LS_Mai
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Zwischen knorrigen Kirschbäumen spazieren<br />
Kirschplantage in Treffurt / Hunderte Bäume schon ersetzt<br />
Knorrige und bemooste alte Kirschbäume<br />
reihen sich aneinander, hier und da<br />
hat der Wind einige der morschen Äste<br />
schon abgebrochen, sie liegen auf dem<br />
gelblichen Rasenteppich. Die Bäume<br />
stehen in Reih‘ und Glied, auf der weichen<br />
Wiese spaziert es sich vortrefflich.<br />
Die alte 20 Hektar große Kirschplantage<br />
oberhalb der Werrastadt Treffurt sucht<br />
in der Region wohl seinesgleichen.<br />
Dass der Obstbau in Treffurt heimisch<br />
wurde, liegt wohl in den guten geologischen<br />
und klimatischen Bedingungen<br />
begründet. Zirka 25.000 Obstbäume<br />
standen einst in der Gemarkung der<br />
Werrastadt. Schon 1788 wurde angeordnet,<br />
„dass jeder neu eingezogene<br />
Einwohner und jeder junge Ehemann 6<br />
Stück gepfropfte Obstbäume...“ und „jeder<br />
Einwohner jährlich 2 Stück...“ pflanzen<br />
musste. Ab 1797 besorgte die Stadt<br />
selbst die einheitliche Bepflanzung<br />
ihrer offenen Flächen zu beiden Seiten<br />
der Werra. Nach der „Knipser“ genannten,<br />
noch dünnfleischigen Wildkirsche<br />
hielt um 1830 die spanische Knorpelkirsche<br />
Einzug. Die Straßenränder von<br />
der Heldraer Grenze bis zur Stadt wurden<br />
mit Obstgehölzen bepflanzt, auch<br />
Äpfel und Birnen baute man an.<br />
Auch der Treffurter Spitzname „Sperrachen“<br />
(nach einem warmen Regen<br />
geplatzte Kirschen) geht wohl auf die<br />
hiesigen Obstbauern zurück.<br />
Über lange Zeit wurden die Früchte<br />
rings um den Ort auf Darren getrocknet.<br />
Im Jahr 2010 begann die Stadt Treffurt<br />
mit der Wiederbelebung der Kirschplantage<br />
oberhalb der Burg Normannstein.<br />
Inzwischen wurden mehrere<br />
hundert Bäume ersetzt und das Verjüngungsprojekt<br />
wird regelmäßig weitergeführt.<br />
Circa 1.700 Stück stehen im<br />
FFH-Schutzgebiet Adolfsburg- Bornberg-<br />
Sülzenberg, das mit seiner besonderen<br />
Kalkmagerrasen-Vegetation<br />
einen besonderen Erhaltungsstatus<br />
innehat.<br />
Seit 2014 erhält jedes Brautpaar von<br />
der Stadt ein Kirschbäumchen zum<br />
Geschenk, welches ebenfalls hier gepflanzt<br />
wird.<br />
Vielleicht besuchen Sie mal die nördlichste<br />
Stadt des Wartburgkreises und<br />
dann sollten sie weder die Burg Normannstein<br />
noch die alte Kirschplantage<br />
verpassen. Vielleicht klappt es Anfang<br />
<strong>Mai</strong> ja sogar noch zur Kirschblüte!<br />
Text/Fotos: Stadt Treffurt/Silvia Rost