther und die Buße (Simon Schuster) – Der Reformator und die Lehre von echter Buße. Das Wunder leidenschaftlicher Buße (Waldemar Justus) – Daniel zeigt was Buße bedeutet. Buße nach dem Willen Gottes (Waldemar Dirksen) – Es gibt nur eine Buße die Gott gefällt. Die Lehre von der Umkehr (Eddi Klassen) – Rezension zu »Die Lehre der Buße« von Thomas Watson. Bunte Überraschung (Peter Voth) – Rezension zur BasisBibel. Buchvorstellungen
Inhalt
Editorial
Psalm 51 (König David)
Das Wesen wahrer Buße (Kurt Vetterli) – Was die Bibel wirklich über Buße sagt.
Ein Mann der Buße (Sascha Bär) – König Josia und seine beeindruckende Bußhaltung.
Luther und die Buße (Simon Schuster) – Der Reformator und die Lehre von echter Buße.
Das Wunder leidenschaftlicher Buße (Waldemar Justus) – Daniel zeigt was Buße bedeutet.
Buße nach dem Willen Gottes (Waldemar Dirksen) – Es gibt nur eine Buße die Gott gefällt.
Die Lehre von der Umkehr (Eddi Klassen) – Rezension zu »Die Lehre der Buße« von Thomas Watson.
Bunte Überraschung (Peter Voth) – Rezension zur BasisBibel.
Buchvorstellungen
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Wir hatten ja schon gesehen, dass Luther dachte,<br />
dass er sich die Annahme bei Gott erarbeiten müsse.<br />
Aber durch das Studium der Psalmen und des Römerbriefes<br />
erkannte er, dass wir Menschen keine Werke tun<br />
müssen, damit Gott uns liebt und wir als Gerechte, also<br />
Schuldlose, vor ihm stehen. Das schenkt uns Gott im<br />
Evangelium. Das ist die gute Botschaft, dass alle, die<br />
Jesus Christus ihr Leben anvertrauen, ihre Sünden<br />
vergeben bekommen und ewiges Leben haben. Paulus<br />
schreibt: Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch<br />
Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es;<br />
nicht aus Werken, damit niemand sich rühme (Eph 2,8-<br />
9). Wir müssen also nicht diese drei Stufen des Bußsakramentes<br />
durchlaufen, und wenn dann genügend Werke<br />
auf der dritten Stufe getan wurden, kann Gott uns in<br />
sein Reich aufnehmen, ohne dass man noch zeitliche<br />
Strafen abarbeiten muss.<br />
Unter <strong>Buße</strong> ist keine Aneinanderreihung von Reuegefühl,<br />
Beichte und guten Werken zu verstehen, damit<br />
man einen Ausgleich für seine Sünden und Befreiung<br />
aus dem Fegefeuer (wie es fälschlicher Weise gelehrt<br />
wurde) schaffen kann. Nicht die Angst vor Verdammnis<br />
oder Fegefeuer und auch nicht der Wunsch, vor Gott<br />
gut da zustehen, sind die richtigen Motive für <strong>Buße</strong>.<br />
<strong>Buße</strong> soll aus Liebe zu Gott geschehen. Der Wunsch,<br />
sich von der Sünde abzukehren und sich auf Gott auszurichten,<br />
kommt daher, dass Gott uns liebt und seinen<br />
Sohn Jesus Christus für uns gegeben hat.<br />
Darum war Luther so fröhlich über das Wort <strong>Buße</strong>:<br />
er verstand, dass sie nicht aus Zwang oder Angst getan<br />
werden muss, sondern der Liebe zu Gott entspringt.<br />
Liebe ist, wie Staupitz Luther lehrte, nicht Ziel und<br />
Vollendung der <strong>Buße</strong>, sondern vielmehr ihr Anfang. 3<br />
Der Mensch ergreift nicht die erste Initiative hin zu<br />
Gott, sondern er erkennt Gottes Fürsorge im Evangelium<br />
und reagiert darauf, indem er seine Sünden künftig<br />
unterlassen will und nach Gottes Geboten lebt. Es war<br />
für den geängstigten Luther eine Befreiung: Endlich<br />
keine Angst mehr haben, weil man Gottes Gericht nicht<br />
fürchten muss. Endlich keine Angst mehr haben, nicht<br />
genug getan zu haben. Endlich keine unzähligen Werke<br />
der Genugtuung vollbringen müssen. Gott hat <strong>Buße</strong><br />
nicht bewusst als Stolperstein in unseren Weg gelegt,<br />
durch welchen wir uns zu Gott hinarbeiten müssen. Das<br />
sind gute Nachrichten für alle, die hinter der Aufforderung,<br />
<strong>Buße</strong> zu tun, eine lange „to do“ Liste sehen, die sie<br />
eigentlich nur noch mehr bußbedürftig macht – hin zu<br />
einem Teufelskreislauf.<br />
Das ist der erste Höhepunkt, den das Thema <strong>Buße</strong> in<br />
Luthers Leben einnahm. Der zweite sollte sich sofort<br />
anschließen. Wir haben jetzt vor allem gesehen, wie<br />
Luther erkannte, was <strong>Buße</strong> nicht ist. Man könnte auch<br />
schlussfolgern, dass <strong>Buße</strong> nicht schwer ist, ja, dass es für<br />
uns Menschen ganz natürlich ist, immer wieder <strong>Buße</strong> zu<br />
tun. Aber obwohl <strong>Buße</strong> nicht bedeutet, dass wir uns für<br />
die Vergebung der Sünden und der Strafen abrackern, ist<br />
sie trotzdem eine Herausforderung.<br />
Als Luther Grundlegendes über die <strong>Buße</strong> erkannt<br />
hatte, und sah, wie falsch der Ablasshandel im Gegensatz<br />
dazu ist, schrieb er die 95 Thesen. Am 31. Oktober<br />
1517 nagelte er sie an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg.<br />
Sofort gab es heftige Reaktionen, so dass selbst<br />
der Papst in Rom von diesem bis dahin noch ganz und<br />
gar unbekannten Mönch aus Wittenberg hörte. In<br />
diesem Dokument finden wir ganz grundlegende Aussagen<br />
zum Thema <strong>Buße</strong>. Die erste These lautet: „Unser<br />
Herr und Meister Jesus Christus wollte, als er sprach:<br />
„Tut <strong>Buße</strong>“ usw. (Mt 4,17) dass das ganze Leben der<br />
Gläubigen <strong>Buße</strong> sei.“ Die <strong>Buße</strong> als Veränderung unserer<br />
Denkweise und Taten, soll kein einmaliges Ereignis sein.<br />
Luther macht deutlich, dass es eben nicht ausreicht, hin<br />
und wieder zur Beichte zu gehen und dann einige gute<br />
Werke zu tun (was ja auch keiner schafft).<br />
Vielmehr soll unser ganzes Leben, jeder Tag, davon<br />
geprägt sein, dass wir uns von den falschen Dingen<br />
abwenden, und uns täglich auf Gott ausrichten. Dazu<br />
gehört sowohl, dass uns unsere Sünden wirklich leidtun,<br />
als auch dass wir dann in unserem Handeln tatsächlich<br />
neue, bessere Wege einschlagen. Luther nennt das, dass<br />
unser (sündiges) Fleisch abgetötet wird: „Es zielt jedoch<br />
auch nicht allein auf die innere <strong>Buße</strong> [in Gedanken und<br />
Gefühl]; vielmehr ist die innere <strong>Buße</strong> keine richtige<br />
<strong>Buße</strong>, wenn sie nicht nach außen Abtötungen des<br />
Fleisches bewirkt.“ 4 Wir sollen nicht nur ein Reuegefühl<br />
empfinden. Wenn es dabei bleibt, nützt das gar nichts.<br />
<strong>Buße</strong> heißt, dass einem die schlechten Angewohnheiten,<br />
die falschen Gedanken und die egoistische Lebensweise<br />
leidtun und bekämpft werden. Der Kampf wird geführt,<br />
indem wir falsche Gedanken und Taten mit Gottes Wort<br />
überprüfen, bewusst unterlassen, den Drang danach<br />
unterdrücken, uns neue Gewohnheiten antrainieren<br />
usw. Es ist schwere Arbeit, die so oft unmöglich<br />
erscheint. Luther schreibt: „Die <strong>Buße</strong> ist [...] Leid über<br />
die Sünde, verbunden mit dem Vorsatz, das Leben zu<br />
bessern.“ 5<br />
Das Gesetz Gottes bewirkt, dass ich die Sünde<br />
erkenne und diese auch als Sünde empfinde. Der Sünder<br />
erschreckt über sich selbst und es kann passieren, dass er<br />
verzweifelt. Und hier schließt sich der Kreis zu unserem<br />
ersten Punkt: Wenn man nur die Anforderungen Gottes<br />
und sein eigenes Versagen sieht, verzweifelt man. Aber<br />
wenn das Evangelium dazu tritt, wird man dazu befreit,<br />
einen – wie Luther sagt – guten Vorsatz zu fassen,<br />
nämlich aus Liebe zu Gott die Sünde künftig zu hassen<br />
und darum zu meiden. Die Zwei Linien laufen zusammen:<br />
Zu der lebenslangen, alltäglichen und schweren<br />
Aufgabe der <strong>Buße</strong> werden wir durch die Zusage der<br />
Vergebung im Evangelium immer wieder neu befreit<br />
und gestärkt. ·<br />
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