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Gazette Zehlendorf März 2017

Gazette für Zehlendorf, Nikolassee, Schlachtensee, Dahlem und Wannsee

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18 | | <strong>Gazette</strong> <strong>Zehlendorf</strong> | | <strong>2017</strong> <strong>März</strong> <strong>2017</strong><br />

Errichtung von Unterkünften in der Leonorenstraße<br />

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) diskutiert<br />

Seit geraumer Zeit plant der Senat auf dem Gelände eines Pflegeheims in<br />

Lankwitz den Bau von Unterkünften für Flüchtlinge. Für dieses Vorhaben wurde<br />

beim Bezirksamt die Fällung zahlreicher Bäume auf dem Grundstück beantragt.<br />

Gegen den Umfang der Beseitigung des Baumbestandes regte sich nach Bekanntwerden<br />

der Pläne Widerstand sowohl von Seiten einer Bürgerinitiative als<br />

auch aus der BVV und dem Bezirksamt. Die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung<br />

nehmen zum aktuellen Sachstand zu diesem Vorhaben Stellung..<br />

CDU-Fraktion<br />

Wir kritisieren das Festhalten der SPD-geführten<br />

Senatsverwaltungen an den<br />

bisherigen Planungen in den Leonorengärten.<br />

Die geringen Zugeständnisse gegenüber<br />

Anwohnern und Bezirk stellen<br />

keinen tragfähigen Kompromiss dar. Die<br />

CDU-Fraktion befürwortet weiterhin den<br />

Abriss der auf dem Gelände stehenden<br />

Ruinen um den vorhandenen Baumbestand<br />

weitestgehend zu erhalten. Die<br />

SPD-geführten Senatsverwaltungen haben<br />

zu lange berechtigte Anliegen der<br />

Anwohner abgeblockt, um nunmehr<br />

ihre Planungen mit dem drohenden<br />

Verzug und dem möglichem Scheitern<br />

zu begründen. Es drängt sich der Eindruck<br />

auf, dass genau dies von Anfang<br />

an beabsichtigt war. Unstrittig ist, dass<br />

der Abriss von bestehenden Gebäuden<br />

oder deren Integration in die Planung<br />

einen höheren Aufwand und höhere Kosten<br />

verursachen. Die Planungen für die<br />

Gebäude sind jedoch für die nächsten 80<br />

Jahre angelegt, so dass erheblich mehr<br />

Sorgfalt und Auseinandersetzung mit<br />

den Begebenheiten vor Ort zu Beginn<br />

des Planungsprozesses verlangt werden<br />

kann. Wir werden versuchen, noch im<br />

Rahmen der Bauausführung Korrekturen<br />

herbeizuführen; obwohl wir wissen, dass<br />

dies ein schwieriges Unterfangen wird.<br />

Jens Kronhagel<br />

Berlin SPD-Fraktion<br />

Sozialdemokraten unterstützen seit<br />

über 130 Jahren Flüchtlinge, also Menschen,<br />

die ihr Heimatland verlassen<br />

haben, weil sie dort z.B. wegen ihrer<br />

Religion, Nationalität oder als Angehörige<br />

einer bestimmten sozialen Gruppe,<br />

verfolgt worden sind. Der Schutz von<br />

Flüchtlingen ist ein grundgesetzliches<br />

Menschenrecht. Dazu gehört auch ihre<br />

Auf diesem Grundstück werden künftig<br />

Flüchtlingsunterkünfte gebaut.<br />

menschenwürdige und dauerhafte Unterbringung.<br />

An Turnhallen wurde dabei<br />

nicht gedacht. Sie sind dafür auch<br />

nicht geeignet. Deshalb unterstützen<br />

wir den Senat dabei, zügig Flüchtlingsunterkünfte<br />

auf dem Privatgrundstück<br />

von VIVANTES zu errichten. Weil es das<br />

schwarz/grün dominierte Bezirksamt in<br />

den vergangenen Jahren versäumt hat,<br />

geeignete Grundstücke zu benennen,<br />

rangiert der Bezirk bei der Unterbringung<br />

von Geflüchteten an drittletzter Stelle<br />

in Berlin. Jede Änderung der aktuellen<br />

Bauplanung würde zu großen Verzögerungen<br />

führen. Angesichts der aktuellen<br />

Situation ist das unzumutbar: Auch wenn<br />

wir aus guten Gründen für den Baumund<br />

Denkmalschutz oder die Pflege von<br />

Erinnerungskultur einstehen – in diesem<br />

Fall hat die Sorge für die Geflüchteten für<br />

uns Vorrang.<br />

Volker Semler<br />

B‘90/Grünen-Fraktion<br />

Die Landesplanung zur Flüchtlingsunterkunft<br />

modularer Bauweise (MUF) an der<br />

Leonorenstraße stieß bei der Nachbarschaft<br />

und auch bei uns Grünen aufgrund<br />

der vielen Baumfällungen auf Protest.<br />

Der Bezirk schlug daher zunächst vor, die<br />

Bauten nicht im Park und Wald, sondern<br />

anstelle von ungenutzten Gebäuden zu<br />

errichten. Doch das Trafohaus wird genutzt<br />

und der Abriss würde die Bebauung<br />

erheblich verzögern.<br />

Deshalb hat das Stadtplanungsamt eine<br />

andere Bebauung mit weniger Baumfällungen<br />

erarbeitet. Dieses wurde vom<br />

Senat so übernommen und daraufhin hat<br />

das Naturschutzamt den Baumfällungen<br />

im Park zugestimmt.<br />

Wir Bündnisgrüne begrüßen, dass durch<br />

das Eingreifen des Bezirks nun weit<br />

weniger Bäume gefällt werden. Der<br />

dennoch erhebliche Eingriff in Natur<br />

und Kulturgeschichte fällt uns schwer,<br />

ist aber buchstäblich notwendig. Denn<br />

seit mehr als vierzehn Monaten leben<br />

geflüchtete Menschen in Turnhallen<br />

im Bezirk. Diese Zustände sind immer<br />

schwerer erträglich.<br />

Kompromisse sind für unser soziales Zusammenleben<br />

aber unentbehrlich - das<br />

gilt auch und erst recht für politisches<br />

Handeln. Wir stehen zu der Verantwortung,<br />

den Menschen in Not zu helfen.<br />

Carsten Berger<br />

Alternative<br />

für<br />

Deutschland<br />

AfD-Fraktion<br />

Holzt Berliner Polit-Filz den Leonorenpark<br />

ab? Am 26.1. vormittags berichtet<br />

der Tagesspiegel-Online, dass Bezirksstadträtin<br />

Maren Schellenberg, Grüne<br />

die Fällgenehmigung für die Bäume<br />

im Leonorenpark erteilt hat. Am 25.1.<br />

verneinte Schellenberg dies noch im<br />

Integrationsausschuss und nannte für<br />

die Fällgenehmigung eine Senatseinrichtung<br />

verantwortlich, so Lutz Ammer, AfD<br />

und Ausschussmitglied.<br />

Am 6.2. sagte Schellenberg auf einer<br />

Informationsveranstaltung wiederum,<br />

keine Fällgenehmigung erteilt zu haben<br />

und verwies auf einen Senatsvertreter,<br />

der antwortet: „Das müssen Sie doch<br />

wissen“. Gut 100 Bürger waren vor Ort<br />

und wurden Zeugen. Die Morgenpost<br />

zitiert Schellenbeg aus der Veranstaltung<br />

aber wie folgt: „Hätte ich die Zustimmung<br />

verweigert, hätte der Senat das Verfahren<br />

an sich gezogen“.<br />

Am 18.1. kokettierte Matthias Kollatz-Ahnen,<br />

alter und neuer Finanzsenator am<br />

Runden Tisch des Willkommensbündnisses<br />

dreist, dass der Park weg komme.<br />

Der Herr ist ebenfalls Mitglied des Vivantes-Aufsichtsrats.<br />

Der Betrieb, der von<br />

der Abholzung direkt profitiert. Noch im<br />

Sommer 2016 bestritt die SPD vehement,<br />

dass Kollatz-Ahnen als Finanzsenator in<br />

Parks Flüchtlingsunterkünfte plane oder<br />

anordne, und warf der CDU „Panikmache“<br />

vor.<br />

Peer Döhnert<br />

FDP-Fraktion<br />

Der Senat zieht seinen Plan durch, in<br />

der Leonorenstr. in einem historischen<br />

Park eine Flüchtlingsunterkunft zu errichten.<br />

Nachdem das Bezirksamt groß<br />

im Parlament angekündigt hatte, die<br />

Fällgenehmigungen zu verweigern, hat<br />

es völlig überraschend diese nun doch<br />

erteilt. Zwar wird ein kleiner Teil des<br />

parkartigen Charakters erhalten, doch<br />

müssen viele schützenswerte Bäume<br />

gefällt werden. Auch bei der Bebauung<br />

ist der Bezirk ein Verlierer. Das Gelände<br />

ist allgemeines Wohngebiet, doch wird<br />

der Senat weder die Geschossflächenzahl<br />

noch die Grundflächenzahl einhalten.<br />

Die notwendigen Befreiungen kann sich<br />

die Senatsverwaltung selbst erteilen. Am<br />

Ende des Prozesses muss man konstatieren,<br />

der Bezirk ist als Tiger gestartet<br />

und als Bettvorleger gelandet. Die FDP<br />

fordert eine abschließende Verantwortlichkeit<br />

auf einer Verwaltungsebene, also<br />

Senat oder Bezirk, und das Ernstnehmen<br />

der Bürgerbeteiligung. Unstrittig ist für<br />

uns Freie Demokraten, dass Steglitz-<strong>Zehlendorf</strong><br />

seiner moralischen Verpflichtung<br />

nachkommt und Kriegsflüchtlinge in angemessener<br />

Zahl aufnehmen muss. Ein<br />

Sankt-Florian-Prinzip, das immer auf die<br />

anderen zeigt, lehnen wir ab. Wir haben<br />

GermanMUT, wollen Herausforderungen<br />

meistern und Veränderungsprozesse positiv<br />

gestalten.<br />

Rolf Breidenbach<br />

Linksfraktion<br />

Die Linksfraktion befürwortet die Errichtung<br />

von Unterkünften für Geflüchtete<br />

in der Leonorenstraße, denn viele von<br />

ihnen sind noch immer prekär untergebracht<br />

und brauchen endlich ein<br />

menschenwürdiges Zuhause! Dass eine<br />

alternative Planung, bei der der parkähnliche,<br />

wertvolle Baumbestand erhalten<br />

werden kann, nicht ernsthaft geprüft<br />

wurde, ist ein fatales Versäumnis! Das<br />

Bezirksamt Steglitz-<strong>Zehlendorf</strong> hat sich<br />

lange geweigert, geeignete Standorte<br />

für Flüchtlingsunterkünfte zu benennen<br />

und darauf hinzuwirken, dass leer<br />

stehende Gebäude wie in Heckeshorn<br />

ertüchtigt werden. Standorte wie z. B.<br />

am Osteweg wurden vom ehemaligen<br />

CDU-Senator Czaja leichtfertig verworfen.<br />

Durch diese Vogel-Strauß-Politik ist<br />

wertvolle Zeit vertan worden, die nun<br />

zum Erhalt der Bäume fehlt! Aus Sicht der<br />

Linksfraktion ist die Rodung des ökologisch,<br />

historisch und sozial bedeutsamen<br />

Baumbestandes ein sehr hoher Preis, der<br />

nun gezahlt werden muss, um unsere<br />

humanitäre Verantwortung für die Unterbringung<br />

Geflüchteter im Bezirk erfüllen<br />

zu können. Durch eine proaktive, frühzeitige<br />

Benennung geeigneter Standorte<br />

wären die Baumfällungen vermeidbar<br />

gewesen!<br />

Gerald Bader<br />

Weitere Informationen zur BVV und<br />

den Sitzungsterminen finden Sie<br />

unter www.berlin.de/ba-steglitzzehlendorf/<br />

politik-und-verwaltung/<br />

bezirksverordnetenversammlung/

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